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3 v^zss.
HARVARD COLLEGE
LIBRARY
FBOM THS BSQUEST OF
JAMES WALKER
(Clata of 1814)
Presideni of Harvard College
bfliag fiveo to wwcka in tlie ImeUMtnal
and Moni
/ .
*
1
I
4 »
DER INDEX
DER
VERBOTENEN BÜCHER.
EIN BEITRAG
ZUR KIRCHEN- UND LITERATURGESCHICHTE
VON
DR FR. HEII^RICH BETSCH,
PROFR8SOR AN DER UHIYERSITÄT ZU BONN.
ZWEITER BAND,
ERSTE ABTIIEILLNG.
BONN
VERLAG VON MAX COHEN & SOHN (FR. COHEN)
1886.
4^ yz s-i/ /■ i
SEP 14 1885
.' « A
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Vorwort.
Der zweite Band meines Werkes erscheint später und ist,
was damit zusammenhängt, umfangreicher geworden, als ich
nach der Vollendung des ersten voraussetzte. Die Fülle und
Manni^altigkeit des Materials muss dieses entschuldigen. Der
Wnnschy die Geschichte des Index bis zur Gegenwart möglichst
vollständig und genau darzustellen, — das letzte noch berück-
sichtigte Bücherverbot ist vom 19. Dec. 1884 datirt, — und
die Schwierigkeit, das reiche Material zu beherrschen, mag
auch der grossen Zahl der Nachträge zur Entschuldigung ge-
reichen.
Die Einrichtung ist in dem zweiten Bande dieselbe wie
im ersten : die grösser gedruckten Partieen geben eine zusammen-
hangende Geschichte des Index ; in kleinerm Druck folgt die wei-
tere Ausführung dieser Skizze. Nur glaube ich, dass in diesem
zweiten Bande auch die kleiner gedruckten Partieen mit Aus-
nahme weniger Paragraphen tiir einen weitern Leserkreis
verständlich und interessant, grossentheils für die Geschichte
und Charakteristik des Index mindestens ebenso wichtig sind
wie die grösser gedruckte Skizze.
In dem Register, in welches (mit I bezeichnet) auch einige
Berichtigungen und Nachträge zu dem Register des ersten Bandes
eingefügt sind, stehen die Namen und Schlagwörter im allge-
meinen in derselben Ordnung wie in den neueren Index-Aus-
gaben (in dem Buch selbst sind sie gesperrt gedruckt); nur habe
ich nicht Die theologischen Studien etc. unter Die, van Ess nicht
outer Van, Le Bret nicht unter Bret, La Combe nicht unter
Combe, Du Ghesne nicht unter Chesne, Saint-Amour nicht unter
Amoor gestellt u. dgl.
IV Vorwort.
Ich fühle mich verpflichtet, auch dieses Vorwort mit dem
Ausdrucke des herzlichen Dankes ftlr die Unterstützung zu
schliessen, die mir bei meiner Arbeit von vielen Seiten zu Theil
geworden ist.
Bonn im April 1885.
Reusch.
Inhalt.
Hcite
1. Die Bömischen BücherTerbote im allgemeinen .... 1
2. Publication der Bücherverbote . . . . , 17
3. Ansgaben des Kömischen Index von 1600 bis 1664 . . 23
4. Der Index Alexanders VII. 1664 29
5. Aasgaben des Eömischen Index von 1670 bis 1758 . . 33
6. Der Index Benedicts XIV. 1758 38
7. Der Index des spanischen Generalinquisitors Sandoval
1612 42
8. Der Lissaboner Index von 1624 46
9. Spanische Indices von 1632 bis 1790 49
10. Französischer Index von 1685 57
11. Belgische Indices 1695—1714 59
12. Böhmische Indices 1726 — 1767 63
13. Nachträge zu dem Index yon 1596 66
14. Allgemeine Verbote 73
15. Expnrgationen im Bömischen Index 83
16. Ersatz für die erste Classe 87
17. Deutsche protestantische Theologen 1600—1758 ... 106
18. Holländische protestantische Theologen 114
19. Englische protestantische Theologen 118
20. Französische protestantische Theologen 127
21. Italienische protestantische Schriften 131
22. Schriften über die Päpste, die Inquisition und dgl. 1600
—1757 136
23. Schriften über die morgenländische Kirche 145
24. Judaica 148
25. Patristiscbe und mittelalterliche Schriften. Heidnische Clas-
siker 151
26. Gedichte, Facetien und dgl. Schulbücher. Zeitschriften und
encyclopädische Werke 159
27. Protestantische Juristen 167
128, Philosophische, naturwissenschaftliche und medicinische
Schriften 174
29. Magische, astrologische und ähnliche Bücher . . . . 181
{ 30. Geschichtliche Schriften 188
31. Falsche Ablässe 205
VI Inhalt.
Seite
32. Officien und andere Gebete 214
33. Exorcismen- Bücher 218
34. Schriften über Heilige. Heiligenbilder 223
35. Mariologie 229
36. Fälschungen 244
37. Nonnen-Offenbarungen 252
38. Schriften über Orden 260
39. Jesuitica 280
40. Die Controverse de auxiliis 298
41. Casuisten 1600--1654 '. ... 309
42. Der Streit zwischen Paul V. und der Eepublik Venedig,
1606. P. Sarpi 319
43. Der Streit über den englischen Treueid, 1606 .... 327
44. Die Censurirung der politischen Doctrinen der Jesuiten in
Frankreich, 1610—1625 341
45. Gallicaner vor 1682 354
46. Regalisten, 1600—1700 370
47. Streitigkeiten zwischen Welt- und Ordensgeistlichen, 1600
— 1700 382
48. Inquisitionsprooesse unter Urban VIII 394
49. Katholische Theologen 410
50. J. B. Poza und Th. Raynaud 434
51. Arnaulds Buch über die Communion. M. de Barcos. Das
Rituel d'Aleth 446
52. Die Jansenistische Controverse, 1641—1669 457
53. Pascal und Arnauld über Jesuiten-Moral 484
54. Streitschriften über Moraltheologie 1657 — 1730 ... 497
55. Streitigkeiten in den Niederlanden 1654 — 1690 .... 515
56. Der Streit über die Attritio und über das Peccatnm philo-
sophicum 531
57. ,,Jansenistisohe'^ Erbaunngsbücher 539
58. Die gallicanische Controverse unter Alexander VII. 1663 552
59. Der Streit über das Regalienrecht, 1677—82 560
60. Die gallicanischen Artikel von 1682 565
61. Gallicanische Eirchenhistoriker 577
62. PhUosophische Schriften 1660—1750 .598
63. Der Quietismus 610
64. F6nelon 628
65. Streitigkeiten in den Niederlanden 1690—1712 .... 643
66. Controversen , welche mit der Jansenistischen zusammen-
hangen 667
67. Der Cas de conscienoe von 1702 692
68. Die Utrechter Kirche 712
69. Die Bulle Unigenitus 724
70. Schriften von Gegnern der Bulle Unigenitus .... 761
71. Der Streit über die chinesischen und malabarischen Ge-
bräuche 771
72. Kirchlich-politische Streitigkeiten 1700—1750 .... 777
73. Gallicaner 1729—63 788
'
Inhalt VII
Seite
74. Italienische Streitschriften 794
75. Die Freimaurer 801
76. Jesuitica 1740—60 804
77. Der Streit über den Probabilismus, 1743—57 .... 816
78. Die Bibliotbeqne Jansiniste und der spanische Index von
1747 827
79. L. A. Muratori 839
80. Die Controyerse über das Zinsennehmen 847
81. Das Lesen der Bibel in der Volksprache 851
82. Irreligiöse Schriften 862
Berichtigungen und Nachträge 876
■
I
IJebersicht der besprocheuen Indices.
I. Der Römische Index.
1. Index Clemens' VIII. 1600—1674; mit Znsätzen, Romae 1624
—40; Coloniae 1627. 1647. 1665; Romae et Tridenti 1634;
— Syllabus 1618; Edictum 1619; Raccolta 1624; Elenchus
1632. 1635. 1640. 1644, S. 23.
2. Index Alexanders VII. 1664 (1665. 1667), S. 29.
3. Vermehrte Ausgaben des Index Alexanders VII. 1670 — 1752:
Index Clementis X., Innocentii XI., regnante demente XI.,
regnante Benedicto XIV., S. 33; — Prag 1726, S. 63.
Raccolta von 1710, S. 37. Nota di alcane operette, S. 38.
4. Index Benedicts XIV. von 1758, S. 38. 877.
5. Vermehrte Ausgaben des Index Benedicts XIV.: Romae
1758—70; Parmae 1783; Pii VI. 1786 (1787. 1806); Pii
VII. 1819; Gregorii XVI. 1835. 1841; Pii IX. 1855. 1871;
Leonis XIII. 1881 ; Nachdrucke (Paris, Mecheln u. a. w.)
1825—1860, S. 877.
II. Der Römische Index mit Zusätzen.
1. Krakauer Indices von 1603 und 1617, S. 28.
2. Lissaboner Index von 1624, S. 46.
III. Der spanische Index.
1. Sandoval 1612 (Genf 1619. Palermo 1628), S. 42.
2. Zapata 1632, S. 49.
3. Sotomayor 1640 (1667), S. 50.
4. Vidal Marin 1707, S. 53.
5. Perez de Prado 1747, S. 54. 827.
6. Rubin de Cevallos 1790, S. 55. 887.
7. Suplemento al Indice de 1790, S. 887.
IV. Bischöfliche Indices.
1. Catalogue des Erzbischofs von Paris von 1685, S. 57.
2. Decret des Erzbischofs Precipiano von Mecheln von 1695,
S. 59. 651.
3. Clavis haeresim claudens, Königgraetz 1729. 1749, S. 63.
4. Index bohemicorum librorum, Prag 1767, S. 63.
5. Verzeichniss aftermystischer Bücher, Augsburg 1820, S. 901.
Uebersicht der besprochenen Indices. IX
6. Nodficanza, Turin 1852, S. 901.
7. Index dioc^sain, Lngon 1852, S. 902.
Y. StaAtliche Indices.
1. Oesterreichische : Catalo^s, Wien 1754 — 1780; Verzeich-
niss, Wien 1816; Catalogue, Bimxelles 1788, S. 895.
2. Catalogns, München 1770, S. 898.
3. Verzeichniss der verbotenen (socialdemokratischen) Druck-
schriften, Berlin 1882, S. 899.
VI. PriratarbeiteD.
1. Index generalis von Thomas James, Oxoniae 1627, S. 29.
2. Elenehus von Namur, 1709, S. 59.
3. Index von J. B. Hannot, S. 59.
4. Madrider Index von 1844, S. 887.
5. Verzeichnisse von staatlich verbotenen Büchern (Deutsch-
land, Schweden, Frankreich), S. 898.
Erklärung einiger Abkürzungen.
Alex. No. 1 = No. 1 der dem Index Alexanders VII. beigefügten Edicte;
S. 17.
Gonst. ^ Constitutiones et decreta apostolica, Col. 1686; S. 18. 524.
Hannot = Index von J. B. Hannot; S. 59.
Nam. =s Elenchus . . ., Namurci 1709; S. 59.
Acta S. S. = Acta Sanctae Sedis in compendium redacta, Rom 1865 ff.
Arn. s= Arnauld, Oeuvres ; S. 660.
Avr. ^ Avrigny, Memoires; S. 590.
Baillet, A., Jugemens des savants, Amst. 1725.
Barbier-Querard =^ Querard, Supercheries litt.; 2. Ed. suivie du Diction-
naire des ouvr. anonymes par A. A. Barbier, Paris 1869.
Boss. = Bossuet, Oeuvres, Versailles 1815 — 19.
Bull. = Bullarium und Bull(arii) cont(inuatio) , Luxemb. 1727 ff. (bis
Clemens XH.); Bullarium Benedicti XIV., Rom 1754; BuUarii con-
tinuatio, Rom 1835 ff. (Clemens XIII. bis Pius VIH.).
C. Qu. =s Causa Quesnelliana; S. 656.
Cantü, Gli heretici dltalia, 1865—68.
Civ. 1, 1, 1 B= Civiltä cattolica, Serie 1, vol. 1, p. 1.
Coli. Lac. = Acta et decreta conciliorum recentiorum. Collectio Lacensis,
1870—82.
Cret.-Joly = Cretineau-Joly, Hist. de la Compagnie de Jesus, 2. Ed.,
Par. 1846. .
Dict. Jans. = Dictionnaire des livres Jansenistes; S. 831.
Dodd = Church History of England by Ch. Dodd, 1737, 8 Fol — Dodd-T.
= New edition by M. A. Tiemey, 1839—43, 5 vol. 8.
Drujon, Catalogue ; S. 900.
Dupin, BibliothSque ; S. 586.
Fen. = Fen§lon, Oeuvres, Versailles 1820—24. Corr(e8pondance) de Fe-
n(elon), Par. 1827—29.
Fleur. s Cl. Fleurii Hist. eccl. a quodam anonymo oontinuata atque a P.
Alexandro lat. reddita, Augsb. 1767 ff.; S. 590.
G. eccl. = Giornale ecclesiastico di Roma, 1785 — 94; S. 972.
•
Erklärung einiger Abkürzungen.
XI
Harter, Nomenclator literarius, 1871—84.
Iraüh, Qaerelles litteraires, Par. 1761.
Midi, a S. Jos. = Michaelis a. S. Josepho Bibliographia oritica; S. 372.
Viefaaad, £., Louis XI Y. et Innooent XI., Par. 1882.
Migne, Dictionnaire des heresies; S. 831.
y. £. =s Kouvelles ecclesiastiques ; S. 769.
Pelayo, Los Heterodoxos espafioles, 1880—81.
Perreos, L'eglise et Tetat; S. 342.
Picot, Memoires; S. 590.
Plat, Recherches; S. 842.
RoskoTäny, Romanus Pontifex, 1867 ff.
S.-BeuTe = Sainte-Beuve, Port-Royal, 3. Ed., 1867.
Schulte, Gesch. der Quellen und Literatur des canonischen Rechtes, 1875—80.
Serry, Historia congregationum de aux., 1709; S. 308.
Talery, Correspondance inedit« de Mabillon et de Montfauoon, Par. 1846.
1. Die RSmischen Bficheryerbote im allgemeinen.
1. Wie in früheren Jahrhanderteo, so wurden auch nach
dem J. 1600 in wichtigen oder fttr wichtig gehaltenen Fällen
Bflcher durch päpstliche Constitutionen, Bullen odei* Breven,
verdammt So von Clemens VIII. 1602 die Werke des Carolus
Molinaens (I, S. 442), von Urban VIII. 1642 das Buch des Jan-
senius und mehrere darauf bezügliche Schriften, von Alexander VII.
1661 eine französische Uebersetzung des Missale u. s. w. —
Einige Formeln sind in diesen Actenstttcken stehend, namentlich
folgende: Wir verdammen das Buch „aus eigenem Antriebe
(motu proprio) und aus sicherer Wissenschaft und nach reiflicher
Ueberlegung mit apostolischer Autorität (in Bullen: durch diese
Coostitntion, die für immer Geltung haben soll, kraft der Au-
torität der seligen Apostel Petrus und Paulus und Unserer
eigenen) und verbieten das Drucken, Lesen und Behalten des-
selben allen, wessen Standes und Ranges sie auch sein mögen
und wenn auch dieselben speciell und individuell erwähnt wer-
den mUssten, bei Strafe der Excommunicatio latae sententiae
(mitunter wird die Excommunication reservirt) . . . Wir befehlen,
die Exemplare sofort wirklich (realiter et cum effectu) den Orts-
bischofen oder Inquisitoren abzuliefern, welche dieselben unver-
zflglich verbrennen sollen .... Dieses Schreiben soll an den
Thiiren der Basilica des Apostelfürsten und der apostolischen
Kanzlei und in acie Campi Florae angeheftet werden und, so
pnblicirt, alle so verpflichten, als ob es jedem einzelnen intimirt
wäre." — Seit Alexander VII. (1665) wird gewöhnlich im An-
fange angegeben: die Verdammung erfolge auf Grund der von
einigen damit beauftragten Theologen abgegebenen Gutachten
und der von den Cardinälen der Inquisition abgegebenen Vota
Beaach, Index n. 1
2 Bomische Bücherverbote im allgemeinen.
(oder nach Anhörung einiger Gardinäle und anderer gelehrter
Männer).
2. Die meisten Bticherverbote gingen von der Index-Con-
gregation, manche von der Inquisition aus. Ueber das Verfahren
beider Congregationen handelt ausführlich die Bulle SoUicita
Benedicts XIV. vom 9. Juli 1753 (abgedruckt in den seit 1758
erschienenen Index-Ausgaben). Was der Papst vorechreibt, war,
wie er wiederholt hervorhebt, im wesentlichen schon vor ihm
Praxis.
§ 2. Da Wir erfahren, dass über viele Verbote von Büchern,
namentlich von katholischen VerfasBem, mitunter Öffentlich und un-
gerechter Weise geklagt wird, als ob in unseren Tribunalen diese
Sache unüberlegt und oberflächlich belandelt würde, so wollen Wir
durch diese Constitution, die für alle Zeiten gelten soll, bestimmte
nnd feste Regeln aufstellen, nach denen fortan die Prüfung und
Beurtheilung der Bücher vorzunehmen ist, wiewohl behauptet wer-
den darf, dass auch bisher in derselben oder in gleicher Weise ver-
fahren worden ist.
§ 3. Wenn ein Buch als der Proscription würdig der Inqui-
sition denuncirt wird und diese dasselbe nicht, wie gewöhnlich
geschieht, der Index-Congregation überweist, sondern selbst darüber
entscheiden will, so soll gemäss dem am Mittwoch 1. Juli 1750
von der Inquisition gefassten und am folgenden Donnerstag von Uns
bestätigten Beschlüsse so verfahren werden:
g 4. Das Buch wird einem Qualificator oder Consultor über-
geben ; dieser hat einen schriftlichen Bericht abzufassen mit Angabe
der Stellen, welche die Irrthümer enthalten. Das Buch wird dann
mit dem Berichte dieses Revisors allen Consultoren zugesandt, und
diese fassen in einer Montags-Sitzung ihren Beschluss. Dieser wird
mit dem Buche den Cardinälen zugesandt, welche in einer Mitt-
wochs-Sitzung einen definitiven Beschluss fassen (de tota re defini-
tive pronuncient). Dann werden alle Acten von dem Assessor dem
Papste vorgelegt und von diesem die Sache endgültig entschieden
(cuius arbitrio iudicium omne absolvetur).
§ 5. Wenn es sich um ein Buch eines katholischen Verfassers
handelt, soll es nach altem Herkommen nicht auf den Bericht Eines
Revisors hin verdammt werden. Wenn der erste Censor meint, das Buch
sei zu verdammen, und die Consultoren ihm zustimmen, so wird
das Buch mit der Censur, ohne Nennung des Namens des ersten
Censors, einem andern von der Congregation zu bestimmenden Censor
übergeben. Stimmt dieser dem ersten zu, so werden beide Gut-
achten den Cardinälen zugesandt. Meint der zweite Censor, das Buch
sei freizugeben (dimittendum), so wird ein dritter Censor bestellt,
dem die beiden Censuren ohne Nennung der Verfasser zugestellt
werden. Stimmt dieser dem ersten zu, so geht die Sache gleich
an die Cardinäle, stimmt er dem zweiten zu, zunächst nochmals an
Inquisition und Index-Congregation. 8
£e Consnltoren nnd dann mit allen Censuren und dem Yotnm der
Consultoren an die Cardinäle. Der Papst kann anch mit Rücksicht
auf die Wichtigkeit der Sache oder die Verdienste des Verfassers
oder andere Umstände in einer unter seinem Vorsitz zu haltenden
Donnerstags-Sitznng über das Buch entscheiden lassen, wie Wir
oft gethan haben und, so oft es Uns angemessen erscheint, auch
in Zukunft zu thun gedenken. In diesem Falle werden dem Papste
QDd den Cardinälen die Censuren und die Vota der Consultoren vor-
gelegt und braucht in der Mittwochs-Sitzung nicht über die Sache
▼erhandelt zu werden.
§ 6. Mitglieder der Index-Congregation sind mehrere
Cardinale (einige derselben sind gewöhnlich zugleich Mitglieder der
loqaisition); einer derselben ist Präfect der Congregation. Bestän-
diger Assistent ist der Magister Sacri Palatii, Secretär ein von
dem Papste ernannter Dominicaner. Die Congregation hat eine An-
zahl von Consultoren aus dem Stande der Weltgeistlichen und Ordens-
geistliehen und von Berichterstattern (Relatores). Wenn einer der
letzteren einen, zwei oder drei Berichte zur Zufriedenheit der Con-
gregation erstattet hat, pflegt diese seine Ernennung zum Consultor
bei dem Papste zu beantragen.
§ 7. Auf Grund eines früher von dem Präfecten der Congre-
gation, Card. Querini, abgegebenen G-utachtens und eines zweiten,
welches einige ältere Consultoren abgegeben, die in Unserm Auf-
trage unter dem Vorsitze des damaligen Secretärs, Joseph Augustin
Orsi, darüber berathen haben, bestimmen Wir folgendes:
§ 8. Die Index-Congregation hält nicht so regelmässig Sitzungen
wie die Inquisition. Darum soll der Secretär, wie bisher, die De-
Boneiationen von Büchern entgegennehmen. Er soll den Denun-
eianten zur genauen Angabe der Gründe, weshalb er das Verbot
des Baches verlangt, auffordern, dann das Buch selbst sorgfältig
lesen und dazu zwei mit Genehmigung des Papstes oder des Prä-
fecten auszuwählende Consultoren zuziehen. Glauben sie, das Buch
sei za censuriren, so wird ein sachkundiger Relator beauftragt, das-
selbe zu prüfen und schriftlich darüber zu berichten. Dieser Bericht
wird zunächst in einer Sitzung von Consultoren, welche früher Parva
genannt wurde, welche Wir aber Praeparatoria nennen werden, vor-
gelegt. Eine solche Sitzung ist von dem Secretär wenigstens ein-
mal im Monate, nach Bedürfniss öfter anzuberaumen, und es müssen
darin der Magister Sacri Palatii und sechs von dem Secretär mit
Genehmigung des Papstes oder des Präfecten mit Rücksicht auf den
zu yerhandelnden Gegenstand auszuwählende Consultoren zugegen
«ein. Der Secretär hat die Vota der Consultoren zu prot^colliren
und dieselben mit der Censur des Relators den Cardinälen zuzu-
senden. Diese verhandeln darüber in einer General-Congregation,
deren Beschluss der Secretär dem Papste mit genauem Bericht zur
Bestätigung vorzulegen hat.
§ 9. Folgendes ist von beiden Congregationen zu beobachten:
Wenn es sich um ein Buch von einem katholischen Verfasser handelt,
der unbescholten (integrae famae) ist und durch andere Bücher oder
4 Kömische Bücherverbote im allgemeinen.
dnrch das fragliche Buch sich einen Namen gemacht (clari nominis),
nnd es nöthig ist, dieses Bnch zu verbieten, so soll dasselbe, wie
es längst üblich ist, wenn irgend möglich, nur donec corrigatur oder
donec expurgetur verboten werden. Wird dieses beschlossen, so soll
das Decret nicht gleich pnblicirt, sondern zunächst dem Verfasser
oder einem Vertreter desselben mitgetheilt und diesem angegeben
werden, was zu streichen, zu ändern oder zu verbessern sei. Wenn
niemand als Vertreter des Verfassers erscheint oder dieser oder sein
Vertreter die Verbesserung des Buches verweigert, soll das Decret
veröffentlicht werden. Wenn aber der Verfasser oder sein Frocurator
das von der Congregation Befohlene thut, d. h. eine neue verbesserte
Ausgabe des Buches veranstaltet, so wird das Decret unterdrückt oder,
wenn viele Exemplare der ersten Ausgabe verbreitet sind, so publicirt,
dass man sieht, dass nur die erste Ausgabe verboten sei^).
§ 10. Man hat darüber geklagt, dass Bücher verboten würden,
ohne dem Verfasser vorher Gelegenheit zu bieten, sich zu vertheidigen.
Darauf ist geantwortet worden: es sei nicht nöthig, den Verfasser
vorzufordern, da es sich nicht um die Verurtheilung seiner Person
handle, sondern um die Abwendung der Gefahr, welche das Lesen
seines Buches den Gläubigen bringen könne; und wenn aus der Ver-
dammung eines Buches dem Namen des Verfassers eine Makel (igno-
miniae labes) erwachse, so sei das nicht eine directe, sondern nur
eine indirecte Folge derselben. Aus diesem Grunde glauben Wir,
dass die ohne Anhörung der Verfasser erlassenen Bücherverbote
nicht zu missbilligen sind, zumal anzunehmen ist, dass das, was etwa
der Verfasser für sich oder die Lehre des Buches hätte vorbringen
können, von den Censoren und Richtern nicht ausser Acht gelassen
sein werde. Indess wünschen Wir sehr, die Congregation möge,
wie sie auch bisher in vielen Fällen gethan, wenn es sich um einen
angesehenen und verdienstvollen Schriftsteller handelt und sein Buch
mit Weglassung der bedenklichen Stellen (demptis demendis) ver-
öffentlicht werden kann, den Verfasser, wenn er es wünscht, hören
oder einen aus den Consultoren bestellen, um sein Buch ex officio
zu vertheidigen.
§ 11. In wichtigen Fällen werden Wir selbst der Sitzung der
Index-Congregation beiwohnen. Dieses ist aber nicht nöthig, wenn
es sich um das Buch eines Ketzers, worin dem katholischen Dogma
widersprechende Irrthümer vertheidigt werden, oder um ein unsitt-
liches Buch handelt. In diesen Phallen sind nicht einmal die oben
erwähnten Rücksichten zu nehmen, sondern die Bücher sofort nach
der 1., 2. und 7. Tri enter Regel zu verbieten.
§ 12. Die Rektoren, Consultoren und Cardinäle der Index-
Congregation verpflichten Wir in derselben Weise, wie dies für die
Inquisition gilt, zum Schweigen. Der Secretär darf jedoch die zu
1) Diese Verordnung soll Benedict erlassen haben, weil er über das
Verbot des I S. 886 besprochenen Buches von Bandini unzufrieden war.
MsEzuchelli 2, 223.
Inquisitioa und Index- Congregation. 5
eiztem Bacbe geinacbteii Bemerkungen dem Verfasser oder seinem
Tertreter anf Verlangen mittheilen, ohne aber den Dennncianten
Bod den Gensor zu nennen.
§ 13. Die Zahl der Revisoren and Consnltoren ist nicht be-
stimmt. Ob sie in Zukunft bestimmt werden soll, darüber bleibt
eine Entschliessung vorbehalten. Jedenfalls sollen darunter Welt-
geistliche und Ordensgeistliche, Theologen, Juristen und in der
HeiligeB und profanen Wissenschaft bewanderte Männer sein, damit
je nach der Verschiedenheit der der Congregation überwiesenen
Bäclier geeignete Beurtheiler gewählt werden können.
§ 14. Die Referenten und Consultoren der Index-Gongregation
sollen folgende Regeln beobachten:
§ 15. I. Sie sollen bedenken, dass es nicht ihre Aufgabe ist,
uf jede Weise auf das Verbot eines ihnen zur Prüfung überwiesenen
6ach(» hinzuwirken und zu dringen, sondern das Bach sorgfältig
ind ruhig zu prüfen und der Gongregation so darüber zu berichten,
hn dieselbe ein richtiges Ürtheil darüber fällen und je nach Ver-
dienst das Verbot, die Verbesserung oder die Freigebung desselben
beschliessen kann.
§ 16. U. Ein Buch soll einem Referenten oder Consultor zu-
gewiesen werden, der in dem betreffenden Fache bewandert ist; sollte
der Censor bei dem Lesen eines Buches erkennen, dass es ihm
intliiimlich zugewiesen, dass er zur Beurtheilung desselben nicht
oompetent ist, so soll er die Gongregation oder den Secretär bitten,
ee einem andern zuzuweisen.
§ 17. III. Die Gensoren sollen die in dem Buche vorgetrage-
nen Meinungen vorurtheilsfrei prüfen, sich nicht von den Anschau-
ongen einer Nation, einer Schule oder eines Ordens beeinflussen
lusen und sich vor Parteilichkeit hüten ; sie sollen ausschliesslich die
Dogmen der Kirche und die gemeinsame Lehre der Katholiken, die
in den Decretan der allgemeinen Goncilien, den Gonstitutionen der
Päpste und in dem Gonsensus der rechtgläubigen Väter und Lehrer
enthalten ist, vor Augen haben und nicht vergessen, dass es nicht
wenige Meinungen gibt, welche einer Schule, einem Orden oder einer
Nation als ganz gewiss erscheinen und doch ohne irgendwelche Be-
eintrichtiguDg des Glaubens oder der Religion von anderen Katho-
liken verworfen und bekämpft werden, welche die entgegengesetzten
Meinungen vertheidigen mit Vorwissen und Erlaubniss des heiligen
Stahles, der allen solchen Meinungen ihren Grad der Probabilität
belässt
§ 18. IV. Sie sollen bedenken, dass man über den wahren
Sinn eines Autors nicht richtig urtheilen kann, wenn man nicht sein
Bach vollständig liest, das, was er an verschiedenen Stellen sagt,
BÜt einander vergleicht und seinen allgemeinen Zweck sorgfältig
beachtet, und dass vj^aji darüber nicht nach einzelnen aus dem Zu-
sammenhange gerissenen und ohne Rücksiebt auf andere in demselben
Buche enthaltene Sätze betrachteten Sätzen urtheilen darf, da es oft
vorkommt, dass, was ein Autor an einer Stelle seines Buches kurz
and etwas dunkel ausapricht, an einer andern Stelle bestimmt, aus-
6 Römische Bücherverbote im allgemeinen.
führlich und klar entwickelt wird, so dass die Dunkelheit und das
anscheinend Bedenkliche der erstem Stelle durch die zweite ganz
beseitigt wird.
§ 19. Y. Wenn einem katholischen Autor, der im Eufe eines
frommen und gelehrten Mannes st«ht, Ausdrücke entschlüpft sind,
die eine gute und eine schlimme Deutung zulassen, so fordert die
Billigkeit, sie, so weit es möglich ist, im erstem Sinne zu nehmen.
§ 20. Ferner sind noch folgende zwei Punkte zu beachten:
§ 21. £s erscheinen mitunter Bücher, in welchen falsche und
verworfene Lehren oder Systeme anderer von dem Verfasser einfach
historisch referirt werden, ohne dass irgend etwas zur Widerlegung
derselben gesagt wird. Auf solche für viele Leser gefährliche
Bücher sollen die Eevisoren sorgfältig achten. Dieselben müssen,
wenn sie irgendwie nutzen können, verbessert, sonst auf den Index
gesetzt werden.
§ 22. Es ist sehr verkehrt, wenn Autoren einander schmähen
und beschimpfen, Meinungen anderer, die noch nicht von der Kirche
verdammt sind, censuriren, ihre Gegner und deren Schule oder Orden
verspotten. (Dieser Satz wird § 22 — 24 weitläufig begründet.)
§ 25. Die vorstehenden Bestimmungen, welche durchaus mit
den Decreten Unserer Vorgänger und den Gesetzen und Gewohn-
heiten Unserer Congregationen übereinstimmen, verordnen Wir kraft
apostolischer Autorität fortan zu beobachten.
3. Auch die anderen Congregationen verboten mitunter
Bücher, welche in ihr Ressort einschlugen. So wurden ziemlich
viele Schriften zunächst durch die Congregation der Ablässe,
einige zunächst durch die Congregation des Trienter Con-
cils oder durch die der Riten oder durch die Propaganda ver-
boten. Solche Verbote wurden der Index-Congregation mitge-
theilt und von dieser promulgirt.
4. Der Magister Sacri Palatii konnte von Amts wegen nur
für Rom Bucherverbote erlassen. Mitunter erliess er aber solche
im speciellen Auftrage des Papstes, und diese hatten natürlich
allgemeine Geltung. Einige umfangreiche unter seinem Namen
publicirte Edicte aus den ersten Decennien des 17. Jahrhunderts,
die in der Sammlung Alexanders VII. stehen, sind augenschein-
lich nur Promulgationen der von dem Papste resp. der Index-
Congregation oder Inquisition ausgegangenen Bttcherverbote.
Einige, aber nur wenige in den Index-Ausgaben stehende Bttcher
werden ausdrücklich als von dem Magister S. Palatii verboten
b^eichnet.
1. Verdammungen von Büchern durch Bullen oder Breven
werden seit Clemens XL (1700 — 21) viel zahlreicher. Er erliess
BoUea and Breven. 7
» einem Jahre, 1710, fünf derartige Breven (Andonl, Entretiens,
Persin, Ragioni). Clemens XII. unterzeiclinete einmal drei an einem
Tage, 26. Jan. 1740 (Arret, Courayer, Histoire). Seit Benedict XIY.
enthalten diese Verdammungen mitunter auBführliohe Motivirungen
(Borde, £yhel). Seit Benedict XIY. finden sich auch solche Ver-
dammungen in AUocutionen und seit Clemens XIII. in Encycliken
(A. J. P. 22y 917). In einem Breve Benedicts XIV. vom 5. Sept.
1757 (Epistola) wird zum ersten Male, dann öfter ein Buch nicht
überhaupt hei Strafe der Excommunicatien, sondern bei Strafe der
Suspension für Geistliche, der Exoomm. für Laien verboten.
Alexander VII. bestimmte 1664: die von Pius IV. der Be-
stätigung des Trienter Index beigefügten Strafandrohungen sollten
ia Kraft bleiben, von allen anderen in apostolischen Constitutionen
and Deereten enthaltenen Strafbestimmungen aber nur die der Bulla
Coenae. In der Vorrede zu dem Index Benedicts XIV. von 1758
wird dann aber darauf hingewiesen, dass zwar nach dieser Bestim-
mung nar die von Ketzern yerfassten Bücher, in denen sie ex pro-
feaso Ton der katholischen Religion handeln und Ketzereien lehren,
bei Sbmfe der reservirten Excommunicatien verboten seien, dass
aber fast allen in Breven oder Bullen seit 1664 ausgesprochenen
Büeherverboten die nämliche Strafandrohung beigefügt sei. Demge-
mäss wird in der Bulle Pius* IX. vom 12. Oct. 1869 die Strafe
der reservirten Excommunicatio latae sententiae auf das Lesen,
Behalten u. s. w. solcher verbotener Bücher beschränkt, welche
entweder von Ketzern oder Apostaten verfasst sind und die Ketzerei
nicht nur enthalten, sondern ex professo vertheidigen, oder welche
durch apostolische Schreiben namentlich (unter Angabe des Titels)
verboten sind ^).
2. Die Inquisition hatte sich zunächst mit einem Buche zu
belassen, wenn jemand angeklagt war, eine ketzerische oder sonst
gegen den Glauben verstossende Ansiclit vorgetragen zu haben, oder
wenn es sieh um die Frage handelte, ob die in einem Buche vor-
getragenen Ansichten ketzerisch u. s. w. seien (so bei den Werken
von fiajmund Lull, I S. 30). Wurde die Anklage als begründet
erkannt oder diese Frage bejaht, so wurden natürlich auch die be-
treffenden Bücher verboten. So wurde 1615 die Ansicht des Co-
pemicos von der Inquisition verdammt, und dann von der Index-
1) VgL I S. 841. K.-L. 1, 1127. Fr. Heiner, Die kirchlichen Censuren,
1884, S. 69. Als die Haeresie ex professo vertheidigende Bücher nennt
Heiner beispielsweise Hase's Polemik und Herzogs Real-Enoyclopadie (beide
stehen übrigens nicht im Index). S. 73 fügt er bei : „Es ip^ibt ausser den
bekien genannten Classen von Büchern keine anderen, auf deren Lesung,
Anfbewahmng, Druck oder Vertbeidigung heutzutage eine Censur stände.
Alle anderen Bücher^ aucb die durch die Index-Congregation verbotenen,
ziehen keine Censur mehr nach sich. Die Constitution Fius' IX. hat also
in den Wirrwarr der Meinungen, der früher bestand, Licht und Klarheit
gebracht. Dass bezüglich der Sünde, welche diejenigen begehen, die ver-
botene Bücher, Zeitschriften u. s. w. ohne Erlaubniss lesen, nichts geändert
ist, brancfat nicht erw&hnt zu werden.*'
8 Bömisohe Büoherverbote im allgemeinen.
Congregation das Buch des CopernicuB nebst zwei anderen verboten
(Alex. No. 14). Einige Male werden die Bücherverbote der Inqui-
sition durch den Magister S. Pal. publicirt (No. 8 und vielleicht
10 und 11). In der Hegel publicirte sie dieselben selbst. — In der
Kegel sind es einzelne Bücher oder Kategorieen von Büchern, welche
von der Inquisition verboten werden. So 1601 (No. 2) die nicht
approbirten Litanieen, 1606 (No. 7) Bücher, die sich auf den Streit
Pauls y . mit Venedig beziehen, 1643 (No. 50) das Buch des Jesuiten
Rabardeau, 1647 (No. 52) zwei Schriften (von Barcos) über Petrus
und Paulus, 1650 (No. 53) der Catechisme de la gräce, 1654 (No. 59)
eine lange Reihe von Schriften, die mit der Jansenistischen Sache
zu sammenhangen .
Indess kommen schon früh Bücherverbote vor, die ebenso gut
von der Index-Congregation wie von der Inquisition hätten ausgehen
können, wie No. 61, und ob die eine oder andere Congregation sich
mit einem Buche befasste, wird in vielen Fällen davon abgehangen
haben, bei welcher von beiden die Dennnciation angebracht war
und ob die betreffende Congregation für gut fand, das Buch selbst
zu beurth eilen oder an die andere abzugeben, -r- Mitunter wurde
von den Denuncianten oder von Freunden oder Gegnern der Denun-
cirten Werth darauf gelegt und dahin gewirkt, dass die Sache an
die eine und nicht an die andere Congregation kam.
Im allgemeinen galt ein Verbot eines Buches als gewichtiger,
wenn es von der Inquisition, als wenn es von der Index-Congregation
ausging, zumal wenn erstere das Verbot durch Angabe der Fehler
des Buches motivirte, da man annehmen durfte, dass letztere auch
aus anderen Gründen als wegen Abweichungen vom Glauben Bücher
verbieten könne. Donnerstags- Deere te der Inquisition waren natür-
lich gewichtiger als Mittwoch s-Decrete (I S. 174). Jene heissen
mitunter bei französischen Schriftstellern „une feria quinta*^, mitunter
unrichtig „Bulle".
Die Donnerstags-Decrete der Inquisition sind grösstentheils
nach folgendem Schema (Alex. No. 53) abgefasst: Feria V. 6.
Oct. 1650 in der Generalcongregation der Inquisition in Gegenwart
unseres allerh. Herrn P. Innocenz' X. und der Cardinäle, die als
General -Inquisitoren für die ganze Christenheit von dem apost.
Stuhle bestellt sind. In diesem Jahre 1650 ist ein Büchlein in
französischer Sprache unter dem Titel Catechisme de la gräce
ohne Angabe des Verfassers und des Druckortes erschienen.
Gegen die darin enthaltene Lehre ist ein zweites Büchlein, gleich-
falls französisch gedruckt worden, unter dem Titel: Catechisme ou
abregt ...» Douay 1650. Da in diesen Werkchen die Lehre von
der göttlichen Gnade und dem freien Willen behandelt wird, hat
besagter allerh. Herr, damit nicht die Gläubigen durch das Lesen
derselben der Gefahr und dem Aergerniss ausgesetzt würden, durch
dazu besonders beauftragte theologische QuaMcatoren derselben h.
Congregation die darin enthaltene Lehre prüfen lassen und nach
Verlesung der Censur derselben und Anhörung der Vota der Car-
dinäle General-Inquisitoren beide Büchlein, mögen sie französisch
Inquisition. 9
oder in einer andern Sprache gedruckt sein, zn verbieten beschlossen,
vie er sie denn durch gegenwärtiges Decret dnrchans verbietet, das
erste, weil darin . . . Darum befiehlt Se. Heiligkeit, dass niemand,
▼eichen Ranges und Standes er auch sein mag, sollte er auch einer
ipedellen Erwähnung werth sein, diese Büchlein behalte oder lese
oder ZQ drucken oder drucken zu lassen wage, bei den auf ein
solches Vergehen gesetzten Censuren und Strafen ; jeder soll sie viel-
Biehr gleich nach der Publication dieses Decretes den Ortsbischöfen
oder Inquisitoren abliefern. Andere Decrete sind kürzer gefasst,
I. B. (Const. p. 169): Peria V. 23. Mai 1680 in der Generalcon-
gregation .... Unser allerh. Herr Papst Innocenz XI. verbietet
ind verdammt durch gegenwärtiges Decret die unten verzeichneten
Bücher und gebietet sie als verdammt und verboten anzusehen bei
den in dem h. Trienter Concil und in dem Index der verbotenen
Bücher enthaltenen und anderen nach dem Gutdünken Sr. Heiligkeit
zu verhängenden Strafen.
Beispiele von Mittwochs-Decreten sind (Alex. No. 50) : Feria IV.
18. März 1643. In der Generalcongregation der Inquisition, ge-
halten im Kloster H. Maria super Minervam in Gegenwart der Car-
dinäle, die als . . . Im 1641 ist ein Buch erschienen unter dem
lltel: Michaelis Rabardaei . . . , und da nach dem Erscheinen des
Werkes dem h. Tribunal der höchsten und allgemeinen Inquisition
denuncirt worden, dass 'darin viele Satze enthalten seien, welche in
der Kirche Gottes ein grosses Aergemiss hervorrufen könnten . . .,
bat die h. Congregation der Inquisition, nachdem auf Befehl unseres
allerh. Herrn die in dem besagten Buche enthaltenen Sätze reiflich
^prüft worden, einstimmig erklärt, dass viele derselben resp. te-
merar, ärgemissgebend . . . uud offenbar ketzerisch seien. Damit
also nicht durch das Lesen eines so verderblichen Buches die Gläu-
bigen von Irrthümem und Ketzereien und schlechten Meinungen
angesteckt werden, verdammen und verbieten die Cardinäle . . .
dasselbe durch gegenwärtiges Decret, indem sie befehlen, dass
niemand u. s. w.; — ferner (Const. p. 165): Feria: IV. 14. Oct. 1682.
In der Generalcongregation der h. Inquisition ... ist verboten worden
ein Blatt Thesen . . . Löwen 1682, so dass es niemand erlaubt ist,
dieselben zu lesen, zu behalten, zu lehren, zu drucken, öffentlich
oder privatim zu vertheidigen, bei den in dem Index der verbotenen
Bucher enthaltenen Strafen; — endlich (Alex. No. 51): Es sind
einige Bücher erschienen, welche, wenn sie nicht ganz oder theil-
weise beseitigt werden, die Christgläubigen in Irrthümer führen
konnten ; darum haben die vorbesagten Cardinäle beschlossen, folgende
Bucher respective (theils unbedingt, theils mit d. c.) zu verbieten.
— Pnblicirt wurden die Decrete mit der Unterschrift des Notars
der Inquisition. Die Bestätigung der Mittwochs-Decrete durch den
Papst wird nicht ausdrücklich erwähnt.
Von den Bücherverboten der Inquisition sind zu unterscheiden,
stehen aber mit denselben im Zusammenhange solche Decrete, in
denen sie dogmatische oder Moralsätze (propositiones) verdammte,
ohne die Bücher, aus denen sie entnommen waren, namhaft zu
10 Römische Bücherverbote im allgemeinen.
machen. Das erste derartige Beeret stammt aus dem J. 1602
(Suarez); Decrete, in denen viele Sätze verdammt wurden, haben
wir aus der Zeit Alexanders YIL, Innocenz' XL und Alexanders
VIII. 1).
Das erste bei Alex, stehende Decret der Index-Congregation
(vom 1. Febr. 1601), in welchem alle Cardinäle derselben an der
Spitze genannt werden, bezieht sich auf die Venetianischen Missalien
(I S. 438)f das zweite vom J. 1606, von dem Secretär publicirt,
auf die Yenetianische Ausgabe des Suarez (s. u.). Erst im Jahre
1613 finden wir ein Decret der Index-Congr., welches ein Verzeich-
niss verbotener Bücher enthält (No. 12). Es ist wie alle folgenden
von dem Präfecten unterzeichnet (von dem Secretär gegengezeichnet),
aber in der Einleitung heisst es: „Wir, Paulus Sfondratus . . .
Cardinäle der Index-Congregation, verbieten folgende Bücher, die
gemäss den Eegeln des Index jedes in seine Classe zu setzen sind.'^
Von 1614 an werden die Decrete regelmässig ohne eine solche
Einleitung von dem Präfecten und Secretär publicirt. Mitunter be-
ginnen sie mit einer Einleitung, worin nach einigen umständlichen,
aber unwesentlichen allgemeinen Phrasen alle verpflichtet werden,
nachdem sie von dem Decrete Eenntniss erlangt, die betreffenden
Bücher an die Ortsbischöfe oder Inquisitoren abzuliefern (No. 15);
in anderen Fällen, — und das wird seit 1618 Kegel, — heisst es
im Eingange nur: die Index-Congregation habe z. B. am 18. Mai
1618 die unten verzeichneten Bücher verdammt und verboten (No. 17).
DerSchluss lautet in der Regel: „Zur Beurkundung dessen ist gegen-
wärtiges Decret von dem Card. N. (dem Präfecten) unterzeichnet und
uutersiegelt worden." Unter der Unterschrift des Präfecten steht
dann die des Seoretärs.
Bei Alex, steht ein Verzeichniss der 77 Cardinäle, welche von
1577 bis 1664 Mitglieder der Index-Congregation waren. Es sind
darunter nur wenige, die als Gelehrte einen Namen haben, und in
der Kegel waren nur einige fähig und geneigt, sich mit den Ge-
schäften der Congregation zu befassen. Dasselbe gilt von den Car-
dinälen der Inquisition. Der Jesuit Daubenton schreibt 1711 an
F^nälon: „Bei der Inquisition liegen so viele Sachen vor und gibt
es so wenige Leute, die sich ernstlich damit beschäftigen oder die
fähig sind, sich damit zu beschäftigen, dass man Jahre lang zu thuen
hat, um die Verdammung eines Buches zu erwirken, wenn es etwas
dick ist. Nur Card. Fabroni, der Assessor des h. Officiums und
der P. Damascenus widmen diesen Geschäften alle ihre Zeit^' (Corr.
1) Entscheidungen über die Zulässiffkeit von theologischen Meinungen
gibt die Inquisition noch jetzt. Ein Beispiel bei Reusoh, Galilei, S. 473,
ein neueres Katholik 1879, II, 524 : Humillime rogat Praepositus Gen. S.
J. S. Supr. Congr. S. Off., ut declarare dignetur, utrum tolerari possit
explicatio transsubstantiationis in s. eucharistiae sacramento, qnae sequen-
tibus propositionibus comprehenditur .... F. IV. die 7. Julii 1875 in
oongrregatione gen. S. Rom. et Univ. Inq. . . . iidem Emin. Domini dixe-
runt: doctrinam . . . tolerari non posse.
Index-GongregatioxL 11
de Fen. 3, 478), und Arnaald (3, 622) sagt : die meisten Cardinäle
der Inquisition seien unwissend; wenn der Papst oft aus Blicksicht
mf die weltlichen Mächte nn^ige Leute xu Cardinälen ernennen
mfisae, so sollte er doch wenigstens nnr solche, die Theologen seien,
n Mitgliedern der Inquisition macheu.
Wie hei der Inquisition der Commissar (I, S. 187), so war bei
der Index-Congr. der Secretär, immer ein Dominicaner, die einfluss-
reichste Persönlichkeit. Unter den mehr als 200 Consultoren, aus
der Zeit von 1577 bis 1664, welche bei Alex, verzeichnet werden,
and 95 Ordensgeistliche, darunter 16 Dominicaner, 12 Jesuiten,
10 Minoriten (bei der Inquisition waren die Dominicaner noch besser
vertreten).
Nicht-Italiener finden sich in dem Yerzeichniss der Cardinäle
und Consultoren nur in yerhältnissmässig geringer Zahl, und darunter
sind noch manche, die, weil sie nicbt in Rom residirten, nur ge-
ringen oder gar keinen Einfluss hatten.
Lucas Holstenius, der auch bei Alex, unter den Consultoren
▼erzeichnet wird, schreibt 1633 an Peiresc (Epp. ed. Boissonade,
1817, p. 252): „Es gibt hier einige gelehrte Männer, die viel leisten
könnten, wenn sie ihre Bestrebungen hier geschätzt sähen. Aber
hier wird jetzt alles andere eher geachtet, und die gelehrten Studien
werden bei der Verschwörung der unwissenden Censoren gegen die
gute Ldteratur ihr Haupt nicht erheben. Als vor nicht langer Zeit
in der Index-Congregation über die Expurgation von Gesners Bi-
bliothek verhandelt wurde, gestand ein angesehener Cardinal, der in
seinen An^en und in denen vieler anderer kein gewöhnlicher Ge-
lehrter ist, unwillig über so viele Schriftsteller-Namen, in meiner
und anderer Gegenwart: wenn er über das Büoherwesen zu sagen
hatte, würde er den grössten Theil der Bücher, namentlich so gut
wie alle humanistischen (qui de literis humanioribus et de liberali
emditione agunt), verbrennen und nur einige Theologen und Juristen
äbrig lassen. Was denkst du wohl, wie mir dabei zu Muthe war?
Ich habe aber die Worte mit spartanischem Magen verdaut und
nicht gewagt, die Literatur gegen dieses Yorurtheil in Schutz zu
nehmen. Aber das habe ich wenigstens gethan, als ich sah, dass jene
geraden Weges auf das Verderben guter Bücher losgehen : seit jenem
Tage bin ich in keiner Sitzung der Congregation mehr erschienen.
Da wirst gesehen haben, dass kürzlich die gelehrten Werke von
S^^ilig'er, Heinsius, Rivius, Gocleoius verboten worden sind . . .
Aber dies will ich dir ins Ohr gesagt haben, denn hier kann man
ohne Gefahr über diese Dinge nicht einmal klagen." ^) — Als Mabillon
1) Im J. 1686 (p. 279) klagt Holstenius darüber, dass man die Va-
tjcanische Druckerei zuerst, um Geld daraus zu schlagen, für jährlich
1000 Scodi verpachtet, and dass jetzt, wo sie ganz heruntergekommen,
Card. Borghese sie verkauft habe. Im J. 1644, nach der Wahl Innocenz* X.,
schreibt er an 6. B. Doni (p. 328): Dieses Pontificat wird in dieser Be-
ziehang ein sehr unglückliches sein, da alle Zweige der Literatur und
Cielehi^amkeit für gar nichts geachtet werden«
12 Römische Bücherverbote im allgemeinen.
1686 in Rom war, wurde er von der Index-Congr. ersucht, ein
Grutachten über Bücher von Vossiue (s. u.) abzugeben, und er wurde
dann zum Consultor ernannt (S. 3, § 6). Germain (Valery 1,212)
berichtet darüber 28. Jan. 1686: „Morgen wird Mabillon in Ge-
genwart der Cardinäle, sitzend mit bedecktem Kopfe, seinen Bericht
vortragen; danach wird man ihn zum Consultor des Index ernennen.
Diese Ehrenbezeugung würde es ihm möglich machen, auch gegen
den Willen seiner Oberen in Rom zu bleiben, wenn er Lust dazu
hätte, was Gott verhüten möge." Ein zum Consultor ernannter
Ordensmann durfte nämlich nach einer Verordnung Alexanders YII. vom
J. 1659 nicht von seinen Oberen von Rom versetzt' werden (Bene-
dict XIII. beschränkte dieses Privileg auf je einen Consultor ans
jedem Orden; Catalani, Secr. Ind. p. 65). Mabillon blieb nicht in
Rom, und hat, so viel wir wissen, nie wieder als Consultor fungirt.
— P. Timothie de la Fläche (p. 105) berichtet vom J. 1712: der
Papst habe längst gewünscht, einen Consultor der Index-Congre-
gation zu ernennen, der französisch könne; er habe den Theatiner
Dubuc, Professor an der Propaganda, dazu ausersehen ; als der König
von Frankreich davon gehört, habe er Dubuc, der ihm als Anti-
Gallicaner nicht genehm gewesen, nach Frankreich zurückberufen
wollen; nach längeren Verhandlungen habe der König nachgegeben
und sei Dubuc ernannt worden, aber bald darauf gestorben.
Nach der Gerarchia cattolica vom J. 1882 waren damals 13
Cardinäle Mitglieder der Inquisition, darunter 2 Nicht-Italiener,
Ledochowski und Franzelin; unter den 25 Consultoren waren 4
Dominicaner, 1 Jesuit, 8 andere Ordensgeistliche (die Patres Se-
menenko und Smith werden Ausländer sein); daneben werden nur
3 Qnalificatoren verzeichnet. Mitglieder der Index-Congregation
waren 36 Cardinäle, darunter Ledochowski und Franzelin, Pitra,
Howard, de Falloux, Hergenroether und Hassun und manche, die
nicht in Rom residiren, also nur Titular-Mitglieder waren, wie
Schwarzenberg, Simor, Haynald, Mihalowitz, Bonnechose, Guibert,
Desprez, Dechamps, Moraes, Moreno, Benavides, Paya j Rico, Man-
ning, MaoCloskey. Unter den 39 Consultoren und 5 Relatoren hatten
1 1 bez w. 3 nicht deutsche Namen ; aber auch unter diesen waren ausser
dem Bischof Laurent zu Aachen wohl auch noch andere, die nicht in
Rom residirten. In früheren Zeiten sind die Nicht-Italiener in beiden
Congregationen gewiss verbal tnissmässig nicht zahlreicher gewesen.
Schon um 1650 galt, wie Bourgeois berichtet, bei der Index-Con-
gregation und Inquisition als Regel, dass ein Buch nur auf Grund
einer Denunciation in Untersuchung genommen wurde, und noch
jetzt rühmt(!) die Civ. catt. 12, 4, 289 von ihnen: „Unter tausend
Büchern jeder Art, auch solchen, die gegen die Religion und das
Papstthum geschrieben sind, unterwerfen sie nur die sehr wenigen
einer Prüfung, welche von angesehenen Personen (persone alta-
mente autorevoli) denuncirt werden.** Der Präfect oder der Secretär
der Congregation braucht nun freilich nicht jede beliebige Denun-
ciation anzunehmen. Der Bischof Baiiles erzählt in seinem Buche
über den Index (La congr. de Tlndex p. 321) eine sehr gut er-
Inquisition und Index-Gongregation« 18
AndeDe Greschichie von einem französiBchen Abb^, der ein Buch
eines Confiraters dennncirt, den aber der Secretär znnächst auffordert,
»ch dnreli ein Empfeblungsflchreiben seines Biscbofs oder in irgend
einer andern Weise zu legitimiren, dann, ein Exemplar des Bocbes
und ein Verzeichniss der ihm Terwerflich scheinenden Stellen mit
genauer Angabe der Seitenzahl u. s. w. einzureichen, über dessen
Personliclikeit der Secretär unter der Hand Erkundigungen einzieht
u. 8. w. Auf der andern Seite kann der Präfect oder der Secretär
oder irgend ein anderes Mitglied, wenn das Verbot eines Buches
gewünscht wird, leicht irgend jemand zum Denunciren veranlassen.
Die Begel hat wohl überhaupt nur für Bücher von katholischen
VerfasBem gegolten. Von den vielen Schriften deutscher Protestan-
ten, die im Index stehen, sind sicher nicht manche einzeln denuncirt
worden. Von dem Nuncius Ubaldini wissen wir, dass er über die
in Frankreich erscheinenden Bücher nach Bom berichtete, und so
werden auch die anderen Nuncien, vielleicht auch einzelne Bischöfe
Dennnciationen eingesandt haben. Die darauf bezüglichen Vor-
sehriften Clemens* VIII. (I S. 540) scheinen aber nur in sehr be-
sebranktem Masse zur Ausführung gekommen zu sein.
Für die Römischen Indices des 16. Jahrhunderts sind, wie
wir gesehen haben (I S. 410 u. s.), die Messcataloge sehr stark
benatzt worden. Es ist sehr wahrscheinlich, dass auch die Titel
mancher in den ersten Decennien des 17. Jahrb. von der Index-
Congr. verbotenen Bücher aus den Messcatalogen abgeschrieben sind
(die Inquisition hat allem Anschein nach immer nur Bücher ver-
boten, die ihr vorlagen und die von ihr geprüft worden); aber so
stark wie früher sind dieselben nach 1600 nicht mehr benutzt
worden und nach den ersten Decennien gar nicht mehr^). Es ist
ab^* nicht unwahrscheinlich, dass man später mitunter die Acta Ern-
ditomm, das Journal des Savants und andere Zeitschriften benutzt
hat 2).
1) In den Nund. 1613 — 20 werden manche Bucher verzeichnet, die
1616 — 24 verboten worden und von denen man es zweifelhaft finden kann,
ob die Gelehrten des Index Exemplare derselben in Händen gehabt, so
jaristische und politische Schriften von Agricola, Beringer, Bortius, Cotb-
mann, Hensler, Herdesianus, Hilliger, Lather, Monner, Paurmeister, Six-
tinos, Zieritz, auch die unter Achilles und Epimetron stehenden, ferner
Si^riften von Badowez, Domavius, Petraens, Pontanus, Sagittarius, Siber,
Spreeher. Aber anderseits stehen in jenen Nund. Bücher, die erst viel
spater verb. wurden: Berlich, Liebenthal, Nebulo, Otto, Schonborner,
Trinnm magicam (erst 1700 verb.). Es ist mir nicht gelungen, klar zu
stellen, in welcher Ausdehnung nach dem J. 1600 die Nund. noch benutzt
worden sind.
2) Im April 1866 meldete die Allg. Ztg , No. 108. 107, voraussicht-
lich wurden demnächst der 8. Band von Bunsens Bibelwerk und Bluntschli's
Alt-Asiatische Gottes- und Weltideen auf den Index gesetzt werden. Sie
fugte bei: die Index-Gongregation beschäftige sich mit Erzeugnissen
protestantischer Verfasser nur selten, es sei denn dass ihre Bedeutung eine
Ausnahme von dieser Hegel zu machen riethe. Die Bemerkung ist, wie
wir sehen werden, im allgemeinen nicht richtig; in diesem Falle triflTt sie
14 Romische Bücherverbote im allgemeinen.
MBgr. Ciampini f 1^9S wollte ein Seminar von 8 — 10 Ge-
lehrten ans allen Nationen gründen, welche die nen erschienenen
Bücher aus ihren Ländern lesen, darüber berichten nnd diejenigen,
die auf den Index zu setzen seien, angeben sollten; er wollte dem
Seminar seine Bibliothek nnd ein Kapital vermachen, um jedem der
Gelehrten ein Jahreseinkommen von 100 Scudi zu sichern. Die
Stiftung kam aber nicht zu Stande. Ciampini gründete auch mit
Franc. Nazzari 1668 das Komische Giomale de* letterati, welches
aber schon 1681 wieder eingingt).
Unter Benedict XIV. machte Card. Querini Vorschläge über
die Verbesserung des Verfahrens der Index-Congregation (S. 8),
und da diese keine Fonds hatte, um die Gutachten der Consultoren
drucken zu lassen, wollte er ein Capital dazu hergeben (Zacc. p. 187).
£r8t in der ersten Hälfte des 18. Jahrb. wurde es stehender
Gebrauch, den Decreten der Index-Congr. die Bemerkung beizu-
fügen: Quibus Sanotissimo Domino nostro . . per me infrascriptum
Secretarium relatis Sanctitas Sua decretum probavit et promulgari
praecepit. Benedict XIV. schreibt ausdrücklich vor, der Secretär
habe dem Papst alle Decrete zur Bestätigung vorzulegen (S. 3 § 8);
aber schon 1751 erwähnt dieses Catalani (Secr. Ind. p. 52) als be-
stehende Praxis*). In einigen Decreten des Mag. S. Pal. und der
Index-Congr. (Alex. No. 13) wird ausdrücklich gesagt, sie seien de
mandato des Papstes erlassen.
Besser als diese allgemeinen und aphoristischen Bemerkungen
wird die Darstellung einzelner Verhandlungen, über die Bücher von
de Thou, Arnauld, Jansenius, F6n61on, das Verfahren der beiden
Congregationen anschaulich machen.
3. Die erst 1669 von Clemens IX. errichtete Congregatio in-
dnlgentiarum et reliquiarum verbot in einer Reihe von Decreten
1712 — 50 Schriften, welche Verzeichnisse von theilweise apokry-
phischen Ablassen enthielten u. dgl. Ein (unter Indulgentiae citir-
tes) Verbot ähnlicher Schriften vom 23. Mai 1696 scheint noch, wie
nicht zu. Dass man sich im April 1866 gerade mit diesen zwei Büchern
beschäftigte, ist allem Anscheine nach dadurch veranlasst worden, dass
sie kurz vorher in No. 3 des Theol. Literaturblattes recensirt worden
waren, welches ich damals auf den Wunsch eines in Rom weilenden Be-
kannten dem Card, de Luca, der sich für deutsche Literatur interessirte,
— und der Präfect der Index-Congregation war, — regelmässig znsenden
liess. Die beiden Bücher wurden übrigens nicht verboten und die Index-
Congregation scheint damals beschlossen zu haben, überhaupt die Recen-
sionen des Iiit.-BL nicht als Denunciationen anzusehen.
1) Melzi 1, 452. Von 1 742-— 60 erschien in Rom Giomale de' lette-
rati (Novelle letterarie) und 1786— 98 Giomale ecclesiastioo (18 vol. Fol.;
dazu 1789— 94 Supplement!, 6 vol. 8; Melzi 1,453.465). Diese Zeitschriften
liefern, wie die jetet noch erscheinenden A. J. P. und Civ. catt , vielfach
einen Commentar zu den Bücherverboten.
2) Grisar, Galileistudien S. 157. 177. Clemens VIII. hat übrigens
nicht, wie Grisar angibt, eine papstliche Approbation -der einzelnen Decrete
vorgeschrieben, s. 1 S. 534.
Magister Sacri Palatii. 16
iltero Verbote der Art, von der Inquisition oder Index-Gongr. ans-
f^angen zu sein. Die meisten dieser Verbote sind erst dnrcb
fien. in den Index ^kommen (unter Indnlgentiae, Notizia, Som-
mario n. s. ^w.}.
Die Con^re^atio ritnnm wird erwähnt in einem Decrete der
iDqniflTtion vom J. 1601. Decrete der Congregatio Cardinalinm Con-
diu Tridentini Interpretnm worden 1621 und 1629 von der Index-
Gongr. promul^rt (s. % 14).
Der 1622 von Grregor XV. errichteten Congregatio de Propa-
ganda fide Btebt es zu, die in orientalischen nnd anderen exotischen
Sprachen geschriebenen Bücher zu prüfen nnd zn verhieten (Zacc.
p. 183). In einem Breve vom 6. April 1674 verordnete Clemens X.^
dais niemand, anoli nicht Ordensleate nnd Jesuiten, Schriften, worin
70B den Missionen nnd diese betreifenden Materien gehandelt werde,
ohne eine schriftliclie und dem betreffenden Buche beizudruckende Er-
kubnisB dieser Congregation drucken lassen dürfe, bei Strafe der
Excomm. i« sent. und der Unterdrückung des Buches. Diese Verord-
nng wurde von Benedict XIV. 1745 eingeschärft (A. J. P. 1,1260;
% 2647).
4. Das erste £dict des Mag. S. P. aus dem 17. Jahrb. (vom
7. Aug. 1603, bei Alex. No. 4, auch bei Bras. p. 600) ist italienisch
abgefasst nnd bat folgende Einleitung: „Weil seit der Veröffent-
lichung des Inde:x im J. 1596 von dem h. Stuhle viele andere
Bacher verboten oder suspendirt worden sind und damit nicht die
Inkenntniss Uebertretnngen veranlasse, darum haben wir, F. Gio.
Mtria Gnanzelli da Brisighella aus dem Predigerorden, Mag. S. P.,
ordentlicber üicbter u. s. w., — da es uns kraft unseres Amtes
obliegt, darüber zn wachen, dass in dieser hehren Stadt Rom kein
Terbotenes oder suspendirtes Buch gedruckt, verkauft oder irgend-
wie verbreitet -werde, — für nöthig gehalten, allen folgende Bücher
zu notificiren/* "Nach dem Verzeichnisse folgt dann: „Demgemäss
wird allen Römischen Buchhändlern und allen anderen, welchen
Standes sie ancb sein mögen, geboten, wenn sie eines dieser Bücher
haben, dasselbe sofort [in anderen Edicten: binnen 10 Tagen] in
anserm Bnrean abzuliefern, indem wir sie darauf aufmerksam
machen, dass sie, wenn sie dem zuwiderhandeln, nicht nur sich schwer
gegen Gott versündigen und den kirchlichen Censuren verfallen,
sondern ancb, vrenn es zu unserer Kenntniss kommt, strenge werden
bestraft ^werden mit den Strafen, welche in den heiligen Canones,
den Itegeln des Index und in unseren früheren £dicten angedroht
sind.^* Aebnlicb lauten einige Edicte aus den folgenden Jahren.
Ein £dict dagegen, welches nicht bei Alex, steht, aber bei Serry,
De asx. p. 277 abgedruckt ist, lautet: Nos Fr. Jo. Brisighella M.
S. P. Ap., Jndex ord. . . de expresso mandato 8. D. N. Clem. VIII.
probibemns 1. cni titnlus: Qua tandem rat. . . auct. Paulo Benio,
omnibnsqne qni illum forte babuerint, lubemus ut quam primum
ad off. nostmm afferant. Datum 1575 — 1604. Romae in typogr. R.
Cam. Ap. 1604. In einem gleichfalls lateinischen Edicte von 1609
(Alex. No. 8) aagt der Mag. 8. Pal., er verbiete die Bücher „auf
16 Romische Bacherverbote im allgemeinen.
Grund eines mündlichen Befehls Pauls Y. nnd kraft der Autorität
seines Amtes bei Strafe der reservirten Excommunication, und das
Ediot solle in Rom drei Tage nach der Anheftung, an allen anderen
Orten, sobald es irgendwie bekannt werde, verpflichten. In zwei
(italienischen) Decreten vom 9. Nov. 1609 und 30. Jan. 1610
(No. 10 und 11) verordnet der Mag. 8. P, „im Auftrage der In-
quisition/' die Bücher überall binnen zehn Tagen nach dem Bekannt-
werden des Edictes abzuliefern, bei Strafe der Ezcomm. 1. s. (von
Reservation ist nicht die Rede).
Nach 1610 kommen nur noch vereinzelt Edicte des Mag. S. Pal.
vor, deren Verbote in den Index übergegangen sind: 1633 publi-
cirte er zunächst für Rom ein Edict über Bücher mit Elogia haere-
ticarum (§ 14); 1652 verbot er ein in Rom, also mit Approbation
des Mag. S. Pal. gedrucktes Schriftchen von dem Jesuiten Cataneo,
1678 ein Officio della immac. conceptione, 1691 ein ascetisches
Buch des Jesuiten Giuseppe Saliceti, welches 1690 in Rom mit den
von den Censoren gestrichenen Stellen gedruckt war (A. J. P. 2,
2645), 1717 das Vocabolario von Gigli, — diese beiden Verbote
erliess er „kraft seiner amtlichen Autorität und auch im speciellen
Auftrage des Papstes", — 1727 Franc. Maria Cabellotti, II f ul-
mine della presente calamit4. Nur in älteren Indices, nicht mehr
bei Ben. steht das gleichfalls 1727 von dem Mag. S. Pal. verbotene
Buch : Di quäl' ordine de* Minori sia il Beato Andrea Garaccioli da
Spello, discorso istorico di Filalete Adiaforo.
Der Mag. S. P. publicirte beim Antritte seines Amtes ein
Edict; welches folgende Bestimmungen enthielt: Wer verbotene
Bücher nach Rom bringt, behält, verkauft, kauft u. s. w., verfällt
den Censnren und Strafen, die in den h. Canones, dem Index, der
Bulla Coenae und anderen apostolischen Constitutionen angedroht
sind, und wird ausserdem mit Confiscation der Bücher, 300 Scudi
und anderen körperlichen Strafen bestraft. Alle von früheren
Magistri S. P. ertheilten Licenzen zum Lesen verbotener Bücher
werden zurückgenommen. Alle Bücher, Büchlein, Gebete, Bilder,
überhaupt alles Gedruckte, so geringfügig es auch sein mag, was
nach Rom gebracht wird, ist dem Mag. S. P. oder seinem Socius
vorzulegen. Die Couriere und Postillone haben alle ihnen anver^
trauten Drucksachen, für wen sie auch bestimmt sein mögen, dem
Mag. S. P. vorzulegen oder auf der Douane zu lassen, bei Strafe
von 50 Scudi und drei Hieben mit dem Strick. Niemand darf
ohne Erlaubniss Bücher verkaufen. Die Buchhändler und Verkäufer
von Kupferstichen und Holzschnitten haben binnen 30 Tagen ein
alphabetisches Verzeichniss der vorräthigen Bücher und Bilder einzu-
reichen. Neu gedruckte Bücher dürfen nicht verkauft werden, bis
der Druck mit dem approbirten Manuscript verglichen ist. Dieses
Edict ist in allen Buchläden, Druckereien und Douanen u. s. w.
anzuheften; alle Buchhändler müssen einen Index besitzen^).
1) Helyot, Hist. des ordres S, 214. Editto del Maestro del Sacro
Pnbticatioii der Bncherverbote. 17
2. PvblieatioB der Bfieherverbote.
Verzeiehnisse von Bttchern, welche y,yon dem h. Stahle"
(der Index-Congregation oder Inquisition) seit 1596 verboten
worden, wurden 1603—1610 von dem Magister Saeri Palatii pu-
blieirt (S. 15). Von 1613 an wurden die Bücherverbote der
ladex-Congregation dnrch den Secretär publicirt Die Decrete
worden gedmckt in Rom angeheftet und dann an die Inquisitionen
IQ Italien and an die Nuncien versendet^). Später wurden sie
auch vielfach in dem Formate der jedesmaligen letzten Aasgabe
des Index gedruckt, am demselben beigebanden za werden.
Seit dem Jahre 1624 erschienen mehrere von den Secretären
der Index-Congregation veranstaltete Sammlungen dieser Decrete
(§ 3). Dem unter Alexander VII. 1664 erschienenen Index sind
als Anhang 81 Decrete von 1601—64 (in dem Nachdruck von 1667
92 von 1601—67) beigefügt. Von den späteren Decreten gibt
es keine amtliche und vollständige Sammlang. — Nach der
eortalistischen Anschauung genügte die Publication der Decrete
in Bom, nm sie für alle Katholiken verbindlich zu machen; aber
diese Anschauung wurde in vielen Ländern nicht anerkannt.
Namentlich in Spanien und Frankreich galten selbst Bullen und
Breven nur als verbindlich, nachdem sie förmlich publicirt
worden, und die Decrete der Inquisition and Index-Congregation
wurden in Frankreich überhaupt nicht als verbindlich angesehen,
in Spanien (und Sicilien) nur, wenn sie von der Inquisition,
in Venedig (I S. 547), Neapel und Belgien, wenn sie mit 6e-
Palazzo [Nia Riccardi] relativo al commercio e lettnra di libri del 7.
Gragno 1629. Roma» stamperia oommunale (Blatt in zwei Columnen); Gnio-
dardini, Suppl. 2, 22.
1) So das Yerbot der Copernicanischen Bücher vom J. 1616 und das
Urtheil der Inq. über Galilei vom J. 1688; s. Reuscb, Der Process Galilei's
S. 371. — Decretam Congreg. Gardinalium ad Indicem libror. prohib.de-
patatomm, nbiqne pablicandum. Romae, typogr. Camerae Apost. 1616» 4
& 4, bei Rosenthal 84, 1476 ist das bei Alex. No. 15 abgedruckte. —
Edicta et Decreta S. Gongregationis Illustriss. S. R. E. Gardinalium ad
Indioem libromm eorundemqne permissionem, prohibitionem, expurga-
tionem et impressionem in nniversa republica christiana specialiter depu-
tatoram ubiqne pablicandum [sie]. Romae £x Typographia Garn. Apost.
1601—23. LXV 8. 12. (Petzh. p. 144) scheint ein Sammelband von ein-
xelnea Decreten zu sein.
Senaeli, Index IL 2
Id Pnblication der Büoherverbote.
nehmignng der Regierung publicirt wurden. Dass die Römischen
Bttcherverbote nur in beschränktem Masse Beachtung fanden,
zeigt auch die geringe Zahl von Ausgaben des Römischen In-
dex, welche im 17. und 18. Jahrb. ausserhalb Italiens erschienen.
Schon unter dem Edicte des Mag. S. Pal. von 1603 (Bras.
p. 604) steht der Vermerk: Die 7. m. Aug. 1603 snpradictum edic-
tum affixum et publicatum fnit in acie üampi Florae et in Cancel-
laria apostolica, ut moris est, per me Laertium Cecchettum Cursorem
Apost., unter einem Edicte von 1609 (Arg. IIIa99): ad valvas Prin-
cipis Apostolorum de Urbe et in aliis locis solitis et consuetis Urbis.
Aehnliche Vermerke stehen unter Ballen und Breven und unter
Decreten der Inquisition und der Index-Congregation (Gunst, p. 35.
46 u. 8.).
In der Regel wurden nicht die in einer Sitzung beschlossenen
Bücherverbote gleich publicirt, sondern von Zeit zu Zeit ein Ver-
zeichniss der seit dem letzten Decrete verbotenen Bücher. Die Ver-
zeichnisse sind in den meisten Fällen sehr buntscheckig. Die um-
fangreicheren sind wie die des Mag. S. Pal. (Alex. No. 4, 5, 9) alpha-
betisch geordnet. Es kommen auch zwecklose Wiederholungen vor.
Die sofortige Publication des Beschlusses einer Sitzung galt, — in
der Regel mit Recht, — als ein Zeichen, dass das Verbot als ein wich-
tiges und dringliches angesehen wurde. Solche Decrete sind z. B.
No. 13, 36, 47, 67.
Die Sammlung der Decrete bei Alex, ist nicht vollständig:
ohne Zweifel absichtlich ist nicht aufgenommen ein Decret vom J.
1613 (über Becanus s.u.), das Decret vom 10. Dec. 1616 über die
Monita privata wohl darum nicht, weil diese auch in dem Decrete
vom 16. März 1621 stehen. Durch ein Versehen sind nicht aufge-
nommen Decrete vom 9. Oct. 1613 und vom 26. Juli 1614, die in
der Raccolta vom J. 1624 citirt werden (§ 3, 2), und ein Decret
vom 4. Febr. 1627, welches wiederholt im Index citirt wird, z. B.
unter Andreae und Breitinger. — Bei No. 16 fehlt das Datum: 25.
Nov. 1617. No. 33 ist falsch, vom 17. Febr. 1623 statt vom 4. Febr.
1627 datirt.
Von den späteren Decreten stehen viele aus den Jahren 1668
— 87 in den Constitution es et decreta apostolica, praecipue utilia
hoc tempore adversns quosdam abusus in materia fidei et morum.
Quibus praefigitur Epistola pastoralis Episcopi Castoriensis. Coloniae
Agr. 1679,* 125 S. kl. 8. Editio tertia auctior. Col. Agr. 1686,*
217 (und 15 nicht paginirte) S. kl. 8. — Manche Decrete von
1690 — 1709 stehen, aber meist nur auszüglich, in dem zu Namnr
1709 erschienenen Elenchus, einige bei Hanot (§11) und bei
d'Argentri. — Eine Anzahl von Decreten verschiedener Congre-
gationen aus der Zeit Clemens' XI. (1700 — 21) stehen im Bull,
cont. II., einige aus der Zeit Benedicts XIII. (1724—30) im Bull.
XIIL, die von 1786 — 97 in dem Römischen Giomale ecclesiastico,
die aus der neuem Zeit in verschiedenen Zeitschriften, Ami de la
Religion, Mastiaux' Literaturzeitung, A. J. F., Giv. catt. Von den
jBecrete der Inquisition und Index-Congr.
19
ij^teren Becreten finden sicli einzelne Exemplare veriichiedenen
iudex- Aasgaben beigebnnden, — so mehrere (jedes über eine einzelne
SiteMg) von 1821 — 27 in einem Exemplare der Ausgabe von 1819
(Bonn), — dieDecrete von 1836 — 50 und von 1851 — 59 in Sammel-
binden in München E.
Die vollständigen Decrete zu vergleichen, ist in vielen Fällen
Ton Interesse, weil sie gewöhnlich die Titel der Bücher vollstän-
diger angeben als die Indices und weil in diesen, wenigstens seit
Ben., in der Kegel nicht angegeben wird^ ob ein Buch von der
bdex-Congregation oder von der Inquisition und ob von dieser an
eiiem Mittwoch oder einem Donnerstag verboten ist, und weil, was
loch ^richtiger ist, nur aus den Decreten der Inquisition die Hoti-
Timog des Yerbotes zn ersehen ist.
In den Abdrücken der Decrete kommen zahlreiche und schlimme
Selireib- und Druckfehler vor. Brisighella hat zwei von ihm als
Vag. S. P. erlassene Decrete in seinem Index expurgatorius ab-
draeken lassen (Bras. p. 600). Darin steht Euerardi Bernoist st.
Bronckorst, Jo. Bipstenius st. Bilstenius, Henr. Breubau st. Breu-
laei, Lanr. chircouij st. Kirchovii u. s. w. Dieselben Fehler mit Aus-
nahme des letzten finden sich in dem Abdruck bei Alex., hier auch
loch Andreae libonii st. Libavii, und in anderen Decreten z. B.
Vgo Brosten st. Hugo Broughton (No. 9), P. Suero st. Lisero (Poly-
carp Leyser, No. 20), Prascheni st. Parasceue (No. 25) u. dgl.
Der Marburger Jurist Beinhard Eoenig heisst in dem Decrete von
1619 — und in allen Indices bis Ben. — Reinhardus Marpurgensis,
wabneheinlieh weil auf dem TitelblatteKönig mit deutschen Lettern
gedruckt und fUr die Gelehrten des Index nicht leicht lesbar war.
Sehr oft sind die Namen der Verfasser weggelassen. Diese Fehler
sind in den älteren Index-Ausgaben vielfach noch mit neuen ver-
nehrt. Erst Ben. hat die meisten corrigirt.
In dem Abrigö du recueil des actes du Clerg6, 2. Ed., 1764,
p. 186 werden „die Bullen und anderen Bescripte des Papstes"
eingetheilt in solche, die in Frankreich angenommen, und solche, die
▼wworfen werden. Im allgemeinen, heisst es weiter, werden die
ßomifichen Kescripte, wenn sie für den Staat oder die Kirche nütz-
lich lind, angenommen, wiewohl wir nicht die den Formeln und
Ansdroeken derselben zu Grunde liegende Lehre und G-ewohnheit
annehmen. Bei der Annahme der Bullen pflegt sich die Geistlich-
keit über diese Formeln auszusprechen; die weltlichen Gerichtshöfe
registriren die Bullen mit dem Vorbehalt ein, dass damit nicht
diese Formeln approbirt werden sollen. Gewisse Formeln sind so
odio«, dass man um ihretwillen die Bullen verwirft, wenn sie auch
fo die Kirche und den Staat nützlich sind ; so die Formeln, in denen
iBsere Könige mit Excommunication oder Absetzung bedroht wer-
den. Andere Formeln werden als Stil der Beamten der römischen
Curie angesehen und ignorirt. Die Formel : Non obstantibns quibus-
▼is apostolicis necnon in provincialibus synodis universalibusque
eonoÜis editis vel edendis specialibus vel generalibus constitutionibus
et ordinationibus oder ähnliche werden von gelehrten Juristen und
20 PubHoaüon der Blicherverbote.
Theologeo als nichtig nnd missbränchlich angeselien, können aber
ignorirt werden, indem ihre Nicht- Anerkennung stillschweigend vor-
ausgesetzt wird. Die Formel motu proprio wird von der Geistlich-
keit nnd den Gerichtshöfen verworfen, von letzteren ausdrücklicli
auch dann, wenn die Römischen Hescripte auf Ersuchen der franzö-
sischen Bischöfe und des Königs erlassen worden sind. Die
Formel, dass ein päpstliches Decret gültig sei nach seiner Publi-
cation in Rom, wird in Frankreich nicht anerkannt, desgleichen
nicht die Formel, welche die Ablieferung verbotener Bücher an die
Inquisitoren verordnet, und die Formel etiam specifica et individua
mentione digni, welche die Excommunication auf diejenigen, welche
nicht excommunicirt werden können, also auch auf die Könige aus-
dehnt.
Der Generaladvooat Omer Talon sagt in einem 1647 im Parla-
ment gehaltenen Vortrag : „Wir erkennen in Frankreich die Autorität
des Papstes an, aber nicht die Autorität und Jurisdiction der Con-
gregationen der römischen Curie. Dire Decrete haben in Frankreich
keine Geltung." Der Kanzler d*Aguesseau, ein frommer Mann (nnd
kein Jansenist), führt in einer Denkschrift vom J. 1710 (Oeuvres 13,
409) diese Stelle an und sagt seinerseits: „Jedermann weiss, dass
der Index in Frankreich keine Autorität hat, wo man den Primat
des Papstes anerkennt, aber nicht die Gewalten der verschiedenen
Congregationen von Cardinälen, welche der h. Stuhl zu errichten
für gut befunden. Man weiss übrigens wie sehr die Autorität des
Index auch bei denjenigen Völkern, welche an der alten kirchlichen
Freiheit weniger festhalten als das unsrige, gesunken ist in Folge
de.3 Missbrauchs, dass man Schriften darin aufgenommen, die eine
solche Censur (fl^trissure) nicht verdienen." Als 1712 ein ArrSt
des Pariser Parlaments vom J. 1710 auf den Index gesetzt worden,
schrieb d^Aguesseau (p. 309. 316): „Es hat dort einen ehrenvollen
Platz erhalten neben anderen zur Vertheidigung unserer Grundsätze
erlassenen Arrlts, die Rom canonisirt, indem es sie verdammt ....
Wir glaubten dieses Verbot ignoriren zu müssen. Nach dem alten
französischen Grundsatze würde man der Index-Congregation zu viel
Ehre erwiesen haben, wenn man laut gegen die Entscheidung dieses
Conoiliabulums protestirt hätte. Man stellt sich fast immer auf das
Niveau derjenigen, die man bekämpft, und man erkennt in einem
gewissen Sinne ein Tribunal an, wenn man seine Beschlüsse an-
greift*'
Bossuet sagt (Oeuvres 37, 75) von dem Breve gegen das N.
T. von Mons: „Wir halten in Frankreich solche Constitutionen
nicht für verpflichtend, so lange sie nicht den Bischöfen übersandt
worden sind, um sie in allen Diöcesen zu publiciren. Damm ist
dieses Breve für uns nicht verbindlich." Und von den Index-De-
creten sagt er (32,95): Profitemur, Fcclesiae gallicanae vetere atqne
inolito jure nihil nos teneri iis decretis. — F^n^lon sagt in einer
Denkschrift zu Gunsten der Annahme des Breves von 1703 über
den Cas de conscience (Oeuvres 13, 51) : „Es kommt in dem Cas de
consc eine Stelle vor, die zu der Meinung Anlass geben könnte.
Geltung der Rom. Decrete. 21
kB» man, wenn man das Breve annehme, damit zugebe, dass die
InqniBition and der Index für Frankreich einige Bedentung hätten
[soBt de qnelqne coneid^ration en France). Man braucht ja aber
aar gegen diese Stelle zu protestiren, wie das bei der Reception
roD Bullen und Breven oft geschieht. Man braucht nur zu sagen,
Bau wolle durch die Annahme des Breve keineswegs den Index
oder die Inquisition anerkennen." — Der Bischof Duplessis d*Ar-
^vtii erklärt in seiner 1756 erschienenen CoUectio judioiorum III b
590: wenn er in seine Sammlung Deoreta Romanorum Inquisitorum
«ifgeoommen, so sei das nicht geschehen, weil er diesem Tribunal
eioe Jurisdiction in Frankreich zuschreibe. — Natürlich hatte auch
d» Anschauung der Curie unter den französischen Theologen Yer-
^eter. A. Charlas z. B. bekämpft in dem Tractatus de libertati-
Ihu Eccl gall. p. 467 die Ansicht, dass die Decrete der Römischen
Coogregationen jenseit der Alpen nicht verpflichteten, und Albizzi
(A. J. P. 2, 2619) bezeugt, dass von Franzosen, Deutschen und
£Bgläi)dem timoratae conscientiae täglich (!) Gesuche um die Erlaub-
nin sam Lesen verbotener Bücher bei der Inquisition einliefen. ^ ^.
In Spanien und in Sicilien, so lange dieses unter spanischer
Herrschaft stand, galt nur der spanische Index, und in diesen wurden
sehr riele in Rom verbotene Bücher nicht aufgenommen. Salgado ,
Mgt aasdrücklich, nach spanischem Rechte seien die Decrete der '
fiömischen Inquisition und der Index-Congregation und des Magister ' ^/
S. PaL von der spanischen Inquisition zu prüfen und eventuell nicht '
&li Kömische, sondern als eigene Decrete zu publiciren (Giannone,
Opp. post 1, 452). In Neapel versuchten die Bischöfe vielfach den
KömischeD Verboten Geltung zu verschaffen; aber in den Deoreten "
der Provincialsynode von Neapel von 1699 (Coli. Laoensis 1, 165)
vird von der Sündhaftigkeit des Lesens verbotener Bücher, von der
Eioholnng der Erlaubniss dazu, auch von den Regeln des sog.
Trieoter Index, aber nicht von den Römischen Bücherverboten und
TOQ dem Römischen Index gesprochen, obsohon Alexander YII. die
Promalgation seines Index von 1664 in allen Diöcesen angeordnet
hatte. In der Biblioteca Napoletana von Nie. Toppi, die 1678 zu
Neapel mit Approbation erschien (der Gensor war ein Jesuit), werden
die Sehriften von Cala, Curte und anderen Regalisten sehr gelobt,
aher weder bei ihnen noch bei vielen anderen wird das Römische
^«rhot erwähnt, von einem Buche von Verricelli aber gesagt: Vo-
himen hoc, quod viris doctis non semel accidit, Romanam censuram
expertum. Die Anschauung der Regierung spricht der Abate Pan-
rädin der Biographie Giannone's (Istoria 1, 53) aus: In Neapel wird
Teder das Tribunal des h. Offioiums noch die Index-Congregation
i^endwie anerkannt.
In den Decreten der Mechelner Synode von 1607, Tit. 1, c. 7,
beideSam, Synodicon Belgicum, 1828, I, 367,^) findet sich die
1) Der Haupttitel dieses Baches ist: Nova et absolutiBsima oollectio
«ynodorum . . . Arcbiep. Mechlin. . . . collegit J. Fr. van de Velde, . . .
iflutr. P. F. X. de Ram. Mechlin. 1828, 4 vol. 4.
22 Publioation der Büoherverbote.
Bestimmang: Honeant parochi Bubditos, libros haereticos vel ex pro-
fesso labricos duIIo modo legere vel habere Heere, eisque prohibi-
tiones, quae babentur in Indicibns libromm prob. Sedis Apost. auc-
toritate post Concilium editas crebro inBinuent. Die letzte Bestim-
mung von eisque an, (welcbe, wie der Herausgeber bemerkt, in Rom
in das Decret eingeschoben worden ist), bezieht sich zun&chet auf
den Trienter und den Clementinischen Index.
Der Brüsseler !Nuncius tibersandte die Römischen Decrete dem
Erzbischof von Mecheln; aber dieser erhielt z. B. 1633 von der
Statthalterin die Weisung, die Pablication eines Decretes gegen
Poza (s. u.) zu verschieben, bis sie von Madrid Weisungen einge-
holt haben werde, und als der Erzbischof Precipiano 1691 ein De-
cret der Inquisition gegen ein Buch von Huygens ohne weiteres
publicirt hatte, erhielt er von dem Conseil de Brabant einen Verweis
xmd musste versprechen, fortan keine Decrete ohne Plaoitum des
Conseil zu publiciren (v. Espen Opp. 4 B, 217). In einem Erlasse
von demselben J. 1691 ermahnte er dann freilich zur Beobachtung
der Römischen Bücherverbote (Syn. Belg. 1, 573) und in einem
Decrete von 1695 sagt er, er habe sich bestrebt, die Verordnungen
des apost. Stuhles und der h. Congregation gegen die Pest schlechter
Bücher zur Ausführung zu bringen; aber unter den mehr als 70
Büchern, die er in diesem Decrete verbot, sind nur zwei, die in Rom
verboten worden.
Die in Namur im Anfange des 18. Jahrh. erschienenen Aus-
züge aus dem Römischen Index sind ebensowohl wie die S. 18 er-
wähnte Sammlung von Decreten (antijansenistische) Privatarbeiten.
Als 1785 auf Betreiben der belgischen Bischöfe ein neuer Index
angefertigt wurde, wurden nicht grundsätzlich die Römischen Bücher-
verbote für verbindlich erklärt, aber freilich die in dem Römischen
Index stehenden Bücher aufgenommen. Der Index kam nicht zu
Stande (§ 11).
Im J. 1749 befahl das Grand Conseil de Malines, die Auctions-
cataloge seien, nachdem sie von dem kirchlichen Censor durchge-
sehen, auch den Conseillers fiscaux vorzulegen, welche nicht dulden
sollten, dass Bücher, namentlich geschichtliche und juristische, die
nicht von der Staatsregierung verboten worden, in den Catalogen
als verbotene bezeichnet würden.
Auch in den höchsten Kreisen kam später eine andere An-
schauung zur Herrschaft als 1735. Im Jahre 1759 verbot der
Statthalter Carl Alexander von Lothringen provisorisch zwei Bände
der Theologie von Dens, weil darin bezüglich der Bulla Coenae,
der Römischen Bücherverbote, der Immunität und der Rechte der
Bischöfe Grundsätze vorgetragen würden, welche der Autorität des
Kaisers und den in den Niederlanden stets beobachteten Maximen
widersprächen. Ja, der Statthalter verbot sogar einen in Gent er-
schienenen Abdruck des Index Benedicts XIV., weil darin van Espens
und andere Bücher verboten wurden, welche die Rechte des Souve-
räns und die Fundamentalgrundsätze des Landes vertbeidigten ^).
1) Suppl. ad opp. V. Espen, App. p. 7. 8. Seabra 2, 82.
RdouMhe Indioes yon 1600-1664. 38
In Portugal wurde 1624 der Bömisohe Index mit Beifttgnng
der seit 1600 verbotenen Bücher abgedruckt und z. B. das Verbot
eines Baches yon Galado 1655 publicirt.
In Köln erschien 1627, in Trient 1634 ein Abdruck des Cle-
■entinisehen Index mit Beifügung später verbotener Bttcher, in Frag
1726 ein Abdruck des Bömischen Index von 1704. Förmliche Publi«
eationen von Römischen Bücherverboten kommen nur vereinzelt und
erst spat (um 1760) vor (Neumajr, Plagula). In einem Erlass des
Ksehofs von Münster vom J. 1733 (Hartzheim 10, 475) werden
zwei Schriften von Berni6res de Louvigny und Rojas als „von der
L Congregation schon öfter verboten^' bezeichnet, weil sie zwar nur
dunsl verboten waren, aber in mehreren Index- Ausgaben standen.
l. AusgabeA des Römischen Index von 1600 bis 1664.
1. In den ersten Decennien des 17. Jahrhunderts erschienen
usserhalb Roms mehrere Abdrücke des Index Clemens' VIII.
Tom J. 1596 ^). In Rom erschien ein Abdruck desselben mit
einem Anhange, welcher Decrete ans den Jahren 1601 — 23 ent-
telt, im J. 1624^), dann mit Beifügung der Decrete bis 1629
im J. 1630^), nnd mit Beifttgnng der Decrete bis J. 1637 im
J. 1640*).
1) Die vor 1600 erschienenen Abdrücke und die Venetianischen von
1602—1707 sind I S. 543. 547 verzeichnet. Andere veneichnet Pets-
toUt, Biblioth. p. 144 : Goloniae apud B. Gnalther 1602 und 1624*,
ib. 1680 (BräBsel). — Zamosci, Mart Lenscios 1604. 150 8. 4 Bl. 4. —
Leodii, Henr. Hovina 1607. 8. — Duaoi 1618. — Brixiae ap. fiozzolam
1620. 96 S. 8. — Eine franzoeiBche Uebersetzung : Gatalog^e des Livrea
defendos. Avec les Begles establiee par les Peres depatez par le S. Gon-
cQe de Trente. Mis premierement en lumiere par le oommandement de
Pie lY. A paia augmente par Sixte V. Et en fin corrig6 & publik par
miodement de Clement YIll. Paris, Cramoisy 1615. 23 BL 104 S. 8 (Petzh.
p. 146). — Der letzte mir bekannte Abdruck des Clementinischen Index,
abgeadieii von den den Ausgaben der Trienter Decrete beigefügten Abdrücken
(I S. 643), ist: Rothomagi ex typographia Jaoobi Loudet 1674*, 109 S.8.
(Oxford).
2) Der Titel dieser Ausgabe, die ich nicht gesehen, ist ganz der-
Klbe, wie der der folgenden. Zaoc. p. 179 berichtet: der Gameraldruoker
labe der im J. 1624 gedruckten Sammlung von Decreten im J. 1630,
ohne die Jahreszahl 1624 auf dem Titelblatte zu ändern, 4 Decrete ans
den Jahren 1625—29 beigefügt.
3) Index Librorum prohibitorum cum Reffulis oonfeotis per Patres
> Tridentina Synode delectos auctoritate Pii lY. primum editns, postea
T«ro a Syxto Y. anctus, et nunc demum S. D. N. Clementis YIII. jussn
'M)giiitiu et pnblicatus. Instructione adjecta de exeqnenda prohibitionis
^^6 aincere emendandi et imprimendi libros ratione. Bomae, sfud Im-
24 Römische Indioee von leOO— 1664.
2. Ein VerzeichniBB der seit 1596 yerbotenen Bücher, also
ein eigentliches Supplement zn dem Index Clemens* VIII. er-
schien zuerst 1618 zu Bologna unter dem Titel Syllabus^), dann,
alphabetisch geordnet, von dem Secretär der Index- Congregation,
Fr. Franciscus Magdalenns Gapiferreus (Maddaleno Capiferreo)
herausgegeben, 1619 zn Rom unter dem Titel Edictum % ferner
unter dem Titel Baccolta 1624 zn Mailand^).
3. Im J. 1682 erschien zn Rom nnter dem Titel Elenchus
ein von demselben Maddaleno bearbeiteter neuer Index ^), in
pressores Garn. Cum privilegio Sum. Pont, ad bienniom 1696.* 176 S. 12.
(Oxford). Auf p. 98 folget ein neues Titelblatt: Librorum post Indioem
Glementis VIII. prohibitorum decreta omnia hactenus edita. Romae, ex
typogr. Rever. Cam. Apost. 1624, dann mit fortlaufender Faginirung die
Decrete, das letzte vom 11. Nov. 1629. Das Exemplar ist dem Elenchus
von 1632 (Note 8) beigebunden und allem Anscheine nach gleichzeitig
mit diesem gedruckt, also ein (schlecht ausgestatteter) Nachdruck der
Römischen Ausgabe.
4) Index . . . 1696.* 119 S. & (Oxford). Der Abdruck des Index
von 1696 geht bis S. 64; S. 65 folgt Librorum . . . 1624; das letzte De-
cret ist aber vom 10. Dec. 1686. Das Exemplar ist dem Elenchus von
1640 (8. 26, Note 2) beigebunden (mit anderen Typen gedruckt als dieser,
beide viel besser als die in Note 8 erwähnte Ausgabe). — In dieser Aus-
gabe stehen die bei Alex, abgedruckten Decrete No. 1—42 mit Ausnahme
von No. 8. 22. 81. 82. 40. 41. Sie sind nicht numerirt, aber vielfach ge-
nauer abgedruckt als bei Alex.
6) Syllabus seu Collectio librorum prohibitorum, & suspensorum a
publicatione novi Indicis jussu S. D. N. felic. recordat. Glementis VIII.
de anno 1696. Additis etiam aliis libris, variis erroribus scatentibus, &
suspectis, non legendis, neque retinendis quoadusque expurgentur, aut per-
mittantur a Sanota TJniversali Inquisitione. Bologna 16i8. 12. Zacc. p. 176.
6) Edictum librorum, qui post Indicem fei. reo. Glementis YIII. pro-
hibiti sunt, ex decreto lUustriss. A Reverendiss. DD. S. R. E. Gardinalium
ad Indicem deputatorum ubique publicandum, ex typographia Gamerae
Apostolicae 12. Zaco. p. 176.
7) Raocolta de libri prohibiti, cavata da decreti fatti in diversi tempi
dalla Gongregatione degl' Illustriss. e Reverendiss. Sig. Gardinali della
S. Sede Apost. sopra Flndice de libri, in tutta la Republica christiana,
specialmente deputati : e publicati doppö la publicatione del nuovo Indice
fatto l'anno 1696. In Milano 1624.* Per gl'her. di Pacifico Pontio &Gio-
van Battista Picaglia, Stampatori Archiep. & del S. Officio. LXVIII S. 16.
(Oxford). Das Verzeichniss ist alphabetisch, allerdings sehr ungenau ge-
ordnet; jedem Buche ist das Datum des Verbotes beigefügt. Die Rac-
oolta hat keinerlei Vorwort oder dgl. Von S. LXV an ist das Monitum ad
Nie. Gopemici leotorem ejusque emendatio abgedruckt.
8) Elenchus Librorum omnium tum in Tridentino Glementinoq ; Indice,
tum in aliis omnibus Sacrae Indicis Gongregati onis particularibus Decrctis
hactenus prohibitorum ; Ordine uno Alphabetico, Per Fr. Franciscum Mag-
dalenum Capiferreum Ordinis Praedicatorum dictae Gongregationis Secre-
tarium digestus. Romae, Ex Typographia Gamerae Apostolicae. Superiornm
permissu. 1682.* 4 Bl. 679 S. 12. (Oxford). Wahrsoheiulich ein Nachdruck
Syllalras. Raooolta. Elendios.
25
welehem die von Clemens VIIL und die dnrch spätere Decrete
wbotenen Bücher in Ein Alphabet geordnet, die Schriftsteller
nter ihren Vomamen und Zunamen, die anonymen Schriften
iBter verschtedeneo SclilagwOrtem aufgeftlhrt sind und bei jeder
^^ommer das Datum des betreffenden Decretes, bei den aus
dem Trienter bezipv. Glementinischen Index entnommenen „in In-
dice^' bezw^. „in Indice Appendicis^' beigeftlgt ist, eine Anord-
sang, die aller dings, Teie der Herausgeber hervorhebt, bequemer
ist als die nacb den Classen und die, wie wir sehen werden,
Nachahntang fand. Diesem Elenchus wurde ein Abdruck des
hdex von 1596 und der oben No. 1 erwähnten Sammlung von
Deeieten beigeftlgt: der Elenchus sollte also ein alphabetisches
Register dazu sein. — Dieser Elenchus von 1632 wurde, (ohne
den Index von lö96 und die Decreten-Sammlung, aber) mit
einem Supplement vermehrt, 1635 zu Mailand abgedruckt 0* 16^0
erschien in Rom eine zweite vermehrte Ausgabe desselben'}.
Der Ellenclms von Maddaleno ist nicht, wie Mendham S. 170
Termnthet, eine xnit einer blossen Drucherlaubniss versehene Privat-
arbeit, Bondern, iBvie Catalani, De Secr. p. 19, unter Berufung auf
die Acten der Xndex-Congregation mittheilt, auf Befehl und mit
Gutheiaaraiig dieaeT geruckt; die Gongregation beschloss aber, er
tolk nicht in ihrem, sondern unter dem Namen des SecretSrs tan-
qv&m prlvati auctoris herausgegeben werden. — Auf der Eüokseite
des Titelblattes (auch der Ausgaben von 1*635 und 1640) steht die
DmckexlauhTiiBs mit einem eigenthümlichen Zusätze: Imprimatur,
ä ^debitoT fieverendiss. P. Mag. Sac. Palatii Apostolici. A. Epi*
der BAmischen Ansgabe; s. o. Note S. — Die von Petzh. p. 147 a ver-
seicbneie Ausgabe Kom 1624 finde ich sonst nirgend erwähnt.
l) £lenchii8 . . . digestus. Mediolani. Ex Typographia Archiepi-
seopati. 1635.* Snperiorum Permissu. 6 Bl. 668 S. 12. (Reusch). Beigebun-
den sind (nicht der Index von 1696 und die Decretensammlung, aber) Regulae
confeeUe per Patres a Trid. äyn. delectos . . . instructione adjecta [die
Instruction Clemens' YIII] . . ., 1636. 24 S. — Auf der Bückseite des
Titelblattes steht unter dem Imprimatur für die Römische Ausgabe: Im-
primatur denno. Inquisitor Mediolani. Jo. Paulus Mazzuohellus pro Rev.
Capitulo Metropolitano. Co. Maioragius pro Exoellentiss. Senatu, fol. 2. 8
«ne Widmnngsepistel von Jo. Ambr. Sirturus d. d. Mailand 20. Sept. 1635,
p. 652 — 658 das Supplement mit der Uebersohrift : Post praedictum Elen-
cfaum sequentes libri prohibiti sunt.
2) Elenchus . . . Decretis usque ad annum 1640 prohibitorum . . .
digestus. Editio secunda aucta. Romae, Ex typographia Rev. Cam. Apost.
1640*. Superiorum permissu et cum privilegio. 4 Bl. 412 S. 8 (Oxford.
Maoeben E.). Die Seiten sind zweispaltig. Vgl. S. 24 Note 4. — Quetif II,
473 und Zaoc. p. 180 erwähnen noch eme Ausgabe Rom 1648, Zaoc. auch
Abdrucke Antwerpen 1644 und Lyon 1650.
26 Der Komische Index von 1600—1664.
soopna Bellioastren. Vicesg. — Qai Libri non reperientnr in hoo
Elencho, ant in Collectione Postindicis (der Sammlung der Decrete),
de quibus aliqua dubitatio moveri possit, non propterea approbati
censeantnr, sed jndicentnr ad communes regnlas in Indice praescri-
ptas. Imprimatur. Fr. Nicolaus Riocardius S. Falatii Apost. Mag.
Maddaleno hat den Elenchus y,ürbano YIIl. Pont. Opt. Max.''
gewidmet, den er als hujus alphabeti Alpha et Omega, lux lucis et
index indicis anredet; es heisst in der Dedication weiter: quod
sub Te Congregationis praefecto in hoo Indioe elaboravi et sub Te
nunc Pontifice Maximo ac praefectorum omnium praefecto perfeci.
— Die Verweisungen auf den Index und die Decrete lauten: in
Indice [Trid.] primae classis, in Ind. certorum auctorum (2. Gl.), in Ind.
inoertorum auctorum (8. GL), in Indice Appendicis (Glemens' VIII.)
1. oL, in Edioto 7. Sept. 1609 n. s. w.
4. Mit dem Elenchus des Maddaleno ist nicht zu ver-
wechseln ein 1644 ohne Angabe des Heransgebers und ohne
Vorrede und dgl. gedruckter Elenchus, welcher nur die seit
1596 verbotenen Bücher in alphabetischer Ordnung (mit Angabe
der betreffenden Decrete) verzeichnet^). Ein dritter Elenchus,
den Thomas de Augnstinis herausgab, scheint bestimmt gewesen
zu sein, eine Fortsetzung der (ersten Ausgabe) des Elenchus
von Maddaleno zu bilden: er enthält eine alphabetische Zu-
sammenstellung der 1636 — 55 verbotenen Bücher^). Er wurde
10. Juni 1658 von der Index-Gongregation verboten, mit der
Motivirnng: er sei unvollständig (deficiens) und enthalte (be-
rttcksichtige) nicht alle bis 1655 von der Congregation erlassenen
Decrete.
Reginaldus Lucarinus, der 1642 von Urban VIII. zum Ma^.
S. P., aber schon 1643 zum Bischof von Gitt& della Pieve (Civitas
Plebis) ernannt wurde, t 1671, hat nach QuStif II, 641 einen In-
dex librorum prob, cum regulis . . . usque ad annum 1645 et no-
tationes ad diotas regulas ausgearbeitet ; derselbe ist nicht gedruckt,
aber das Autograph (drei Bände) befindet sich in der Vaticanischen,
Abschriften in der Barberini^schen und in der Inquisitions-Bibliothek.
5. In Köln veröffentlichte 1627 die Inquisition einen
1) Elenchus librorum omnium post Indioem Clementis VIII. in de-
cretis Sacrae Indicis Congregationis usque ad annum 1644 prohibitorum.
Ordine alphabetioo. Romae, ex typ. Rev. Camerae Apost. 1644.*^ 56 S. kl. 8
(München, Univ.).
2) Librorum omnium in Sac. Indicis Gongr. Decretis prohibitorum
ab anno 1636. usque ad annum 1655. £lenohu8 ordioe uno alphabetioo per
Fr. Thomam de Augnstinis digestus. So wird der Titel in dem Edicte
(Alex. No. 67) angegeben.
Kolner und Trieater Ausgaben. 27
Abdruck des Index Clemens' VIIL, in welchem die dnroh ein
Ediet Yom 4. Febr. 1627 verbotenen Bücher, — sonderbarer
Weise nnr diese, nicht die dnrch Edicte Ton 1601—27 ver-
botenen, — mit einem f bezeichnet, in das Alphabet eingeschoben
sind. Diese Ausgabe wurde 1647 und 1665 nochmals gedruckt^).
Die ans dem Ediete anfgenommenen Bücher sind bald in den
Trienter Index, bald in die Appendix eingeschoben, vielfach ohne f.
Das Edict ist Ko. 33 bei Alex., hier aber unrichtig vom 17. Febr.
1623 datirt.
6. Eine wesentlich bessere Arbeit ist die 1634 zu Trient
erschienene Ausgabe, welche einen Abdruck des Clementinischen
Index und dann (mit besonderer Paginirung) ein alphabetisches
Verzeichniss der bis zum J. 1630 verbotenen Bflcher mit An-
gabe der betreffenden Edicte und in einem (wieder besonders
paginirten) Anhange die 1632 — 34 verbotenen Bücher enthält
Später sind noch einige Supplemente dazu gedruckt^).
Auf dem Titelblatt steht Komae et Tridenti, wohl um den In-
dex als Sömischen zu bezeichnen.
7. Bei den bisher besprochenen Indices handelte es sich
1) NoTTs Index Librorvm Prohibitorvm, Jnxta Deoreinm Sacrae
:ioni8 IlloatriBs. S. R. K Cardinalium a S. D. N. Yrbano Papa VIII.
nnctaq; Sede Apostolica poblicatnm, Romae 4. Febr. 1627, auctus. Pri-
■rnm anctoritate Pij IV. P. M. editus. Deinde k Sixto Y. ampliatus. Tertio
k demente YIII. reoognitas. Praefixis Regvli», ac Modo exeqvendae Prohibi-
tionia Per R. P. F. Franciscam ForetiuQi (sie) Ord. Praed. & depntatione
SS. Trid. Synodi Secretarium. Ante qaemlibet librum noniter prohibi tum
praefixaiQ est signam f- Coloniae Agrippinae, Ex commissione S. R. £.
Inqaiait. Apad Ant. Boetzeri haeredea. 1627/ 64 S. 8. (Manchen K.).
HovTs Index . . . Coloniae Agrippinae, £x commisaione S. R. £.
iDqoisit. Apad Jodocam Kalcovium 1647, 181 S. 12. (Scboettgen II, § 24).
— KoYTs Index .... Coloniae Agrippiuae .... Kalooviam 1666*. 181
S. 12. (Mainz).
2) Index Librorvm prohibitorvm . . . (wie oben S. 28 Note 8) . .
raiione. Quibos acoeaBit de nouo Index librorum a Sacra Indiois Con*
gregatione pasaim ad annum usque 1630. partioalaribas Deoretis suis locia
eoDsignatis probibitoram. Romae, & Tridenti apud Zanettam, ImpresaorS
Epiaoopale. Saparioram permissu 1634.* 177 S. 12. Dann folgt: Novts In-
dex libronim a Sacra . . . prohibitorum. XC S.; dann (ala Bogen N) mit
p. I: Additio librorum probibitoram k praefata Sacra Congregatione de
anno 1682, 9. Sept.; p. Y: Additio libroram at aapra probibitoram k , , .
de anno 1638, 19. Martii; p. YIII: Additio ... de anno 1684, 28. Ang.;
p. XI: Finia. — Beigebanden sind (Müncben, K. Univ.) : Additio libroram
Ol tapra ... de anno 1686, 9. Maii, II S.; Decretam S. Congr. Ind. 81.
Janii 1641, S. Inq. 1. Aug. 1641, X S.; Additio librorum, Yt supra pro*
hibitorom, de Aimo 1642 sab die 22 Januarg. Romae, A; Tridenti, £x
Typ. Episa Zanett. 4 Bl.
28 Der Römische Index von 1600—1664.
nm die Beifttgnng von Bttcheni, die durch die RömiBchen Be-
hörden verboten waren. Anders verhält es sich mit (dem § 8
zu besprechenden Lissaboner und) zwei in Krakau 1603 und
1617 erschienen Indices. Der erste, von dem Bischof Bernard
Macieiowski herausgegeben^), enthält einen Abdruck des Giemen-
tinischen Index und einen Index auctorum et librorum prohibi-
torum, in Polonia editornm (64 Namen oder Bttcher von be-
nannten Verfassern, 18 anonyme Schriften), der zweite, von dem
Bischof Martin Szysköwski publicirt ^), ausserdem noch ein Auc-
tarium librorum haereticorum et prohibitorum, 1617 editum (63
theils in Polen, theils anderwärts gedruckte Bücher).
Der Anhang von 1603, der in der Ausgabe von 1617 wieder
abgedruckt ist, enthält theils Namen (der 1. Cl. des Böm. Index
entsprechend), theils Büchertitel, theils lateiniRche, theils polnische,
aber alle mit Polen zusammenhangend. Aus dem Böm. Index sind
wiederholt die Namen: Andr. Yolanus, Andr. Fricius Modrevius,
Faustns Sozinnus (sie), Gregorius Paulus Brzezinensis, Jo. a Lasko,
Jo. Eosminius s. Kosmius, Petms Statorius, Stan. Samicius; Jo.
Lassicius ist Jo. Lasitzki, von dem in Kom 1603 ein Buch ver-
boten wurde. Unter den anonymen Büchern steht die Confessio
Augustana. Von den sonst hier vorkommenden Autoren and Schriften
steht auch in den späteren Rom. Indices nichts.
In dem Index von 1617 stehen hinter der Appendix von 1603
die bei Alex, unter No. 14, 15 stehenden Deorete vom J. 1616
und das nicht bei Alex, stehende Beeret vom 10. Dec. 1616 über
die Monita privata, dann das Auctarium, zuletzt ein Monitum ad
Lectorem Seb. Nucerini S. T. D. (eine Ermahnung bezüglich der
schlechten Bücher). Nucerinus wird also wohl der Gompilator des
Index sein.
Yon den in deuDecreten von 1616 verbotenen Büchern stehen
nur die If onita privata im Auctarium, von den in früheren Decreten
verbotenen nur ganz wenige und diese allem Anscheine nach nicht
aus den Decreten entnommen (Abr. Sculteti opera, Ant. Arnaldi
actio contra Jesuitas, Guil. Perkinsii opera), ferner, obschon der
Autor schon in der 1. Cl. des Tr. steht: Wesselij Gansfortij, alias
1) Index Librorvm prohibitorvm . . . (wie im Glementinischen Index)
ratione. Cracoviae, In Officina Andreae Petrioovij 1608.* 96 Bl. 12. (Krakau).
2) Index Librorum prohibitorum. Cum Regulis confectis per Patres
a Tridentina Synodo delectos, et cum adjecta instructione, de emendandis,
imprimendisque libris, et de exequenda prohibitione. Nunc, in hao editione,
Congregationis Cardinalium edictis aliquot, et librorum nuper scandalose
evulgatorum, descriptione auctus. Cracoviae, In Offic. Andreae Petricouij,
8. R. M. Typo^. A. D. 1617.* 100 Bl. 12. (etwas grossem Formate« als
1603).
Krakauer Ausgaben. 29
Baälij Grroningeii. Aura purior et alia opera. Nur einige wenige
Sehriften, die sicli hier finden, sind später auch in den Rom. Index
gekommen (aber nicht ans diesem Index): Anticotonus nnd einige
Mcher yon deutschen protestantischen Theologen.
In dem. vor dem Index von 1603 stehenden hisohöflichen Er*
lasse wird den Druckern und Buchhändlern unter Androhung der
Exeommunication und anderer arbiträrer Strafen verboten, ohne
Genehmigung des Bischofs oder seiner Deputirten Bücher zu drucken
oder zu verkaufen. Der Bischof Szyskowski sagt in seinem Erlasse :
ar habe diese Bestimmung in Erinnerung gebracht und den Buoh-
kändlem unter Androhung der ihm reservirten directen und in-
directen Exeommunication, der Confiscation und Verbrennung der
Bücher und einer Strafe von 100 Ducaten (die zur Hälfte dem
Krakauer Hospital, zur Hälfte der Fabrik des Domes zufallen sollten)
verboten, von auswärts importir.te Bücher ohne seine Genehmigung
ZQ verkaufen ; er habe auch die Bibliotheken visitiren und die libri
obscoeni et libelli verbrennen lassen. Er bestimmt dann : wer die
in seinem Index verzeichneten Bücher lese, behalte, drucke, ab-
schreibe n. 8. w.y solle nicht absolvirt werden, da er die Lossprechung
sieh selbst reservire.
Der Index generalis von Thomas James ^) gehört nicht in die
Beihe der Indexausgaben (I S. 4). Er ist aus den Indices von
Clemens YIII. und von Sandoval compilirt. Am Schlüsse steht
du Yerzeichniss der Schriftsteller, von denen Schriften in dem Ant-
werpener Expnrgatorius, bei Bras., Quiroga oder Sandoval expur^
girt weiden. Enr die Tendenz der Arbeit ist der Anfang der Vor-
rede charakteristisch: Cum animadverterem . . . duobus potissimum
laodis labefactari regnum Christi promoverique illud Antichristi, vel
per Indices librorum prohibitorum vel per Indices expurgatorios etc.
4. Der hdex Alexanders YIL 1664.
Im J. 1664 erschien eine neue Ausgabe des Index*), welcher
eine Bulle Alexanders VII. vom 5. März 1664, Speenlatores,
Torgedrnckt ist In dieser Bulle sagt der Papst: Seit der Pu-
blication des Index Clemens' VIII. seiön von dessen Nachfolgern
und der Index-Congregation viele Bücher verboten und deren
Autoren verdammt worden, aber kein amtliches Verzeichniss
1) Der Titel steht I S. 4. Oxoniae 1627.* 142 S. 12. (Hamburfr).
2) Index Librorvm prohibitorvm Alexandri VIT. Pontificis Maximi
ioflSQ editus. Romae, £x Typographia Reuerendae Camerae Apostolicae.
1664.* Saperiomm permissu, & Privilegio. XXVIl und 410 S. 4. (München K.)
8Ö Index Alexanders YIL 1664.
enchienen, welches in ttberoichtlicher OrdDUng (ordinatim atque
distincte) diese Bücher und Autoren enthalte. Der in seinem
Auftrage ausgearbeitete neue Index enthalte die in dem Trienter
und Giemen tinischen und die seit dem Erscheinen des letztern
verbotenen Bücher, und zwar in alphabetischer Ordnung mit
Beseitigung der frühem Eintheilung in drei Classen. Diese neue
Ordnung sei bequemer und auch geeignet, das Missverständniss
zu beseitigen, als ob diese drei Classen drei Grade bezeichneten
und das Lesen von Büchern der 1. Glasse gefährlicher und
sträflicher sei als das Lesen von Büchern der 2. und 3., da doch
manche Bücher der 3. viel schlechter seien als Bücher der 1.
nnd 2. Indess seien in dem neuen Index bei den einzelnen
Büchern nöthigenfalls die betreffenden Classen (des Trienter)
und ihre Appendices (im Clementischen Index) sowie (für die
später verbotenen Bücher) die Decrete, wodurch sie verboten
worden, angegeben. Auch seien der Vollständigkeit wegen dem
(neuen) „allgemeinen Index'' der Clementinische Index und alle
seitdem erlassenen Decrete beigefllgt. „Den in der angegebenen
Weise zusammengestellten und revidirten und mit den Typen
Unserer apostolischen Kammer bereits gedruckten allgemeinen
Index, fährt der Papst fort, den Wir als diesem Schreiben in-
serirt angesehen wissen wollen, bestätigen und approbiren Wir
durch Gegenwärtiges mit apostolischer Autorität sammt allem
und jeglichem darin Enthaltenen und verordnen und befehlen,
dass er von allen Gemeinschaften (universitates) und einzelnen
Personen, wo immer sie auch sein mögen, unverletzlich und
unerschütterlich beobachtet werde/' Dann folgen noch die oben
S. 17 erwähnten Strafbestimmnngen und die Verordnung, der „all-
gemeine In^ex" solle von den Bischöfen, Inquisitoren u. s. w. über-
all publicirt und für die Beobachtung desselben gesorgt werden.
Im Jahre 1665 veröffentlichte der Secretär der Index-Con-
gregation, Vincentius Fanus, eine compendiösere Ausgabe, ohne
den Clementinischen Index und die Sammlung der Decrete^).
1667 erschien (zu Lyon oder Genf) ein Abdruck dieser Ausgabe,
1) Index Librorum Prohibitorum Alexandri VIT. Pontificis Maximi
juBsu edituB. Romae, Ex Typographia Rev. Cam. Apost. 1666* XXIV und
820 S. kl. 8. (München JH.).
Index Alexanders YII. 1664.
31
iB welehem aber der Clementinische Index und die Sammlung
der Decrete, diese bis zum J. 1667 fortgeführt, wieder beige-
f> sind^).
Die Ausgabe von 1664 enthält nach der Bulle, den Trienter
Kegeln und der Instruction ClemenB* VIIL, — der 10. Eegel ist
eine Observatio beigefügt (I S. 341), — einem Privilegium ftlr die
Taticaniscbe Druckerei und einer Yorbemerkung des Secretärs der
Index-Congr., Hyacinthus libelli, der den neuen Index redigirt hatte,
folgendes: 1. Index primus generalis, das in der Bulle erwähnte
ud dnrcb dieselbe approbirte Verzeichniss der Autoren und Bücher,
Bit Beifügung der Notizen: in Indice (oder in Indice Appendicis)
I. cl., in Ind. oder in Ind. App. certorum oder incertorum auctorum,
in Edicto 7. Sept. 1609 u. s. w.; vgl. S. 26; 2. als Secundus Index
ein alphabetisches Verzeichniss der Namen (Vornamen und Zunamen)
der Autoren; 3. als Tertius Index ein Verzeichniss der Büchertitel
nach Schlagwörtern alphabetisch geordnet; — No. 2 und 3 sind als
öne Privatarbeit Libelli's anzusehen, Zacc. p. 182; — 4. eine
Appendix, die während der Fertigstellung des Index, 1660—64,
Terbotenen Bücher enthaltend ; 5. den Index Clemens* VIIL mit der
Yorbemerkung (von Libelli), er werde beigefügt, um die in dem
neuen Index vorkommenden Verweisungen auf die drei Classen
deutlich zu machen; in dieser Vorbemerkung gibt Libelli auch ein
Terzeicbniss der Secretäre der Index-Congr., mit Forerius (I S. 432)
beginnend ; 6. unter der Ueberschrift Index Decretorum eine Samm-
lung der auf Bücherverbote bezüglichen Decrete von 1601 bis 1662;
7. eine zweite Appendix, noch einige Titel von verbotenen Büchern
und vier Decrete aus den Jahren 1662 und 1663 enthaltend (hinter
p. 398 ein nicht paginirtes Blatt, welches als folium casu omissum,
restituendum p. 333 post Decr. 33 bezeichnet ist und den Locur
ademtus a Thoma Sanchez, — in der Ausgabe von 1667 p. 230, —
enthält) ; 8. ein Verzeichniss der Cardinale und der Consultoren der
Index-Congr. von ihrer Gründung an bis auf die Gegenwart; 9. das
Druckprivileg und £rrata.
Die Ausgabe von 1665 enthält die Bulle Alexanders VII.
nicht Auf die Trienter Begeln und die Instruction Clemens' VIIL
(p. V — XXI) folgt Privilegiorum Summa und ein kurzes Vorwort
von Vinc. Fano, der 1664 Libelli' s Nachfolger geworden war
(p. XXII. XXin), und dann nur der Index primus generalis der Aus-
gabe von 1664. Fano sagt, diese neue Ausgabe sei einerseits com-
pendioser als die von 1664, anderseits vermehrt. Die Hinweisungen
auf die drei Classen sind weggelassen; — Fano sagt: man könne
1) Index librorvm prohibitorvm Alexandri VII. Pontificis Maximi
VV9SV editvs. Actorum XIX. Mvlti avtem ex eis qui fucrant Cariosa aeo-
tati, Gontulerunt Libros & oombusscrunt coram ORinibus. Juxta Exemplar
exeusum Romae, ex typographia Rev. Cam. Apoat. Cum Priuilegio. 1667.*
804 S. Fol.
32 Index Alexanders VII. 1664.
diese TJuterscheidung aber anoh so leicht erkennen: wo nur der
Name eines Autors stehe, sei derselbe aus der 1. Gl. entnommen;
die Büchertitel ohne Namen seien aus der 3., die mit Namen aus
der 2. GL; — auch die Notizen: In Edicto 7. Sept. 1609 und dgl.
fehlen, so dass man nicht sieht, welche Bücher schon im Giemen-
tinischen Index gestanden und welche später verboten worden. Auf
der andern Seite hat Fano den Index dadurch erweitert, dass er
die Autoren unter ihren verschiedenen Namen und die Bücher unter
verschiedenen Schlagwörtern anfuhrt, also z. B. gleich im Anfange
hinter einander folgende Artikel, die nicht in dem Index von 1664
stehen, beigefügt hat: Abailardus v. Petrus; de Abano v. Petrus
de Abano; Abbas rh di Persia v. Gonditioni d'Abbas rö di Persia;
Abbas Joachim v. Mirabilium u. s, w. Auch die Appendix der
Ausgabe von 1664 ist eingereiht.
Die Ausgabe von 1667 enthält das Vorwort des Fano, die
Regulae u. s. w. (S. 11 ein Inhaltsverzeichniss), dann einen Ab-
druck des Index von 1665 (S. 1 — 136), ferner, aus der Ausgabe
von 1664 abgedruckt, die Bulle und (mit einer Vorbemerkung des
Herausgebers S. 143) den Glementinischen Index und die Sammlung
der Decrete bis 1664 und das Yerzeichniss der Gardinäle und Gon-
sultoren der Index-Gongregation (S. 137 — 288), endlich eine von
dem Herausgeber beigefügte Appendix Decretorum, Decrete von
1664-1667 enthaltend (S. 289—304).
Fessler S. 167 erwähnt die Ausgabe von 1665 nicht und
scheint die von 1667 für eine in Rom erschienene zweite Ausgabe
des Index von 1664 zu halten. Sie wird freilich oft als „Romae
1667'^ erschienen angeführt. Auf dem Titelblatte ist allerdings
der Schluss „Juxta Exemplar excusum (diese drei Worte sind ganz
klein gedruckt) Romae, ex typogr. Rev. Gam. Apost. Gum Privilegio.
1667" missverständlich; aber der Sachverhalt ist in der Series con-
tentorum hoc libro S. 11 und in der Vorbemerkung S. 143 ganz
richtig angegeben. — Man findet oft Exemplare dieses Nachdrucks
mit dem (wahrscheinlich auch zu Lyon oder Genf veranstalteten)
Nachdruck des Index von Sotomayor (§ 9) zusammengebunden
mit dem vorgesetzten Schmutztitel: Indices librorum prohibitorum
et expurgandorum novissimi, Hispanicus et Romanus, Anno 1667. Ur-
sprünglich ist aber, wie die Verschiedenheit des Papiers und der
Typen zeigt, der Römische Index separat nachgedruckt worden.
Dass in der Sammlung der Decrete einige fehlen, wurde
bereits S. 18 bemerkt. Mehrere in Decreten von 1613 und 1614
verbotene Bücher stehen aber auch, obschon sie in der Raccolta
von 1624 stehen, offenbar nur in Folge eines Versehens nicht
(in dem Elenchus von Magdalenus Gapiferreus und nicht) in dem
Index Alexanders VII. und sind auch in keinem der folgenden In-
dices, auch nicht bei Ben., zu finden. Es sind ausser 8 falschen
Ablässen, die unter Indnlgenze stehen (s. u.), folgende: Antonii
Albitii Florentini commorantis Gampiduni Tractatus brevis continens
decem principia doctrinae christianae, verb. 1613. Das Schriftchen
ist 1612 gedruckt; von den anderen Schriften Albizzi*s, eines
Ilömische Indices 1670—1758.
83
Priesters ans einer angesehenen Florentiner Familie, der Protestant
nirde und 1626 zu Kempten starb (E.-L. 1, 440), ist auffallender
Feise keine verl). — Consultatio catholica de fide Lutherana capes-
seoda et Romana papistica deserenda, opposita haereticae consulta-
doni Leonardi Lessii Jesnitae et Theologi Lovaniensis, authore Bal-
daseare Meisnero Dresdensi, Gfiessae 1611, verb. 1614; ancb von
Xeisner (R.-E. 9, 471) stebt nichts im Index; — Davidis Cbytraei
fiegnlae vitae, nnper a Phil. Glassero anctae et emendatae, Argent.
1607, verb. 1614; Chytraeus stand schon in der 1. Cl. — Godefridi
fieidfeldii NassoYÜ Sphinx theologico-philosophica ad Jacobum Bri-
tanniae regem, Herbom 1612. ItemCensura in syllogen Sphingi ad-
jectam anctore Jo. Textore Heigera-Nassovio. Item Censnra in Ana-
lecta aenigmatica eidem volumini annexa auctore Alberto Molnaro ^)y
yerb. 1614. Dasselbe Bach, und zwar eben die 1612 erschienene
6. Auflage wurde 1616 als Sex tum renata . . . Sphinx etc. ohne
Angabe des Verfassers yerb., und steht so bei Alex, und in den
folgenden Indices unter Sextum ; erst Ben. hat es unter Heidfeld
gestellt; die darin vorkommenden satirischen Bemerkungen über
Papste u. 8. w. erklären das Verbot. — Georgii Schoenborner Poli-
tieorum libri 7, yerb. 1614, wurde 1680 nochmals yerb.
i. Ausgaben des Römischen Index von 1670 bis 1758.
Auf die Ausgabe yon 1665 folgt zunächst eine yon 1670,
anter Clemens X. noch yon Vincentius Fanus besorgt, dazu
1675 eine kleine Appendix'). Unter Innocenz XL (1676—89)
besorgte Jaeobns Riccius 1681 eine Ausgabe'); in der Vorrede
sagt er: er habe die mittlerweile (seit 1665) yerbotenen Bttcher
1) Das Item Censiira ist unsinnig; dem Buche von Heidfeld sind
beigefügt Analecta aenigmatica ab Alberto Molnaro üngaro oomportata
and ist gewöhnlich beigebunden: Sylloge variorum aenigmatum . . .
per Jo. Textorem. Herb. 1612. Die 9. Ausgabe erschien als Novum renata
Sphinx . . . 1631, eine deutsche Uebersetzung : Theologischer und philos.
Zeitvertreiber, 1624; A. D. B. 11, 306.
2) Index libronim prohibitorum Clementis X. Pontificis Maximi jussu
editiu. Romae, ex typo^apbia Rev. Cam. Apost. 1670.* XXIV und 838 S.
und 3 nicfatpaginirte Seiten 8. (München K.). In einigen Exemplaren ist
beigefugt: Index libr. prob, ab anno 1670 usque ad annum 1675. Romae
ex iypogr. Rev. Cam. Apost. 1675,* 4 Bl. (ein alphabetisch geordnetes
Supplement).
3) Index 1. p. Innocentii XI. P.M. jussu editus. Romae . . . 1681.*
XXVI und 296 8. 8. (München K.). S. XXV und XXVI sind einige Bücher
nachgetrs^en, die während des Druckes verboten worden. Bei Petzh.
p. 149 ein Exemplar cum appendico 48 pp., in der Bibliotheca Casanatensis
mit einer Appendix von 1683. Wenn Petzh. p. 149 eine Ausgabe von 1680
erwähnt, so wird das auf einem Schreibfehler beruhen.
Benseb, Index n. q
d4 Römische Indioes 1670—1758.
eingefügt, viele Namen corrigirt und bei den Auetores 1. Glassis
„L cV^ beigefügt. Diese Ausgabe des Riccius wurde 1682^)
und dann wiederholt bis 1739 unverändert abgedruckt und die
seit 1681 verbotenen Bücher in Appendices vereinigt beigefügt.
Vom J. 1704 an und wieder vom J. 1744 an erschienen aber
auch Ausgaben, in welchen die bis 1704 bezw. bis 1739 ver-
botenen Bücher in den Index eingereiht sind. Es scheint aber,
dass von 1682 bis 1754 in Rom keine amtliche Ausgabe des
Index erschienen ist und dass die zahlreichen Ausgaben, die
in dieser Zeit angeblich aus der Druckerei der apostolischen
Kammer hervorgegangen, in Wirklichkeit anderswo (zu Venedig)
gedruckt sind. Wenigstens theilt Zaccaria p. 187 aus einem
Gutachten des P. Ricchini, der 1749—59 Secretär der Index-
Gongregation war und den Index Benedicts XIV. vom J. 1758
bearbeitete, die Notiz mit: nach der von Ricci unter Inuocenz XI.
besorgten Ausgabe sei in Rom mehr als 70 Jahre keine amt-
liche Ausgabe des Index gedruckt worden; die Venetianischen
Drucker hätten aber wiederholt, noch in der letzten Zeit (1752)
mit dem falschen Druckort Rom Indices mit vielen Fehlem
herausgegeben. Dass keine dieser Ausgaben eine amtliche ist,
darf man auch darum annehmen, weil keine derselben ein Vor-
wort des zeitigen Secretärs der Index- Congregation hat, wie ein
solches in den Ausgaben von 1665, 1670 und 1681 und dann
wieder in der von 1758 steht. — Auch die Appendices scheinen,
obschon angeblich in der Gameral-Druckerei gedruckt, keine
amtliche Zusammenstellungen zu sein.
Hannot (f. 4 v.) sagt zwar, 1692 sei eine Appendix unter
dem Kamen des Mag. S. P. gedruckt, aber nach einigen Jahren
durch eine andere ersetzt worden, weil darin eigenmächtig, ohne
Auftrag des Papstes und der Index-Congregation das Buch der Maria
von Agreda und ein Officium Immaculatae Conceptionis aufgenommen
nnd jansenistische Bücher ausgelassen seien. Diese Angabe ist aber
gewiss nicht richtig: der Mag. S. Pal. gab sonst nicht den Index
heraus, sondern der Secretär der Index-Congregation, und Thomas
Maria Ferrari, der seit 1688 Mag. S. P. war, würde wohl nicht
1) Index . . . 1682.* XXIV und 296 S. 8. (München K.). Die in der
Ausgahe von 1681 p. XXV. XXVI stehenden Bücher sind in das Alphabet
eingereiht; p. XXII. XXIII steht ein Decret der Index-Congr. vom 14.
April 1682.
K5miaohe Indioes 1670—1768. 86
m Amte geblieben und 1695 Cardinal geworden sein, wenn er sich
1S92 eines solchen Vergehens schnldig gemacht hätte. Bichtig ist,
ääss 1696 eine neue Appendix zn dem Index von 1681 erschien,
s welcher die Maria yon Agreda nicht steht (yon den Yerhand-
Iragen über sie nnd das genannte Oflficinm wird später die Rede
leb). Wahrscheinlich sind heide Privatarbeiten, zu denen vieUeicht
der Mag. S. Pal. die Dmckerlaubniss ertheilt hat. Wenn die Appen-
dix von 1704 in einigen Ausgaben als App. unica bezeichnet wird,
SD soll sie damit auch schwerlich, wie Hannot meint, als unica fide-
lis im Gegensätze zu der von 1692 bezeichnet werden.
Yon den 1681 — 1752 erschienenen Indices und Appendices
&md mir folgende bekannt:
I. Eine Beihe von Ausgaben hat den Namen Innocenz' XI.
(1676 — 89) und die Jahreszahl 1681, 1683, 1685 oder 1686 auf
dem Titelblatts ; die meisten derselben sind aber allem Anscheine
nach spater, gleichzeitig mit der beigefügten Appendix, gedruckt:
1. Index L p. Innocentii XI. P. M. jussu editus. Romae 1688, ex
typogr. Rev. Cam. Apost. XXIV und 296 S. 8. Beigefugt: Appendix ad
Indkxm 1. p. hujus impressionis, ordine alphabetico disposita usque ad
umum 1692. Cum adnotatione Decretomm et Brevium, anni ao diei pro-
hibitionts. 47 S. Ferner 12 nicht paginirte Seiten : Bücher, die 1692 und
lfi93 Yerb. worden (Hofm. p. 192, No. 15). Wahrscheinlich 1692 gedruckt
2. Index Lp.... 1683.* XXIV und 304 S. 8. Beigefügt: Appendix
ad Indicem L p. ordine alphabetico disposita usque ad annum 1696. 65 S.
(Manchen K.). Die in dem Decrete von 1682 stehenden Bücher sind nicht
in den Index eingereiht, aber einige in der Ausgabe von 1682 ist corri-
girl Wahrscheinlich 1696 gedruckt.
3. Index 1. p. . . . 1686.* XXIV und 296 8. 8. P. 11— V : Verzeich-
uisB von Bachern, die während des Druckes verboten worden ; p. VI — XXI
R^ulae etc.; p. XXII: Decretum Congr. Ind. 14. Apr. 1682; p. XXIV:
Fr. Jac. Biodus catholico lectori. Beigefügt: Appendix ad Indicem I. p.
hnjus impressioniB ordine alphabetico disposita usque ad annum 1692.
61 S. (München E.).
4. Index Lp.... 1686,* abgesehen von der Jahreszahl dem vorigen
gleidi (München Univ.).
n. Im J. 1704 erschien ein Abdruck der Ausgabe von 1681
mit einer Appendix, welche in alphabetischer Ordnung die 1681 —
17M verbotenen Bücher enthält:
5. Index 1. p. Innocentii XI. P. M. jussu editus usque ad annum
1681. fädem aocedit in fine Appendix usque ad mensem Junij 1704. Romae
TypiB Bev. Cam. Apost. 1704.* Cum privilegio. 12 Bl. 405 S. 8 (Inhaltlich
gleiche, aber mit verschiedenen Typen gedruckte Exemplare München K.
and DoUinger). S. 301 : Appendix unica ad Indicem L p. vero et aocurato
tlphabetioo ordine disposita ab anno 1681 usque ad mensem Junij inclusive
1704. Cum adnotatione fere omnium Decretomm ac Brevium, Anni, Mensis
stqueDiei prohibitionis. S. 403: Nota di alcune Operette A historietteproibite.
M ttömische tndices 1670— l'/5d.
Diese Ausgabe wurde wiederholt unter Beifügung weiterer Ap-
pendices abgedruckt:
6. Index 1. p. Innocentii XI 1704.* 12 Bl. 471 S. 8. S. 1-405
wie No. 5; S. 407: Appendix novissima ad Indioem 1. p. ab a. 1704 uaque
ad tötum mensem Marti j 1716. Roraae, typie Rev. Cam. ApoBt. 1710; S. 467 :
Appendix novissimae Appendicis ad Indicem 1. p. a mense Martij 1716
usque ad totum Maij 1718. Romae... 1718 (München üniv. S. 407—456
mit einem Titelblatt : Appendix . . . Romae 1716, besonders Manchen K.).
7. Index 1. p. Innocentii XI. . . . 1704.* 12 Bl. 566 S. 8. S. 1—300
wie No. 5; S. 301: Appendix unica . . . prohibitionis. Accedit infineNo-
tula aliquot opusculorum, historiuncularum, ac orationum etiam proscrip-
tarum; S. 407: Appendix novissima . . . 1716 (wie No. 6); S. 461: Ap-
pendix novissimae Appendici . . . 1718 (wieNo. 6); Appendix novissimae
Appendicis ad Indicem 1. p. a mense Maij 1718 usque ad totum mensem
Junij 1734. Romae, typis . . . 1734; S. 513: Raccolta d*alcvne particu-
lari Operel^ spirituali, e profane prohibite orazioni, e diuozioni vane e
niperstiziose, Indulgenze nulle, o apocrife, ed Immagini indecenti ed
illicite (Bonn).
8. Index 1. p. Innocentii XI ... . 1704.* 12 Bl. 672 S. 8. S. 1-^300
wie No. 5. S. 801 : Appendix ad Indicem 1. p prohibitionis ; S. 407 :
Appendix ad Indioem 1. p. ab anno 1704 usque ad totum mensem Martii
1716. Romae . . . 1716; S. 461: Appendix ad Indicem 1. p. a mense
Martii 1716 usque ad totum Maii 1718. Romae . . . 1718; S.477: Appendix
novissimae Appendici ad Indicem 1. p. a mense Maii 1718 usque ad totum
mensem Julii 1789. Accedit in fine Notula aliquot . . . proscriptarum.
Romae 1789, typis Hieronymi Mainardi, Impressdris Gameralis; S. 517
eine italienische Notiz über die Raccolta ; S. 519: Raccolta (wie No. 7).
— Bis S. 568 läuft die Numerirung der Bogen fort (Nn 4). Dann folgt
auf besonderen Blättern, aber in demselben Drucke, in dem von Ilofm.
p. 194 beschriebenen Exemplare als S. 569—572: Appendix ad Indicem
1. p. a mense Feb. 1739 usque ad totum mensem Jul. 1742, in meinem
Exemplare noch S. 573 — 576: App. ad Ind. 1. p. a mense Aprili 1744 usque
ad totum mensem Junii 1745. Beigebunden sind in meinem Exemplare noch
4, in dem Heidelberger und Oxforder Exemplare 5, mit ganz anderen Typen
gedruckte Appendiccs von je 3— 4 Seiten, Bücherverbote von 1746 (1745?)
bis 1753 bezw. 1754 enthaltend.
III. Eine dritte Gruppe bilden die Ausgaben, welche Regnante
demente XL (1700 — 21) auf dem Titelblatte haben und in welchen
die seit 1681 verbotenen Bücher am Schlüsse der einzelnen Buch-
staben des Iudex eingereiht sind (in der ersten Ausgabe p. XXI V
steht ohne Unterschrift: Catholico lectori. Cum iibrorum prohibi-
torum numerus auctorum id exigente malitia yel negligentia mul-
tam excreverit, novum auctiorem et accuratiorem visum est Indicem
edere. Omnia in hunc disponere curavimus, ut absque appendicium
Buffragio suo loco auctorum nomina et opera reperire valeas. Ghrato
animo quae tibi offerimus accipe, largiores nostrae diligentiae fruc-
tus preeeptarus. Yale.)«
Racooha. Nota. 87
9. Index 1. p. asque ad annum 170i. Regnanie demente XL P.
0. M. Bomae ex typogr. Rev. Cam. Apost. 1682 * XXIV und 402 S. 8.
Ifindien K.). S. 400 — 402: Nota di aicune . . . Beigefügt anf 5 nicht
pigfioirten Blättern eine Appendix, fol. 3r NoviBsima Appendix (nicht
lipjiabetisch, Büeberyerbote vom 28. Jan. 1704 bis 3. Febr. 1705), Fol. 4r
diae üeberschrifl ein alphabetisches Verzeichniss yerbotener Bücher, be-
fOLDend mit Acta Eruditorum, verboten 4. Febr. 1709.
10. Index 1. p. usqae ad annum 1705. Kegnante .... Apost. 1682.
HIV und 402 S. 8. Beigefügt 8 Bl. (Petzh. p. 150.).
11. Index L p. usque ad annum 1711 regnante . . . Apost. 1711.^
Cnn priTilegio. XXIY und 528 S. 8 (München E.). Den Schluss bildet
S. 526—528 Kota di aicune . . . Beigebunden 4 Bl., das Index- Beeret vom
26. Oet 1707 nod das Inquisitions-Decret vom 22. Juni 1712.
12. Index 1. p. usque ad totum mensem Martii 1716 regnante . . .
Apost 1716.^ 10 Bl. 531 S. 8. (München K.). Den Schluss bildet S. 528
—531: Decretum S. 0. 25. Spt. 1710. — Zacc. p. 186 erwähnt eine Aus-
gabe mit demselben Titel, aber der Jahreszahl 1717.
IV. In einigen 1744 — 52 regnante Benedicto XIY. erschienenen
Atsgaben sind die bis 1739 verbotenen Bücher in den Index ein-
gereiht:
13. Index 1. p. nsque ad diem 4. Junii a. 1744. regnante Benedicto
H?. P. 0. M. Romae ex typogr. Rev. Cam. Apost. 1744.* XXIV und
639 S. 8. (München K.). S. 563: Appendix adlndioem 1. p* a mense Febr.
1739 nsque ad totum mensem Junii 1744 (alphabetisch); S. 569: Raccolta
■ . .; S. 633: Nota di aicune . . .; S. 636: Decret vom 25. Spt. 1710 (in
dem Oxforder Exemplar beigebunden eine mit gleichen Typen gedruckte
Appendix a. m. Junii 1744 usque ad m. Junii 1745, 3 S.)
14. Index Lp.... Benedicto XIY. P. 0. M. Additis prohibitionibus
a S. C. emanatia usque ad annum 1752.* Romae ex typogr. Rev. Cam.
Äposi XYI und 512 S. 8 (Bonn). Bis S. 502 Abdruck von No. 13 ; dann S. 503 :
A|^)endix ad Ind« 1. p. ab anno 1744 usque ad annum completum 1751
(alphabettscfa). In dem Exemplare München K. folgt noch S. 518—515:
Appendix ad Ind. L p. ab a. 1752 usque ad totum ma&sem Febr. 1758
(slphahetisch) ; in dem Exemplare München Univ. folgen auf S. 512 2
Diäit paginirte Blätter: Appendix ab a. 1753 usque ad totum mensem
Aprilis 1755.
Die in mehreren der erwähnten Index-Ausgaben abgedruckte
Baccolta d'alcune particolari Operette spirituali, e profane proibite
t. e. w., — ganz verschieden von der S. 24 erwähnten Raccolta von
1624^), — ist ein italienischer Index, den zuerst 1710 der Domini-
easer Antonio Leoni, Inquisitor zu Bologna (f 1710)^), dann wieder-
1) Wenn im Folgenden nicht Raccolta von 1624, sondern einfach
Biccolta citirt wird, ist diese den Indices beigedruckte gemeint.
2) Breve Raccolta d'alcune particolari operette spirituali proibite,
38 Index Benedicts XIY.
holt mit neuen Zuthaten der Inquisitor Ginseppe Maria Berti zu
Pavia herausgab^). Die Racoolta enthält vorzugsweise italienische
populäre Schriften, — viele Schriften über Ablässe, Gebete und
Gebetbücher u. s. w., — aber auch Titel von lateinischen in italie-
nischer Uebersetzung. Es ist eine Privatarbeit. Durch den Ab-
druck in den Ausgaben des Bömischen Index hat sie keine höhere
Bedeutung erlangt, da dieses keine amtlichen Ausgaben sind.
In einigen Index- Ausgaben steht auch ein ähnliches älteres,
aber viel weniger umfangreiches, nur ein paar Seiten füllendes Yer-
zelchniss unter der üeberschrift: Nota di alcune operette & histo-
riette proibite (Gebete, religiöse Gedichte und Legenden), ohne
Zweifel auch von einer Inquisitionsbehörde angefertigt. Die Nota
steht auch (zuerst?) in der Ausgabe des Sacro Arsenale von £.
Masini (Keusch, Galilei S. 74) von 1679, p. 489; hier sind einige
Bemerkungen über die Expurgation von Gebetbüchern beigefügt.
Ben. hat die in der Nota stehenden Sachen in den Index auf-
genommen; er citirt dieselbe, z. B. unter Orazione, mit App. Ind.
Glem. rXI.
6. Der Index Benedicts XIV. 1758.
Im Jahre 1758 erschien eine neue Ausgabe des Index,
welche von ganz besonderer Bedeutung ist, weil sie die Grund-
lage aller folgenden Ausgaben bis auf diesen Tag bildet. An
der Spitze steht ein Breve Benedicts XIY. vom 23. Dec. 1757,
worin es heisst: die bisherigen Indices seien nicht hinlänglich
correct und für den Oebrauch bequem und ein neuer besser ge-
ordneter und von Fehlern gesäuberter Bedtirfniss. Der Papst
habe an die Herausgabe eines solchen schon bei der Publication
der Bulle vom 9. Juli 1753 (8. 2) gedacht and die Index-Con-
orazioni e divozioni vane e superstiziose, indalgenze nulle ed apocrife,
ed immagini indecenti ed illecite, che piü frequentemente sogliono oggidi
attomOy COD aggianta particolare fatta da Fr. Antonio Leoni, Inquisitor
di Bologna. S. L et a. 12; am Ende: Bologna, Monti 1710 (Guicc. Suppl.
2, 36).
1) Raccolta d'alcune particolari operette spirituali e profane proibite
. . . illecite, Data alla luoe la seconda volta con altre operette, e con an'
aggiunta sommaria delli Decreti e Constituzioni Apostoliche pertinenti al
S. Uffizio, e delle Proposizioni dannate da Martino V. sino al Regnante
Pontefice Innocenzo XIII., e con la notizia degP atti, e resoluzione nella
causa de' Riti Cinesi, Dal Padre F. Giuseppe Maria Berti Inquisitore di
Pavia. Pavia per Bovedino. Con licenza de' Superiori, 1722. 238 8. 8
(Schoettgen in, § 82. Petzh. p. 151 b. Petzh. erwähnt auch Ausgaben von
1716 und 1717).
Index Benedicts XIY.
39
gregation damit beauftragt; der von dieser hergestellte Index
werde hiemit bestätigt ^ j. Dann folgen eine Vorrede des Secretärs
der Index- CoDgregation Thomas Augastinus Ricchini, die Trienter
Regeln nebst den Observationen Clemens' VIII. nnd Alexanders VIL
(and einer nenen Observatio zn Reg. 4 über das Bibellesen, s. a.)
ond die Instruction Clemens* VIII., die erwähnte Bulle von 1753
md dann eine Zusammenstellung, die sich hier zuerst findet:
Deereta de libris prohibitis nee in ludice expressis, später ge-
wohnlich Decreta generalia genannt. Da die verbotenen Bücher,
heisst es in der Einleitung dazu, wegen ihrer grossen Zahl nicht
alle einzeln im Index verzeichnet werden können, so hat man
geglaubt, sie unter bestimmte Eategorieen ordnen und einen
Index derselben nach den Materien, worüber sie handeln, an-
fertigen za müssen, so dass man daraus erkennen kann, ob ein
Buch, welches nicht im Index steht oder nicht unter die Regeln
des Index fällt, unter die verbotenen zu zählen sei.
Ueber die Aenderungen, welche in dem Index selbst vor-
genommen worden sind, heisst es in dem Vorwort Ricchini's :
Bei dem Verzeichnen der Bücher haben wir mehr auf die
Familiennamen als auf die Vornamen Rücksicht genommen. [In den
älteren Indices sind die Vornamen vorangestellt und wird bei den
Familiennamen auf jene verwiesen; z. B. Jacobi Augustini (sie)
llraani Historiae; Augusti Thuani vide Jacobi August! ; Thuanus
vide Jacobi Augusti, — bei Ben. nur : Thuanus, Jao. Aug., Historia-
rom XL 8. w. (vollständiger Titel)]. Als Familiennamen haben wir
aneb angenommene Namen behandelt. [In der Vorrede vor dem Index
von 1819 ist beigefügt: Die Bücher, deren Verfasser nur mit Anfangs-
buchstaben bezeichnet sind, haben wir unter diesen aufgeführt]. —
Thesen und Disputationen stehen nicht unter dem Kamen der Schüler
[Respondenten], sondern der Lehrer oder Praesides, welche in der
Regel die Verfasser sind, — falls nicht bloss ein Name auf dem
Utel steht oder der Schüler als wirklicher Verfasser bekannt ist.
— Werden zwei Verfasser genannt; so steht das Buch unter dem
Namen des ersten, werden mehrere genannt, unter dem Schlagworte
des Titels. — Anonyme Schriften sind in das Alphabet eingereiht.
Wenn einige Bücher, die nicht anonym erschienen sind, ohne
1) Der Index erschien in zwei Ausgaben: Index Librorum profaibi-
tonim SSmi D. N. Benedioti XIY. Pontifioia Maximi jvssv Recognitus,
atqne editas. Romae 1758 Ex Typographia Reverendae Gamerae Apostoli-
cae. Com Summi Pontificis privilegio. 5 Bl. XXXIX und 268 S. 4.* 6B1.
XXXYI und 304 S. 8.* Beide Ausgaben haben ein Titelkupfer mit
der üntenchnfb aus Apg. 19, 19 (I S. 8).
40 Index Benedicts XIY.
Nennung des YerfasBers verzeichnet werden, so ist dieses, wie in
früheren Indices, so auch in diesem nicht ohne Grund geschehen
[um den Verfasser zu schonen, wie bei Yalerius Andreae, Scipio
Maffei und vielleicht Fr. van Henssen ; mitunter sind aber die Namen
wohl aus purer Nachlässigkeit weggelassen]. — Bei den schon in
dem Trienter oder Clementinischen Index stehenden Autoren und
Büchern ist Ind. Trid. resp. Append. Ind. Trid. beigefügt, bei den
seit 1596 verbotenen Büchern das Datum des Verbotes [mitunter
mit einer genauem Bestimmung, wie bei dem Augustinus des Jan-
senius Bulla UrbaniVm. 6. Martii 1641 et Decr. (S. 0.) 23. Apr.
1654].
Ferner bringt Ricchini noch folgende Bestimmungen in
Erinnerung: Wenn bei Büchern Ort und Jahr des Drucks ange-
geben wird, so gilt das Verbot nur fttr die betreffende Ausgabe,
nicht auch für verschiedene oder verbesserte Ausgaben. Felilt
der Zusatz, so gilt das Verbot für alle Ausgaben (s. u. § 14).
Von einem verbotenen Buche sind auch alle Uebersetzungen
verboten (I S. 540). Wenn einem Verbote donec corrigatur oder
donec expurgetur beigefügt ist, bleibt die Verbesserung der
Index-Congregation vorbehalten (I S. 431). üeber die Stral*be-
stimmungen s. S. 7. Dass in diesem Index zahllose Fehler
der früheren corrigirt sind, wurde bereits I S. 2 hervorgehoben.
Viele Berichtigungen, welche der Index Clemens' VIII. Bene-
dict XIV. oder Ricchini zu verdanken hat, sind bereits im I.Bande
erwähnt. Zu einigen hat J. G. Schelhom die Veranlassung gegeben,
welcher De oonsilio de emendanda ecclesia I, 46 (I S. 897) auf
manche Fehler aufmerksam machte, worauf Card. Querini, Epist.
403f antwortete, seine Monita würden berücksichtigt werden (I S. 396.
238. 239). Manche schlimme Fehler sind freilich stehen geblieben,
z. B. Barth. Conformi, Jo. Purpurei, Pasquillus Fagius, Th. Corbeau,
Jo. Fabricius, 6. Hantz, Jo. Host, Chr. Molhusensis, A. Munsholt,
Hier. Pumekchius, Zeghelstein; vgl. I 8. 515. — Einige bei Clem.
stehende Autoren und Bücher sind weggelassen, wahrscheinlich nicht
mit Absicht, sondern durch ein Versehen, z.B. Barth. Fontius, Onus
Eoclesiae, Aequitatis discussio. — Von den durch Ben. vorgenom-
menen Berichtigungen und Modificationen der seit 1 600 erschienenen
Indices wird sp&ter die Bede sein.
In den Decreta generalla^) hat § I die Ueberschrift: „Verbotene
Bücher, welche von Ketzern geschrieben oder herausgegeben sind
oder sich auf sie oder die Ungläubigen beziehen.'^ Er enthält folgende
Nummern: 1. Agenden oder Gebetsformeln oder Officia derselben
(I S. 513). — 2. Alle Apologieen, in denen ihre Irrthümer ver-
1) Vgl. A. J. P. I, 1219.
Decreta generalia. 41
tiieidigt oder erläutert oder begründet werden. — 3. Bibeln, die von
ikaen herausgegeben oder mit Anmerkungen, Argumenten, Summa-
rien, Seholien und Indfces von ibnen verseben sind (I S. 332). —
4. Bibeln oder Theile derselben, die von ibnen versificirt sind
•!I 8. 332). — 5. Kalender, Martyrologien und Kekrologien derselben
(I S. 513). — 6. Gedichte, Erzählungen, Beden, Bilder, Bücber,
vodurcli ihr Griaube und ihre Religion empfohlen wird (sie wegen
Dires Glaubens xmd ihrer BeligiÖsität gelobt werden; I S. 541). —
7. Alle Catechesen und Catechismen, welchen Titel sie auch haben
mögen: ABC-Bücher, Erklärungen des apostolischen Glaubensbe-
keantnisaes, der zehn Gebote, oder Unterweisungen in der christ*
Hdien Beligion, Loci communes u. s. w. — 8. CoUoquien, Confe-
ratzen, Disputationen, Synoden, Synodalacten über den Glauben und
Glanhenssatze, welche von ihnen herausgegeben sind und in welchen
irgendwelche Erklärungen ihrer Irrthümer enthalten sind. — 9.
Coofessionen, Artikel oder Glaubensformeln derselben (I S. 420).
— 10. Dictionarien aber, Yocabularien, Lexica, Glossare, Thesauri
md ahnliche Bücher, die von ihnen verfasst oder herausgegeben sind»
wie die von Heinrich und Carl Stephanus, Jo. Scapula, Jo. Jac.
Hofmann u. s. w. werden nur gestattet nach Beseitigung dessen,
was sie gegen die katholische Beligion enthalten (I S. 337). —
11. Alle Bücher, welche Unterweisungen oder Kiten der Secte der
Muhammedaner enthalten (I S. 137). — Einige dieser Bestimmungen
werden im Index selbst unter Apologia, Catechesis, CoUoquium,
Confessio, Disputatio wiederholt und dann die einzelnen Bücher der
betreffenden Kategorie, die bis dahin im Index standen, weggelassen,
z. B. Apologia Confessionis Augustanae (Ind. Trid.). Et caeterae
omnes haereticorum apologiae. Tide Decreta § I n. 2.
§ II „Verbotene Bücher über bestimmte Gegenstände^' stellt
Verbote zusammen, die meist erst im 17. und 18. Jahrhundert vor
und nach erlassen waren und von denen noch die Rede sein wird.
Aus dem 16. Jahrhundert stammen davon nur folgende: 7. Bücher,
welche uher Duelle handeln, Briefe, Sohrift^hen und Schriften, worin
dieselben vertheidigt, angerathen, gelehrt werden. Wenn aber der-
gleichen Bücher geeignet sind, Streitigkeiten beizulegen und Ver-
ständigungen herbeizuführen, werden sie, wenn sie expurgirt und
approbirt sind, gestattet (I S. 511). 13. Alle Pasquille, welche aus
Bibelstellen zusammengesetzt sind; desgleichen alle Pasquille, auch
geschriebene, und alle Schriften, in denen Gott oder den Heiligen
oder den Sacramenten oder der katholischen Kirche oder dem aposto-
lijaehen Stuhle irgendwie zu nahe getreten wird (I S. 268). —
Auch die in § III „Verbotene Bilder und Ablässe", und in § IV
,JSinige auf die h. Bitus bezügliche Verbote" stehenden 12 bezw. 8
Verbote werden im einzelnen noch zur Sprache kommen.
42 Index von Ssndoval.
y
i(.i
7. Der Index des spanischen General-Inquisitors
Sandoyal 1612.
Der nächste spanische Index prohibitorius et expnrgato-
rius nach dem von Quiroga von 1583 und 1584 (I S. 490) ist
der im J. 1612 von dem General-Inquisitor Bernardo de Sandoval
y Roxasy Cardinal und Erzbischof von Toledo, publicirte^). Im
J. 1614 folgte eine Appendix dazu^). 1619 erschien zu Genf ein
Nachdruck des Index mit der Appendix mit einer Widmung an
Friedrich V., Kurfürsten von der Pfalz, und einer polemischen
Vorrede von Benedict Turretini®). ■— Im J. 1628 wurde dieser
Index auf Befehl des General-Inquisitors Cardinal Antonio Za-
pata ftir Sicilien in Palermo gedruckt^).
1) Index libroram prohibitorum et expurgatoram 111.™^ ao Rin^D. D.
Bemardi de Sandoval et Koxas S. R. E. Presb. Cardin, tit. S. Anastasiae
Archiepisc. Toletani Hispaniarum Primatis Maioris Castellae Gancellarii
Generalis Inquisitoris Regii Status Consiliarii etc. auctoritate et jussu editus.
De consilio Supremi Senatns S^® Generalis Inquisitionis ffispaniarnm.
Madriti apud Ludovioum Sanchez Tjrpogr. Regium 1612. 71 Bl. 789 pagi-
nirte nnd 6 nicht pag^nirte S. Fol. Vgl. Hoffmann p. 204.
2) Appendix prima ad Indicem librorum .... Hispaniarnm. Am
Ende: Madriti Excudebat Ludovicus Sancius, Typogr. Regius 1614.
8) Index . . . Hispaniarum. Juxta exemplar excusum Madriti Apud
1} Ludouicum Sanchez Typographum Regium, Anno 1612. cum appendice anni
1614. Auctus B. Turrett. praefatione & Hispanic. Deoret. Latina versione.
Indicis huic libro nomen praefig^tur apte: Nam propria Sorices indioio
pereunt. Genevae. Sumptibus Jacobi Crispini. Anno 1619* in Quart: zu-
erst 4 Bl., 18 S. und 17 Bl., dann Index auctorum et librorum prohibi-
torum, 110 S. und 5 Bl.; dann Index librorum expurgatorum 6 Bl. und
880 S. (p. 825 beginnt die Appendix), zuletzt 2 Bl. (Errata). Vgl. Hofmann
p. 188. Mein Exemplar hat vom nur 17 Bl. (es fehlen die Widmung an
Friedrich V. und die Vorrede von Turretini und am Schlüsse die 2 BL).
Andere Exemplare sind in derselben Weise (zum Gebrauche für Katho-
liken) castrirt, haben aber ausserdem noch ein anderes Titelblatt: Index
. . . anni 1614. Sumptibus Jacobi Crispini. 1620.* — Das Motto, welches
Turretini auf das Titelblatt gesetzt, ist eine Anspielung auf Ter. Eun.
6, 7: Egomet meo indicio miser quasi sorex hodie perii. Mendham p. 185.
4) Index Librorum prohibitorum et expurgatorum 111.°^ .... His-
paniarum.! Denuoj'cum suis appendioibus usque hodie in lucem editis,
Typis mandatus ab Illustriss. ao Reverendiss. D. D. Antonio Zapata, S. R. £.
Tituli Sanctae Sabinae Presbitcro Cardinali in Hispaniarum Regnis Inqui-
sitore Generali, et Regii Status Consiliario, etc. De ejusdem Supremi Se-
natus Sanctae Generalis Inquisitionis mandato. Madriti 1612. Et Panormi,
ex Typographia Maringo. 1628.* 6 BL, 494 S., 6 BL, 28 S., 5 Bl. Kleinfol.
(Strassburg).
Index von Sandoval.
48
An der Spitze steht ein Breve Panls V. vom 26. Jan. 1612,
limHeh dem Breve Panls IV. vor dem Index des Vald^ vom
J. 1559 (I S. 301). Der Papst sagt: da er erfahren, dass die
Ermäehtignngen zum Lesen verbotener Bttcher in den spanischen
Beiehen zn zahlreich geworden, so annnllire er alle von ihm,
aeinen Vorgängern, dem Grosspönitentiar, den Ordinarien oder
anderen in i^endwelcher Form irgendwelchen Personen mit
Ausnahme des General-Inquisitors ertheilten Ermächtigungen zam
Lesen von Bttchem, die von ihm oder seinen Vorgängern oder
von dem spanischen General-Inquisitor verboten seien, und ver*
biete das Lesen n. s. w. solcher Bttcher bei Strafe der dem
Papste und dem General-Inquisitor reservirten Excommunioatio
latae sent Dann folgt ein Edict des General-Inquisitors vom
12. Dec 1612, worin er kratlt der apostolischen Gewalt und
Aatoritat, die er als General-Inquisitor in den spanischen Reichen
besitze und die ihm speciell durch das erwähnte apostolische
Sehreiben übertragen werde, die in dem neuen Index enthaltenen
Bfleber unter den gewöhnlichen Strafandrohungen verbietet; den
angedrohten Censuren sollen jedoch diejenigen nicht verfallen,
welche Bttcher der 2. Classe besitzen, bei denen der Index nur
eineExplicacion oder Caucion angibt; sie sollen aber diese ihrem
Exemplare beischreiben.
Die 14 Regeln schliessen sich dem Inhalte und der Form
naeh mehr an die Trienter Regeln an als die von Quiroga. In
der 2. wird auf das Verzeichniss der Häresiarchen verwiesen
(IS. 495); in der 10. werden alle seit 1584 anonym und ohne
Angabe des Druckers erschienenen Bttcher verboten.
„In Erwägung, dass der h. apostolische Stuhl, dem wir alle
folgen müssen, in dem von Pins IV. und dann von Clemens VIII.
veröffentlichten Index die Bttcher in Glassen geordnet hat und
dadurch das Verständniss erleichtert wird,'* hat Sandoval die
drei Classen des Römischen Index adoptirt, — diese Einthei-
long behielten auch die folgenden spanischen Indices bei, —
mit der Hodification, dass er bei vielen Namen der 1. Classe,
wie schon Quiroga, die Schriften verzeichnet, welche nach vor-
heriger Expurgation erlaubt werden. Die Schriften, von welchen
in dem Index expnrgatorius eine Expurgation gegeben wird,
sind mit * bezeichnet Am Schlüsse der einzelnen Buchstaben
44 Index von Sandoval.
der 2. und 3. Classe stehen in besonderen Abtheilnngen die
spanischen, portugiesischen, italienischen, französischen nnd
flämischen und deutschen Bücher. Bei der 1. Classe stehen in
der spanischen Abtheilung nur Constantino de la Fuente und in
der Appendix Joan. Auentrote, ferner Erasmus mit der Bemer-
kung, dass alle seine Werke in der Volksprache yerboten seien,
und mit einer ähnlichen Bemerkung Pedro Ramos, in der italie-
nischen Machiavelli.
Es folgt eine nicht unterzeichnete (von dem Bearbeiter des
Index herrührende) Notiz Ad lectorem, worin es heisst:
Schriften von verdammten Autoren, die nicht über Religion
handeln, sind sorgfältig expurgirt worden, um sie den Gläubigen
gestatten zu können. Auch in Schriften von Orthodoxen sind einige
Versehen oder missver ständliche Ausdrücke gefunden worden, die
zu einer Expurgation oder zur Beifügung einer Erklärung oder
Warnung Anlass gegeben haben, während im übrigen die Frömmig-
keit und Gelehrsamkeit dieser Schriftsteller und ihr Eifer für die
katholische Religion das höchste Lob verdienen. Einige wenige an-
dere sind, obschon sich in ihren Werken einiges findet, was mit der
gesunden Lehre nicht übereinstimmt, mit Stillschweigen übergangen,
weil einerseits ihr höheres Alter, ihre nicht zu verachtende Würde
und Autorität und ihre grossen Verdienste um die Kirche sie schützen,
anderseits das, was zu der Zeit, in welcher sie schrieben, vielleicht
noch nicht genügend klar gestellt war, später von gelehrten und
frommen Männern in Disputationen, Vorlesungen und Schriften ge-
nügend widerlegt worden ist und darum zu unserer Zeit so gut
wie gar keinen Anstoss und keine Gefahr mehr bringt ... Es wird
jetzt die Expurgation von mehr als 300 Schriften, und zwar den
verbreitetsten, geboten. Weitere Expurgationen bleiben vorbehalten.
Die Gelehrten mögen dabei die Inquisition unterstützen.
Der Index prohibitorius enthält alles, was in dem Index
Clemens' VIIL, ausserdem fast alles, was bei Quiroga steht nnd
ans diesem zwar grossentheils von Sixtus V., aber nicht von
Clemens VID. aufgenommen ist. Es sind aber viele neue Ver-
bote hinzugekommen. Namentlich ist die 1. Classe stark ver-
mehrt (bei A z. B. um 33 Namen). Es sind meist deutsche Schrift-
steller, ohne Zweifel aus den Messcatalogen (I S. 410), beigefügt,
von denen in den Römischen Indices zum Theil einzelne Schrif-
ten verboten, die aber meist in diesen gar nicht erwähnt werden
und grossentheils auch ganz unbedeutend und jetzt verschollen
sind, wie Abel Nezenins, Abel Vinarius, Abraham Sanrius, Ada-
mns Schramus n. s. w. — Die nach 1596 in Rom verbotenen Bücher
Index von SandoTal.
45
bl SandoTal bei weitem nicht alle aufgenommen and bei den-
jenigen, welche sich auch bei ihm finden, ist es vielfach nicht
sicher, dass er sie aus den Kömischen Decreten entnommen hat.
Fflr seinen Index expurgatorius hat Sandoval den von
Qairoga und den von Brasichellensis benutzt (IS. 554), aber
fiele neue Expurgationen beigefügt.
Die Appendix, — sie wird als prima bezeichnet; es ist
aber keine weitere erschienen, — enthält ein Edict vom 26.
Aug. 1614, einige Modificationen der Regeln, einige Nachträge
KU dem Index expurgatorius und namentlich eine Anzahl von
neuen Expurgationen.
Nach einer am Ende des Index stehenden Notiz ist derselbe
von dem Cormeliter FraDcisco de Jesus y Xodar redigirt worden
und haben ausserdem der Canonicas Geronimo Ruiz de Camargo
von Avila, der Jesuit Juan de Pineda und der Dominicaner Thomas
Malvenda daran gearbeitet.
Schneemann (Weitere Entwicklnng der thomistisch-molinisti-
seben Controverse, S. 84) berichtet: der Dominicaner Baftez, dci*
Hanptgegner des Jesuiten Molina, habe (1593) bei der Inquisition
sa Stande gebracht, dass sie die Abfassung eines Index librorum
pToh. den beiden Universitäten Alcala und Salamanca übertragen
habe. In Salamanca sei Bafiez selbst sammt seinem Gesinnungsge-
nossen, dem Mercedarier Znmel in die mit der Censur beauftragte
Commission gewählt worden und beide hätten Molina's Buch unter
die zu censurirenden Bücher aufnehmen wollen. Der Benedictiner
Alphons Curiel habe an den General-Inquisitor geschrieben: die
ganze Sache mit dem Index sei nur eine von Baftez und Zumel
gegen Molina geschmiedete Intrigue und an eine gründliehe Prü-
fung von dessen Buch sei nicht zu denken. Dadurch und durch das
unkluge Auftreten der Freunde des Bafiez sei der Plan vereitelt
worden. — Ein Index ist damals jedenfalls nicht zu Stande gekom-
men. Bei Sand, findet sich nur ein einziges mit dem „thomistisch-
molinistischen Streite" zusammenhangendes Verbot: Der Commentar
des Petrus de Cabrera zu der Pars 3. S. Thomae wird in der
Appendix verboten, donec corrigantur ea, in quibus transgreditur
terminos in materia de auxiliis ab Apost. Sede ac S. Inquisitionis
officio praescriptos (bei Sot. steht eine Expurgation). In einem 1601
erschienenen Commentar zu der Pars 3. von Didacus Nnftus, einem
Anhänger des Bafiez, soll an zwei Stellen Caute lege beigesohrieben
werden.
Von den in den Römischen Decreten 1603 — 9 verbotenen
Büchern steht nur etwa die Hälfte bei Sand.; die meisten anderen
sind von Sot. aufgenommen, aber auch bei ihm finden sich z. B.
nicht Giordano Bruno, Alex. Carerius, Paulus Benius, Gregorius
Richter, Jo. Mth. Velmatius, Scipio Calandrini. Die Schriften von
46 Lissaboner Index von 1624.
Jacob I. und William Barclay, die in Rom 1609 verboten worden,
stehen nicht bei Sand., aber bei Zapata (1632, Jacob I. nicht mehr
bei Sot.), die von Roger Widdrington, die in Rom 1614 verboten
wurden, in der Appendix.
In der Appendix wird zu der 12. Regel bemerkt: die Expnr-
gation der einzelnen Exemplare nach dem Index expurgatorius dürfe
von jedem dazu Befähigten vorgenommen, müsse dann aber einem
Beamten der Inquisition vorgelegt und von diesem unterzeichnet
werden. Ehrenvolle Epitheta der Autoren der 1. CL und die Namen
der Häresiarchen (sowie nach dem speciellen apostolischen Mandate
der des C. Molinaeus) seien auch dann, wenn es im Ind. exp. nicht
ausdrücklich vorgeschrieben werde, zu streichen (s. § 14).
In der Ausgabe von Palermo steht ein kurzes Vorwort von
den Capellanes des Card. Zapata, Dr. Juan de la Cueva und Dr.
Martin Real, vom 24. Oct. 1627, worin sie sagen, sie seien schon
im März 1626 von dem damaligen General-Inquisitor Andres Pacheco,
Patriarchen von Indien, beauftragt worden, einen Abdruck des Index
Sandovals für Sicilien zu besorgen; femer ein Edict der „durch
apostolische und königliche Autorität deputirten Inquisitoren für
das Königreich Sicilien und die benachbarten Inseln", Dr. Estevan
de Torrezilla und Dr. Juan de la Cueva, d.d. Palermo 4. Juni 1626,
worin J. B. Maringo ermächtigt wird, unter Mitwirkung des Domi-
nicaners Decio Carrega, Qualificators der Inquisition und Bücher-
revisors, den Index Sandovals mit Beifügung der seitdem von der
Inquisition verbotenen Bücher abzudrucken. Hinter der I.Appendix
Sandovals steht ein Edict der Inquisition d. d. Palermo 10. Sept.
1622, worin bei Strafe der Excommunication die Ablieferung „ge-
wisser Medaillen, Bilder u. s. w. mit abergläubischen Namen und
Schriftzügen" befohlen wird. Es wird darin bemerkt, diese Dinge
seien wiederholt verboten, aber neuerdings wieder verbreitet worden
unter dem Yorwande, dass die Namen Jesus, Maria oder von Heiligen
darauf angebracht seien. — Dann folgt eine zweite Appendix, in
welcher auf 3 Seiten die seit 1614 verbotenen Bücher alphabetisch
verzeichnet, auf 2 Seiten einige derselben expurgirt werden, unter
anderm wird verordnet, die Geschichte der Päpstin Johanna in allen
Büchern zu streichen.
8. Der Lissaboner Index Tom J. 1624.
Der im J. 1624 von dem portagiesischen General-Inquisitor
\^c U^ Fernando Martins Mascarenhas herausgegebene Index ^) ist gleich
1) Index Auctorum Damnatae memoriae, Tum etiam Librorum, qui
vel simpliciter, vel ad cxpnrgationem usque prohibentur, vel denique jam
expurflpati permittuntur. Editus auctoritate lUustrissimi Domini D. Fer-
dinand! Martina Mascaregnas, Algrarbiorum Episoopi, Regü status Conai-
LiBsaboner Index von 1624.
47
den spanischen ein prohibitorias und expnrgatorias, unterseheidet
sieh aber in der Änordnang von diesen in ähnlicher Weise wie
der Lissaboner Index von 1581 (I S. 481) von dem von Qniroga.
Den ersten Theil bildet der Index prohibitorius Romanns^ in
welchem mit Beibehaltung der drei Glassen die im Trienter
und Clementinischen Index and in den Römischen Decreten bis
zun J. 1610 incl. verbotenen Bücher jedesmal in ein einziges
Alphabet yerschmolzen sind (S. 1—75). Als zweiter Theil folgt
ein Index prohibitorius Lnsitaniae (S. 77 — 194), dann Pars
iertia, libromm expurgationem complectens (S. 197 — 1047). —
Der portugiesische Index prohibitorius hat die drei Classen wie
der Römische; hinter den lateinischen Bttchern stehen, wie bei
Sandoval, die Bücher in modernen Sprachen. Schriftsteller,
welche in der 1. Classe des Römischen Index stehen, werden
hier noch einmal aufgeführt, wenn Bücher von ihnen nach vor-
heriger Expnrgation freigegeben werden. Dieser Index enthält
fast alles, was auch Sandoval mehr als der Römische Index ver-
bietet; beigefügt ist nur wenig. Vor demselben stehen einige
(lateinische) Vorbemerkungen und 15 besondere (portugiesische)
Regeln. Auch vor dem Index expurgatorius stehen 5 allgemeine
Bemerkungen. Die meisten Expurgationen sind aus Sandoval
entnommen.
Der Index ist von dem Jesuiten Baltasar Alvarez redigirt
Mascarenhas, 1616 von Paul V. zum General-Inquisitor ernannt,
stammte nach Seabra aus einer den Jesuiten sehr ergebenen Familie
und war „mehr Jesuit als die Jesuiten selbst.^' Wenn aber Seabra
(I, 110 ff.) die Publication dieses Index als den ersten erfolgreichen
VerBnch, dem Römischen Index in Portugal Eingang zu verschaffen,
darstellt^ so ist das ganz unrichtig: der Trienter Index war 1581,
der Glementinische 1597 in Portugal publicirt worden (I S. 481. 543).
Auch darin ist allem Anscheine nach Seabra's Darstellung unrichtig,
daas er angibt, der Index sei ohne Vorwissen Philipps lY. publi-
eirt und von diesem die Publication missbilligt worden. Die that-
Mchlichen Mittheilungen Seabra^s (II, 101 ff.) zeigen nur, dass Phi-
Hpp lY., wie in Spanien, so auch in Portugal die Inquisition nicht
Htiü, ac Regnorum Luflitaniae Inquisitoris Geueralis. Et in partes tres
distributuB qnae proxime sequenti pagella explicali ocnsentur. De Con-
ritio Sapremi Senatus Sanctae Generalis Inquisitionis Lnsitaniae. — Auf
dem letzten Blatte : Ulyssipone £x officina Fetri Craesbeck, Rcgii Typogr.
Arno 1624.* 13 BL 1049 S. Fol. (Göttingen).
48 Lis8aboner Index von 1624.
frei aelialten liess and auch den staatlichen Behörden das Censnr-
recht wahrte. 1633 erklärte er, er behalte in allen bei der Inqui-
sition anhängigen Sachen sich selbst die letzte Entscheidung vor.
1623 verordnete er, kein ausserhalb Portugals gedrucktes Buch
dürfe ohne Erlaubniss der Curia Palatii gedruckt werden, und 1633
forderte er diese auf, bezüglich der Ertheilung der Druckerlaubniss
aufmerksamer und strenger zu sein, namentlich bei Büchern, die
sich auf die Zeitgeschichte und Staatsverwaltung bezögen.
In dem Edicte, welches an der Spitze des Index steht, ver-
ordnet der 6-eneral-Inquisitor, alle in dem Index oder seinen Regeln
verbotenen Bücher abzuliefern oder wenigstens ein Yerzeichniss der-
jenigen, die jemand habe, einzureichen. Wer nach 30 Tagen noch
ketzerische Bücher besitze, verfalle der Excommuuication und könne
als suspectus de fide verfolgt werden; ebenso jeder, der nicht die-
jenigen denuncire, welche solche Bücher besitzen. Wer andere ver-
botene Bücher nicht abliefere oder nicht die Titel der zu corrigiren-
den den Inquisitoren angebe, begehe eine Todsünde und solle nach
dem Gutdünken der Inquisition bestraft werden. Alle Ermächtigungen
zum Lesen verbotener Bücher wurden zurückgenommen. — Wie
Seabra (I, 115. II, IX) berichtet, wurden nach der Publication des
Index die Bibliotheken visitirt und die verbotenen Bücher wegge-
nommen.
In dem Römischen Index sind bei einigen Autoren der 1. Cl.
Notizen beigefügt, wie Alexander Seton Scotus (apostata qui scrip-
sit a. 1541). Hinter demselben steht ein nach den Familiennamen
geordnetes alphabetisches Yerzeichniss. In diesem und im Index
selbst sind die von Sand, als Häresiarchen Verzeichneten durch
grössern Druck ausgezeichnet.
In dem portugiesischen Index stehen die italienischen, fran-
zösischen, spanischen und portugiesischen Bücher (unter em vulgär
romance) und dann wieder die Hämischen und deutschen (utriusque
Germaniae libri) und englischen Bücher zusammen. Die im Rö-
mischen Index stehenden italienischen u. s. w. Bücher sind hier nicht
nochmals aufgeführt. Yon den besonderen Regeln dieses Index sind
ausser der über Bibelübersetzungen (I S. 834) zu bemerken: 4.
Yerboten sind Schriften gegen Judenthum und Islam in den Volk-
sprachen. 5. Nicht verboten sind nicht in der Volksprache geschrie-
bene Schriften von Katholiken gegen Ketzer (I S. 337). 10. Weil
in Portugal, namentlich in Lissabon viel Verkehr mit Fremden aus
den ketzerischen nordischen Gegenden ist, werden verboten alle
Bücher in englischer, flämischer und deutscher Sprache, die nicht
zuvor von der Inquisition untersucht sind; bezüglich der franzö-
sischen wird Vorsicht empfohlen.
Vor dem Index expurg. steht die Bemerkung: von der Ex-
purgation einiger bedeutender Schriftsteller sei Abstand genommen,
weil ihre irrigen Ansichten in den Schulen und in anderen Büchern
widerlegt würden und nicht mehr zu fürchten sei, dass die Leser
dadurch irre geleitet würden. Gleichwohl werden in keinem andern
Index so viele katholische Schriften expurgirt wie in diesem (I S. 650).
Spanische Indioes 1632—1790
49
ioiserdem ist diesem Index eigenthttmlich die Expnrgation einer
Beibe tod astrologischen Schriften nnter Bezugnahme anf die Bulle
Siitn«' Y. vom 5. Jan. 1585. Auch hellettristische Schriften werden
is grosser Zahl (von Ohscönitäten) expurgirt.
9. Spanische Indices yon 1632 bis 1790.
1. In der auf die Ausgabe des spanischen Index von 1612
zDBächst folgenden Ausgabe, die 1632 von dem General-Inqui-
fltor Cardinal Antonio Zapata veröffentlicht wurde ^), sind der
Index prohibitorins und der expurgatorius mit einander ver-
Mhmolzen, die drei Classen aber beibehalten, eine Einrichtung,
die sich auch in den nächstfolgenden Ausgaben findet. Im übrigen
unterscheidet sich dieser Index, abgesehen von der Vermehrung
der Verbote and Expurgationen, nicht wesentlich von dem von
SandoTal.
Zapata war früher Erzbischof von Bargos, wurde 1603 Cardi-
nal, 1620 Vicekönig von Neapel, 1626 General-Inquisitor, f 1635.
Die Heraasgabe seines Index besorgten der Licentiat Sebastian de
loerta und der Jesuit Juan de Pineda; letzterer wird ihn redigirt
haben.
Vor dem Index steht ein Edict Zapata's vom 29. Juli 1631,
ein Breve Urbans VIII. vom 17. Aug. 1627 und ein darauf sich
beziehendes Edict der span. Inquisition vom 21. Febr. 1628, durch
welches die Ermächtigungen zum Lesen verbotener Bücher zurück-
genommen werden. In dem Edict Zapata's wird die Zahl der ver-
dammten Autoren und Schriften auf 2500 angegeben. — Dem Index
ist ein alphabetisches Register beigefügt, worin die Autoren unter
dem Vornamen und Zunamen stehen. Im Index selbst sind bei
einigen Autoren Personal-Notizen beigefügt, z. B. Martinus Lutherus,
Islebii natus in Saxonia a. 1483, praedicat contra indulgentias 1517,
ab ordine religiöse et a fide catholica apostata et haeresiarcha 1517,
1) Schmntistitel : Novas Librorum prohibitorum et expurf^atoruni
Index Pro Catholicis Hispaniarum Regnis, Philippi IUI Reg. Cath. Au.
1532. — Haupttitel: Novus Index Librorum prohibitorum et expurgatorum ;
Editm Antoritate et Jussu Eminent °*^ ac Reueren °>* D. D. Antonii Zapata,
8. R. E. Presbyt. Card. Tit. S. Balbinae; Protectoris Hispaniarum; lu-
qnisitoris Generalis in omnibus Regnis, et ditionibus Philippi IV. R. C.
^ ab ejus Statii, etc. De consilio Supremi Senatus 8 Generalis Inquisi-
tionis. Hispali ex Typographaeo Francisci de Lyra. 1632. 40 Bl. 990 8.
Fol. P. 947 beginnt Supplementum superioris catalogi etc. (Hofmann p. 206.
Hendham p. 165. Schoettgen 11, § 2ß).
Beuacli, Index U. 4
50 Spaniflohe Indioes 1632—1790.
reperitur in leoto misere exanimis 1546. (Sot., der aach solche
Personal-Notizen hat, hat hier einfach Haeresiarcha).
2. Schon 1640 erschien wieder ein Index, herausgegeben
von dem General-Inquisitor Antonio de Sotomayor (Domini-
caner)^). Er hat durch einen in Lyon oder Genf veranstalteten
Nachdruck 2) eine weitere Verbreitung gefunden. Die Angabe,
es seien 1662 und 1667 in Madrid neue Ausgaben dieses Index
erschienen, ist irrig. Diese Ausgaben würden, da Sotomayor
1648, fast hundert Jahre alt, gestorben war (Quötif II, 555),
unter dem Namen seines Nachfolgers erschienen sein. In dem
Edicte vor dem nächsten spanischen Index vom J. 1707 wird
der vom J. 1640 als der zuletzt vorhergegangene bezeichnet.
Das vom 30. Juni 1640 datirte Edict von Antonio de Soto-
mayor („Erzbischof von Damascus, General-Inquisitor . . ., Beicht-
vater Seiner Majestät und der Herren Infanten'' u. s. w.) enthält
1) Schmatztiiel: Novissimus Librorum prohibitorum et expurgan-
don}in Index. Pro Catholicis Hifipaniamm Regnis Philippi IUI. Reg. Cath.
Anno 1840. — Haupttitel: £in Kupferstich; unter demselben: Jubsu ac
studijs 111 1°* ac R. D. D. Antonij a soto Maior supremi praesidis, ac in
Regnis Hisp. Sicil. et Indiar. Generalis inquisitoris etc. Librorum expur-
gandorumi luculenter ac vigilantissime recognitus, Novissimus Index De con-
silio Supremi Senatvs Inquisitionis General. Madriti ex TypographaeoDidazi
Diaz. An. 1640.* 64 Bl. 984 S. Fol. Beigebunden 4 Bl.: Supplementum
superioris catalogi. Seu Appendicula praetermissorum. In Indice expurga-
torio, edito hoc anno 1640 u. s. w. (Bonn).
2) Schmutztitel: Indices librorum prohibitorum et expurgandorum
novissimi, Hispanicus et Romanus. Anno 1667 (s. o. S. 82). — Haupttitel:
Index librorum prohibitorum et expurgandorum novissimus Pro Cathoh'cis
Hispaniarum Regnis Philippi IV, Regis Cathol. III. ac R. D. D. Antonü
a Sotomaior Supremi Praesidis, & in Regnis Hispaniarum, Siciliac, & India-
rum Generalis Inquisitoris, &c. jussu ac studiis, luculenter & vigilantissinid
recognitus: De conailio Supremi Senatus Inquisitionis Generalis. Juxta
Exemplar exousum [diese drei Worte in ganz kleiner Schrift; dann ein
grosses Wappen, dann] Madriti, ex Typographaeo Didaci Diaz. Subsigna-
tum LLdo Hverta. M. DC. LXVII.* Auf die beiden Titelblätter folgt ein
Blatt, welches auf der einen Seite ein Typographus Lectori überschrie-
benes, auf den Abdruck beider Indices bezügliches Vorwort., auf der andern
einen auf beide Indices bezüglichen Syllabus contentorum hat. Dann folgen
p. I— XX das Edict und Reglas, Advertencias y Mandatos spanisch, p. !XlXI
—XXXI lateinisch, 108 Bl. (Index universalis etc.) und 992 S. (darauf in
vielen Exemplaren mit besonderer Paginirung der Index Alexanders YII.).
Der Index universalis (103 Bl.) ist in einigen Exemplaren zuletzt gebunden.
— MeniÜiam p. 172 sagt: „Turretins Vorrede [zu der Ausgabe des Index
von Sandoval, s.o. S. 42] ist [zwischen dem Vorwort und dem Edict] wieder
abgedruckt nebst einem Stück aus Junius' Vorrede zu dem Index von
1571 (I S. 424) und einem Stück aus Blondel De Joanna Papissa.'' loh
habe diese Zuthaten in keinem Exemplar gefunden.
Sotomayor, 1640.
51
ranäehBt eine lange Declamation gegen die Ketzer, welche ketze-
rische Bltclier unter dem Namen katholischer Autoren heraus-
gegeben, Bficher Ton Katholiken interpolirt, Schriften von
KirehenTätem (wie das Werk des Ambrosins de sacramentis,
die Werke des Dionysins Areopagita a. s. w.) fQr unecht er-
klärt, nnzäblige katholische und fromme Bücher verbrannt u.s. w.,
dann folgende „kraft der Uns als General-Inquisitor zustehenden
iposiolischen Autorität und Gewalt und der Uns durch die Breven
des h. Stuhles gegebenen Vollmacht'' erlassene Verordnungen
(sie stehen auch in den folgenden Indices):
Alle in diesem Index Terzeichneten oder durch seine Regeln
Tcrbotenen Schriften sind binnen 10 Tagen an die Inquisition abzu-
liefern. Wer ketzerische Bücher behält, verfällt der Excommuni-
catio latae sent., wer andere verbotene Bücher behält, der £xc.
ferendae aent., die einen und die anderen einer Strafe von 600 Du-
eaten und anderen arbiträren Strafen. Der Excommunication verfallen
aneh diejenigen, welche die Besitzer von verbotenen Büchern nicht
daranciren. Die Lossprechung von diesen Censuren ist gemäss den
Breven Pauls V. vom 27. Jan. 1612 und ürbans VIII. vom 17.
Aog. 1627 dem General-Inquisitor reservirt. Der Index darf nicht
nachgedrockt und aus dem Lande exportirt, ausländische Nachdrucke
dürfen ohne Brlaubniss der Inquisition nicht gebraucht werden.
In den 16 Regeln kommen u. a. folgende Bestimmungen vor :
No. 3 ist im allgemeinen eine Umschreibung der Trienter Eegel,
hat aber den Zusatz : „Nicht verboten sind die Schriften von Katho-
liken, in welchen Fragmente oder Tractate von Haeresiarchen, gegen
welche sie schreiben, abgedruckt sind. Auch sind in diesen Büchern
und Tractaten nicht die Namen der Haeresiarchen zu streichen ; denn
nm ihre Irrthümer zu widerlegen, ist es erlaubt, sie zu nennen, wie
auch in geschichtlichen Büchern, wie hiermit zur Beseitigung von
Sernpeln erklärt wird.''
No. 5 entspricht der 4. Trienter Eegel. Bibelübersetzangen
in der Yolksprache werden unbedingt verboten, auch Epistel- und
Evangelienbücher, auch wenn kurze Erklärungen beigefügt sind
(I S. 334). Zur Beseitigung von Scrupeln wird erklärt, dass die
hebräische, griechische, lateinische, chaldäische, syrische, äthiopische,
persische und arabische Sprache keine Volksprachen sind^).
6. Gut katholische Schriftsteller in fremden, mehr von Ketze-
reien angesteckten Ländern haben zum Zwecke der Bekehrung von
Ketzern Schriften in ihrer Yolksprache, um nicht als Katholiken
erkannt zu werden, pseudonym oder anonym herausgegeben. Wenn
1) P. 501 lässt Sot. eine türkische Uebersetzung des 50. Psalms in
Hieron. Megisers Institutiones linguae Turcicae, Lpz. 1612, passiren (vgl. I
S. 592).
^
52 SpaniBche Indices 1682—1790.
von solclieii Schriften feststellt, dass sie die wahre und gesunde Lehre
enthalten und von Katholiken verfasst sind, wird das Lesen derselben
gestattet werden.
8. Wenn von einem expnrgirten Bache eine neue Ausgabe
veranstaltet wird, ist es nicht genügend, die beanstandeten oder
expurgirten Stellen am Anfange oder am Ende oder an einer andern
Stelle zusammen anzugeben: sie sind vielmehr im Texte selbst zu
ändern.
10. Alle seit 1584 ohne Angabe des Verfassers und des
Druckers gedruckten oder zu druckenden Schriften sind als ver-
dächtig verboten. Weil aber viele gelehrte und heilige Männer aus
guten Gründen anonym geschrieben, soll diese Regel nur auf schiechte
Bücher Anwendung finden und behalten wir uns bezüglich der bis
1640 erschienenen Bücher die Erklärung vor.
Die Eedaction des Index von 1640 hat (nach p. VI) der
Secretär der Inquisition, Lic. Sebastian de Huerta, besorgt. — Die
irrige Angabe, der Index sei auch l(:)62 und 1667 zu Madrid ge-
druckt, findet sich zuerst bei Peignot I, 263; sie ist von anderen
nachgeschrieben worden, obschon, so viel ich weiss, niemand ein
Exemplar dieser Ausgaben gesehen hat. — In vielen Katalogen wird
eine Ausgabe „Madriti 1667" verzeichnet; damit ist aber immer der
Nachdruck gemeint, der auf dem Titel blatte die Worte hat: Juxta
exemplar excusum Madriti 1667, d. h. nach der Madrider Ausgabe
[von 1640 zu Lyon oder Genf gedruckt im Jahre] 1667. Der Nach-
druck hat etwas grösseres Format und grössern Druck als die Aus-
gabe, gibt aber den Index einschliesslich des Supplementes Seite für
Seite wieder. Er steht seit 1707 im spanischen Index, „weil er
ausserhalb Spaniens von Ketzern veranstaltet worden**; speciell ver-
boten werden Praefatio und Prologua, weil sie „von Ketzern zur
Verhöhnung der h. Inquisition geschrieben sind".
Im Buchstaben A hat Sot. in der 1. Cl. über 100 Autoren, in
der 2. in der lat. und span. Abtheilung Bücher von löbezw. 17 Autoren,
in der 3. etwa 50 lateinische, 4 spanische, 4 portugiesische, 5 fran-
zösische Bücher, die nicht schon bei Sand, stehen. Auch die Zahl
der Expurgationen ist bedeutend vermehrt. Manche derselben sind
aus dem Lissaboner Index von 1624 entnommen.
Der Rath von Castilien beantragte 1620. 1631 und 1639 eine
Beschränkung der Autorität der Inquisitoren, welclie das Privilegium
hätten, die Seele durch Censuren, das Leben durch Qualen, die Ehre
durch Demonstrationen zu gefährden. Einen ähnlichen Antrag stellte
— ebenso erfolglos — 1693 eine Versammlung von hohen Staats-
beamten unter dem Marques de Mancera (Pelayo, Heterod. 3, 43. 51).
In einem Briefe, den Kaiser Leopold 1696 in Angelegenheiten der
Bollandisten an den König von Spanien schrieb (Papebroch, Eluci-
datorium p. 157), wird erwähnt, als Philipp IV. Sotomayor zum
General-Inquisitor ernannt, habe er angeordnet, in dogmatischen
Fragen, bei denen die Jesuiten betheiligt seien, dürfe ohne sein Vor-
wissen keine Entscheidung getroffen werden ; er habe in diesen Fällen
Theologen befragt, die weder Jesuiten noch Dominicaner gewesen
Marin, 1707. 53
1$^). — Die InqniBitioii wird es nicht gern gesehen, aber haben dulden
■isieii, dass 1664 die holländische Kegierang für den Prediger bei
ftier Gesandtschaft in Madrid eine ziemlich bedeutende, natürlich
Mt aosschliesslich aus protestantischen Büchern bestehende theolo-
fMche Bihüothek anschaffte^).
3. Erst 1707 erschien eine neue vermehrte Ausgabe des
»panischen Index, die als von dem General-Inquisitor Diego
Sannieuto de VoUadares begonnen, von seinem Nachfolger Vidai
Marin, Bischof von Zenta, vollendet, bezeichnet wird, in zwei
ttnden^). Zu diesem Index erschien 1739 ein kleines Supple-
ment mit spanischem Titelblatt ^).
In dem an der Spitze des Index stehenden Edicte vom 15.
Juni 1707 sagt Marin: der bereits begonnene Neudruck des Index
Ton 1640 mit Beifügung der seitdem verbotenen Bücher sei nach
dem Tode seines Vorgängers unterbrochen worden; er habe die
schon gedruckten Bogen, das Edict von 1640 und die Regeln durch-
eehen lassen und an diesen nichts zu ändern gefunden. Es folgt
du Edict von 1640, dann die vom 16. Juni 1707 datirte Erlaub-
ni» fir Don Antonio Alvarez de la Puente, Secretär der Inquisition,
den Index, an welchem er fleissig gearbeitet, drucken zu lassen,
dtDQ die Begeln. — Band I, S. 769 steht die Notiz: Soweit war
der Index bei dem Tode Sarmiento's gedruckt; um die Verzögerung
zu rermeiden, die ein Neudruck verursachen würde, sind in der
folgeDden Apendice (p. 769 — 791) die Bücher (ausA—I) zusammen-
gestellt, welche in den letzten Jahren verboten worden sind.
In dem Index selbst sind die zu den bei Sotomayor stehenden
Stehen hinzugekommenen mit * bezeichnet. Es sind bei A in der
1) Studien en Bijdr. ü, 377.
2) Schmutztitel des 1. Bandes: Novissimas librorum prohibitorum et
expargandorum Index pro Catbolicis Hispaniarum Regnis, Philippi V. Reg.
Caih. Aon. 1707. — Haapttitel: Index expiirgatorius Hispanus ab Ex.°»o
D.~ D. Didaco Sarmiento, et Volladoree ineeptus, et ab lll.«"o D."o D.
Vitale Marin perfectas Anno 1707. De couBilio Supremi Senatus Inqui-
ttqae ad Z. com integre indice cognominum auctorum primae, et Becuu-
^ datiis. Matriti: Ex Typographia Muaicae 1707.* 1 Bl. 824 paginirte
«nd 72 nicht paginirte Seiten (Register L— Z; Druckfehler). (Hamburg).
3) Suplemento a el Indice Expurgatorio^ qne se publice en veinte
1 «ig de Junio del aflo de 1707. per el Santo Tribunal de la Santa General
«quiiicion. Ponense en este Suplemento todos los Libros prohibidos,
BtodadoB expurgar desde el dicho dia hasta este presente aOo de 1739.
* se ordenan por Ävecedario de los Nombres de sus Autores, siguiendo
m todo el metbodo, y orden del referido Expurgatorio. Madrid. En la
Officina de Gonzalez 1739.* 2 Bl. 68 8. Fol. (dem Hamburger Exemplar
«« Index beigebunden).
54 Spanische Indioes 1682—1790.
1. Cl. 42, in der 2. 17 lat., 23 span., 1 französ., in der 3. 1 lat.,
7 spanische.
In dem Register sind die Namen der 1. und 2. Cl. in ein
Alphabet vereinigt (die der 1. mit * bezeichnet); dann folgen bei
jedem Buchstaben die Anonimos.
In dem Supplement stehen ausser neuen Büchern auch einige,
die schon bei Sotomayor standen, auch einige Expurgationen von
Sot. (wie zu Alph. Hart. Yivaldus und Alph. Testatus), die 1707
ausgelassen waren.
4. Der letzte Index, welcher als eine vermehrte Ausgabe des
von Sotomayor bezeichnet werden kann, wurde 1747 von dem
General-Inquisitor Francisco Perez de Prado, Bischof voa
Teruel, veröffentlicht *).
Die Ediote von Marin und Sotomayor sind in diesem Index
wieder abgedruckt. Der erste Band war bereits gedruckt, als Prado
sein Amt antrat. In beiden Bänden stehen Register zu den drei
Classen (die Autoren nach den Vornamen geordnet), im 2. ein 6e-
sammt-Register zu allen drei Classen (die Autoren nach dem Familien-
namen geordnet). Im 2. Bande steht S. 1093—96 ein Suplemento,
die während des Drucks verbotenen Schriften enthaltend, und 8.
1097 — 1112 der auch auf dem Titelblatte erwähnte Cathalogo de
los libros Jansenistas, von dem später die Rede sein wird.
In diesem Index findet sich zuerst bei manchen Büchern die
Bemerkung, sie seien auch für solche verboten, welche eine Erlaub-
niss zum Lesen verbotener Bücher hätten ^).
Im I.Bande f. 5. steht die Bestimmung: es dürfe kein Exem-
plar des Index verkauft werden, welches nicht von dem Jesuiten
Joseph Casani, Qualificator der Inquisition und Visitator der Biblio-
theken, der den Druck geleitet habe, oder von seinem Gehülfen,
dem Jesuiten Joseph Carrasco, unterschrieben sei. Das Stuttgarter
Exemplar hat f. 6 die Unterschrift des letztern.
5. Der nächste spanische Index ^), den 1790 der Qeneral-In-
1) Schmutztitel: Novissimus librorum prohibitonim et expurgan-
donim Index pro catholicis Hispaniarum Regnis Ferdinandi VI. Regia
Catholici. Haupttitel: Index librorum prohibitonim, ac expurgandorum
novissimus. Pro universis Hispaniarum Regnis Serenissimi Ferdinandi VI.
Regia Catholici, hac ultima Editione lUust.™* ac Rev.™* D. D. Francisci
Perez de Prado, Supremi Praesidis, & in Hispaniarum ac Indiarom Regnis
Inquisitoris Generalis jussu novitdr auctus, & Inculenter, ac vigilantissim^
correctus. De Consilio Supremi Senatus Inquisitionis Generalis juxta
exemplar excusus. Adjectis nunc ad calcem quamplurimis Bajanorum,
Quietistarum, & Jansenistanun libris. Matriti: Ex Calcographia Fernandez.
1747* Zwei Bände Fol, in dem 1. 14 Bl. (Edicte, Regeln), S. 1-512 und
und 14B1. (Register) ; in dem 2. 2B1., S. 518-1112 und 41 Bl. (Register).
(Stuttgart).
2) Ich bezeichne im Folgenden diese Bücher als „strenge verboten."
3) Schmutztitel: Indice ultimo de los Libros prohibidos y mandados
Prado, 1747. Rubin de Cevalios, 1790.
65
^■isitor Agastin Rubin de Gevallos, Bischof von Jaen, veröffent-
lichte, hat eine ganz andere Einrichtung wie die früheren. Er
iit zunächst ganz in spanischer Sprache geschrieben; dann ist
die Eintheilung in drei Classen aufgegeben und alles in ein
Alphabet zusammengezogen und in ähnlicher Weise arrangirt
wie in dem Index Benedicts XIV.; endlich sind die in den
frfiheren Indices stehenden längeren Expurgationen nicht abge-
druckt, sondern durch einfache Verweisungen auf den letzten
Ton 1747 ersetzt; z. B. Abailardus (Petras). Ejus Opera. Tienen
qae expnrgar. V. el Indice Expurgatorio del afio 1747, pag. 920.
Nor ganz karze Expurgationen sind abgedruckt. Mit Rücksicht
anf diese Abkürzung wird der neue Index in den Vorbemer-
koDgen als Indice Manual bezeichnet. ^
In den spanischen Indices stehen natürlich viele Bücher,
die auch im Rom. Index stehen, aber sehr viele, die sich in
diesem nicht finden, und — was bemerkenswerth ist — manche
nicht, die in Rom verboten waren, z. B. Alamin, Alva et Astorga^
Alvin, Alviset, Alzedo, Amicus, Amstelius, Ansaldus, Argentano.
Die Edicte in den Indices von 1707 und 1747 sind in dem
Ton 1790 wieder abgedruckt. In dem darauf folgenden neuen Edicte
Tom 26. Dec. 1789 wird u. a. gesagt: es seien in Spanien Bücher
neu gedruckt worden, welche in dem Index von 1747 ständen, und
man habe dieses mit Unkenntniss entschuldigt; die Entschuldigung
könne wegen der Seltenheit nnd des dadurch bedingten hohen Preises
des Index richtig sein; [die Inquisitionsbeamten, welche die Bücher
ZQ approbiren hatten, werden ja aber doch einen Index gehabt haben ;]
die Einrichtung, die starke Auflage und der billige Preis des neuen
Index werde jeder Entschuldigung die Thüre verschliessen. Femer
wird gesagt: einige bisher suspendirte Bücher seien auf Grund der
Prnfnng derselben freigegeben; es würden ihrer mehr freigegeben
worden sein, wenn die zu prüfenden Bücher nicht so zahlreich und so
/^
expnrgar ; para todos los reynos y sefiorios del Catholioo Rey de las
Espa&as, el SeRor Don Carlos lY. — Haupttitel : Indice ultimo de los
Libros prohibidos y mandados expnrgar : para todos los reynoB y sefiorios
del Catholioo Rey de las Espafias, el SeQor Don Carlos IV. Contiene en
reramen todos los Libros puestos en el Indice Expureatorio del afio 1747,
7 en los Edictos posteriores, asta fin de Diciembre de 1769. Formado y
trrpglado con toda claridad y diligonoia, por mandato del Excmo. Sr. D.
Agastin Rubin de Cevallos, Inquisidor General, y Sefiores del Supremo
Consejo de la Santa General Inquisicion: impreso de su orden, con arregio
il Exemplar visto y approbado por dicho Supremo Consejo. En Madrid:
En la Imprenta de Don Antonio de Sanoha. Afio de 1790.* 2 Bl. XL nnd
ms. 4. (Beuich).
56 Spanische Indices 1632-1790.
voluminös wären und nicht die vielen Schriften, womit die Ungläu-
bigen und Freigeister seit der Mitte des Jahrhunderts die Welt über-
schwemmten, die Aufmerksamkeit der Inquisition so sehr in Anspruch
genommen hätten. Auf der Rückseite des Titelblattes wird bemerkt:
die Inquisition behalte sich vor, aus diesem Index diejenigen Werke
zu entfernen, die auf Grund einer reiflichen Prüfung als unverfäng-
lich würden erkannt werden; eine solche Prüfung werde, wie es
immer gehalten worden sei, von Amts wegen oder auf Anstehen
der Interessenten vorgenommen werden.
Die 16 Regeln sind im wesentlichen dieselben wie in den
früheren Indices; nur die 5. (über Bibelübersetzungen) ist durch eine
andere ersetzt (s. u.). Der 12. ist die Bestimmung beigefügt, dass
jeder in seinen Büchern die vorgeschriebene Expurgation selbst vor-
nehmen dürfe, dann aber binnen zwei Monaten die expurgirten Bücher
einem Beamten der Inquisition vorzulegen habe.
Die Vorbemerkungen über die Einrichtung des neuen Index
sind im wesentlichen mit den Vorbemerkungen Ricchini^s zu dem
Index Benedicts XIV. gleichlautend. Bei den seit 1747 verbotenen
Büchern wird das Datum des betreffenden Edictes angegeben. Bei
den Autoren, deren sämmtliche Werke verboten sind, steht 1. cl.
oder *, bei denjenigen Büchern, welche auch für diejenigen ver-
boten sind, welche die Erlaubniss zum Lesen verbotener Bücher
haben (S. 54), eine Hand M^.
Die spanischen Indices enthalten noch viel mehr Fehler als
die Römischen vor Ben. Die vielen schon bei Sot. verdruckten
Namen (als Beispiel mag Balth. Isubmarus« d. i. Hubmaier genügen)
sind in den folgenden Indices nicht verbessert, aber mit neuen ver-
mehrt. So steht in dem Index von 1707: Ahasverus Fristchius (i. e.
Fritschius) und daneben Hauserus Fristchius s. Fritschus, in dem
von 1747 auch Ahasverus Fisthius; in dem von 1747: Conr. Sam.
8churfleixh (Schurzfleisch), Herrn. Coringius und Herm. Cocingus
(Conring), Gisbertus Voletius und Gilbertus Boetius (Gisbert Voe-
tius), in beiden Fulko Grevil, Thelifl'e Ofthe Renovudne, Senior
Phillip. Cidnaey (The life of the renowned Sir Philipp Sidney), —
Besonders nachlässig redigirt ist der Index von 1747: es stehen
hier Bücher in der 1. Cl., die in die 2. gehören, und umgekehrt,
und Bücher in der 3., die in die 1. oder 2. gehören. Mitunter ist
der Name eines Schriftstellers weggelassen, so dass nun seine Schriften
dem ihm im Alphabete vorhergehenden zugeschrieben werden, wie
z. B. das Buch des Guil. Budaeus de asse dem Guil. Bruez.
In dem Index von 1790 hätte vieles mit Hülfe von Ben.
corrigirt werden können; aber die schlimmsten Fehler der früheren
Indices finden sich auch hier wieder, wie Isubmarus, Cocingius und
Coringius, Grevil, Thelifl'e u. s. w., femer z. B. Bruez st. Budaeus,
Clinspachius s. Elimpachius st. Flinsbachius, Delbrunerus und Heil-
brunnerus s. Heilbroner s. Heilbrunerus, Crato a Krafithum s. Kraf-
feoin st. Eraftheim, Schnedeuwin und Schnedeuchsin neben Schneide-
win. Bei Sot. folgt auf Wolfg. Ruess (I S. 232) ein Wolfg. Satlerus,
Medic. Astron. Luth. ; hier finden wir Ruez seu Satlerus (Wolphang.),
Französischer Index von 1686. 57
Medie. etc. Ans dem Titel: The mle and ezercises of hilii [holy]
äring^ by Jer. Taylor ist ein Schriftsteller Taytor-By Jer constrnirt
Torden n. dgL
10. Franzostseher Index yon 1685.
Im J. 1685, kurz vor der Aufhebung des Edictes von Nantes,
ferordnete Louis XIV. die Unterdrückung der protestantischen
Schriften, and der Erzbischof Harlay von Paris publicirte darauf
im Auftrage des Parlaments einen Gatalog derselben, der neben
dem Römischen Index eine ganz unabhängige Stellung einnimmt.
Er nimmt weder auf diesen Rtlcksicht, noch ist er in späteren
Ausgaben desselben berticksichtigt worden.
Die Assemblee du Clerge vom J. 1682 veröffentlichte ein Aver-
ti^ement pastoral & ceux de la Religion Pretendue Reform^e, pour
1» porter ä se convertir et ä se reconcilier avec TEglise und ein Memoire
contenant les differentes methodes dont on peut se servir tres-utilement
ponr la conversion de cenx qui fönt profession de la R. P. R., die
Assemblee von 1685 eine Erklärung : Doctrine de TEgliee contenue
dins notre Profession de Foy et dans les Decrets du Concile de
Trente, oppos^e anx calomnieSf injures et faussetez ripandues dans
les Onvrages des Preteodus Reformez; zugleich richtete sie ein
Sehreiben an den König, worin sie sagt: sie verlange nicht die Zu-
rficknahme der Edicte, durch welche frühere Könige „unter unglück-
lichen Zeitverhältnissen und aus Gründen, die jetzt nicht mehr exi-
*tirten, die Ausübung der reformirten Religion vorläufig gestattet,**
bitte aber den König für die Zeit, während welcher jene Edicte noch
in Kraft bleiben sollten, den Reformirten zu verbieten, die katho-
lische Kirche in Predigten oder Schriften zu schmähen oder zu ver-
leumden. Louis XIV. erliess darauf im August ein Edict (vom Par-
lament einregistrirt 23. Aug. 1685), worin den Reformirten verboten
wird, ,,gegen den Glauben und die Lehre der römisch-katholischen
Religion zu predigen oder Bücher zu veröffentlichen, ja irgendwie
direet oder indirect von derselben zu sprechen;" sie sollen fortan
nur Bacher drucken lassen dürfen, „welche ihr Glaubensbekenntniss,
die Gebete und die gewöhnlichen Regeln ihrer Disciplin enthalten";
alle Ton den Reformirten verfassten Bücher gegen die katholische
Religion sollen unterdrückt und dürfen nicht mehr verkauft werden.
Die Uebertretung des Edicts wird mit Verbannung und Vermögens-
eoufiscation, der Druck oder Verkauf der verbotenen Bücher mit
einer Geldstrafe von 1500 Livres und Entziehung der Concession
bedroht i).
1) Actes de l'Assembl^e generale du Clerge de France de M. DC.
58 FranzÖBiBoher Index von 1685.
Der Erzbischof Harlay von Paris wnrde darauf 29. Aug. von
dem Palamente beauftragt^ ein Yerzeichniss der gemäss dem Edicte
zu unterdrückenden Bücher anzufertigen. Dieses wurde veröfPentlicht
mit einem Mandement des £rzbischofs vom 1. Sept. uud mit einem
Arret du Parlement vom 6. Sept. 1685 als Catalogrue des Livree
condamnez & deffendus par le Mandement de M. l^Archevesqne de
Paris ^). Im Oetober erschien dann das Edict (einregistrirt 22. Oct.
1685), wodurch das Edict von Nantes aufgehoben wurde.
Der Catalog ist alphabetisch geordnet (eine Anzahl von ano-
nymen Schriften steht unter Anonymes), am Schlüsse steht unter
der Ueberschrift Autres Livres ein nicht alphabetischer Nachtrag
von 45 Schriften.
E. Simon (Sainjore, Bibliotheque IV, 174) sagt darüber: i,So
lange das Edict von Nantes bestand, wurden auch die calvinistischen
Bücher geduldet. Der Kanzler gab für sie kein königliches Privi-
legium, aber der Lieutenant civil als juge de police eine einfache
Druckerlaubniss. Mit der Aufhebung des Edictes wurde der Calvi-
nismus eine nicht geduldete Haeresie ; darum werden jetzt die Bücher
verboten, d. h. sie dürfen nicht Öffentlich verkauft und importirt
werden . . . Der Catalog ist sehr nachlässig redigirt. Ich habe den
Erzbischof darauf aufmerksam gemacht, und er gestand ein, man
habe zu eilfertig gearbeitet. Der Catalog ist von einigen Doctoren
der Sorbonne, namentlich Le F^vre von Coutance angefertigt worden."
Der Catalog enthält nur lateinisch und französisch geschriebene
protestantische Werke, aber viele in Deutschland und England er-
schienene, viele aus älterer Zeit, die zum Theil auch im Index
Clemens' VIII. stehen.
In dem Kecueil des actes du C]erg6 1, 1654 und in der Uist.
de r^dit de Nantes vol. 3, stehen einige Arrets du Conseil d^^tat
aus den Jahren 1663 — 65 über einzelne protestantische Bücher:
Le tombean de la messe von David Derodon zu Nismes, Geneve
(Paris) 1654, Discours sur le chant des pseaumes von Jean Bruguier,
gedruckt zu Nismes, Rdponse a la lettre du Sieur Damblat von
Tricotet zu Calais und Abrege des cöntroverses von Ch. Drelincourt,
Genöve 1660: die Bücher sollen von Henkershand verbrannt, die
Verfasser und Drucker der beiden ersten verbannt werden.
LXXXII. et de celle de M. DC. LXXXY. concernant la religion. A Paris
1686. 152 S. 8*
1) Arrests du PHrlament et Ordonances de Monseigneur l'Archevesque
de Paris. Portant la defFense & suppression des Livres Heretiques. Avec
PEdit du Roy, portant deffenses de faire aucun Exercire public de la R.
P. R. dans son Royaume. Registre en Parlement en la charobre des Vaca-
tions le 22. Octobre lü85. A Paris 1686. 95 S. 8.* (Der Catalogue p. 9—81).
— Mandement de Monseigneur PArchevesque de Paris. Sur la condamna-
tion des livres contenus dans le catalogue suivant. Paris 1685. 86 S. 4.
(Hofmann p. 197. Der Catalogue p. 9—35). — Die Actenstücke stehen
auch in Recueil de ce qui s'est fait en France de plus considerable contre
les Protestans . . . Par M. Jacques Ic Fevre, Pretre, Dr. en Theol. de la
Faculte de Paris. Paris 16Ö6. 4* (Der Catalogue p. 326—357.)
Belgische Indioes 1695-1704. 59
11. Belgisflie Indiees 1695—1704.
In Namar erschienen im Anfange des 18. Jahrhunderts zwei
Auzflge ans dem Römischen Index, einer anonym and lateinisch
snter dem Titel : Elenchos propositionum et libroram probibi-
tonuD, 2. Auflage 1709 1), der andere, von dem Recoliecten Jean-
Baptiste Hannot, französisch unter dem Titel: Index ou Gata-
logae des principaux livres condamn^s et defendns par TEglise,
1714^). Diese beiden Indiees sind Privatarbeiten. Einen amt-
lieben Charakter hat ein Decret des Erzbiscbofe de Precipiano
TonMecheln yom 15. Jan. 1695, worin 73, meist , Jansenistische"
Schriften verboten werden^).
1. Der ElencbuB enthält zunächst einen Elenchns propositionum
danmatanim, mit den zu Constanz verdammten Propositiones 45
JoaDiuB Wicleff beginnend und mit den 1699 verdammten Propo-
Gtiones Cameracensis (Fenelons) schliessend (den Propositiones Jan-
senii p. 32 sind die Stellen aus dem Augustinus beigefügt, woraus
sie entnommen sind). Dann folgt p. 81 ein Auszug aus dem Index
TomJ. 1683 und einer Appendix zu demselben vom J. 1693, p. 164
Auszüge aus den Decreten von 1690 — 1708, p. 196 — 199 und 170
ein Auszug aus der Bulle Plus' IV. über den Index und aus Decreten
Ton Synoden von l^amur von 1604 und 1639 und einem königlichen
Mete von 1616, die 4. Trienter Regel (über Bibelübersetzungen)
nebst einigen Namnrer Synodaldecreten, p. 171 die Bulle Clemens' XI.
ron 1705 gegen die Jansenisten, auf dem letzten Blatte ein Aus-
1) ElenchuB propositionum et librorum prohibitorum. Editio se-
ernda auciior A emendatior. Namurci, Apud Carolum Albert Typ: jurat.
Saperiorum Permissu. 4 Bl. 192 8. und 1 El. 12. Auf p. 199 folgt p. 170
—192 statt p. 200 n. s w.; p. 192 steht die Censura Ordinarii vom 16.
Aog. 1709, auf dem letzten Blatte: Acheve d'imprimer le 28. 8ept. 1709.*
~- Die erste Ausgabe ist mir unbekannt.
2) Index ou Catalogue des principaux livres condamnes & defendus
I»r l^lise; Extrait fidelement du Grand Index Romain, & d'un Appen-
dice fidelle, avec des Reflexions Historiques & Theologiques sur les plus
considerables Decrets & C'onstitutious des Souverains Pontifes, touchant
les Matieres du temps. Par le P. Jean-Baptiste Hannot RecoUet, Lecteur
en Tbeologrie, &e. . . . A Namur, Chez Pierre Ilinne Imprioieur & Li-
braire, 1714.* 19 Bl. XXXII, 430 und 16 S., 2 Bl. 12.
3} Decretum lllustrissimi ac Reverendissimi Domini D. Humberti
Gmlelmi a Precipiano Archi-Episcopi Mechliniensis, Belgii Primatis, ad
^rcitus Regios Delegat i Apostolici, Gatholicae Majestati a Consilio Status,
^ adversus quosdam libros et epistolas. Bmxellis typis Guilelmi Michiels
(jpographi 1696.* 28 S. 4. (Brüssel).
60 Belgische Indioes 1696—1704.
zog aus dem Decrete vom 17. Juli 1709. — Ueber den'Anszag
aus dem Bömischen Index sagt der Herausgeber in der Vorrede :
er habe nicht aufgenommen die im Trienter Index enthaltenen Bücher
und von den später verbotenen Büchern nicht die von bekannten
Ketzern, wie Mornay, Drelincourt u. a., auch nicht die politischen
und die augenscheinlich schlechten, wie die gegen den Papst, die
Papisten u. dgl. oder augenscheinlich zur Vertheidigung des Protestan-
tismus geschriebenen, ferner nicht die einzelne Punkte oder That-
sachen betreffenden oder in einer unbekannten Sprache [nicht latei-
nisch oder französisch] geschriebenen, endlich nicht die mit d. c.
verbotenen Bücher, wie die von de Chartes [Descartes] und Coper-
nicus, von denen anzunehmen, dass sie in späteren Ausgaben ver-
bessert seien. Ebenso naiv ist die Bemerkung: viele im Trienter
Index verbotene Bücher seien im Antwerpener Index expurgatorias
corrigirt, wie Werke von Erasmus und Carolns Molinäus (s. I S. 442),
und es sei anzunehmen, dass diese in den späteren Ausgaben ver-
bessert seien. — In Wirklichkeit sind übrigens nicht alle im Tr.
stehenden Bücher weggelassen: der Index beginnt sogar mit ABC,
tractans rudimenta religionis, und noch auf der ersten Seite steht:
Acta Concilii Trid. una cum annotationibus etc.
2. Der Index von Hannot, der von dessen Ordensoberen und
dem Bischof von Namur approbirt ist, enthält die Trienter Regeln
und die Instruction Clemens^ YIII. lateinisch und aus ersteren einen
französischen Auszug (p. I — XXXII), dann (p. 1—276) unter der
Ueberschrift Indiculus Eomanus einen Auszug aus der Ausgabe von
1701 (S. 35 II, f)) und als Anhang dazu das umfangreiche Decret
vom 4. März 1709, dann (S. 277 — 430) die hauptsächlichsten päpst-
lichen Constitutionen gegen Jansenius und Quesnel mit „christlichen
[scharf polemischen] Beflexionen." Ein besonders paginirter Anhang
enthält ein Sendschreiben eines Ungenannten an den Erzbischof von
Tours über die Bulle Unigenitus und noch ein Decret von 1714. —
Hannots Auszug aus dem Römischen Index ist viel reichhaltiger
als der im Elenchus. Die Anordnung ist die, dass bei jedem
Buchstaben zuerst die Auszüge ex magno Indice Romano (dem Index
von 1681), dann die ex Appeudice unica fideli stehen.
Die beiden Namurer Indices haben einen Werth nur wegen
der beigefügten Decrete und sonstigen Actenstücke (S. 18).
3. Gegen den Index von Precipiano schrieb P. Quesnel anonym
Tr^s-humble remontrance a Messire Humbert de Precipiano Arche-
vesque de Malines sur son Decret du XV. Janvier 1695 portant
defense de lire, retenir ou debiter plusieurs livres, et particulierement
celuj de la frequente communion compose par Messire Antoine Ar-
nauld Docteur en Sorbonne. 1595.* 104 S. 8.
In dem Decrete sagt Precipiano, die von ihm verbotenen Bücher
seien zum Theil offenbar ketzerisch, zum Theil ohne Approbation
erschienen, zum Theil schon in anderen Diocesen verboten ; in einigen
werde im Widerspruch mit der Trienter Regel behauptet, das Lesen
der h. Schrift (in der Volksprache) sei für alle nicht nur nützlich,
sondern gewissermassen zum Seelenheile nothwendig; in einigen
Elenchus. Hannot. Procipiano. Index von 1736.
61
vinfen die gegen die Lehre des Bajns, des Jansenius und anderer
Neuerer gerichteten Decrete und Bücherverbote der h. Congregation
wad des apost. Stuhles bekämpft, der fleissige £mpfang des Bubs-
sacnmentfi miSBbilligt und znr gänzlichen Beseitigung desselben der
Weg gebahnt und andere Neuerungen Yorgetragen. 71 Schriften
werden nnmerirt aufgezählt ; dann folgen noch ein Brief von Hennebel
(s. u.) und ein an|^eblich von Christus dictirter Brief ,|Voll alberner
ud abez;gläabiscber Dinge."
Auf das Bücherverzeichniss folgen unter der Ueberschrift:
Specimina qnornndam librorum qui hoc decreto prohibentnr, Auszüge
aus 22 der verbotenen Bücher. — An der Spitze des Verzeichnisses
stehen 9 ealvinistische Schriften aus den Jahren 1686 — 93, darunter
eise von J. Basna^e, Bist, de la religion des egiises reformees, 1 690,
und zwei von P. Jnrieu, Deux traittez de la morale 1687, und La
balance dn aanctoaire, 1686. Die anderen sind ,Jansenistische^^
Schriften (s. n.)« Unter diese sind aber, wie Uuesnel mit beissen-
dem Spott hervorhebt, irrthümlich gerathen ein Schriftchen einer
Anglicanerin : K trenne d^une nouvelle ann^e aux enfans par Madame
. . ., Col. 1 694, und eine Schrift eines Jesuiten gegen Arnauld, die Pre-
eipitno nach dem Titel für eine Yertheidigung desselben gehalten
hftben niag. Lettre apologetique pour M. Arnauld ecrite k un abb^
de ses amis snr trois des derniers livres qui ont ete faits contre ce
Locteur, Col. 1688 (JRemontr. p. 73. 103).
£b -war im Plane, dieses Beeret durch eine Versammlung der
l)elgiBchen Biacböfe im J. 1697 bestätigen zu lassen, und im Syno-
dicon Belgicnm I, 626 ist ein Beeret abgedruckt, worin die Bischöfe
nmachst dasselbe erneuern resp. adoptiren und dann noch 15 weitere
Bueher von Gerberon, Quesnel (u. a. die Remontrance) u. a. bei-
fiögen. Aber dieses Beeret ist offenbar nur ein Entwurf, wie der
Herausgeber vermuthet und wie die am Schlüsse stehende Frage
zeigt, ob aneb Liey deckers Historia Jansenismi und Opstraets Boc-
trina de laborioso baptismo zu verbieten seien.
Precipiano verbot nur Bücher, die nicht schon in Rom ver-
boten waren; nur ein holländisches Schriftchen, Goude mjne etc.,
welches scbon 1689 verb. worden, ist (durch ein Versehen) auch
in seinen Index gerathen. — Bie Index -Congregation hat von Pre-
eipiano^B Index keine Notiz genommen. Von den darin stehenden
ealvinistiscben Büchern wurde in Rom nur das von Basnage ver-
boten, und dieses erst 1728, und von den 60 jansenistiscben Schriften
nur die Difficult^s von Arnauld und je eine Schrift von Gerberon
and Qnesnel, und diese erst 1703 — 5, also ohne Zweifel unabhängig
von Precipiano.
4. Die Statthalterin Erzherzogin Maria Elisabeth Hess sich be-
stimmen, 25. Juni 1729 eine Ordonnanz zu unterzeichnen, worin alle
in dem Trienter und in dem Madrider Index von 1624 (der von
1614 ist gemeint) stehenden Bücher verboten werden und ein Ver-
zeichniss der seitdem von Seiner Majestät verbotenen Bücher in
Aussicht gestellt wird^), Ber hier angedeutete Plan, einen neuen
1^ Ygh zu dem Folgenden Mendham p. 202. Memoires bist, sur
62 Belgische Indices 1695—1704.
Index zu veröfFentlichen, wurde damals wegen des Widerepmcbs
des Conseil fallen gelassen, aber 1735 wieder anfgenommen. In
diesem Jahre übersandte die Stattbalterin dem Conseil de Brabant
den Entwarf eines von den belgischen Biscböfen zusammengestellten
Index nnd einer vom 24. Dec. 1735 datirten Ordonnanz, worin in
33 Paragraphen die Yeröffentlicbnng desselben befohlen nnd eine
Reihe von Verordnungen über das Bttcherwesen gegeben wird. Das
Conseil de Brabant, das Conseil priy6 und das Grand Conseil
de Malines sprachen sich 1736 entschieden dagegen ans, und die
Publication unterblieb. Einige Mittheilungen über den Index haben
gleichwohl ein Interesse.
Die Verfasser sollen derMeohelner Erzpriester C. P. Hojnck
van Papendrecht und der Jesuit Wouters sein. Der Index hat den
Titel: Catalogus preliminaris, donec amplior sequatur, quorundam
librorum tum prohibitorum, tum noxiorum aut periculosorum et pro-
scriptorum e Belgio Austriaco. An der Spitze steht eine Instructio
summaria in 14 Paragraphen, dann folgt unter dem Titel Instructio
specifica das alphabetische Verzeichniss der Bücher, dem unter dem
Titel Qualificationes et censurae librorum die ohne Zweifel nicht
für den Druck, sondern nur für die Conseils bestimmte Motivirung
der Verbote beigefügt ist. Aus der Instructio summaria ist folgen-
des bemerkenswerth : verboten sind die im Trienter Index, in den
Placaten Karls V., in den belgischen Indices von 1569 nnd 1571
und in dem spanischen Index von 1624 (1614) verzeichneten Bücher,
die gegen die recipirten Bullen (incl. der Bulle ünigenitus) gerich-
teten Schriften, die Werke des Bajns, das Buch des Jansenius u. s. w.,
die zu Gunsten der Utrechter Schismatiker geschriebenen Schriften,
Streitschriften gegen die Immaculata Conceptio, das Scapulier, den Por-
tiuncula-Ablass u. dgl., Schriften, in denen zum unterschiedslosen Lesen
der Bibel in der Volksprache aufgefordert, der alte Streit zwischen
der geistlichen und weltlichen Gewalt erneuert wird, die nicht die
vorschriftsmässige Approbation haben u. s. w. Der Index umfasst,
die vielen Wiederholungen nicht abgerechnet, 2268 Nummern, da-
runter Bossuets Defensio declarationis, die Werke von van Espen
und, was das Conseil de Brabant speciell rügt, zwei allerdings im
Rom. Index stehende, aber im Auftrage der belgischen Regierung
geschriebene Schriften von Stockmans.
Taffaire de la Bulle Ünigenitus dans les Pays-Bas Autrichiens (Brux. 1755,
4 vol. 8., von Dupac de Bellegarde) 3, 164. Supplementum ad opera Z.
B. van Eepen, Brux. 1768. Appendix p. 13 (hier ist p. 63 das Projet de
Piacard von 1624, p 13 die Consultc du Conseil sou verain de Brabant
vom 12. Jan. 1736 abgedr.). Reifi'enberg, Annuaire de la Bibliothöque royale
de Belgique, 9. Annee (1848), p. 49.
Böhmische Indiot^s 1726 — 67.
63
12. BShmiflche Indices 1726—1767.
Id Prag erschien 1726 ein Abdruck der „Kömischen" Index-
Ausgabe von 1704 sammt der Appendix von 1716^). 1729 er-
sehien dann za Königgrätz als eine Ergänzung zu dem Römischen
ein Index prohibitorins et expurgatorius, in welchem vorzugsweise
die in Böhmen verbreiteten lateinischen, czeehischen und deutschen
Blieher berttcksichtigt werden, unser dem Titel : ,,Glavi8 Haeresim
elaudens et aperiens. Schlüssel, welcher die ketzerischen Lehren
fBr d^ Verstehen eröffnet und fttr das Ausrotten verschliesst,
oder VerzeicbnisB von irreführenden, Aergerniss gebenden, ver-
dichtigen und verbotenen Bttchern, mit einer Anweisung, wie
schlechte und schädliche Bücher zu erkennen und auszurotten
aiiid^*^). Von dieser Clavis erschien 1749 eine zweite vermehrte
Ausgabe ').
Einen ähnliehen, aber nur böhmische Bücher umfassenden
bdex publicirte unter Bezugnahme auf eine Encycliea Cle<
meofl' XIII. vom 25. Nov. 1766 (Bull. 3, 225) im J. 1767 der
Erzbischof von Prag, Anton Peter Graf von Przichovsky *).
1) Index librorum prohibitorum Innoc. XI. P. M. jussu ediius usque
ad annum 1681. £idem accedit in fine Appendix usque ad mensem Junii
1704. Jaxta exemplar Romanum. Recusus Pragae, in Aula Regia, apud
Josephum Antonium Schilhart, Archi-Episcopalem Typograplium. 1726.
Samptibus Pauli Lochner, Bibliopolae Norinbergensis, 14 Bl. 411 8. 8.
Beigebunden: Appendix unica . . . (wie oben S. 36, II, 7) proscriptarum. Juxta
exemplar Komanum Kecusa Yetero-Pragae, in Aula Regia, apud Josephuni
Antonium Schilbart, Archi-Episcopalem Typographum. 1 Bl. 129 S. Ap-
pendix novissiznaL . . . (wie oben S. 36, II, 7) 1716. Juxta exemplar ....
Typographum. 2T S.*.
2) Clavis Haeresim elaudens A aperiens. .^Ijc ffnrtfffK ^(ubt) fi'ros
jrjBdnj ottnjragicl), Äw^forrnenj aomjfaöictj. «itcb »Cfliftrjf Weftcrlirf) blubni|4
polpoTfiliiPiicft, pobegrf^, ticb aopoiwbentjd^, Äne^, « ^rcbd^oi^cfllcijnn nucinUiPijmi
profitfbfQ, « ftcrljuii pot^ox^Wm, a fffobüwe ^ji\tß) ii)t)|foumnti, n un)furpnjti fc
mo^n. 9la ftpttio m^banlj. 8 ^orooienjm S)ud)o)pai 2Brct)iiüfti. ^i)tiffteiui \v
ferabc^ Srdiowc. v 9Bäc\awa Sana Zx^hiltj, 2ita 1729.* 9 Bl. XCIV und 200
S. 12. Mit einem Bilde des h. Antonius. (Prag).
3) Clavis - . . P ^am Äljmenta Zt^bth), fieta 1749.* 12 Bl. XCVI und
420 S. 12. Oline Bild. (Prag).
4) Index bohemicorum librorum prohibitorum, et corrigendorum
ordine alphabetico digesius, Reverendissimi, Celsiss. S. R. 1. Principis Do-
mini Doniini Antonii Petri Dei gratia et Sedis Apostolicae Arehi-Episcopi
Pragensis JQSSU (X>llectus atque editus. Yetero-Pragae typis Jo. CaroliHraba,
64 Böhmische Indices 1726—67.
Auf der Rückseite des Titelblattes der Glayis steht die Appro-
bation: Imprimatur. Hegiuae Hradecii 29. Dec. 1728 (in der 2. Ausg.
7. Dec. 1748) Adalbertus Georgius Dobrolen (in der 2. Ausg. : Jo. Jos.
Lax), Vic. gen. et Officialis, Bl. 2 die Widmung: Divo Antonio
Paduano Clavigero, quia clavis David ^) Bajulo, saeculorum Thau-
maturgo, perpetuo haereticorum Malleo, Yaticani oraculi voce: Arcae
Testament!; in aperienda et clandenda haeresi seu in exploranda et
delenda librorum peste Duci, Magistro expertissimo, Advocato fide-
lissimo, Clavis praesens in anathema. Bl. 3 — 9 folgt eine latei-
nische Darlegung der kirchlichen Gesetzgebung über verbotene Bücher
in Fragen und Antworten, in der einige Male auf die Jesuiten-Mo-
ralisten Laymann und Archdekin Bezug genommen und u. a. gesagt
wird: die Bulla Coenae sei ,,bezüglich der über religiöse Dinge han-
delnden Bücher der Auetores 1. cl.** auch in „unseren Gegenden**
in Kraft. Auch an die 4. Eegel des Index (über Bibellesell) wird
erinnert. In der 2. Ausgabe folgt eine Anweisung, wie man die
„guten*" und die „schlechten und nicht zu duldenden*' Bibeln er-
kennen könne: es sind einige Stellen lateinisch, deutsch und cze-
chisch, wie sie in jenen und in diesen stehen, in zwei Spalten neben
einander gedruckt. Dann folgt Blatt 9 resp. 11 eine Erklärung der
im Index gebrauchten Abkürzungen (1. cl. steht bei Büchern von
Auetores 1. cl., * bei unbedingt verbotenen, Cor. bei libri oorrigi-
biles u. s. w.; dieselbe Erklärung steht p. XCII deutsch). —
P. I — XCII steht ein czechisches Stück, welches ausschliesslich von
Bibeln zu handeln scheint.
In dem Index prohibitorius (S. 1 — 170 resp. 1 — 220) sind die
Bücher nach dem Formate (Folio, Quart u. s. w.) und nach den
Sprachen (czechisch, deutsch, lateinisch, mitunter französisch), in
diesen Abtheilungen alphabetisch geordnet. Hinter jedem Absatz
ist freier Raum zum Beischreiben weiterer Bücher gelassen. In der
2. Ausgabe steht S. 162 — 220 ein besonderer Index librorum Vene-
rea vel obscoena tractantium, fast lauter Sachen, deren Titel schon
zeigt, dass sie obscön sind, die speciell zu verzeichnen also zweck-
widrig war. — Bei manchen Büchern werden schon in diesem Index
die Stellen verzeichnet, an denen etwas zu corrigiren ist. S. 171
— 200 resp. 221 — 420 folgt der Index expurgatorius. Er hat in
der 2. Ausgabe eine längere Einleitung, welche u. a. S. 224 die Be-
merkung enthält: beim Expurgiren sei zu verwenden atramentum
indicum, teutonice Tusch dictum , quod Tyrolenses propolae venum
circumferunt; denn die gewöhnliche sepia chartam penetrat, librum
defoedat et plerumqne siccata litura deletae literae transparent; in-
inclyti Bohcmiae Regni D. D. Statuum typographi.* 38 BL 316 S. und
Appendix von 4 Bl. 8. (Prag).
1) Dazu die Note : Is. 22, 22, Apoc. 3, 7 de Chrieto. Antonius wird
mit dem Jesuskinde auf dem Arme abgebildet, ChriRtuB aber an diesen
Stellen als der Schlüssel Davids beseichnet.
Böhmische Indices 1726—67. 66
dicum yero atramentum, si, quod beue notandum, mediocriter solum
Hamectatum adhibeatur, in altera pagina nnnqnam transparet, actu-
Um siccator et ea, quae deleta sunt, legi amplius nequeunt.
Die Expurgationen werden oft kurz motivirt, mitunter mit
PerstringUDtur religiosi Soeietatis Jesu u. dergl. In einem böhmi-
schen Kalender von 1617 wird Hub in dem Heiligenverzeichniss ge-
strichen, sehr oft verordnet, seinem Namen „Ketzer' ' oder „Erz-
ketzer'* beizufügen.
Der Compilator der beiden Indices wird seine Aufmerksamkeit
hauptsächlich den czechischen und auf Böhmen bezüglichen Schriften
zugewendet haben, hat aber auch viele andere, in wunderlicher
Auswahl, aufgenommen, wohl ebenso viele deutsche wie ozechische,
auch einige, die im Bömisohen Index stehen. Einige Curiosa mögen
hier verzeichnet werden: Leben des Dr. Faust cum notis et sine
notis; Reich derer Todten [Gespräche im Reiche der Todten] in to-
mulis multis; Des abenteuerlichen Simplicissimi erster Theil (viele
Stellen zu ezpurgiren); Ethica complementoria d. i. Komplementir-
Büchlein Georg Gräflingen mit angefügtem Transchier-Büchlein,
auch züchtigen Tisch- und Leber-Reimen, Amsterdam 1700 (darin
wird u.a. der Satz gestrichen: Es ist kein Buch so schlecht, es hat
was gute Sachen).
Der Verfasser der Clavis ist der Jesuit Anton Koniasch, geb.
zu Prag 1691, t 1760. Nach Pelzel (bei de Backer) hat derselbe
handschriftlich hinterlassen: Index librorum perniciosorum, abolen-
dorum vel repurgandorum in vier Theilen, von denen der 1. die böh-
mischen, der 2. die deutschen, der 3. die lateinischen, der 4. die
in anderen Sprachen geschriebenen Bücher umfasst. Der erste Theil
dieser Arbeit liegt dem Index von 1767 zu Grunde.
In diesem steht an der Spitze ein Hirtenbrief des Erzbischofs
Anton Peter Graf Przichovsky von Przichowitz (1763—93) vom
1. Juli 1767, in welchen die Encyclica von 1766 vollständig in-
serirt ist. Der Erzbischof verordnet: sein Hirtenbrief sammt der
Encyclica solle binnen drei Wochen an einem Sonntage in allen
Kirchen deutsch oder böhmisch verlesen, zugleich über die Gefähr-
lichkeit der schlechten Bücher gepredigt und angekündigt werden,
dass, wer ketzerische oder wegen des Verdachtes der Ketzerei ver-
botene Bücher lese, ipso jure der Excommunication vei*falle. Dann
folgen die von Karl VI. erlassene, von Maria Theresia 1749 be-
stätigte Verordnung über das Verbreiten ketzerischer Bücher und
Verordnungen der Prager Provincialsynode von 1605. Demnächst
folgt eine kurze Vorschrift über das Expurgiren, wie in der Clavis,
und eine sehr ausführliche Anweisung, wie man die ketzerischen
böhmischen Bücher erkennen könne. Dabei wird u. a. verordnet,
alle zu Dresden, Leipzig und an anderen ketzerischen Orten, femer
alle typis germanicis vulgo fractura et non boemis vulgo gothiois
gedruckten böhmischen Bücher seien genau zu untersuchen, des-
gleichen alle zwischen dem Jahre 1414, quo haereses in patria
nostra grassari coeperunt, und dem J. 1635, quo tandem omnis re-
ndua adhnc haeresis ex regno proscripta est, gedruckten Bücher.
Benieh» Index II. 5
66 Nach träge zu dem Index von 1596.
Der Index selbst (S. 7 — 316) ist zugleich prohibitorius und
expnrgatorius, und alles ist in ein einziges Alphabet geordnet. Inhalt-
lich ist er eine vermehrte Ausgabe des böhmischen Theiles der Clavis.
13. Nachträge zu dem Index von 1596.
In den Decreten der ersten Decennien werden wiederholt
Bücher von Schriftstellern verboten, welche schon in der 1. Classe
standen. In einem Decrete von 1623 (Alex. No. 27) wird dann
allgemein erklärt, nach 1596 erschienene Werke von Autoren der
1. Classe seien als verboten anzusehen. — Mehrere Bücher, welche
Clemens VIII. aus dem Index Sixtus' V. nicht aufgenommen,wurden
theils noch unter seiner Regierung, theils später verboten. Sie
sind bereits im I.Bande erwähnt worden^), desgleichen Verbote
von Schriften, von denen andere Ausgaben^), und von Schrift-
stellern, von denen andere Schriften in dem Index von 1596
stehen'), und von Schriften, die mit älteren Verboten zusammen-
hangen*). — Als Nachträge zu dem Index von 1596 dürfen auch
einige, theilweise erst spät erfolgte Verbote von Büchern be-
zeichnet werden, die schon im 16. Jahrhundert erschienen waren ^).
Darunter sind mehrere italienische. Am auffallendsten ist, dass
Giordano Bruno, dessen erste Schriften schon 1582 erschienen,
nicht schon im Index Clemens^ VIII. steht. Erst nachdem er
1600 zu Rom hingerichtet worden, wurden 1603 JordaniBruni
Nolani libri et scripta verboten.
Bei einigen Verboten aus den ersten Decennien des 17. Jahrh.
wird ausdrücklich bemerkt, der Verfasser stehe schon in der 1. Cl.,
1) S. im Kegister des 1. Bandes: Albertus M. (1666 wurde noch
verb. Alberto Mag:no, diviso in tre libri; nel primo si tratta della virtü
delle erbe, nel secondo del)a virtü delle pietre, nel terzo della virtü di
alcuni animali, ein seit 1503 wiederholt, gedrucktes Buch), Castiglionc,
Fortius, Huarte, Popoli, Porta, Raimondi, Saxo, Straparola.
2) Althamer, Gastello, Enchiridion ehr. inst., Informaciones, Liechte-
nau, Pasquino.
3) Anti-Machiavel , Beust, Bodin, Corasius, Gentilletus, Lipsius,
Masson, Mercator, Serranus.
4) Alanus, Antithese, Bajus, Bandini, Bennazar, Buffi, Dos tratados,
Elvidius, Erigena, Giubileo, Grimoire, Guicciardini, Krenzer, Laude, Nup-
tiae, Th. Sagittarius.
5) Auch von diesen sind schon einige im 1 Bande erwähnt: Giovanni
Fior. (8. 394), Grazzini, Riocamati.
Nachtrage zu dem Index von 1596.
67
wie bei G. Caasander, und Jo. G. Godelmann ; inNo. 5 (1605) steht:
Leonardi FuchBÜ novissima impressio FrancfordeDsis prohibetar, cum
anctor alias sit damnatos et ejus opera novis semper haeresibas con-
spersa prodeant. Bei anderen Verboten fehlt eine solche Hinwei-
song, wie bei Hier. Schnrff (1621) nnd bei Phil, du Plessis Mor-
nay (R.-£. 3, 759),' von dem 1613 Liber de institntione . . . en-
ebarirtiae (franz. 1598, lat. 1605) und Mysterium iniqnitatis (Le
njst^re dHniquit^, c'est k dire l'histoire de la papaut^, 1611, lat.
1612) and 1621 nochmals Opus de s. eucharistia in quatuor libros
distinciam, sicut et alia etiam omnia ejus opera yerb. werden (1818
wurde die 1796 zu Payia erschienene italienische Uebersetzang des
Myst«re von Paolo Rivarola, La storia del Papato yerb. mit der
Bemerkung: jam prohibita inter opera eiusd. auctoris in Ind. Conc.
Trid. et decr. 16. Mart. 1621). — Auch nach der allgemeinen Er-
klärung von 1623 wurden 1624 yerb. Theod. Bezae, authoris dam-
nati, leones i. e. yerae imagines yirorum . . . illustrium (Bilder yon
Reformatoren mit kurzem Text, Genf 1580; Baumg. 7, 470; s. § 14
S. 79).
1603 wurden Theodoreti episcopi Cyri [in den neuesten Aus-
gaben Cypri!] dialogi tres cum yersione lat. Yictorini Strigelii et
analysi logica ed. Marcus Benmlerus Tigurinus, 1591, mit dem Zu-
sätze yerb.: in 1. cl. reponitur auctor (V. Strigelius) cum expositore
IL Benmlero. Beide standen aber schon in der 1. Cl.
Sonst sind yon nachträglichen, zum Theil sehr yerspäteten Ver-
boten yon Werken yon Autoren der 1. Cl. ^) zu erwähnen:
Matth. Dresser, Orationum libri III, 1587 und 1606, yerb.
1623; Georg Fabricius, Saxoniae illustratae libri IX, 1608 yon seinem
Sohne herausgegeben, yerb. 1634; Hieron. Henninges, Theatrum
genealogicum, 1598 (Clement 9, 391), yerb. 1624; Andr. Hondorff,
Theatrum historicum, schon yon S. yerb. (I S. 519), yon Cl. gestrichen,
yerb. 1617; Bod. Hospinianus, Historia Jesuitica, 1618, Fol., yerb.
1625; Franc. Junius, Vita ab ipsomet scripta, yerb. 1624. Gleich-
zeitig wurden die yon Junius und Jo. Pappns yerfassten Vorreden
zu dem Antwerpener Index expurgatorius (I S. 424) yerb. Jo.
Pappus, Epitome historiae eccl. wurde erst 1690 yerb., nachdem sie
1661 cum aiictariis Henrici Kippingi erschienen war. Yon Jo. Zanger
wurden Commentationes in decretalium quatuor titulos, 1620 u. s.,
erst 1662 yerb. Yon Pantaleon Candidus, der nur als Palatinus
Eednadon in der 1. Cl. steht, wurden 1605 yerb.: Annales s. ta-
bulae chronologicae, 1602, und Epitaphia antiqua et recentia, 1600.
Yon den Schriften solcher Autoren, die schon in der 2. Cl.
standen, sind zu erwähnen: Nie. Cisner (1529 — 83), Orationes de
yita Othonis III. et Friderici II. Imperatorum et de Conrado, ultimo
Sueyiae gentis principe, 1570 und 1608, yerb. 1613; Simon Schard
(1535 — 73), De principum, quibus electio imperatoris in Germania
1) YgL im Register des 1. Bandes Castalio, Molinaeus. Serranns,
Bob. Steplunns.
6d Nachtrage zu dem Index von 15d6.
commendata est, origine s. institutione, 1608, yerb. 1609; Syntagma
tractatunm de imperiali jnrisdictione . . . ac potestate ecclesiastica
deque jaribus regni et imperii, 1566 und 1618, verb. 1623. Da»
Syntagma von Schard enthält die wichtigsten Streitschriften zu
Grünsten der Kaiser gegen päpstliche üebergriffe seit Heinrich IV.,
auch VaLla^s Schrift über die Constantinische Schbnknng. Den Schluss
bildet Schards Tractat De principum etc., der 1608 auch besonders
gedruckt wurde, und in dem er gegen die Ansicht des Onuphrius
Panvinius (f 1568), dass die Kurfürsten erst seit Friedrich II. ent-
standen seien, die damals herrschende Meinung vertheidigt, dass sie
von Otto III. mit Zustimmung Gregors V. eingesetzt seien.
Cisner bekämpft in der ersten seiner Reden die Ansicht des Pan-
vinius, dass der Papst und die italienischen Fürsten ursprünglich an
dem Wahlrecht Antheil gehabt, und vertritt die jetzige Ansicht von
einer allmählichen geschichtlichen Entwicklung des Wahlrechts der
mächtigsten Fürsten (Stintzing, Gesch. 1, 510).
Hieronymus B albus Ad Carolum V. de coronalaone, verb.
1623, ist der von Girolamo Balbi aus Venedig, seit 1522 Bischof
von Gurk, bei Gelegenheit der Krönung Karls V. in Bologna 1530
veröffentlichte Tractat, der Strassburg 1603 und in GoldastsPolitica
Imperialia I, 102 gedruckt war (Mazzuch. I, 83 ; vgl. I S. 236).
— Jodoci Damhonderii Praxis rerum criminalium, verb. mit d. c.
1623, war 1554 u. s., auch Ven. 1572, gedruckt. Der Verfasser
(1507 — 81) war Katholik in Diensten Karls V. und Philipps II.
Man wird an seinen freiniüthigen Aeussernngen über Missbränche bei
geistlichen und weltlichen Gerichten Anstoss genommen haben (Biogr.
nat. 4, 59). Im span. Index steht das Buch nicht. — Jo. Jac.
Wecker, De secretis libri 17, Basel 1582 (1604), verb. 1609, wird
von Sot. expurgirt mit der Bemerkung: mnlta insunt superstitiosa
ex Mizaldo, Porta, Wiero, Cardano et aliis collecta (Zaubermittel).
— Guil. Varign ana, Secreta sublimia ad varios curandos morbos,
1651 mit d. c. verb., ist ein Buch eines mittelalterlichen MedicinerR,
welches schon Lngd. 1522, Bas. 1597 gedruckt war. — Sylva
sermonum jucnndissimorum, in quo novae historiae et exempla varia
facetiis undique referta continentur, Bas. 1568, verb. 1603.
Auffallend ist, dass der ungarische Bischof Andreas Dudith,
der 1562 in Trient war und für die Gestattung des Kelches sprach^
1567 als kaiserlicher Gesandter in Polen Protestant wurde und sioU
verheirathete, t 1589, nicht im Eöm. Index steht, obschon Pins IV.
1567 an den König von Polen schrieb: Cum se ipsum aperte modo
dederit passionibns ignominiae (qua foeditate, qualis item antea esset,
apparuit), te oramus, ut eam pestem e Poloniae finibus ejioiendam
eures (Jul. Pogiani Epp. 4, 249), und in den seit 1560 erschienenen
Epistolae Pauli Manutii sein Name, wie der anderer Haeretiker, weg-
gelassen ist (Gibbings, Camesecchi p. X; s. I S. 436. 384). Als der
Index Clemens' VIII. erschien, waren »ifreilich von ihm nur zwei
harmlose von seinen fünf zu Trient gehaltenen Eeden und ein Com-
mentariolus de cometarum signiffcatione, Basel 1579, gedruckt; aber
1610 erschienen Andreae Dndithii . . Orationes in Conc. Trid. ha-
Schard. Dudith. 6. Bnmo. Calandrini u. a. 69
Mtae, Apologia ad Maximilianum U., Commentarins pro conjngii
übertäte, ed. Qairinas Reuter (Clement 7, 457). Im epan. Index
steht Dadith in der 1. Gl. und wird nur der Commentariolus, appo-
»ta nota dainnati auctoris, freigegeben.
Giordano Bruno, geb. 1548 zu Nola, 1563 Dominicaner, wurde
ickon 1576 zu Neapel und Hom von der Inquisition processirt,
entfloh aber und führte bis 1592 ein unstetes Wanderleben. 1592
wurde er -von der Yenetianischen Inquisition processirt, schwor ab,
vurde aber 1593 an die Römische Inquisition abgeliefert. Nach
sechsjähriger Haft wurde er 14. Jan. 1599 zur Abschwörung einer
Anzahl von ketzerischen Sätzen aufgefordert, 8. Febr. 1600 als
Apostat und unbussfertiger und hartnäckiger Ketzer verurtheilt und
17. Febr. lebendig yerbrannt^). Bei dem Processe war Bellarmin
zuerst als Consultor, dann als Cardinal der Inquisition betheiligt.
1603 wurde verb. Sommario della religione cristiana raccolto
in dieci libri, nei quali si tratta di tutti gli articoli della fede se-
eondo la pura parola di Dio, mit dem Zusätze: stampato tra' he-
retiei, sebene falsamente si dice in Roma per P. Gigliadoro 1590,
dedicato al Duce e Republica di Genova. (Bei Ben. steht: stam-
pato in Roma da Paolo Gigliadoro. Quod tamen falso asseritur;
jet^ ist stampato u. s. w. weggelassen, so dass Quod tamen etc.
hinter secondo la pura parola di Dio steht); — erst 1605: Trat-
taio dell' beresie e delle scisme che sono nate e che possono na-
seere nella chiesa di Dio, e de' remedii che si devono usare contro
di quelle, cioi della scomunica e della podesta del magistrato ci-
vile, fatto in cinque lettioni da Scipione Calandrini, Poschiavo 1572.
— Yen Sc. Calandrini, der um 1567 von Heidelberg nach dem
Yeltlin berufen wurde, ist wahrscheinlich auch herausgegeben die
1621 verbotene Schrift: Letter a di Antonio Possevino, nella quäle
si Sforza di provare, che i libri che si leggono di sotto il nome di
Dionigi Areopagita, siano di quelle che fd discepolo di San Paolo.
Con la refutatione delle sue ragioni (s. 1. et a.); wenigstens steht
am Ende der Name Scipio Calandrini Lucchese (Guicp. 230). In dem
Decrete (No. 23) heisst es: Libellns quamplurimis oonspersus erro-
ribus ignoti cujusdam Ant. Possevini, non quidem illius e Soc. Jesu,
nee alterius Antonii junioris, cui titulus: Lettera u. s. w. Seit Ben.
steht der einfache Titel im Index, und mit jener Bemerkung wollte
die Index-Congregation wohl nur sagen, die Widerlegung des Briefes
sei nicht von den beiden Possevini, was ja aber der Titel auch nicht
hebanptet. — Eine andere, schlimmere Streitschrift gegen Possevino,
von Nie. Balbani (I S. 588), Trattato primo delle risposte fatto ad
an libretto di Messer Ant. Possevino della messa, nel quäle con la
parola di Dio si mostra, che il sacrificio della messa h un' inven-
tione degli uomini et una horrenda idolatria, Genf 1564, 8., steht
nicht im Index, obschon sie in der Risposta a Pietro Yireto e Nicola
1) K.-L. 2, 1364. Chr. Siffwart, Lebensgesch. G. Bruno's, 1880. D.
Berti, Documenti intomo a 6. Bruno da Nola, 1880.
70 Nachträge zu dem Index von 1596.
Balbani & a due altri heretici, i quali hanno scritto contra il trat*
tato della messa di M. Ant. Possevino, Avignon 1566, 200 S. 16.
bekämpft worden war (Gruicc. p. 24).
Erst 1609 wurde verb. : La confessione di Theodoro Beza,
corretta e stampata di nuovo in Eoma per ordine del Papa, mit
der Bemerkung libellus impr. Genevae ementito loco impressionis.
Das französische Original, Confession de la foy chr6tienne etc., war
schon 1559, eine italien. üebersetzung 1566 erschienen (Haag 2,
527). Eine andere Schrift ist die 1 621 verbotene Confessione di fede
cath. ed apost., fatta di commnn' accordo secondo la dottr. deir
Evangelio di N. S. Gr. C. Agginntovi un breve discorso della utilt4
di leggere e studiare la Scrittara in questi ultimi miserabili tempi
ove siamo, wohl identisch mit der seit Alex, daneben stehenden Conf.
di fede cath. ed apost., in Villafranoa, beide von Ben. gestrichen.
— Wahrscheinlich stammt auch noch aus dem 16. Jahrh. die 1622
(nicht, wie jetzt im Index steht, 1722) verbotene Satire: Comedia
piacevole della vera, antica, Hom., catt. & apost. Chi esa nella quäle
dagli interlocutori vengono disputate & spedite tutte le controversie,
hoggidi che sono fra i Cattolici Rom., Luterani, Zuingliani, Calvi-
nisti, Anabattisti, Suenkfeldiani & altri per conto della religione.
(Opera all' huomo veramente catt. di gran contento & utile. Eoma-
nopoli 8. a. 175 S. 12. Brunet: darin ein Brief Kaiser Ferdinands
an Luther von 1537).
Zu den erst spät verbotenen katholischen Schriften gehören:
Vincenzo Auruccio, Rituario per quelli, che avendo cura di anime
desiderano vegliare sopra il gregge a loro commesso da Dio, Rom
1586 und wiederholt zu Rom und zu Mailand gedruckt (Mazzu-
chelli 8. V.), verb. 1671. — Bartol. Dionigi da Fano, Compendio
istorico del Yecchio et del N. Testamento, cavato dalla S. Bibbia,
Ten. 1588 (Guicc. p. 103) und 1669 (Biblioth. Casan.), verb. 1678
(I S. 336). — Ant. Manchettus, Flores aurei ex variis in Eccl.
doctoribus et ex catechismo brevissime excerpti, Ven, 1587, verb.
1718. — Breve tratado de la doctrina antigua de Dios y de la nueva
de los hombres, util y necesario para todo fiel cristiano, verb. 1690,
ist die schon 1 560 erschienene span. TJebers. des Schriftchens von Ur-
banus Rhegius von Juan Perez (I S. 192). — Die 1605 verbotenen
Libri tre, nei quali si tratta delle diverse sorti delle gemme von
Lod. Dolce waren schon 1565 gedruckt und sind nur Üebersetzung
von Camilli Leonardi Speculum lapidum, welches erst 1674 verb.
wurde.
Die Historia di Milano von Bemardino Coric, welche 1625
mit d. c. verb. wurde, war zuerst 1503, dann wiederholt (1565 von
Porcacchi geändert) gedruckt (neue Ausgabe nach der von 1503
Mailand 1855 — 57, 3 vol.). Nach Thiers, Superstitions 4, 191 be-
richtet Coric (in der Ausgabe von 1503), im Jan. 1391 habe
Bouifaz IX. auf Ersuchen des Gian Galeazzo den Mailändern die
Erlangung eines zu Rom zu Ende gegangenen Ablasses in folgender
Weise bewilligt: jeder könne, si anche non fusse contrito ne con-
fesso, von allen Sünden losgesprochen werden, wenn er zehn Tage
Corio. Botero. Perez. Franzos. Schriften. 71
m Mailand verweile und dort taglich fünf Kirchen besuche and in
der ersten zwei Drittel der Kosten einer Reise nach Born deponire,
wovon zwei Drittel der Fabrik bleiben, ein Drittel dem Papste zii-
tUlen solle. Die Ablassbe willigung hat sicher nicht so gelautet;
aber bemerkenswerth ist immerhin, dass sie so angegeben wurde.
— Die Istorie di Firenze (1492 — 1532) von Jacopo Nardi stehen
sieht im Index. In der Ausgabe von 1582 sind Stellen weggelassen.
Vollständig ist das Werk von Agenore Gelli, Flor. 1858, herausge*
geben (Bertocci, Kepertorio 2, 207).
In dem Decrete No. 26 von 1622 steht: Belation es Boteri; non
permittantur nisi illae, quae sunt correctae juxta antiquam impres-
sionein Taurini 1601 factam per Jo. Dom. Tarinum, Serenissimo
Duei Sabaudiae dicatae, in bis praecipue, quae libro primo partis
•econdae habentur in oap. scripto Delle forze del Regno di Francia.
Giov. Botero (nicht Bottero, wie jetzt im Index) war bis 1581
Jesuit, dann Secretär des Carlo und Federigo Borromeo, machte dann
grosse Reisen und wurde darauf Erzieher der Söhne Karl £m-
mannelü von Savoyen, f um 1617 (Mazzuchelli 2, 1869. Tirab. 7^
908); er war ein eifriger Geistlicher und eiu guter Historiker und
Politiker. Seine Relazioni universali, welche im 1. Theile eine geo-
graphische und historische Beschreibung der vier Welttheile ent-
halten, im 2. über die Fürsten der damaligen Zeit, im 3. über die
Religionen handeln, erschienen zuerst zu Rom 1592, mit einem 4.
Theile über die heidnischen Religionen der neuen Welt und die Bekeh-
rangsversnche vermehrt, 1595. Sie sind oft gedruckt, auch ins La-
teinische (1620) und Deutsche übersetzt (Weltbeschreibung, 1611).
Verhüten nnd expnrgirt wurde das Buch auf Betreiben der fran-
zösischen Regierung, wie Zacc. p. 280 nach Albizzi, Bisposta all'
Ist. dell' Inquis. p. 314 angibt. Auf Betreiben der spanischen Re-
gierung wurden, wie Albizzi beifügt, 1603 verboten die 1598 er-
schienenen Relaciones en tre partes von Antonio Perez, dem
Secretär Philipps II., der 1592 von der spanischen Inquisition zum
Tode vemrtheilt und in effigie verbrannt worden war. Im span.
Index stehen auch seine anderen Schriften.
Lncii Pauli Rhoselli Patavini Index quidam Commentariorum
D. Francisci Aretini de Aocoltis, Lugd. 1550, verb. 1609. Der
Titel der Ausgabe Venedig 1590* Fol. heisst : Index locupletissimus
renun ac verborum notatu dignorum ad dilucida commentaria Fr.
Ar. Acc. (t 1485) in omnes ordinarias juris civilis partes. Der
Verfasser wird auf dem Titelblatt nicht genannt, aber die Dedication
beginnt Fientissimo Parisiensium Archiep. Paulo Zabarellae Lucius
Panlas Rhosellus (er war Geistlicher, Prof. in Padua, f 1556).
Von älteren französischen Schriften sind zu erwähnen: Acta
legationis ducis Nivemiae ad dementem VIII. Pont. Rom. (Frankf.
1595), verb. 1603, über die Gesandtschaft des Herzogs von Nevers,
der 1593 nach der Thronbesteigung Clemens' VIII. von Heinrich IV.
nach Rom gesandt wurde, mit dem Auftrage, nicht über die Ab-
sehwdrang des Königs zu unterhandeln, da dieser die Absolution
durch die Bischöfe als genügend ansah. Clemens verweigerte im
72 Nachträge su dem Index von 1696.
Consistoriam vom 15. Jan. 1594 „Heinrich von B6am" die Aner-
kennung als König, worauf NeverB ihm eine Denkschrift voll hitterer
Vorwürfe und Drohungen einreichte (Eist. Zts. 1874, 85). — Ex-
hortatio ad Chris tianissimi Regis Galliae consiliarios. Quo pacto
obviam iri possit seditionibus quae ob religionis causam impendere
videntur. [Ex gallioa lingua translata 1561 . . . Recusa 1609. 24 Bl. 4],
erst 1624 verb., Nachdruck der 1561 erschienenen lat. üebersetzung
der aus demselben Jahre stammenden Exhortation aux Princes et
Seigneurs du Conseil prive du Roy etc., worin die Freigebung der
beiden christlichen Bekenntnisse befürwortet wird. — Bernard de
6-irardf Seigneur du Haillan (1571 von Karl IX. zum Historio-
graphe de Franoe ernannt, f 1610), De l'estat et succez des affaires
de France . . . contenant l'hist. des roys de France . . . 1595 (zu-
erst 1576), die erste Geschichte von Frankreich in französischer
Sprache, verb. 1609; — Disco urs politiques et militaires du Sieur
de la Neue (1567 General der Calvinisten, 1588 im Dienste der
Generalstaaten), 1599 (zuerst 1588, 2 vol. 12.), verb. 1610. Schon
1592 war zu Rom ein Judicium de Nuae militis Galli scriptis etc.
(auch über Bodin, Momay und Machiavelli) von Ant. Possevinus
erschienen.
Erst 1623 wurden, gleichzeitig mit einigen gallicani sehen
Schriften, verb. De rebus gallicis praecipuis epitome ab a. 1555 usque
ad praesentem 1594, von Laur. Risebergius, Prediger zu Garde-
legen, Heimst. 1594, 4.; — Franc. Jureti Observationes ad Ivonis
Camotensis epistolas, 1585 und 1610 (mit d. c, vgl. I S. 495);
— Petri Matthaei Septimus decretalium: constitutionum apost. post
sextom, dem. et Extrav. ad hodiernum diem editarum continuatio,
Frcf. 1590, 8. (in manchen Ausgaben des Corpus juris can. als Ap-
pendix abgedr.; Schulte, Gesch. 3, 1, 579; Mich, a S. Jos. 4, 141),
und (mit d. c.) die von demselben Schriftsteller, Pierre Mathieu (1563
— 1621), erst Advocat, dann Historiograph Heinrichs IV., anonym
veröffentlichte Histoire des derni^res troubles de France soubs les
rignesdes rois Henri III. et Henri IV. [1576—89], Lyon 1594, 8.
Erst 1619 wurde verb. Petri Aerodii de patrio jure (so bei
Alex. No. 19 und noch jetzt; auf dem Titelblatte folgt: ad filium
pseudojesuitam), schon 1593 erschienen (in 2. Aufl. 1597), auch fran-
zösisch: Traite de la puissance paternelle contre ceux qui souspr6-
texte de religion volent les enfants ä leur p^re et m^re. Der Ver-
fasser ist der berühmte französische Jurist P. Ayrault (Bayle s. v.).
Dessen Sohn Ren6, der bei den Jesuiten in Paris erzogen worden,
war gegen den Willen des Vaters zu Trier 1586 Jesuit geworden,
und alle Bemühungen, seine Entlassung zu erwirken, auch die bei
Clemens VIII. gethanen Schritte waren erfolglos geblieben. (Im span.
Index steht dieses Buch nicht, wird aber ein juristisches Werk von
Ayrault expurgirt.)
Claudii Alberii Organen i. e. instrumentum doctrinarum om-
nium in duas partes divisum, Morgiis 1585, verb. 1605. Der Ver-
fasser, Gl. Aubery, ein französischer Mediciner, wurde Protestant,
schrieb als Professor der Philosophie zu Lausanne Apodictae ora-
Allgemeine Verbote. 78
tiojies, die anf Betreiben Beza's von der Synode zu Bern als zu
katbolisch verdammt wurden, und wurde scbliessliob wieder katbo-
mehy t 1596. — Erst 1623 wurden mit d. c. verb. zwei von den
fielen Schriften eines andern französiscben MedicinerR, Ant. Mizauld,
fl520 — 78): Antonii Mizaldi Memorabilium, utiliura ac jucundorum
<%nturiae IK, 1566 u. s., und Historia Hortensium, quatuor opusculis
aetbodioe contexta, 1576. Letzteres Bucb bandelt von Heilkräutern ;
Ton erstenn sagt Delrio, Disq. mag. 1, 3, es seien darin supersti-
tiosa a naturalibas nicbt unterschied en, und Tbiers, Superst. 1, 415
eitirt daraos Formeln für die Bescbwörung von 6-e wittern u. dgl.
£e wird von Sand. Liss. und Sot. stark expurgirt, weniger stark
iks erste und andere Schriften.
14. Allgemeine Verbote.
Za den schon im ClemeDtinischen Index stehenden allge-
meinen Verboten (S. 40) kamen ausser manchen später zu be-
sprechenden schon in den ersten Decennien des 17. Jahrhunderts
folgende hinzu: Entscheidungen der Gongregatio Concilii Tri-
dentini, die ohne deren Ermächtigung gedruckt sind (1621; Decr.
gen. n, 3) ; — das 1629 erlassene Verbot von ohne päpstliche
Erlaubniss herausgegebenen Uebersetzungen der Trienter Decrete
ist nicht in den Index aufgenommen; — alle Litanieen mit Ans-
nähme der Allerheiligen- und der Lauretanischen Litanie (1601;
Decr. gen. IV, 3; das Verbot hat viele Bücher auf den Index gebracht
aud bis zum J. 1882 viele Verhandlungen veranlasst); — Schriften
aber die mnhammedanische Religion (1608; Decr. gen. I, 11).—
Das Verbot der Elogia haereticorum (I S. 541) wurde 1633 durch
den Magister S. Palatii eingeschärft und auf die Bilder und
Medaillen zu ihren Ehren ausgedehnt. Im Zusammenhange mit
diesem Verbote steht das Verbot einer Anzahl von ntltzlichen
bibliographischen Büchern, in denen auch ketzerische Schrift-
steller lobend erwähnt werden.
In der Bulle Pius' IV. vom 26. Jan. 1663, durch welche die
Beschlüsse des Trienter Concils bestätigt werden, wird unter An-
drohung der Excommunicatio latae sent. verboten, ohne päpstliche
G-enehmigung Commentare, Glossen, Anmerkungen, Scholien oder
andere Erklärungen zu jenen Decreten zu veröffentlichen. Am
29. April 1621 erklärte die Congr. Conc. Trid.: es sei ihr bekannt
geworden, dass Sammlungen von Declarationen unter ihrem Namen
(ementito ipsius Congregationis nomine) veröffentlicht worden seien,
74 Allgemeine Verbote.
die besser angedruckt geblieben wären, da sie von Irrthümern wim-
melten und stellenweise dem richtigen Verständnisse des ConcilB
widersprächen ; da nun solche Publicationen durch die Bulle Pins' IV.
verboten seien, habe sie mit Genehmigung Gregors XV. beschlossen,
es seien alle Sammlungen von Declarationes, Decisiones seu Inter-
pretationes Congregationis Concilii, die schon gedruckten und noch
zu druckenden, auf den Index zu setzen, namentlich (folgen die
unten verzeichneten). Dieses Decret wurde 6. Juni 1621 von der
Index-Congr. publicirt (Alex. No. 24). Die in demselben speciell
verbotenen Bücher, sämmtlich von gut katholischen Theologen und
Canonisten, sind: Deolarationes Concilii Trid. ex bibliotheca manu-
scripta Prosperi Farinaccii (war schon 1609 verboten mit genauerer
Titelangabe: Decisionum novissimarum Rotae Eom. . . . Pars IV.
continens tum decisiones varias, tum deolarationes Concilii Trid. (ut
falso dicitur) habitas e bibl. etc. [Francf.] 1608, und dieser Titel
steht seit Ben. im Index); — Decreta Conc. Trid. ad suos quaeque
titulos secundum juris methodum redacta, adjunctis Declarationibus
auctoritate apost. editis etc. Per Fr. Petrum Vinc. de Marzilla
(Benediotiner, Salamanca 1613); — Deolarationes Cardinalium
Congr. Conc. Trid., una cum Jo. Sotealli [Soteaulx, Cistercienser in
Belgien] et Horatii Lucii annotationibus ; — Remissiones doctorum, qui
varia loca Conc. Trid. incidenter tractarunt, auctore Augustino Bar-
bosa [Portugiese, lebte lange in Rom, Consultor der Index-Congr.,
t 1649 als Bischof, Lissabon 1618 u. s.]; — 8. Conc. Trid. Deci-
siones et Deolarationes III. S. R. £. Cardinalium ejusdem. Conc.
Interpretum ad diversa exemplaria . . . praesertim sec. correctionem
Petri de Marzilla, opera Jo. de Gallemart [Prof. in Douay,
Douay 1618 u. o.]; — Deolarationes Cardinalium Conc. Trid.
Interpretum ex ultima recensione Jo. Gallemart cum citationibus
Jo. Sotealli et remissionibus Aug. Barbosae. — Im J. 1642 wurde
noch verboten das nach jenem Verbote gedruckte Buch: Collectanea
bullarii aliarumque Summ. Pontificum constitutionum nee non prae-
cipuarum decisionum, quae ab Apost. Sede et s. congregationibus
8. R. £. Cardinalium Romae celebratis usqne ad a. 1633 emana-
runt, auct. Aug. Barbosa [Lyon 1634 u. s.]. Im spanischen Index
stehen diese Werke nicht. Mehrere wurden trotz des Verbotes
wiederholt gedruckt^).
Am 22. Juni 1629 erklärte die Congr. Concilii auf die ihr auf
Befehl des Papstes von der Propaganda überwiesene, durch das Er-
scheinen einer französischen üebersetzung der Decrete des Trienter
Concils veranlasste Anfrage, ob solche Uebersetzungen erlaubt oder
1) Schulte, Gesch. 3, 1, 54. 462. 682. 746. Bailies, La Congr. de VI.
p. 251 spricht von einer Ausgabe der Canones et decreta, Par. 1754, 16.,
u. 8., in der Anmerkungen beigefugt seien, die die Tendenz hätten, die
französische Kirche dem Staate zu unterwerfen, und sagt, diese Ausgabe
falle unter Dccr. gen. II, 8. Warum hat man diese weit verbreitete Aus-
gabe nicht verboten?
Declarationes Conoilii Trid. 76
fl den von Pins IV. verbotenen interpretationes et gloBsae zu zählen
tm: sie seien zn verbieten nnd die Index- Congr. zu ersuchen, das
bnosische Buch nnd alle anderen ohne npecielle Erlaubniss des
ip»t. Stuhles gedruckten IJebersetznngen zn verbieten (Mejer, Pro-
paguds I, 205). Die Index-Congregation publicirte das Verbot
li Kot. 1629 (No. 35); die fragliche französische Uebersetzung
Tird in dem Decrete nicht speoiell erwähnt. In neuerer Zeit sind
trotz des Verbotes mehrere deutsche Uebersetzungen erschienen
jSekidte, Gesch. 3, 1, 55). Im span. Index von 1790, p. 269
Tiid eine zuerst 1785 erschienene span. Uebersetzung von Ignacio
Lopez de Ayala mit einigen Verbesserungen freigegeben.
In einem Decret vom 2. Aug. 1 631 erklärte die Congr. Conc.
Trii: sie habe wiederholt und zuletzt im J. 1621 erklärt, alle
nter ihrem Namen und ohne ihre Genehmigung herausgegebenen
Deelarationes u. s. w. seien auf den Index zu setzen; manche der-
Klben seien geändert, verstümmelt und vielleicht erdichtet; sie er-
kläre daher im Auftrage Urbans VIII., dass man sich nur auf die
m aBthentischer Form mit dem Siegel und der Unterschrift des
Pnefecten und des Secretärs versehenen Declarationen berufen könne.
£n bis auf die Erwähnung des Index gleichlautendes Decret erliess
11. Aug. 1632 die Congr. Kituum (A. J. P. 1, 1229). Viele Ent-
ficbeidnngen beider Congregationen wurden einzeln in der Druckerei
ia Zpostolischen Kammer gedruckt. Aber erst seit 1739 erscheint
»n approbirter Thesaurus Resolutionum S. Congr. Conc. Von der
Sanmlnng Decreta authentica 8. Hituum Congregationis notis illu-
rtrata (von Spiridion Talu in Venedig), von welcher 1762 eine Aus-
gabe zu Rom erschien, erklärte die Congregation 24. Juli 1762, sie
Bei keine authentische (of&cielle). Erst seit 1808 erscheint (von
l^^ Gardellini begonnen) eine officielle Sammlung (A. J. P. 1, 12»i2).
Seit Alex, stand im Index das allgemeine Verbot in der Form:
Dtdaiationnm Conc. Trid. collectiones omnes et quaecunque; seit
Bo). steht in den Decr. gen. II, 3: Deelarationes, deoisiones, inter-
pretationes Congregationis Conc. Trid. earumque collectiones tarn im-
pressae, quam imprimendae, ementito i peius Congregationis nomine.
- Ein allgemeines Verbot bezüglich der Decrete der Riten-Congr.
rtdt nicht im Index, aber 1709 wurde verb. die von dem Ve-
aetianischen Priester J. B. Pittoni (t 1748) herausgegebene
Sammlimg: Recentiora S. Kituum Congr. decreta nuUibi hactenus
«njöDctim impressa, collecta . . Ven. 1702.
Unter Clemens VIII. wurde ein Decret der Inquisition Fer. V.
6. Sept 1601 bekannt gemacht des Inhalts: da viele unter dem
Vorwande der Förderung der Andacht neue Litanieen veröffent-
liebten, so dass deren schon fast zahllose in Umlauf seien, darunter
stich solche, in denen unpassende (oder unsinnige, ineptae) oder ge-
^krliche nnd nach Irrthum schmeckende Sätze vorkämen, so ver-
ordne der Papst: wer Litanieen ausser der alten und gebräuchlichen,
^ den Brevieren, Missalien u. s. w. enthaltenen [von allen Heiligen]
Juid der sog, Lauretanischen herausgeben oder in Kirchen oder Ora-
torien oder bei Processionen gebrauchen wolle, habe sie zuvor der
76 Allgemeine Verbote.
Congregation der Riten vorzulegen ; ohne deren Gutheissung Lit«-
nieen zu veröffentlichen oder öffentlich zu beten, solle als Sünde
angesehen und nach dem Ermessen des Bischofs und Inquisitors
strenge bestraft werden^). Demgemäss werden bei Alex, und in
den folgenden Indices unter L, seit Ben. in den Beer. gen. lY, 3
alle Litanieen ausser den beiden genannten als verboten bezeichnet.
In einem Decrete vom 2. Sept. 1727 brachte die Index-Congr. das
Decret von 1601 in Erinnerung und fügte bei, es dürften keine
nicht von der Eiten-Congr. approbirte Litanieen gedruckt werden,
bei den in dem Decrete von 1(301 und im Index angedrohten Strafen,
und noch im J. 1821 wies die Riten-Congr. mit Genehmigung Pius' VII.
die Bischöfe an, alle gedruckten und geschriebenen nicht appro-
birten Litanieen zu confisciren und zu verbieten.
Im Laufe des 17. Jahrb. wurde von der Riten-Congr. eine Reihe
von Gesuchen um Approbation bestimmter Litanieen abgelehnt,
und bis auf diesen Tag ist nur eine einzige, und zwar erst in der
neuesten Zeit, approbirt worden, die vom Namen Jesu. Für diese
wurde 1640 von der Congregation des h. Vincenz von Paulo noch
bei dessen Lebzeiten die Approbation nachgesucht und nochmals
1642 mit der Bemerkung,' sie stehe im Pariser Brevier und werde
in Paris vielfach öffentlich gebetet. Beide Gesuche wurden abge-
lehnt. Desgleichen wurde 1662 ein Gesuch von Nonnen in Ame-
rica, die sich darauf beriefen, sie seien seit langer Zeit gewohnt,
diese Litanie zu singen, dahin beschieden, das sei nach dem De-
crete von 1601 nicht gestattet. Im J. 1646 befürwortete die Riten-
Congr. allerdings bei Innocenz X. die Approbation der Litanie auf
Grund eines Gesuches mehrerer Fürsten und Bischöfe, in welchem
gesagt war, dieselbe werde in Deutschland seit unvordenklicher Zeit
allgemein gebetet, sei oft lateinisch und deutsch gedruckt und von
dem h. Stuhle auf Ersuchen des Herzogs Wilhelm von Baiern mit
anderen Litanieen approbirt worden, und die Behauptung einiger
Geistlichen, die Litanie sei in Rom verboten worden, habe ein un-
glaubliches Scandal unter den Katholiken und viele Spöttereien von
Seiten der Ketzer veranlasst. Der Antrag scheint aber von dem
Papste gleichwohl abgelehnt worden zu sein. Clemens X. verlieh
den Garm elitern für die Recitation dieser Litanie einen Ablass. Die
Ablass-Congr. scheint also damals nicht daran gedacht zu haben,
dass die Riten-Congr. die Litanie nicht approbirt hatte. Endlich
1862 hat die Riten-Congr. diese Litanie, und zwar eine bestimmte
Form derselben, zu drucken und öffentlich zu beten gestattet (A.
J. P. 11, 634; 15, 1088. J. Schneider, Die Ablässe, 6. Aufl.,
S. 168).
1) Das Decret bei Alex. No. 2, mit einem Commentar bei Thiers,
Tr. des superstitions 4, 115 und A. J. P. 1, 1249. Barouius (Epp. ed. R.
Albericius 8, 129) schreibt 24. Nov. 1601: es seien ungefilhr 80 Litanieen
in Umlauf gewesen; nicht approbirte Litanieen beim Privatgebete zu ge-
brauchen, sei nicht verboten.
* Litanieen. 77
Auf Grriuid des Decretes vom J. 1601 wurden 1603 speciell
Tgrboten: Thesanras sacrarmn precnm sive litaniae variae ad
Deam Patrem, ad Deum Filium, ad Denm Spiritum Sanctum, ad B.
^rfinem, ad sanctos angelos et ad plnrea sanctos et sanctas Dei^
FeD. 1599, and Thomae Sailly [B. J.] Thesaurus litaniarum et
BTationnm iiacr. Cum suis ady. sectarios apologiis, Bruz. 1598,
400 S. 8^ u. 8. Letztere Sammlung enthält nach Thiers 4, 113 u. a.
litaoieen von den niederländischen Heiligen, von dem Blute Christi,
fOB der Empfangniss Mariae, von der Niederkunft (couches) Mariae
L dgl. In der folgenden Zeit wurden mehrere Gehethöcher ledig-
lidk oder banptsächlich daram verhoten, weil darin nicht approbirte
Litanieen standen: 1624 wurde verordnet, in dem Buche des
Dominicaners Benedetto Zaioso, Rosario della grande imperatrice
iei cieli Maria, in tre parti distinto, con la santa messa, Yen. 1602,
12., sei die Litanie von der h. Jungfrau zu tilgen, die noch nicht
TOB der Riten-Congr. approbirt und in Widerspruch mit dem De-
ercte von 1601 gedruckt sei, nach Qu6tif 2, 349 eine Litanie, die
ror 1601 in ganz Italien gesungen wurde und von Gregor XIII.
1580 mit einem Ablass versehen war. In einem Decrete von 1668
heisst es von Brevis relatio de origine et divisione religionis S. Fran*
oici von Guil. Brauczek: Non permittitur nisi deletis litaniis. —
Aeeesis spiritualis pro confraternitate S. Joseph edita a confratri-
bes dietae confratemitatis in £ccl. Varsaviensi Carmelitarum discal*
eeatorum congregatis wurde 1671 ohne Angabe eines Grundes ver-
boten, enthält aber nach der Raccolta s. v. Esercizio ein Officium
pamim, eisen Rosenkranz und eine Litanie vom h. Joseph. Von
dner Ausgabe der Free es Gertrudianae seu vera et sincera medulla
^«▼otissimarum precum, Ven. 1702, wurde 1709 erklärt: verboten,
weon nicht die von der Riten-Congregation nicht approbirten Lita-
licen und Officien beseitigt werden. Auch ein zu Wien 1730 ge-
drncktes Vademecum wird 1737 wegen der darin stehenden nicht
approbirten Litaniae (und Officia, § 32) verb; sein.
So mögen auch noch einige andere Bücher um der Litanieen
willen ausdrücklich verb. worden sein, jedenfalls aber nur ein ge-
ringer Bruclitheil von denjenigen, die unter das allgemeine Verbot
von 1601 fallen. Da dieses noch heute in den Decr. gen. steht,
» sind strenge genommen alle Gebetbücher verboten, welche andere
ils die zwei oder jetzt drei approbirten Litanieen enthalten. Das
werden aber neun Zehntel der bei den deutschen Katholiken ver-
breiteten Gebetbücher sein. In Deutschland gibt es ja eigene Samm-
lungen von Litanieen, die von Bischöfen approbirt und in katholi-
Kben Blättern empfohlen worden sind, wie denn auch allerlei
litanieen in Kirchen und bei Processionen gebetet zu werden pflegen,
— alle« in Widerspruch mit den Römischen Verordnungen. Noch
16. Juni 1880 übersandte die Riten-Congr. den Bischöfen ein Mo-
nitom des Inhaltes: da vielfach auch in Gebetbüchern, die mit
Hschoflicher Erlaubniss erschienen seien, andere als die drei appro-
Hrten Litanieen gedruckt worden, würden die Bischöfe ermahnt,
keine andere als jene drei und etwaige andere von der Inquisition
^
78 Allgemeine Verbote.
approbirte öffentlich recitiren zu lassen nnd keinen Büchern die
Druckerlaabniss za ertheilen, in quibus litaniae inveniuntnr apo-
stolioa sanctione carentes CA. J. P. 19, 768). Der Bischof von
Strassburg machte Vorstellungen über die Schwierigkeit, dieses in
deutschen Diöcesen durchzuführen, und die Congregation nahm nun
zwar ihr Monitum nicht zurück, — das pflegen die Komischen Gon-
gregationen nicht zu thun, — gab aber eine authentische Declara*
tion desselben des Inhalts: das Monitum beziehe sich nur auf die
Recitation der Litanieen bei liturgischen Functionen; die Bischöfe
aber seien nicht nur befugt, sondern verpflichtet, andere bezw. neue
Litanieen zu prüfen, eventuell zu approbiren, aber nur für den pri-
vaten und ausserliturgischen Gebrauch (A. J. P. 22, I17j.
Nach einem Decrete von 1631 ist es nicht gestattet, zu dem
offlciellen Texte der Lauretanischen Litanie ohne päpstliche Ge-
nehmigung Zusätze zu machen^). Die Riten-Congr. hat 1821 und
1839 ausdrücklich verboten, aus specieller Devotion aliquem versi-
culum beizufügen, z. B. Maria advocata nostra. Seit 1846 ist von
der Riten-Congr. vielfach das Privilegium gewährt worden, Regina
sine labe originali concepta beizufügen. Die Mitglieder der Rosen-
kranzbruderschaft durften seit 1675 beifügen: Regina Sancti Rosarii
(Schneider S. 199), und Leo XIII. hat 1883 diesen Zusatz allge-
mein vorgeschrieben (A. J. P. 23, 490). — Auch in der AUer-
heiligen-Litanie dürfen nach einem Decret vom J. 1873 (A. J. P.
19, 891) keine Namen von Heiligen, die in einer Diöcese besonders
verehrt werden, beigefügt werden ^j.
Warum von des baierischen Jesuiten Tobias Lohn er (f 1680)
Instructio practica de confessionibus rite excipiendis die zu Padua
1 705 gedruckte Ausgabe in Rom verb. worden, wird nicht angegeben;
aber im span. Index wird verordnet, in mehreren seiner Instructiones
practicae Litanieen, die Verweisung auf den Thesaurus precum und
in einer Litanie S. Carbonianus (Corbinianus) zu streichen.
Das Verbot : Instructionum et rituum sectae Mahumetanae libri
omnes steht in dem Decrete Alex. No. 4 und scheint veranlasst zu
sein durch das in demselben Decrete stehende Buch : Liber de Ras-
sorum, Moscovitarum et Tartarorum religione impr. Spirae. Erst
Ben. hat den Titel vervollständigt: Jo. Lasitzki, De Russ. . . .
rel., sacrificiis , nuptiarum et funer um ritu e diversis scriptoribus
(1582; s. Bayle s. v.. Freytag, Anal. 514). In den Krakauer In-
diccs von 1603 und 1617 werden alle Schriften von Jo. Lasicius
verboten. Liss. 1624 meint, er werde identisch sein mit Jo. a Lasco.
Sot sagt: Lasicius habe zu den von ihm in lateinischer Ueber-
setzung in jenes Werk aufgenommenen Schriften Zusätze und luthe-
rische Irrthümer beigefügt: einige der Schriften seien an sich un-
bedenklich.
1) Im Sacro Arsenale (S. 88) p. 498 werden speciell verboten: Spi-
ritus sancti solatium und Calaudra sancta.
2) In der Allerheiligen-Litanie des Kölnischen Breviers sind viele
Heilige beigefügt; aber dieses Brevier gehört zu den I S. 439 besprochenen.
Elogia haereticorum. 79
Ohne Zweifel hangen mit diesem allgemeinen Verbote zusammen
& speeiellen : Ecclesia Muhammedana breviter delineata a Sam. Schul-
teto, Argent. 1668, yerb. 1708; Adriani Relandi De religione
Mhammedica libri duo. £d. altera, 1717 (zuerst 1705; vgl. Paquot
l 3), verb. 1725.
Das 1621 erlassene, in den älteren Indices unter Indices stehende
ferbot aller seit dem Erscheinen des Index von 1596 ausserhalb
Roms ohne Auftrag und Genehmigung der Index-Congregation ge-
druckten Indices et syllabi particulares (I S. 540), — wohl durch
den 1618 zu Bologna erschienenen Sy Ilabas (S. 24) veranlasst, —
ist von Ben. beseitigt worden.
Da£ (italienische) Edict des Mag. S. Pal. vom 26. Jan. 1633
beginnt: „Da heimlich und ohne die erforderliche Erlaubniss zum
Aegemis6 vieler einige Werke, Lobreden, Sonette, Berichte und an-
dere Schriften, welche ungehörige Lobsprüche auf ketzerische Per-
sonen enthalten, in diese hehre Stadt Kom eingeführt und dort ver-
breitet worden sind, so verbieten wir" Jo. Meursius' Athenae Ba-
tavae, Boissards Icones (s. u.), Oratio panegyrica, qua victoriae de
Tillio et exercitu pontificio ad Sehusium 7. Spt. 1631 auspicio et
dactu . . . invictissimi Suecorom . . . Regis Gustavi Adolphi, liber-
tatis Germaniae vindicis, partae memoriam celebrabat Janus 6eb-
hardns (Groningen 1632), und ,jedes andere Buch, Lobrede, Elo-
^ium, Sonett und Schrift, gedrucktes oder geprägtes Bild des oben
besagten [Gnetav Adolf] und jedes andern Ketzers mit ehrenden
Worten in Versen oder Prosa, in welcher Sprache es auch sein
mag, und gebieten allen Buchhändlern , Medailleuren und Drnckern"
0. B. w. — Man sieht, die Rede auf Gustav Adolf ist der Haiipt-
anlass zn dem Edicte gewesen. Die Icones 50 virorum ad vivum
effictae cnm eorum vitis descriptis a Jo. Jac. Boissardo, omnia
recens in aes incisa i)er Theod. de Bry, Frcf. 1595, und die drei
folgenden Theile des Werkes (Clement 5, 17) waren schon 1605
Terb. (gleiclizeitig die Icones von Beza und die Epitaphia von Pant.
Candidns, S. 67); jetzt wurde die 2. Ausgabe: Bibliotheca sive
Thesanras virtntis et gl oriae etc., Frcf. 1628 (2 Centuriae), verb.,
mit der Bemerkung, der Titel sei geändert und eine grosse Zahl
von Vitae et Elogia haereticorum beigefügt. — Schon 1603 war
verb.: Mauro Orbini Raguseo, II regno delli Slavi, hoggi corrot-
tamente detti Schiavoni, Pesaro 1601, usquequo prodeat deletis hae-
reticorom nominibus passim citatis; von Ben. ist das Buch ge-
strichen. — 1619 wurde verb.: Iconica descriptio et historia
praecipnoram haeresiarcharum, qui ab Ecclesia cath. et christ. ut
secretarii [seetariiV] ac phanatici excommunicati rejectique sunt. Per
C. V. S., Amheim 1609 (Rosenthal 39, 100). C. V. S. bezeichnet
einen der beiden holländischen Kupferstecher Cornelius oder Chri-
itian van Sichern. Die Bildersammlung ist, wie der Titel zeigt,
nicht ZQ !EIhren der Abgebildeten (Arius, Muhammed, L. Hetzer,
Th. Mnnzer, Joh. von Leyden u. s. w.) veranstaltet. Dagegen sind
aicht verb. Praestantium aliquot theologorum, qui Rom. Antichri-
BD Allgemeine Verbote.
stum praecipae oppugnarnnt, effigieB, qoibus addita elogia libro-
ramque catalogi op. Jac. Verheyden, Hagae Comitis 1602, Fol.
Andere hierher gehörende Verbote sind: Melchior Adamus,
Vitae germanornm theologorum, 1620, und Decades dnae continentes
vitaR theologorum exterorum principum, 1618, verb 1644; die Vitae
germanorum philoRophorum (1615), jureconsultorum et politicorum
(1620) und medicornm (1620) sind nicht verb. (Clement 1, 47); —
Jo. Andr. Quenstedt, Dialogus de patriis illustrium doctrina et
Bcriptis yirorum omnium ordinum et facultatum, qui ab initio mundi
per univ. terrarum orbem nsque ad a. 1600 claruerunt, verb. 1659 :
— Henr. Pipping, Sacer decadum septenarius, memoriam theolo-
gorum nostra aetate clarissimorum renovatam exhibens, Lps. 1705,
und Trias decadum, memoriam . . ., 1707, verb. 1718. — Auch Jo.
Toniola, Basilea sepulta . . . h. e. tam urbis quam agri BasileensiR
monumenta sepulchralia, 1661, wurde 1662 ohne Zweifel wegen der
Grabschriften auf Protestanten verb.
Das Verbot bibliographischer Bücher, in denen ketzerische
Schriftsteller mit lobenden und mitunter katholische mit nicht loben-
den Epitheta belegt werden, ist allerdings erklärlicher als die Unter-
drückung des Buches von Alfonsus Ciaconius (I 8. 455). Bei
Henr. Oraeus, Nomenclator praecipuorum jam inde a nato Christo
doctorum, scriptorum, professorum praesulum, Hanov. 1619*,
180 S. 16., verb. 1621, stehen z. B. Martinus de Arles, Doctor pon-
tificius neotericus celeb.; Joannes Archiep. Ravennas, resistit pri-
matui Pontificis Eom. a. 860; Jo. Koatius, testis veritatis saec. 15.,
a. 1412 martyr sub Sigismundo Imp.; auch Jo. de Wesalia und
Jo. Wünschelburg als testes veritatis. Aber Guil. Crowaei Elen-
chus scriptorum in s. scripturam tam graecorum quam latinoram,
London 1672. 8, verb. 1687, ist nur ein gutes und bequemes alpha-
betisches Verzeichniss der Exegeten ; die Confession ist durch P(apiRta),
L(utheranus), C(alvinista), S(ocinianus) angedeutet; mitunter sind
kurze ürtheile beigefügt; Baillet 2, n. 97. Die jedenfalls an-
stössigere Censura celebriorum authorum von Thomas Pope Blount,
Lond. 1690, steht nicht im Index.
Theophil Spizels(fl691) Templum honoris reseratum, Augsb.
1673, Bilder und Elogia von 40 protestantischen Theologen und
10 Philologen enthaltend (Fabricius, Hist. B. 5, 489), steht nicht
im Index, obschon man das Buch in Hom kannte, wie aus einem
Briefe von Noris an Bona vom J. 1674 (in dessen Epp. sei., ital.
Br. No. 34) hervorgeht. Dagegen wurden 1690 auf einmal 5 an-
dere Schriften von Spizel verb.: Felix literatus, Infelix literatus,
Literatus felicissimus, Pius literati hominis secessus s. a profanae
doctrinae vanitate ad sinceram pietatem manuductio, M. Basilii alio-
rumque patrum exemplis et documentis illustrata, 1669, und Se-
lecta doctor um veterum scriptorumque eccl. de vera sinceraque ad
Deum conversione documenta, 1685 (diese Schrift nicht bei Nie.
15, 44). In den beiden ersten Schriften, den einzigen, die ich kenne,
stehen freilich unter den infelices ex invidia passiva Erasmus und
CaroluR Molinaeus, unter den felices resp. infelices in hoc opere
Elogia haereticorum
81
kndati Jo. ^Wessel, Melanchthon, Franc. Junius, Savonarola, Has
ifid andere, die nach der obigen Regel nicht gelobt werden durften,
md man scheint lediglich dämm die beiden Bände von mehr als
je 1000 S. 8., die doch nur Gelehrte benutzen konnten, verb. zu
kben. In Gull. Saldeni Ultrajectini de libris varioque eorum
Bsi et abusn 11. 2, Amst. 1688, 8., verb. 1709, finde ich auch
äisser gelegentlichen Lobsprüchen auf Haeretiker nur eine gar nicht
sonderlich boshafte Bemerkung über die Indices der Papicolae und
ähnliche Lappalien.
In den spanischen Indices werden Bücher, welche Elogia hae-
reticorum enthalten, vielfach nicht unbedingt verboten, sondern ex-
^urgirt, aber so scharf expurgirt, dass die Expurgationen viele
Seiten fallen. In den 6 Yorbemerkungen (Advertencias) zu dem
Index von Sot. kommt u. a. folgende Bestimmung bezüglich der
Epitheta bei Auetores 1. cl. vor: Zu streichen sind: vir optimus,
pins, bonae memoriae, . . . doctissimus, sapientissimus, princeps
eruditomm, divinus (Scaliger), magnus (Erasmus), Grermaniae lumen
(Melanchtbon), decus saeculi nostri, ocellus doctrinae et eruditionis
IL dgl. G-eatattet ist z. B., Buchanan einen eleganten Poeten, Hein-
rieh Stephanns einen grossen Kenner des Griechischen, Tycho Brahe
einen ausgezeichneten Mathematiker oder Astronomen zu nennen,
weil das Gaben sind, die G-ott auch solchen, die ausserhalb seiner
Kirche stehen, wenngleich zum Nutzen dieser, zu verleihen pflegt.
Xieht zu beanstanden ist: recte, eleganter, prudenter dixit. Die
Titel Doctor und Magister kommen strenge genommen niemand zu,
der ausserhalb der Kirche steht , wie denn auch die ketzerischen,
vom apostolischen Stuhle nicht bestätigten Universitäten keine kirch-
tich gültigen Grade und Titel verleihen können. Der Titel Do-
ninns kann geduldet werden. — Sand, hatte Dominus und Y. Cl.
för unzulässig erklärt. Er ist überhaupt in diesem Punkte noch
strenger als Sot. (S. 46). Er verordnet z. B. in der 40 Quartseiten
lullenden Expurgation von Gesners Bibliotheca, von einem Ketzer
statt damit zu schreiben vivebat, statt Jani Cornarii scholüs illu-
Stratum nur explicatum, concionator Northusianus bei Ant. Otho und
Theologiae Professor bei Andr. Musculus zu streichen u. s. w. Der*
gleichen lässt Sot. passiren. Beide streichen aber die über Haeresi-
archen (I S. 495) handelnden Artikel ganz.
Bei Sot. werden Adams Vitae germanorum expurgirt. Die
Expurgation füllt 13 Folio-Spalten: viele Stellen werden gestrichen;
bei den meisten Autoren wird vorgeschrieben : adde notam auctoris
damnati, adde notam damnationis, innre illi debitam notam (auch
Jo. Capnio ist homo damnatae memoriae) ; in der Vita Melanch-
thons soU seinem Namen haeresiarcha beigefügt, sonst aber überall
der Name Melancbthon getilgt werden. Sogar in einem Buche von
Jo. Grossius, Urbis Basileensis epitaphia et inscriptiones, Basel 1622,
welches gewiss in Spanien keine grosse Verbreitung gefunden, wer-
den die epitaphia honoraria von Protestanten theils gestrichen,
theils castrirt. Ein nach diesem Kecept expurgirtes Exemplar muss
lehon aussehen. Die Expurgation der zu Freiburg im Breisgau
BeiMch, Index IL
6
82 Allgemeine Verbote.
1599 erschienenen Observationes medicae von Jo. Schenkius a Grafen-
berg besteht in der Aufzählung der sectarii medici, quibus appo-
nenda sna damnationis nota. P. 481 verordnet Sot., in dem von
einem Ketzer gebrauchten Ausdrucke placide obdormivit das pla-
cide zu streichen, und p. 827 aus einem Buche des Juristen P. Hei-
gius dessen Portrait zu entfernen.
Benedict XIV. sagt in der Vorrede seiner Bücher de festis
und de missa (Opera, Prato 1843, VIII, 297): wenn er vielfach
ketzerische Schriftsteller citire, ohne irgend etwas inclementer über
sie zu sagen, so thue er das, weil er überzeugt sei, dass injuriae
et maledicta nichts nützten ; er habe sich aber, eingedenk der Regel
Clemens' VIII., aller Lobsprüche enthalten. Michael a S. Josepho
sagt in der Einleitung zu seiner Benedict XIV. gewidmeten Biblio-
graphia critica, Madrid 1740: „Bei dem Verzeichnen der Bücher der
Ketzer habe ich mich absichtlich jedes Lobes enthalten; denn es ist
nicht Kecht, die infamen vom katholischen Glauben Abgefallenen
zu ehren. Einige katholische Schriftsteller haben zwar jüngst ge-
sagt, wir dürften nicht so parteiisch sein, heterodoxen Schriftstellern
wie Drusius, den Buxtorfen, Lightfoot, Scaliger, Grotius, Seiden
das Lob der sprachlichen, geographischen und profan geschichtlichen
Gelehrsamkeit vorzuenthalten, und es könne niemand getadelt wer-
den, der sie bezüglich der den Glauben und die Dogmen nicht be-
rührenden Dinge ebenso wohl wie Morinus, Huetius und Montfancon
hochstelle. Diesen antworte ich: ich erkenne auch bei Ketzern
Talent und Gelehrsamkeit an und weiss wohl, dass auch sie über
mancherlei Nützliches geschrieben, was auch die Katholiken lesen
dürfen; aber diejenigen zu loben, welche meist, auf menschliche
Wissenschaft stolz, so gut wie alle Frommen angreifen und ver-
achten, gestattet das Gesetz der Billigkeit nicht. Sie haben ihre
Lobredner unter den Ihrigen, von denen sie über Gebühr erhoben
werden; sie werden aber übermüthig (insolescunt), wenn sie hören,
dass sie von Katholiken geehrt werden.'^
Zu der Bestimmung Clemens* VIII., dass von allen verbotenen
Büchern auch alle Uebersetzungen verboten seien (I S. 540), wird
in mehreren Decreten aus dem Anfange des 17. Jahrhunderts (Alex.
No. 5, 9, 10, 11) die weitere Bestimmung beigefügt: wenn bei
einigen in diesen Decreten verbotenen Büchern Ort und Jahr des
Druckes beigefügt sei, so sei darum nicht bloss diese, sondern jede
Ausgabe verboten. In dem Vorworte zu dem Index Benedicts XIV.
wird diese Bestimmung modificirt: wenn in dem neuen Index bei
einem Buche Ort und Jahr des Druckes angegeben werde, — was
nur ausnahmsweise geschieht, — sei nur die betreffende, sonst jede
Ausgabe verboten. Diese Bestimmung steht auch in den folgenden
Indices bis auf diesen Tag. Es wird aber in merkwürdiger Ge-
dankenlosigkeit bei sehr vielen Büchern Ort und Jahr des Druckes
angegeben, von denen man ganz sicher alle Ausgaben hat verbieten
wollen. So hat man z. B. von Eenans Yie de Jesus gewiss nicht
bloss die Ausgabe Paris 1863 verbieten wollen.
Exporgationen im Römischen Index.
88
Zu dem, was I S. 339 über die Approbation mitgetbeilt wor-
den, ist folgendes nachzutragen : Durch die 10. Trienter Regel wird
die Approbation zu druckender Bücher durch den Bischof und den
Iiquisitor vorgeschrieben (durch ein Edict Gregors XVI. vom 11. Mai
1836 wurde für den Kirchenstaat bestimmt, die Approbation sei
zuerst von dem Inquisitor, dann von dem Bischof zu unterzeichnen).
Da es aber nicht überall Inquisitoren gab, wurde von der Inqui-
ntion 9. ISov. 1626 erklärt: wo keine Inquisitoren seien, hätten die
Bischöfe das Recht, das Amt der Inquisition (munus inquisitionis)
▼ahrzunehmen. wie in Japan, China und Malacca und namentlich
in Provinzen, die nicht einem katholischen Könige unterworfen
seien ; sie hätten die facultas exercendi sanctum officium inquisitionis
de jure priori, sie könne ihnen aber ad majorem cautelam concedirt
werden. Dabei ist wohl zunächst nicht an das Approbationsrecht
gedacht; dieses ist aber mit eingeschlossen (A. J. P. 1, 1014). In
Rom darften nur Schriftstücke von Advocaten u. s. w. für Gerichte
oder Congregationen ohne Censur gedruckt werden (ebend. 1, 1010).
Die Bestimmung über die auf Umgehung der Praeventivcensur
gesetzte Strafe ist neuestens durch ein Decret der Inquisition vom
22. Dec- 1880 modificirt worden: „Die nicht reservirte Censur,
welche über diejenigen verhängt ist, die de rebus sacris handelnde
Bücher ohne Erlaubniss ihres Bischofs drucken oder drucken lasseg,
ist anf die Bücher der h. Schrift und Anmerkungen und Commen-
tare zu denselben zu beschränken, keineswegs aber auf alle Bücher
auszudehnen, welche de rebus sacris im allgemeinen, d. h. über
religiöse Dinge handeln.'^ ^) Damit ist aber nicht die kirchliche
Praeventivcensur für andere Schriften, sondern nur die auf die Um-
gehung derselben gesetzte Censur aufgehoben.
15. Exporgationen im Römischen Index.
Die Römischen Indices sind, von dem des Brasichellensis
(I S. 549) abgesehen, ausschliesslich prohibitorii. Aber statt
des donec corrigatur steht in einzelnen Fällen, wo es sich um
die Weglassung einer einzelnen Stelle oder einer Vorrede u. dgl.
(der Litanieen, S. 77) handelt, eine darauf bezügliche Vorschrift
1) Vering, Archiv f. Kirchenr. 50 (1883), 442. Heiner, Die kirchl.
Gensuren S. 289. Heiner bemerkt dazu S. 291: Profane Bücher ohne Ap-
probation za edireD, ist durch langjährigen Uaus zur Gewohnheit gewor-
den mit stillschweigender Erlaubniss der kirchlichen Behörden, wenigstens
in Deutschland. Bei Büchern über religiöse Gegenstände kann ohne schwere
Sande die Approbation nicht umgangen werden; aber es steht keine Cen-
daranf, falls nicht durch ein Diöcesangesetz eine solche angedroht ist.
84 Expargationen im Romischen Index.
(einige Male, wie bei Amicns und Merenda und in den älteren
Indices bei Copernicus, wird auf die in dem betreffenden Deerete
vorgeschriebene Expurgation verwiesen). Es stehen freilich an-
derseits auch noch heute Bücher mit einfachem d. c. im Index,
in denen nur, wie bei Cataneus, eine einzige Stelle bean-
standet wurde. Ziemlich oft wird von einem mit d. c. verbo-
tenen Buche eine expurgirte und von der Index-Congregation
freigegebene Ausgabe bezeichnet^); aber auch das geschieht
nicht immer^). — Bei einzelnen unbedingt verbotenen Büchern
wird auch im Index der Grund des Verbotes angegeben^).
In Aurelii Angustini Dulciloquiorum libri tres, Herborn 1614,
soll die Epistola ad lectorera von Giiil. Ro lieh ins beseitigt werden
(Alex. No. 28, 1623), in der zu Lyon 1629 erschienenen Aus-
gabe der Electa Sacra des Theatiners Aloysius Novarinus von
Verona (6 Fol.) die Epistola dedicatoria des Druckers L. Durand, und
zwar propter abusum locorum s. scripturae (No. 39, 1636), ebenso die
Epistola dedicatoria in Jo. Buxtorfs Lexicon hebraicum, chaldaicum
und Thesaurus grammaticus linguae sanctae und in Jo. Hornungs
Qi^ta medica seu variorum epistolae medico-physicae. Anders ge-
fasst ist ein solches Gebot, wenn die Epistola dedicatoria vor der
Lyoner Ausgabe der Regulae Societatis Jesu von 1607 verb. wird,
mit der Motivirung: ihr Verfasser bekenne sich zur Augsburgischen
Confession. — Die Vorrede und Noten des Jac. Thomasius zu den
Opera Mureti wurden 1728 gleichzeitig mit der Schrift von Elvidius
(I S. 526) verb., also wegen der Bemerkung über Murets Rede
über die Bartholomäusnacht (in Spanien wurde erst 1787 die Aus-
gabe von 1750 von der Vorrede expurgirt). — Eine Art von Ex-
purgation ist es auch, wenn 1605 Laurentii Kirchovii Consilium
XXVII., quod habetur tomo 2. p. 144 Matrimonalium consiliorum
J. B. Ziletti et Nie. Ruckeri, Frcf. 1580, verb. wird.
Eine sonderbare Expurgation wurde 1623 (No. 27) für den
Clypeus concionatorum Ferdinaudi de Escalante vorgeschrieben:
non permittatur, praeterquam correctis et emendatis, quae habet
cap. ultimo libri 6., notata et censurata per Jac. Gretserum in sua
admonitione ad exteros de Bibliis Tigurinis. Gretser macht sich
nämlich (Opp. XIII, 238) über Escalante, einen spanischen Trini-
tarier, lustig, dass er in dem genannten Werke, welches mit einer
Dedication an Philipp III. zu Venedig 1613 erschienen war, Leo
Judae als Leo Tigurinae ecclesiae episcopus bezeichnet, also offenbar
1) Vgl. I S. 165. 354 u. 8. w. Alexander Natalis, Bottero, Florentini,
Garofalo, Inchofer, Catechisme bist., Scaramelli.
2) Bandini (I S. 886), Cataneus.
8) Augustinis, Bartolini, Behault, Causa Arnald., Decret du S. 0.,
Longohardi, Maynard.
Expurgationen im RömiBohen Index. 85
fsr einen katholischen Bischof gehalten und von ihm gesagt hatte :
l»o zelo fervidns novam Bibliornm versionem agressus, . . . usus
kebraico exemplari emendatissimo, neque neglexit, quae de genuine
sensu tradiderunt patres orthodoxi, . . felicissime migravit ad Do-
ninum^). Die Stelle wird auch bei Sot. gestrichen. — In des Ant.
ßagucius Lncerna paroohorum s. Catechesis ad parochos, Neapel
1623, soll nach No. 29 (1624) eine Stelle gestrichen werden, wo
er behauptet, Scotus lehre: desinere esse corpus Christi sub specie-
bus ad tactum statim labiorum, und diese Meinung nicht als Irr-
tbum, sondern als senl^ntia, die entgegengesetzte nicht als veritas
»tholica, sondern als opinio bezeichne.
In einem Decrete von 1 659 (No. 70) befiehlt die Index-Congr.
den Besitzern von des Römischen Juristen Steph. Gratianus Dis-
eeptationes forenses, — die schon 40 Jahre vorher erschienen waren
(nachgedruckt Francf. 1619*), -— im T. 2, c. 184 (vielmehr 284)
§ 51 die historia ab auctoribus haereticis accepta de quodam emen-
Uto Le^ne Kom. Pont, et D. Hilario zu streichen, und den Druckern,
dieselbe in neuen Auflagen wegzulassen. Es handelt sich um ein
zu Gunsten des h. Hilarius gewirktes wunderliches Wunder auf einer
von dem arianischen Papste Leo, dem Nachfolger Felix' II., ge-
haltenen Synode, eine Fabel, für die sich Gratianus nicht auf
ketzerische Autoren, sondern auf Conrad von Halberstadt und Her-
mannos Gigas, Chronisten des 13. Jahrb., beruft.
Im J. 1662 (Alex. No, 75) wurde verb. : Thomas Leonardi,
Augelici Doctoris D. Thomae Aquin. sententia de prima hominis in-
stitutione, ejus per peccatum corruptione illiusque per Christum re-
paratione contra Jo. G. Dorschaeum, . . . qui gloriatur se Thomam
exhibere confessorem veritatis evangelicae Augustana, ut ait, Con-
fessione repetitae, 1661, Fol. (Tb. Leenaerds war Dominicaner, Prof.
in Löwen, t 1668; Paquot 2, 347). Als Grund des Verbotes wird
angeführt, das Buch handle u. a. ohne päpstliche Erlaubniss de
auxiliis (§ 40) und enthalte einiges über die Empfängniss Mariae
und das Fest derselben, was päpstlichen Erlassen widerspreche.
1680 erklärte die Index-Congr. (Const. p. 173): sie gestatte, das
Buch neu zu drucken mit Weglassung dessen, was p. 126 — 134
über die Cmpfangniss Mariae und l.*2, c. 8 und 10 de actu beati-
1) eine kaum geringere Naivetät als Escalante bekundet Pestalozzi,
Leo Jadae, 1860, S. 80: „Von der Werthschätzung, welche die spanischen
Tbeologen dieser Bibel angedeiben Hessen, haben wir ein bedeutendes Zeug-
nis« ans dem Munde des gelehrten, in den orientalischen Spracht'n wohl
bewanderten Ferd. von Escalante in seinem Schild der Prediger, einem
Werke, da« er dem Könige Philipp III. widmete. Derselbe bezeugt auch,
dass der Erzbischof von Sevilla, Ferd. Valdes, sein Wohlgefallen daran
hatte. Die Facultät in Salaraanca Hess sie 1584 wörtlich wieder abdrucken."
Das Wahre an den beiden letzten Sätzen ist, dass Valdes von der sog.
Biblia Vatabli, welche die Zürcher Uebersetzung enthält, das N. T. verbot,
das A. T. frei gab, und dass 1584 eine expurgirte Ausgabe dieser Biblia
erschien (I S. 208).
86 Expurgationen im Römischen Index.
w
fico charitatiB in Christo gesagt werde. So steht denn noch jetzt
im Index. — Von der Vita D. Aurelii Augnstini des belgischen Au-
gustiners Jo. Rivius, Antw. 1646, wird in einem Decrete von 1666
(Alex. No. 89) erklärt, es sei darin eine Stelle 1. 4, c. 1, § 2 zu
streichen. Dieselbe wird mit dem Streit über die Gnadenlehre zu-
sammenhangen (Hurter 2, 137). — 1663 wurde verb. : De Pontifice
Romano tractatus brevis additus Tonio 4. in 1. 2. D. Thoraae de
conscientia Patris Andreae Lao d. c; correctus vero juxta im-
pressionem factam Romae a. 1663 permittitur. Das Verbot der 1.
Ausgabe, Genua 1656, wurde also erst publicirt, nachdem der Ver-
fasser, der ein Carmeliter, nicht ein Dominicaner war (Qu^tif 2,
606. 758), nach der Weisung der Index-Congr. zu Rom eine expur-
girte Ausgabe veranstaltet hatte. Nach dieser ist der Tractat bei
Roccaberti, Biblioth. 3, 591 abgedruckt (Tr. de Summo Pontif. ex s.
conciliis, s. patribus, praesertim D. Aug. ac. D. Thoma ejusque an-
gelica doctrina praecipue contra sectarios delibatus); vor dem Trac-
tat steht hier eine Protestatio authoris, in der er sagt : der Tractat
sei in der Ausgabe von 1656 ohne seine Zustimmung von dem
Drucker beigefügt worden; er habe ihn freiwillig (sponte et merito)
corrigirt, und was man in der 1. Ausgabe von der 2. Abweichendes
finde tam in materia dogmatis quam in opinionibus referendis vel
citandis authoribus vel historiis, das bitte er zu streichen. — 1680
verordnete die Index-Congr., in der Theologia Scoti a prolixitate et
subtilitas ejus ab obscuritate libera et vindicata . . . auct. Jo.
Gabr. Boyvin, Par. 1677, das Elogium Scoti zu streichen, welches
beginne: Hie pene ante subtilis fuit quam homo esset und schliesse:
sed hie subtilis esse non posset, nisi angelicus esset, was ja
allerdings stark war und namentlich von den Dominicanern im
Interesse des Doctor angelicus Thomas von Aquin nicht geduldet
werden konnte. Die Sache steht seit Ben. unter dem Namen des
Autors des Elogium: Petrus Labbi. — 1700 wurde von des Jesuiten
Mich. Pexenfelder Apparatus eruditionis die 3. Aufl. (1687) verb.
mit nisi corr. delendo illa verba: Anno 1669 Ordo Scholarum pia-
rum abrogatus a Clemente IX. In der 4. Aufl. (1704) wird der
allerdings unrichtige Satz gestrichen sein.
lieber BuUarium (zwei Ausgaben), Juvencius, Sanchez, Suarez
s.u. — Bras. expurgirt auch einige erst nach 1600 verbotene Bücher,
ausser dem von E. Sa und Vivaldus (§ 41) folgende: Laurentii
Schraderi (Halberstadiensis) Monumentorum Italiae, quae hoc no-
stro saeculo et a Christianis posita sunt, 11. 4, Heimst. 1 592,* Fol.,
mit d. c. verb. 1603. Bras. streicht die Epigramme von Sannazar
auf Alexander VI. (I S. 489), die Beschreibung eines Bildes in
einem Hause zu Padua mit der Unterschrift: A M (eretricibus),
M (edicis), M (onachis), A (dvocatis) libera nos Domine, einer Grab-
schrift eines Hündchens in der Sacristei einer Kirche zu Rom, einer
in Neapel befindlichen Waffe (bellicum tormentum) mit einem Bilde
Luthers und einigen deutschen Reimen, einer Grabschrift im Dome
zu Mailand : Aqui yaze il soldato Villoria, el quäle mand6 11 corpo
alla yglesia et il corazon alla amiga, und andere derartige uner-
Ersatz für die erste Classe.
87
kaliche Dinge, ändert einigemale vestalis in monialis und verordnet,
in dem Satze, der Verfasser sei zur Veröffentlichung seiner Arbeit
ermantert worden durch die clarissimi et doctiHsimi viri Ph. Me-
bnchthon, Joa. Camerarius, Jo. Sturmius et Geo. Fabricius für diese
Worte nonnulli zu setzen. Bras. nennt den Verfasser übrigens L.
Schradaeius, und so steht er noch heute im Index als L. Schraderus
sen Schradaeus. — Francisci Vallesii De sacra philosophia seu de
BS, qnae physice scripta sunt in sacris literis, Über singularis ad
Philippum II. Hisp. Regem, Turin 1587, 4., mit d. c. verb. 1603.
£a werden namentlich in den Erörterungen zum Hexaemeron einige
Passus gestrichen, wie die Ansicht, dass unter dem Geiste Gottes
Gen. 1, 2 das Feuer zu verstehen sei, oder corrigirt, wie : firma-
mentum Gen. 1, 6 significat aerem in: coeliim empyreum et aerem
B. dgL; aacb einige Versuche, Wunderberichte des A. T. natürlich
n erklären, werden corrigirt. Sand. Sot. geben eine andere Expur-
gation nach der Ausgabe Lyon 1592. — Fr. Valles de Covarrubias
war Prof. der Medicin in Alcala und Leibarzt Philipps IL ond hat auch
unter den Commentatoren des Aristoteles einen Namen. In der Vor-
rede des genannten Buches, von dem 1667 zu Frankf. die 7. Aus-
gabe erschien, erklärt er, er wolle nichts behaupten nisi quod pro-
letur a S. Rom. Eccl. (Fabricius, Hist. Bibl. 6, 408. Werner, Thomas
V, Aquin o, 297).
16. Ersatz fär die erste Classe.
Nar kurze Zeit scheint man den Gedanken gehabt zu haben,
die erste Classe des Index fortzuführen: in einem Decrete vom
J. 1603 wird von Franc. Guicciardini (I S. 389) und von dem
Juristen Peter Frider erklärt, sie wtlrden in die 1. Classe ver-
setzt; aber eine solche Erklärung findet sich sonst nicht mehr,
während in den spanischen Indices die 1. Classe ganz in der
frühem Weise vermehrt wurde. Dagegen wurden von 1603 an
von einer Anzahl von Schriftstellern sämmtliche Werke verboten.
Unter denjenigen, die in dieser Weise ausgezeichnet wurden,
sind bis auf Alexander VII. (1664) nur wenige, und nicht gerade
Dar hervorragende protestantische Theologen: Hugo Broughton,
Jo. Clüver, Ludwig de Dien, Gregor Richter und Conrad Schltts-
selburg. Dazu kommen die Juristen und Publicisten Henning
Amisaeas, Arnold Clapmar, Alberich Gentilis, Melchior Goldast
und Helferich Ulrich Hunnius, ferner Giordano Bruno (S. 65),
Claudius Salmasius, Thomas Roccabella und Bernard G. Penotus,
endlich Marcantonio de Dominis, J. B. Poza, Edmund Richer
88 Ersatz für die erste Glasse.
und Thomas White. Die Zahl der protestantischeD Theo-
logen, von denen 1664 — 1756 giimmtliche Werke verboten wurden,
ist etwas grösser: es sind die Deutschen Jo. Franc, ßuddeus,
Georg Calixtus und J. H. Heidegger, die Holländer Jo. Clericus,
Simon Episcopius, Jac. Laurentius, Sam. Maresius, Martin Schooek
und Lambert Velthuysen, dazu Gerhard Noodt, die Franzosen
J. Daill6, Ch. Drelincourt und Jean d'Espagne, die Engländer
G. Bull, W. Cave, J. Lightfoot, Henr. Morus und J. Prideaux.
Dazu kommen Molinos, Lambardi, Leti, Hobbes, Simon Vigor,
van Espen und Bischof Colbert von Montpellier. Ein Princip
ist in dieser Auswahl nicht zu erkennen. Benedict XIV. Hess,
um die Liste einigermassen zu vervollständigen, vor der Publi-
cation seines Index in einer Sitzung der Index- Congregation vom
10. Mai 1757 von 41 protestantischen Schriftstellern, 16 deutschen,
10 holländischen, 11 französischen und 4 englischen, von denen
bis dahin einzelne, vielfach nicht ihre bedeutendsten Schriften
verboten waren, sämmtliche oder sämmtliche theologische Schriften
verbieten. In dieser Sitzung wurde auch die Gesammtausgabe
der theologischen Schriften von Hugo Grotius, von dem bis da-
hin fast nur nicht theologische Schriften im Index standen, ver-
boten.
Von 1757 bis 1821 wurden von keinem Schriftsteller grund-
sätzlich alle Schriften verboten, — thatsächlich alle, wie auch
früher und später, von manchen; — 1821—27 kamen hinzu G.
Morardi, D. Hume und CoUin de Plancy, 1852 V. Gioberti,
Proudhon und E. Sue, 1862 — 64 Alex. Dumas, Vater und Sohn,
6. Sand, Murger, Stendhal, Balzac, Champfleury, Feydeau, Fr.
Souli6, 1876—77 A. Vera, B. Spaventa, G. Ferrari.
In der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts wurden einige
Bücher von der Inquisition oder Index-Congregation mit dem
Zusätze verboten, sie würden „in der 1. Classe" verboten (En-
tretiens, Grimaldi, Locke, Marchetti). Damit ist gemeint, sie
sollten bei Strafe der Excommunication, — sub anathemate, wie
es in dem Decrete von 1605 (No. 5) von einem Buche von Ca-
millus de Gurte heisst, — verboten sein (S. 7). Die Verschär-
fung wurde bei Grimaldi später aufgehoben; bei Entretiens steht
seit Ben. Prohibentur ut 1. GL, bei Locke und Marchetti 1. Gl.
Frider. Broughton. Lud. de Diea u. a. 89
1. 1603— 1664.
Wamm ausser Guicciardini (I S. 389) gerade Petrus Fride-
ris Mindanns (j 1616 als Professor in Giessen) in die I. Cl. ver-
setzt wurde, ist gar nicht abzusehen (im span. Index steht er gar
nicht)- Specielf erwähnt wird in dem Decrete nur De processibus,
omdatis et monitoriis iu Imp. Camera extrahendis etc., Frcf. 1601
(liierst 1595), und von diesem Buche wurde auch die Ausgabe von
1660 im J. 1662 ausdrücklich verboten. Ausserdem hatte er vor
1603 nur noch einen Tractatus de causa et materia possessionis,
1597, 8., veröffentlicht.
Die ersten, von denen sämmtliche Werke verb. wurden (1603)
sind Giord. Bruno und Nicodemus Frischlin; von letzterm (f 1580)
mhrscheinlich aus Anlass der 1601 erschienenen Sammlung seiner
Opera poetica. — 1609 wurden verb. Hugonis Brosten opera; erst
Ben. bat den richtigen Namen Broughton hergestellt (lateinisch
nannte er sich Brochtonas). Er war ein eifriger Gegner der Pres-
bvterianer und Calvinisten, stand mit dem Jesuiten Serarius in Cor-
respondenz, und Card. Baronius soll durch diesen mit ihm über eine
Üebcrsicdelnng nach Rom verhandelt haben, wo man ihn in der
Controverse mit den Juden benutzen wollte. Er starb als Angli-
eaner 1612. Er hat allerlei exegetische Schriften, meist englisch,
gfeechricben, mehrere über den Descensus ad inferos (darunter auch
einen jilrfoq tiqoc rovg Fevsßaiovg^ an die Genfer, Mainz 1601, 93
S. 8.); sie sind 1662 von Lightfoot in einem Foliobande edirt. Dass
gerade von ihm sämmtliche Werke verboten wurden, ist eine un-
verdiente Auszeichnung.^) — Yon Conrad Schlüsselburg (1543
—1619) wurden 1616 Theologiae Calvinistarum 11. 3 verb., 1619
q>era omnia, von Jo. Cluverius (1593 — 1633) sofort 1640 alle
Werke, also ausser den theologischen auch die seit 1631 oft ge-
druckte Epitome historiarum (A. D. B. 4, 352). Von Gregorius
Richter Gorlicius, von dem ausser Axiomata historica, 1599, oeco-
vomiea, politica, ecclesiastica, 1602, Adelung nur eine Anzahl Pre-
digten verzeichnet, wurden 1609 opera, dann 1627 eine neue Aus-
gabe der Axiomata oeconomica verb. — Von Lud. de Dieu (1590
— 1642) wurden 1646 opera verboten, also, da eine Gesammtaus-
gabe nicht existirt, alle seine einzeln erschienenen, meist exegeti-
sehen Schriften, dann aber 1661 und nochmals 8. März 1662: Hi-
storia Cbristi persice conscripta simulque multis modis contaminata
a P. Hieronymo Xavier S. J., latine reddita et animadversionibus
notata a Lud. de Dieu. Item liber huic annexus: Historia S. Petri
(L. B. 1639. 4.), zum dritten Male 13. Nov. 1662: Eist.
Christi persice conscr. ab Hier. X. S. J., quam latine redditam ma-
lignis animadversionibus pravaque doctrina contaminavit Lud. de
Dien. Der Jesuit Jerome Xavier, aus der Familie des h. Franz
Xavier, f zu Goa 1617, hatte auf Veranlassung des Grossmogul
1) Bayle. Chalmers, Lowndes s. v. Vgl. Nie. Serarius zu 1 Petr.
p. 44.
90 Ersatz für die erste Classe.
diese Geschichten, wie es scheint, portugiesisch verfasst und ins
Persische tibersetzen lassen. L. de I)ieu publicirtc den persischen
Text mit lateinischer Uebersetznng, einer Vorrede und Noten, worin
er es namentlich scharf rügt, dass der Jesuit zu dem, was das N. T.
berichtet, allerlei apokryphische und legendarische Dinge beigefügt
htatte (R. Simon, Hist. crit. des versions, eh. 17).
Von den Publicisten Arnold Clapmar (1574—1004) und
Henning Arnisaeus (f 1636) wurden 1609 opera verb., — beide
im span. Index in der 1. GL, — von Arnisaeus dann aber 1621:
De subjectione et exemtione clericorum ; item de potestate pontißcis
in principes contra Bellarminum, 1612 u. s. ; De translatione imperii
commentarius politicus; Doctrina politica in genuinam methodum,
quae est Aristotelis, reducta, 1596, und 1622: De jure conciliorum
(vielmehr connubiorum) commentarius politicus, 1613; De jure ma-
jestatis Gl. 3, 1610; De potestate principum in populum semper
inviolabili seu quod nulla ex causa subditis fas sit contra legitimum
principem arma movere, 11. 3, 1612. In dem Decrete von 1622
heisst er Henricus Arnisaeus, und so haben denn auch Henningius
und Henr. Arnisaeus im Index neben einander gestanden (Henke,
Galixtus I, 265), bis Ben. Henningii Arnisaei o. o. mit Beifügung der
Data der drei Decrete setzte. — Von Albericus Gentilis (1582
— 1608, Prof. in Oxford, Sohn des Mediciners Matteo Gentile, der
als Protestant Italien verliess) werden speciell verboten Disputatio
de nuptiis ]1. 7, Hanau 1601, und De armis üomanorum 11. 2.
Bei Sot. wird nur das erste Buch unbedingt verboten, das zweite
expurgirt, desgleichen De jure belli 1608 und einige andere Schriften,
auch Disputatio ad 1. librum Maccabaeorum, 1604 (Vertheidignng
des Buches), und Disputatio de latinitate veteris bibliorum versionis
[der Vulgata] male accusata, 1606. Von Scipio Gentilis, dem Bruder
des Alberich (1568 — 1616, Prof. in Heidelberg und Altdorf), wur-
den gleichzeitig (1608) nur De jurisdictione 11. 3, Frankf. 1601,
mit d. c. verboten. Sot. streicht darin nur drei Gapitel und zwei
Stellen im Register, und expurgirt auch zwei andere Bücher nur
unbedeutend. — Von Helchior Goldast von Haimisfeld (1576
— 1635) wurden 1609 (No. 9) verb. : Melchioris Haimsfeldii (so
oder auch Haimsfeldii auch in den Indices bis Ben.) Statuta et re-
scripta imperialia [1607] et alia ejus opera. 1634 wurde verb.:
Politica imperialia s. discursus politici ex bibliotheca M. Goldasti
[1614, Fol., eine systematisch geordnete Sammlung von staats-
rechtlichen und politischen Abhandlungen bis in das 14. Jahrh. hin-
auf], endlich 1709: Replicatio pro S. Gaes. et Regia Francorum
Majestate illustrissimisque Imperii ordinibus adv. Jac. Gretseri Je-
suitae . . crimina laesae majestatis, rebellionis et falsi, extempora-
liter et populariter instituta a Melchiore Goldasto Haimisfeldio . .
Accesserunt insuper Rev. et 111. Principum Apologiae pro D. N.
Henrico IV. . . . adv. Gregorii cognomento Hildebrandi et aliorum
patriae hostium impias ac malignas criminationes, 1611 (also fast
ein Jahrhundert alt), itidem supradicti Goldasti opera omnia. Die
Gelehrten des Index scheinen Goldast und Haimisfeld für zwei ver-
Amisaeas. Geniilis. Goldasfc. Hunnios. Salmasius u. a. 91
sekiedene Personen gehalten zu haben. Seit Ben. stehen unter
Goldastus Halminsfeldiiis die Politica mit dem Datum 1634, o. o.
Eit 1709. Im Span. Index steht er in der 1. Cl. — Einige seiner
fflonymen Schriften stehen als solche noch jetzt im Index :
Xonita politica ad S. R. I. principes de immensa Curiae Rom.
potentia moderanda latine, italice et gallice edita: quorum scriptores
squens pag. exbibet, in quibus facile primas tenent Maximilianus I.
Imp., Gnicriardinus et Card. Peronus, Frcf. 1609, 188 S. 4., verb.
1613. Das Buch enthält ausser Maximillani I. Epist. de pontificia
et imperatoria'dignitate conjungenda, Fr. Guicciardini Disursus de
orta poutificii imperii et incrementis, italice et gallice, Davidis Pe-
roBse S. E. E. Card, et episc. Eborac. ad Regem Franciae et Nav.
Epist. de pacificatione Yeneta, lat., gall. et ital., noch 7 andere
Stacke. Dass es von Goldast ist, ergibt sich aus Yirorum dar. ad
M. Goldastum Epp., 1688, p. 303. — Simonia Curiae Romanae
iavietissimo Carolo V. Caesare a S. R. I. electoribus comitiis No-
rimberg, a. 1522 oratori pontificio proposita, . . . Quibus ... de
eadem querulae literae ut et variae Curiae Rom. deglubitivae taxae
Annatamm, Poeiritentiariae, Cancellariae subnectuntur, 1612(Baumg.
1, 570), verb. erst 1700.
Helfricas Ulricus Hunnius (1583 — 1636), ein Sohn des Theo-
logen Aegidius Hunnius, der in der 1. Cl. steht, war Prof. in Giessen
ud Marburg, wurde 1630 katholisch und 1632 Prof. in Köln. 1618
Würden von ihm verb. De interpretatione et authoritate juris 11. 2,
1615, 8., die allerdings scharfe Stellen über die päpstlichen Satzun-
gen im cannnischen Rechte enthalten, 1621 Yariarum resolutionum
jiris eirilis 11. 4, 1616, et omnia ejus opera. Hunnius schrieb 1631
va Rechtfertigung seines Uebertritts Invicta prorsus et indisso-
lübJlia argumenta etc., dann noch einige polemische Schriften gegen
die Protestanten. Aus seinen Papieren wurde herausgegeben Encyclo-
laedia univ. juris, Köln 1 638, Fol. Da das Yerbot seiner Werke bis
liente nicht modificirt ist, so sind eigentlich auch die katholischen Schrif-
ten von ihm verboten^). Bei Sot. steht er in der 1. Cl.; aber in
dem Span. Index von 1707 wird er, weil er katholisch geworden,
in die 2. versetzt, eine Expurgation der Yariae resol. gegeben und
in dem Tractat De jure episcopi, 1640, eine Stelle gestrichen. Sein
Brader, der Theologe Nie. Hunnius steht im span. Index in der 1.
Cl., im Römischen gar nicht, obschon er sehr scharfe polemische
Sachen herausgegeben, z. B. Necessaria depulsio gravissimarum ac-
cnsationum, quibus Jesuitae Aug. Confessionis Ecclesias onerare non
erabescunt, ac si Papam dicendo Antichristum Rom. Imperium, Cae-
Mream Maj. ceterosque Status catholicos injuria afficerent, Witt.
1628, — Yon Claudius Salmasius (de Saumaise, 1588 — 1658) wur-
den 1646 opera (ohne omnia) verb., also zunächst die bis dahin er-
schienenen; das Yerbot, wohl durch die 1045 erschienene Schrift
1) Räss, Convertiten 5, 829, sagt nichts davon, dass Hunnius im
hidex steht.
92 Ersatz für die erste Classe.
De primatu Papae veranlaest, wird aber auch für die späteren Schrif-
ten gemeint sein. Bei Sot. werden von seinen zahlreichen Schriften
(Paquot 3, 309) wenigstens einige philologische freigegeben. —
Von Bernardus G. Penotus a Portu S. Mariae Aquitanus werden
schon in den Nund. 1594 Tractatus varii de vera praeparatione et
usu medicamentorum chymicorum angezeigt, in den folgenden Jahren
viele derartige Bücher, die Adelung verzeichnet (er starb fast 100
Jahre alt, ohne den Stein der Weisen gefunden zu haben; Bayle,
Oeuvres 1, 399), 1603 wurde von ihm verb. Apologia in d aas partes
divisa, Frcf. 1600, cum aliis ejus operibus. Im span. Index steht
er in der 1. Gl. — Unter dem Namen Thomas Roccabella, dessen
Schriften 1646 verb. wurden, hat nach Melzi 2, 471 der Venetia-
nische Mönch Filippo Roccabella di Cingoli Acroamata politico-mo-
ralia; Iddio operante (diese steht auch in der Raccolta); II principe
deliberante; II principe politico; II pr. pratico; II pr. morale ver-
öffentlicht.
2. 1673—1756.
Von Jo. Heinr. Heidegger (1633-98) wurden 1673 verb.
Dissertatio synodalis adv. religiosas et votivas peregrinationes ; De
historia sacra patriarcharum exercitationes selectae, 2 vol., 1667.
71 (mit Polemik gegen Baronius) et opera omnia tam impressa quam
imprimenda, et praecipue liber cui titulus: Concilii Trid. Anatome
historico-theol., in qua praemisso Concilii textu post narratam ejus-
dem bist, et subjunctas historiae notas iisque insertas vindicias P.
Soavi Polani adv. censuram historico-theol. Scipionis Henrici Mes-
sani Theol. demum succedunt ejusd. controversiae theol., 1672 (eine
2. Aufl. davon ist Tumulus Trid. Concilii, 1690). Trotz des allge-
meinen Verbotes von 1673 wurde 1687 noch verb. Historia Papatus,
novissimae historiae Lutheranismi et Calvinismi fabro [Maimbourg]
opposita . . . Accedit Franc. Guicciardini Hist. Papatus, Amst. 1684,
und 1690: Quaestionum theologicarum ad Bullas, capitula et canones
Concilii Trid. disputationes, praeside J. H. Heideggero, Tiguri [1662].
In den ludices vor Ben. steht hinter diesem Titel: seu Sacerdotium
Romanum, una cum ejus sacrificio ex characteribus ordinum Aha-
ronitici et Melchisedeciani (vod'aiag convictum) studio et opera
Henrici Horchii, Amst. 1690. Das ist aber ein anderes Buch und
von Ben. unter Horchius (Horche, R.-E. 6, 316) gestellt. — Vor
dem J. 1700 wurde von Georg Calixtus (1586 — 1656) nichts ver-
boten, 22. Dec. 1700 aber 9 Schriften, darunter auch De Pontifice
Rom. orationes tres, quas ... ed. Frid. TJlricus G. F. Calixtus,
1658, und zugleich seine sämmtlichen Werke. Sein College Conrad
Hornejus steht nicht im Index. — Von Jo. Franc. Budd eus (1667
— 1729) wurden die Institutiones theologiae dogma'ticae, 1723, schon
1725 verboten, erst 1750 Inst, theol. moralis, 1727 (zuerst 1711),
und Meditationes sacrae antea singillatim, nunc vero conjunctim
editae, 1725, und (nach Ben.) sämmtliche Werke.
Von Jo. Clericus (Le Clerc, 1657—1736) wurde zuerst,
1685, eine pseudonyme Schrift verb., die er 22 Jahre alt zur Ver-
theidigung einer von den symbolischen Büchern unabhängigen Schrift-
6. Penotns. Heidegger. CalixtoB. Clericns u. a. 93
«rkUroDg und überhaupt einer weitgehenden Gewissensfreiheit her-
nsgegeben: Liberii de S. Amore Epistolae theol., in quibus varii
xfaolasticoram errores castigantur, Irenopoli 1679; — dann 1690
die TOD ihm herausgegebenen Davidis Clerici (1591 — 1655, Prof.
ii Genf; Oheim des Jo. Cl.) Quaestiones sacrae, in qnibus multa
Kriptarae loca variaque linguae sacrae idiomata explicantnr. Ac-
eedoDt simüis argnmenti Diatribae Steph. Clerici (des Vaters von
Jo. Cl., 1599—1676, in Genf). Ed. et adnot. adjecit Jo. Clericns,
iiBst 1685 (und 1687. 2 vol. 8.). Dann wurden noch einzeln
TcrboteD: Hannonia evangelica, 1699, verh. 1703 ; Ars critica, vol.
1. 2., 1697. 1700; Epistolae criticae, 1700; Compendinm historiae
oniTersalis ah initio mundi ad temp. Caroli M., 1698, verb. 1709;
Hogo Grotius de veritate religionis christ. Editio accuratior, quam
reeeogoit notnlisque adjectis illustr. Jo. Clericns, cujus accedit de
eligenda inter christianos dissentientes sententia über unicus, 1709,
Terb. 1714; Jo. Clerici . . . Vita et opera ad a. 1711, amici ejus
opnscdam, philosophicis Clerici operibus subjiciendum, 1711 (Selbst-
biographie?), verb. 1718; Hist. ecclesiastica duorum prim. saecu-
lonim, 1716, verb. 1721 ; Opera philosophica in 4 vol. digesta,
1704, verb. 1728; Qnaestiones Hieronymianae, in quibus expenditur
Dapeni editio Parisiensis, 1719, verb. 1734 mit dem Zusätze: Biblio-
tlieqne universelle [et historique], quae communiter praefato authori
tribaitur, et omnia ejusdem auth. opera. Von der Biblioth^que waren
1686—93, 26 vol. 12. erschienen. Die Fortsetzungen, Biblioth^ue
choisie, 1703—13, und Bibl. ancienne et moderne, 1716— 27, werden
Dicht ansdriicklicb verb. — Von Simon Episcopius (1583 — 1643)
nrden 1685 verb. Opera theologica (a St. Curcellaeo edita, 1650;
ed. 2. 1678, 2 Fol.)^), von den Streitschriften des Amsterdamer
Predigers Jac. Laurentius (1585—1644) erst 1651 Cauteriata
Jesdtaram conscientia und Appendix ad Jes. conscientiam, 1617,
gegen welche der Jesuit Max. Sandaeus 1619 Admonitio de caut.
hs. consc. schrieb, dagegen schon 1633 die Entgegnung auf diese
Schrift: Vulpina Jesnitica, h. e. censura admonitionis Sandaeanae,
1619. Reverentia Ecolesiae Rom. erga ss. patres veteres subdola
• . . cui accedit tract. de vera et legitima, quae s. scripturae et quae
^- patribus debetur, auctoriiate, honore, reverentia, 1624, wurde
erst 1663 , Fabula papistica infernalis tripartita, h. e. doctrina
^a Ecclesiae Bom. de tribus fictitiis locis infernalibus, purgatorio,
limbo pnerorum et limbo patrum, 1632, erst 1693 verboten, aber nun
1) Chr. Sepp, Bibliogr. Mededeelingen, 1883, p. 18 führt aus Ma-
wBonaTraite des etudes monastiques von 1691, p. 238 folgende Stelle an:
Si Ton avRit retranch^ quelques endroits des Institutiones theol. d'Episco-
PJoSi dont Grotius faisait tant de cas, on s'eü pourrait servir utilement
pow la theologie . . . On ne perdrait pas son temps ä le Ure, si on Ta-
^ purge de quelques (endroits) oü il parle contre les catholiques ou
» &Tear de la secte. Die Stelle ist in der folgenden Ausgabe von 1692
94 Ersatz für die erste Classe.
ancli 0.0. — Von Samuel Marcs in 8 (des Marets, 1599 — 1673) sind
nach Ben. sämmtliche Werke 30. Juli 1678 verboten, also aiicli
die 1658 erschienene Joanna Papissa restituta (gegen Blondel) nicht
früher. Speciell verb. wurden 1654 zwei auf den Jansenistenstreit
bezügliche Schriften (s. u.). Sie werden seit Ben. nicht mehr speciell
aufgeführt. — Gisbert Voetius' (1589 — 1676) Desperata causa pa-
patus (gegen Com. Jansenins), 1635, wurde ebensowenig verb. wie
irgend eine andere seiner zahlreichen Schriften. Von den Streit-
schriften, die sein Freund Martinus Schoockius (f 1669) gegen
Jansenius* Vertheidiger Libertus Fromoudus schrieb (Paquot 1, 296),
wurde eine, Auctarium ad desperatam causam papatus, 1645, verb.,
aber erst 1700, zugleich o. o. ejus (Ben. hat beigefügt: in quibus de
religione tractat). Dann wurde aber 1709, also genau ein halbes
Jahrhundert nach dem Erscheinen, verb. Dissertatio singularis de
majestate, 1659. Vor 1700 war nur verb. Tractatus de pace, spe-
ciatim de pace perpetua, quae foederatis Belgii contingit, 1650^
verb. 16G2. — Von Lambertus Velthuysius wurde die Gesammt-
ausgabe seiner Opera, 1680, 2 vol. 4., 1684 verb. Er hat übrigens
bis Ben. im Index Vehnuvisius oder Vehuvisius geheissen. — Gerardi
Noüdt [Prof. in Leiden, 1647—1725] opera omnia ab ipso recognita
et aucta et emendata multis in locis, Col. 1732, verb. 1737, ist ein Ab-
druck der zu Leiden 1724 erschienenen Ausgabe; die 1. Ausgabe war
schon 1713 erschienen. Zu dem Verbote werden namentlich die
Schriften De foenere et usuris libri 3, 1698, Oratio de jure summi
imperii et lege regia, 1699, und Oratio de religione ab imperio jure
gentium libera, 1706 (mit starken Stellen über die Inquisition), An-
lass gegeben haben; die beiden Reden französisch von Barbeyrac:
Du pouvoir des souverains et de la liberte de conscience en deux
discours, 1707 (Jugler 2, 365). Im span. Index steht Noodt nicht.
Von Jean DaillÄ (Dallaeus, 1594—1670) wurden 1672 verb.:
De duobus latinorum ex unctione sacramentis, confirmatione et ex-
trema unctione, disputatio, 1659, dann 1686 auf einmal 8 lat. po-
lemische Schriften, die alle bei seinen Lebzeiten erschienen waren
(auch De scriptis, quae sub Dionysii Areop. et Ignatii Antioch.
nominibus circumferuntur 11. 2), et insuper omnia alia opera
ejusdem auctoris ubicunque et quoc. idiomate impressa. — Von
Charles Drelincourt (1595 — 1669) wurde 1633 verb.: Abrege des
controverses ou sommaire des erreurs de TEgl. Rom., 1630 (20.
Ed. 1674); 1659: Neuf dialogues contre les missionaires (sur le
Service de TEgl. reform^e, 1655); 1601: De Thonneur qui doit etre
rendu a la Sainte et Bienheureuse Vierge Marie;. 1. Partie conte-
nant: 1. la croyance orthodoxe, 2. la demande de Mons. TEveque
de Belley avec la r^ponse, 3. les demandes faites k Mons. de Belley
sur la qualit^ de cet honneur, 1634 u. s. Das von Ben. beigefügte
et cetera ejusdem opera omnia, steht in keinem dieser Decrete, wird
also erst ans dem J. 1757 stammen. — Von Jean d'Espagne
wurden 1676 Les erreurs populaires es points principaux ... de
la religion, 1677 Les oeuvres, 1674, 2 vol. 12., verb. — Von Jean
de Labadie, — geb. 1610, bis 1639 Jesuit, dann Canonicus in
Schoock. Noodt. Labadie. Ball. Cave u. a. 95
Iffiiens, 1650 von dem Erzbischof von Toulouse suspendirt, darauf
Calfiiiist-, 1650 — 56 in Montauban, dann Pfarrer in Genf, später
Haupt einer separatistiseben Gemeinde, t 1674 zu Altona, — wurde
ftbon 1654 eine gleich nach seinem Uebertritt veröffentlichte Lettre
aas Anlass des Jansenistischen Streites verb., später: Le bon usage
ie Fencharistie, ou la vraye et saincte prattique du mystcre du
ncrement de la cene de J. C. (steht im Index von 1681 ohne An-
gabe des Datums des Verbotes), dann 1693: Le heraut du grand
rov J. G. ou eclaircissement de la doctrine de J. de l'Abbadie pa-
steur sur le regne glorieux de J. C, Amst. 1668, Les divins he-
rauta de la p^nitence . . ., 1667, und Le veritable exorcisme ou
l'imiqiie . . . moyen dejcbasser le diable du monde chr^tien, 1677,
— endlich 1700 sämmtlicbe Schriften. Von seiner Anhängerin Anna
Maria Schurmann (tl674) wurden nur die von Friedr. Spanheim
herans^gebenen Opuscula hebraea, graeca, latina, gallica, prosaica
et metrica, Leyden 1648, 1678 verb., nicht die im Sinne Labadie* s
geschriebene EvxhjQia, Altona 1673.
Am wunderlichsten ist die Auswahl, die man unter den angli-
canischen Theologen getroffen, um alle Werke von ihnen zu ver-
bieten- Ton Georg Bull, Bischof von St. Davids (1634—1710),
warden die Opera omnia, welche 1703 von J. E. Grabe in einem
Foliobande edirt waren, 1739 von der Inq. verb. Ben. fügte d. c.
beL £r wird namentlich die Defensio fidei l^icaenae, 1685, nicht un-
bedingt haben verbieten wollen, von der Card. Passion ei, Voti p. 40
iagt: Wer hat den Glauben der vomicaenischen Väter besser ver-
tbeidigt als BnllV Bull hat freilich auch eine Yindication of the Church
of England from the errors of the Church of Rome, 1719, geschrieben,
und R. Simon, Lettres 1, 21, zeigt, wie er bei der Yertheidigung
des Xieaenischen Glaubens indirect die Lehre von der Transsnbstan-
tiation angreift. — Schon 1700 wurden verb. William Cave's
(t 171dj Scriptorum ecclesiasticorum bist, literaria a C. n. usque
ad saec. XIY., Genf 1 693, et omnia ejus opera ^), gleichzeitig Henry
Whartons (f 1695) Appendix ad bist. lit. W. Cave, in qua de
seriptoribuB eccl. ab a. J300 usque ad a. 1517 pari modo agitur.
1) Der spätere Card. Querini besuchte im J. 1711 Cave und erzählt
Comment. 1, 56: Cave sei verwundert darüber gewesen, dass er sein Buch
so gut gekannt, von dem er gemeint, es sei in Italien unbekannt oder
unbeachtet; er habe ihm aber versichert, in Florenz sei kaum ein Buch
bekannter! Anseimus Dandinus, ein Consultor der Index-Congr., sagt in
dem 1703 zu Rom erschienenen, Clemens XI. gewidmeten Foliobande De
»Tupectia de haeresi p. 465, unter Umständen könne schon das Lesen der
Vorrede eines ketzerischen Buclies eine materia gravis sein (I S. 76), und
fahrt als Beispiel an: Novissime 6. Cave edidit Hist. lit. . . . eidemque
praefixit dedicationem: „Sanctissimae carissimaeque matri Ecclesiae Angli-
eanae,** si quis legeret vel hanc solam dedicationem, quid pestilentius
rab ocalis habere posset? Es kommen freilich anstössigere Sachen bei Cave
ror: in der Einleitung zu dem Saeculum scholasticum z. B. bezeichnet er
die Inquisition als gravissironm et ab oroo petitum christianae religionis
dedecns aimul et flagellum, conscientiaruro crucificina etc.
96 Ersatz für die erste Classe.
Genf 1694 (in der Aasgabe des Werkes von Cave von 1720 mit ab-
gedruckt). — Von drei anderen englischen Theologen wurden Gre-
sammtausgaben verb.: Jo. Lightfoot [1602 — 75] Opera omnia
duobus voluminibns comprehensa, Roterd. 1686, verb. 1690^), —
Henr. Mori Cantabrigiensis [1614—78] Opera omnia, tum quae la-
tine, tum quae anglice scripta sunt, nunc vero latinitati donata,
Lond. 1679, 2 Fol., verb. 1700 und nochmals 1703; — Jo. Pri-
deaux [l578 — 1650] Opera theol. quae latine exstant omnia, Züricli
1675, 4., verb. 1679 (J. Prideaux, Bischof von Worcester, hat auch
einige englische Sachen geschrieben, gehört aber nicht gerade za
den bedeutenden Theologen ; Wood 3, 267).
3. Die Schriftsteller, von denen 1757 sämmtliche oder, wo
dieses ausdrücklich beigefügt wird, sämmtliche theologische Werke
verboten wurden, verzeichne ich hier, nach der Nationalität geson-
dert, alphabetisch und füge bei den einzelnen bei, welche Schriften
vor 1757 verboten waren, um die Planlosigkeit dieser Verbote an-
schaulich zu machen. Ben. führt von den vor 1757 verbotenen
Schriften in der Regel nur die erste an und lässt dann, mit Weg-
lassung der in den älteren Indices stehenden, gleich et reliqua ejns-
dem opera (bei einigen : de religione tractantia) folgen.
a. Deutsche: Valentin Alberti (1639 — 97); nur Interesse
praecipuarum religionum christ. in omnibus articulis ita deductum,
ut non tantnm de causa propter quam sie aliterve doceant etc.
Ed. 2., 1683 (die 1. 1681), verb. 1703, eine Art Symbolik (A. E.
1682, 47). — Jo. Henr. Aisted (1588—1638): Systema mnemo-
nicum, 1610, verb. 1613; Encyclopaedia omnium scientiarum, 1630,
2 Fol., verb. 1651; keine theologische Schrift verb. — Balthasar
Bebel (1632 — 86): Antiquitates Ecclesiae in tribus prioribus p.
C. n. saeculis, 1669, verb. 1688. — Jo. Botsack (1600—74):
Promptuarium allegoriarum tributum in centuarias 1 8 et supra, verb.
1654; nicht verb. z.B. Patrologia s. de libertate veterum doctoruna
scripta judicandi, 1664, worin er zu zeigen sucht, dass fast allen
Kirchenvätern von den päpstlichen Theologen Irrthümer und Ketze-
reien vorgeworfen würden (Fabricius, Hist. Bibl. 6, 454). — Her-
mann Conring (1606 — 81). De imperii germanici re publica acro-
amata sex historico-politica 1654, verb. 1662; De finibus imperii
germ. s. de pace civili inter imperii ordines religione dissidentes
perpetuo conservanda 11. 2, 1680, verb. 1682 (der Titel dieses
Buches ist seit Ben. so getheilt, als wenn es zwei Bücher wären);
von den zahlreichen theologischen Schriften keine vor 1757 verb.
— Jo. Grell (1590 — 1633, Socinianer). Ben. gibt an, seine Schrift
De uno Deo patre, 1631, sei 18. Dec. 1646 verb. worden. Das ist
1) In dem Decrete (Nam. 167) stehen unmittelbar dahinter die Mis-
cellanea von Th. Smith; auch in den Index-Ausgaben bis Ben. sind diese
hinter Jo. Lightfoot gestellt, in der von 1681 sogar mit davor gesetztem
et Opera sunt quae sequantur, als ob die Miscellanea die opera omnia Light-
foots wären.
Socinianer. Gerhard. Hotting^r u. &. 97
iber Dicfai ganz richtig; in dem betreffenden Deorete und in allen
Indices vor Ben. wird vielmehr verb.: Jo. Henr. Bisterfeld
('T 1655) De uno Deo Patre, Filio ac Spirita Sancto mysterium
{äetatis contra Jo. Crellii Franci de uno Deo Patre libros duos,
•jQoruni textoB e regione exponitnr, breviter defensnm, Lngd. Bat.
1639, 4., also zanächst die Gegenschrift. Aach von den anderen
Schriften von Job. Grell (Clement 7, 324) wnrde keine vor 1757
Terb. Aach die Bibliotheca fratrum Polonorom, Irenopoli (Am-
sterdam) 1656 ff., 8 Fol.^), wnrde erst 10. Mai 1757, also ein Jahr-
bindert nach ibrem Erscheinen verboten und erst 29. Jali 1767
(von derinq.) Cbristophori Sandii (1644 — 80) Nacleus historiae
eed. exbibitns in historia Arianorum tribas libris comprehensa,
1668 and 1676, and die Appendix addendoram, oonfirmandorum,
emeodandomm ; addnntor tres epistolae, 1678, nicht aach die
Bibliotheca Anti-Trinitariorum, 1684. Dagegen wurde schon 1714
verboten: Nie. Arnoldi (1618 — 80), Religio Sociniana s. Cate-
ebesis Bacoviana major [1609] . . . refutata, 1654. — Von den
vielen Schriften der Socinianer ^j wurde überhaupt vor 1757 nur
verboten: Stanislaus Lubieniecius, Hist. reformationis polonicae,
in qua tum Beformatorum tum Antitrinitariorum origo et progressus
in Polonia narratur, 1685 (304 S. 8.), verb. 1687. — Job. Georg
Dorsche (1597 — 1659): Thomas Aquinas exhibitus oonfessor veri-
tatis evangelicae Augustana Confessione repetitae juxta seriem Con-
trorersiarum tom. 4. Bob. Bellarmini examinatus, 1655, verb. 1658
(^g^en ist die Schrift von Thom. Leonard!, s. S. 85, gerichtet).
— Martin Geier (1614 — 80): De Hebraeorum lucta lugentiumque
ritibas, 1656, verb. 1693, nicht verb. (seine alttest. Commentare und)
die Dissertation De conformitate judaeo-papistica in loco de s. sorip-
tun, 1661. — Jo. Gerhard (1582—1637), „der gelehrteste unter
den Heroen der lutherischen Orthodoxie*' (B.-E. 5, 91): nicht sein
Hauptwerk, „das an accurater und riesenhafter Gelehrsamkeit erste
unter allen dogmatischen Werken'* (Tholuck), Loci theologici,
1610 — 22, 9 vol. 4., u. o., sondern nur: Comm. in 1. et 2. Petri
Epist., 1641, verb. 1672, Adnotationes ad utramque Pauli ad Tim.
Epist, 1666, verb. 1718. — Jo. Heinr. Hottinger (1620—67):
Tbesaums philologicus s. Clavis scripturae [1649; 2. Ed.] 1659,
▼erb. 1662, Historia orientalis (über den Muhammedanismus), 1660,
rerb. 1662. Von seinem Sohne Job. Jacob (1652—1735) steht
mchts im Index, auch nicht die Helvetische Eirchengeschichte,
1698 — 1729, wegen deren „massloser Polemik gegen den Katholi- '
elsmus'' man ihn als den „reformirten Capuciner'' bezeichnet hat
(£.'£. 6, 339), oder die Dissertatio jubilaris zu dem Beformations-
Jubiläum von 1719, die zu einem Federkrieg mit dem Jesuiten
Eosca Anlass gab. — Christian Kortholt (1633—94): Yalerianus
1) Freytag, Anal. 122. Fabricius, Bist. Bibl. 3, 57. Baumg. 8, 162.
2) Baumg. 6, 172. 321. 397. lieber Lubienicki b. Salig 11, 707.
Bensch, Index II. 7
M Ersatz für die erste Classe.
Confessor, h. e. solida demonstratio quod Eccl. Rom. bodiema non
sit yera Christi Eccl. deducta ex Yal. Magni Apologia antijesuitica,
1662, verb. 1664. — Jo. Adam Osiander (1622—97): Syst^ma
theologicum s. Tbeologia positiya aoroamatica 1679, verb. 1681. —
Jo. Henr. Ott lue s. Otto (Ott, 1619 — 82): Epitome tractatns ^al-
lici: La grandeur de l'Egl. Rom. (von Barcos s. n.), verb. 1663 ;
Examen perpetuum hist.-tbeologicum in annales C. Baronii. Centaria
1. 2. 3., verb. 1678. — Christoph Martin Pf äff (1686—1760):
S. Irenaei fragmenta anecdota (s. u.) und Primitiae Tnbingenses,
qnarnm pars prior orationem anspicalem . . . dissertationesque in-
augurales de evang. . ., pars posterior de praejudiciis theol., 1718,
beide verb. 1721, Institntiones historiae eccl., 1721 u. s., verb. 1754.
— Jo. Piscator (seit Ben. mit dem Zusatz Argentoratensis, geb.
1546 zn Strassbnrg, f 1626 als Prof. in Herborn): vorher nicht im
Index; denn Epitome omnium opernm Augastini per Jo. Piscatorem
ist verdruckt ftir Jo. Piscatorinm (I S. 446). — Abraham Scul-
tetus (1566 — 1626): Idea concionum ad populum Heidelb. habita-
rum, confecta opera Balth. Tilesii, 1610, verb. 1613.
b. Holländer. Henr. Alting (1583— 1644): Tbeologia histo-
rica 8. systematis historici loca quatnor, Amst. 1664, von seinem
Sohne herausgegeben, wie auch seine anderen (nicht bedeutenden)
Schriften, verb. 1684. — Jac. Alting (1618 — 76): Academicarum
dissertationum heptades duae, prior theologicarum, posterior philo!.
Accedit heptas orationum, 1676, verb. 1685. Seine Werke, 1685 — 87
in 5 Fol. zusammen herausgegeben, enthalten auch nützliche Bücher
über orientalische Sprachen. — Guil. Amesius (1578—^1633, Eng-
länder, aber seit 1613 in Holland; seine Werke 1658 in 5 Bänd-
chen gesammelt, Streitschriften gegen Arminianer und Katholiken):
Philosophemata, 1643, verb. 1661. — Jac. Bas nage (1653 — 1723,
seit 1685 in Holland, Historiograph der Generalstaaten). Von den
seit 1682 veröffentlichten polemischen Schriften wurde keine verb.
Er kam zuerst in den Index mit: D. Chrysostomi Epistola ad Cae-
sarium monachum, cui adjunctae sunt tres epistolicae dissertationes,
prima de Apollinaris haeresi, 2. de variis Athanasio suppositis
operibus, 3. adv. Simonium, 1687, verb. 1693. Bann folgten: Hist.
de l'Eglise depuis J. Chr. jnsqu^ä present, 2 Fol., 1699, von der
Inq. verb. 1707; Sermons sur divers sujets de morale, de th^ologie
et de Thist. sainte, 1709, 2 vol., verb. 1714; Hist. de la rel. des
^glises refbrm^es, 1725 (zuerst 1690), 2 vol., verb. 1728. Von sei-
nem Vetter Samuel Basnage (1638 — 1721) stehen im Index: Exer-
citationes hist.-criticae, in quibus Card. Baronii Annales ab a. C. 35.,
in quo Casaübonns desiit, expenduntur, tum et mnlta adv. Bellar-
minum et alios discutiuntnr, 1692, verb. 1709; Morale th^ologiqne
et politique sur les vertus et les vices de Thomme, 1703, 2 vol.,
verb. 1718; Annales politico-ecclesiastici a Caesare Augnsto ad
Phocam usque, 1706, 3 Fol., verb. 1727. Der ältere Samuel
Basnage (1580 — 1652, Grossvater der vorigen), von welchem Par.
De r^tat visible et invisible de TEgl. [et de la parfaite satisfaction
de J. C, contre la fable du purgatoire, La Rochelle 1612] verbietet,
Oslander. Pfaff. Basnage. Spanheim tt. a.
9d
«teht nieht im Index. — Jo. HooTnbeek (1617 — 66): Examen
kallae papalis, qua Innocentins X. abrogare nititnr pacem Germa-
me. Accednnt ballae Urbani VIIJ. de jesuitissis, de imaginibns,
le festis cum scboliis, quibus addita est bnlla P. Clementis, qua
aandat aDgelis etc., 1652, verb. 1658 (die Schrift erschien nach
der Aufhebung des Edicts von Nantes nochmals anonym: Bulla-
rii fiomani destructio et confutatio generalis, ac specialis bullarum
Innoceiitii X. et ürbani YIII. de abrogatione pacis Germaniae, de
snppressione Jesuit issarum , de cultu imaginum et observatione festo-
nim, Amst. 1686, verb. 1688; Bibl. univ. 1686, 3, 539); Miscel-
ianea sacra, 1676, verb. 1690. — Melchior Leidecker (1642
— 1721): Mednlla theologiae concinnata ex scriptis . . . Gisberti
Voetii, Jo. Hoombeek, Andr. Esseuii etc., 1683, verb. 1685. — Sibran-
dus Lubbertus (1556 — 1625): De papa Romano. Replicatio ad
defensionem tertiae controversiae Rob. Bellarmini soriptam a Jao.
Gretseroy 1610, erst 1700 verb., keine andere seiner vielen polemi-
sehen Schriften. — Andreas Rivet (1573 — 1651). Sein Name hat
bis 1758 nicht im Index gestanden. Ben. verzeichnet zwar als
1622 verb. Sommaire de toutes les controverses touchant la reli-
^on, agitees de notre temps entre T^glise rom. et les 6glises refor-
mees; aber dieses Buch steht in dem Decrete (No. 25) und in allen
Indices Tor Ben. ohne den Namen Rivets als Summarium omni am
eoutroversiarum . . . per Thomam Portam (Name des Druckers).
Sehen 1651 — 60 waren Rivet«» lateinische Schriften in 3 Fol. ge-
sammelt erschienen. — Fridericns Spanhemius ( der ältere,
1600 — 49; von ihm werden opera de religione tractantia verb.):
Exercitationes de gratia universali, 1636, und drei damit zusammen-
hangende Schriften, verb. 1688 (sie stehen in den älteren Indices
unter den Schriften seines Sohnes). Nicht verb. wurde z. B. die
polemische Schrift Chamierus contractus, 1645, ein Auszug aus der
Panstratia von Ohamier, der gar nicht im Index steht. Von seiner
anonymen Schrift Le soldat su^dois, 1633, wurde schon 1634 die
italienische üebersetzung verb.: II Soldato Svezzese. Hist. della
guerra tra Ferdinande 11. e Gustave re di Svetia, trad. da Matteo
Bellanda. — Fridericus Spanhemius filius (1632 — 1701): Disser-
tationnm bistorioi argumenti quatemio, 1679, und Introductio ad
histoTiam et antiquitates sacras, 1675, verb. 1681; Selectiorum de
religione controversiarum . . . eleuohus, 1687, und Pro Frid. Span-
hemio seniore adv. fictiones nuperi criminatoris de varia et libera
ecelesiae politia, 1684, verb. 1688 ; De auctore epist. ad Hebr., 1659,
und Hist. Jobi, 1670, verb. 1690; Historia imaginum restituta, prae-
dpue adv. . . . Maimburgum et Natalem Alexandrum, 1686, und De
papa femina inter Leonem IV. et Benedictum III., 1691, verb. 1693.
Von dem jilngem Frid. Spanheim wurden also mehr Schriften und
diese meist rascher verboten als von vielen anderen protestantischen
Theologen, aber freilich nicht alle, die man hätte verbieten können.
Sein Bruder Ezechiel (1629 — 1710) steht nicht im Index.
c. Franzosen. David Blondel (1591—1655): Dejureplebis
in regimine Ecclesiae, 1648, verb. 1658; Pseudo-Isidorus et Tur-
lÖÖ Ersatz fiir die ei^te Clasfte.
rianus vapulantes, Genf 1628, das erste bedeutende Werk über
Psendo-Isidor, gegen den Jesuiten Fr. Torres, verb. erst 1661 ;
Actes authentiques des äglises reformees de France, Germanie etc.^
Amst. 1651, verb. erst 1709. Die Bücher De la primaute en
r£glise gegen du Perron, 1641, und andere polemische Schriften
kamen vor 1757 nicht in den Index, auch nicht das unter dem
Namen Amandus Flavianus veröffentlichte Commonitorium de fuimine
nuper ex fisquilinis vibrato, Kleutheropoli 1651 (über die Bulle
Innocenz^ X. gegen den westfälischen Frieden), aber Extrait de
Texamen de la Bulle du P. Innocent X. contre la paix de TAUe-
magne conclue a Munster 1648, fait en latin par Amand Flavien,
verb. 1709. — Von dem fruchtbaren Polemiker Jean Claude (1619
— 1687) wurden vor 1757 nur zwei Streitschriften gegen Arnauld
und Nicole verb. (s.u.), dagegen von Pierre Jurieu (1637—1713)
ausser Streitschriften gegen Arnauld auch schon andere, von den
unter seinem Namen erschienenen allerdings nur Analyse raisonnee
de l'Apocalypse, verb. 1737, aber mehrere anonyme, die noch jetzt
als solche im Index stehen: Reflexions sur la cruelle persecution
que souffre V^gh reform^e de France et sur la conduite et les
actes de la demiöre Assembl^e du Clerge, 1685, verb. 1690; Let-
tre s pastorales adressees aux fid^les de France qui gemissent sous
la captivit6 de Babylone (so seit Ben.; ursprünglich verbot die
Inq. 1700 davon 8. Edition, Eoterd. 1688, wohl den 1. Band, dann
die Index-Congr. 1703 3. Ann6e und 1709 2. Ann^e, Rotterd. 1688);
L^accomplissement des proph^ties ou la delivrance prochaine del*
Eglise. Ouvrage dans lequel il est prouve que le Papisme est
Tempire antichr^tien. Par le S. P. J. . . 1686, 2 vol., verb. 1709;
Suite de TAcc. des pr. ou amplification des preuves bist, qui fönt
voir que le Papisme est rAntechristianisme. Par le S. P. J., 1688,
verb. 1709 und nochmals 1732^). — Von Jacques Lenfant (1661
— 1728, seit 1684 in Heidelberg, seit 1688 in Berlin) wurde 1718
sein Hauptwerk, Hist. du concile de Constance, 1714, verb., erst
1757 Hist. du concile de Pise, 1724, und Hist. de la guerre des
Hussites et du concile de Basle, 1731, et cetera ejus opera omnia,
in quibus de rel. tractat, also auch jetzt erst : Hist. de la Papesse
Jeanne und Priservatif contre la rdunion avec le Siege de Home,
1723, 4 vol. — Von Jean Mestrezat (1692—1657) war vor
1757 nur eine Schrift in italienischer Uebersetzung verboten (§ 21),
von Petrus Molinaeus (Pierre du Moulin 1568 — 1658) nur Re-
ponse a quatre demandes faites par un gentilhomme de Poitou,
1623, verb. 1624, und Le Capucin; traite auquel est decrite Tori-
gine des Capucins et leurs voenx, rigles et disciplines examinees,
1640, verb. 1642. — Von einem seiner Söhne, der auch Pierre
hiess, wurde die anonyme Schrift Clamor regii sanguinis (§ 19)
1) lieber die Lettres past. und L'accompl. vgl. R. Simon, Lettres I,
190. 316; 11, 229, über L'accompl. auch Vie de Jurieu vor Bayle's Dict.
p. XLVIin.
Claade. Jariea. Tarret ini. Bonrignon u. a. 101
1669 Yerb., von einem andern Sohne, Cyms (f 1688) 1671: Le*
Picifiqae on de la paix de TEglise. — Von Jean LaPlacette (1639
—1718) wurde 1709 verb. ObservationeB hiBtorico-eccleeiaeticae, qui-
ks eniitur veteris eccl. sensas circa Pontificis Rom. potestatem in
iefiDiendis fidei rebus, 1 695 (als Veteris Eccl. sententia circa aucto-
rit&tem Rom. Pont, in reb. fidei def. variis observationibus pate-
&cta, qnibus ostenditnr, nee summam illam nee errore nesciam exi-
Btimatam olim fuisse, schon 1591 erschienen). — Von Benedict
Tarretini (1588—1631, Herausgeber des Index von Sandoval;
ab Vater Franz war aus Lucca nach Genf geflohen) wurde 1619
verb.: Bisputatio de Ecclesiae Rom. idololatria, quam ad 19. diem
Janii J619 dcfendit Henricus Hamers, und 1651: Brief trait^, auquel
est montre que celui qui a connaissance de Tevangile, est n^cessai-
rement oblige de sortir de TEgl. papistique, — von dessen Sohn
Franc. Turrettini (1623—87) 1681 die Lettera del Card. Spinola
(§ 21), dann erst 1718 eine 1701 erschienene Ausgabe der zuerst
1682 und 1688 gedruckten Institutio theologiae elencticae, und Re-
cncil de sermons sur divers textes de TEcr. sainte, 1687, —
Ton seinem Enkel Jo. Alph. Turretini (1671 — 1737) 1750: In Pauli
Ap. ad Rom. epistolae capita IX praelectiones criticae theolo-
gicae 1741.
1757 worden auch sämmtliche Werke der Schwärmerin An-
toinette Bourignon (geb. 1616 zu Lille, t 1680 zu Franeker)
Terb. Vorher standen von ihr nur im Index: La lumiire n6e en
teiebres qui invite tous les hommes de bonne volonte, verb. 1671,
und: La lumiere du monde. RScit tres-v6ritable d*une pel6rine,
A. Bourignon, voyageant vers l'^ternite, mis au jour par M. Chri-
stian de Cordt ^), Amst, 1679, von der Inq. verb. 1687; es wird
der 1. Band der von dem frühern reform irten Prediger Peter Poiret
besorgen Gesammtausgabe ihrer Werke sein, die in 21 Bänden
Amsterdam 1679—86 erschien. Von Poiret steht nichts im Index.
d. Engländer. Robert Baronius (Baron); von ihm waren
früher verb.: Ad Greorgii Turnebulli tetragonismum pseudographum
apodixis eath. s. Apologia pro disputatione de formali objecto fidei,
Mth. -R. B., ecclesiaste Abredonensi, verb. 1669 (die Gegenschriften
de« Jesuiten TnrnebuU, f 1633, heissen: Imaginarii circuli quadra-
tnra eath., s. de objecto formali et regula fidei adv. R. Baronem
miniBtrum, 1628; In s. scholae calumniatorem et calumniae dupli-
catorem pro tetragonismo, 1632), und Philosophia theologiae an-
1) Christian Barth, van Cordt war ein holländischer Oratorianer,
der sich 1662 za Mecheln an A. Bourignon anschloss. Nach seinem Tode
1669 erbte sie die Insel Nordstrand, wo sie 1671--/r6 lebte und eine eigene
I)nickerei errichtete. Als jansenistischer Priester kann Cordt nur in dem
Sinne bezeichnet werden, in welchem damals die meisten holländischen
Weltgeistlichen Jansenisten waren. Der Bischof Neercassel hatte ihn als
Trinker u. dgl. suspendirt (Avr. 3, 146). Amauld und andere waren finan-
neu bei dem Ankauf von Nordstrand betheiligt, hatten aber mit der Bou-
ngnon nichts zu schaffen (Nie. 20, 168. S.-Beuve 4, 374).
102 Ersatz für die erste Claisse.
•oillans, li. e. pia et sobria explicatio quaestionnm philos. in dispa-
tationibus theol. anbinde occnrrentinm, auot. B. Baronio, Prof. Fhilos.
Oxon., Amst. 1646, 285 S. 12., verb. 1680. — Guil. Perkins
(1558 — 1602): Problema de romanae fidei ementito catholicismo«
verb. 1610 (I S. 586). — GniL Twissns (f 1645): Dissertatio
de scientia media tribns libris absoluta, qnomm prior Gabrielein
Penottnm ad partes yocat, posteriores dno Franc. Suaresio oppositi
snnt, Arnli. 1639, erst 1709 verb.; seine Opera tbeologica waren
schon 1648 gesammelt erschienen. — Daniel Whitby (1638 — 1726):
Ethices compendinm, 1684, verb. 1690.
Auch in dem Pariser Index von 1685 (S. 57) werden von
vielen protestantischen Theologen, in der Regel nach Anfzählung*
einzelner, meist polemischer Schriften , sämmtliche (theologische)
Werke verboten. Darunter sind die meisten oben verzeichneten
(einige derselben stehen gar nicht im Pariser Index: Jac. Alting*,
M. Geier, auchB. Bebel, Chr. Kortholt, M. Leidecker, J. A. Osiander);
von anderen werden hier nur einzelne Bücher verboten, wie von
Herm. Conring, Jo. Hoombeck, auch von Conr. Schlüsselburg und
Ben. Turretini. Aber von anderen, wovon im Rom. Index nur
einige Bücher stehen, werden hier alle verboten (M. AmyralduB,
Nie. Arnold i, Alex. Morus, Amandus Polanus, Gerh. Titius, Nie. Ve-
delius, M. Fr. Wendelinus), und von 27 werden sämmtliche Werke
verboten (und einzelne entweder an sich bedeutende oder scharf
polemische Schriften verzeichnet), die im Rom. Index gar nicht stehen.
Die Lückenhaftigkeit desselben bezüglich der protestantischen Theo-
logie wird durch ein Verzeichniss derselben einigermassen illustrirt :
Robert Abbot, Frdr. Balduin, Casp. Erasmus Brochmand, Dan. Cha-
mier, Ludw. Crocius, Erich Ekkardus, Jean de TEspine, Sal. Ges-
ner, Fr. Gomarus, P. Haberkorn, Jac. Hertelius (s. I 8. 418), Jo.
Himmel, Leonh. Hutter, Balth. Meisner (S. 33), Balth. Mentzer,
Georges Pacard, Chrph. Pelargus, Matth. Sutlivius, Dan. Tilenus,
Th. Thummius, Gisb. Voetius, Conr. Vorstius, Jo. Winckelmann,
Andr. Willet, endlich die Socinianer Jo. Schlichting, Val. Smalcius,
Andr. Wissowatius und J. L. Wolzogen.
Von Hugo Grotius (1583 — 1645) wurde zuerst, und zwar
schon 30. Jan. 1610 verb. die 1609 erschienene Schrift Mare libe-
rum s. de jure quod Batavis competit ad Indicana commercia (sie
steht noch jetzt im Index nicht unter Grotius). Sie bekämpft
vom Standpunkte des Naturrechts und des jus gentium das durch
Alexander VI. bestätigte Monopol der Spanier und Portugiesen und
bestreitet das Recht des Papstes, Länder, Völker und Meere zu ver-
schenken (A. D. B. 9, 771 ; 19, 826; H. Grotii Manes 2, 726). Auch
bei Nat. Alexander (17, 576) wurde in Rom der Satz beanstandet:
Alexander VI. habe kein Recht gehabt, Indien den Spaniern zu
schenken; den Besitz verdankten diese ihren Waffen, nicht dem
päpstlichen Diplom. Nat. Alexander bemerkt dagegen : jenes Recht
des Papstes werde nicht nur von dem Verfasser des Mare liberum und
anderen Haeretikern bestritten, sondern auch von Katholiken bezweifelt.
Hugo Grotius.
108
— Der Name des Grotius kommt zuerst in dem Deerete vom 4.
Febr. 1627 vor, in welchem drei Schriften von ihm verh. werden:
Poemata coUecta et edita a Gulielmo Grotio fratre, 1617, — Apolo-
^icos eomm qni HoUandiae Westfrisiaeque et vioinis quibasdam
»tionibns ex legibus praefaerunt ante mutationem quae evenit a.
1618. Cum refntatione eomm quae adv. ipsum atque alios acta et
jtdieata sunt, 1622, über den von Moriz von Oranien veranlassten
Proeess gegen Oldenbameveld, Hogerbeets und Grotius (A. D. B.
9, 775X — und mit d. o.: De jure belli ac pacis IL 3, in quibus
jn natunie et gentium item juris publici praecipua explicantur,
1625, 4., IL. o. Das, wenn auch nur bedingte, Verbot dieses epoche-
naehenden Buches ist auch von Katholiken mit Recht scharf geta-
delt worden. In den Manes 1, 280 wird die Aensserung eines un-
fenamiten Katholiken mitgetheilt : Ich habe in dem Buche kaum zwei
oder drei Stellen gefunden, die der Verbesserung bedürften. Sie
sind aber nicht der Art, dass ich glaubte, es müsse um ihretwillen
das sonst sehr gute und gelehrte Buch verboten werden. Wenn
man mit solcher Strenge auch bezüglich anderer Bücher verfahren
wollte, würde der Index ungeheuer anschwellen. Sainjore 3, 134
sagt: Grotias^ Name wird noch jetzt in der ganzen Gelehrtenwelt
mit Ehrfurcht genannt, selbst in Italien und in Bom, wo man in
öffentlichen Schriften sein ausgezeichnetes Buch De jure p. et b.
lobend citirt. Sogar der fanatische Albizzi sagt p. 588: De pace
lerranda inter principes videndus est eruditissimi, ntinam catholici
H. Grotii De jure etc. 1. 3 toto cap. 20. 21. et Alb. Gentilis Tr.
de jure belli 3, 24 (Gentilis steht mit allen Werken im Index).
Amauld 9, 299 sagt: Es ist ein sehr schönes Buch, welches
allgemein, von den Katholiken ebenso wohl wie von den Protestan-
ten geschätzt wird. Vielleicht ist dieser wichtige Punkt der Politik
und der Kechtsgelebrsamkeit niemals in einer so edlen, verständigen
nnd gelehrten Weise behandelt worden. Dass Grotius Protestant
war, ist kein Grund, das Buch zu verbieten, da es nicht von reli-
giösen Dingen handelt. Es ist kaum anzunehmen, dass diejenigen,
welche es auf den Index gesetzt, sich eingebildet haben sollten,
es würden viele Katholiken einfaltig genug sein, zu glauben, sie
würden Gott dadurch beleidigen, dass sie sich in diesem ausgezeich-
neten Werke über viele wichtige Wahrheiten belehrten, die darin
besaer behandelt sind als in den meisten modernen Casuisten. —
Und dieses Buch wurde, wie wenigstens Lucas Holstenius in einem
Briefe vom J. 1629 (Epist. p. 467) berichtet, lediglich darum ver-
boten, weil die Gelehrten der Index-Congr. an zwei Stellen An-
stoes nahmen, an einer, wo Grotius die Parabeln des N. T. mit dem
Worte fabulae bezeichnet, und an einer, wo er von den allgemeinen
Concitien minus commode ad catholicorum aures gesprochen ; quam
eolpam, fügt Holstenius bei, levissima mutatione redimere poterit in
»ecnnda editione. Das Buch ist aber, da eine expurgirte Ausgabe
nicht erschienen, noch heute für die ganze Christenheit verboten.
Begreiflich ist, dass die schon um 1613 verfasste, aber erst
nach dem Tode des Grotius 1646 zu Paris gedruckte Schrift: De
104 Ersatz für die erste Classe.
imperio summarnm potestatum ciroa saora, freilich erst 1658, ver-
boten wurde (1753 wurde auch die franz. üebersetzung: Traite du
pouYoir du magistrat politique sur les ohoses sacries verb.)« Gleich-
zeitig wurden verb. H. (xrotii et aliorum dissertationes de BtudÜB
instituendiR, 1637 u. s., und 1661 die Annales et historiae de rebus
belgicis ab obitu Philippi Eegis usque ad inducins a. 1609, 1657,
Fol. Amauld 9, 300 sagt über dieses Verbot: ,,Wenn Grotius auch
einiges zu Gunsten der neuen Republik sagt, unter der er geboren
wurde, oder gegen die Inquisition, die man in diesen Provinzen
nicht dulden wollte, so war das kein genügender Grund, den Katho-
liken das Lesen eines so schönen, so gut geschriebenen und so zu-
verlässigen Geschichtswerkes zu verbieten. Die Kirche darf nicht
eine so schlechte Meinung von ihren Kindern haben, zu glauben,
sie könnten dergleichen in protestantischen Geschichtschreibern, zu-
mal wenn sie so massvoll sind wie Grotius, nicht lesen, ohne dass
ihnen das Yersuchungen und Aergerniss bereite. Es ist wenigstens
ganz sicher, dass man in keinem Jahrhundert mit Ausnahme der
beiden letzten den Katholiken allgemein das Lesen von Geschichts-
werken, die von Ketzern oder Heiden verfasst waren, verboten hat.
Man bemühte sich, durch Unterricht die Gläubigen in der Kenntniss
der Religion und in der Befolgung der Grundsätze des Evangeliums
zu befestigen, und man gab es dem Gewissen jedes einzelnen an-
heim, das Lesen solcher Bücher zu vermeiden, die ihm schädlich
sein könnten. Da die Kirche wusste, dass dieses durch das Natur-
recht verboten ist, hielt sie es nicht für angemessen, es durch posi-
tive Gesetze zu verbieten, die eben, weil sie allgemein sind, auch
viele treffen, für die sie nicht passen und die sie nur beunruhigen
können."
Von Grotius' theologischen Schriften wurden zuerst, 1672,
drei ohne Nennung seines Namens verboten, obschon er als Ver-
fasser bekannt war: Commentatio ad loca quaedam N. T. quae
de Antichristo agunt aut agere putantur, Amst. 1640, — Disser-
tatio de coenae administratione, ubi pastores non sunt: item an
semper communicandum per symbola, Amst. 1646 (die erste Disser-
tation schon 1638), — Explicatio decalogi ut graece exstat, et
quomodo ad decalogi locos evangelii praecepta referantur, Amst.
1640. — Die protestantischen Streitschriften gegen die erste Abhand-
lung^ worin Grotius zeigt, dass der Papst nicht der Antichrist sei,
von Sam. Maresius, (Dissert. de Antichr. qua refutatur nupera
Commentatio . . . K. Grotii credita simulque ecclesiarum reformata-
rum sententia de Antichristo Rom. defenditnr, 1640) und Jac. Lau-
rentius (Grotius papizans, 1642) wurden erst verb., als die sämmt-
lichen "Werke dieser Theologen 1678 bzw. 1693 auf den Index
kamen^). — Die Schrift De veritate religionis ohristianae, die zuerst
1) Grotius schrieb ge^en Maresius: Appendix ad interpretationem
locorum . . ., dagegen Maresius : Concordia discors et Antichristus revelatus,
1642, 2 vol. 8.
Hago Grotias.
106
1627 von J. G. Yossins, dann mit Anmerkongen von Grotius 1640
keravsgegeben wurde, ist in vielen Auflagen, fünf französischen
Bud drei deutschen Uebersetzungen erschienen. Lncas Holstenius
Kkreibt (Epist. p. 463) im J. 1628: Card. Barberini (der Nepote
Urbans VIU.) sei ganz verliebt in das Buch (mirum in modum de-
perit) und habe es beständig in Händen. Verboten wurde 1715
ic Ausgabe: Hngo Grotius de veritate religionis Christ.: editio
ftecaratior, quam recensuit- notulisque adjectis illustravit Jo. C le ri-
et s. Aceessit de eligenda inter christianos dissentientes sententia
über nnicofi, 1709 u. s. Bei Sot. wird das Buch expurgirt (es
ieisst hier freilich Sensus librorum sex quos pro veritate religionis
Bstavieae scripsit, Lugd. Bat. ex off. Jo. Mayre 1617); die Expur-
gation beschränkt sich aber auf folgendes : In dem Satze 3, 4 : Non
est etiam quod fidem quis detrahat epistolae ad Hebr. eo solo nomine
qaod nesciatur ejus scriptor, sind die Worte eo solo etc. zu streichen *,
in dem Satze 3, 5 : Neque falli potuit Apocaljpseos scriptor . . . aut
ille ad Hebraeos ist hinter scriptor Joannes, hinter Hebraeos Paulus
beizufügen; 3, 13 ist in dem Satze: Quod vero ad exiguas aliquas
fircumstantias et ad rem nihil facientes attinet (in denen die neu*
testaraentlichen Bücher sich zu widersprechen scheinen), facillime
Seri potest, ut non desit commoda conciliatio, sed nos lateat etc., ist
et ad rem nihil facientes zu streichen, und in dem Satze: Quod si
ex levi aliqua discrepantia, etiam quae conciliari nequiret, totis libris
Mes decederet, jam nuUi libro, praesertim historiarum, credendum
esset, der Zwischensatz etiam . . . nequiret.
Erst unter Benedict XIV. wurden 1757, unmittelbar vor dem
Eneheinen seiner neuen Index- Ausgabe, verb. : H. Grotii opera
onnia theologica in tres tomos divisa, Amst. 1679 (Basel 1732 in
4 Fol.), was nach der Analogie anderer Verbote aus dem J. 1757
als ein Verbot auch der früheren Separatausgaben der in dieser
Sammlung vereinigten Schriften zu verstehen sein wird. — Hugonis
Grotii, Belgarum principis manes ab iniquis obtrectatoribus vindicati.
Accedit scriptorum ejus tum editorum tum ineditorum eonspectns
triplex, Delphis 1627, 2 vol. 8. (von Lehmann^ wurde 1739 verb.
Man wird an dem, was II, 506 ff. über Grotius' religiösen Stand-
punkt bemerkt wird, Anstoss genommen haben.
Bei Sot. steht Grotius in der 1. Cl. als J. C, historicus et
poeta (misit etiam falcem in rem theologicam), ejusdem cum aliis
Hollandiae et Koterodamensibus ao Leydensibus sectae. Expurgirt
werden ausser De verit. rel. ehr. philologische Schriften und De
antiquitate reipublicae Batavae. Seit 1747 steht Grotius im span.
Index in der 1. Cl. als incertae sectae^) und werden nur seine Ge-
dichte expurgirt freigegeben.
1) Räss 11, 300 zählt Gsotius zu den Convertiten. Dass er als Ka-
tholik gestorben sei, hat neuerdings Broere, De terugkeer yan Hugo de Groot
tot te katholike geloof, 1856 (deutsch von F. X^ Schulte, 1871), zu be-
weisen versucht ; vgl. A. D. B. 9, 782.
106 Douische protestantisohe Theologen.
Als der Pariser Index von 1685 (S. 57) zusammengestellt
wurde, wollten Dr. Faure u. a. auch die theologischen Werke des
Grotius darin aufnehmen. Es unterblieb, weil die Buchhändler Vor-
stellungen machten und darauf hinwiesen, dass einige derselben
in Paris gedruckt seien, und weil man den Erzbischof darauf auf-
merksam machte, dass die 1679 zu Amsterdam gedruckten Opera
theol. viele Dinge enthielten, die den Calvinismus ruinirten und die
katholische Kirche und die Macht des Königs stärkten (Sainjore 4,
181).
17. Deutsche protestantisclie Theologen 1600—1750.
Das Aufgeben der 1. Glasse ist eine der bedeutendsten Modi-
ficationen der Thätigkeit der Index-Congregation. Im 16. Jahr-
hundert hatte man die Absicht, in dieser Glasse möglichst voll-
ständig die ketzerischen Schriftsteller, die über religiöse Dinge
geschrieben, zusammenzustellen. Nach dem J. 1596 hat man aber,
wahrscheinlich wegen der UeberfUlle des Materials, nicht mehr
daran gedacht, die Namen der Schriftsteller, deren Werke unter
die 2. Regel des Index fielen, sämmtlich zu verzeichnen. Wollte
man sich nun nicht einfach bei dieser Begel beruhigen, durch
welche alle ex professo über Religion handelnde Schriften von
Ketzern verboten werden, so wäre offenbar das Richtige ge-
wesen, diejenigen unter diese Regel fallenden Schriften speciell
zu verbieten, welche für Katholiken besonders bedenklich sein
konnten, also diejenigen, welche, vom Römischen Standpunkte
aus angesehen, am schlechtesten waren, oder, was noch
zweckmässiger gewesen wäre, diejenigen, bei denen es zweifel-
haft erscheinen konnte, ob sie unter die 2. Regel fielen. Man
ist nun aber thatsächlich, wie schon aus § 16 hervorgeht, be-
züglich dieser Literatur gar nicht nach einem bestimmten Plane
vorgegangen, und man wird sagen dürfen, dass es im allge-
meinen von zufälligen Umständen abgehangen hat, ob ein pro-
testantisch-theologisches Buch in den Index kam oder nicht. Wenn
vor 1660 überhaupt verhältnissmässig wenige protestantisch-theo-
logische, aber verhältnissmässig viele juristische Schriften ver-
boten wurden und anderseits Decrete von 1686, 1700, 1703 und
1709 verhältnissmässig viele protestantisch-theologische Schriften
Deatsohc protestantische Theologen. 107
eBtbalten, so scheint das aach mit den Anschauungen des je-
weiligen Praefecten oder Secretärs der Index-Congregation zu-
sammenzohangen.
JedenfikUs stehen viele protestantische Theologen, welche
an sich oder speciell als Polemiker bedeutend waren, gar nicht
im Index; Ton anderen sind nur nicht theologische oder ganz
nbedentende Schriften verboten oder gerade die bedeutendsten
nicht verboten. Dagegen findet sich im Index eine grosse Zahl
von protestantisch-theologischen Schriften, die in jeder Hinsicht
onbedentend und nicht nur jetzt völlig verschollen sind, sondern
auch zur Zeit ihres Erscheinens nur in sehr beschränkten Kreisen
Beachtung gefunden haben können. Charakteristisch ist auch,
dass manche Bticher erst lange nach ihrem Erscheinen verboten
wurden, auch solche, die den Kömischen Theologen längst be-
kannt sein konnten, wie Blondels Buch Über Pseudo-Isidor
(S. 99), Schriften von Sixtinus Amama u. s. w.
Was die deutsche protestantisch-theologische Literatur be-
trifft, so stehen nur lateinisch geschriebene Schriften im Index.
Die einzige Ausnahme bildet eine Streitschrift eines 1684 Pro-
testant gewordenen schweizerischen Capuciners, Claudius Scho-
binger, Der schlimme Alchymist Pater Rudolff Gassert von Schwytz
Capaziner wegen seiner Dreifachen Capell schriftmässig er-
forschet, verb. 1703, welche der Nuncius denuncirt haben wird ^).
Von Gottfried Arnold aber z. B. steht nur die Historia theo-
logiae mysticae im Index, nicht die Kirchen- und Ketzerhistorie.
— Von den lutherischen Dogmatikern stehen gar nicht im Index
Leonhard Hutter, Abraham Calovius, J. W. Baier, David HoUaz,
Matthias Hafenreffer, Nie. Hunnius; von anderen sind nur einzelne,
vielfach nicht die bedeutendsten Schriften verboten. Wenn einige
lutherische und calvinistische Lehrbücher verboten werden, so
ist gar nicht abzusehen, warum gerade diese. Auch von
den exegetischen und kirchengeschichtlichen Schriften stehen
gerade die bedeutendsten nicht im Index, auch solche nicht,
1) Eine andere Schrift von ihm, Schrifftmässigc Waag-Schaale, da-
rinnen der Termeintliche kostbare Schatz P. RudoTfi Cap. von Schwytz
denen evangel. Landleuten löblichen Cantons Glarus in XV Kathschl&gen
aufgetragen, Zürich 1696, steht nicht im Index.
108 Deutsche protestantische Theologen.
die man gewiss nicht hat freigeben wollen, wie Seckendorfs
Conimentarius de Lutheranisnio (1^91) und die reforniationsge-
schichtlichen Schriften von Daniel Gerdes (f 1765). Selbst die
Polemik gegen Papstthura und Katholicisraus ist nur durch
wenige und planlos ausgewählte Schriften im Index vertreten;
auch von den zahlreichen Streitschriften gegen Bellarmin, Be-
canus, Gretscr u. a.^) sind nur ganz wenige verboten.
In einem 1651 in Rom erschienenen Foliobande De materiis
tribunaliam S. Inquisitionis, auct. Seb. SalelleB de S. J., werden
S. 283 ff. Jac. ArminiuB, Conr. Worstius (Vorstius), Sibrandus
Lubbertus als Haeresiarchae verzeichnet, und auch Jo. Piscator,
Dan. Tilenus, Fr. Gomarus u. a. besprochen. Von diesen stehen
nur Lubbertus und Piscator im Index, ersterer seit 1700, letzterer
seit 1757. Die Schriften von Gerdes waren in Kom nicht unbe-
kannt; er selbst schickte dem Card. Passionei einen Index scri-
ptorum suorum, der in den Memorie per servire alla storia del Card.
Passionei, Rom 1762, p. 249 abgedruckt ist.
Nur von wenigen protestantischen Schriftstellern, die nicht
schon § 16 verzeichnet sind, stehen so ziemlich alle theologischen
oder die Theologie berührenden Schriften im Index. So wurden
von Michael Cellarius (f 1707) 1734 auf einmal verb. die oft auf-
gelegten Handbücher Historia universalis, antiqua, medii aevi, femer
Programmata et Orationes, Dissertationes academicae ed. J. G. Walch,
1712, auch Appendix duarum dissertationum sub praes. Cellarii habita-
rum: 1. de excidio Sodomae, auctore J. G. Baiero, 2. de Patmo Lutheri
in arce Wartburg adv. Card. Pallavicinum aliosque historiogra-
phos romanenses, auct. Aug. Antonio. — Von Jo. Wolfg. Jaeger
(1647 — 1720) wurden nicht gerade alle Schriften verb., aber 1721
Opuscula varia theol., 1716, und Historia ecclesiastica cum paral-
lelismo profanae, in qua conclavia Pontificum Rom. fideliter ape-
rinntur et sectae omnes recensentur ... ab a. 1600 — 1710, 2 Fol.,
1709. 1717; 1725 Systema tbeologicum, 1715. — Von Jo. Ben.
Carpzov (I 1607 — 57) ist nur Isagoge in libros ecclesiarum luther.
symbolicos, 1655, verb. 1679. Das Buch, worauf unter demselben
Namen verwiesen wird: Wilh. Schickardus (1592 — 1635), lus regium
Hebraeorum, cum animadversionibus et notis Jo. Ben. Carpzovii, 1674,
verb. 1678, ist von seinem gleichnamigen Sohne (1639 — 99) herausge-
geben. Sonst steht von allen Carpzoven nur der Jurist Benediotll., dieser
allerdings mit 7 Büchern, im Index. — Von Jo. Fabrioius (1644
— 1729) steht im Index nur Oratio inauguralis de utilitate, quam
theologiae Studiosus ex itinere capere potest italico. Adjectis tabula
figurarum seu locorum, quibus nonnulla de graecae et rom. ecclesiae
ritibus dicta oculis subjiciuntur, et notis, 1678, verb. 1679 (die
Rede ist gehalten, als Fabricius, nachdem er einige Jahre Prediger
1) Werner, Suarez 1, 34. Backer 1, 62. 284 u. s.
Üeutsclie protestantische Theologed.
109
ier evangelischen Gemeinde in Venedig gewesen, Professor in Alt-
(iorf wnrde), von dem Philologen Jo. Albert Fabricins die Biblio-
graphia antiqnaria Ed. 2., 1716 (zuerst 1713), verb. 1721, — nicht
ik Bibliotlieca ecclesiaatica, 1718, — und Salntaris lux evangelii
toQ orbi per div. gratiam exoriens (eine Art Missionsgeschichte).
Aeeedont epistolae ineditae Juliani Imp., Georgii Habessini Thco-
logia aethiopica nee non index geographicus episcoporum, 1731,
rerb. 1737. Ben. hat bei beiden Schriften d. c. beigefügt. Gleichzeitig
Bit dem letzten Buche wurde verb. des Holländers Franc. Fabricius
Orator sacer. Acc. heptas dissertationum theologico-oratoriarum, 1733.
Von Jo. Val. Andreae (1586 — 1654) steht im Index nur
Mjthologiae christianae 11. 3, 1619, 12., von Otto Gasmann (t 1607)
Dur Rhetoricae tropologiae praecepta, von Jo. Hülsemann (1602
— 61) nur De ministro consecrationis, von Matthias Martini (f 1630)
Bur Lexicon philologicnm, verb. 1628 und nochmals 1662, seine
Epitome 8. theoiogiae erst 1737 als Anhang zu Nie. Gürtleri In-
stitutiones theol., 1732; von Jo. Micraelius (1597 — 1658) nur
Etknopbronins . . . contra gentiles, 1637; von Jo. Georg Pritius
nur Oratio inauguralis, 1699, merkwürdiger Weise noch in dem-
selben Jabre von der Inquisition verb.; von J. A. Quenstedt (1617
— 88) ausser dem Dialogus (S. 80) nur Sepultnra veterum s. tract
de antiqnis ritibus sepulcralibus ; von Tobias Wagner nur Examen
elencticnm atheismi speculativi, 1677, verb. 1703. — Auch von Jo.
Mich. Dilherr, Jo. Conr. Dnrrius, Chr. Gottl. Joecher, Jo. Musaeus,
Jo. Säubert, Conr. Sam. Schurtzfleisch, J. G. Walch stehen nur
einzelne wenig bedeutende Schriften im Index.
Von den bekannteren dogmatischen Lehrbüchern stehen im
ladex nur die von Conrad Dieter ich (Institutiones cateoheticae,
zuerst 1613, verb. 1666), Nie. Gürtler (Institutiones theol., zuerst
1694, die Ausgabe von 1721 verb. 1747; Synopsis, 1715, verb.
1742), Jo. Fried. Koenig, Amandus Polanus, tl610, Marcus Frid.
Wendelinus, Jo. Wollebius (Compendium» zuerst 1626, die Genfer
Ausgabe von 1666 verb. 1718); — von den bedeutenderen exegetischen
Sehriften nur: Sal. Glassius, Philologia sacra, zuerst 1023, die
Aasgabe von 1668 verb. 1737; Th. Hacspan, Misceilanea sacra,
1660, verb. 1714; Aug. Pfeiffer, Dubia vexata, 1679 (von diesem
aueli Actio rei amotae contra papam in puncto subtracti calicis,
1686, gegen die Jesuiten Arnoidus Angelns und Georg Hiller) ;
Thesaurus theologico-philologicus s. sylloge dissertationum ad . . .
V. et N. T. loca . ., Amst. 1702 2 Fol. (der Herausgeber ist Gottfr.
Menthen; der Thesaurus novus von Hase und Iken, 1732, 3 Fol.,
Banmg. 8, 430, steht nicht im Index).
Xieht Seckendorfs Commentarius de Lutheranismo steht im
Index, aber das von ihm u. a. bearbeitete Cempendium historiae
ecclesiasticae ... in usum gymnasii Gothani, 1666—70 u. s., verb.
1690 (Fabricius, Hist. B. 6, 226). Femer stehen im Index: Jo.
Pappi Epitome hist. eccl. ed. Henr. Kipping (8.67), von Eipping
auch MethoduB nova juris publioi, 1672, verb. 1709, und Antiqui-
tates romanae, 1713, verb. 1739; Concilia illustrata . . . una cum
110 Deutsche protestantische Theologen.
hist. haereseon et schismatiim . . necnon coUoquioram . . ., Je. Lud.
Ruelins coepit, J. L. Hartmannas continuavit, 1675, 4 vol. 4.
(Winer, Handb. 1, 659): Sev. Walther Slüter, Propylaeum histo-
riae christianae, 1696 (Winer 1, 531). — jo. Caspar Suiceri
Thesaurus ecclesiasticns, 1682, wurde erst 1727 verb., Symboluni
Nioeno-Const. expositum 1718, schon 1721. — Von den Schriften
über kirchliche Alterthümer sind zu erwähnen: Andr. Wilkius,
^ EoQToyQafpia, Pars prior festa christianorum oecumenica continens
. . . ed. Georgius Hessius, 1646; Pars posterior posthuma, festa
XII apostolorum continens . ., 1676, verb. erst 1737; Henr. Rixner,
De institntis ac ritibus veterum christianorum circa s. eucharistiam
etc., 1671 (Fabricius, Hist. B. 5, 364); Petrus Zornius (in den
neuesten Indices Zoinius s. Zornius), Hist. eucharistiae infantinm,
1736 (über seine anderen Schriften Fabricius 6, 431).
Von den zahlreichen bei (relegenheit des Reformationsjubilaeums
1617 erschienenen Schriften steht im Eöm. Ind«x nur Theologorum
quorundam in electoratu Saxoniae Epistola invitatoria ... de jii-
bileo Lutherano . . . solemniter celebrando (im span. unter Academia
eine Anzahl von Universitätsschriften). Mit dem Zwingli- Jubiläum
hängt vielleicht zusammen Oratio solemnis a. 1623, Tiguri typis
Am berger., verb. 1624. — Von Schriften, worin solche, die Pro-
testanten geworden, ihren Uebertritt rechtfertigen, finden sich im
Index nur Jac. R ei hing (früher Jesuit in Ingolstadt, f 1628; s.
Backer s.v.), Laquei pontificii contriti, Tüb. 1621, verb. 1622, und
Mich. Litsich (Otho antea dictus, Benedictiner in Salzburg), De-
clamatio in libelli repudii vicem hodiernae jesuitico-pontificiae eccle-
siae data, dicta in univ. Argentor. Accedit comm. et Synopsis no-
vorum dootrinae fructuum jesuitico-romanae ecclesiae, Strassb. 1665,
16., verb. erst 1700.
Ausser den bereits erwähnten polemischen Schriften stehen im
Index: Jo. Fecht (f 1716) Disquisitio de judaica ecclesia, in qua
facies ecclesiae qnalis hodie est et historia per omnem aetatem [et
parallelismus cum ecolesiis Papaea, Calvinistica et syncretica bre-
viter] exhibetur. Kd. 2. Argeut. 1670, verb. 1703. Die späteren
Streitschriften, z. B. Tractatio hist.-theol. de origine et superstitione
missarum in honorem sanctorum celebratarum (gegen Bossuet, Dez,
Grrancolas), 1707, De cultu imaginum et reliquiarum, 1713, sind
nicht verb. — Anton Günther Fritz (Jurist), Ad Jacobi Masenii
Jesuitae Meditatam concordiam [protestantium cum catholicis in una
confessione fidei ex s. scriptura, Köln 1661] considerationes politicae
30, [in quibus novae fraudes, pericula, consilia, iniqui ausns Jesui-
tarum toti orbi exhibenturj, 1666, verb. 1700; — Valentin heg-
daeus, Disputatio de idololatrico corporis Christi festo, verb. 1621
(erst Ben. hat den Nahien des Verfassers beigefügt) ; Tractatus hist.-
theol. de festo corporis Christi von Jo. Zwinger, Basel 1685 (Bayle,
Nouv. 1686) steht nicht im Ind.; — Jo. Seb. Mitternacht, Hexas
dissertationum de pntidissimis papaeorum fabulis, cum appendice de
abdominanda barbarie, quae rem literariam ante Lutherum foeda-
verat, verb. 1677. — Henr. Nicolai, Miscella theol. de sancti-
Deutflche protestantisclie Theologen. 111
■onia, bonis operibns, loquendi et sentiendi modis in illis et snper-
stitioflis qnibnsdam festig, verb. 1654. H. Nicolai, seit 1630 Lehrer
ii Danzig, hatte durch sein 1645 erschienenes Irenicam, worin er
Tonchlagi, mit Vermeidung der tricosi termini zu dem einfachen
Bibel werte, dem apost. Symbolum und dem Bekenntnisse der drei
ersten Jahrhunderte zurückzukehren, auch von Seiten der Lutheraner
ÄBgriffe hervorgerufen (Tholuck, Vorgesch. 2, 2, 87); — Melchior
Nicolai, Jubar coelestis veritatis in medio tenebrarum papisticarom
rntilans, verb- 1669 ; andere Streitschriften bei Walch 2, 804; —
Anton Heiser (1628 — 86), S. Augustinus veritatis evangelico-ca-
tholieae testis et confessor contra Bellarminum et alios scriptores
|«;»aeo6 vindicatus, 1 678, Brevis apologia pro epistola quadam con-
lolatoria in gratiam S. Aletheae scripta et edita a. 1674; — Jo.
Adam Scher zer (1628 — 83), Breviculus theologicus, 1678, Anti-
Belluminus s. in 4 tomos controversiarum . . Bellarmini disputa-
tiones academicae, 1681, (Baillet 6, 25); — Mich. Siricius, Os-
teasio fundamentalis abominationum Papatus circa religiosum crea-
tiramm cultam, una cum praef. et Supplemente Yal. Alberti, 1686
(A. E. 1687), verb. 1693; der Verf., Secretär des Herzogs von
Mecklenburg, wurde 1687 zu Hamburg katholisch (Käss, Convert.
8,366); — Gerhard Titiuö (1620—81, College G. Calixt's in
Hehastedt), Ostensio summaria, quod Pontificii dogmata sua sibi
pecoliaria non possint unanimi scriptorum eccl. e quinque priori bus
»ec. superstitum consensu pro bare, 1658, verb. 1709; — Adam
Tribbechovius, De doctoribus scholasticis et corrupta per eos di-
Tinarum humanarumque rerum scientia, 1665, verb. 1703. — Dispu-
tatio theologica de necessaria secessione ab Eccl. Rom. quam auspice
Spiritu S. snb praes. Jo. Casp. Wolphii amicae disquisitioni sub-
jicit Jo. Fort. Peracheras, Zürich, 1705, verb. von der Inq. (!)
1707. — Hieher gehört auch die anonyme Schrift von Christian
Rehbold, Salomon et Marcolphns Jnstiniano-Gregoriani (der end-
lose Titel steht vollständig bei Placcius, Anon. 235), auctore J X u4,
Ficf, et Dresdae 1678, 126 S. 8., verb. erst 1714; in der Vorrede
wird als Zweck angegeben : ut (lectores) abominandas Ecolesiae Rom.
doctnnas dijudicare possint et ex anirao istas angne pejus odio pro-
seqoantur.
Als Beispiele von unbedeutenden Sachen, die im Index stehen,
Mögen angeführt werden: Chr. Feustelii Miscellanea . . de phra-
seologia et emphasi biblica ad Val. Ern. Loescherum. Accedit Loe-
fcberi responsio de statu progressuque scriptorum a se promissorum,
1715 (von Loescher sonst nichts im Index); Exercitatio acad. de
Tulneribus Christi, cujus theses sub praes. Jo. Sauberti defendet Jo.
Faes; Jo. Frid. Koeber Dissertatiunculae de sanguine Jesu Christi,
1697, verb. 1734; Caroli Lud. Stromeyeri, SS. Theol. Studiosi
(«0 in dem Dccrete), Dissert. theol. divinitatem Christi ex oeconomia
^tiae deunonstrans, habita sub praes. D. Jo. Frickii, Ulm 1716.
Andere derartige Sachen, deren Titel abzuschreiben sich nicht der
¥ahe lohnt, findet man unter Chrph. Arnold us, Bosius, Corthymius,
Geaaelius, Gundling, Kirchmeier, Knibbe, Jo. Nicolai, Noldius,
112 Deutsclie protestantische Theologeü.
Raupp, Romswinckel, Rndrauff, Statius, Stoeckmann (lies: Stock-
mann), Thaddaeus, Thilo, ürsinus, Wokeniua ^). — Neben den Deutschen
mag hier der Däne Thomas Bang ins erwähnt werden, von dem
Üoelum orientis et prisci mundi . . .} Havniae 1657, über das Buch
Henoch und andere Apokryphen (Clement 2,403), 1659 verb. wurde.
Der Schwärmer Joh. Wiih. Petersen (1649—1727, R.-E. 11.
499) steht nicht im Index, aber ein von ihm gelobtes Buch, Andreae
Rallii Halcyonia ecclesiarum evangelicarum s. de regno Christi
gloriose in terris, Genf 1659 (Fabricius, Hist. B. 6, 436), und eine
Widerlegung seiner Schrift „Geheimniss des Erstgeborenen aller
Creaturen", 171 1, von Lud. Melchior Fisch lin, Mysterium primo-
geniti omnis creaturae, 1715 (der vollständige Titel füllt in den
älteren Indices 10 Zeilen; s. Walch, 2, 833). — Dagegen kam ein
anderer Schwärmer, Hans Engelbrecht (R.-E. 4, 227), freilich erst,
als er vergessen war, in den Index: Divine vision et revelation des
trois itats, TeccUsiastique le politique et Toeconomique, laquelle
moy, Jean Engelbert de Bronswic, ay vue de mes yeux et veillant,
etant a Winsem au pays de Lunebourg Tan 1625. Ecrite pour une
seconde fois k Embden Tan 1640 par Tautheur meme et trad. en
fran^ais, Amst. 1680, verb. 1714.
Das Verfahren der Index-Gongregation unter Benedict XIV.
(1740 — 58) unterscheidet sich nicht wesentlich von dem frühem.
Der bedeutendste deutsche Theologe, der auf den Index kam, ist
Joh. Lor. Mosheim (1693 — 1755), von dem 1750—55 verb. wur-
den: Institutiones historiae Christ, majores. Saec. L, 1739; Inet,
hist. Christ, antiquioris, 1737, und recentioris, 1741 ; Dissertationes
ad hist. eccl. pertinentes, 2 vol., 1733. 43 (diese mit d. c); Insti-
tutionum hist. christ. compendium auct. Jo. Petro Miller, 1751.
Schon 1739 war die üebersetzung des Buches von Cudworth (s.u.)
verb. Trotz dieser Verbote erschien eine italienische Üebersetzung
von Mosheims Eirchengeschichte von Roselli 1769 zu Neapel in lO
Bänden. Zaccaria p. 217 sagt davon: „Die Eirchengeschichte und
die kirchlichen Alterthümer können in der Hand von Protestanten
nur eine Waffe gegen die Wahrheiten der kath. Kirche werden. £&
ist darum zu verwundern, dass in Italien eine Üebersetzung der
Eirchengeschichte von M. gedruckt worden, noch dazu mit den
Noten des Engländers Archibald Maclaine. Hie und da sind freilich
Bemerkungen eines kirchlichen Revisors beigefügt; aber wie spärlich
1) Wahrscheinlich sind auch folgende Schriften von Protestanten
verfasst: Manuale catholicor um seu breve compendiuni verae, antiquissimae
et cath. doctrinac, in quo praecipua christ. religionis capita ex solo Bei
verbo perspicue explicantur, verb. 1621; Aegidii Gernuche Breviarium
theologicum accuratiori methodo in forma dennitionum conscriptum, Dan-
tisci 1680, verb. 1684; De salute christiana et philosophica, i. e. de
christianorum vera et philosophorum gentilium. ut Hermetis Trismegisti,
Piatonis etc. falsa beatitndino considerationes 34, authore J. S. P. L. Caes.
[Poeta Laureato Gaos.?], verb. 1676.
Mosheim a. a. — Swedenborg.
113
sad wie angenügend sind sie! Zudem pflegen solche Noten nicht
gelten oder nicht beachtet zu werden. Am Ende übersetzt anch
mch jemand das abscheuliche Abr6g6 de Elenry und meint mit
eiligen ^ötchen dem Bösen steuern zu können/^ Das Buch ist
licht in den Index gekommen. — Ferner wurden verb.: Jac. Car-
poTinSy Theologia dogmatica, 1737; Jo. Frid. Stapfer, Institu-
üones theologiae polemicae, Ö vol. 8., 1743 — 47; Dan. Wytten-
bftch, Tentamen theologiae dogmaticae, 3 vol. 8., 1747; £riou8
Benzelins (Erzbischof von Upsala, f 1743; im Index heisst er
Semicus), Sjntagma dissertationum habitarnm in academia Lundensi,
1745; Mich. Walther, Dissertationes theol. ed. C. 6. Hofmann;
Chrph. Wo lins, Hermeneutica Novi Foederis, 1736; Chr. Brunings,
De silentio S. Scripturae sive de iis, qnae in verbo divino omissa
innt, Ubellns. — Philosoph iae Leibnitianae et Wolflanae usus
in theologia, anctore J. T. C, 1728, war schon 1739 verb.; 1758
vurde es nochmals verb. expresso nomine auctoris: Israel Theo-
philosCanz. Sein Compendium theologiae purioris, 1752, verb. 1772,
steht im Index unter Israel Gottlieb Canz. — 1742 wurde verb.
Jo. Gottfr. Hermann, Hist. concertationum de pane azymo et fer-
mentato in coena Domini, 1737, und 1757: Jo. Rud. Eiessling,
Hist. concertationis graecorum et latinorum de transsubstantiatione,
1754 (dagegen: Herrn. SchoUiner, Ecclesiae orient. et occid. con-
eordia in transs., 1756). Keine andere Schrift von Eiessling steht im
Index, auch nicht die Exercitationes quibus Jo. Chrys. Trombellii
diss. de cnltu sanctorum modeste diluuntur, 3 partes, 1742 — 46,
und von Gottlieb Wernsdorff nur Brevis et nervosa de indifferen-
tiamo religionnm commentatio. Acc. de authoritate librorum symb. diss.
YoB den anderen protestantischen Gelehrten, mit denen Card. Que-
rini Briefe und Streitschriften wechselte, Breitinge^;, Feuerlin, Rei-
nanis^ Schelhorn (N. Beitr. 1754, 558), ist keiner in den Index
gekommen, obschon Querini £p. 439 z. B. von Schelhoms Amoe-
nitates sagt: quibus nihil catholioorum auribus inamoenius.
unter Benedict XIV. erschienen zu Venedig von 1744 an die
eilten Bände des von Blasio Ugoiini herausgegebenen Thesaurus
aatiquitatum sacrarum (1765 mit dem 34. Bande vollendet; Baumg.
2, 510). £r enthält auch viele Schriften von Protestanten; aber in
der Vorrede heisst es: notis et dissertationibus ab omni labe emun-
data et emendata, praeterea haeo loca nunc primum vel castigata
vel vindicata, quo magis legentibus caveatur, asteriscis etiam notlEita
ae distincta imprimenda poUicemur.
Schliesslich mag hier erwähnt werden, dass von Emmanuel
Swedenborg (1686 — 1772) die 1734 zu Dresden erschienenen
Opera philosophica et mineralia in tres tomos distributa 1739 verb.
vnrden (Ben. hat dafür substituirt: Principia rerum naturalium
s. novorum tentaminum phaenomena mundi elementaris philosophioe
explicandi etc.), dass aber kein anderes Werk von ihm im Index steht.
Xenaeb, Index n.
8
114 Holländische protestantische Theologen.
18. Holländisclie protestantische Theologen.
Die holländische protestantisch-theologische Literatur warde
ganz ähnlich behandelt wie die deutsche; nur wurden ausser
lateinischen auch französische Schriften verboten. Conrad Vor-
stius, einer der fruchtbarsten Streittheologen, Gisbert Voetius,
Jacob Arminius, Franz Gomarus, Jo. Goccejus und viele andere
der bedeutenderen Theologen sucht man im Index vergebens;
von anderen wurden nur weniger bedeutende Schriften verboten.
Daneben findet sich eine Reihe von Schriften obscurer Autoren,
üeber das Verbot einiger Schriften von Daniel Heinsius, Gerhard
Joh. und IsaacVossius und Georg Hörn haben wir interessante
genauere Nachrichten.
1633 wurde Daniel Heinsius' Aristarchus sacer s. Exerci-
tationes ad Nonni metaphrasin in Joannen, 1627, mit d. c. verboten.
Lucas Holstenius (Epistolae ed. Boissonade p. 253) schreibt darüber
an Peiresc: er habe auf Befehl des Card. Franc. Barherini das Buch
gelesen und das, was für Katholiken anstössig sein könnte, notirt;
das sei aber so wenig und unbedeutend und werde durch die vielen
vortrefflichen Bemerkungen so sehr aufgewogen, dass der Cardinal
auf seine Bitte den „Mönchen" verboten habe, das Buch zu cen-
suriren. Wie die Thatsache zeigt, hat der Cardinal nur das unbe-
dingte Verbot hipdern können. Das grössere Werk, Sacrarum exer-
citationum ad N. T. 11. 20, 1639, Fol., worin auch der Aristarchus
in vermehrter und verbesserter Gestalt aufgenommen ist, wurde 1646
unbedingt verboten. In demselben Jahre schreibt Holstenius an
G. B. Doni (a. a. 0. p. 361): der Sohn des Daniel Heinsius sei in
Rom sehr gut aufgenommen worden; das Verbot jener Bücher sei
gegen den Willen des Card. Barherini auf den Antrag und Bericht
des Gaudenzio Paganino erfolgt, che seppe trovare 11 pelo neir ovo.
Von G. J. Vossius (1577—1649) wurde zuerst, 1624, verb.:
Consilinm Gregorio XV. P. M. exhibitum per Michaelem Lonigumy
Sacro Vaticani Palati o et scripturarum monnmentis digerendis tarn
in archivis ipsius Vaticani quam in Castro S. Angeli olim Prae-
fectum, de adhortando Ser. Maximilianum Bavariae Ducem ad pe-
tendam dignitatis electoralis nuper obtentae confirmationem a Sede
Apostolica. Juxta exemplar Arcenni editum, cui nunc praefatio et
censura accessit G. J. V. (1623, abgedr. im 5. Bande der Opera).
Lonigo räth, dem neuen Kurfürsten in geeigneter Weise vorzustellen :
die kaiserliche Gewalt werde vom Papste übertragen (dafür werden
19 Argumente angeführt), also müsse auch die kurfürstliche von
ihm bestätigt werden; geschehe dieses jetzt nicht, so würden die
Erben des frühem Inhabers derselben sagen können, sie sei ihren
D. Heinsias. G. J. and Is. Yossios. 115
Aken nicbt in legitimer Weise, weil ohne ZaBtimmnng des Papstes
atzogen worden. Anf diese Schrift folgt noch eine kleinere, gleich-
bSk mit polemischen Noten: Aphorismi de statn Ecclesiae restau-
nsdo, ex decreto et approbatione collegii cardinalitii, coUecti ex
CoislUo Gregorio XY. exhibito per Mich. Lonignm, wonach die Car-
£fläle der Ansicht waren, nicht nur der Knrfiirst von der Pfalz, son-
deni anch die von Sachsen nnd Brandenburg seien als Ketzer ihrer
Wirde zu entsetzen. — 1654 wurden verboten Dissertationes tres de
tribus symbolisy apostolico, Athanasiano et Constantinopolitano, 1642,
worin Yossins zeigt, dass das erste Symbolnm nicht yon den Aposteln
und nicht von einem allgemeinen Concil herrühre und bei den Griechen
nicht in Gebrauch sei, dass das zweite nicht von Athanasius und
in das dritte das Filioque erst im 10. Jahrb. eingeschoben sei. —
In einem Decrete vom 2. Juli 1686 wurden noch zwei Schriften von
G.J. Yossius und 10 von seinem Sohne Isaac (1618 — 89) verboten,
von ersierm: Theses theologicae et hist. de variis doctrinae Christ.
»pitibuB, 1658 (u. a. über gute Werke, Anrufung der Heiligen,
Eacharistie, Gebete und Opfer für Yerstorbene), und Harmoniae
eyangelicae de passione, morte, resurrectione et ascensione J. C,
lfö6 (nach Yossius* Tode von Fr. Junius herausgegeben, rein exe-
getisch), von letzterm: De septuaginta interpretibus eorumque trans-
Ittione et chronologia dissertationes, 1661, 4. ; Chronologia sacra ad
nentem veteram Hebraeorum; Bissertatio de vera aetate mundi, 1659,
nebst den beiden noch in demselben Jahre erschienenen Yertheidi-
^ngen, Castigationes ad scriptum G. Hornii und Auctarium castiga-
tionam etc.; Ad Y. Cl. Andream Colvium epist., qua refelluntur ar-
gunenta, qnae diversi scripto de aetate mundi opposuere; Besponsio
ad objecta Christiani Scotani; De Incis natura et proprietate, 1662;
De SibjUinis aliisque, quae Christi natalem praecessere, oraculis;
acredit responsio ad objectiones nuperae criticae (von R. Simon), 1680,
endlich die Ausgabe der Briefe des Ignatius (s. u.). — Mabillon,
der 1686 in Rom war (S. 12), wurde von der Index-Congr. beauf-
tragt, ein Gutachten über die Schriften von Isaac Yossius abzugeben.
Dieses ist in seinen Opera posthuma ed. Y. Thuillier, 1714, 2, 59
gedruckt nnd lautet im wesentlichen so: Er höre, dass das Yerbot
der Schrift über die Chronologie der Septuaginta schon beschlossen,
aber noch nicht publicirt sei; es handle sich also darum, ob jetzt,
aachdem Yossius seine Ansichten gegen Georg Hörn u. a. verthei-
digt habe, seine Schriften oder die seiner Gegner oder beide zu
verbieten seien. Yossius lehre: 1. die Sept. sei dem jetzigen hehr.
Texte, 2. ihre Chronologie der des hebr. Textes [und der Yulgata]
vorzuziehen ; 3. die Sündfiuth habe nur den von Menschen bewohnten
Tbeil der Erde überschwemmt. Die beiden ersten Ansichten seien
Bnbedenklich, da Yossius der Yulgata nicht zu nahe trete und die
Kirche der Chronologie der Sept. in den ersten vier Jahrhunderten
gefolgt sei und im Martyrologium noch folge ^). Die dritte Ansicht
l) Reasch, Bibel nnd Natur S. 51S.
116 Holländische protestantische Theologfen.
sei bisher nur von Einem (Stillingfleet) in der Synopsis criticoram
(von Polus) vorgetragen, aber von keinem Katholiken, nur von
Heterodoxen angegriffen worden, welche die kath. Kirche heftiger
angefeindet als Yossius, namentlich von Hörn, der diesem vorwerfe,
er folge den Pontificii, find der die kath. Kirche und die Päpste in
unverschämter Weise verhöhne. Die Meinung des Yossius könne
also geduldet und von einer Censurirung derselben abgesehen werden.
Sie sei ja auch schon vor 85 Jahren vorgetragen worden und habe
nicht unter den Katholiken, sondern nur unter den Haeretikern
Streitigkeiten hervorgerufen; es sei besser, diesen ruhig zuzusehen
als sich darin einzumengen. Wenn man die Ansicht hätte censuriren
wollen, hätte es früher geschehen müssen ; auch Hörn schweige seit
27 Jahren. Wenn die Ansicht des Vossius neu sei, so werde sie
ja schon darum von den Katholiken als verdächtig angesehen werden,
weil sie von einem Haeretiker ausgehe. Wenn aber die Congre-
gation die Meinung des Yossius censuriren wolle, müssten auch die
Schriften von Hörn wegen ihrer Schmähungen gegen die Päpste
verboten werden. Die Index-Congregation nahm natürlich diesen
eventuellen Antrag an und verbot neben der Schrift von Yossius
auch von Hörn (sonderbarer Weise nicht die erste Streitschrift,
Dissertatio devera aetate mundi, 1659, aber die in demselben Jahre
erschienenen) Defensio dissertationis de vera aetate mundi contra
castigationes Isaaci Yossii und Auctarium dissertationis etc. Sie
verbot in derselben Sitzung auch noch zwei Bücher von Jo.Lensden:
Philologns hebraeo-mixtus una cum spicilegio philologico continente
decem quaestionum centurias, 1663, und Philologus hebraeus con-
tinens quaestiones hebraicas, quae circa Y. T. hebraeum fere moveri
solent, 1672 (zuerst 1656). Im J. 1742 wurde eine zu Basel 1739
erschienene neue Ausgabe dieser beiden Bücher und Philologns
hebraeo'graecus continens quaestiones hebraeo-graecas, quae circa N.
T. graecum fere moveri solent, zuerst 1670 gedruckt, verb. — Erst
1718 wurde verboten Ger. Jo. Yossii De theologia gentili et phy-
siologia christiana s. de origine ac progressu idololatriae 11. IX. Editio
nova, quorum 4 libri priores ab authore aucti etc. Amst. 1668.
Schon 1619 wurde verb.: Judicium synodi nationalis refor-
matarum ecclesiarum Belgicarum habitae Dordrechti a. 1618 et
1619, und 1621: Synodi Dordracenae et eorum, qui illi prae-
fuerunt, in Belgii Hemonstrantes quos vocant crudelis iniquitas ex-
posita mit dem Zusätze (Alex. No. 23): prohibetur sicut ipsa synodus
Dordracena, von Ben. mit Rücksicht auf Decr. gen. I, 8 weggelassen.
Später kamen noch in den Index: Apologie pour le synode de
Dordrecht ou refut. du livre: LHmpi^t6 de la morale des Calvinistes,
Genf 1679, verb. 1681, und Jo. Halesii Hist. concilii Dordraceni,
J. L. Moshemius vertit, variis observationibus et vita Halesii auxit,
1724, verh. 1750 (John Haies, f 1656, hatte mit dem englischen
Gesandten der Synode beigewohnt; R.-E. 5, 552). — Sot. hat die
Subscriptores conciliabuli Dordrechtani in die 1. Cl. gesetzt, p. 434.
907; vgl. I S. 326.
Yon Phil. Lim horch (1633—1712) stehen im Index: Histo-
Holländische protestautische Theologen. 117
ria mqniBitionis, 1692, von der Inq. verb. 1694, Theologia chri-
stiana ad praxim pietatis ac promotionem pacis chrifltianae iinice di-
reeta, 1700 (die erste vollständige Theologie der Arminianer, zuerst
1686), verb. 1727, und De veritate religionis christ. amica collatio
cam jndaeo erudito [Isaac Orobio aus Sevilla], zuerst 1687, dann
Basel 1740, verb, 1749 (Paquot 1, 553), — von Ant. van Dale
(Medicinery Anabaptist, 1638 — 1708) De oraculis ethnicorum diss.
dttae, 1683, dann 1700 (er bestreitet den dämonischen Ursprung
d« Orakel Wesens ; Bayle, Oeuvres 1, 4), und Dissertationes de
origine et progressu idololatriae et superstitionum. De vera et falsa
prophetia et de divin ationibus idololatricis jndaeorum, 1696, beide
rerb. 1737 (letzteres in den Indices so gedruckt, als ob es sich
um zwei Bücher handelte). — Von den meisten steht nur je ein
Buch im Index: von Abr. Heidanns (van der Heyden, 1597
-1678) De origine erroris 11. 8, 1678; Steph. Le Moyne (1624—89),
Varia sacra s. sylloge variorum opusculorum graecorum ad rem
eeelesiastieam spectantium (A. £. 1686; der 1. Band handelt u. a.
über Chrys. Ep. ad Caesarium, s. u.); Jo. L actus (de Lact), Com-
pendiam historiae univ. civilis et eccl., tarn romanae quam prote-
sUntinm 1669, verb. 1727.
Jo. Coccejus (1603 — 69) steht nicht im Index, aber einige
Schriften seiner Anhänger Wilh. Momma, Herm. Witsius und
Campegins Vitringa, — von diesem Typus theologiae practicae,
1716, und die IJebersetzung : Essai de thiol. pratique . . . trad.
par iL de Limiers, 1719, — ferner Prodromus corporis theolo-
giae, qua tota fidei ac morum doctrina, bist., item prophetia methodo
paritcr et verbis sacris asseritur, 1682 (nach Flaccius Anon. 104
Ton dem Coccejaner Gerhard van der Meulen), und Examen judicio-
nun de Prodromo . . . ., 1684, verb. 1709. — Von Vitringa's
exegetischen Schriften, die doch manches Anstössige enthalten, steht
kerne im Index; aber Jo. Braun, Vestitus sacerdotum hebraeo-
nun, 1680.
Yen den scharf polemischen Schriften des Sixtinus A m a m a
(tl629) über die Bibel, besonders über dieYulgata, steht im Index
nur Antibarbams biblicus libro 4. auctus, 1656 (zuerst 1628), verb.
erst 1709. Andere polemische Schriften, die im 17. Jahrh. verb.
wurden, sind: Arnoldi Montani Diatriba de esu carnium et qua-
dragesima Pontificiorum, 1668, verb. 1690; Herm. Ravensperger,
Via veritatis et pacis, 1614, verb. 1663; ferner die unter dem Na-
sen Antipapias Lauterianus erschienene Schrift Meretricis Baby-
loTiicae aurenm poculum venenatum Ecclesiae propinatum hujusque
aotidotum . . ., Veritropoli 1689; — Epistola N. N. religionis
refonnatae ministrorum ad perillustrem D. N. Legionis Batavae du-
€«m in praesidio Bruxell. degentem, quae incipit: Non solum
strenne te agere in hello, von der Inquisition verb. 1693, — und
Foliam qnoddam (also ein fliegendes Blatt) cum hac inscriptione:
Proposition es Belgio-unito-romanao ac papales, incipiens: Pecca-
tom non est, sacrificium Deo pollutis manibus sive in peccatura,
Verl). 1666 und nochmals 1667 cum elucidationibus, cum quibus
118 Englische protestantische Theologen.
m
fuit iterum impressum. — 1742 wurden noch verb. Lettres d*un
th^ologien reform^ k un gentilhomme Intherien par Armand de la
Chapelle, Fasteur de la Haye, Amst. 1736, gegen des Jesuiten
Scheffmacher Lettres d'un docteur allemand k un gentilhomme et a
un magistrat protestants, 1733 u. o. (Hurter 2, 968; von Haag s. v.
Boisbeleau mit Unrecht Chapelle abgesprochen).
Ferner stehen noch im Index: Justus Heurnius, De legatione
evangelica ad Indos capessenda admonitio (an die Curatores rerum
Indicarum, über die Ausbreitung des Christenthums in Indien),
Leyden 1618; — Caroli de Maets Sylva quaestionum insigninm
philologiam • . ., potissimum vero theologiam spectantinm, 1650,
verb. 1663 (behandelt nach Bayle ausser anderen Casus auch die da-
malige Controverse, ob die Männer lange Haare tragen dürfen); —
Ch. Bonnefille, L'homme irreprochable en sa conversation, Leyden
1661, 12. Ebenso unbedeutende Sachen stehen im Index unter
Borremans, Broverius, Crem er, Gaillardus (eine Dissertation, worin
behauptet wird, Melchisedek sei Christus gewesen; Bayle, Oeuvres
1, 470), Timannus Gesselius (Med. Dr.), Holtius, J. B. Ottius, Vessel-
lius. Man kann sich wundern, im Index zu finden Cornelius A da mu 8 ,
Exercitationes exegeticae de Israelis inAegypto multiplicatione etc.;
aber Ben. hat den Titel staik abgekürzt; in den älteren Indices
steht er vollständig; er schliesst: malisque Bomae paganae et ha-
diernae moribus, Gron. 1712.
Die interessante Briefsammlung Illustrium et clarorum viromm
epistolae selectiores superioris saeculi scriptae vel a Belgis vel
ad Beigas, Lugd. B. 1617, 8., wurde 1628 verb., weil unter den
200 Briefen viele theologischen Inhalts, von Haeretikern, Cassander
u. 8. w. sind. Der in der Vorrede genannte Herausgeber Paul Ber-
tius wurde 1620 katholisch, f 1629 (ßäss, Conv. 4, 500). Harm-
loser ist Jo. Crucii Mercurius Batavus s. epistolarum IL 5,
Amst. 1650 (dazu ein 1. sextus), verb. 1684.
19. EDglische protestantisclie Theologen.
Englisch geschriebene protestantisch-theologische Bücher
kamen bis auf Benedict XIV. nicht in den Index ^). Von manchen
englisch geschriebenen Büchern wurden aber lateinische oder
französische Uebersetzungen verboten. In dem Index Alexan-
ders VII. ist die Zahl der Werke englischer Theologen noch
nicht gross; — 1634—63 wurden keine verboten; auch später
1) Die unter Gleitron, Osbom, Philalethes und Philopenes stehenden
Büoher werden anderswo besprochen.
Th. James, üsserius. Casaubonus.
119
Bdtanter in 5 — 8 Jahren keine; — erst Yon 1676 an werden sie
zahlreicher. Während manche Bücher, die man am ersten im
Index zu finden erwarten sollte, nicht darin stehen, — z. B. Be-
formatio Eksclesiae anglicanae quibas gradibus inchoata et per-
fecta Sit, London 1603, Fol., eine Sammlung der wichtigsten
Actenstücke und Tractate (Clement I, 337), E. Browns Ausgabe
des Fascicnlas (I S. 347), and die polemischen Schriften des
Bisehofs Hall (f 1656, s. Bayle), von denen mehrere ans dem
Englischen ins Französische übersetzt, einige lateinisch erschie-
nen sind, — sind Schriften verboten, die nur wenig Anstössiges
enthalten, wie einige von dem frommen Naturforscher Robert
Boyle) 1627 — 91, dem Stifter der Boyle-Lectures, und einige be-
deutende Werke über archäologische und biblische Materien,
die, wie Waltons Polyglottenbibel und B. Polus* Synopsis criti-
eomm, nur von Fachgelehrten gebraucht, von diesen aber kaum
entbehrt werden konnten.
1603 wurde verboten Ecloga Oxonio-Cantabrigensis tribnta
in libros daoe, opera et stndio T. J., d. i. Thomae James, London
1600,* 4., ein Verzeichniss von Manuscripten, mit scharfen polemi-
schen Zuthaten, von Fossevino in einem Anhange zu seinem Appa-
ratns kritisirt (Baillet 2, 208). Von den polemischen Schriften,
die James (1579 — 1626) herausgegeben (I, S. 556. 559), steht keine
im Index, nicht einmal Bellum Papale seu concordia discors Sixti Y.
et Giemen tis YlII. circa Hieronymianam editionem, Lond. 1600, 4.
(1678, 8.; bei Sand, steht es). — Von Jac. Usserins (üsher, gest.
1655 als Erzbischof von Armagh) wurde schon 1616 (Alex. No. 14,
seit Ben. steht unrichtig 1709) verb.: (rravissimae quaestiones de
Christ, ecclesiarum in occidentis praesertim partibus ab apostolicis
temp. ad nostram usque aetatem continua successione et statu histo-
rica explicatio, 1613 (entschieden antipapistisch), dagegen erst 1709
die 1687 erschienenen zwei Bände : Britannicarum Bcclesiarum anti-
quitates, quibus inserta est pestiferae adv. Bei gratiam a Pelagio
Britanno in Ecclesiam inductae haereseos historia (der 2. Band ent-
hält die Grrav. Quaestiones). Bei Sot. steht Usher in der 2. Cl.
mit den Grav. quaestiones, aber in dem Index von 1707 in der
1. mit der Bemerkung: antea per errorem positus in 2. cL, cum
fverit pemiciosissimus haereticus.
Isaac Casaubonus (1559 — 1614), der ja, obschon kein Eng-
länder, am passendsten hier eingereiht wird, ist erst nach seinem
Tode in den Index gekommen. 1598 schrieb er an Baronius über
die ersten Bände der Annales und Baronius sandte ihm 1599 den
8. Band mit einer freundlichen Antwort, worin er meint, Gas. „klopfe
an der Thüre der Kirche.^' Einige Jahre später war in Eom das
Gerücht verbreitet, er sei katholisch geworden. Jedenfalls bemühten
120 Engrlisohe protestantische Theologen.
sich Card, da Perron u. a., ihn* für die katholische Kirche zu ge-
winnen, und Clemens YIII. soll ihm eine Pension yon 1300 Kronen
angeboten haben. Noch 1603 schickte er Baronias chronologische
Berichtigungen, die dieser 1612 benutzte. Erst 1614 veröffentlichte
er seine Kritik des Baronius: De rebuä sacris et ecclesiasticis exer-
citationes XVI ad Cardinalis Baronii prolegomena et primam anna-
lium partem, 800 S. Fol., verb. 1624. Sein Plan, in ähnlicher
Weise die 12 Bände des Baronius zu kritisiren, ist nicht ausge-
führt ^). — Von einer aus Anlass des Streites zwischen Paul V. und
Venedig erschienenen anonymen Schrift des Cas. De libertate Eccle-
siae liber singularis wurden zu Paris 1607 15 Bogen gedruckt; die
Schrift wurde aber auf Betreiben des Nuncius unterdrückt (sie ist
auch nicht vollständig geschrieben), die fertigen Bogen wurden aber
1612 in Goldasts Monarchia I, 674 abgedruckt (Pattison p. 217.
Clement 6, 254). — Die Sammlung der Briefe des Cas., Epistolae
quotquot reperiri potuerunt. Adjecta est epistola de morbi ejus mor-
tisque causa deque iisdem narratio Baphaelis Thorii, Hagae 1637, 4.,
wurde 1640 verb.
Unter Casaubonus steht seit Alex., noch heute im Index :
Isaaci Casauboni Corona regia, i. e. panegjrici cujusdam, quem
Jacobe I. Britanniae Regi delinearat, fragmenta ab Euphormione
inter schedas wv fiaxaglrov inventa, collecta et in lucem edita, Lond.
1615, 128 S. 12., 1646 verb., eine von Caspar Scioppius fabricirte
Satire auf Cas., Heinrich VIII. und seine Nachfolger, von Clement 6,
355 als la plus infame satire que l!on ait jamais publice bezeichnet,
in Kom wohl nur verboten, weil der Käme des Cas. darauf steht.
Es wurde ein Preis auf die Entdeckung des Verfassers gesetzt, und
schon 1639 nannte ein Brüsseler Buchhändler Scioppius als solchen
(Pattison p. 542).
Noch bei Lebzeiten des Cas. schrieb Richard Montagu (Mon-
tacutius), damals Fellow in Eton (1628 Bischof von Chichester,
1638 von Norwich, f 1^41), der einen Theil des Manuscriptes von
Cas. gelesen hatte und wie sein Gönner H. Savile unzufrieden dar-
über war, dass sich Cas. auf die specifisch-theologischen Contro-
versen so wenig eingelassen, ein Buch gegen Baronius. Es wurde
aber auf Veranlassung des Erzbischofs Abbot vorläufig nicht ge-
druckt und erschien erst 1622: Analecta ecclesiasticarum exercita-
tionum (Pattison p. 350. 419). 1635 folgten: Antidiatribae ad
priorem partem Diatribarum J. Caesaris Bulengeri adv. Exercita-
tiones Is. Casauboni und Apparatus ad origines ecclesiasticas, 1636:
De originibus ecclesiasticis commentationum tomus I., und 1640 :
Qeav&gwmxov s. de vita J. Chr. D. N., originum ecclesiasticarum
pars prior et posterior. Alle diese Schriften wurden erst 1714 verb.
— 1690 wurde verb. Antibaronius Magenelis seu animadversiones
in Annales Card. Baronii cum epitome lucubrationum criticarum
1) M. Pattison, J. Casaubonus, 1875, p. 188. 162. 858.
Montacutius. Rivius. Sarayia u. a. 121
(Woboni in tomi 1. annos 34. Anct. Andrea Magendeo, eccle-
Bi8tica [mc\ Benearnensi. Qnibne accesBerunt qnaedam ad Baronium
uimadTereiones Davidis Blondelli, L. B. 1679, 143 S. Fol., ein
Bicb, welches acbon 1675 gedruckt war und von dem, weil es nicht
abging, 1679 eine Titelansgabe mit Beifügung der Reclame Quibus
icee». etc. auf dem Titelblatt veranstaltet wurde (Bayle s. v. Blon-
de!, Note E).
Im J. 1624 hatte Nie. Alemannia Bibliothekar der Yaticana,
em oonTertirter Grieche, mit einer Widmung an Card. Ludovisi die
Anecdota des Procopius aus der einzigen Handschrift in der Yati-
eaaischen Bibliothek herausgegeben, dabei die Glaubwürdigkeit
des Procopius nachzuweisen gesucht und so Justinian recht schwarz
gemalt. JSin englischer Jurist, Thomas Ryves (f 1651) schrieb
gegen ihn: Imperatoris Justiniani defensio adv. Alemannum. Auth.
Th. ßivio J. C, Regis in Anglia Advocato, Francf. 1628,* 111 8.
12. (nochmals edirt von J. £ichel, Heimst. 1654). Dass das Schriftchen
163S verboten wurde, erklärt sich: Kivius hatte nicht nur Justinian,
der in Rom nicht günstig beurtheilt wurde (I S. 553), vertheidigt,
londem auch von Papst Yigilius und anderen Päpsten harte Worte
gebraucht. In Rom nahm man aber auch Übel, dass Alemanni über-
laapt angegriffen wurde. Als 1636 Elzevier eine neue Ausgabe des
ProeopiuB veranstalten wollte, rieth L. Holstenius, man möge nicht
ii der Weise wie Ryves gegen Alemanni polemisiren, sondern Heber
ia dessen Noten durch Heinsius oder einen andern Gelehrten das
Anstösaige streichen lassen^). In jüngster Zeit hat ein Römischer
Theologe, Aloys Yincenzi (in dem 4. Bande des Werkes In S. Gre-
gorii N^'ss. et Origenis scripta et doctrinam nova recensio cum
appendice de actis Synodi Y. oecumenicae, Rom 1865) Justinian
gegen den Yorwurf der Gewaltthätigkeit und der schlechten Regie-
rang, namentlich der Kirche gegenüber, vertheidigt und sich dabei
▼OTzfiglich auf Rivius berufen^).
Hadrian Sara via (von Hause aus ein Holländischer Calvinist,
gest. als Canonicus in Canterbury) hatte gegen Calvin und Beza
geaebrieben De diversis ministrorum evangelii gradibus, 1561 (Lond.
1590); dagegen erschien 1562 eine Responsio von Beza, dann von
Saravia 1601: Defensio tractationis de div. . . contra responsionem
Th. Bezae; nur die letztere wurde 1618 verb. — Ausserdem wurde
in der ersten Hälfte des 17. Jahrb. noch verb. IlagaaKevfi (in dem
Beeret No. 25 und in den Index- Ausgaben vor Ben. steht Prascheni)
sive Praeparatio pacificationis controversiarum quae exortae statim
post 1000. a Christo annum in immensnm bis 600 elapsis annis
excreverunt. Per Jo. Gordonium Huntlaeoscotum, Ruppellae 1619.
Gegen eine andere Schrift dieses John Gordon Huntley schrieb der
1) L. HoUtenii Epistolae p. 264. 498. Fabricius, Bibl. gr. YI, 256.
Bahn, Procopius, 1865, S. 470.
2) Th. Lit-BL 1866, 549.
122 Englische protestantische Theologen.
•
Jesuit Georg Stengel : Antitortor Bellarmin ianus Jo. Grordonins Scotus
pseudodecanns et capellanus calvinisticns . . . tonsus et pexus, Ingolst.
1611. Ein Jacob Gordon Huntley war Jesuit und schrieb Contro-
yersiarum christ. fidei adv. hujus temporis baereticos epitome, 1612
—20 (Dodd 2, 422).
1669 wurden verb. Eomae ruina finalis a.D. 1666 mundique
üniB sub quadragcsimum quintum post annum, sive literae ad Anglos
Eomae versautes datae (1693: Abominationes Papatus, s. invicta
demonstratio, Papam Eom. esse Antichristum, excerpta ex libro cui
tit. : Eomae ruina fin. etc. excuso Londini a. 1655 et 1656), und
das Buch Eegii sanguinis clamor ad coelnm adv. parricidas angli-
canos, Haag 1652, 12., welches gegen Miltons Pro populo anglicano
defensio contra Claudii anonymi alias Salmasii defensioftem regiam
(1649), London 1651, gerichtet ist. Der Verfasser desselben ist der
jüngere Pierre du Moulin, Canon icus in Canterbury ; aber Alexander
Morus hatte es, ohne ihn zu nennen, mit einer von ihm unterzeich-
neten Dedication an Karl II. herausgegeben. Darum schrieb
Milton: Defensio pro se contra Alex. Mori librum Eegii sang, etc.,
cui adjungitur Jo. Philippi Eesponsio ad Apologiam anonymi cujuB-
dam tenebrionis pro rege et populo angl. infamissimam (gegen
Cl. Bart. Morisot, Carolus I. a securi et calamo Miltonis vindicatue,
Dublin 1652), London 1654. Diese und andere über religiöse und
kirchliche Dinge handelnde Schriften Miltons (seine Werke wurden
1699 in 3 Folianten zusammen herausgegeben) stehen nicht im Index.
Erst 1700 wurden verboten: Literae pseudo-senatus anglicani, Crom-
welli reliquornmque perduellium nomine ac jussu scriptae a Jo.
Miltono, eine Sammlung der Schreiben an die auswärtigen Eegie-
Hingen, die er 1649 — 58 als Secretär der republicanischen Eegierung
für den Staatsrath oder den Protector verfasst hatte, London 1676,
12. (und ed. J. G. Pritius, Lpz. 1690) i).
1671 wurden gleichzeitig ein gegen die Presbyterianer gerich-
tetes Buch des anglicanischen Geistlichen John Dureil (1625 — 83)
und ein im Sinne der Presbyterianer geschriebenes des Leydener
Historikers Georg Hörn verboten. Ersteres heisst : Ecclesiae angli-
canae adv. schismaticorum criminationes vindiciae, London 1669, 4.
(nochmals als Eist, rituum Ecclesiae angl. etc. 1672); von Durell
ist auch die Uebersetzung des Common Prayer Book: Liturgia s.
über precum communium etc., London 1681, verb. 1714, — letz-
teres: Honorii Eeggii [Kemnatensis] de statu Ecclesiae britannicae
hodierno 1. commentarius, una cum appendice eorum quae in synodo
Glasgnensi contra episcopos decreta sunt, Dantisci 1647 (Weingarten,
Revolutionskirchen S. 4).
Von den beiden Geschichtswerken von Gilbert Burnet (1643
— 1715, Bischof von Salisbury) wurde die französische Uebersetzung
verb.: Hist. de la Eeformation de TEglise d'Angleterre, trad. . .
1) Baillet 5, 311. Hist. Taschenb. 1852, 321; 1853, 391. Dias, lite-
raria in scriptores anglicani regicidii bei Fleur. 78.
Milton. Bumet u. a.
123
ptr M. de Bosemond, Grenf 1687, nnd Hist. des derniöres revolu*
tioDs d'Angleterre, 1728 (engl. HiRt. of his own times). Andere
Schriften von G. Bumet sind nicht yerboten, auch nicht, obschon
gleichfalls ins Französische übersetzt, Some letters containing an
ftccoant of vhat seemed most remarkable in Switzerland, Italy etc.,
1686, von denen G-ermain bei Valery 2, 88 sagt, sie enthielten
nie saure continuelle et des calomnies et des injures grossieres contre
k religion, les rites et les ceremonies de TEglise. — Von Thomas
Bumet (1635 — 1715) wurde erst 1734 verboten: Telluris theoria
ttcra, 1681, gleichzeitig mit den erst nach seinem Tode gedruckten
Schriften: De statu mortuorum et resurgentium, 1726, und De fide
et officiis christianorum nee non appendix de fntnra Judaeorum
r^t&nratione, Lond. 1727^).
Von 1676—1757 wurden ferner verb. : Roberti Baillii (Baiilie,
Preebjterianer, f 1662) Operis historici et chronologici 11. 2 a crea-
tione mundi ad Constantinnm Magnnm, Amst. 1668, Fol. (über an-
dere Schriften von ihm s. Weingarten S. 4); — Guil. Beveregii
(Beveridge, Bischof von St. Asaph, f 1708) ^vroSixoy s. Pandectae
eanonum ss. apostolorum et conciliorum ab Eecl. graeca receptorum
. . . Oxf. 1672, 2 Fol.; — Jos. Binghami Origines seu antiqui-
tates ecclesiasticae, «ex lingua angl. in lat. vertit J. H. Griscovius,
Halle 1724—29, 10 vol. 4. (das Original war 1708— 22 erschienen);
— Jo. Pearsonis Episc. Cestriensis Expositio symboli apost., juxta
ed. angl. 5. in lat. linguam translata, 1691, verb. 1709, J. Arnolds'
Uebersetzung der seit 1659 oft gedruckten Exposition oftheCreed;
— Les religions du monde ou demonstration de toutes les religions
et heresies, par Alex. Eoss, trad. par Thomas La Grue, Amst.
1666, verb. 1676, eine Art Symbolik, die unter dem Titel A view
of all religions etc. zuerst 1653 erschienen war (deutsch von Chr.
Sixtns: Der Welt unterschiedlicher Gottesdienst, Heidelb. 1660); —
Bob. Sanderson, De conscientia seu obligatione conscientiae et de
juramenti promissorii obligatione praelectiones 7, 1647; De obliga-
tione conscientiae praeL 10, Ed. 2., 1686, verb. 1700; Sanderson
wird von Wood als der erste Casuist seiner Zeit bezeichnet (Blount
p. 1005); — Origines ecclesiasticae s. de jure et potestate ecclesiae
ehnst. exercitationes, auth. Herberto Thorndicio [Thorndyke],
Westmon. Can., 1674, verb. 1709; ferner Guil. Outram , De eacri-
ficiis 11. 2 (de sacrificiis Judaeorum et gentium, de sacrificio Christi),
1677, und eine französische Uebersetzung von Predigten von W.
Sherlock, 1723, und von dem Erzbischof J. Tillotson von Can-
terbory (übers, von J. Barbeyrac), 1705, 5 vol 8. (diese enthalten
einige Angriffe auf die Papisten; Lechler, Deismus S. 146), und von
einem Buche des Londoner Pfarrers Lucas, La perfection du chr6-
tien, 1740; endlicli noch einige anonyme Schriften:
1) Clement 5, 487. Lechler, Deismus S. 867. Gegen De statu schrieb
Mnratori De paradiso regnique coelestis gloria non exspectata corporum
retorrectione justis a Deo collata, Verona 1738. Mich, a S. Jos. 8, 826.
124 Englische protestantische Theologf'n.
Apologie de lav^ritable Theologie chr6t. ainsi qn'elle esttenue
et prechie parle peuple appele par mepris les Trembleurs, traduite en
frangaiß, 1702, von der Inq. verb. 1712. Ee ist das Hauptwerk des ein-
zigen eigentlichen Theologen der Quäker, des Schotten Robert Bar-
clay (1648 — 92; er war zuvor in Paris katholisch geworden), wel-
ches BchoU' 1676 lateinisch erschienen war: Theologiae verae
christianae apologia (Weingarten S. 364. Möhler, Symbolik S. 490).
Seine Catechesis et fidei confessio, 1676, und seine Works, Lond.
1692, Fol., stehen nicht im Index. In Spanien wurde 1764 eine
1710 zu London erschienene span. Uebersetzung der Apologia von
Antonio Alvarado verb. Schon 1708 wurde in Rom verb.: CoUa-
vies Quackerorum secundum ortum, progressum et dogmata mon-
strosa delineata . . Auct. Jo. Joa. Zentgrafio Argentoratensi,
Arg. 1665.
De antiqua ecclesiae Britannicae libertate atque de legitima
ejusdem eccl. exeraptione a Romano patriarchatu diatribe per aliquot
theses deducta, auth. J. B. S. Th. Prof., Amst. 1695, verb. 1709,
zuerst 1656 erschienen. Der Verfasser ist John Basire, Prof. in
Cambridge, f 1676. Er vertheidigt die Sätze: 1. die Rechte der
Patriarchen sind durch Gewohnheit entstanden , von den Concilien
bestätigt, von den Kaisem sanctionirt; 2. die englische Kirche ge-
hörte nicht zu den Suburbicar-Kirchen und stand darum zur Zeit
des Concils von Nicaea nicht unter dem Römischen Patriarchen;
3. sie hat jetzt ihre alte Freiheit wiedergewonnen; 4. sie ist, von
dem Römischen Patriarchen eximirt, nicht schismatisch, sondern um
so mehr katholisch, je mehr sie die alte katholische Freiheit ver-
theidigt (Fabricius, Eist. B. 5, 201). — Von Eduard Stillingfieets
(englisch geschriebenen) Werken steht keins im Index, obschon
Schelstrate gegen seine Origines Britannicae or the antiquity of the
British Church, 1685, 1687 zu Rom die Diss. de auctoritate patriar-
chali et metropolitana drucken liess. Dagegen stehen im Index:
Historia symboli apostolici . . ., ex angl. sermone in lat. trans-
lata, Lips. 1706, verfasst von dem Juristen Peter King (1702),
übersetzt von Grottfr. Olearius (Fabricius 1. o. 6, 477). — Rela-
tion de l'accroissement de la papaut6 et du gouvernemeht absolu
en Angleterre, particuli^rement depuis la longue Prorogation 1675 — 76
jusqu'i präsent, 1730, Uebersetzung der 1678 erschienenen Schrift
(von Andrew Marvell, f 1678): An account of the growth of Po-
pery (das Parlament setzte damals einen Preis von 50 Pf. auf die
Entdeckung des Verfassers).
Von John Wilkins, Bischof von Chester, steht im Index nur
die 1638 anonym erschienene Schrift The discovery of a new world
or a discourse tending to prove that it is probable there may be
another habitable world in the moon, in der französischen Ueber-
setzung : Le m 0 n d e dans lune, divis£ en deux livres, le 1. pron-
vant que la lune peut Stre un monde, le 2. que la terre peut etre
une planete, de la traduction du S. de la Montagne, Ronen 1655,
erst 1703 verb.
Von Brian Waltons Biblia sacra polyglotta, 1657, die 1663
Walton. Polus. Seiden u. a. 125
Tcrb. wurde, sagt E. Simon (Lettres 3, 122): ,,Wenn man die
SciirifUteller nicht kannte, welche an den Frolegomena gearbeitet
kben, könnte man leicht annehmen, das Werk sei von einem Katho-
liken herausgegeben; es hat auch bei allen Katholiken Beifall ge*
fuden, selbst in Eom/' Das schreibt Simon 1692, nachdem das
Werk schon fast 30 Jahre verboten war^). Anderswo (Lettres 2,
^75) berichtet er: die Theologen von Port Royal oder einige ihrer
Freande hätten die Prolegomena übersetzt; die Uebersetzung sei
ihtT Dicht gedruckt ; die zu Lüttich 1 699 erschienenen Dissertations
SQr les Froleg. de Walton, eine freie und abgekürzte Uebersetzung,
piece pitojable, seien nicht von ihnen und die Approbationen un-
echt. — Im Span. Index wird doch nur der Apparatus biblicus
rerb., die Polyglotte selbst expurgirt, und zwar werden ausser Elogia
hereticorum nur wenige Stellen, u. a. einige in der lateinischen
Uebersetzung des Targum, ferner die Capitelüberschriften in den
ETangelien, als nicht dem Gebrauch der kath. Kirche, sondern dem
Ritas der Ketzer entsprechend, gestrichen und bei einigen Stellen
die Beifügung der Note verordnet, der ketzerische Herausgeber habe
bei der Aufzählang der canonischen Bücher Tobias, Judith u. s. w.
iB&litiose ausgelassen.
Matthaei Poli (Pool, f 1679) Synopsis criticorum ... ex
recensione Jo. Leusden, Ultr. 1684 [ — 96, vorher London 1669—90
tmd Prcf. 1678], wurde 1693 verb.; die Critici sacri, Lond. 1660,
9 Fol, u. s., sind nicht verb.; auch nicht Pools englisch geschrie-
bene polemische Schriften. Im span. Index steht die Synopsis
Hiebt, wohl aber die Critici; sie werden in dem von 1707 p. 244
—260 expurgirt nnd verordnet, an die Spitze zu schreiben: Das
Werk ist sorgfaltig expurgirt, aber da es fast ganz ex auctoribus
bftereticis compactum, cum magna cautela legendum. Gleichzeitig
mit der Synopsis wurde verb.: Humfredi Hody Contra historiam
Amteae de LXX interpretibus dissertatio, Oxf. 1684, dagegen nicht
seine De Bibliorum textibus originalibus, versionibus graeca et lat.
Tttlg. IL 4. 1705.
Von dem Juristen Jo. Seiden (1584 — 1654) stehen im Index:
De jure naturali et gentium juxta disciplinam Ebraeorum IL 7,
1640, und De synedriis et praefecturis juridicis vetenim Ehr. 11. 3,
1679 (zuerst 1650), verb. 1714; üxor ebraica s. de nuptiis et di-
Tortiis ... 11. 3 [zuerst 1646J. Ejusd. de succeseionibus ad leges
£br. in bona defunctorum 1. 1 [zuerst 1631], in pontificatum 11. 2
[aerst 1636], Ed. nova, Frcf. 1673, verb. 1718. Man kann sich
1) In Simons Biographie vor den Lettres 1, 7 wird erzählt, er sei,
»la er noch Oratorianer war, weil er die Polyglotte, die Critici sacri u. dgl.
iffl Zimmer gehabt, bei dem Ordens-General Senault wegen Lesens ver-
botener Bücher denuncirt worden. Der General habe seinen Rath ver-
*>nmielt und eine Untersuchung eingeleitet. Simon habe aber erklärt, er
iabe TOD dem Erzbischof und seinem Superior die Erlaubniss zum Ge-
webe jener Bücher und darauf habe man ihn in Ruhe gelassen.
126 Englische protestantische Theologen.
weniger darüber wandern, dass diese Bücher verb. worden, als dar-
über, dasB es so spät geschehen; denn sie enthalten Digressionen
über kirchenrechtliche Fragen (z. B. De syn. 1 , 10), an denen man
in Eom Anstoss nehmen mnsste.
Von der oft gedruckten Geschichte der Jaden (The Old and
New Test, connected in the bist, of the Jews and neighbourin^
nations, 1716) von Humphrey Prideaax (1648 — 1724) wurde
eine französische Uebersetzang 1732 mit d. c. verboten: Eist, des
juifs et des peaples voisins depnis la decadence des royaumes
d'Israel et de Juda jasqa'^ la mort de Jisus Christ, par M. de
Prideaax, Amst. 1712 und Paris 1724. Die Uebersetzang ist von
Brutel de la RiviÄre und du Soul. Der Ausgabe Paris 1726, 7
vol. 12., und 1742, 6 vol. 12., sind zwei Dissertationen des Jesuiten
Tournemine beigefügt, in welchen einige Punkte, die bei Katholiken
Anstoss erregen konnten, berichtigt sind. Diese Ausgabe hatte
also doch wohl freigegeben werden können. — Sonst stehen noch
folgende exegetische Sachen im Index: Nie. Füller, Miscellanea
theologica, quibus non modo scripturae div., sed et aliorum classi-
corum auctorum plurima monimenta explicantur, 1612 u. o.; —
Eduard Leigh, In N. T. annotationes, 1650, erst 1737 verb.; —
Jac. Windet (Dr. med.) De vita functorum statu ex hebraeorum.
et graecorum sententiis, cum corollario de tartaro apost. Petri, 1677.
Roberti Boyle, Nobilis Angli et Societatis Regiae membri
dignissimi, opuscula seqnentia: Cogitationes de s. scripturae stylo,
Genf 1680; De araore seraphico seu de quibusdam ad Dei amorem
stimulis, Genf 1693; Summa veneratio l)eo ab humano intellectu
debita ob sapientiam praesertim ac potentiam, Genf 1693, wurden
1700 verb.«)
Von den sehr scharf antipäpstlichen, aber nur englisch er-
schienenen Schriften von Michael Geddes steht keine im Index:
Miscellaneous Tracts in 3 volumes, 2. Ed. London 1714,* The Council
of Trent, 1714,* Several Tracts against Popery. Together with
the life of Don Alvaro de Luna, Lond. 1715.* — Nur im spa-
nischen, nicht im Rom. Index steht: Le passe-partout de TEglise
Romaine, ou histoire des tromperies des pretres et des meines en
Espagne, par Antoine Gavin, ci-devant pretre seculier de TEgl. Rom.
ä Saragosse et depuis 1715 ministre de l'Egl. anglicane, trad. de
l'anglois par M. JaniQon, Londres 1727, 3 vol., zuerst englisch er-
schienen: A master-key to Popery in five parts . . ., 2. Ed., London
1725 (Pelayo 3, 98).
1) In dem Giorn. de* letterati, Rom 1745, p. 11 steht E^tratto della
vita di R. Boyle premessa all' edizione inglese di tutte le sue opere (Lond.
1744, 5 Fol., edirt von Th. Birch). Mich. a. S. Jos. 4, 76 sagt von ihm:
Quamvis haeresim ad mortem usque retinuerit, a coutroversiis a sectariis
agitatis penitus abhorruit christianique nominis dilatationera ardentiori zelo,
etsi non recta fide procuravit.
Französische protestantische Theologen. 127
20. FraBzosische protestantische Theologen.
Die protestantisch-theologische Literatur Frankreichs und
der französischen Schweiz ist verhältnissmässig am stärksten
im Index vertreten, aber freilich, wie schon eine Vergleichung
mit dem französischen Index von 1685 zeigt, bei weitem nicht
vollständig verzeichnet. Von manchen bedeutenden Schrift-
steilem sind nur einzelne Bücher verboten, keines von Daniel
Ciiamier, Ben. Pictet, Jacqnes Cappel, Samuel Bochart (der
ausser seinen grossen biblischen Werken auch polemische ge«
sehrieben, Clement 4, 388), n. a. Namentlich in der ersten Hälfte
d^ 17. Jahrhunderts wurden, wohl in Folge derDenunciationen
des Nuncius, manche jetzt verschollene Sachen verboten. Auch
manehe französische Schriften wurden erst lange nach dem Er-
seheinen verboten.
Namhafte Theologen, von denen einzelne Schriften verb. wurden,
«nd: Jacques Abbadie (1654—1727): Traite de la verite de la
religion chretienne, in drei Theilen, zuerBt 1084, die Ausgabe von
1688. 89 verb. 1700 und 1703, eine Apologie des Christenthums
gegen Atheisten, Deisten und Juden, nach Picot von Katholiken und
Protestanten gelobt, stellenweise aber polemisch gegen die Eömische
Kirche. Seine anonyme Schrift La verite de la religion reformee,
1718, steht nicht im Index. — Von Pierre All ix (1641-1717),
.»einem der gelehrtesten und fruchtbarsten Polemiker der französi-
sclieii reformirten Kirche** (R.-E. 1, 304), steht im Index unter seinem
Xamen nur Dissertatio de trisagii origine, 1674. 1703 wurden aber
drei anonyme Schriften von ihm verboten, die noch jetzt ohne seinen
Namen im Index stehen: Dissertatio de Tertulliani vita et scriptis,
s. 1.; Diss. de conciliorum quorumvis definitionibus, s. 1.; Diss.
de sanguine D. N. J. C. ad epistolam 146. S. Aug., qua num adhuc
existat, exquiritur, s. 1. 1680. Gegen die letze Schrift erschien Dis-
qnisitfo theol. de sanguine corporis Christi post resurrectionem ad
ep. 146. S. Aug. Auetore Theologo Paris., Metropol. Senon. Eccl.
Decano [Jacques Boileau], Paris 1681, worin AUix als Verfasser
der Diss. bezeichnet wird^). Auffallender Weise wurde der von
AUix herausgegebene Traiti» d'un auteur de la communion romaine
louchant la transsubstantiation, Lond. 1686 (Bayle, Oeuvres 1, 745),
1) Nie. 12, 128. A. E. 1682, 331. 838. Es handelt sich um die Frage,
ob Ang. Ep. 146 (205) bezweifle, dass in dem Leibe des Auferstandenen
Blot gewesen.
128 FranzÖBiBche protestantische Theologen.
nicht verb. — Isaac de Beausobre (1659 — 1738, seit 1694 in
Berlin) : nur Histoire critiqne de Manich^e et du Manichiisme, Amst.
1734.39, 2yol. 4. — LonisLeBlano (f 1675): Theses theologicae
yarÜB temporibns in academia Sedanensi editae, Sedan 1646, 4«;
die 4. Ed., London 1708, Fol., 1725 verb.i). — Benjamin de Dail-
Ion (bis 1685 Prediger in Frankreich): Examen de ToppresBion des
reformez en France, oü Ton justifie l'innocence de lenr religion, et
oü Ton prouve qne la doctrine des demons signifie dans S. Faul le
cnlte que les payens rendaient aux morts, et qu'il n*6tait point difPe-
rent de celui que TEgl. Rom. rend aux saints, 1687, yerb. 1709.
— Jean Grayerol (1647 — 1718) nicht mit seinem Namen im Index, von
ihm ist Jo. Rolegrayii Tractatus de religionnm conciliatoribus,
Lausanne 1674 (gegen ünionsprojecte von d'Huisseau), yerb. 1714,
und die anonyme Schrift L^Eglise protest. justifi^e par TEgl.
Rom. sur quelques points de controverse, Grenf 1682 (gegen eine
kleine Schrift von de la Tour-Daill6, an der Card. Le Camus ge-
holfen haben soll), verb. 1737. — Alex. Morus (1616—70): Causa
Dei s. de scriptura sacra exercitationes Genevenses, verb. 1673. —
Casimir Oudin (1638—1717, Praemonstratenser, 1690 Protestant):
Commentarius de scriptoribus Ecclesiae antiquis, 3 tom. Fol., Lips.
1722. — Abraham Ruchat (1680—1750): Histoire de la refor-
mation de la Saisse, 6 vol., Genf 1727 (Lausanne 1835 —38, 8 vol.
8.), yerb. 1732, gleichzeitig die Pseudonyme Schrift: Les delices de
la Suisse, une des principales republiques de TEurope, par Gottlieb
Kypseler, 4 yol. 12., Leyden 1714. — Charles Marie de Veil,
ein yon Bossuet bekehrter Jude, der erst katholischer, dann angli-
canischer Geistlicher, dann Anabaptist wurde: Explicatio llteralis
evangelii sec. Mth. et Marcum, ex ipsis scripturarum fontibus, He-
braeorum ritibus et idiomatis et recentioribus monumentis ernta,
Lond. 1678, yerb. 17212). — Noel Aubert de Yers6, Katholik,
Calyinist, Socinianer, um 1690 wieder Katholik, f 1714'), nicht mit
seinem Namen im Index: yon ihm sind die anonymen Schriften:
L'ayocat des protestants ou traitä du schisme dans lequel on justifie
la Separation des prot. d^ayec l'Egl. Rom. contre les objections des
Sieurs . Nicole, Brueys et Ferrand, par le Sieur A. D. V., Amstefd.
1687, yerb. 1709, und Le tombeau du Socinianisme, auquel on a
ajoutä le nouyeau yisionnaire de Roterdam etc., Francf. 1687 (Le
nouyeau yis., gegen Jurieu, war schon 1686 allein erschienen), yerb.
1714.
1687 wurde yerb. Syntagma thesium in academia Salmu-
riensi disputatarum sub praesidio Lud. Cappelli, Mosis Amyraldi et
Josue Placaei, Saumur 1660—64, 4 yol. 4. Von M. Amyraut,
1) Fabricias, Hist. Bibl. 1, 845. Der Jesuit Adam behauptet, IjO Diane
sei katholisch geworden.
2) A. Bernus, R. Simon, p. 99. R. Simon, Lettres 1, 87.
3) Räss, Convertiten 8, 488. Haureau, Hist. litt, du Maine 4, 199.
Franzosische protestantische Theologen. 129
J. La Place and Louis Cappel steht sonst nichts im Index. Die
Ciitica Sacra des Lud. Cappellns wurde 1650 von seinem katholisch
gewordenen Sohne Joannes herausgegeben und Petau, Morin und
Mersenne, welche das Buch corrigirten, erwirkten daf^r ein könig-
liciies Privileg, welches man in Rom in dem Buche eines Haeretikers
4oeh ungern gesehen haben soll (Simon, Lettres 1, 28).
1640 wurde verb.: D6claration du Sieur F. Clouet, cy-de-
Tut appele F. Basile de Eouen, predicateur Capucin et Missionaire
do Pape, oü 11 diduit les raisons qu* 11 a eues de sa Separation de
TEgl. Rom. pour se ranger k la reformie, Sedan 1639, 12., und
flODst, auch hollandisch und deutsch. Sein Journal du capucin, wel-
ches 1642 zuPoitiers verbrannt wurde, steht nicht im Index. Jar-
rige sagt in seiner Retractation 1650, Clouet sei seit zwei Jahren
wieder katholisch^). — Zu den theologischen Streitschriften gehört
aneh eine 1646 verbotene Schrift des Genfer Juristen J. Lect
(1560-1611). Der französische Jurist Ant. Favre (1577—1624)
hatte in dem Codex Fabrianus definitionum forensium et rerum in
Sabandiae senatu tractatarum, Lyon 1606, Fol., die Genfer Theo-
logen angegriffen und das katholische Argument von der Praescriptio
geltend gemacht. Dagegen ist gerichtet: Jacobi Lectii adv. Codicis
Ftbriani tu TiguiTa xuxoiö^a praescriptionum theologicarum 11. 2,
Genf 1607, 8.2). — In einem Decrete von 1624 (Alex. No. 29)
iteht: Gonformit^ della chiesa Rom. con li gentili, liber gallice
coDflcriptus, dafür seit Ben. : Frang. de Cr 07, Les trois confor-
mites, savoir rharmonie et convenance de r£gl. Rom. avec le pa-
ganisme, judaisme et her^sies anciennes, 1605 (deutsch von J. J.
Grasser: Fr. Croii Heydnisches Papstthum u. s. w., 1607, U. N.
1727, 353; englisch 1626, Walch, Bibl. II, 371). Aehnliche spätere
Schriften sind: Trait6 des anciennes c^remonies, ou bist., conte-
oaat leur naissance et accrobsement, leur entröe en TEgl., et par
quels degrez elles ont passe k la superstition, Qqevilly 1637, 8.,
Amst 1646 u. s. (der Verfasser nicht bekannt, der Herausgeber,
Jean Porre, nennt sich in der Widmung an Karl II.), verb. 1669;
Les Conformitis des cerimonies modernes avec les anciennes,
Genf 1667 (von P. Mussard , deutsch von Hosmann : Vorstellung
der vor Zeiten aus dem Heidenthum in die Kirche eingeführten
Gebrauche, 1695, Walch 1. c), verb. 1668. — 1609 wurde ver-
boten: L'Antechrist Romain oppos^ k TAntechrist juif du Card.
Bellannin, du Sieur Remond et autres, s. 1. 160^; bei Ben. noch
riehtig unter Antechrist, jetzt: Remond (du Sieur et autres), L'an-
teehrist . . . Bellarmin, als ob die Schrift von dem eifrigen Anti-
ealvinisten Florimond de Remond (1570—1602) und anderen gegen
Bellarmin geschrieben wäre.
1) Bass, Convertiten 6, 287. Backer 5, 740. Bist, de Tedit de Nantes
2) Jngler 8, 66. Nie. 19, 293; 80, 185.
Banaeh, Index n. 9
130 Französische protestantische Theologen.
Andere kleine Schriften aus dem Anfange des 17. Jahrh. sind:
Apologie ou defense des chrötiens qni sont de la religion evange-
liqae oa reformie, satisfaisant k cenx qni ne venlent vivre en paix
et Concorde avec eux; Trois table s espagnol-frangaises: la 1. de
l'ancienne doctrine de Dien et de la nouvelle des hommes, la 2. de
la C^ne et de la Messe, la 3. de TAntechrist et de ses marqnes, beide
verb. 1624; Comparaison de Tivangile du Pape avec riv. de J.
C. touchant la remission des pich^s et la consecntion de la yie
eternelle (bis Ben.: Folinm idiomate gallico conscriptnm: De com-
paratione etc.), verb. 1627.
Später wurden noch folgende anonyme Schriften verb.: Banme
de Galaad, ou le v6ritable moyen d^obtenir la paix de Sion et de
h&ter la delivrance de TEgl., 1687, verb. 1709, von G. Torman; —
Le cinquiäme empire, ou trait6 dans lequel on fait voir qu' il y
aura un cinquieme empire sur la terre, qui sera plus grand qne
celui des Assyriens, des Perses, des Grrecs et des Bomains, Haag
1687, 12., verb. 1693, von einem Hugenotten, der beweisen will,
Rom und Frankreich würden bald untergehen (ü. N. 1746, 515);
— Entretiens curieux ou dialogues rustiques entre plusieurs per*
sonnes de difPerens 6tats, composez d'un stile aisi et familier ponr
l'utilit^ de ceux de la religion reform^e etc., Amst. 1683, verb.
1 685, schon früher erschienen unter dem Titel : Dialogues rustiques
. . . par J. D. M., Gren^ve, J. de Baptista 1649; vielleicht ist
Baptista auch der Verfasser (Reuchlin, Port Eoyal I, 315); —
Les entretiens des voyageurs sur la mer, Col. 1704, und 2. par-
tie, dans laquelle on traite de plusieurs affaires concernant l'^tat
et la religion, Col. 1704, von der Inq. 26. Oct. 1707 verb. „ut 1.
cl." (S. 88), eine spätere Ausgabe, Col. 1717, verb. 1725. Das
Buch war schon 1683 erschienen; es enthält G-espräche auf einem
von Amsterdam nach Hamburg gehenden Schiffe über die Verfol-
gung der Hugenotten, das Papstthum, die Jesuiten u. dgl. Als Ver-
fasser wird G6d6on Flournois bezeichnet. 1740 erschien eine Aus-
gabe in 4 vol. 12.^). — De Tdtat de Thomme aprös le p6ch6 et de
sa Prädestination au salut, Amst. 1684, verb. 1725, von Charles
LeCene (1647—1703), enthält nach Bayle, Oeuvres IV, 613 le pe-
lagianisme tout pour. Dagegen steht nicht im Index das im Sinne
Beverlands geschriebene, ganz ungläubige Buch: Etat de Thomme
dans le p6ch6 original oü Ton fait voir quelle est la source, quelles
sont les causes et les suites de ce p£ch6 dans le monde, 1714 u. s.,
auch unter dem Titel: Hist. de Vitat de Thomme dans le p. o.,
1781 u. S.2). — Histoire apologitique, ou defense des libertez
des 6glises reformies de France, Amst. 1688, 3 vol., verb,. 1703,
von Fr. Gautier. — Räponse au livre de Mgr. l'EvSque de Con-
1) ü. N. 1733, 935; 1740 B, 236.
2) Freytag, Anal. 463. ü. N. 1732, 949. lieber Le Cöne's Projet
d'nne nouvelle version fran^. de la Bibl. 1696, s. Bayle, Oeuvres lY, 769.
U. N. 1741 B, 118. Baumg. 7, 15.
Italienische protestantische Schriften.
131
km qui a pour titre : Exposition de la doctrine de l'Egl. cath. sar
b matieres de coDtroyerse, 1673, 12., verh. 1693, von M.-A. La
Baetide, die einzige der vielen Gegenschriften gegen Bossuets Bach,
ik im Index steht (anch Juriea^s Preservatif contra le changement
it religion, on idie jnste et veritable de la rel. cath. rom. opposee
nx portraits flatt^s qn'oD en fait, et particnliirement k celui de M.
de Condom, 1680, warde nicht speoiell verb.); — Beoueil de plu-
sieors pieces curieuses comme il se verra k la page suivante, Yille
Franehe, 1678, 12., verh. 1687, enthält zwei ältere satirische Schriften
ge^B Fr. Y6ron : La messe tronv^e dans VEcritnre, 1646 (32 S. 8.)
B. 8., nach Haag nicht von D. Derodon, sondern von Lucas Jansse,
indLe hibou des Jteaites oppos^ ä la Corneille de Charenton, 1624,
Ton J. Mestrezat, gegen Y^rons La Corneille de Charenton (über
die Abendmahls] ehre). In der Schrift von Jansse wird Yeron ver-
spottet, der in seiner Üebersetznng des N. T. 1646 Apg. 13, 2 xul
hatiwyovmar uvmy red xvQiw mit et enx disant la messe au Seig-
nenr übersetzt hatte. Es wird hier erzählt, Innocenz X. habe sich
sehr erfreut geäussert, dass die Messe nun auch in der Bibel ge-
funden worden; der Marquis Furgatoire, der Graf Merite und der
Tieomte Francarbitre bitten, sie auch in die Bibel zu setzen u. s. w. ^)
Auffallender Weise steht nicht im Index das anonym in Holland
enehienene Buch des Isaac la Peyr^re (geb. 1594), Fraeadamitae
8. Exercitatio super v. 12 — 14 cap. 5. Epistolae ad Bom . . . Item
87Btema theologicum ex Fraeadamitarum hypothesi. F. I., 1655,
welches viele Gegenschriften hervorrief, von dem Bischof von Na-
mw censurirt und in Faris verbrannt wurde. 1656 wurde Feyrere
io den spanischen Niederlanden verhaftet, auf sein Yerlangen nach
Bom geschickt, wo er katholisch wurde und bei seinem XJebertritt
sein Boch retractirte (er behauptete auch später, aus der Bibel lasse
es sich nicht widerlegen); er schrieb darauf I. Feyrerii Epist. ad
Pkilotimum, qua exponit rationes, propter quas ejuraverit sectam
(klTini, quam profitetabur, et Hbrum de Fraeadamitis, quem edide-
nt, Rom, Propaganda 1657, 4., u. s. Er starb 1676. Auch sein
Buch Du rappel des juifs, 1643, enthält wunderliche Dinge ^).
21. Italieniselie protestantische Schriften.
Protestantische Schriften in italienischer Sprache erschie-
ne im 17. und 18. Jahrhundert nnr in der Schweiz oder sonst
1) ü. N. 1745, 667. Götze II, 708. Das Schriftchen ist zu Genf 1821
Bea gedruckt worden.
2) R. Simon, Lettres 2, 1. Haas, Convertiten 7, 113. Lecky, Gesch.
4» Aufkl. I, 2a0.
132 Italienische proteBtantische Schriften.
im Anslande. Der einzige bedeutende Schriftsteller, der hieher
gehört, ist Giacomo Picenino aus Samaden, Prediger in Soglio,
von welchem die Inquisition 1707—14 vier Schriften verbot und
mit dessen Widerlegung sich mehrere katholische Theologen zu
thun machten. Sonst sind nur einige kleine Schriften, nament-
lich über die Kämpfe im Veltlin (1620), und mehrere Ueber-
setzungen, einige von Vincenzo Paravicino, zu erwähnen (vgl.
S. 69; über die Bibelübersetzungen s. u.).
Von Picenino wurde 1707 verb. : Apologia per i riformatori
e per la religione riformata contro le invettive di Fr. Panigarola e
P. Segnen [in LMncrednlo senza scusa], Chur 1706, dann 1710
Yestimento per le nozze dell' agnello qui in terra, Chur 1709
(Beide wurden 1709 auch in Venedig verb.; Cecchetti, Rep. 2,258)
Die in demselben Jahre in Zürich erschienene Concordia del ma
trimonio e del ministerio in forma di dialoghi wurde erst 1714 verb.
gleichzeitig mit einer vierten Schrift. Gegen die Apologia schrieb
nämlich der Jesuit Andr. Semery Breve difesa della vera religione,
Brescia 1710, und dagegen Picenino Trionfo della vera religione
contro le invettive di Andr. Semery S. J. esposte nella vile difesa
della sua religione, Genf 1712. — Der gelehrte Benedictiner Bac-
chini wollte gegen Picenino 18 Lettere schreiben. Gegen die ersten
fünf brachten aber die beiden in Rom bestellten Censoren, sein
früherer Gönner Fontanini und ein Dominicaner (Fabroni, Vitae
7, 208), so viele Einwendungen vor, dass Bacchini 21. Sept. 1707
an Passionei schrieb: er schicke ihm die Censuren mit seinen Ge-
genbemerkungen, beabsichtige aber das Buch nicht zu veröffentlichen,
sondern das Manuscript sammt den Censaren und Gegenbemerkungen
in einer Bibliothek zu deponiren (Aff6 5, 383). Nach Bacchini's
Tode (1721) wurden die fünf Briefe von seinem Schüler, dem Bene-
dictiner Sisto Rocco veröffentlicht : Lettere polemiche contro il Sig.
Giacomo Picenino, ministro in Soglio, con le censure alle medesime
e le osservazioni su di esse, Altdorf (Mailand) 1738, 4. Die Cen-
soren beanstandeten u. a., dass die Briefe italienisch geschrieben
seien. Aber der Dominicaner Vincenzo Lud. Gotti (er wurde 1728
Cardinal) schrieb unbeanstandet Vera Chiesa di G. C. dimostrata
da' segni e da' dogmi contro i due libri di Giac. Pic. [Apol. und
Trionfo], Bologna 1719, 3 vol. 4. (nochmals 1734 und lateinisch
von dem Dominicaner Vinc. Thom. Covi, Bologna 1750), ond gegen
die Concordia Colloquia theologico-polemica, 1727. Auch der Abt
Aloys Andruzzi und der Augustiner Hyacinth Tonti schrieben gegen
Pic. (Harter 2, 1248). Eine gegen Tonti gerichtete Schrift von
Manelli, Esame placido della difesa del P. Tonti contro TApol. del
Picenino, Chur 1723, steht nicht im Index.
Die Conversion des Frid. Saliceus (Salis), eines Enkels des
gleichnamigen Hauptbeförderers der Reformation in Granbünden,
veranlasste mehrere Schriften von Graubündener Predigern. Eine
Pioenino. Pol. Leyser. Sandis u. a.
188
derselben, die dem Vater nnd den beiden Brüdern des Convertiten
gevidmet ist, vnrde 1640 verboten : Storgae Saliceae, i. e. Epistola,
in qua pater orthodoxns filinm papietam in veritatis yiam redncere
eonatnr, antb. Stephane Gabriele, Ecclesiae Ilantinae in Grisaeo
Rhaetomm Foedere ministro, Genf 1617^). — Bei Gelegenheit des
Jnbilaeams von 1650 erschien: Del Ginbileo di N. S. Innocenzo X.
con il Bommario degli altri passati giubilei e del vero modo di
ottenere pienissima indnlgenza e d'altre cose misteriose e divote,
itampato nella Corte di S. Pietro, 1650, 12., verb. 1651 (beiGnicc.
p. 137 mit: composto dal R. P. M. Fr. di Cremona; vgl. U. N.
1737, 547); über ähnliche Schriften s. I S. 587. — Als Card. Spinola
Bischof von Lncca geworden, richtete er ein Schreiben an die Nach-
kommen der im 16. Jahrhundert nach Genf aasgewanderten Luc-
ehesen, mn sie znr Kückkehr zur Römischen Kirche zu bewegen;
es wurde in Genf 1680 mit einer Erwiderung gedruckt (Cantu 3,
720). Darauf verbot die Inquisition (Fer. Y.) 1681: Libellus quo-
rnndam Genevensium inscr. : Lettera dell* £min. Signor Card. Spinola
Vescovo di Lucca agli oriundi di Lucca stanzianti in Geneva, con
le considerationi sopra d'essa fatte (mit dem Motto 1 Petr. 8, 15).
Seit Ben. steht die Schrift unter Lettera mit dem Zusätze: quae
eonsiderationes sunt Franc. Turretini, ministri Genevensis.
1619 wurden verh. : Due prediche catholiche, una delle opere
bnone, Taltra della giustificatione dell' huomo con Dio, predicate
nell' Imperial Palazzo di Praga dal Rev. Padre P. L i s e r o (im
Decrete steht Suero, bei Alex. Silero, erst Ben. hat den richtigen
Kamen hergestellt), eine s. 1. et a. (123 8. 16.) erschienene Ueber-
Setzung von „Zwo christliche Predigten ... zu Prag gehalten als
die R. K. Maj. Rodolphos II. . . von dem Churf. zu Sachsen . . .
Christian 11. hesuchet ward, jetzo aber in offenem Druck publicirt
TOB wegen des vnuützen Geschreyes vnd Gespeyes, welches zween
Mtnch, ein Lojolitisoher [Andr. Neupauer] vnd ein Capuciner
[Lorenzo da Brindisi], dorwider erreget Durch Polycarpvm Leysern
D., Lpz. 1607, 120 S. 4. Die Vorrede und die Postfatio sind scharf
polemisch; in den Predigten selbst wird die protestantisobe Lehre
ohne Ausfälle vorgetragen, aber gelegentlich behauptet, Karl V.,
Ferdinand I. und Maximilian II. hätten sich beim Sterben allein auf
. die Yerdienste Christi verlassen. Wo die Predigten des eifrigen
Lutheraners als „katholische** Predigten eines „Hochw. Paters'* ge-
druckt sind, ist nicht bekannt^). — Gleichzeitig wurde verb. Re-
petitione delli principali capi della dottrina cristiana cavati dalla
8. Bcrittura.
Edwin Sandys, ein Sohn des gleichnamigen Erzbisohofs von
York, der in der 1. C\. steht, f 1629, schrieb 1599 ein Buch,
▼elches 1605 ohne sein Vorwissen anonym und fehlerhaft, 1629
von ihm selbst correct herausgegeben wurde: Europae Speculum or
1) Porte, Hist. Ref. 11, 287.
2) Stieve, Briefe und Acten Y, 899. Rosenthal 84, 1655.
184 Italienische proteBtantiscfae Schriften.
a view or eurvey of the State of religion in the western part of
the World, wherein the Eoman religion and the pregnant policies
of the Church of Rome to snpport the same are notably dis-
played with other memorable discoveries and commemorations (wie-
derholt gedruckt, u. a. 1673). Davon erschien zu Genf 1625 eine
italienische (1626 eine französische) Uebersetzung mit Zusätzen zu
den zehn ersten Capiteln (von Sarpi?) von J. Diodati; diese wurde
1627 verb.: Relatione dello stato della religione [e con quali disegni
& arti h stata fabbricata] del Gavalier Edoino Saudis, tradotta
dair inglese in linguaggio italiano^). — 1627 wurde ferner verb.:
Instruttione fondamentale, se una setta duri piu 6 meno di cent^
anni: similmente, quäl sia l'antica e nuova fede e dove avanti la Ri-
formatione essa sia stata, data in luce dal S. 6io. Giac. Breitingero,
trasl. da Vincenzo Paravicino, servo di Cristo, nell' a. 1622, Ueber-
setzung von Breitingers „Bericht" etc. 1620 (R.-E. 2, 604). — Della
communione con Jesu Christo nell' eucaristia contra i Card. Bellar-
mino e du Perron; trattato di Giov. Mestrezat [Trait^ de la com-
munion etc., Sedan 1625], trad. per Y. Paravicino, ministro della
parola di Dio nelle chiese di Bondo e Castesegna in Bregaglia,
wurde 1640 verb. Andere üebersetzungen von Paravicino, — er
war später Prediger der italienischen Gemeinde in Zürich, — Com-
pendio delle controversie (von Ch. Drelincourt), 1630, Del combat-
timento Christiane (von P. du Moulin), 1627 (Guicc. 216. Suppl. 2,
16), stehen nicht im Index. — 1714 verbot die Inq. Catechismo,
nel quäle le controversie principali di questo tempo sono brevemente
decise per la parola di Dio, trad. in lingua ital. ed accresciuta,
stampato 1668 [?].
Mit der Unterdrückung des Protestantismus im Yeltlin und
der Verfolgung der Waldenser in der Markgrafschaft Saluzzo *) hangen
zusammen: Vera narratione del massacro degli evangelici fatto dal
papisti ribelli nella maggior parte della Yaltellina 1620 a di 9. di
Luglio (von Paravicino), verb. 1621. — Memoriale cujus initium:
Alla Santitä di N. S. P. Gregorio XV. il clero e cattolici di Val-
tellina, verb. 1622 mit dem Zusätze: prohibetnr tum impressum,
tum imprimendum, itaque etiam manuscriptum, ubique locornm et
sub quovis idiomate; nach dem Archiv für Schweiz. Reformationa-
gesch. 1, 534 ist diese Denkschrift wie zwei andere, an dieEöni^
von Spanien und Frankreich, alle drei 1621 gedruckt, jede 12 — 18
S. 4., von dem Jesuiten Scipio Carrara; — Lettres des fid^les du
marquisat de Saluces, souverainetä du Duc de Savoye, envoy^es a
Mess. les pasteurs de T^glise de Geneve, contenantes Thist. de leur
pers^cution et de la foy et constance de deux martyrs mis k mort
1) Wood II, 472. Nachr. v. der StoUischeu Bibl. 2, 666. Eine fran-
zösische Ausgabe, Relation de Testat de la religion . . ., s. 1. 1641,^ hat
auch die Zusätze. Eine deutsche Uebersetzung 1688.
2) Brosch, Gesch. des K.-St. 1,866.377. Henke, Neuere K.-G. 2, 164.
Paravicino. Yeltlin. Waldenser n. a. 186
le 21. d*Oct. 1619 par sentence de rinqaisition et da Senat de
Piemonty verb. 1624; gleichzeitig: Ragionamentoiu materia di reli-
gione aecadnto tra due amici italiani; — Antidote contra le calnnnie
de* Capnciniy eompoBto per li fideli oonfessori della yerit& nelie
Leghe de' Grigioni (s. l. 1624,12., Gaicc. Suppl. 2, l), verb. 1627.
Hietoire ecclesiastiqne des eglises recneillies en quelques val-
lees de Piemont . • . autrefois appeUes iglises YaudoiseB, 1160
—1643, par Pierre Gilles, Pasteur de r£gl. ref. de la Tour, Genöve
1644, wurde 1646 verb. (Clement 9, 183; Baumg. 1, 224); dagegen
iteht nicht im Index die ausführlichere Hist. g£n. des igh evan-
gcliqaes des vall^es de Piemont ou Yaudoises . . . jusqu* & Tan
1664. par Jean Leger, Leyde 1669, 2 Fol. (Baumg. 1, 175). Von
den italienischen Streitschriften, welche Gilles, wie er eh. 61 be-
richtet, gegen den Prior M. A. Eorengo ^) und den Mönch Theodor
Belredere veröffentlichte, steht keine im Index. Apologia delle
ehiese riformate del Piemonte circa la loro confessione di fede e la
»ntinua successione di esse, tanto ne' natu del paese, quanto ne'
YaJdesi^ contra le cavillationi e oalunnie del Priore Marco Aurelio
Borengo di Lncema, Genf 1662, wurde 1663 verb., aber von Ben.
veggelassen.
1722 verbot die Inq. La prattica di pietä che insegna al chri-
■tiano il vero modo di piacere a Dio, composto in lingua inglese
dal S. Luigi Bayli, . . Yescovo di Bangor, trad. nelf ital. daG. F.,
Coira 1720 con licenza de' superiori e priyilegio; — das Schrift-
ehen von Lewis Bayly, Hofprediger Jacobs I., Practice of piety,
wir schon 1619 in 11. Auflage erschienen und ist in mehrere Sprachen
tbersetzt worden ; — femer: Conversazioni familiari fra due fo-
restieri sul punto della yera ed unica religione crist.; studio molto
Qtile e necessario per confondere e convertire gli eretici ostinati,
dedicato al merito grande dell' 111. S. Gugl. Burnetti da C. C.»
Francf. 1711. So wird der Titel, vollständiger als bei Ben., in der
Baceolta angegeben; in dieser (nicht im Index) steht auch Lettera
itampata in Londra trasmessa da persona apostata ed eretica che
ba per titolo: Lettera a N. N. scritta da Cristoforo Caminata etc.
per giustificare la sna sortita dalla Chiesa Eomana . . ., Londra 25.
Sett 1707. Dieser Cr. Caminata wird also auch der C. C. sein, der
die Conversazioni herausgegeben. Bei beiden Schriften steht in der
Baceolta die Bemerkung: „Es wird erklärt, dass dieses eines der in
der Bulla Coenae verdammten Werke ist und dass darum jeder,
der es liest oder behält, dar dem h. Yater reservirten Excommu-
nicatio latae sent. verfällt.'* (S. 7).
1) Memorie historiche dell' introduttione delV heresie nelle yalli di
Liuxnia, marchesato di Saluzzo, cd altre di Piemonte, del Prior Marc'
Aurelio Rorengo de' Conti di Lucema, Torino 1649, 4.
186 Schriften über Päpste, Inquisition u. dgL
22. Schriften ober die Päpste, die Inquisition
und dgl. 1600-1757.
Es stehen nicht nur sehr viele polemische Schriften gegen
das Papstthnm von Protestanten im Index, wie deren schon
manche § 16 — 21 angeführt sind, sondern auch geschichtliche
Werke über die Päpste überhaupt oder über einzelne derselben,
von Protestanten und Katholiken, anch ein Bnch des Jesuiten
Kiccioli über die päpstliche Unfehlbarkeit, freilich nur mit d. c.
Dazu kommen mehrere Schriften über die Inquisition und den
Index, über die Taxen der päpstlichen Kanzlei und Datarie
u. s. w. Von Gregorio Leti (1630 — 1701) wurden, ohne Zweifel
wegen der antipäpstlichen Tendenz seiner Schriftstellerei, schon
1686 sämmtliche Werke verboten.
Aus dem 18. Jahrh. sind noch folgende Verbote von prote-
stantischen Schriften nachzutragen: Histoire des papes et souve-
rains chefs de l'öglise depuis S. Pierre jusqu' k Paul V., 2 vol.,
verb. 1628. — Historia Pontificum Rom. contracta et compendio
perdncta usque ad a. 1632 a Jac. Eevio, Amst. 1632, 12., verb.
1651 (in dem Decrete und den älteren Indices steht Reccio; andere
Schriften von Revius, 1586 — 1658, sind nicht verb.). — Formatio
et exclusio infrunitae monarchiae papalis, anth. Daniele Lipstorpio,
Jena 1656, verb. 1662 (Lipstorp war Astronom und ist bekannt
als Vertheidiger des Copernicanischen Systems, A. D. B. 18, 746).
— Wilh. Christoph. Kriegsmann, De attrito per papas imperio
deque pontificatu a Caesare ecclesiae reiqiie publicae causa capes-
sende dissertationes, verb. 1687. — Nie. V edel ins (Wedel, 1596
— 1642), De cathedra Petri s. de episcopatu Antiocheno et Romano
S. Petri 11. 2 adv. Baronium et Bellarminum pro libertate regnm,
principum et populonim christianorum. Ed. 2. Genevensi [1624]
auctior, Franeker 1640, verb. 1693. Nicht im Index: Disputatio theol.
de magistratu adv. Bellarmini librum de laicis, 1638, die 1642 noch-
mals als De episcopatu Constantini M. s. de potestate magistratuum
reformatorum circa res ecclesiasticas erschien und viele Streitschriften
veranlasste (Paquot I, 251).
Auf einzelne Vorgänge beziehen sich: Clementis VIII. Fer-
rariam petentis et ingredientis apparatus et forma, verb. 1624 (Cle-
mens VIII. war schon 1598 in das für den h. Stuhl gewonnene
Ferrara eingezogen; Ranke, Päpste, WW. 38, 177). — Supplica
alla Santitä di N. S. Papa Paolo V. per varii cittadini Bolognesi
ed altri creditori di Girolamo Bocohi, Bologna 1619, und Replica
d'una supplica diretta a N. S. Paolo V. da' creditori in difesa della
veritä d esse e dell' honor de' creditori et altri nominati in una tal
PapstgeBchichte. 137
rispoita, ascita contro detta SDpplica, Frcf. 1620, beide als libelli
kmm Terb. 1627. — Ein gewisser Piccinardi, der eine Biograpbie
QemeDB* YIII., in der er diesen mit dem Kaiser Tiberins verglicb,
geschrieben, aber nicbt nur nicbt veröffentlicbt, sondern so gut wie
BJemand mitgetheilt batte> wurde trotz der Verwendung einflnss-
recher Personen gleich nach der Thronbesteigung Pauls V. auf
kr Engelsbrücke enthauptet (Ranke a. a. 0. S. 212). — Die 1634
Bit d. c. verbotene Quinta parte de la historia pontifical por Marco
Gnadalaxara y Xavier (Carmeliter), 1630, ist eine Fortsetzung
des Buches von Illescas (I S. 593) und handelt von Paul Y.
Ein Decret vom 22. Dec. 1700, eines der umfangreichsten, die
es gibt, enthält eine ganze Keihe von Schriften über die Päpste,
smachst von Protestanten die Simonia von Goldast, eine Schrift von
Sibr. Lubbertns vom J. 1610, das Breviarium Pontificnm Rom. . . . a
Ubo nsque ad Alexandrum YII. recensente Jo. Cnnrado Diete-
riehio, Giessen 1660, — eine wahrscheinlich nicht sehr bedeu-
tende zu Corbach 1675 gedruckte Chronologia et syncrotema papa-
tat, qoae ex avitis aliisqne veridicis authoribus Inci dedit Jo. Cor-
nerns (so in dem Decrete, in den Indices Colnerus) Wildunga-
Waldeecus (dieser Zusatz, der den Mann als aus Wildungen in Wal-
deck gebürtig bezeichnet, ist ausnahmsweise, wohl weil man ihn
tls Bestand theil seines Namens ansah, bis heute im Index beibe*
Iahen), und Jo. Friedr. Mayer, De Pontificis Rom. eleotione Über
commentarius, cum duarum dissertationum appendioe, 1690. Schulte,
Geselt 3, 2, 667 verzeichnet von ihm noch 7 Dissertationen über
den Papst, und Frank, Gesch. der prot. Theol. 2, 285, Logica pon-
tifidorum äXoyog, Hamb. 1695. Er hat auch De morte Caroli Y.
evangetiea, 1682, geschrieben; die genannte Schrift ist die einzige,
die im Index steht; — dann von Katholiken: den Conatus von
Papebroehius, R. P. F. Francisci Carriere Aptensis [Minoritae
GonveDt D. Theol.] Historia chronologica Pontificum Rom., cum
pnesignatione foturorum ex S. Malachia. Ed. 2. aucta, Lugd. 1663*,
c. 500 8. 12-, mit d. c. verb., — Vitae Paparum Avenionensium
b. e. historia Pontificum Rom. qui in Gallia sederunt ab a. C. 1305
ttqiie ad a. 1394, ed. Stephanus Baluzius Paris 1693, T. I. IL,
— und Gesta Pontificnm Rom. ab Innocentio IV. Rom. Pontifice
180. usque ad Leonem X. P. 0. M. 219., additis Pontificum ima-
ginibus etc. Aut. Jo. Palatio, J. U. D. CoUegiatae S. M. Matris
Dm Plebano etc. Operis vol. III. Yen. 1688.
Das Bach des französischen Minoriten Carriire (f 1666 ; Hur-
^ 2, 122) ist ein Separatabdruok eines Anhanges zu seinem
Mei eatholicae digestum, 1657, 2 Fol., und ist nicht etwa wegen
^ dem h. Malachias zugeschriebenen Weissagung verb. worden,
vie man aus der ausdrücklichen Erwähnung dieser bei der Wieder-
S^be des Titels schliessen könnte (Carr. behauptet übrigens nicht
äeren Echtheit), sondern ohne Zweifel wegen einiger Gallicanismen :
aeben anderen Yerzeichnissen gibt Carriere auch eins der Pontifices
aale affecti in Galliam: Nicolaus III., Bonifaz YIII. (sein Brief
tt König Philipp und dessen Antwort Sciat maxima fatuitas tua
n
188 Schriften über Päpste, Inquisition u. dgl.
werden mit^etheilt), Juliue II., Leo X., Hadrian VI., Alexander VII.
(über den Streit srwischen dem französischen Gresandten und dem
Bruder des Papstes wird kurz berichtet); ferner werden die sechs
Sätze der Sorbonne über die Grewalt des Papstes vom J. 1663 mit-
getheilt mit der Bemerkung:, sie seien allgemein recipirt. Im J. 1694
erschien das Buch nochmals mit einer Fortsetzung der Greschicbte
der Päpste bis auf Innocenz XII. von einem andern Franciscaner.
Das Buch von Baluzius wurde nach YaUry 2, 359 verb. wegen
der Vorrede, worin er sagt, durch die nach Avignon übergesiedelte
Curie seien die Laster der Italiener nach Frankreich gebracht worden,
und worin er die Vergleichung der Avignon'schen Periode mit dem
babylonischen Exil widerlegt. — Auffallender Weise steht nicht im
Index Petri Gastellani, Magni Franciae Eleemosynarii, vita auctore
Petro Grallandio, Regio lat. lit. Prof., St. Baluzius primus edidit et
notis illustravit. Accedunt P. Gastellani orationes duae habitae in
funere Francisci I., Par. 1674 (Clement 9, 37). Die beiden Reden
von Castellan (du Chastel), Bischof von Macon, waren schon 1549
gedruckt; weil er darin gesagt, man dürfe hoffen, dass der König
im Paradise sei, wurde er in der Sorbonne der Leugnung des Feg-
feuers verdächtigt. Die Vita hatte Galland für Margaretha, die
Tochter Franz* I., geschrieben. Es kommen starke Sachen über Rom
darin vor. Galland erwähnt z. B., Castellan, der übrigens kein An-
hänger der Reformation war, habe geschildert Pontificum Rom. su-
pinas libidines, avaritiam et rapacitatem, religionis contemtum super-
biamque cardinalium, luxum et ignaviam nundinationesque, caupo-
nationes et flagitia reliqua aulicorum Romanensium, und die Ueber-
Zeugung ausgesprochen, ue Pontiflces quidem Rom. tot suis suorumqne
flagitiis contaminatos vere et ex animo Christum colere, quae autem
in religione facerent, retinendae dominationis causa veluti larva ad
fallendum apposita egregie simulare. Baluzius schickte das Buch
dem Card. Bona (diesem hatte er 1672 auch seine Ausgabe der
Dialogi Augustini de gratia geschickt ; Bona lobte seine Annotationes,
nonnullis exceptis, de quibus te amice moneo ; Bonae Epp. ed. Sala,
No. 287. 317. 365). Man hat in Rom wirklich an ein Verbot des
Buches gedacht. Ein Consultor der Inquisition, Michelangelo Ricci,
schreibt 1675 an Card. Leopold Medici (Lettere inedite, Firenze
1773, II, 191. 194): ein Blatt habe Bai. neu drucken lassen müssen
(es handelt sich um eine ziemlich harmlose Stelle über Margaretha
von Navarra); von den Aeusserungen Castellans über Rom sage
Bai. in der Vorrede, er billige sie nicht; aber manche schrieben
ihm un certo prurito contro la corte di Roma zu, und darum sei
schon mehr als ein Buch von ihm verboten und die Neigung vor-
handen, auch andere zu verbieten. Ausser der Ausgabe des Buches
von de Marca war übrigens von Bai. nur (1674) verb. Antonil
Augustini dialogorum libri duo de emendatione Gratiani cum notis
et novis emendationibus ad Gratianum, 1672, 2 vol. 8., und später
wurde ausser den Vitae P. Av. nichts von ihm verboten. Man be-
greift darum nicht recht die unmuthige Aeusserung, welche Card.
Querini (Commentarii 1, 214) von ihm berichtet: Je travaille pour
BalaauB u. a.
189
FLidez de Borne. Ein Römischer Theologe wie Zaccaria, Storia p. 319,
darfte vielmehr sagen : die Bitterkeit (il fiele amarissimo o piuttosto
il veleno) gegen Eom, die BaL in allen (?) seinen Werken bekunde,
reefatfertige nicht nnr, daas einige wenige derselben verboten worden,
Sandern lasse es verwunderlich erscheinen, dass man die anderen
Terschont habe.
Von dem Werke des Falatius (Palazzi) wurden 1703 der 4.
ukI 5., 1709 der 1. und 2. Band verb., 1709 auch Fasti cardinalium
S. E. E., Ven. 1701, 3 Fol., — warum, erhellt nicht. Schon 1693
war von ihm verb. Armonia contemplativa sopra la vita di Giesü
Cristo, delli santi Filippo Neri, Ignatio Lojola, Caietano di Tienee
Teresa di Giesu, . . . consegrata air Altezza Ser. d' Anna Maria
Isabella . . ., Antw. 1690, vielleicht *weil ohne Erlaubniss ausser-
halb Roms gedruckt (I S. 341).
Im 18. Jahrb. worden bis 1757 noch verb.: Jo. Georgii Fues-
liniConclavia Romana reserata, Tiguri 1692, verb. 1714; — Vie du
Pape Alexandre VI. et de son fils C^sar Borgia, contenant les
guerres de Charles VI IL et Louis XIL rois de France, avec les pi^ces
originales . . . par Alex. Gordon, Amst. 1732, 2 vol. 8., verb.
1734 (ans dem Englischen übersetzt); — Disquisitio chronologica
de sncceasione antiquissima episcoporum Rom. inde a Petro usque
ad Yictorem . . . Acoed. 4 dissertationes . . . Auci. Jo. Phil. Bara-
terio, Ultrajecti 1740, 4., verb. 1748. Baratier, ein Sohn eines
evangelisohen Pfarrers, Mitglied der Berliner Academie, starb, erst
19 Jahre alt, 5. Sept. 1740. Die Disq. sollte der Vorläufer eines
grossem Werkes über die Kirchengeschichte der ersten Jahrhunderte
sein. £r sacht (in den Dissertationen) die Echtheit der apostolischen
ConstitntioDen, aller Ignatianischen Briefe, der Clementinen und
der Areopagitischen Schriften nachzuweisen, aber er lässt Petrus
anr 2 Jahre in Rom sein und die ersten Römischen Bischöfe anders
aaf einander folgen als Baronius (Morery s. v. U. N. 1741 B, 59). —
Histoire des papes depuis S. Pierre jusqu' k Benoit XlII. inclusi-
vement, 5 voL 4., Haye 1732—34, verb. 1750. Der Verf. ist der
Franzose Fr. Bruys, der im Haag Protestant, 1736 wieder Katholik
wurde, t 1738 (Nie. 42, 130). Der Plan, das Buch ins Deutsche
zu übersetzen, wurde aufgegeben, „um die Zahl sohlechter Bücher
baibgelehrter Leute nicht zu vermehren'^ (Baumg. 2, 383).
Auffallender Weise steht nicht im Index die History of the
Popes von Archibald Bower, die 1748 ff. in 7 Bänden erschien und
viele Auflagen erlebte. Bower bezeichnet sich auf dem Titelblatt
als frühem Professor in Rom, Fermo und Maoerata und Consultor
der Inquisition zu Maoerata. £r war ein geborener Schotte, wurde
1702 in Rom Jesuit, verliess 1726 Italien und wurde Anglicaner,
t 1766. Auch die deutsche Bearbeitung seines Buches von Ram-
baehy Magdeh. 1751 — 80, steht nicht im Index. — Auch eine von
dem Benedictiner Casimire Freschot bald nach 1700 anonym her-
ausgegebene Schrift über die Päpste von Clemens VIII. bis Cle-
mens XL hätte wohl einen Platz im Index verdient: L'etat du
dege de Rome, des le commencement du siecle passä jusqu' k pre-
140 Schriften über Päpste, Inquisition u. dgl.
sent. Ses papes, lenrs familles, lenrs inclinations . . . Avec nne
id^e du gottvernement, des mani^res et des maximes politiqnes de 1
la conr de Rome, Cologne s. a., 3 vol. 8. '
Auffallend ist das Verbot Ton zwei Biograpbieen beiliger
Päpste: Vie du P. Pie V., ecrite en italien par Aeatio de Somma '
et mise en fran^ais par M. F., Par. 1672, 12., verb. 1674. Der
Verfasser war nach Toppi Dr. jur. und königlicher Ehrencaplan zu
Neapel 1623 — 49, der Uebersetzer, Felibien, Gresandtschaftssecretär
zu Rom und ein frommer Katholik, f 1695. Er hat ein Supple-
ment beigefügt über die Tugenden und das verborgene Leben des
Papstes. Pius V. wurde 1672 selig gesprochen ; wahrscheinlich ist
das Buch nur verboten, weil es gegen die Verordnung Ürbans VIII.
(s. u.) verstiess; — Vita dell' ammirabile monaco e papa S. Pietro
Celestino, scritta dal R. P. Franc. Ant. Giorgi d^Alessano, Neapel
1689, verb. 1690 (Coelestin V., der 1294 einige Monate Papst war
und 1296 starb, war schon 1313 t^anonisirt).
Bald nach seinem Erscheinen wurde 1669 mit d. c. verboten
ein Buch des Jesuiten Jo. Bapt. Riccioli (1598 — 1671), Immnni-
tas ab errore tarn speculativo quam practico definitionum S. Sedis
Apost. in canonizatione sanctorum, in festorum eccl. institutione et
in decisione dogmatum, quae implicite tantum in verbo Dei scripto
vel tradito continentur, propugnata, Bon. 1668, 4. Was in dem
Buche corrigirt werden sollte, ist nicht bekannt; Benedict XIV. citirt
es in seinem Werke De beatif. wiederholt, ohne das Verbot zu er-
wähnen. Von dem Buche des Franciscaners Franc. Bordoni, Sacmm
tribunal judicum in causis fidei contra haereticos, Rom 1648, be-
richtet Albit. p. 13, es sei darin die Quaestio gestrichen worden
(das Buch steht übrigens nicht im Index), ob auch Definitionen, die
der Papst sine consnltatione gebe, als unfehlbar anzusehen seien,
weil dieser Fall moralisch unmöglich sei, cum Dens, qui assistit
definitionibus fidei, assistat etiam, ut media adaptentur praedictis
definitionibus. — Tractatus de officio et jurisdiotione Datarii et de
stylo Datariae, auct. Theodore Amydenio, in Rom. Curia causarum
et regio advocato, ad S D. N. Innocentium X., wurde 1653 verb.,
weil der Verfasser, der Flamländer Ameyden, obschon er in Rom
lebte, das Buch ohne Erlaubniss auswärts hatte drucken lassen
(I S. 341). Er selbst wurde, wahrscheinlich weniger dieser Ver-
öffentlichung wegen als weil er Avvisi für die spanische Regierung
schrieb (I S. 452), ausgewiesen, durfte aber nach dem Tode Inno-
cenz' X. zurückkehren. Der Tractat ist übrigens auch Ven. 1654
gedruckt und Col. 1701 eine Editio in Germania prima ab innume-
ris mendis, quae antehac irrepserant, expurgata erschienen^).
Etat present de l'Eglise Romaine dans toutes les parties du
monde, 6crit pour Tusage du P. Innocent XI. par Urban Cerri,
Secretaire de la Propagande, avec une ^pitre dedicatoire de Richard
1) Giampi, Innocenzo X. p. 257. Schulte 3, 1, 699.
Riceioli. Cerri. Misson u. a. Inquisition«
141
Steele An P. Clement XI., contenant Vitat de la religion de la
Gnnde-Bretagne, trad. par J. Bemond, Amst. 1716*, verb. 1721. Die
esf tische Ansgabe war 1715 erschienen. Das Bnch wird wohl zu-
liehst wegen der Dedications- Epistel verb. worden sein ; ohne Zweifel
kat man aber anch die Veröffentlichung des interessanten Berichtes
k» Secretftrs der Propaganda^) nngem gesehen (die Abschrift
itemmte ans St Gallen und war von da nach Zürich gekommen).
ISicht im Index steht: The Romish Ecclesiastical History of late
jesra. By R. Steele Esq., Lond. 1714''^, 8., eine polemische Be-
Khreibnng eines Canonisationsprocesses ans dieser Zeit. Von Steele*s
Speetator wurde 1745 ein französischer Auszng verb.: Le Specta*
tettr oa le Socrate moderne, Amst. 1716, 6 vol. — Nonvean
Yoyage d*Italie avec an memoire contenant des avis ntiles k cenx
qai Tondroot faire le mSme voyage, par Maximilien Misson,
Hsye 1717, 3 vol., and Bemarqnes sur diverses endroits d'Italie
par M. Addison ponr servir de 4. tome an Voyage de M. Misson,
Paris 1722, beide verb. 1729. Misson war ein französischer Pro-
testant, der seit der Aufhebung des Edicts von Nantes in England
lebte. Sein Beisehandbach, das erste ansfUhrliche derartige Bnch,
fiud vielen Beifall (deutsche Uebersetzung 1713). Das Verbot ist
erklärlich; denn er erzählt, wie Sainjore 2, 439 sagt, plasieurs
eboses divertissantes ou piatot badines, ist ein eifriger Calvinist,
glaubt an die Päpstin Johanna, und erzählt arge Dinge von Beli-
qaien und dgl. (Paulinus, Die Märtyrer der Katakomben S. 42). —
Fiscus papalis sive catalogus indulgentiarum et reliquiarum septem
principalium ecclesiarum Urbis Romae, Lond. 1621, verb. 1622,
wird gewöhnlich Thomas James, von anderen William Crashaw zu-
geschrieben (Pope Blount p. 945).
Von den über die Inquisition handelnden Büchern verbot die
Ladex-Congr. 1690 Kelation del' Inquisition de 6oa, Par. 1688,
die Inq. 1694 das Werk von Limborch und Histoire de Viuqui-
ntion et son origine, Col. (Brux.) 1693, 502 S. 12. Die erste
Schrift ist ein Bericht des französischen Arztes C. Dellen, der von
der Inquisition zu Goa zu 5 Jahren Gefängniss in Lissabon verur-
theilt, von dort aber entkommen war. Er sagt, die spanische In-
quisition sei plus rüde als die Römische, die portugiesische schlimmer
als die spanische, die von Goa aber noch ganz anders als die euro-
päische (Amauld 3, 41). Ein Jesuit in Wien wollte Leibniz, wie
dieser an den Landgrafen Ernst schreibt (Bommel 2, 177), aufbinden,
der Bericht sei eine Erdichtung. Die Hist. de llnq. — die im span.
Index unter dem Kamen des fingirten Verlegers dieser und vieler
anderer Schriften, Pierre Marteau zu Köln, steht, — ist von dem
Regular-Canoniker Jacques Marsollier zu üsez, f 1724 (J. des Sav.
1694, 331), von welchem anch die Histoire de Torigine des dix-
mes, des b^n^fices et des autres biens temporeis de T^glise, 1689,
1700 verb. wurde, während seine Apologie ou justifioation d^Erasme,
1) Mejer, Propaganda I, 107. 128; II, 116 u. s.
142 Schriften über P&pste, InquiBition u. dgl.
1713, zwar scharf angegriffen warde (Harter 2, 1133), aber nicht
in den Index kam^), — 1721 wurde auch verb. L'inquisition fran-
qsLiBe, ou Thist. de la Bastille par M. Const. de Renneville,
Amst. 1711 (1724, 5 vol.; der 5. Band ist das Buch von Deilon).
Der Verfasser, ein Calvinist, hatte wegen angeblicher Correspondenz
mit fremden Mächten 11 Jahre in der Bastille gesessen und wurde
dann verbannt; er starb in England 1724. — Im span. Index steht
auch De origine et progressu Ofiioii S. Inqnisitionis . . . Aut. Lud.
a Paramo, . . Regni Siciliae Inquisitore, Madr. 1598, Fol., aber
lediglich, um zu bemerken, dass darin p. 888 in einer Bulle Pius*IY.
der Druckfehler sacramentis ab ecclesia institutis in sacr. in ecd.
inst, zu corrigiren sei. Mendh. p. 304 beschreibt ein Exemplar, in
welchem sacr. a Christo inst, corrigirt ist. Die Angabe von Peignot,
das Buch sei sans 6clat von der Inquisition unterdrückt worden,
klingt nicht glaublich.
Von den Schriften über den Index steht ausser der Vorrede
von Pappus und Junius nur eine im Index, eine wissenschaftlich
unbedeutende, aber heftig polemische: Danielis Franoi Disquisitio
academica de papistarum Indicibus librorum prohibitorum et expnr-
gandorum, Lips. 1684, 4., verb. 1688. In einem Briefe an Th. Spizel
vom Febr. 1686 (Schelh. Am. lit. 14, 608) berichtet Prancke: der
ganze Vorrath von Exemplaren seines Buches sei von dem kaiserlichen
Böchercommissar zu Frankfurt confiscirt worden und dieser verlange,
auf dem Titelblatte solle Papistarum gestrichen werden, wozu er
sich aber nie verstehen werde.
Eine Ausgabe der Taxen der päpstlichen Poenitentiarie steht
bereits im Clementinischen Index, (I S. 421). 1654 wurde eine
von dem Schweden Laurenz Banck, Prof. in Franeker, f 1662, be-
sorgte und mit polemischen Noten versehene Ausgabe der Taxen
der päpstlichen Kanzlei verb.: Taxa sacrae cancellariae Romanae
in Incem emissa et notis illustrata a Laurentio Banck Norcopiensi
Gotho, Phil, et J. U. D. et Prof. Frisio. Accedit Index latino-bar-
barus cum indice titulorum, rerum et verborum, Franeker 1651.
1662 wurde dieses Buch nochmals verboten, aber beigefügt: et
Tariffa delle spedizioni della Dataria. Dieser Tarif (aus der Zeit
Innocenz* X.) steht aber in dem Buche von Banck, und ist meines
Wissens nicht separat erschienen. Eine Keihe von anderen Aus*
gaben der Taxen der Poenitentiarie, Eanzlei und Datarie blieb in
Rom unbeachtet; nur die Simonia Curiae Rom. von Goldast vom
J. 1612 wurde nach fast 100 Jahren, 1700 verb. (S. 91). Gleich
nach seinem Erscheinen wurde 1820 verb. : Taxes des parties casu-
elles de la boutique du Pape, redig^es par Jean XXII. et publikes
1) Die Büoher von Deilon und Marsollier sind wieder abgedruckt
in der von Goujet anonym herausgegebenen, nicht verbotenen Hist. des in-
quisitions, Col. 1769*, 2 vol. 8.; hier sind auch die Memoires pour servir
ä rhist. de l'inq., 1717, 2 vol. abgedruckt, die gleichfalls nicht im Iudex
stehen.
Index. Taxen. LetL 14S
|ir Leon X., selon lesquelles on absout etc. Par M. Julien de Saint-
ieheol, Paris 1820, 528 S. 8. Dieser Schrift, wahrscheinlich
TW Collin de Plancy, liegt zu Grunde eine schon im 16. Jahrh.
sBehieDene, aber nicht yerbotene : Taxe des parties casuelles de la
feitique du Pape. En latin & en fran^ois. Aveo annotations . . .
Pv A. D. P. [d. i. Antoine du Pinet], Lyon 1564, Leyden 1607
L 8 J). — Yen L. Banck wurde ausserdem noch 1658 verb.: Pompa
ttiumphalis s. actus inaugnrationis et coronationis Innocentii X. P.
X. breris descriptio cum omnibus triumphis et ceremoniis eidem
aetti additis. Aecedit in fine Appendix de quarundam ceremoniarum
piptHnm origine, Franeker 1645, 324 S. 12. (£d. 2., 1656, 480
S. 12., mit 12 Figuren; Banck hatte die Krönung Innocenz' X.
selbst mit angesehen), — dagegen nicht De tyrranide Papae in
reges et principes christianos diascepsis, Fran. 1649, und Bizzarie
pobtiehe, overo raccolta delle piii notabili prattiche di stato nella
ebristianita, messa alla luce da Lor. di Banco, Fran. 1658, 314 S. 12.
(ötmcnt 2, 398; Nie. 41, 384).
Eine nicht lange nach Banck erschienene dickleibige pole-
nirahe Schrift von Matthias Zimmermann, Superintendent in Meissen,
wrde erst 1703 verboten: Dorothei Asciani S. 8. Theol. D. Moutes
fiettti« Romanenses historice, canonice, theologice detecti. Praemit-
to justos tractatus de nervis rerum gerendarum Bom. ecclesiae.
Sibjangitnr biga scriptorum pontificiorum : Nie. Bariani Augustiniani
Montes impietatis et Mich. Papafavae Decisio contra montes pietatis.
OpQscuIam omnium facultatum et curiosioris literaturae studio sis
leebi jacundnm et utile, Lips. 1670*, 964 und 120 S. 4. ohne die
Register, also nicht gerade ein opusculum, auch nicht lectu jucun-
<liiD, ausser den Monti di pietji auch die ganze Papstgeschichte und
▼iele andere Dinge behandelnd und manches Interessante enthaltend.
-La min e du papat et la simonie de Rome, avec une lettre cir-
eolaire addressee aux p^res dont les filles desertent leurs maisons
rt la religion pour se faire nonnains, 1677, verb. 1679.
Von Gregorio Leti's Büchern sagt M. Brosch, Gesch. des
K.-Si 1, 485 : ,,Sie ruhen auf Römischem Grunde und sind aus ihm
ngetngenem Römischen Material entstanden . . . Leti, den heutzu-
^ die Kritik mit Recht vemrtheilt und verwirft, hat dem 17.
Jahrhundert durch seine für uns ganz werthlose, von ihm nichts
veniger als richtig angewandte Sachkenntniss Römischer Dinge im-
ponin. Er ist in seiner Mache die Flüchtigkeit selbst, gewissenlos
^ fähig, Erfundenes oder höchst zweifelhaften Gewährsmännern
1) Bayle s. v. Pinet. Ph. Woker, Das kirchliche Finanzwesen der
^'>|wte, 1878, S. 65. ^nck gibt den altern, unzweifelhaft authenüsohen
|at der Taxen der Kanzlei und der Datarie (Woker S. 74. 186), die
°nwDia einen Theil des echten Textes der Taxen der Poenitentiarie, (S. 79),
^ Pinet einen Text der Taxen der apostolischen Kammer von zweifel-
^ Äuthentie (S. 84. 86). Zu den von Woker S. 76 verzeichneten Schrif-
^ iit 1879 noch eine von A. Dupin de Saint-Andrö hinzugekommen.
I^her Merkur 1879, 881.
144 Schriften über Päpste, Inquisition u. dgl.
Nacherzähltes für Greschichte zu geben. Allein die Menschen glaub-
ten ihm aufs Wort, weil sie sahen oder es verspürt-eni ohne sicti
darüber Rechenschaft geben zu können, dass hier ein Mann spreclie,
der den Römischen Hof durchblickt, ins Detail kennt und in den
massgebenden Charakterzügen erkennt. Seine Schildemngen der
Gurial- und Conclayen« Vorgänge wurden für haare Münze genommen,
obwohl sie dies nachweislich selten genug waren; denn sie fielen
regelmässig nach der Seite aus, von der auch den Zeitgenossen das
Treiben des Römischen Hofes bekannt und geläufig war." Ein Yer-
zeichniss von Leti's Schriften, die übrigens nicht alle von italieni-
schen Dingen handeln, gibt Placcius p. 659: es sind 75 Bändchen ,
diejenigen nicht mitgezählt, die nur theilweise von ihm sind oder
die er ableugnet (vgl. l^iceron, deutsche Ausg. 3, 317). In den
älteren Indices stehen zehn Schriften von Leti und alle und jegliche
Werke desselben als am 2. Juli 1686 verb., und dann noch Lia
strage de' riformati innocenti als 1703 verb., — die 17 1661 nnd
62 erschienenen Discorsi, aus denen dieses Werk besteht, werden
einzeln aufgeführt, — seit Ben. heisst es einfach: G-r. Leti, opera
omnia, decr. 22. Dec. 1700 (im span. Index steht er in der 1. CL).
Noch jetzt aber werden 18 psendonyme und anonyme Bücher von
Leti, die 1666 — 82, durchweg bald nach dem Erscheinen, verb. wor-
den, im Index einzeln aufgeführt: Giulio Capocoda, L'amore di
Carlo Gronzaga duca di Mantova e della contessa Margarita della
Rovere, Ragusa (Genf) 1666 ; Vita di Donna Olimpia Maidalchini
che govern6 lachiesa durante il pontificato d'Innocenzo X. 1644—55,
scritta dalF abate Antonio G- u al di , Cosmopoli (Leyden) 1666 (Ranke,
Päpste, WW. 29, 172); von letzterer auch eine neue Ausgabe:
Yita di D. Ol. M. Pamfili principessa di S. Martine, cognata d'In-
nocenzo X. S. F., (Florenz) 1781 (über andere Ausgaben, auch Rom
1849, und die französische und deutsche Uebersetzung s. Ciampi,
Innocenzo X. p. 401); II Parlatorio delle monache. Satira comica
di Balth. Sultanini, Grenf 1656 (nach Ciampi p. 398 von Pietro
Bruni); Vita di Sisto Y. Pontefice Rom. scritta dal Sig. Greltio
Rogeri all' instanza di Grreg. Leti, Lausanne 1669^); Dia log hi
historici ovvero compendio bist, deir Italia e dello stato presente
de' prencipi e reppubliche italiane, dell' Acoademico Inoognito; Dia-
1) Ranke, 89, 69*. Villani. Yisiera 111 sagt, das Buch sei bald nach
dem Erscheinen verb. worden, was die wenig gottesfurchtigen Buchhänd-
ler veranlasst habe, es quanti plurimi zu verkaufen. Eine französische
Uebersetzung, Vie du P. Sixte V., erschien anonym Paris 1685 u. s., eine
deutsche Köln 1706. Eine Bearbeitung der französischen Uebersetzung
ist: Sixtus V. und seine Zeit. Von Joh. Lorentz, Mainz 1862. Prof. Konrad
Martin in Bonn, später Bischof von Paderborn, hatte den Eichsfeldischen
Pfarrer veranlasst, das französische Buch zu übersetzen» und Kirchheim
und Schott, die Uebersetzung zu drucken,- und meinte, es sei eine inter*
essante und nützliche Leetüre für das katholische Volk. Dass es sich um
Leti's Buch handelte, davon hatte keiner der Betheiligten eine Ahnung.
Als der Pfarrer Meuser zu Alfter dieses in einer Zeitung oonstatirte, wurde
das Buch aus dem Buchhandel zurückgezogen.
i
Schriften über die morgenlandische Kirche. 146
logbi politici owero la politica, che nsano in qnesti tempi i pren-
dpi e reppubliche ital. per conservare i loro stati; II Nipotismo di
fiomfl oyyero relazioni delle ragioni, che muovono i pontefici all'
i^grandimento de' nepoti, (Amsterdam) 1667^); II Puttaniemo
rom&no owero conclave generale delle puttane della corte, con
iaergiunto d^nn dialogo tra Pasquino e Marforio sopra ristesso sog-
^tto, LondraC?) 1669 (Melzi 2, 388); II Sindicato di Ales-
sindro Vn. con il sno viaggio nell' altro mondo (U. N. 1714-, 580);
n Cardinal Ismo di santa chiesa, diviso in tre parti; L' Am-
basciata di ILomolo a' Romani, Brüssel 1671 (mit Pasquinaden aus
der Zeit der Sedisvacanz nach dem Tode Clemens' IX.); Li Segreti
di stato dei prencipi dell* Europa, rivelati da varii confessori politici,
Bologna 1670; Le Visioni politiche sopra grinteressi di tutti i
phncipi e reppubliche della christianita, mit dem Anhang: Pasquino
esiiato da Borna; Itinerario della corte di Roma, o teatro della
Sede apostolica, auch unter dem Titel: Precipitii della Sede apo-
Btolica owero la corte di Roma perseguitata e perseguitante ; II
Taticano languente dopo la morte di Clemente X., con i remedii
preparati da Pasquino e Marforio per guarirlo, Parte l., II. e III. ;
n Live 11 o politico o sia la giusta bilancia, nella quäle si pesano
tottc le massime di Roma, Parte I. — IV.; L'Inquisitione pro-
cessata, Opera storica, Col. 1681. — La vita di Cesare Borgia,
detto poi il duca Yalentino, descritta da Tomaso Tomas i, Monte
Chiario, Lncio Vero 1655, 4., verb. 1656, ist später wiederholt con
vn aggiunta di Gr. L. (Gregorio Leti) erschienen (Melzi 3, 233),
1789 in 2 vol. neu gedruckt (Nov. lett. 1789, 177).
1669 wurde verb. La Rome ridicule, caprice du Sieur de
Saint-Amant, s. 1. et a., von Marc-Antoine de Gerard Sieur de
Saint- Amant, Mitglied der französischen Akademie, f 1661. Seine
Oeuvres, meist komische und lascive Poesieen, waren schon 1629,
1642 n. 8. erschienen (Baillet 1493).
23. Schriften über die morgenlandische Kirche.
Wie im 16. Jahrhundert (I S. 511), so wurden auch im 17.
und 18. nur verhältnissmässig sehr wenige Schriften von grie-
ehischen Theologen auf den Index gesetzt, von Barlaam und
Sguropulos auB älterer Zeit, von Cyrillus Lukaris, Nektarius,
Pbilippns Cyprius aus dem 17. Jahrh. Dazu kommen Schriften
eines fibereifrigen unirten Griechen, Jo. B. Gatumsyritus. Von
1) Innooenz XII. erliess 2S. Juni 1692 eina3alle gegen den Nepo-
tinnus (Bull. 12, 182). Damals erschien: Nepotismus theologice expensus.
S. l et a.* (1692), 16. (von dem Card. Sfondrato).
Bensch, Indes IL |0
14^ Schriften über die morgenländische Kirche.
Schriften abendländischer Theologen wurden verboten eine von
Richard Simon und einige von Thomas Smith (§ 49) und mehrere
weniger bedeutende von protestantischen Schriftstellern, zum
Theil akademische Dissertationen.
Barlaamus XDonachns de principatu sen primatu papae Jo.
Luydio interprete (Oxford 1592), wurde erst 1609 verb., nach dem
Erscheinen von Nili Archiep. TheRsalonic. 11. 2 de primatn papae
E.omani (I S. 275) . . . Item Barlaami mon. 1. de princ. etc.,
ed. Cl. Salmasius, 1608. (Barlaam, Basilianer ans Calabrien, im.
15. Jahrh., wurde übrigens später unirt und Bischof von Geraci in
Süditalien). — Sylvestri Sguropuli [Syropuli] Vera historia unio-
nis non verae inter graecos et latinos, sive Concilii Florentini exac-
tissima narratio, cum notis Roberti Creyghton, Haag 1660, verb.
1682. Creyghton, Prof. in Cambridge, t 1672 als Bischof von Bath,
hat nach einer ihm von Isaac Yossius gegebenen Abschrift des griech.
Textes, — nach Renaudot und A. Schurius, Epist. 1, 33. 35, sehr
frei und ungenau, — tibersetzt und in der Vorrede und den Noten
viel polemisirt. Leo Allatius schrieb 1674 gegen ihn (K.-L. 10,
626). Es ist um so auffallender, dass das Buch erst 1682 verb. wurde.
Tov naw xvq Nectarii Patriarchae Hierosolymitani Confu-
tatio imperii papae in ecclesia, Lond. 1702*, verb. 1709, ein dicker
Octavband, ist die von P. Allix herausgegebene Uebersetzung der
zuerst 1682 gedruckten Schrift des Nektarius (Picbler, Gesch. der
kirchl. Trennung 1, 24. 474); — Gregorius hieromonachus China
protosyncellus, Synopsis dogmatum ecclesiasticorum vernaculo grae-
corum idiomate, verb. 1651, ein 1635 zu Venedig erschienener nen-
griechischer Catechismus, von dem Sainjore 1, 186 einen Auszag
gibt; — Chronicon ecclesiae graecae, quod primus e Byzantino mscr.
ed. Philippus Cyprias, magnae eccl. Ctp. ante hos 40 annos proto-
notariuß, latineque vertit Nie. Biancardus. Henr. Hilarius recen-
suit. Acc. in fine app. historiae patriarchicae . . ., 1687, verb. 1693; —
Lettres anecdotes de Cyrille Lucar, Patriarche de Constp., sa con-
fession de foy avec des remarques. Concile de Jerusalem tenu con-
tre lui avec un examen de sa doctrine. Attestations et pi^ces diverses
touchant la creance des grecs modernes ex am ine es selon les regles
de la th^ologie et du droit, Amst. 1718, verb. 1720, ist eine neue
Titelausgabe der 1708 von J. Aymon herausgegebenen Monuments
authentiques de la religion des grecs (ü. N. 1718, 809).
In dem Decrete vom 9. Mai 1686 (Alex. No. 39) werden
verb. Jo. Bapt. Catumsyriti Italo-Graeci opera, exceptis iis quae
ab auctore sunt recognita, Romae iterum edita ac probata. 1682
war zu Venedig mit Approbation mehrerer Doctoren und der Inqui-
sition und mit einei* Widmung an Card. Franc. Barberini, den Ne-
poten Urbans VIII., ein Quartband erschienen : Vera utriusque Eccle-
siae sacramentorum concordia, auct. J. B. Catumsyrito, S. Th. Dr.
Italo-Graeco Ehegino; in der schon von 1629 datirten Widmung
bezeichnet er sich als olim deuterius post protopapam in coUegiata
CatumsyrituB. Abndacnus u. &. 14?
eeel. graeca, mox caDonicns et yicarinB gen. Crassetanns. Er polemi-
drt darin gegen das 1619 erschienene Buch De concordia Ecclesiae
(^identalis et orientalis in Septem sacramentorum administratione
Jes in Rom lebenden Griechen Petras Arcudins, den er schon unter
Paul Y. bei der Inquisition denuncirt hatte, weil er nach seiner
üeinung den lateinischen Standpunkt den Griechen gegenüber nicht
estschieden genug geltend machte. Die Inquisition verbot nicht nur
das Bach von Cat., sondern hielt ihn, wie Albit. p. 308 berichtet,
in Rom zurück, damit er nicht seine übel klingenden Ansichten
aoter den Griechen verbreiten könnte. In seinem Eifer gegen die
Griechen war er so weit gegangen, selbst Päpste anzugreifen und u. a.
zn sagen, Bellarmin sei von den Griechen Eudaemon Joannis und
Monsero irregeführt worden und habe selbst den Papst irregeführt,
der das Euchologium von Grottaferrata approbirt habe; Pontifices
si approbarunt illud euchologium, errasse in fide nee audiendos;
femer : Innocenz lY. habe gelehrt, die einzelnen Gebräuche bei der
Ordination seien nicht von Christus, sondern von der Kirche ange-
ordnet worden, und die Canonisten vertheidigten diese Ansicht per
h» et nefas und sagten, der Papst oder ein Bischof könne mit den
blossen Worten: sis sacerdos, sis diaconus gültig weihen, was auf
die von dem Conc. Trid. s. 23, can. 3 verdammte ketzerische An-
sicht Lnthers hinauslaufe^). Eine corrigirte Ausgabe des Baches
Ton Cat., die im Index als erschienen vorausgesetzt zu werden
scheint, existirt übrigens nicht.
Josephi Abudacni Historia Jacobitarum seu Coptorum in
Aegypto, Ljbia . . . cum annotationibus Jo. Nicolai vulgavit Sig.
H&vercampus, Leyden 1742, 217 S. 8., verb. 1765. Abudacnus war
Professor der orientalischen Sprachen in Löwen im Anfange des
17. Jahrh.*). Seine Hist. Jacob, wurde zuerst zu Oxford 1675 von Tho-
mas Mareschallus herausgegeben, 30 S. 4., dann von J. H. Seelen,
Lübeck 1733 ; Havercamps Ausgabe ist wegen der weitläufigen
Noten von Jo. Nicolai verb.
Georgii Dousa de itinere suo Constantinopolitano epistola,
1599, verb. 1619, enthält auch Briefe von Griechen, u. a. von dem
Patriarchen Meletius von Alexandria (Paquot 3, 391). — Elias
Veielius, Exercitatio hist.-theol. de ecclesia graecanica hodiema,
verb- 1662, ist eine praes. J. C. Dannhauer zu Strassburg verthei-
digte Dissertation. Die Defensio exercitationis . . . adv. refutationem
Senis Chii i. e. Leonis Allatii, 1666, und andere Schriften von
Veiel (t 1706 in Ulm; Fabricius Hist. B. 4, 429; A. E. 1697, 488)
stehen nicht im Index. — Mich, van Oppenbusch, Exercitatio hist.-
theoL, in qua religio Moscovitarum breviter delineata etc., Strassb.
1686, und Jo. Ulr. Wildt, Ecclesia aethiopica breviter adumbrata,
1) Sainjore 3, 223. üeber Arcudias s. Hurter 1, 554. Werner, Gesch.
der apol. Lit. 3, 94 u. s.
2) Abu-Dhakn = Vater des Bartes; er nennt sich auch Jo. Bar-
batus: Speculum hebraicum . . . auct. Jo. Barbato Memphitico, Lov. 1615.
Bäcker 4, 2. Clement 1, 18. Lessing, Werke, 1842, 4, 120.
i4d Jadai
aica.
Ed. 2., Strasflb. 1672 (beides Disaertationen), verb. 1703. — Histoire
de Testat de l'eglise grecque et de Teglise armenienne par M. le
Chevalier Ricaut, trad. de l'anglais par M. de Rosemond, 1668,
verb. 1732 (Paul Ricaut war englischer Gesandter in der Türkei).
— Von Mathurin Veyssiere la Croze, geb. 1661, Mauriner, seit
1696 Protestant, f zu Berlin 1739, wurden 1742 verb.: Histoire
du christianisme des Indes, 1724, und Eist, du christ. d'Ethiopie
et d'Armenie, 1739 (Sainjore 4, 1. 33. ü. N. 1743, 973).
Ueber das Buch des protestantischen Theologen Jo. Herbinius
(A. D. B. 12, 41), Religiosae Kijovienses cryptae sive Kijovia snb-
terranea, Jena 1675 (mit Kupfern), verb. 1677, berichtet Benedict XIV.
De beatif. 1. 4, p. 1, c. 30, n. 24: die Einwohner von Kiew glaubten,
ihre Stadt sei das alte Troja und in den dortigen Katacomben lägen
noch unverwest die Leiber des Priamus, Hector u. a. ; Herbinius
sage dagegen auf Grund der Mittheilungen eines russischen Archi-
mandriten, es seien Leiber von Heiligen, die seit 600 Jahren unver-
west geblieben seien, und suche zu beweisen, dass dieses ein Wunder
sei ; in Rom, meint Benedict, nehme man ein solches Wunder auf
solche Gründe hin, wie sie Herbinius anführe, nicht als erwiesen an.
24. Jndaica.
Nachdem zu Rom 1675—94 die Bibliotheca rabbinica vod
Bartolocci und Imbonati erschieDcn war, wurden 1703 einige
ganz planlos ausgewählte rabbinische Schriften verboten, denen
1755 — 66 noch einige beigefügt wurden. Ausserdem sind einige
Uebersetzungen rabbinischer Schriften und eine lateinische und
eine spanische Schrift von jüdischen Verfassern verboten, die Tela
ignea von Wagenseil wegen eines Abschnittes der Vorrede, eine
ungeschickte antisemitische Schrift des italienischen Mönches
Vincenti und — freilich erst 1776 — eine Vertheidigung gegen
eine solche.
Die Titel der hebräischen Bücher werden hebräisch und latei-
nisch angeführt. Die hebräischen Wörter sind bei Ben. correct
gedruckt, in den älteren und neueren Indices gräulich entstellt^). lieber
eine der zwei Schriften von R. Jacob, filius Chaviv, filii Salomonis,
die 1703 verb. wurden, — sie war seit 1546 wiederholt zu Venedig
gedruckt, — sagt Bartolocci 3, 844: es sei ein Spicilegium talmu-
1) Der Drucker des Index von 1752 scheint keine hebräischen Typen
gehabt zu haben. P. 261 (unter L.) fangt ein Artikel bei ihm an: Latine
autem sie vertitur: Liber Jalkut (von R. Simeon).
r
Jodaica. 1 49
licuiUy nnd das Verbot des Talmud werde illusorisch gemacht, wenn
■an dergleichen Bücher passiren lasse. Die Schrift vonMordechai
iL [in den neuesten Indices: Filip.] Arje Loew ist nach Wolf l, 590
dne 1701 erschienene cabbalistische Schrift. Der dritte Autor, von
dem 1703 ein Buch (ein Bibelcommentar) verb. wurde, R. Simeon
Haddarsan, lebte nach Wolf 1, 1129 im Anfange des 14. Jahrh.
wid Bein Bu«h war seit 1521 wiederholt, 1650 in Li vorn o gedruckt;
diese Ausgabe wurde verb.
rrY»i-» -IDOT nT)70 ppn ]i^^ "»-i:^-J, lat Portae Sion, Praepa-
ratio convivii et liber formationis, verb. 1757, ist ein Buch des R.
Nathan Hannover, welches ascetische Zugaben zum Bitualbuche ent-
bot, 1662 u. o., mit den beiden Zugaben, einer Schrift über das
Tiseligebet und dem bekannten cabbalistischen Buche Jezira zu Yen.
1701, 12., n. o. gedruckt. Nach Wolf 1, 924 wurde R. Schabtai
wegen einer in seiner Druckerei zu Djrenfurth erschienenen Aus-
gabe im Anfange des 18. Jahrh. zu Breslau gefangen gesetzt, weil
ein Jesnit angegeben, das Buch enthalte Schmähungen gegen die
chriatlicbe Religion, namentlich gegen die h. Maria. — Jalknt
Renbeni, i. e. Raccolta di Rabbin Reuben Oschi, 1 766 von der Inq.
verb., ist ohne Zweifel das seit 1660 wiederholt gedruckte hebräische
Bncli des Prager Rabbinen, der bei Wolf 1, 1011 Ruhen Fil. Hoschke
heisst.
Von dem 1755 verbotenen D'^inn nco nB\c, lat. Pulchritudo
libri Psalmomm, una cum D'^^nn «ümu?, i. e. usu ]?salmorum, Man-
tuae 1714 sive alibi, ist mir ^) nur der Anhang bekannt, ein unzähligen
jüdischen Psalmenausgaben beigedrucktes Schriftchen, welches lehrt,
wie man die Psalmen zur Bereitung oder Weihung von Amuleten
u. dg\. gebrauchen soll. Wahrscheinlich sind Uebersetzungen oder
Nachbildungen dieses Schriftchens: Brevis expositio psalmorum cum
eomm virtntibus pro salute corporis et animae et augenda substantia
mandi etc., Ven. 1534 (circumfertur cum Psalterio D. Hieronymo
interprete), im Lissaboner Index von 1624; II Salmista di David
secondo la biblia, con la virtii dei detti salmi appropriata per la
salute deir anima e del corpo e per lo accrescimento della sostan-
tia di qae«to mondo, verb. 1621; La dichiaratione delli 150 salmi
di David con le sue vere esplicazioni e virtül, estratta da molti libri
di vlrtuosi rabbini ebrei, con una insigne tabella dei caratteri ebrei
e sae virtÄ, In Colonia, per il Daniele, verb. 1714. Von dem Ge-
brauche der Psalmen bei Zaubereien spricht Albit. p. 498.
üeber Precetti d'essere imparati dalle donne ebree . . . com-
posti per Rabbi Benjamin d'Arodonio in lingua tedesca e tradotti
per R. Giacob Alpron. Aggiuntovi molti avvertimenti importantissimi
e nel fine diversi precetti d*insalar le carni ecc, Ven. 1710, verb.
1732, 8. Bayle s. v. Arodon. üeber Rosales s. § 29. — Von den
zahlreichen Schriften des portugiesischen Juden Menasseh Ben
1) bezw. Prof. Gildemeister, der mir bei diesem Paragraphen ge-
holfen.
150 Jadaica.
Israel, der mit Daniel Hnet und anderen chriBtliclien Gelehrten in
Beziehungen stand und als Synagogen- Vorsteher zu Amsterdam 1657
starh (Paquot 1, 99), steht im Index nur De resurrectione mortuo-
rum 11. 3, 1636, verh. 1656. — Der Titel des 1755 verbotenen
span. Schriftohens heisst vollständig: Oracion panegyrico-doctrinal
sobre la mala tentacion, que compuso Mardojai Ben Abraham de
Soria y que recit6 un discipulo suyo en dia que entro en Barmisba
(als er in das 14. Lebensjahr eintrat), Liorna 1751, 8. (Steinschneider,
Cat. B. Bodl. p. 1758).
Sententiae et proverbia rabbinorum. Lud. Henr. Daquin inter-
prete, verb. 1622. Der üebersetzer war, wie sein gelehrterer und
schriftstellerisch fruchtbarerer Bruder Philipp, Lehrer des Hebrüischen
in Paris, ein getaufter Jude ; sie stammten aus Aquino in Süditalien,
daher Aquinas, Aquinius oder d'Aquin (Bayle s. v.). — Jo. Chrph.
Wagenseil, Tela ignea Satanae, h. e. arcani et horribiles judaeorum
adv. Christum Deum et christ. religionem libri ävtxSoioi, 1681, fiinf
jüdische Schriften mit ausführlicher Widerlegung enthaltend, wurde
1686 verb., wohl nur wegen der in der Vorrede stehenden Bemer-
kungen de modo, quem tribunal Eomanum in librorum censura et
proscriptione observare solet, u. dgl. (Imbonati p. 98). — R. Mosis
Maimonidae de idololatria liber cum Interpret, lat. et notis Dionysii
Vossii, Amst. 1668 (zuerst 1642 von seinem Bruder Isaac herausg.),
wurde erst 1718 verb.
Ein Alexander VII. gewidmetes Buch des Theatiners Gio.
Maria V in centi, II Messia venuto. Historia spiegata e provata agli
Hebrei in cento discorsi . . . con un trattato . . . intorno la famosa
questione, se meglio sia che i prencipi cristiani permettano ne' loro
stati gli hebrei 6 li discaccino, Ven. 1659, 1000 S. Fol., wurde 1680
verb. Bartolocci 3, 745 und Imbonati p. 112 führen die darin vor-
getragenen Thorheiten an, welche das Verbot veranlasst haben
werden. Gleichzeitig wurde verb. Le piaghe dell' ebraismo sooperte
nuovamente da Franc. Carbon i, Cittadino Veneto, Ven. 1677, nach
Melzi, 1, 174 von Ign. Contardi, der auch ein Flagellum hebraeorum
super judaicam perfidiam, Ven. 1672, geschrieben. — Gegen eine
Dissertazione della religione e del giuramento degli ebrei von dem
Advocaten G. B. Benedetti erschien Lette ra apologetica a S. E. il
Sig. Marchese N. N., amico del Sig. Avv. Benedetti di Ferrara,
scritta dal Sig. N. N. neir occasione di certo libro diffamatorio contro
li hebrei, venuto alla luce sotto il titolo: Dissert. . ., fallacemente
attribuito a detto Sig. Avvocato, Mantua 1775, 4., von dem Rabbinen
Giacomo Saraval oder nach dem von diesem gelieferten Material von
dem Advocaten Luigi Casali verfasst, verb. 1776. Später erschien
noch Gli ebrei smascherati, diss. postuma dell' A(vvocato) G. B.
B(enedetti), Flor. 1799 (Melzi 2, 83).
Patrist. und mitteUlterl. Schriftea. Heidn. Classiker. 161
25. Patristisehe und mittelalterliche Sehriften.
Heidnisehe Glassiker.
Wie im 16. Jahrhundert (I S. 299. 331), wurden einige
ÄDsgaben Yon patristischen Sehriften wegen der von den pro-
testantischen Herausgebern beigefügten Zuthaten auf den Index
gesetzt, — mitunter werden ausdrücklich nur ihre Noten ver-
boten, — die Ausgabe des Cyprianus von Pell wohl auch wegen
der Beseitigung der Interpolationen, die in Frankreich Maran
beizubehalten genöthigt wurde. Eine Ausgabe einer Schrift des
Anastasius Sinaita aber wurde wegen ihres Inhaltes verboten.
Die Veröffentlichung des Briefes des Ghrysostomus an Caesar ins,
sowie des Liber diurnus und des Liber poutificalis von Agnel-
Ins wurde beanstandet, aber schliesslich nicht verhindert. Einige
mittelalterliche Schriften stehen nicht der Herausgeber, sondern
des Inhalts wegen auf dem Index, namentlich ein Werk von
Erigena (I S. 15), die von H. von der Hardt herausgegebenen
Acten des Constanzer Concils und das Diarium des Burkhard
von Strassburg. — Von Classikern wurden eine Ausgabe des
Julius Caesar und Uebersetzungen des Ovid, Anakreon und Lucrez
verboten-
Von den Editionen von Beumler und Heinsius, sowie von Ques-
nels AuBgabe des Leo M., der Mauriner Ausgabe des Augustinus,
den Uebersetzungen von Lombert und Fontaines ist anderswo die
Kede, von der Uebersetzung des Cassianus I S. 222.
Ausdrücklich nur die Noten werden verb.: Notae in S. Jo-
annis Chrysostomi opera, quae habentur tomo 8. editionis Etonae
1612, verb. 1621; es ist die Ausgabe von H. Savile ; die Noten sind
von John Haies. — Greverhard Elmenborst, Notae in Gennadii Mas-
nl. L de eccl. dogmatibus, veter is enjusd. tbeologi homiliam sacram
et Marcialis epist. Lemovicensis epistolas, Hamb. 1614, verb. 1627^).
— Um der Noten willen stehen im Index: Sulpicii Severi opera
cimi comm. Georgii Hornii, Leyden 1647 u. s., verb. 1658. —
1) Sot. expurgirt die Noten ziemlich stark. Zu einer Stelle in Elmen-
horsis Commentar zum Minucius Felix, wo bemerkt wird: Crucem hono*
rarant, non adoramnt Christiani, verordnet Sot. am Rande beizuschreiben :
Vera et catholica ecclesiae doctrina tribuit imagini crucis non snlum ho-
noranam adorationem tanquam instrumento sancto propter se, sed prae-
terea eadem adoratione, qua Christus adoratur, posse etdebere involvi et
adorari crucis imaginem simul cum prototypo.
162 Patrist, und mittelalterl. Schriften, Heidn. Classiker.
L. Com. Lactantii Firmiani opera cnm selectis varionim commenta'
rÜB op. et st. Servatii Gallaei, Lugd. Bat. 1660, verb. 1685;
Gralle's Noten sind voll polemischer Erörterungen (E. Simon, Let-
tres 2, 181). — S. Caecilii Cypriani opera, recogn. et illustr. per
Jo. [Fell] Oxoniensem Episc. Accedunt annales Cyprianici per Jo.
Fearson Cestriensem Episc, Oxon. 1682, verb. 1686; stand bis Ben.
unter Liber editus Oxonii 1682, cui tit.: S per Jo. Exo-
nensem Ep. — Epistolae genuinae S. Ignatii, quae nunc primum
lucem yident: adduntur S. Ignatii epistolae quales vulgo circnm-
feruntur, ad haec S. Barnabae epistola cum notis Is. Yossii, 1646,
verb. 1686 (vor Ben.: Notae ad epistolas etc.). — Bibliotheca
patrum apostolicorum graeco-latina ed. Thomas Ittig, Lps. 1699 ;
— Jo. Em. Grabii Spicilegium sanctorum patrum ut et haeretico-
rum saeculi p. C. n. I., II. et III., Oxon. 1700; in der Vorrede
heisst es u. a. : alle Steitigkeiten in der Kirche kämen daher,
dass die Menschen neglecta antiqua semita novas sectantur; —
Canones graeci concilii Laodiceni cum versionibus Gentiani Herveti,
Dionysii Exigui, Isidori Mercatoris et observationibus Wolfg. Gund-
lingii, 1684, alle drei verb. 1714. — Codex canonum Ecclesiae
universae a Concilio Chalcedon. et Justiniano Imp. confirmatus, ed.
Christoph. Justellus, 1610, wurde 1623 verb. (auch bei Sot. ;
die beiden anderen Codices canonum von Justel stehen weder im
Rom. noch im span. Index ; Schulte 3, 2, 254). — Christoph Mat-
thias Pf äff 's S. Irenaei episcopi Lugd. fragmenta anecdota . . .
cum notis et duabus dissertationibus de oblatione et consecratione
euoharistiae, 1715 (über 600 S. 8.), 1721 verb. wegen der Noten
und Dissertationen, die von Scipio Maffei in dem Giomale de^ letterati
1716 bekämpft wurden (Fabroni 9, 106. 158).
In der Kömischen Ausgabe des Cyprianus von 1563 waren
die Interpolationen in dem Buche de unitate ecclesiae im Texte be-
lassen worden, obschon Latinus Latinius auf ihre Unechtheit auf-
merksam machte^). Auch die Ausgabe von Rigaltius von 1648 hat
den „herkömmlichen" (interpolirten) Text, den richtigen nur in einer
Note. Die Ausgabe von Fell hat den richtigen Text und diesen
hatte auch der Mauriner Prud. Maran, der die von Etienne Balnze
(t 1718) begonnene Ausgabe 1726 vollendete, drucken lassen, mit
einer langen Note von Baluze, worin die Unechtheit der gestrichenen
Worte nachgewiesen wurde. Der Bogen wurde aber nachträglich
umgedruckt, der interpolirte Text beibehalten und Baluze^s Note
stark abgekürzt. Das Nähere wird in Baluze's Biographie von de
Chiniac berichtet: Ein Abb^ Masbaret, Professor im Seminar zu
Angers, schrieb eine Dissertation zu Gunsten der Beibehaltung der
fraglichen Worte und schickte Abschriften davon an Card. Fleury,
1) S. I S. 569. Latinius (Bibliotheca sacra, Rom 1677, p. 178) hatte
ganz richtig bemerkt, die betreffenden Satztheile seien zunächst als Rand-
noten beigefügt und dann in den späteren Handschriften in den Text ein-
geschoben worden, also aus diesem zu entfernen.
Gyprianiis. AnastaBias Sin. ChryBOstomas a. a. 153
ih Jesuiten nnd andere einfinssreiclie Personen. Der Cardinal be-
auftragte eine Commission mit der Untersuchung der Frage, ob die
^lle beizubehalten sei. Damit war ihre Beibehaltung entschieden;
denn wäre sie mit ministerieller Grenehmigung weggelassen worden,
10 hatte man das ja als einen Angriff der französischen Regierung
aif den Bömischen Primat auffassen können. Die Commission sprach
seh übrigens anch für Beibehaltung der Interpolation ans, und Ma-
nn wurde angewiesen, sich mit dem Abb^ de Louvois (Targny)
„iber die Sache zu benehmen". Nur der eine Bogen wurde neu
gedmckt. So kommt es, dass an anderen Stellen, z. B. p. XII,
der richtige Text citirt wird, als stände er in der Ausgabe^).
1684 wurde verb. Liber editus a quodam haeretico, inscr.
S. Anastasii Sinaitae anagogicarum contemplationum in Hexae-
meron liber XII. [graece et lat. ex interpretatione Andreae Dacerii],
eni praemissa^est expostulatio de S. Joannis Chrysostomi epistolae
ad Caeeariura monachum [adv. Apollinarii haeresim a Parisien sibus
aliquot theologis non ita pridem suppressa], Lond. 1682, 4. Das
Buch iet von P. Allix. Die 11 ersten Bücher des Werkes von
Anastasius waren schon in den Bibliothecae Patrum (lateinisch)
g^ruckty das 12. nicht, weil es eine der Lehre von der Transsub-
stantiation widersprechende Stelle enthält. Das Manuscript, nach
welchem es Allix drucken Hess, befand sich in der Colbert*schen
Bibliothek, und er hatte von Daillä eine Abschrift erhalten (Clement
1, 295). — Auch der Brief des Chrysostomus an Caesarins erregte
Anstoss wegen einiger Stellen, die nicht zu der Lehre von der
TransBubstantiation passen. Emerio Bigot Hess ihn nach einer Flo-
renzer Handschrift, von der er durch Magliabechi eine Abschrift
erhalten, gegen dessen Wunsch, mit der Vita Chrysostomi von Palla-
dius 1680 zu Paris drucken; auf Verlangen der Censoren (Faure
und Grrandin) wurde er aber aus dem schon fertig gedruckten Buche
beseitigt Nach den unterdrückten Blättern wurde der Brief aber
1686 von dem Erzbischof Wake veröffentlicht^). Schon 1685
hatte ihn Le Moyne in den Varia sacra drucken lassen (verb. 1687).
1689 gab ihn auch Hardouin heraus (^Hurter 2, 1103). Nach dem
Erscheinen der Ausgabe von Le Moyne schrieb Mabillon an Bigot
7. Aag. 1685 (Thuillier, I, 484) : „Diejenigen, welche früher den
Abdruck des Briefes gehindert, wünschen jetzt, ich möge ihn grie-
ehisch und lateinisch herausgeben. Ich weiss nicht, ob Schelstrate
1) Buchmann, Verm. Aufsätze, 1874, 5. H. S. 8. Hist. des capitulaires
. . . ayec la vie de Bai uze. Par M. de Chiniac, Par 1779, p. 226. Mem.
de Trev. 1726, 1877—1904: Lettre d'un savant d'A[nger8, Masbaret] pour
reclamer un passage important de S. Cyprien pret 4 etre enleve par de
oelgbres anteurs. Am Schlüsse heisst es: Vielleicht werden meine Bemer-
kimgen diejenigen, welche die neue Ausgabe vorbereiten, zurückhalten . . .
oder irgend eine Person von Autoritöt veranlassen, das Uebel zu ver-
hindern.
2) Chatifepie s. v. Bigot. R. Simon, Lettre« 1, 115. Va16ry 1, 82,
116. üeber die Castrirung des Pariser Drucks s. Mendham, Index of Gre-
gory XVI. p. XXXTT.
154 Patrist, und mittelalterl. Schriften. Hcidn. Classiker.
Beine Rechnung dabei finden wird, die Echtheit des Briefes zu be-
streiten; er wird von 7 oder 8 Griechen citirt, von denen einige
bald nach Chrys. gelebt haben, und die Ausdrücke, von denen er
meint, sie wiesen auf eine spätere Zeit hin, finden sich auch bei
Zeitgenossen des Chrys. Auch P. Garnier, der ein grosser Protector
des Briefes war, wünschte, er möge gedruckt werden." Montfaucon
nahm ihn denn auch in den 3. Band seiner Ausgabe des Chrys.
auf. Um dieselbe Zeit gab ihn auch der Marchese Mafi^ei heraus r
Epistola di S. Giov. Cris. a Cesario rappresentata come sta nel cod.
Fior., Florenz 1721, 8. (Fabroni, Vitae It. 9, 108. 160). Der Je-
suit Ch. Merlin suchte in den M^m. de Trev. 1737 zu zeigen, der
Brief sei von einem Nestorianer, spreche aber nicht unbedingt gegen
die Transsubstantiation. Gegen ihn vertheidigte Dupuy in den M&m.
de Trev. 1739 die Echtheit. Koch heute wird darüber gestritten
(Fessler, Patrol. 2, 116).
A. J. P. 22, 765 wird berichtet, die Ausgabe der Epistolae
Romanorum Pontifioum von dem Mauriner Pierre Coustant, Tom. I.,
Paris 1721, sei von Neidern der Inquisition denuncirt worden; wenn
es zu einem Verbote gekommen, sei dasselbe jedenfalls nicht pn-
blicirt worden. Es scheint gar nicht zu einem Verbote gekommen
zu sein. Tassin berichtet in der Hist. lit. de la Gongr. de S. Maur,
p. 433 : man sei mit der Einleitung Goustants in Rom nicht zufrieden
gewesen, weil er nicht günstig genug über die Ansprüche des h.
Stuhles gesprochen; Simon Mopinot, der das Werk seines Ordens-
genossen nach dessen Tode (18. Oct. 1721) mit einer Widmung an
Innocenz XIII. herausgegeben, habe mehrere Briefe zur Yertheidi-
gung desselben nach Eom geschrieben und dem Generalprocurator
der Mauriner in Rom einen gedruckten Brief übersandt, worin er
hervorhebe, dass Coustant sich bemüht habe, alle wirklich echten
Briefe der Päpste als solche nachzuweisen und ihr Verhalten gegen
die Angriffe der Haeretiker und einiger Katholiken zu vertheidigen.
Dabei wird man sich beruhigt haben.
Um 1650 wollte Lucas Holstenius, damals Bibliothekar des
Card. Barberini, den Liber diumus herausgeben; der Text war
bereits gedruckt. Die Veröffentlichung stiess auf Hindemisse, und
als nach Holstens Tode 1661 Card. Barberini das Buch Jo. Bona '
vorlegte, erklärte dieser: es werde besser nicht veröffentlicht, da
sich die von Holsten versprochenen Noten nicht vorfänden und man
doch die in dem Glaubensbekenntnisse des neu gewählten Papstes
vorkommenden Worte, in denen Honorius verdammt werde, qoia
pravis haereticorum assertionibus fomentum impendit, nicht ohne
eine Note, die für diese Wunde die Heilung enthalte, veröffentlichen
könne. Um dieser und ähnlicher Stellen willen hatte früher Sirmond
den Gedanken an die Herausgabe des Liber diumus aufgegeben.
Ein anderer Jesuit, Jean Garnier, edirte ihn 1680 zu Paris. £r
wurde nach Rom citirt, starb aber auf der Reise dorthin 26. Oct.
1681 zu Bologna. Es hiess, die Ausgabe solle auf den Index ge-
setzt werden. Die Angabe, dieses sei geschehen, ist unrichtig. Auch
spätere Ausgaben sind nicht verboten worden. Die Ausgabe von
Liber diurnus. Ag^ellus.
155
Holsten wurde 1724 in Rom fertig gedruckt mit der Jahreszahl
1658 M-
Der Benedictiner Benedetto (in saeculo Bemardino) Baochini,
ek Freund Mabillons, Muratori's Vorgänger als Bibliothekar zn
Modena, wollte den Liber pontificalis s. vitae pontificum Ravennatam
voD dem Abt Agnellus ans dem 9. Jahrh. herausgeben. In Rom
erregten aber manche Angaben und Aeusserungen des Agnellus, dass
die Erzbiachöfe von Rayenna das Pallium von den Kaisern erhalten
ind dgl., grossen Anstoss. Bacchini wurde von dem P. del Miro
aufgefordert, das Manuscript nach Rom zu schicken, damit es von
den Censoren des Ordens geprüft werde; es wurde dann dem Mag.
S. Pal. vorgelegt, und dieser verbot 1705 die Veröffentlichung; der
bquisitor von Modena wurde sogar beauftragt, Bacchini alle auf
das Bach bezüglichen Manuscripte wegzunehmen; Muratori wurde
strenge verboten, anderen Abschriften des Codex zu geben (Lottere
di Ap. Zeno, 1785, 1, 323). Bacchini reiste nun 1705 nach Rom,
am die Zurücknahme des Verbotes zu betreiben, und fand Fürsprache
bei Passionei und Fontanini, welche namentlich geltend machten, es
sei doch besser, dass Bacchini den Agnellus mit einer Vorrede und
mit Noten, worin dessen Unrichtigkeiten widerlegt würden, heraus-
gebe, als dass er, was sonst nicht ausbleiben könne, von Prote*
itanten edirt werde. Der Papst Hess denn auch durch Casoni, den
Assessor S. OfHcii, Bacchini die Censuren von Franc. Bianchiani und
Lor. AI. Zaccagni einhändigen, um danach die Noten zu verbessern
imd eine neue Vorrede zu schreiben. Die beiden Censoren waren
aber auch mit der neuen Arbeit Bacchini^s nicht zufrieden. Nun
Hess der Papst das Manuscript und die vier Censuren einem andern
Consultor der Inquisition, dem Theatiner Joseph Maria Tommasi
(er wurde 1712 Cardinal, 1803 selig gesprochen) vorlegen, um zn
flehen, ob Bacchini die Monita der beiden Censoren genügend be-
rücksichtigt oder noch weiteres zu ändern habe. Tommasi^s Gut-
achten vom 27. März 1706 ist in seinen Opera, Rom 1754, VII,
132—144, abgedruckt. Bezüglich der meisten unter den 28 Punkten,
am die es sich handelte, trat er auf Bacchini 's Seite. Interessant
lind folgende Bemerkungen von ihm: Bacchini unterrichtet in der
neuen Vorrede, wie ihm aufgegeben war, seine Leser in ausreichen*
der Weise über die inscitia et ignorantia des Agnellus; von seiner
malignitas spricht er allerdings nur mit einem suspicor, während
einer der Censoren mit Unrecht verlangt, er solle dieselbe als
sicher hinstellen; über die Uebergabe des Palliums durch die Päpste
ist in der neuen Vorrede genug gesagt ; wenn der Bischof von Rom
l) Liber diurnus ou Recueil des formulaires usitees par la Chan-
eellerie pontificale da 5. au 11. siecle, publ. par E. de Roziere, Par. 1869,
btrod. p. 43. 56, 113. Das Gerücht, man habe Garnier in das Inquisitions-
gefangniss setzen wollen, Michaud 4, 410, klingt nicht wahrscheinlich; es
idieint sogar, dass er nicht wegen des Buches citirt, sondern zu einer
General-Congregation nach Rom gesandt worden war.
156 Patrist. und mittelalterl. Schriften. Heidn. Classiker.
als Patriarch and Metropolit bezeichnet wird, so thnt das seinem
Primat keinen Eintrag; über die Constantinische Schenkung spricht
Bacchini ganz wie Baronius n. a. Schliesslich stellt Tommasi die
Addenda seu emendanda juxta tertii censoris crisim zusammen, uud
nachdem Bacchini danach seine Arbeit modificirt hatte, erhielt er
die Druckerlaubniss. Das Buch erschien unter dem Titel : Agnelli,
qui et Andreas, Abbatis S. Mariae ad Blachernas et S. Bartholomaei,
Liber pontificalis seu vitae pontificum Ravennatum, dissertationibus
et observationibus necnon appendice monumentornm illustratus et
auctus, Mutinae 1708*, 2 vol. 4.^).
Von den seit 1483 oft gedruckten Flores doctomm pene om-
nium, qui tum in theologia, tum in philosophia hactenus claruerunt,
des Thomas Hibernicus (Thomas Palmeranus oder Palmerstone
ans Kildare, tl269) wurde 1642 eine bei Jacob Stoer in Genf er-
schienene Ausgabe verboten, cum sint ab hoc impressore haeretico
multis in locis adulterati. — Das Verbot von 1609: Jacobi Spie-
gelii (I S. 500) Scholia in Petri Guntheri poetae de gestis Cae-
saris Friderici (seit Ben. in Ligurinum Guntheri) scheint durch die
Ausgabe von Conr. Kittershusius 1598 veranlasst zu sein; Guntherus
de gestis Imp. Caesaris Friderici cum scholiis Jac. Sp. war schon
1531 erschienen (Clement 9, 325). Das Gedicht gehört dem 12. Jahrh.
an (Wattenbach 2, 218). Antipapistische Stellen daraus bei Wolf
IT, 13. — Erst 1627 wurde verboten: Chronica Slavorum seu
Annales Heimol di opera Reineri Reineccii (1581). Cui addita est
etiam Historia de vita Henrici IV. et Gregorii VII. Diese Zugabe,
die auch unter Historia im Index steht, als ob sie besonders er-
schienen wäre, wird das Verbot veranlasst haben ; die Chronik von
Helmold (im 12. Jahrb.; Wattenbach 2, 259) war schon 1556 und
1573 herausgegeben. — Ein Beispiel eines noch mehr verspäteten
Verbotes ist: Lud. Tuberi Commentarii de rebus, quae temporibus
ejus (1490 — 1512) in illa Europae parte, quam Pannonii et Turcae
eorumque finjtimi incolunt, gestae sunt, 1603, verb. 1734 (abgedr.
bei Schwandter, Script. Hung. 2, 107). Die Berichte über Alexan-
der VI. werden das Verbot veranlasst haben.
Magnum oecumenicum Constantiense Concilium ... ed. Herrn,
von der Hardt, 1700, 6 vol., verb. 1703. In dem Votum des von
der Index-Congr. bestellten Censors, des Benedictiner-Abtes del Miro,
über den 4. Band, — Döllinger besitzt eine Abschrift, — kommen
folgende merkwürdige Aeusserungen vor: er habe den Abdruck der
Actenstücke mit den Handschriften in der Vaticanischen Bibliothek
verglichen ; der Herausgeber scheine bona fide verfahren zu sein
und es sei nicht anzunehmen, dass er absichtlich den Text geändert
habe; aber das intentum autoris sei schlimm: er wolle die damalige
Corruption in der Kirche zeigen; er spreche zwar nicht sein Ür-
1) Affo, Memoria 6, 845. Agnellus ist bei Muratori, Scr. rer. it. 2, 1
(mit der Vorrede Bacchini's) und in den Script, rerum langob. (M. G. 1878),
p. 265 abgedruckt.
Cona Constant. ed« v. d. Hardt. Bnrchardus a. ft. 167
tkeil aas, aber das intentam sei schlimin. „Die Ketzer werden frei-
Ikb sagen, scbliesst er, wir verböten alles, was ans zuverlässigen
(probabilea) Scbriftstellem angeführt werde, wenn es nicht mit der
Sitten- nud Glaubenslehre übereinstimme, die wir in der Komischen
Kirche festhalten; aber ein solches Gerede (mmores) darf nicht
büher geachtet werden als das Seelenheil, sondern die dicteria der
Ketzer sind nm des Seelenheils der Katholiken willen zn verachten,
welcbes durch das Lesen dieses Buches sehr gefährdet werden würde/*
1703 wurde verb. Historia arcana sive de vita Alexandri VI.
Papae excerpta ex diario Joannis Burchardi Argentinensis . . edita
a Gode£r. Guil. Leibnizio 1697, — das einzige, was von Leibniz
im Index steht, — ein Verbot, welches bei den vielen unerbanlichen
Dingen, die Burkhard, seit 1483 päpstlicher Ceremonienmeister, seit
150^ Biscbof von Horta, berichtet, sehr erklärlich ist. Der 2. Band
von J. G. Eccardus^ Corpus historicum medii aevi, 1723, derp. 1863
— 2160 ausser den Berichten von Burkhard die ebenso unerbau-
lichen von Stephan Infessura enthält, steht nicht im Index. — 1856
erschien zn Florenz Jo. Burchardi . . . Diarium Innocentii VIII.,
Alexandri VI., Fii III. et Julii II. tempora complectens, nunc pri-
mum pnblici juris factum, commentariis et monumentis quamplurimis
et arcanis adjectis, ab Achille Gennarelli; diese Ausgabe wurde
sofort verb.^j und die Giv. 3, 2, 201 brachte darüber einen sehr
eotrusteten Artikel. Sie constatirt, dass Gennarelli, — er war früher
Advocat bei der Cnrie, — das im Vaticanischen Archiv aufbewahrte
Autograph nicht benutzt habe, sondern nur Abschriften, deren Zu-
verlässigkeit nicht feststehe, und die Stücke, welche Lutheraner
herausgegeben und mit den schmutzigen Dingen interpolirt hätten,
denen Burkhard seine traurige Berühmtheit zu verdanken habe. Cha-
rakteristischer noch als diese bodenlose Verdächtigung ist die
Frage : wer denn Gennarelli ermächtigt habe, ein Document zu ver-
öffentlichen, dessen Original in der Hand der Kirche sei und aus
welchem die Kirche in ihrer Weisheit durch Rainaldi und andere
diejenigen Stücke, welche zur Aufhellung der Kirchengeschiohte
jener Zeit dienen könnten, veröffentlicht habe, während sie das
übrige kraft jenes Rechtes, das jedem Eigenthümer zustehe, ver-
borgen halte. „Wäre Gennarelli, heisst es zum Schlüsse, ehrlich
(di baona fede) gewesen, so hätte er nicht die Braut Gottes mit Ab-
lehenlichkeiten befleckt, welche den Lutheranern so sehr gefallen
haben und vielleicht zum grossen Theile von ihnen herrühren.'^
Wenn in der Vaticanischen Handschrift die Fäpste in besserm Lichte
^scheinen als in den Abschriften, warum wird sie noch immer ge-
heim gehalten? Die neueste Ausgabe des Diarium, von L. Thuasne,
1) In dem Index von 1877 steht das Buch unter Gennarelli. Man
bat es auch unter Burchardi setzen wollen ; aber der Setzer hat dieses
Wort weggelassen und so steht unter dem vorhergehenden Worte Buona
da] novella: — Diarium pars 1. etc. Irren ist menschlich, aber in der
Anagabe von 1881 ist der Irrthum nicht oorrigirt.
158 Patrisi. und mittelalterl. Schriften. Heidn. Classiker.
Paris 1883 — 84, ist (noch) nicht verb. — Das Diarium des Infes-
snra hat auch Muratori in den Scriptores rerum ital. t 3, p. 2 ab-
drucken lassen, aber manche anstössige Stellen, die in Eckharts
Ausgabe stehen, weggelassen^).
Der im 6. Bande der Monumenta historica ad provincias Par-
mensem et Placentinam (Parma 1857) stehenden Ausgabe der Chro-
nica Fratris Salimbene Parmensis, 0. Min. (1282—87), liegt zwar
eine von Msgr. Marini gelieferte Abschrift der Yaticanischen Hand-
schrift zu Grunde; in dieser Abschrift sind aber alle Stellen weg-
gelassen, welche Marini oder dem Abschreiber (Abate Amati) an-
stössig erschienen^). — In der 1837 zu Rom gedruckten Ausgabe
der Memorie storiche des Florentiners de Rossi (im 16. Jahrh.) sind
nicht nur grosse Stellen weggelassen, sondern auch der zweite Theil
von den Herausgebern fast ganz umgeschrieben und vieles gefälscht
(Gregorovius 8, 602).
1725 wurden verb. Bern. Segni, Storie Fiorentine dall' a.
1527 al 1555, Augusta (Florenz) 1723, Fol., und Benedetto Varchi,
Storia Fiorentina, nella quäle si conten^ono Tultime revoluzioni
Fiorentine . . ., Colonia (Florenz) 1721, die von dem Florentiner
Franc. Settimani besorgten ersten Drucke der im 16. Jahrh. ge-
schriebenen Werke, beide wegen des Berichtes über eine Greuelthat
des Pierluigi Farnese, des Sohnes Pauls III., verb., der in vielen
Exemplaren beseitigt ist, Segni nur mit d. c, weil er nur ganz
kurz davon spricht^).
Warum Caji Julii Caesaris quae exstant cum selectis variornm
commentariis, quorum plerique novi, op. et studio Arnoldi Montani.
Accedunt notitia Galliae et notae auctiores ex autographo Jos. Sca-
ligeri, Amst. 1660, 1709 verb. worden, weiss ich nicht. — Dell'
arte di amare libri 3, trasportati dal lat. di Ovidio Nasone in ottava
rima toscana da S. Gaetano Yernice, Colonia (?) 1707, wurde 1709
von der Index-Congr. verb. — Von Alessandro Marchetti (1633
— 1714), Professor der Mathematik in Pisa, dem berühmtesten
Uebersetzer alter Dichter (Tiraboschi 8, 466), verbot die Inquisi-
tion 1712: Anacreonte tradotto dal testo greco in rime toscane da
AI. Marchetti, Accademico della Crusca, Lucca 1707. Clement 1,
288 verzeichnet vier ältere ital. Uebersetzungen des Anakreon, die
nicht im Index stehen. Marchetti wollte auch eine Uebersetzung
des Lucretius drucken lassen, — Tiraboschi nennt sie eine meister-
hafte Arbeit, — und Apostolo Zeno (Lettere, Ven. 1785, I, 93)
schrieb ihm 1709, die Inquisition werde dieselbe wohl nicht bean-
1) Schelhorn, De consil. 2, 40 theilt eine solche Stelle (über Inno*
cenz VIII.) mit. Vgl. Gregorovius, Gesch. der St. Rom. 7, 600. 605.
2) Arch. 8tor. N.S. 16 (1862), 1, 25. Der in der Ausgabe von Parma
fehlende erste Theil ist bei Cledat, De fratre Salimbene et de ejus chro*
nicae auctoritate p. 67—116 abgedruckt. Waitz, N. Archiv 5, 648.
3) Schelh., Erg. 2, 633. Ein iUlienischer Fürst soll 400 Exemplare
von Varchi gekauft und vernichtet haben. Beide Werke sind 1857 zu
Florenz und sonst neu gedruckt.
Gedichte. Schnlbücher. Zeitschriften n. 8. w.
159
liiodeD, wenn er eine Vorrede beifüge. Er nnterliess aber die Yer-
ÜBotlichnngy weil der Grossherzog Cosimo III. die Widmung nicht
unehmen wollte, obschon er eine christliche Protestation gegen die
Lehren des Lncretins beigefügt hatte. Nach seinem Tode meinte
Zeoo 1715 (2, 284), da die üebersetzang in vielen Abschriften ver-
breitet sei, sei es rathsamer, sie correct und ganz drucken, als in
Bttoirecten und unvollständigen Abschriften circuliren zu lassen.
Sie wurde dann auf Yeranlassung Paolo ßoUi's gedruckt: Di
Tito Lucrezio Caro della natura delie cose libri sei, trad. da AI.
Marehetti, Londra 1717, aber 1718 von der Inq. verb., und seit
Ben. steht 1. cl. bei dem Verbote. (In Spanien wurde 1779 eine
Amsterdamer Ausgabe von 1754 verb., por estar en vulgär j por
SU laminas obscenas). Eine Uebersetzung des Abate Giuseppe
Qniiini scheint darum nicht verb. zu sein, weil er einen fortlaufen-
des widerlegenden Commentar beigefügt hat. Dagegen wurde wieder
verboten: Baffaele Pastore (geb. 1732, Jesuit 1744; Caballero,
Bibliotheca Script. S. J. Suppl. 2, 79), Filosofia della natura di
Tito Lucrezio Caro e confutazione del suo deismo e materialismo,
eol poema di Ant. Paleario deir immoHalitä degli animi, Londra
iVcn.) 1776, 2 vol. 8., von der Inq. verb. 24. Febr. 1779. Da-
kioter steht Saggio di poesie toscane e latine, in dem Index von
1819 mit dem Znsatz: libellus jussu S. D. N. a S. Cougr. S. 0. ad
S. Ind. Congr. transmissus, ut illum referret in consuetum catalogum
L prob. 25. Febr. 1779.
1828 wurden verb. Le opere scelte di Giuliano imperatore per
h prima volta dal greco volgarizzate, con note e con alcuni dis-
a>rsi illnstrativi di Spiridione Petrettini (aus Corfu, f 1833),
Mü. 1822.
26. Gedichte, Facetieu n. dgL Schnlbücher. Zeitschriften
nnd encyclopädische Werke.
Wie im 16. Jahrhundert, so wurden auch im 17. nnd 18.
mauehe Bücher verboten, weil sie Obscönitäten, Spöttereien
anf katholische Dinge u. dgl. enthielten, — auch einige Schul-
blicher, die anstössige Beispiele enthalten haben mögen (I S. 130).
Ue lateinischen Schriften der Art, die im Index stehen, gehören
bst ausschliesslich dem 17. Jahrhundert an. Ausser lateinischen
tnden sich fast nur italienische unsaubere Gedichte, Romane
1. 8. w., zum Theil von Literaten, die wie Marini im Dienste
TOD Cardinälen standen, daneben auch anständige Producta die
nur wegen einzelner Stellen mit d. c. verboten und mitunter
expurgirt nochmals gedruckt wurden. Manche dieser Sachen,
160 Gedichte. Schulbücher. Zeitschriften u. s. w.
sind jetzt kaum noch den Literarhistorikern bekannt, stehen aber
noch in der neuesten Ausgaben des Index. Im 17. Jahrhundert
werden auch die Verbote solcher italienischen Schriften seltener.
— Eine Merkwürdigkeit ist, dass die „Visiones de Don Quevedo,
d. i. wunderliche satyrisehe und warhafftige Geschichte Philanders
von Sittewald," 1645 (u. s., von Hans Michael Moscherosch)
1662 verboten wurden. Ausser diesem Buche kam im 17. Jahr-
hundert kein deutsch geschriebenes Buch in den Index, und
das nächste Buch aus der deutschen , .schönen^' Literatur, welches
verboten wurde, sind Heine's Reisebilder. Nicht viel besser
ist die Auswahl, welche die Index- Congregation aus der fran-
zösischen und englischen bellettrischen Literatur des 17. und 18.
Jahrhunderts getrofiTen hat.
Weniger zu rechtfertigen sind die Verbote der Acta Eru-
ditorum und anderer Zeitschriften und mehrerer lexicalischen
und encyclopädischen Werke, die nur flir Gelehrte bestimmt,
für diese aber kaum zu entbehren waren, und es gereicht Bene-
dict XIV. nicht zur Ehre, dass er die Zahl dieser Verbote ver-
mehrt hat.
Wie ein Schulbuch in den Index kommen kann, zeigt ein
Decret aus dem J. 1804: von einer Grammatica italiana e inglese
von Dalmazoni wird die 1793 zu Neapel erschienene^) Terza
edizione modificata, corretta ed accresciuta dal Professore di lingua
inglese J. B., verdammt (damnatur), donec corrigatur, praesertim
qiioad duo specimina ad stylum historicum pertinentia, also wegen
zweier aus englischen Historikern entnommener Lesestücke. — In
den ersten Decennien des 17. Jahrh. kamen, ohne Zweifel aus ähn-
lichen Gründen, von Schulbüchern in den Index: Daniel Angelo-
crator, Officina poetica; Conr. Aslacus, De dicendi et discendi
ratione; Fr. Bonnaeus, Tract. de ratione discendi; Thom. Sagit-
tarius, Epistolica institutio s. de conscribendis epistolis tractatus
(wird bei Sot. ohne Expurgation freigegeben). 1661 wurde verb.
Phil. Garnier, Dialogues en cinq langues, espagnole, italienne,
latine, fran^oise et allemande (bei Sot. wird seine 1593 erschienene
französische Grammatik cum sua nota, d. h. unter der Bedingung,
dass er als auctor damnatus bezeichnet werde, freigegeben).
Von dem Juristen Otto Melander (Schwarzmann) wurden
Jocorum atque seriorum centuriae aliquot, 1604, 1605 verb.; sie
enthalten Supplicatio collegii sacrorum scortorum rom. ad Snmmum
1) In dem Dccretc steht: Roma presso Yen. Monaldini (subdola in-
dicatio), Napoli da G. P. Merenda 1793.
Lateinische Gedichte a. dgl.
161
PoDtif. pro Card. Carapha exule, Stücke aas Naogeorgas u. dgl.
IStrobeL Mise. 3, 137). — Jo. Owen Epigrammata, London 1612
L 0., worden erst 1654 verb. Bei Sot. werden sie stark expnrgirt.
Sie enthalten viele Obscönitäten nnd Satiren gegen Mönche n. dgl.
(BaQlet 1387). JedenMls ist es nicht richtig, wenn A. D. B. 19,
4^ gesagt wird, Owen sei nicht wegen seiner Epigramme anf den
Ifidex gekommen, sondern wegen des Distichons: An Petras faerit
Romae, sab jndice lis est, Simonem Itomae nemo fnisse negat. —
Ferner kamen in den ersten Decennien des 17. Jahrh. in den Index :
Dominici Bandii Poemata nnd Orationes (Paquot 2, 210); anter den
Gedichten stehen Lobgedichte anf Ketzer, Satiren anf Philipp IT.
IL dgl., in den Orationes werden bei Sot. die Grabrede anf Jos.
Sealiger nnd die Orationes ad Elisabetham und ad Jacobnm Regem
gestrichen ; — Deliciae poetarnm gallornm collectore Ranatio G-hero
(d.L Janns Gmteras), 3 vol., 1619, die einzige der anter dem Titel
Deliciae poetarnm erschienenen Gedieh tsammlnngen (Baillet 3, 183),
die im Rom. Index steht; bei Sot. füllt die Expnrgation dieser De-
liciae nnr 1 Spalte, die der 6 Bändchen Del. p. germanornm 24
Seiten; — TarraeiHebii (d. i. Caspar von Barth, A. D. B. 2, 101;
TgL I S. 594) Amphitheatrum serioram jocoram and Amph. sapien-
tiae; — ferner Schriften von J. M. Dilherr, Gaspar Domavins,
Jo. Freinsbemias, Georg Richter, Steph. Ritter, A. Th. Siber, Jo.
Waleh (Decasfabalaram); — Barth. Alechtrochora, Dissert. theo-
rieo-praetica de nobilissima et freqnentissima Hanreitarnm materia,
rerb. 1624; — Bacchi et Yeneris faoetiae, nbi agitar de generibns
ebriosoram . . de meretricam in snos amatores fide, s. 1. 1617, and
zvei Facetiae facetiaram, verb. 1651. — Nebnlo nebnlonnm, h. e.
joeo-seiia neqaitiae censnra, annis abhinc C rhythmis germanicis edita,
ddode latinitate donata a Jo. Flitnero Franco, 1620 n. s. (eine
Uebersetzang von Th. Mamers Schelmenznnft), warde erst 1718 verb.,
md erst 1700, in Spanien erst 1752: Alojsiae Sigaeae Toletanae
ntyra sotadica de arcanis amoris et veneris, Alojsia hispanice soripsit,
latinitate donavit Jo. Mearsias, seit 1680 wiederholt gedrackt (Barbier
1, 49. Drajon 5). Unter dem Titel Jo. Meursii Elegantiae latini
sermonis wurde das Bach 1718 nochmals verb.
1603 warden verb. Reram memorabiliam jam olim deperdi*
tamm et reeens inventarnm 11. 2 Gaidonis Panoiroli, lat. vertit et
notis illnstr. Henr. Salmnth, Amberg 1602; 1605 warde aber das
Verbot anf die Annotationes Henr. Salmnth za dem Bache von
Paneirolo (1523 — 99) beschränkt. Sie werden bei Sot. stark expar-
girt — 1621 warde mit d. c. verb. Liber falso adscriptas Simoni
Xajolo, episcopo Yaltarariensi, cni titalas CoUoqaioram s. dieram
canicalarinm Tomas II. Es ist die von Georg Draadias 1614 her*
aisgegebene Fortsetzung des za Rom 1597 a. s. erschienenen, von
Possevinns den Philosophen and Predigern empfohlenen Baches von
Majolo gemeint. Der 3. and 4. Band stehen nicht im Rom. Index;
bei Sot. werden alle drei expnrgirt. — Josephi Langii Novissima
Polyanthea in U. 20 distribnta, Ven. 1616, warde 1627 mit d. c.
Terb. Sot. sagt, er habe Lang, weil er (1603) katholisch geworden,
B^nsoh, Index n. 1|
l6ä % Gedichte. Sctiulbüotier. Zeitsokriften u. s. w.
aus der 1. CL, in der er bei Sand, stand, in die 2. versetzt, spricht
ansführlich über die verschiedenen Ausgaben des Baches (A. D. B.
17, 602) und expurgirt mehrere derselben.
Zu den Curiositäten, welche im Index stehen, gehört Dispu-
tatio perjucunda, qua anonymus probare nititur, mulieres homines
non esse ; cui opposita est Simonis Gedicci defensio sexus muliebris,
qua singula anonymi argumenta distinetis thesibus proposita viriliter
enervantur. Ed. novissima, Hagae Comitis 1644, verb. 1714. Die
Disputatio wurde zuerst 1595 gedruckt; Valens Acidalius, der 1594
katholisch wurde und 1595 starb (Bäss 3, 264) ist nicht der Ver-
fasser, hatte aber das Manuscript seinem Verleger Osthaus in Leipzig
gegeben. Sie ist wahrscheinlich in Polen verfasst und soll zeigen,
dass man eben so gut, wie die Socinianer bewiesen, dass Christas
nicht Grott sei, beweisen könne, dass die Weiber keine Menschen
seien. In Leipzig wurde gegen das Schriftchen gepredigt und die
Wittenberger theologische Facultät warnte 1595 davor in einer Ad-
monitio ad studiosam juventutem. In demselben Jahre erschien die
Defensio des Magdeburger Theologen Simon Gedicke ^). Eine
italienische üebersetzung Di s cor so piacevole, che le donne non
siano della spQcie degli huomini, tradotto da Horatio Plata Bo-
mano, Lyon 1647, wurde 1651 verb. (sie rief mehrere italie-
nische Widerlegungen hervor, Melzi 1, 111), von den beiden la-
teinischen Schriftchen aber erst die Ausgabe von 1644, und diese
erst, nachdem mittlerweile noch mehrere Abdrücke (Paris 1693,
Leizig 1707) erschienen waren, genau 70 Jahre nach ihrer Ver-
öffentlichung.
Der berühmteste unter den italienischen Dichtem im Anfange
des 17. Jahrh. war Gio. Batt Marini (1569 — 1625); er stand Jahre
lang in Diensten des Card. Aldobrandini, des Nepoten Clemens' VIII.,
1622 des Card. Barberini (ürbans VIII.), wurde in der Theatiner-
kirche zu Neapel begraben (die Grabsohriffc bei Toppi p. 136) and
nach seinem Tode von der Accademia degli Umoristi zu Bom als
der grösste Dichter seines Jahrhunderts gefeiert^). Unter Paul V.
wurde er wegen seiner obscönen Gedichte verhaftet, versöhnte aber
den Papst durch die Strage degli Innocenti. Erst nach seinem Tode
wurden 1627 L'Adone und Gli amori nottomi verb. (dass niemand
als der Papst die Erlaubniss zum Lesen des Adone ertheilen könne,
wie Erythraeus, Pin. 1, p. 35 sagt, steht wenigstens nicht in dem
Decrete), 1628 eine Beüie von anderen Gedichten und noch drei
erst 1678. — Tommaso Stigliani, dessen Bime 1605 verb. wurden,
stand im Dienste des Card. Scipio Borghese; 1623 erschien zu Rom
eine diesem gewidmete expurgirte Ausgabe der Bime unter dem
veränderten Titeln canzionero (Tirab. 8, 454). Cristoforo Bronzini,
dessen Dialogo della dignitä e noblitä, delle donne 1622 mit d. o.
1) Placcius p. 373. Freytag, Anal. 5. Frank, Gesch. der prot. Theol.
1 287
2) Nicodemo<Toppill2. Baillet 1404. Nia 32, 187. TiraboschiS, 462.
Italienisobe Schriften. 168
rerb. wurde, war Caudatario der Cardinäle Palletta und Carlo de'
Mediei und berühmt als genauer Kenner der päpstlichen Ceremonien
(Erythraens, Pin. 3, 26). Gioseffo Passi, dessen Defetti donneschi,
Teo. 1598 und sonst, 1623 yerb. wurden, worde Camaldnlenser nnd
saante sich als solcher Pietro Passi. Von Girolamo Brnsoni,
TOD dem zwei Bücher im Index stehen, berichtet Mazzachelli, er sei
dreimal aas dem Garthäoser-Orden aasgetreten; er war ein Freund
Ferrante Pallavicini^s and schrieb ein Leben desselben. La simpli-
dta ingannata di Galerana Baratotti, 1654, verb. 1661, ist ein
Roman der Yenetianischen Nonne Arcangela Tarabotti, nach ihrem
Tode gedruckt (Yillani p. 110). Ein Buch von Tomaso Costo,
welches erst 1664 verb. wurde, war schon vor 1600 zuerst erschienen.
— Andere solche Sachen stehen unter Benamati, Buongiorni, Bretel,
Cieognini, Doppia, Loredano, Malespini, Moro, Pignatto, Satire, Scelta.
Andere bellettristische Sachen werden nicht wegen Obsoöni-
titen verb. worden sein, wie die von Ferrella, Flori, Nali, femer
des Dominicaners Luca Belli Comment^ sopra il Gonvito di Pla-
tone in 6 diseorsi (sollte nach Mazzuchelli ursprünglich ein Com-
mentar zu zwei Sonetten von Petrarca werden), und Franc. Pona,
La hcerna di Eureta Misocolo, dialoghi IV, Yen. 1626, verb.' 1627,
Gespräche mit einer Lampe, in der sich der Autor (Arzt in Yerona,
1594 — 1652) eine durch mehrere Körper gewanderte Seele gegen-
wärtig denkt. Es erschien auch eine Entgegnung: L^antilucerna.
Dialogo (Melzi I, 385). — In einem Decrete vom J. 1621 wird
Assaldi Cehk Historia Hester metrice conscripta mit d. c. verb.;
erst Ben. hat den richtigen Titel: La reina Esther, poema. Ery-
ihneus, Pin. 3, 30 berichtet, der Card. Doria, Erzbisohof von Palermo,
habe in dem G-edichte vieles absurd und anstössig gefunden, Ceb^
liabe sich in einem Briefe an den Cardinal vertheidigt und dieser
darauf replicirt, — Erythraeus theilt beide Briefe mit, bemerkt aber:
nilii videtur uterque pugnare pro nugis ao velitari de lana oaprina,
~ schliesslich habe man das Buch verboten, weil es historiae sa-
erae veritatem mendaciunculis multis contaminasset. Andere Sachen
TOB Cebä (t 1623), — ehe er sich auf das Yerfertigen frommer
Gedichte verlegte, schrieb er Liebesgedicbte, die er später selbst
eorrigirte, — werden anstössiger sein als die Esther. — Den Schluss
dieser Liste mag ein Curiosum bilden: La Cioceide, verb. 1690,
ist ein Sammlung von 360 Sonetten von Franc. Lazzarelli, worin
er seinen frühem Freund Buonaventura Arrighini als Don Ciccio
(=c Francesco) verhöhnt. In der Yorrede einer 1692 erschienenen
2. Ausgabe sagt er, die erste sei ohne sein Yorwissen gedruckt
worden; er wolle nicht kirchliehe Dinge verspotten und unterwerfe
lieh dem Urtheil der kirchlichen Oberen ; einige der anstössigsten
Sonette, über Don Ciccio's Taufe, Firmung und letzte Oelung u. dgl.,
imd hier weggelassen (Bayle s. v. Lazzarelli. Mazzuch. 1, 1130).
Im 18. Jahrhundert sind viel weniger italienische Yersemaoher
Q- dgL in den Index gekommen: Sofilo Molossio, Pastore Arcade
Peragino e custode degli armenti automatici in Arcadia, gli difende
daOo serutinio cbe ne fa nella sua oritica il Sig. Pietro Angelo
164 Gedichte. Schttlbüoher. Zeitschriften u. 8. w.
Papi, medico e filoaofo Sabinese, zu Rom 1706 gedruckt^ nach 5
Jahren verb., woranf der Verfasser, der Mediciner Alessandro Paa-
coli, wieMelzi berichtet, reumütbig Sofilo senza maschera, Rom 1711,
drucken liess. — II Kicoiardetto di NicoW Carteromaco, Par. (Ven.)
1738, verb. 1739, 30 Canti in der Manier Ariosto's mit sehr schlüpf-
rigen Stellen. Der Verfasser hiess Nie. Fortigaerri (1674— 1735 ),
warde unter Clemens XI. Cameriere und Canonicns in St. Peter und
Beferendario della Segnatura, 1733 unter Clemens XII. Secretär der
Propaganda, nach Fabroni 9, 10 ein uomo costumatissimo. Seine Verse
durfte er Clemens XII. vorlesen, und Card. Comelio Bentiyoglio
erhielt von ihm eine Abschrift des Eicciardetto, wonach dessen Neffe
Guido ihn nach dem Tode des Dichters drucken liess ; es erschienen
zwei Auflagen in einem Jahre. Fortiguerri übersetzte auch den
Plautus und Terenz; dieser ist 1736 gedruckt. — Ritratti poetici,
storici e critioi di yarii uomini di lettere, diAppio Anneo deFaba
Cromaziano, Neapel 1745, verb. 1755, schwtilstige und satirische
Sonette auf 60 Schriftsteller mit einem Commentar, von dem Cöle-
stiner Appiano (in saeculo Benvenuto) Buonafede (1716 — 93), der
1740 Professor der Theologie in Neapel, 1752 Abt wurde, als Arcade
AgatoJ^isto Cromaziano hiess und unter diesem Namen mehreres ge-
schrieben hat. 1760 gab er eine expurgirte Ausgabe seiner Ritratti
unter dem Namen Lavisio heraus (Mazzuch. s. y. Buonafede ; Melzi
1, 78). — Teatro comioo Fiorentino contenente venti delle piii rare
commedie, citate da' signori accademici della Crusca, Florenz (Ven.)
1750, 6 vol, 8., verb. 1757, eine Sammlung von Comödien von
Cecohi, Lasca, Salyiati, Buonarroti u. a., herausg. von Gr. C. Fre*
ghetti (Graesse). — Andere Sachen stehen unter Lopez, Viccei
Specchio.
Considerazioni intorno alla poesia degli ebrei e dei greci von
dem Abate Biagio Garofalo waren 1707 zu Rom gedruckt und
wurden 1718 verb., mit dem Bemerken, das Verbot treffe nur jene,
nicht die eben (1718) erschienene (nach den Weisungen der Index-
Congr.) expurgirte Ausgabe. Garofalo stand im Dienste des Fürsten
Borghese und hatte Homilieen Clemens' XI. ins Griechische und
Hebräische übersetzt (Clar. Ven. ad Magliabechum epp. p. 255).
Paradiso perduto, poema inglese del Sig. Milton, trad. in
nostra lingua, al quäle si premettono alcune osservazioni sopra il
libro del Sig. Voltaire che esamina Tepica poesia delle nazioni, da
Paolo Rolli, Verona 1730, wurde 1732 wohl nur der Vorrede wegen
verb., denn andere Uebersetzungen, — von Feiice Mariottini 1796,
Mich. Leoni 1817, — stehen nicht im Index und die von G. C.
Cuneo wurde 1822 zu Rom gedruckt. — Auch II Tamburo, Para-
frasi in yersi sciolti della commedia tradotta in prosa dal Sig. des
Touches dair originale inglese di M. Addison, Flor. 1 750 con appro-
vazione, eine Uebersetzung von Addisons The Drummer von Giulio
Ruocellai wurde noch in demselben Jahre wegen der Vorrede ver-
boten, worin es heisst: die ComÖdie, die den Zweck habe, die Sitten
zu verbessern, indem sie Fehler lächerlich mache, dürfe auch, ohne
der Religion selbst zu nahe zu treten, religiöse Missbräuche zum
Englische und fransosische Schriften. 166
6«geiiBtande nehmen (Storia lett. 11, 26). — Es mag gleich hier
enrehnt werden, dass 1819 die üebersetznng von L. Steme*B Yo-
riek's Sentimental Jonmey (1765): Yiaggio sentimentale di Yoriok
hDgo la Francia e l'Italia [tradnzione diDidimo Chierico, Pisa 1813;
der üebersetzer ist ügo PobcoIo], mit der charakteristischen Be-
oerknng verh. wnrde: opns anglice editam, sed tantnm in italica
rersione ad S. Congr. relatnm.
Le conte da tonnean contenant tont ce qne les arts et les
Sciences ont de plus snblime et de plns mysterienx, avec plnsieurs
aitres piices cnrienses par le Doctenr Swift, trad. de Tanglois, Ha je
1721, 2 voL, verb. 1734, ist eine schlechte üebersetznng der 1704
encbienenen Tale of a tub (Marchand 1, 326), — Pamela onla
vertn r^compensee, tradnit de l'anglois, Lond. 1742, verb. 1745,
eine üebersetznng des Richard son'schen Romans von Abbi Prevost ;
gleichzeitig wnrde verb. Anti-Pamela, onla fansse innocenoe
deconyerte dans les avantnres de Sirene, bist, v^ritable . . ., trad.
de Tanglois (von de Manvillon), Amst. 1743 (Marchand 1, 51 ver-
zeiehnet noch zwei andere Anti-Pamelas). — Im span. Index steht
aneb La vie et les avantnres de Robinson Cmsoe, verb. 1756.
1703 wnrden verb. Contes et nonvelles en vers de M. de La
Fontaine, Nonv. id., Amst. 1695, 2 vol. (zuerst 1665, in Spanien
eist 1761 verb.) ; sehr überflüssiger Weise wnrde 1804 noch einmal
eine Ausgabe s. 1. 1777 verb. — Femer stehen noch im Index:
Le cabinet satyriqne on recueil de vers piqnans et gaillards etc»,
verb. 1671 ; — Jacqueline de BaviÄre, comtesse de Hainant. Non-
velle bist, par Mdlle de la Roche-Gnilhem, 1702, verb. 1727,
wahrscheinlich nicht gerade der schlechteste nnter ihren Romanen;
— Les illnstres Frangoises, histoires viritables . . . 1713 n. o.,
Yerb. 1725, erdichtete Liebesgeschichten von Roh. (Grig.) de Challes ;
vgl. Marchand s. v., der mehr dergleichen Bücher verzeichnet, die
man ebenso wohl hätte verbieten können; — Lettres historiques
et galantes de denx dames de condition, par Mad. Dnnoyer, Col.
1704, 7 vol., verb. 1725 (in Spanien erst 1762, erst seit Ben. im
Index); — Les empörte mens amonrenx de la religiense itrang^re.
Nottvelle bist et galante, 1707, verb. 1727 (in Spanien erst 1790).
-^ Moli^re steht weder im Rom., noch im span. Index.
Dass Sot. in Cervantes' Don Qnijote einen Satz streicht, wurde
bereits I S. 594 erwähnt. Der Lissaboner Index von 1624 streicht
mehrere, znra Theil 3—4 Seiten lange Stellen; er streicht auch in
einer Brüsseler Ausgabe der Novelas ejemplares von 1614 acht
Stellen und liefert zu Los trabajos de Persiles eine 2 Foliospalten
fallende Expurgation (profecia wird z. B. in pronostico, cosa sobre-
natural in cosa muy nueva geändert); Lissaboner Ausgaben beider
Bücher von 1617 werden als expurgirt freigegeben.
Von den ActaEruditorum wurden 1703 die Jahrgänge 1682
und 1683, 1709 die Jahrgänge 1684—1705 verboten, dann vor und
nach die folgenden, von den Supplementa zuerst 1714 der 4. Band,
1728 der 5., 6. und 7., 1732 die drei ersten, u. s. w. In dem Index
166 ZeÜBchriften und encyclopftdisohe Werke.
von 1762 füllt die Anfzäblang der einzelnen Theile eine ganze Seite.
Jetzt stehen im Index die A. £. 1682—1751 nnd die Supplementa
bis 1749 als 1685—1757 verboten, die Nova Acta Erud. 1752-56
als 1763—64, und die 8 Bände Sapplementa dazn als 1762 verb.
In Spanien wurden die A. £. erst 1756 verb. Die Bibliotbeca
Lubecensis steht in den älteren Indices mit dem Zusätze Lubecae
1726 als 1737 verb. Ben. hat den Zusatz weggelassen, also das
Verbot auf alle zwölf, 1725 — 32 erschienenen Theile ausgedehnt.
Ebenso steht in den älteren Indices Bibliotbeca historico*philologico-
tbeologica (von Tbeod. Hasaeus und F. A. Lampe), Classis I, Faso.
1 — 3, Bremae 1718, verb. 1727; von Ben. wurde 1757 das Verbot
auf alle 8 Bände ausgedehnt. — Von französischen Zeitschriften
wurde ausser den Nouvelles von P. Bayle und der Bibliothique
universelle von J. Clericus vor Ben. nur verb.: Bibliotböque bri-
tannique ohne nähere Angabe 1742. Ben. verbot 1757 die ganze
Serie, 1733—46, 25 vol. 8., und ausserdem Biblioth^ue germanique,
1720 — 40, 35 vol., und Biblioth^ue raisonn6e des ouvrages des
savans de TEurope, 1728 — 53, 50 vol.^). — Einige interessante
Bemerkungen finden sich in dem von VaUry herausgegebenen Brief-
wechsel von Mabillon aus dem J. 1685. Estiennot scbreibt: Mons.
(der spätere Cardinal) Slusius theile ihm regelmässig die Nouvelles
(von Bayle) mit; es ständen hübsche Sachen darin und man lese sie
in Bom gern (1, 158). Sie wurden 1690 verb. Germain meint,
nachdem er die ersten Theile von Adrien Baillet's Jugements des
savants sur les principaux ouvrages des auteurs (1685 — 86, 9 vol.)
gesehen: es sei sehr zu furchten, dass Baillet auf den Index komme,
nicht nur, weil er a un peu 6gratignä M. Schelstrate, mais aussi
paroequHl y a trait6 trös-rudement la Congregation de Tlndex, qui
t6t ou tard se vengera (2, 192). Auch Mabillon meint: die ersten
Theile seien sehr gut; aber man werde wohl (in Frankreich?) die
Fortsetzung nicht gestatten, weil Baillet zu frei spreche. L'Index
y est maltraiti (1, 116, 145). Das Werk rief in Frankreich Gegen-
schriften hervor, kam aber nicht in den Index.
Lexicon universale historico-geographico-chronologico-poetico-
philologicum von Job. Jac. Hof mann, Basel 1677, 2 Fol., und die
Continuatio 1683, 3 Fol. (A. D. B. 12, 630), wurden 1688 mit
d. c. verb., ebenso 1703 Caroli Stephan i Dictionarium bistoricum,
geogr., poet. [zuerst anonym 1596 erschienen], innumeris pene locis
auctum per Nie. Lloydium, Oxon. 1670 u. s., dagegen unbedingt
1737 Magna Bibliotheca ecclesiastica sive notitia scriptorum ec-
clesiasticorum veterum ac recentiorum, angeblich Coloniae, Perachon
et Gramer, 1734, Fol., eine sehr tücbtige Arbeit (von H. Fb. de
Limiers u. a.), die allerdings aucb die protestantiscben Theologen
behandelt. Es ist nur ein den Buchstaben A umfassender Band er-
schienen ; das Werk wurde nach dem Tode des Verlegers nicht fort-
1) Näheres über diese Zeitschriften bei Brunet und Graesse und in
dem Artikel Joumaux litteraires im Supplement zu Morery.
Protettanti0ohe Juristen. 167
r
I faeetzt (Biblioth. rais. 32, 1, 280). — Grleiobzeitig wurde verb. Da-
I oieÜB Georgii Morbofii Polyhistor literariuB, pbilosophicus ao prac*
üeus cnni aocessionibus Jo. Frickii et Jo. MoUeri. Cai praefationem
notitiamqne diarioram literariorum Europae praemisit Jo. Alb. Fabri-
dofl, Labecae 1732. Die 1. Ausgabe des Polyhistor war sebon 1688
— 92 erschienen. Schon 1721 war verb. Morhofs De ratione con-
seribendarum epistolarum libellus, 1694; das Bach steht aber erst
seit Ben. im Index. — Von Ephraim Chambers' Gyclopaedia, die
saerst 1728 in 2 Fol. erschien, wurden erst 1760 zwei italienische
üeberaetzungen verb. : Dizionario universale delle arti e delle soienze
. . . Traduzione esatta ed intiera dair inglese, Yen. 1749, 9 vol.;
Ciclopedia ovvero Dizionario . . . tradotto dal? inglese, Napoli 1747
—1754, 8 vol.
27. Protestantische Juristen.
Es wnrde (S. 106) bereits bemerkt, dass in den ersten
Jahizehnten des 17. Jahrhunderts verh'ältnissmässig wenige pror
testantisch'tbeologische, verhältnissmässig viele, znm Theil ganz
nnbedentende jnristiscbe Schriften, fast ansschliesslich von Deut-
schen und Holländern, in den Index kamen. Von 1640 an
werden die Verbote weniger bedeutender Schriften seltener.
Das Verbot traf nicht bloss kirchenrechtlicbe Werke, — von
diesen stehen einige der bedeutendsten nicht im Index, — sondern
auch viele andere juristische und politische Schriften. Im spa-
nischen Index stehen einige Juristen, von denen im Römischen
nur einzelne Bücher verboten werden, in der 1. Classe, — einige
stehen gar nicht im spanischen Index, — manche Bücher werden
aber hier nnr mit d. c. verboten, — was im Römischen Index
nur selten vorkommt, ~ und expurgirt, und aus diesen Expnr-
gationen lässt sich der Grund des Verbotes ersehen, der ja in
Rom im allgemeinen derselbe gewesen sein wird wie in Spanien.
In den über Pandectenrecht handelnden Werken fand man be-
greiflicher Weise vielfach in den Titeln De summa trinitate et
fide eatholica und De baereticis et paganis Anstössiges. In
manchen nicht ex professo kirchenrechtlichen Büchern werden
kirchenrechtliche oder theologische Fragen bebandelt oder doch
berührt. In vielen verordnet der spanische Index Stellen zu
streichen, die von der Usnra handeln, den Consensus der Eltern
168 ProtestantiBche Juristen.
bei Verheirathnngen für nöthig erklären^) n. dgl. Bei anderen
juristischen und politischen Schriften sind Erörterungen ttber
die päpstliche Gewalt in politischen Dingen u. dgl. der Grund
des Verbotes. Manche Bücher werden im Komischen Index un-
bedingt verboten, in welchen im spanischen nur ganz unbedeo-
tende Dinge expurgirt werden. — Ein merkwürdiges Beispiel
eines späten Verbotes eines bedeutenden Werkes ist, dass Pufen-
dorfs zuerst 1667 erschienenes Buch De statu germanici imperii
erst 1754 in den Index kam.
1. Kirchenrechtliche Schriften. — Von Jo. Schi Her (1632
— 1705) stehen im Index: Praxis juris rom. circa connubia in foro
germanico, 1680; De libertate ecclesiarum Germaniae 11. 7, 1683;
nicht die Institutiones juris canonici, 1681 u. o., und anderes, —
von Caspar Ziegler (1621 — 1690) nur: 2idi]Qo^lov ecclesiasticum
sive episcopus miles in veteri ecolesia invisus 1672, verb. 1686;
De episcopis eorumque juribus, privilegiis et vivendi ratione commen-
tarius, 1686, von der Inq. verb. 1687; De diaconis et diaconissis
veteris ecclesiae, 1678, verb. 1690, — von Justus Henning Boehmer
(1674 — 1749): Animadveraiones in Institutiones juris eccl. Claudii
Eleurii, 1724, verb. 1729; Institutiones juris canonici tum ecclesia-
stici, tum pontificii, 1738 u. s., verb. 1745; Schilterus illustratus,
1712, verb. 1749, keine seiner anderen Schriften, auch nicht sein
Hauptwerk, Jus ecclesiasticum protestantium, 1714 — 37, 5 vol. 4. —
Antonii Augustini de emendatione Gratiani 11. 2, Gerhardus von
Mastricht edidit. . ., Historiam juris ecclesiastici praemisit et
Steph. Baluzii suasque notas . . subjunxit, 1677 (Schulte 3, 2, 58),
wurde erst 1718 verb. — Von Benedict Carpzov (IL, 1595 —
1666; A. D. B. 4, 11; Schulte S. 39) wurden 1655 verb.: Com-
mentarius in legem regiam Germanorum (Eeichs-Staatsrecht), 1623
u. s. ; Practica nova imperialis saxonica rerum criroinalium, 1635,
und die drei Centurien Decisiones illustres saxonicae, 1646 — 54;
dann 1 662 : Centuriae juridicarum positionum de juribus feminarum
singularibus. Von der seit 1649 oh gedruckten, Jahrhunderte lang
beinahe wie ein symbolisches Buch angesehenen Jurisprudentia eccle-
siastica seu consistorialis wurde eine Ausgabe von 1652 erst 1714
verb. Im span. Index steht dieser Carpzov (kein anderer) in
der 1 . Cl., werden aber die drei zuerst genannten Werke expurgirt.
— 1678 wurde eine Manuductio ad Universum jus civile et ca-
nonicum, 1677, 12., verb., welche Ben. Carpzovs Methodus de studio
1) Bei Sot. wird Gentiani Herveti Oratio ad Concilium, qua suadetur,
ne matrimonia, quae contrabuntur a filiis familias sine consensu eoram, in
quorum snnt potestate, habeantur deinceps pro legitimis, Par. 1566, verb.,
„obschon der gelehrte und fromme Autor sie geschrieben und veröffent-
licht bat, ehe die Kirche auf dem Concil von Trient das Gegentheil be-
schlossen hatte.**
J
Kirdienreehtliohe Schriften.
169
jgris reete et feliciter institnendo (13 8.), Jo. Serpilii conipendiosa
jvis canoniei et oivilis delineatio und andere kleine Schriften von
Ikmiel Keyser, Georg Bmcksnlberg u. a. enthält. — Von Ahas-
TeruB Fritsch steht im Index nnr: Tractatus theologico-nomico-
poHtieas de mendicantibus yalidis, ... in quo de officio magistratanm
orea paaperes etc., verb. 1680 (steht in seiner Sylloge variornm
tnetatanm, 1657, p. 1 — 170; ein Capitel handelt von den Bettel-
Böschen); — von Jo. Kic. Hert nnr eine nnter seinem Praesidium
Tertheidigte Dissertation De jactitata vnlgo ordinis Cisterciensis
übertäte ao exemtione a snperioritate et advocatia regionnm in S.
B. Gr. Imperio dominornm, 1708, verb. 1714 (Jngler 5, 144); —
Ton G-eorg Adam Strnvins die Ton ihm mit Anmerkungen ver-
sehene Ausgabe der Erotemata juris canonici des Löwener Yalerius
Andreae Desselius, 1675; —von Jo. Georg Simon Brevis delinea-
tio impotentiae eonjugalis, 1672, verb. 1687, und 1700 fünf unter
seinem Praesidium zu Jena 1675 — 78 vertheidigte Dissertationen,
deren Titel noch heute im Index gewissenhaft verzeichnet werden,
allerdings seit Ben. mit Weglassung der Namen der Respondenten.
Einzelne, meist nicht bedeutende Schriften über kirchenrechtliohe
Fragen, für welche auf Schulte verwiesen werden kann, stehen noch
im Index Yon Boeckelmann, Clasen, Tobias, Eckhard, Estor, Cyriacus
Hodesianas, Linck (er heisst im Index noch heute Linkens), Sith-
naim, Sixtinus, Sonner, Joachim und Matthias Stephani (des erstem
lihri 4 de jurisdictione werden bei Sot. expurgirt), Stypmann,
üngepauer, Zanger (stand schon in der 1. CL), speciell über Ehe-
recht von Beatus, Brower, Christen, Eirchovius, Monner, J. Nicolai.
Zi erwähnen ist noch Georg Theod. Dieterich, De jure et statu
jodaeorum in republica christianorum discursus, Marb. 1658, verb.
1662.
Lexicon juridicum juris caesarei simul et canonici, feudalis
item, civilis .... opera Jo. Calvini alias Kahl Yeterani, 1600,
Fol., u. 0., wurde erst 1661 verb.; bei Sot. steht eine 5 Spalten
fallende Expurgation, die sich natürlich hauptsächlich auf die das
Kirehenrecbt betreffenden Artikel, auch den über üsura, bezieht^).
2. £e wäre zwecklos, die sonstigen juristischen Schriften, die
im Index stehen, vollständig zu verzeichnen. Ausser den im fol-
genden zu erwähnenden wurden im 17. Jahrh. verboten Schriften
Ton Barth. Agricola, Yal. Arithmaeus, Jo. Bidenbach, Jac. Bomitius,
Hatth. Bortius, Andr. Cludius, L. Cothmann, Justus Eccardus, Zach.
Fridenreicfa, E. Gockel, Nie. Hampel, J. O. Heineccius (Elementa
Jons natnrae et gentium, 1738, mit d. c. verb. 1745), Jo. Hensler,
E HuyBsen, Balth. Klammer, Gasp. Klockius, Herm. Lather, Jao.
Ltmpadins, Chr. Liebenthal, Jo. Marquard (d. c), Ant. Matthaeus
(1564 — 163f ; die bei Schulte S. 267 erwähnte Manuductio ad jus
1) Sot. bezeichnet ihn als JG. Gallus, Wetteranus. Er war gebürtig
US Wetter bei Marbarff und Professor in Heidelberg, f 1614 (Stintzing
S.682), und nicht, wie Hurter 1, 306 meint, identisch mit dem Ck)nvertiten
JortoB Caivinus (Baronios, I S. 184. K.-L. 2, 1723).
170 Protestantisohe Juristen.
canonicam von einem andern Ant. Mathaens, 1696 erschienen, steht
nicht im Index), Chr. Matthias» Herrn. Meyrer, Dan. Moller, Barth.
Musculus, Josias Nolden, Phil. Andr. Oldenburger, Tobias Paur-
meiflter, P. A. de Petra, Chr. Phil. Bichter, Val. Riemer, M. Rume-
linus, Georg Schonborner, L. D. Schritsmeier, Henr. Scotanus (Pa-
quot 1, 364), Jo. Stuckius, Jo. Wurmser, Bern. Zierits, — im
18. Jahrh. von Henr. Eoehler, Guil. van der Mnelen, Andr. Chrph.
Rosenerus (Roesener). — Als Beispiele von unbedeutenden Sachen
mögen angeführt werden: Georg Brand lacht, Epitome jurispru-
dentiae publicae universae, Gotha, 1643, 12., verb. 1662; Henr.
Kornmann, Sibylla Trig-Andriana seu de virginitate, yirginum
statu et jure tractatus, 1610, verb. 1621 (die Ausgabe von 1654
ist ein Bändchen von 214 S. 12; vgl. Bayle s. v.); Joachim Cln-
tenius de Parchim Megalopolitanus, Sylloge rerum quotidianarum,
verb. 1624, dagegen nicht De erroribus pontificiorum in jure cano*
nico und anderes; bei Sot. 1. Cl.); Jac. Andr. Crusius» De nocte
et nooturnis officiis tam saoris quam profanis, und De jure offerendi,
verb. 1662. — Vereinzelt kommen Verbote ganz unbedeutender
Schriften auch noch später vor. So wurde 1760 verb. Abr. Wie-
ling, Apologeticus. Accedit Valentini Jo. Blondeel dissertatio aca-
demica de legibus, Utr. 1746. Die unter dem Praesidium Wielings
vertheidigte Dissertation war von den Utrechter Theologen ange-
griffen und yon der Universitätsbehörde ein Verfahren gegea den
Respondenten eingeleitet worden ; das veranlasste Wieling, die Disser-
tation mit einer Vertheidigung drucken zu lassen ( Jugler 6» 206). —
Neben vielen einzelnen akademischen Dissertationen finden wir im
Index auch Volumina duo disputationum selectiorum inaugn-
ralinm . . . a quibusdam candidatis in Basileensium academia pro-
positarum, verb. 1621.
Von den zahlreichen Schriften von Christoph Besold, —
1577—1636; er wurde 1630 heimlich, 1635 öffentlich Katholik,
— stehen im Index nur Disputationum nomico-politicarum 11. 3,
1614, und De jnrisdictione Iroperii Rom. discursus, 1616, verb. 1619,
Templum justitiae s. de addiscenda et exercenda jurisprudentia dis-
sert., 1614, verb. 1621, und Diss. politioo-jurid. de foederum jure,
1622, verb. 1663, nicht z. B. Discursus de nuptiis, 1621. Im span.
Index steht er seit Sot. (1640) in der 1. Cl. (1790 als Besdus);
zwei Schriften (keine der genannten) werden expurgirt, alle anderen,
also auch diejenigen, die er als Katholik geschrieben, verb. — Von
Conrad Rittershusius (1560—1613) wurden 1619 verb. Diffe-
rentiarum juris civilis et canonici sen pontificii IL 7, 1616, worin
oft scharf gegen das päpstliche Recht polemisirt wird (Stintzing
S. 418; Schulte S. 632), und Jus Justinianeum h. e. Novellamm
Imp. Just, expositio methodica, 1615, wozu Sot. eine zwei Spalten
füllende Expurgation liefert (Sot. expurgirt auch einige philolo-
gische Schriften). — Von seinem Sohne Georg, 1595 — 1670 (nicht
im span. Index), wurde 1622 verb.: Jucunda de osculis dissert
hist.-philol., und 1640: ^AavXiu h. e. de jure asylorum tractatio,
Argent. 1624. — Gleichfalls 1619 wurden verb. von Dominious
i
Protestantische Juristen. 171
inmaens, dem Stammvater der Pnblicisten fl579 — 1678), Dis-
arstB academici de jnre publice, in qnibns de imperatoribns, Te^ris
nnani electione et potesüite, electomm origine . . . tractatur, also
NT der erste 1617 erschienene Band dieser Sammlung von eigenen
lud fremden Arbeiten; denn die 4 anderen erschienen erst 1620 —
33; ferner 1650: Commentarins de comitiis Eom. - Germanici
inperii, 1630 n. s. ; im epan. Index stehen nicht diese, aber andere
Werke von ihm. — Von Jo. Althusins (1557 — 1638) wurden
1620 verh. Politica methodice digesta, ezemplis sacris et profanis
iDostrata, 1603, und Dicaeologiae 11. 3, nniversnm jus qno ntimnr
eomplectentes, 1617 n. s. Althnsins' Lehre von der Yolksonve-
lioetät nnd dem Beehte, einen Tyrannen abzusetzen ev. zu tödten,
wurde von Boeder, Conring u. a. als error pestilens belcHmpft (Bayle
8. T,) ; sie hat aber seine Bücher wohl nicht in den Index gebracht.
— Von Nie. Beusner (1545 — 1602) stehen im Eöm. Index nur
Contilia, 1603, 3 Fol., verb. 1624; bei Sot. wird eine Reihe von
Seliriften von ihm expurgirt.
Kamentlich bei manchen unbedeutenden juristischen Sachen,
die in den ersten Jahrzehnten des 17. Jahrb. verb. wurden, liegt
die Yermuthung nahe, dass die Titel aus den Messcatalogen abge-
selrieben sind (S. 13). Die Titel und die Namen sind übrigens in
den Decreten und in den älteren Indices vielfach bis zur ün-
kennilichkeit entstellt und erst von Ben. richtig gestellt worden.
In dem Decrete Alex. No. 5 (1605) wird z. B. verb. H. Breubau
L de militia politica togata et armata, 1593 (bei Sot. expurgirt), in
Ko. 9 (1609) dasselbe Buch, aber als verfasst per H. Breulan Li-
eontenaviensem Bassum, und in No. 18: H. Breulaei Lichtenav. De
rennneiandi recepto more modoque. Henr. Breubau, Breulan und
Breolaeus haben dann im Index friedlich neben einander gestanden,
Ins Ben. die beiden Bücher unter Breulaeus stellte. — Ebenso
btt ent Ben. erkannt, dass Ererardns Bemoiat, von dem lß03 "Em^-
nofawfor centuriae duae et conciliationes eorundem juxta seriem pan-
deetarum dispositae, 1594 u. o.f verb. waren, kein anderer ist als
Erenrdus Bronchorst, von dem 1646 Aphorismi verb. wurden,
üeber Reinh. Koenig s. S. 19.
Warum Dissert. de ludibriis aulae Kom. in translatione Im-
perii Rom. auth. Ant. Alberto Soottellio, Rinteln 1678, ft*eilich
erst 1709, verb. wurde, zeigt der Titel. In anderen F&llen gibt
der gpan. Index über den Grund des Verbotes Auskunft. Bei Pe-
tras Hei gius (bis Ben. hat er im Index Eigius geheissen), Quae-
Btiones juris tam civilis quam saxonici, 1601, verb. 1608, streicht
Sot. im 1. Bande p. 296 — 311: De clandestinis sponsalibus ex
jne civili, canonico et provinciali, ... de parentum consensu, im 2.
^ 1—37 die Quaestio: üsurae an jure divino vel humano licitae
etc. Femer werden in folgenden Sätzen die hier eingeklammerten
Worte gestrichen: Sponsalia de praesenti (verum et) consummatum
nttrimouium dioi non possunt. (Matrimonia per adulterium), spon-
aÜa per , fomicationem solvuntur. Electio imperialis per auream
Bvllam expressa neque Imperatoris (neque Pontificis) sanctione abro*
172 Protostantiflohe Juristen.
gaii potest, — ausserdem BemerkuDgen, wie: Grefangene seien (ex
verbo Dei) per ministros legis et evangelii zu belehren, darch den
Paesaner Religionsfrieden sei tranquillitas (nempe religionis) rei-
publicae toti Germaniae wiedergegeben worden, u. dgl., endlich riele
Verweisungen auf Luther, Melanchthon, Flacius, Postellus u. s. w.
und die Bezeichnung Grodelmanns alsJC. clarissimus u. dgl. — Bei
Matthias Co 1er, Tractatus de processibus executivis in causis civi-
libus et pecuniariis ad practicam fori sazonici accommodatus, 1562
u. s., mit d. c. verb. 1622, handelt es sich in der Expurgation von
Sot. hauptsächlich um die Üsura. Diese ist u. a. auch Anlass zur
Expurgation bei Bronchorst. — In den Resolutiones des H. ü. Hun-
nius (S. 91) sollen nach dem span. Index die Stellen gestrichen
werden, an denen gesagt wird: die Polygamie sei im Alten Test,
nicht nur geduldet, sondern erlaubt gewesen, der Concubinat sei
nach canonischem Rechte gestattet, zur Gültigkeit der Eheabschlies-
Bung sei die Einwilligung der Eltern erforderlich, die Ehen zwischen
Christen und Juden oder Muhammedanem seien gültig, durch Ehe-
bruch oder böswillige Yerlassung werde die Ehe aufgelöst, das
canonische Recht müsse dem bürgerlichen weichen und sei unver-
nünftig. — Von Jo. Harpprecht (1560—1639) wurde Tractatus
criminalis, 1603, 1605 verb., wahrscheinlich u.a. wegen der Bemer-
kungen über Hexenprocesee (Stintzing S. 646), von In 4 libros In-
stitutionum juris civ. Justin, commentarü, 1615—27 u. s., die Ed.
novissima von 1658 erst 1718 (zu der in älteren span. Indices
stehenden Expurgation dieses Buches liefert der von 1790 noch
einen Nachtrag auf Grund eines Edictes der Inq. von 1777). —
Mit den Hexenprocessen wird auch zusammenhangen das Verbot von
Christoph. Crusius, Tract. de indiciis delictorum, und Tract. de
ind. del. specialibus cum praemissa maleficiorum eorumque poenae
compendiosa relatione, Rinteln 1688, verb. 1714. — Von den Con-
clusiones practicabiles des Matth. Berlichius sagt A. Dandinns,
De suspeotis de haeresi p. 86, sie seien (1659) verboten worden,
weil darin der offenbar ketzerische Satz vorkomme, maledictiones
in Sanctos non esse blasphemias. Man hat aber ohne Zweifel in dem
Buche, von dem alle 5 Theile (1615 ff. Jngler 2, 132) verb. sind,
auch noch andere anstössige Dinge gefunden. — 1623 wurden verb.
Hieron. Treutier Selectarum disputationum ad jus civile Justinia-
neum volumina duo, zuerst 1592 — 93., ein beliebtes Lehrbuch des
Pandectenrechtes , von dem bis 1619 mindestens 11 Auflagen er-
schienen (gleichzeitig die 1625 erschienenen Consilia von Treutier
und Andreas Schöps ; Stintzing S. 465). Bei Sot. wird die Ausgabe
von 1603 expurgirt: gestrichen werden 11 Zeilen in der Vorrede
und zwei Stellen, an denen von der Nothwendigkeit des Consenses
der Eltern bei der Heirath gesprochen wird. Dieser Funkt ist u. a.
auch Object der Expurgation bei Cothmann und Hilliger. — Jo.
Jac. Wissenbach, In libros quatuor priores codicis Justin. . . .
commentationes, 1660, wurde 1661 verb., wie Wissenbach selbst in
der Vorrede zu der 1663 erschienenen Fortsetzung angibt, wegen
der Titel De summa trinitate etc. (Jugler 5, 70). Seine Disputa-
Sdiriften über Politik. 173
taooei jaris ciYilis; ad calcem adjectae sunt contradictioneß juris
enonici, 1665, wurden erst 1723 verb. — Von einem Buche des
Lefdener Professors Arnold Vinnius (Vinnen, f 1657), In 4 libros
Listitutioiiiim imperialium commentarius, welches seit 1642 oft ge-
dniekt ist und von dem eine zu Venedig 1712 erschienene Ausgabe
1725 mit d. c. verb. wurde, berichtet Paquot 1, 149, es sei ledig-
lieh wegen einer Stelle über die Noth wendigkeit des Consenses der
Eltern bei der Heirath in den (spanischen) Index gekommen und
» sei dann eine expurgirte Ausgabe erschienen: A. Vinnii JC,
aaetoris damnati, cum expurgatione vero permissi, in 4 libros . . ,
eorrectos aecundum Indicem expurg. S. Inquisitionis Hispan. a. 1707
jmblicataoi, Lugd. 1737.
S. Schriften über Politik. Von Samuel Pufendorf (1632— 94)
ttehen im Index: Introduction a l'histoire des principaux ätats,
trad. de l'original allemand par Claude Eouxel, 1687 (deutsch 1682),
Tcrb. 1693; De jure naturae et gentium, 1672 u. s., und Le droit
de la nature et des gens, trad. par Jean Barbeyrac, avec des notes
da tradnctenr, 1706, verb. 1714 (das Buch wurde von protestan-
tisehen Theologen und dem Convertiten Nie. Beckmann schon seit
1673 scharf angegriffen; E.-E. 12, 385); Introductio ad historiam
Enropaeam, lat. reddita a Jo. Frid. Cramero . .. 1704, yerb. 1737;
De officio hominis et civis, cum notis variorum, Traj. 1740, yerb.
1752 mit dem Zusätze: et etiam sine notis (das Buch war zuerst
1673 erschienen); De statu imperii germanici liber unus, notis ad
pnesens saeculum accommodatis et praefatione de libertate sentiendi
in eansis pnblicis restricta auotus a Jo. Godefr. Schaumburg, 1739,
▼erb. 1754. Letzteres Buch hatte Puf. 1667 unter dem Namen
Seyerinua de Monzambano erscheinen lassen; strenge genommen sind
also die unter diesem Namen erschienenen und überhaupt alle Aus-
gaben mit Ausnahme der genannten nicht yerb. Im span. Index
steht von Puf. nur, und erst seit 1787 Le droit . . . und Deyoirs
de lliomme in jeder Sprache, mit und ohne die Noten yon Bar-
beyrac.
Daniel Otto, Dissert. juridico-politica de jure publico Imperii
Eomani, 1616, yerb. 1661 und 1662, ist das erste staatsrechtliche
Compendium; es wird darin u. a. die Frage bejaht, ob die Reichs-
stände zur Yertheidigung der Religion Bündnisse gegen den Kaiser
eingehen dürfen (Stintzing S. 669). Sonst sind noch zu erwähnen:
Anlicns politicus diyersis regulis . . . instructus, ante multos annos
gib nomine Duri de Pasculo ablegatus, . . . nunc multis thesibus
aoctior . . . diyolgatus cura Eberarti de Weihe . . . , Frcf. 1415*,
U El. 236 S. 4., yerb. 1619 (steht erst seit Ben. unter Weihe,
früher anter Aulicus). Das Buch war unter dem Namen Durus de
Pasenlo zuerst 1596, dann öfter, auch zu Verona, gedruckt (Jugler,
2, 231). Zu dem Verbote werden die Stellen gegen Religionszwang
Anlaas gegeben haben: sanguine, tormento religionem defendere sei
Rc polluere et yiolare (ygl. I S. 578). Weihers Schrift De contro-
Tersia, an jus pontificium s. canonicum merito et licite in seholis et
foro fidelinm locum obtinere possit, 1588, steht nicht im Index
174 Philos., naiurwiss. und mediein. Schriften.
(Schulte S. 31). — Speculi aulicarum atque politicarum observa-
tionum libelli octo . . . procurante Lazaro Zetznero Bibliopola Ar-
gentinense 1610, über 500 S. 4., verb. 1621. Eine Ausgabe yon
1600 enthält nur 6, eine Ausgabe von 1621 (über 800 S.) 13
libelli. In allen Ausgaben stehen De conciliis et consiliariis prin-
cipum Frid. Furii (I S. 255), Aulicus pol. Dnri de Pasculo, eine
Schrift von Jo. Sturm, zwei von Hippolytus a Collibus (Jugler 3,
195) und Hypomneses politicae Franc. Guicciardini, denen Auszüge
aus seinem Geschichts werke (IS. 388) beigefügt sind. Diese werden
hauptsächlich das Verbot veranlasst haben. — Yenturae de Yalen-
tiis JC. Parthenius Htigiosus s. discursus politico-juridicus de liti*
giosis nostri saeculi malitiis et de remediis abbreviandarum litium,
verb. 1623. Der Verf. ist G. V. Winther, Eath der Herzoge von
Pommern (Placcius, Pseud. 599). — Pacificus a Lapide, Homopo-
liticus h. e. consiliarius novus officiarius et aulicus secundum hodier-
nam praxin, Cosmopoli 1665, verb. 1667. Der Verfasser der zu-
erst 1654 erschienenen Schrift ist der preussische Kanzler Christoph
Rappe. Er gab die Schrift nochmals 1668 heraus mit einer Ad-
monitio, worin er sagt, er habe nicht die hodiema praxis, wie sie
sein solle, sondern die hodiema praxis der Pseudo-Politiker dar-
stellen und damit auch bekämpfen wollen. Diese Erklärung ist
durch eine Gegenschrift veranlasst, die der Nürnberger Advocat
Christoph Peller zuerst 1663 anonym, dann 1669 u. s. unter
seinem Namen veröffentlichte: Politicus sceleratus impngnatus, i. e.
compendium politices novum sub titulo Hominis politici . . editum,
notis ubique et additionibus . . . illustratum, verb. 1685 (Nachr.
von der Stollischen Bibl. 2, 621). — Zu einem Thesaurus politi*
corum aphorismorum von dem Lutticher Canonicus Jo. a Chokier,
der mit einer Widmung an Paul V. zu Rom 1610 u. s. gedruckt
wurde (eine Ausgabe von 1625* ist ein Band von mehr als 300 S.
4.), erschien ein Epimetron sive Auctarium Thesauri aph. poL,
h. e. Quaestionum politicarum . . . libritres, Frcf. 1615 (auch 1619*,
4 Bl. 160 S. 4.), verb. 1618 (bei Sot. stark expurgirt). Der Verf.
bestreitet die Gewalt des Papstes in weltlichen Dingen, tadelt die
Einführung der Inquisition in Belgien durch Karl Y,, die inquisi-
tiones severae in dissentientes u. dgl.
28. Philosophische, naturwissenschaftliche nnd
medicinische Schriften.
Die philosophische Literatur des 17. Jahrhunderts ist, ab-
gesehen von Descartes und anderen, von denen später zu handeln
ist, im Index vertreten durch Montaigne, Gharron, Fludd, Bacon
von Veralam, Herbert von Gherbury, Hobbes, — von dem, reif-
PhiloeopliiMhe Sebriften. 175
Ikh erst 1709, — sämmtliche Werke verboten wurden, and einige
weniger bedeutende Namen. Von Julius Caesar Vanini, der 1619
xs Tooloiise, Yon dem Parlamente als Verbreiter des Atheismus
Tcrurtheilt, verbrannt wurde und der im spanischen Index als
nnpiissimns atheus in der 1. Classe steht, — von Hobbes steht
in spanischen Index nichts, — wurde in Rom 1623 nur ein
Bteh mit d. c. verboten und dieses d. c. erst unter Benedict XIV.
gestrichen. — Die Naturwissenschaften sind, abgesehen von Ga-
Elei (§ 48) in dem Index Alexanders VII. nur durch einige
Chemiker oder Alchymisten und durch eine Anzahl Mediciner
Tertrelen. Von diesen sind einige durch die um 1600 viel er-
örterte „magnetische Heilung der Wunden^' in den Index ge-
kommen, — J. B. van Helmont, der dadurch in Belgien in eine
mehrjährige Untersuchung verwickelt wurde, ist nicht darunter,
— Lionardo di Capua durch seine scharfe Kritik der schola-
stischen Philosophie, andere aus unbekannten, wahrscheinlich
gar nicht mit der Medicin zusammenhangenden Gründen, wegen
gdegentlicher anstössiger Aeusserungen.
Petrus BamiLB (de la Eamee, geb. 1515, ermordet in der Bar-
tbolomaeusnaeht 1572) und einige Anhänger seiner Philosophie, wie
Thomas Freigins und Frid. Beurhusins, stehen schon bei Clem. in
der 1. Cl., nicht als ob man die Ramistische Philosophie geprüft
isd verwerflich gefunden, sondern weil man die Namen bei Frisins
£uid. Die Pariser Universität hatte allerdings schon 1543 ein
königliches Verbot von antiaristotelischen Schriften von Bamns er-
wirkt^). In den ersten Decennien des 17. Jahrh. kamen mehrere
Ramisten und Semiramisten in den Index, aber meist mit nicht
eigentlich philosophischen Schriften, wie Libavius, Goclenius, Alste*
dioB. Schon 1603 wurde aber auch ein Buch verb., welches sich
aaf dem Titelblatt als der Schule angehörend bezeichnet, die eine
Tereinbarung der Bamistischen und der Melanchton' sehen Logik an-
strebte: Sjntagma Philippo-Rameum artinm liberalium methodo bre-
Ti ac perspicua concinnatum per Jo. Bipsterium (erst Ben. hat Bil-
itenium) Marsbergianum in gratiam tyronum etc., Basel 1598.
Daneben sind ein paar Compendien der Logik zn nennen: Jo.
Bchollii Praxis logica, verb. 1619, und Barth. Eeckermann
Gymnasium logicum, verb. 1605; von Eeckermanns theologischen
Behriflen steht keine im Index. — Von dem Semiramisten Bodol-
jkna Ooclenias (Croeckel aus Corbach, Prof. in Marburg, 1547 —
1628; A. D. B. 9, 808) wurden verb. Physicae oompletae speculum.
1) Werner, Thomas von Aqoin 8, 606.
176 Philos., natarwias. und medicin. Sohriften.
1604, verb. 1613; Partitionum dialecticarnm IL 2, 1595—1598, und
Controversiae logicae, 1604, verb. 1623; Lexicon philoBophicam,
1613 u. 8., verb. 1633. Der Tractatus de magnetica yulneram cu-
ratione (s. u.), der im Index mitten unter seinen Schriften steht, ist
von seinem gleichnamigen Sohne (1572—1621). — Nie. TanrelltiB
(1547— 1606) «teht im span., aber nicht im Römischen Index. Von
Daniel Sennert, 1572 — 1637, Prof. der Medicin in Wittenberg,
sind nur die Physica hypomnemata, 1635, 1642 verb., und zwar
nur mit d. c. Noch Benedict XIY. citirt seine Epitome physicae
oft in dem Buche De beatif. Honoratus Fabri polemisirt u. a. gegen
seine Ansicht, die Seele sei nicht von Katur, sondern durch den
Willen Gottes unsterblich (Bayle s. v., Nie. 14, 140). Im span.
Index von 1747 werden seine Opera medica expurgirt. Mir un-
bekannte, wahrscheinlich unbedeutende Sachen stehen unter Bou-
zaeus (vor Ben. Rauzeus), Mangetus, Rudigerus (Ruediger), Ulmius,
Witekindus. Eine Reihe von Schriften steht im Index von demMediciner
Jo. Jonstonus Polonus (geb. 1603 zu Samter in Polen, aus einer
schottischen Familie stammend, f 1675 in Sohlesien): Naturae con-r
stantia; Thaumatographia naturalis; Historia universalis civilis et
ecclesiastica [ab orbe condito usque ad a. 1633, später fortgesetzt
bis 1672]; De festis Hebraeorum et Graecorum cum lectionum
philos. miscellis, (abgedr. bei Gronovius, Thes. VII.), verb. 1662 ;
Polymathiae philologicae s. totius rerum universitatis ad suos
ordines revocatae adnmbratio, 1667, verb. 1690. Im span. Index
steht er in der 1. Cl. (Mich, a S. Jos. 3, 83).
Von Jo. Blancus (Bianchi aus Nizza, Dr. med«) wurde 1640
verboten Divina sapientia arte constructa ad cognitionem et amorem
Dei acquirendum, 1642: Sapientiae examen, in quo etuditissimi viri
peripateticae et communis doctrinae apologi dubia proponuntur et
a Jo. Blanco solvuntur, Lugd. 1640, 8, letzteres Buch nach Mazzuch.
2, 1136, weil der Verfasser sich nicht nur von der Lehre des Aristo-
teles und den gewöhnlichen Ansichten der Philosophen, sondern auch
von der bei den Theologen üblichen Ausdrucks weise entfernt und
neue Ansichten vorträgt.
Jacob Boehme steht nicht im Rom. Index (im span. als Ja-
cobus Böhmen, Germanus, Lutheranus, in der 1. Cl.), aber seit 1633:
^h)yokoyla vera J. B. T. |d. i. Jacobi Boehmii Teutonici] 40 quae-
stionibus explicata a Jo. Angelio Werdenhagen, Amst. 1632,
620 S. 12., Böhmens Antwort auf 40 Fragen des Mediciners Balth.
Walther (Baumg. 8, 404). Von Werdenhagen, Prof. in Helmstädt
(1581 — 1652), wurde 1636 noch verb. Universalis introductio in
omnes res publicas s. Politica generalis, 1632 (Moll, Cimbria 2, 966).
1676 wurden verb. Les Essais de Michel Seigneur de Mon-
taigne, mit dem Znsatze: wo immer und in welcher Sprache auch
immer gedruckt. Die beiden ersten Bücher waren schon 1580, das
ganze Werk 1588 u. o. gedruckt, zu Venedig 1633 auch eine italien.
Uebersetzung. Dagegen wurde schon 1605 das Werk eines mit
Montaigne befreundeten und eine ähnliche philosophische Richtung
verfolgenden katholischen Geistlichen verb.: Liber gaUico idiomate
Montai^e. Charron. fiacon. Hobbes u. a. 17?
cdueeriptiis cni titnlus est: De sapientia 11. 3 auct. Petro Charron
J. V. D. Paris 1604. £r8t seit Ben. steht der französische Titel
iffi Index: De la sagesse, trois livres. Die erste Ausgäbe: Trait6
oe la Baisse war schon 1601 erschienen. Der vor dem Tode
Charrone 1603 begonnene Druck der 2. Ausgabe wurde 31. Dec.
1603 von der Pariser Universität inhibirt, bis das Buch revidirt
md approbirt sei (Jonrdain, Hist. P. just. 19). In der 1605 ver-
botenen Ausgabe von 1604 ist also manches geändert. In der Aus-
gabe von 1607 sind die weggelassenen Stellen beigefügt (Bayle
s. V.; noch 1830 ist eine deutsche Uebersetzung des Buches von
Willemer erechienen).
Von Franz Bacon von Verulam (1661—1626) wurde De dig-
aitate et angmentis scientiarum, 1605 englisch, 1624 vollständiger
kteinisch, mit d. c. verb., und zwar erst 1669. Bei Sot. stehen
Franc. Baconus und Franc. Verulam als zwei Autoren in der 1. Cl.;
TOD ersterm wird De sapientia veterum, 1617, freigegeben, von
letzterm Instauratio magna, 1620, expurgirt, in dem Index von
1707 auch die Opera omnia, 1665 (1 Spalte). Frst in dem Index
von 1790 steht Fr. Baco Baro de Yerulamio. — Von den vielen
Behriften von Robert Fludd, f 1637, steht nur eine im Index:
ütriusque cosmi, majoris scilicet et minoris, metaphysica, physioa
itque technica historia. Authore Roberto Fludd alias de Fluctibus,
Amigero et in Medicina Doctore Oxoniensi . . . 1617 — 23, 3 Tomi
Fol. (Clement 8, 377). Bei Sot. steht er in der 1. Cl. und wird
potissimum die Medicina catholica verb. — Von Edward Herbert,
Lord Cherbury, f 1648, wurde 1634 verb.: De veritate prout di-
ßtinguitur a revelatione, a verisimilitudine, a possibili et a falso,
Par. 1624, 4., u. o. Sein Buch De religione gentilium errorumque
apud eos causis, von dem die erste unvollständige Ausgabe zu Lon-
don 1645, vollständige Ausgaben zu Amsterdam 1663 (von Isaac
Vossios besorgt) und 1700 erschienen waren (Clement 9, 422), wurde
erst 1709 verb. (in dem Decrete wird die Ausg. Amst. 1663 an-
gegeben), in demselben Decrete: Jo. Musaei, S. Th. Dr. et Prof.,
Dissertatio de aeterno electionis decreto, an ejus aliqua extra Deum
^usa impulsiva detur necne etc. Accessit de luminis naturae insuffi-
eientia ad salutem dissert. contra Eduardum Herbert Decher-Puris
Baronem Anglum, Jenae 1668. Erst Ben. hat Decher-Puris in de
Cherbury geändert, führt aber die zwei Dissertationen als besondere
Schriften auf. (De rel. gent. p. 312 erklärt Herbert, er unterwerfe
eensnram hanc censurae et judicio catholicae et orthodoxae Eccle-
siae). — In diesem Decrete von 1709 werden auch sämmtliche
Werke von Thomas Hobbes (1588 — 1679) verb. Vorher war von
ihm nnr verb., und zwar erst 1703 : Leviathan sive de materia,
forma et potestate civitatis ecclesiasticae et civilis . . . una cum
sppendice, 1668 (die englische Ausgabe war schon 1651 erschienen),
md gleichzeitig Vita Thomae Hobbes Angli Malmesburiensis phi-
losophi, Carolopoli (London) 1681 (von dem Mediciner Rieh. Black-
bum; Bayle, Oeuvres 4, 841). Viel prompter als die Schriften von
Eobbes wurde ein harmloseres Buch auf den Index gesetzt: Religio
Beasch, Index II. 12
l78 Philos., naturwiBs. nnd medioin. Schriften.
medici. So in dem Decrete vom 18. Dec. 1646 und im Index noch
jetzt, obschon der Verfasser, der Mediciner Sir Thomas Browne
(1605—82), der diese religiösen Betrachtungen und Grübeleien zu-
nächst für sich selbst aufgezeichnet hatte, in den späteren Ausgaben
des Buches in der Vorrede genannt wird. Das Buch erschien 1642
englisch, eine lateinische Uebersetzung von John Merryweather zu
Leyden 1644. In Paris galt Browne, dessen Buch viel gelesen, in
mehrere Sprachen übersetzt und vielfach nachgebildet wurde, —
Religio laici, jurisconsulti, medici catholici u. dgl. ^) — als katho-
lisch gesinnt, in Deutschland als Atheist; in Eom erschien eine
Gegenschrift Medicus medicatus.
Das Buch von Julius Caesar Vanini, welches 1623 mit d. c.
verb. wurde, De admirandis Naturae, reginae deaeque mortalium,
arcanis 11. 4, Lutetiae 1616, 8., war mit königlichem Privileg und
mit einer vom 20. Mai 1616 datirten Approbation von zwei Doc-
toren der Sorbonne, Edm. Corradin, Ord. Min., und Claudius Le
Petit, erschienen, in welcher erklärt wird, es enthalte nichts der
katholischen, apostolischen und römischen Religion Widersprechen-
des und sei sehr scharfsinnig und des Druckes durchaus würdig.
Auch sein Amphitheatrum aeternae providentiae divino-magicum,
christiano-physicum necnon astrologico-catholicum adv. veteres phi-
losophos Atheos, Epicureos, Peripateticos et Stoicos, Lugd. 1615, 8.,
war mit geistlicher und weltlicher Approbation erschienen. Der
erzbischöfliche Censor de Ville bezeugt, das Buch enthalte nichts
von dem katholischen und römischen Glauben Abweichendes, aber
viele schärfsinnige und kräftige Argumente gemäss der gesunden
Lehre der bedeutendsten Magister der h. Theologie. In der Vor-
rede unterwirft Vanini alles der Censur der Römischen Kirche^).
Dieses Buch steht nicht im Rom. Index.
Von Andreas Libavius, einem der Begründer der wissen-
schaftlichen Chemie, t 1616, stehen im Index: Defensio et declaratio
perspicua alchimiae transmutatoriae . . . 1604, verb. 1605 (der Titel
scheint aus den Nund. von 1605 abgeschrieben zu sein), und Appen-
dix necessaria syntagmatis arcanorum chimicorum, verb. 1618 (das
1615 erschienene Syntagma selbst ist nicht verb.). Bei Sot. werden
mehrere andere Werke expurgirt. — 1624 wurde verb. Symhola
aureae mensae; erst Ben. hat Mich. Maierus, Symb. aureae men-
sae duodecim nationum . . . 1617; von demselben Maier (f 1622)
wurde 1628 noch verb. Verum iuventum, h. e. munera Germaniae
ab ipsa primitus reperta et reliquo orbi communicata, 1619 (diese
munera sind: das deutsche Kaiserthum, die Erfindung des Schiess-
pulvers und der Buchdruckerkunst, Luthers Reformation, die Reform
der Medicin durch Theophrastus Paracelsus und die Fratemitas
roseae crucis; Moll, Cimbria 1, 376). — Theatrum chemicam,
praecipuos selectomm authorum tractatus de chemiae et lapidis phi-
1) Weingarten, Revolutionskirchen S. 806.
2) Nachr. von der Stollischen Bibl. 2, 181. 206. Baumg. 4, 619.
Vanini. Libavins. fielmont u. ä.
179
ksophiei antiqmtate, praestantia et operationibus oontinens, Argent.,
Lax. ZetzDer, 1659, 6 vol., wurde erst 1709 verb. Bei Sot. wird
die Ausgabe Ürsellis 1602 in 3 Bänden expargirt.
Die magnetiscbe Heilung der Wunden spielt in der medici-
lischen Literatur um 1600 eine grosse Bolle. Bei Sot. wird ein
Traetat von Andreas Libavius De impostoria vulneram per unguen-
tom armariam sanatione vom J. 1594 expurgirt. Der jüngere Bu-
dolph Goclenius veröffentlichte 1608 zu Marburg Oratio qua
defenditur, vnlnus non applicato etiam remedio citra ullum dolorem
enrari natnraliter posse, si instrumentam vel telum, quod sauciavit
sen quo vulnus est inflictum, peculiari unguento innnctnm obligatur,
^n 1609: Tractatus de magnetica vulnernm caratione citra ullum
dolorem et remedii applicationem et snperstitionem, verb. 1621.
Gegen diesen Tractat schrieb der Jesuit Jo. Boberti Anatome ma-
fici Übelli R. Goclenii etc., 1615, und es folgten nun noch mehrere
Streitschriften von beiden Seiten bis zum Tode des Goclenius 1621
(Strieder 4, 495. Backer I, 635). Nun trat Job. Bapt. van Hel-
mont (1577 — 1644) far Goclenius ein. Die für seine Schrift schon
ertheilte Dmckerlaubniss der geistlichen CensurbehÖrde wurde auf
Betreiben der Jesuiten zurückgenommen, die Schrift aber ohne Hei-
monts Yorwissen in Paris 1621 gedruckt: De magnetica vulnerum
oatnrali et legitima curatione contra Jo. Boberti S. J. Dieser ant-
vortete in Curationis magneticae et unguenti armarii magica impo-
stora clare demonstrata etc., 1621. Die spanische Inquisition ver-
bot Helmonts Schrift 1626, nachdem vier Examinatoren 27 S&tze
daraus censurirt und erklärt hatten: ipse auctor tam videtur hae-
retiens quam impudenter audax; gleichzeitig wurden verb. J. B.
Helmontii medici et philos. per ignem propositiones notatu dignae
depromptae ex ejus disputatione de magn. . . . Parisiis edita, Col.
1624, 16 S. 8. Im J. 1627 wurde dann von dem Official des Erz-
bischofs von Mecheln' gegen Helmont ein Process eingeleitet. Die
theolo^sclie Facultät zu Löwen gab ein (auch von Cornelius Jan-
senius unterzeichnetes) Gutachten ab, worin seine Ansichten als
ketzerisch und zur diabolischen Magie gehörend bezeichnet wurden.
Auch die theologische Facultat zu Douay und die medicinischen
Facaltaten beider Universitäten censurirten 27 Sätze von Helmont
(die oben erwähnten Propositiones wurden nochmals gedruckt mit
Censurae celeberrimorum tota Europa theologorum et medicorum ex
autographis optima fide descriptae, Leodii 1634, 20 S. 4). Helmont
wurde 1634 für kurze Zeit verhaftet; es warde beantragt, ihn zu
Terbannen und sein Buch öffentlich zu verbrennen; man nahm aber
Ton einer Bestrafung Abstand, da er selbst erklärte, er verdamme
sein Buch, sofern es etwas Bedenkliches enthalte, und unterwerfe
sicli in allem der Censur der Kirche und der Oberen ^). — Im Böm.
1) G. Broeckx, Notice sur le manuscrit Causa J. B. Helmontii (im
erzbischöfl. Archiv zu Mecheln), in den Annales de l'acad. d'archeol. de
Belgiqae, t. 9 (1852), 277; t. 13 (1856), 306. Haeser, Gesch. der Medicin
«., 04v.
180 t'liilos., naturwiss. und medicin. Sohriften.
Index steht Helmont, wie gesagt, niclit ; aber 1659 wurde eine Dis-
ceptatio apologetica de sanguinis missione in yulneribus von Hora-
tiu8 Vaccherius verb. (1668 schrieb der Theatiner Girolamo
Vitale Physico-theologica de magnetica vulnerum curatione; Nico-
demo-Toppi 139). — Von dem Sohne J. B. van Helmonts, Franz
Mercurius v. H. (1618—99), — er war um 1662 in seinen jüngeren
Jahren einige Zeit im Gefängniss der Inquisition zu Rom^), —
wurden nach seinem Tode zwei anonyme Schriften von der Inqui-
sition verb., ein Compendium der cabbal istischen Theologie: Seder
olam sive ordo saeculorum, historica enarratio doctrinae, s. 1. 1693,
196 S. 12, verb. 1700, und eine Schrift über Seelen Wanderung :
De revolutione animarum humanarum: quanta sit istius doctrinae
cum veritate christianae religionis conformitas. Problematum cen-
turiae duae, lectori modesto modeste propositae et latinitate do-
natae juxta exemplar Anglicanum Londini a. 1684 Impressum (144
S. 12., in den Opuscula philosophica, Amst. 1590. Clement 9, 369).
Von dem Neapolitanischen Mediciner Seb. Bartoli (t 1676)
wurde 1667 verb. Astronomiae microcosmicae systema novum cum
annexo opusculo: In eversionem scholasticae medicinae exercitatio-
num paradoxicarnm decas, und 1669 eine neue Ausgabe dieses An-
hangs: Artis medicae dogmatum communiter receptorum examen,
1666. — Genauer unterrichtet sind wir über das Verbot der Schriften
eines andern Neapolitanischen Mediciners, Lionardo di Capoa. £r
war, wie in dem Avviso vor dem 2. Bande der Discussioni von
Grimaldi (s. u.) berichtet wird, zu einem Gutachten über die Re-
form des medicinischen Studiums aufgefordert worden und hatte in
diesem gezeigt, dass für den Mediciner auch das Studium der Phi-
losophie nöthig sei, das Studium der scholastischen Philosophie aber
nicht genüge. Dadurch hatte er sich die Anhänger der letztern zu
Feinden gemacht. Seit Ben. steht im Index unter seinem Namen
nur Parere divisato in otto ragionamenti ; aber aus den älteren In-
dices ist zu ersehen, dass es sich um ein Buch über Medicin handelt
und dass die Inquisition es ist, die es 1693 verb. hat. Als Titel
wird angegeben: Parere di Lionardo di Capoa divis. in otto ra^.,
ne' quali parimenti narrandosi l'origine ei progi*esso della medicina
chiaramente Tincertezza della medicina si fa manifesta. Lionardo
hat aber zwei Schriften veröffentlicht, 1681 Parere sopra Torigine
etc. und acht Jahre später (s. a.) Eagionamento oder Tre ragiona-
menti intorno alla incertezza de' medicamenti (der Titel, wie er im
Decrete angegeben wird, gehört vielleicht zu einer neuen Ausgabe
beider). Die scharfe Kritik der herkömmlichen Heilmethode erregte
in Neapel grosses Aufsehen (es erschien auch eine Gegenschrift von
Lavagna), und der berühmte Mediciner Kedi schreibt, die medicini-
schen Pfuscher und ihr Anhang (il volgo e la plebe de^ mediconzoli)
hätten Lust gehabt, den Entlarver ihres Schwindels (ciurmeria) zu
steinigen (Val6ry 1, 324. Tirab. 8, 325). Woher die Inquisition
1) Adelung, Gesch. der menschl. Narrheit 4, 298.
Magische, astrologische und ähnliche Bücher. 181
lie Mission hatte, sich in die Sache einzumengen, ist schwer zu
ügen. Sie verbot aber 1700 auch ein ähnliches Buch eines Eng-
inders Gredeon Harvey, Ar» curandi morbos exspectatione, item
if vanitatibns, dolis et menddciis medicorum, Amst. 1695, nach
Hawer 2, 427 eine schon 1689 englisch erschienene „werthlose,
gegen die China gerichtete Schrift von einem zanksüchtigen Viel-
lehretber, dem Leibarzt Karls II." — Von der Index-Congr. wurde
1717 eine Schrift eines angesehenen Anatomen verb.: Tractatus de
eatara substantiae energeticae . . . anth. Fr. Glissonio, Lond.
1672. Erklärlicher ist, dass ein halb medicinisches, halb exegeti-
xhes, Buch des Dänen Thomas Bartholinus, Paralytici Novi
Test, medico et philologico commentario illustrati, verb. wurde (zu-
erst 1653 gedruckt, verb. erst 17O0; De morbis biblicis miscellanea
mediea, 1672, steht nicht im Index), obschon darin die wunderbare
Heilung nicht bestritten wird und Benedict XI 7. De beatif. 1. 4,
p. 1, c. 12 u. 8. das Buch citirt.
Auch Lettera del Dr. Bart. Corte Milanese, nella quäle si
discorre, da quäl tempo probabilmente s'infonda nel feto Tanima
ragionevole, von der Inq. verb. 1704, behandelt eine Frage, die auch
Ton den Theologen erörtert wurde. — Martin Weinrich De ortu
moitstrorum commeutarius, Lpz. 1595, wurde 1621 mit d. c. verb.
Im Anfang'e des 17. Jahrb. wurden ausserdem noch Schriften verb.
Ton den Medicinem Caspar Hofmann, Godfr. Smoll, Chr. Fr. Gar-
mann und Henr. Petraeus (verschieden von dem bei Clera. in der
1. Cl. stehenden Henr. Petraeus Herdesianus).
29. Magische, astrologische and ähnliehe Bncher.
Im 17. Jabrhandert wurde eine Reihe von Büchern über
Magie, Astrologie u. dgl. verboten, — anch die Steganographie
des Abtes Trithemius, weil man sie für ein magisches Bach hielt,
-namentlich 1623 und 1624. Am 1. April 1631 erliess UrbanVIIL
eine eigene Bulle „gegen die Astrologen, welche über den Zu-
stand der Christenheit oder des h. Stuhles oder über das Leben
des Papstes und seiner Verwandten Berechnungen machen "
nahm am folgenden Tage in einem Breve alle Ermächtigungen
zum Lesen verbotener Bücher zurück und schloss bei den neuen
Licenzen, die er ertheilte, die astrologischen Bücher aus^). Im
18. Jahrhundert werden solche Verbote seltener; 1732 aber
1) Rensch, Galilei S. 200. 76. Eist. Zts. 1880, 43, 160.
182 Magische, astrologische und ähnliche Bücher.
schritt die Inquisition zum ersten Male gegen eine Sorte von
Btlchlein ein, die in Italien bis auf diesen Tag viele Abnehmer
finden, gegen die Anweisungen, in voraus, speciell nach Träumen,
die Nummern zu berechnen, welche bei den nächsten Ziehungen
der Lotterie herauskommen werden.
In dem Decrete vom 7. Aug. 1603 werden ausser dem Buche
von Godelmann (I S. 417) verb. Davidis Origani Grlacensis Ephe-
merides [Brandenburgicae annornm sexaginta, Frcf. 1599] und Jo.
Petri Stupani Tractatus de idololatria et magia, beide mit d. c.
Der Verfasser des letztern Baches, Giampietro Stoppani, einer der
Gründer der Congregation der Oblaten des h. Ambrosius, ein Fami*
liar des h. Carl Borromeo und 1580 angeblich wunderbar von ihm
geheilt, wurde von ihm 1583 nach der Yalle Mesolcina (Misoxer
Thal) gesandt, um dort Ketzerei und Zauber- und Hexenwesen zu be-
kämpfen, und wird damals dieses Buch geschrieben haben. Was in
Bom daran missfallen, erhellt nicht; jedenfalls hat man Stoppani
seine Fehlgriffe nicht entgelten lassen, denn er starb 1630 als 6e-
neralvicar und Inquisitor des Veltlin^). — Die Ephemeriden von
Origanus stehen auch im Liss. 1624 und bei Sot. Dieser verordnet,
einer Stelle der Vorrede eine Note beizuschreiben: die hier vorge-
tragene Ansicht über die Bewegung der Erde sei zwar nicht die
Copernicanische, aber jam parum tuta et periculosa in fide atque
adeo in specieni valde adversa nonnullis scripturae locis, qnantum-
vis Origanus contendat scripturam aliorsum trahere, imo videtar
damnata peculiari quodam edicto Pauli Y. a. 1616 (Galilei bei Berti,
Antecedenti p. 33, sagt: Origanus beweist im Anfange der Ephe-
meriden ausführlich die Bewegung der Erde). An dieser Stelle bat
man in Rom 1603 ohne Zweifel noch keinen Anstoss genommen;
das Verbot ist vielmehr veranlasst durch die gleichfalls von Sot.
monirten astrologischen Prognosen und die Beifügung von Kamen
von Ketzern in den Kalendarien^).
1609 wurde verb. Steganographia h. e. ars per occultam scrip-
turam animi sui voluntatem absentibus aperiendi certam auct. Jo.
Trithemio abbate Sponhemensi et ma^ijiae naturalis magistro per-
fectissimo, Frcf. 1608. Das Buch des Trithemius (f 1516) ist eine
Anweisung zu einer Geheimschrift, wurde aber, weil darin allerlei aus
1) Quadrio, Dissert. intorno alla Rezia, Mil. 1756, III, 460. Porta,
Hist Ref. I, 49; D, 27.
2) Ijiss. 1624 verbietet eine Ausgabe der Ephemerides mit der naiven
Bemerkung : donec ab aoctore adhue superstite recognoscantur ad normam
Constitutionis Sixti V. (I S, 8:-)9). Er expurgirt auch die Ephemerides von
Cyprianus Leovitius (im Rom. Index 1. CL), Jo. Stadius (Lugd. 1585),
Jo. Meletius (Ven. 1664). — Sot. liefert zu einigen astrologischen Büchern,
statt sie einfach zu verbieten, spaltenlange Expurgationen, so zu dem
Speculum astrologiae von Franc. Juntinus, Lgd. 1583. und zu einem por-
tugiesischen Buche von Joan de Barreira, Cintra 1079.
OriganuB. Stapanos. Trithemius u. a.
188
der Magie entDommene Aasdrücke gebraucht werden, vielfach für
ein magisches Bach gehalten, obschon es Trithemius selbst noch
^gen diese Auffassung vertheidigt hatte (Baumg. 2,327; Kurfürst
Friedrich von der Pfalz Hess auf Dujons Betreiben die Original-
bandschrifi verbrennen). Auch Posse vinus, App. I, 945 sagt: es sei
nicht eine clavis polygraphiae, sondern superstitionis et periculi
plenissimum magiamque sapit, non naturalem illam, quo tamen no-
mine plerique suas sordes tegunt, verum etiam ipsam, qnae cnm a
S. RouL Ecclesia prohibita sit una cum ejusmodi libris in Eom. In-
diee, haud dubium quin et istud sit ablegandum. Dieses Votum
hat denn ohne Zweifel das Buch in den Index gebracht. Es er-
schienen mehrere Yertheidigungen, u. a. von Caramuel, Stegano-
graphiae necnon Claviculae Salomonis Jo. Trithemii declaratio, Col.
1635 (Paqnot 2, 178) und von dem Jesuiten Caspar Schott, Schola
fiteganographica, 1665. Aber noch 1684 beanstandeten die Komi-
schen Censoren in der Kirchengeschichte des Xatalis Alexander die
Stelle, an der er unter Berufung auf Spondanus sagt, Trithemius sei
TOD Unkundigen mit Unrecht der Magie verdächtigt worden, und
noch 1703 wurde verb. Jo. Trithemii . . . Steganographia, quae hucus-
qfte a nemine intellecta, sed passim ut suppositicia [bei Sot. steht:
opus falso Trithemio adscriptum], perniciosa, magica et necromantica
rejecta, elasa, damnata et sententiam Inquisitionis passa, nunc tandem
yindicata, reserata et illustrata, auth. Wolfg. Emesto HeidelWor-
Datiense, Mog. 1676. Roncaglia (1734) sagt in seinen Noten zu
Natalis Alexander (ed. Bing. 17, 396), dessen Bemerkung über Tri-
themius sei richtig, das Buch aber mit Eecht verb., weil weniger
Unterrichtete es für ein magisches halten und durch das Beispiel
eines so bedeutenden Mannes zum Aberglauben verleitet werden
könnten; von ihm selbst habe ein nicht ungelehrter Mann das Buch
verlangt, um daraus die Kunst zu lernen investigandi nomina in
hdo Jannenii extrahenda^). Jedenfalls steht der arme Trithemius
noch heute im Index.
In dem Decrete vom 16. März 1621 wird ein Schriftchen von
Don Angelo Gabriello Anguisciola — er war ein Lateranensischer
Chorherr und wird von Mazzuchelli als ein frommer und gelehrter
Mann bezeichnet, f 1643, — verb.: Della hebraica medaglia detta
ICaghen David & Abraham, Dichiaratione, desgleichen ein gedrucktes
Blatt: Maghen David & Abraham. Breve discorso e compendiosa essa-
minatione della natura e proprietä di questa medaglia. Estratto dal
libro sopra cio di Don Angelo etc. Zugleich wird die Medaille
selbst verb. und verordnet, alle Exemplare an die Inquisition ab-
roliefem. Die Medaille wird in der Raccolta s. v. Medaglia be-
schrieben: auf der einen Seite ein Christuskopf, umgeben von Kreisen
und Quadraten mit hebräischen Buchstaben, auf der andern Quadrate
lod Dreiecke mit hehr. Buchstaben und Namen, ,)Von denen einige
1) Baillet, Jugem. 2, 288. Canzler und Meissner, Quartalschrift f.
alt Lit. 2. J. (1784), 8. Qu. 2. H. S. lOS.
184 Magische, astrologische und ähnliche Bücher.
unbekannt und verdächtig sind, eines injuriös gegen den £rlöBe^^^
Das Amulet wurde namentlich als wirksam gegen Feuersgefahr an-
gesehen^). Imbonati p. 212 meint, die Schrift von Angiüsciola sei
nur ein Auszug aus einer handschriftlich im Vatican vorhandenen
Schrift des getauften Juden ßaffaello Aquilino, der uns als Gehtilfe
Oirolamo Muzio^s bei seinem Feldzuge gegen die talmudischen
Bücher im J. 1553 begegnet ist (I S. 48). Eine in eben diesem
Jahre 1621 zu Bracciano gedruckte Schrift: Scudo di Christo owero
di David in tre libri distinto dal B. D. Carlo de Fabri da Mon-
dolfo, J. TJ. D., die eine andere Erklärung der Medaille und eine
Vertheidigung der Schrift von Anguisciola enthält, wurde von der
In<J. verb., aber erst 1701!
In dem Decret vom 3. Juli 1623 (Alex. No. 27) werden verb.
Antonii Cararini duo libelli astrologici. Erst Ben. hat die Titel
eingesetzt: Specchio d'astrologia naturale, il quäle tratta dell' incli-
natione della nativitä degli uomini, und Inclinatione e natura de'
sette pianeti e de' dodici segni celesti. — In demselben Decret wird
verb. Achmetis Sereimi F. Oneirooritica cum notis Nicolai Rigaltii.
Diese Schrift über Traumdeutung wurde schon 1160 von LeoTusous
aus dem Griechischen ins Lateinische und danach von Patr. Tricasso
(I S. 395) ins Italienische übersetzt, griechisch zuerst zusammen
mit dem Artemidorus 1603 von Rigault herausgegeben (Bayle s. v.
Achmet). Diese in wissenschaftlichem Interesse veranstaltete Ausgabe
gehörte offenbar nicht in den Index. — Im J. 1623 wurden ferner
noch verb.: Antonii Pellegrini Physiognomia naturalis, Mail. 1622,
auch die schon 1596 zu Venedig erschienene Italien. Ausgabe: Segni
della natura dell' huomo, und Strozzi Cicogna, Palazzo degl' in-
canti. Erst Ben. hat den Titel genauer gegeben. Vollständig heisst
er: Palagio degl' incanti e delle grau maraviglie degli spiriti et di
tutta la natura loro, diviso in libri 45 et in 3 prospettive: spiri-
tuale, Celeste et elementare, da Strozzi Cigogna, gentil huomo Vicen-
tino, Teologo, Filos. & Dott. di leggi & Nuncio della cittÄ di Vi-
cenza appressa la Sereniss. Rep. di Vinegia, Vicenza 1605,4. Dieser
Band, der also erst 18 .Jahre nach dem Erscheinen verb. wurde,
handelt von den guten und bösen Geistern, von der schwarzen
Magie, Goetie undNoetik; die drei Bände, welche de diis coelestibas
(Astrologie), de anima mundi und von der natürlichen Magie han-
deln sollten, sind nicht erschienen. Das Buch ist in Deutschland
ins Lateinische übersetzt worden: Magiae omnifariae vel potine
universae naturae theatrum . . . Auct. D. Strozzio Cicogna, ex ital.
lat. opera Caspari Ens L., Col. 1607.* 568 S. 8. — Cicogna hat
sich übrigens mit fremden Federn geschmückt: der Verfasser des
Buches ist der Can. reg. Thomas Garzoni, t 1589, dessen Bruder
auch Cicogna zu Venedig wegen unbefugter Veröffentlichung des
Buches unter seinem Namen verklagte 2).
1) Bartolocci 4, 164. Wolf, Bibl. rabb. 3, 997.
2) Placcius p. 575. Fabricius, Hist. Bibl. 476.
Cioogna. Le Norman t. Neahusins u. a.
186
Aach 1624 wurden mehrere Bücher verboten: Historia memo-
nhilie de tribns energumenie, Par. 1623, seit Ben. Jo. Le Nor-
aant Vera et memorabiKs bist, de tr. en. in partibns Belgii et de
qnibnsdam aliis magiae complicibuR. Die ächrift, 1623 zu Paris
lateinisch und französisch (2 vol. 8.) erschienen, handelt von den von
dem Dominicaner Franz Dooms 1610 — 11 mit drei Nonnen vorge-
aommenen Exorcismen, worüber damals mehrere Schriften erschienen
iQ,netif II, 483). Die Sorbonne censnrirte schon 1623 diese nnd
eine zweite Schrift desselben Jean le Normant, Sienr de Chiremont:
De Ja rocation des magiciens et magiciennes par le ministöre des
demoDS. (Ar^. II b 137.) — Marcelli Yiscardi Necessitatis magna-
lia (Ben. hat d. c. beigefügt). — Tragi ca seu tristinm historiaram
de poenis criminalibus et exitn horribili eomm, qni impiefate, blas-
phemia .... ultionem divinam provocarunt et mirabiliter perpessi
«out, libri dao, Islebiae 1598,* fast 700 S. 4. Das Bach wird in
der Vorrede als 2. Theil eines in demselben Verlag erschienenen
Buches bezeichnet, welches, obschon gewiss bedenklicher als jenes,
erst 1656 verb. i^nrde: Magica sen mirabilium historiamm de
»pectris et apparitionibas spiritnum, item de magicis et diabolicis
incmtationibns, de miracalis, oracnlis, raticiniis . . . visionibns, reve-
Utionibns et aliis hujuscemodi mnitis ac variis praestigiis . . . malo-
nun daemonnm libri dno, ex probatis et üde dignis historiaram
seriptoribus diligrenter collecti, Islebiae 1597,* 4 (dem Herzog Hein-
rich Jaliae von Brannschweig gewidmet), anch Lngd. Bat. 1656, 12.
Edonis (in den neuesten Index- Ausgaben falsch Edoardi) Neu-
hosii Fatidica sacra sive de divina fntnrorum praennnciatione libri
doo, Amst. 1 630y verb. 1640. Das Buch handelt auch de somniis
dinnis, de tenipei«tatibus prodigiosis, de monstromm speciebns u. dgl.,
und ein 1648 erechienener Liber 3. de praesensione ex astris u. dgl.
Yon demselben Autor wurde 1677 verb.: Theatrum ingenii humani
siTe de co^oecenda hominum indole et secretis animi moribus,
gleichfalla 1677 «Tnlii Reichelti Exercitatio de amuletis, Argent.
1676, 94 S. 4 (mit Abbildungen). — Ptolemaeus parvus in gene-
thliacis jnnctns Arabibus, auct. Andrea Argolo in Patavino Lyceo
mathematicas ecientias profitente, Padua 1652 u. s., verb. 1658, ist
der Königin Cbristine von Schweden gewidmet. Argoli (1570 — 1657),
ein angeftebener Mathematiker und Astronom, war um 1630 Lector
der Mathematik in Rom, machte sich aber dort durch seine astro*
logiecben Dinge nnd seine böse Zunge unmöglich (Mazzuch. s. v.).
— MauritiuB Comes de Flisco (aus Genua), Decas de fato annisque
fatalibus tarn hominibus quam regnis, Frcf. 1665, verb. 1673. Die
Stucke waren vorher einzeln erschienen: Discursus an resp. Yeneta
a. 1656 sit passnra imminentes Italiae calamitates, mazime de peste,
1655; De mntationibus sectarum, imperiorum et regnorum mundi,
1662; De fato Anstriaco, 1664; De paroemia pontifioum: Non vide-
bis dies Petri, 1665 u. s. w. (Oldoini, Athenae Ligur. s. v.)
Erst 1674 wurden zwei schon 1610 zu Paris gedruckte Bücher
verb.: Magia Mtrologioa h. e. P. Constantii Albinii Villanovensis
Clavis sympathiae Septem metallorum et 7 selectorum lapidum ad
186 Mag^Bohe» astrologische und ähnliche Bücher.
planetas, und D. Petri Arlensis de Scudalnpis Hierosolymitani
presbyteri Sympathia 7 met. ac 7 sei. lap. ad planetas, nach Morhof
Polyh. I, 1, c. 11 schon zu Madrid 1602 und auch zu Rom gedruckt,
wo aber der Sohn des Yerfassers die Exemplare zurückgekauft habe ;
letzterm ist beigefügt Cam. Leonardi Speculum lapidum (S. 70).
— Ausserdem wurden bis zum J. 1700 noch verb. : Nie. Groderi
(seit Ben. Crogeri, bei Jöcher Croeder) Ampbitbeatrum mortis ma-
turae, sortis durae, — Jo. Franc. Spina De mundi catastrophe, h.
e. de maxima rerum mundanarum revolutione post a. 1623, — Fas-
ciculus trium verarum propositionum, astronomicae, astrologioae et
philosophicae. Auth. Immanuel B. T. T. Rosales Hebraeo, Flor.
1654, — Nie. Spadon, Studio di curiositji, nel quäle si tratta di
fisionomia, chiromantia e metoposcopia, diviso in due parti, — Tri-
nnm magicum s. secretornm magicorum opus . . . editum a Caesare
Longino Philos., Frcf. 1678 (enthält auch Goclenius de magnetica
Yulnerum curatione), verb. 1700. — Des Holländers Balthasar Bekkers
seit 1691 oft gedruckte „Bezaubert« Welt'' steht nicht im Index,
obschon sie 1694 auch französisch erschienen und in Rom nicht un-
bekannt war (Bened. XIV. De beatif 4, 1, 39, 3).
Dass Delrio^s Disquisitiones magicae, 1593, nicht verb., sondern
viel benutzt wurden, wurde schon IS. 418 erinnert. Selbst de Backer
I, 257 sagt: Le livre eut beaucoup de vogue, quoiquMl seit rempli
de contes et de fahles qui ne meritent pas d'^tre rapportis. II y oite
une infinit 6 d'auteurs, la plupart obscurs et inconnus. Auch Yinc.
Baron, L. apol. II, 163, sagt: Das Buch wäre vielleicht besser nicht
gedruckt worden. — Ein ähnliches Werk wie das von Delrio ist
£pitome delictorum s. de magia ... 11. 4, auct. Franc. Torreblanca
Villalpando Cordubensi, Sevilla 1618 und sonst (£d. noviss. Lugd.
1678*), auch unter dem Titel: Daemonologia s. de magia natural!,
daemooica, licita et occulta, Mog. 1623.* Diese Ausgabe, ein Quart-
band von fast 700 S., ist dem Bischof von Würzburg gewidmet.
Auf dem Titelblatte steht: Nunc jussu Philippi III. oonscripti et
ad petitionem Fiscalis gen. cum approbatione Senatns Regii et S.
Inq. editi. Es ist eine Vertheidigung des Buches beigedruckt^ aus
der sich ergiebt, dass der Verfasser nicht ohne Schwierigkeit die
Druckerlaubniss erhielt. Im span. Index werden 3 Stellen expurgirt.
Das Buch wird von Albit. wiederholt citirt.
1701 verbot die Inquisition eines der vielen Bücher, welche
gegen Ende des 17. Jahrh. über die Wünsch elruthe erschienen:
La physique occulte ou trait^ de la baguettc divinätoire et de son
utilit6 pour la d^couverte des sources dVau, des minieres, des tri-
sors oachis et des meurtriers fugitifs, avec des principes qui expli-
quent les phinomönes les plus obscures de la nature, par M. Le
Lorrain de Vallemont, Prtoe et Dr. en Theol. Par. 1693. 609 8.
12., — deutsch Nürnb. 1694 1). — 1712 wurde von der Inq. ein
1) Ausführlich darüber N. Lit. Anz., München 1807, 893. Albit p. 839
lehrt übrigens: der Gebrauch von duae virgae nucie punioae seu avellanae
WÜDBchelruthc. Lotteriebücher. 18t
niebt ernst gemeintes Buch eines andern Abb6 über Cabbala und
Bosenkrenzerei verboten: Le Comte de Gabalis ou entretiens sar
les Sciences secr^tes, AmRt. 1671, 328 S. 12. u. s., und Lasuite du
Comte de Gabalis ou nouyeaux entretiens sur les sciences secr^tes
toacbant la nonyelle philosopbie, Amst. 1708. Der Verfasser hiess
de Villars, Abbe de Montfaucon. Nach dem Erscheinen seines Buches
warde ibm das Fredigen untersagt; er wurde 1673 ermordet^).
1752 wurde noch eine Italien, üebersetznng verb.: II Conte di Ga-
bali oYvero ragionamenti suUe seien ze segrete, trad. dal francese
da Ulla dama italiana, Londra 1751. Nach Bayle s. y. Borri hat
Villars La chiave del gabinetto del Cavaliere Gianfrancesco Borri
Milanese benutzt. Borri (Burrhus) wurde 1661 von der Komischen
Inquisition in absentia zum Tode verurtheilt und in effigie mit seinen
Schriften verbrannt, 1670 in Oeaterreich verhaftet und von Leopold I.
Bster der Bedingung, dasB er nicht hingerichtet werde, nach Rom
ausgeliefert. Hier wurde er, nachdem er abgeschworen, 1672 zu
lebenslänglicher Haft verutheilt, f 1695 (E.-L. 2, 1121). Er steht
«ififallender Weise nicht im Index.
Gegen die Lotteriebticher erliess die Inquisition 1732 zwei
Becvete. Am 28. Mai verbot sie: Libretto che contiene nove
laste di tntte le arti, che sono per tutte Testrazioni, che si faranno
selli presenti anni av venire, aggiuntevi due liste generali, che me-
desimamente servano per qualunque estrazione, ed in fine una gab-
bola [cabbala?] per li nomi della luna con alcune tariffe de* prezzi
per miglior chiarezza de' giuocatori quanto de' prenditori. In Genova
per il Casamarra, — am 15. Juli: Liste deir arti di tutte Testra-
zioni ridotte per ordine d'alfabeto. In Genova etc. und ein zweites,
dessen Titel Ben. bis zur Un Verständlichkeit abgekürzt hat (Carlo
Franc. Capuro, Annotazione curiosa e distinta ecc); in den älteren
Isdex -Ausgaben fällt er 16 eng gedruckte Zeilen; etwas abgekürzt
lautet er so: Curiosa e distinta annotatione di tutti li nomi, che
sono stati sino al presente nelle liste del gioco del seminario di Ge-
nova, Napoli . . ., con Testrazioni seguite nelle suddette cittjk . . .,
di piu tre alfabeti, uno de' nomi, Taltro de' cognomi ed il terzo de
quondam . . . con l'interpretazione de^ sogni et altre curiositä per
twenturare la sorte de' giuocatori. In Milano 1712 con privilegio.
Diesem Verbote fügte die Inquisition bei: „Da aber zu vermuthen
ist, dass einige schlechte Menschen ähnliche verderbliche Büchlein
dmeken werden, so verbietet und verdammt die Inq. unter denselben
Strafen alle entweder schon verfassten und gedruckten, oder^ was
Gott verhüten wolle, in Zukunft zu verfassenden und zu druckenden
duracteribos inscriptae et aqua lustrali benedictae sei als Zauberei straf-
bar, dagegen nicht der Gebrauch solcher virgae simpliciter bifurcatae et
insimul oonnexae (ohne cbaracteres und Weihwasser), quia possunt illae
Tirgae natorali quodam instinctu se indinare in eam partem, ubi oondita
soot metalla vel aquae.
1) Baillet Y, 249. Freytag, Anal. 368. J. G. Hocheisen, Diss. phy-
ocae, qaibtts elementioolae Comte de Gabalis examinantur. Witt. 1704.
188 GeBchiohtHohe Schriften.
äbnliclien Bücher, welche in irgend einer Weise der durchaus eiteln
und abergläubischen Deutung von Träumen zur Yorherbestimmung
zufalliger zukünftiger Ereignisse dienen. Sie ermahnt zugleich die
Bischöfe und Inqnisitoren, sich mit aller Sorgfalt zn bemühen, diese
Pest fern zn halten und zu unterdrücken ; gegen die Uebertreter aber
sollen sie auch mit Geld- und körperlichen Strafen je nach dem
Masse der Schuld vorgehen" (A. I. P. 2, 2652). Aus diesem In-
quisitionsdecrete wird das allgemeine Verbot bei Ben. in den Decr.
gen. II, 14 stammen: Libri omnes agentes, ut vulgo dicitnr, delle
venture e delle sorti. — Das Verbot ist nicht wirksam durchgeführt
worden. In den Wiener Indices stehen: II vero mezzo per vincere
air estrazzioni de' lotti, osia nuova lista generale di tutte le visioni
nottume, Ven. 1752, und II vero . . . lista gen. contenente quasi tutte
le voci delle cose popolaresche appartenenti alle visioni e sogni col
loro numero, Ven. 1768. Und in der Allg. evang.-luth. K.-Z. 1883,
585 wird aus Neapel berichtet: „Welche Nummern bei der nächsten
Ziehung glücklich sein werden, ist den im Laufe der Woche ein-
tretenden Ereignissen zu entnehmen; denn jedes derselben bedeutet
eine Nummer. Hiebei ist aber nicht die Willkür des Einzelnen
massgebend, sondern eine ans unbekannter Zeit stammende ^Fest-
setzung. Diese findet sich in dem Orakelbuch Smorfia (eigentlich :
Fratze). Dieses findet man in Neapel in der Altstadt in allen Caf^'s,
in denen das niedere Volk verkehrt; man kauft es bei den zahl-
reichen Strassenbuchhändlern ; es hat der Priester wie der Enufmann ;
es ist hier der Bibel an Würde gleich. Letztere ist verboten, aber
das heidnische Buch der Smorfia zu verbieten, ist der Kirche nie
in den Sinn gekommen.*' Das „nie'' ist,' wie wir gesehen, nicht
richtig.
Unter Benedict XIV. wurde 1744 verb.: Gli avvenimenti
felici 0 sinistri degli amanti, regolati dalV influenza de^ pianeti Tanno
1744, mit dem gewiss falschen Druckort Augusta.
30. Geschichtliche Schriften.
Es ist nicht zn verwandern, dass viele geschichtliche
Schriften von Protestanten im Index stehen, da es nicht schwer
ist, in solchen irgend welche Stellen za finden, an denen man
in Rom Anstoss nehmen konnte. Es ist auch nicht zu verwun-
dern, dass in der Auswahl der geschichtlichen Schriften, die
man verbot, ebenso wenig ein Plan zu erkennen ist wie in der
Auswahl der theologischen. Aber auch geschichtliche Werke
von Katholiken erregten in Rom Anstoss und wurden yerbotea.
Das erste bemerkenswerthe Beispiel dieser Art ist das Verbot
des Gesch ich ts Werkes von de Thou, um so interessanter, als wir
Geschichtliche Schriften. 169
Aber den Grund des Verbotes genau unterrichtet sind. — Im
Index Alexanders VII. stehen fast nur lateinische Schriften.
Später wurden französische und italienische, auch zwei englische,
keine deutsche verboten. Bemerkenswerth ist, dass im 17. und
18. Jahrhundert in Italien keine nennenswerthe Bearbeitung der
allgemeinen Geschichte erschien und dass eine 1719 von einem
Carmeliter herausgegebene Uebersetzung der Weltgeschichte
TOD E. Dupin und eine Uebersetzung einer englischen Weltge-
schichte alsbald verboten wurden.
In grosser Zahl stehen noch heute im Index kleinere Schrif-
ten fiber kirchliche und politische Vorgänge in verschiedenen
Ländern, deren Verbot gleich nach ihrem Erscheinen erklärlich
ist, die aber jetzt doch nur für den historischen Forscher ein
Interesse haben, zum grossen Tbeile auch für diesen von geringer
Wichtigkeit und zum Theil auch schwer aufzutreiben sind.
1. Von vielen SchTiftstellem, von denen geschichtliche Werke
oder Werkq^en in latein. Sprache im Index stehen, wird es gentigen
einfach die Kamen zu verzeichnen. Dahin gehören die Deutschen
und Hoy ander Eob. Baillins, Marcus Znerins Boxhorn ^), Je. Bnno,
Phil. .CamerariuB, Andr. Corthymins, Martin Difenbach^ Gaspar
Fftcins (Politica Liviana, in qua primo, regnum Rom. quibns pacis
et belli artibns partum, auctum et multiplicatum sit sub regibus,
inde, quibus erroribus amisRum etc., 1613), Chr. Funccius, Jo. Lud.
Gotofredus (Archontologia, mit d. c. verb.), M. de Gnichardo, Jo.
Ketr. van Gnlich, Chrph. Helvicus, Herrn. Kirchner, Jo. Jsaac
Pontanns, Chrph. Rupertus, Eliafl Schedius, und die Engländer Peter
Heylin (Cosmographia, 1657, erst 1717 verb.) und Roh. Johnston.
Einige andere sind speciell zu erwähnen :
Ephemeris s. Diarium historicum, in quo est epitome omnium
fastornm et annaliam tarn sacrorum quam profanorum, anspiciis Nie.
R^nsneri elaboratnm et consummatum ab Elia Reusnero, Frcf. 1590,
verb. 1603. Bei Sot. wird nur verordnet, dem. Namen des Verfassers
und zwei anderen Kamen die nota haeretici beizufügen. In Reus-
Bere Stratagematographia s. Thesaurus bellicus, Frcf. 1609, verb.
1623, streicht dagegen Sot. einige Stellen, die den protestantischen
Verfasser verrathen. Noch stärker expurgirt er Basilicon, Opus
genealogicnm catholicum de praecipuis familiis imperatorum etc.,
1592. Dieses Buch steht nicht im Rom. Index. Possevinus, Appar.
I, 502, erzählt zwar, er habe von diesem Buche die Ausgabe cum
auctario Nie. Reusneri, Frcf. 1602, im Auftrage von Cardinälen
1) Der Titel Bist. univ. sacra et profana ad a. usque 1650. Accesflit
ftppendix proximorum sequentium annorum res complexa, ist in den neue-
ren Indices verhunzt in Hist. univ. sacro et proximorum etc.
190 (reschicbtlicbe Schriften.
darchgeleHen und nachgewiesen, dass sie stark expurgirt werden
müsse; man scheint aber in Kom vergessen zu haben, das Buch zu
verbieten. — Von dem Mercurius gallo-belgicus Sleidano succentu-
riatus des Gotbardus Arthusius Dantiscanus wurden 1616 die die
Jahre 1554—70 behandelnden Bände, 1623 Tomi 14. 1. 1. verb.
Ben. hat das Verbot auf alle von Arthus herausgegebenen Bände
(A. D. B. 1, 618) ausgedehnt. Seine Commentarii de rebus in regno
Antichristi memorabilibus, 1609 — 11, sind nicht v^rb. Im span.
Index steht er in der 1. Gl. und werden nur ein paar Bücher frei-
gegeben. — Auch Mich. Gasp. Lundorp steht im span. Index in
der 1. CL, im Rom. nur Bellum sexennale civile germanicum, Fref.
1622, 4., verb. 1623. — Marquard Freher steht im span. Index
in der 1. Gl. zweimal, als Theol. Galv. Zuingl. und daneben als JO.
Hist. Lutb. Im Rom. Index steht er gar nicht, obschon Nie. Sera-
rius 1598 an Gard. Baronius schrieb, er habe eine Broschüre gegen
Frehers De numismate census geschrieben, worin derselbe die Ka-
tholiken mitunter angreife und namentlich sage, Laien und Halbge-
lebrte wüssten jetzt, was grosse Doctoren und Gardinäle der Römischen
Kirche, wie Baronius im 1. Bande der Annalen, nicht wüssten
(Baronii £pist. ed. Albericius 3, 249). — Pallas Rhaetica armata
et togata . . . auth. Fortunato Sprechero a Berneck Davosiano
. . Bas. 1617, 4., u. s., verb. 1621, wird von Sot. ohne Expurgation
freigegeben (auch in seiner zu den Elzevir^schen Respublicae ge-
hörenden Respublica Rhaetica, 1633, werden nur ein paar Stellen ge-
strichen). Seine Historia motuum et bellorum postremis hisce annis
in Rhaetia excitatorum, Genf 1629, die jedenfalls mebr AnstÖssiges
enthält, obschon Quadrio in der Einleitung seiner Dissert. intomo
alla Rezia ihre Objectivität rühmt, steht nicht im Index. — Fri-
derici Achillis Ducis Würtemberg. Gonsultatio de principatu inter
provincias Europae, habita Tubingae in lUustri GoUegio an. Chr.
1613* (Tüb. 1613 u. s.), 750 S. 4., ist eine von dem Ephorus 111.
GolL, Jo. Joachim a Grüenthall, herausgegebene Sammlung von
Declamationen, welche die hochgeborenen Zöglinge vorgetragen und
worin der Reihe nach die einzelnen Länder Europa's gepriesen und
herabgesetzt werden, bis zum Schlüsse der Herzog Friedrich Achilles
das Facit zieht: in Europa nihil Germania illustrius. — Von der
Introductio in universam geographiam tarn veterem quam novam
von Phil. Gluverius (Klüwer), dem Begründer der wissenschaft-
lichen historischen Geographie, steht im span. Index die Original-
Ausgabe (1624), im Rom. nur die Ausgabe von Jo. Frid. Hekelius
von 1685, und diese erst seit 1709.
1609 wurde verb. Hist. Belgica ab a 1560 usque ad 160O
gallice conscripta et 1604 apud S. Gervasium impressa; erst Ben.
hat dafür gesetzt: Hist. des Fays-Bas depuis Tan 1560 jusqu'ä la
fin de 1602, tir6e de Thist. de Jean-Frangois Le Petit. Das Buch
von Le Petit heisst : Ghronique des Provinces Unies, Dordrecht 1 600,
2 Fol. Der Auszug ist von Simon Goulart, Prediger in Genf,
t 1628. — Georg Hörn, Prof. der Geschichte in Leyden, t 1670,
steht im span. Index in der 1. GL, ohne dass ein Buch von ihm
ArthasiuB. Hom. l^alma Cayet ü. a. I9l
erknbt würde. Im Böm. Index stehen ausBer den bereits erwähnten
Schriften seit 1685: Orbis imperans, seu tractatus de 13 orbis im-
periis historico-politicnB isque . . . partim castigatns, partim illustra-
tu a L. Joa. Fellero, Prof. Lips., 1677; Orbis politicns imperiorum,
regnornm, principlitunm, renim publ., cum memorabilibns historicis
et geographia veteri ac recenti [von diesem Buche ist eine £d. 3
n Verona 1688 erschienen , wie es scheint, mit berichtigenden
Noten; Jonm. des Sav. 1687, 277], und Historia ecclesiastica et
politica. Erst 1732 wurden verb.: Dissertationes historico-politicae,
1668.
1605 wnrde yerb. Liber gallico idiomate conscriptus: Chrono-
logia septennaria .... Anctore P. Y. P. C, 1624: Petri Yictoris
Ciretani chronologia septem annorum. Seit Ben. steht dafür: Chro-
Bologie septennaire, on Thist. de la paix entre les rois de France
6t d'Espagne, contenant les choses les plas m^morables . . . depuis
le commencement de Tan 1598 jusqn'^ la fin de Tan 1604, divisie
en 7 livres, par P. V. P. C, 1 604 n. s. Der Verfasser ist der Con-
vertit Pierre Victor Palma Cayet, tl610; das Buch ist Heinrich IV.
gewidmet. Die Sorbonne censnrirte das Buch 30. Jnli 1605 wegen
der Satze; Der Papst hat bezüglich der Glaubenslehre nicht mehr
Gewalt als ein anderer, wenn er nicht eine Offenbarung erhalten,
md eine solche dürfte nicht angenommen werden ohne Wunder. Der
Papst ist als Bischof dem £rzbischof von Ostia unterworfen. Um
die allgemeine Ue berein Stimmung (auf einem Concil) zu constatiren,
ist ein Vorsitzender nöthig, und dieser ist der geistliche Mensch, der
ron niemand gerichtet wird und über alle richtet (1 Cor. 2, 15;
Arg. IIa 542). In der 2. Ausgabe, von 1605, steht eine Erklärung
TonCajet, worin er sagt: man habe sich an einigen Sätzen in seinem
Berichte über die Regensbnrger Conferenz gestossen ; er theile aber
in diesen Aeusaerungen der Disputanten, nicht seine eigene Ansicht
But; bezüglich der von der Sorbonne beanstandeten Sätze habe er
vor einer Commission derselben 5. Juli erklärt: er erkenne die
böchste und unfehlbare Autorität der allgemeinen Kirche und des
Papstes an; die ersten Sätze drückten die Ansicht der Lutheraner
AUS} in dem dritten accommodire er 1 Cor. 2, 15 auf den Papst;
in der neuen Auflage habe er an den betreffenden Stellen deutlicher
swisehen der Ansicht der Katholiken und der Protestanten unter-
Khieden (Clement 6, 476). In Rom müssen die Verbesserungen
io den neuen Ausgaben nicht genügend befunden worden sein, da
<iu Verbot 1624 wiederholt wurde. Dagegen ist die 1608 erschie-
wnc Chronologie novennaire (über die Jahre 1589 — 98) nicht ver-
boten, obschon in denselben Aeusserungen über die Päpste dieser
Zeit vorkommen, die man in Rom übel nehmen durfte^). — Gleich-
ttitig mit dem Buche von Cayet wurde 1605 verb.: Epitome
1) Beide Werke stehen in der Nouv. Coli, des mem. von Michaud,
Tol. 12 and 13 (mit einer Notiz über (-ayets Leben und andere Schriften).
192 Oeschichtliclie Scbriften.
historiae gallicae h. e. regam et rerum gallicarum usque ad a. 1603
breyis notatio, Frcf. 1604.
2. Der erste Band von Jacobi Angusti Thuani Historiae
sui temporis, der die ersten 18 (nach der spätem Zählung 26)
Bücher enthält und die Zeit von 1546 — 60 behandelt, erschien 1604,
nachdem er vorher Heinrich IV. vorgelegt und von diesem gut ge-
heissen worden war. Der Nuncius beklagte sich über das Bach;
der König nahm dasselbe anfangs in Schutz, Hess jedoch im Mai
1605 durch Yilleroy de Thon ersuchen, dasselbe vorläufig nicht neu
drucken zu lassen. In Rom traten die Cardinäle Serafino, Sforza,
Ossat und Duperron der Absicht entgegen, das Buch zu verbieten.
— 1606 erschien der 2., 1607 der 3. Band, welche die Bücher 27
— 57 enthalten und bis zum J. 1574 gehen (der 4. Band, bis B. 80
und bis zum J. 1584, erschien 1609). Da man in Rom wusste, dass
de Thou's Gregner bei dem Könige Einfluss gewonnen, die Cardi-
näle Serafino und Ossat mittlerweile gestorben waren und Duperron
Rom verlassen hatte, wurden in dem Edict des Mag. S. Pal. voin
9. Nov. 1609 Jac. Aug. Thuani Historiae verboten. Das Edict er-
regte in Paris um so mehr Aufsehen, als darin anch das Arr^t den
Parlaments gegen Chatel verboten war. Dieses Verbot wurde re*
dressirt (s. u.), aber Jac. Aug. Thuani Historiae steht auch in dem
neuen Edicte vom 80. Jan. 1610. Der Gesandte de Breves versuchte
auch dieses Verbot rückgängig zu machen oder die Umwandlung
des unbedingten Verbotes in ein Verbot mit d. c. zu erwirken. De
Thou hatte einen Brief an ihn geschrieben, den er dem Papste und
dem Card. Borghese in Abschrift überreichte. Dieser schrieb darüber
an den Nuncius in Paris 2. Febr. 1610: man wolle sehen, ob das
Buch ezpurgirt werden könne; das Richtige aber würde sein, dass
de Thou selbst sein Buch verbessere und es unbedingt dem Urtheile
Roms unterwerfe; der Nuncius möge ihn das in geeigneter Weise
wissen lassen, aber ihm nichts bestimmt versprechen, da man in
Rom fast das ganze Buch für unerträglich (intolerabile) und eine
genügende Umarbeitung für sehr schwierig halte (Laemmer, Melet,
p. 275). Card. Barberini (später Urban VIII.) sprach sich deBreve«
gegenüber, wie dieser 18. Febr. 1610 an de Thou berichtete, in
diesem Sinne ganz offen aus : er halte eine Verbesserung des Buches
für 80 gut wie unmöglich; de Thou zeige sich von Anfang bis zu
Ende voreingenommen gegen alles, was mit der Ehre und Grösse
der Kirche zusammenhange, spreche immer von den Katholiken
geringschätzig, von den Protestanten lobend und tadle sogar, was
sein Vater gebilligt habe, die Bartholomäusnacht (North Brit. Rev.
51 [1870], 69).
Der Nuncius schlug de Thou vor, er möge eine neue Ausgabe
veranstalten und darin einiges ändern und erklären, in der ersten
sei manches' nicht genau ausgedrückt oder abweichend von dem
Manuscripte gedruckt. Darauf ging de Thou nicht ein (Perrens I,
350). Am 22. Juni 1610 aber schrieb der Jesuit Richeome aus
Roman de Thou: die Jesuiten seien ganz unschuldig an dem Verbote
seines Buches, — sein Vater habe ja 1 546 ihre Rechte vertheidigt,
J. A. Thuannfi. 19d
— iie wünschten vielmebr, seine Werke möchten überall die ver-
iiente Anerkennung nnd Yerbreitnng finden; dieser ihr Wunsch
Tirde auch yerwirklicbt werden, wenn de Thou klug genug sei,
bei dem, was Anstoss erregt habe, Schwamm und Feile anzuwenden.
Be Thou muss diesen Vorschlag nicht abgelehnt haben; denn am
IS. Oct. 1610 schrieb ihm Card, de la Rochefoucauld : P. ßicheome
kabe ihm seinen Brief gezeigt; er habe sich bei dem Papste für
ihn verwendet; Bellarmin und einige andere hätten erklärt, sie würden
eine Expurgation des Werkes gerne sehen ; er wolle denn eine solche
Tersuchen. Im Jan. 1611 schrieb er dann, er habe das Buch dem
Herrn de Creil gegeben, um es zurecht zu machen. Richeome schrieb
im dieselbe Zeit: man habe von Paris nach Rom geschrieben, das
Anet des Parlaments gegen Bellarmins Buch, in dem doch sehr be-
sckeiden von der Gewalt des Papstes gesprochen werde, sei von
de Tbou aus Verdruss über das Verbot seines Buches, als dessen
Urheber man Bellarmin ansehe, erwirkt worden; er glaube das nicht;
er rathe ihm, bezüglich der Gorrection seines Werkes einige Pariser
Doctoren zu Rathe zu ziehen.
Jedenfalls hat de Thou keine im Römischen Sinne expurgirte
Ausgabe seines Werkes besorgt. In den späteren Ausgaben ist
zwar manches geändert, einiges gemildert; aber die in Rom bean-
standeten Stellen finden sicl^ auch in diesen. Das Römische Verbot
ist auch nicht modificirt worden. Die nach 1610 erschienenen Tb eile
angdrficklich zu verbieten, hat man nicht für nöth ig gehalten. Aber
1683 wurde noch verb.: Abrahami Vechneri Suada Gallioa, h. e.
CoDciones et orationes Thuanaeae . . . , Frcf. 1679.
In der Londoner Ausgabe des Werkes von de Thou^) sind
die Gutachten abgedruckt, welche der Theatiner Antonio Caraccioli,
ohne Zweifel im Auftrage der Index-Congr., über die ersten beiden
Bande ausgearbeitet hat, — in dem über den 2. Band ist, wie der
Herausgeber angibt, einiges von Bellarmins Hand ' geschrieben,
der ohne Zweifel bei der Sache betheiligt war, — und welche ans
darüber Aufschluss geben, was man in Rom beanstandete. Aus
der Vorrede des 1. Bandes hebt Caraccioli einige Stellen hervor,
vo de Thou gegen die gerechte Bestrafung der Ketzer losziehe und
sich far Gewährung der Gewissensfreiheit ausspreche und die Ge-
väbmng derselben in Frankreich lobe. Aus dem Werke selbst führt
er Stellen an, wo de Thou selbst tadelnd über Papst« spricht oder
tadelnde Bemerkungen von ketzerischen Autoren anführt, und viele
Stellen,, an denen Ketzern lobende Epitheta gegeben werden; zu
diesen werden auch Beatus Rhenanus und Erasmus gezählt, den
de Thou als grande hujus saeculi decus bezeichnet. Zum Schlüsse
I) Jac. Aug. Thasni Historiae sui temporis (ed. Sam. Buckley).
London 1733, VIT, 44. In dieser Ausgabe VII, 19 ff. und in der Einleitung
des 1. Bandes stehen die Actenstücke, die im Texte benutzt worden sind,
vo nicht eine andere Quelle angegeben wird. YII, 63—137 sind die im
spanischen Index gestrichenen Stellen abgedruckt.
B«aaefa, Iudex II. 13
Id4 Geschichtliche Schriften.
beantragt er, den 1. Band unbedingt zu verbieten, da derselbe so
viele und so abscheuliche (tarn foede pestilentes) Stellen enthalte, dass
er nicht expurgirt werden könne, ohne die geschichtliche Darstel-
lung lückenhaft und darum unbrauchbar zu machen; der Verfasser
zeige vielfach einen solchen Hass gegen den Römischen Stuhl und
die Päpste, dass er ein Calvinist zu sein scheine und in die 1. GL
gesetzt zu werden verdiene. Auch aus dem 2. Bande führt er viele
Stellen an, an denen die Päpste getadelt (mordentnr), Ketzer nicht
nur wegen ihrer Gelehrsamkeit, sondern auch wegen ihrer Fröm-
migkeit gelobt, ketzerische Secten mit dem Ehrennamen Eeligion
bezeichnet würden, — unter den gelobten Ketzern werden auch Con-
daeuR und Navarrus genannt, — auch das Tri enter Concil werde,
wie im 1. Bande, vielfach angegriffen. Auch dieser Band sei un-
bedingt zu verbieten; ob der Verfasser unter die Haeretici 1. Cl.
zu setzen, darüber möge man die Cardinäle Duperron und du Henry
befragen, die ihn kannten.
In Frankreich wurde das Römische Verbot nicht als bindend
angesehen; noch Arg. I, XLI wird es als ein von dem Mag. S.
Pal. für die- Italiener erlassenes bezeichnet. Auch in Venedig wurde
es nicht publicirt; L'Fstoile notirt in seinen M^moires (N. Coli, des
M6m. ed. Michaud 15, 561): Aus Briefen von Sarpi sehe ich, dass
man in Venedig nach dem Römischen^ Verbote das Buch an den
Thüren aller Buchläden affichirt hat, wie um der Censur des h.
Vaters zu trotzen. In dem Index von Sandoval vom J. 1612 wird
das Buch nur mit d. c. verboten, aber freilich sehr stark expurgirt,
— die Expurgation der 80 Bücher füllt 19 Quartseiten; in der
Vorrede an Heinrich IV. wird ein Passus von 7 Seiten gestrichen,
— und ausserdem vorgeschrieben, vor das 1. Buch zn schreiben:
dieses ganze Geschichtswerk ist cautissime et cum judicio zu lesen,
weil der Verfasser vieles zu Gunsten der Protestanten sagt. Der
Lissaboner Index von 1624 sagt: das Buch war bisher, nachdem es
expurgirt worden, gestattet; jetzt wird es gemäss dem Römischen
Decrete von 1610 unbedingt verboten. Sot. hat nur die Expur-
gation von Sand, abgedruckt, obschon nach dem Tode de Thou's
(t 1617) 1620 alle 188 Bücher erschienen waren.
Arnauld sagt 9, 300 im Anschluss an die S. 104 mitgetheilte
Bemerkung über Grotius: Auch de Thou's Werk ist verboten. Man
würde sich aber sehr täuschen, wenn man glaubte, es werde darum
nicht gelesen. Die Kenntniss der Geschichte hat immer einen be-
trächtlichen Theil der allgemeinen Bildung ausgemacht, und auch
diejenigen, welche zu Gunsten der Kirche schreiben, bedürfen der-
selben oft. Es war darum moralisch unmöglich, dass ein so um-
fangreiches, so gut geschriebenes und so sorgfältig ausgearbeitetes
'Geschichtswerk wie das von de Thou nicht von sehr vielen benutzt
werden sollte trotz des Römischen Verbotes ... So sehr Sie auch
verpflichtet zu sein glauben mögen, zu behaupten, es sei eine schwere
Sünde, verbotene Bücher ohne Erlaubniss von Rom zu lesen, so
werden Sie doch schwerlich kühn genug sein, z. B. einen Juristen
zu verdammen, der ohne Erlaubniss bei de Thou sich über eine ge-
schichtliche Thatsache Auskunft holt.
FnnzÖBiBche Schriften. 1^5
SdoppiDB polemisirte gegen de Thou in dem Scaliger bypo-
bolimieus 1607, und in dem Ecclesiatticos auctoritati Ser. D. Jacobi
M. Biitanniae Begis oppositas, 1611 (später kritieirte er de Thoa'e
Stil in dem der Infamia Famiani 1658 beigedrnckten Judicium de
stjlo hislorico). Der fieclesiasticus wurde 1612 wegen der darin
oitbaltenen Scbmäbnngen Heinricbs IV. und anderer Stellen auf
Befehl des Pariser Parlamentes verbrannt. Bellarmin aber sohridb
21 Jan. 1612 an Scioppius: er habe das Buch bei dem Papste ge-
lobt; wenn Scioppius auch in einigen wenigen Ansichten yon ihm
ftbweiebe, so verdiene doch seine Belesenheit in der Bibel^ sein Eifer
fli die Bekehrung der Ketzer, seine Freimüthigkeit im Tadeln de
Tbon's vnd seine geschickte Polemik gegen Jacob I. alles Lob. 1614
encbien in Ingolstadt: In J. A. Thuani historiarum libros nota-
tioneR lectoribus et utiles et necessariae, auct. Jo. Bapt. Gallo JC.
Gesebrieben ist das Buch von dem Jesuiten Jean de Machault, zum
Dnck befördert von Jacob Gretser, in dessen Opera 1628 es wieder
abgedruckt ist. In Paris wurde dasselbe 1614 verboten.
Von Kic. Abraham Amelot de Houssaye (1634 — 1706) wurden
1667 verb. Bist, du gonvemement de Yenise und SuppUment k
I1ust da gouv. de Yenise (contenant nne relation du differend de
Paul y. et de la Eepublique de Yenise), ferner von Taoite, avec
des notes polit. et bist, die 1. Partie, 1690, verb. 1721, Tome 3
Terb. 1732, beide mit d. c., nicht die Uebersetzung von Sarpi^s
Gesebichte des Trienter Concils, die 1685 in 2. Auflage erschien
(Eayle, Oeuvres 1, 403. 438). — Jacques Spon, Eist, de la ville
et de r^tat de Gen&ve, 2 vol. 12., verb. 1688, ist die einzige Schrift
des protestantischen Mediciners Spon zu Lyon, die im Köm. Index
Btebt; im span. steht auch diese nicht ^). — Der französische Arzt
Samael Sorbiere (1615—70), seit 1653 katholisch (Räss, Conver-
titen 7, 25), veröffentlichte anonym Relation d'un voyage en Angle-
terre, oü sont touchäes plnsieurs choses qui regardent Viiat des
scieoces et de la religion et autres mati^res curieuses, Par. 1664.
Sie wurde von der französischen Regierung unterdrückt (Nie. 4, 85)
und rief mehrere Gegenschriften hervor. £iDe derselben, Räponse
ux fanssetez et aux invectives qui se lisent dans la Rel. du voy.
de Sorbiere en Angl., Amst. 1675, wurde nach 22 Jahren, 1707
Toa der Inq. verb.
Von 1700 — 1757 wurden folgende französ. Schriften verb.: His-
toire de Louis XI. (nicht näher bestimmt), verb. 1746, wahrschein-
Beb die von Dnclos, Amst. 1746, 3 vol. 8. (Baumg. 6, 342). — Jour-
nal de Benri III., Roy de Trance et de Pologne, ohne nähere Be-
liimjnQng, verb. 1750, ist ohne Zweifel: Journal . . . ou memoires
|<rai servir a Thist. de France par M. Pierre de Lestoile, Haye et
1) Seine Miscellanea sind dem Dauphin gewidmet. Gegen seine Lettre
u P. de la Chaise 8ur Tantiquite de la religion schrieb Arnauld 1687 Re-
ines sur une lettre de M. Spon, wovon Bossuet, Oeuvres 37,225 sagt:
i^'oQvrage est fort et d'nne tr^s bonne et solide doctrine. Notre bon ami
W avait bien dit des panvretes.
\M Geschichtliche Schriften.
Paris 1744, 5 vol. 12. (herausg. von Lenglet du Freanoy), seit
1621 wiederholt gedruckt. Das Journal du r^gne de Henri lY.,
1741, 4 vol. 8., welches viel mehr Anstössiges enthält (heide in
der Nouv. Coli, von Michaud, vol. 14. 15), wurde in Spanien 1750
strenge, in Eom gar nicht verb. — Hist. du r^gne de Louis XIII.
par Michel le Vassor, 2. Ed. Amst. 1700—18, 11 vol., die 3
ersten Bände 1714, die anderen 1718 verb. (Polenz, Gesch. des
Calv. 5, 21. 482). Le Vassor (1648—1718) war früher Oratori-
aner, später Anglicaner. Sein Trait^ de la maniire d^ezaminer
les differends de religion, Amst. 1697, und die üebersetzung der
Lettres et m^moires de Fr. de Yargas, du P. de Malvenda et de
quelques eviques d'Espagne touchant le Concile de Trente, 1699,
8., sind nicht verb. — Histoire du rfegne de Louis XIIL, . . .
Paris 1716, mit d. c. verb. 1725, von J. Le Cointe, revidirt von
E. Dupin. — Hist. du rfegne de Louis XIV. . . . par H. P. D.
L. J). £. D., Amst. 1717, und 2. Ed., par H. P. de Limiers,
Docteur en Droit, 1719, verb. 1725. — Le si^cle de Louis XIV.
par M. de Franoheville, verb. 1753. — Jean Bousset de Missy,
Hist. m^morable des guerres entre les maisons de France et d'Au-
triche, 1724, 2 vol., verb. 1752. — Abb6 Een^-Aubert de Vertot
(1665 — 1735), Hist. des chevaliers hospitaliers de St. Jean de Je-
rusalem, appellez depuis chevaliers de Ehodes, 1726, 5 vol., verb.
1729 (Baumg. 7, 48). Origine de la grandeur de la cour de Eome,
Haye 1737 (TJ. N. 1737 B, 3), ist nicht verb. — Isaac de Larrey,
Hist. d'Angleterre, d'Ecosse et d' Irlande, 1707 — 13, 4 Fol., verb.
1732. Larrey war ein Protestant, der nach der Aufhebung des
Edicts von Nantes Frankreich verüess, Historiograph der General-
staaten, 1 1719 zu Berlin. — Continuation de l'hist. univ. de J.-B.
Bossuet, 6v^qne de Meaux, 1704, verb. erst 1742, von J. de la Barre.
— Methode pour Studier la g^ographie, dans laquelle ou donne une
description exacte de Tunivers, tir^e des meilleurs auteurs, avec nn
discours pr61iminäire sur T^tude de cette science, Amst. 1718, verb.
1725, von Martineau du Plessis, umgearbeitet von Lenglet du
Fresnoy.
Eines der wenigen Bücher, die im englischen Original verb.
sind, ist Francis Osborn*s Miscellaneous works, 2 vol., nach Ben.
1737 verb. (nicht in den früheren Indices). Der Publicist Osbom
lebte 1559 — 1659; seine Schriften erschienen gesammelt 1673 u. s.
(Ghaufepi6 3, 85). Johnson (bei Lowndes) sagt von ihm : a con-
ceited fellow ; were a man to write so now, the boys would throw
stones at him. — Crleichzeitig wurde eine Schrift verboten, die ich
nicht nachweisen kann: Much may be said on both sides; a fami-
liär dialogue etc., latine: Plura utrinque dici possunt; dialogus fa-
miliaris Richardum inter et Joannem quondam condiscipulos per
R. Cleitron armigerum relatus. — Jacques Melvil, Memoires
historiques contenant plusieurs evenements tr^s-importants, — womit
nur die Haye 1694, Par. 1695 erschienene Üebersetzung der zu
London 1683 erschienenen Memoiren von Sir James Melvil, der in
Diensten der Maria Stuart stand (1534 — 1606), gemeint sein kann,
Englisohe und italienische Schriften. 197
— ist durch ein Yenehen durch Ben. in den Index gekommen. In
dem dabei citirten Decrete der Inq. vom 26. Oct. 1707 und in den
ilteren Indices steht: Mimoires de M. le Cheyalier de Melville,
General-Major de« tronpes de S. A. S. Monsieur le Duo de Cell et
Grand-BaillLf du Comte de Gifhom, Amst. 1704.
3. Von italienischen Werken wurde zuerst, 1605, verh.
Tesoro politico; tutte le sne parti. Erst Ben. hat den vollständigen
Titel: Tesoro politico, in cui si contenfirono relationi, instruttioni,
tr&tfati e varii discorsi pertinenti alla perfetta intelligenza della
ngion di stato, F. L, II. e III., Colonia 1598, Milano 1600 u. s.,
auch lateinisch : Thesaurus politious Philippi Honorii J. ü. D.,
Fref. 1617. Die Verfasser der einzelnen Stücke gibt Melzi 3, 140
an. — AlesB. Campiglia, Delle turbolenze della Francia in yita
del re Henrico il Grande, Yen. 1614 u. s., Ludwig XIII. gewidmet,
mit d. c verb. 1621. In Venedig wurde auf ein Gutachten Sarpi^s
Ins die Pnblication des Verbotes verweigert (Cecchetti, La rep. di
Ten. 2, 258). — Continuatione del commentario delle guerre suo-
ee88e in Alemagna, del Conte Maiolino Bisaccioni, verb. 1634.
Biiaccioni, 1582—1663, gab 1633 zu Venedig Commentario . . .
Alemagna dal tempo che il re Gastavo Adolfo si lev6 da Norimbergo
heraus, dann 1634 zwei Continuazioni und 1637 eine dritte (Maz-
mcb.). Der 1. und der 4. Band sind also jedenfalls nicht verb.
Die Schriften, welche Trajano Bocoalini, 1556—1618, unter
Gregor XIII.* Governatore von Benevent, — „ein hervorragender
Pnblicist, unter den servilen Schriftstellern des Kirchenstaats ein
UnicQiD an Männlichkeit und Kraft" (Brosch, Gesch. des K.-St. 1,
^), — herausgab, wurden nicht verboten : Ragguagli di Famasso,
Ccnturia L und IL, Ven. 1612, 1613 (Apollo auf dem Farnass hört
die Klagen der ganzen Welt und entscheidet; der 1. Theil dem
Card. Borghese, der 2. dem Card. Gaetano gewidmet), auch nicht
^e nach seinem Tode erschienene Fietra del paragone politico, Cos-
nopoli 1615, die noch 31 weitere Eagguagli enthält, in welchen der
Haas des Verfassers gegen die Spanier und die Jesuiten am stärksten
lieiTortritt. Die von ihm hinterlassenen historischen und politischen
Bemerkungen zu Tacitus zu Venedig zu veröffentlichen, wurde seinem
Sohne nicht gestattet. Sie erschienen zu Genf 1667, dann Cosmo-
poli 1677 unter dem Titel Coromentarii di Trajano Boccalini Romano
wpraTacito. Im folgenden Jahre veröffentlichte Gr. Leti: La bilan-
da politica di tutte le opere di Traj. Bocc. . . II tutto illustrato dagli
imrtimenti del Cav. Lod. du May, Castellana (Genf) 1678, 3 vol. 4.
Bie beiden ersten Bände enthalten die Osservazioni politiche über
Tacitus mit Noten von du May, Frof. in Tübingen, der 3. als dessen
BerauBgeber sich Leti nennt, 40 Lettere politiche cd historiche, von
denen aber nur 7 von Boccalini sind ^). Diese Bilancia und die Aus-
gabe der Commentarii, Cosmopoli 1677, wurden 1679 verb. — Schon
1) Arch. stör. N. S. I (1866), 2, 117. Mazzuch. s. v.
^
198 Geschieh tlicbe Schriften.
1634 wurde verb. Degl' avvisi di Parnaso, ovvero Compendio de'
Raggaagli di Traj. Boccalino, di Franc. Prati, und 1658 La segre-
taria d^Apollo da Ant. Santacroce, Amst. (Yen.) 1653, 16., eine
Nachahmung der Ragguagli; der Yerfaeser war Secretär und Theo-
loge des Königs Ladislaus von Polen ^).
Von den bändereiohen Werken des Benedictiners Vittorio Siri,
1625 —85, der als königlicher Historiograph in Frankreich lebte,
ist nichts yerb., aber ein Schriftchen: Parenesi di Franc. deFranchi
al Dottor Capriata (Verfasser einer Geschichte seiner Zeit, Tirab.
8, 389), con una lettera informativa del Conte Don Em. Tesauro
a M. l'abate Siri, autore del Mercurio Italiano, s. 1. (Turin oder
Genf) 1668, 12., verb. 1669 (vielleicht ist das ganze Schriftchen von
Tesauro; Villani, Visiera p. 45. Melzi 1, 428), — und ein von Siri
unter dem Namen Collenuccio Nicocleonte herausgegebenes Schrift-
chen: Lo scudo e Tasta del Soldato Monferrino, verb. 1671. Dieses
ist die Vertheidigung einer 1640 von ihm unter dem Namen Capi-
tano latino Verita herausgegebenen Schrift über den Krieg von
Monferrato: II politico soldato Monferrino, gegen seines OrdeuRge-
nossen, des Sicilianers Cesare Gotho Spadafora, Lo storico politico
indifferente^). Dass nicht auch diese und andere Streitschriften, in
welchen es sich um die Vertheidigung der damaligen französischen
resp. spanischen Politik handelt, verb. wurden und noch heute im
Index stehen, ist weniger bemerkenswerth, als dass die anderen noch
immer fortgeführt werden. — II Mercurio, postiglione di questo
air altro mondo, verb. 1669, wird auch eine solche ephemere
Schrift sein.
Pietro della Valie fand, als er 1626 von seinen Eeisen zu-
rttckkehrte, bei Urban VIII. eine freundliche Aufnahme (er wurde
zum Cameriere d'onore di spada e cappa ernannt). Als er aber die
Schrift Delle conditioni di Abbas Re di Persia, all* 111. e Eev. Sig.
Francesco Card. Barberino, Nipote di N. S. Papa Urbano VIII.,
Pietro della Valle il Pellegrino drucken lassen wollte, wurde in
Rom das Imprimatur verweigert, weil er darin einen nicht christ-
lichen König zu sehr gelobt. Die Schrift wurde darauf, angeblich
nach einer von einem Freunde ohne Vorwissen des Verfassers ge-
machten Abschrift, 1628 zu Venedig con licenza de* superiori e
privilegio gedruckt^), aber 1633 verboten mit der Bemerkung : Cum
auctor ut suum tantum agnoscat librum qui Romae impressus est.
Eine Römische Ausgabe dieser Schrift finde ich nirgend erwähnte
— Von Valle's Bericht über seine Reise in den Orient erschien der
1. Band in Rom 1650; die beiden anderen wurden nach seinem Tode
(1652) von seinen Söhnen herausgegeben, 1658, Alexander YIL
und seinem Neffen gewidmet. Nach Ciampi, Innocenzio X., p. 252,
wurden darin manche Stellen, namentlich die auf die spanische Po-
1) Melzi 3, 47. Marobesi 2, ISO.
2) Mebsi 1, 390, Affo V, 205.
3} N. Antol. 1879, 48, 104. Kollar, Analecta Yindob. 1, 1047. 1060.
Italienische Schriften. 199
litik bezüglichen, weggelassen. — Von der Hi^toria della citta e
r^o di Kapoli di Gio. Snmmonte . . . dall* anno 1127 insino
all' a. 1442, welche schon 1601 — 43 in 4 yoL 4. erschienen war,
mrde erst die Ausgabe Napoli 1675 (Toppi s. v., Giannone, Op.
1, 217) im J. 1693 mit d. c. yerb., unbedingt 1680: Della congiura
de' ministri d^l Be di Spagna contro la . . . cittä di Messina, Rac-
eonto historico del D. Gr. B. Bomano e Colonna, 3 Parti, 1676
(Mongitore a. y.).
Im 18. Jahrh. wurden einige ans dem Französischen über-
setzte Gescbichtswerke yerb.: Storia della lega fatta in Cambrai
fn Papa Ginlio IL, Massimiliano I. Imp., Lnigi XIL, re di Francia,
Ferdinando Y., re di Aragonia, et tntti i principi d'Italia contro la
repablica di Yenezia, trad. dal lingnaggio francese, Anyersa 1718,
Terb. 1719. — La Storia della Chiesa dal principio del mondo
eino al präsente, espressa in ristretto e trasportata dalla lingua
franc. neir itaL da Selyaggio Cantnrani, yerb. 1719, nnd Storia
pro&na dal sno principio sino al presente, composta nella lingua
ihüG. dair autore della Storia della Chiesa e trad. in lingua ital.
da S. Cantnrani, Padoya 1719, yerb. 1725. Die beiden französischen
Werke sind yon E. Dupin; der Uebersetzer war der Carmeliter
Aicangelo Agostini. — Storia uniyersale dal principio del mondo
ono al presente, trad. dall' inglese in frances e dal franc. in ita-
liano, yerb. 1737 (erst seit Ben. im Index). Yon dieser erschien
später zu Florenz eine neue Ausgabe mit Noten, die freilich Zacc.
p. 217 für angenügend erklärt.
1646 wurden, freilich nur mit d. c, zwei Schriften yerb., die
über die Streitfrage handeln, ob der Bubicon das Flttsschen Piscia-
tello, auch Bigone genannt, bei Cesena oder der Luso bei Bimini
sei: Jacobi Yillani Ariminensis Bubicon in Caesenam Scipionis
Claramontii, ubi auctor per prosopopoeiam Bubiconem fluyium intro-
dncit asserentem se esse Arimini, non Caesenae (gegen Chiaramon-
ti'g Caesenae nrbis historiamm 11. 16, 1641), und die Entgegnung
von Ghiaramonti: Yincentii ciyis Caesenatis de Bnbicone antiquo
«dy. Ariminenses scriptores dissertatio, 1643 (alle drei Schriften
abgedr. bei Graeyius, Thes. ant. Ital. YII, 2). Der Streit lebte ein
Jahrhundert später noch einmal wieder auf^); in dem in Bom er-
scheinenden Giornale de' lett. sprach sich Gioy. Bianchi aus Bimini
für den Luso aus; dass aber ein päpstliches Decret yon 1756 den
Logo für den wahren Bubico erklärt habe (Mannert, Geogr. 9, 1,
^34; Paulj, Beal-Enc. unter Bubico), wird eine Fabel sein.
Auch ein in Bom selbst gedrucktes Buch über die Anfänge
der römischen Geschichte steht im Index: Jac. Hugonis, Can.
Theol. Belgae Insulensis, Yera historia Bom. seu origo Latii yel
Italiae ac Bom. ürbis e tenebris longae yetustatis in lucem producta,
L L, qui primordia Europae ac Latii primaeyi annales demonstrat
1) Moroni 25, 196; 57, 255. Meizi 1, 860; 2, 155. Uebrigens fand
aaeh noch ein drittes Flüsachen bei Savignano Advocaten.
20O Geschichtliche Schriften.
atque urbis cooditae, Rom 1655, 284 S. 4., verb. 1656. Der Verf.
meint n. a.: Homer habe von der Zerstörung Jemsalems und vom
Leben und Tode Christi geweissagt, Romulus und Kemus seien Petrus
und Paulus, die Harpyien die Holländer, welche die Kirchengiiter
geraubt, die Lotophagen die Lutheraner, Jason mit dem goldenen
Vliesse sei der gute Hirt mit dem Lamme auf der Schulter, Lauren-
tia tellus Loreto u. dgl. Auf dem Titelkupfer steht: D. Petras,
veterum Janus, Aeneas, Eomulus, etc. Götze, Merkwürd. 3, No. 294,
erklärt es für unbillig, die in diesem Buche enthaltenen Dinge der
Römischen Kirche aufzubürden; der Theatiner Aug. de Bellis, der
das Buch approbirt, erkläre nur: es sei darin nichts gegen den
Grlauben und die guten Sitten, und füge bei : Historiae vero, quam
contexit, ejusque allusionum fides penes ipsum sit auctorem. Aber
komisch ist doch, dass man 1655 ein Buch äpprobirte, um es 1656
zu verbieten. Eberh. Rud. Roth, Prof. in Ulm, hat dagegen die
Diss. de hello Trojano, Jena 1672, geschriebeu. Vgl. Observ.
Halenses 3, 66. — Ein ebenso grosses Curiosum ist das Verbot einer
Schrift, in der es sich nach dem Titel zu urtheilen lediglich um den
Stammbaum einer Römischen Adelsfamilie handelt: Familiäre castigo
apologetico sul discorso genealogico del P. Gamorrini sopra la fami-
glia Confidata d^ Assisi, pretesa de' Dragoni, dedicato alla veritä da
Latino Volgari, verb. 1667. — Auch Giac. Lauro, Historia e
pianta della cittä di Terni, mit d. c. verb. 1646, und Istoria crono-
logica della Franca Martina del Dottor D. Isidoro Chirulli, Arciprete
della medesima cittä, Napoli 1749, verb. 1751, werden nur eine
locale Bedeutung gehabt haben, und nur eine ephemere: Fantasie
capricciose trasportate in sensi politici e morali di Ramigdio 61a-
tesecha, Accademico de* Fantastici della veneranda Assemblea
della veritä, Lipsia (?) 1710, verb. 1714 (von dem Marchese di
Gagliati).
Ans Portugal und Spanien stehen im Index: Manuel Calado,
0 valoroso Lucideno e triumpho da liberdade; 1. Parte, verb. 1655
mit d. c, zu Lissabon 1648, Fol., gedruckt und von den Thaten des
Joao Fernand ez Vieira handelnd, der 1645 die Seele des Aufstandes
in Pernambuco war, in Folge dessen die Holländer ihre Besitzungen
in Brasilien verloren (Schäfer, Gesch. v. Port 4, 564). Nach Silva
5, 384 erschien 16(>8 eine neue (Titel-) Ausgabe, in welcher einige
Approbationen weggelassen sind und dafür die Notiz der portugie-
sischen Censurbehörde beigedruckt ist : Auf Grund einer neuen Unter-
suchung und entsprechend dem dem h. Officium übersandten Decrete
der Index-Congregation vom 28. März 1667 heben wir das Verbot
des Buches auf. Im Rom. Index steht das Buch noch heute als
mit d. c. verb. — £1 Marafion y Amazonas: historia de los descu-
brimientos . . . en las dilatadas montafias y mayores rios de la
America, por Manuel Rodriguez [Jesuit], Madrid 1684, Fol., verb.
1700, nicht im span. Index.
4. Von den kleineren zeitgeschichtliclien Schriften sind zuerst
die auf Deutschland bezüglichen zu erwähnen: Discursus historico-
polit. in tres sectiones distributus, quibus errores scripturientiain
Broschüren. 201
Bortri aevi detegutitur, auct. Ericho (vor Ben. Henr., in den nenesten
hdkes Enr.) Bering er o Philyreo, verb. 1616. — Tractatns de
Stlomonis nnptiis yel Epithalaminm in nuptias inter Fridericnm Y.
Comitem Palatinnm etc. et Elisabetham, Jacobi Britanniae Regia eto.
iliam unicam [1613], verb. 1619. — Dich iaratione publica di
Federico, per la grazia di Dio Re di Bohemia, Conte Palatino del
Seno, Elettore etc. Per qnali ragioni habbi' accettata il govemo
del regno di Bohemia e delle provincie annesse. Anno 1619, 7 Bl.
4., üebersetznng des „OfiPenen Ausschreibens" vom 28. Oct. 1619,
Terb. 1621. — Sacre de T Electeur Palatin Fr^derio Roi de Boeme
en Teglise parochiale du chateau de Prague [Traduit de latin en
IraiKjais P. J. B. D. G., Paris 1619, 8], verb. 1624, wird üeber-
setzung des Processus in coronando Rege Bohemiae Friderico ejus
nominis primo breviter consignatus, Pragae [1620], 1 Bl. 4., sein
{im span. Index steht auch Triumphus bobemicus s. panegyricus in
(oronationeni Friderici V.). — Nescimus quid vesper serus vehat.
Sfityra Menippea Liberii Yincentii Hollandi [Amstelodami lY Idus
Sept 1619], verb. 1621, ist eine auf den Ausbruch des deutschen
Beligionskrieges bezügliche Nachahmung des berühmten Pamphlets
La Satvre Menipp^e ou la vertu du Catholicon vom J. 1594 (Hist.
Ztg. 1878, 379), nach Melzi und Placcius p. 418 in Holland ge-
druckt, aber von dem Advocaten Nicolo Crasso zu Yenedig verfasst,
Franc. degli^Ingenui (Sarpi) gewidmet^).
Charakteristisch für die Gelehrten der Index-Gongregation ist
das Schicksal eines Heftes von 35 Quartseiten, welches den langen
Titel hat: Machiavellizatio qua unitorum animos dissociare
nitentibus respondetur, in gratiam Dn. AE. castissimae vitae Petri
Pazmann snccincte excerpta. [Dieses Stück beginnt mit etwas aus-
fobrlicherem Titel p. 3 und ist datirt Cassoviae a. 1620.1 Oratio
panhesiastica, qua auxilia a Rege et Ordinibus petuntur [für Frie-
drich von der Pfalz], babita Neo-Solii in comitiis [p. 14]. Epistola
Encbani Martini Buddissino-Lusati ad celebrem theologum D. Matth.
Hoe ab Hoheneg etc. Comitem Lat. etc. [p. 22, datirt 1620]. Ad-
dita est epistola C. Scioppii, in qua haereticos jure infelicibus lignis
cremari concludit [p. 30, datirt Rom 9. Febr. 1600]. Omnia horum
tempomm genio accommodata, lectu dignissima. Saragossae 1621
«DD licentia OflF. S. Inq. (Ygl. Salig I, 777). In dem Decret vom
16. März 1621 (Alex. No. 23) stehen nun unter den alphabetisch
geordneten verbotenen Büchern, und noch heute stehen an ihrer
Stelle im Alphabet die drei ersten Stücke, als ob das zweite und
dritte besondere Schriften wären: £p. Euch. Martini ad Matthiam
Comitem Lateran, (seit Ben. ad M. Hoeneg C. L.), — Machiavelli-
zatio . . . respondetur (seit Ben. wie in der Schrift selbst p. 3:
Mach, qua un. a. Jesuaster quidam dissociare nititnr), — Oratio
l) Yen anderen dem Schotten Andrew Melvin oder dem Niederländer
Petras Cunaeas zagescbrieben ; von diesem ist die Satyra Menippea Sardi
Teoales, 1612, die nur im span. Index steht.
202 Geschichtliche Schriften.
qnaedam parrh. etc. (seit Ben. Oratio parrh.). Nur das dem Sciop-
pins zugeschriehene Stück iiher die Verhrennnng der Ketzer steht
nicht in dem Decrete, nnd offenbar hat man dieses nicht mit, nicht
einmal das Heft mit diesem Stück verbieten wollen und darum die
drei anderen einzeln aufgezählt, und die Redactoren des Index Bene-
dicts XIV. haben ) wie die von ihnen vorgenommenen Aendernngen
zeigen, das Schriftchen vor sich gehabt und doch Oratio nnd Epistola
ohne Andeutung, dass sie nur hinter der Mach, zu finden sind, stehen
lassen ^).
Tuba pacis occenta Scioppiano belli sacri classico a salpiBte
Theodosio Berenico, historiarum et patriae studioso. Fax optima
rerum. Argent. 1621, 4., u. s., verb. 1636, ist eine Entgegnung
auf Gasp. Scioppii, Consiliarii Regii, Classicum belli sacri etc., Ticini
1619 (Aufforderung zur Unterdrückung der Protestanten), verfasst
von Mathias Berneggcr*). Gleichzeitig wurde verb.: Juris public!
qnaestio capitalis, sintne protestantes jure caesareo haeretici et ultimo
supplicio afficiendi. Contra sanguinarium G. Schoppii Classicum
tractata a Justo Meiere JC. Acad. Argent. Anteoessore, Arg. 1621.
Von Bemegger wurden 1659 noch verb. die nach seinem Tode
(f 1640) erschienenen Observationes historico-politicae.
Von den Schriften über den westfälischen Frieden stehen im
Index, ausser denen von Hoornbeck, Blondel und Conring: Ludovici
de Montesperato Yindiciae pacificationis Osnabr. et Monast. a
declaratione nnllitatis . . . attentata ab Innocentio X., Lond. (?)
1653, verb. 1654, wahrscheinlich von Benedict Carpzov II. (A.
D. B. 4, 18); — De regimine saeculari et ecclesiastico, cum acces-
sione eorum, qnae durantibus bellis circa statnm Imperii Rom. et
subseoutam in eo pacis oompositionem innovata, auth. Tbeod. Rein-
kingk (7. Ed. 1717), verb. 1661; — Templum pacis et paciscen-
tinm: leges Imperii fundamentales, et imprimis instrumenta pacis
Westfal., Noviomagicae et armistitii Ratisbon., cum asteriscis s.
auctariis clarissimorum . . . scriptorum, Frcf. 1688, 856 S. 8, verb.
1709, unter dem Titel Annotationes ad instrum. pacis Westf. etc.,
Lips. 1697, mit dem Namen des Verfassers, Jac. Otto, erschienen
(Flaccius 236). — De non speranda nova monarchia dialogus,
Regensb. 1681, 176 S. 12., wurde erst 1714 verb. — Relation es
50 ex Famasso de variis Europae eventibus; adjuncta est ratio Status
David, Judaeorum regis, tribus libris comprehensa, Hamb. 1683,
verb. 1686, kenne ich nicht.
Lettera di Giov. Av entrot al Re di Spagna nella quäle si
dichiara il misterio della gnerra delle 17 provincie del Faese Basso
tradotta della lengna fiamenga secondo Tesemplare stampato Amst.
1615, 72 S. 8.^), verb. 1621, mit dem Zusätze qnae etiam sab idio-
1) Dem Münchener £xemplar der Mach, ist eine Castigatio libelli
calvinistici cui tit. est Machiavellizatio . . . a Thema Balasfi, electo Episc.
BoBznense, Praep. Posen., Aug. Vind. 1720, 26 8. 4. beigebunden.
2) Forschungen zur D. Geschichte 11, 433. Clement 3, 160.
3) So gibt Pelaye 506 den Titel an. Der Brief erschien in verschie-
Brotchuren. 203
Bsate hispanico circamfertnr. J. Aventrot, ein niederländischer Cal-
rinirt, hatte seit 1609 wiederholt Briefe an Philipp III. gesandt,
ia denen er über die Unterdrückung seines Vaterlandes klagte. Von
einem dieser Briefe schickte er 7000 Exemplare in spanischer Sprache
Baeh Lissabon, die er dnrch seinen Diener in Spanien verbreiten
lassen wollte; die Inquisition von Toledo vernrtheilte diesen 10. Mai
1H15 za 7 Jahren Galerenstrafe. Aventrot liess nun den Brief
Bochmals drucken: er vill darin beweisen, dass der Papst der Ur-
keber des Krieges in den Niederlanden und der Antichrist sei, dass
das Reich des Antichrists 313 begonnen und 1555 beendigt sei u. s.w.
Später kam er selbst nach Spanien um dem König und dem Herzog
von Olivares Bittschriften um Gewährung der Gewissensfreiheit in
Spanien und Flandern zu überreichen; er wurde 22. Mai 1632 zu
Toledo verbrannt. Bei Bot. steht er in der 1 . Cl. und werden „alle
leine Werke in jeder Sprache, gedruckte und geschriebene, nament-
lich seine spanischen Briefe an Philipp III." verb. Er hatte seine
Briefe aach dem Dogen von Venedig geschickt; sie wurden dort
1617 anf Befehl des Senats als gottlos und ketzerisch verbrannt. —
Con ferenda cnriosa de la asemblea populär, que convoc6 en la
puerta del Sol Catalina della Parra, explicada en una carta, que
escrive a Emerico Tekeli, verb. 1693, steht auch im span. Index.
Emerieh TökÖly stand an der Spitze des ungarischen Aufstandes
gegen Kaiser Leopold 1678 (Maylath, Gesch. der Magyaren 5, 28).
Von den französischen Schriften stehen nattirlich nicht im
Eomischen Index zwei Broschüren, in denen Richelieu's Politik, als
er sich mit Venedig und England verband, die Spanier im Veltlin
sBgrifr nnd mit Holland und den deutschen Protestanten in unter-
handlang trat, als Verrath an der katholischen Kirche dargestellt
wird : G. G. R. Theologi ad Ludovicum XIII. GalHae et Navarrae
Regem cbristianiss. admonitio, ex gallico in lat. translata, qua bre-
viter et nervöse demonstratur, Galliam foede et turpiter impium
foedas iniisse et injustum bellum hoc tempore contra catholicos
movisse salvaque religione prosequi non posse, Aug. Francorum 1625,
55 S. S.y und Mysteria politica h. e. Epistolae arcanae virornm
. illostrium sibi mutno confidentium, lectu et consideratione dignae,
Neapoli 1625, 42 S. 4., — wahrscheinlich beide von dem Jesuiten
Jacob Keller, dem Beichtvater Maximilians von Baiem, nach anderen
die erste Broschüre von dem Jesuiten Eudaemon-Joannis. In Paris
wurden sie auf Befehl des Parlaments verbrannt und von der Sor-
bonne und der Assemblee du Clerg^ censurirt^). — Im folgenden
denen Sprachen. In München befinden sich: Epistola Joannis Aventroti
ad Potentiss. Regem Hispaniae, in qua breviter declaratur mysteriam belli
IVII proTinciarum Belgicamm. Recognita et aucta. Cum admonitione ad
prooeres. Üt fuit belgice excusa. Amflt. 1615, 85 S. 8., und Ein Sendbrief
Johann Aventrots ... In Hochteutsche spräche übersetzet aus dem Nieder-
ländischen, so gedruckt in Amsterdam im jähr 1615, 72 Bl. 8. Ygl. Cec-
dietti, La repp. di Ven. 2, 268.
1) Arg. II b 19o. Mercare Jesuite 1, 778. Jourdain p. 109. Frat
4, 576. Perrens 2, 396. Bist. Zts. 1878, 879.
204 Geschichtliche Schriften.
Jahre erschien ein neues Fasquill von nur 16 Seiten: Quaestiones
politicae qnodlibeticae agitandae in majori aula Sorbonica diebus
saturnalitiis praeside Card, de Richelieu, von dem nur 2 Exemplare
nach Paris kamen, die aber dort fleissig abgeschrieben wurden.
Richelieu drohte den Verfasser hinrichten zu lassen; der Jesuit
Garasse eilte zu ihm, um seine Unschuld zu versichern*). — In Rom
wurde dagegen 1646 verb. : La guerre libre. Traict6 auquel est
decid^e la question, s'il est loisible de porter armes ou service d'un
prince de diverse religion, trad. del'anglais, La Haye 1641, 12. (von
J. Bouillon).
Jean Silhon, Staatsrath unter Richelieu und Mazarin und
eines der ersten Mitglieder der französischen Akademie, schrieb: Le
ministre d'^tat aveo le v^ritable usage de la politique moderne, 2 vol.
4., Paris 1631—43 u. s. In dem I.Bande spricht er gegen die Ge-
walt des Papstes in weltlichen Dingen, in dem 2. gegen die Yer-
gröBserung der österreichischen Macht. Im Index steht nur die
italienische Uebersetzung (des 1. Bandes?): 11 ministro di stato del
Sig. de Silhon, transportato dal francese per Mutio Ziccatta (d. i.
Matteo Zuccati Venetiano), verb. 1640. — Romolo Cortaguerra,
L'huomo del Papa e del Re, contra gl* intrighi del nostro tempo
di Zambeccari. AIP Illustr. e Rev. Sig. Patron colendiss. Mgr. Giulio
Mazarini, plenipotentiario della Maesta cristianissima al convento di
Colonia. Cuneo s.a.,* 203 S. 12., verb. 1671; Mazarin wird ironiscli
dafür belobt, dass er das Unglaubliche fertig gebracht, als Mann
des Papstes und des französischen Königs in Einer Person aufzu-
treten, angeblich aus dem Französischen übersetzt: Romule Courte-
guerre, L'homme du Pape et du Roy, ou repartie v6ritable sur leg
imputations calomnieuses d^un libelle diffamatoire seme contra Sa
Sainteti et contre S. M. Tr^s Chr6t. Brux. 1635, 8. (Bibl. Casan.).
— Ausserdem stehen noch im Index: Breviarium politicorum
secundum rubricas Mazarinicas, Col. 1684, verb. 1687. — Abrige
de l'hist. de ce siicle de fer, contenant les miseres et les calamitez
des demiers temps, par Jean-Nic. Parival, Leyde 16Ö3 u. s., verb.
1661. — Interets et maximes des princes et des estats souve-
rains, und Maximes des princes et estats souv^rains, beide Cologne
1666,* 16., erst 1709 verb.; dem ersten liegt eine um 1634 geschrie-
bene und dem Card. Richelieu gewidmete Schrift Sur les interets
des princes von dem Herzog Henry de Rohan, dem Haupte der
protestantischen Partei unter Ludwig XIII., zu Grunde. — Nouveaux
interdts des princes de TEurope, oü Ton traite des maximes quMls
doivent observer pour se maintenir dans leurs ^tats et pour em-
pecher qu'il ne se forme une monarchie universelle, Col. 1695*, 16.,
verb. 1687 2). — L'Europe vivante ou relation nouvelle bist, et polit.
1) Avrigny, Mem. Eur. 1, 409.
2) Hinter diesem Verbote steht iu den neuesten Indices: Yide Decla-
ratio. Unter Deolaratio steht aber das Interim (I S. &23) und die Com-
fusion ist dadurch entstanden, dass vor Yide das bei Ben. stehende Interim
weggelassen ist.
FalBche Abitee. d06
kioQ» ses ^tats jnsqn'ä rannte prisente 1667, yerb. 1676, von Sam.
Qttppnzean (Hoefer s. v.). — L^Europe esclave si rAngleterre ne
rompt ses fers, Col. 1702, verb. 1709, von J.-P. de Cerdan. — Etat
present de TAngleterre . . ., Par. 1731, verb. 1734. — Besonders
komisch ist, dass noch heute im Index steht Abregi des mimoires
donnes an Roy snr la reunion de Turdre et grande maistrise de St.
Jean etc., verb. 1628.
Von 1709 an wurden einige politische Satiren in der später
voD Montesquieu in den Lettres persannes angewendeten Form yerb.,
zuerst: L'espion dans les cours des princes chritiens, ou lettres et
Bcmoires d'un envoy^ secret de la Porte, . . . Col. 1696, 2 vol.,
ud die Suite in 3 vol., 1697—99 (nach Barbier 2, 176 ist der 1.
Band, zuerst 1684, von P. Marana); — 1750: L'espion de Tha-
nas Eonli Khan . . . trad. du persan par Tabb^ de Rochebmne, Col.
1746,— und 1770; L^espion chinoin . . . trad. du chinois, CoL 1766
(von Ange Goudar).
31. Falsche Ablässe.
Seit dem J. 1603 sind, anfangs von der Inquisition oder der
iDdex-Congregation, später auch von der Ablass-Congregation
(S. 14) sehr viele Bücher, Heftchen und Blätter verboten worden,
worin Ablässe verzeichnet sind, die entweder nie oder nicht so,
wie dort angegeben wird, verliehen oder, weil nur auf eine be-
stimmte Zeit verliehen, wieder erloschen waren. Bei der un-
Bbersehbar grossen Zahl und Mannichfaltigkeit der Ablässe,
welche — trotz dem von dem Trienter Concil (Cont. S. 25,, Decr.
<ie indulg.) ansgesprochenen Wnnsche, es möge in dieser Hinsicht
Mass gehalten werden, — von den Päpsten verliehen wurden*),
war es nicht zu vermeiden, dass auch ohne irgend welche böse
Absieht Irrthflmer und Verwirrungen vorkamen; manche der
bischeu Ablässe verdanken aber ihre Existenz der Specnlation
aaf die Dummheit und den Aberglauben des Volkes, und es ist
1) Card. Baroniufl schreibt 20. Jan. 1601 an Antonio Talpa (£pp.
^Albericius 8, 125): Als ich gestern Abend den Papst um den voll-
kommenen Ablass bat, fand ich ihn zu meiner Verwunderung aufs neue
^tichlossen, nie mehr einen yollkommenen Ablass für eine Person oder
|v eisen Ort zu verleihen. Ich lobte ihn dafür; denn in der That sind
Q daa Ablasswesen viele Missbräuche eingerissen ; ich habe mich darüber
^ den Congregationen früher oft ausgesprochen (ne bo esdamato) und
^^^l« und gutgesinnte Männer haben mir zugestimmt.
206 Falaobe Ablässe.
charakteristisch, dass einige der fabalosesten Ablässe vom Anfang
des 17. Jahrhnnderts an bis in die Gegenwart immer aufs nene
wieder haben desavouirt werden mUssen.
In den Decreta generalia Benedicts XIV. stehen vier auf
Ablässe bezügliche Bestimmungen (III, 9 — 12). Im Index werden
jetzt unter Compendio vier (italienische) Ablassschriften verboten,
unter Indulgentiae 11, darunter 6 spanische, die 1696 verboten
wurden, unter Sommario 12 italienische, unter Sumario eine
spanische und unter Summario eine portugiesische, unter Ablass
auch eine deutsche (verboten 1750). Einige andere stehen unter
Diario, Dovizie, Folium, Giornale, Notizia, Orazioui oder unter
den Namen der Herausgeber, Jo. Anicius Dulmensis (Francis-
caner), Franc, di S. Lorenzo (Trinitarier) u. s. w. Es ist aber
nur ein verhältnissmässig kleiner Theil dieser Literatur in den
Index aufgenommen; in der Raccolta (S. 37) füllt der Artikel
Indulgenze allein 8 Seiten und stehen noch viele unter Com-
pendio und Sommario^).
In den Decr. gen. III stehen: 9. Alle Ablässe, welche vor dem
Decrete Clemens' VIII. vom J. 1597 de forma indulgentiarum für
coronae, grana seu calcnli, cruces et imagines sacrae verliehen sind;
alle Ablässe, welche Orden, Bruderschaften u. s. w. vor den
Bullen Clemens' VIII. vom 7. Dec. 1604 und Pauls V. vom 13. Mai
1605 und 23. Nov. 1610 verlieben worden, sind zurückgenommen
und als apokryph anzusehen, wenn sie nicht von denselben Päpsten
oder ihren Nachfolgern erneuert und bestätigt sind (diese Bestim-
mung ist aus dem Beeret von 1678, s. u.). — 10. Die dem Bir-
gitten-Rosenkranz von Alexander VI. verliehenen Ablässe werden
fvLT apokryph erklärt, nicht aber die von Leo X. 1515 verliehenen.
— 11. Die den Kreuzen des h. Turibius von Urban VIII. verliehe-
nen Ablässe sind als falsch anzusehen. — 12. Alle Bücher, Diaria,
Summaria, Libelli, Folia u. s. w., worin Ablass-Verleihungen verzeich-
net sind, sollen nicht ohne Genehmigung der Ablass-Congregation
herausgegeben werden. — Zur Beachtung dieser letzten Bestimmung
wurden die Bischöfe 1856 nochmals aufgefordert (A. J. P. 2, 2293).
Auf eine Anfrage des Bischofs von Perigueux erklärte dann aber
die AblasB-Congr. mit Genehmigung des Papstes 1858: ein durch
ein päpstliches Schreiben bewilligter Ablass und ein Auszug aus
einer von der Congr. genehmigten Sammlung von Ablässen könne
mit Erlaubniss des Bischofs gedruckt werden; nur neue Verzeichnisse
bedürften der Approbation der Congr. — Erst 1807 erschien zu Rom
1) Im Span. Index stehen nur wenige von diesen Schriften, von den
1696 verbotenen spanischen keine.
i
. Falsche Ablässe. Wt
nter dem Titel Eaccolta di orazioni e pie opere etc. eine von der
Ablass-Congregation als anthentisch anerkannte Sammlung der Ab-
fose; sie ist seitdem in einer Reihe von Auflagen (1855 schon die
IS.) erschienen^).
Schon in einem Decrete vom J. 1603 werden mit d. c. verb.
Liber Indnlg entiarum Frafrum Ordinis Carmelitarum und Ord.
Senromm, 1605 unbedingt Tesoro ricchissimo delle indulgenze
eoncesse . . . alla compagnia posta in Yenetia in S. Maria Formosa,
per ordine del P. Cesare Eenaldino Fiovano, Yen. 1605. Acht im
J. 1613 verbotene Indulgenze stehen in der Baccolta von 1624 (S.
24. 32), aber nicht im Index. — Einige Decrete stehen im Bulla*
rium, Bo die 1703 — 20 erlassenen im Bull. cont. 2, 386 (ein Breve
Innocenz' XI. vom 31. Juli 1679 über die der Rosenkranzbruder-
Schaft verliehenen Ablässe füllt im Bull. cont. 1, 24 sechs Seiten),
ein Beeret vom J. 1754 A. J. P. 2, 2292. Yon besonderem Interesse
ist ein im J. 1678 in der Druckerei der apostolischen Kammer er-
»hienenes Decret der Ablass-Congr. vom 7. März 1678, unterzeich-
net von dem Praefecten Card. A. Homodeus, worin eine grosse 2^hl
von Ablässen verzeichnet ist mit der Erklärung, dieselben seien ent-
weder erdichtet und ganz falsch oder von den Päpsten zurückge-
nommen oder nur für eine bereits abgelaufene Zeit verliehen. Dieses
Decret ist abgedruckt bei Albit. p. 518, — p. 506 ff. spricht er über
andere Decrete, — und mit einem Commentar bei Thiers, TraitÄ des
snperstitions 4, 16. 120. In demselben Jahre erschien (in Frank-
reich?) Decret du Saint Office de Eome qui condamne et abolit
comme un abus toutes les confrairies ou societez de TEsclavage de
k Mere de Dien, Scapnlaire des Carmes et autres cordons, ceintures
etc. et defend sous de grieves peines Tusage des chaines, images et
medailles qui portent les marques de l'Esclavage en tous les lieux
qui louent ou approuvent ces devotions; am Schlüsse steht: Donn6
i Rome le 7 Mars 1678, Le Card. Aloisio Homodei; Michel An-
gelo Ricci, Secretaire. A Home derimprimerie de la B. Chambre
Apost 1678. Dieses Schriftchen wurde von der Inq. Fer. lY. 25.
Jan. 1679 verb. mit der Motivirung: es sei darin ein Decret, wel-
ches die Inq. am 5. Juli 1673 ad tollendos quosdam abusus catenu-
larum, numismatum et societatum Mancipiorum B.Y. M. (§ 35) er-
lassen, zum grossen Theile abgedruckt, aber vielfach entstellt und
böswillig auf andere von dem apostolischen Stuhle gutgeh eissene
Bodalitates cincturae, scapularis et chordae angewendet; femer sei
darin der vorletzte Paragraph des Decretes der Ablass-Congr. vom
7. März 1678 abgedruckt, aber mit Weglassung der nöthigen Ein-
sekränkungen, so dass die genannten Societates und auch richtige
Ablasse als ganz verworfen erschienen (Alb. p. 519).
1) Vgl. J. Schneider, S. J., Die Ablässe, C. Aufl. Puderb. 1878 (die
üa folgenden citirte Raccolta ist nicht die hier erwähnte, sondern die
^. 37 besprochene). Reusch,- Die deutschen Bischöfe und der Aberglaube,
1879. — Ueber den Birgitten- Rosenkranz (63 Aye Maria zum Andenken
ui die GS Lebensjahre der h. Jungfrau) s. Schneider S. 200.
208 Falsche Ablässe. .
Es ist weder möglich noch nötbig, alle im Index stehenden
Ablassschriften zu besprechen. Es wird genügen, einige charakte-
ristische Einzelheiten hervorzuheben. In dem Decrete von 1678
"werden u. a. verzeichnet : a) Ablässe, welche von Johann XXII. den-
jenigen verliehen sein sollen, welche mensuram plantae B. M. V.
küssen, und Ablässe, welche geknüpft sein sollen an die revelatio
de plaga in humero Jesu C. facta S. Bernardo, an die mensura alti-
tudinis J. C. D. N., an die imago aut mensura vulneris lateri ejus
inflicti. Der angeblich von Johannes XXII. verliehene Ablass steht
schon in dem Decrete von 1613, und die Sorbonne verbot schon
1635 (mit einigen französischen Ablassbüchern, Arg. III a 15)
l'oraison miraculeuse ä la Vierge etc., avec la mesure de la playe du
c6t6 de N. S.^) — b) ein Ablass, welcher der Bruderschaft des h.
Nicolaus verliehen worden, wonach durch 5 Vater unser und Ave
Maria täglich eine Seele aus dem Fegfeuer befreit werden könne
(nach der Baccolta schon 1604 von der Inq. verboten); — c) ein
Ablass von 80,000 Jahren, der auf einer alten Tabelle in der La-
terankirche für ein Gebet verheissen wurde (angeblich von Bonifacius
VIII. und Benedict IX. bewilligt, 18;'; 6 nochmals verdammt) ; —
d) Ablässe für ein angeblich im Grabe Christi gefundenes Gebet*);
1) In dem Enchiridion manuale precum, welches Thiers 4, 88 be-
spricht, steht ein Bild mit der Unterschrift: Haec est mensura plagae, quae
erat in latere Christi, delata Constantinopoli ad Carolum M. in Capsula
aurea, und mit der Versicherung, es sei gut gegen Feuer- und Wassers-
gefahr u. s. w. Von der „wahren Länge Jesu Christi" — Papierstreifen
von etwa IV2 Meter Länge mit einigen Zeichen und ähnlichen Versiche-
rungen — habe ich selbst zwei in Deutschland, eins im 19. Jahrb., ge-
druckte Exemplare gesehen (letzteres war an einem Wallfahrtsorte g-e-
kauft). Auf der Diöcesansynode zu Münster 1749 wurde „Gewisse und
wahrhafte Länge und Dicke Christi und Mariae" verb. (auch eine ,,Copie
des Hiromelsbriefs von Gott selbst geschrieben*' und noch 6 ähnliche Dinge ;
Fleur. 79, 774). Ein Blatt mit der Inschrift La tres-juste mesure du pied
de la S. Vierge, tiree du soulier de cette m^re de Dieu, lequel est con-
serve ä Saragosse. und mit Angabe der Ablässe, die Johannes XXII. und
Clemens VIII. für das Küssen eines solchen Blattes verliehen haben sollen,
beschreibt J. Tissot, Le catholicisme et Tinstruction publique, 1879, S. 49
als in dem repertoire pieux einer Französin der Gegenwart gefunden.
2) Im span. Index werden unter Oracion sechs derartige Gebete
(und ein von Christus geschriebenes, zu Rom auf dem Altare des h. Petrus
gefundenes) erwähnt. Thiers 4, 51 erwähnt eine Pratique pour adorer le
tr^s-saint sacrament, worin die bekannten Gedichte Anima Christi sancti-
fica me und Ave verum corpus mit der Bemerkung stehen, sie seien im
Grabe Christi gefunden worden, und wer sie bei sich trage, werde keines
plötzlichen und bösen Todes, nicht ohne Beicht sterben, vor Pest, Blitz
und Zauberei bewahrt bleiben u. s. w. In dem Antidotarius animae von
dem Cistercienser-Abt Nie. Salicet, Paris 1502, steht, Johannes XXII.
habe für das Beten des ersten Gebetes 3000 Tage Ablass für Tod- und
20,000 für lässliche Sünden verliehen. Im span. Index wird unter Estampa
ein angeblich von Alexander VI. verliehener Ablass von 12,000 Jahren für
Tod-, von 30,000 für lässliche Sünden verb.
Falsche Ablasse.
209
- e) Ablässe, dio den Cruces CaravaceDses ^) verlieben worden
(uel der Kaccolta. scHon 1653 und 1655 von der Inq., von der
ibltts-Congr. nocliTK&&l8 X721 unter Indulgentiae, anch im apan. In-
te unter IndulgeTici&s verb.); — f) die Ablässe, welcbe sieb auf
eine Offenbamn^ an die sei. Jobanna vom Kreuze stützen und den
^senkr&uzkügelcl&en ^v^exlieben sein sollen, welcbe an eines der
drei Rügelchen an^eirlllftrt sind, welcbe sieb im Besitze des Papstes,
des Königs von Spanien nnd des Generals der Minoriten-Observanten
bdinden (schon 1613 n.n€L nach der Raccolta aueb 1635 verb.). Diese
cbei Kügelchen Bollen 'von den Hosenkränzen berrübren, welcbe die
Fnnciseanerin Juana de la Cruz. (im Anfange des 16. Jabrb.) durch
ihren Schutzengel in den Himm(3l tragen und von Cbristus selbst
benedidren Hess; ausser' verscbiedenen Ablässen batten sie aucb die
Kr>ft, Besessene zn befreien, Feuersbrünste zu löseben, Krankbeiten
21 bellen, von Versnclin.ng'en gegen den Glauben, Scrupeln u. s. w.
zn befreien n. s. w. nnd diese Kraft allen an sie angerübrten Kosen-
kranzkugelchen mitzn'tli eilen. Die Sorbonne censurirte 1614 eine
französische Ueberset^znng^ einer spaniscben' Biograpbie der Juana
imd eine Brieve rela'tion toucbant les grains benits, vulgairemeut
appcUez de S. Jeanne, Tar. 1614 (Arg. II b 89). Bei Sot. wird von
Fr. Antonio Daza's Hist. de Soror Juana de la Cruz die verbesserte
Ansgahe von 1614: freigegeben, aber im Index von 1707 eine Me-
moria über die Rosenkranzkügelcben der Juana de la Cruz verb.
(auch eine Memoria de las gracias que N. S. J. C. ba concedido a
las cruces que la ^en. ^na de la Cruz presento 4 Su Magestad und
udere über diese analoge Gescbicbte bändelnde Sr^briften aus dem
J. 1649). llaclL einem Briefe Benedicts XIV. an den Biscbof von
AMgBbuTg vom 1. Oct. 1745, § 40, ist die Canonisation der Juana
de la Cmx wegen dieses Scbwindels aufgegeben worden.
Im. J- 1689 verbot die Inq. Fer. V. 17. Nov. ein Hefteben
von einigen Slättem, welcbes mit Deutscbland zusammenbängt :
Conipendio della confed er azione Mariana eretta sotto la protettione
della B. V. Maria nella chiesa parocbiale di S. Pietro della cittä
elettorale di Monaco. In dem Decrete wird das Verbot in folgender
Weise moüvirt : I>urch ein Breve vom J. 1684 seien der Confra-
tcraVtas B. M. V . Anxiliatricis in der genannten Kircbe Ablässe ver-
liefen worden ; der Braderscbaft werde aber in diesen Hefteben ein
«xk^ereT If^ame gegeben; es sei von einem Ablass für die Anrufung
4eT Ildamen Jesu und Maria e in der Todesstunde die Rede, wovon
in dem Breve nichts stebe ; die Blätter würden in Italien und anders-
^«o verhreitet, als ob man überall obne weiteres der Bruderscbaft
beitreten könne, während die Ablässe nur für solcbe verlieben seien,
die an gewissen Tagen jene Müncbener Kircbe besucbten (A. J. P.
1) üeher .dieses angeblicb aus der Zeit des b. Ferdinand HI. 1230
ctammende miraculöse Kreuz s. Acta SS. Maii 7, 393. Die dort baupt-
^i^üich benutzte Bist, del mysterioso aparecimiento de la s. cruz de Oa-
Ton Juan de Robies Corvalan, Madrid 1616, wird bei Sot. expurgirt.
Beiueta, Index II. I4
210 Falsche Ablässe.
2, 2289). — 1750 wurden von der Ablass-Congr. auch einige
deutsche Schriftchen verboten: Abi äs s des kleinen privilegirten
Rosenkränzleins derer Cloeter-Frauen von der Verkündigung Mariae,
welche verliehen hat der P. Alexander VI., Julius II. und Leo X.,
Passau 1747, und Der Orden des Friedens^) oder deren dreyen An-
dachten der hochgelobten . . . Mutter Gottes Maria. Zwei 1721
verbotene in Deutschland gedruckte lateinische Schriften stehen unter
Indulgentiae.
Zu den deutschen Producten dieser Art wird auch EffectnB
et virtutes crucis s. numismatis S. Patriarch ae Benedicti, verb. 1678,
zu zählen sein; denn die BenedictuH-Medaille ist von den Benedic-
tinern von Metten aufgebracht worden, und die 1678 verbotene
Schrift ist ohne Zweifel Effectus . . . Benedicti, item Medicamentnm
spirituale contra morbos et pestem in eodem numismate expressum
cum benedictione S. Zachariae. Cum permissu superiorum. Salis-
burgi, typis J. B. Mayr, Aulico-Academiae Typographi 1669, abgedr.
bei Dorotheus Ascianus (S. 143) p. 611 — 618. Unter den effectus
wird ausser der Beseitigung von maleficia, ligaturae omneque opus
diaboli u. a. erwähnt: in lacte, faciendo butyro aliisque successum
per maleficia impeditum restituit. In der Benedictio S. Zachariae
kommt auch die Formel vor: Maledicti . . . daemones, in virtute
verborum istornm Messias, Emmanuel, Sabaoth. Adoratus, Athana-
tos, Ischyros, Eleison, Tetragrammaton vos constringimus. — 1742
hat Benedict XIV. auf Ersuchen des Abtes von St. Margareth bei
Prag die Medaille bestätigt und die Weise der Segnung bestimmt.
Dabei ist allerdings diese Formel beseitigt worden ; im übrigen aber
unterscheiden sich die Schriftchen, durch welche die Benedictiner
im 19. Jahrh. diese Medaille empfehlen, nicht wesentlich, jedenfalls
nicht zu ihrem Vortheii von den 1678 verbotenen Effectus^).
Unter Clemens XI. wurden 1703 von der Inq. zwei Ablass-
schriften, beide als quaedam folia bezeichnet, mit wunderlichen Titeln,
und mit um dieser Titel willen verb.: Lega spirituale de' viventi
formata co* morti (Bündniss der Lebenden mit den Verstorbenen)
und Lotto spirituale per le povere anime del purgatorio molto bi-
sognose di christiano soccorso (Geistliches Lotto für die armen
Seelen u. s. w.). Auf den letzteren Blättern, heisst es in dem Decrete,
die in Rom, Venedig und vielleicht auch anderswo gedruckt seien,
werde eine Anweisung gegeben, für die Verstorbenen zu verrichtende
Gebete zu verlosen ; sie seien zu unterdrücken wegen des Titels mid
1) So heisst eine von der sei. Johanna von Valois (f 1505, K.-L. 1,
878) gestiftete Bruderschaft; über die ihrem wunderlichen Rosenkranze
verliehenen Ablässe (1000 Jahre für das blosse Tragen desselben u. d^l.>
ist 1868 noch einmal verhandelt worden. Acta S. S. 4,286.'
2) Reusch S. 49. Schneider S. 526. Thiers 1, 803 kritisirt ein von
den französischen Benedictinern verbreitetes Schrift eben:» Les effets et
vertus de la croix oa medaille du grand Patriarche S. Benoit. Extrait de
Timprime d'Allemagne. Paris, chez N. Bessin . . proche la porte de
TArcheveche 1668. Avec permission.
Medaillen. Scapoliere Gürtel. Portiuncala.
211
vegeD des profanen und der cbristlichen Frömmigkeit anwürdigen
Arrangements. Bezüglich der Lega wird bemerkt: 1653 seien einer
Bmderschaft £. M. V. del soccorso in der Jesnitenkirche zu Santa
Fe, i 680 derselben Brudersebaft in der Jesnitenkirche zu Innsbruck
ud 1683 der Bruderschaft B. M. V. de boDo remedio in der Tri-
nitorierkirche zu Turin Ablässe verliehen worden ; von diesen seien
Sasimaria auf Blattern gedruckt, die, wo immer und in welcher
Sprache sie auch gedruckt seien, verboten würden, weil die für Le-
bende verliehenen Ablässe auf Verstorbene ausgedehnt würden, weil
darin in Widerspruch mit den Breven gesagt werde, auch ein Ver-
storbener könne als den Bruderschaften adscribirt angesehen werden,
wenn ein Lebender einige guten Werke für ihn thue, und weil den
beiden Jesuiten-Bruderschaften der selbst ausgedachte Titel (titulns
proprio marte excogitatus) Lega beigelegt sei^). — Später scheint
der Orden der Minimi die Sache wieder aufgegriffen zu haben ; denn
1755 wnrde eine Informazione über eine Lega spirituale in
Santa Fe und in der Kirche der Minimi des h. Franz von Paula in
Tsrin vcrb.
1712 wurden verboten: Breve notizia del santo habitino che
si dispensa dai Padri Teatini ad onore delF Immac. Goncezione ' . .,
Verona 1711, und Sacro diario delle grazie ed indulgenze concesse
alla compagnia della Cintura detta di S. Agostino e di S. Monica,
Bologna 1707, beide weil darin viele falsche Ablässe verzeichnet
seien ^j. Dabei wird aber eonstatirt, dass es auch echte Ablässe für
das Tragen des himmelblauen Scapuliers der Theatiner und des Gür-
tels der h. Monica gebe, und seitdem sind deren noch viele ver-
liehen worden'). — In dem Decrete von 1678 werden wahre und
&l8efae Ablässe für diejenigen, die den Gürtel (funiculus) des h.
Fianciscus tragen, unterschieden, und falsche Ablässe für das Tragen
d^ Gürtels des h. Franciscus von Paula erwähnt.
Wenn im Index mehrere Schriften über den Portiuncul a-Ablass
stehen, so trifft das Verbot natürlich nicht diesen Ablass selbst,
sondern rrg-end welche Uebertreibungen, die sich die Franciscaner er-
1) Bull. cout. 2, 386. Pragm. Gesch. der Mönchsorden 3, 353 wird
ein Scfariftchen erwähnt, welches nicht im Index steht: Le commerce des
Tiraos fait en faveur des ämes du Purgatoire, par le P. Bonaventure Breu-
fBe, Gardien des RecoUets a Digne, Lyon .1658.
2) Ball. cont. 2, 443. Falsche Ablässe für den Gürtel der h. Monica
Verden auch in dem Decrete von 1678 erwähnt. In der Kaccolta steht
ein Soznmario delP indulg., gratie e privilegi concessi . . a' Cinturati di
S. Agostino, ultimamente confirmati da N. S. Gregorio XIII., von der Inq.
Terb. 1634 und 1640 und im Index noch Giornale dell' indulg. della
cäitar» di S. Agostino e di S. Monica, verb. 1738. Aus der zu Angers
erschienenen Schrift: Les beaotes et les richesses de la ceinture, principa-
teinent de cair en l'honneur du glorieux S. Augustin et de S. Monique,
» devote mere, par Roland Bourdon, Provincial des Augustins en France,
wird in der Pragm. Gesch. der Mönchsorden 6, 72 ein satirischer Auszug
gegeben.
3J Schneider S. 396 437. 438. Keusch S. 40. 48. A. J. P. 2, 1820.
^
dl2 Faiflohe Abläasd.
laabten^). So wurde ihnen z. B. 1657 verboten, diesen Abläse in
forma jubilaei zu publiciren (Alb. p. 517). Darum wird verboten
sein: Indulgenza plenaria e giubileo perpetuo per tutti li fideli
christiani concessa dalla bocca di N. S. Gicsüi Christo ad istanza del
nostro Serafico Padre San Francesco & intercessione della Purissima
Yergine e Madre di Dio alla capella della Madonna degli Angioli
in Assisi detta Portiuncula etc., la seconda volta data in luce dal
P. Fra Michele Angelo di Bogliasco [Min. Oss.], Livomo 1662,
verb. 1860 (die 1. Ausgabe ist nicht verb.; Mazuch. 2, 1429). —
Erst seit Ben. stehen im Index zwei schon 1698 verb. ähnliche
Schriften von Villa Santi und Stef. Tofi. Die Ablass-Congr. ver-
bot dann noch 1735: Notiz ia vera della diversitä delF indnlg.
plen. quotidiana concessa da P. Innocenzo XII. a S. Maria degli
Angeli da quella concessa da Onorio III. alla piccola basilica della
Portiuncula, mit dem Zusatz: firma tarnen remanente ind. plen. quoti-
diana da Innoc. XII. concessa. — £ine gegen den Portiuncula-Ablass
gerichtete Schrift : Breve trattato teol. in cui si esamina, cosa si debba
giudicare deir Ind. accordata, come volgarmente si dice, da Gesü
Cr. medesimo a S. Francesco etc. (Florenz) 1789, 92 S. 8 (Nov. lett
1789, 578), ist nicht verb. Eine scharfe Kritik des Portiuncula-
Ablasses gibt Thiers 4, 231.
In der Eaccolta und im span. Index von 1790 stehen noch
mehr falsche Ablässe. In letzterem ist u. a. p. 182 von einem Ge-
bete die Rede, für welches Pius Y. so viele Ablässe verliehen, als
Sterne am Himmel stehen, p. 270 von einem Ablasse von 12,000
Jahren, den S. Petrus und 30 Päpste verliehen (in einem 1777 zu
Mexico gedruckten Schriftchen), p. 301 von einem 1748 zu Ant-
werpen gedruckten Gebetbuch e, nach welchem durch ein bestimmtes
Gebet nach einer Concession Pauls V. fünf Seelen aus dem Fegfeuer
befreit werden, und pag. 3^1 wird in einem 1738 in Spanien mit
Approbation gedruckten Gebetbuche u. a. die Stelle gestrichen: Jo-
hannes XXII. habe für ein Gebet so viele Tage Abiass verliehen,
als Leichen in der betreffenden Kirche oder auf dem Kirchhofe be-
graben seien. P. 235 wird ein Sumario de las indulgencias del
Ave Maria del Millon verb., worin von einem Rosenkranze die Rede
ist, dem (von Urban VIII. und durch eine Bulle vom J. 1750, also
von Benedict XIV.!) das Privilegium verliehen worden, dass jedes
daran gebetete Ave Maria den millionenfachen Werth habe.
Bezüglich des Verbreitens fabuloser Ablässe ist es im 19.Jabrh.
eher schlimmer als besser geworden. 1856 wurde den Bischöfen
ein Beeret der Ablass-Congr. vom 31. März mitgetheilt, worin eine
lange Reihe von falschen Ablasszetteln, die in Italien, grossentheils
in Florenz in der letzten Zeit gedruckt seien, verdammt wird.
Darunter befindet sich ausser dem schon 1678 verdammten Abiass
1) Schneider S. 539. Pragm. Gesch. 7. 207. Ueber 1769 und 1777
erschienene deutsche Schriften s. Nova acta bist. eccl. 1778, 756; Acta
bist. eccl. nostri temp. 3, 25. 86.
Schriften gegen und über Ablässe.
213
von 80,000 Jahren n. a. folgender: ein Gebet, für welches PiusV.
so viele Ablässe verliehen wie Sterne am Himmel, Sandkörner am
Meere, Kräuter auf dem Felde sind; 9 Gebete, ftir welche der h.
Gregor und sein Nachfolger 14 Millionen und 80,149 Jahre Ablass
für jeden Freitag und fftr den Charfreitag ausserdem 8 vollkommene
Ablässe verliehen; ein auf einem Bilde in Polen stehendes Gebet,
welches Maria sprach, als sie den Leichnam Christi in ihre Arme
nahm; wer es spricht, dem hat Innocenz XII. bewilligt, dass er 15
Seelen aus dem Fegfeuer befreit oder 15 Sünder, die er namhaft
maclien kann, bekehrt^).
Einige protestantische Satiren auf das Ablasswesen (Fiscus,
Giubileo) wurden bereits erwähnt. Auffallender Weise steht
sieht im Index eine der umfangreichsten derartigen Schriften:
Evangelium Eomanum prout immediate a Clementis YIII. manu
Jaeobo Davyo Ebrodunensi episcopo aliisque traditum est et ab
nsdem annunciatum. Cui adduntur 1. Tractatus de remissione
peoeatorum adv. paparum indulgentias ; 2. Ejusdem evangelii per
partes expressa expositio. S. l. 1600, 666 S. 8., Ph. Momay du
Plessis dedicirt von J. L. An der Spitze steht : Evang. Rom. a Per-
Tono annunciatum. Indulgentiae concessae a Clemente YIII. corollis,
granifl, cmciculis, rosariis . . . instante Jac. Davyo episc. Ebrod.,
impressae Bomae. Indulgenze concesse da Clemente YIII. ad instanza
dcl Card, fiadziwil, Yesc. di Cracovia. Koma, P. Blado 1592. (Cle-
ment 8, 139). — Erst 1709 wurde verb. Andreae Henr. Bucholtz,
Eecl. Brunsvicensis Coadjutoris, de Ecclesiae Rom. Pontifici subjectae
indulgentiis Tractatus theoL, in quo indulgentiarum earundem vani-
taks oetenditur, Rinteln 1657, — 1760 Lettres bist, et dogm. sur
les jnbil^s et les indulgences k Toccasion du jubil^ universel cdlebr^
a Borne par Benoit XIY. Tan 1750 et ^tendu k tout le monde cath.
romain en 1751, par Charles Chais (prot. Pfarrer im Haag), 1751,
3 voL 8.
1753 wurde verb. Trait^ th^ol., dogmatique et crit. des indul-
genees et jubiUs de l'Egl. catholique, Avignon (?) 1751, 280 S. 12.
Die Schrift ist von dem Pfarrer N. Loger verfasst, von Ph. Boidot,
Br. Sorb., einem Appellanten, herausgegeben und lässt die Ablässe
nur als Nachlass der Eirchenstrafen gelten (Migne 2, 613).
1) A. J. P. 2, 2293. Schneider S. 78. — A. J. P. 22, 884 ist die
▼om 28. Juli 1882 datirte Antwort der Ablass-Congr. auf eine Anfrage
des Bischofs von Gap abgedruckt, der berichtet hatte, ein früherer Missionar
J. P. Blanchard behaupte, Pias IX. habe ihm vivae vocis oraculo einen
ToUkommenen Ablass verliehen für alle, welche die von ihm gesegneten
Cracifixe oder Medaillen küssen oder ansehen würden, was hundertmal
in einem Tage geschehen könne. Die Congregation weist den Bischof an,
dafür zu sorgen, dass Blanchard von dieser angeblichen Vollmacht keinen
Gebrauch mehr mache, und erklärt die Ablässe für apokryph, was nach
dem cnrialistischen Sprachgebrauche nicht etwa so verstanden werden muss,
als ob Pias IX. jenen (oder einen ähnlichen) Ablass gar nicht verliehen,
«mdem auch bedeuten kann, dass kein beweiskräftiges Document dafür
Torhanden sei (vgl. AcU S. S. 15, 373).
214 Ofßcien und andere Gebete.
32. Offlcien nnd andere Gebete.
Zu den älteren Verordnungen über MesBbach und Brevier i)
kam unter Urban VIII. 1624 bezw. 1628 das jetzt in den Decr.
gen. IV, 5 stehende Verbot der ohne Approbation der Congre-
gation der Riten herausgegebenen oder herauszugebenden Offi-
cien der h. Jungfrau Maria oder von Heiligen und anderer der-
artiger Sachen hinzu. Ausser diesen nicht autorisirten Bereiche-
rungen des Breviers und Büchern mit nicht approbirten Litanieea
(S. 75) steht noch eine Reihe von einzelnen, meist aagenscheinlich
abergläubischen Gebeten und eine Anzahl von Gebetbüchern
die dergleichen Gebete enthielten, im Index. In den Decr. gen.
IV, 8 werden auch alle neu erfundenen oder zu erfindenden^
von dem h. Stuhle nicht genehmigten Rosenkränze, durch welche
der authentische Rosenkranz zu Ehren Gottes und der h. Jung-
frau Maria beseitigt werden würde, verboten.
Eine italienische Nonne bat Urban VIII. um die Erlanbniss,
das Officiam von den 15 Nothhelfern (K.-L. 7, 648) pro sua devo-
tione recitiren zu dürfen. Der Papst überwies das Gesuch der
Riten-Congregation. In einer Sitzung dieser am 14. Jan. 1617 be-
richtete Cardinal Bellarmin: jenes von dem Fr. Hieronymus Capeila
verfasste und 1613 zu Brescia gedruckte Officium und die in dem
Messbuch der Dominicaner stehende Messe von den 15 Nothhelfern
seien ohne apostolische Auctorität gedruckt, und die Congr. beschloss,
beide vorläufig zu verbieten (A. J. P. 7, 145). In der nächsten
Zeit scheint über andere ähnliche Dinge verhandelt worden zu sein;
denn 1628 erschien ein von Urban VIIL bestätigtes Decret der
1) Ueber das auf das Missale bezügliche Decr. gen. lY, 4 s. 1 S. 4 38.
lieber verbotene und anstössige Messformulare handelt ausführlich Thiers,
Tr. des superst. 2, 844. £r kritisirt scharf die 30 Missae de S. Gre^orio
pro defunctis, vor denen in mehreren alten Missalen stehe: Incipit Tren-
tenarium B Gregorii Papae quod quicunque dixerit vel dici fecerit ob-
tinebit plures annos et quadragenas Indulgentiarum per Innocentium P.
datarum. (Sie sind auch verboten; Bened. XIV. De raissa 3, 23, 3). Kr
erwähnt auch Messen de S. Veronica, de S. Longino, de la dent, du pre-
puce, du nombril de N. S. — Nebenbei erwähnt Thiers auch p. 325 Dinge,
die in den Calendarien alter Messljücher stehen, wie in dem Missale des
Ordens von Fontevraud von 1606 bei dem Januar: Vult lautas calidasquc
epulas et pocula Janus, in einem Missale von Mans 1559 beim August:
Raro dormitat, aestum coitum quoque vitat, in dem Missale der Glunia-
censer von 1523 und 1550: Jani prima dies et septima finem minatur,
Tertius in Maio lupus est et septimus anguis.
Brevier. 215
Siten-Congr., des Inhalts: die von ihr nicht genehmigten Messen,
wie S. Gregorii pro vivis et defnnctis, 15 Auxiliatornm, de Patre
aeterno [zu Madrid gedruckt] n. a., — abgesehen von den nur
Qrdensgeistlichen [den Carmelitem] gestatteten, wie Eosarii, S. M.
de Carmelo n. a., — sowie die nicht approbirten Officia seien als
verboten nnd verdammt anzusehen bei den in den Bullen Pias* Y.
über das Messbnch nnd Brevier und in dem Index angedrohten
Strafen (A. J. P. 1, 1248). Die Indez-Congr. verbot schon 1624.
(Alex. No. 29): alle ohne Approbation der Riten-Congr. heraus-
gegebenen oder herauszugebenden Officia, wie: Officium parvum
in honorem S. Joseph, Brixiae 1608; Off. parvum S. Angeli Cu-
stodisy nicht das von der Congr. approbirte, sondern das Yen. 1611
gedruckte; Off. quindecim Sanctorum Auxiliatorum, Brixiae 1613;
Sanctisaimae Deiparae laudes, 150 Psalmomm prima verba expo-
nente« David (erst seit Ben. unter dem Namen des Herausgebers
Mich. Ang. Äthan asius); ein Opusculum mit dem Titel Breve
ad honorem S. Ubaldi und ähnliche Dinge, welche ohne irgend
welche Approbation in Umlauf sind. Dem entsprechend stand seit
Alex, im Index: alle ohne Approbation der Eiten-Congr. herausge-
gebenen oder herauszugebenden Officia.
Schon 1623 war verb.: Preces devotissimae ad Deiparam Vir-
ginem in qnatnor magnae devotionis officia distributae a Fr. de-
mente Ottiudo Ord. £rem. S. Aug., absque S. Bituum Congr. appro-
batione saorumque superiorum licentia impressae (seit Ben. unter
GL Attardus de ünelia). — 1642 wurde verboten: Libellus falso
inscriptns: Off. 8. Baphaelis Archangeli duplex, cum hymnis et
lectionibuB 2. Noct. a S. Eituum Congr. approbatis et in nova im-
pressione Breviarii Eom., quandocunque evenerit, apponendis de
mandato Sanctissimi, gedruckt bei dem kurfürstlichen Drucker in
München 1641. Warum ein unter Domus stehendes Buch über die
7 Hören 1671 verb. wurde, erhellt nicht.
£in wunderlii)hes das Brevier betreffendes Yerbot steht zwar
Bicht im Index, aber in den Decreten bei Alex. No. 47. In das
Officium der h. Catharina von Siena (30. April) war bei der Eevi-
aion des Komischen Breviers unter Ürban YUI. im J. 1631 die
Bemerkung hineingekommen: die Heilige sei aus der mit der Fa-
milie Borghese verwandten Familie Benincasa gewesen, ex Benincasa
una cam Burghesia familia ex eodem stipite proveniente. In dem
Ton Pins II. verfassten Officium hatte das nicht gestanden, aber der
Jesuit Tarquinio Gralluzzi hatte es in der Leichenrede auf den Card.
G. B. Borghese, den Bruder Pauls Y., gesagt, die 1616' zu Eom
mit einer Dedication an den Card. Maffeo Barberini (später Ur-
ban VTII.) gedruckt war. 1641 kam die Sache, wie es scheint, in
Fol^e einer Eeclamation der Familie Borghese, in der Eiten-Congr.
zur Sprache: die noch lebenden Mitglieder der Commission, welche
die ßevision des Breviers im J. 1631 besorgt hatte, stimmten alle
for die Streichung der Worte, desgleichen fast alle Cardinäle der
CongT.y weil dergleichen genealogische Bemerkungen in die Lectionen
des Breviers nur dann aufgenommen zu werden pflegten, wenn sie
216 Officien und andere Gebete.
unzweifelhaft richtig seien, während die Richtigkeit der fraglichen
Notiz mit sehr gewichtigen Gründen angefochten werde. Die Riten-
Congr. verordnete also 28. Sept. 1641 die Streichung der Worte.
Es scheinen noch einmal Einwendungen erhohen worden zu sein;
denn die Congr. erklärte 11. Nov. 1641 alle unter ihrem Namen
oder dem Namen des Papstes über die Familie der h. Catharina
erlassenen Decrete für irrig und erschlichen. Am 22. Jan. 1642
verordnete dann die Index-Congr. unter Berufung auf das Decret
vom 28. Sept. 1641 bei den in dem Index angedrohten Strafen, in
allen Exemplaren des Breviers die fraglichen Worte zu streichen
und sie in neuen Ausgaben wegzulassen^).
Ueber die liturgischen Bücher der unirten Orientalen stehen
im BuUarium ausführliche Verordnungen von Benedict XIV. vom
26. Mai 1742, 26. Aug. 1754 und 17. Mai 1755. Im Index steht
nichts, was darauf Bezug hat.
Eine ganze Reihe von Verboten steht seit Ben. unter Orazione.
Sie sind aus der Nota (S. 38) aufgenommen, wie auch ähnliche
Sachen, die unter Confessione, Contemplazione, Epistola, Griardino,
Laude, Opera, Operetta, Paradiso, Passione, Rime stehen. In der
Raccolta stehen noch viel mehr derartige Sachen, u. a. folgende als
„durch mehrere Decrete der Inquisition verboten": Gebete, welche
verkauft werden als gut gegen die Waffen, gegen die Feinde, nm
die Folter zu ertragen (per sostenere la corda), um sich beliebt zu
machen, für Gebärende, um Gefahren zu entgehen und für andere
Zaubereien, mit Missbrauchung des Namens Gottes und der Heiligen
und heiliger oder geweihter Sachen, die man bei sich tragen oder
verschlucken soll; ein Gebet gegen Waffen und Gefahren, angeblich
gefunden im Grabe Christi; Gebete gegen die Pest, angeblich hinter^
lassen von dem Bischof Zacharias von Jerusalem und wiedergefunden
in einem Benedictinerkloster zu Jerusalem, bestehend aus einigen
Buchstaben des Alphabets, welche gewisse Versikel andeuten, die
man hersagen oder bei sich tragen soll (von der Inq. verb. 1630;
es steht bei Albit. p. 499); an sich gute Gebete, bei denen gesagt
wird, sie müssten, um den gewünschten Erfolg za haben, in einer
bestimmten ungewöhnlichen Weise gesprochen oder so und so vielmal
wiederholt werden ; Gebete, in welchen die Worte der kirchlichen Ge-
bete, des Paternoster, Ave Maria, Credo, eines Psalmes oder Hymnus
mit injuriösen Satiren gegen eine bestimmte Person vermengt sind
(die Eacc. nennt sie orationi sacro-profane ossiano libelli detti fa-
mosi, ma.realmente infami); Zettel (boUetini), auf welche geschrieben
ist: Christus natus, Christus passus etc., um Krankheiten zu heilen.
— Auch im span. Index werden unter Oracion, Devocion, Exercicio,
Nüvena und sonst viele sonderbare Gebete verboten, u. a. eine an-
geblich von Gregorius M. verfasste Deprecacion que contiene los
1) Bened. XIV. Beatif. 1. 4, p. 2, c. 8, n. 7. Quetif 2, 886. A. J. P-
7, 277.
Abergläubische Gebete. Rosenkranz.
217
73 fiombres de Cbristo, und Sacrae et antiqaae contra pestem ora-
tkaes, Compostella 1702.
Bei maneben nach 1680 verbotenen Gebetbüchern ist nicht
s&sziunacfaen, ob sie wegen abergläubischer oder wegen qnietistischer
fiestandtheile (§ 63) im Index stehen. Zu den ereteren gehören
jedenfalls ein 1688 verbotenes Enchiridion, welches ausser den
7 BuBspaalmen eine Oratio devota Leonis Papae und aliquot ora-
tiones adversas omnia mundi pericula enthält, vielleicht auch das
S. 77 erwähnte Vademecum*).
1727 wurde verb. Coronelle della Santissima Trinitä et di
Maria Sant estratte dall' opera data in luce da Franc. Pepe, und
1728 mit d. c. Esercizii di divozione in onore della Sant. Trinit4,
opera di Franc. Pepe, Nap. 1726, 407 S. 12. Fabroni 10, 359
berichtet von diesem Jesuiten, er solle in Neapel gepredigt haben,
der Verfasser der Regolata devozione, Muratori, sei ohne Sacramente
und als Ketzer gestorben und in der Hölle; er bestreite dieses in
einem Briefe an Muratori*s Neffen, habe aber jedenfalls starke Aus-
drucke gebraucht, da er von seinen Oberen zum Schweigen gebracht
Verden sei, worauf er gesagt haben solle, die Kinder den Teufels
hätten ihm den Mund geschlossen. In den N. £. 1758, 68. 120;
1759, 151 wird berichtet: Pepe habe in Neapel Zettel mit einem
Gebete über die Immac. Conceptio verbreitet und Kranken empfohlen,
solche Zettel zu verschlucken; man habe sie auch den Hühnern ein-
iregeben, damit sie viele Eier legten; er sei als Deputirter zur
Generalswahl nach Rom geschickt worden; dort seien seine Zettel
auf Befehl des Mag. S. Pal. von der Douane confiscirt worden; da
Benedict XI 7. eben gestorben war, habe er von den Capi d*ordini
des Conclave die Erlanbniss verlangt, neue drucken zu lassen, sei
aber auf Betreiben des Card. Passionei abgewiesen worden. Er
starb 1759. — üeber die Heureset instructions chrMiennes k l'usage
des troupea de S. M. le Bei de Sardaigne, die 1759 von der Inq.
rerb. wurden, berichten die N. E. 1758, 132 (also vor dem Verbote) :
der Rector des Jesuiten- Coli egs zu Chambery, Portula, habe das
Buch angeblich zu Turin drucken lassen und dem Könige selbst
überreicht. Dieser sei aber von seinem Sohne, dem Herzog von
Savoyen darauf aufmerksam gemacht worden, dass darin die Buss-
psalmen and das Officium Immac. Conc. französisch, eine neue Litanie
von den heiligen Soldaten und andere ungehörige Dinge ständen; es
habe sicli dann auch herausgestellt, dass das Buch gar nicht in
Turin approbirt und gedruckt sei (vielmehr zu Lyon); der König
habe darauf das Buch confisciren lassen und Portula ausgewiesen.
Er wird dann auch das Verbot veranlasst haben.
Der gewöhnliche „authentische^^ Eosenkranz wird bekanntlich
auf den h. Dominicus zurückgeführt und wurde von den Domini-
easem zu den Glorien ihres Ordens gezählt. Einer der gelehrtesten
Dominicaner des 17. Jahrb., Yincenz Baron, sagt Apol. I, 244: üt
]) Friedrich, Beitr. zur Kirohengesoh. S. 69.
218 Exoruismen-Bücher.
ille looos deliclarum uno fönte rigabatur in quatuor fluvios diviso,
sie Fraedicatorum Ordo, capite et institutione unus, partibns qna-
di*aplex, rosario, magisterio S. Palatii, inquisitionis officio et S. Tho-
mae doctrina velnt quatuor fluvüs totum ambit et irrigat orbem
christianum et qua potest foecundat. Andere Orden, namentlich die
Franciflcaner, sucbten den Domioicanern Conourrenz zu machen.
Durch ein Breve Alexanders VIT. vom 28. Mai 1664 wurde ein
von den Franoiscanern zu Toulouse gebrauchtes Rosarium saraphicnni
von 9 Novenen verb.; im Index stehen ein Kosario della gloriosa
Sant' Anna, vom Mag. S. Pal. 1673 verb., Rosarium seraphicum
cruentis passionis Dominicae vermiculatum floribus, quam S. P. Francis-
cus, vivus sacrorum quinque vulnerum Christi bajulus. recentissimae
immemoris mundi offert memoriae et devotioni, Yarsaviae 1705, verb.
1707, und Rosaire et chapelet de la tr^s-sainte et adorable Trinite
qu'on dit . . . dans la chapelle des Pires de la S. Triniti redemption
des captifs du couvent de Toulouse (ohne Pater noster und mit Zusätzen
bei dem G-loria Patri), in Folge einer Denunciation des Dominicaner-
Grenerals verb. 1714, wie Bened. XIY. De beatif. 1. 4, p. 2, c. 31,
n. 27 ausführlicher berichtet. — Ausser dem authentischen Rosen-
kranze sind übrigens mehrere andere mit Ablässen überreich begna-
digt (Schneider S. 168 u. s.).
33. Exorcismen-Bficher.
•
Im J. 1614 erschien eine AuBgabe des Ritaale Romannm
mit einem Breve Pauls V. vom 17. Juni, worin die Bischöfe,
Achte und Pfarrer „im Herrn ermahnt" werden, dasselbe ein-
zuführen. Da die EinfUhrnng nicht befohlen wurde, blieben
neben dem Römischen Rituale andere in Gebrauch. Auch wurden
vielfach neben dem Rituale Bücher gebraucht, welche eine reich-
haltigere Sammlung von Segnungen, Beschwörungen u. dgl.
enthielten. In einem Decrete vom 4. März 1709 wurden aber
auf einmal fünf Exorcismen-Bücher verboten, welche seit einem
Jahrhundert in vielen Ausgaben mit kirchlichen Approbationen
erschienen waren. Dass sie jetzt endlich verboten wurden, er-
klärt sich daraus, dass Daniel Francus (S. 142) einige scanda-
löse Stellen aus diesen Büchern abgedruckt und dann gesagt
hatte, man möge ihm die Indices zeigen, in denen sie verboten
seien oder auch nur ihre Expnrgation angeordnet sei, and daas
von einem der schlimmsten dieser Bücher, dem von Hieronfmus
Mengus, im J. 1708 zur Verhöhnung der Katholiken zu Frank-
Exorcismeu-Bücher.
219
fort ein Abdruck besorgt worden war (U. N. 1708, 538). In
den nächsten Decennien wurden noch einige derartige Bttcher
Terboten, und einem Index-Decrete vom 4. Dec. 1725 ein allge-
Deines Verbot beigefügt, welches in folgender Fassung in die
Decieta generalia IV, 1. 2. 7 aufgenommen worden ist: (ver-
boten sind) alle nach der Reformation des Römischen Rituale
dureh Paul V. ohne Genehmigung der Riten-Congregation zu
demselben gemachten oder zu machenden Zusätze, alle von der-
selben Congregation nicht genehmigten kirchlichen Benedictionen
und alle Formeln von Exorcismen, welche von den in den
Begeln des Römischen Rituale vorgeschriebenen verschieden
sind, und der Gebrauch derselben ohne vorherige Prüfung durch
den Bischof — Noch 1832 hat die Riten-Congregation auf die
Anfrage, ob die viel gebrauchte, aber nicht approbirte Collectio
s. apparatns absolutionum, benedictionum, conjurationum etc.
aacL Bern. Sannig 0. S. Franc. (Col 1733*), auf Grund der
Decr. gen. als verboten anzusehen sei, geantwortet: nur die-
jenigen Bticher und in diesen nur diejenigen Benedictionen seien
zn gebrauchen, die dem Römischen Rituale conform seien (A.
J. P. 1, 1249 ; im Index steht Sannig nicht).
In dem Beeret von 1709 (Hanot p. 268) werden fünf Bücher
irerboten, zunächst zwei von demselben Verfasser: 1. Compendio dell*
arte esoTcIstica e possibilita delle mirabili e stnpende operationi delli
demonii e malefici. Del P. Fr. Gerolamo Menghi, Minore Osser-
7ante, posto in luce in Bologna per Gio. Roasi 1580, auch Bol.
1586 u. 8. — 2. Flagellum daemonum, Auth. P. Fr. Hieron. Mango
• • Yen. 1644. Accessit Pars secunda quae Fustis daemonum inscri-
bitar, — das Flagellum auch Bologna 1586 u. s.» die Fustis Bologna
1584, Yen. 1599* u. s., beide zusammen 1600 u. s. Der Titel der
IQ dem Becrete stehenden Ausgabe heisst: Flagellum daemonum,
exorciamos terribiles, potentissimos et efficaces remediaqne probatis-
nma ac doctrinam singularem in malignos Spiritus expellendos fac-
tuasqae et maleficia fuganda de obsessis corporibus complectens,
com suis benedictionibus et omnibus requisitis ad eorum expulsionem.
AccesBit postremo pars secunda, quae Fustis daemonum inscribitur.
^niboB noyi Exorcismi et alia nonnulla, quae prius desiderabantur,
superaddita fuerunt. Auetore ß. P. F. Hieronymo Mengo Vitellia-
Btnsi, Ord. Min. Begularis Observantiae. Yen. 1644.* 247 S. 8. -
Fostifl daemonum, adjurationes formidabiles, potentissimas et efficaces
IQ malignos Spiritus fugandos de oppressis corporibus humanis ex
^rae Apocalypsis fönte variisque Sanctorum Patrum auctoritatibus
iianstas complectens. Auetore . . . Opus sane ad maximam £xor-
eütaram oommoditatem nunc in lucem aeditum. Yen. 16-14.* 232 S. 8.
220 Exorcismen-Bücher.
Aaf der Rückseite beider Titelblätter steht: 1623. die 4. Sept.
Imprimatar. Fr. Franc. Carenus Lect. Theol. Yic. 8. Inqnisit. Me-
diol. — Fr. Aloy. Bariola Consultor S. Off. pro 111. D. Card. Ar-
chiep. — Vidit Saccus pro Excell. Senatn. — In einem. Schreib en
der Congr. der Bischöfe und Regularen vom Dec. 1700 (A. J. P.
11, 902) wird angeordnet, in einem angeblich von bösen Geistern
gestörten Kloster die Exorcismen anzuwenden, die in dem Flagellam
daemonum stehen. — Die anderen 1709 verbotenen Bücher sind:
3. Complementum artis exorcisticae [cum litaniis, benedictionibns et
doctrinis novis]. Anth. Fr. Zach. Yicecomite, Ord. SS. Barnabae
et Ambrosü ad Nemns, Mediol. 1537, auch Yen. 1600,* Gel. 1608,
Med. 1618, Yen. 1636 (Fabricius, Eist. Bibl. 6, 514). — 4. Malleus
daemonum. Auth. P. Fr. Alexandre Albertino (a Rocha Contrada)
Ord. Min. Observ., Mediol. 1624.* — 5. Practica exorcistarum ad
daemones et maleftoia de Christifidelibus expellendnm, Fr. Yalerii
Polydori Patavini Conventualis, Yen. 1616.
1725 wurde dann noch verb.: Circulus aureus s. breve com-
pendium coerimoniarum et rituum, quibus passim ad suas et proximi
utilitates presbyteris uti contingit, desumptum ex bis quae ab Ecol.
cath. Rom. taliter et sparsim sancita sunt, ad majorem eorum com-
moditatem a P. F. Franc. Maria de Oapellis a Bononia, Ord. Min.
Capuc. üoncionatore, — - dieses Buch, das einzige dieser Gruppe, mit
der [von Ben. weggelassenen] ausdrücklichen Bestimmung : quocunqne
loco et tempore impressus, — 1650 von dem Ordensgeneral, dem
Yertreter des Erzbischofs und der Inquisition zu Bologna approbirt,
14. Ed. Neap. 1670,* 526 S. 16; 19. Ed. Yen. 1677; 21. Ed. Yen.
et Bassani s. a.* — In diesem Index-Decrete werden im allgemeinen
verboten alle von der Riten-Congr. nicht approbirten Zusätze zum
Römischen Rituale, et maxime Conjurationes potentissimae et effi-
caces ad expellendas et fugandas aereas tempestates a daemonibus
per se sive ad nutum cujusvis diabolici ministri excitatas ex diver-
sis et probatis auctoribus colleotae a presbytero Petro Lnoatello
tit. S. Cassiani Bergomi, et Benedictio aquae quae fit in Yig. Epi-
phaniae (A. J. P. 2, 2648). Daher stammt das allgemeine Yerbot
in den Decr. gen. und das Yerbot von Lucatellus seit Ben. (in den
früheren Indices steht er nicht).
1727 wurden noch zwei Bücher verb.: Manuale exorcistarum
ac parochorum, h. e. tractatus de ouratione ac protectione divina,
in quo variis reprobatis erroribns verus, oertus, securus, catholicus
. . . ejiciendi daemones . . . curandi infirmos, ab inimicis se tuendi
Deumque in cunctis necessilatibus propitium habendi modus traditnr,
auth. Candido Brognolo. Yen. 1673 (auch Bergamo 1651 u. s.).
Der Yerfasser, Minorit, hat auch ein Alexicacon h. e. de maleficiis
et morbis maleficis, Yen. 1668 Fol., und 1714, 2 vol. 4., herausge-
geben (Mazzuch. 8. V.) ; — Manuale commodo per gli curati e per
ogn' altro sacerdote che s'impieghi al benefizio de* fedeli in fnnzio-
ni al suo ministerio spettanti, di Giov. Batt. Benamati, Parma 1690.
Später wurden noch einige derartige Bücher bald nach dem
Erscheinen verboten: übaldi Stoiber Armamentarium ecolesiasticum
fixoroismen-Bächer. 221
»nplecteDS arma spiritualia fortiBsima ad insnltns diabolicoB eliden-
do8 etc. Angsb. 1736,* 2 vol. 8., verb. 1764. (Der YerfasBer war
liBoiit, Lector in Freising.) — Stepb. Coletus, Energnmenos
JigBoscendi et liberandi, tum maleficia qnaelibet dissolyendi, nee
MD benedictiones ntiliter conficiendi Buper aeg^otoB compendiaria
et &eillima ratio, und Anonyma qoaeBtiunciila ex eodem opuBcnlo
iesomta de liberandis energumenis, BeclDsa licentia ordinarii [im-
prasa] Yen. 1762, verb. 1763. — Aaa älterer Zeit wird stammen:
DisBolvitar celebre quaeaitnm a nemine bactenns diBcuBanm pro
ezordfta rite edocto, quem fecit idoneum miniBtmm N. Testamenti
donuo Bei. Ad obBesBam ovem si qnis aacerdoB accedat, ad malefi-
dat&m liberationis gratia, et benedictionia ad infirmam, quid aentiant
ptitoreB eamm, verb. 1764.
Vor 1709 Würde von derartigen Bücbem nur verboten: Floriano
GtDale, Del modo di conoBcere & sanare i maleficiati & dell* anti-
ekissimo & ottimo nao del benedire, verb. 1706 (vor Ben. nicbt im
Index). Ob das Rituale aeu Caeremoniale eocleBiaatieum juxta
ritun S. Matris Ecclesiae Rom. uaumque Fratrum diaealceatorum 8.
Fitris Auguatini per Galliam, Par. 1632, wegen aolcber Formeln
oder wegen beigefügter Litanieen oder aus einem andern Grunde
1634 mit d. c. verb. worden, erbellt nicht. — Nicbt verboten iat
du umfangreicliBte derartige Bucb, in welcbem die Bticber von Poly-
donu, Menghi (die beiden latein.) und VicecomeB und Petri Ant.
Sumpae Fuga Satanae und Max. ab Eynatten Manuale exorciatarum
zQsammengedrackt Bind: TbesauruB exorcismorum et conjurationum
terhbilinm ... ad maximam exorciatarum commoditatem editua et
reeom . . . Col., baer. L. Zetzner (1608) und 1626.* 1232 S. 8
(Clement 8, 193). — Im apan. Index stehen die hier beaprochenen
Hxoreigmen-Bücher nicht, aber andere,in Spanien, alaomit Approbation
der Inquiaition gedruckte, z. B. Coata, Exorciami contra tempeatatea,
1636; Jogum ferreum Luciferi a. exorc. terribilea contra malignoa
ipiritog poBaidentes corpora humana, Valencia 1705, verb. 1756;
aadere unter Yalladarea und Vallejo und Expurgationen unter La-
utem und Paachaaiua.
Wie acandalöa ea iat, daaa die älteren, aebr viel gebrauchten
Bvcber dieaer Art erat im 18. Jahrb. verboten wurden, mögen einige
ioszfige zeigen. In manchen Exorciamen (bei MengUB, Flag. p. 46
<Dd oft) findet sich folgende Formel, mit der Yoraohrift, bei jedem
Worte daa Ereuzzeichen zu machen: Hei, Heloym, Heloa, Eheye,
Tttragrammaton, Adonay, Saday, Sabaoth, Soter, Emanuel, Alpha
et Omega, Primua et Noviaaimua, Principium et Finia, Hagioa»
Iichyros, Ho Theoa, Athanatoa, Agla, Jeboua, Homouaion, Ya, Mes-
^ fisereheye etc. (Mengua gibt p. 25 eine Erklärung der Namen),
(^pellia p. 309 räth: um zu erkennen, ob jemand wirklich beaesaen
wi} BoUe man eine Formel, die jene Namen enthält, auf ge weihtea
Pipier Bchreiben und dieaea dem Patienten, ohne daaa er ea wiaae,
ttfiegen; wenn er danach unruhig werde, aei er beaeasen. Capellis
^erkt auadrücklich, daa sei nicht ala Aberglauben anzusehen. —
'^ anderen Formeln (Mengua, Flag. p. 86) findet sich : Conjuro voa
222 Exorcismen-Bücber.
per omiiia nomina B. V. Mariae, sc. (bei jedem Namen ein Kreuz-
zeichen) Virgo, FIob, Nubee, Regina, Theotocos, Imperatrix, Domina,
Anrora, Ancilla (folgen noch 80). Vicecomes p. 554 hat folgende
Formel: 0 maledicti . . ., voß ejicio et maledico et anathematizo, et
sitis a Deo maledicti sicut Amadiani et Basilidiani, amen ; sicut
Oberinthiani et Origeniani, amen ; . . . . sicnt Lutherani et Ugle-
nothi (sie), amen; sicnt omnes baeresiarchae, amen; et sitis maledicti
in omnibas haeresibus, sectis et schismatis nunc et semper et in
saecula saecnlornm, amen. — Mengus, Flag. p. 134 verordnet, ein
Bild des Dämons, von welchem jemand besessen ist, mit seinem
darüber geschriebenen Namen, in einem Feuer zu verbrennen, worin
zuvor gesegnetes sulphur, galbanus, asa foetida, aristolochia, hyperi-
con et ruta hineingeworfen sind. Er gibt mehrere Formeln zur
Segnung von Oel, welches bei Besessenen äusserlich und innerlich
anzuwenden, eine, welche von einigen dem h. Cyprianus zugeschrie-
ben werde (p. 176), eine, bei welcher ganz in der Art eines medi-
cinischen Kecepts die Materialien angegeben werden, die damit zu
vermischen sind (p. 189: Recipe Rutarum, Salviae, Anethi ciinas
tres etc.; ähnliche Recepte, in denen auch Helleborus albus, Perfo-
rata, Flores genistae, Hypericum, Marrubium, Urtica aut Iva vor-
kommen, p. 191. 216).
Viele Benedictionen finden sich namentlich bei Capellis p. 283
u. s., benedictio tritici, farinae, leguminnm, vini aut aceti u. 8. w.
In fast allen kommt der h. Ubaldus ^), mit Christus oder Gott coordi-
nirt, vor, z. B. Exorcizo et benedico te, creatura N., in nomine
Jesu Christi et S. Ubaldi; Exorcizo te, creatura incensi, per Deum
vivum ... et per S. Ubaldum, fiagellum inferni; In tuo sancto no-
mine Tetragrammaton et servi tui Ubaldi eas exorcizo et benedico
et sanctifico; In nomine Jesu et S. Ubaldi, quorum nomen et vir-
tutem invoco super* has herbas ; Fax et benedictio SS. Trinitatis et
S. Ubaldi descendat super hanc dpmum. — Das Buch von Capellis
beginnt mit einem Passus über die Wirksamkeit (virtii) der (vom
Papste) gesegneten Agnus Dei: sie befreien diejenigen, welche sie
andächtig und gläubig gebrauchen, von den Dämonen, Hexen, Ver-
zauberungen (fatture), Versuchungen, Pfeilen, Hagel, Pest, Sturm,
Fallsucht, Feinden, Schiffbruch, Feuersbrunst, G}-eburtsBchmerzen,
plötzlichem Tode, lässlichen Sünden ; diese Wirkungen seien ent-
nommen aus den Versen, die Urban V. mit dem Agnus Dei dem
Kaiser der Griechen gesandt, und aus den Grebeten, welche die Päpste
bei der Benediction der Agnus Dei sprechen. In letzteren kommt
in der That so ziemlich alles vor, was Capellis aufzählt^).
Benedict XIV. publicirte 1752 eine neue Ausgabe des Rituale
1) Von Ubaldus berichtet das Römische Brevier: er sei von Hono-
riuB II. (1124—39) zum Bischof von Gubbio ernannt und von Coelestin III.
(1191—98) canonisirt worden, und: Ejus virtus praecipue in effugandis
spiritibus immundis elucet.
2) A. J. P. 6, 1680. Keusch, Die Deutschen Bisch. S. 62. Friedrich,
Beitr. zur Kirchongesch. S. 72.
Schivlten über Heilige. Heiligenbilder. 223
JSoBiuiiim. Sie enthält verhältnissmässig wenige Benedictionen ;
aber einer zu Eom 1874 gedrackten Ansgabe ist ein Anhang bei-
^fngt, in welchem sich Benedictionen nicht nnr für nene Eisenbahnen,
Telegraphen^ Bmnnen, Erzsfiessereien, Ziegeleien finden, sondern auch
für Bier, KSse, Botter, Medicin, Yiehfntter, Ställe, Vögel, Bienen
1. 8. w. nnd Gebete gegen Mänse, Heuschrecken nnd andere schäd-
Bdie Thiere (Vering, Archiv f. K.-R. 1877, 224).
34. Schriften über Heilige. Heiligenbilder.
unter Urban VIII. wnrde 1625 uod 1634 verboten, Schriften
8ber Leben nnd Wunder nicht heilig oder Belig gesprochener
Personen ohne Genehmigung zu veröffentlichen und solche Per-
sonen wie Heilige oder Selige zu verehren oder sie njit dem
Heiligenschein (cum laureolis aut radiis 8i?e splendoribus) abzu-
bilden. Solche Bilder werden danach in den Decreta gen. III, 1
verboten (die anderen auf Bilder bezüglichen Verbote der Deer. gen.
sind § 38 zu besprechen). Im Index stehen aber ausser Schriften
ttber derartige Personen auch Schriften über anerkannte Heilige,
welche ohne Zweifel meist wegen frommer Thorheiten verboten
worden sind, wie deren namentlich fast unglaubliche in Schriften
Aber den h. Joseph und die h. Anna vorkommen.
Unter IJrban YIII. wurde zunächst ein Decret der Inq. von
Fer. y. 13. März 1625 pnblicirt (Alex. No. 31), eine Bestimmung
deamlben 5. Juni 1681 erläutert., dann der Inhalt desselben durch
ein Brere vom 5. Juli 1634 bestätigt. Diese Verordnungen sind
bei Albit. p. 528 und Bened. XIV. De beatif. 1. 2, o. II und 12
abgedruckt und commentirt. Sie und eine Verordnung vom 17. Nov.
1674 sind 1821 von der Riten-Congr. wieder eingeschärft worden
(Gardellini t. 7 n. 4434). Bezüglich der Schriften über Personen,
die im Bofe der Heiligkeit geRtorben, wurde 1625 verordnet, die-
selben seien von den Ortsbischöfen mit Zuziehung von Theologen
nid anderen frommen und gelehrten Männern zu prüfen, und wenn
jene sie des Druckes würdig erachteten, sei das negotium instruotnm
nach Bom zu schicken und die Antwort des h. Stuhles -abzuwarten.
In Rom wurden diese Angelegenheiten von der Eiten-Congr. oder (wie
tt scheint, gewöhnlich) von der Inquisition untersucht. Diese be-
eefaloes 1638: die zahlreichen von den Relatoren bereits geprüften
Bücher sollten den Bischöfen zurückgesandt werden ohne eine andere
Erklärung als: die Bücher würden hiermit zurückgesandt und es
werde die Beobachtung der Decrete von 1625 und 1684 eingeschärft;
ebenso sei in Zukunft zu verfahren. Femer wurde verordnet, jedem
224 Schriften über Heilige. Heiligenbilder.
derartigen Bucbe sei am Anfange und am ScUasse eine Protestatio
beizudrncken, — der Wortlaut derselben ist vorgeschrieben, — worin
der Verfasser unter Bezugnahme auf die Verordnungen ürbans VIII.
erklärt : das, was er berichte, stütze sich nur auf eine menschliche,
nicht auf die göttliche Autorit-ät der römisch-katholischen Kirche
oder des h. apostolischen Stuhles, mit Ausnahme derjenigen, die von
diesem in das Verzeichniss der Heiligen, Seligen oder Märtyrer auf-
genommen worden seien. Eine solche Protestatio steht z. B. vom
l. April -Bande an bei den Bollandisten.
Das Beeret ürbans VIII. wurde anfangs strenge gehandhabt.
Janus Nicius p]rythraeus (Epp. ad Tyrrh. p. 70) berichtet im
J. 1642: er habe ein Leben des Bischofs Jo. Juvenalis Ancina von
Saluzzo herausgeben wollen, es sei ihm aber die Druckerlaubniss
verweigert worden, weil verboten sei, von nicht canonisirten Personen
wunderbare Dinge zu berichten ; er habe sich erboten, diese Stellen
wegzulassen und dafür die Tugenden des Bischofs ausführlicher zn
behandeln, aber auch das habe man beanstandet; man dürfe also,
fügt er bitter bei, über schändliche Thaten und Beden böser Menschen
schreiben, aber nicht über die Tugenden frommer Männer. Man hat
aber vielleicht an diesem Buche etwas anderes beanstandet; denn
in dem Decrete von 1631 war der Magister S. Pal. angewiesen,
nur die Bezeichnung der nicht canonisirten Personen als heilig oder
selig nicht zu dulden, wohl aber, mit dem in der Protestatio ent*
haltenen Vorbehalt, ea quae cadunt super mores et opinionem. —
1648 wies die Eiten-Congr. den Erzbischof von Neapel an, ein Buch
über das Leben und die Wunder der Ursula Benincasa, der Stifterin
der Theatinerinnen, f 1618 (K.-L. 10, 834), die auf dem Titelblatte
als Beata bezeichnet war, zu confisciren und den Herausgebern den
Process zu machen (Ben. XIV. Beat. 1. 2, c. 12, n. 3). Das ist
vielleicht ein Buch von dem Theatiner Franc. Maria Maggie (Ma-
zius, Mongitore p. 219. Vezzosi 2, 4), der ein sehr fruchtbarer
Schriftsteller war, eine ganze Eeihe von Büchern über die Benincasa
geschrieben hat und von dem eine lateinische Vita als zu Palermo
1645 und dann (expurgirt) zu Bom 1654 gedruckt erwähnt wird.
Diese steht nicht im Index, aber sein Compendioso ragguaglio della
vita, morte e monasterii della Madre Oraola Benincasa, Neapel 1669,
verb. 1674, und seine 1655 zu Bom gedruckte Vita della Ven.
M. 0. B. (nur der 1. Band erschienen), verb. erst 1679, gleich-
zeitig mit der 1671 zu Venedig erschienenen Vita della Ven. 0. B.,
von dem Theatiner Gio. Bonif. Bagatta^). — 1657 wurde auch
der Druck einer Biographie des Hippolytus Galantinus nur mit
der Weglassnng des B. vor seinem Namen gestattet, und 1661
verbot die Riten-Congr. unter den für das Behalten verbotener
Bücher angedrohten Straften ein anonymes Schriftchen eines Trini-
tariers, worin der Trinitarier Petrus de Figuiera Carpi als Märtyrer
1) Mazzuch. 8. V. — Vezzosi 1, 95 verzeichnet mehrere Biographieen der
Benincasa, eine Rom 1690, 430 S. 4.
Schriften über Heilige. Heiligenbilder.
226
mit dem Heiligenscheine abgebildet war nnd die spanischen Bischöfe
imd Geistlichen aufgefordert wurden, seine öffentliche Yerehrnng zu
fordern. Der Nuncins in Spanien wurde beauftragt, das Beeret den
Bischöfen und Ordensoberen mitzutheilen und den Verfasser zu be-
strafen (A. J. P. 20, 5). Im Index steht das Schriftchen nicht.
Schriften über nicht canonisirte Personen stehen noch im In-
dex: von Franc, di Poggio über Suor Cherubina delV Agnus Dei,
Terb. 1679; von Fem. Blas. Franco über die Franciscanerin Maria
de Jesus von Villa Eobledo, Madrid 1675, verb. 1714 (von dieser
Sor Maria de Jesus ist auch ein Buch, Litania j nombres miste-
riosos -de la reyna del cielo, 1678 verb.); von dem Jesuiten 6ius.
Gentili ein zu Eom 1739 gedrucktes Buch über die Carmeliterin
Bosa Maria Serio di S. Antonio, mit d. c. verb. 1746^); von dem
bekannten Jesuiten Gr. B. Sca r am eil i über die Franciscanerin Maria
Crocifissa Satellico, von der Kiten-Congr. 1769 verb. mit dem Zu-
satz: aalvis tarnen juribus causae (ohne Präjudiz für den Selig-
sprechnngsprocess); eine zu Rom 1819 erschienene emendirte Aus-
gabe wurde von der Riten-Congr, 1820 freigegeben. — Im span.
Index stehen sehr viele span. Schriften über nicht canonisirte Per-
sonen *).
Das Beeret von 1625 fügt zu dem Verbote der Beilegung der
Titel „heilig" oder „selig" den Vorbehalt bei, dass es in keiner
Weise denjenigen präjudiciren solle, welche entweder auf Grund
eines communis consensus der Kirche oder eines immemorabilis
temporum cursus oder der Schriften von Kirchenvätern und heiligen
Männern oder einer langjährigen Kenntniss und Duldung des h. Stuhles
oder de« Ortsbischofs verehrt würden. Dieser Vorbehalt war ge-
eignet, Controversen hervorzurufen. Bald nach 1625 entstand ein
Streit zwischen den Erzbischöfen von Cagliari und Torres über die
Frage, ob der als Schriftsteller bekannte Bischof Lncifer von Cag-
liari, i* um 370, als Heiliger zu verehren sei. Jener beklagte sich
in Rom, dass dieser die Sache vor die spanische Inquisition ge-
bracbt, und die Römische Inq. wies darauf 1638 den Nuncius an,
den spanischen General-Inquisitor aufzufordern, die Sache dem h.
Stuhle zu überlassen. Sie verbot dann aber 1641 nur bei Strafe
der £xcommunication, bis auf weiteres pro und contra Schriften her-
auszugeben. £ine Entscheidung ist nicht erfolgt; nur wurde 1647
die Frage verneint, ob es gestattet sei, Messe und Officium von dem
L Lucifer zu halten und sein Bild zur Verehrung auszustellen,
samentlich in DiÖcesen, wo das nicht herkömlich sei (Bened. XIV.
Beatif. 1> 40, 3). Mit diesem Streite hängt zusammen, dass um 1640
1) A. J. P. 20, 34 wird berichtet, Benedict XIV. habe 1741 die Ein-
leitung des Canonisationsprocesses genehmigt, Pius VI. 1797 die Wieder-
aufnahme desselben gestattet, obschon Benedict XIV. perpetuum silentium
»%elegt, also den Antrag auf Heiligsprechung definitiv abgelehnt habe,
womit das Verbot des Buches zusammenhangen wird.
2) Die spanische Inq. befahl 1777, auf Bildern der S. Joanna, uxor
Pilati, das uxor Pilati zu streichen.
Reuaeh, Index II. ]5
i^6 Schriften über Heilige. Heiligenbilder.
eine Predigt des Jesuiten Jo. Nie. Diana über den h. Lucifer von
der sardinischen Inquisition verdammt wurde; Diana appellirte an
den span. General-Inquisitor, und dieser cassirte 1653 das ürtbeil
und ernannte Diana zum Consultor (Bayle s. v. Diana). — lieber
eine cbarakteristiscbe Entscheidung Pius* IX., die mit dem Decrete
von 1625 zusammenhängt, wird in den Acta S. S. 6, 67 berichtet.
In einer in dem 12. October-Bande der Bollandisten unter dem
29. Oct. stehenden Abhandlung bestreitet der Jesuit Victor de Back
das Martyrium von drei in Bergamo besonders verehrten Heiligen,
Eusebia, Domnus und Domnion. Die Sache wurde von dem dortigen
Bischof an die Riten-Congr. gebracht und diese beschloss 20. Aug.
1870, bei aller Achtung vor den Verdiensten der Bollandisten nach
Prüfung der Documente zu erklären, dass die von de Bück gegen
die das Martyrium betreffende Tradition vorgebrachten Argumente
nichts bewiesen. Das Decret wurde 1. Sept. von Pius IX. bestätigt
und „für alle, die sich mit der Kirchengeschichte änd h. Archäo-
logie beschäftigen, vorgeschrieben, in den Fällen, wo es sich nm
Heilige oder Selige handelt, die mit Approbation des h. Stuhles im
Besitze eines öffentlichen Cultus sind, sehr vorsichtig zu sein nnd
immer die Regeln zu beachten, die Benedict XIV. in der Bulle über
das Martyrologium Rom. n. 2 und 18 und De beatif. 1. 4, p. 2,
c. 17 n. 9. 10, c. 13, n. 7. 8 aufstellt." — Durch ein Decret der
Riten-Congr. vom 15. Dec. 1883 (A. J. P. 23, 629) ist die von
den Gelehrten viel verhandelte Frage über Boethius (f 526) dahin
entschieden worden, dass er in Pavia den cultus immemorabilis als
Märtyrer besitze.
Von den Schriften über anerkannte Heilige oder Selige sind
folgende zu erwähnen: Compendio della vita e miracoli del B. An-
drea Avellino Chierico Regolare von Pasquino Pignoni, Flor. 1627,
1642 mit d. c. verb., weil darin erzählt wird, die Stadt Palermo
sei durch die Hülfe dieses Beato von der Pest befreit und dieser
darum 1625 auf den Antrag des Senates mit Genehmigung des
Papstes unter die Patronen der Stadt aufgenommen worden, der
Senat aber erklärt hatte, er habe nie einen solchen Antrag gestellt,
das päpstliche Decret sei also erschlichen (A. J. P. 7, 275) ; —
drei italienische Schriften über die 1669 canonisirte Carmeliterin
Maria Magdalena de' Pazzi, verb. 1680—88 (unter Solazzi, Tribnti
und Maniera divota da pratticarsi verso la serafica M. M. dei Pazzi
etc., letztere mit dem von Ben. weggelassenen Zusätze verb.: nbi-
cunque et quoc. idiomate fuerit impressa); — ein Buch von Franc.
Noia über den h. Amatus, Bischof von Nusco, verb. 1714; — L'in-
tera istoria della famiglia, vita, miracoli, traslazione e culto del
glorioso martire San Grennaro, Vescovo di Benevento . . . scritta
dal Prete Nicola Carminio Falcone Napoletano; fatica promossa
dal P. F. Ilarione da San Pietro, Kapoli 1713, ein Folioband mit
schönen Kupferstichen, verb. 1718; es war eine Anzahl von Streit-
schriften gegen das Buch erschienen (Meizi 1, 337; 2, 105). — Die
zu Palermo gedruckten Panegirici di diversi santi des Capuciners
Feiice Brandimarte scheinen auf Betreiben eines französischen Con-
Schriften über Heilige. Heiligenbilder. 2^7
foltors der Index-Congr. (1678) verb. worden zn sein, der sich über
lue Ausfalle gegen die Franzosen ärgerte, aber anch anf eine Stelle
hinweisen konnte, wo der Capnciner den h. Benedict als Mit-ErlÖser
des Abendlandes neben Christas stellt (Michaad 3, 231). — Eine
Centnria di lettere del glorioso Patriarcha San Francesco da Paolo,
fondatore deir Ordine de^ Minimi, herausgegeben von dem General
des Ordens, Franc, da Longo bardi, und gedruckt zu Rom 1655,
4., wurde 1659 verb. mit der Motivirung: cum multa falsa et apo-
crjpha contineat; mit derselben Motivirung eine Scelta di lettere
.... Viterbo 1657, erst 1703. — Lettere di S. Antonio di Padova,
Taecolte da* suoi divoti sermoni da Nie. Graffio, verb. 1651. Da-
zn kommen noch eine Informazione über „falsche Erscheinungen
und Wunder" und mehrere aus der Nota (S. 38) entnommene Schrift-
chen unter Historia, Leggenda, Vita. — Als eine der wenigen nicht
italienischen Schriften ist noch zu erwähnen Thomas Messingham,
Florilegium insulae sanctorum seu vitae et acta sanctorum Hiber-
niae, Par. 1624, mit d. c. verb. 1634.
Historia sagra di Santo Yeneranda Parasceve, cittadina di
Sezza, dal P. M. Filippo Ciammaricone, Min. Convent., Ronsi-
glione 1706, verb. 1709, nisi corrigatur epistola ad academicos Seti-
nos. An der Heiligen selbst scheint man also keinen Anstoss ge-
nommen zu haben, obschon es sehr bedenklich klingt, wenn Toppi
p. 286 von einem Carmeliter Simone dello Spirito santo eine zu
Neapel 1656 erschienene Vita di S. Veneranda, detta dal volgo S.
Venera, dai greci ayioL riuQaaxsvi] verzeichnet und dabei die S. Pa-
rasceve als virgine martire e predicatrice evangelica, contemporanea
dei santi apostoli bezeichnet, deren Fest am 14. Nov., von den
Griechen 26. Juli gefeiert werde ^). Im Martyrologium Rom. steht
am 14. Nov. eine S. Yeneranda, die unter Antoninus in Gallien als
Martyrin gestorben. — Von der Vita S. Rusinae seu Rosanae filiae
Austeri Romanorum regis verfügte die Index-Congr. 1661: expun-
gatur a quocunque libro ubi impressa reperitur; bei Ben. ist dieses
weggelassen, so dass der Schein entsteht, als ob ein bestimmtes
Buch mit jenem Titel verb. wäre. Die Legende wird aus einer
Sacra Rappresentazione des 1 5. Jahrb. stammen, worin eine Rosana,
Tochter des Königs Austero von Rom, vorkommt; das ist aber
eine dramatische Bearbeitung der Liebesgeschichte von Flor et
Blanclieflor^.
1633 wurde verb.: Sanctificatio S. Joseph, sponsi Virginis, in
1) In seinem Comraentar zu dem 63. Canon der Trullanischen Synode
Ton 692, in welchem erdichtete Martyrergeschichten verboten werden,
bericbtet Balsaraon, 1148 habe der Patriarch Kicolaus- eine alberne Vita
der h. Parasceve verbrennen lassen und einen befähigten Mann mit der
AbfasauDg einer bessern beauftragt. — Eine im Giern, eccl. 11, 111 ge-
lobte Vita di S. Veneranda von dem dalmatinischen Cauonicus Paulo vich
Lucicfa, Ven. 1795, erinnert an das Leben der h. Philumena; Deutscher
Merkur 1884, 217.
2) Symonds, Renaissance. Ital. Lit. III, 862.
^26 Schriften über Heilige. Heiligenbilder.
utero aBserta auth. Petro Marchant, 0. Min., Brugia 1631. Jetzt
werden solche Bücher nicht mehr verboten. Der Eedemtoriat Bouvy
hat 1869 dieselbe Ansicht vertheidigt und der Bischof Laurent in
seinen gedruckten Predigten behauptet, die Eeinigung des h. Joseph
im Mutterleibe werde mit yollem Recht von den b. Vätern ange-
nommen (Bouvy gesteht doch noch, dass kein Schriftsteller vor 1400
etwas davon sage), leuchte allen Frommen von selbst ein, ja ver-
stehe sich von selbst^). — 1661 wurde mit d. c. verboten: Jose-
phina Lucernensis, in qua Lucernae Helvetiorum S. Joseph, vir
Mariae . . . centum elogiis illustratur atque propugnatur praeside
Jacobe Reiss, Constanz 1658. Die Index-Congr. erklärte, wenn 21
von den 100 Elogia und die ganze am Ende des Buches stehende
Quaestio singularis weggelassen würden, dürfe es neu gedruckt
werden (Catalani, Secr. Ind. p. 30). — La famille chretienne soiis
la conduite de St. Joseph, Paris 1644, verb. 1671, wurde von der
Sorbonne schon 1644 censurirt (Arg. III a 53), weniger wegen
einiger IJeberschwenglichkeiten zu Ehren des h. Joseph, als wegen
mancher Sätze über Ehe und Cölibat u. dgl. Als Verfasser gilt
AI. Colas de Portmoran. — 1683 wurde verb.: Gabr. de S. Maria,
Tractado de las siete misas del Sefior S. Joseph en reverencia de
BUS siete dolores e siete gozos, Cadiz 1670 (nicht im span. Index).
Pius IX. hat 1847 für die Verehrung der sieben Schmerzen und
Freuden des h. Joseph einen Ablass verliehen (Schneider S. 297).
— Andere auf den h. Joseph bezügliche Schriften stehen unter In-
stitution, Manuale und Pastrana, in der Raccolta unter Stellario.
Im J. 1666 (Alex. No. 80) wurden verb. libelli quidam con-
tinentes particularem cultum B. Annae: Orationi quotidiane da
recitarsi ad onore delle grandezze di S. Anna, madre della madre
di Dio, — Ristretto prattico delle devotioni da farsi alla glo-
riosa S. Anna, madre della gran madre di Dio et ava del nostro
signor Giesü Christo, — Rosario della glor. S. Anna, in cui si
da il modo di contemplare e riverire i principali misteri della sua
vita, ad imitatione della B. Vergine sua figlia (dieser Rosenkranz
wurde auch von der Riten-Congr. 1678 verboten, desgleichen ein
Bild der h. Anna mit einem Ave gratia plena beginnenden Gebete).
— Von 1667 an wurde dann noch eine ganze Reihe von Schriften über
die h. Anna verboten. Manche derselben stehen in dem Index von
1681 unter Libelli quidam continentes particularem cultum B. Annae,
noch mehr in der Raccolta s. v. Anna zusammen. Seit Ben. stehen
sie im Index zerstreut unter Devozione, Devotioni (vier unter diesem
Titel, davon drei in Neapel erschienen), Instruttione und unter den
Kamen der Verfasser, G. B. Magnante, Girol. Meazza (Theatiner),
Fra Massimo da Monza. — Einige andere verdienen eine specielle
Erwähnung. 1667 wurde mit d. c. verb. Mater honorificata S. Anna
8. de laudibus, excellentiis ao praerogativis Divae Annae, op. et
studio R. P. Jo. Thomae a S. Cyrillo. Auf den Antrag der Car-
1) Beasch, Die deutschen Bischöfe S. 108. 107.
S. Joseph. S. Anna. 229
BeHter gestattete die Index-Congr. 1668, tun die Kosten eines
Kendraeks des ganzen Buches zn vermeiden, die Gorrectio anf einem
ksondern Blatte zn drucken und beizuhinden und auf dem Titel-
bktte beizufügen: cum correctione per S. Congr. Ind. ordinata
(A. J. P. 2, 2640; im Index wird nichts davon gesagt). Oswald,
Muiologie S. 70 sagt, das Buch sei nicht sowohl darum verboten
wordeo, weil der Verfasser Anna Grossmutter Gottes genannt, als
rielmehr weil er andere Cruditäten vorgebracht und Anna als
Sebwiegermutter des h. Geistes bezeichnet habe. Aber 1673 ver-
bot, wie in der Raccolta s. v. Anna angegeben wird, der Mag. S.
Ptl. alle Bücher, Zettel und Gebete, in welchen Anna als Gross-
naiter (ava oder progenitrice) Christi oder als nächste Blutsver-
wandte der göttlichen Majestät nächst der h. Jungfrau (la piu stretta
di sangae colla Maestii divina etc.) oder Christus als Enkel der
L Anna bezeichnet werde; schon 1666 war das Ristretto, in welchem
aTa di Gesu Christo vorkommt, verb. und 1678 wurde eine Raccolta
Bit derselben Bezeichnung verb. — Der Jesuit Petrus Ant. Spinelli
batte in dem Bache Maria Deipara thronus Dei, Neapel 1613, be-
biiptet, Anna und Joachim seien im Mutterleibe geheiligt worden;
Jae. Imperiali lehrte in einem zu Rom gedruckten Buche, Anua
Übe Maria ohne Verletzung der Jungfrauschaft empfangen, und
grondete eine Bruderschaft zu Ehren der B. Anna Yirgo et Mater
Matris Dei. Ein anderer Jesuit in Neapel vertheidigte dieselbe
Ansicht in einer kleinen Schrift, und ein dritter forderte in einer
Predigt auf, am Feste der h. Anna zu communiciren, weil man im
Abendmahle das Fleisch der h. Anna empfange. Die Inquisition
n Neapel censurirte die Meinung, die Predigt und die Schrift und
bestrafte den Drucker^). Ob mit dieser Geschichte das Verbot
einiger in Neapel erschienenen Schriften (s. o.) zusammenhängt, er-
heUt nicht
35. Mariologie.
Iq den Decreta generalia werden II, 4 alle nach dem J.
1617 gedruckten Schriften verboten, in denen behauptet werde,
Varia sei in der Erbsünde empfangen, oder in denen gesagt
werde, diejenigen, welche meinten, sie sei in der Erbsünde em-
pfangen, seien Ketzer und Gottlose (impii) oder begingen eine
Todsünde. Dieses Verbot stand schon seit Alexander VII. im
hdex (unter Libri) und ist ans einer Bulle dieses Papstes vom
1) Arg. III b 826. Thiers, Tr. des Superst. 2, 265. Nach A. J. P.
^% 661 wurde die Ansicht des Imperiali 1677 verdammt.
230 Mariologie.
3. Dec. 1661 entnommen. 1617 hatte Paul V. durch die Inqui-
sition die Aufstellung jener Behauptung in Predigten, Vorlesungen,
Thesen u. s. w. verbieten, zugleich aber erklären lassen, da-
mit solle der fraglichen Ansicht nicht präjudicirt werden. Wenn
auch eine Reihe von Büchern, in denen die Lehre von der Im-
maculata Conceptio vertheidigt wird, im Index steht, so bat
das seinen Grund in Missgriflfen, Uebertreibungen, Incorrectheiten,
Verketzerung der Gegner und dergleichen Dingen, welche von
den Dominicanern bei der Inquisition oder der Index-Congrega-
tion geltend gemacht wurden. Wegen arger, zum Theil sehr
arger Uebertreibungen, Verirrungen und Geschmacklosigkeiten
wurden auch mehrere andere mariologische Werke verboten,
— von den schlimmsten, denen von Maria von Agreda und J.
B. Poza ist anderswo die Rede, — desgleichen eine Anzahl
von Bruderschaften mit ihren Schriften, Zetteln und Medaillen,
von denen zwei, die der Sclaven der Mutter Gottes und die
der Heerde des guten Hirten, auch in den Decr. gen. III, 3. 4
erwähnt werden. Von den im Index stehenden Schriften gegen
die Uebertreibungen der Marienverehrung wird später zu handeln
sein.
1. Das Baseier Concii hatte 1439 deoretirt, die Lehre von
der unbefleckten Empfängniss sei eine von allen Katholiken festzu-
haltende. Dem entsprechend beschloss die Sorbonne 1497, dass
jeder Doctorandus eidlich zu geloben habe, diese Ansicht zu ver-
theidigen (die Erklärung, dass die entgegengesetzte falsch, gottlos
und irrig sei, wurde später beseitigt). In Rom wurde natürlich das
Baseler Decret nicht anerkannt, aber Sixtus IV. verdammte 1483
in einer Bulle die Behauptung, die Lehre von der Imm. Conc. sei
ketzerisch und die Feier des Festes derselben sündhaft, verbot aber
zugleich auch, die entgegengesetzte Lehre als ketzerisch zu bezeichnen.
Jene Behauptung hatte der Dominicaner Vinoentius de Bandeiis
(Bandellus) in dem Tractatus de singulari puritate et praerogativa
conceptionis Salvatoris nostri J. C. ex auctoritatibus 260 scriptomra
illustrinm, ed. per Fr. Vincentium de Castronovo 0. P., Bononiae
1481, 4., ausgesprochen. Der Tractat war vorher, 1475, zu Mailand
anonym als Libellus recoUectorius de veritate conceptionis B. M.
erschienen. Er wurde 1502 neu herausgegeben (angeblich von dem
Dominicaner Didacus de Deza, Quetif 2, 52), auch Mailand 1512^).
1) Auch von J. R. Wetstein s. 1. et a. (Clement 2, 396). Man" be-
schuldige Bandellus, er habe eine Aeusserung der Gatharina von Siena
zu seinen Gunsten gefälscht (Quetif. 2, 834). Anderen Dominicanern sind
Immaculata ConcepUo.
231
— Piaiillll. Hess, als das Gerücht ging, es solle in Trient tiber die Con*
troTerae TerLandelt werden, einen Tractat gegen die Dogmatisirung
der Lelire, den Job. de Turrecremata zu Basel im Auftrage der päpst-
lichen Legaten geschrieben, der aber in Basel nicht mehr vorgelegt
vorden war, durch den Mag. S. Pal. Barth. Spina (und den Domi-
ueaner Albertus Duimius) herausgegeben^). Die Trienter Synode
erklarte 1546 Sess. 5. nur : es sei nicht ihre Absicht, in dem De-
crete über die Erbsünde Maria mit einzuschliessen ; sie erneuere
Tielmebr die Verordnung Sixtus' IV. Pius V. fügte dieser Bestim-
mung 1570 das Verbot bei, die Controverse in Predigten und in
öffentlichen Zusammenkünften von Männern und Frauen zu erörtern
ond sonst die eine oder die andere Ansicht als irrig zu bezeichnen').
Auch Paul V. schärfte in einer Bulle vom J. 1616 nur die Ver-
ordnung SixtuB* IV. ein, Hess aber durch ein Decret der Inquisition
vom 31. Aug. 1617 verbieten, in Predigten, Vorlesungen, Thesen
0. dgl. zu behaupten, die h. Jungfrau sei in Sünde empfangen, dabei
aber erklären, dieser letztern Ansicht solle damit nicht präjudicirt
werden. Wie Paul V. von Philipp III., so wurde Gregor XV. von
Philipp IV. gedrängt, die Controverse zu entscheiden ; er Hess durch
ein Decret der Inq. vom 24. Mai 1622 das Verbot Pauls V. auch
auf Privatgespräche ausdehnen, nahm aber davon diejenigen aus,
welcbe von dem apostolischen Stuhle ein Indult hätten, die Domi-
nicaner, welche unter sich, aber nicht in Gegenwart anderer, ihre
Ordensansicht aussprechen durften. Zugleich bestimmte er aber,
diejenigen, welche die Imm. Conc. öffentlich vertheidigten, sollten
die entgegengesetzte Ansicht nicht bekämpfen, sondern darüber
schweigen, und in der Messe und dem Officium von der Conceptio
Hariae — ein solches, von Leonardus de Nogarolis verfasst, hatte
schon Sixtus IV. 1476 approbirt, Paul V. hatte ein anderes in das
Brevier aufgenommen, — dürfe nicht Conc. Immaculata (allenfalls
aber (jouceptio Mariae immaculatae) gesagt werden.
Alexander VII. sagt in der Bulle vom 3. Dec. 1661: Vetus
Falschongen in den Schrifteu des Thomas von Aquin Schuld gegeben
worden (Raynaud, Apop. 49. Vgl. Scbeeben, Dogm. S, 668). Im Sacro
Arsenale von 1679 p. 499 wird verordnet, in dem Off. de Conc. überall
den angeblichen Ausspruch des h. Anselm zu streichen: Non est verus ama-
tor qai celebrare respait festum suae conceptionis. — Ueber einen Streit
aber die Iram. Conc. in Leipzig im J. 1489 s. U. N. 1718, 871.
1) Tractatus de veritate conceptionis B. V. pro facienda relatione
eoram Patribus Gono. Bas. a. D. 1487 mense Julio de mandato Sedis Apost.
Legatomm eidem ooncilio praesidentium, per R. P. F. Jo. de Turrecre-
mata S. T. P. Ord. Praed., tuno S. Apost. ral. Mag., postea S. R. £. Card.
Epiac Sabin., Romae 1647 (neu herausgegeben von £. B. Pusey). Bened.
XIV. De festis 2, 16, 10. Pusey, Eirenicon II, 72. 428.
2) Wenn Pins V. unter den Sätzen des M. Bajus auch (No. 78) den
To^ammte: ,,Niemand als Christus ist ohne Erbsünde; also ist die h. Jung-
frau wegen der von Adam ererbten Sünde gestorben und alle ihre wie
andi der übrigen Heiligen irdische Leiden waren Strafen einer wirklichen
oder der Erbsünde,'' so wollte er damit die Controverse nicht berühren.
232 Mariologie.
est Christi fidelium erga B. Y. M. pietas sentientium, ejus animam
. . . a macula peccati originalis praeservatam immnnein, atque in
hoc sensu ejus Conceptionis festivitatem celebrantium. . . Aucta et
propagata fuit pietas haec et cultus ... ita ut jam fere omnes
catholici eam complectantur. Er erneuert dann aber nur die von
früheren Päpsten zu Gunsten jener Ansicht erlassenen Decrete und
verbietet, diejenigen, welche die entgegengesetzte Ansicht festhielten,
der Ketzerei oder der Todsünde zu beschuldigen, da dieses von der
Komischen Kirche und dem apostolischen Stuhle noch nicht entschie-
den sei. Clemens XI. schrieb 1708 die Feier des Festum Concep-
tionis B. M. V. Immaculatae allgemein vor, Hess aber einen Abdruck
der Bulle, worin Festum Immaculatae Conceptionis B. M. Y. gesetzt
war, confisciren ^). Erst Gregor XYI. hat erlaubt in der Messe
Immaculata Conceptio zu sagen und der Lauretanischen Litanie Be-
gina sine labe originali concepta beizufügen. 1854 ist dann die Lehre
von der Imm. Conc. von Pius IX. zum Dogma erhoben worden. Son-
derbarer Weise steht aber das Decr. gen. II, 2 auch noch in den
nach 1854 erschienenen Indices; nur ist in dem neuesten hinter
den Decr. gen. und anderen Monita die Declaratio beigefügt: Wie-
wohl, nachdem 8. Deo. 1854 das Dogma von der Imm. Conc* definirt
worden, einige Werke, die darüber handeln und in den Index gesetzt
worden sind, daraus hätten entfernt werden müssen, so hat man doch
in dieser Hinsicht nichts ändern wollen, weil diese Werke auch um
anderer Gründe willen verboten worden sind; darum wird erklärt,
dass dieselben aus dem Grunde, dass sie auf die Imm. Conc. Bezug
haben und diese vertheidigen, keinem Yerbote unterliegen.
Unter den Orden standen seit dem Anfange des 17. Jahrh.
die Dominicaner mit der Ansicht von der befleckten Empfängniss
allein. Einer der bedeutendsten älteren Theologen des Jesuiten-
ordens, Maldonado, hatte um 1570 den Eid der Sorbonne getadelt
und war dafür in Rom denuncirt worden (I S. 450). Aber nach dem
Streite de auxiliis traten die Jesuiten in corpore auch bezüglich der
Imm. Conc. als Gegner der Dominicaner auf (Serry, Hist. p. 635).
Der Jesuit J. B. Fanre erhebt gegen die Dominicaner in seinem
Commentarium (I S. 177) p. 213 folgende Anklage: Der Domini-
caner Barth. Spina, Mag. S. P. unter Paul III. schrieb gegen die
Imm. Conc. (1542), der Franciscaner Petrus de Alva daÄr(1655);
dieser steht im Index, jener nicht, obschon er z. B. sagt: „Wenn
der Papst Schweigen geböte, so wäre er nicht mehr Papst oder
Statthalter Christi . . . Die Dominicaner können unbeschadet des
Decretes Sixtus* Y. die Meinung von der Imm. Conc. ^als ketzerisch
bekämpfen". Diese und andere Stellen wurden von den spanischen
Gesandtschaften, die unter Paul Y., Gregor XY., ürban YIII.,
Innocenz X., Alexander YII. nach Kom kamen, vorgelegt, das Buch
aber nicht verboten. Es ist 5— 6 mal gedruckt worden [aber nur
1) Bened. XIV. De festig 2, 15, 15. 22. 28. Ueber die älteren Mis-
salien und Breviere s. Pusey, Eirenicon II, 870.
Immaculata Conceptio.
233
Tor 1617], — AlexaDder VII. befahl auf den Titel des Buches des
Jesuiten Martin de Esparza Immaculata Conceptio zu setzen. Darauf
TCTweigerte der Mag. S. P. die Approbation mit den Worten : Wenn
der Papst das kraft seiner höchsten Gewalt befiehlt, mag er auch
die Veröffentlichung des Buches befehlen; meine Approbation nach-
iBsucheiiy ist dann nicht mehr nöthig [das Buch erschien 1655 zu
Som mit dem Titel Immaculata Conc. B. M. Y. deducta ex origine
pe(»&ti originalis; Hurter, Nom. 2, 3]. — 1646 wurden in Rom
Exemplare eines angeblichen Decretes der Inq. vom J. 1644 ver-
breitet, worin gesagt war, es dürfe nur Conceptio B. M. V. imma-
cdatae, nicht immaculata gesagt werden, und darauf hin befahl der
Mag. S. P., jene Formel auf Bildern und Büchertiteln zu corrigiren.
Die Franciscaner und die Spanier beklagten sich darüber, und Philipp
IT. erwirkte die Cassirung des Decretes. Franciscaner und Jesuiten be-
haupteten, dasselbe sei erschlichen oder gefälscht. Die Dominicaner ge-
standen endlich, das Decret sei nur aus einer bestimmten Veranlassung
for Bologna erlassen. Der Jesuit (7onsalvi, der in Sachen der Imm.
Conc Ton Philipp IV. nach Rom gesandt war, verlangte eine au-
thentische Abschrift; das Decret war aber weder in Bologna noch
in Rom im Arcbiv zu finden. (Etwas ähnliches berichtet Raynaud,
Apop. p. 63.) In der Sache der Imm. Conc. sind die Dominicaner
Partei and Richter zugleich, und zwar bei einem Gerichte, welches
ganz heimlich verhandelt. Sie erfahren, was die Franciscaner und
Jesuiten thuen und lehren; diese aber erfahren nicht, was die
Dominicaner dem Papste und den Cardinälen ins Ohr flüstern.
Spanien hat schon wenigstens zwölf Gesandtschaften in dieser An-
gelegenheit nach Rom geschickt. Unter Alexander VII. verlangte
der spanische Gesandte, die Dominicaner sollten von den Verhand-
lungen ausgeschlossen werden; man hiess sie gehen; der Papst be-
rieth mit den Cardinälen und liess einen Prälaten als Secretar fun-
giren, und in acht Tageri war die Bulle fertig. — Faure hätte noch
beifügen können, dass 1 649 der Tractat des Petrus de Vincentia de
eoneeptu Virginia neu herausgegeben wurde, angeblich von dem Do-
minicaner Antonius Reginaldus, der in Folge des dadurch entstan-
denen Lärms Rom verliess, aber 1652 zurückkehrte (Quitif 2, 662).
-- Ein Buch des Dominicaners Job. Martinez de Prado, Notitia
Tcridica scriptorum Ordinis Praed. de praeservatione Deiparae im-
maculatae V. M. a peccato originali. Liber I. praevius, quasi histo-
ricns de statu controversiae. Deest alter scholasticus edendus, si
Bobis a S. Sede Apost. fuerit specialiter indultum, Alcala 1661,
Torin namentlich gezeigt werden soll, dass die Lehre des h. Thomas
Boch nicht verworfen sei, steht im span., aber nicht im Rom. Index.
Prado schrieb auch 1662 eine Denkschrift für Philipp IV. circa
legem concionatoribus in Hispania impositam de laudanda initio ser-
Bonis Virginem conceptam sine pecc. orig. Er wurde von Philipp IV.
verbannt (Qu^tif 2, 624). Das einzige Buch eines Dominicaners,
welehes wegen der Imm. Conc. verb. wurde, ist das von Leonardi
(S. 85). Die 1676 erschienenen Praescriptiones de eoneeptu B. M.
V. von Launoy, von dem sonst so viele Bücher verb. sind, und die
^
234 Marlologie.
Dissertation theol. et hist. sur la Conception de la S. V., 1756,
210 S. 12., worin die Lehre direct bekämpft wird (N. E. 1778,
195), stehen nicht im Index.
Das erste grössere Buch zu Gunsten der Imm. Conc, welches
verboten wurde, ist das des italienischen Capuciners Jo. Maria Za-
, morus (Zamora), De eminentissimae D^iparae V. M. perfecüone 11.
3, Ven. 1629, Fol., verb. 1636. Raynaud, Apop. p. 171 sagt, es sei
verboten worden, weil darin die immunitas B. M. V. a debito
peccati orig. gelehrt werde (Scheeben, Dogm. 3, 533), und rühmt
die span. Inq., welche nicht nur das Buch nicht verboten, sondern
jene Lehre (bei Poza) gut geheissen habe. ~ Gleichzeitig wurde
verb. Maria concetta. Poema sacro dell* Abate Gio. Carlo Coppola,
Flor. 1635. Der Poet wurde 1643 Bischof von Muro und Hess za
Neapel 1649 sein Poema nochmals corretto dalF autor medesimo
drucken ( Nicodemi-Toppi p. 121). Im Index wird von dieser Aus-
gabe keine Notiz genommen.
Die fruchtbarsten Schriftsteller auf diesem Gebiete waren der
spanische Franciscaner Pedro de- Alva j Astorga, 1 1667, und der
Italiener Hippolytus Marracci aus der Congr. Cler. Heg. Matris
Dei, 1 1675. Von Alva wurden, da er auch „unpassende Waffen ge-
brauchte und die Gegner, namentlich die Dominicaner zu hart an-
griff*' (Hurter 2, 12), 1665 einige Bücher verb.: Nodus indissolu-
bilis de conceptu mentis et conceptu ventris (Brux. 1661) seu sab
alio titulo: Funiculi nodi ind. . . . ventris, Brux. 1663, 4., die 2.
Ausgabe jenes Buches^). — Sol veritatis cum ventilabro seraphico
pro Candida aurora Maria in suo conceptionis -ortu sancta, pura, im-
maculata et a pecc. orig. praeservata, Madrid 1660, Fol. — Von
Marracci's mehr als 100 Büchern (Hurter 2, 25) wurden 1667 verb. :
Alloquutiones pacificae pro immac. Deiparae Virginis conceptione;
Fxcusatio pro libello praenotato: Fides Cajetana, ac pro opere: Ca-
jetanus triumphatus ac triumphator in controversia Conceptionis B.
M. V.; Magister a discipulo edoctus in causa Conc. B. M. V.; Me-
ditamenta circa bullam Alexandri VII. in favorem Deiparae Virginia
ab orig. pecc. praeservatae editam. — Alva und Marracci polemi-
sirteu auch sonst scharf gegen die Dominicaner; letzterer wurde eine
Zeit lang in Eom in Haft gesetzt, weil er ein Buch gegen die Do-
minicaner durch Alva in Brüssel hatte zum Druck besorgen lassen
(V. Baron, Apol. I).
1677 wurde verb. Balduini Helenoccei, Doctoris Theologi,
Vera ac sincera sententia de imm. Conc. Deiparae Virginis ejusdem-
que cultus festivi objectis, in qua ad trutinam bullarum Apost.
Sedis appenditur et examinatur Synopsis hist. de eadem conceptione
F. Marcelli Siderei Cyriaci, opusculum extemporaneum lucidatum
1) Clement 1, 281. Qu6tif. 2, 765. 789, wo auch die Gegenschriften
verzeichnet sind. — Baillet I, 146 sagt, Alva sei le jouet des Dominioaine,
la confosion des Cordeliers et le rebut de l'Eglise geworden. — Er schrieb
auch unter dem Namen Petrus a Conceptione und Jo. Garcia de Loaysa.
Hurter 2, 13.
Mariae Himmelfahrt.
236
sab relo hominis diaphano. Cum. lic. snp., Salisb. 1 668, 4., mit dem
Zysalze: qui liber etiam sub nomine Jo. Lud. Scboenleben Car-
lioli Labacensis circnmfertur^). Schönleben, geb. zu Laibach, war
Ins 1651 Jesuit, dann Decan zn Laybach, f 1681. 1679 wurde von
ilim noch yerb.: Palma virginea sive Deiparae Y. M. de adversariis
sitae imm. conceptionis victoriae. — Steph. Chiesa, Epistolica»
Dissert. scoti-thomistica Buper facti quaestione, utrum Doctor angelicus
docneiit, B. Yirginem fuisse immunem a pecc. orig., Turin 1716,
Bit d. e. verb. 1729. — Das Buch des Jesuiten Thomas Strozzi,
CoDtroTersia della Concezione della B. Yergine Maria descritta isto-
rieamente, Palermo 1700 (2. Ed. 1703), 2 Fol., welches von Hurter
2, 349 als „weniger kritisch^* bezeichnet wird, wurde ohne Zweifel
wegen der Ausfalle gegen die Dominicaner (Faure stützt sich bei
der oben mitgetheiltea Anklage ausschliesslich auf Strozzi) 1704
Terb. — Im span. Index steht von diesen Büchern keins, aber Alph.
Sanehez Zarzosa, Thesaurus Conceptionis imm. Y. M. Dei genitricis,
1631.
Ausser dem Gedichte von Coppola steht noch eine Eeihe von
anderen Gedichten im Index: Dialogo per musica a favore deir
inm. Concezione nel primo istante, verb. 1680. — Quatre sonnets
a Thonneur de la tris-pure et tres-immaculie Conception de la Yierge
Marie, par le Pore Anne- Joachim de J^sus-Marie, verb. 1686. —
La gar a delV intelletto e della volonta, il giudicio della sapienza
e la vittoria della grazia, da cantarsi nell' accademia de^ Signori
Afädati nella cittä di Pavia la vigilia dell' Imm. Conc. della S.
Yergine, delV accademico Affidato Concorde, Pavia 1690, verb. 1693.
Der Yerfasser ist der Principe der Academie, der Senator Cesare
Pagani. — Wahrscheinlich hat man die Yerordnung Pius' Y., dass
die Controverse nicht in Predigten oderYeTsammlungen von Personen
beider Geschlechter verhandelt werden solle, auf diese Yerse ange-
wendet.
2. Um 1670 wurde die Ansicht von der leiblichen Aufnahme
Mariae in den Himmel Gegenstand einer Controverse. In der Pariser
Gathedrale war am 15. Aug. bis zur Mitte des 16. Jahrh. aus dem
Martyrologium des Usuardus ein Passus verlesen worden, worin es
heisst: Corpus (Mariae) etsi non inveniatur super terram, tarnen
Eccleaia ejus memoriam sie festivam agit, ut pro conditione eamis
eam migrasse non dubitet; quo autem illud . . . nutu et consilio
divino occultatum sit, plus elegit sobrietas Ecclesiae cum pietate
nescire quam aliqnid frivolum et apocryphum inde tenendo docere.
Seit der Mitte des 16. Jahrh. war dann statt dieses Passus eine
Homilie verlesen worden, welche sich an die Legende anschloss.
1668 beachloss das Capitel, fortan wieder jene Stelle des Usuardus
Torlesen zu lassen. Die Canonici Nie. Ladvocat Billiald und Jacob
Gaudin bekämpften diesen Beschluss, der Canonious J. Claude Joly
Tertheidigte ihn. Card. Bona correspondirte darüber 1676 mit Joly
1) Yülani, Yisiera p. 63. Backer 6, 621.
296 Mariologie.
und deutete an, dass er der allgemein verbreiteten Anschauung ent-
gegentrete*). Indes» kam keine von Joly's Streite chriften in den
Index, aucli nicht J. Boileau's Observationes adv. Gaudini 1. pro
corporea SS. Deiparae assumptione contra Cl. Jolium, wohl aber
Launoy's De controversia super exscribendo Parisiensis Eccl. mar-
tyrologio exorta Judicium, Lauduni 1671 (zuerst 1670, Opp. I, 1,
84) und Diversi generis erratorum, quae in Parthenicis Nicolai Bil-
lialdi vindiciis [1672] exstant, 1672, verb. 1690 (gleichzeitig mit
vielen anderen Schriften Launoy's und wohl nicht geradiB wegen der
Bestreitung der Legende). Auch eine neue Ausgabe des Pariser
Breviers wurde in Rom 1680 — 82 in Untersuchung genommen, weil
darin das Officium Assumtionis nach Usuardus geändert war (Michaud
4, 290) ; man liess die Sache aber fallen. — lieber denselben Punkt
entstand nochmals eine Controverse, als der Löwener Professor
P. J. Marant eine IHscussio bist., an de fide sit aut saltem ita cer-
tnm et de Ecclesiae mente, B. Y. M. et corpore in coelum assnm-
tam esse, ut haereticum sit aut saltem temerarium de eo coram hi-
storiae eccl. studiosis modeste inquirere, Lov. 1786, 283 S. 8, trotz
des Abmahnens des Erzbischofs nnd des Rectors veröffentlichte^).
— Benedict XIV. De festis 2, 8, 18 sagt: die leibliche Assumtio
Mariae sei eine pia et probabilis opinio, die zu bestreiten temerär
sei, aber kein Dogma; die dafür angeführten Bibelstellen könnten
anders erklärt werden, nee est ejusmodi traditio, quae satis sit ad
evehendam haue sententiam ad gradum articulorum fidei. In neuester
Zeit wird aber die Dogmatisation der Ansicht betrieben, und Dom.
Amaldi, Super transitu B. M., Grenua 1879, hat sogar zu beweisen
versucht, Maria sei gar nicht gestorben').
3. Grrossen Lärm erregte es, als durch ein Edict des Mag. S.
P. Capisucco vom 17. Febr. 1678 verb. wurde: Officio dell' Irnma-
colata Concettione della Santissima Yergine nostra Signora, appro*
vato dal Sommo Pont. Paolo V., il quäle a chi devotamente lo re-
citerä, concede indulgenza di cento giomi, [come apparisce nel sno
breve dato Roma, 3. Luglio 1615], in Milano per Franc. Vignone
(es handelt sich um ein lateinisches Officium; denn es wird ange-
geben, es fange an: Ad Matutinum. Ave Maria. Y. Eja mea labia,
nunc annunciate, und schliesse mit der Oration : Dens qui per imma-
culatam Yirginis Conceptionem). Das Decret ist vollständig abgedr.
bei Thiers, Tr. des superst. 4, 144. Das Yerbot wurde vielfach als
ein Yerbot des Officium Imm. Conceptionis überhaupt gedeutet, als
solches von den „Jansenisten" in Frankreich und den Niederlanden
eifrig verbreitet, von den Spaniern, Franciscanern, Jesuiten u. s. w.
sehr übel anfgenommen. Der Kaiser Leopold schrieb darüber an
Innocenz XI. Dieser antwortete 18. Dec. 1678, das Schriftchen sei
1) Jo. Bonae Epist. sei. ed. Sala No. 169. 176. 188. 188. Nat. Alex.
S. 2, p. 1, art. 8. Hurter 2, 413.
2) N. E. 1786, 167; 1787, 41. 200. Backer 6, 184.
8) Scheeben, Dogm. 8, § 281. Lit. Rundschau 1888, 673. Kath.
1882, 1, 881.
i
Officio delP Immao. Conc. 237
ferboten worden, weil die Angabe, Panl Y. habe für das Officium
einen AblasB verliehen, unrichtig sei (in dem Beeret der Ablass-
Congr. vom 7. März 1678 wird dieser Ablass für apokryph erklärt),
■nd ans anderen Gräuden; das Verbot treffe nicht das Officium,
welches seit der ältesten Zeit mit Erlaubniss des h. Stuhles in der
Kirche recitirt werde; der Nuncius werde mündlich eingehender
iBtworten. Die „anderen Gründe'^ scheinen Abweichungen des be-
treffenden Officiums von dem in Rom approbirten gewesen zu sein,
lamentlich die Beifügung des Immaculata vor Conceptio; denn es
wird berichtet, der Papst habe eine neue Ausgabe genehmigt, in
weleher sancta conceptio zu setzen sei, und in welcher der Mag.
S. P. auch Domina, exaudi orationem meam in Domina, protege or.
BL und sonst noch einige Kleinigkeiten geändert habe. — Einen
iateressant^n Bericht über die Vorgänge in Rom gibt ein Brief eines
dortigen Jesuiten. vom 10. Sept. 1678^): „Der Mag. S. P. hat das
Off. kraft eigener Autorität ohne ausdrücklichen Auftrag und ohne
Yorwiasen der Cardinäle der Inq. verboten, wie uns Card. Kithard
g«Bgt. Das Verbot hat viele verletzt, namentlich die Spanier.
Unser Cardinal hat das dem Papste vorgestellt. Er hat auch dem
Mag. S. P. Vorhaltungen gemacht und ihm bemerkt, das Off. hätte
wegen der darin erwähnten Ablässe nicht unbedingt, sondern nur
vorläufig, bis zur Beibringung des betreffenden Ablass-Breve^s ver-
boten werden dürfen. Das Verbot braucht uns also als ein unüber-
legtes nicht zu rühren. Der Papst hat in diesem Jahre viele Ab-
lasse, für die kein Breve existitirt, für ungültig erklärt (s. S. 207).
Bas haben die Dominicaner benutzt, um das Off. zu unterdrücken,
da sie gegen das Decret Alexanders VII. nichts machen können.
Aueh wenn das Verbot rechtsgültig wäre, würde es [als von dem
Mag. S. P. ausgegangen] nur für den Kirchenstaat gelten, nicht für
das übrige Italien, noch weniger für die Ultramontanen. Und da
das Verbot jenseits der Alpen nur Aergerniss hervorgerufen hat,
wird es vielleicht bald modificirt werden. Das ganze litthauische
Heer hat eine ganz militärische Epistel an den Papst gerichtet und
sieh über das Verbot beklagt. Es wäre an der Zeit, die Frechheit
der Mönche zu unterdrücken und das Decret Alexanders VII.,
welches von einem Papste und nicht von einem beliebigen Mönche
aasgegangen ist, aufrecht zu halten.^' Ein Kölner Jesuit schreibt
25. Aug. 1678: „Auch hier verbreiten die Dominicaner das Decret.
Da die Anhänger der Meinung der Franciscaner ihren Unwillen
äusserten, hat der Nuncius den Dominicaner, der sich Inquisitor
sennt, fragen lassen, ob er das Decret direct von dem Mag. S. P.
erhalten, was dieser verneinen musste. Dem Nuncius ist das Decret
nicht, wie andere Decrete, von Rom übersandt worden. Er hat
darüber nach Rom geschrieben, wie auch im Namen des Kurfürsten
der Weihbischof und Generalvicar. Wir beachten das Decret nicht,
so lange es uns nicht in gesetzlicher Weise intimirt wird,** In Rom
1) MuDchener Hofbibl. Codd. Moll. 109.
1
238 Mariologie.
hat man das Verbot nicht als nur für den Kirchenstaat gültig an-
gesehen nnd anch nicht, wie vielfach angegeben wird, cassirt; es
steht in allen Indices, und erst in den neuesten ist beigefügt : eine
zu Rom 1835 mit Erlaubniss der Oberen gedruckte emendirte Aus-
gabe sei gestattet. — Mit der Controverse über dieses Off. scheint
zusammenzuhängen: De Officio Imm. Conc. Deiparae antiquissimo
et devotissimo, parvo mole, magno mysteriis, recens per anonymum
correcto et Lucensibus typis edito Observationes Sigismuodi a S.
Maria Theologi ex SS. Patribus et Doctoribus, praesertim Ordinis
PP. Praed. desumtae, Paris 1681, verb. von der Inq. 1682.
Andere Officia wurden wohl auf Grund des allgemeinen Ver-
botes der nicht approbirten Officia (Decr. gen. IV, 5) oder der
Uebersetzung des Off. parvum (I S. 439) verb. So stehen im Index
ein Officium . . . Imm. Conc, zwei Offices de la Conception, unter
Fil. M. Bonini (s. Mazzuch. s. v.) L'officio di M. V. trasportato
all* ital. lingua per comandamento . . . di Eleonora Aug. Reg. di
Boemia ed Ungheria, Wien 1672, verb. 1674, — De Kleine gety-
den (s. u.) und: Die Regel des dritten Ordens so von dem Sera-
phischen Patriarchen S. Francisco . . und (mit) dem Officio B. M. V.,
Strassb. 1729, verb. 1742. — Dazu kommen noch andere Marien-
Gebetbücher, von Octavius Bayardus (er bezeichnet sich als Re-
fereudario dell' una e dell' altera Segnatnra, Accademico £truBco
e Gittadino Romano), von Mich. Ang. Athanasins und von ünelia
(S. 215); — Henr. Heuel, Off. B. M. V. parallelometricum una
cum litaniis Lauret. . . Wien 1700, verb. 1789, ferner anonyme
unter Meditazioni, Novena, Orationi, und eine Reihe von Schrift-
chen, die Ben. aus der Nota entnommen: Allegrezze, Benedizione,
Confitemini, Contemplazione, Contrast^, Dolori, Lamento, Pianto,
Orazione, Transito. — Auch einige Sammlungen von Marien-
predigten und dgl. stehen im Index unter Greg. Gallicanus (d. c;
Observant in Mailand), Lucas aMonteforti (Minorit), Girol. Clo-
dinio seu Klodzinsky (Theatiner; sein Bruder Carlo wurde 1686
General des Ordens, Vezzosi 1, 272), Gius. Saliceti (S. 16), Diego
de Lequile (d. c. ; Franciscaner, Hofprediger des Erzherzogs Fer-
dinand Karl, später Bischof von Almisso in Dalmatien; Freytag,
Anal. 524).
Wenn einige Schriftchen zu Ehren der Madonna von Loreto
im Index stehen, so hat das seinen Grund in irgend welchen Extra-
vaganzen ; die Legende von der Translatio almae domus Lauretanae
ist durch die Indulgirung eines besondem Festes (10. Dec.) durch
Innocenz X. und durch die Verleihung von Ablässen für den Be-
such des h. Hauses durch Paul II. und Sixtus IV. approbirt. Vittorio
Briganti, Novelli fiori dellaVergine Maria di Loreto e santa casa
sua, Ven, 1600, verb. 1603 (der Verfasser, ein Beneficiat an der
Santa Casa hat nach Mazzuch. 1606 eine Geschichte der Translation
mit Berichten über Wunder, Verzeichniss der Ablässe und Weisungen
für Pilger herausgegeben). Aus der Nota hat Ben. aufgenommen:
Orazione della Madonna di Loreto, beginnend: 0 vergin di Loreto,
alma Maria.
NovarinuB. Sidereo u. a
2d9
Fine« ^^'^ vielen Bücher des Theatiners AloysiuH Novari-
/+1ß60) Vit» di S. Maria nel venire di S. Anna, Verona 1641,
"L \ttA^ 'und 16^0 mit d. c. verb., wie Raynaud behauptet.
nide lft42 «
ii^eblich
gtteB ~
^-•en eines einzigen Wortes, welches noch dazu einer
n tnnl? f^^*^ gewesen, in Wirklichkeit wegen der Verthei
^ Imin. Conc, — ^ie Casalas p. 582 erwidert, wegen
u ^T^M^htnoJ? der päpstlichen Decrete (gegen die Verketzerung
^icfit-Deac jgo nicht wegen des abentenerlichen Themas, welches
der Gegner j, ^ ^qq in 63 Capiteln (Opuscoli App. p. 59-^4) be-
wehvettosi .^.^^ ^^ p^^ gedruckte Novena in onore delli 9
todelt ^^^^' 1^ B. V. dimorö nel ventre di 8. Anna, von der
Mm »« ^^^** ^ Btebt nur in der Raccolta, nicht im Index.
Im 1704 vem-^ " '
^" Y 165"^ wurde mit d. c. ein ascetisches Werk verb.,
TT- **nzo Caraff^j f 1649 als 7. General der Jesuiten, pseu-
we\chc8\ince ^^.^^^^ batte, und welches zuerst 1641 zu Neapel
donym vcrone ^^ ^^^ ^^^^ ^^^ ^^^^ gedruckt war: Camino de
" ^ . 1 i-jj ivv»-* *v»*/\/ uuu j.«/«/** ^vuiuu&t wax. v/auiiuvf Uel
dttn «^^^"**l.^tiche spirituali del P. Luigi Sidereo della Comp,
aelo ^^^^^^ ^2. Baynaud (bei Casalas p. 583) sagt, der damalige
~^^''. T -' j^dex-Congr., Raymund Capisucco (er nennt ihn Caput
becTCtar ug^tte a^^^ Betreiben seines zum General der Domini-
^^ h^rörAerten Vorgängers J. B. de Marinis das Buch in den
T'ä^ eljracbt, ^^^^ dann die Imm. Conc. vertheidigt werde; da
• j- ß« Qrnnd nicht hätten geltend machen können, hatten sie
f 1 de nugae vorgebracht: 1. Caraffa sage, die h. Jungfrau sei
rvfthrend ibres Aufenthalts) im Tempel von den Engeln mit himm-
r hem Kectar gespeist worden; 2. er sage, die Gnade Maria's sei
vom ersten Augenblicke ihres Lebens an grösser gewesen als die
der reinsten Geschöpfe; 3. er citirte den h. Bemardin von Siena,
der Maria als Dea bezeichne. Das erste, sagt Raynaud, lehrten
auch die bedeutendsten Väter und sehr viele Neuere; das zweite
fei eine fromme und probabele Meinung *), die von vielen vorge-
tragen werde unter Berufung auf Ps. 86 ; wenn das dritte verdamm-
lieh sei bfttte man zuerst den h. Bemardin verdammen müssen;
tbriffenB sei in Rom um dieselbe Zeit mit Approbation des Mag. S. P.
YiDc. Candido der Commentar des Hipp. Marracci zu den Reden des
IsidoT von Tbessalonich erschienen, in welchem eine 10 Seiten lange
Polemik g'egen Raynaud stehe, der in dem Nomenciator Marianus
sesairt man solle Maria nicht Dea nennen ; dieses geschehe aber
aoeh von vielen anderen. Casalas erwidert darauf nur, man wisse
1) Heutzutage wird ohne Widerspruch der Index- Congr. gelehrt:
Vg ennbt sieh mit Evidenz, wie besonders seit dem Ephesinum stets in
der Kirche festgehalten worden, dass die heiligmachende Gnade Mariens
^cnigftenB seit der Empfängniss Christi, — mit hinreichender Sicher-
brit aber auch seit ihrer ersten Heiligung, grösser war als die Gnade
lieiti nur der höchstbegnadigten Menschen, sondern auch der höchsten
iwmI " Scheeben, Dogm. 3, 616. Die Bezeichnung Dea lehnt aber
IX weh Scheeben S. 606 ab.
^
240 Mariologie.
nicht, warum Caraffa's Buch verboten worden sei. Vlnc. Baron,
Apol. II, 182, gibt dieselben drei Gründe an wie Raynaud. Von
Caraffa's Werk erschien eine neue — ohne Zweifel expurgirte —
Ausgabe unter seinem Namen zu Köln 1660 (eine deutsche Ueber-
setzung Augsb. 1747).
Ein Buch eines französischen Franciscaners (Recollecten),
welches eine der ärgsten unter den vielen argen mariologischen Yer-
irrungen enthält, wurde 27 Jahre nach seinem Erscheinen, nachdem
es der Bischof Persin von St. Pons denuncirt hatte (Bossuet 41,
264), verboten: La devotion a la Mere de Dieu dans le tres-saint
sacrement de l'autel, fondee sur les unions qui sont entre son fils
et eile en ce divin mystere. Par le R. P. Zepherin de Someire,
Narbonne 1663, verb. 1700. Er le^rt, wie Ben. XIV. De beatif.
1. 4, p. 2, c. 31, n. 32 berichtet: in sacramento altaris nos habere
non tantum sanguinem Deiparae, quatenus in carnem et ossa Christi
mutatus est, sed etiam partem sanguinis in propria specie, neque
solum veram carnem ipsius, sed etiam aliquid singulorum membro-
rum, quia sanguis et lac, ex quibus formatum et nutritum fuit cor-
pus Christi, missa fuerunt ab omnibus et singulis membris B. V.
Diese Lehre wurde, wie Ben. berichtet, als irrig, gefährlich und
ärgernissgebend bezeichnet und die darauf basirte Verehrung der
h. Jungfrau im h. Sacramente verworfen ^). Dasselbe hatte übrigens,
wie Ben. beifügt, schon 1653 der Jesuit Christoph Vega in seiner
Theologia Mariana gelehrt, die nicht im Rom. Index steht (im span.
wird sie expurgirt; in diesem fehlt aber Someire. Mich, a S. Jos.
4, 503).
üebrigens stehen viele Bücher, welche sehr bedenkliche Lehren
über Maria vortragen, nicht im Index ^). In dem 1631 erschienenen
Viridarium sacrae et prof. eruditionis des Jesuiten Franc, de Men-
doza wird, wie Arnauld 8, 493 berichtet, die Frage, utrum B. Vir-
ginis cultorem in aeternum damnari omnino impossibile sit, bejaht
mit der Motivirung: Haec impossibilitas ex eo oritur, quod B. V.
suo patrocinio semper impetrat a Deo auxilia gratiae congruae,
quibus cultores alioqui pravi ac scelerati ad Deum convertuntur,
und die Recollecten zu Lüttich Hessen demgemäss 1676 die These
vertheidigen : Frequens confessio et communio et cultus B. V. etiam
in iis, qui gentiliter vivunt, sunt signum praedestinationis. Der
ans Pascals Provincialbriefen bekannte Jesuit Paul de Barry em-
1) Eine ähnliche Ansicht hat im 19. Jahrh. Oswald vorgetragen;
sein Buch ist wegen dieser und anderer Ansichten verboten worden (Schee-
ben. Dogm. 3, 619). Die Dublin Rev. 1867, Jan. p.220. 230 nimmt unter
Berufung auf Suarez und andere Jesuiten eine solche Ansicht in Schutz
und meint, Benedicts XIY. Angabe, sie sei verdammt worden, werde
irrig seinl
2) Im span. Index wird seit Sot. s. v. Ponce und Tenauderius eine
fabulosa historia de obstetricibus explorantibus virginitatem B. V. erwähnt,
die überall gestrichen werden soll.
Someire tt. a. Stellarium. d4l
pidilt in der Schrift Le paradis ouvert k Philagie par oent divo-
tionfl k la M^re de Dien (1636 — 58 in 16 Auflagen erschienen,
ueh ins Dentsche, Holländische, Italienische und Lateinische über-
setzt; Baeker s. y.) n. a. folgende Devotionen: choisir plutdt Tenfer
qae si la S. Yierge n^^tait pas m^re de Dien, quitter sa place du
pandis, si besoin ^tait, pour eider ä la S. Y.; grayer et former
BOT 8on coenr le nom de Marie, par honneur ne prononcer pas le
lom de Marie en lisant, mais en substituant un autre, donner des
oeillades amourenses aux images de la S. Y. u. s. vr., und, wie
Thiers, Tr. de superst. 4, 80 sagt, le hon P^re s'imagine que toutes
e<8 diyotionettes sont autant de clefs du paradis.
5. Im J. 1640 schritt die Inq. gegen die yon den Francis-
eanem gegründeten Sodalitates sub nomine Stellarii Imm. Concep-
tionifi B. M. Y. ein. Man deutete die Yision yon dem Weibe mit
mem Kranze von zwölf Sternen (Apok. 12, 1), als ob dadurch
dem h. Johannes die Imm. Conc. geoff6nbart worden wäre, fabricirte
in diesem Sinne eine Collecte, feierte im August ein Fest yom Stella-
rram und führte einen besondem Kosen kränz mit 12 Perlen ein.
Die Inq. löste 1640 die Bruderschaften auf, reyocirte ihre Ablässe
Qod yerbot das Beten der Corona sub titulo Stellarii. Das Beeret
Tmrde dem General der Minoriten intimirt und Fer. Y. 28. Noy.
1642 nochmals bestätigt i). Die Ablass-Congr. erklärte 1678 die
diesem Rosenkränze yerliehenen Ablässe für apokryph. In der Rac-
colta wird auch ein libretto: Stellario deir Imm. Conc. della B. Y.
erwähnt (auch im span. Index unter Estellario). Im Eöm. Index
steht dieses nicht; aber mit dieser oder einer ähnlichen Deutung
TOB Apok. 12, 1 hangen zusammen: Lode sopra li 12 priyilegi
eoncesfli dalla SS. Trinitä alla B. Y. M. in onore della sua Imm.
Conc, Yen., yon der Inq. yerb. 1712; Corona di 12 stelle da
poTsi in capo alla grande Imperatrice del cielo • . ., Fano 1733,
yerb. 1734; Corona d*oro a M. Y. contenente i 12 priyilegi che
^ode in cielo, yerb. 1787.
Ein Decret der Inq. Fer. lY. 5. Juli 1673 (Alb. p. 617. A.
J. P. 1, 1242) besagt: Ordens- und Weltgeistliche hätten Bruder-
schaften der Sclayen Mariae« Schiayi della Madre di Dio, errichtet,
so die Mitglieder derselben kleine Ketten yertheilt, die als Zeichen
dieser Sclayerei am Halse und an den Armen zu tragen seien, Bilder
md Medaillen yerbreitet, auf welchen diese Sclayerei dargestellt sei,
nad Büchlein mit den Regeln und zur Empfehlung der Bruderschaft.
Die Inq. habe diesen Missbrauch nn yerschiedenen Orten durch
ipecielle Edicte zu unterdrücken gesucht ; da derselbe aber in Folge
^er Bemühungen einiger immer mehr um sich greife, erlasse sie
jetzt ein allgemeines Edict: die Bruderschaften würden hiermit auf-
1) Dieses Decret bei Porter, Systema decretorum p, 628. Schneider
B. 224 sagt: „Es gibt einen Bosenkranz von der unbefl. Empf. von 12
Körnern, dessen Ablässe 1678 für falsch erklärt wurden, und einen echten
n Ehren der 12 Privilegien Mariae, dem 1660, und die sog. Corone von den
12 Sternen, der 1888 ein Ablass verliehen wurde.
Btiueh, Index n. 16
242 Mariologie.
gelöst, der Gebrauch der Kettchen untersagt und die Büchlein,
Bilder und Medaillen bei den im Index angedrohten Strafen ver-
boten. Es stellte sich aber heraus, dass es nicht bloss Sclaven
Mariae gab. Clemens X. erliess 15. Dec. 1673 ein Breve (Porter,
Systema p. 643. A. J. P. 1, 1243)^ worin es heisst: es seien
Bruderschaften unter der Anrufung des h. Sacramentes, der h. Jung-
frau und des h. Joseph unter dem Titel ,,Heerde des guten Hirten"
mit Erlaubniss von Bischöfen und sogar des Papstes errichtet worden,
in deren Kegeln der Gebrauch gewisser Kettchen und andere der
Lehre und Praxis der Kirche nicht entsprechende Dinge vorge-
schrieben seien und welche Schriften, Blätter und Bilder verbreitet
hätten, die Aergerniss geben könnten. Die Bruderschaften würden
hiermit nach Anhörung der Inq. aufgehoben, die Schriften, Bilder,
Kettchen u. s. w. verboten. Demgemäss werden (in den Indices
seit 1681 unter Libelli, genauer seit Ben.) in den Decr. gen. III,
3. 4 verb. : Bilder und Medaillen für die Bruderschaften der Sclaven
der Mutter Gottes, welche die Mitglieder mit Ketten darstellen,
und Bücher, in denen die Hegeln stehen . . . Bilder, Kettchen,
Zettel und Bücher für die Bruderschaften vom h. Sacrament, der
h. Jungfrau und des h. Joseph unter dem Titel He erde des guten
Hirten, auf welchen Menschen an Christus, das Ciborium, die h. Jung-
frau, den h. Joseph oder einen andern Heiligen angekettet (pendali
a Christo etc.) dargestellt werden^). Speciell werden im Index als
durch ein Decret vom 2. Oct. und das Breve vom 15. Dec. 1673
verb. verzeichnet: Regole da osservarsi dai devoti di Maria che
professano d^essere incatenati schiavi di lei, -r- Lo schiavo della
Madonna santissima ovvero prattica di conservarsi perfettamente
per servo della B. V. M., — Catena preziosa de' schiavi della
santiss. ed immacol. Eegina del Cielo, Madre di Dio, — Sommario
della schiavitudine di Giesü sagramentato, Maria immacolata e Giu-
seppe giusto, intitolata Ovile del buon pastore, — Gregge del
buon pastore e piü perfetta schiavitudine di Gesüi sagramentato
. . . giusto (nach den älteren Indices ein Zettel).
Der Unfug scheint auch am Rhein und in Belgien Verbreitung
gefunden zu haben; wenigstens wird in den 1673 erschienenen Mo-
nita des Kölnischen Juristen Widenfeld dagegen polemisirt, und der
Bischof von Tournay vertheidigt diesen unter Bezugnahme auf
das Römische Verbot gegen eine Streitschrift (s. u.). — In Frank-
reich wurde diese Devotion u. a. durch Louis Marie Grignon de
Monfort befördert. Als es sich bei dessen 1838 eingeleitetem Cano-
nisationsprocesse um die Prüfung seiner Schriften handelte, wurde
1) Eine merkwürdige ünkenntniss des Index verräth es, wenn der
Jesuit Schneider, Die Ablässe S. 424 das Decr. gen. III, 3 mit der Be-
merkung anführt, es stehe in dem Index, „wie er auf Befehl S. H. Gre-
gors XVI. herausgegeben und 1841 in Rom gedruckt wurde, in der Vor-
rede S. XLV, No. 3'*, und dann vollends noch beifügt: „dasselbe Verbot
hatte schon die Congr. der Ablässe durch ein Decret vom 18. Dec. 1821
erlassen.**
Sclaven Manae. Maria del Lume.
243
^n eine sur l'esolavage de la S. Vierge eingewendet, dass darin
ki Tragen gesegneter eiserner Eettchen als Zeichen de i'esclavage
k Jesus et Marie empfohlen werde. Zur Vertheidigung Montforts
firde angeführt, die Devotion der Sclaverei Mariae werde schon
T9B der Dominicanerin Agnes de Jesus, f 1603, erwähnt; die Yer-
Jtfflmnng derselben durch den Index [die Inquisition] beweise nicht,
•kss sie nicht vom h. Geiste eingegeben sei, sondern nur, dass sich
lÜssbräuche io dieselbe eingeschlichen, die der h. Stuhl verdammt
hbe; sie beziehe sich übrigens auch nur auf Braderschaften, nicht
«if einzelne Personen und nicht auf die Form derselben, die Mont-
fort empfohlen habe. Die Biten-Congr. entschied 1853: die Schrift
ober die Sclaverei der h. Jungfrau komme gar nicht in Betracht,
k snr eine angeblich nach dem Autographon Montforts angefertigte
AJMchrift vorliege, also nicht erwiesen sei, dass sie von ihm her-
nlire; in den Schriften, von denen Montforts Originalhandschrift
Torfiege, komme nichts vor, was der Fortsetzung des Canonisations-
proccsses im Wege stehe. Darunter ist aber ein Trait6 de la vraie
^erotion & la S. V., von dem der Promotor fidei bemerkt hatte, es
kirnen viele Sätze darin vor, die einer Explication bedürften (A. J.
P. 1, 737. 1049), und in welchem auch der Ausdruck Sclaven Mariae
felir&acht wird^).
Mit den £dicten von 1673 war jedenfalls die Sclaverei Mariae
sieiit far immer beseitigt. Im J. 1761 bestand in Montpellier eine
Societe de Tesclavage de la S. V. und war dort ein in Paris ge-
dniektes Schriftchen Dieu seul ou le saint es ciavage de la Mere de
Kea verbreitet (N. E. 1761, 39); die span. Inq. verbot, wie der
index von 1790 s. v. Aurora zeigt, 1755 ein zu Grranada 1701 ge-
ecktes Sumario de la Esclavitud de Jesus Sacramentado, Maria
lannac. j Justo Joseph von Jos. Man. de la Aurora; die Riten-
CoDgr. musste 1821 die alten Verbote in Erinnerung bringen, und
Schneider 8. 425 bemüht sich zu zeigen, dass ein Rescript Gre-
ITOT» XVI. von 1833, durch welches angeblich eine Bruderschaft
rom Sclavendienste Mariens genehmigt werde, wenn es echt sei,
9eh nur auf eine Confratemitä dei servi (nicht schiavi) di Maria
l>eaehen könne.
In einem Decrete der Congr. der Riten vom 27. Jan. 1742
(Bened. XTV. Beatif. 1. 4, p. 2, c. 31, n. 33) heisst es: in Sicilien,
Maentlich in Syracus seien drei anonyme Schriftchen über eine An-
^ht zu Unserer Lieben Frau vom Lichte (Madre Santissima del
Unie) verbreitet; es werde unter Berufung auf Revelationen zur
1) Diese Schrift ist von F. W. Faber 1863 und von einem andern
18M in englischer üebersetznng herausgegeben worden und hat in Eng-
bfid lebhafte Discassionen hervorgerufen. Man hat schliesslich gesagt,
^ üebersetznng sei schlimmer als das Original. Pusey, Eirenicon 111.,
•^2. Dublin Rev. 1871, Jan. p. 87. Der Bischof UUathorne von Birming-
^ eiklärte 1866 : man habe die von Montfort empfohlene Andacht auch
« wner Diöcese eingeführt, er habe sie aber sofort untersagt, ohne von
*Tn päpstlichen Verbote etwas zu wissen. Th. Lit.-Bl. Ib66, 295.
^14 FäUohuDgen.
Feier eines Festes mit diesem Namen (am Mittwoch in der Octa'V
von Christi Himmelfahrt) aufgefordert, in der Litanie etwas beige-
fügt und Bilder und Medaillen vertheilt. Alle diese Dinge wurden
verboten, die Schriftchen suspendirt, bis die Index-Congr. sie f^e-
prüft habe. Diese verbot dann 1745: La divotione di Maria madre
santissima del Lume, distribuita in tre parti e dedicata a . . . Cristof.
Fernandez de Cordova e Alagon, Yicer^ . . . del Begno di Sicilia.,
da un Sacerdote della Comp, di Gesüi, Palermo 17H3, 2 vol. 12.
Das Buch ist nach Backer von dem Jesuiten Giov. Ant. Genoveei
unter Mitwirkung von Emanuel Aguilera verfasst. 1761 wurde aucli
ein span. Schriftchen von Jos. de Tobar verdammt: La invocacion
de N. S. con el titulo de Madre santisima de laLuz . . reimpreso
en Zaragoza 1758.
Mit einer andern derartigen Devotion hangen zusammen : Gratie
concesse da Maria nostra signora imm. a molti divoti del digitmo
perpetuo in pane et acqua in honore della sua purissima Concettione
. . . Col modo di fare detto digiuno, verb. 1683, seit Ben. unter
Buonav. Ferrara, — Digiuno perpetuo istituito in onore dell'
Imm. Conc. di Maria sempre virgine nella terra di Soriano, — Ri-
cordo per il digiuno perp. ist. in onore delV Imm. Conc, beide
verb. 1789.
36. Fälschnngeii.
In den Decreta generalia II, 10 werden verboten alle ge-
schriebenen und gedruckten Bücher, Tractate, Gutachten, Com-
mentare u. s. w. über die bei Granada gefundenen Bleitafeln
(laminae plumbeae) mit alten arabischen Schriftzügen und über
die in einem Thurme zu Granada gefundenen Schriften. In
Schriften, wird beigefügt, die davon nur gelegentlich handeln,
sind die betreffenden Stellen zu streichen. Die fraglichen Blei-
tafeln und Schriften, die angeblich aus der apostolischen Zeit
herrühren, wurden 1588—97 gefunden und, obschon die Fäl-
schung handgreiflich ist, erst 1639 vorläufig, 1682 definitiv in
Bom verworfen. Die damit in einem gewissen Zusamncien-
hange stehenden gefälschten Chroniken des Flavius Lucins
Dexter u. a. wurden weder in Rom noch in Spanien verboten.
— Von den zahlreichen Schriften über den angeblichen Brief der
h. Jungfrau Maria an die Einwohner von Messina kamen zwei in
den Index; aber von einer derselben, von dem Jesuiten Melchior
Inchofer, wurde 1633 eine zweite Ausgabe frei gegeben, in
Laminae Granatenses.
245
welcher der Brief als wahrscheinlich, nicht, wie in der ersten,
ab sieher echt bezeichnet wurde. — In den Decr. gen. II, 8
werden alle gedruckten und geschriebenen Bücher, Codices und
Bfitter fiber die angebliche Heiligkeit. Weissagungen, Visionen
od anderen derartigen Zeichen des angeblichen Anachoreten
Joannes Gala n. s. w. yerboten, und III, 6 alle Bilder, welche
diesen Gala als Heiligen oder Seligen darstellen. Es handelt
sieh hier um einen in seiner Art grossartigen, um 1660 begon-
nenen, 1680 durch einen Mitschuldigen aufgedeckten Betrag
eines Neapolitanischen Geistlichen, der den Joannes Cala als
dien Heiligen des 12. Jahrhunderts rein erfunden hat.
1. Im J. 1588 fand man in ßranada beim Abbruch eines alten
Thnrmes ein bleiernes Kistchen mit einem leinenen Tuche und einem
Ksoeben und einem Pergamentblatte, auf dem der Priester Patricius
erklärt : er habe diese Beliquien, «die der Bischof Caecilius von Gra-
&ada Ton dem h. Dionysius erhalten, in den Tagen der Apostel hier
Terborgen; der Leinwandlappen sei die Hälfte des Tuches, mit welchem
Maria bei der Passion ihre Thränen abgetrocknet, der Knochen sei
Ton den Gebeinen des h. Stephanus. Ebendort fand man ein dem
Evangelisten Johannes zugeschriebenes Document, arabisch, griechisch
und lateinisch auf Pergament geschrieben, und anderes. Im März
1595 fand man in einer Höhle in einem Berge in der Nähe von
Granada eine Bleitafel mit der Inschrift: Corpus ustum D. Mesitonis
martTris; passus est sub Neronis Imp. potentatu, später noch drei
Tafehi mit den Notizen: in den Höhlen dieses Berges seien die Be-
liquien von drei Schülern des h. Jacobus, Caecilius, Hesychius und
Tesiphon verborgen, die mit ihren Schülern im 2. Jahre des Nero ver-
brannt worden seien, so wie ein von dem h. Tesiphon in Bleiplatten
ebgegrabener liber fundamenti ecclesiae. Man fand dann auch 5 Blei-
platten mit dem arabisch geschriebenen Buche. Dieses kündigte
iber wieder die Existenz von anderen an, die man dann auch fand.
1597 hatte man 18 arabisch theils auf Bleiplatten, theils auf Per-
gament geschriebene Bücher von Caecilius, Tesiphon u. a. in Händen,
t. a. Liber ordinationis missae Jacobi Apost., L. rerum praeclare
gestarum D. N. Jesu et miraculorum ejus et matris ejus, L. prae-
dare gestarum S. Jacobi, L. mysteriorum magnorum, L. historiae
Qgilli Salomonis. Eine von dem Erzbisobof von Granada, Pedro
Vaca de Castro y Quifiones, gebildete Commission erklärte die Sachen
for richtige Eeliquien und die Lehre der Bücher für übernatürlich
lad geofTenbart, und 1608 erschien zu Granada eine Eelacion breve
i€ las reliquias etc., deren Nachdruck zwar unter Androhung der
Excommunication verboten, die aber zweimal nachgedruckt wurde.
Der Bischof J. B. Perez von Segorbe erklärte die Sache gleich für
Betrog, schickte aber sein Gutachten gar nicht an den Erzbisobof,
246 FälschuDgeu.
weil das doch nichts helfen würde ^). Auch einige Gelehrte sprechen
sich in diesem Sinne aus; aber Vic. de la Fuente constatirt mit
Bedauern, die Zahl der berühmten Spanier, Inquisitoren, Cardinäle,
Erzbischöfe und Bischöfe, welche während der Eegierung der drei
Philippe an die Geschichte geglaubt hätten, sei schrecklich gross.
Clemens VIII. erüess mehrere Breven an den Erzbischof von
Granada, worin er ihm die VeröfFentlichung der fraglichen Schriften
verbot und befahl, dieselben sammt allem, was dazu gehöre, nacli
Rom zu schicken, und zugleich jedermann, welchen Eanges er ancli
sein möge, kraft des h. Gehorsams und unter Androhung arbiträrer
Censuren und Strafen untersagte, über die Bücher und ihren Inbalt
irgend ein Urtheil zu fällen (aliquid affirmare vel negare vel alias
de illis judicare). Erst unter Ürban VIII. erfolgte die erste papst-
liche Entscheidung in Form eines Decretes der Inquisition von
Fer. V. 5. Mai 1639 (Alex. No. 43). Es heisst darin: der Erz-
bischof von Granada selbst habe eingestanden, dass die Schriften
wegen des Alters der Sprache und der ungewöhnlichen Schriftzü^e
dunkel und schwer zu deuten, von verschiedenen üebersetzern ver-
schieden übersetzt worden seien und grosse Schwierigkeiten dar-
geboten hätten. Die Päpste seit Clemens VIII. hätten eine Unter-
suchung der Bleitafeln in Rom durch Sprachkundige und Theologen
für nöthig gehalten; es habe aber bis jetzt die Uebersendung der-
selben nach Eom nicht durchgesetzt werden können. Die Schriften
würden aber vielfach in Büchern und Predigten, auch zur Begrün-
dung von Dogmen, mit Ehrfurcht citirt und ihnen eine göttliclie
und canonische Autorität beigelegt, obschon angesehene und spraclx-
kundige Männer dagegen gewichtige Bedenken vorbrächten and be-
haupteten, in einigen der Schriften sei nicht weniges enthalten, ^was
nach Gottlosigkeit, Aberglauben und Irrthümern rieche. Um also
zu verhüten, dass nicht etwa unter dem Namen von Aposteln und
Apostelschülern falsche Lehren in die Kirche eindrängen, verordne
Seine Heiligkeit nach ernster und reiflicher Ueberlegung und na ob
Anhörung der Vota der Cardinäle der Inq.: die besagten Bücber,
Schriften und Bleitafeln seien zu suspendiren ; es dürfe ihnen und
ihren Uebersetzungen keinerlei Glauben beigelegt und keine reli-
giöse Verehrung (venerationem sive cultum) erwiesen werden, bis
der apostolische Stuhl entscheide, was von der Qualität und Lebre
derselben und der Wahrheit und Treue ihrer Uebersetzungen und
Deutungen zu halten sei; alle Bücher, Tractate, Gutach en (responsa,
conjsulta), Commentare, Glossen, Zusätze oder Anmerkungen, über-
haupt alle Schriftstücke, handschriftliche wie gedruckte, welche ex
professo von den Bleitafeln und Schriften handelten, würden suspendirt
1) Es ist gedruckt bei Villanueva, Viaje leterario 3, 259; ebend.
S. 278 ein den Erzbischof zur Vorsicht mahnender Brief von Benito Arias
Montano vom 3. Mai 1595. — Ctesiphon, Caecilius, Hesychius und 4 andere
werden übrigens im Martyrologium Rom. 15. Mai als „von den Aposteln
zu Rom zu Bischöfen geweiht und zur Verkündigung des Evangeliums
nach Spanien gesandt,^^ aber nicht als Märtyrer bezeichnet.
Laminae Granaienses. 247
ud verboten und dürften nicht gelesen oder behalten werden, seien
Tiehnehr sofort an die Bischöfe oder Inquisitoren abzuliefern, bis
(kr apostolische Stuhl anders verfuge ; Mannscripte und Bücher,
in welchen die Bleitafeln oder ihre Lehre nur beiläufig erwähnt
würde, sollten bezüglich dieser Stellen keinerlei Glauben oder Au-
torität haben ; die Stellen seien zu streichen, widrigenfalls die Bücher
ak verboten, donec expurgentur, anzusehen. Die Verhandlungen,
&atachten und ürtheile der von dem Erzbischof von Granada oder
aaderswo zusammenberufenen Gelehrten würden als jedes Gewichtes
and jeder Autorität entbehrend erklärt und dergleichen Verband-
langen für die Zukunft strenge verboten. Auch solle niemand,
wer es auch sei, fortan etwas zu Gunsten der fraglichen Bücher
priocipaliter vel incidenter schreiben, drucken oder sonstwie ver-
breiten oder die Schriften übersetzen oder in Büchern, Fredigten,
Yorlesungen, Versammlungen, mündlichen oder schriftlichen Gut-
achten von den Bleitafeln oder ihrer Lehre reden oder Schriftsteller,
die darüber handelten, citiren. Die Uebertreter dieser Verordnung
ohne Unterschied des Standes und Banges werden mit der dem
Papste reserrirten £xcommunicatio latae sent. bedroht, Ordensgeist-
hehe ausserdem mit Verlust ihrer Aemter und des activen und pas-
nven Stimmrechtes, Weltgeistliche mit Verlust der Aemter und mit
äer Unfähigkeit, solche zu erlangen, Laien mit Geld- und Leibes-
ctrafes. Die Publication des Decretes in Rom soll für jedermann
so verbindlich sein, als wenn ihm dasselbe persönlich intimirt
worden wäre.
Daas man es in Hom mit der Durchführung dieses Decretes
ernst nahm, zeigt ein Vorfall im März 1651, den Saint- Amour in
•einem Journal p. 203 berichtet: Ein Jesuit berief sich in einer in
dem Professhause gehaltenen Predigt auf das Zeugniss des h. Ctesi-
phon in den Bleitafeln zu Gunsten der Immac. Conceptio. £in Do-
minicaner, der die Predigt gehört, denuncirte ihn bei der Inquisition.
Die Papiere des Jesuiten wurden confiscirt und bestätigten die An-
klage. Der Papst ertheilte dem General einen Verweis dafür, dass
er den Jesuiten nach der Predigt noch hatte Messe lesen lassen,
vodurch er irregulär geworden sei. Der Jesuit musste, um von
den Cenauren freigesprochen zu werden, in Gegenwart von zwei
Notaren der Inquisition eine von dieser aufgesetzte Erklärung von
der Kanzel verlesen.
Endlich erliess Innocenz XL unter dem 6. März 1682 ein
Breve folgenden Inhaltes (abgedruckt bei Albit. p. 311): er habe
die Prüfung der bei Granada gefundenen Schriften, — sie werden
einzeln aufgezählt, — einigen Cardinälen der Inquisition übertragen;
diese hätten nach Anhörung von Qualificatoren in mehreren Sitzungen
iber verschiedene auf die Glaubenslehre und die Kirohengeschichte
bezügliche Sätze, die aus der von den von Innocenz X. bestellten
üebersetzem approbirten Uebersetzung entnommen seien, mit Ver-
gleichung der in Spanien angefertigten und dem h. Stuhle über*
sandten üebersetzungen verhandelt und sich einstimmig für die Ver-
dammung der besagten Bücher und ihres gesammten Inhaltes aus-
248 FälBohungen.
geBproohen, weil dieselben fälschlich als von der h. Jungfrau Maria
und dem Apostel Jacobus major verfasst oder von diesem seinen
Schülern Thesiphon und Caecilius dictirt bezeichnet würden, in Wirk-
lichkeit aber zum Verderben des katholischen Grlaubens verfasste
menschliche Erdichtungen (figmenta) seien, Ketzereien bezw. von
der katholischen Kirche verdammte Irrthümer enthielten, dem Texte
der h. Schrift und der Auslegung der h. Väter und dem G-ebrauche
der Kirche widersprächen, ja manches in denselben nach Mahome-
tismus rieche und die Gläubigen zur Secte Mahomets verlocke, ans
dessen Alkoran sowie aus anderen unsauberen Büchern der Mahome-
taner ein nicht unbedeutender Theil der Bücher abgeschrieben sei.
Demgemäss verdamme er aus eigenem Antriebe und aus sicherer
Wissenschaft und nach reiflicher üeberlegung und kraft der Fülle
seiner apostolischen Gewalt die besagten Bleitafeln, Bücher u. s. w.
und verbiete das Lesen und Behalten derselben bei Strafe der reser-
virten Excomm. 1. sent. Bei derselben Strafe verbiete er, dieselben
in Schriften, Predigten u. s. w. anders zu citiren als um die in
ihnen enthaltenen falschen Lehren und Offenbarungen zu verdammen.
— Von der Trinität und der Gottheit Christi ist freilich in diesen
Büchern nicht die Bede, aber von der Definition der Immaculata
Conceptio durch das Apostelconcil und von der Missionsthätigkeit
des h. Jacobus und seiner Schüler in Spanien. Daneben kommt die
Formel vor: es ist kein Gott als Gott und Jesus ist der Geist
Gottes, und was von dem Leben Jesu erzählt wird, steht zum Theil
im Koran. Die Araber werden als das Volk bezeichnet, welches
Gott erwählt habe, in den letzten Zeiten sein Gesetz zu bewahren
u. dgl. Godoy hält es für sicher, dass Moriscos die Sachen fabri-
cirt haben, und für wahrscheinlich, dass die beiden Moriscos, die
man als Uebersetzer der arabischen Schriften verwendete, sie aacb
gemacht^).
Albizzi sagt in seiner Selbstbiographie (vor De inconst.) : es
sei bei der Inquisition vor der Entscheidung vom J. 1682 zehn Jahre
lang über die Laminae verhandelt worden; in jeder Woche seien
drei Sitzungen bei dem Card. Spada oder, wenn dieser verhindert
gewesen, bei dem Card, de la Cueva oder dem Card, de Lugo ge*
halten worden. An einer andern Stelle (p. 30) sagt er sogar, er
selbst, — er war damals Assessor S. Officii, — habe fast 12
Jahre bei der Uebersetzung derselben geschwitzt (insudavi). Unter
den Gelehrten, die zu Eathe gezogen wurden, waren Athanasius
Kircher und Lud. Marraci, die jedenfalls mehr von der Sache ver-
standen als Albizzi.
In den folgenden Indices werden unter Laminae die betreffen-
den Stücke wie in dem Breve einzeln aufgezählt; seit Ben. steht
nur Laminae plumbeae et membranae Granatenses im Index. —
In dem span. Index von 1707 (und dem von 1747) wird unter
1) Historia critioa de los falsos cronioones, por D. Jose Godoy AI-
cantara, Madr. 1868, p. 44. Vgl. Pelayo 2, 643. Mich, a S. Jos. 2, 359.
Chronioon Flavii Lnoii Dextri.
249
f.«ininaii das Breve abgedrnckt und dabei bemerkt: alle lateiDiBcben
od spanischen üebersetzongeii, ancb die Informacion para la bisto-
rk del Sacro Monte . . . donde parecieron las cenizas de San Ce-
eiüo, Tesifon 7 Hisicio, discipnlos del Apostol nnico patron de las
£Bpafias Santiago, y otros santos discipnlos de ellos y sns libros
r escritos en laminas de plomo, nnd alle anderen yor 1682 darüber
enchienenen Schriften seien verboten ; dieses Verbot beziehe sich aber
nicht aaf das, was bezüglich der in dem h. Berge gefundenen Beli-
qvien erklart worden sei, nnd nicht anf deren Yerehrnng. In dem
fpan. Index von 1790 wird ansser dem Index yon 1747 noch ein
Edict der Inquisition vom 2. Oct. 1777 citirt. Dieses wird sich
anf eine Emenerung des Schwindels beziehen, die in der Mitte des
18. Jahrhunderts versncht wurde nnd von der Vic. de la Fnente 5, 406
berichtet: Cristobal Medina Conde n. a. gruben in der Nähe von
Granada Tafeln von Kupfer, Blei und Stein ein, mit Inschriften, in
denen die Immac. Conceptio u. a. gelehrt wurde. Der Betrug wurde
entdeckt und die Fabricate wurden mit den dafür geschriebenen
Apologie en verbrannt.
Mit den Laminae Granatenses hängt eine andere Fälschung
zusammen. 1594 producirte der Jesuit Hieronymus Roman de la
Higuera zu Toledo (1563 — 1611), angeblich nach einer Fuldaer
Handselirift, ein Ghronicon Flavii Lucii Dextri aus dem 5. Jahr-
hundert, später auch Fortsetzungen dieser Chronik von Marcus Maxi-
mus, Bischof von Saragossa, und von Luitprand, Bischof von Cremona,
aus dem 10. Jahrhnndert. Alle drei enthalten Zeugnisse für die
Immac Conceptio, Dexter die Mittheilung, das Fest der Imm. Cono.
sei seit der Predigt des h. Jacobus in Spanien gefeiert worden,
ausserdem Mittheilungen über den Brief der h. Jungfrau an die
Messinesen (s. u.) und über Heilige, die in den ersten Jahrhunderten
in verschiedenen spanischen Städten, namentlich in Toledo gewirkt
hätten. Higuera hat alle diese Dinge fabricirt; sie sind aber längere
Zeit von vielen für echt gehalten worden: die Chronik des Dexter
wurde wiederholt gedruckt, 1627 mit einem Commentar nnd einer
Yertheidigung ihrer Echtheit von dem spanischen Cistercienser Franc.
Bivarins (de Bivar), der 1652 auch den Marcus Maximus commen-
tirte, and noch 1695 von dem Cardinal Sfondrato in seiner Inno-
eentia vindicata zu Gunsten der Imm. Conc. citirt (Bossuet 40, 209).
— Der Bischof Perez von Segorbe erkannte sogleich auch diese
mschung. Sie wurde ausfuhrlich nachgewiesen von Nie. Antonio,
— die Bleitafeln vertheidigte er; seine Censura de bistorias fabu-
losas ist 1742 von Mayans edirt worden, — und von dem Card.
Aguirre in seiner Ausgabe der spanischen Concilien. Die Index-
Congr. hat von diesen Fälschungen keine Notiz genommen. Im
J. 1630 hiess es zwar, die Chronik des Dexter solle verboten werden.
Der Cardinal Sandoval y Moscoso, Bischof von Jaen, der nach Rom
reiste, um den Hut zu holen, beabsichtigte, sieb der Chronik anzu-
nehmen, und Hess durch Bivar eine Yertheidigung schreiben, —
Urbano . . S. P. pro Fl. L. Dextro libellus supplex et apologeticus
a Fr. Franc. Bivario porrectus, 19 Bl. Fol.; — als er aber in Born
^
250 FälBchungen.
ankam, erfuhr er, dass die Nachricht, man wolle die Chronik ver-
bieten, ein leeres Gerücht gewesen^).
2. Der Brief Mariae an die Einwohner von Messina ist abge-
druckt bei Fabricius, Cod. apoor. N. T. p. 849 2). Inchofer, derselbe,
der in dem Galilei* sehen Processe eine Eolle spielte, hatte 1629 zu
Messina, angeblich im Auftrage des dortigen Senates, in Folio eine
Schrift herausgegeben unter dem Titel Epistolae B. M. Y. ad Messa-
nenses veritas yindicata ac plurimis grayissimorum scriptorum testi-
moniis et rationibus illustrata. Er wurde nach Bom citirt und die
Schrift mit d. c. verboten, dieses Verbot aber, wie es scheint, nicht
publicirt, weil Inchofer gleich eine nach den Weisungen der Index-
Congr. corrigirte Ausgabe publicirte: De epistola B. M. ad Messa-
nenses conjectatio plurimis rationibus et verosimilitudinibus locuples,
Yiterbo 1632. In dem Decrete vom 19. März 1633 wurde die
erste Ausgabe verboten, die zweite freigegeben. Gleichzeitig wurde
Yindicata veritas Panormitana von dem Ex- Jesuiten Franc. (Man-
fredi) Baronio, Yen. 1629, verb., — ob auch wegen dieser Sache,
erhellt nicht. Im folgenden Jahre, 1634, wurden von Rochus Pir-
rus' (1577 — 1651) Notitiae Siciliensium ecclesiarum (Sicilia sacra)
die ersten Theile (Yol. L II., Palermo 1630. 33, Philipp lY. ge-
widmet) mitd. c. verb. Ob in dem Abschnitt, worin er die Echt-
heit des Briefes bestreitet, etwas beanstandet wurde oder sonst
etwas, weiss ich nicht. In der Yorrede zu der 2. Ausgabe (von
1644 (das ganze Werk ist abgedr. im 2. Bande des Thesaurus
antiq. Sicil. von Graevius und Burmann) sagt Pirrus nur, er habe
pauca, quae sapientibus hominibus displicuisse sensi, venerationis
et obsequii causa gestrichen. Andere Schriften, welche die Echt-
heit des Briefes vertheidigten, z. B. zwei 1647 von den Jesuiten
P. Belli und G. B. Appiano veröffentlichte (Backer s. v.) und des
1) Godoy p. 128. 227. V. de la Fuente 5, 898. — In Migne's Pa-
trologia t. 31 ist das Chronicon Dextri nach der Ausgabe des Bivarius
vollständig abgedruckt. Auf der 1. Seite steht aber unten in ganz kleinem
Druck, es werde jetzt allgemein für eine Fälschung aus dem 16. Jahrh.
gehalten. Backer und Hurter s. v. Higuera sagen nichts von der Fftlschung.
Hurter erwähnt sie, ohne Higuera zu nennen, 1, 648, wo er von Bivar
spricht.
2) Bened. XIY. De beatif. 1. 4, p. 2, c. 26, n. 7 erzählt die Legende :
Als die Messinesen von dem h. Paulus hörten, dass Maria noch lebe,
schickten sie Gesandte an sie nach Jerusalem, die einen hebräisch ge-
schriebenen Brief mitbrachten. Dieser wurde, „wenn dem Flavius Dexter
zu glauben ist'*, 480 in Messina wieder aufgefunden. Benedict erwähnt
c. 81, n. 26 die Notiz von R. Pirrus, ein Madonnenbild, welches man sub
tabulato qaodam, italice literio s. literino, gefunden, habe den Anlass zu
dem Namen S. Maria de litera gegeben. Er erwähnt auch, dass schon
Baronius, Suarez und Brisighella die Legende bestritten. Mabillon, De re
dipl. p. 25 berichtet nach R. Pirrus, ein griechischer Bischof sei dabei
ertappt worden, als er das angebliche Original des Briefes verg^raben, da-
mit man es auffinde. -— Harenberg, Gesch. der Jes. S. 1028 verzeichnet
ausser den im Texte erwähnten noch 7 Schriften von Jesuiten über den
Brief. Vgl. Mich, a S. Jos. 8, 295.
Brief Mariae in Messina. Jo. Gala.
251
Dominicaners Th. Spada Dne discorfli per la lettera soritta a' Mes-
stnesi dalla B. Y., Meeaina 1654, wnrden nicht yerb., und 1718
encMen zu Bom eine Widerlegung der Argumente von Rochus
PirruB von dem Basilianer-Abt Petrus Mennitus. 1734 verbot die
Index-Congr. ein Buch mit dem wunderlichen Titel Miklat Mamer-
tiBiim ex B. bibliis et ss. patribus excerptum, quo urbs Messana ad
snarn perpetuam protectricem Mariam a S. Epistola quotidie refu-
^ret, in horas precarias distributum per Marianum Jesuardum,
Messina 1725. Aber schon 1737 Hess der Jesuit Ph. Scelsi (Backer
B. Y.) wieder einen Panegirico in onore della s. lettera etc. drucken,
der nicht verboten wurde, und Benedict XIY. berichtet von einem
Feste der S. Maria de litera, welches in Messina und in der Kirche
der Sicilianer zu Rom gefeiert werde, und von Ablässen für den
Besuch dieser Kirche und der Capelle S. Maria de litera im Dome
zu Messina. Ein ernstliches Einschreiten gegen den Schwindel wird
man mit Rücksicht auf die spanische Regierung nicht gewagt haben.
— Die 1. Ausgabe von Inchofers Buch steht übrigens seit 1632
auch im spanischen Index mit d. c; es werden aber nur an einer
Stelle 5 Zeilen gestrichen und an einer ein Wort geändert. In den
späteren span. Indices steht auch noch eine 1675 zu Messina ge-
druckte Orazione panegirica della sacra lettera ecc. von Gioseffo
Cralessi. Und noch 1806 wurde laut dem Index von 1848 in Spanien
ein Abdruck des Briefes verboten wegen der apokryphischen und
tbergläubischen Note dazu, in der demjenigen, der den Brief bei
sieh trage, un feliz suceso y raras maravillas versprochen werden.
3. Carlo Gala, Präsident des königlichen Rathes zu Neapel,
ein angesehener Jurist, — ein Buch von ihm steht im Index, —
liess sich von einem Landsmann, dem Priester Ferdinande Stocchi
(Lo Stocco) aus Cosenza in Calabrien, aufbinden, in der Geschichte
des 12. Jahrh. kämen ein Joannes und ein Henricus Cala vor, die
Verwandte Heinrichs VI. und tapfere Krieger gewesen seien; Jo.
Cala sei später Einsiedler geworden, habe Wunder gewirkt, prophe-
zeit und fromme Bücher geschrieben, sei von den Päpsten wieder-
holt um Rath gefragt worden und überhaupt das Orakel seiner Zeit
gewesen. Von Cala mit archivalischen Nachforschungen beauftragti
fand Stocchi in mehreren Archiven, u. a. in zwei Römischen, die
gewünschten, von ihm selbst fabricirten, Urkunden. Darauf erschien:
Istoria dei Suevi nel conquisto de' regni di Napoli e di Sicilia
]>er rimperatore Enrico VI., scritta da Carlo Cala, con la vita del
B. Giovanni Cala, capitan generale che fü di detto Imperatore, e
la giunta di opere di antichissimi autori sopra la vita cosi secolare
eome ecclesiastica del medesimo Beato, Napoli 1660, Fol. (Melzi 2,
47). Das Buch wurde Alexander VII. gewidmet; die Inquisition
verbot aber die Fortsetzung des Druckes. Einige Jahre später ver-
öffentlichte Cala De gestis Suevorum in utraque Sicilia et de hello
Cum Normannis . . . militiae principibus Jo. Cala, postea Beato . . .
Neapel 1665, 2 vol. — Stocchi wusste es auch einzurichten, dass
man die Gebeine des sei. Jo. Cala auffand, — es sollen Eselsknochen
gewesen sein, — es wurde eine Procession mit denselben v6ran-
262 Nonnen-Offenbarungen.
staltet, — Stocclii soll während derselben leise gebetet haben : Feli-
ces asini, qui tot mernistis honores, Quot jam Romulei vix meruere
dnces, — der General vicar von Cassano, Hyacinthus Micelli, Hess
sieb bestimmen, 1678 zu erklären: Joannem Cala anacboretam faisse
in qnasi possessione cultus atqne ideo in ea manutenendam, und
Neapel wurde nun mit Bildern und Medaillen des sei. Gala über-
schwemmt. Die Geschichte kam dadurch aus, dass ein Mitschul-
diger Stocchi's sie dem Jesuiten Pietro Giustiniani di Scio beichtete
und dieser sich von ihm ermächtigen Hess, den Betrug aufzudecken,
ohne ihn zu nennen. Die Inquisition wurde nun durch anonyme
Denunciationen aufmerksam gemacht und erliess Fer. Y. 27. Juni
1680 ein Decret, worin sie das Decret des Generalvioars cassirte,
jeden Cultus des Jo. Cala untersagte und verordnete, die Gebeine
auf dem gewöhnlichen Begräbnissplatze zu begraben und d.ie Bilder
und Medaillen zu vernichten. Alle geschriebenen und gedruckten
Bücher und Blätter, über die Heiligkeit, Wunder u. s. w. des Cala
und Abschriften und Abdrücke des Deere tes des Generalvioars
wurden bei den Strafen des Index und des Decretes Urbans VIII.
vom 5. Mai 1639 verboten. Dieses Decret wurde fast wörtlich den
folgenden Indices (unter Libri) einverleibt. Im span. Index steht
nur C. Cala, De gestis etc.^).
37. Nonnen-Offenbamngen.
Von den zahlreichen Offenbarungen, welche Elosterfranen
erhalten haben wollen, haben keine die Römischen Behürden
80 viel beschäftigt wie die der Maria von Agreda, f 16Ö5. Ihre
zuerst 1670 gedruckte „mystische Stadt Gottes" wurde 1681 von
der Inquisition verboten, das Verbot aber von Innocenz XL dem
spanischen Hofe zu Gefallen snspendirt. Seitdem wurde bis
zum Ende des 18. Jahrhunderts wiederholt darüber verhandelt.
Das Urtheil der Inquisition ist aber weder förmlich publicirt,
noch aufgehoben worden, und es Hesse sich darttber streiten,
ob das Buch der Agreda zu den verbotenen Büchern gehört oder
nicht, wenn es nicht, — abgesehen davon, dass es nicht im
1) Das Decret der Inq. steht bei Bened. XIV. De beatif. 2, 8, eine
ausführliche Darstellung der ganzen Geschichte nach den Acten der In-
quisition im Giornale eccl. VII (Rom 1792), No. 13. 1793 erschienen zu
Korn: In Suevorum et Beati Cala adulterinam historiam adnotationes [von
P. Paoli, Präsident der Accademia de' Nobili] latine redditae [von Conte
Azzolini di Brounfort]; Giom. eccl. YIII^ No. 12.
Maria von Agreda. 26d
Index Btehty — in vielen Ausgaben mit Gutheissung der kirch-
fiehen Behörden verbreitet wäre. — Dagegen stehen seit dem
Ende des 17. Jahrhunderts im Index ähnliehe Schriften einer
andern spanischen Nonne, Hippolyta Rocaberti, und seit 1758
ein in Mttnchen gedrucktes deutsches Hefteben mit Offen ba-
roBgen einer Glarissin.
1. Maria, geboren 1602 zu Agreda, seit 1627 Oberin des dor-
tigen, von ihrer Mutter gegründeten Elosters der Franciscanerinnen,
t 1665, schrieb, wie ihre Biographen berichten, auf Befehl ihres
Beichtvaters die ihr zu Theil gewordenen Offenbarungen auf, ver-
brannte das Buch auf Befehl eines andern Beichtvaters, und schrieb
es dann, nachdem der erste Beichtvater wieder eingetreten, zum
zveiten Male. Von der ersten Aufzeichnung war eine Abschrift in
den Händen Philipps IV. geblieben; eine Yergleicbnng zeigte, dass
die zweite fast wörtlich damit übereinstimmte. Das Buch erschien
gedruckt nnter dem Titel : Mystica Ciudad de Dies, milagro de su
omnipotencia y abismo de la gracia. Historia divina y vida de la
Vergen Madre de Dios, Beyna y Se&ora nuestra Maria santisima,
restauradora de la cnlpa de Eva y medianera de la gracia. Mani-
festada en estos Ultimos siglos por la misma Se&ora a su esclava
8or Maria de Jesns, Abadesa de el convento de la Immaculada Con-
eepdon de la villa de Agreda . . . para nueva luz del mundo, ale-
gria de la Iglesia catolica y confianza de los mortales, Madrid
1670, 3 Partes in 4 vol. »
Im J. 1673 beschloss die Congregation der Eiten die Einlei-
tung des Seligsprechungsprocesses der Agreda. 1677 beauftragte
sie den Card. Portocarrero, unter Zuziehung von Consultoren die
Schriften der Agr. zu prüfen. Mit diesen beschäftigte sich aber
auch die Inquisition, und am 4. Aug. 1681 wurde ein Per. V. 26.
Jimi unter dem Vorsitz Innocenz* XI. beschlossenes Decret ange-
heftet, durch welches alle Bände der „Stadt Gottes^' einfach ver-
boten wurden. In dem Gutachten eines Qualificators der Inquisition,
auf welches hin das Verbot erfolgte und welches den Vertretern
derjenigen, welche die Seligsprechung der Agreda betrieben, mit-
getbeilt wurde, wird hervorgehoben: die Verfasserin canonisire als
göttlicbe Offenbarungen die besonderen theologischen Ansichten der
Bcotistischen Schule (bezüglich der Imm. Conc. und anderer Punkte) ;
das Buch enthalte vieles, was der gesunden Lehre widerspreche,
nianches Falsche, Apokryphische und Unwahrscheinliche; es lehre,
Fleisch und Blut Mariae seien propria specie in der Eucharistie ge-
genwärtig und könnten durch einen besondern Cult verehrt werden,
Maria selbst habe alljährlich am 8. Dec. das Gedächtniss ihrer Imm.
Conc gefeiert, sei an diesem Tage, an allen Sonntagen und an an-
deren Tagen von Engeln in den Himmel getragen worden, und auf
Erden habe unterdessen ein Engel ihre Stelle eingenommen u. s. w.
Zur weitem Charakteristik des Buches mögen gleich hier noch einige
Auszüge aus den später von Theologen der Römischen Inquisition
^
254 Konnen-Offenbarangen.
abgegebenen Gutachten beigefügt werden: Das Buch soll göttliche
Offenbarungen enthalten, von denen Christus gesagt: Ich habe euch
noch vieles zu sagen, aber ihr könnt es jetzt nicht tragen. Es be-
richtet: Maria wurde gleich nach ihrer Geburt von Engeln in den
Himmel getragen und sah dort die Trinität per visionem beatificam ;
je hundert Engel aus jedem der neun Chöre waren ihre Schutzengel,
zwölf dienten ihr in sichtbarer Gestalt; als Kind bat sie die h.
Anna, ihr ein Kleid zu machen ähnlich dem der Ciarissen ; sie wollte
auch die vier Gelübde ablegen (der Keuschheit, der Armuth, des
Gehorsams und der perpetua inclusio), Gott gestattete ihr aber nur,
das der Keuschheit abzulegen; Maria war bei der Verklärung des
Herrn mit zugegen; bei dem letzten Abendmahl reichte ihr der
Engel Gnbriel die Eucharistie; diese blieb in ihrer Brust unter dem
Herzen, bis nach der Auferstehung Christi der h. Petrus zum ersten
Male die h. Messe las und ihr die Communion reichte; Maria be-
suchte den h. Jacobus in Saragossa und überbrachte ihm den Befehl
Christi, dort ihr zu Ehren eine Kirche zu bauen, in welcher ihre
Marmorstatue aufgestellt und von Engeln bewacht wurde ^). — In
der gleich zu erwähnenden Censur der Sorbonne werden mehrere
Stellen nicht angeführt, sondern nur die Seitenzahlen des ßnches
angegeben mit der Bemerkung, dieselben seien castarum aurium
offensivae; ein Römischer Censor weist auf die mehr als unanstän-
dige Beschreibung der Geisselung Christi hin^). Ein Römischer
Censor constatirt, dass vieles aus den Revelationen des sei. Amadeua,
anderes aus apokryphischen Evangelien stamme ; ein anderer ver-
muthet, das Buch sei von einem andern verfasst, Agr. habe es nur
aus Gehorsam copirt und zugegeben, dass es unter ihrem Namen
veröffentlicht werde, , weil man ihr gesagt, das werde Gott und der
h. Jungfrau zur Ehre gereichen.
Die Hand oder der Einfluss eines Franciscaners ist in dem
Buche gar nicht zu verkennen. Was vom 3. bis 8. Capitel steht,
sagt Bossuet (30, 639), ist nichts als eine subtile Scholastik nach
den Frincipien des Duns Scotus. Gott selbst trägt diese Scholastik
vor und erscheint dabei als erklärter Scotist. Dieser Umstand und
namentlich die Bestätigung der Lehre von der 1mm. Conc. war der
Grund, weshalb die Franciscaner für, die Dominicaner gegen das Buch
Partei ergriffen. Letztere waren bei der Römischen Inq. und Index-
Congr. einflussreich, aber erstere fanden mächtige Bundesgenossen
in den Jesuiten und im spanischen Hofe, und die Rücksichtnahme
auf diesen ist in der Angelegenheit der Agreda noch stärker ge-
wesen als bei dem Streite über die Schriften des Raymundus LuUas
(I S. 31). König Carl II. von Spanien, die Königin Louise und
die Königin Mutter Marianne beschwerten sich über das Inquisitions-
1) Es ist die Maria del Pilar. Im span. Index von 1790 werden unter
Examen die Schriften verb., welche „die Tradition von der Reise Mariae
nach Saragossa'* bestreiten.
2) Weitere Auszüge im Deutschen Merkur 1870, 90. Vgl. E. Amort,
De revelationibus p. 227.
Maria von Agreda. 256
decret von 1681 bei Innocenz XI. £r antwortete ihnen in fireven
Tom 9. Nov. 1681 : auf ihren Wunsch habe er, obschon dieses gegen
& Praxis der Inq. Verstösse, das Decret suspendirt (sapersedendnm
diiximns, heisst es in einem, sisti jnssimus rei carsnm in dem an-
dern Breve); der Nunoins Mellini sei beauftragt, ihnen weiteres
nitintheilen. Jedenfalls gestattete die span. Inquisition 1686 aus-
drücklich das Lesen des Buches. Carl II. schrieb später an Alexan-
der VUI.: er habe gehört, man wolle in Eom die Schriften der
Agr. verbieten ; in seinem Gebiete würden sie gedruckt und gelesen,
oiebt nur mit £rlaubniss der Inq., die nach einer elfjährigen Prüfung
keinen Anlass zu einem Verbote gefunden, sondern auch aiif G-rund
des Breves Innocenz' XI.; der Papst möge die Schriften allgemein
freigeben, und wenn man in Rom an etwas darin Anstoss nehme,
möge man die Franciscaner darüber hören. Der Papst Hess durch
den G»an4ten antworten : eine neue Verordnung über die Schriften
aei nicht im Plane; nach dem Breve supersessorium dürften sie (in
Spanien) gelesen werden. Carl II. bat auch Innocenz XII. 1692
und 1696, das Lesen der Schriften allgemein zu gestatten; der
Papst antwortete beide Male, er habe fromme und gelehrte Männer
(die Cardinäle Campegna, Spada und Laurea) mit einer nochmaligen
Prüfling beauftragt.
In der 1692 gedruckten Appendix zu dem Index von 1681
(S. 34) steht auch das Buch der Agr. Die Franciscaner beschwerten
sieh darüber, und der Papst befahl, dasselbe in den folgenden Index-
Anegaben wegzulassen (es steht nur in jener Appendix und in dem
Äbdmek derselben in dem Elenchus, Nancy 1709). — Im J. 1697
erklarten die Cardinäle Gasanate und Noris den spanischen Fran-
eiseanem in Kom, an eine neue ihren Wünschen entsprechende Ent-
seheidung sei nicht zu denken. Als aber 1713 der Bischof und der
Inquisitor von Ceneda das Buch der Agr. als ein verbotenes be-
zeiehneten, cassirte die Inq. 26. Sept. 1713 diese Erklärung, weil
das Decretum supersessorium noch in Kraft sei^).
Der 1 695 zu Marseille erschienene, von zwei Pariser Doctoren
approbirte erste Band einer französischen Üebersetzung: La mystique
Cite de Dieu .... traduite de l'espagnol par le P. Thomas Groset,
Reeolet, veranlasste die Sorbonne, sich mit dem Buche zu beschäf-
tigen. Es wurden zunächst 22. Mai 1696 6 Doctoren mit derPrü-
^og beauftragt ; deren Bericht, in welchem viele Sätze scharf kriti-
sirt wurden, wurde gedruckt. Der Nuncius bemühte sich auf Be-
treiben der Franciscaner vergeblich, die Discussion zu verhindern.
Beim Beginne derselben sprach der Franciscaner M^rom von zwei
Breven, in denen der Papst sich die Sache reservire, und drohte,
venn man weiter gehe, an den Papst zu appelliren. Es stellte sich
tber heraus, dass die Breven nicht existirten. Es wurde nun, da
152 Doctoren ihr Votum abgaben und von den Vertheidigern der
Agr. einige 4 — 6 Stunden sprachen, vom 14. Juli bis 17. Sept. 1696
1) E. Ämort, Controversia de revelationibus Agred. p. 10.
266 Nonnen-Offenbanuigen.
discutirt und dann mit einer Mehrheit von 50 Stimmen die Ver-
dammung des Buches beschlossen, welches viele temeräre Sätze,
Fabeln und apokryphische Träumereien enthalte und die katholische
Eeligion der Yerachtang der Gottlosen und der Ketzer preisgebe,
mit der Erklärung, die Facultät wolle damit der Verehrung Mariae
und dem Glauben an die Imm. Conc. und die leibliche Himmelfahrt
Mariae nicht zu nahe treten^).
Unter Benedict XIII. wurden 1729 auf den Antrag der Po-
stulatoren für die Seligsprechung der Agreda die Verhandlungen
über das Buch wieder aufgenommen und unter Clemens XII. bis
1734 forlgesetzt. Die Replik auf die Censur der Inq. vom J. 1681
wurde einer Commission von Cardinälen überwiesen, von denen der
Dominicaner Gotti, ein Gegner der Agr., eine besonders hervor-
ragende Rolle gespielt zu haben scheint. Es erschien ein Decret,
worin das Buch der Agr. freigegeben wurde ; dasselbe wurde aber
alsbald für erschlichen erklärt^).
Unter Benedict XIV. kam die Sache wieder zur Verhandlung.
Der Promotor fidei, der Consistorialadvocat Lud. de Valentibus ver-
fasste 1747 eine ausführliche Zusammenstellung der Bedenken^),
und der Papst schrieb dann an den General der Observanten, Ra-
phael a Lugagnano 16. Jan. 1648: Bisher habe man nur über die
Frage verhandelt, ob das Buch der Agr. gelesen werden dürfe;
jetzt handle es sich um eine Prüfung desselben behufs Seligsprechang
der Verfasserin. Dabei kämen mehrere Punkte in Betracht. Zu-
nächst sei zu beweisen, dass das Buch wirklich von Agr. geschrieben
sei, und zu dem Ende seien die beiden Manuscripte desselben mit
dem, was sie sonst geschrieben, durch Sachverständige zu vergleichen ;
dann sei, da auch behauptet worden sei, sie habe das Buch zwar
geschrieben, aber verfasst habe es ihr Beichtvater, das Buch hin-
sichtlich des Stiles mit den unzweifelhaft echten Schriften der Agr.
zu vergleichen. Drittens sei der Inhalt des Buches zu prüfen and
dabei seien auch das Urtheil der Sorbonne und die Entgegnung des
Card. Aguirre und die Schriften des Eusebius Amort zu berück-
sichtigen. Der Card. Aguirre^) behaupte zwar, die Sorbonne habe
1) Arg. III a l&O. Jourdain Bist. p. 281. Bossuet, Oeuvres 80, 887;
40, 172. 204 etc.
2) E. Amort, De revelationibus p. 220.
8) abgedr. bei E. Amort, Controv. p. 19; ib. p. 90 das Breve.
4) Ueber den Cardinal Aguirre macht Bossuet in seinen Briefen
(40, 205) böse Mittheilungen. Am 10. Jani 1696 schreibt er: „Aguirre
will sich nicht aussprechen; er will das Buch nicht gutheissen, aber auch
nicht verdammen, was seine Nation und sein König gutheissen*' ; 4. Sept.:
„Aguirre hat endlich offen gesprochen; man ist dahinter gekommen, dass
die Approbation des Buches die Wirkung einer Hofcabale ist, und der
Cardinal hat sich in Rom meinem Neffen gegenüber ziemlich unumwunden
darüber geäussert'*; 3. März 1698 (41, 92): „Aguirre hat dem Abb^ de
Pomponne einen pitoyablen Brief über die Mdre d' Agreda geschrieben;
er sagt, diese Affaire könne zu einer Erneuerung des Krieges zwischen
den beiden Kronen fähren."
Maria von Agreda. 257
die TOD ihr censurirten S&tze ans der franzöBiscben XJebersetzang
otBommen, und diese sei nngenan ; aber eben diese Uebersetznng
verde in einem ron den Po8tnlatoren eingereichten Actenstttcke bis
m den Himmel erhoben. Noch unter Benedict XIY. erklärte die
Riten-CoDgr. 7. Mai 1757, es sei erwiesen, dass Agr. das Buch ge-
schrieben^), aber erst unter Clemens XIV., 9. März 1771, der Stil
desselben stimme so genau mit dem ihrer unzweifelhaft echten
Sehriften dberein, dass man annehmen mttsse, sie habe das Buch
Mcb verfasst (A. J. P. 2, 2332). — Theiner (Clemens XIV., I,
319) berichtet: Carl III. habe bei Clemens XIV., der als (Francis-
eaDer-)Cardinal Postulator für die Beatification der Agr. und des
Biflchofs Palafox gewesen» 1769 auf die Beendigung der beiden Pro-
eesse gedrungen; der franzöBische Gesandte in Madrid habe an
Cfaoiseal geBchrieben : der Papst wünsche durch die Approbation des
Baches der Agr. die Definition der Imm. Conc. vorzubereiten ; es
wäre traurig, wenn, nachdem der Streit über die Bulle Unigenitus
eben m Ende sei, nun ein neuer Streit über die Imm. Conc. ent-
stände; er möge doch in Born gegen das Project wirken; Choiseul
habe denn auch in diesem Sinne an den Card. Bemis geschrieben.
Unter Benedict XIV. achrieb Eusebias Amort 1744—51
mehrere Bücher über die Agr. und wurde, zumal er dabei auch
(b der Controversia de revelationibns Agredanis, 1746) bedenkliche
Äenssernngen über die Imm. Conc. gethan, von den Franciscanem
hei dem Kurfürsten von Baiem verklagt und von diesem die Nova
demonetratio de falsitate revelationum Agredanarum, 1751, verboten.
Benedict XIV. lobte brieflich einige Schriften von Amort. Der Mag.
S. Pal. gab sein Buch De revelationibus, visionibus et apparitionibus
privatis, 1744, dem P. Mamachi zur Prüfung; dieser fand aber
liehts daran zu tadeln als den schlechten Stil^).
Eine definitive Entscheidung über das Buch der Agr. ist weder
Bnter Clemens XIV. noch später erfolgt. In den A. J. P. 10, 454
vird berichtet: im April 1866 sei durch ein vom Papste bestätigtes
Decret der Index-Congr. dem Secretär derselben die Weisung ge-
geben worden, auf etwaige Anfragen zu antworten, das Buch der
AfT. gebore zu den verbotenen Büchern. Aber damit stimmt doch
sieht, dass bis in die neueste Zeit hinein Uebersetzungen und Be-
arbeitungen des Buches mit Approbationen erschienen sind und dass
«ine ansführlicbe Apologie desselben von dem Abt Gueranger von
Rm IX. belobt worden ist*).
1) Agreda hatte einige Briefe an Giulio Rospigliosi als Nunciua in
^I>drid, Cs^inal und Papst (Clemens IX.) geschrieben. Da sie sich nir-
gends, aach nicht in den Archiven der Rospigliosi and Pallavioini, fanden,
forderte Card. Chigi, Präsident der Riten-Congr., durch ein Edict vom
^. Jani 1768 unter Androhung der reservirten Excommunioation alle,
die von den Briefen etwas wüssten, auf, sich zu melden. Es kam nichts
^ Tage. A. J. P. 2, 2962.
2) Friedrich, Beitr. zurK.-G. des 18. Jahrh. S. 17.
3) Deatscher Merkur 1876, 72. Eine 1880 zu Turin erschienene
Beaseh, Index n. 17
^8 Nonnen-Offenbarangdn.
2. Isabella de Rocaberti y Solier, geb. um 1550 zu Barce-
lona, wurde 1567 Dominicanerin^ — ihr Ordensname war Hippolyta
de Jesus, — f 1624. Als ihr Seligsprechungsprocess in Eom ein-
geleitet war, — 1676 wurden in der Druckerei der apost. Kammer
zu Som Informationes pro beatificatione et canonizatione Yen. Servae
Dei Hippolytae de Jesus . . . monialis Ord. S. Dom. gedruckt, —
beauftragte ihr Neffe, der Dominicaner Jo. Thomas de Rocaberti,
seit 1676 Erzbischof von Valencia, — er wurde 1G95 Greneral-
Inquisitor, f 1699, und ist bekannt als Herausgeber der Bibliotheca
pontificia in 21 Bänden (Hurter 2, 351), — seinen Ordensgenossen
Antonius de Lorea, die Schriften der Nonne, von denen ein Buch
De la penitencia, temor de Dios y meditaciones celestiales mit einer
Oracion que se tuvo en las honras de la Yen. Madre Sor Hipp, de Jesus
von dem Jesuiten Jaime Puig bereits 1643 zu Barcelona gedruckt
war, herauszugeben. Dieselben erschienen zu Yalencia 1679 — 85
in 15 Bänden. Lorea veröffentlichte auch Epitome de la prodigiosa
vida, virtndes y admirables escritos de- la Yen. Madre Hipp, de
Jesus y Rocaberti, sacada de los procesos de su beatificacion y ca-
nonizacion y otros documentos autenticos, Valencia 1679, 212 S.
Fol. Aber 1. Dec. 1687 wurde nicht nur diese Biographie verb.,
sondern auch schon einige Schriften der Rocaberti selbst, und bis
1700 folgte das Verbot weiterer Schriften, nach Qu^tif, quod quajs-
dam visiones parum graves decentesque exhiberent; das Verbot
einiger Bücher wird aber wohl mit der Verdammung der Lehre des
Molinos (1687) zusammenhangen. — Das Verzeichniss der 13 Schrif-
ten, die verb. wurden, drei mit d. c, die anderen unbedingt, füllt im
Index fast eine Seite. Es finden sich darunter zwei Bände De los
sagrados huesos [Knochen] de Cristo und Alabangas de los divinos
huesos in 7 Büchern. Die anderen Titel klingen unverfänglicher :
mystische Auslegung des Hohen Liedes und des Salve Regina,
Tractat von den h. Engeln u. s. w. ^).
Auffallender Weise steht weder im Rom. noch im span. Index
ein span. Buch von Luis de Mesa, Vida y virtudes de la Yen. Sor
Marianna de Jesus, Madr. 1661, obschon die darin mitgetheilten
Offenbarungen der 1620 gestorbenen Franciscaner-Tertiarierin von
dem Dominicaner Gayetano Benitez de Lugo als Consultor der
italienische Uebersetzung wird in der Civ. oatt. S. 11, vol. 6 (1881), p. 92
gelobt. — Die oben im Text benutzten Actenstücke stehen, wo nicht eine
andere Quelle angegeben wird, in den A. J. P. 6, 1549. 2073. Die p. 2180
angekündigte Fortsetzung des Aufsatzes ist nicht erschienen; aber A. J. P.
9, 44 stehen noch einige scharfe Bemerkungen über Agr. — Der Jesuit
d'Avrigny, dessen Memoires ja aber anonym erschienen, spricht IV, 48
spöttisch von der Sache und meint, es wäre sehr gut gewesen, wenn der
erste Beichtvater das Bucff ebenso beurtheilt hätte wie der zweite; es
habe die Seligsprechung der Agr. nicht gefördert und Bayle Anlass ge-
geben de debiter bien des sottises.
1) Quetif (2, 844) hat nicht alle Bände der Gesammt-Ausgabe ge-
sehen; sein Verzeichniss der Schriften ist aus dem Index zu vervollstän-
digen; er verzeichnet aber einige Schriften, die nicht verb. sind.
Hippolyta Rocaberti n. a. 250
Jäteo-Congr. in eiDem 1731 abgegebenen Yotam and, als dieses
iQ^^riffen wurde, in einer 1735 in der Cameraldrnckerei zu Rom
eedinckten Assertio et jastificatio voti etc. (abgedr. A. J. P. 19,
528) sehr scharf kriüsirt inirden und der Beatifioationsprocess dar-
af abgebrochen wnrde.
3. 1731 veröffentlichte der Benedictiner Bern. Pez zu Wien
zvei wnDderliche Stücke ans dem 13. und 12. Jahrh.: Yen. Agnetis
Blannbekin . . . Vita et revelationes auctore anonymo Ord. FF.
Kin. . . Accessit Pothonis ... 1. de miracalis S. D. G. Mariae
(456 S. 8.). Der Kaiser Carl VI. liess auf Betreiben des Grafen
Sinxeodorf und des Bibliothekars Garelli das Bach wegen seines
aostossigen Inhalts, namentlich wegen einer das Praeputinm Christi
ktreffenden Stelle in den Revelationen der Nonne confisciren ^). Es
fteht auch in dem Wiener Index von 1765. Im Rom. Index steht
dieses Bach nicht, aber anter Libellns stehen noch heute zwei
Ausgaben eines deatschen Schriftchens, . von denen die eine 1758
von der Inq., die andere 1765 verb. worden (dem deatschen Titel
ist eine latein. resp. italien. Uebersetzung beigefügt). Der Titel eines
in der Münchener £. Bibliothek aufbewahrten Exemplares (einer
andern Ausgabe) lautet: S)ie fünfjel^en gel^eime Serben, fo einer
&iM^^ Ramend aHagbalena im Itlofler gfte^burg, ©t. Slarä Otbend
nnb im ähi^m %xo^ex ^eiliglcit, t)on dl^rtfto 3cfu felbften geoffenbatet
»otben. 3Bie aud^ nad^ bem Slbtcbcn in tl^ren ©d^riften biefe fotflenbe
Cffenbaxung ftd^ befunben. 3Rii äSetoiUifiung bet ^ol^en Obrtgleit.
Wmfyn, 3U ftnben be^ ber ller|Ietin in ber Stuft. Es ist ein Heftchen
Ton 8 Octavblättern. Als Probe der geheimen (d. h. nicht in den
Evangelien erwähnten) Leiden Christi mag angeführt'werden : 7. Sie
Sehingen mich durch einen Nagel an das Erdreich und zogen mich
also bei den Beinen von der Statt. 8. Sie durchstachen mich mit
mannigfaltigen Waffen an den hinteren Theilen meines Leibes. 9.
Sie scblugen mich mit Steinen und brannten mich mit Fackeln und
filnt. 11. Sie begossen mir die Wunden mit wallendem Blei und
Pech. Das Schriftchen ist noch 1820 wieder gedruckt und von der
baierischen Regierung 1824 verb. worden (s. u.).
Im 19. Jahrh. ist man gegen „Offenbarungen" von Nonnen
iehr nachsichtig geworden. A. J. P. 9, 39 wird Klage darüber
geföhrt, dass die Werke der Marie Lataste ohne die durch Urban VIII.
1625 vorgeschriebene Erlaubniss des h. Stuhles (S. 223) wiederholt
druckt worden seien, — mit bischöflicher Approbation; sie auf
icn Index zu setzen, davon ist nie die Rede gewesen, — und wird
folgendes daraus mitgetheilt: sie erzftblt, sie habe in der Brust des
Heilands geweilt; dieser habe sein Herz in das ihrige gelegt; sie
sei in den Himmel und in die Mitte der drei göttlichen Personen
1) Hadriani Pontii Epist. ad amicum qua . . . historiam libri rarioris
oponit, qni inscribitur: Yen. Agnetis . . . Adjectae sunt . . . R. P. Pezii
et 111. Garellii Biblioth. Caes. de hoc libro epistolae, 1735, 82. S. 8. Fleur.
74, 114. ü. N. 1732, 291.
260 Schriften über Orden.
versetzt worden; Jesus habe ihr geofifenbart, er habe zwei Jahre
nur von der Milch Mariae gelebt; le lait ne venait au sein de ma
m^re que lorsque je devais teter, dreimal im Tage zu bestimmten
Stunden; die Schönheit Christi werde als eine beauti physique etlaseive
geschildert; sie habe in einer Vision die Accidentien des Brodes von
der Substanz der Eucharistie getrennt gesehen u. dgl.
38. Schriften aber Orden.
Der Index enthält sehr viele Schriften über Orden. Schrif-
ten gegen den Ordensstand überhaupt oder gegen bestimmte
Orden bilden darunter die Minderzahl, die Mehrzahl Schriften
von Ordensleuten selbst, in denen sie ihren Orden ungebührlich
verherrlichen oder andere herabsetzen oder welche mit den
mancherlei, durchgängig kleinliehen Streitigkeiten der Orden
unter einander zusammenhangen. In den Decreta generalia
steht II, 12 das 1658 erlassene Verbot aller ohne Erlaubniss
der (Index-)Congregation gedruckten oder zu druckenden Bücher,
welche die Controverse über die wahre und ununterbrochene
Nachfolge der Söhne des h. Franciscus und über die wahre
Form seiner Capuze behandeln, und III, 8 das 1663 erlassene
Verbot aller Inschriften auf Bildern des h. Franciscus und des
h. Antonius von Padua, in welchen gesagt wird, die Form des
Habites, in welcher sie abgebildet werden, sei diejenige, die
sie selbst getragen, oder *in denen behauptet wird, dieser oder
jener Orden desh. Franciscus sei die wahre, legitime und unun-
terbrochene Nachfolge desselben. — Ausserdem stehen im Index
Schriften über die Streitigkeiten der Franciscaner und Domi-
nicaner, der Augustiner-Eremiten und Augustiner-Chorherren, der
Augustiner- Chorherren und Benedictiner, der Benedictiner und
Hieronymiten, der Mercedarier und Trinitarier. Auch einige die
Ordens traditionen der Carmeliter betreffende Schriften stehen
im Index, auffallender Weise aber nicht das von Innocenz XII.
1698 ausgesprochene Verbot aller Streitschriften, die darüber
noch erscheinen würden. Der Streit, welcher darüber zwischen
Carmelitern und Jesuiten geführt wurde, führte in Spanien 1695
zu einem (1715 wieder aufgehobenen) Verbote von 14 Bänden
Capuciner and Fraiiciscaner.
261
der Aeta Sanctorom der Bollandisten. In Rom wurde nur ein
Band, und dieser ans einem andern Grunde, verboten.
1. Im Auftrage des Generalcapitels der Capuciner schrieb
Zaeearia Boverio, — Theologe des Cardinais Franc. Barberini auf
seiner Legation in Frankreich und Spanien, dann Consultor der In-
quisition, — die Geschichte des Ordens: Annalium sive sacrarum
bistoriamm Ordiuis Minorum S. Francisci qni Capucini nuncupantur
Tom. I., Lugd. 1632, Fol. (1525-80). Der 2. Band (1580—1612)
cr?chicn erst nach seinem Tode (1638) 1639 (der 3., 1612-— 38,
TOD Mareellino da Pisa, erst 1676). £s erschien auch eine italie-
msche üebersetzung : Annali de' Cappuccini del Z. Boverio tradotti
in volgare da Benedetto San-Benedetti, Ven. 1643, 4 vol. 4. (anch
eine spanische Üebersetzung, Madrid 1644, 3 Fol., eine französische
ent 1675). Das Buch wurde von den Franciscanern scharf ange-
^ffen nnd 1651 (Alex. No. 55) wurden die beiden Bände des Ori-
ginals nnd die italienische Üebersetzung mit d. c. verboten. Im
folgenden Jahre, 19. Nov. 1652, gab die Index-Congr. die bean-
standeten Stellen an und gestattete, das Buch nach dieser Expurgation
neu zu drucken. Das Decret steht nicht bei Alex.; aber im Index
steht seit Alex., die nach demselben corrigirten Ausgaben beider
Bncher seien freigegeben. Es scheinen aber keine neuen Ausgaben
gedruckt zu sein^). — 1656 wurde ein zweites Buch eines Capu-
einers mit d. c. verboten: Lectiones paraeneticae ad regnlam Sera-
phici Patris S. Francisci . . . Auct. Fr. Cypriano Crousers Ant-
werpiensi, Col. 1625, — 1658 ein drittes: Vera et dilucida expli-
catio praesentis statns totius seraphicae Fratrum Minorum religionis
& sancto et magno Francisco Patriarcha inclito numine divino inspi-
rante fnndatae. Per R. P. Fr. Bonitum Combasson Sabaudum,
Friburgi 1628 (Aug. Vind. 1630* 104 S. 12.), worin der Orden
des b. Franciscus über alle Orden, der Capucinerorden über alle
alle anderen Zweige desselben erhoben wird. Gleichzeitig wurde
aber auf Betreiben der Capuciner unbedingt verboten ein prachtvoll
ausgestattetes, mit 75 Kupferstichen illustrirtes, von einem Laien
^reschriebenes, aber nach dessen Tode von seinem Bruder, einem
Minonten herausgegebenes und einem Cardinal gewidmetes Werk:
Fiume del terrestre paradiso diviso in quattro capi o discorsi. Trat-
tato difensivo del Signor Dottor Don Niccol6 Catalano da S.
MauTO, ove si raggnaglia il mondo della veritä deir antica forma
deir abito de' frati minori instituita da S. Francesco. Dato alle
itampe dal P. M. Giulio Ant. Catalano da S. Mauro, Min. Prov. di
8. Niccol6 Min. Conventuale . . . dedicato . . . al Card. Pier Luigi
Carafa, Prefetto della S. Congr. del Concilio, Florenz 1652, 4.
Albit. p. 283 sagt, es sei als injuriös für den Capucinerorden verb.
1) Mazznchelli 2, 1915. Niceron 25, 319. Clement 5, 151. Pragm.
6«Bch. der Mönchsorden 7, 44 (hier werden Auszüge aus dem Buche ge-
geben).
1
262 Schriften über Orden.
worden. — Das Decret von 1658 (Alex. No. 67) enthält auch das
allgemeine Verbot, welches Ben. in die Decr. gen. aufgenommen.
Unter dieses fällt auch das nicht speciell verbotenene Bach von
Boverio : Demonstration es undecim de vera habitus forma a S. Fran-
cisco institnta. Ad Urbanum YIII., Lugd. 1632.
Kach diesem Verbote wurde der Streit über das Habit des
h. Franciscus nicht mehr mit Büchern, aber mit Bildern weiterge-
führt. Die Capuciner Hessen zu Verona ein Bild des h. Antonius
von Padua im Capncinerhabit drucken mit der Unterschrift: La vera
forma delP abito di S. Francisco. Die Congregation der Kiten be-
fahl ihnen, unter Bezugnahme auf das Decret von 1658, das in la
piÄ vera zu corrigiren (A. J. P. 20, 486). Die Index-Congr. aber
erweiterte das Verbot von 1658 durch ein Verbot in einem Decrete
vom 20. Nov. 1663 (Alex. No. 78), dessen Inhalt von Ben. in die
Decr. gen. III, 8 aufgenommen wurde. Der Streit brach nach
wenigen Jahren wieder aus. Die Franciscaner-Conventualen stellten
mit Erlaubniss Innocenz* X. in Neapel ein Bild des h. Antonius in
ihrem Habit aus, wurden aber von der Congr. der Riten 15. Jan.
1667 ermahnt, ne victoriam et triumphum jactarent, da die Contro-
verse über das Habit des h. Franciscus mit jener vom Papste er-
theilten Erlaubniss nicht entschieden sei. Nun stellten die Capuciner
in Neapel ein Bild des h. Antonius in ihrem Habite aus ; das wurde
von der Biten-Congr. 19. Nov. 1667 verboten. Die Conventnalen
Hessen das betreffende Decret drucken und deuteten es dahin, dass
der h. Antonius überhaupt nicht im Habite der Capuciner, sondern
nur in dem der Gonventualen abgebildet werden dürfe. Die Hiten-
Congr. erklärte darauf 21. Juli 1668, jenes Verbot gelte nur für
Neapel, und 22. Jan. 1707 (Gardellini 4, 3612), es sei den Gapu-
cinern gestattet, Bilder des h. Antonius im Capncinerhabit aufzustellen
und auch bei Processionen ausserhalb ihrer Kirchen umherzutragen,
aber nicht unter solchen Bildern Inschriften anzubringen, worin das
Capncinerhabit als die verior forma des Habits des h. Franciscus
bezeichnet werde. Benedict XIV., der über diese Controverse ganz
ernsthaft berichtet (Beatif. 1. 4, p. 2, c. 21, n. 11; vgl. A. J. P.
20, 486), sagt, jetzt stelle jeder Zweig des Franciscanerordens die
beiden HeiHgen mit Habiten nach seinem Schnitt aus^).
Auch die anderen Zweige des Franciscanerordens hatten Fehden
unter einander. UrbanVIII. verbot 15. Mai 1628 unter Androhung
der Excommunication, zu behaupten, die Conventualen seien nicht
wahre und echte Söhne des h. Franciscus (A. J. P. 20, 485), und
Melzi 2,164 erwähnt eine zu Lucca 1748 — 50 in 3 Quartbänden er-
schienene Apologie eines Minoriten gegen eine der Riten-Congr. vor-
gelegte Schrift, worin mit historischen Gründen bewiesen war, dass
alle HeiHgen und Seligen der beiden ersten Jahrhunderte des Francis-
1) Im span. Index steht auch eine Cuestion medica moral von dem
Arzte J. B. Manganeda über die Sitte der Capuciner, auch während schwerer
Krankheiten die Kutte auf blossem Leibe zu tragen, Cordova 1679.
i
Franciacaner and Dominicaner.
263
eanerordens ansschliesalicli den Conventualen angehörten. Diese
Gontroyerse hat aber keine Sparen im Index hinterlassen. Nnr im
span. Index steht eine Schrift von Juan de Solana, worin bewiesen
werden soll, die Obseryanten seien die echten Söhne des h. Fran-
ciaeas. Mit irgend einer Franciscaner- Angelegenheit hängt aber zu-
sammen das Verbot der Croniche della Biforma di Basilioata da
Fra Bnonaventura (Abbate) di Laurenzana, Keapel 1683, verb.
16dO; denn nach Toppi handelt es sich in dem Buche um die Pro-
rinz Basilioata des Ordens der Obseryanten. Mit irgend einem
Streite im Franciscanerorden in Spanien, Über den ich nichts ge-
funden, hangen zusammen eine Elucidatio yeritatis yon Jo. Alyin
(Albin), der als General der Minoriten bezeichnet wird, und Be-
traetoriaa yozes yon dem Minoriten Julian Chumillas, die beide
1693 yerb. wurden. Dies letztere steht auch im span. Index als
1750 yerb. und wird dort als ein Papel yon 3 Blättern und als
Tom 24. Jnli 1692 datirt bezeichnet. — Fulgentio Manfred i, yon
dem 1605 Apologia sopra la riformatione dell* ordine suo contra
quelli ehe sotto pretesto di riformare lo difformano, yerb. wurde,
war nach Alex. No. 5 ein Obseryant.
Im Rom. (nicht im span.) Index steht seit 1665: Naturae
prodigiam et gratiae portentum h. e. Seraphiei P. Francisci yitae
aeta ad Christi Domini yitam et mortem regulata et coaptata a P.
Petro de AWa et Astorga 0. Min., Madr. 1651, Fol., worin 4000
Aehnltchkeiten zwischen dem h. Franciscus und Christus nachge-
wiesen werden, während in dem Liber conformitatum des Bartholo-
maeaa yon Pisa doch nur 40 nachgewiesen waren ^). Gleichzeitig
warde ein Buch eines Gehtilfen Alya's yerb.: Juizio de Salomon
aeerca de ayeriguar, quien sea la yerdadera madre de un hijo 11a-
mado antiguamente Continuo, despues Glossa continua, y ahora Ca-
tena aurea, sacado a luz y dispuesto por el P. Fr. Martin Perez
de Gaeyara del Orden de los Menores, 1662, worin bewiesen werden
soll, dass die Catena aarea des Dominicaners Thomas yon Aquin
ein Plagiat aus einem Werke des Franciscaners Pontius Carbo-
nellas sei ^).
2. Mit den Dominicanern zankten sich die Franciscaner nicht
nur über die Immaculata Conceptio, sondern auch über andere IHnge,
unter anderen über die Stigmatisation, welche diese als eine Art
von Priyileginm ihres Ordensstifters anzusehen geneigt waren. Der
aus ihrem Orden heryorgegangene Papst Sixtus IV. y erordnete 1475,
nur der h. Franciscus dürfe mit den Wundmalen abgebildet werden,
1) I S. 236. Pragm. Gesch. der Mönchsorden 7, 146. 247. 278. Cle-
ment 1, 231. Biblioth. raisonnee 31, 1, 287. — Im apan. Index werden
Conclusiones verb., welche Franciscaner L742 vertheidigt hatten, darunter:
Corpas S. P. N. Francisci, ut proponitur sacris stigmatibus insignitum,
est adorabile cultn respectivo latriae, und wird (1747) in den Asserta
iheologica des Minoriten B. 6. Becerra die Quaestio gestrichen : Qua ado-
raiione sit adorabile corpus parentis nostri S. Francisci.
2) Yiac. Baron, Apol. 1, 222. Mich, a S. Jos. 3, 445.
264 Schriften über Orden.
und verbot 1472 speciell, zu sagen und zu predigen, auch die h.
Catharina von Siena habe das charisma stigmatum gehabt, und sie
mit den Stigmata abzubilden. Innocenz YIII. schärfte dieses letzte
Verbot ein und befahl, auf den vorhandenen Bildern^'der h. Catha-
rina die Stigmata zu beseitigen. Unter dem Dominicaner - Papst
Pius y. wurde aber bei der lievision des Breviers ein ausführlicher
Bericht über die Stigmatisation der h. Catharina in ihrem Officium
approbirt und das Abbilden derselben mit den Stigmata gestattet.
Clemens VIII. verbot, über die Sache zu streiten. Benedict XIII.
gestattete den Dominicanern 1727 ein Officium in honorem impres-
sionis stigmatum in corpore S. Catharinae Senensis nach Analogie
des Officium in hon. impr. st. in corp. S. Francisci, welches seit
Paul V. im Rom. Brevier (17. Sept.) steht ^). — 1738 Hessen die
Dominicaner zu Palma theologische Conclusionen drucken mit einem
Titelbild, worauf die sei. Lucia de Narni, eine Dominicanerin, mit
den Stigmata dargestellt war. Die Minoriten beklagten sich bei dem
Bischof und dieser verbot die Conclusionen bei Strafe der Excomma-
nication. Die Dominicaner appellirten nach Rom und die Riten-
Congr. erklärte es 1740 nach Anhörung beider Orden für erlaubt,
die sei. Lucia mit den Stigmata abzubilden (A. J. P. 1, 1240).
Auf Grrund des Verbotes Clemens' VIII. kamen in den Index: Re-
ligiosa difesa del singolar favore delle sagratissime stimmate del
rafftgurato di Cristo S. Francesco, fatta da S. F. Ugolini, verb.
1669, und Dialogo traumatico regulär, en el cual hablan tres pa-
dres del orden de S. Domingo como censores de un tratado intitu-
lado : El humano Seraphin j unico Llagado de como solo el gloriose
Padre nuestro S. Francisco etc., Genua 1690, verb. 1700, — erst
seit Ben. unter dem Namen des Verfassers, Pedro Sanchez Arroyo,
Min. Conv., — wie Benedict XIV. 1. c. berichtet, verboten, weil
der Verfasser bei der Besprechung eines Streites, der in Mexico
über ein Bild des h. Dominions mit den Stigmata entstanden war,
behauptet hatte, es sei unpassend (nee deouisse nee decere), dass
ein Weib stigmatisirt werde, was man mit Recht als eine Stichelei
(suggillatio) auf die Stigmata der h. Catharina aufgefasst habe. Im
span. Index steht nicht der Dialogo, aber £1 humano Seraphin y
unico Llagado, tratado apologetico, mit dem Namen des Verfassers,
Fr. Martin del Castillo.
»
3. Wie Franciscaner und Capnciner, so befehdeten einander
auch Augustiner-Eremiten und Augustiner-Chorherren (Canonici re-
guläres; K.-L. 1,1657. Pragmat. Gesch. 5,319). Von den auf diese
Fehde bezüglichen Schriften stehen im Index: Prosperi Stellartii
Augastiniomachia i. e. pro Augastino et Aagustinianis vindiciae
tatelares, Lugd. 1613, verb. 1622, von dem belgischen Augustiner
P. Stellaerts zu Gunsten der Eremiten geschrieben (Paquot 2, 161);
— Jos. Mozzagrugni Narratio rerum gestarum Canonicorum regu-
larium, in qua praeter eornm originem, .... praecellentiam, habi-
1) Bened. XIV. Beatif. 1. 4, p. 2, o. 8, n. 4.
Augtisiiner and Benedictiner. 265
tooi, reformationes in noiversnm praecipue recenBentar reformatio
fjugdem Ordinis in Canonicos reguläres congregationis S. Salvatoris
öndiiiifl S. Aug. necnon privilegia etc., Ven. 1622, 4., verb. 1624 ;
— Apologeticus tripartitos pro D. AngtiBtini triplici epistola per
oodom iibelii snpplicis oblatus Sammo Pontifici, sapremae Pari-
ikrum Curiae et G-enerali Eremitaram Ordinis, in quo mnltae quae-
ftiones de I>. Aug'ustino ejnsqne ordine solvuntar, opera ac studio
Fnmeisci üenati Kquitis Gallo- Belgici, Lugd. 1645, 8., verb. 1646,
^egen die Aagrastiner-Chorberren^ speciell gegen eine spanische Schrift
nder goldene Lieiichter im Tempel Salomo's"', von dem Augustiner-
Eremiten Carl Moreaa geschrieben, von seinen Freunden veröffent-
Üebt Der Yerfaeser des goldenen Leuchters denuncirte das Buch
bei der Index- Congr., die dasselbe nicht des Inhalts, sondern der
scherzhaft-satirischen Form wegen verboten haben soll. Darauf er-
schien Yindiciae quadripartitae pro D. Augustino et Augustinianis
s. epitome on[ininm, qnae disputari hactenus solent circa D. Augustini
Opera quaedam, monacbatum, habltum, regulam, calceaturam, anti-
qnitatem Ordinis £reniitarum ejusque approbationem et reformationem.
Ühi examinatnr Candelabrum aureum . . . op. et studio F. Caroli
Moreau, Ord. Erem. S. Aug. Communitatis Bituric, Antw. 1650, 4.
Auch dieses Bncli w^nrde denuncirt und Moreau nach Born citirt.
Er ftchrieb nun Ad Emin. Cardinales negotiis et consultationibus
epigeoporum et re^nlarium praepositos pro Vindiciis . . . Apologeti-
cas 11. Oct. 1651 (nicht gedruckt), und wurde freigesprochen^).
Stärkere Spuren hat der Rangstreit zwischen den Augustiner-
Cborherren und den £enedir.tinem im Index zarückgelassen: Mure-
iralae sacrae vestis sponsae regis vermiculatae. Opus de privilegiis
ordinum regularium, auth. Virginio Alviset Bisontino, Ven. 1661,
Terb. 1664, Opus de privilegiis ordinum regularium et in specie
it piivilegiiB ordinis Benedicti, 1673 und Kempten 1679, wird eine
ei^uTgiTte Ausgabe desselben Buches sein. Erath in dem gleich
m erwähnenden Bache ist besonders verdriesslich über eine Ge-
sehkhte, worin ein Bauer über das Habit der Chorherren spottet,
äie Mviset aus einer Schrift des Bischofs P. Camutz (Camus) auf-
genommen. — Commentarius theologico-jnridico-historicus in regulam
S. P. K. Augastini . . . Auth. D. Augustino Erath, Eccl. colleg.
»d B. V. in Wettenhausen Canonico regulari. Tom. I., Wien 1689,
550 8. Fol. — Antilogia s. juridico-historica defensio et responsio
ad praejudicia ecclesiasticae hierarchiae, olero, specialiter cathedrali
et Ordini S. Benedicti illata a D. Aug. Erath .... studio et
opera Dom. Ensebii Carlymmeshin Castroferrariensis, Wien 1715
iron Anselm Schramb, Benedictiner in Melk), beide verboten in
«Bern Decrcte der Index-Congr. vom 13. Juli 1717, in welchem
zugleich beiden Theilen und jedermann Schweigen aufgelegt wird
über die in diesen Büchern verhandelte controversia praecedentiae
zwischen den Canonici reguläres und den Benedictinern. Erath Hess
1) Yillani, Yisiera alzaU p. 108. Pragm. Gesch. 6, SSO; 6, 53.
266 Schriften über Orden.
wegen dieses Verbotes dem ersten ißande keine weiteren folgen (er
schrieb auch Acta pro coaeva exemptione cathedralis Ecciesiae Paesa-
viensis contra snbjectionem nietropolitanae Eccl. SalisbnrgienBis ;
auch bezüglich dieses Streites, über den in Wien nnd bei der Bö-
mischen Rota verhaDdelt wurde, wurde Schweigen geboten). Aber
in Hildesheim vertheidigte den Vorrang der Benedictiner Benedietns
St ölte in dem Tractatus historico-juridicus de praecedentia contro-
versa monachoa Benedictinos inter et Canonicos reguläres S. Au-
gnstiui, Erfurt 1730. Das Buch wurde in Rom denuncirt und 1731
verboten. Die Chorherren hefteten das Decret an den Kirchenthüren
an; der Abt von Gladbach, Praeses der Bursfelder Congregation,
schrieb nach Rom und erhielt zur Antwort, das Buch sei nur ver-
boten, weil überhaupt verboten sei, über dieses Thema zu schreiben ;
der Streitfrage selbst werde damit nicht präjudicirt. Ohne Zweifel
wurde auch von des Augsburger Benedictiners Corbinian Khamm
Hierarchia Augustana der Prodromus partis III. Regularis, Augsb.
1717, 1721 darum verb., weil darin p. 145 eine Abhandlung De
praerogativa praecedentiae Canonicorum Reg. Ord. S. Aug. steht.
— 1734 verbot die Index-Congr. Repartie de M. Tabbi de St.
Gilles ä la protestation de M. I'abb6 de Boneffe du 2. de May,
1732, und Apologie pour les Religieux Benedictins du dioc^se
et pays de Li^ge touchant leur pres^ance et pr^rogatives, pour ser-
vir de r^ponse k un äcrit intitul^ Repartie etc., 1732. Sie fügte
nun aber gleich bei, die Schriftchen würden verboten ob transgres-
sionem impositi silentii etc., was im Index billiger Weise auch bei
Stolte (und Khamm) stehen sollte^).
4. Mit einer ganzen Reihe von Schriften ist der Index be-
reichert worden durch die Streitigkeiten zwischen den beiden Orden,
die sich mit der Loskaufang der Gefangenen beschäftigten, den Tri-
nitariem, — Ordo Sanctissimae Trinitatis redemtionis captivoruna
(della redenzione de' schiavi oder del riscatto, in Frankreich Mathu-
rins genannt), gestiftet 1198 von Joh. de Matha und Felix von
Valois, — und den Mercedarien, — Ordo B. Mariae de Mercede
redemtionis captivorum (auch de Remedio), gestiftet 1 235 von Petrus
Nolascus. Im J. 1663 beklagten sich die Mercedarier bei dem
Papste, die Trinitarier behaupteten, die Loskaufung der Gefangenen
sei nicht schon in der ursprünglichen Regel des 0];dens als Zweck
desselben bezeichnet; dieses werde namentlich in einer 1660 zu Rom
gedruckten Biographie der Stifter des Trinitarier-Ordens von Franc,
di S. Lorenzo behauptet. Die Trinitarier ihrerseits sagten, die Mer-
cedarier behaupteten von ihnen ähnliches. Der Papst beauftragte
den Seoretär der Riten-Congr., Febeo, zwischen den Generalprocura-
toren der beiden Orden Frieden zu stiften, und diese versprachen
denn auch, das Vortragen jener Behauptungen zu verbieten. In dem
incriminirten Buche befahl die Riten-Congr. die betreffende Stelle
1) Ziegelbauer, Hist. rei lit. 1, 622 (hier ist auch das Index-Decret
von 1717 abgedruckt). Clements, 94. Ueber den Streit zwischen den beiden
Orden in Burgund s. Dupin 19, 25. Valery, 2, 130. 150.
Trinitarier and Mercedarier. 267
m einer nenen Anegabe zn corrigiren (A. J. P. 8, 1140). Aasserdem
iclienien sieh aber in den Ablass- Verzeichnissen der beiden Orden
isd der mit ihnen verbundenen Bradenchaften Unrichtigkeiten ge-
fanden zu haben. Denn in dem Decrete der Index-Congr. vom
10. Apr. 1666 finden sich anter der Ueberschrift: Libelli qnidam
eontinentes indalgentias, gratias, privilegia etc. confratemitatis S.
I^n. de Bedemtione Captivornm et B. M. de Eemedio ausser dem
Compendio della vita miracolosa dei Santi Giovanni de Matha e
Feliee Valesio, con una brevissima dichiaratione delle s. indulgenze
Ton Franc, di S. Lorenzo noch 8 Ablass-Biicher nnd Ablasszettel,
die seit Ben. anter Lorenzo, Compendio, Confr6rie, Institntione und
Sommario stehen, ausserdem J. Jenny n, Vera confratemitatis S.
Irin, de Red. Capt. et B. M. de Remedio nee non vitae SS. Patriar-
ckarom Joannis et Felicis idea. Schon 1621 war ein derartiges
Ablassverzeichniss (jetzt unter Indulgenze) mit d. c. verb. 1694
Turde eines (jetzt unter Sommario) von der Inq. verboten, mit dem
Zasatze: impressuro, ut falso dicitur, Romae cum insignibus Inno-
centii XII. et Relig. Captiv. — 1714 wurde ein Rosaire verboten
(S. 218), dann 1714 — 18 noch drei Ab] ass Verzeichnisse von der Ab-
lus-Congr. (jetzt unter Sommario; vgl. Bull. cont. 11, 444 — 446).
In den beiden letzten ist auch von einem Scapolario ovvero abitino
der Trinitarier die Rede; es ist das weisse Scapulier, von welchem
Schneider S. 308 ausführlich handelt (Reusch, Die deutschen Bischöfe
S. 39). Auch die unter Sanz stehenden spanischen Thesen werden
mit diesen Ordensstreitigkeiten zusammenhangen. — 1729 wurde
noch verb. Jo. a S. Feiice Triumphus misericordiae i. e. saorum
Ordinis SS. Trinitatis institutum de redemtione capt. cum Ealen-
dario historico universi ordinis, Wien 1704. Um diese Zeit hatten
die beiden Orden wieder eine Differenz: die Trinitarier erhielten
1 727 die Elrlanbniss, das Officium B. M. V. de Remedio am 2. Sonntag
im October zu beten; die Mercedarier machten darauf aufmerksam,
dass B. M. y. de Remedio docb nicht verschieden sei von B. M.
V. de Mercede, deren Officium Innocenz XII. für den 24. Sept. all-
gemein vorgeschrieben, worauf 1730 jene Erlaubniss zurückgenom-
men wurde.
5. Das erste auf die Carmeliter bezügliche Verbot ist vom
J. 1646: Paradisus Carmelici decoris, in quo archetypicae religionis
magni patris Heliae prophetae origo et trophaea monstrantur et He-
liades ab ortu suo usque ad haec tempora sapientia et mirabili vir-
tnte clarentes per anacephalaeosin perstringuntur. . . . Cum apologia
pro Joanne XLIY. Patriarcha Jerosolymitano. Additur in fine Jo.
Trithemii ... 1. de laudibus ordinis Carm.^). Auct. R. P. F. Marco
Ant. A legre de Casanate Carmelita, Hispano Celtibero . . . Lugd.
1639y Fol. (mit vielen Approbationen von Theologen). Natürlich
wird Elias als der Stifter des Ordens dargestellt ; unter seinen Mit-
1) In dem Exemplar der Mänchener Hofbibl. steht hier Ad fidem
Indicis expargatorii a s. fidel aolio sapremo editi nuperrime.
268 Schriften über Orden.
gliedern fignriren die Propheten Jonas, Michaeas, Isaias, Jeremias^
Ezechiel und Daniel, Jesus Sirach, die Rechabiten und die Assidäer,
Johannes der Täufer, die h. Jungfrau, der Evangelist Marcus, S.
Schariotus, abbas conventus Engaddi, unus ex Essenis Joannis Bap-
tistae discipulis u. s. w. u. s. w. (Ph. Labbe, Diss. de Script, eccl.
2, 826). In dem Apologema für Johannes von Jerusalem (I S. 554)
wird namentlich Baronius bekämpft. Natürlich wird auch die Or-
denstradition über das Scapulier ansführlich vertheidigt. 1642 nahmf
die Sorbonne das Buch in Untersuchung. Launoy schrieb damals
auf Ersuchen eines Freundes zwei Abhandlangen, die ein Canonicus
von Beauvais ohne sein Yorwissen drucken liess: Dissertatio duplex,
una de origpne et confirmatione privilegiati scapularis Garmelitarum,
altera de visione Simonis Stockii, Lugd. Bat. (Beauvais) 1642. Die
Schrift wurde von drei Carmelitern bekämpft und nun gab Launoy
selbst heraus: De Simonis Stockii visu, de Sabbathinae Bullae pri-
vilegio et de scapularis Carmelitarum sodalitate dissertationes quin-
que, 1642 (Opp. II, 2, 379), mit anderen Schriften von Launoy
verb. 1690. — 1684 wurde verb.: Historia Carmelitana theologice
propugnata. Quaestio theologica: Quis prophetas facit successores
post se? Theses quas tuebitur Biterris mense Aprilis 1682 Philippns
Teissier. In diesen Thesen, die wirklich im Carmeliterkloster zu
Beziers in Gegenwart des Bischofs vertheidigt wurden (abgedr. bei
Bayle, Oeuvres 1,82. Pragm. Gesch. der Mönchsorden 1, 121) wird
u. a. die freilich auch von anderen Carmelitern vorgetragene An-
sicht ausgesprochen, wahrscheinlich seien auch Pythagoras und seine
Schüler und die Druiden Carmeliter gewesen.
Als Teissiers Thesen verboten wurden, war der Streit der Car-
meliter mit den Jesuiten (Bollandisten) bereits im Gange, der' bis
zum Ende des Jahrhunderts dauerte. In den 1668 erschienenen Acta
Sancterum mensis Martii zeigte Daniel Papenbroek, dass Berthold
von Calabrien um 1160 (29. März) als erster, Cyrillus, 1231 — 34
(6. März), als dritter General der Carmeliter anzusehen sei. Auch
in den folgenden Bänden der Acta Sanct. wurden die Ansichten der
Carmeliter von dem Alter ihres Ordens u. s. w. direct oder indi-
rect bekämpft. Es erschien nun 1668 — 98 eine Reihe von Streit-
schriften (Helyot I p. XXXVII. 282 Backer 5, 70) und bald wurde
der Streit auch in Rom und bei der spanischen Inquisition anhängig
gemacht. Der Hauptkämpe der Carmeliter war Sebastianus a S. Panlo.
Er schrieb zanächst 1683 Libellus supplex Innocentio XI. pro
origine et antiquitate Ordinis Carmelitarum variisqne illius historiis
a 8. Congr. Rituum iterato recognitis et approbatis nee non Summo-
rum Pontif. bullis adv. R. P. Dan. Papebrochium eas ut commenta
et imposturas explodentem exhibitus, mit dem falschen Druckort
Frankfurt o. J., dann, nachdem der Process bereits anhängig war,
Exhibitio errorum, quos R. Daniel Papebrochius S. J. commisit
contra Christi paupertatem, . . . S. Pontificum acta et gesta, buUas,
brevia et decreta, Concilia, S. Scripturam, Ecclesiae capitis prima-
tnm et unitatem etc. etc. Col. 1693*. 650 S. 4. Gegen letztere
Schrift erschien Responsio Danielis Papebrochii ad Exhibitionem etc.,
Carmeliter und BoUandisten. 269
Antw. 1696 und 1697*, 350 und 550 S. 4., und als 3. Band: Elu-
eidfttio historica aetomm in controversia super origine . . . S. Or-
ünis B. M.y. de Monte Carmelo, Antw. 1698^* 212 S. 4. (einige
lodere Schriften sind beigedruckt). — Wie schon der Titel zeigt,
beschrankt sich Seb. a S. Paulo in seiner £xbibitio nicht auf die
Traditionen der Carmeliter; er klagt Pap. u. a. auch an, dans er
die Legeode von der Veronica, die Echtheit der Lucasbilder, des
Praeputium Christi zu Antwerpen^) u. s. w., den 25jährigen £pi-
seopat Petri zu Rom, den Aufenthalt des Lazarus, der Maria und
Martha in der Provence, die Missionsthätigkeit des Dionysius Areo-
pagita in Paris, sein Martyrium und die Echtheit der ihm zuge-
eehriebenen Schriften, das Concil von Sinuessa, die Taufe Constan-
tiiw durch P. Silvester, die Constantinische Schenknng, die Abfassung
des Symbolums Quicunque durch Athanasius bestreite, Paulus neben
Petrus Bischof von Rom gewesen sein lasse u. s. w., ferner dasa
er Eetzem epitheta honorifica beigelegt, z. B. Cl. Salmasius als eru-
ditas et accuratus, Gerhard Yossius als vir eruditissimus bezeichne
lud von D. Blondels incredibilis diligentia spreche, dass er ver-
botene Bücher, namentlich von Alexander Natalis und Launoy, citire
n. §. w.
Bei der spanischen Inquisition wurden die Acta Sanotorum
1691 deuuncirt. l^ach dem Tode des General-Inquisitors Diego Sar-
miento de YoUadores und vor der Ernennung seines Nachfolgers
verboten die ProvinciaMnquisitionen von Toledo, Saragossa, Madrid
imd Yalladolid im Nov. und Dec. 1695 die 1668 — 88 erschienenen
Bande, je 3 vom März und April, 7 vom Mai (die 4 letzten ent-
halten nichts über die Carmelitertraditionen) und das Propylaeum
ad AA. SS. Mail (1685), zusammen 14 Bände. Das Yerbot wird
m allen vier Decreten damit motivirt, dass die Bände irrige, ketze-
rische, nach Ketzerei schmeckende, . . . ., für mehrere Päpste, den
apostolischen Stuhl, die h. Congregation der Riten, das Römische
Brevier und Martyrologium, für viele Orden und namentlich den
der Carmeliter und für viele Nationen und insbesondere die spanische
beleidigende Sätze, auch viele Lobsprüche auf Ketzer und übel be-
rufene Autoren enthielten. Der portugiesische General-Inquisitor,
Bischof Joseph de Lancastro (ein Carmeliter), beschränkte sich in
seinem £dicte vom 24. Jan. 1696 darauf, zu verordnen, die 14
Bände, von denen er erfahren, dass sie manche der Lehre der h.
Väter und der gewöhnlichen Ansicht der Kirche widersprechende
Sätze enthielten, seien binnen drei Tagen an die Inquisition abzu-
liefern, um von dieser geprüft zu werden^). Pap. und seine Mit-
1) Ich habe bei Döllinger ein 1802 zu Rom mit Approbation des
Mag. S. Pal. gedrucktes Schriftchen gesehen (Narrazione critico-storica
della reliqnia preziosissima del santo prcpazio di N. S. Gesü Cristo etc.),
worin u. a. p. 6 gesagt wird, diese in der Pfarrkirche zu Calcata in der
Diocese Civitä Castellana befindliche Reliquie sei nächst dem h. Sacra-
sente der Eucharistie die werthvollste unter allen Reliquien Christi.
2) Ein zu Löwen 1696 erschienener Abdruck der 5 Decrete: Decreta
270 Sohriften über Orden.
arbeiter baten nnn den nenen span. General-Inqnisitor Thomas de Ro-
caberti, Erzbisobof von Valencia (Dominicaner), ihnen die von der
Inq. beanstandeten Sätze mitzutheilen, damit sie sich vertheidigen
könnten. Rocaberti bewilligte dieses 3. Ang. 1696 mit dem Vor-
behalt, dasB die Sfttze bei Strafe der Excommnnicatio latae sent.
niemand anders mitgetheilt, die Vertheidigungen nicht gedruckt,
sondern mit allen Goncepten der Inq. eingereicht werden sollten
(Eine. p. 128). Nach nenn Monaten erhielt Pap. über 300 Sätze
mit den Gensnren der Qnalificatoren, verzichtete aber anf die von
der Inq. vorgeschriebene Art der Vertheidignng. — Die Carmeliter
baten nach der Publication des Verbotes von 1695 den König, bei
dem Papste dahin zu wirken, dass die weitere Bekämpfung ihrer
Ordenstraditionen verboten werde. Die Jesuiten reichten eine lange
Supplik ein, worin sie diesen Vorschlag bekämpften und um eine
nochmalige Untersuchung baten, indem sie andere Fälle anführten,
wo die Inq. Verbote wieder aufgehoben habe (Elucid. p. 181). —
Unter Berufung auf ältere Decrete, welche den Orden verbieten,
einander zu schmähen, verbot die span. Inq. durch Decrete vom
19. Oct. 1696 und 11. Juli 1697 (Elucid. p. 170) alle auf den
Streit zwischen Jesuiten und Carmelitern bezüglichen Schriften,
speoiell n. a. den Libellus supplex und die Exhibitio des Seb. a S.
Paulo und eine zu Sevilla 1696 gedruckte spanische Bearbeitung
des erstem von Daniel de San Pedro. Auch eine spanische Bear-
beitung des ersten Theils von Pap.^s Responsio von dem Jesuiten
Antonio Jaramillo (Xaramilius), Madrid 1697, wurde confiscirt^).
In Rom, wo die Carmeliter schon 1683 Klage geführt (Elucid.
p. 106) und 1690 eine förmliche Denunciation angebracht, wurde
die Sache anfangs sehr langsam betrieben und scheint man sich
bald weniger mit den gegen die Acta Sanctorum vorgebrachten An-
klagen als mit dem 1685 erschienenen Propylaeum beschäftigt zu
SS. Inquisitionis Hispaniarum etc., 4 Bl., ist manchen Exemplaren von
Streitschriften aus dieser Zeit beigebunden. Das Decret der Inquisition
von Toledo steht auch in der Biblioth. Carmelitana I, 843.
1) Avr. 4, 46, Helyot t. I, Pref. p. XIX und nach ihnen andere er-
wähnen ein Schreiben des Fr. Paulus a Sebastiane aus dem Orden der
Hospitaliter vom h. Johannes de Deo an seinen General vom J. 1696,
worin gesagt wird: ihr Orden sei noch 9 Jahrhunderte älter als der der
Carmeliter; Abraham sei ihr erster General gewesen; derselbe habe im
Thale Mamre ein Hospiz gegründet und nach seinem Tode ein zweitem
im Limbus fnr die ungetauften Kinder. Der Brief steht wirklich, wie
angegeben wird, in Pap.'s Responsio II, 254, aber Pap. selbst lässt doch
keinen Zweifel darüber, dass der P. Paulus a S. Sebastiane nur erfunden
ist, um den P. Sebastianus a S. Paulo zu übertrumpfen. — Mich, a S.
Jos. 2, 519 berichtet übrigens über ein 1626 von dem Capuciner Jean
Bolduc herausgegebenes Buch De Ecclesia ante legem: es würden darin
die Nephiiim der vorsündfluthlichen Zeit als fromme Asoeten, die Ena-
kirn als ein von Abraham gegründeter Ritterorden dargestellt u. dgl.
(Hurter und das K.-L. sprechen von dem Buche als einem Wissenschaft-
liehen).
Carmeliter and BollanditteiL 371
kbeo. Die Sacke kam erst recht in FIubb nach der VeröffentHohnng
jer gpEDÜchen Censnr von 1695. Die Jeeniten baten den Papst, er
Böge das decretnm atrocissimnm, Lnthero Calvinoqne dignom^ sas-
peodiren (Elncid. p. 151. 161). Mehrere hochgestellte Personen
rervendeten sich für sie ; Kaiser Leopold schrieb über die spanische
Corar an den Papst nnd an den König von Spanien. (Als der
letzere Brief gedruckt erschien, wurde er von einem Carmeliter der
BjttB. Inquisition dennncirt, freilich mit der Vorbemerkung, es würde
Daiimum crimen laesae majestatis sein, wenn man den Brief für
echt halten wollte; Elucid. p. 147). Aber 1698 schrieb der Bene-
dictiner Estiennot an Mabillon, der an den Cardinal Colloredo ge-
idurieben, der Papst müsse die BoUandisten schützen und die Auf-
bebiiBg des spanischen Verbots verlangen : „Ich habe mit dem Card.
Guanate darüber gesprochen, ob man nicht eine Suspension des
Deeretes erwirken könne; aber die Komische Curie will sich mit
eioem so resoluten und furchtbaren Tribunal, wie die Santa Inqui*
siziooe in Spania ist, nicht einlassen. Ich habe die Sache auch bei
dem [spanischen] Card. d'Aguirre zur Sprache gebracht; er ant-
wortete aber, er würde dazu nicht nur nicht mitwirken, sondern
sieh mit aller Macht widersetzen. So hat also Pap. in diesem
Punkte von Rom nichts zu hoffen'^ ^). Man beschränkte sich darauf,
den Nnocius in Madrid zu beauftragen, er möge den General-Inqui-
sitor zu einer Suspension des Deeretes zu bestimmen suchen (Elucid.
p. 162).
Im J. 1696 beauftragte Innocenz XII. die beiden Ordensge-
leiale, ihren Untergebenen die Einstellung des Streites zu gebieten.
Aber der Jesuiten-General Hess Pap. gleichzeitig mit dieser Mit-
theilang schreiben, er dürfe seine Responsio fortsetzen (Elucid.
p. 103), und auch Seb. a S. Paulo liess noch 1697 zu Antwerpen
eis Memoriale pro sacros. Sede Apost. ex parte Seb. a S. P. . . .
^ quo refutantur Responsiones R. P. Dan. Papebrochii, 68 S. 4.
(anr der Anfang) drucken.
Während die Index-Congr. noch mit den Acta Sanct. oder viel-
mehr mit dem Propylaeum beschäftigt war, erliess Innocenz XII.
anter dem 20. Nov. 1698 ein Breve (Bull. 12, 312). Er beklagt
darin, dass über das Alter des Carmeliterordens, eine Frage, die
gtf nichts mit der Wahrheit des Glaubens und der Sittenlehre zu
tbnn habe, unter Ordensgeistlichen, die durch ihre Gelübde beson-
ders zu Heiligkeit, Gerechtigkeit und brüderlicher Liebe verpflichtet
^ien, ein für die Gläubigen ärgerlicher Streit entstanden sei und
in vielen bitteren Schriften fortgeführt werde, und legt dann, ent-
Bprecbend dem Antrage der Congregatio Goncilii Tridentini, aus
eigenem Antriebe und sicherer Wissenschaft und nach reiflicher
Ueberlegung und kraft der Fülle der apostolischen Gewalt über
<Iie Frage de primaeva institutione ac successione Ordinis Fratrum
B. X. y. de Carmelo a prophetis Elia et Elisaeo ewiges Still-
1) Thuillier, Ouvr. posth. de Mabillon 1, 804. Yal^ry, 8, 40.
272 Schriften über Orden.
schweigen auf, welches von den Yertheidigern beider Ansichten and
allen und jeglichen anderen in Schriften und öffentlichen Disputationen
zu beobachten sei, bei Strafe der Excommunicatio latae sent. Alle
Bücher, Thesen und Schriften, welche in Widerspruch mit dieser
Verordnung veröffentlicht werden würden, würden bei den in den
Regeln des Index angedrohten Strafen verboten und seien ohne
weitere Erklärung als ausdrücklich verboten anzusehen. Indess solle
durch dieses Gebot des Stillschweigens keiner der beiden einander
gegenüberstehenden Ansichten ein grösseres Gewicht gegeben werden,
vielmehr sollten beide in statu quo bleiben, bis der apostolische
Stuhl anders entscheide. Auffallender Weise ist dieses allgemeine
Verbot nicht, wie ähnliche, in den Index übergegangen; es steht
auch nicht in den Decr. gen. bei Ben. Es ist aber nie aufgehoben
worden, und der gute Helyot, der das Breve sammt dem Beeret der
Congregatio Concilii mittheilt (I, 295), erklärt: das Verbot, über
die Stiftung des Carmeliterordens durch Elias und Elisaeus zu schrei-
ben, hindere ihn, die Gründe mitzutheilen, die er dagegen vorbringen
könnte^).
Der einzige Band der Acta Sanctorum, der schliesslich in Rom
beanstandet wurde, ist das Fropylaeum in Acta Sanctorum, Antw.
s. a. [1685]. Der Band enthält drei besonders paginirte Theile:
Apparatus G. Henschenii ad Chronologiam Pontificiam; Dan. Pape-
broohii Conatus chronico-historicus ad catalogum Rom. Pontificum,
Pars prior, a S. Petro usque ad Gelasium II., und Pars secunda, a
Gelasio P. II. ad S. D.' N. Innocentium XI. Anst<oss nahm mau
aber auch bei diesem Bande schliesslich nur an den bei einigen
Päpsten beigefugten Berichten über die Conclaven, die aus gleich-
zeitigen Aufzeichnungen unverkürzt abgedruckt sind und allerdings
manche unerbauliche Dinge enthalten.
Schon 10. Sept. 1695 schreibt Noris, damals Consultor der
Index-Congr., an Magliabechi: ,,Das Propylaeum soll mit d. c. ver-
boten werden. Damit man von mir nicht sagen kann, ich hätte zu
dieser Verdammung mitgewirkt aus Aerger über die Pamphlete,
welche die Jesuiten gegen mich verbreiten, habe ich der Gongre-
gation vorgestellt, Pap. polemisire in den Mai-Bänden gegen mich
bezüglich der Gontroverse über den Semipelagianismus des Hilarius
von Arles und des Vincentius von Lerin; ich könne also nicht
als Censor fungiren, da Alexander VII. ' verordnet habe, die Cen*
soren sollten procul ab amore et odio gegen den Autor sein. So
bin ich von der odiösen Censur befreit geblieben. Die Cardinäle
haben es übel genommen, dass Pap. für die Zeit von 1490 an Ee*
richte über die Conclaven mittheilt, die hier schon verboten waren
1) Danielis Papebrocbii protestatio iterata de silentio circa primae-
vam S. Ordinis Carmelitani institutionem et antiquitatem, sein per sibi
optato, nunc demum inviolabiliter tenendo, 19 S. 4., ist vor der Publi-
cation des Breve's gedruckt (nach Backer ist die Approbation vom 27.
Sept. 1698 datirt). Pap. hatte wahrscheinlich von dem Decret der Congr.
Concilii vom 8. Mars 1698 Kunde erhalten.
Carmeliter nnd Bollandisten. 278
md nur darnm wollen sie das Propylaenm mit d. o. verbieten.^'
Xtehdem Noris Cardinal und Mitglied der Index-Congr. geworden^
seliTeibi er 5. Mai 1686: ^^Das Propylaenm ist schon von zwei
Examinatoren verdammt worden nnd wird aach von dem dritten
renkmmt werden. Ich bin mittlerweile ans einem Gensor ein Richter
geworden, nnd will thnen, was ich kann, nm den guten Namen des
F. Pap. zu beschützen, der sehr unklug daran gethan, sich mit dem
»uien Carmeliterorden calceatornm et excalceatoram zu brouilliren/'
ind in einem Briefe ohne Datnm : „In der Sitzung der Index*Gongr.
am 6. d. M., wo wir zu zehn Cardinälen waren, wurde das Propy-
laenm znm zweiten Male von dem zweiten Examinator verdammt
snd das Buch dem dritten Censor übergeben, nach dessen Bericht-
entattang man zum Beschlüsse kommen wird. Die Patres Jesuiten
rertraneo die ganze Sache meiner Protection an, und ich habe ihnen
Tor^eseh lagen: während hier die dritte Prüfung stattfinde, solle P.
Pap. auf einem fliegenden Blatte das corrigiren, was er aus den zu
Lyon gedruckten und schon verbotenen alten Conclaven aufgenommen
bat und was der Grund ist, weshalb die Congregation das Propy-
laenm verdammen will"*).
Pap. liess wirklich eine Erklärung drucken, worin er sagt:
er habe einige Irrthümer, die in früheren Bänden der Acta Sanc-
tonini vorkämen, in späteren berichtigt, z. B. den Irrthum bezüglich
des Frohnleichnams-Officiums im Gonatus 2, 51; so habe er auch
verordnet, dass die Geschichten der Gonclaven gestrichen werden
soUten; er wolle den ganzen Gonatus revidiren und neu drucken
lassen mit Weglassung der Gonclaven und mit Verbesserungen, die
er selbst als nöthig erkannt oder die ihm von der Index-Gongr.
oder anderen angegeben werden würden (Responsio I, 190). — Mit
den mehrfach erwähnten Lyoner Gonclaven ist das Buch Gonclavi
de' Poutefici Rom. qnali si sono potuti trovare fin a questo giorno,
de' quali si vede la tavola nel foglio seguente, 1667'*', 588 S. 4.
(Ranke. Päpste 3 [WW. 39], 85*) gemeint, welches aber gar nicht
?erboten (vielleicht in Rom confiscirt) war, wenigstens nicht im
Index steht.
Seinen Unmath spricht Pap. in einem Briefe vom 4. Oct.
1696 aus, der an Delhecque, den Herausgeber von Serry's Hist.
Congr. de auxiliis gerichtet (und in dieser p. 659 abgedruckt) ist:
nich danke meinem lieben Freunde R. P. Q. [Quesnel?] für seine
Theilnahme wegen des Verbotes meiner Bücher in Spanien und der
noch unwürdigem Römischen Gensur gegen das Propylaenm. Ob
diese Gensur zu einem Decrete führen wird, wird noch bezweifelt;
es ist möglich, dass man nach Anhörung der Gardinäle und der
französischen Bischöfe ein solches nicht erlässt. Ich hoffe, der erste
Theil meiner Responsiones wird die Gensoren umstimmen, von denen
ich annehmen will, dass sie mehr aus Unkenntniss des Sachverhalts
ils aus Böswilligkeit gefehlt und dass sie anders geurtheilt haben
1) Clar. Venet. ad Magliabechum Epistolae p. 178. 184. 187.
Eenscb, Index n^ 18
274 Schriften über Orden.
würden, wenn sie meine Antworten abgewartet hätten, die all-
wöchentlich in Eom ankommen [Pap. schickte die Aushängebogen
seiner Eesponsio nach Eom]. Der St arm wird dazu beitragen, dass
die Acta in weiteren Kreisen bekannt werden. Es wäre gnt, wenn
N. [Card. Noris] den Secretär der Index-Congr. bestimmte, die Promul-
gation des Decretes gegen das Propylaeum durch die Hin Weisung
darauf zu hindern, dass durch ein solches der Bespect vor der Con-
gregation und den Römischen Censuren in Frankreich sehr ver-
mindert werden würde ^). Dort wird das Propjlaeum von Bischöfen
und Cardinälen sehr gelobt und selbst den Acta vorgezogen.*'
Nach den Mittheilungen von Noris musste man ein Yerbot
des Propylaeum mit d. c. erwarten; aber in dem Decrete der Index-
Congr. vom 22. Dec. 1700 (Nam. p. 177) wurden unbedingt verb.:
Danielis Papebrochii Conatus chronico-historicus ad Catalogum Rom.
Pontificum cum praevio ad eundem apparatu Grodefr. Henschenii
atque Petri Possini a S. Petro usque ad Pascalem IL deductus ante
tomum IV. de Actis Sanctorum Maji und Conatus . . . Pontificum,
Pars 2. a Grelasio Papa II. ad S. D. N. Innocentium XI. — In den
folgenden Index-Ausgaben steht, als ob es sich um zwei verschiedene
Bücher handelte und als ob das zweite nicht von Pap. wäre, das
erste Stück unter Danielis, das zweite unter Conatus. Im J. 1749 gab
der Jesuit Zaccaria zu Venedig in drei Bänden heraus: Praefationes,
tractatus . . . monumenta . . . Actorum Sanctorum voluminibus prae-
fixa, nunc primum conjunctim edita, und Hess, als ob der Index
nicht existirte, im 2. Bande p. 1 — 538 den Conatus chronico-histo-
ricus D. Papebrochii ad universam seriem Rom. Pontificum cum
praevio ad eundem apparatu wieder abdrucken. Am 13. Juni 1757
erklärte nun die Index-Congr. : Conatus non permittitur nisi expnnc-
tis historiis condavium pro electione Rom. Pontificum, und seit Ben.
steht im Index unter Papebrochius : Conatus . . . Pars I. et II.
non permittitur etc. mit Anführung der Decrete von 17O0 und 1757.
Nach dem Tode des General-Inquisitors Rocaberti, — von dem
Pap. einmal den Verdacht äussert, er habe sich durch das Verbot
(vielmehr die Aufrechthaltung des Verbotes) der Acta Sanctorum
für das Verbot seiner Bibliotheca pontificia in Paris revancliiren
wollen, als dessen Urheber man den P. de la Chaise angesehen
(Epp. ad Magliab. p. 184), — kamen auch in Spanien für die Acta
Sanct. bessere Zeiten. Als unter seinem Nachfolger Vidal Marin
1707 ein neuer Index gedruckt wurde, wurden zwar die 1696 und
1697 verbotenen Bücher von Beb. a S. Paulo, Jaramillo u. s. w.
darin aufgenommen, nicht aber die Acta Sanct., vielmehr 17 Quali-
ficatoren mit einer nochmaligen Prüfung derselben beauftragt. Unter
dem Greneral-Inquisitor de Giudice wurde dann 20. Dec. 1715 ein
1) Arnauld, sonst kein Freund der Jesuiten, schreibt 1693, als es
sich noch um die Acta Sanct. selbst handelte: ,, Durch eine Verdammung
der angeblichen Irrthümer Pap.'s würde man sich bei allen verstandigen
Leuten in und ausserhalb der Kirche blamiren" (Arn. 8, 698).
Carmeliter und BoUandiaien. 275
laM Edict pnblicirt, durch welches das Verbot vom J. 1695 förm-
fieh caesirt und bestimmt warde: die früher verbotenen 14 Bände
feien einfach freigegeben; in dem Propylaeum sei der zweite Theil
des Conatas^ nbi conclavium historinncnlae prostant, zn beseitigen;
in dem 3. Märzbande sei der Abhandlung über die Genealogieen
QirLsti bei Matthäus und Lucas an der Stelle, wo gesagt wird,
lie meisten Ausleger seien temere dem Africanus gefolgt, temere
in &cile zu corrigiren (ebenso in dem Apparatus des Propylaeum,
wo dieselbe Abhandlung steht); im 1. April-Bande sei an zwei
Stellen anf Berichtigungen zu verweisen, die in späteren Bänden
gegeben werden, im 1. Mai-Bande eine Stelle zu streichen, wo von
der Bibliothek des Escurial gesagt wird: ubi codicum manu-
Kriptomm cadavera asservantur et putrescunt; auch in 3 anderen
Bänden wird je eine Stelle corrigirt, so viel ich sehe, nichts, was
die Carmeliter angeht, jedenfalls nichts von Bedeutung. Diese Be-
itinmnng wurde dann in den Index von 1747 aufgenommen und
von den Jesuiten, die diesen Index machten, noch mit einigen Redens-
irten verbrämt, wie: 14 libros, gravi olim censurae subjaoentes per
tempus aliquod proseripti fuere, quousque Supr. Inq. Senatus viso
authornm defensorio auditisque iterum iterumque perpensis gravis-
nmis doctiasimorum S. Inq. censorum rationibus, teneri, legi . .
permiait adhibitis sequentibns notis . . . His adhibitis notis omnes
iliaa censuras et prohibitiones omnino profligi et aboleri mandavit.
Die Parteinahme der span. Inq. für die Carmeliter im J. 1695
ist um so auffallender, als sich dieselbe früher nichts weniger als
günstig gesinnt gegen sie gezeigt hatte. Im span. Index wird schon
seit 1640 (Sot. p. 988) unter Estampa ein Bild verboten, worauf
die h. Jungfrau vom Berge Carmel dargestellt ist, wie sie dem
Simon Stock das Scapulier übergibt mit den Worten: Fili, reoipe
toi ordinia scapulare, in quo quis moriens aeternum non patietur
incendinm, und seit 1707 verordnet, in dem Compendium privile-
giomm . . confraternitatis Scapularis B. M. V. de Monte Carmelo,
Gol. 1643, und bei Aubertus Miraeus, Ordinis Carmelitani origo
atque incrementa, Col. 1643, dieselbe Geschichte und ausserdem
das B(eata8) vor Joannes Hierosolymitanus zu streichen. So strenge
ist man in Rom gegen die Carmeliter nicht gewesen. Im J. 1666
«;hrieb Card. Bona an Christianus Lupus, die Carmeliter wollten
ihn anklagen, dass er in seinen Schollen Johannes von Jerusalem,
den sie za den ihrigen zählten, als Ketzer (Origenisten) bezeichnet
habe; er habe den Papst über die Sachlage aufgeklärt, rathe ihm
aber, die Streitschrift der Carmeliter nicht zu beantworten (£pp. sei.
^. Sala, No. 87). Die Geschichte von dem Scapulier haben die Carme-
liter ebenso wie die von der Stiftung des Ordens durch Elias und
Elisaeus nicht nur ohne Einsprache d(^r Index-Congr. unzählige Male
drucken lassen, sondern sie steht auch — freilich etwas vorsichtig
^liflirt^) — in dem Officium des Festes B. M. V. de Monte Car-
1) Die Lectioneu sind von Bellarmin unter Paul Y. revidirt. Bened.
UV. De festis 2, 6, 10.
276 Schriften über Orden.
melo (16. Jnli), welches bis 1675 nnr von den Carmelitem reciürt,
dann aber von Clemens X. für die spanischen Gebiete vorgeschrieben
warde (der Bischof von Antwerpen trug 1677 in einer von Papen-
broek verfassten Eingabe der Riten-Congr. seine Bedenken vor,
Elucid. p. 39), und seit Benedict XIII. 1726 im Römischen Brevier
steht. — Das Buch von Alegre wurde in Spanien erst 1663 und
nur mit d. c. verboten, gleichzeitig aber in derselben Weise eine
Reihe von anderen Büchern von Carmelitem, u. a. ein 1636 zu Rom
gedrucktes von Michael Mufloz, Propugnaculum £liae et propaginis
Carmelitanae, und mehrere von dem Historiographen des Ordens
Francisco de S. Maria, und im allgemeinen alle Bücher, welche lo-
quuntur de monachatu Eliae affirmando, quod fuerit Status publicns
tam pro viris quam pro mulieribus cum tribus votis substantialibns
et professione religiosa sub approbatione istius Ecclesiae. Diese
„Lehre^^, dass es schon im Alten Bunde einen Ordensstand gleich
dem kirchlichen gegeben, wird auch als Hauptgrund des Verbotes
der genannten Carmeliter-Schriften angegeben^). 1697 verbot die
Inquisition mit anderen die Controverse zwischen Carmelitera und
Jesuiten betreffenden Büchern auch Controversia dogmatica . . . con-
tra asserentes quod in Y. T. fnit verus Status religiosus, auct. Franc.
Galliano Spuche, Ord. S. Hieronymi, Madrid 1596, und eine Apo-
logia Controversiae etc. von demselben. Die Hieronymiten schickten
einen Procurator nach Rom, um die Cassirnng des Verbotes zu be-
treiben (Elucid. p. 170). Die Bücher wurden in Rom nicht ver-
boten, blieben aber im span. Index.
6. Der spanische Hieronymit Hermenegildo de S. Pablo suchte
in dem Buche Origen y continuacion del Institute y religion Grero-
nyma, Madr. 1669, verb. 1672, nachzuweisen, dass der h. Ambro*
sius, dessen Nachfolger Simplicianus, der h. Paulinus und viele
andere, auch der h. Benedictus Hieronymiten gewesen, was nament-
lich die Benedictiner übel nahmen (Thuillier 1, 457. Nie. Antonio
8. V.). Im span. Index stehen noch 5 spätere Schriften von ihm.
Von mehreren Schriften, die im 17. Jahrh. verb. wurden, weiss
ich nichts oder nicht den Grrund des Verbotes. Sie stehen im Index
unter Propugnaculum (Canonicorum Lat.), Riponse, Responsomm
(über einen Streit eines Klosters in civitate Novariensi [Novesiensi
^= Neuss?] mit einer Bruderschaft in Köln), Ooms und Molarcha
(über einen Streit der Birgittaner mit dem Bischof von Gent), Cac-
cini (7 Folia und ein 8. unter Torellatius über einen Streit des
Damianus Caccini, Mönches von Vallombrosa, mit seinem General;
Alex. No. 73), P. A. Tornamira e Gotho (Benedictiner von Monte
Cassino, 3 Schriften), Yso Pfaw (in St. Gallen, CoUectarium der den
Schweizer Benedictinern von ürban VIII. verliehenen Privilegien).
— Ein ausführliches Werk über das Strafverfahren in Orden, Aurea
I) Das Decret von 1663 und eines von 1678 stehen in der (hinter
Papebrochii Elucidatio abgedruckten) Apologia pro veritate, auct. Ant.
Xaramilio, p. 134.
OrdeuB-Streitigkeiten. Bilder.
277
Dethodas corrigendi reguläres, auct. Oct. Späth ario de Incisa,
Ord. Min., Col, 1623 (Pragin. Gesch. 5, 221), wurde sofort verb.,
ipäter, 1700, noch Enchiridion judiciale Ordinis Fr. Min. . . von
Fr. Emmanuel a Conceptione, Liss. 1693 (es gibt mehrere portu-
pesifiche Ordensgeistliche dieses Namens ; dieser hiess nach Machado
3, 226 in saeculo Manoel Teixeira de Seixas, f 1693).
7. Mit Ordens-Kiyalitäten hangen einige jetzt in den Decr.
gen. stehende Verbote von Bildern zusammen: III, 2. Bilder Christi,
Mariae, der Engel, Evangelisten und anderer Heiligen in anderer
Eleidang' und Form, als sie in der katholischen und apostolischen
Kirche seit alter Zeit gebrauchlich ist, oder auch in der besondem
Xleidnng irgend eines Ordens. — 5. Bilder, auf denen der Knabe Jesus
dargestellt ist und unter ihm drei Kirchenlehrer und statt der drei
anderen, die auf den älteren Bildern dieser Art dargestellt waren,
drei Ordenpriester, mit der Unterschrift: Jesu doctorum intima etc.
— 7. Bilder, auf denen die h. Jungfrau mit dem Kinde dargestellt ist
inmitten zweier Heiligen aus der Gesellschaft Jesu, wie sie dem einen
ein Bach, dem andern einen Rosenkranz übergibt, mit der Unter-
schrift: „Die Mutter Gottes mit dem Sohne inspirirt und empfiehlt
der Gesellschaft Jesu die Gründung von Sodalitäten und den Ge-
brauch des Officiums und des Rosenkranzes" ^). Die beiden letzten V er-
twte sind von der Index-Congr. 9. Febr. 1683 bezw. 15 Jan. 1684
erlassen worden (A. J. P. 1, 1240). — Am 10. Deo. 1636 erliess die
Index-Congr. ein eigenes Decret (Alex. No. 42), worin sie, um den
Anlass zu Erörterungen (quaestiones) unter den Orden zu beseitigen
ond wegen Nichtbeachtung der Vorschriften des Trienter Concils*) bei
den im Index und in den h. Canones enthaltenen Strafen ein Bild
verbietet, auf welchem der h. Basilius, in der Tracht der Benedio-
tiner (cncnllatus, habitu prorsus Benedictino) dargestellt ist, wie er
mit der Linken seine Ordensregel vier vor ihm knieenden heiligen
1) Den Observanten zu Toledo wurde 1664 verb., die h. Jungfrau
abzubilden, wie sie dem h. Franciscus und der h. Clara (statt dem h. Do-
minicos) den Rosenkranz übergibt. Bened. XIV. Beatif. 1. 4, p. 2, c. 20,
VC noch andere derartige Verbote angeführt werden.
2) Das Concil von Trient hatte Sess. 25 die Aufstellung ungewöhn-
lidier Bilder und ohne Erlaubniss des Bischofs verboten; Urban Vi II.
reservirte in einem Breve vom 16. März 1642 die Ertheilung derErlaub-
nisB dem Papste (A. J. P. 1, 1238) — 1797 wurde in Wien mit Genehmi-
gung der k. k. Censur ein Bild der h. Dreifaltigkeit verbreitet, worauf
der h. Geist ali ein Jüngling mit einer Taube dargestellt war, angeblich
ueh einer altern Zeichnung des Hofmalers Göz zu Augsburg. Da der
Erzbischof Migazzi vorstellte, das Bild sei auf eine Anfrage des Bischofs
?on Augsburg von Benedict XIV. [in dem Schreiben an den Bischof vom
L Oct. 1745, n. 8] für unzulässig erkl&rt worden, wurde es oonfiscirt (Arch.
t ost. Gesch. 50, 368). 1625 verbot die Inquisition, wie in der Raccolta
f. V. Imagini angegeben wird, Bilder, auf denen die Trinitat als ein Mensch
mit drei Gesichtern oder mit zwei Köpfen, zwischen denen eine Taube,
dargestellt war, — Bilder die den Ketzern in Ungarn Anlass gegeben,
die Trinitat als Cerberus trifaux, Janus trifrons und dgl. zu verspotten.
27B Schriften über Orden.
Ordensstiftem übergibt, während die Stifter der anderen Orden, ancb
der Ritterorden zur Rechten angebracht sind, mit der Ünterscbrift :
Znr Erinnerung an den ürsprang des gemeinsamen coenobitiscben
Lebens nach der Anordnung des h. Basilias in Kupfer gestochen
von Jo. de Noort 1634. Das Verbot wurde 1728 erneuert und
steht im Rom. Index unter Basilius (im spanischen Index unter
Estampa wird das Bild etwas anders beschrieben; als die vier
Ordensstifter werden hier Augustinus, Benedictus, Franciscus and
Albertus genannt).
8. Von einer 1623 verbotenen Schrift muss der Titel etwas
vollständiger angeführt werden, als er im Index steht: Jo. de Cr-
bara, Civitatis Nicosiae in insula Siciliae gubernatoris, Epistola ad
S. D. N. Paulum Y. F. M. et ad omnes principes et propulos cbrist.
et potissimnm ad sacerdotes et religiosos, qua ostenditur testimoniis
y. et N. T. . . . Ventura esse tempora, in quibus sacerdotes et
religiosi Christi arma ferre contra infideles suscipiant, ut eos de
superficie terrae penitns deleant et . . . proponitur forma quaedam
militandi ferro adeo ordinata, ut perfectissimi religiosi possint sab
ea militare et bonos snos mores conservare, Panormi 1611, 8. Nä-
heres über den Vorschlag bei (Pray), Index rar. libr. biblioth. Ba-
densis, 1781, II, 163, der seinen Auszug mit dem Satze schliesst:
Haec ille sub ardente, ut videtur, ooelo natus. 23 der 36 Capitel
handeln übrigens von den Bibelstellen, und die Exegese wird den
Autor in den Index gebracht haben.
Scalae Jacob virginibus Deo cum proposito perpetuae conti-
nentiae in saeculo famulantibus a Rev. D. Jo. Lindenbom, S. Th.
Lic. formato, applicatae, 1666, wurde 1667 verb., weil der Ver-
fasser, ein holländischer Geistlicher (Hurter 2, 489), in dieser für
einen von ihm geleiteten Verein von frommen Frauenzimmern ver-
fassten Schrift solche in der Welt lebende Jungfrauen über die
Klosterfrauen erhob. Quitif 2, 663 führt zwei Gegenschriften eines
Dominicaners Freylinck au; Heussen erzählt in der Batavia sacra
2, 124: Lindenborn sei, als er wegen der holländisch herausgege-
benen Schrift denuncirt worden, nach Rom gereist, und man habe
von einer Censur abgesehen unter der Bedingung, dass er in einer
latein. Ausgabe einiges erkläre; aber eben diese latein. Ausgabe
steht im Index.
9. Im J. 1700 wurde verb. Epistola sub nomine Andreae
Alciati edit« ab Ant. Matthaeo Lugd. Bat. 1695 contra vitaro mo-
nasticam ad collegam olim suum, qui trän sierat ad Franciscanos, Ber-
nardum Mattium. Die Epistola, welche von A. Matthaei cum sylloge
aliarum eplstolarum etc. herausgegeben wurde, ist wirklich von A.
Alciati (1492—1550; Jugler 3, 38) und steht seit Ben. auch unter
seinem Namen im Index.
1755 wurde verb.: Ordre s monastiques. Histoire extraite de
tous les auteurs qui ont conservd k la postäriti ce qu^il y a de
plus curieux dans chaque ordre, enrichie d'un tris-grand nombre
de passages des m§mes auteurs . • . Berlin (Paris) 1751, 7 vol. 8.,
nach Barbier von Abbä Musson. Danach ist die Pragmatische Ge-
Satiren.
279
Bcliichte der vomelinisteii MöDcbsorden, mit Vorrede von Ch. W. Fr.
Walch, Lpz. 1774—83, 10 Bände 8. (yon dem Rector L. G. Crome
in Einbeck, unter Mitwirkung von Walch) bearbeitet.
Yon Satiren auf Möncbe steben im Index: Le moine s^cala-
nse, Col. 1676, yerb. 1679, ist Le moine secularisä, angment^ de
Boavean de la vie des moines snivant Toriginal, Cologne obez
Pierre Marteau (in Holland gedruckt). Nacb einem Briefe, von Bayle
la Minntoli (Oeuvres 3, 553) waren in einer frttbem Ausgabe auf
Verlangen der Inquisition de Gen^ve Stellen über das unzüchtige
Leben der Möncbe weggelassen. Nacb demselben Briefe wurde ein
Geistlicher zu Lyon, Du Pr6, für den Verfasser gebalten. Le Jä-
saite s^cularisi, Col. 1683, 234 S. 16., verb. 1687, wird ein äbn*
liebes Product sein. — Meliton, L*apocalypse de Militon ou rivi-
lation des myst^res cenobitiques, 1665, 12., erst 1681 verb., ist von
Claude Pithoys, früber Mitglied des Ordens der Minimi, dann Prof.
der Philosophie in Sedan ; er gibt vor, der Bischof J. P. Camus von
Belley, dessen Schriften er benutzt hat, habe ihm die Apocalypse
dictirt (Qnerard 2, 1101). — Le Calvaire profan^ ou le Mont
Valerien usurp^ par les Jacobins reformes du Fauxbourg S. Honori,
Par. 1670, 12., ein Gedicht des Abb6 Duval, worin geschildert wird,
wie den Dominicanern der Besitz des Mont Valerien, worüber sie
mit einer Genossenschaft von Weltgeistlicben stritten, auf Betreiben
des Card, de Betz von dem Parlamente zugesprochen und dieser Be-
schlnss, da die Weltgeistlichen nicht weichen wollten, mit Gewalt
durchgesetzt und dabei ein Priester verwundet, ein Bauer getödtet
wurde (die Weltgeistlichen wurden bald darauf wieder in ihr Becht
eingesetzt. Suppl. de Morery, s. v. Valerien, ü. N. 1735, 4^\),
Das Schriftchen wurde 30 Jahre nach seinem Erscheinen, 1700,
verb. und steht noch heute im Index. — La Guerre seraphique,
Ott histoire des perils qu'a courus la barbe des Capucins [par les
violents att^ques des Cordeliers, avec une dissertation sur Tinscrip-
tion du grand portail de l'^gl. des Cordeliers de Beims, Haye
1740], verb. 1752, mit Unrecht vielfach dem bekannten französischen
Theologen J. B. Thiers zugeschrieben. Von diesem ist nur die
p. 267 — 359 stehende Dissertation, die als Diss. sur Tinscr
de Reims „Doo bomini et B. Francisco utrique crucifixo", par ie
Sieor de Saint-Sauveur, Brnx. 1670 und 1673, 12., erschienen war
und. auch scharfe Bemerkungen über den Liber conformitatum ent-
halt. La guerre ist ohne Zweifel von einem Protestanten, angeblich
nach Boverio bearbeitet^).
1) Ein Aaszug bei Irailh 3, 176. Vgl. Marcband 1, 8. U. N. 1744, 690.
Die Inschrift in Keims wurde in Folffe der Broschüre von Thiers durch
eine andere ersetzt: Crucifixo Deo homini et S. Francisco. Comm. de
rebus pert. ad Card. Quirinum 1, 161.
280 Jesaitica.
39. Jesnitica.
Schriften von und über die Jesuiten sind in vielen Ab-
schnitten der Geschichte des Index zu besprechen. Hier sollen
diejenigen . zusammengestellt werden, welche nicht mit einer
andern besonders zu behandelnden Materie im Zusammenhange
stehen. Dahin gehören zunächst mehrere 1600—1757 erschienene
Schriften gegen den Orden, von denen die bedeutendsten von
Katholiken verfasst sind, von dem Jesuiten Mariana, von J. GL
Scotti und anderen Ex-Jesuiten, — dahin gehören auch die
Monita secreta, — von dem Capuciner Valerianus Magni, dem
altern Arnauld, Pasquier und G. Scioppius. Von den protestan-
tischen Schriften gegen den Orden steht nur ein kleiner Bruch-
theil im Index. Ferner ist über einige Controversen zwischen
Jesuiten und den älteren Orden und den Weltgeistlichen zu handeln,
_ •
über das Pasquill auf alle anderen Orden und die Weltgeistlichen,
welches 1712 zu Wien unter dem harmlosen Titel Gura salutis
erschien, über einige Verherrlichungen des h. Ignatius und einige
Gontroversen über ihn, endlich über den Orden der Jesuitissen,
der 1631 unterdrückt wurde, später aber als Institut der eng-
lischen Fräulein wieder auflebte.
1. Schriften von Jesuiten und Ex-Jesuiten. Protocatastasis
8. prima Societatis Jesu institutio restauranda, Summe Pontifici la-
tino-gallica expostulatione proponitur Theophili Eugenii zelo, 1614,
verb. 1621. Der Verfasser ist Guillaume Pasquelin, der 18 Jahre
Jesuit war, sich nicht zufrieden gab, als man ihn nicht zu den
letzten Gelübden zulassen wollte, und 1613 mit päpstlicher Geneh-
migung aus dem Orden entlassen wurde. Er beantragt, die Regeln
so zu reformiren, dass der Orden der Idee seines Stifters wieder
entsprechend und den anderen Orden ähnlich werde ^). Die
Schrift ist abgedruckt im 2. Bande der Tuba magna; im span.
Index steht sie nicht.
In demselben Decrete (Alex. No. 23) werden verboten Monita
privata Societatis Jesu [ex hispanico latine facta], Notobrigiae fKra-
kau] 1612, sine nomine auctoris. Das Buch war schon 10. Dec.
1616 in einer im Hause (in palatio) des Card. Bellarmin, des da-
1) Schulte, Gesch. 8, 1, 584. Prat 8, 594. Dieser berichtet auch über
ähnliche damals erschienene Schriften und über die Gegenschriften von
Coton und Bicheome.
Proiocatastasis. Monita Beoreta. Mariana.
281
Prafecten, gehaltenen Sitsnng der Index-Congr. verb. worden
ak über falso Societati Jesu adscriptus, calumniosns et diffamatio-
iibiis plenns. Dieses mit der Unterschrift des Secretärs Magd.
Capiferrens vom 28. Dec. 1616 in der Druckerei der apostolischen
Sammer 1617 gedruckte Decret ist nicht bei Alex., aber in dem
Xrakauer Index von 1617 (in welchem auch eine polnische Ueber-
setzung verboten wird) und bei Huylenbroncq, Vindicationes alterae,
1713, p. 110 abgedruckt. Die folgenden Ausgaben haben etwas
aadere Titel: Aurea monita religiosissimae Soc. Jesu edita a Theo-
pkilo EnlaliOy Flacentiae s. a., Arcana monita religiös. Soc. Jesu,
1618, u. 8. w. Im J. 1633 Hess sie Scioppias in seiner Anatomia
p. 49 als Instructio secreta (mit einer Aenderung in der Anordnung
nnd BeifBgang yon zwei Capiteln) abdrucken. Seitdem sind sie oft
lateiniseli and in Uebersetzungen gedruckt. Eine italienische Aus-
gabe, Istruzioni secrete della Gompagnia di Gesü con aggiunte
importanti, wurde 1836 yerb. mit dem Zusätze: opusculum impres-
sam cum ementito editionis loco (Rom?). — Die span. Inq. verbot
erst 1634 auf Betreiben der Jesuiten eine angeblich von dem Ex-
(knneliter Dt, Spinus gemachte Uebersetzung: Singnlares y secretas
idmoniciones . . ., s. 1. et a., und nur diese steht seit Sot. im
ladex. — Man hat vielfach trotz wiederholter Erklärungen der Je-
suiten gemeint, es seien in den Monita wirklich von den Ordens-
oberen ausgegangene geheime Yerhaltungsmassregeln enthalten; das
Boch ist aber ohne Zweifel eine Satire, in welcher von dem that-
sachliclien Yerhalten mancher Jesuiten diese fingirten Monita abs-
trabirt sind. Der Verfasser ist allem Anscheine nach ein Ex- Jesuit,
▼ahrscbeinlich der 1611 aus dem Orden entlassene Hieronymus
Zaoroirski, Pfarrer in Gozdziez^).
Discorso del P. Mari an a, Giesuita spagnuolo, intorno a* grandi
error!, che sono nella forma del governo dei Gesuiti (Bordeaux 1 625),
▼erb. 1628 (seit Ben. ist Gies. spagn. weggelaasen). Das Manu-
acript wurde mit anderen Papieren bei der Verhaftung Mariana^s 1609
eoufiscirt; die Papiere wurden dem Bischof Franc. Sola von Osma
zmr Darchsieht gegeben. Nach dem Tode Mariana's (16. Febr. 1623)
wurde aus Veranlassung der Streitigkeiten zwischen der Universität
Paris und den Jesuiten 1624 eine französische Uebersetzung gedruckt
(sie liegt der italienischen zu Grunde), das spanische Orginal, Tra-
lado de las cosas que ay dignas de remedio en la Compaflia de
1) Backer, 5, 491. Gieseler, K.-G. 3, 2, 666. Pragm. Gesch. der
M5ncli«orden 9, 220. 270. 458. Mastiaux, Lit.-Ztg. 1818, No. 94. Friedrich,
Beitr. zur Gesch. des Jesuitenordens, 1881, S. 3. Die Monita sind abgedr.
in der Tuba magna von 1713; in der Tuba altera von 1715 wird ihre ün-
ecfatbeit anerkannt. Auch Ärnauld 3, 143 sieht sie als eine Satire an.
Yon der Ausgabe: Monita secreta Soc. Jesu. Instructions secr^tes des
Jesuit««. Par Ch. Sauvestre, wurden 22000 Exemplare in 1^/^ Jahren ab-
{resetzt und erschien 1879 die 18. Auflage. H, A. Bergmann, Die geheimen
instractionen für die Gesellscb. Jesu, ist doch nur 1867 in 3. Aufl. er-
schienen.
282 Jesnitica.
Jesus, steht im Mercnre Jes. II, 1. Das Buch wird auch als Discurso de
las enfermedades de la Comp, de Jesu, Tract. de morbis See. Jesn
citirt. Bei Sot. (vorher schon in dem Index von Palermo von
1629) steht unter Juan de Mariana: ün tratado que se le atribnye
De regimine Societatis. Die Behauptung der Jesuiten, die Schrift
sei nicht von Mariana oder von den Herausgebern interpolirt (so
Backer 5, 517), ist grundlos^).
Von Julius Clemens Scotus (Scotti), der 1616 zu Rom Jesuit
wurde und, nachdem er die vier Gelübde abgelegt, 1645 zu Venedig
aus dem Orden austrat und als Professor der Philosophie und des
Kirchenrechts 1669 zuPadua starb, wurden 1651 verb. : Julii Clemen-
tis Piacentini ex illustriss. Scotorum familia De potestate pontificia in
Societatem Jesu ... ad Innocentium X., Paris (Venedig) 1646*, 390 8.
4. (Dagegen erschien im Auftrag des Jesuiten-Grenerals Vincenz Cara£Pa:
Vindicationes Societatis Jesu, quibus multorum accusationes in ejus
institutum, leges, gymnasia, mores refelluntur. Auct. Sfortia Pal-
lavicino, Rom 1649, 400 S. 4.). — Julii Clem. Scoti De obliga-
tione regularis extra regulärem domum commorantis ob justum me-
tum. De jure tuend! famam. De apostatis et fugitivis. Opuscula
tria, in quibus juxta principia theologiae tum scholasticae tum posi-
tivae sacrorumque canonum ac philosophiae moralis plurimae sol-
vuntur quaestiones. Coloniae (Venedig) 1647,* 256 S. 4. (in den
Index- Ausgaben so gedruckt, als ob die drei Opuscula besonders
erschienen wären). — Später wurden von ihm verb. Paedia peripa-
tetica, qua omnis docendae ac disoendae philosophiae Arist. ratio
dissertationibus octo exponitur. In his inter cetera passim alaci-
nationes a P. Sf. Pallavicino in libro Yindiciae . . . publicatae de-
tegnntur ac praesertim antiquiores patres et insignes christiani orbia
academiae ab ipsius injuriis asseruntur, Patavii 1633, als Paediae
peripat. dissertationes octo verb. 1654. — Opusculum de seligendis
opinionibus et auctoribus generatim, Patavii 1625,* 352 S. 8; Opas-
culum de observandis in auctorum praesertim scientissimorum leo-
tione, Pat. 1652, 32 S. 8., als Opuscula duo etc. verb. 1656; —
endlich 1665 noch die Pseudonyme Schrift: Notae 64 morales, cen-
soriae, historicae ad inscriptionem, epistolam ad lectorem, appro-
bationem et'caput 13. introductionis ad Historiam Concilii Tridentini
P. Sfortiae Pallavicini e S. J., in quibus multa reponuntur cum mul-
tiplice eruditione ad utramque theologiam, canonicam conciliarem que
scientiam potissimum spectantia. Stanislai Felic Coloniensis opera
1) R. Simon, Lettres 2, 109. Serry, Hist. de aux. p. 74. 106. 759.
Baumg. 8, 250. Friedrich a. a. 0. S. 12. Die Schrift steht auch in den
Obras de J. Mariana (Bibliot. de autores, 1854) II, 595. Nach der Vor-
treibung der Jesuiten erschien: Discurso sobre las enfermedades de la
Gompafiia, por el F. Juan de Mariana, oon una dissertacion sobre el autor
y la legitimidad de la obra y un apendice de varios testimonios de je-
suitas espafioles que ooncuerdan con Mariana, Madr. 1768, 808 S. 4. Die
Dissertation ist von Jose Miguel de Flores. Pelayo 8, 168.
J. Cl. Scotti. Monarchia Solipsomm. Jarrige.
288
tjpis evnlgatae et selectis in Eom. Curia viris dicatae. His additns
est libellns continens discnesionem qnatüor jndiciomm jam impres-
somm de eadem P. Pallavicini Historia, nna cnm incommodis ab eo
Soin. £ccle8iae illatis ac inferendis ac illiiiR pariter commodis. Qnam
seqnitar exceptio contra accnsationem Historiae P. Soave Polani
eju&demqne accusationis confatatio, Coloniae (Padna?) 1664,* 136
nnd 24 S. 4. (beginnend: Yiris in Kom. Cnria selectiB Stan. Felio
Colon. F. P.)\).
Scotti wird yielfacli als der Yerfaeser eines Baches angesehen,
welches auffallender Weise nicht im Rom., wohl aber im span. Index
st«ht : Lncii Comelii Enropaei Monarchia Solipßorum ad V . Cl. Leo-
nem Allatinm, zuerst 1646, dann wiederholt gedmckt, auch in
französischer, italienischer nnd dentscher Uebersetznng. Diese Satire
auf die Jesuiten (soli ipsi, sie denken nur an sich) ist aber wahr-
scheinlich von Melchior Inchofer, von dem Abb6 Bonrgeois, der
damals in Rom war, erzählt, er habe 1645 dem Papste eine Denk-
schrift über die Nothwendigkeit einer Reform seines Ordens über-
geben, sei in Verdacht gekommen, die Monarchia verfasst zu haben,
und die Jesuiten hätten versucht, ihn von Rom gewaltsam wegzu-
schaffen ^).
Jesuita in ferali pegmate ob nefanda crimina in provincia Gui-
enna perpetrata a Petro Jarrigio, antea ejusdem Societatis viro,
eonatitutus, Lugd. Bat. 1665* verb. 1688. Pierre Jarrige trat,
nachdem er 20 Jahre Jesuit gewesen und die vier Gelübde abgelegt,
weil er sich zurückgesetzt glaubte, aus dem Orden aus, wurde
25. Dec. 1647 zu La Roohelle Protestant und schrieb nun zuerst
Declaration du Sieur Pierre Jarrigo, cy devant Jesuiste . . . , Leyde
1648,^ 87 S. 8., dann Les Jesuistes mis sur l'ichafaut pour plusi-
eurs crimes capitaux par eux commis dans la Province de Guienne.
Avec la response aux calomnies de Jacques Beanf^s, Leyde 1648,*
1) Backer 1, 753; 3, 559. Poggiali, Memoria . . . di Piaoenza 2. 215.
— l>er General Caraffa beauftrag den Provindal eu Augsburg 27. Juli
1647, den Jesuiten seiner Provinz mitzutheilen, dass der eben erschienen«
2. Band von Sootti's Buch über die Gesellschaft (die 1647 erschienenen
Opuscala) in derselben Weise verboten sei wie der 1. und von niemand ge-
lesen werden dürfe als von den wenigen, denen er die Erlaubniss ertheilt,
den 1. zn lesen. (Münch. Hofbibl. Cod. Moll. 109).
2) Der Bericht von Bourffeois bei Am. 28, 716; vgl. A. D. B. 14, 64.
Was der Jesuit Hon. Fabri, ApoL 1, 470 gegen den Bericht sagt, klingt eher
wie eine Bestätigung desselben : Dolo sublatum fuisse, mentiris (Bourgeois
sagt, der Plan sei vereitelt worden); scio quibusdam malevolis et aemulis
hoc in meutern venisse eosque inanem illam movisse suspicionem. Dass
ln<^ofer die Monarchia verfasst, bestätigt Fabri, wenn er sagt: A liquid
forte ad Sodetatem non reformandam, sed deformandam moliebatur, idque
joco potius quam serio. — In dem Lit. Wochenbl., Nürnb. 1770, I, 104
wird eine Notiz von Christoph Arnold mitgetheilt: der Verfasser sei der
Maronit Abraham Zechellensis [Eccbellensis, f 1664], wie ein Verwandter
deaselben, Nie. Henr. Panesius, Wagenseil in Rom mitgetheilt habe. —
La Monarchie des Solipses par J. C. Scotti Jesuite, publice par d'Heuin
de Cnvilliers, Par. 1824.
264 Jesuitioa.
182 und 147 S. 8. u. o., auch in mehrere Sprachen übersetzt. Er
wurde aber schon 1649 wieder katholisch und veröffentlichte eine
Retractation du P. P. Jarrige de la Comp, de J^sns retirä de sa
double apostasie par la misericorde de Dieu, Antw. 1650 (deutsch
bei Eäss, Conv. 6, 264), in welcher er bezüglich der Enthüllungen,
die er in der frühern Schrift Über einzelne Jesuiten gemacht, er-
klärt, die Schuldigen seien ausgestossen worden. Man stellte ihm
frei, ob er wieder in den Orden eintreten oder als Weltgeistlicher
leben wolle; er zog letzteres vor und starb 1660 in seiner Vater-
stadt TuUe. Ueber seinen Uebertritt und Rücktritt und über sein
Buch ist eine Reihe von Schriften erschienen. Sein Buch wurde
also 40 Jahre nach dem Erscheinen der 1. Ausgabe und 28 nach
seinem Tode verboten^). — Unbekannt ist mir die 1654 (Alex.
No. 60) verbotene Schrift Nuda veritas s. apologetioa dilucidatio
cujusdam epistolae capituli Conimbricensis ad instantiam patnim
sooietatis directae ad TJrbanum YIIL, auct. Caesare Dinner, quon-
dam solipso. Im span. Index wird auch eine spanische Ueber-
Setzung, Verdad desnuda etc., Venedig 1646, verb., die der Rath
von Castilien 1771 verbrennen liess.
2. Schriften von anderen Katholiken. In einem Edicte des
Mag. S. P. vom 9. Nov. 1709 steht: Oratio M. Antonii Arnaldi
Advooati in Parlamente Paris, habita 4. et 3. Id. Jul. prohibetnr
cum annexis opusculis, vid. Arrestnm contra Jo. Castellum scholasticnm
et Jo. Passeratii praefatiuncula in Disputationem de ridiculis cum
sequentibus carminibus, Lugdnni Bat. ex officina Lud. Elzevirii a.
1595. Das verbotene Buch enthält die Rede, welche Antoine Ar-
nauld, der Vater des berühmten Theologen, als Advocat der Uni-
versität -12. Juli 1594 gehalten, als das Pariser Parlament über
den Antrag verhandelte, die Jesuiten aus Frankreich auszuweisen^),
ferner den von dem Parlamente nach dem Mordversuche Jean Chateis
auf Heinrich IV. (27. Dec. 1594) gefassten Beschluss, wodurch
Chatel zum Tode verurtheilt und zugleich decretirt wurde, die Je-
suiten, die man als Mitschuldige ansah, hätten „als Verführer der
Jugend, Störer der öffentlichen Ruhe und Feinde des Königs und
des Staates"' das Land zu verlassen, endlich eine kleine Streitschrift
des Pariser Professors Passerat nebst einigen Gedichten gegen die
Jesuiten. In dem Edicte des Mag. S. P. war ausser anderen Büchern
noch das Geschichtswerk von de Thou verboten. Das Edict wurde
in der üblichen Weise, als Placat gedruckt, in Rom angeheftet.
Als dieses in Paris bekannt wurde, erregte das Verbot des Werkes
1) Hacker 8, 318. Cret.-Joly Ö, 351. Baylo «. v. Jarrige und Adam.
Arn. 29, 400. N
2) Sie war französisch schon 1594 gedruckt: Plaidoye do M. Ant.
Arnauld, advocat en Parlament, poar l'Universite de Paris demandcresse
contre les Jesuites defendeurs des 12 et 13 Juillei 1594. Eine andere
Ucbersetzung von 1595 heisst Actio habita etc., eine in Deutschland 1594
gemachte Philippica etc. Clement 1, 119. — Man nannte das Plaidoyer
später le peohe originel des Arnauld. S.-Benve 1, 69.
A. Axnauld. Arret gegen Chatel.
286
Ton de Thon, noch mehr aber das des Parlamentsbeschlusses über
den Konigsmörder, grosses Aufsehen. Allerdings hatte sich schon
Clemens VIII. unwillig über dieses Arret geäussert nicht nur wegen
der scharfen Anklagen gegen die Jesaiten, sondern auch weil sich
eiD weltlicher Gerichtshof angemasst, den Satz: que le Roy Henry IV.
k present regnant n'est en ^glise jusqu*^ oe quMl ait l'approbation
du Pape für ketzerisch zu erklären ; aber der Cardinal d^Ossat hatte
ihn beschwichtigt (Avr. 1, 112). Nun wurde nach 14 Jahren unter
Paul V.<y der eben damals nach Beendigung des Venetianischen Con-
fiictes mit Heinrich IV. auf gutem Fusse stand, das ArrSt verboten !
Der Generaladvocat Louis Senrin beantragte im Parlamente, das
Edict des Mag. S. P. durch Henkershand öffentlich verbrennen zu
lassen. Der Antrag wäre durchgegangen, wenn nicht Heinrich IV.
auf die Vorstellungen des Nuncius übaldini hin die Beschlussfas-
aong bis auf weiteres suspendirt hätte. Der König beauftragte den
Kanzler, den Staatssecretär Villeroy und seinen Beichtvater P. Goton,
mit übaldini über die Sache zu conferiren. Dieser versicherte, man
liabe in Rom gewiss nicht den Mordversuch Chateis billigen oder
dessen Vemrtheilung missbilligen, sondern nur einige in dem Arr^
enthaltene anstössige Sätze, — dieselben, an denen Clemens VIII.
Anstoss genommen, — verdammen wollen; wenn das Parlament
diese Sätze widerrufen wolle, werde man gewiss das Arr€t wieder
vom Index entfernen. An einen Widerruf des Parlaments war na*
türlich nicht zu denken, und so verlief die Conferenz ohne Resultat.
Villeroy bestand darauf, das Edict müsse zurückgenommen werden,
sehlng aber vor, man möge dieses in der Weise thuen, dass man
ein neues Edict drucken lasse, welches einige neue Bücher und alle
in dem ersten verbotenen mit Ausnahme des die Rede von Ar-
nauld und den Parlamentsbeschluss enthaltenden verbiete, so dass
durch dieses neue Edict das frühere stillschweigend cassirt würde.
P. Coton scheint in einer Privatbesprechung mit dem Nuncius
diesen Vorschlag unterstützt zu haben, und der Nuncius über-
mittelte denselben nach Rom ; er fügte bei : „Wenn dieses Mittel
dem h. Vater nicht gefiele, müsste man noth wendig ein anderes
Snden, vun den König zufrieden zu stellen; sonst würde dem Par-
lament gestattet werden, weiter zu gehen; denn der Kanzler und
Herr de Villeroy haben mir gesagt, der König habe das Parlament
nur zurückgehalten,- um Seiner Heiligkeit Zeit zu gewähren, die
Sache zu regeln.'* Der König liess auch an den Gesandten de
Braves in Rom schreiben: es sei ihm nicht lieb, dass er sich nicht
Mühe gegeben, über die Verhandlungen der Inquisition sich zu
unterrichten und die Publication des Edictes zu hintertreiben, und
dass der Cardinal de Givry, der als Protector Frankreichs in Rom
residire und Mitglied der Inquisition sei, zur Zeit, als diese das
Edict genehmigt habe, nicht in Rom gewesen sei ; er sei auch unwillig
darüber, dass die Cardinäle und Prälaten, welche Pensionen von
Frankreich bezögen, ihm nicht, wie es ihre Pflicht gewesen, über
das, was man im Vatioan geplant, berichtet hätten, und er habe
Last, ihnen die Pensionen zu entziehen; der Gesandte solle dem
286 Jesuitica.
Papste vorstellen, der König sei ebensowohl wie das Parlament
unzufrieden über das Edict, er habe vorläufig das Parlament von
Massregeln gegen dasselbe zurückgebalten, werde aber, wenn man
in Rom den Fehler nicht redressire, nicht umhin können, dem Par-
lament freie Hand zu lassen, mit dem Edicte zu verfahren, wie es
schon früher mit päpstlichen Bullen verfahren sei, die auch ohne
TJeberlegung erlassen worden. (Das Parlament hatte z. B. 1591 eine
Bulle Gregors XIV. verbrennen lassen.) Als der Gesandte dieses
dem Papste vortrug, antwortete er: das £dict sei mehr durch ein
Versehen als aus böser Absicht und gewiss nicht in der Absicht,
den König zu beleidigen, publicirt worden und dgl. Dann fragte er:
welche Genugthuung der König denn verlange. Der Gesandte ant-
wortete: er habe keinen Auftrag, eine bestimmte Form vorzuschreiben,
sondern nur den Auftrag, überhaupt Genugthuung zu verlangen.
Darauf gestand denn der Papst, der Nuncius habe ihm bereits einen
Vorschlag mitgetheilt, mit dem die französische Eegierung einver-
standen sei. In der That wurde denn auch 30. Jan. 1610 ein nenes
Edict des Mag. S. P. veröffentlicht, worin das frühere vom 9. Nov.
1609 nicht erwähnt wird, in welchem aber zuerst die nämlichen
Bücher, die in diesem stehen, mit einziger Ausnahme des streitigen,
dann einige andere verboten werden^), und der Gesandte berichtete
am 3. Febr. an den Staatssecretär de Villeroy: „Die Sache ist in
der Weise wieder gut gemacht, wie Sie mit dem Nuncius verab-
redet haben. Ich schicke dem Könige das neue Plaoat, welches
gedruckt worden ist, um Seine Majestät zufrieden zu stellen. In
der That hat Seine Heiligkeit sich zu dieser Satisfaction sehr bereit
gezeigt und seine Unzufriedenheit über das Vorgefallene und grosses
Wohlwollen gegen Seine Majestät an den Tag gelegt.'^ Der Papst
ernannte sogar aus eigenem Antriebe einen zweiten französischen
Cardinal zum Mitgliede der Inquisition, damit der allerchristlichste
König, der älteste Sohn der Kirche, in dieser Behörde besser ver-
treten sei, — den Card, de la Rochefoucauld, der freilich, wie
1) Prat 3, 188 erzählt: ,,Paul V. Hess ein anderes Decret pnbliciren,
in welchem dieselben Bücher verboten wurden mit Ausnahme des Parla-
mentsbeschlusses, welcher durch andere Bücher ersetzt wurde. So blieb
das Plaidoyer Arnaulds auf dem Index, aber es st^ht in dem neuen De-
crete ohne den Zusatz : cum annexis opusculis vid. Arrestum contra Joan-
nem Castellum/' In der Note fügt er bei: .,Die beiden Decrete stehen in
den Indices 1. pr. hispanicns et romanns, Madrid 1756 Fol., zweite Pagi*
nation S. 205. 206.*' Eine zu Madrid 1756 gedruckte Ausgabe derlndioes
gibt es nicht. Prat meint die von 1667, in welcher die beiden Decrete auf
den angeführten Seiten stehen; er hat sich aber nicht die Mähe gegeben,
die Decrete durchzulesen; sonst würde er gesehen haben, dass in dem
zweiten das Plaidoyer Arnaulds nicht steht. — Ubaldini schlug vor, in
dem neuen Decrete auch die anonyme Schrift von J. Gilot, Traite des
droits et libertez de PEglise galt., 1609, zu verbieten, die man in Rom
noch gar nicht in Händen hatte; man könne sie sur sa parole et snr le
nom de l'auteur verbieten. Das geschah indess nicht; das Buch wurde auch
später nicht verboten.
A. Amaald. Et. Pasqnier.
287
Pcirens sagt, zu tagendhaft war, als dass man ibn in Rom nicht
aügeioeiii bewundert, aber auch zu unbedeutend , als dass man ihn
|<efircbtet hatte.
Der weitere Verlauf der Sache zeigt, dass die französische
Begiemng mit der Cassirung des Edictes vom 9. Nov. 1609 ebenso
^pirt wurde wie drei Jahre später mit dem Erlass des Decretes
geg^a Becanus. In der Raccolta von 1624, in den Ausgaben des
Elencliufl Ton L632 und 1640 und in dem Index Alexanders YII.
Tdu 1664 steht : Oratio A. Amaldi . . . cui annexa sunt seqnentia
opuscula, vid. Arrestum ete., in den folgenden Indices bis 1752
isel. w^ortlich wie in dem angeblich cassirten Deorete : Oratio A.
Atnaldi . . . prohibetur cum annexis opuscnlis, quae sunt Arrestam
ete^ und In der Sammlung von Decreten von 1624 und bei Alex.
ist Ho. 10 das Beeret vom 9. Nov. 1609 unmittelbar vor dem vom
SD. Jan. 1610 abgedruckt (es steht auch bei Arg. III a 99 in der
Expofliulatio von Valerien de Flavigny gegen die Thesis Claromon-
tana von 1663, worin die Jesuiten behauptet hatten, das Arret gegen
Chatel sei nie von der Inq. verdammt worden). Erst bei Ben. und
in den folgenden Index-Ausgaben steht: Arnaldus Ant., Oratio con-
tra jesuitas habita Parisiis 4. et 3. Idus Julias ohne den Zusatz cum
annexis opuscnlis. Diese Aenderung ist aber wohl nur als eine der
Abkürzung wegen vorgenommene anzusehen, wie sehr viele Bücher-
titel -von Ben. abgekürzt worden sind. Dass das Edict vom 9. Nov.
1609 als nicht oassirt, also auch Arnaulds Rede sammt dem Parla-
mentsbencblusse gegen Chatel als verboten angesehen werden soll,
ergibt sich daraus, dass hinter dem Artikel Arnaldus etc. „Decr.
9. Nov. 1609'' (seit 1806 in allen Ausgaben verdruckt 5. Nov.)
beigefügt ist.
Von einer Broschüre, die Amaald 1602 gegen die Rückbe-
rnfbng der Jesuiten veröffentlichte, Le franc et v^ritable discours
au Roy aur le r^tablissement qui lui est demandi pour les J^suites
(120 S. 8. und 144 S. 12., später oft gedruckt; Prat. 2, 71), kam
eist 1624 die lateinische Uebersetzung in den Index: Ingenua et
Vera oratio ad Regem christianiss. de eo quod postnlatur, ut Jesni-
tae restituantur in regno Galliae (Lugd. Bat. 1603 u. s.). In dem-
selben Decrete von 1624warde verb. Catechismus Jesuitarum seu
examen eorum doctrinae. Gemeint ist Le cat^chisme des Jisuites
ou examen de leurs doctrines, Villefranche (La Rochelle) 1602, also
in demselben Jahre wie Arnaulds Discours erschienen, verfasst von
dem berühmten Juristen Etienne du Pasquier (1529^—1615). Der
Jesuit Richeome schrieb dagegen La chasse du renard Pasquin de-
comrert et pris en sa tani^re du libelle diffamatoire, faux marqa6
Le Cat des J6s., par Foelix de la Orace, 1603 (Perrens 2, 221).
Man kannte also den Verfasser, der auch selbst Heinrich IV. ein
Exemplar überreicht hatte. Die Jesuiten bemühten sich vergebens,
den idten Herrn durch seinen Beichtvater zu einem Widerruf zu
bewegen. — PasquiersRecherches sur Thistoire de France, zuerst 1560,
dann oft, u. a. 1622 von seinem Sohne stark vermehrt herausge-
geben, kamen in den span., aber nicht in den Rom. Index, obschon
L
^
288 Jesuitica.
sehr bedenkliche Erörterungen über das Verhältniss der Päpste za
den französischen Königen darin vorkommen und der Jesuit Grarasse
dagegen 1622 die Recherches des Recherches schrieb, in 5 Büchern
mit den Ueberschriften: Le mödisant, l'impertinent, Tignorant, le
libertin, le glorieux^).
Einer der eifrigsten Gegner der Jesuiten war (seit ihrem
Streite mit den alten Orden über die Klosterguter, s. u.) Graspar
Scioppius, seit 1598 katholisch, f 1649^). Unter seinem Namen
steht im Index nur Imfamia Famiani, cui adjunctum est de styli
historici virtutibus ac vitiis Judicium et de natura historiae et histo-
rici officio diatriba, Sorae 1658 (auch Amst. 1663), gegen Famiani
Stradae de hello belgico, Rom 1632, erst 1687 verb. — Von den
Schriften, die er nach 1630 anonym oder psendonym, mitunter die-
selbe Schrift unter mehreren Titeln, herausgegeben, wurden 1634
folgende verboten: Actio perduellis in Jesuitas S. Rom. Imperii
juratos hostes. Auot. Philoxeno Melander, 1632, deutsch ge-
schrieben, auch als Flagellnm jesuiticum d. i. Jesuitergeissel her-
ausgegeben, 1632*; — Anatoraia Soc. Jesu seu probatio Spiritus
Jesuitarnm. Item arcana imperii Jesuitici cum instructione secretissima
pro superioribus ejusdem [Monita secreta]. Et deliciarum Jesuitica-
rum specimina, tandem divina oracula de Societatis exitn. Ad exci-
tandam regnm et principum catholicorum attentionem utilissima. A.
1633,'^ 103 S. 4. (auch u. d. T.: Sanctii Galindii e S. J. Anatomia
Soo. J. una cum aliis opusc. ad salutem ejusd. Soc. . . Lugd. 1633;
Baumg. 3, 240). — Jesuita exen teratus s. 1. et a. (1633, deutsch).
— Wahrscheinlich ist nicht von Scioppius das gleichzeitig ver-
botene Buch: Mysteria Patrum Jesuitarum ex eorum scriptis cum
fide ernta. Accedunt huic editioni auctiori et emendatae duae appen-
dices, Lampropoli 1633. In der Vorrede heisst es: das Buch sei
vor 9 Jahren französisch, dann englisch, dann wieder vermehrt
französisch erschienen; jetzt habe es der Verfasser lateinisch bear-
beitet. Eine Vertheidigung der Jesuiten gegen die Mysteria von
Lanrenz Forer wurde beantwortet in Statera qua ponderatur Man-
tissae Laur. Forerii Sectio I. quam emisit adv. lib. cui titulus est
Mysteria Patrum Jes., auct. Renato Verdaeo, Lugd. 1687. Diese
Schrift und das französische Original der Mysteria, Les mystöres
des Peres J^suites par interrogations et r^ponses, extraits fidelement
des ecrits par eux pubii^s, Villefranche par Eleuthöre Philalethe
1624, sind von Andr. Rivet und in dessen Opera 3, 1228 abgedruckt
Möglich wäre, dass die lateinische Uebersetzung nicht, wie an-
gegeben, von dem Verfasser, sondern von Scioppius ist und von
diesem auch die Appendices beigefügt sind. Die Mysteria handeln
in der Form von Dialogen zwischen einem Professor und einem No-
1) Leon Fauffere, Oeuvres choisiea d'Et. Pasquier, 1849, I, 178. 183.
211. 217.
2) H. Kowallek, Ueber G. Scioppius, Forsch, zur D. Gesch. 11 (1871),
401. Nie. 35. Backer s. v. Forer.
6. Scioppias. Val. Magni. 286
nzen von der Apotheose des h. Ignatins, dem blindem Geborsam,
der Gewalt des Papstes über die Fürsten, der fides servanda, dem
Beicbtaiegel und der Aequivocatio, die Anbftnge von den Bestre-
bangen der Jesniten im Orient. (Placeios p. 604. Banmg. 3, 255).
— 1665 wnrde noch eine banptsäcblicb über den Streit zwiseben den
Jesniten nnd den alten Orden handelnde Schrift verb., die Scioppins
nater dem Namen Alpbonsns de Vargas Toletanas heransgegeben : n^
Belatio ad reges et principes christianos de stratagematis et sophis-
matia politicis Societatis Jesu ad monarchiam orbis terramm sibi
eonficiendam, in qna etc., s. 1. 1636* (und 1641), 111 S. 4. (nene
Utelansgabe: Stratagemata et sophismata Jesnitamm, Col. 1648).
Ein eifriger Gegner der Jesuiten war anch der Capnciner
Yalerianns Magnus (aus der gräflichen Familie Magni zu Mailand),
apostolischer Missionar in Deutschland, Polen nnd Ungarn, dessen
einem Jesniten gegenüber gebrauchter Ausdruck : Mentiris impuden-
timme durch Pascal (Lettres prov. No. 15) zu einem geflügelten
Worte wurde. Er schickte wiederholt heftige Anklagen gegen die
Jesniten an den Papst und die Römischen Congregationen und gab
schon 1653 einige kleine Streitschriften gegen sie heraus. 1655
erliesa die Propaganda (aus einem andern Anlass) ein Decret, worin
den apostolischen Missionaren unter Androhung der Excommunication
verboten wurde, irgend etwas ohne ihre schriftliche Erlanbniss
dmeken zn lassen. Magnus veröffentlichte ohne Erlanbniss 1659
Apologia Tai. Magni contra imposturas Jesuitarum. Ad majorem
Dei gloriam. (Eine sp&tere Ausgabe, in der ein von Magnus 1661
in der Haft geschriebener Brief beigefügt ist, ist ein Bändchen von
130 S. 16.). Gegen eine unter Titel Audiatur et altera pars 1661
zu Wien Teröffentlichte Schrift seines frühern Gönners, des Land-
grafen Ernst von Hessen-Rheinfels schrieb ein anderer Capnciner
Defenaio pro Yal. Magno, in qua exponitur Ecclesiae Romano-cath.
seandahun i. e. Jesnitamm haeresis seu atheismus detectus a Theo-
philo secundnm apostolicam denunciationem Yal. Magni, s. 1. 1661.
Magnus wurde wegen Uebertretung des Decretes der Propaganda
Bach Rom citirt, da er nicht Folge leisten wollte, 1661 in Wien
von dem Auditor des Nuncins verhaftet, auf Verwendung einfluss-
reieher Personen aber gegen Caution freigelassen; er starb in dem-
lelben Jahre, wahrscheinlich auf der Reise nach Rom, zu Salzburg.
Seine Apologia wurde erst 1665, die Schrift von Theophilus schon
1664 verb., gleichzeitig eine Schrift des Kieler Theologen Chr.
Kortholt, worin die Apologia ausgebeutet wird (S. 97). Eine 1662
verbotene Schrift des Giessener Theologen J. H. Seipius, Manes
Rob. Bellarmini in coUoquio a Yal. Magno Capuccino cum D. Ha-
berkom et theologis Giessensibus habito irritati, bezieht sich auf
eine 1651 zu Rheinfels gehaltene Disputation (A. D. B. 20, 92).
1618 wnrde eine italienische Schrift verb.: Instrnttione
9k preneipi della maniera, con la quäle si govemano li Padri Gesniti,
&tta da persona religiosa et totalmente spassionata, im Mercure je-
soite II, 2S1 — 255 abgedruckt mit der Angabe : stampata in Milano
161 7| e di nuoVo corretta et ristampata in Roma (!) per Ant. Bru-
Bfmueh, Index IL 19
^90 V Jesuitica.
glotti 1618. Con lioenza de* Ruperiori (französisch in der Monarchie
des Solipses, Amst. 1754, p. 347 — 396), eine nicht satirisch, sondern
ernsthaft gehaltene, übrigens nicht bedeutende Darlegung, wie die
Jesuiten sich bei den Fürsten und Grossen einschmeichelten, um
selbst zu herrschen. Sie ist auch 1619 u. s. ins Deutsche übersetzt
(Harenberg, Gesch. der Jes. 1, 306).
3. Protestantische Schrifen. Gonsilium datnm amico de recu-
peranda et in posterum stabilienda pace Begni Poloniae [in quo
demonstratur, pacem nee stabiliri posse, quamdiu Jesuitae in Polonia
maneant. Conyersum ex Polonico in Latinum. Anno 1607.* 2 Bl.
44 S. 4.], verb. 1609 (nochmals gedruckt als Gravis et maximi
momenti Deliberatio de compescendo perpetuo crudeli conatu Jesui-
tarum, de novo . . . typis repetita et dedicata . . . L. Baroni Alexio
Oxensternio. Cui accessit Philander Philanax . . . Frf. 1632.*
Die Dedication ist unterzeichnet Jonas Henricceus D.). — Beiati o
nuperi itineris proscriptorum Jesuitarum ex regnis Bohemiae et Un-
gariae missa ex Helicone juxta Pamassum, Prag 1619.* 32 Bl. 4.,
verb. 1623, gegen die Apologia pro S. J. ex Boemiae regno ab
ejusdem regni statibus religionis sub utraque publice decreto imme-
rito proscripta a. 1618 die 8. Junii, Wien 1618,* 59 S. 4., (von
Adam Tanner; Backer 2, 624). — Aphorismi doctrinae Jesuitarum
et aliorum aliquot pontificiorum, quibus verus christianismus corrum-
pitur, pax publica tnrbatur (et vincula societatis tolluntur, sumpti
ex pontificum, jesuitarum et aliorum pontificiorum scriptis, dictis et
actis publicis. Nunc reges inteliigite etc.), verb. 1624. So gibt
L'Estoile 1608 (Nouv. Coli, de M6m. par Michaud 15, 470) den
Titel seines Exemplares an mit der Bemerkung: une nouvelle bat-
terie contre les j6suites, mais forte, ponr etre par lä battus de leurs
oanons meme. Backer I, 56 erwähnt eine Ausgabe mit dem Zu-
sätze: Accedunt octavae huic editioni propositiones doctr. Jes. col-
lectae ab authore libelli anglici: An exact discoverie of Romish
doctrine, Amberg 1609. Becanus schrieb dagegen: Aphorismi doc-
trinae Calvinistarum . . . cum brevi responsione ad Aph. falso Je-
suitis impositos. Dagegen erschien: Ad M. Becani Aphorismos cal-
yinisticos notae, Amberg 1609. — Le Mercure jesuite ou recneil
des pi^es concernant les progres desJesuites, leurs Berits et di£Pe-
rents depuis l^an 1620 jusqu'ä la präsente annie 1626, le tout fid^-
lemeni rapportd par pi^ces publiqaes et actes authentiques par Tordre
des temps, Genf 1626 (2. £d. en deux tomes 1631 '^j, yerb. 1633,
ein Sammelwerk des protestantischen Juristen Jacques Godefroj,
angeblich wörtlich mitgetheilte Actenstücke zuerst über die Händel
der Jesuiten in Frankreich 1620 — 24, dann aus älterer Zeit 1540
— 1618, zuletzt aus den J. 1624 — 26, im 2. Bande die Schrift von
Mariana, Bittschriften von Jesuiten an Clemens YIII. und anderes
(Banmg. 3, 246). — Philander Philanax de natura, fine et mediis
Jesuitarum, verb. 1633 (von J. Seyffert, mit dem Titelblatt: Monar-
chia Jesuitica s. Instrumenta potentialia, Jesuitica . . . nunc primnm
publici juris facta, Frf. 1632* nebst einigen Gedichten, 47 S. 4.,
als Anhang zu Deliberatio s. o.). — Ludoyici Lucii Historia jesui-
Protest. Schriften. J. Markiewicz. Cura Balutis.
^1
tiea, Bas. 1627, 4., verb. 1646 (A. D. B. 19, 354). — I^ipoliti-
q«e des J^suites, Lood. 1699, verb. 1700, zuerst s. I. 1688 * 454
S. 8., von L. de Montpersan, aach Jnrieu zugeschrieben.
4. Streitigkeiten mit anderen Orden und Weltgeistlichen. Die
durch das Restitutionsedict vom J. 1629 wieder eingezogenen Kloster-
^ter wollte Ferdinand II. den Jesuiten zuwenden. Dartiber ent-
itand ein lebhafter Federkrieg zwischen den Vertretern der alten
Orden, namentlich dem Benedictin er Roman Hai, und Gaspar Sciop-
pius und den Jesuiten Lajmann, Forer und Crusius ^). Merkwürdiger
Weise steht ausser der Relatio von Yargas keine der betreffenden
Streitschriften im Index. Dagegen wurden mehrere Schriften des
polnisclien Domherrn Jo. Markiewicz verb., welche sich auf die
Ton den Jesuiten in Polen beanspruchte Zehntfreiheit und die darttber
in Rom geführten Processe beziehen (Back er 3, 243 s. y. Cichowski).
Die erste Schrift: Decima cleri saecularis in Regno Polontae de-
fensa contra exemtiones Patmm Soc. Jesu per Jo. Markiewicz, J. U.
D., Canonicum Posnan., P. I., Siena 1643; P. II., Paris 1644, wurde
nicht verb., aber 1655 zwei spätere: Speculnm zeli a pessimis ad
exemplar malitiae contra sacros canones et jurisdictionem ecclesia-
sticam elncubratum et sie sub nomine ficti cujusdam Adami Nie-
tielski ad contemplationem et censuram Joanni Markiewicz Canonico
Warmiensi in forma famosi libelli dedicatum et oblatum, ab eodem
oontemplatum, censuratum et tanquam pestiferum et scandalosum
refutatum, Gedani 1652; Scandalnm expurgatum in laudem Institut!
Soeietatis Jesu, Gedani 1654. Die Schrift, welche Markiewicz in
der ersten als Pseudonymes Pasquill bekämpft, wurde nachträglich
1661 auch yerb.: Speculum zeli pro clero in materia decimarum
sdy. Polonam Soc. Jesu per replicationem titulo canonicam a Rey.
Jo. Markiewicz pessimis ad exemplar malitiae lucubratum, 111. et
adm. Rey. D. Jo. Markiewicz Canonico . . . necnon S. R. Maje-
statis Secretario et J. Ü.D. ad contemplationem abAdamo Niesielski
8. R. E. Presbjtero dedicatum et oblatum, s. 1. et a. — Zwei
weitere Schriften yon Markiewicz wurden 1674 yerb.: Yeritas bonae
vitae ex occasione occupatae haereditatis Jaroslayiensis patribus So-
eietatis demonstrata, Paris 1671, und Summus Pontifex Innocentius X.
de duplici instituto Soeietatis ejnsque constitutionibus et declaratio-
nibus interrogatus (yielmehr interrogans optimam informationem ac-
eepit per Jo. Markiewicz, Paris 1672).
Ein richtiges Jesuitenstück yerbirgt sich hinter dem harm-
losen Titel Cura salutis, siye de statu yitae mature ac prudenter
deliberandi methodus, per decem dierum Yeneris Spiritus Sancti, S.
Del Matris boni consilii, SS. Ignatii et Xayerii honori instituendam
■olitam deyotionem proposita. Coloniae apud Petrum Martean 1716,*
8., yerb. 1725. Das Buch erschien zuerst zu Wien 1712 mit einer
Vorrede yon G. H. S. J., d. i. Gabriel Heyenesi (f 1715 zu Wien),
dann 1714 mit einer Manuductio ad coelum, mit der Bemerkung
1) Backer 1, 237. 450. Salig I, 810. Arn. 80, 112. 146.
292 Jesuitica.
auf dem Titelblatte : SodalibuB B. M. Y. sine labe conceptae in Caes.
academico S. J. Collegio Viennae erectae in strenam oblatum fuit.
Yon dieser Ausgabe ist die Kölniscbe ein Abdruck, mit Weglassung
der Manuductio, daher mit p. 142 beginnend, mit p. 326 scbliessend.
Gleich p. 148 wird berichtet, der h. Aloysius habe zu Madrid, vor
einem Bilde der h. Jungfrau vom guten Käthe betend, eine Stimme
gehört, die ihm befahl, in die Gesellschaft Jesu einzutreten und mit
seinem Beichtvater darüber zu reden. Yon p. 230 an folgen Be-
trachtungen, in denen die Gründe für und gegen den Eintritt in
einen weltlichen Stand, in den status Petrinus (den Stand der Welt-
geistlichen), in einen Orden, qui habet stabilitatem loci (Benedictiner,
Praemonstratenser), in einen Bettelorden in solcher Weise, mit so
starker Hervorhebung der pericula et incommoda aller einzelnen
Stände vorgeführt werden, dass der um sein Seelenheil' Besorgte
schliesslich froh darüber sein muss, dass es noch einen andern Stand
gibt, von dem dann in der Weise gehandelt wird, dass die 11 Motive,
welche den h. Aloysius bestimmten, Jesuit zu werden, und die 6 Be-
denken, die sein Yater dagegen erhob, mit ihrer Widerlegung angeführt
werden. — Zur Yertheidigung der Benedictiner, die besonders schlecht
wegkamen, erschien 1715 zu Kempten: Bernardi Pezii Bened. episto-
lae aliquot apologeticae pro ord. S. Bened. adv. lib. Cura salutis . . .
Defenduntur hie etiam obiter inclytus status Petrinus, ordo Can.
Eeg. S. Aug., Cisterc, Praemonstr. £d. Bev. D. P. Mellitus Oratius
ejusdem ord. 1721 erschien Dav. Fr. Hüffenwetter sacerdotis eccl.
Dialogus apol. pro statu Petrino s. eccl. adv. lib. Cura . . . Opusc.
posth. ed. a J. B. Werdenhagen, mit scharfen Angriffen gegen
die Jesuiten. Mehrere Jesuiten sprachen sich anderen Ordensgeist-
lichen gegenüber unwillig über Hevenesi^s Buch aus und versicher-
ten, auch der General sei unzufrieden darüber. In dem Buche:
Modesti Taubengall Apologeticus adv. umbras Oratii Melliti pro fama
A. B. P. Gabrielis Hevenesi et universae Societatis Jesu in causa
libelli, qui Cura sal. inscribitur . . ., Yeronae(?) 1722,* sagt der
Yerfasser sogar, es sei den Jesuiten von ihren Oberen verboten,
gegen die beiden Gegenschriften zu schreiben, darum habe er sich
dazu entschlossen. Natürlich verbirgt sich hinter dem Namen M.
Taubengall ein Jesuit, Marcus Hansiz. Es erschienen noch einige
weitere Streitschriften^).
5. Schriften über den h. Ignatius. Im J. 1611 hatte der Je-
suit Fr. Solier drei nach der Seligsprechung des Ignatius von Loyola
durch Paul Y. (1609) in Spanien von dem Augustiner Yalderama
und den Dominicanern Deza und BebuUosa gehaltene Predigten in
französischer Uebersetzung herausgegeben: Trois tres-excellentes
predications prononcöes au jour et feto de la beatification du glo-
rieux patriarche le bienheureux Ignace . . . Poitiers 1611. Sie
wurden von dem spanischen Dominicaner Gallardo der Sorbonne
1) U.N. 1761,673.786. Ziegelbauer, Bist, rei lit. 8.626. Backer b.v.
Hevenesi und Hansiz. Roakovany, Rom. Pont. 8, 1176.
J. E. Nieremberg. H. Engelgrave. 298
(knancirt, und diese erklärte 1. Oot. 1611 vier Sätze darin für resp.
aeandalos, blasphemisch, häretisch n. s. w. Einer der Redner hatte
gesagt: Ignatius habe dnrch seinen auf Papier geschriebenen Namen
mehr Wunder gewirkt als Moses nnd ebenso viele wie die Apostel;
ein anderer hatte gesagt: Aach die anderen Ordensstifter worden
nun Helle der Kirche gesandt; noyissime autem diebns istis locntus
est nobia in filio sno Ignatio, qnem constituit haeredem nniverso-
ram nnd auf welchen sich nur die folgenden Worte nicht anwenden
lassen: per qnem fecit et saecnla (Hebr. 1, 2); der dritte hatte den
Papst als Nachfolger Jesa Christi bezeichnet ^) . unter den Doctoren
der Sorbonne meinte nnr Andr^ Dnyal, die Sätze Hessen sich allen-
falls in einem erträglichen Sinne deuten. Selbst der Nunoius Ubal-
dini meinte, man dürfe doch nicht Ignatius von Loyola über die
Apostel, Moses nnd Ignatius Ton Antiochia erheben (Perrens 2, 66).
Diese Fredigten sind nicht in den Index gekommen. Aber 1646
wurde mit d. c. verboten: Yida de San Ignacio de Loyola, fnnda-
dor de la Compafiia de Jesus, resumida y aftadida de la Bula y
relaciones de su canonizacion y de otros graves autores por Juan £u-
sebio Nieremberg, Madrid 1631. Raynaud sagt (bei Casalas p. 590),
die Dominicaner hätten das Buch in den Index gebracht, weil darin
die Geschichte von dem Priester stehe, der sich während seines
Lebeos zn der Lehre der Dominicaner von der Empfängniss Marias
bekannt, als aber zn Manresa für ihn die Exequien gehalten wurden,
sieh aas dem Sarge erhoben und seine Ansicht retractirt habe, ein
Wunder, welches vor Ignatius' Anwesenheit in Manresa sich zuge-
tragen und dort durch ein Wandgemälde verewigt sei, für dessen
Beseitigung die Dominicaner sich erfolglos bemüht hätten. Vincenz
Baron (Apol. II, 180) sagt aber, das Buch sei nicht darum verb., weil
diese, sondern weil andere Wundergeschichten, die bei dem Canoni-
fiationsprocess als falsch erwiesen worden seien, darin als wahr er-
^hlt würden; der spanische Minorit Lud. de Aro habe nach Rom
geschrieben, man möge das Buch corrigiren und dann freigeben, der
Censor P. Lezana habe aber erklärt, das Buch sei nicht zn ver-
bessern et a capite ad calcem spongia delendus. Es wurde indess
nur mit d. c. verb. und die Bollandisten sagen, nur die 2. Ausgabe
sei verb., die 3., Madrid 1636 (sie enthält die Biographieen von Ig-
satins und Franz Xavier) sei freigegeben, wovon freilich im Index
siehts steht. — Ein etwas später erschienenes Buch von Henr.
Engelgrave, — Cr6t.-Joly 4, 227 bezeichnet ihn, Job. Coster und
Hazart als die drei grössten Prediger unter den belgischen Jesuiten
(i. Biogr. univ. s.v.), — wurde erst 1686 (unbedingt) verb.: Lucis
erangelicae sub velum sacrorum emblematum reconditae pars B.,
k e. Coeleste Pantheon sive coelum novum in festa et gesta Sanc-
toram totius anni morali doctrina varie illustratum, Pars prima.
1) Arg. IIb 50. Floscnli blasphemiarum Jesuitarum ex. tribas oon-
donibas . . . deoerpti, cum Sorbonae oensura, 1612, 4. Marchand 1, 40.
— Prat 3, 368 sacht die Prediger za entschuldigen.
294 Jesuitioa.
Es ist aber nicht anszamaclieD, ob das Buch wegen der Fabalosa
über den h. Ignatins verboten wurde, die in der Pragm. Gesch. des
Mönchth. 9. 73 daraus mitgetheilt werden, oder wegen anderer
Dinge, z. B. wegen der Stellen über die h. Anna, die bei (Weller)
Altes und Neues, 1762, I, 546, zu lesen sind, z. B.: Filius omnia
nos habere voluit per Mariam; ita Maria, observantia in matrem,
omnia nos habere voluit per Annam; Jesus, Maria und Anna seien
Trias in terris; Christus habe bei seiner Empfängniss von Joachim
und Anna aliquam illius substantiae particulam sibi univit, weshalb
auch im Abendmahl reperitur aliqua particula, quae ab anima D.
Annae vel D. Joachim informaretur ; Alexander VI. habe 1494 den-
jenigen einen Ablass von 30,000 Jahren verliehen, die dem Ave
Maria beifügten: et benedicta sit Anna mater tua, ex qua sine ma-
cula et peccato processisti u. dgl. ^). — Eitratto del gloriose oapi-
tano di Cristo, difensore et ampliatore della sua fede, S. Ignatio di
Loiola, . fondatore della Compagnia di Gesü, 1690 mit d. c. verb.,
ist mir nicht bekannt.
Der Benedictinerabt Constantin Gaetani (Caietanus), gest. 1650
als Greis von 90 Jahren, schrieb eine Reihe von Büchern, in welchen
er von berühmten Männern nachzuweisen sucht, sie seien Bene-
dictiner gewesen. So vindicirte er seinem Orden Gregor den Grossen,
Amalarius Fortunatus, Isidor von Sevilla, Ildefons von Toledo,
Augustinus, den Apostel von England, und Bonifacius, den Apostel
der Deutschen. Die meisten seiner Bücher wurden in Rom gedruckt,
— er war Gustos der Vaticanischen Bibliothek, — und zwar von
anderen Schriftstellern bekämpft, aber nicht censurirt. Bezüglich
einer von ihm dem Benedictinerorden vindicirten Celebrität, des
Verfassers der Bücher von der Nachfolge Christi, hatte er sogar
die Freude, dass die Propaganda 14. Febr. 1689 entschied, dieses
Buch dürfe in Rom und anderswo unter dem Namen des Joannes
Gersen de üanabaco, Abbas monasterii S. Stephan! Yercellensis,
Ordinis S. Benedicti, gedruckt werden. Aber als er in einem 1641
erschienenen Buche zu beweisen suchte, Ignatius sei vor der Grün-
dung seines Ordens in Spanien Benedictiner gewesen und seine
Exercitien seien im wesentlichen aus einem Werke eines Benedie-
tinerabts Cisneros geschöpft, und der Jesuit Jo. Rho dieses Buch
sehr lebhaft bekämpfte, wurden beide Schriften 1646 verb.: Con-
stantini üajetani De religiosa S. Ignatii s. S. Enneconis, fnnda-
toris Soc. Jesu, per Patres Benedictinos institutione deque libello
Exercitioinim ejusdem ab Exercitatorio Garciae Cisnerii desumto libri
1) Nach (Dodd), Bist, du College de Douay p. 420 erzählt Engel*
grave auch die dem h. Franz Borgia 15G9 zu Theil gewordene Offenba-
rung, da88 in den nächsten 800 Jahren keiner, der als Jesuit sterbe, ver-
loren gehen werde, — eine Offenbarung, über welche 1874 der Jesuit J.
Terrier eine besondere Schrift herausgegeben. Deutscher Merkur 1880,
66. — Ich besitze von dem Buche von Eng. ein Exemplar der 8. Ed.,
Col. 1668, welches im J. 1746 ein Schüler eines Jesuiten-Gymnasiums als
Prämie erhalten.
Ck)D8t. Cigetaiitta. J. Rho.
295
dno, Ten. 1641, 8., mit dem Zusätze: qnos ipee Abbaa CongtantinuB
tioquam sappositios eive adulteratos non agnoscit (er sagte, der Druck
fftimme nicht mit seinem Manusoripte liberein; aber unterschoben
kann das Buch auf keinen Fall genannt werden; Armellini, Biblioth.
Ben. -Gas. I, 127); — Joannis Bho Mediolanensis Achates ad
D. Const. Cajetanum monachum Casinensem et S. Barontii Abbatem
idversoB ineptias et malignitatem libelli Pseudo-Constantiniani de S.
Ignatii institutione et Exercitiis, Lugd. 1644, 12.^). — Bho hatte
etwas früher ein anderes Buch über die frühere Lebensgeschichte
des Ignatins bekämpft. Giambattista Castaldo hatte nämlich in der
Vita del P. Gaetano Tiene, fondatore della religione de^ Chierici
Segulari« Born 1616, erzählt, Ignatius habe einige Jahre Tor der
Gründung seines Ordens bei den Theatinem zu Venedig gewohnt
und bei ihnen eintreten wollen; Cajetanus aber habe ihn nicht auf-
genommen, weil ihm Gott geoffenbart habe, Ignatius werde selbst
einen Orden stiften. Dagegen schrieb Bho: Ad Jo. Bapt. Castal-
dum Interrogationes apologeticae, in quibus S. Ignatii cum B. Caje*
tano Thienaeo colloquentis atque ab eo Theatinorum ordinem postu-
lautis rejicitur fabula, Lugd. 1641, 4.
Th. Baynand (bei Casalas p. 482) hält den Dominicanern vor:
Leo Allatius, der auch gegen den halb verrückten Cajetanus ge-
ichrieben, sei nicht in den Index gekommen, wohl aber Bho, weil
er ein Jesuit sei; dessen Buch gegen Castaldo habe man nicht ver-
boten, weil man dann auch diesen hätte in den Index setzen müssen.
Bho's Buch gegen Castaldo wurde aber später verboten, und zwar
ohne dass zugleich Castaldo's Buch verboten worden wäre, freilich
erst 1693, allem Anscheine nach nur wegen der scharfen Polemik;
denn die von ihm bekämpfte Legende galt auch bei der Curie als
Fabel, wie sich aus einem Briefe des Assessor S. Officii, Carlo Yiz-
1) Gegen Cajetanas' Bach, worin Gregor der Grosse zum Benedio-
tiner gemacht wurde, schrieb Ant. Gallonius oder unter dessen Namen
Card. Bamnius (R. Siroon, Lettres 2, 132; 3, GO;. Seine Behauptung, der
Abt Gersen sei der Verfasser der dem Thomas von Kempen zugeschriei)enen
Xachfolge Christi, wurde von dem Jesuiten Heribert Rosweyd bekämpft
(Backer 1, 651). In neuester Zeit haben die Jesuiten in der Civ. catt.
far Gersen Partei ergriffen (Tüb. Q.-S. 18B0, 57). -> In dem (von Jesuiten
bearbeiteten) span. Index von 1747 wird p. 813 verordnet, in dem Supple-
ment zu Morery, Paris 1735, p. 169 den Satz zu streichen: man ssge, die
Exercitien des Ignatius fanden sich in einem Manuscript eines Benedic-
tiners, welches 150 Jahre vor der Geburt des Ignatius geschrieben sei,
und Gaetani habe bewiesen, dass die Regel des Ignatius zu Monte Casino
Ton vier Benedictinem verfasst worden sei, — weil das päpstlichen De-
ereten und Breven widerspreche. Cajetanus, Castaldus und Rho stehen
obrigens nicht im span. Index. — Gegen Castaldo polemisiren auch die
Jesuiten F. Sacchini in der Vorrede zu der Hist. Soc. Jesu (1615) und
Julias Negroni in der Hist. disputatio de S. Ignatio ... et de B. Caje-
tano Thienaeo. Col. 1630 (Backer 2, 439). — Auch über die Sage, Philipp
Seri habe sich bei Ignatius zur Aufnahme in den Jesuitenorden gemeldet,
•ei aber znrüokgewiesen worden, 9ind im 17. nnd 18. Jahrh. in Italien
Sdu-iften erschienen. Melzi I, 78. 462.
296 Jesuitica.
zano, an den Generalvioar von Cosenza vom J. 1659 ergibt, von
dem die Mtinohener Hofbibliothek (Cod. Moll. 104) eine Abschrift
hat. Es heisst darin: der Papst habe entsprechend dem Votum der
Cardinäle der Inq. das vor einigen Monaten erschienene Sammariam
vitae et miracnlorum B. Gaietani verbieten wollen, weil es im Wider-
spruch mit den Decreten der Congregation die Fabel enthalte, dass
der h. Ignatins die Aufnahme in den Theatinerorden nachgesnclit
habe. Die Theatiner hätten aber versichert, das sei ohne ihr Vor-
wissen gedruckt worden, sich auch bereit erklärt, das betreffende
Blatt zu beseitigen, und dem Papste ein Exemplar überreichen lassen,
worin die Sache corrigirt sei. Darum habe der Papst das Verbot
suspendirt und die Veröffentlichung des Buches in der corrigirten
Gestalt gestattet. Nicht corrigirte Exemplare dürften aber nicht
verkauft werden ; widrigenfalls werde das Buch verboten und die
Verwegenheit dessen gestraft werden, der es gewagt, die Decrete
der h. Congregaton ausser Acht zu lassen. Danach ist es allerdings
auffallend, dass Castaldo nicht in den Index gekommen 'ist.
Der zur Feier des hundertjährigen Bestehens des Ordens 1640
zu Antwerpen gedruckte Foliant: Imago primi saeculi Societatie,
den man nicht ganz mit Unrecht dem Liber conformitatum S. Fran-
cisci an die Seite gestellt hat^), ist nicht in den Index gekommen,
wohl aber wegen eines kleinen Versehens die bei Gelegenheit der
ersten Säcularfeier des Collegiura germanicum im J. 1652 von
einem Zöglinge in Gegenwart fast aller Cardinäle vorgetragene
Festrede: Panegyricns de institutione Collegii Germanici et üngarici
a Comite Eüsebio Truxes Collegii ejusdem Alumne dictus, a Hie-
ronymo Cataneo S. J. scriptus anno saeculari ejusdem Collegii,
s. 1. et a. 112 S. 12.*). Sie wurde einige Tage nach der Ver-
öffentlichung durch den Mag. S. P., dessen Socius V. Fanus das Im-
primatur ertheilt hatte, mit d. c. verboten. Saint-Amour (Journal
p. 300) will gehört haben, dass il j itait dit par une assez sötte
figure de rhetoriqne, que le Pape favorisait la h^resie. Die Stelle,
die er meint, kommt aber nicht in der Rede vor, sondern in der
vorgedruckten Dedication an Innocenz X. In dieser wird von den
fürstlichen Personen aus Deutschland, die wieder katholisch geworden,
und von der Unterdrückung der Ketzerei in den kaiserlichen Erb-
landen gesprochen und gesagt, in Bezug auf die Ausbreitung der katho-
lischen Religion werde die Geschichte von Innocenz X. mehr zu berich-
ten haben, als von den 20 vorhergehenden Päpsten. Das sei Gottes
Werk, aber auch der Papst habe Antheil daran: Tanta benignitas,
qua complexus es adventantes Romam haereticos principes, dum
arote stringit, sinu suo compressit ac prope elisit Germaniae odium.
Ipsa haeresis erubuit cum odisse, qui et eam adeo amaret. Cum
timeret a Te fnlmina, dona accepit. In dem Exemplar der Münchener
1) Pragm. Gesch. 9, 71, 456. Deutscher Merkur 1877, 57.
2) EusebiuB Graf Truchsess wurde 1655 Jesuit, docirte 1658 — 66 in
Ingolstadt und war später Secretär des Generals für die deutsche Assistenz.
H. CataneoB. Jesuitisaen.
207
Hof bibliothek ist za den gesperrt gedruckten Worten beigesobrieben :
Propter haec maxime yerba libellus iste jnssa Fontificis fait snp*
pressns. Snbinde recnsas est omissa hac epistola dedicatoria et alia
»b^tuta ad Alexandrnm YII. Eine andere Hand hat noch beige-
fügt: Sumpsit antem anctor nomen haeresis pro haeretiois. Backer
Terzeichnet übrigens keine 2. Aasgabe; jedenfalls wird im Index
eine solche nicht als freigegeben erwähnt.
6. Die Jesnitissen. Im Anfange des 17. Jahrb. wollte eine
Englinderin, Mary Ward, einen weiblichen Orden nach Analogie
des Jesuitenordens gründen: die Nonnen sollten keine Clansur haben,
nur einfache Gelübde ablegen, ansserhalb des Klosters in weltlicher
Kleidang thätig sein nnd nicht nur Mädchen unterrichten, sondern
Mch durch Yorträge und in anderer Weise für den katholischen
Glauben, namentlich in England für die Bekehrung der Protestanten
wirken; man sagte sogar, es solle auch ein viertes Gelübde einge*
fahrt werden, wodurch die Nonnen sich verpflichten sollten, sich
als Missionarinnen zu den Türken und Ungläubigen senden zulassen.
Die Organisation war ganz der der Jesuiten nachgebildet: sie hatten
eine Generalin, Provincialinnen, Rectorinnen u. s. w.; ein Jesuit
Roger Lee war der Rathgeber der Mary Ward gewesen und viele
Jesuiten billigten und förderten ihre Absichten. Wenn die Nonnen
sich nicht selbst den Namen Jesuitissae beilegten, so wurden sie
doeh allgemein so genannt. Eine päpstliche Bestätigung erhielt der
Orden nicht; es wurden aber in Belgien, Deutschland und Italien
Häuser gegründet. Aber schon 1622 berichteten der Stellvertreter
des englischen Erzpriesters und seine neun Assistenten sehr un-
günstig über die Jesuitissen und auch von anderen Seiten liefen
Klagen über sie in Rom ein: die Generalin Mary Ward kleide sich
ond lebe sehr üppig, fahre vierspännig, habe auf der Strasse vor
einem Altar gepredigt; die Nonnen ständen im allgemeinen nicht in
Aehtun^; man nenne sie wegen ihres fortwährenden Hin* undHer-
reiseos galloping girls (auch apostolicae viragines); sie führten ein
leichtfertiges Leben und manche würden als Curtisanen angesehen.
Eine besondere Commission von vier Cardinälen erklärte schon 1622
die Unterdrückung des Unfugs für nöthig und 1628 verordnete die
Propaganda die Auflösung ihrer Niederlassungen. Im J. 1631 wurde
der Orden durch ein Breve Urbans VIII. vom 13. Jan. (Bull. 5,
215) ganzlich aufgehoben. Die Ward und eine ihrer Assistentinnen
wurden verhaftet nnd nach Rom gebracht; sie revocirten ihre wider-
setzlichen Briefe und wurden 1637 entlassen.
Durch das Breve vom J. 1631 ^urde aber die Gründung der
Ward nicht vernichtet; sie gründete in England neue Häuser; in
München blieb ihre Niederlassung anter dem Schutze des Kurfürsten
laximilian bestehen, und auch an anderen Orten in Deutschland
entstanden wieder neue. Die Nonnen widmeten sich aber nun aus-
fichliesslich dem Unterrichte der weiblichen Jugend und nannten
sich eDglische Fräulein. Ihre Regel wurde von Innocenz XII. und
auf Ersuchen des Kurfürsten Max Emmanuel von Baiem von Cle-
mens XI. 1703 bestätigt. Die englischen Fräulein sahen ihre Con-
298 Controverse de auxiliis.
gregation als die Fortsetzung des Ordens der Jesnitinnen und Maria
Ward, die ihnen als Heilige galt, nls ihre Stifterin an. Sie kamen
mit dem Bischof von Augsburg in Conflict; dieser brachte die Sache
1747 nach Rom (Fleur. 79, 313), und eine Bulle Benedicts XIY.
vom 30. April 1749 (Bull. 3, 31) belehrte die Nonnen, durch Inno-
cenz XII. und Clemens XL, die ein Institutum virginum anglicarum
approbirt, sei die Bulle Urbans VIII. keineswegs aufgehoben oder
modificirt; sie dürften nicht die Maria Ward als ihre Stifterin, noch
weniger als eine Heilige ansehen und nicht an ihrem Todestage die
Missa de Trinitate oder de omnibus Sanctis und eine Lobpredigt
auf sie halten lassen. Demnach wurden denn auch 1752 in den
Index gesetzt: Englische Tugendschul Maria unter denen von Ihro
päpstl. Heiligkeit Elemente XI. gutgeheissenen und bestättigten Regeln
des von der hochgeborenen Frauen Maria Ward als Stifterin aufge-
richteten edlen Instituts Maria, insgemein unter dem Namen der
englischen Fräulein, von Marcus Fridl, Pfarrer u. s. w. 1. Theil,
d. i. wundervolle Lebensbeschreibung Maria Ward, Stiffterin der eng-
lischen Fräulein u. s. w. Augsb. 1732. 2 Theile 4., — und Eurtzer
Begriff des wunderbarlichen Lebens Maria Ward, Stiffterin der eng-
lischen Fräulein, von Job. Unterberg, Augsb. 1735. — Auch der
Band von Corb. Ehamms Hierarchia Augustana, in welchem p. 487
— 568 eine Relatio de Anglarum virginum origine ... et justa
defensione steht, ist verb., aber schon 1721 und aus einem andern
Grunde (S. 266) i).
40. Die GoDtroTerse de auxiliis.
Zwanzig Jahre nach der VerdammuDg der Lehrsätze des
Michael Bajas, wenig später als der Streit zwischen den Jesuiten
und der Löwener theologischen Facultät (I S. 544) entstand in
Spanien eine Controverse über die Gnadenlehre zwischen den
Jesuiten und den Dominicanern. Der hervorragendste litera-
rische Vertreter der letzteren war Domingo Bafiez zu Salamanca,
t 1604, der ersteren Luis Molina, Professor zu Evora, f zu
Madrid 1600. lieber diese Controverse, speciell fiber Molina's
zuerst 1588 erschiene Concordia liberi arbitrii cum gratiae donis
etc., welche von den Dominicanern denuncirt worden, wurde in
1) Vgl. ausser der Bulle Benedicts XIY. Jo. Coleri Schediasma hi-
storicum de Jesuitissis (Dissertation), Lpz. 1719.* 68 S. 4. Dodd-Tieroey
4, 108. App. 227. A. J. P. 14, 899. Sainjore I, 289. Friedrich, Beitr. zur
Gesch. des Jesuiten-Ordens S. 48. — Die Jesuitinnen des 16. Jahrh. (R.-E.
6, 622) hangen mit den ohen besprochenen nicht zusammen.
i
ControTene de auziliis. 299
Kom von 1597 an yerhaDdelt, von 1602>-1606 in einer Reihe
TOD Sitzungen^ den sog. Congregationes de aoxiliis, in Gegen-
wart der Päpste Clemens VIII. (+ 5. März 1605) und Paul V.
TOD Vertretern beider Parteien disputirt. Die Controverse wurde
Dicht entschieden, vielmehr in einer unter dem Vorsitze Pauls V.
am 1. Dec. 1611 gehaltenen Sitzung decretirt, es solle fortan
*
kein Buch über die streitige Frage ohne Erlaubniss der Inqui-
sition gedruckt werden. Dieses Decret wurde unter Urban VIIL
1625 und 1641 und unter Alexander VII. 1657 eingeschärft, das
letzte tlal mit dem Zusätze, alle ohne Erlaubniss der Inquisition
gedruckten oder in Zukunft zu druckenden Schriften, welche
die materia auxiliorum divinorum ex professo oder incidenter
oder unter dem Vorwande der Commentirung des h. Thomas
oder irgend eines andern Theologen behandelten, seien als ver-
boten anzusehen. Dieses allgemeine Verbot steht in dem Index
Alexanders VII. und den folgenden unter Libri, seit Ben. in
den Decr. gen. II, 1. — Diese Deerete konnten freilich nicht
strenge durchgeführt werden; sonst hätten nach dem Deerete
von 1611 alle Lehrbücher der Dogmatik, in denen die materia
auxiliorum divinorum nicht mit Stillschweigen übergangen wer-
den konnte, der Inquisition zur Approbation vorgelegt werden
oitissen, und wären nach dem Deerete von 1657 alle ohne eine
solche Approbation bis heute erschienenen derartigen Werke,
— denn das Decr. gen. II, 1 steht noch im neuesten Index, —
als verboten anzusehen. Im Index stehen nur drei, während
der Verhandlungen in Rom erschienene unbedeutende Schriften
TOD Ferd. de las Infantas und P. Beni, ein von Th. Raynaud
unter dem Namen A. Riviere herausgegebenes Pasquill gegen
die Dominicaner und tactlose Biographieen von zwei Hauptvor-
kUmpfem der beiden streitenden Parteien, von dem Dominicaner
Thomas de Lemos und dem Jesuiten Leonard Lessius. — Später
reraulasste die Veröffentlichung der Acten und die Darstellung
der Geschichte der Congregationes, namentlich durch den Do*
minicaner Hyacinth Serry und den Jesuiten Livinus de Meyer,
lebhafte Controversen; aber verboten wurden diese Werke nicht ^).
v^
1) Ausser den unten zu ervrähnenden Werken von Serry and de
Meyer sind im folgenden besonders benutzt die Schriften des Jesuiten O.
800 Controvene de auxiliis.
1581 lieBS der Jesuit Michael Marcos zu Salamanca Thesen
vertheidigen, welche gegen die Lehre von Baflez gerichtet waren.
Dieser schrieb dagegen und erwirkte ein Edict der spanischen In-
quisition, welches 13 von ihm denuncirte Sätze bis auf weiteres za
lehren verbot. Das Buch von Molina, Liberi arbitrii cum gratiae
donis, divina praescientia, Providentia, praedestinatione et reproba-
tione concordia, wurde, nachdem es im Auftrage der portugiesischen
Inquisition von dem Dominicaner Barth. Fereira geprüft und appro-
birt worden, 1588 zu Lissabon gedruckt und nach einer von Ba&ez
veranlassten neuen Prüfung die Veröffentlichung gestattet. Die in
Spanien darüber entstandenen Controversen veranlassten Clemens
VIII., 1594 den streitenden Parteien vorläufig Schweigen zu ge-
bieten, dem päpstlichen Stuhle die Entscheidung vorzubehalten und
die Oberen der beiden Orden zur Einsendung von Denkschriften
aufzufordern. Die span. Inquisition forderte auch von den spanischen
Universitäten und von mehreren Bischöfen und Gelehrten Gutachten
ein. Alle diese Actenstücke, eine grosse Kiste voll, wurden 1598
nach Rom gesandt. Schon im Nov. 1597 hatte Clemens VIII.,
veranlasst durch eine von Baflez eingesandte Denunciation, eine be-
sondere Congregation, bestehend aus den Cardinälen Madruzzi und
Arigone und 9 Theologen, mit der Prüfung des Buches von Molina
beauftragt. Diese beantragte 13. März 1598, die Concordia und die
Lehre des Molina unbedingt, seine Commentarii in 1. partem D.
Thomae (1593) mit d. c. zu verbieten (Schneemann S. 46). Der
Papst verordnete aber eine nochmalige Prüfung mit Berücksich-
tigung der aus Spanien eingesandten Actenstücke. Die Congrega-
tion sprach sich nochmals gegen Molina aus und bezeichnete eine
grosse Zahl von Sätzen desselben als irrig. Ihr Votum wurde,
nachdem die von dem Papst auf den Wunsch Philipps III. im J.
1599 veranstalteten Conferenzen von Theologen beider Orden erfolglos
geblieben, 1600 den Jesuiten mitgetheilt and mit ihren Erwide-
rungen der Congregation zur nochmaligen Revision überwiesen. Sie
beharrte im Oct. 1600 bei der Erklärung, 20 Sätze seien zu cen-
suriren. Im Jan. 1601 ordnete der Papst eine vierte Prüfung in
Gegenwart von je zwei Theologen beider Orden an; die Congrega-
tion gab aber 29. Nov. 1601 wieder dasselbe Votum ab. Nun ver-
ordnete der Papst 3. Febr. 1 602, es sollten Mitglieder beider Orden
in seiner Gegenwart und in Gegenwart der Cardinäle Pompeo Ari-
gone und Camillo Borghese (später Paul V.) und der Censoren der
20 Sätze disputiren. Dieser Disputationen, — gewöhnlich Congre-
gationes de auxiliis genannt, — fanden vom 29. März 1602 an bis
zum Tode Tode Clemens' VIII. 68 statt, dann noch 17 unter Paul V.
Nach der letzten Disputation 1. März 1606 befahl der Papst den
Schneemann: Die Entstehung der thomistisch-molinistischen Controverse,
1879; Weitere Entwicklung der th.-mol. Controv., 1880, und Controversiae
de divina gratia, 1881. Die zweite ist gemeint, wo einfach Schneeraanu
citirt wird.
Congregaiiones de anxiliis. 801
CeoaoreD, ilire Vota schriftlich ahzngehen: alle mit Ausnahme des
Ouiaeliters J. A. Bovine, sprachen sich für die Censurirnng
TOD 42 (der Erzbischof Petrns Lombardus von Armagh von 30)
Sätzen Molina's ans. Diese Gutachten wurden 9 Cardinälen vor-
liegt und diese gaben in einer 28. Aug. 1607 unter dem Vorsitze
des Papstes gehaltenen Sitzung ihre Vota ab; ihre Ansichten waren
getheilt (eine Aufzeichnung über diese Sitzung von der Hand Pauls Y.
ist abgedruckt bei Schneemann S. 90). Der Papst traf keine Ent-
sebeidung. Er befahl zunächst den Greneralen beider Orden, ihren
Untergebenen zu verbieten, bei der Erörterung der Frage die Gegner
n „qualificiren und zu censuriren.^'
1610 erschien zu Rom von Didacus Alvarez, einem der Ver-
treter der Dominicaner in den Congregationen, De anxiliis div.
gratiae et humani arbitrii viribus et libertate ac legitima ejus cum
effieaci eorundem auxiliorum concordia 11. 12. Darauf wollten die
Jesuiten Werke von Suarez und Lessius drucken lassen. Der Papst
verordnete aber in der Sitzung der Inq. vom 1. Dec. 1611, die Kun-
den zu beauftragen, den Ordensoberen, Universitäten und Bischöfen
Oirer Xunciatur zu eröffnen: sie dürften für kein Buch, welches
aber die Materie de auxiliis handle, wenn auch unter dem Verwände
des Commentirens des h. Thomas oder in anderer Weise, die Druck-
erknbniss ertheilen; solche Bücher seien vielmehr der Rom. Inq.
ZOT Prüfung und Approbation vorzulegen. Das Generalcapitel der
Dominicaner bat den Papst 12. Juni 1612 vergebens, er möge eine
SntBcheidung geben und ihnen die Discussion der Frage gestatten.
Der Erzbischof von Armagh hatte bereits eine Bulle gegen
Molina's Lehre entworfen (abgedr. bei Serry, App. 155); es ist aber
fraglich, ob dieses im Auftrage des Papstes geschehen war. Auf
einer in Rom befindlichen Abschrift derselben, die Laemmer, Zur
Kirchengesch. S. 106 bespricht, findet sich die Notiz, die Publica-
tioD derselben sei unterblieben auf Betreiben (maneggio) des Card.
^0 Perron, nicht (wie vielfach angegeben wird) darum, weil Paul V.
(üe Jesuiten, die sich bei seinem Streite mit Venedig so correct
benommen, nicht habe verletzen wollen. — Neben du Perfon be-
mühte sich namentlich Bellarmin dafür, dass keine Entscheidung
gegeben werden möge (Schneemann S. 75. 78). In einem Briefe
an Clemens VIII. vom J. 1602^), den er diesen gleich nach dem
Dorehlesen zu verbrennen bittet, räth er ihm, den bisher zur Ent-
seheidung der Frage eingeschlagenen Weg zu verlassen. „Ihre Vor-
ginger haben nicht darauf ihr besonderes Augenmerk gerichtet,
<iBTch den Scharfsinn ihres Geistes und fleissiges Studium in die
«dogmatischen Fragen einzudringen, sondern die gemeinsame Ansicht
^r Kirche, namentlich der Bischöfe und der Gelehrten zu erforschen.
Damm haben die Päpste von dem h. Petrus an bis auf die Gegen-
wart gewöhnlich für die Definition von Glaubenslehren Concilien
1) Abgedr. u. a. bei Serry p. 271 und bei Döllinger, Beitr. 8, 88;
T^L Gott Gel. Anz. 1884, 582.
802 Controverse de auxilüs.
verwendet; ja sehr viele Päpste haben, ohne selbst zu stndiren,
manche Irrthümer mit Hülfe der Concilien und der Universitäten
mit Erfolg unterdrückt, während auf der andern Seite manche durch
ihr vieles Studiren sich und die ganze Kirche in Gefahr gebracht
haben. So hat Leo X. nicht sonderlich viel studirt, um die luthe-
rische Ketzerei zu verdammen, sondern es für genügend gehalten,
die Gensuren der katholischen Universitäten, namentlich der Kölner
und der Löwener, gut zu heissen. Auch Paul III., Julius III. und
Pius IV. haben sich nicht auf Studien verlegt, aber unter Mitwir-
kung des Trienter Concils Wahrheiten von der grössten Bedeutung
klar gestellt. . . . Als dagegen Johannes XXII. auf den Gedanken
gekommen war, die Seelen der Heiligen genössen [vor der Aufer-
stehung] nicht die Anschauung Gottes, und meinte, das sei die An-
sicht des h. Augustinus, da versuchte er diese seine Meinung zur
Geltung zu bringen und veranstaltete nicht nur nicht eine öffent-
liche Berathung eines Concils oder der Universitäten, weil er wusste,
dass die Pariser Universität gegen seine ' Meinung war, sondern
sammelte eifrig Stellen des h. Augustinus zu Gunsten derselben und
belohnte diejenigen, welche ihm solche nachwiesen, mit Benefizien, so
dass nur wenige mit ihm darüber zu reden wagten. So verschloss er
sich selbst den Zugang zur Wahrheit. Indess hat er in den 18
Jahren seines Pontificates sein Ziel nicht erreicht, weil der dem
apostolischen Stuhle zur Seite stehende göttliche Beistand nicht zu-
liess, dass er etwas der Wahrheit Widersprechendes decretirte.
Gleich nach seinem Tode aber erliess sein Nachfolger ein der ge-
wöhnlichen Ansicht der Theologen conformes Decret. Ew. Heilig-
keit wissen auch, in welche Gefahr Sixtus Y. sich und die ganze
Kirche gebracht, als er nach seinen Ansichten die Bibel [Vulgata]
corrigiren wollte; ich weiss nicht, ob es je eine grössere Gefahr
gegeben. . . . Wenn es sich um Controversen über Glaubenssachen
handelt, so geht die Sache, wie P. Nicolaus sagt, alle an und muss
sie öffentlich und nicht insgeheim mit wenigen verhandelt werden.
Denn wenn man auch, falls E. H. die Sache ohne öffentliche Be-
rathung entschieden, verpflichtet wäre zu glauben und zu gehorchen,
so würde das doch nicht ohne Murren von Seiten der Kirche und
der Universitäten geschehen, die sich beklagen würden, dass sie
nicht gehört worden. Jedenfalls ist das nicht der Weg unserer Vor-
fahren, die E. H. nachahmen wollen. ... Es steht nur ein doppelter
Weg offen, um die Sache zu Ende zu führen: £. H. können erstens
den Streit dadurch beschwichtigen, dass Sie beiden Theilen Schweigen
auflegen, . . . zweitens ein Concil von Bischöfen versammeln oder,
wenn das nicht gut scheint, von allen katholischen Universitäten
einige auserlesene Theologen nach Rom berufen oder ihnen schrift-
lich die Hauptpunkte der Controverse und die von beiden Seiten
ausgearbeiteten Denkschriften zusenden und dann nach einer solchen
Berathung die Frage mit Hülfe des h. Geistes entscheiden.'* Schliess-
lich beklagt sich Bellarmin, dass Clemens durch scharfe Aeusse-
rungen über Molina^s Ansicht Anlass dazu gegeben, dass die
Gegner sich rühmten, er sei von der Richtigkeit ihrer Ansicht über*
Bellannin. Fr. Saarez. 808
levgt Id seiner Selbstbiographie (I S. 505) rübmt sieb Bellarmin,
er habe Clemens YIII. yorbergesagt, er werde die Sache nicht ent-
sbeiden, und diese Vorbersagnng wiederholt, als der Papst erwiedert
bftbe, er werde doch entscheiden. Um Bellarmin los zn werden, er-
Mnnte ihn Clemens YIII. znm Erzbiscbof von Capna (Schneemann
S. 75). — Sehr scharf kritisirt wird Bellarmins Verhalten in dem
bei seinem Beatificationsprocesse abgegebenen Yotnm des Card. Pas-
iionei (I 8. 505) p. 42. — Card. Baronins war (1603) ein ent-
schiedener €regner Molina's (Epist. et opusc. ed. R. Alberici, 1759,
11,121; III, 124. 142. Patnzzi 5, 298). — Als Maximilian von
Baiem auf Betreiben der Jesniten über die Angelegenheit an Cle-
mens YIII. schrieb, erhielt er in einem Breve vom 4. Oct. 1601
eine ziemlich scharfe Zurechtweisung (Stieve, Briefe u. A. 5, 54).
Unter Urban YIII. wnrde durch ein Inquisitionsdecret vom
22. Mai 1625 das Decret von 1611 noch verschärft: es sollen bis
auf weiteres ohne speeielle Erlaubniss der Inquisition keine Schriften
▼eroffen tlicht werden, welche ex professo vel inoid enter aut prae-
textu commentandi D. Thomam vel quemlibet alium doctorem aut
alia quavis occasione, praetextu vel modo de materia auxiliorum divi-
lorum handeln, bei Strafe der Amtsentsetzung, des Yerlustes des Wahl-
rechts und der Erlaubniss zu predigen und zu dociren ipso facto
Bod anderen arbiträren Strafen. Die gegen dieses Yerbot erscheinen-
den Bücher sind ohne weiteres als verboten anzusehen, die Drucker
mit Geld- und anderen körperlichen Strafen zu belegen. Beide
Deerete wurden in dem Decrete vom 1. August 1641 über das
Buch des Jansenius und die darüber erschienenen Streitschriften
(Alex. No. 46) nochmals wiederholt und durch Androhung der re«
servirten Exeommunicatio latae sent. verschärft. Das Yerbot wurde
luter Alexander YII. von der Inq. 6. Sept. 1657 noch einmal pn-
bheirt mit dem Zusätze : alle ohne ihre Erlaubniss erschienenen oder
is Zukunft herauszugebenden libri continentes et tractantes mate-
nam de anxiliis seien absque eo quod fiat de illis specialis mentio,
ipso facto et absque alia declaratione pro expresse prohibitis zu
halten. Das Decret ist aber von Anfang an nicht strenge beobachtet
worden. Major fuit in exponenda lege contentio quam in servanda
religio, sagt Serry p. 616 und zählt eine Reihe von Büchern auf,
ia denen die fragliche Materie behandelt wird und die im 17. Jahrhun-
dert gedruckt worden sind, ohne von der Inq. approbirt zu sein, und
leitdem sind deren noch viel mehr erschienen. Nach dem angeführ-
ten Decrete wären diese hunderte von BDchem, obschon keines der-
eelben im Index steht, als verboten anzusehen. Das ist aber schwer-
lich die Ansicht der Curie; hätte die Inquisition oder die Index-
Congr. das Yerbot stricte durchführen wollen, so würde sie die
Kcher in den Index gesetzt haben, wie z. B. 1662 mit einem Buche
TOD Leonardi geschah (S. 85).
Der Jesuit Franz Suarez, der freilich eine speeielle Weisung
trhalten, seine Bücher der Inquisition zur Approbation vorzulegen
(§ 41), schickte seinen Tractat de gratia nach Rom und bat, da er
liogere Zeit keinen Bescheid erhielt, 1617 nochmals um die Er»
"H
304 Controverse de auxiliis.
laubniss zur Yerö£PentlicliTing. Darauf schrieb ihm der Card. Bor-
ghese 26. April 1617; der Papet sei zwar tiberzeugt, dass das Bach
ebenso gut sei wie seine anderen Werke; die Erlaubniss zum Druck
könne aber nicht ertheilt werden, da sie auch anderen, die über
diesen Gegenstand geschrieben, verweigert worden sei; wenn aber
das allgemeine Verbot einmal aufgehoben werde, wünsche der Papst,
dass das Buch von Suarez unter den ersten sei, die gedruckt würden
(Serry p. 636. Werner, Fr. Suarez I, 84). Der Tractat wurde
später, 1655 zu Lyon, angeblich ohne Zustimmung der Jesuiten ge-
druckt, dann auch in die Gesammtausgaben der Werke des Suarez,
Venedig 1740 flP., Paris 1856 ff., aufgenommen. Die A. J. P. 6,
2187 meinen, er stehe zwar nicht im Index, falle aber unter das
von Benedict XIV. erneuerte allgemeine Verbot von 1657. Der
Bischof Malou dagegen meint, Fr. Suaresii Opuscula sex inedita,
1859, p. 213, der Tractat sei 1655 edirt worden prohibitione Sedis
apost. jam vel abrogata vel obsoleta, als ob das Verbot nicht 1657
noch erneuert worden wäre. Dass man in Rom noch 1697 das
Decret von 1611 als nicht aufgehoben ansah, zeigt der in diesem
Jahre erschienene Nodus praedestinationis des Card. Sfondrato, dem
ein Decret der Inquisition, Fer. IV. 25. Juli 1696, vorgedruckt ist,
worin dem Cardinal die Druckerlaubniss ertheilt wird, die er nach-
gesucht, weil es verboten sei, ohne Erlaubniss der Inq. Bücher in
materia de praedestinatione et divinis auxiliis zu veröffentlichen.
Im Index stehen einige während der Verhandlungen erschienene
molinistische Schriften : Tractatus de praedestinatione secundum scri-
pturam sacram et veram evangelicam lucem, divina mediante gratia
ab idiota Ferd. de las Infantas, presbytero Cordubensi, composi-
tus et extra omnem praetensionem ipsi verae luci Christo Dei Filio,
a quo accepit omnia, dicatus, Paris 1601, verb. 1603. Nach der
Vorrede will er durch göttliche Offenbarung belehrt worden sein
(Serry p. 276. Arg. III b 168). 1605 wurde von ihm verb. Liber
divinae lucis secundum divinae et evangelicae scripturae lucem in
109. Psalmi expositionem [in quo de hum. redemptione, Ecclesiae
sacramentis etc., angeblich aus dem Italienischen übersetzt; Nie.
Antonio I, 378; Col. 1587. Par. 1601] Col. 1603. Beide Schriften
stehen auch im span. Index. — Qua tandem ratione dirimi possit
controversia, qnae in praesens de efficaci Dei auxilio et libero ar-
bitrio inter nonnullos catholicos agitatur. Ad Sanctiss. et Beatiss.
dementem VIII. Auetore Paulo Benio Eugubino, inter Patavini
collegii theologos minimo, Padua 1603, verb. durch ein specielles
Edict des Mag. S. Pal. vom 15. Mai 1604 de expresso mandato
Clementis VIII. (Serry p. 227), dann in dem Edicte vom 16. Dec.
1605 (Alex. No. 5). Nach Serry wurden der Verfasser und der
Approbator des Buches, in dem man 24 pelagianische Sätze gefunden,
nach Rom citirt. Paolo Beni, ans dem Jesuitenorden ausgetreten,
weil man ihm nicht erlauben wollte, einen Commentar zu Piatons
Symposion herauszugeben, war 1594—99 Professor der Philosophie
an der Sapienza, 1599 — 1625 Prof. der schönen Literatur zu Padua,
ein angesehener Philologe, der sich aber sonst so wenig mit Theo-
lafantas. Beni. Ri viere. Choquet.
305
kgie befasfite, dass man vielfach meinte, er habe nur seinen Namen
n dem Buche hergegeben ^).
Th. Baynand echrieb eine an Alexander VII. adressirte Ab-
buidlnng Theologia supplex instructa libello pro libera quaestionum
scholasticaram inter doctores disenssione cum charitate atque mo-
destia, worin er um Aufhebung des Verbotes bittet, welches, wenn
aoeh als ein temporäres Verbot nicht zu missbilligen, weniger dem
iken Grebrauche der Kirche als dem der Heiden, Saracenen und
Ketzer entspreche^ nichts nütze, wohl aber schade und so parteiisch
gebandhabt werde, dass viele klagten, censuram columbas duntaxat
Texare; ein Buch von Guil. Camerarius z. B. sei dem Mag. 8. P.
Biccardi dedicirt, in der Historia vitae S. Pauli von Thomas Mas-
futius sei eine Stelle gestrichen worden, an der er von der Bern-
fnng des h. Paulus spreche und, gegen Calvin polemisirend, die
Frage habe erörtern wollen, ob Paulus der göttlichen Gnade hätte
widerstehen können. Später schrieb er ein Epimetrum dazu, worin
er u. a. sagt: kein Vernünftiger könne annehmen, dass die Päpste
das Verbot noch aufrecht erhalten wollten, welches jetzt unter den
Teränderten Verhältnissen nur geeignet sei, die Katholiken zu ge-
Biren and die jansenistischen Ketzer zu erfreuen; es dürfe als auf-
gehoben angesehen werden, es sei aber zu wünschen, dass dieses
aosdrucklich erklärt werde. Alexander VII. bestätigte aber 1657
das Verbot. Raynauds Schrift wurde in dem 20. Bande seiner Werke
lApopompaeus) 1669 gedruckt; dieser wurde 1672 verb. — Eine
Schrift, die Baynaud unter dem Namen A. Ri viere, Dr. Paris.,
Ord. S. Aug., drucken liess, Calvinismus bestiarum religio et appel-
latio pro Dominico Banne Calvinismi damnato a Petro Paulo de Bel-
üg Italo, Ord. Praed. apostata, Lugd. 1630 (abgedruckt im Apop.
p. 77 mit dem Motto : Hinc illae lacrymae. Benedicite omnes bestiae
et pecora Domino. Dan. 3), wurde 1633 verb. ; es ist eine bittere
.Satire gegen die Dominicaner: die Gnadenlehre des Bafiez sei von
der Calvins nicht wesentlich verschieden.
1642 wurde mit d. c. verb. Mariae Deiparae in Ordinem Prae-
dicatomm viscera. Exhibet Hyacinthus Choquetius (Dominicaner,
t 1645. Quetif 2, 542), Antw. 1634 (593 S. 8., flämische üebers.
Ton Ed. Bilius, Löwen 1638). Raynaud (Apop. p. 210. 298; vgl.
de Meyer I, 375) sagt, in diesem Buche werde u. a. berichtet:
Crban VIII. habe vivae voois oraculo erklärt, so oft Thomas de
Lemos während der Congregationes de auxiliis disputirt, habe sein
Angesicht geglänzt wie das des Moses ; Lemos sei drei Jahre vor
seinem Tode erblindet, aber, während er Messe gelesen, wieder
sehend geworden; als er gestorben, sei mit vielen anderen auch sein
1) Pius VI. wird an diese Schrift nicht gedacht haben, als er 1776
bei der Weihe des Bischofs J. Beni von Carpentras von Paolo Beni sagte:
Cam tot sint ejus laudes, quot sunt opcrum suorum volumina publicis
tjpis ad immortalitem impressa. Pii VI. Allocutiones ... ed. C. Branca-
doro, 1792, p. 30. N. E. 1777, 26.
Beiiach. Index IL 20
30C Controverse de aoxiliis.
' Schüler Nie. Kiccardi, der Mag. S. P., gekommen, um noch einmal
seine Hand zu küssen; er habe aber (non qnia statnra pusillns
erat, sed cum praepinguis esset ac perobesus ; Reusch, Galilei S. 164)
sich nicbt durchdrängen können; da habe ihm die Leiche die Hand
entgegengestreckt. Diese und andere Wnndergeschichten, fügt Ray-
naud bei, hätten einige muthwillige junge Dominicaner in der Mi-
nerva dem guten Choquet aufgebunden, der alles für baare Münze
genommen. — 1646 wurde eine Biographie eines Jesuiten verb.,
der in der Controverse über die Gnadenlehre eine Rolle gespielt
(I 8. 446): De vita et moribus Leonardi Lessii e S. J. Theologi
liber. Ad utramque provinciam Soc. J. per Belgium jubilaeum anno
saeculari suo celebrantem. Una cum [Lessii] divinarum perfectionnm
opusculo. Cura et sumptibus Thomae Conrtois, J. U. Lic. et in
supremo Brabantiae Senatu Advocati. Brux. 1640,* 232 und 164 S.
8. (auch Par. 1644,* 183 S. 16.). Courtois sagt in der Vorrede, er
habe die Vita aus dem Nachlasse seines Verwandten, des Praemon-
stratensers Leonard Scoofs, eines Neffen des Lessius. In dem De-
crete von 1646 (Alex. No. 48) wird dieser auch als Verfasser ge-
nannt, und unter seinem Namen steht das Buch im Index. Das Ver-
bot desselben ist allem Anscheine nach dadurch veranlasst, dasa
darin freilich nicht solche Geschichten, wie sie Choquet auftischt,
erzählt werden, aber u a. berichtet wird, durch die Berührung von
Lipsana des Lessius seien Kranke geheilt worden. Gleichzeitig mit
der Vita wurde verb. ein zu Löwen gedrucktes Blatt mit der Ueber-
schrift: Ea qnae in Vita R. P. L. Lessii corrigenda vel omittenda
censuit S. Congr. Ind. haec sunt, mit der Erklärung, das Blatt sei
sub falso S. C. I. nomine gedruckt. Die Vita wurde unter einem
andern Titel von den Jesuiten nochmals herausgegeben: R. P. L.
Lessii e S. J. Theol. Vitae compendium. Ed. 2., Ingoist. 1658,*
220 S. 16. In der Vorbemerkung heisst es: man habe die von
Courtois herausgegebene Vita abdrucken lassen, quia hisce partibns
libri exemplaria aut nulla habentur aut rara; diese 2. Ausgabe wird
aber wohl expurgirt sein.
Das unter Innocenz X. Fer. V. 23. Apr. IG54 erlassene Decret
der Inq., worin eine lange Reihe von Schriften über die Janseni-
stische Controverse verboten wird, schliesst mit folgendem Satze:
„Da zu Rom und anderswo Abschriften und vielleicht Abdrücke
der angeblichen (asserta) Acten der unter Clemens VIII. und Paul V.
über die Frage de auxiliis divinae gratiae gehaltenen Congregationen
im Umlauf sind, — sowohl unter dem Namen des Fr. Pegna, wei-
land Decans der Rom. Rota, wie unter dem des Thomas de Lemos
O. P. und anderer Prälaten und Theologen, welche angeblich (nt
asseritur) an besagten Conferenzen theilgenommen, — auch qaoddam
autographum [apographum ?] sive exemplar einer angeblichen Bulle
Pauls V. über die Entscheidung der besagten Frage de auxiliis und
die Verdammung der Ansicht oder Ansichten des L. Molina S. J.:
so erklärt und verordnet Se. Heiligkeit durch dieses Decret, dass
jenen angeblichen Acten sowohl zu Gunsten der Ansicht der Domi-
nicaner als der Jesuiten und dem Autographum sive exemplar der
Sooofs. Acten der Congr. de auxiliis.
307
besagten angeblichen Bulle durchaus kein Glaube beizumessen ist
lud dass sie von keiner der beiden Parteien und von keiner andern
iD^irt werden können oder sollen, sondern dass bezüglich der
besagten Frage die Decrete Pauls V. und Urbans VIII. zu beo-
bebten sind." Serry (p. XXXIX) sagt mit Recht, dass durch dieses
Decret nicht die Echtheit oder historische Glaubwürdigkeit der
Acten ^), sondern nur die Authenticität im juristischen Sinne ge-
iengiiet werde, wie ja schon der Zusatz zeigt, dass sie nicht alle-
girt werden konnten. Schneemann 8. 151 u. s. behauptet allerdings,
es seien damit die Acten von Lemos und Pefia und ähnliche [zu
Gunsten der Dominicaner lautende] Acten stücke vom h. Stuhle in
dem Sinne für durchaus unglaubwürdig erklärt worden, dass sie
lieht als geschichtliche Quelle benutzt werden könnten; er hat es
aber „wegen Mangels an Eaum" unterlassen, dieses „gegen die Aus-
ftüdite Serry's zu beweisen." Eine ganz ähnliche Erklärung aus
dem J. 1657 s. u. § 52.
Veranlasst ist das Deere t ohne Zweifel dadurch, dass in dem
Jansenistischen Streite vielfach auf die Acten Bezug genommen
▼nrde. Gedruckt war 1654 nur erst weniges davon (Acta Greg.
Goronelli, queis Clementis YIII. ad disputatores oratio continetur,
Serry p. 845). — 1678 Hessen die Dominicaner ein Werk von
Lemos drucken, in welchem manches aus den Verhandlungen mit-
getheilt war: Panoplia gratiae seu de rationalis creaturae in finem
sQpematuralem gratuita divina suavipotent« ordinatione duotu, mediis
liberoqne processu dissertationes theologicae, Leodii [Biterris] 1678,
4 Fol. Die Jesuiten beklagten sich über diese Verletzung der
päpstlichen Decrete und verlangten, das Buch solle verboten oder
ihnen gestattet werden, die Historia controversiarum, quae inter
qaosdam e S. Praedicatorum Ordine et Soc. Jesu agitatae sunt 1548
—1602, libris 6 explicata zu veröffentlichen, welche P. Possinus
(Poassines) im Auftrage des Generals geschrieben, für die in Eom
die Druckerlaubniss verweigert worden war und von der darum
Abschriften an die bedeutenderen CoUegien gesandt worden waren.
Dm Generalcapitel der Dominicaner reichte darauf dem Papste eine
Supplik ein: da trotz der päpstlichen Decrete schon viele Bücher
de auxiliis, namentlich von Jesuiten, erschienen seien, ohne dass
dadurch in der Kirche eine Verwirrung entstanden sei, so möge der
Papst die Klage der Jesuiten abweisen oder zuvor die Angehörigen
ihr^ und anderer Orden, die de auxiliis geschrieben, bestrafen
lugen. Zugleich bat der General, der Papst möge den Druck der
1) Du Vaucel schrieb 1693 an Arnauld (:^, 590) : wenn die Tradition
de PEglise Rom. aar la grace (von Quesnel) denuncirt werde, werde sie
verb. werden, weil darin einige von den Actenstücken enthalten seien, von
äenen Innocenz X. erklärt habe, sie aeien apokryph und verdienten keinen
Gkaben. Arnauld antwortete: das würde gerade so lächerlich sein, als
wenn man befehlen wollte, za glauben, es sei am Mittag nicht hell; denn
die Originale der in der Tradition abgedruckten Actenstücke lägen in der
Bibliothek der Augustiner zu Rom.
308 Controverse de auxiliis.
in der Engelsburg und in der Barberini'schen und Augustiner-
Bibliothek aufbewahrten Acten anordnen; sein Orden wolle gern
die Kosten tragen. Die Sache wurde der Inquisition überwiesen ;
auf die Anträge beider Orden wurde nicht eingegangen, und
bald darauf wurde ein Edict des Mag. S. Pal. angeheftet, wo-
rin bekannt gemacht wurde, dass das Buch von Lemos in Rom
verkauft werden dürfe (Serry p. XXXV. Schneemann, Controv.
p. 299). 1680 wurde auch das Buch von Leonardi (S. 85) freige-
geben, ohne dass eine Weglassung der auf die materia aux. div. be-
züglichen Stellen verlangt wurde.
Später erschienen: Historia congregationum de auxiliis, aact.
Augustino Le Blanc, S. Th. Dr., Löwen 1699 (von dem Dominicaner
Hyacinth Serry zu Padua) ; Acta omnium congregationum ac dis-
putationum ... de auxiliis div. gratiae, quas disputationes ego Fr.
Th. de Lemos eadem gratia adjutus sustinui contra plures ex So-
cietate, Löwen 1702 (von dem lienedictiner Theodor de Viaixnes
herausg.); Historiae controversiarum de div, gratiae auxiliis . . .
libri sex, auct. Theodoro Eleutherio (von dem Jesuiten Livinas de
Meyer), Antw. 1705; eine 2. Auflage des Werkes von Serry, mit
einer Vertheidigung gegen Meyer vermehrt, unter seinem wahren
Namen, Antw. 1709, und Historiae controversiarum ... ab objec-
tionibus R. P. H. Serry vindicatae libri tres, auct. Liv. de Meyer
Antw. 1715 (mit anderen polemischen Schriften; beide Werke von
Meyer zusammen in zwei Fol. Venedig 1742). Diese Werke ver-
anlassten lebhafte Controversen und viele Streitschriften (Quetif 2,
803. Backer s. v. Meyer); aber verboten wurden in Rom nur
(1725) Observationesin controversiam de gratia efficaci relatam' in
libris Aug. Le Blanc et Theod. Eleutherii, Köln 1707, von Celeo
Migliavacca. In den span. Index kam 1747 durch die Jesuiten
Serry'fl Werk. — Ein von Quesnel verfasstes Abrege de rhistoire
de la Congregdtion de auxiliis, c'eBt h. dire des secours de la grace
de Dieu, tenue sous les Papes Clement VIII et Paul V, Franof.
1687, von Bayle, Oeuvres 1, 668 als eine Arbeit von Meisterhand
bezeichnet, wurde 1695 von Precipiano, aber nicht in Rom verb.
In den Streit de auxiliis spielt die wunderliche Controverse
hinein, ob man sagen dürfe: Non est de fide, hunc numero homine
(z. B. Clemens VIII.) esse summum pontificem. Der Jesuit Lud.
Turrianus hatte diese These zu Alcalä bei einer Disputation ver-
theidigen lassen (Schneemann S. 74. Arg. III b 168); sie wurde
von der Rom. Inquisition verdammt (Serry p. 277, 838). Die Je-
suiten Hessen aber dieselbe These auch später vertheidigen, u. a. zu
Graz unter Innocenz X., der, als er durch die Dominicaner davon
Kunde erhielt, die Superioren des Collegs absetzte (Saint-Amour,
Journal p. 300. 334. 358). Ein spanischer Dominicaner beklage
sich 1614 bei Paul V., die Jesuiten hätten die Inquisition bestimmt,
ihm die Vertheidigung der These : De fide est, illum numero hominem,
qui modo feliciter gubernat Ecclesiam, esse verum et summum Pon-
tificem (Serry p. 840), zu verbieten. Diese These hatte 1609 zu
Paris Fr. Harlay, Abb6 de Saint Victor, vertheidigen wollen; sie
Casttisten 1600-1654.
309
war aber vod E. Rieber gestricben worden. 1611 vertheidigte sie
dort ein Dominicaner (Perrens 2, 37). — Im Index bat diese Con-
trorerse keine ei-sicbtiichen Sparen hinterlassen.
41. Casuisten 1600 — 1654.
Im J. 1G02 verdammte die Inquisition unter dem Vorsitze
Clemens* VIII. die Ansicht, unter Umständen könne brieflich oder
dnrch einen Boten die Beichte abgelegt und die Lossprechung
ertheilt werden; — es wird das erste Beispiel sein, dass eine
solche Entscheidung der Inquisition mit dem Anspruch auf all-
gemeine Geltung pnblicirt wurde. In Folge dieses Decretes wur-
den zwei Bücher der Jesuiten U. Henriquex und Emmanuel Sa,
in denen man freilich auch andere Sätze anstössig fand, und
ein Buch von M. A. Vivaldus mit d. c. verboten und wäre bei-
Dahe auch einer der berühmtesten Theologen des Ordens, Franz
Saarez, in den Index gekommen. In den folgenden Decennien
wurde eine Reihe von casuistischen Büchern wegen laxer Moral-
grandsätze theils unbedingt, theils mit d. c. verboten, mehrere
von Jesuiten, namentlich von St. Bauny und Fr. Amico, die
seit Pascal zu den Hauptvertretern der Jesuitenmoral gezählt zu
werden pflegen, aber auch mehrere von Theatinern, M. Vidal,
A. M. Verricelli und Z. Pasqualigo, und einige andere.
1. In der Anklageschrift des Dominicaners BaÜez vom J. 1597
(S. 300) war neben den 9 Sätzen von Molina auch der Satz de-
nancirt worden : es sei unter Umständen erlaubt, brieflich oder durch
einen Boten einem abwesenden Beichtvater zu beichten und von
demselben die Lossprechung zu empfangen (Schneemann S. 40).
Diese Ansicht war u. a. von Fr. Saarez und in einem Buche seines
Lehrers Henr. Henriquez, Summa moralis sacramentorum, Sala-
manca 1591 u. s., und in einem Buche eines andern portugiesischen
Jesuiten, Emmanuel Sa (f 1596), Aphorismi confessariorum, Ven.
1595 u. 8-, auch Rom 1601, vorgetragen worden. In einem Decrete
vom 20. Juni 1602, — es ist ohne Zweifel ein Donnerstags-Decret,
— machte die Inquisition bekannt, Clemens VIII. habe jene Ansicht
als mindestens falsch, temerär und scandalös verdammt und ver-
boten ; wer dieselbe lehre, vertheidige oder drucken lasse oder sie
In anderer Absicht . als um sie zu bestreiten, erörtere (disputative
tractaveritj, oder sie direct oder indirect in Praxis befolge (ad praxim
dednxerit), verfalle der reservirten Excommunicatio latae sent.
Demgemäss wurden die beiden Bücher von Henriquez und Sa durch
310 Gasuisten 1600—1654.
ein Decret des Mag. 8. P. vom 7. Aug. 1603 mit d. c. verb., und die
Expnrgation des Baches von Sa bei Bras. beginnt mit der Weisang,
B. y. Absolutio no. 8 den Satz: ^^Dass ein Abwesender losgesprochen
werden könne, wird von einigen behauptet, von einigen bestritten;
ich glaube, dass es geschehen kann, wenn ein G-rund vorhanden ist''
u. s. w., zu ändern in: „Die sacramentale Lossprechung kann in
keinem Falle einem Abwesenden ertheilt werden, was auch immer
einige im entgegengesetzten Sinne lehren mögen ; so hat Clemens YIU.
erklärt^', und s. v. Confessio n. 14 für den Satz: „Einige sagen,
es sei nicht erlaubt, einem Abwesenden durch einen Boten oder
schriftlich zu beichten; ich stimme denjenigen bei, welche dieses
und auch die Lossprechung durch einen Boten oder Brief gestatten/'
zu substituiren : „Es ist einem Abwesenden nicht gestattet, durch
einen Boten oder schriftlich zu beichten."
Suarez trug nun in dem 4. Bande seines Commentars zur
Pars 3. des h. Thomas die Meinung vor: wenn der Papst die An-
sicht, es sei erlaubt, einem Abwesenden zu beichten und von ihm
die Lossprechung zu empfangen, verdamme, so sei das „und'' nicht
divisive, sondern complexive zu fassen und also nicht verboten,
brieflich ;&u beichten, um dann persönlich ohne mündliche Wieder-
holung der Beichte die Lossprechung zu empfangen, wie ja auch
ein Priester einem Sterbenden, der bewusstlos sei, die Loesprechung
ertheilen dürfe, wenn ihm von anderen bezeugt werde, dass derselbe
zu beichten verlangt habe. Die Inq. beschloss 31. Juli 1603 auf
Grund eines Gutachtens einer aus dem Commissar, dem Mag. S. P.
und dem Capuciner-General bestehenden Commission: das Buch des
Suarez sei zu suspendiren, bis es emendirt sei; die Eraendation sei
der Inq. vorzulegen; die schon ausgegebenen Exemplare seien wieder
einzusammeln; zugleich sei dem P. Suarez zu verbieten, theologische
Bücher herauszugeben, ohne sie vorher der Inq. zur Approbation
vorgelegt zu haben; auch sei er zu ermahnen, ut consulat conscien-
tiae 8uae bezüglich der in dem Decrete vom 20. Juni 1602 an-
gedrohten Excommunication ; der Jesuiten-General solle dieses Decret
dem P. Suarez persönlich intimiren lassen; ein Beschluss darüber,
ob derselbe persönlich vor die Inq. zu citiren sei, bleibe vorbe-
halten. Suarez kam Ende 1604 nach Rom und überreichte dem
Papste eine Vertheidigungssohrift. lieber diese wurde unter Paul V.
(Clemens VIII. starb 5. März 1605) im Juli 1605 in Sitzungen
der Inq. verhandelt und nochmals Suarez^ Ansicht für unrichtig er-
klärt und ihm aufgegeben, sein Buch zu corrigiren und vor dem
Druck der neuen Auflage der Inq. vorzulegen. Suarez wollte nun
den Abschnitt, der den Titel hatte: utrum de necessitate confessionis
sit, ut poenitens sacerdoti praesenti immediate revelet peccata sua,
umarbeiten; die Inq. erklärte aber 18. Aug. 1605, derselbe sei ein-
fach zu streichen. — Die Inq. bestätigte ihre Entscheidung noch
einmal im J. 1622 in einer Antwort auf eine Anftttge des General-
Inquisitors von Portugal. — Das Buch des Suarez ist nicht, wie
die von Henriquez und Sa mit d. c. in den Index gesetzt worden,
ohne Zweifel aus Rücksicht gegen den um die Curie verdienten
J
Briefliche Beicbte. Fr. Saarez.
311
?eif asser. Der Weisunß^ der Inq. entsprechend legte aber 8uarez
ttine späteren Schriften, die Tractate de gratia, de angelis, de opere
ffx dieram snr Approbation vor; für den Tractat de gratia wurde
dieselbe verweigert (S. 303).
1658 wnrde verboten: A. S. C. Oissertatio pro Francisco
Saarez de gratia aegro oppresso collata per absolutionem a sacerdote
pneseate impensam praevia peccatoram expositione epistolari (1655
n Lyon mit dem 3. Bande des Tractatus de gratia von Siiarez ge-
druckt). Der Verfasser derselben ist der Jesuit Theophil Raynaud
(im Span. Index steht statt A. S. G. Athanasius Solerius Comitanus).
Er meint, nnr das Decret vom J. 1602 sei eine päpstliche Entschei-
dnng ex cathedra, die späteren Decrete seien einfache Inquisitions-
deerete nnd solche seien nicht, wie der Dominicaner Gravina per
idnlationem patentissimam effutivit, als infallibel anzusehen; bei der
Aosle^iuig des Decretes von 1602 aber komme es nicht darauf an,
was die Dominicaner, die es concipirt, oder was der Papst selbst
UUten erklären wollen, sondern darauf, was der Wortlaut besage,
— ähnlich wie bei dem Ausspruche des Kaiphas Job. 18, 14, —
aad mit diesem stehe die Deutung des Snarez nicht in Widerspruch ;
Paal y. habe als Cardinal auf Suarez' Seite gestanden, aber als
Papst der Ehre seines Vorgängers, der ihn zum Cardinal gemacht,
nieht zn nahe treten wollen u. s. w. Die Jesuiten haben diese Ab-
handhing nicht nur in dem 20. Bande der Opera Raynauds (Apop.
p. 188) 1669 wieder abdrucken lassen; sie steht auch trotz des
Index in der Gesammtausgabe der Werke des Suarez Venedig 1740
— 51 , IX, 225 und in den von dem Bischof J. B. Malbu von Brügge
beraii8£^egebenen Fr. Suaresii opuscula sex inedita, Brüssel 1859,
p. 164 (hier ist auch p. 1 die oben erwähnte Vertheidiguiigsschrift
des Snarez abgedruckt und ein zweiter Tractatus de confessione
peeeatomm ab ipso poenitente facienda cum annotationibus incerti
auctoris S. J.). In der Ausgabe der Werke des Suarez Paris 1866 ff.
ist im 2^. Bande der Commentar zum 3. Theile des h. Thomas ohne
die von der Inq. verordneten Streichungen abgedruckt, und stehen
auch andere Sätze, die später verdammt worden sind, ohne irgend-
welche Bemerkung, z. B., dass man dem Gebote der jährlichen
Commnnion auch durch eine sacrilegische Communion genüge, dass
ein nicht approbirter'Priester von lässlichen Sünden absolviren könne
1) Die betreffenden Decrete sind in einem Aufsatze in den A. J. P.
% 2181 ab^edr. Nach diesem Aufsatze sind die Darstellungen bei Malou
p. XUI., Werner, Fr. Saarez 1, 77, und K.-L. 2, 242 zu berichtigen. —
Eine Schrift des Dominicaners Franc, de Avila De confessione per litcras
live per intemuncium wurde zu Rom 1599, Douay 1623 gedruckt. Dje
Controverse wird auch in dem uugedruckten Werke von Fossinus (S. 307)
ausfahrlich behandelt. Der aus dem Galilei 'sehen Processe bekannte Do-
minicaner Lorini sagte den Jesuiten nach, sie ertheilten den Florentinischen
Damen auf ihren Villen brieflich die Absolution (Schneemann in den
Stimmen aus Maria-Laach 1878, 119). In einem Manuscript im Münchener
312 Casaisten 1606—1654.
2. Von dem Buclie des Martinus AlphonsuB Vivaldus, Caiio-
nicuB regularis Congr. D. Salv., geb. zu Toledo, gent. 1605, Cande-
labrum aureum Ecclesiae s. Dei, in quo de Septem sacramentis, cen-
suris et irregularitatibus praecipue agitur, bis 1590 zwölf mal ge-
druckt, war eben im J. 1602 (zu Venedig) eine expurgirte Ausgabe
erscbienen, obscbon von einem frühern Verbote des Buches nicht die
Rede ist. Bras. p. 259 — 263 gibt an, was in der Ausgabe Ven.
1590 und den anderen nach der expnrgirten Ausgabe zu ändern sei.
Die meisten Aenderungen hangen damit zusammen, dass in der
neuen Ausgabe die Bulla Coenae nach der Fassung vom J. 1()00
(von Clemens VIII.) für die ältere Fassung von Sixtus V. substi-
tuirt war. 1603 wurde das Buch mit d. c. verboten und es st^ht
noch jetzt mit donec prodeat emendatum im Index, wie sich aus
Bras. p. 268 ergibt, lediglich darum, weil auch in der expurgirten
Ausgabe von 1602 bei der Erörterung der Frage, utrum liceat con-
fiteri sacerdoti absenti per literas vel nuncium ac ab eo absolutio-
nem accipere, die verneinende Antwort als communis opinio, die be-
jahende als verlor bezeichnet war. Wahrscheinlich war dieselbe
Ansicht auch in der gleichzeitig verboteneu andern Schrift des
Vivaldus, Scuola catholica morale, in tre parti principali e dialo^hi
trenta divisa, vorgetragen. — Liss. 1624 verordnet bei mehreren
Autoreu (Antoninus, Petrus Paliidanus, Sylvester) an der betreffenden
Stelle beizuschreiben : Sententia de absolutione sacramentali correcta
est a demente VIII. Der span. Index befiehlt, eine ähnliche Notiz
auch dem 36. Cap. der Biographie des Heinrich Suso (in Lauren-
tius Surius' Ausgabe seiner Werke, 1616) beizufügen, wo von
jemand erzählt werde, er habe brieflich gebeichtet.
Das Buch von Sa, — ein Daodezband, eine Moral in lexicali-
scher Ordnung, — wurde nicht bloss wegen seiner Lehre über die
briefliche Beichte verboten. In dem Decrete von 1603 heisst es: E. Sa
Aphorismi conf. hactenus impressi, etiam in Urbe, nisi denuo pro-
deant impressi Romae de mandato Mag. S. P. emendati et casti-
gati, bei Alex.: impressi ante a. 1602, post autem tale tempus editi
de mandato Mag. S. P. permitluntur, seit Ben. : nisi fuerint ex cor-
rectis juxta editionem Koinanam a. 1602. Die erste expurgirte Aus*
gäbe ist, wie der Wortlaut des Decretes von 1603 zeigt, nicht 1602
erschienen, sondern, von Brisighella als Mag. S. P. approbirt, 1608.
Bei Bras. steht p. 347—370 die Expurgation, die über 100 Stellen
betrifft. Raynaud (Erotem. p. 537) u. a. haben dem Expurgator mit
Recht vorgeworfen, dass er zu weit gegangen sei : er hat nicht nur
Reichsarchiv (Jesuit, in gen. fasc. 26, No. 379) wird unter Propositioncs
ceuBura dignae, quas publice docuerunt quidam theologi S. J., auch der
•Satz verzeichnet: ("onfessio sacramentalis facta per literas sacerdoti ab-
senti et simiiiter absolutio data per literas ab eodem sacerdote absente
est vcre absolutio sacramentalis et in aliquibus casibus licitum est con-
fiteri per literas sacerdoti absenti et ab eo per literas absolvi, und beige-
fügt, in Toledo habe der Jesuit Job. Hieronymus dieses gepredigt und es
werde von »Suarez und vielen Vertheidigern Molina's gelehrt.
V
M. A. Yivaldus. E. Sa. 313
geändert, was nach den tinmdsätzen der Curie za beanstanden war,
«Godem das Buch nach seinen persönlichen Ansichten umgearbeitet,
bei casnistischen Controversen seine Ansicht der von Sa substituirt,
Fenreisungen auf Autoren beigefügt u. s. w. (er corrigirt auch viele
Draekfehler). Sand, hat die Expnrgation nicht aufgenommen: er ver-
urdnet nur, zwei Stellen (über die briefliche Beichte) zu streichen,
und sagt dann: Alia autem omittnntur, quae neqne ad Sancti Off.
jidicium spectare neque grayem offensionem habere videntur. Sot.
Imt Sa gar nicht, und Liss. 1 624 verordnet, die Satze über die brief-
liebe Beichte und den Satz, quod extrema unctio in articulo neoessi-
tati^ conferri possit cum oieo non benedicto per episcopum, zu
streichen, und fügt bei: Reliqua quae cura Mag. S. P. Aphorismis
addita fnerant a. 1607, ad locupletandum opus spectant. Die späteren
Ausgaben haben aber alle die von 1608 zur Grundlage; es sind
ihrer viele, — innerhalb 30 Jahre erschienen 30, — da die Jesuiten
Sa zu ihren classischen Moraltheologen zählen (Hurter 1, 152). Nur
eine zu Eonen gedruckte Ausgabe ist ein Abdruck der nicht expur-
^en. Das dortige Parlament wollte 1618 einschreiten; die Jesuiten
irandten sich aber an die französische Eegierung und erklärten,
die Ausgabe sei ohne ihre Mitwirkung veranstaltet, worauf allen
Drnckem verboten wurde, Bücher von Jesuiten ohne Zustimmung
ihrer Oberen zu drucken (Prat 3, 776). Das Parlament scheint
an dem Anstoss genommen zu haben, was Sa s. v. Tyrannus lehrt:
.,Wer ein rechtmässig erworbenes Grebiet tyrannisch regiert, kann
Bicht ohne ein öffentliches Urtheil entsetzt werden (spoliari); nach
der Fällung des Urtheils kann aber jeder dasselbe exequiren; er
kinn aber von dem Volke, auch wenn dasselbe ihm ewigen Ge-
hörtem g-eschworen, abgesetzt werden (deponi), wenn er, obwohl
ermahnt, sich nicht bessern will. Denjenigen aber, der in tyran-
nischer Weise die Gewalt usurpirt (ocoupantem tyrannice pote-
statem), kann jeder aus dem Volke todten, wenn es keine andere
Abhülfe gibt; denn er ist ein öffentlicher Feind." Dieser Passus
war aber von Bras. nicht beanstandet und steht in den späteren
wie in den früheren Ausgaben; in jenen sind nur einige Autoren,
die dasselbe lehren, und einige, welche sagen, nulli ex populo licere
etiam tyrannissimum, ut ita dicam. occidere, namhaft gemacht^).
1) Ich habe zwei Ausgaben verglichen: R. P. Fimanuelis Sa, I)oc-
Wiris Theologi S. J., Aphorisrai Confessarioruin, ex variia doctorum aententiis
collect i. Opusculum theologis, omnibusquo animarum curam habentibus
utile ac necessarium. Coloniae, P. Amorfort 1509 (auf der letzten Seite
riae Approbation von Silv. Pardo, Canon. libr. ctnsor, Antw. 1597). Apho-
rismi . . . cx)llecti. Auetore Km. Sa, Lusitano, Doctore Theol. S. J. Nuper
ucnrate expurgati a Rev. P. Mag. S. P. Ap. Indicatis doctorum locis anno-
Utionibasque per Andr. Victorellium Bass. Theol. illustrati et aucti. Per-
ais8u sap. Ed. nltima prioribus correctior. Co!., Jo. Crith 1621 (hinter
der Vorrede die Approbation von J. M. Brasichcll. S. P. A. M. Die erste
von Vittorelli besorgte Ausgabe erschien 1612). Die zahlreichen Zusätze
Ton Vittorelli sind mit * bezeichnet.
1
314 Casuisten 1600—1654.
Von dem Buche des H. Henriqaez, geb. zu Oporto 1536, f
zu Tivoli 1608, Summae theologiae moralis libri 15, in quibus non
Racramentorum solum . . . sed etiam indulgentiarum, censurarnm
ecol. . . . doctrina omnis dilucide explicatur, erschien der 1. Band
Salam. 1591, der 2. 1593 (das ganze Werk Yen. 1596. 1600, Fol.,
u. 8.), obschon die Ordensoberen die Approbation verweigerten, mit
Grenehmigung der Inquisition. Henriquez war auch an der Aufleh-
nung spanischer Jesuiten gegen den G-eneral Aquaviva betheiligt,
trat aus dem Jesuitenorden aus (er war auch ein Gegner Molina^s)
und wurde 1594 Dominicaner, später wieder Jesuit (Hurter 1, 413.
Gret.-Joly 3, 7. Sainjore 4, 30). — Bei Sot. wird in seiner Summa
nur ein Wort gestrichen, virgo in dem Satze: Henoch virgo translatus
est in paradisum. In Rom wird man aber ausser der Ansicht von
der brieflichen Beichte auch die Stellen beanstandet haben, an welchen
Henriquez im Sinne der spanischen Begalisten spricht. Im Liss.
1624 wird eine Reihe von Stellen gestrichen und dann bemerkt,
die Summa sei an den Stellen, wo von der kirchlichen Jurisdiction
die Rede sei, caute et cum judicio zu lesen. Machado 2, 452 und
V. de la Fuente 5, 442 berichten, wie Clement 9, 405, Henriquez
habe zu Gunsten der recursos de fuerza einen Tractat de clavibus
Rom. Pontificis geschrieben, dieser sei in Rom denuncirt und auf
Betreiben des Nuncius die ganze Auflage verbrannt worden, so dass
nur noch 3 oder 4 Exemplare, eins im Esourial, existirten. Ale-
gambe und Sotwell erwähnen keine Separatausgabe dieses Tractats
und kennen ihn nur als Bestandtheii des 1. Bandes der Summa.
Vielleicht ist er zuerst allein, dann corrigirt in der Summa er-
schienen. — Auch bei Sa findet sich übrigens ein regalistischer
Satz: wo er von der Excommunication spricht, welche die Bulla Coenae
über diejenigen verhängt, qui cursum literarum apostolicarum lai-
cali auctoritate impediunt (s. v. Excommnnioatio n. 16), sagt er:
Non est autem impedire volle prius examinari et se de eo consuli,
ut fit a Rege Hispaniae. Denique facientes contra Papae literas ant
praecepta justa de causa aut necessitate, non incidunt. Beide Sätze
sind in den expurgirten Ausgaben weggelassen, obschon der erste
bei Bras. nicht gestrichen wird.
3. 1605 wurde verb. Joannis Maldonati Snmmula casnnm
conscientiae cuilibet sacerdoti confessiones poenitentium audienti
Bcitu perutilis, coUecta per Fr. Martinum Codognat Minimum, 1604,
nach Prat, Maldonat p. 513 eine sohlechte Compilation aus Maldo-
nats Werken. In dem Decrete No. 5 heisst es: Jo. Maldonato falso
adscripta, seit Ben. (unter Codognat): quae tamen falso Jo. Maldonato
tribuitur. Der Carmeliter Jacques Jaquet gab eine französische Ueber-
setzung davon heraus, Paris 1604. 1614. — Sot. verbietet nicht
die Summula, aber Disputationum et controversiarum decisarum . . .
circa septem sacramenta . . tomi duo, Lugd. 1614, und fügt, wie
Liss. 1624, bei: Jo. Maldonato liber falso adscriptus, ementito im-
pressionis loco Lugdunum pro Francofurto, impressoris nomine snp-
presso. Auch Alegambe sagt: Nee illius nee ullius de Societate
sunt et suos etiam errores continent. Es ist ein allerdings fehler*
H. Henriquez. J MaldoDatus. St. Baany u. a.
316
kfler Abdruck von Yorlcsnngen, die Maldonat zu Paris gehalten
Bsd die besser in den Opera yaria theologica tribns tomis comprebenRa,
Ptf. 1677, Fol., abgedruckt sind. Diese Opera sind nicht von den
Jesoiten heransgegeben worden, die vielmehr die Heransgabe zu
hintertreiben suchten (Yalery p. 299), sondern von den Pariser Theo-
logen Dubois und Fanre, welche das Werk dem Erzbischof Le
Tellier von Reims, einem Gegner der Jesuiten, widmeten. (Prat,
Maldonat p. 506.)
In den nächsten Jahren wurden mit d. c. verb. casuistische
Werke von dem Observanten Nicodemo daFirenze und von Carolas
de Baucio (del Balzo, Priester zu Capua; Mazzuch. s. v.), unbe-
dingt eins von dem Priester Pellegrinus Polletta de Cisono Yallis
Mireni, am 26. Oct. 1640 drei Bücher des Jesuiten Stephan Bauny
(t 1649) : Theologia moralis, — sie erschien in 4 Foliobänden Paris
1640—47; das Verbot bezieht sich also zanächst auf den 1. Band,
veleber de sacramentis et personis sacris handelt, — Somme des
peches, qui se commettent en tous ^tats, de leurs conditions et
qnalites, en quelles occurrences üs sont mortels ou veniels, et en
qnelle fa^on le confesseur doit interroger son p^nitent, Par. 1630,
5. Ed. 1638 (1639 erschien auch Extrait d'un livre intitulä Somme
etc, der nicht verb. ist), — Pratique du droit canonique au gon-
Tenement de TFglise, correction des moeurs et distribution des be-
n^ees, le tont au style et usage de France, avec la d^cision des
priocipales questions sur les matiöres b^nificiales, qui se traitent
daoB les cours du royaume, Paris 1633, 5. £d. 1640 (wohl als gal-
Beanisch verb.). Von dem zweiten Buche erschien 1643 eine Ed. 6.,
TOD dem dritten eine nouvelle ed. 1644. — üeber die Somme
vnrde seit dem 5. Nov. 1640, — also nach dem Römischen Ver-
bote, aber ohne Berücksichtigung desselben, — auch in der Sor-
bonne verhandelt. Sechs Doctoren wurden mit der Prüfung des-
selben beauftragt; diese theilten ihre Ausstellungen Bauny mit; er
erklärte darauf, was er über den Wucher geschrieben, würde er
jetzt nicht mehr schreiben, die anderen Punkte könne er nicht als
begründet anerkennen. Die Commission legte darauf 1. Jali 1641
15 laxe Moralsätze zur Censurirong vor (Arg. III a 28). Die Pu-
blieation einer Censur der Sorbonne wurde durch den Cardinal
Riehelien als Kanzler verhindert (1644 erschien eine Schrift gegen
den Bericht der Commission, worin angedeutet wurde, das Buch sei
TOD der Sorbonne approbirt, Arg. III a 35). Dagegen veröffentlichte
<iie Assemblee du Clerg^ in Nantes 12. April 1641 eine scharfe
Censiir. — Bauny ist einer der Autoren, welche Pascal, Amauld
vmi anderen das meiste Material für ihre Darstellung der Jesuiten-
■oral geliefert haben ; Pascal wendet mit Franz Hallier auf ihn
^e Worte an Ecce qui tollit peccata mundi. Hurter 1, 901 feiert
ibn als vir antiquae probitatis et singularis circa quaestiones omnes
fie conscientia eruditionis.
Am 18. Juni 1651 wurde mit d. c. verb. Cnrsus theologici
juta scholasticam hu jus temporis Soc. Jesu methodum tomus 5. de
JBre et jastitia, authore K. P. Francisco Amico Consentino. Fr.
316 Casuisten 1600—1654.
Amicus (Amioo aus Cosenza) war Jesuit und war 31. Jan. 1651
zu Graz gestorben; Hurter 1, 709 nennt ihn einen Mann von griind-
1 icher und ausgebreiteter Gelehrsamkeit und einer durch Klugheit
temperirten evangelischen Einfalt, von dem man glaube, dass er die
Taufunschuld, die er in die Gesellschaft Jesu mitgebracht, auch in
den Himmel mitgenommen. Der 5. Band seines 9 Folianten um-
fassenden Cursus theologicus war 1640 zu Douay erschienen. Saint*
Amour, der 1651 in ßom war, erzählt in seinem Journal p. 98:
der Secretär des Index habe ein Verzeichniss verbotener Bücher
zwei Monate in Händen gehabt; die Publication desselben sei durch
die Bemühungen der Jesuiten, das Verbot des Buches von Amicus
rückgängig zu machen, verzögert worden ; sie hätten aber nur er-
reicht, dass er nicht als Jesuit bezeichnet und dass dem Verbote
d. c. beigefügt worden sei. In dem Bande sagt Amicus u. a. (Disp.
36, 8. 7, n. 118): „Es ist einem Geistlichen oder Ordensmann er-
laubt, einen Verleumder, welcher schwere Beschuldigungen gegen
ihn oder gegen seinen Orden auszustreuen droht, zu tödten, wenn
ihm kein anderes Mittel der Vertheidigung zu Gebote steht, wie
ihm denn ein anderes Mittel nicht zu Gebote zu stehen scheint,
wenn der Verleumder entschlossen ist, öffentlich und vor ange-
sehenen Leuten die besagten Beschuldigungen vorzubringen, falls er
nicht getödtet wird. . . . Weil ich aber dieses bei anderen Autoren
nicht finde, will ich es nicht im Gegensätze zu der gewöhnlichen
Ansicht behaupten, sondern nur disputandi gratia vortragen und dem
verständigen Leser das Urtheil überlassen.^* Als das Buch 1549
zu Antwerpen neu gedruckt werden sollte, hatte Amicus im Re-
gister beigefügt, er habe seitdem diese Ansicht auch bei Petrus Ka-
varrus und Sayrus gefunden. Der Conseil de Brabant verweigerte
aber, nachdem er durch den Erzbischof von Mecheln die Löwener
theologische Facult&t hatte befragen lassen, die Druckerlaubniss,
wenn nicht der Passus gestrichen werde. Die Jesuiten, welche die
Herausgabe besorgten, legten eine andere Fassung der Stelle vor,
die aber dasselbe besagte, mussten sich indess dazu verstehen^ die-
selbe wirklich wegzulassen, desgleichen die Sätze (l. o. n. 130):
„Es ist nicht nur erlaubt, das zu vertheidigen, was man wirklich
besitzt, sondern auch das, worauf man ein angefangenes Kecht hat
und was man in Besitz zu bekommen hofft. Darum wird es einem
Erben oder Legaten gestattet sein, sich gegen denjenigen zu ver-
theidigen, der ungerechter Weise den Antritt der Erbschaft oder
die Auszahlung der Legate hindert. Dasselbe ist demjenigen, der
ein Recht auf einen Lehrstuhl oder auf eine Pfründe hat, gegen den-
jenigen gestattet, der die Erlangung derselben hindert.** (Nach dem
Zusammenhange meint Amicus, es dürfe auch in diesen Fällen bei
der Vertheidigung eventuell ,.bis zur Tödtung des Gegners vorge-
gangen werden**). Amicus liess nun andere Moralisten um ein Gut-
achten über seine Ansicht bitten und fand wenigstens bei einem,
der kein Jesuit war, dem noch zu -erwähnenden Caramuel, Zustim-
mung. „Auch andere Theologen, schrieb derselbe, lehren wie Amicus,
und es gibt keinen Theologen, der ihm ausdrücklich widerspricht;
Fr. Amictts. Fr. Pellizarias u. a. 817
iIm ist seine Ansicht moralisch sicher, die entgegengesetzte un-
wahrscheinlich. Denn wenn über einen bestimmten Funkt nur ein
daziger gewichtiger Schriftsteller haudelt, so ist dessen Entschei-
'iung moralisch sicher; wird der Punkt dann auch von anderen ge-
vichtigen Schriftstellern behandelt und der erste direct bekämpft,
so hört dessen Ansicht auf, gewiss zu sein, und wird probabeler,
gleich probabel oder weniger probabel, je nachdem der Gegner
weniger oder mehr sind; unwahrscheinlich wird sie erst, wenn sie
TOB allen verworfen wird. . . Du hast diese Lehre gelesen und
fragst : ob ein Ordensmann, der sich mit einem gemeinen Weibe
vergangen, welches, da es sich zur Ehre anrechnet» dass es sich
einem aolchen Manne preisgegeben, die Sache erzählt und ihn in
öbeln Ruf bringt, dasselbe tödten könne? Was weiss ich? Aber ich
habe von dem P. N., Doctor der Theologie, einem geistvollen und
gelehrten Manne, gehört: Amicus hätte diese Entscheidung weg-
Lassen können; da sie aber einmal gedruckt ist, muss er sie auf-
recht halten und wir sie vertheidigen" (Wendrock p. 379). Die
oben mitgeth eilten Sätze von Amicus wurden 1654 nebst anderen
von Jesuiten vorgetragenen Sätzen nach Rom gesandt (s. u. § 54).
Am 6. Juli 1655 publicirte darauf der Secretär der Index-Congr.
ein Beeret des Inhalts: die Cardinäle der Congregation hätten, um
die Correction des Buches von Amicus zu vollenden, nach Anhörung
der Referenten befohlen, der letzte Theil von Disp. 36 s. 7, wo de
damno injuste illato in bona corporis ejusque compensatione ge-
handelt werde (folgt genaue Angabe der oben angeführten ersten
Stelle) sei in neuen Ausgaben wegzulassen, in den gedruckten Exem-*
plaren auszustreichen. Dieser erste Satz befindet sich auch unter
den von Alexander VII. 24. Sept. lt)65 (No. 17), die beiden anderen
unter den von Innocenz XI. 2. März 1679 (No. 32. 33) ver-
dammten Sätzen^).
4. Gleichzeitig mit dem Buche von Amicus (1651) wurde
vcrb. Franc. Pellizarii Manuale regularium. Tom. I. etil. (Ven.
1647. 48). Dass der Verfasser Jesuit war (t 1651), wird auch hier
nicht gesagt. Das Buch wurde unbedingt verb. ; es erschien aber
1653 zu Lyon eine Ed. 2. ab ipsomet authore recognita . . . ac
exporgata ab erroribus in priori ed. Veneta commissis. Sein Trac-
tatas de monialibus, in quo resolvuntur quaestiones morales ad
ülaram statum pertinentes, Bononiae 1644 u. s., wurde erst 1693
mit d. c. verb. und 1725 : Excerpta omnia ex tract. de mon., etiam
italica lingna. Eine expurgirte Ausgabe, Tract. de mon. . . . Ed.
aorissima aucta et correcta juxta animadversiones S. Congr. Ind. a
Jo. Franc. Montane ejusd. Soc. Theol., Rom 1755 u. s., wurde frei-
gege'ben (Storia lett. 13, 337); es ist darin corrigirt ce qu^ avaient
de trop rel&che certains maximes eparses dans ce livre (Backer). —
1) lieber den Versuch des- Jesuiten R. Bauer (K.-L. 1, 741; 2, 631),
Amicns und Bauny rein zu waschen, 8. Deutscher Merkur 1882, 321. 829.
Den Amicus sucht auch Stubrockias p. 196 zu entschuldigen.
318 Gasuisten 1600—1654.
1646 wurde mit d. o. verb.: Jo. Sanohez (spanischer Weltgeist-
licher) Seleotae et practicae disputationes de rebus in administra-
tione sacramentorum, praesertim eucharistiae et poenitentiae, passim
ocourrentibus, 1624 und 1686, Fol. Diana bezeichnet das Buch als
immortalitate dignissimum; Hurter 1, 414 sagt aber, der Verfasser
sei nimis benignus und von ihm sei der von Innocenz XI. 167 9
(No. 4) verdammte Satz: Ab infidelitate exousabitur infidelis non
credens ductus opinione minus probabili.
1654 wurden drei probabilistische casuistische Bücher von
Theatinern verb.: Marci Vi dal Area vitalis, in qua pretiosiores
theologiae moralis margaritae ex vastissimo tum theologorum tum
canonistarum oceano diligenter coUectae recluduntur, seu Inquisi-
tiones theologicae morales casuum conscientiae, Yen. 1650, Fol. Eine
neue Bearbeitung, die dem Card. Scipio Delci gewidmet ist, Area
salntaris consultus utriusque juris includens^ in qua humani generis
spes naufraga ad salutis portum perducitur s. Inq. mor. cas. consc,
Ven. 1660, Fol., wurde 161)1 mit d. c. verb. (Vezzosi 2, 477).
Albit. p. 464 erwähnt als einen Irrthum Vidals den Satz: emitten-
tes Vota biennii in Sooietate Jesu esse religiosos ex privilegio, da
doch Gregor XIII. in einer Bulle erklärt habe, sie seien vere et
proprie religiosi^). — Quaestiones morales et legales, auth. Angelo
Maria Verricelli, Ven. 1653, Fol.; bei ihm findet sich der Satz:
Puto posse me operari secundum opinionem cujusvis recentioris con-
tra communem et contra propriam opinionem, quamvis judicem illam
esse falsam ex principiis intrinsecis (Concina, Apparatus 2, 449). —
'Sacra moralis doctrina de st-atn supernaturali humanae naturae. . •
ad scholasticae lecturae methodum deducta a Zacharia Pas qualig o
Veronensi, Ven. 1650, Fol. Pasqualigo war 15 Jahre Professor in
Rom und fnngirte in dem Galilei^schen Process als Qualificator
(Reusch, Galilei S. 275); sein Buch ist einem der Cardinäle der
Inquisition, Marzio Ginetti, dedicirt. Das Verbot scheint von der
Inquisition ausgegangen zu sein; denn diese erklärte 29. März 1656
(Alex. No. 54): da Pasqualigo sein Buch in der von den Qualifi-
catoren angegebenen Weise corrigirt habe, dürfe es neu gedruckt
werden. Die gleichzeitig erschienene Sacra speculativa doctrina de
Deo ceterisque divinitus revelatis ex theologicis principiis ad schol.
lect. meth. ded. ist nicht verboten, scheint aber auch bei der Inq.
in Untersuchung gewesen zu sein: in der Barberinischen Bibliothek
befinden sich Censuren über Propositiones ex theologia speculativa
P. Zach. Pasqualigi, von denen einige von dem Consultor und dem
Commissar der Inq. als haeresim sapientes qualificirt werden (Berti,
II processo originale di G. Galilei, p. CXXXIV). 1684 wurde aber
der schon 1641 zu Verona erschienene Folioband: Decisiones mo-
1) Üeber die Gelübde der Jesuiten wurde vielfach gestritten. Schnee-
mann, Entw. S. 136. 189. — Auszüge aus einem andern Buche von Verri-
celli, Traot. de ai>o8tolicis missionibus, Ven. 1656, Fol., bei Dorotheas
Ascianus p. 568.
Paul V. und Venedig.
dl9
nies jaxta prlncipia theologica et sacras atqae civiles leges, mit
i e. verb.^).
Die von dem Dominicaner Vincentius Candidas heransgegebene
Casoistik, Dlustriorum disqnisitionnm tomi qnatuor, Hom 1637 und
1643, seinem Jugendfreunde, dem Card. Pamfili gewidmet, wurde
aaeb wegen laxer Moralgrund Bätze angegriffen und von dem Ordens-
general miBsbilligt, kam aber nicbt in den Index. Candidas wurde
sogar, als Cardinal Pamfili als Innocenz X. Papst geworden, 1645
Hipster S. Pal. (CaUlani, De Mag. S. P. p. 178).
Im spanischen Index steht keiner dieser 1605—55 in Rom
Terbotenen Moralisten; nur in dem Tract. de mon. von Pellizarius
vird eine Stelle geändert.
42. Der Streit zwischen Panl Y. nnd der Republik
Venedig, 1606. P. Sarpi.
Mehr als die Controverse de auxiliis beschäftigte Paul V.
im Aofange seiner Regierung ein Streit mit der Republik Venedig.
Der dortige Senat hatte 1603 und 1605 durch Gesetze den
Bau neuer Kirchen, Klöster und Hospitäler von seiner Genehmi-
gung abhängig gemacht nnd den Verkauf und das Schenken
Yon Liegenschaften an geistliche Corporationen verboten und
zwei Geistliche wegen gemeiner Verbrechen vor das weltliche
Gericht stellen lassen. In zwei an den Dogen und an den
Senat gerichteten Breven vom 10. Dec. 1605 erklärte Paul V.
jene Gesetze für ungültig nnd forderte die Auslieferung der
beiden geistlichen Verbrecher an den Nuncius. Da die Vene-
tianer nicht gehorchten, verhängte der Papst in einem an die
Venetianische Geistlichkeit gerichteten Monitorium vom 17. Apr.
1606 über den Dogen und den Senat die Excommunication,
Ober das Gebiet der Republik das Interdict, falls nicht binnen
24 Tagen nach der Publication des Monitoriums seine Forde-
mogen bewilligt würden. Der Doge Leonardo Donato verbot
die Publication des päpstlichen Erlasses. Die Jesuiten, Gapu-
einer und Theatiner, die einzigen Geistlichen, welche das Inter-
1) Laxe Moralsatze von Pasqaaligo, Vidal and Jo. Sanchez s. bei
Conetnm, Storia del Probab. 1, 242; 2, 380. 389. 393.
1
320 Paul V. and Venedig.
dict beobachteten, wurden 14. Juni 1606 ausgewiesen. Der
Papst wollte nun die Venetianer mit Krieg überziehen; aber
nach einem Jahre kam durch den französischen Gesandten und
den Cardinal Joyeuse ein Ausgleich zu Stande: die beiden
Geistlichen wurden dem französischen Gesandten ausgeliefert
mit der Erklärung, die Republik wahre sich das Recht, ver-
brecherische Geistliche zu strafen; die Gesetze wurden nicht
aufgehoben, aber die Venetianer versprachen, sich mit gewohnter
Frömmigkeit zu betragen; der Senat widerrief seine Manifeste
gegen die Censuren, der französische Gesandte suchte in Rom
deren Zurücknahme nach und Card. Joyeuse erklärte 21. April
1607 in Venedig im Namen des Papstes, dieser nehme alle
gegen die Republik ergriffenen Massregeln zurück. Die Rüek-
berufung der Jesuiten lehnten die Venetianer ab; sie kehrten
erst 1657 zurück. — Im J. 1606 wurden einige zur Vertheidi-
gung der Republik veröffentlichte Schriften und gleichzeitig alle
ähnlichen bereits erschienenen oder noch zu veröffentlichenden
Schriften über das Interdict von der Inquisition verboten. Seit
Alexander VII. stand dann das allgemeine Verbot der Libri
de censura et interdicto Pauli V. in Rempublicam Venetam im
Index (vorher schon in dem Elenchus, S. 24). Benedict XIV.
hat es gestrichen. — Nebenbei ist zu erwähnen, dass während
des Streites Franz Suarez, etwas später auch Thomas Sanchcz,
also zwei der berühmtesten Jesuiten, in den Index gekommen
sind, freilich nur in der Weise, dass die Ausgaben von Werken
derselben , in welchen Venetianische Drucker curialistische
Stellen weggelassen hatten, verboten wurden.
Der bedeutendste literarische Vertheidiger Venedigs war
bekanntlich der Servit Paolo Sarpi (1552—1623). Er wurde
1606 von der Inquisition nach Rom citirt, leistete aber natürlich
keine Folge und protestirte 25. Nov. fiJrmlich gegen die Vor-
ladung^). Seine Geschichte des Trienter Concils wurde gleich
nach dem Erscheinen, 1619, verboten, später auch noch einige
andere Schriften, auch sein Epitaphium und mehrere Biogra-
1) Nach dem Ausgleich machte sich Paul V. Hoffnung, man werde
Sarpi und die anderen Theologen an die Inquisition ausliefern. Ranke,
Päpste 3 (WW. 39), 102.*
i
Paul V. und Venedig. 821
piieen nnd Vertheidigungen Sarpi's. Aber merkwürdiger Weise
sind 7on diesem der Curie so verhassten Schriftsteller nicht, wie
FOD ?ielen weniger bedeutenden, sämmtliche Schriften verboten,
nieht einmal die Gesammtausgaben seiner Werke. 1656 er-
schien die officiöse Geschichte des Trienter Concils von Palla-
vjcifli. Mehrere gegen dieselbe gerichtete Schriften stehen im
Index, auch einige, verhältnissmässig wenige, ältere und spätere
aoticarialistische Schriften tiber das Concil.
1. Bnrch ein am 27. Juni 1606 pnblicirtes Edict wurden
einige auf das Interdict bezügliche iibelli et scripturae, als viele
resp. temeräre, . . . schismatische, irrige und ketzerische Dinge ent-
hiltend, ausdrücklich verb. und zugleich alle anderen ähnlichen ge-
drnckten nnd handschriftlichen Schriften. Dieses £dict steht nicht bei
Alex., wird aber in einem Edicte der Inquisition vom 20. Sept. 1606
fXo. 7) erwähnt, worin nach Hinweisung auf das allgemeine Ver-
bot znr grössern Sicherheit vier Schriften mit derselben Qualifica-
tion aosdrücklich und zugleich nochmals alle ähnlichen gedruckten
oder zu druckenden, geschriebenen oder zu schreibenden Schriften
ober das Interdict unter Androhung der reservirten Excommunica-
tio latae sent. verb. werden, nämlich zwei von Sarpi mit seinem
Xamen veröffentlichte: Considerationi sopra le censure della Santitä.
di Papa Paolo V. contra la Serenissima Republica di Venetia, del P.
K. Paolo da Venetia dell' Ordine de' Servi, und Apologia per le
oppositioni fatte dair 111. & Rev. Sig. Card. Bellarmino alli trattati
& resolntioni di Giov. Gersone sopra la validitä delle scommuniche
(eine Vertheidignng des gleich zu erwähnenden Trattato), — ferner:
Aviso delle ragioni della Ser. Eepublica di Venetia intorno alle
difficnlta che le sono promosse dalla Santitä di Paolo V., di Anto-
nio Qnirino Senatore Veneto alla sua patria et a tutto lo stato
della medesima Kepublica (56 S. 4.), und der von Sarpi verfasste
Trattato delT interdetto della Santitä di Papa Paolo V., nel quäle
si demostra, che egli non e legitimamente publicato e che per molte
ragioni non sono obligati gli ecclesiastici air essecutione di esso nö
possono senza peccato osservarlo: composto dalli sottoscritti Theo-
logi, Pietro Antonio [Ribetti] Archidiacono e Vicario Generale di
Venezia, Fr. Paolo [Sarpi] deir Ordine de' Servi, Theologo della
Ser. Republ. di Venetia, Fr. Bernardo Giordano Minore Osservante
Theologo, Fr. Michel Angelo (Bonicellij iMin. Oss. Theol., Fr. Marc'
Antonio Capello Min. Conventnale Theol., Fr. Camillo Agostiniano
Theol., Fr- Fnlgenzio [Micanzio] dell' Ord. de' Servi Theol. —
Aoüserdem wurde speciell nur noch 1609 (Alex. No. 9) verb. The-
saurus juris executivi etc. in quo coutinetur Rutgerii Rundlant de
inroeatione utriusque brachii causae praesenti Venetae accommodatus,
impressns Francf. 1606. Seit Ben. ist dafür gesetzt: Rulandt,
Rutger. TractattiB . . . accommodatus, qui habetur initio (jetzt ini-
tioin!) Thesauri executivi ecclesiastici, criminalis et civilis. In diesem
B«iiselx. Index U. 21
^
322 Paul V. und Venedig.
ThesanniB stehen nämlich hinter dem Tractate von Rulandt noch
drei andere.
Also nur ein minimaler Theil der damals erschienenen Streit-
schriften wurde speciell verb. L'Estoile (^M6m. 15, 427) berichtet
im J. 1607: eine eben in Chur erschienene Sammlung enthalte 17
Tractate pro et contra; das sei etwa der 10. Theil der erschienenen;
er besitze 53^). Brosch, Gesch. des K.-St. 1, 351 bemerkt: „Auch
wer von dem Meritorischen der Frage absieht, ja für Paul V. Partei
ergreift, wird sich nicht verhehlen können, dass die von papalistischer
Seite ausgesandten Streitschriften tief unter den Venetianischen
stehen. In welch trauriger Gestalt erscheinen da selbst ein^Baro-
nius, ja sogar der federgewandte Bellarmin! Gegen die von Sarpi
verfassten oder inspirirten Meisterstücke der Polemik, die würdig
sind, Lessings Anti-Göze oder Pascals Provinci albriefen zur Seite
gestellt zu werden, gegen die kleine, aber schwerwiegende Schrift
des Senators Antonio Quirino verblassen die für das Interdict unter-
nommenen Rettungsversuche der Curialen zu farblosen Stil- und
Eedeübungen, mit denen der besten Sache nicht zu helfen gewesen
wäre. Und der beiderseits erzielte Erfolg richtete sich diesmal
nach dem Werthe. Selbst im Kirchenstaate gingen die Publica-
tionen der Venetianer von Hand zu Hand. Fragen, welche das
Papstthum der Vergessenheit geweiht hatte, wurden nun in schonungs-
loser Weise ans Licht hervorgeholt und der Menge ins Gedächtniss
gerufen. Nichts Schlimmeres konnte der Curie passiren, und wie
tief sie es empfand, erhellt daraus, dass Paul V. nach der Aus-
söhnung mit Venedig wiederholt in die Signorie drang, sie möge die
während des Interdictes zu ihren Gunsten erschienenen Schriften
verbieten.**
Als der französische Gesandte de Braves im Februar 1609
dem Papste mittheilte, die Venetianer klagten darüber^ dass der
Nuncius und der Patriarch den Beichtvätern befohlen hätten, die-
jenigen nicht loszusprechen, welche die auf das Interdict bezüglichen
Schriften läsen oder nicht aus ihren Bibliotheken entfernen wollten,
erklärte der Papst: das sei ganz in der Ordnung; diese Bücher
seien schlechter als die Calvins; in einem von Fra Paolo hätten
gelehrte Theologen, die es in seinem Auftrage geprüft, acht for-
melle Ketzereien notirt. Der Senat bestrafte die Beichtväter, welche
wegen jenes Verhaltens angezeigt wurden. — Als 1623 Paolo Mo-
rosini die Venetianische Geschichte seines Bruders Andrea (f 1618)
mit einer Widmung an den Dogen Luigi Priuli herausgeben wollte,
verweigerte der Inquisitor die Approbation, weil das Buch auch
über das Interdict handle; der Senat aber gestattete den Druck:
Andreae Mauroceni, Eeip. Venetae Historiographi, Historia Veneta
ab a. 1521 ad a. 1615, Ven. 1623, Fol. Das Buch wurde in Rom
12. Dec. 1624 mit d. c. verboten. Der Senat liess durch den 6e-
I) Vgl. Cecchetti, Rep. di Ven. 2, 471. Baumg. 3, 354. 435.
Fr. Sütrez.
aas
rndten in Born Vorstellnngen machen und gestattete in Venedig
die Veroffentlichnng des Verbotes nicht (Cecchetti 2, 266).
2. Während des Streites erschien ein merkwürdiges Decret
der Index-Congr. vom 7. Sept. 1606 (Alex. No. 6). Die Venetia-
Di^efae Censnr hatte für den 5. Band des Commentars des Fr. Sua-
rez zum 3. Theile des h. Thomas, der von den Censnren handelt
(Dispatatio de censnris, Coimbra 1603, Lyon 1604), nur unter der
Bedingung die Drnckerlaubniss ertheilt, dass einige Stellen wegge-
lusen wärden. In Rom war man darüber sehr erbost, wollte, wie
•Sarpi (Opere 6, 4) erzahlt, sogar gegen den Censor mit Censnren
vorgehen, beschränkte sich dann aber auf jenes Decret, welches im
wesentlichen so lautet: Die Venetianischen Buchhändler Jo. Bpt.
(aquo und Jo. Ant. und Jac. de Franciscis haben in der in diesem
Jahre bei ihnen erschienenen Ausgabe des 5. Bandes der Werke
des Jesuiten Franz Suarez in der Disput, de censnris vieles weg-
gelassen und dadurch das Verbrechen der Fälschung begangen (falsi
enmen incurrendo). Zur Strafe für diese Verwegenheit verbietet
ihnen die Index-Congr., in Zukunft irgend welche Bücher zu drucken,
den besagten 5. Band zu verkaufen oder darüber irgend einen Ver-
trag abznschliessen, bei Strafe der dem Papste reservirten Excomm.
latae sent. Allen Buchhändlern, Kaufleuten und allen anderen Per-
sonen, -wo sie auch wohnen mögen, wird geboten, den besagten
Band oder andere von den besagten Buchhändlern in Zukunft heraus-
zQgebende Bücher nicht zu kaufen oder zu behalten, sondern an
die Ortsbischöfe oder Inquisitoren abzuliefern, bei Strafe der Ex-
eomm. 1. sent. und von 500 Eammer-Ducaten, über deren Verwen-
dung die Index-Congr. sich die Verfügung vorbehält. Ferner wird
allen, die den besagten Band behalten, befohlen, das Weggelassene
darin zu ergänzen. Die Ortsbischöfe und Inquisitoren sollen dieses
Ediet publiciren, und /ehn Tage nach dieser Publioation soll es jeden
80 verpflichten, als ob es ihm persönlich intimirt worden wäre. —
In einem von dem Mag. S. P. im J. 1609 publicirten Verzeichnisse
Terbotener Bücker (Alex. No. 9) steht dann der Band von Suarez
mit der Bemerkung, er sei nur gestattet nach Beifügung der weg-
gelassenen Blätter und Stellen. So noch jetzt unter Suarez. Dieser
lehrt an den betreffenden Stellen u. a. : die Unterthanen seien erst
dann verpflichtet, dem Fürsten den Gehorsam zu verweigern, wenn
derselbe namentlich excommunicirt worden sei, unter Umständen
aber schon vorher dazu berechtigt, wenn derselbe ein Ketzer, Schis-
matiker und Bebell gegen die Kirche sei und seine Herrschaft den
Glauben und die Beligion der Unterthanen gefährde ; der Papst könne
einzelne Personen von der Pflicht, die Steuern zu bezahlen, dispen-
oren u. dgl. Das von Suarez auf den Wunsch Pauls V. geschriebene
and durch ein Breve vom 2. Oct. 1607 belobte Werk De immuni-
tate eccl. a Venetis violata et a Paulo V. juste et prudentissime
defensa wurde damals, da mittlerweile der Streit beendigt war,
nicht gedruckt. Das 2. und 3. Buch des Werkes sind bei Malou
(8. 311) p. 254 gedruckt. Im 3. (p. 330) vertheidigt er die von
den Venetianem weggelassenen Stellen des Tractates de censuris.
324 Paul V. und Venedig.
In weniger scharfer Form verbot die Index-Congr. im J. 1627
(Alex. No. 33) alle Ausgaben des 3. Bandes der Disputationes de
sacramento matrimonii des Thomas Sanchez, in welchen in der
Disp. 7. ein Passus, — er ist hinter dem Decrete vollständig abge-
druckt und füllt eine Folioseite, — weggelassen sei (Ben. erwähnt
speciell Yenetianische Ausgaben). Es ist die Stelle, an der Sanchez
die Ansicht vertheidigt, die durch den Papst vorgenommene Legiti-
mation unehelicher Kinder habe ohne weiteres auch bürgerliche Gel-
tung. — Der Versuch, ein Verbot des Werkes von Sanchez wegen
seiner schmutzigen Casuistik zu erwirken, blieb erfolglos (Backer
I, 686).
3. Die Historia del Concilio Tridentino . . . di Pietro Soave
Polano (London 1619, Fol.) wurde 22. Nov. 1619 verb. mit dem
Zusätze: edita in lucem per Marcum Antonium de Dominis Archiep.
olim Spalat., cum ejusdem praefatione et dedicatoria (an Jacob L);
seit Ben. ist dieser Zusatz weggelassen. Die 2. Edizione riveduta
e corretta dall' autore erschien 1629, mit Weglassung der von Sarpi
missbilligten Zuthaten von Dominis^). Von den Uebersetzungen
wurde nur die von Le Courayer (wegen der Zuthaten) ausdrücklich
verb., und zwar durch ein Breve Clemens' XIL vom 26. Jan. 1740.
Nach dem Tode Sarpi 's kamen von ihm noch in den Index:
Petri Sarpi (Ben. hat beigefügt qai et Paulus Sarpi) De jure asy-
lorum liber singularis, Lugd. B. 1622, verb. 1623; — Hist. parti-
colare delle cose passate tra il S. P. Paolo V. e la Ser. Rep. di
Venetia gli anni 1605, 1606, 1607, divisa in sette libri, Lione 1624,
verb. 1625; — Hist. sopra li beneficii ecclesiastici, verb. 1676;
gemeint ist Trattato delle materie beneficiarie, der nach Simon, Let-
tres 3, 115, nicht von Sarpi, sondern von Fra Fulgenzio (Manfredi)
verfasst ist ; du reste, fügt Simon bei, Fra Fulg. 6tait un autre Fra
Paolo; — Lettere italiane (al Sign, dell' Is(^a Groslot, 1607 — 18)
Verona [Genf] 1673, 12.), verb. 1677; sie sind nach der Justification
(s. u.) grösstentheils unecht; — Scelte lettere inedite, verb. 1887.
Die Lettere ed. Polidori, Fir. 1863, 2 vol., sind nicht verb. Ge-
sammtausgaben von Sarpi's Werken erschienen Ven. 1677, 6 voL
12.; Helmstatt (Verona) 1761—63, 8 vol. 4.; Neapel 1790, 24 vol.
(Baumg. 3, 343); keine derselben ist verb.
1623 wurde verboten Folium quoddam continens Epitaphium
factum sepulchro Fratris Pauli Servitae, incipiens Paulus Venetus
Servitarum Ordinis Theologus, ita prudens, integer, sapiens etc., tarn
impressum quam manuscriptum. Femer stehen im Index: Vita del
P. Paolo deir Ordine de' Servi, Leida 1646, verb. 1659; sie ist
von Fulgenzio Micanzio ; — Memorie aneddote spettanti alla vita ed
agli studi del sommo filosofo e giureconsulto Fra Paolo Servita,
raccülte da Franc. Griselini Veneziano, Losanna 1760, verb. 1762;
1) Ueber die verschiedenen Ausgaben und Uebersetzungen s. Baum^.
8, 205. K. Simon, Lettres 2, 216. Schulte S. 466. Zur Kritik Sarpi's und
Pallavicini's s. Ranke, Päpste, WW. 39, 25.*
Th. Sanohes. P. Sarpi. Pallaviüini. 325
— A. Bianchi-Giovini, fiiografia di Fra P. Sarpi, 1836 u. s., verb.
1837 (A. G. Campbell, La vita di Fra P. Sarpi da manoRcritti
original], 1875, steht nicht im Index); — Apologia sopra Tautore
della iatoria del Conc. Trid., che va sotto il nome di Pietro Soave
Polano, credata commnnemente (ma a torto) produzione di Fra Paolo
äarpi . . ., opera del S. Damiano Romano, Regio Awocato Fis-
calc . . ., Lecce 1741, verb. 1742; — P>a Paolo Sarpi giußtificato.
DissertazioDe epiatolare di Giusto N a v e , Colonia (Lncca oder Ven.)
1752, 152 S-, verb. 1754, eine Vertheidigung Sarpi's gegen die in
dem Erlasse des Card. Tencin, Erzb. von Embmn, gegen Courayer
ausgesprochene Behauptung, er sei un vrai Protestant gewesen, von
einem Serviten, wahrscheinlich Gius. Giac. Bergantini (Mazzach.
2, 950), nach anderen Baonfigliuolo Capra; — Jnstification de
Fra Paolo Sarpi, on lettres d'nn pretre italien k un magistrat fran-
^is snr le caractere et les sentiments de cet homme c^lebre, Paris
1811,* 72 S. 8., verb. 1817, eine massvolle Vertheidigung Sarpi's
namentlich gegen die Behauptung, er sei innerlich Protestant ge-
wesen, wahrscheinlich von Eustachio Degola geschrieben, heraus-
gegeben von dem Gerichtspräsidenten P.-J. Agier, f 1823.
4. Als Pallavicini seine Geschichte des Trienter Conoils ge-
schrieben hatte, liess er dnrch den Yenetianischen Gesandten in
Born den Senat bitten, den Verkauf derselben in Venedig zu ge-
statten. Der Senat aber lehnte dieses 21. Juni 1658 ab, da das
Buch kein rein geschichtliches sei, sondern viele Ausführungen ent-
halte, welche die Republik berührten und das Andenken eines treuen
Dieners derselben verunehrten (Cecchetti 1, 78). — Gegen Palla-
vicini's ungünstige Aensserungen über Paul IV. erschien Difesa del
gloriosissimo Pontefice Paolo IV. dalle false calunnie di un modemo
serittore data in luce da Franc. Velli Napoletano, Turin 1658, Fol.,
und gegen eine Vertheidigung, die Pallavicini in Form eines Briefes
an den Marchese Gi^iluca Durazzo schrieb und die in Abschriften
verbreitet wurde, Difesa del glor. P. Paolo IV. dalle nuove calunnie
del moderne serittore, ovvero sommario d'una piü lunga risposta all'
aatore della lettera scritta a Gianluca Durazzo, data in luce etc.
Tarin 1658. Beide Schriften wurden noch 1658 verboten. Der
Verfasser ist der Theatiner Franc. Maria Maggio^). Er schrieb
später De S. P. Pauli IV. inculpata vita disquisitiones historicae
claromm scriptomm e Soc. J. testiraoniis explicatae, T. I., Neap.
1672, Fol. — Scipio Henri cus (Errico), ein Priester aus Messina,
der lange in Venedig und Rom lebte und mit dem Card. Spada
beirenndet war, gest. 1670 als Professor und Canonicus in Messina
(er hat auch über La lettera della Madonna ai Messanesi, 1633,
geschrieben) veröffentlichte eine Censura theologica adv. Petri Soavi
Polani de Concilio Trid. pseudo-historiam, Dillingen 1654, 8., Köln
1664, 12., gegen welche Jo. Hnr. Heidegger in der Anatome Con-
cilii Trid. polemisirt. Einige Jahre später veröffentlichte er unter
1) Villani p. 52. Melzi 3, 200. Vezzosi 2, 19.
^
326 Paul y. und Venedig.
dem Namen Caesar Aqnilinus ein Scbriftchen De tribas histori-
cis Concilii Trid., Amsterdam 1662, 96 S. 8, worin er Sarpi nnd
Pallavioini tadelt und Scipio Henricus^ also sich selbst vertbeidigt,
verb. 1668^). — Das Schlimmste, was gegen Pallavicini geschrieben
worden, ist eine 1677 verbotene anonyme Schrift des Abb6 Jean
Le Noir, Theologal von Seez: Les nouvelles lumieres politiques
pour le gonvernement de Tiglise, ou Tävangile nouveau du Card.
Pallavicin, r6v61e par lui dans son Hist. du Concile de Trente, b. L
et a., Par. 1676, Col. 1687,* 264 S. 16., u. s., -auch mit dem Titel
Politique et intrigues de la Cour de Rome, äcrit par le Card. F.,
Col. 1696 (Riflessioni sopra la Storia del Concilio di Trento scritta
dal Card. P., Ven. 1767, Uebersetzung von Giov. Bottari, mit
einem Anhang, Melzi 2, 258. 441). Es ist eine sehr geschickt grup-
pirte Zusammenstellung von wörtlichen Auszügen aus der 1. Aus-
gabe der Geschichte ; darunter finden sich z. B. die Sätze : Aristotele
se non si fosse adoperato in distinguere accuratamente i generi
della ragione, noi mancaremmo di molti articoli di fede (p. 15, aus
8, 19); nel cielo mistico della chiesa non si pu6 imaginär conjun-
zione di piü periculosa influeuza che un sinodo generale (p. 58, aus
16, 10). — lieber Scotti s. S. 282.
5. Ferner stehen im Index: Revision du Concile de Trente,
contenant les nuUitez d^iceluy, les griefs des rois et princes chre-
stiens, de Teglise gallicane et autres catholiques, s. 1. et a. (Genf
1600), 837 S. 8., verb. 1619, von Guillaume Ranchin, Prof. der
Rechte zu Montpellier (Marchand s. v.); — Revelatio consiliorum,
quae initio Synodi Trid. inter pontificem caeterosque principes et
Status pontificios contra veros et liberos orbis christ. reges, principes
et ordines sunt inita, in quibus conjnrationis Romanae veritas, astns,
continuatio a concilii illius publicatione in hunc usque diem eviden-
tissime ostenduntur, s. 1. 1620, 4., verb. 1621, in Belgien gedruckt
(Schelh., Am. hist. 2, 418); — - Sommaire des decrets du Concile
de Trente touchant la reformation de la discipline ecol. avec des
observations tiries de Tusage de France, Mons 1679, verb. 1681;
— Lettres anecdotes et m^moires hist. du Nonce Visconti, Cardinal
pr^conis^ et ministre secret de Pie IV. et de ses creatures au Con-
cile de Trente, dont plusieurs intrigues inouies se trouvent dans ces
relations, mises au jour en Italien et en frangais par M. Aymon,
ci-devant Prälat theologal et jurisconsulte gradue k la Cour de
Rome, Amst. 1719, 12., erst 1746 verb. (Schelh. p. 450). Aymon
war in Holland Protestant geworden ; von seinen anderen polemischen
Schriften (Schulte S. 261) ist keine verb. — Dagegen stehen nicht
im Index die Lettres et memoires de Fr. Vargas concemant le Conc.
de Trente, herausg. von Michel Le Vassor, 1699, gegen dessen Vor-
rede sich Bossuet, Oeuvres 42, 251 ereifert, — Notes sur le Con-
cile de Trente touchant les points les plus importants . . . avec une
dissert. sur la reception et lautoritä de ce Concile en France, Col.
1) Mongitore p. 210. Baillet 5, 316.
J
Der eoglische Treueid.
327
17<)6,* 400 8. 8., in Verbindimg mit anderen Juristen publicirt von
EHenne Eassicod, (Baunig. 4, 270. Schulte ö. 620), und andere bei
Schelh. 1. c. verzeichnete Schriften.
43. Der Streit über den englischen Treneid, 1606.
Noch charakteristischer für Paul V. als sein Auftreten gegen
Venedig ist sein Verhalten beztiglich des von Jacob I. nach der
Entdeckung der Pulververschwörung durch eine Verordnung
vom 5. Juli 1606 flir die englischen Katholiken vorgeschriebenen
Treueides. Der Papst verbot die Ablegung dieses Eides, weil
darin die Lehre, dass der Papst das Recht habe, Fürsten ab-
zusetzen und ihre ünterthanen von der Pflicht des Gehorsams
gegen sie zu entbinden, als gottlos und ketzerisch bezeichnet
wurde. Die von Jacob I. und in seinem Auftrage herausge-
gebenen Vertheidigungen des Eides gegen die päpstliche Ver-
dammung und deren Rechtfertigung durch Card. Bellarmin
wurden 1609 von der Inquisition verboten. Auch die Streit-
schriften der katholischen Engländer William und John Barclay
and Thomas Preston (Roger Wlddrington) gegen Bellarmin und
eine Reihe von anderen mit diesem Streite zusammenhangenden
Schriften kamen in den Index. — Der Treueid wurde auch von
Urban VIII. 1626, und selbst in einer vorsichtigem Fassung von
Innocenz X. und Alexander VII. für unzulässig erklärt und
eine Reibe von Schriften, namentlich von Peter Walsh (Valesius)
verboten. Gegen Ende des 18. Jahrhunderts wurde ein solcher
Eid von sechs theologischen Facultäten und von den englischen
apostolischen Vicaren flir zulässig erklärt, und Rom schwieg
dazu.
1. Nach der Entdeckung der Pulverversohwörung v^urde der Pro-
vincial der Jesuiten, Henry Garnett, als angeblicher Mitschuldiger
hingerichtet Von der 1606 veröffentlichten amtlichen Relation über
seinen Process, die eine Reihe von Streitschriften hervorrieft), er-
schien eine lat. Uebersetzung : Actio in Henricum Garnetum S. J.
et ceteros, qui proditione longe immanissima . . . Regem et regni
l) Clement 8, löl. Schelhorn, Erg. 2, 229. Pattison, Casaubonus
p. 351. 438.
328 Der englische Treueid.
Angliae ordines pulvere fulminali e medio tollere conjurarunt: una
cum orationibus delegatorum. Adjectum est supplicium de H. Gar-
neto Londini sumptum. Omnia ex anglico a G. Camdeno latine versa,
Lond. 1607, 4. Diese wurde 1609 verb. (noch jetzt ohne Camdens
Namen im Index).
In dem Treueide (oath of allegiance, nicht zu verwechseln mit
dem oath of supremacy, der von den Katholiken nicht verlangt
wurde) sollten die Katholiken anerkennen, dass Jacob rechtmässiger
König von England sei, dass der Papst keine Gewalt habe, ihn ab-
zusetzen oder einen auswärtigen Fürsten zu einem kriegerischen
Unternehmen gegen ihn zu ermächtigen oder seine ünterthanen von
dem Gehorsam gegen ihn zu entbinden, und schwören, dass sie un-
geachtet eines etwaigen Excommunications- oder Absetzungsdecretes
dem Könige gehorsam bleiben wollten und dass sie die verdamm-
liche Lehre, die vom Papste excommunicirten oder abgesetzten Für-
sten könnten von ihren Ünterthanen oder irgend jemand anders ver-
trieben oder getödtet werden, als gottlos und ketzerisch von Herzen
verabscheuten; schliesslich sollten sie erklären, dass sie glaubten,
weder der Papst noch sonst jemand könne sie von diesem Eide ent-
binden. (Der Eid wird lateinisch in dem Breve von 1606 mitge-
theilt, englisch bei Dodd-Tierney 4, App. 117). In dem ursprüng-
lichen Entwürfe war dem Papste überhaupt das Recht abgesprochen,
Könige zu excommuniciren ; „so weit aber wollte Jacob in seinem
alles abwägendem Sinne nicht gehen*' (Eanke, Engl. Gesch. WW.
15, 53. Dodd-Tierney 4, 72). Die Vertheidiger der Curie erklärten
den Eid für unzulässig, weil darin die dem Papste in der von dem
5. Lateranconcil bestätigten Bulle Unam Sanctam vindicirte Gewalt
bestritten werde. Bossuet (Defensio 4, 23, Oeuvres 32, 100) er-
klärt es für zulässig, die Ansicht, dass der Papst die Gewalt habe,
Fürsten abzusetzen, zu bestreiten (uti nos Franci fecimus), aber für
temerär, dass ein Katholik privata auctoritate diese Ansicht für
gottlos und ketzerisch erkläre. 48 Doctoren der Sorbonne erklärten
den Eid einfach für zulässig. — Paul V. erklärte in dem Breve an
die englischen Katholiken vom 22. Sep. 1606: sie könnten nicht
ohne die evidenteste und schwerste Verletzung der göttlichen Ehre
und nicht ohne Gefährdung des katholischen Glaubens und ihres
Seelenheiles einen Eid ablegen, der vieles enthalte, was dem Glau-
ben und dem Seelenheile augenscheinlich widerspreche. In einem
zweiten Breve vom 23. Sept. 1607 sagt er: da manche behaupteten,
das erste Breve sei nicht ein Ausdruck seines eigenen Willens,
sondern mit Rücksicht auf andere und auf Betreiben anderer erlassen,
so erkläre er, dass er dasselbe nicht nur motu proprio et ex certa
scientia, sondern auch nach reiflicher Ueberlegung erlassen (Arg. III b
172). Mehrere englische Katholiken, u. a. acht in Kewgate gefangene
Priester baten vergebens Paul V., die Ausdrücke anzugeben, wegen
deren der Eid unzulässig sei. Dem Jesuiten Thomas Garnett, einem
Neffen Henry Garnetts, wurde die Freilassung angeboten, wenn er
den Eid ablege; er weigerte sich und wurde 23. Juni 1608 hinge-
Jacob I.
829
richtet Der Erzpriester Georg Black well leistete 1607 den Eid
and empfahl den Geistlichen, denselben nicht zu verweigern. Da er
trotx der Vorstellungen Bellarmins und Parsons' und des zweiten
Breves bei seiner Ansieht verharrte, wurde er 1. Febr. 1608 abge-
setzt; er starb, ohne zu widerrufen, 25. Jan. 1612 (Dodd-T. 4, 75.
App. 148. 205).
Jacob I. schrieb 1607 eine Apologie des Eides, von der 1608
eine lateinische Uebersetzung (von Sir Henry Savile) erschien: Tri-
plici nodo triplex cuneus s. Apologia pro juramento fidelitatis ad-
TcrsQs brevia P: Pauli Y. et recentes litteras Card. Bellarmini ad
G. Blackwelluni, Angliae archipresbyterum, Lond. 1608, 8. (die
zwei Breven und der Brief Bellarmins vom 28. Sept. 1607 sind der
^dreifache Knote**). Im April 1609 erschien eine zweite Auflage
anter dem Namen des königlichen Verfassers mit einem Preamble
(Premonition) to all Christian Monarchs, Free Princes and States,
in demselben Jahre lateinisch: Apologia pro juramento fidelitatis,
primnm quidem di'Cüvviuogy nunc vero ab ipso auctore . . . Jacobo . .
Rege F[idei] D[efensore] denuo edita. Cni praemissa est Praefatio
nonitoria Caesari Bodolpho II. ceterisque . . . monarchis, rebus-
publicis et ordinibus inscripta eodem auctore, Lond. 1609. Als offi-
cieller Tertheidiger der Curie trat Card. Bellarmin auf, zunächst
anter dem Namen seines Kaplans: Responsio Matthaei Torti, Pres-
bytcri et Theologi Papiensis, ad librum inscriptum : Triplici etc.,
Köln 1608, Rom 1609, dann nach dem Erscheinen der 2. Auflage
der Schrift Jacobs auch mit seinem Namen in der Apologia Roberti
S. R, E. Card. Bellarmini pro responsione sna ad librum Jacobi,
Ifagnae Britanniae Regis, cnjus titnlus est: Tripl. nodo tripl. cunens,
in qua apologia refellitur praefatio monitoria Regis ejusdem. Acces-
sit seorsim eadem ipsa responsio, quae sub nomine Matthaei Torti
anno superiore prodierat, Köln 1610, 306 und 157 S. 8^).
Im Auftrafie Pauls V. verbot der Mag. S. P. 23. Juli 1609
(Alex. No. 8) die (zweite Ausgabe der) Apologia des Königs bei
Strafe der reservirten Excommunicatio latae sent. Im Auftrage der
Inqnisitioii verbot der Mag. S. P. 9. Nov. 1609 (nochmals 30. Jan.
1610, Alex. No. 10. 11) Tortura Torti sive ad Matthaei Torti li-
1) Bellarmin sagt Reep. p. 1, §3: Inter omnes convenit, posse Ponti-
ficem Max. haereticos principes jure deponere et subditos eorum ab obe-
dientia liberare. Cum hac enim conditione reges terrae adEcclesium ad-
mitt^ntur, ut sceptra sua Christo subjiciant et fidem ac religionem non
erertere, sfcd protegere, defendere, non oppugnare debeant. Quod si no-
)int, jus est illi, qui toti Ecclesiac vice Christi praeest, eos a communione
^eliam segregare subditisque interdiccre, ne illis pareaut. § 6 sagt er
mit Rücksicht darauf, dass Jacob ihm vorgeworfen, er verwechsele den
Treueid niit dem Suprematseid: der Unterschied zwischen beiden sei nur
der, dass in diesem der Primat mit ausdrücklichen Worten, in jenem
verbi» obscurioribus et per ambages circumlocutionum ad decipiendos in-
eaatos verworfen werde. In der Apologia sagt er u. a. c. 3: Haeresis et
apostasia privat hacreticos et apostatas multisboniR, quae sunt communia
Bdelibus, sed nou privat Pontificem auctoritate, quam in eoa habet.
330 Der eDglische Treueid.
brum responsio, qui nuper editus contra Apologiam Serenissimi . . .
Jacobi . . . auctore E. Cicestriensi, Lund. 1609 (von Lancelot An-
drewes, Bischof von Chichester; seit Ben. unter Andrewes im In-
dex). Es wurden nun auch einige andere Schriften Jacobs I. ver-
boten: Jacobi I. . . . Hegis F. D. BaaUiKOv Jüqov s. regia insti-
tutio ad Henricum principem primogenitum filium suum etc., Hanoviae
1604, verb. 1609, — Meditatio in orationem dominicam, verb.
1619, — Meditatio in cap. 27, evang. Matthaei v. 27. 28. 29., sive
hypotyposis inaugurationis regiae, verb. 1621. — In dem Decrete
von 1609 wurde auch eine schon 30 Jahre vorher erschienene Schrift
verb.: Yindiciae contra tyrannos sive de principis in populum po-
pulique in principem legitima potestate Stephane Junio Bruto Celta
auctore, Edimburgi (Basel?) 1579, eine Yertheidigung des Rechtes
des Volkes, einen tyrannischen Fürsten abzusetzen (§. 44), nach
der gewöhnlichen Ansicht von Hubert Languet, wahrscheinlich aber
von Du Plessis-Mornay verfasst und von Yilliers herausgegeben.
Der in demselben Jahre verbotene Tractatus de jure magistratuam
in subditos et officio subditorum erga magistratus, e gallico in lat.
conversus, Magdeb. 1604, ist ohne Zweifel die fast allen lat. Aus-
gaben des Buches von Junius Brutus beigefügte Schrift, welche zu-
erst von den Magdeburger Lutheranern 1550 deutsch herausgegeben
und 1570 — 80 in Frankreich wiederholt lateinisch und französisch
gedruckt wurde ^).
Gleich nach dem Verbote der Apologie Jacobs I. forderte der
Papst in Breven und durch die Nuncien die katholischen Fürsten
(auch die kath. Cantone der Schweiz) auf, die ihnen von dem Könige
übersandten Exemplare des Buches, weil es gegen den Glauben und
von dem h. Officium verboten sei, nicht anzunehmen und das Buch
auch ihrerseits zu verbieten. Der Madrider Nuncius wurde beauf-
tragt, den General-Inquisitor aufzufordern, das Nöthige zu veran-
lassen. Der Pariser Nuncius Ubaldini berichtete im Sept. 1609:
der Minister Villeroy habe ihm gesagt, der König sei ungehalten
darüber, dass der Papst dem Gesandten de Breves gegenüber die
Ansicht, der Papst habe nicht das Hecht, Fürsten abzusetzen, eine
Ansicht, die auch die französischen Theologen hegten, als ketzerisch
bezeichnet habe; er habe geantwortet, jenes Recht werde von den
allgemeinen Üoncilien und den anderen Theologen anerkannt und
vor 1000 Jahren habe der apostolische Stuhl Chilperich die Krone
genommen und sie Pipin gegeben, der französische König habe also
vor allen die Pflicht, dieses Eecht anzuerkennen; „so schlössen wir
lachend unser Gespräch/' Ubaldini wurde in diesen Jahren wieder-
holt instruirt, den König zu strengeren Massregeln gegen schlechte
1) Bist. Taschenb. 1876, 304. Polenz, Gesch. des Calv. 3. 87. 287.
420. Bayle 4, 569. De jure mag. . . . erga magistratus, contra lib. cujusd.
Calviniani . . . auth. j. B. Ficklero, Ingoist. 1578, ist eine katholisirte
Ausgabe der Magdeburger Schrift, in welcher der Widerstand der ünter-
thanen auf den Fall beschränkt wird, wo die Obrigkeit gegen die Ord-
nung der Kirche Gesetze gibt.
W. und J. Barclay. 3S1
Bicher aufzufordern; im Sept. 1609 berichtet er, der englische Ge-
sandte habe eine franzöRieche Uebersetzung der Apologie drucken
lassen; er habe Sbirri zu den Druckern und Buchhändlern geschickt,
sie hätten aber nichts gefunden. Auch Ubaldini's Nachfolger Benti-
Toglio wurde 1616 instruirt, die wiederholten Aufforderungen des
Papstes zur Einschränkung der Pressfreiheit in Erinnerung zu bringeUi
and angewiesen, sich mit einigen Buchhändlern in Verbindung zu
aetzen, dass sie ihn auf neue Bücher gegen den Glauben und den
L Stuhl aafmerksam machten, deren Confiscation er dann bei dem
Kanzler zu beantragen habe (Laemmer, Mel. Eom. Mant. p. 256).
Heinrieh lY. versprach wirklich anfangs, die Apologie zu verbieten,
bob jedoch das Verbot bald wieder auf, beschloss dann aber auf
Andringen des Kuncins, auf das Buch antworten zu lassen. Die
Jesüilen Fronton le Duc und Coton entzogen sich dem Auftrage,
die Entgegnung zu schreiben; sie wurde von dem Dominicaner Nie.
Goeffeteau geschrieben, fiel aber ziemlich zahm aus^). — Der Eng-
lander John Mole, der mit Lord Boss in Italien war, wurde, weil
er in Florenz die Apologie einem Bekannten gegeben, verhaftet und
itarb nach dreissigj ähriger Haft im Gefängniss der Inquisition zu
ßom«).
2. William Barclay, ein katholischer Schotte, ein Neffe des
Jesniten Edmund Hay, hatte unter Cujas zu Bonrges Jura studirt,
wnrde durch Hay's Protection Professor in Pont k Mousson, ging
aber nach dem Tode der Königin Elisabeth, da er von dem Sohne
der Maria Stuart eine Besserung der Lage der Katholiken erwar-
tete, nach England. Jacob I. bot ihm eine Stelle in seinem Eathe
an, wenn er Anglicaner werden wolle. Er kehrte 1604 nach Frank-
reich zurück, wurde Professor in Angers, starb aber schon 1605.
1600 hatte er mit einer Widmung an Heinrich IV. veröffentlicht
De regno et regali potestate adv. Buchananum, Brutum, Bucherium
et reliqaos monarchomachos. Aus seinem Nachlasse gab sein Sohn
John heraus: De potestate Papae, an et quatenns in reges et prin-
cipes saeculares jus et Imperium habeat, Guil. Barclaii JC. Über
posthumus, Mussiponte 1609 (abgedr. bei Goldast, Monarchia 3, 621).
Barclay hatte schon 1 595 mit Rücksicht auf Bellarmins Controversen
(1 S. 508) ein Buch über dieses Thema mit einer Widmung an
Clemens VIII. geschrieben, das Manuscript aber von dem Drucker
zurückgefordert und später umgearbeitet. Er bekämpft die potestas
directa und indirecta des Papstes in weltlichen Dingen. — Ubaldini
schrieb im Sept. 1609 an Card. Borghese: das Buch von Barclay,
der im Rufe eines guten Katholiken gestorben (Borghese bezeichnet
ihn gleichwohl in einem Briefe vom 25. Dec. 1610 als heretico in-
glese), werde auch von den angesehensten Sorbonnisten sehr gelobt
Q&d von drei der gelehrtesten, frommsten und ältesten unter ihnen
als das nützlichste Buch über diesen Gegenstand bezeichnet; auch
1) Perrens 1, 334. Prat 3, 148. Hist, Zts. 1874, 99.
2) R. Gibbings, Were Heretics ever bumed alive at Rome? p. 44.
932 Der englische Treueid.
Card, du Perron solle gesagt haben: es ist ein gutes und nützliclies
Buch, in Koni wird man es freilich nicht als ein solches ansehen
(Laemmer, Melet. p. 294). Es wurde in dem schon erwähnten
Decrete vom 9. Nov. 1609 verb. und Bellarmin schrieb dagegen
Tractatus de potestate Summi Pont, in rebus temporalibus adv.
Guil. Barclaium, Eom 1610 1). Ubaldini schrieb 11. Oct. 1610 an
Card. Borghese: er könne Bellarmins Buch in Paris nicht nacli-
drucken lassen ; man möge es in Avignon oder in Flandern drucken
lassen und ihm 100 Exemplare zur gelegentlichen Vertheilung"
schicken. Borghese schrieb ihm 7. Dec. 1610: er möge wenigstens
die Veröffentlichung eines Buches verhindern, welches man dem
Vernehmen nach in Paris gegen Bellarmin herausgeben wolle, und
dem Könige, Kanzler u. s. w. begreiflich machen, dass Bellarmins
Buch keine neue, sondern die von den kath. Theologen immer fest-
gehaltene Lehre enthalte (Laemmer S. 293). Die Entgegnung er-
schien aber doch in Paris: Joannis Barclaii pietas sive publicae pro
regibus ac principibus, privatae pro Guil. Barclaio parente vindi-
ciae adv. Card. Bellarmini Tract. de pot. . ., Paris 1612, verb.
1613 (abgedr. bei Goldast, üionarchia 3, 847).
Als Entgegnung auf diese Schrift erschien, wahrscheinlich im
Auftrage Bellarmins Andreae Eudaemon- Joannis Cydonii S. J. Epi-
stola monitoria ad Jo. Barclaium de libro ab eo pro patre suo con-
tra Kob. Bellarminum, scripto, Köln 1613. Darin wird Barclay
nicht nur der Ketzerei beschuldigt, sondern auch behauptet, er sei
in England, — er war eine Zeit lang Secretär Jacobs L, — Pro-
testant geworden. Barclay erklärte das für unwahr und reiste über
Paris nach Rom, wo er 1617 eine Paraenesis ad sectarios herausgab.
Er wurde von Paul V. und Gregor XV. protegirt; der Cardinal
Barberini (später Urban VIIL) wurde Pathe seines Sohnes; er starb
1621 (Jani Erythraei Pinacoth. 3, 17). Er war als eleganter La-
teiner und Satiriker berühmt; seine 1621 erschienene Argenis wurde
in mehrere Sprachen übersetzt. Sein Euphormionis Lusinini Saty-
ricon (Paris 1608; der 1. Theil schon 1603 gedruckt mit einer
Widmung an Jacob L) wurde in Paris auf Betreiben des Nuncins
wegen einiger Stellen' über den Papst confiscirt (L'Estoile in der
Collection de Mem. von Michaud 15, 448) und 1609 verb. (Er
schrieb 1610 eine Apologia Euphormionis, die später als 3. Buch
1) Bellarmiu sagt in dieser Schrift u. a.: Wenn der Papst ki*aft
seiner geistlichen Gewalt Fürsten cxcommuniciren kann, so kann er kraft
derselben auch, falls es das BedUrfniss der Kirche erheischt, Volker voa
dem Eide der Treue entbinden und bei Strafe der Excommunication die-
selben auffordern, dem excomniunicirten Könige nicht zu gehorchen und
sich einen andern König zu wählen . . . Barclay fragt, warum denn die
Kirche den ketzerischen Kaisei* Constantius und Julian den Abtrünnigen
nicht abgesetzt habe. Diese Kaiser waren sehr mächtig und standen an
der Spitze vieler Lefjionen, gegen welche die unbewaffnete Menge der
Gläubigen nichts vermocht hätte, zumal es keinen christlichen Fürsten ga)>,
der sie hätte bewaffnen und gegen jene Kaiser führen können und wollen.
R. Widdrington. 383
<ks Satyricon gezählt wurde; Bayle s. y.). Bei Sot. p. 698 wird da»
Sit expnrgirt. — Eine andere Vertheidigung Barclay 's, De pote-
state papae in rebus temporalibuB . . . adv. Bellarminum II. 2, in
qüibiiB respondetnr anthoribuR . . . contra Gnil. Barclainm allatis . . .
qvibnB morte praeventus non respondit Gnil. Barclaius, auctore Jo.
[fiuckridge] Episc. Roffensi, London 1614, 4., steht, wie manche
aadere, anch lateinische Schriften über den Treueid von Engländern
(Baeker 1, 71), nicht im Index.
3. Unter dem Namen Roger Widdrington schrieb der
fienedictiner Thomas Preston (Dodd 3, 420) zunächst: Apologia
Card. Bellarmini pro jure principum adv. suas ipsius rationes pro
aaetoritate papali principes saeculares in or^ne ad bonum spirituale
deponendi, auct. Rngero Widdrington, catholico anglo, CosmopoH
1611 (abgedr. bei Goldast 3, 721), dann: Disputatio theologica de
juramento fidelitatis S. P. Paulo P. V. dedicata, qua potissimum
onnia argumenta, quae a Card. Bellarmino, J. Gretsero, L. Lessio,
Martino Becano aliisque nonnullis contra recens fidelitatis juramen-
tnm ex decreto Regis et Parliamenti in Anglia stabilitum facta sunt,
examinantur, Albianopoli 1013 (erschien in demselben Jahre auch
engligch). Die erste Schrift wurde 10. Mai 1613 mit anderen
Btehem verboten; 16. März 1614 erschien aber ein specielles Beeret
der Index-Congr. (Alex. No. 13), worin beide Bücher quovis idio-
mate mit dem Zusätze verboten werden: nisi auctor, qui catholicum
se profitetnr, quamprimum se purgaverit, censuris ac aliis poenis
eeclesiaBticis intelligat se omnino coercendum. Von den anderen
nnter Widdringtons Namen erschienenen Schriften wurde nur noch
(1616) verboten: Rngeri Widdrington, catholici angli, ad S. I>.
Panlnm Y. P. M. humillima supplicatio, cui adjungitur appendix
[gegen Schulkenius], Albianopoli 1616. In dieser Schrift hebt er
1. a. hervor, dass Bellarmin ein einflussreiches Mitglied der Index-
Oongregation, also ihm gegenüber Ankläger, Zeuge und Richter in
Einer Person sei^). Vielleicht hängt mit dem Verbote seiner Schriften
1) Die Rom. Indexcougr., München 1863, S. 31. — Gegen Widdring-
tons erste Schrift erschienen: Adolphi Schulkenii Geldr., S. Th. apnd
Gbtos Dr. et Prof. (d. i. Bellarmin), Apologia pro Rob. Bellarmino Card.,
Köln 1613, und Joris poutificii sanctuarium defensum contra R. Widdr.
auctore Eduardo Weston, 1613. — Lateinisch schrieb er noch: R. Wid-
drington Responsio apologetica ad libellum cujusd. Doctoris Theol., qui
ejus pro jore principum Apologiam tanquam fidei cath. repugnantem falso
erimioatur, in cujus praefationo quaedam dicuntnr de novo fidei articulo
m?eato a Leon. Lessio S. J. Theol. in suo Disputatione apolog. pro pot.
^. Pontificis, Paris 1618, — Exemplar decreti in quo duo libri R. W. dam-
naniur, et purgatio ejus, Albianop. 1614, — Appendix ad Disputationem
tbeol. de jor. Sd., in qua omnia argumenta, quae a Fr. Suarez pro pot.
ptpali allata sunt, examinantur, 1616 (Werner, Fr. Suarez 1, 42), — eng-
Hsch: A theological Disputation concerning the oath of allegiance. By R.
W., translated out of latin in english by the Author. who has added an
Appendix, 1613,* — A clear, sincere and modest confutation of the Reply
of T(liomas) F(itzherbert, S. J.). By R. W., 1616* (beigeb. mit besonderer
334 Der englische Treueid.
zneammen: Thomae Prestoni et Thomae Greenaei Anglornm
Appellatio a GardinalibuR ad Indicem depntatis ad ipsummet Snmmura
Pontificem, verb. 16. März 1621.
lieber die beiden ersten Bücher von Widdrington gab Sarpi
24. April 1614 ein Gutachten ab, als es sich darum handelte, ob
das Römische Verbot in Venedig anerkannt werden solle (I, S. 547 ;
abgedr. bei Cecchetti, Rep. di Ven. 2, 236). Er sagt darin: Da«
erste Bach ist nur eine Streitschrift gegen Bellarmin, der neuerlich
zu beweisen versucht hat, es sei ein Glaubensartikel, dass die Fürsten
dem Papste in weltlichen Dingen unterworfen seien und dass er sie
absetzen könne. Wer ,das Buch, welches drei Jahre verbreitet
worden, ohne verboten zu werden, unbefangen liest, wird es nicht
nur für katholisch, sondern auch für zeitgemSss halten. £& ist
nützlich, ja nothwendig, dass solche Bücher von allen gelesen werden,
um die verderbliche Meinung von der weltlichen Auctorität des
Papstes über die anderen Fürsten auszurotten, welche die Ursache
eines unversöhnlichen Misstrauens zwischen der kirchlichen und der
weltlichen Ordnung ist und Unzufriedenen zum Verwände dient,
unter dem Vorgeben der Religion gegen die Fürsten zu machiniren
und zu rebelliren. Das zweite Buch enthält theils die Lehren des
h. Thomas, theils die Gersons. . . . Der Antrag des Nuncius, die
beiden Bücher zu verbieten, ist nach ' dem Concordate von 1596
nicht zu bewilligen. Sarpi räth schliesslich, den Nuncius hinzu-
halten. Das Verbot wurde in Venedig nicht publicirt. Auch im
span. Index steht Widdrington nicht, im Liss. 1624 aber: R. Wid-
drington cath. Angli, sive verum sive fictum sit nomen, omnia
Opera prohibentur nominatim.
4. Ausser den genannten Büchern über diese Controverse
(vgl. S. 120) wurden noch folgende verboten: Dens et rex s. dia-
logus, quo demonstratur, Sereniss. Jacobum in regnis suis justissime
sibi vindicare, quidquid in juramento fidelitatis requiritur, Lond. 1615,
verb. 1617; — Xenium ad catholicos anglos s. brevis et dilucida
explicatio novi jur. fid., auth. E. J. [sie] theologo, ut anglocatholi-
corum conscientiae plenius instruantur et tranquillentnr circa jur.
fid., lateinische Uebersetzung (des Titels) von Widdringtons New
Yeares Gift for English Catholics by E. T. With the license of the
superiors, 1620, 8., verb. 1621; — Scutum regium adv. omnes re-
gicidas et regicidarum patronos ab initio mundi usque ad interitum
Phocae ... 11. 3, auth. Georgio Hakewill Oxon., 1613 (anglican.
Theologe; Wood, Ath. Oxon. 3, 255), verb. 1622; — Guil. Barr et
(Jurist) Jus regis s. de absolute et independenti saecularium prin-
cipum dominio et obsequio, Bas. 1612, verb. 1624; — In Gre-
orgium Blacvellum Angliae archipresbyterum a Clemente P. VIII.
designatum Quaestio bipartita [cujus actio prior jusjurandum de
fidelitate, altera jurisjurandi assertionem contra Bellarminum con-
Paginirung: An adjoinder to the 1. and 2. Part), — Last rejoinder to Fitz-
herbert's Ueply, 1619.
Hakewill, Barret, Marbais n. a.
335
tinet, Lond. 1609), erat 1624 verb., Bericht über Black wells Ver-
löre durch eine von dem König ernannte Commisflion (abgedr. bei
Goldast 3, 565, englisch schon 1607 gedruckt; Butler 2, 204. Wood,
Atk. Oxon. 2, 122); — G-eorgii Donnami (Downham) Papa Anti-
ekristas s. Diatriba duabus partibns, qnarnm prior sex libris vin-
dieat Jacobi Kegis sententiam de Antichristo, posterior refntat L.
Lessii 16 demonstrationes Regis praefationi monitoriae oppositas (in
der Scbrift De Antichristo ejnsqne praecnrsoribus, Antw. 1611),
Lond. 1620, erst 1677 verb.; — A seasonable Disconrse shewtng
bow that the oaths.of allegiance and snpremacy contain nothing
wkieh any good Christian onght to boggle at. By W. B., von
der Inq. Fcr. IV. 27. Spt. 1679 verb. — Wahrscheinlich hängt mit
dieser Controverse auch zusammen: SuppHcation et requ^te k Tem-
pereur, aux roys, princes, estats, republiques et magistrats chretiens
i«r les causes d'assembler un concile g^n^ral contre Faul V., dres-
sec par Nie. de Marbais, Leyden 1613, verb. 1617. Wenigstens
erschien 1613 zu London: Supplicatio ad imperatorem, reges et
principes super causis generalis concilii convocandi contra PaulumV.
Qinbiis adjicitur annotatio de iis, quae Becanns Jesuita in editione
ejusd. Controversiae anglicanae recognovit et Rom. Pontifici dicata
expunzit (Backer I, 60; im span. Index wird Homo novus als
Name des Verfassers angegeben). Paul V. wird des Nepotismus,
der ünsittlichkeit, Vernachlässigung der Kirchenzucht, Nichtbe-
Btrafan^ unzüchtiger Cardinäle und Bischöfe beschuldigt. Ein Aus-
zug in der Hist. des Papes (von Fr. Bruys), Haag 1732, 5, 170
(Brower-Rambach 10, 357. Nachr. v. der Stoll. Bibl. 1, 315).
5. Die Frage wegen ^des Treueides kam im J. 1647 wieder
zur Verhandlung. Auf den Antrag des Lord Fairfax beschloss das
Parlament, den englischen Katholiken Duldung zu gewähren, wenn
sie eine Erklärung unterschrieben des Inhalts: sie glaubten nicht,
1. dass der Papst oder die Kirche die Gewalt habe, jemand von der
Pflicht des Gehorsams gegen die in England bestehende Regierung
zu entbinden, 2. dass es an sich oder auf Grund einer Dispensation
des Papstes erlaubt sei, ein einem Haeretiker gegebenes Versprechen
nicht SU halten, 3. dass es durch eine Dispensation oder einen Be-
fehl des Papstes oder der Kirche erlaubt werden könne, irgend
jemand darum zu tödten oder in irgend einer Weise anzugreifen,
weil er wegen Irrthums oder Haeresie angeklagt, verdammt, cen-
surirt oder excommunicirt sei. Diese Erklärung wurde von einigen
Geistlichen und 59 Gentlemen unterschrieben, von Innocenz X. aber
die Unterzeichnung unter Androhung der Excommunication ver-
boten ^).
Giambattista Rinuccini, der während des irischen Aufstandes
1) Ch. Butler, Historical Memoire of the English, Irish and Scottish
Catholics, Lond. 1822, 2, 413. DöUinger, Lectures on the Reunion of the
Chnrches, tranal. by H. Oxenham, 1872, p. 118- Zum folgenden vgl. G.
Aiazzi, Nunziatara in Irlanda di M. G. B. Rinuccini, Arciv. di Fermo
1645—49, Florenz 1844 (Edinb. Rev. 151, 487).
336 Der englische Treueid.
1645—49 als Nnncius in Irland war, protestirte 1648 gegen einen
damals abgeschlossenen Waffenstillstand, excommunicirte alle, welche
dazu mitgewirkt oder ihm zugestimmt, und legte das Interdict auf
die Städte, wo er anerkannt werde. Vierzehn Bischöfe nnd viele
Ordensgeistliche, auch die Jesuiten erklärten die Censuren für null
und nichtig und appellirten an den Papst. Einige seiner Haupt-
gegner, namentlich den Franci scaner Peter Walsh (Valesius), bean-
tragte Rinuccini 1 649 nach Rom vor die Inquisition oder ein anderes
Tribunal zu citiren^). Eine Schrift, die Richard Belling, der in
dem Aufstande eine Rolle spielte und als Abgesandter der Auf-
ständischen Innocenz X. um Hülfe gebeten hatte, unter dem Namen
Ireuaeus Philopator veröffentlichte, Vindiciarum Catholicornm Hi-
berniae ad Alitophilum 11. 2, Paris 1650, wurde 1654 verb.
1660 wurde Walsh von den irischen Bischöfen und Ordens-
oberen nach London geschickt, um Carl II. zu seiner Restauration
zu beglückwünschen und freie Religionsübung für die irischen Ka-
tholiken zu erwirken. Auf sein Betreiben wurde Ende 1661 «ine
Hunible Remonstrance of the Roman Catholic Clergy of Ireland von
dem Bischof von Dromore und 24 Geistlichen, die in London waren,
und von 121 Gentlemen unterzeichnet und dem Könige überreicht.
Die Unterzeichner erklären: sie würden ungeachtet irgendwelcher
Erklärung des Papstes dem Könige ihre Unterthanentrene bewahreli
und räumten niemand, auch nicht dem Papste das Recht ein, sie
von dieser zu entbinden ; jeder Fürst, welcher Religion er auch an-
gehören möge, sei ein Statthalter Gottes auf Erden und könne gemäss
den Gesetzen des Staates Gehorsam in allen bürgerlichen Sachen
beanspruchen; die Behauptung, irgend ein Einzelner dürfe den
Fürsten wegen Religionsverschiedenheit tödten, sei gottlos und dem
Worte Gottes zuwider (Butler 3, 419. Auch englische Katholiken
unterzeichneten 1660 Erklärungen gegen die directe oder indirecte
Gewalt des Papstes in weltlichen Dingen; Butler 2, 23). Die Re-
monstranz wurde aber von einigen irischen Bischöfen missbilli^,
von der Löwener theol. Facultät censurirt und 21. Juli 1662 von
dem Nuncius Hieron. de Yecchiis zu Brüssel als den Erklärungen
Pauls V. und Innocenz' X. widersprechend verworfen, 8. Juli 1662
auch von dem Cardinal Barberini im Namen der Propaganda.
Walsh, Redmond Caron und andere Franciscaner, welche sie unter-
zeichnet, wurden von ihrem General nach Rom citirt; jene beiden
leisteten aber keine Folge unter dem Vorgeben, der König habe
ihnen die Erlaubniss zur Reise verweigert. Auf einer Versammlung
von 53 Bischöfen und Geistlichen zu Dublin im J. 1666 wurde
nicht, wie Walsh beantragte, die Remonstranz gutgeheissen, aber
eine Erklärung, welche sich an die ersten drei der sechs Artikel
der Sorbonne vom J. 1663 (§ 58) anschloss: der Papst habe in
weltlichen Dingen keine Autorität über den König; dieser sei nur
von Gott abhängig; niemand könne von der Pflicht des Gehorsams
1) Butler 2, 396. 403. 446. Aiazzi p. 315. 324. 377. 424.
P. Walsh. R. Garon.
8d7
ge^en den König entbinden. Die £rklftning wurde aber von dem
Fieekönig Herzog von Ormond nicht als genügend anerkannt. Diese
Yeraamminng verdammte auch auf Walsbs Antrag eine Dispntatio
ipologetica de jure regni Hibemiae pro catbolicis Hibemis adv.
hiereticos Anglos, die 1H47 angeblich zu Frankfurt superiorum per*
■iisn, wahrscheinlich in Portugal gedruckt war und einen dort an-
fliasigen irischen Jesniten Const. O'Mahony zum Verfasser hatte:
ae behauptet, der König von England habe, weil er ein Ketzer
j^eworden und die von Hadrian lY. gesetzten Bedingungen nicht
gehalten, jedes Becht auf Irland verloren, und fordert die Iren auf,
dDen einheimischen König zu wählen (Aiazzi p. 256). Auch eine
1658 erschienene ähnliche Schrift des Capuciners Bichard Ferral
vnrde verdammt (Butler 3, 427).
Walsh veröffentlichte 1674 The historj and vindication of the
Loyal Formularj or Irish Remonstrance, so graoiously received by
His Majesty anno 1661, against all calumnies and censures. In seve-
lal Treatises, with a true account and füll discussion of the delusory
Irish Remonstrance and other papers framed and insisted on by
the National Congregation at Dublin a. 1666 and presented to His
Majesty^s then Lord Lieutenant of that Kingdom, the Duke of Or-
Bond, bot rejected by his Grace etc., The Author Peter Walsh of
tke Order of St. Francis . . . printed a. 1674,* c. 1000 S. Fol.^);
■ein Frennd Garon hatte schon 1665 herausgegeben Remonstrantia
Hibernomm contra Lovanienses ultramoutanasque censuras de in-
eommutabili regum imperio subditorumque fidelitate et obedientia in-
ditpenaabili ex ss. scripturis, patribus, theologis etc. vindicata. Cum
diplici Appendice, una de libertatibus gallicanis, altera contra in-
fidübilitatem Fontificis Rom. Authore R. P. F. R. Caron, Theologo
emerito (abgedr. in Traitez des droits et lib. de TEgl. gall., 1731,
II, 2). Beide Schriften stehen nicht im Index, obschon die latei-
niBche eine der bemerkenswerthesten Bekämpfungen der Römischen
Anschaaungen ist. Dagegen wurde 1690 verboten: Causa Yale-
siana, epistolis temis praelibata: in antecessum fusioris Apologiae.
1) P. 524 ist ein Brief des bekannten Dr. Sorb. H. Holden vom 2.
Apr. 1648 abgedruckt, worin es heisst: Die Decrete der Rom. Congregationeu
«erden in Frankreich nicht anerkannt. Selbst diejenigen, welche vor
Seiner Heiligkeit den pflichtschuldigsten Respect haben, Welt- und Ordens-
geistliche, sprechen es offen aus, die "Cabalen und Interessen der Römischen
Corie seien jetzt so allgemein bekannt, dass man von den Decreten ihrer
Congregationen ausserhalb des Kirchenstaates kaum Notiz nehme . . .
Jeder, der in Rom Geschäfte besorgt hat, kann Ihnen sagen, dass diese
Congregations-Decrete in der Regel von einigen Cardin älen und Prälaten
gemacht werden, die, um bescheiden zu reden, nicht viel davon wissen,
ueh welchen Gründen und Principien die abstrusen dogmatischen Fragen
n entscheiden sind . . . Ich möchte gern mit meinem Blute die Ueber-
seagung aller erfahrenen Männer auslöschen, dass bei der Römischen Curie
nichts als Interesse und Parteiwesen herrscht. Man kann jetzt von jedem,
der den Lauf der Dinge der Welt versteht, hören, dass sie dort nur ihre
eigenen Zwecke, nicht das allgemeine Beste im Auge haben.
Bttiwoh, Index H.
22
888 Der englische Treaeid.
Quibns accesserunt appendices duae, una instramentoruin, altera de
Gregorio VII. et in fine additamentum de Carono. Authore F. Petro
Yalesioy Ord. S* Franc. Btrictae obsery. S. Th. Prof. Lond. 1684»
8. (A. E. 1685, 276). — Walsb wurde 1677 von seinen Ordens-
oberen, weil er Citationen nach Belgien, angeblich wegen der eng-
lischen Gesetze, nicht Folge leistete, excommunicirt. £r starb 1688,
nachdem er vor Zeugen die Erklärung unterschrieben, dass er alle
seine Schriften dem Urtheile des Papstes unterwerfe und alles, was
darin beanstandet werde, zurücknehme und, wenn er am Leben
bleibe, so weit es nöthig sei, in neuen. Schriften retractiren wolle
(Butler 3, 444).
„Die irische Remonstranz wurde verdammt, die Theologen,
die sie entworfen, Walsh, Caron und Goppinger [redigirt ist sie
nach Butler 3, 419 von R. Belling], wurden verfolgt und censurirt.
So war das Loos Irlands für Jahrhunderte besiegelt. Dieses £r-
gebniss war den Cromweirschen Soldaten und den englischen und
schottischen Abenteurern, welche durch Krieg und Confiscation zn
Besitz gelangt waren, willkommen. König Carl bestätigte ihr Eigen-
thumsrecht und die Unterdrückung des katholischen Cultus. Der
katholische Adel in Irland fiel, der ganze Grundbesitz kam in pro-
testantische Hände und die Masse der katholischen Bevölkerung
wurde zu einem unwissenden und barbarischen Proletariat. Aber das
Recht des Papstes, Könige abzusetzen, Eide zu annulliren und zar
Rebellion aufzufordern, wurde intact erhalten" (Döllinger 1. c. p. 118).
Von Caron steht nur ein Buch im Index, welches mit dieser
Controverse nicht zusammenhängt: Apostolatus evangelicus Missio-
nariorum regularium per Universum mundum cum obligatione pasto-
rum quoad manutenentiam evangelii, regulis actionum humanarum
et methodo conferendi cum haereticis quibuscunque et infidelibue.
Ezpositus per R. P. Raymundnm Caron um Hibernnm, 0. Min.
Theol. emeritum, Antw. 1G53, 8., mit d. c. verb. 1662. Es ist eine
Pastoraltheologie für die in vorwiegend protestantischen Ländern als
Missionare wirkenden Ordensgeistlichen. Wahrscheinlich ist in den
Erörterungen über die denselben zustehenden Rechte, Facultäten und
Privilegien einiges enthalten, was das Verbot veranlasst hat. Das
Buch wird von 0. Mejer, Die Propaganda I, 194 und oft citirt ^).
Im J. 1680 gaben 60 Doctoren der Sorbonne ein Gutachten
ab, dass die englischen Katholiken einen mit dem Treueide Jacobs
gleichlautenden Eid salva fide et tuta conscientia schwören könnten
(Arg. III a 139). Eine Schrift darüber: English Loyalty vindicated
by the French Divines, or a Declaration of threescore Doctors of
Sorbone for the Oath of AUegiance, done in English by W. H.
Lond. 1681, wurde 1682 von der Inq. verb., gleichzeitig: The Ca-
techist catechiz'd, or Loyalty asserted in vindication of the Oatb of
Allegiance against a new Catechisme set forth by a Father of the
1) Walshs und Carons andere Schriften sind bei Lowndes ver-
zeichnet.
Spätere Schriften. 939
Society of Jesus, by Adolpbns Brontias, a Roman Catholick, 1681 ,
ueh Dodd 3, 481 von Edward Gary, einem frühem Offizier, der nnter
Jacob II. Chaplain general der Armee für die Katholiken war, f 1711.
— BoRsnet (Defensio 4, 23, Oenvres 32, 95. 102) sagt, Römische
Bocherrerbote wie das von 1682 hätten in Frankreich Ecclesiae gal-
licanae vetere atqne inolito jnre keine Geltung; er sehe aber nicht
dn, warum den Engländern nicht gestattet sei, das offen auszusprechen,
qiod nos Franci publice summa omnium ordinum consensione profi-
temur. Caron (Remonstr. p. 8) erzählt, was, wenn nicht wahr, sehr
gnt erfunden ist, Cardinal Barberini habe einem ihm befreundeten
Schotten auf die Frage, warum den Engländern und Iren nicht das-
selbe gestattet werde wie den Franzosen, geantwortet: die Franzosen
pflegten über solche Dinge bei den Römern nicht anzufragen.
Auffallend ist es, dass ein Schriftchen, welches zuerst 1680
erschien und seitdem 30 — 40 mal gedruckt wurde (vor 1684 6 mal,
dann wiederholt als Anhang zu Qothers A Papist misrepresented
and represented u. s.; Butler 3, 493), nicht verboten ist. Es heisst
Boman-Catholic Principles in reference to 6 od and the King, und
aithält die Sätze: „Wenn ein allgemeines Concil und vollends wenn
ein päpstliches Consistorium sich anmassen sollte, einen König ab-
zusetzen oder seine Unterthanen von ihrer Treue zu entbinden, so
könote kein Katholik verpflichtet sein, sich einem solchen Decrete
zu unterwerfen. Daher können die unterthanen des Königs von
England ohne Verletzung irgend eines katholischen Grundsatzes eid-
lich die Lehre, dass die wegen Haeresie excommunicirten Könige ab-
gesetzt werden könnten, als gottlos und verdammlich verwerfen . . .
Die Katholiken als Katholiken glauben nicht, dass der Papst irgend
eine directe oder indirecte Autorität über die weltliche Gewalt und
Jurisdiction der Fürsten habe. Sollte aber der Papst die Unter-
thanen des Königs wegen Haeresie oder Schisma von ihrer ünter-
thanenpflicht entbinden oder dispensiren, so würde eine solche Dis-
pensation null und nichtig sein^' (auch den Satz: „Es ist kein
Glaubenssatz, dass der Papst für sich, getrennt von der Kirche,
bei der Darlegung des Glaubens unfehlbar sei; darum verpflichten
]ap8tliche Definitionen oder Decrete, in welcher Form sie auch er-
Ussen sein mögen, ohne ein allgemeines Concil oder Annahme durch
die ganze Kirche niemand bei Strafe der Haeresie zu innerer Zu-
iidmmong'^).
Im J. 1717 wurde im Namen von englischen Katholiken in
Rom angefragt, ob folgender Eid geleistet werden dürfe : Ich schwöre,
dass ich dem König Georg gehorsam sein, in keiner Weise den
Frieden und die Ruhe des Reiches stören und niemand direct oder
indirect gegen die jetzige Regierung beistehen will, und ich erkläre,
dass ich nie von einer päpstlichen Dispensation von diesem Eide
Gebrauch machen werde. In dem von Laemmer, Mel. S. 258 mit-
^theilten Protocolle einer Sitzung der Inq. Fer. V. 11. Mai 1719
heisst es: Sanctissimus auditis votis Eminentissimorum dixit, nihil
aliud esse respondendum quam quod consulant theologos, und der
Papst werde sich bei den katholischen Fürsten dafür verwenden.
840 Der englische Treueid.
daB8 sie durch ihre Gesandten die englischen Katholiken gegen Be-
drückungen des Parlaments unterstützten und die Kapellen in ihren
Gesandtschaftsgebäuden den Katholiken zugänglich machten.
6. Als es sich gegen Ende des 18. Jahrhnnderts um eine
Milderung der englischen Strafgesetze gegen die Katholiken handelte,
erklärten auf eine Anfrage Pitts im J. 1760 die theologischen Fa-
cultäten zu Paris, Löwen, Douay, Yalladolid, Salamanca undAlcala:
der Papst habe keine weltliche Gewalt in England und könne die
Unterthanen nicht von dem Treueide entbinden und es sei keinem
Katholiken gestattet, Personen andern Glaubens das Wort nicht za
halten (Butler 1, 439), und die englischen Bischöfe erklärten einen
Eid für zulässig, worin es heisst: ,Jch erkläre, dass es kein Artikel
meines Glaubens ist und dass ich verwerfe und abschwöre die Mei-
nung, excommunicirte Fürsten könnten abgesetzt und ermordet werden,
und dass ich nicht glaube, der Komische Papst . . . habe oder sollte
haben irgendwelche zeitliche oder bürgerliche Jurisdiction, Gewalt,
Superiorität oder Praeeminenz, direct oder indirect, innerhalb dieses
Reiches^' (Butler, 3, 295). In Eom fragte man nicht an, wie Chal-
loner sagt, weil der Eid etwas enthalte, was ßom, wenn man vor-
her frage, wahrscheinlich missbilligen, nach dem fait accompli aber
toleriren werde ^).
Bei der parlamentarischen Untersuchung über das Seminar za
Maynooth im J. 1853 erklärten die dortigen Professoren Eussell,
Patrick Murray u. a.: Wir lehren, der Papst habe keine directe
oder indirecte Gewalt in weltlichen Dingen. Die entgegengesetzte
Lehre darf als fast verschollen (almost obsolete) angesehen werden;
die einzigen neueren Schriftsteller, welche sie wieder in Aufnahme
zu bringen versucht haben, sind Dr. Brownson und La Mennais^),
und Murray sagte: unter Pius VI. sei unter dem Titel The present
State of the Church of Ireland eine Schrift eines anglicanischen
Bischofs erschienen, in welcher gehässige Bemerkungen über die
Formel Haereticos persequar et impugnabo in dem bischöflichen Eide
vorkämen; die vier irischen Erzbischöfe hätten sich nach Bom ge-
wendet und in einem Eescript des Präfecten der Propaganda sei
darauf geantwortet worden, diese Worte seien wegzulassen, und: der
h. Stuhl habe nie gelehii;, dass man den Ketzern nicht Wort zu
halten brauche, dass der akatholischen Fürsten geleistete Eid ver-
letzt werden oder dass der Papst in deren weltliche Rechte nnd
Besitzungen eingreifen dürfe.
7. Mit dem Treueide hängt, so auffallend es klingt, zusammen,
dass 1621 mit d. c. verboten wurde Thomae Dempsteri de anti-
quitate Romanorum, d. i., wie erst seit Ben. im Index steht: Anti-
1) Home and For. Rev. 2, 534. Gladstone, Yatioanismus, NördL ISTS,
S. 87.
2) Maynooth Commission. Report of H. M.'s Gommissioners appoin-
ted to inquire into the management and govemment of the Ck>llege of
Maynooth. Part IT. Presented to both Houses of Parliament, Dublin 1855,
Fol., p. 11. 16. 28. 31 u. s. w. Die Angabe von Murray p. 872.
PoliÜBclie Doctrinen der Jesuiten.
341
quitatum Komananiin corpus absolutissimum, in quo praeter ea, quae
Jo. Bosinus delineayerat, infinita snpplentur, mntantur, adduntur a
T\l Dempstero aMurceak JC. Scoto, Col. Allobrogam 1613, 4. (das
Buch von Jo. Rosinns war schon 1583 erschienen). Bei Sot. p. 647
werden wenigstens nur eine Stelle in der Dedication an Jacob I.,
7 Zeilen in dem Buche selbst, in denen von dem Treueide die Bede
ist, und im Register die Worte Juramentum fidelitatis praestitnm
etc» gestrichen. Ausserdem verordnet Sot. Jo. Rosinus und Th.
Dempatenals Auetores damnati zu bezeichnen. — Eine andere Schrift
TOD Dempster ist aus einem ganz andern Grunde verb. worden. Er
hatte 1619 zu Bologna, mit einer Widmung an Paul Y. eine Sco-
tomm scriptomm nomenclatura drucken lassen, worin er 274 Heilige,
2 Papste, 9 Cardinäle u. s. w. aus Schottland verzeichnet; in dem
1622 gedruckten Apparatus in bist. Scoticam zahlt er 679 Heilige,
81 Selige u. s. w., 1603 Schriftsteller, darunter viele, die in Wirk-
lichkeit Irländer, Engländer oder anderer Nationalität gewesen oder
tberhaupt nicht existirt haben (Baillet 2, 161). Gegen die Annexion
von Irländern wurde protestirt in einem Anhange zu BrigidaThau-
matarga. Dissertatio . . . habita in Collegio Hibemorum, Paris 1620,
welcher überschrieben ist De scriptorum Scotorum nomencl. a Th.
D. edita praecidaneum. Dagegen schrieb Dempster Scotia illustrior
s. mendicahula repressa modesta parecbasi Th. Dempsteri . . . qua
libelli famosi impudentia detegitur . . ., Lugd. (1620), 82 S. 8.,
worauf der Irländer replicirte mit: Hiberniae sive antiquioris Scotiae
vindiciae adv. immodestam parecbasim Th. Dempsteri, in quibus . . .
ioDumerae ipsius imposturae et mendacia reteguntur atque ipse levi
penicillo depingitur, ut intelligat, quod qui quae vult dicit, quae non
vult aadit, auctore G. F. veridico Hibemo, Antw. 1621, 121 S. 8.
Es ist schwer zu sagen, in welcher der beiden Schriften der Gegner
Bchlechter behandelt wird; beide wurden 1623 verb. (Nie. 28, 316).
44. Die Gensarirong der politischen Doetriien der
Jesniten in Frankreich, 1610-1625.
In Paris wurde 1610 das bekannte Bach von Mariana,
worin auf Grand der Lehre von der Yolkssouveränetät die Er-
Utabtheit des Tyrannenmordes behauptet wird, auf Befehl des
Parlamentes verbrannt. In der nächstfolgenden Zeit verboten
das Parlament und die Sorbonne mehrere Schriften von Jesuiten,
Bellarmio, Suarez,Santarelli u. a., in welchen das Recht des Papstes,
Fürsten abzusetzen, vertheidigt wurde. Paul V. war über dieses
Vorgehen sehr ungehalten, verstand sich aber dazu, im J. 1613
342 Politische Doctrinen der Jesuiten.
ein Bach von Becanus, um dessen Verdammung in Paris zu
verhindern, durch die Index-Gongregation mit d. c. verbieten
zu lassen. Dieses Decret ist aber in keine der seit 1624 ver-
anstalteten Sammlungen und Becanus' Buch in keinen Index
aufgenommen, das Decret also, nachdem es in Paris seine Dienste
gethan, cassirt worden. So erinnert an die damaligen Verhand-
lungen im Index nur das Verbot des Anti-Coton, einer 1610
erschienenen Streitschrift gegen den Jesuiten Goton, der seine
Ordeusgenossen nach der Verdammung des Buches von Mariana
zu vertheidigen versucht hatte ^). — Noch unter Glemens VIIL
wurde 1603 ein Buch des Italieners Garerius verboten, weil
darin die Lehre Bellarmins von der bloss indirecten Gewalt
des Papstes in weltlichen Dingen bekämpft wurde, wie denn
ja auch von Glemens VIII. das von Sixtus V. wegen dieser Lehre
verbotene Buch Bellarmins freigegeben worden war (I S, 503).
1. Im J. 1599 erschien zu Toledo das Buch des Jesuiten Joh.
Mariana De rege et regis institutione, 1591 auf Ersuchen Garcia
de Loaysa's, des Lehrers des Sohnes Philipps II., des spätem Königs
Philipp III., für diesen geschrieben. Mariana spricht nicht von dem
Rechte des Papstes, aber von dem Hechte des Volkes, Könige ab-
zusetzen, ein Recht, welches damals auch von Bodin, Buchanan,
dem Verfasser der Vindiciae u. a. vertheidigt wurde (Huber, Der
Jesuiten-Orden S. 246). Der Jesuit Prat berichtet (3, 246), Pater
Richeome habe das Buch gleich 1599 dem General Aquaviva de-
nuncirt, und dieser habe befohlen, dasselbe zu corrigiren; sechs
Jahre später hätten die Vertreter der Pariser Ordensprovinz die
Censur Richeome's wiederholt und Aquaviva habe sie dafür belobt
und sein Bedauern darüber ausgesprochen, dass das Buch der Wach-
samkeit der Oberen entgangen sei. Die 1605 zu Mainz cum privi-
legio S. C. M. et permissu superiorum erschienene Ausgabe^), be-
hauptet Prat, sei von Protestanten veranstaltet worden. Erst durch
diese Ausgabe wurde das Buch in Frankreich bekannt, wo man
natürlich besonders daran Anstoss nahm, dass Jacques Clement, der
Mörder Heinrichs III., darin als aeternum Galliae decus gefeiert
wurde. Am 27. Mai 1610, dem Tage der Hinrichtung Ravaillacs,
des Mörders Heinrichs IV., beschloss das Pariser Parlament, die Sor-
bonne anzuweisen, baldigst ihr am 13. Dec. 1413 gefasstes, von dem
Constanzer Concil bestätigtes Decret über die Lehre vorii Tyrannen-
1) F. J. Perrens, L'eglise et l'etat sous le regne de Henri IV. et
la re^enoe de Marie de Medicis, Paris 1872, 2 vol. — J. M. Prat, Re-
cherches bist, et crit. aar la Compagnie de Jesus en France du tcmps du
P. Coton 1564—1626, Lyon 1876, 4 vol.
2) Stieve, Briefe und Acten 5, 9 16.
J. Mariana. 348
morde zu erneuern. In der Sitzung der Sorbonne vom 4. Jnni ver-
snehte der Bischof Antoine Rose von Clermont auf Betreiben des
NEncins Ubaldini, des Bischofs Henri de Gondi von Paris und der
Jesuiten unter der Hand die Mitglieder zu bestimmen, sich an den
b. Stuhl zu wenden; die Facultät fasste indess den fraglichen Be-
achiujBs, und am 8. Juni verordnete das Parlament, dieses Decret
der Sorbonne solle fortan alljährlich am 4. Jnni in einer Sitzung
der Facultät verlesen und am ersten Sonntage in allen Kirchen von
Paris publieirt werden, femer: das Buch von Mariana solle, als
mehrere abscheuliche Blasphemieen gegen Heinrich III. und die
Fürsten und andere dem Decrete der Sorbonne widersprechende Sätze
enthaltend, vom Henker verbrannt werden und es solle bei Strafe
des Hochverraths verboten sein, Bücher^ die dem Decrete der Fa-
eultät widersprächen, zu veröffentlichen (Arg. II b 9. Jourdaiu p. 64 ;
Pieces jnstif. No. 31). — Paul V. äusserte im Juli 1610 dem
französischen Gesandten de Breves gegenüber: er könne Bücher
wie das von Mar. nur tadeln; sie verdienten verbrannt und die
Yerfasser bestraft zu werden ; es wäre aber richtiger gewesen, wenn«
das Bueh auf Befehl des Bischofs von Paris oder der französischen
Cardinäle verbrannt worden wäre, und es sei nicht in der Ordnung,
dass das Parlament die Pfarrer zwingen wolle, sein Decret zu
pnbliciren ^).
In den Index kam Mariana^s Buch De rege nicht (auch nicht
in den span. Index); aber schon 1609 wurden seine Tractatus Septem,
Col. 1609, verb. (sie stehen seit Ben. nicht mehr im Index), wie
Sarpi (Opere 6, 12) angibt, unter dem Verwände, dass darin de
auxiliis gehandelt werde, in Wirklichkeit aber, weil er die An-
wesenheit des h. Jacobus in Spanien gegen Baronius vertheidige,
die Römische Curie dessen Annalen aber als ein Evangelium an*
lehe, wie denn die Inquisition alle ihre Beamten in Italien ange-
wiesen habe, darauf zu achten, dass nichts gegen Baronius geschrieben
werde. In Spanien wurde Mar. wegen des Tractatus de monetae
mutatione (Klage über Veränderungen im Münzwesen in Spanien)
ein Jahr in Haft gehalten ; diesen Tractat verbietet Sand., donec ab
ipso auctore correctus denuo excudatur; Sot. verordnet: totus ex-
pun^tur (Mariana, der 1624, 87 Jahre alt, gestorben, hatte also
den Tractat nicht corrigirt). Ausserdem werden im span. Index einige
Stellen in den Tractaten de adventu S. Jacobi, pro editione Vul-
pata (IS. 574) und de morte et immortalitate gestrichen. — Ueber
Xariana's Schrift über die Jesuiten s. S. 281.
2. In Folge der Angriffe, die das Buch Mariana's den Jesuiten
zazogj erliess 6. Juli 1610 Aquaviva ein Decret, worin er unter
Androhung der Excommunication u. s. w. befiehlt, fortan solle kein
Jesuit öffentlich oder privatim, noch weniger in einem Buche be-
haupten, es sei irgend jemand erlaubt, unter dem Vorwande der Ty-
rannei Könige oder Fürsten zu tödten u. s. w., damit man sehe,
1) Notices et exiraiU du la Bibl. du Roy 7 B, SSI. Prat 8, 248.
344 Politische Dootrineo der Jesuiten.
welches in dieser Beziehung die Ansicht der Gesellschaft sei, nnd
damit nicht der Irrthnm eines Einzelnen die ganze Gresellschaft ver-
dächtig mache (Prat 3, 560. Jourdain p. 57). P. Coton aber, £rüher
Beichtvater Heinrichs IV., veröffentlichte im Juli 1610 eine Lettre
declaratoire de la doctrine des Peres J^suites conforme aux d^crets
du Goncile de Gonstance, adressäe a la Heyne m6re du Roy, Regente
en France, worin er mehrere Jesuiten citirt, die den Tyrannenmord
misshilligt, und behauptet, die Jesuiten entfernten sich in diesem
Punkte ebensowenig wie in anderen von der Lehre der Kirche. Eine
angebliche Requ^te de riJniversiti k la Reine Rigente mit scharfen
Angriffen gegen die Jesuiten und den Papst, die im Sept 1610 in
Paris verbreitet wurde, wurde durch einen Anschlag des Rectora
desavouirt (Jourdain, P. just. No. 34). Noch im J. 1610 erschien
L*Anticoton ou r^futation de la Lettre decl. du P. (Doton, livre oh
il est pijouvö que les J^suites sont coupables et autheurs du parri*
cide ex^crable commis en la personne du Roy Henry lY. d'heureuse
memoire, s. 1. 1610, 72 S., vielfach dem protestantischen Theologen
Pierre du Moulin zugeschrieben, wahrscheinlich von dem Advocaten
Cesar de Plaix zu Orleans (Perrens 1, 443. Clement 1, 366. Baillet
6, 37). Im Frühjahr verhandelte die Sorbonne über eine von Goten
oder einem andern Jesuiten herausgegebene Reponse apologetiqae
k TAnticoton (Prat 3, 296), worin gesagt war, Ravaillac habe nicht
nach Mariana's Lehre gehandelt: dieser sage, kein Privatmann dürfe
einen rechtmässigen Fürsten tödt^n, und lehre in dieser Hinsicht
nichts, was nicht mit der Lehre der Facultät tibereinstimme. Die
Facultät censurirte die Schrift nicht, missbilligte aber jene Behaup-
tung und erklärte, Mariana^s Lehre stimme nicht mit der ihrigen
überein; sie ertheilte auch den vier Doctoren, welche die Schrift
approbirt hatten, einen Verweis. Diese appellirten an den Staats-
rath und verlangten, dass die Sache dem Bischof von Paris und
anderen Bischöfen vorgelegt werde. Der Staatsrath war geneigt,
darauf einzugehen ; da überreichte eine Deputation, £. Richer an
der Spitze, der Königin zur Yertheidigung der Facultät 14 Sätze
aus Mariana^s Buch. Darauf wurde die Sache fallen gelassen^). —
Obschon der Nuncius Ubaldini schon 1610 über den Anticoton als
ein höchst verderbliches Schriftchen berichtete (Laemmer, Melet.
p. 291), wurde erst 1621 eine zu Venedig erschienene Uebersetzung
verb.: L'Anticotone (seit Ben. ist beigefügt: ovvero confntazione
della lettera dedicatoria [so noch heute statt declaratoria] del P.
Gotone).
l) Jourdain p. 62. Arg. II b 37. Censura s. Fac. theol. Paris, contra
doctrinam de regum parricidiis, quae continetur in libro cuitit.: Responsio
ad Anticotonem. Item analysis s. tractatus super praecedentem cenauram
a quibusd. ejusd. s. Fac. theol. Paris., 1612, HS. Baumg. 3, 52G. Der
von Prosper Marchand besorgten Ausgabe der Schrift von H. Rasiel de
Silva (s. u.) ist beigefügt: Anti-Cotton. Nouv. ^d. augmentee de quelques
remarques et pr6c^dee d'une dissert. bist, et crit. sur ce fameux ouvrage.
llaye 1738.* 150 S. 13.
Antiooton. BeUsrmin. Lessius. 846
3. Am 26. Nov. 1610 verbot das PariBer Parlament auf Grund
dnes anafuhrlichen Vortrags des königlichen Advocaten Lonis Servin
bei Strafe des Hocbverratbs, Bellarmins Tractat gegen Barclay
(S. 332) sn besitzen oder zn verbreiten, zn drucken oder feilznbieten;
wer ein Exemplar besitze, habe es an den Generalprocnrator abzn-
liefern; kein Professor dflrfe die Lehre des Buches vortragen^).
Der Nuncins TJbaldini beschwerte sich bei der Königin über dieses
Arret^ welches voll temerit4 e bugie sei» die Lehre der Kirche
in unwürdigen Ausdrücken angreife und einen verdienstvollen Car-
dinal beleidige; er könne nicht in Paris bleiben, wenn sie nicht
erkläre, dass das Parlament gegen ihren Willen gehandelt habe.
Die Königin suspendirte die Publication und stellte den Präsidenten
de Harlaj zur Bede. Dieser vertheidigte das Parlament sehr ener-
giseh und sagte u. a.: wenn jemand zu Lebzeiten Heinrichs IV.
ein solches Buch nach Frankreich gebracht hätte, so würde dieser
den Betreffenden gezüchtigt und den Autor selbst von Rom haben
bolen lassen, und Seine Helligkeit nicht gewagt haben dieses zu
kindem (Arg. II b 85). Paul Y. belobte die Königin für das, was
^ gegoi^ das verwegene Attentat des Parlaments gethan, erklärte
tber, das genüge nicht (Laemmer p. 294. 298). — Als Lessius
seine Defensio potestatis Summi Pontif. adv. libros Regie M. Bri-
tanniae, Guil. Barclaii et G. Blacuelli in Flandern veröffentlichen
voUte, erklärte der Parlaments-Präsident Verdau dem Nuncins und
den Pariser Jesuiten, die Veröffentlich ang müsse wenigstens ver-
sehoben werden, bis die Aufregung über Bellarmins Buch sich
gelegt habe. Der Nuncins scbrieb nach Rom, der Jesuiten-General
Böge die Veröffentlichung verzögern. Das Buch erschien aber
gleich (Saragossa 1611) und wurde darauf in Frankreich verboten.
Auch das Verbot des Examen praefationis monitoriae Jacobi I. von
dem Augustiner Leonard Coqueau, Strassb. 1610, wurde im Par-
hment beantragt, unterblieb aber auf Betreiben des Nuncins (Prat
3, 387. Perrens 2, 24. 26).
Im Dec. 1612 nahm die Sorbonne das Buch des Jesuiten Martin
Beeanus (van der Beeck) Controversia anglicana de potestate regia
et pontifieis contra Lancelottum Andream sacellanum Regia Angliae
qoi se episcopum Eliensem vocat, pro defensione 111. Card. Bellar-
oini, Uainz 1612*, 195 8. 8., in Untersuchung und notirte daraus
s. a. folgende Stellen: „Die Frage, ob der Papst, welcher Kaiser
tnd Xönige ezcommuniciren kann, sie auch absetzen könne, wird
Ton katholischen Autoren mit Recht bejaht. Der Hohepriester Jojada
hat kraft seiner hohenpriesterlichen Gewalt die Königin Athalia
nerst als Königin abgesetzt, dann als Privatperson tödten lassen.
Dieselbe Gewalt und Jurisdiction, welche der Hohepriester im Alten
1) Abgedr. Arg. IIb 19, auch besonders gedruckt (mit Beilagen):
Remonstrance et conclusion des gens du Roy et arresi de la Cour du
Parlanient da 26. Nov. 1610 sur le livre Traetatus etc., 1620, 143 8., auch
lateinisch; Commonefactio etc., 1611 (abgedr. bei Goldast, Moa. S, 762),
Baumg. 3, 513. 530.
846 Politische Doctrinen der Jesuiten.
Bunde hatte, hat der Papst im Neuen; jener hatte die Gewalt,
Könige abzusetzen, wenn sie es verdienten ; also hat auch der Papst
diese Gewalt • . . Könige und Fürsten, welche die vom Papste
Klöstern bewilligten Privilegien verletzen, sind zu excommuniciren
und ihrer Ehre und Würde zu berauben . . . Wenn der Papst
unverbesserliche Könige absetzt, so thut er dieses von Amts wegen,
also auch von Rechts wegen; denn er ist der allgemeine Hirt der
Kirche, zu welchem Christus gesagt hat: Weide meine Schafen, s. w.
. . . Der Papst ist der von Christus gesetzte Hirt der ganzen
Kirche. Zu den Hunden dieses Hirten gehören auch die Kaiser und
Könige; lässige und faule Hunde aber sind alsbald von dem Hirten
zu beseitigen. . . . Die Absetzung der Könige kann auf verschiedene
Weise vorgenommen werden; gewöhnlich erfolgt sie in der Weise,
dass der Papst die Unterthanen von der Pflicht des Gehorsams ent-
bindet oder von dem Bande der Unterwerfung löst, durch welches
sie mit ihrem Könige verbunden sind, wozu ihn Christus ermächtig
hat durch die Worte: Was du auf Erden lösen wirst, soll auch im
Himmel gelöst sein** (Arg. IIb 64). Selbst P. Prat (3, 388), gibt
zu : pWie es gewöhnlich geschieht, wenn man eine Sache mit Wärme
. behandelt, übertrieb Beoanus bezüglich der Autorität des Papstes
ein wenig [!] die Consequenzen der Grundsätze des h. Thomas, und
wiewohl andere Theologen vor ihm eine noch strengere Anwen-
dung von denselben gemacht und die Grenzen der päpstlichen Ge-
walt ebenso weit gesteckt hatten wie er, erschienen doch einige
seiner Behauptungen als übertrieben zu einer Zeit, in welcher man,
weit entfernt, dem Papste das Recht, Könige zu excommuniciren
[abzusetzen ?], zuzuerkennen, ihm kaum das Hecht zuerkannte, seine
geistliche Jurisdiction über sie auszuüben.^* Der Nuncins Ubaldini
war klug genug, einzusehen, dass solche Blicher den von ihm eifrig*
protegirten Jesuiten gefährlich werden könnten. Er schrieb daher
22. Nov. I(il2 an den Cardinal Borghese: „Da ich sehe, wie sehr
solche Bücher der Gesellschaft schaden, halte ich es für angezeigt,
dass der General allen Provinzialen seines Ordens befehle, die Ver-
öffentlichung keines Buches über den Tyrannenmord und die Rechte
des Volkes auch gegen rechtmässige Fürsten zu gestatten, falls
nicht der h. Vater und Sie es für angemessener halten, dass, wenn
man Schriften über die indirecte Gewalt des Papstes [in weltlichen
Dingen] für nöthig hält, die Abfassung derselben Weltgeistlichen
an berühmten Universitäten oder Theologen aus anderen Orden auf-
getragen werde, um auf diese Weise den » Politikern « zu Paris
einen der gewöhnlichsten Vorwände zur Unterdrückung der Jesuiten
zu entziehen, die sie mit Unrecht anklagen, als hätten sie die wahre
und katholische Ansicht über diesen Punkt zuerst aufgebracht. Man
würde dann sehen, dass diese Lehre, wie sie so viele alte Schrift-
steller aus allen Nationen vorgetragen haben, so auch jetzt die von
allen Orden und Universitäten allgemein anerkannte ist" (Prat 3,
389 j. Gleichzeitig erwirkte der Nuncius von der Königin eine
Ordre, welche dem Parlamente und der Sorbonne verbot, sich mit
dem Buche von Becanus zu befassen. Das Parlament gehorchte,
M. Becanas.
847
in der Sorbonne aber las 1. Dec. 1612 und 2. Jan. 1613 Dr. Nie.
it Paris die oben mitgetheilten und andere Sätze ans dem Buche
vvr nnd beantragte die Verdammung desselben, und als der Syndicus
Dr. Filesac, der nltramontan gesinnte Nachfolger £. Biobers, die
Ordre der Königin mittheilte, bescbloss die Faoultftt, darch eine
Deputation bei ihr dagegen Vorstellungen zu machen. Da sich
»eh der Prinz von Conde sehr scharf gegen das Buch aussprach,
wire es vielleicht gelungen, die Verdammung desselben durch die
Sorbonne durchzusetzen. Der Nuncius schrieb noch 29. Jan. 1613
an den Card. Borghese: „Ich weiss ganz sicher, dass die Richeristen
UHÜ Politiker, yon ihrer Gottlosigkeit getrieben, diese Gelegenheit
benutzeii wollen, um die Sorbonne zu einer Verdammung der Lehre
des Card. Bellarmin von der indirecten Gewalt des Papstes über
die weltlichen Fürsten zu veranlassen.*' Da meldete eine Depesche
des Gesandten de Breves vom 6. Jan. 1613, das Buch des Becanus
sei auf Befehl des Papstes in den Index gesetzt worden. „In der
That hatte Panl V., so erzählt Prat (.S, 392), der wie sein Vertreter
in Paris über die Verfolgungen, mit welchen die Richeristen und
Politiker aus Anlass des Buches drohten, und über das Capital,
welches sie daraus zu Ungunsten der päpstlichen Gewalt schlagen
voUten, erschrocken war, es für das beste Mittel, diese perfiden
Pläne zu durchkreuzen, gehalten, selbst das Buch der Index-Congr.
ni übei'weiaen. Die bestreitbaren oder übertriebenen Behauptungen
von Becanus benutzend, verbot diese das Buch; aber um zu zeigen,
dass das Verbot nicht dem ganzen Coraplexe der Lehre des Buches
gelte und nicht gegen die Person des Verfassers gerichtet sei, fügte
sie die Fonnel d. c. bei, welche sie anzuwenden pflegt, wenn sie
im Interesse der Wahrheit einige Satze eines sonst gut gesinnten,
reehtg^läubigen und der Kirche ergebenen Schriftstellers tadeln
mass. . . . Die Pariser Jesuiten waren anfangs etwas bestürzt über
diese Massregel, wurden aber bald durch den Nuncius und durch
cinen Brief des Generals Aquaviva beruhigt, die ihnen begreiflich
machten, dass sie darin ein Zeichen des Wohlwollens des h. Vaters
ZQ erblicken hätten.'^ Aquaviva missbilligte übrigens Becanus' Buch
io Briefen an P. Coton und den Provinzial Balthasard (Perrens 2,
211).
In Paris wollten manche anfangs nicht glauben, dass man in
Rom wirklich das Buch verboten habe; aber am 1. Febr. 1613
irurde der Sorbonne eine von dem Nuncius am 30 Jan. vidimirte
Abschrift eines Decretes der Index-Congr. vom 3. Jan. 1618 mit-
getheilt, — die Sitzung hatte ausnahmsweise während .der vom
25. Dec. bis 6. Jan. dauernden Weihnachtsferien stattgefunden (Sarpi
bei Le Bret, Mag. 4, 588), — worin es heisst: da in dem Buche
lies Becanus einige falsche, verwegene, ärgemissgebende und auf-
rührerische Sätze vorkämen, habe P. Paul V. befohlen, dasselbe,
bis es verbessert werde, durchaus zu verbieten; demgemäss werde
es von den Cardinälen der Index-Congr. verboten und verordnet, es
in die 2. Classe des Index zu setzen, bis eine neue, gemäss den
Regeln des Index corrigirte Ausgabe gedruckt sei. — Nach der be-
848 Politische Doctrinen der Jesuiten.
stellenden Praxis hatte Beoanns die Aendernngen, die er vornehmen
wollte, der Index-Congr. vorzulegen und diese zu entscheiden, ob
dieselben genügten (Alex. No. 54). Ob dieses geschehen, erhellt
nicht. Jedenfalls erschien schon wenige Wochen nach dem Verbote
eine f^itio reoognita et aucta, Mainz 1613*, mit der Approbation
des Provinzials Heinrich Scheren^). Ueber diese Ausgabe, be-
richtet« der Generalprocnrator Servin 3. April 1618, als es sich
um den Antrag auf ein Verbot der Annales ecolesiastici ex XII
tomis Caesaris Baronii . . in epitomen redacti opera Henr. Spondani
handelte, und wies durch die Anfllhrung vieler Stellen nach, dass
die Aenderungen nur ganz unbedeutend seien. „Nun ist aber, fügte
er bei, entweder die Correction der Römischen Censur entsprechend
vorgenommen, und dann ist die 2. Ausgabe approbirt, oder die-
jenigen, welche die 2. Ausgabe besorgt, haben die Censur nicht be-
achtet und sie illusorisch machen wollen/^ Er beantragte, das
Parlament möge das Buch von Sponde und die beiden Ausgaben
von Becanus prüfen lassen und vorläufig verbieten (Arg. II b 73).
Der Nuncius brachte es aber durch die Vorstellung, da der Papst
die 1. Ausgabe verboten, müsse man seine Entscheidung über die
2. abwarten, dahin, dass dem Parlamente und der Sorbonne weitere
Discussionen über das Buch verboten wurden.
Wenn von einem mit d. c. verbotenen Buche eine Ausgabe
erscheint, die von der Index-Congr. als genügend corrigirt anerkannt
wird, so wird das in den Index-Ausgaben ausdrücklich gesagt.
Demgemäss sollte auch das Buch von Becanus im Index stehen,
entweder mit d. c. oder, falls die 2. Ausgabe als genügend corrigirt
anerkannt worden, mit der Bemerkung, diese sei erlaubt, ähnlich
wie die Bücher von Sa, Inohofer, Pasqualigo u. a. Es steht aber
in allen Index- Ausgaben, die ich gesehen, das Buch von Becanus
überhaupt nicht (auch nicht in der Raccolta von 1624 und dem
Elenohus) und, was noch bemerkenswerther ist, in den seit 1642
1) Controversia ... et Regis, reoognita et auota. Contra Lanoellot-
tum . . . vocat. Ubi etiam defenditur 111. Card. Bell arm inus . ., 272 S. 8.
An der Spitze steht die vom 29. März 1613 datirte Dedication: Paulo V.
P. M. Aule aliquot menses scripsi hunc librum eumque Franc. Sfortiae
Cardinali dedicavi (diese Dedication ist vom 12. Aug l(il2}. Eundem nunc
recognilum et auolum sicut et caetera opuscula, quae hactenus contra
perduelles Ecolesiae a me edita sunt, Tuo sisto tribunali ac judioio, ut a
te si quid bene scriptum approbetur, si quid male corrigatur eta Von
dem Verbote der 1. Auflage wird nichts gesagt. Namentlich im 4. Capitel
ist manchd^ beigefügt. Das in Paris besonders beanstandete 3. Cap. ist so gut
wie ganz unverändert geblieben; weggelassen ist von den in Pnris monirten
Sätzen: „Auf die Zustimmung des Volkes kommt so viel an, dass. wenn
auch ein gesetzlicher Thronerbe da wäre, doch, wenn das Volk einen an-
dern wählte, dieser der wahre König sein würde. Ein Beispiel haben wir
bei Roboam und Jeroboam.'* — Backer 1, 60 sagt von der I.Ausgabe nur:
Quelques endroits de cette edition deplurent en Franoe et ä Rome meme.
In dem Artikel Becanus im K.-L. wird das Buch gar nicht erwähnt. —
1648 erschien zu Oppenheim: Summa actorum Facultatis theol. Paris,
contra 1. insor. Controversia anglicana etc. Vgl. Deutscher Merkur 1881,10.
A. Scbalkenios. Fr. Suares. 840
enebienenen Sammlangen der Decrete, aucB in der bei Alex.,
lieht das aaf Beeanas besügliche Beeret vom B. Jan. 1613 nicht
(Sarpi a. a. 0. S. 595 schreibt 26. März 1613, er habe das Decret
trotz aller Mühe nicht bekommen können). Man hat also angen-
xheinlich dieses Decret nur gemacht, am es in Paris vorzuzeigen
and dadurch die Verdammung des Buches durch die Sorbonne zu
liintertreiben, und um es dann, nachdem dieser Zweck erreicht war,
za caasiren ^).
4. Dieselbe Lehre wie Becanus trug auch Caspar Scioppius in
dem Ecclesiasticus auotoritati Regis Britanniae oppositus, Hartbergae
1611, vor (Forschungen zur d. Gesch. 11, 429. 474); ergriff darin
aaeh Heinrich lY. an. Das Buch wurde 1612 in Paris verbrannt
(Prat 3, 391), 1613 auch das Buch von Adolphus Schulkenius
(S. 333 ; Perrens 2, 208). — 1614 brachten die Pariser Buchhändler
von der Frankfurter Messe mit die Defensio fidei catholioae et apo-
stolicae adv. anglicanae^ sectae errores, cum responsione ad Apolo-
giam pro juramento fidelitatis, welche Franz Suarez im Auftrage
Paula Y. geschrieben und wofür dieser ihn in einem Breve vom
9. Sept. 1613 belobt hatte. Das Buch war zuerst zu Coimbra
1613, dann zu Köln 1614 in Folio gedruckt mit Approbationen
der beiden Jesuiten-Provinziale Job. Alvarus und Heinrich Scheren
and mehrerer Bischöfe^). Jacob I. drang bei Philipp III. und der
Begentin Maria von Medici auf Unterdrückung desselben. Servin
mottTirte im Parlament 20. Juni 1614 den Antrag auf Unter-
drückang des Buches und führte u. a. folgende Stellen daraus an:
„Der Papst hat den ungerechten und unverbesserlichen, namentlich
den schismatischen und hartnäckig ketzerischen Fürsten gegenüber
eine solche Gewalt, dass er sie aus guten Gründen auch absetzen
kann . . . Wenn ein König in rechtmässiger Weise abgesetzt ist,
ist er kein rechtmässiger Fürst mehr, und wenn er sich in seiner
Herrschaft mit Gewalt zu behaupten sucht, fängt er an ein Tyrann
zu sein . . . Wenn ein König ein Ketzer wird, so wird er in einem
gewissen Sinne ipso facto seiner Herrscherwürde beraubt; dieselbe
bleibt entweder confiscirt oder sie geht von Rechts wegen auf
seineD rechtmässigen katholischen Nachfolger über. Aber er kann
nicht sofort seiner Herrschergewalt beraubt werden, sondern behält
sie nnd übt sie rechtmässig aus, bis er durch eine declaratorische
Sentenz wegen Ketzerei verurtheilt worden ist. Nach dieser Sentenz
kann er die Herrsehergewalt nicht mehr rechtmässig ausüben, kann
vielmehr als Tyrann behandelt und von jedem Privatmann getödtet
werden . . . £in christlicher Staat ist in der Weise vom Papste
abhängig, dass dieser die Absetzung eines für den Staat verderblichen
Königs nicht nur anrathen und gutheissen, sondern auch befehlen
kann, wenn er dieses für nöthig hält für das geistliche Wohl des
1) Deutscher Merkur 1881, 8.
2) Prat 8, B64. Perrens 2, 226. Jourdain p. 78. Vflrl. K. Werner, Fr.
Saarez 1 , 96. A. Franck in den Seances et travaux de TAcad. des sciences
mor. 1860, Aug. Sept, bes. p. 828. Deutscher Merkur 1879, 808.
860 Politische Dootrinen der Jesuiten.
Staates, namentlich znr Beseitigung von Ketzereien und Schismen.
In einem solchen Falle findet die indirecte Gewalt üher weltliche
Dinge mit Rücksicht anf einen geistlichen Zweck Anwendung. Der
Papst kann in einem solchen Falle unmittelbar den König absetzen,
also kann er auch den Staat nöthigen, dieses zu thnen, wenn es
erforderlich ist . . . Ein abgesetzter König darf nicht ohne weiteres
von jedem beliebigen Einzelnen getödtet werden, wenn ihm nicht
dieses geboten oder wenn nicht in dem Urtheil ein allgemeiner
derartiger Auftrag enthalten ist . . . Wenn ein Papst einen König
für einen Ketzer und für abgesetzt erklärt und über die AusAihrang
der Sentenz nichts bestimmt, so kann nicht jeder Fürst dem Abge-
setzten den Krieg erklären. Dazu ist nur sein rechtmässiger Nach-
folger, wenn er katholisch ist, berechtigt; wenn ein solcher nicht
da ist oder sein Recht nicht ausübt, tritt die staatliche Gemein-
schafti wenn sie katholisch ist, in seine Recht« ein, und diese kann
natürlich andere Fürsten nm Hülfe angehen. Wenn aber der Papst,
wie das wiederholt geschehen ist, anderen Königen die Gewalt gibt,
in das Reich des abgesetzten Königs einzudringen, so haben sie
das Recht dazu .... Der Satz: Der Papst hat die Gewalt, ketze-
rische und hartnäckige und für ihr Reich in Sachen, die das Seelen-
heil betreffen, verderbliche Fürsten abzusetzen, gehört zu den Dogmen
des Glaubens und muss geglaubt werden; denn er ist enthalten in
den Worten, die Christus in besonderer Weise zu Petrus gesprochen :
Was du auf Erden binden wirst u. s. w. und Weide meine Schafe,
wie die katholische Kirche, die eine Säule und Grundfeste der Wahr-
heit ist, diese Worte immer verstanden und Bonifacius YlII. in der
Bulle Unam Sanctam ausdrücklich erklärt hat.'^ Servin hob schliess-
lich noch hervor: der Jesuiten-Provinzial Louis Richeome habe in
einer 16 13 zu Bordeaux erschienenen Schrift unter Berufung auf Gretser,
Clarus und andere Jesuiten gesagt, Mariana lehre nichts anderes als
die katholischen Theologen insgemein und seine Ansicht sei mit
Ausnahme dessen, was er über die Ermordung Heinrichs III. gesagt,
durchaus orthodox und 'die Lehre des h. Thomas und aller Lehrer
der Kirche; nachdem der Jesuiten-General 6. Juli 1610, sieben
Wochen nach der Ermordung Heinrichs IV., den Jesuiten die Ver-
öffentlichung von Schriften über den Tyrannenmord, die Anstoss er-
regen könnten, verboten, habe der Jesuit Jacob Keller mit der vom
Febr. 1611 datirten Approbation seines Provinzials Busaeus zu Ingol-
stadt die Schrift Tyrannicidium s. soitum catholicorum de tyranni
internecione, München 16t 1, 152 S. 4., herausgegeben; auch die
Jesuiten Azorius [Arg. II b 242], Vasquez und Lessius trügen die-
selbe Lehre vor. Das Parlament verordnete darauf: das Buch von
Suarez sei von Henkershand zu verbrennen und strenge zu verbieten ;
die Erklärung der Sorbonne vom 4. Juni 1610 und dieses Arret
seien alljährlich in der Sorbonne und im Jesuiten- Colleg zu ver-
lesen; die Jesuiten Armand, Coton, Fronton und Sirmond seien
vor das Parlament zu citiren und ihnen Vorhaltungen darüber zu
machen, dass im Widerspruch mit ihrer eigenen Erklärung und
dem Decrete ihres Generals vom J. 1610 das Buch von Suarez
A. SanctarelliM.
351
^cdiiickt und nacli Paris gebracht worden; aacli sei ihnen aufzu-
leben, bei dem General dabin zu wirken, das« er jenes Beeret er-
lenere, und in ibren Predigten das Gegentbeil der Lebre des Suarez
Torzotragen (Arg. II b 80).
Aquaviva ernenerte wirklieb auf den Eatb Cotons 1. Aug.
1614 sein Decret. Per Papst aber war natürlich wüthend über
diese Behandlung eines in seinem Auftrage geschriebenen und von
ihB in einem eigenen Breve belobten Buches. £r verlangte von
der französischen Begierung Genugthuung und drohte, er werde das
Arret in ßom verbrennen lassen oder das Parlament ezcommuniciren
(Hier den Nancius abberufen, gab sich aber schliesslich mit der £r*
klirung zufrieden, das Arr§t solle nicht publicirt werden (Prat 3, 665).
5» Im J. 1625 erschien zu Born ein Quartband: Antonii Sane*
tarelli S. J. Tractatus de haeresi, schismate, apostasia, sollicitatione
is sacramento poenitentiae et de potestate Summi Pontif. in bis de-
lietis paniendis. Ad Ser. Principem Mauritium Cardinalem a Sabau«
dia, 644 S. 4.% von dem General Mnzio Yitellesohi und dem Mag.
S. P. likic. Kidolfi approbirt. Das Buch enthält u. a. folgende Sätze:
„Wenn ein weltlicher Fürst Gesetze erlässt, die den guten Sitten
widersprechen, so kann der Papst entgegengesetzte Gesetze erlassen
and dem Fürsten befehlen, seine Gesetze wieder aufzuheben. Der
Papst kann ketzerische und ungerechte Fürsten mit kirchlichen Cen-
siren, auch mit zeitlichen Strafen belegen, sie absetzen und ihre
üntertbanen von der Pflicht des Gehorsams entbinden. Seine Ge-
walt ist nicht darauf beschränkt, die Schuldigen mit kirchliehen Gen-
suren zu belegen. . . Die Bulle Unam Sanclam ist in der Extravagante
Meruit von Clemens Y. nicht zurückgenommen, sondern nur erklärt
worden, es werde in jener Bulle nichts neu definirt, sondern nur
die Verpflichtung ausgesprochen, welche die Gläubigen seit dem
Anfange der Kirche immer gehabt haben, dem Papste zu gehorchen.'^
Mit Rücksicht auf diese und andere Sätze ^) beschloss das Parla-
ment 13. März 1626: das Buch sei durch den Henker öffentlich zu
verbrennen und dürfe nicht verkauft werden; alle Exemplare seien
abzuliefern. Ausserdem oitirte das Parlament für den folgenden
Tag den Provinzial P. Coton, die drei Beotoren und drei andere
Jesniten. Ueber das mit ihnen angestellte Verhör wurde folgendes
protocoUirt: „Billigen Sie dieses schlechte Buch von Santarelli? P.
Coton: Im Gegentbeil, wir sind bereit, dagegen zu schreiben und
alles, Vas er sagt, zu bestreiten; in unser Haus sind zehn £xem-
l^lare gekommen ; wir haben sie alle vernichtet. — Wissen Sie nicht,
dass diese schlechte Lehre von Ihrem General zu Rom approbirt
worden ist? Ja, aber wir hier können nichts für diese Unklugheit
und tadeln sie auf das entschiedenste. — Glauben Sie, dass der
Papst den König excommuniciren und absetzen und seine Ünter-
tbanen vom £ide der Treue entbinden kann? Wie sollte er den
1) Arg. n b 203. 214. Mercure JSsuite 1, 888. Potenz, Gesch. des
CsIt. 5, 443. Deutscher Merkar 1879, 815.
862 Politische Dootrinen der Jesuiten.
König excommuniciren, welcher der älteRte Sohn der Kirche ist
und gewiss nichts thaen wird, was den Papst dazu nöthigen könnte ?
— Aber Ihr General, der das Buch approbirt hat, hält das Ge-
sagte für unfehlbar; sind Sie denn anderer Meinung? Der General,
der zu Eom wohnt, kann nicht anders als approbiren, was die Bö-
mische Curie approbirt. — Und Ihre Ueberzeugung? Ist eine ganz
andere. — Und wenn Sie zu Rom wären, was würden Sie thaen?
Wir würden es machen wie die, welche dort sind. — Nun geben Sie
uns eine bestimmte Antwort. — Erlauhen Sie uns, uns zu besprechen.'*
Den Jesuiten wird gestattet, in ein Nebenximmer zu treten; nach
einer haben Stunde treten sie wieder ein und erklären: „Unsere
Ueberzeugung ist dieselbe wie die der Sorbonne, und wir werden
dasselbe unterschreiben, was der gallicanische Klerus unterschreibt.
— Geben Sie uns das schriftlich. — Gestatten Sie uns einige Tage
zur Ueberlegung. — Das Parlament gibt Ihnen eine Frist von drei
Tagen."
Dieses ProtocoU (Arg. II b 205) klingt wie eine Satire ; aber
sicher ist, dass dem Parlamente folgende vom 16. März 1626 datirte
Erklärung mit den Unterschriften von P. Goton und 15 anderen
Jesuiten (darunter auch Dionysius Petavius) eingereicht wurde:
„Wir erklären, dass wir die schlechte Lehre desavouiren und ver-
abscheuen, welche bezüglich der Person, der Autorität und der
Staaten der Könige in dem Buche von Sanctarelhis enthalten ist;
wir erkennen an, dass die Könige unmittelbar von Gott abhängig
sind, und wir sind bereit, für diese Wahrheit unser Blut zu ver*
gie.4sen und unser Leben hinzugeben. Wir versprechen, die Censur,
welche der Klerus oder die Sorbonne über jene verderbliche Lehre
aussprechen werden, zu unterschreiben und nie Meinungen oder
Lehren vorzutragen, welche mit den in dieser Hinsicht von dem
Klerus, den Universitäten des Beiches und der Sorbonne vorgetragenen
in Widerspruch stehen.'^ — Schon 22. Febr. 1612 hatten in Folge
eines auf den Antrag von L. Servin gefassten Parlamentsbeschlusses
der Provinzial Balthasard, die Patres Fronton Le Duc, Sirmond und
zwei andere förmlich zu ProtocoU erklärt, dass sie mit der Lehre
der Sorbonne übereinstimmten, auch bezüglich der Sicherung der
geheiligten Person der Könige, der Aufrechterhaltung ihrer könig-
lichen Autorität und der jederzeit und von Alters her in Frankreich
bewahrten und beobachteten Eechte und Freiheiten der gallicanisohen
Kirche (Arg. IIb 58).
Die Sorbonne veröffentlichte ein vom 4. April 1626 datirtes
Yerdammungsurtheil über Santarelli's Buch. In gleichem Sinne sprach
sich 20. April die Universität Paris aus. Auch die anderen Uni-
versitäten, Toulouse, Yalence, Bordeaux, Poitiers, Bourges, Caen,
traten dem Urtheil der Sorbonne bei. Der Rector der Pariser Uni-
versität übersandte die Erklärung der letztern dem Parlamente mit
dem Antrage, die Verlesung derselben an bestimmten Tagen zu ver-
ordnen, erhielt aber ein Schreiben des Königs vom 3. Mai, worin
das Verhalten der Universität gebilligt, ihr aber verboten wurde,
auf der Einregistrirung ihrer Erklärung zu bestehen, da dieses dazu
V
A. Carerius. B. dioyeronius.
d5S
£enen würde, den eben beigelegten Zwist zwischen der Univer-
sität und den Jesuiten wieder anzufachen, und diese das Buch als
schlecht und verderblich missbilligt hätten (Arg. II b 210). — Im
Febr. 1627 erklärte Card. Richelieu, es sei nicht genug, dass San-
tarelli^s Buch öffentlich verbrannt worden, — in seinen Memoiren
■ennt er es le plus mechant de tous ceux de cette sorte, — es
Qiüsse auch durch eine „authentische Censnr der Kirche^' verdammt
Verden; bei den Misshelligkeiten, die jetzt zwischen dem Papste
ud der französischen Regierung obwalteten, seien Censuren der Sor-
boDne und des Parlaments nicht opportun; der König hoffe aber die
Censurirung des Buches in Rom zu erwirken (Arg. II b 255. Jour-
dain P. just. p. 70). Urban VIII. sprach allerdings sein Bedauern
d&rnber aus, dass das Buch gedruckt worden, tadelte den Jesuiten-
General und den Mag. S. P. und verbot, über solche Dinge anders
als sehr nüchtern zu schreiben ; aber von einem Verbote des Buches
war keine Rede. Auch der Jesuiten-General sprach sein Bedauern
ans und beauftragte die Superioren, die Exemplare des Buches auf-
mkanfen. £r Hess dieses sogar in einer kleinen Auflage mit Weg-
lassnng der Capitel 30 und 31 des 1. Tractats (De potestate quam
bbet Snmmus Pont, in puniendis principibus haereticis, p. 290 —
30S), an denen man in Paris besonders Anstoss genommen, neu
dmcken und schickte die Exemplare dem Pariser Nuncius, — wozu
Prat (4, 750) zu bemerken nicht unteriässt, die Beseitigung dieser
Capitel bedeute nicht ein Aufgeben der darin entwickelten Grund-
sätze, — und befahl den französischen Jesuiten, über die heikele Ma-
terie absolument rien zu schreiben (Prat 4, 799j. Man dachte so-
gar daran, eine Modification der Censur der Sorbonne zu erwirken.
Der päpstliche Staatssecretär erklärte aber 1626 dem Nuncius Spada,
venn eine solche Modification in der Form einer neuen Censur er-
folgen solle, müsse diese ganz allgemein gehalten sein, nicht speciell
die Capitel 30 und 31 erwähnen und, die Richtigkeit der Lehre des
Boches voraussetzend, nur die Inopportunität desselben hervorheben
fPrat 4, 760).
Weitere Censurirungen ultramontaner Bücher, welche die Sor-
bonne 1626 vorbereitete, — des erwähnten Buches von Spondanus,
Demonarchia divina, ecclesiastica et saeculari christiana, auth. Mich.
Manclero Dr. Sorb., auch der These des Dominicaners Testefort:
S. Scriptura partim Bibliis sacris, partim epistolis decretalibus Sum-
laorom Pont., quatenus explicant S. Scripturam, partim sacris con-
öliis continetur, — wurden von der französischen Regierung, die
damals mit Rom in Unterhandlung stand, unterdrückt (Arg. II b
231. 256. Jourdain p. 112).
6. Ehe man in Rom genöthigt war, Bellarmins Lehre von der
lodirecten Gewalt des Papstes in weltlichen Dingen gegen die Eng-
fcider und Franzosen zu vertheidigen, wurde ein Gegner Bellarmins
^atirirt, der auf demselben Standpunkte stand, von welchem aus
Sixtns V, Bellarmins Buch in den Index gesetzt hatte. Im J. 1603
wurde mit d. c. verboten das mit Approbation der Inquisition von
Padua gedruckte und einem Cardinal gewidmete Buch De potestate
BeoKlt, Index IL 23
d54 Oallicaner vor 1682.
Romani Pontificis adv. impios politicos libri düo, Alex. Carerio
Patavino JC. auctore. Ad 111. et Rev. D. FranciRCum ex Comitibns
Sancti Georgii et Blaodratae S. R. E. Cardinali, Patavii 1599*, 86 Bl. 4.
Der Verfasser, AI. Cariero, Propst und Professor zu Padua (tl626),
vertheidigt die Ansicht: Papam habere plenissimam potestatem in
Universum orbem terrarum tum in rebus ecclesiasticis tum in poli-
ticis, bestreitet ausführlich Bellarmins Ansicht (f. 50—58) und leistet
u. a. folgende Satze: Papa est fons et origo omnis principatus, e
quo caeterae potestates defluunt (f. 61). Papa in totum orbem
Christ, habet temporale dominium, seu mavis potestatem ac jurisdic-
tionem, licet illam duntaxat in Ecciesiae patrimonio ordinarie exer-
ceat (f. 64). Papa solus monarcha jure merito dici meretur (f. 71).
Papa si ex causa reges et imperatores destituit, fortius eos insti-
tuere potest. . . Imperator in omnibus subest Rom. Pontifici (f. 73)^).
— Gleichzeitig mit dem Buche von Cariero wurde ein Bnch eines
französischen Domherrn mit d. c. verb.: Commentarii D. Bermondi
Choveronii. JC. clariss. et Cathedralis Eccl. Vivarien. Canonici,
in (s. Lateranensis concilii) tit. de publicis concubinariis (Nunc pri-
mum in Germania excusi, Spirae 1598,* 885 S. 8.), wahrscheinlich
wegen der Stelle, an der die päpstliche Jurisdiction auch auf die
guten und bösen Engel ausgedehnt und gelehrt wird, wenn es mög-
lich wäre, dass ein Engel in Irrthum fiele, würde der Papst ibn
richten und excommuniciren können^).
45. Gallicaner vor 1682.
Während man in Paris die im Auftrage oder mit Gutheis-
sung der Römischen Curie veröflFentlichten ultramontanen Bücher
censnrirte, fing man in Rom an, die Bücher von französischen
Juristen und Theologen zu verbieten, in welchen die Gewalt
des Papstes in weltlichen Dingen bestritten und anderseits die
herkömmliche Gewalt der französischen Könige in kirchlichen
1) Vgl. L'Estoile in der Nouv. Coli, de Mem. (Michaud) 15, 863.
— Cariero hat auch den Beweis angetreten, dass Dante kein Dichter ^-
wesen: Breve et ingenioso discorso contro Popera di Dante. Di Mons.
Aless. Cariero. AU' 111. & Rev. Principe 11 S. Don Luigi Cardinale da
Este. Padoa 1682. Vgl. Preuss. Jahrb. (1883) 51, 269. — Die Potestas
directa wurde um dieselbe Zeit von den Brüdern Thomas und Alex. Bozio
(beide Oratorianer) vertheidigt (Schulte 3, 1. 463. 468). Das Buch des P.
Bozio, welches nach Perrens 1, 470 Clemens VIII. dem französischen Ge-
sandten gegenüber missbilligte und Bellarmin widerlegen wollte, wird Alex.
Bozio 's De temporali Ecciesiae monarchia et jurisdictione 11. V, Rom 1601,
gewesen sein.
2) Gregoire, Hist. des sectes 3, 159.
£. Richer. 366
Dingen yertheidigt, oder, was bei den Theologen mehr hervor-
tritt, die Römischen Anschannngen über die kirchliche Gewalt
des Papstes bekämpft und die Rechte der Bischöfe vertheidigt
werden. Die ersten Schriftsteller dieser Richtung, die in den
Index kamen, waren der Theologe Edmond Richer nnd der Jurist
Simon Vigor: Ton jenem wurden 1613 das Schriftchen über die
kirchliche und staatliche Gewalt, 1622 sämmtliche Werke ver-
boten, von diesem 1613 eine anonyme Schrift, 1621 und 1622
zwei mit seinem Namen veröffentlichte, 1684 die Gesammtaus-
gabe seiner Werke. Einzelne Schriften wurden verboten von
den Juristen Louis Servin, P. Pithou, P. Dupuy u. a., von den
Theologen Fr. V^ron, P. de Marca, J. Gerbais, J. Boileau u. a.,
loch von einem Jesuiten, M. Rabardeau, eine im Auftrage
Eichelien's geschriebene Schrift. — In Frankreich wurden diese
SSmischen Gensuren nicht anerkannt, — nur die gegen Rabar-
deaa wurde von der Assemblöe du Clergö ausdrücklich bestä-
tigt; — sie hatten aber wenigstens für zwei der davon Betrof-
fenen unangenehme Folgen. Richer wurde, schon ehe sein
Schriftchen förmlich verboten war, auf Betreiben der Curie seines
Amtes als Syndicus der Sorbonne von der französischen Regie-
ning entsetzt; er Hess sich bestimmen, 1622 eine Art von Unter-
werfangs-Erklärung zu veröffentlichen, und wurde 1629 von
Richelieu gezwungen, eine noch weiter gehende zu unterzeichnen.
Pierre de Marca aber wurde, als er 1642 zum Bischof ernannt
war, unter Hinweisung auf das kurz zuvor erfolgte Verbot seines
Baches De concordia sacerdotii et imperii durch die Index-
Congregation in Rom die Bestätigung verweigert und er erhielt
diese erst, nachdem er nach langen Verhandlungen 1647 eine
Betractation unterschrieben hatte. — Im spanischen Index stehen
von den in Rom verbotenen Büchern dieser Art nur das Schrift-
ehen von Richer, zwei Schriften von Pithou und einige weniger
bedeutende andere.
1. E. Richer sehrieb für eine Ausgabe der Werke Gereone,
die 1606 zu Paris erschien, eine Vita Gersons; auf seinen Rath
wurden auch Schriften von P. d'Ailly, Jac. Almain und Joh. Major bei-
gefügt. Der Nuncius Barberini, der von Richers Hauptgegner in der
Sorbonne, Andre Duval, von dieser der Curie unbequemen Publi-
cation horte, bestimmte den Kanzler Brulart de Sillery, das ganze
Jahr 1606 hindurch die Erlaubniss zum Verkaufe derselben zu ver-
350 Gallicaner vor 1682.
weigern. Eicher yerfasste auch eine Apologie Gereons gegen Bei*
larmin, die zunächst in Abschriften circulirte und nach einer sehr
ungenauen ohne Richers Zuthuen zuerst 1607 in Italien gedruckt
wurde. Eine genaue Ausgabe erschien erst lange nach Richere
Tode: Apologia pro Jo. Grersone, pro suprema Ecclesiae et Concilii
generalis autoritate et independentia regiae potestatis ab alio quam
a solo Beo. Adv. scholae Parisiensis et ejusdem Doctoris christia-
nissimi obtrectatores per E. R. D. F. P., Lugd. Bat. 1676, 4. Ein
Auszug aus dieser Apologie ist eine kleine Schrift, welche Richer,
seit 1608 Syndicus der Sorbonne, verfasst-e, als ihn der erste Prä-
sident des Pariser Parlaments, Nie. de Verdun, ersuchte, die Lehre
der Facultät über die kirchliche und staatliche Gewalt kurz dar-
zustellen: De potestate ecclesiastica et politica, mit dem Motto:
Ecclesia est politia monarchica ad finem supematuralem institata
regimine aristocratico (quod omnium optimum et naturae convenien-
tissimum est) temperata a summo animarum pastore .Jesu Christo.
Die Schrift behandelt den Gegenstand in 18 Capiteln und füllt in
der ersten, 1611 ohne den Namen des Verfassers in 300 Exem-
plaren gedruckten und nicht in den Buchhandel gegebenen Ausgabe
nur 30 S. 4.^). Noch in demselben Jahre erschien ein im Auslande
veranstalteter Nachdruck, Paris 1611, 48 S. 8., und in den folgen-
den Jahren wurde die Schrift wiederholt gedruckt. Als Paul V.
von dem Inhalte derselben durch Bellarmin erfuhr, wurde er sehr
aufgebracht, und verlangte, die französische Regierung solle ein-
schreiten; der Nuncius Ubaldini drohte Paris zu verlassen, wenn
man das Buch passiren lasse. Richers Gegner in der Sorbonne,
ausser Duval namentlich Jean Filesac und der junge Fr. de Harlav,
Abb6 de St. Victor, beantragten die Censurirung der Schrift; aber
das Parlament verbot 1. Febr. 1612 der Sorbonne, darüber zu ver-
handeln (Arg. II b 60). Card, du Perron, Erzbischof von Sens, cen-
surirte das Buch gemeinschaftlich mit den Bischöfen seiner Kirchen-
provinz (ohne Richer zu nennen, Arg. III b 184; Perrens 2, 146),
und der Bischof von Paris und andere Bischöfe Hessen diese Cen-
sur von den Kanzeln verlesen. Paul V. war mit derselben nicht
ganz zufrieden, weil darin gesagt war, das Buch werde verdammt
„unbeschadet der Rechte des Königs und der französischen Krone
und der Rechte, Immunitäten und Freiheiten der gallicanischeii
Kirche," belobte aber gleichwohl die Bischöfe in einem Breve vom
2. Mai 1612, dass sie librum perniciosa doctrina pravisque dogma-
tibus refertum verdammt hätten (Arg. III b 187). Richer reichte
gegen die Censur der Bischöfe einen Appel comme d'abus ein; der-
selbe wurde aber nicht angenommen (Arg. III b 184). In der Sor-
bonne agitirten seine Gegner für seine Entfernung vom Syndicat;
1) Daher der Titel der Schrift Notae stigmaticae in magistrum tri-
ginta paginarum^ auct. Jo. Cosmo Fabricio, Frcf. 1612, 4., deren Autor-
schaft Sirmond anfangs ableugnete, aber 20 Jahre später eingestehen
muBste. Prat 3, 348.
£. Richer. 357
DiaB suchte ihn vergeblich zam Kticktritt zu bewegen; am 1.
Sept. 1612 wurde von der Regierung die Wahl eines neuen Syn-
dicns angeordnet; sie fiel auf Filesac (Arg. IIb 58. 299). Der
Pipst belobte in Breven vom 26. Sep. 1612 den Prinzen von Conde
and den Grafen von Soiseons, dass sie dafür gesorgt, ut regia auc-
toritate deponeretur Richerius, qui adeo male sentiebat de ecclesia-
ßtica potestate (Arg. III b 188). Der Nuncius Ubaldini schlug so-
frar vor, Richer gefangen zu setzen oder nach Rom zu schicken.
Er wurde wirklich auf Betreiben des Herzogs von Epernon ver-
Iiaftet, aber auf den Antrag der Universität vom Parlamente bald
vieder in Freiheit gesetzt.
In einem Decrete der Index-Congr. vom 10. Mai 1613 wurde
rerboten: De ecclesiastica et politica potestate, Par. 1611 absqae
aomine auctoris, am 2. Dec. 1622 : Edmundi Richeri opera. Cnjus
est etiam liber qaidam anonjmus, jam alias prohibitus et qui denuo
modo prohibetur, inscriptus De eccl. etc. (foJgt der Titel mit dem
Motto). Ein Buch mit dem Titel Edmundi Richeri opera war vor
1622 nicht erschienen; das Yerbot bezieht sich also auf die einzeln
enchienenen kleinen Schriften, — die älteren können ausser der
Apologie für Gerson kaum Anstoss erregt haben, und seit 1615 war
BW Gensura S. Fac. Theol. Par. in 4 libros priores de rep. eccl.
aiict M. A. de Dominis (mit Noten von Richer), 1618, 62 S. 4.,
encliienen, — und ist um so auffallender, als R. seit seiner Ent-
fernung vom Syndicate ganz zurückgezogen gelebt und sich 1620
durch den Card, de Retz hatte bestimmen lassen, eine Erklärung
abzugeben des Inhalts: er unterwerfe sich und seine Schrift und
seine ganze Lehre dem Urtheil des apostolischen Stuhles und der
Kirche und bedauere, dass einige Sätze seiner Schrift gegen seine
Absicht so verstanden worden seien, als ob er der rechtmässigen
Autorität des Papstes und der Bischöfe zu nahe trete; er sei gern
bereit, dieselben im guten und katholischen Sinne zu erklären (Arg.
IIb 301). Diese Erklärung wiederholte er 30. Juni 1622 und ver-
öffentlichte sie (Arg. III b 187). Da aber seine Gegner damit nicht
»frieden waren, so fügte er seinem schon 1613 geschriebenen Testa-
mente unter dem 80. Aug. 1625 einen Zusatz bei, worin es heisst:
..Da zn furchten ist, dass man Richer zu einer Retractation zwingen
▼ill, die seine Feinde oft durch Gewalt und Drohung zu erpressen
gesucht haben, so erklärt er: wenn er sich vielleicht in eine solche
Bedrängniss (eztremitäs) versetzt finden sollte, dass er sich genöthigt
sibe, sein Buch abzuschwören oder etwas zu unterzeichnen, was
But seiner Erklärung von 1622 in Widerspruch stände, so desa-
▼oairt er eine solche Erklärung als erzwungen, erklärt in voraus
alle« för falsch, unterschoben und nichtig, was man in diesem Sinne
viter seinem Namen veröffentlichen mag, und wünscht, dass man
ibm keinen Glauben beimesse, falls ihm nicht zuvor, wie er wieder-
Wlt verlangt hat, gestattet wird, die Sätze seines Buches schriftlich
M erklären" (Arg. 11 b 302). Card. Richelieu, — dem ürban VIII.
^en Cardinalshttt für seinen Bruder versprochen haben soll, wenn er,
anuer anderen Bedingungen, eine Retractation Richers beschaffe, —
358 Gallicaaer vor 1682.
brachte ihn wirklich dazu, dass er in seiner, des Pfarrers Talon
und des bekannten Capucinerpaters Joseph Gegenwart 7. Dec. 1629
eine Erklärung unterschrieb, worin er zu der vom J. 1622 folgen-
den Zusatz macht: „Ich unterwerfe mein Buch und alle Sätze des-
selben und ihre Deutung und meine ganze Lehre dem Urtheil der
römisch-kath. Kirche und der Sedes apostolica, die ich als Mutter
und Lehrerin aller Kirchen und als unfehlbare Richterin der Wahr-
heit anerkenne; quas quidem propositiones, quatenus Ecclesiae cath.,
apost. et Romanae judicio, ut sonant, contrarias vehementer improbo
et condemno (Arg. II b 302 ; was Baillet u. a. von einer Bedrohung
Richers bei P. Joseph durch zwei Männer mit Dolchen erzählen,
erklärt Perrens 2, 438 für eine Fabel). Am 24. Dec. 1629 schrieb
Richer als Codicill zu seinem Testamente eine ausführliche Yer-
theidigung seiner Schrift nieder (Arg. IIb 303).
Lange nach seinem Tode (28. Nov. 1631) wurde von ihm
veröffentlicht: Historia conciliorum generalium, Köln 1680 u. s.,
3 Bände, verb. durch ein Breve Innocenz' XI. vom 17. März 1681.
Im J. 1670 erschien zu Paris: E. Richeri libellus de eccl. et pol.
pot. necnon ejuodem libelli per eundem Richerum demonstratio, dann
zu Köln 1701 (von dem Benedictiner Thierry de Viaixnes heraus-
gegeben) De pot. eccl. et pol. E. Richeri libellus neo non ejusd.
lib. per eund. R. dem. Nova editio aucta ejusd. libelli defensione
nunc primum typis edita ex manuscripto ejusd. anthoris, in dnos
tomos divisa; cum aliis quibusd. opusculis, 2 vol. 4. (Dict. Jans.
3, 261). Diese Ausgabe ist ohne Zweifel gemeint mit E. Richeri
Dr. Theol. Paris, lib. de eccl. et pol. pot., (Jol. 1703, in dem Index-
Decrete vom 4. März 1709. Seit Ben. steht mit diesem Datum im
Index: Demonstratio libelli etc. — Dagegen stehen auffallender
Weise nicht im Index: Traite des appellations comme d^abus (1625
—26 verfasst), Par. 1763, 2 vol. 12. (Schulte 3, 1, 578; ein Aus-
zug daraus in Dupins Manuel), und Histoire du Sindicat d'Edmond
Richer par E. R. lui-meme, Avignon(!) 1753,* 419 S. 12. —
Im span. Index steht von Richer nur De eccl. et pol. pot. ^).
Gegen Richer schrieb Andre Duval (er hat den Namen Riche-
ristes aufgebracht): Libelli de ecclesiastica et politica potestate Elen-
chus pro suprema Romani Pontiücis in Eccl. authoritate, Paris 1612,
160 S. 8. In Rom war man mit dieser Widerlegung nicht sehr zu-
frieden. Die Inquisition beschloss Fer. V. 12. April 1612, Duval
auffordern zu lassen, einige Stellen seines Buches zu corrigiren, und
im März 1613 übersandte der Nuncius Ubaldini ein Exemplar der
2. Auflage, welche genau nach den Weisungen der Inq. geändert
war. Namentlich waren einige die päpstliche Unfehlbarkeit betreffende
Stellen corrigirt, z. B. der Satz: „Es ist nicht de fide, dass der
Papst unfehlbar sei, aber es ist die sicherere und wahrschein-
lichere Ansicht, dass er unfehlbar sei, wenn er als Papst handelt*'
1) Laur. Fr. X. Veith erhielt für sein etwas verspätetes E. Rioberi
systema oonfutatum, Augsb. 1783, von Pius VI. ein Belobungsbreve.
A. Duval. S. Vigor. L. Servin. 369
Iq: ^EsiBt noch nicht definirt, dase der Papst nnfehlbar sei; gleichwohl
Utes sicher, dass er nnfehlbar ist, wenn er als Papst handelt'*^).
2. Mit der Yerdammnng der Schriften Itichers hängt zusam*
men die der Schriften der Juristen Simon Vigor und Louis Servin.
Yon ersterm, einem Neffen des Erzbischofs von Karbonne, Con-
»iiler au grand conseil (1555 — 1624), ist die Schrift, die 1613 in
demselben Beeret wie Richers Schriftchen verboten wurde: Ex re-
sponsione synodali data Basileae oratoribus D. Eugenii P. IV. in
eoneregatione generali 3. Non. Sept. 1432 [Hefele, Conc.-Gesch. 7,
4S7] pars praecipna et in eam commentarius, Coloniae sumptibus
Tbeophili Franc! [Paris] 1613 absque nomine authoris. Duval
iclirieb dagegen: De suprema Bom. Pontificum in Eccl. potestate
idy. Yigörium JC, 1613. Vigor antwortete sogleich in der Apolo-
gia de suprema Ecclesiae auctoritate adv. Mag. Andr. Duval, Paris
1613, verb. 1621. — Gegen die Apologia schrieb Theophraste
BoQJu, Aumonier des Königs, früher Secretär des Grafen von Sois*
soDs, unter dem Namen Beaulieu Defense pour la hierarchie de
TEglise et de N. S. P. le Pape, 1613 (auch latein.). Vigor ant-
Tortete in De Testat et gouvemement de TEgl., divise en 4 livres :
1. de la monarchie ecclesiastique ; 2. de l'infaillibilit^; 3. de la
discipline eccl.; 4. des conciles. Avec r^ponse au livre de Th.
fioujn dit Beaulieu de la Defense ... et äpistre sur la justification
de Durand, 1621. 4., verb. 1622. Die drei genannten Schriften von
Vigor und seine Assertio fidei catholicae ex quatuor prioribus con-
dlüs oecumenicis erschienen als S. Vigorii opera omnia in 4 tomos
distributa, Par. 1683,* zusammen ein massiger Quartband, verb. 1684.
Louis Servin, unter Heinrich IV. und Maria von Medici Ge-
neral-Advocat, f 1626, war ein eifriger Gegner der Ultramontanen
vnd Jesuiten. Als 1613 eine Sammlung seiner Plaidoyez in 4
Binden 8. erschien, schickte sie der Nuncius Ubaldini, wahrschein-
lich durch die gute Gesinnung, welche der Hof in der Sache Richers
bekundet, zum Vorgehen gegen einen andern hochgestellten Galli-
caner ermuthigt, gleich nach Rom, und schon im Deo. 1613 sandte
Card. Borghese ein Verzeichniss der Irrthtimer, die man dort darin
gefanden, mit dem Verlangen, Servin solle retractiren. Servin dankte
dafür, dass das Sanctum Officium (die Index-Congr. wird gemeint
win) die Censur verschoben, verlangte aber zunächst Zeit zum Corri-
giren; dann sagte er, man habe seine Sätze missverstanden, er
1) Michand 4, 172. 1614 erschien eine neue Ausgabe von Du v als
Schrift, worin er das Baseler Concil als conciliabulum, den Papst als un-
fehlbar, die Appollatiou vom Papste an ein allgemeines Concil als unzu-
lässig bezeichnet. Trotzdem war man in Rom mit der Schrift unzufrie-
den, weil doch einige gallicanische Sätze darin vorkamen (Perrens 2, 228).
Auch Georg Froger, Dr. Sorb., Hess eine Gegenschrift als Manuscript
dracken: er fand Widerspruch, weil er zu viel concedirte, und zog die
Sehrift zurück. Ein Stück daraus wurde mit den Verhandlungen über
Becanos gedruckt; Mellini verlangte Bestrafung des Verfassers (Druckers?).
Perrens 2, 218.
360 Gallicancr vor 1682.
werde sie in anderen Plaidoyers beBser entwickeln, zurücknehmen
werde er nichts. So berichtete Ubaldini an Card. Mellini, den
Präfecten der Index-Congr. 28. Ang. 16141). Erst 1622 verbot
diese mit d. c. Lud. Servini actiones forenses gallico sermone 4 tomis
comprehensae (erst seit Ben. steht der französische Titel im Index).
— 1622 wurde auch mit d. c. verb. Antonii Fabricii Bleyniani
(Prof. in Valence) In theoriam et praxin beneficiorum eccl. metho-
dica et familiaris introductio, 1660, 4. (Schulte S. 582).
3. Durch Decrete vom J. 1623 (Alex. No. 26. 27) kam eine
ganze Eeihe von französischen Juristen in den Index, nämlich ausser
Fr. Juretus und P. Mathieu (s. o.) mit d. c: Barth, (seit Ben. rich-
tig Benigne) Milletot, Trait6 du.delict commun et cas privil^gie
ou de la puissance legitime des juges s^culiers sur les personnes
ecclesiastiques, 1611 u. s.; der Verfasser, Parlamentsrath in Dijon,
war ein Freund des h. Franz von Sales, der das Verbot des Buche»
zu hintertreiben suchte (Mor^ry, Suppl.); ~ Lauren tii Bochelli
(Bouchel, Parlamentsadvocat, tl629) Öecretorum Ecclesiae gallicanae
libri VIII, Paris 1609 (und 1621), Fol., ein Codex juris gallicani,
im 4. Buche ein Tractatus de juribus et libertatibus Eccl. gall. (in
dem Decrete No. 27 heisst es : Decreta Eccl. gall., multa alia etiam
ejus additamenta immixta continens ; bei Bot. unbedingt verb.). —
Unbedingt wurden verb. Opuscula duo incerti cujusdam auctorifl
de libertate Ecclesiae gall. inserta operibus Petri Pithoei (ähnlich
Sot.). Erst seit Ben. steht dafür: Ecclesiae gall. in schismate Sta-
tus sive seorsim sive insertus operibus Petri Pithoei, und Les libertez
de l'Egl. gall. sive seorsim sive cum op. P. P. Beide sollten unter
P. Pithoeus stehen; denn in dessen Opera, Paris 1609, findet sicli
p. 511—534 die zweite Schrift, p. 535 — 697 die erste: Ecclesiae
. . . Status. Ex actis publicis. Estat de VEgl. gall. durant le
schisme. Letzteres sind nur Actenstücke von Carl VI. bis Hein-
rich II., ersteres ist Pithou's (1535 — 96) berühmtes Schriftchen,
Les libertez de TEglise gallicane, redig^es en 83 articles, welches
zuerst 1594 mit einer Dedication an Heinrich IV. (nur 27 S. 8.)^
dann wiederholt gedruckt war, in Frankreich als ein Meisterstück
angesehen und le code des parlements wurde (Prat 3, 338), nament-
lich unter Heinrich IV. und Ludwig XIII. „das (resetz und die
Propheten" der französischen Juristen war (Perrens 1, 137), von
d'Aguesseau als Palladium de la France bezeichnet wird und mit
einem kurzen Commentar den ersten Theil von Dupins Manuel (1824
u. s.) bildet. — 1636 und 1639 gab ein Freund Pithou's, Pierre
Dupuy (1582 — 1651) unter Mitwirkung seines Bruders Jacques zwei
Sammelwerke in je 2 Fol. heraus: Traitez des droits et libertez de
l'Eglise gallicane und Preuves des libertez de PEgl. gall. (beide
1) Perrens 2, 216. Prat 3, 586. L'Eatoile in den Nouv. Coli, des
Mem. (Michaud) 15, 862 berichtet unter 16. Febr. 1604, die Sorbonne
habe die zu Paris gedruckten Plaidoyers et arrets de Servin (also eine ältere
Sammlung) censurirt.
L. Bochellas. P. Pithou. P. Dupuy u. a.
861
uueh 1651 und vermehrt 1731). Das erste dieser Werke wird in
dem Decrete vom 26. Oct. 1640 mit Traitez des droits et lib. de
i'E^l. gall. Par M. Pierre Pithon gemeint sein. Es steht noch
heate nnter Pithoa, obschon es ausser dessen Traiti noch 18 andere
Tractate, auch den von Milletot enthält. — Dnpuy's Sammelwerke
wurden von den 1639 zn Paris versammelten Prälaten in einem
Schreiben an den französischen Episcopat verdammt, anf Betreiben
des Xancins anch von Richelien, weil sie ohne Privileg erschienen
»ien, verboten, der Verkauf aber geduldet*). Der Commentaire de
M. da Puy sur le TraitA de TEgl. gall. par M. P. Pithou avec trois
antres traites, Par. 1 652 (Nouv. Ed., von Lenglet du Fresnoy, Par.
1715, 2 vol.; Baumg. 4, 271. 440), steht nicht im Index.
1625 wurden verb.: Trattato delle appellazioni nelle materie
eeclesiastiche per il capo di abuso, tradotto dal francese da Maso
degli Albizzi Fiorentino, Lyon 1624 fauch bei Sot.), und Historia
pontificiae jurisdictionis [ex antiquo, medio et novo usu . . . adhi-
bita praxi forensi Galliae, Hispaniae . . .] Auct. Michaele Kons sei,
Par. 1625 (auch bei Sot.). Von diesem Buche sagt Zacc. p. 318:
es wäre zu wünschen, dass die fremden Juristen nicht weiter ge-
^ngen wären als Eoussel; es komme aber auch bei ihm manches
Verwerfliche vor, bittere Bemerkungen über Leo X. und die Con-
fordate, unrichtige Sätze über Appellationen, über die Berufung der
Concilien (er lasse es z. B. unentschieden, ob das Apostelconcil von
Petrus oder von Jacobus berufen worden) u. b. w. — 1627 wurden
verb. Gerardi de Maynard Illustres controversiae forenses . . in
Senatu Tholosano decisae, e gallico sermone in lat. translatae et
additionibns . . . auctae a Hieron. Brucknero, mit der Motivirung:
in qua collectione multa falsa dictus Gerardus sicut et in additioni-
bns quoque Brucknerus ex propria sententia addunt et asserunt.
Bei Sot. werden die Decisiones novae Tholosanae, quas collegit . . .
(j. de Maynard . . . , transtulit H. Brückner, Frcf. 1610, 2 Fol.,
expurgirt, aber fast nur Bemerkungen von Brückner gestrichen.
Von den Decisiones des Parlaments von Toulouse wird nur eine
(4, 100) gestrichen, mit der Ueberschrift : Ecclesiastici Jurisdictionen!
snam in rebus saecularibus per varias molitiones auxerunt, und zu
einer, 2, 27, über Usura, ein Caute lege beigefügt. Brückners Be-
merkung p. 16: consuetudine in Galliis recepta illud appellationum
tanquam ab abusu remedium adv. ecclesiasticorum in jura regia usur-
pationes ibidem introductum wird nicht gestrichen, sondern nur die
weitere Bemerkung über das Recht der protestantischen Fürsten,
darch die Consistorien über geistliche Dinge zu entscheiden.
Nach einer längern Pause wurde 1642 verb. De la primaute
en rEgliee ou de la hierarchie d^icelle [pour reponse ibr&gle et par
1) Arg. III b 244. A. J. P. 22. 752. Perrens 2, 452. Das Schreiben
der Prälaten und das Arret du Conseil privS sind mit einer Apologie von
Ihipay in der Ausgabe der Traitez von 1781 abgedr.
362 Gallicaner vor 1682.
avance aa gros volume du Sieur Blondel de mSme titre]. Par Fran-
gois Veron, Lecteur et Predicateur du Roy pour les controverBea
(1575—1649; 1505-1620 war er Je«uit) , Par. 1641, 8., —
gegen ein Buch von D. Blondel, das vor 1757 nicht verb. war:
De la primaute de TEglise. Trait^ ou sont confront^s avec la r^-
ponse du Ser. Roy de la Gr. Bretagne les Annales du Card. Baro-
nins, les Controverses du Card. Bellarmin, la Reponse du Card, du
Perron etc., Genf 1641, 1268 S. Fol.
4. Um 1640 ging das Gerücht, Richelieu beabsichtige, ein
französisches Patriarchat zu gründen and so die französische Kirche
von Rom unabhängiger nnd natürlich noch mehr von sich und der
französischen Krone abhcängig zu machen^). Richelieu soll selbst
zu dem Gerüchte Anlass gegeben haben, nicht als ob er wirklich
einen solchen Plan gehabt, sondern um die Curie einzuschüchtern,
— von einem Patriarchate war übrigens schon 1594 die Rede ge-
wesen (Thuanus 116, 18) und wurde auch nochmals 1681 ge-
sprochen; — in Rom soll man durch die Berichte des Nuncius
ernstlich beunruhigt worden sein. Da erschien zu Paris 1640 eine
bittere Satire auf dieses Project: Optati Galli de cavendo schis-
mate liber paraeneticus (an die französichen Bischöfe gerichtet), 39 S.
8. Der Verfasser war Claude Hersent (Hersan), Doctor der Sor-
bonne; allem Anscheine nach hatte er im Auftrage oder mit Vor-
wissen des Nuncius geschrieben. Auf Betreiben Richelieu^s Hess
das Parlament die Broschüre alsbald verbrennen, und der Erzbischof
de Gondi und die Bischöfe seiner Kirchenprovinz verdammten sie.
Auf Ersuchen Richelieu's verfassten mehrere Gelehrte, u. a. Isaac
Habert, N'ic. Rigault, Jean Sirmond, Entgegnungen (Backer 1, 597).
Am meisten Aufsehen erregte unter diesen Gegenschriften Michaelis
Rabard ei e S. J. Aurelian. Optatus Gallus de cavendo schismate
benigna manu sectus tarde, sed aliquando. u^vzog eq^a, Par. 1641,
4"*^. £s wird darin nicht nur bestritten, dass in Frankreich die
kirchliche Immunität durch die weltliche Gewalt beeinträchtigt werde,
und das von der Geistlichkeit für den König verlangte Subsidium
unä das Edict über Ehesachen vertheidigt, sondern auch bei der
Widerlegung der Anklage, dass Card. Richelieu auf ein Schisma
hinarbeite, behauptet, die Errichtung eines Patriarchates würde un-
bedenklich und ohne Zustimmung Roms zulässig sein, wie ja auch
die Patriarchate von Jerusalem und Constantinopel ohne eine solche
entstanden seien. Und das trug ein Jesuit mit Nennung seines
Namens und mit Approbation seiner Oberen vor! denn in der Vor-
rede sagt Rabardeau, er sei iro Sommer 1640 von seinen Oberen
beauftragt worden, den Optatus Gallus zu widerlegen; diese hätten
dann freilich nach dem Erscheinen anderer Widerlegungen die Ver-
öffentlichung der seinigen für unnöthig gehalten ; ein gelehrter Theo-
loge aber, dem er sein Mannscript gezeigt, habe dasselbe bei einem
1) Perrens 2, 450. R. Simon» Lettres 1, 255. Sainjore, Biblioth. 2,
350. A. E. 1701, 124. Morery, Suppl. s. v. Hersent.
Fr. Veron. M. Rabardeau. 868
kochgesteliten Manne gelobt und dieser babe den Druck befoblen^).
Dinn folgt die Approbation des Provinzials yom 9. Aug. 1641, er-
tlieilt auf Grund der im Juni gescbriebenen Gutheissung durch zwei
Jesuiten. — Erst nach dem Tode Ricbelieu's (4. Dec. 1642) wurde
das Buch durch ein besonderes Beeret der Inquisition, Fer. IV.
18. März 1643 (Alex. No. 50) verboten, worin es heisst: das Buch
eti der Inq. als ein solches denuncirt worden, welches viele Sätze
enthalte, die in der Kirche Gottes grosses Aergerniss hervorrufen
könnten und ein Schisma nicht so sehr zu beseitigen als zu be-
gtnstigen geeignet seien; die Inq. habe bei der auf Befehl des
Papstes angestellten Prüfung erkannt, dass es viele Sätze enthalte,
die respective temerär, argemissgebend, . . . gottlos, die päpstliche
Gewalt gänzlich zerstörend, der kirchlichen Immunität und Freiheit
xawider, den Ketzereien der Neuerer sich annähernd, dogmatisch
irrig und offenbar ketzerisch seien; demgemäss werde es bei den im
Trienter Concil und im Index angedrohten Strafen verboten. Dieses
Decret wurde von der Assembl6e du Clerge 16. Sept. 1645 appro-
birt (Arg. III b 248. Die Angabe p. 244, [Hersents] Optatus Gal-
lu9 sei von der Inq. verboten worden, ist unrichtig und beruht auf
einer Verwechselung mit Kabardeau).
Hersent kam später als Yertheidiger des Jansenius in Born in
Ungelegenheiten. £r vertheilte 1645 in Rom eine Denkschrift, wo-
rin er behauptete, Jansenius trage nur die Lehre des h. Paulus und
des h. Augustinus vor (Super Bulla Urbani YIII. adv. Jansenium
et libro Amaldi admonitiones quaedam S. D. N. Innocentio pro
memoriali offerendae, unterschrieben: Cl. Hersent, Dr. Theol. et
Regis Christ, concionator Ordinarius). Das liess man hingehen; als
er aber 1650 eine in Gegenwart mehrerer Cardinäle in der Kirche
St Louis gehaltene Predigt mit einer Dedication an Innocenz X.,
in der ähnliche Dinge vorkamen, drucken liess (L'empire de Dieu
dans les Saints ou bien T^loge de St. Louis, Rom 1650, Par. 1651),
citirte ihn die Inquisition und wollte ihn verhaften lassen; er ent-
floh aber und wurde nun, weil er der Citation keine Folge ge-
leistet, ezcommunicirt. Der Dominicaner du B^aur, welcher im Auf-
trage des Mag. S. P. die Predigt censirt und approbirt hatte, wurde
in der Minerva in Haft gehalten, entschuldigte sich aber damit, es
sei ihm nur die Predigt selbst, in der die Inq. nichts Anstössiges
1) Das ^AuioQ fwa soll nach Arnauld 30, 160 andeuten, dass das
Bocfa auf Richelieu's Geheiss erächienen. Cret.-Joly S, 847 sagt: Richelieu
habe sehr schlau gehandelt, indem er, pour combattre Roma, il s'etait
empare de son bonclier (der Jesaiten), und versichert, die französischen
Jesuiten hätten sich der Doctrin Rabardeau's nicht angeschlossen, die
Römischen, englischen und spanischen Jesuiten hätten sie zurückgewiesen.
Raynaud (Erotem. 293; die Stelle gehört mit zu denen, wegen deren das
Bach mit d. c. verboten wurde) sagt: das Buch sei wegen vieler augen-
scheinlicher Ketzereien verdammt worden; die schlimmste Ketzerei, die
man ihm vorgeworfen, sei die gewesen, dass er bezweifelt, ob Salomo ein
euionischer Schriftsteller sei, was man aus den Worten geschlossen : Salomo,
Qt opinor, scriptor canonicus.
364 Gallicaner vor 1682.
fand, nicht die Widmung an den Papst vorgelegt worden. Albizzi,
der in dieser Affaire die Hanptrolle spielte, verlangte, Hersent solle
nach Rom kommen und die Predigt durch eine andere retractiren,
dann, Hersent solle vor dem Nuncius in Paris erklären, dass er
sich dem Papste unterwerfe und allen jansenistischen Meinungen
entsage; dann wolle er sehen, was sich für ihn thuen lasse ^).
Weiteres ist nicht bekannt. In den Index kam die Predigt nicht.
5. Mit der durch den Optatus G-allus hervorgerufenen Con-
troverse hängt auch das Buch von Pieiye de Marca De concordia
sacerdotii et imperii seu de libertatibus Ecclesiae gallicanae 11. VJII
zusammen^). Optatus Gallus hatte auch gegen das Werk von Dupuy
polemisirt und behauptet, die Errichtung eines französischen Patriarcha-
tes würde nur die letzte Consequenz der gallioanischen Freiheiten sein,
wie sie Dupuy darlege, und wenn er dabei andeutete, Richelieu habe
einen bedeutenden Mann gewonnen, um das Project des Patriarchates
zu vertheidigen, so bezog man das auf Marca, geb. 1594, seit 1621
Präsident des Parlaments zu Pau, seit 1639 Mitglied des Staatsrathee.
Diesem erth eilte darauf der König den Auftrag, den Optatus Gal-
lus zu widerlegen und zu zeigen, dass die gallicanischen Freiheiten
und die schuldige Achtung vor dem h. Stuhle wohl vereinbar, ja
dass jene, richtig verstanden, das rechte Mittel seien, um die Ein-
tracht zwischen den beiden Gewalten zu sichern. 1641 erschienen
die vier ersten Bücher des Werkes, welche von der Auctorität des
Papstes und des weltlichen Fürsten, von den Freiheiten der galli-
canischen Kirche, der Ausführung der Disciplinargesetze und der
königlichen custodia canonum et legum ecclesiasticarum handeln.
(Die Beifügung der Worte seu de lib. Eccl. gall. auf dem Titel-
blatte hatte der Verleger des Absatzes wegen verlangt.) Der Ora-
torianer Jean Morin schickte das Buch dem Card. Franc. Barberini
mit der naiven Bemerkung, es enthalte eine gute Vertheidigung des
h. Stuhles. Barberini gab es dem Assessor des h. Officiums Franc.
Albizzi. Dieser lobte die theologische Gelehrsamkeit und ciceroma-
nische Beredsamkeit des Verfassers, fand aber natürlich vieles in
seinem Buche sehr anstössig. Ebenso urtheilten der Secretär der
Congr. Concilii Paolucci, der Consistorialadvocat Franc, de Rabeis,
der Theatiner Antoninus Diana, Lucas Holstenius (er begutachtete den
historischen Theil, A. J. P. 14, 263) und der Präfect der Index-
1) Journal de Saint- Amour p. 47. 49. 61. 70. 121, 327. R. Simon,
Lettres 1, 258. — Harter 1, 852 erzählt ausführlich, Hersent sei als Jan-
senist von der h. Inquisition excommunicirt und hauptsächlich durch seinen
Optatus Gallus bekannt geworden, in welchem er dem Card. Richelieu den
ehrgeizigen Plan zuschreibe, sich zum Patriarchen von Frankreich zu
machen; es sei nicht zu verwundern, dass das Buch von allen Seiten in
Frankreich verdammt und verbrannt worden sei. Dabei sagt aber Hurter
kein Wort von dem Buche seines Ordensgenossen Rabaraeau und von
dessen Verdammung in Rom.
2) Vgl. ausser der Vita von Baluze (nach der Bamberger Ausgabe
der Werke Marca's citirt) A. J. P. 14, 261. 308.
P. de Marca.
B66
Coagr. Card. Spada; nur der Consistorialadvocat Marinone sprach
sieh günstiger aus. In einer Gonferenz bei Barberini erklärten
diese alle, das Buch müsse verboten werden. Dieses geschah durch
das Decrct der Index-Congr. vom 11. Juni J642 (Alex. No. 49),
also vor der Verdammung Habardeau's. Als Marca dieses erfuhr,
Iie38 er ein anonymes Memoire drucken, worin hervorgehoben wurde,
dass er eine Reihe von zu weit gehenden Sätzen von Gallicanern
bekämpfe und in Eom eher Anerkennung als eine Censur habe er-
warten dürfen (A. J. P. 14, 271).
Im Dec. 1642 wurde Marca, der seit 1G32 Wittwer, seit 1608
Tonsurist war, zum Bischof von Conserans ernannt. Im April 1643
liesg ihm Card. Barberini durch den Pariser Nuncius Grimaldi mit-
tkeilen, seiner Bestätigung stehe das Index-Decret im Wege. Er
sandte darauf einen Brief an Barberini, der im wesentlichen eine
Uebersetzung des Memoire ist und mit der Erklärung schliesst: in
den folgenden Bänden werde er einen Weg einschlagen, auf dem
alles Anstossige beseitigt werde; übrigens unterwerfe er alles dem
Urtheile des h. Stuhles. Barberini theilte nun Marca die Bemer-
kungen des Römischen Censors (es sind nicht die von Holstenius,
»ndem die von Albizzi; Marca 1, CXIV ; A. J. P. 14, 309) mit,
die Marca darauf zu widerlegen suchte. Noch im J. 1643 ver-
öffentlichte er eine Dissertation De decreto P. Vigilii pro confirma-
tione 5. synodi, von der er annahm, sie müsse in Rom Beifall
finden, schickte sie an Barberini und bat nochmals um seine Be-
stätigung. Statt dieser erhielt er von Barberini die Aufforderung,
Blondels Buch gegen den Primat (S. 362) zu widerlegen. Marca
antwortete: er übernehme diesen Auftrag und hoffe in zwei Jahren
die Widerlegung veröffentlichen zu können; als ejus operae velut
pignus quoddam schicke er seine Dissertation De primatu Lugdu-
nensi et de caeteris primatibus. Unter dem 11. März 1644 ant-
wortete Barberini, der Papst habe nach Berathung mit mehreren
Cardinälen erklärt: ein Mann^ dessen Lehre erst kürzlich censurirt
Yorden, könne nur Bischof werden, wenn er durch spätere Verdienste
seinen Fehler wieder gut gemacht; Marca solle also über einige
Hauptfragen sich in einem dem h. Stuhle günstigen Sinne aus-
sprechen und von der Widerlegung Blondels wenigstens einige Seiten
gleich veröffentlichen und darin erkennen lassen, primi illius laboris
ballucinationes non tam tuo commissos fuisse arbitrio quam impor-
tono alienae ambitionis imperio expressas. Marca erhielt diesen
Brief zu Barcelona, wo er seit dem April 1614 als General- Visitator
von Catalonien fungirte. Er antwortete 15. Mai: die erste Forde-
ning wolle er in einem Briefe an Barberini erfüllen (dieser ist ab-
gedr. A. J. P. 14, 284); auf die zweite könne er nicht eingehen,
da er als ehrlicher Mann nicht sagen könne, mihi vim illatam, ut
Teritati famum faciam; sein Buch habe übrigens gerade dem angeb-
liehen Projecte eines neuen Patriarchates, für welches er angeblich
Habe schreiben sollen, ein Ende gemacht; Blondel zu widerlegen,
babe er jetzt keine Zeit und keine Bücher zur Hand. Nacii der
Thronbesteigung Innocenz' X. beantragte Card. Bichi 10. Dec. 1644
866 Gallicaner vor 1682.
die Präconisation Marca^s; der Papst beauftragte vier Cardi-
näle, darüber zu berathen. An diese schrieb nun Karca gleich-
lautende Briefe, worin er sagt: kein anderes Buch habe in Frank-
reich zur Hebung des Ansehens des h. Stuhles so viel beigetragen
wie das seinige; er habe dasselbe dem Urtheile der Bömischen
Kirche unterworfen und in dem Briefe an Barberini versprochen,
die Fehler, auf die man ihn hinweise, in der 2. Auflage zu ver-
bessern und in den beiden folgenden Bänden die Sache der Kirclie zn
vertheidigen. Er liess dann 1 646 ein im wesentlichen mit dem Briefe
an Barberini gleichlautendes Schriftchen drucken: Libellus quo edi-
tionis librorum de Concordia consiliam exponit, opus Apost. Sedie
censurae submittit et reges canonum custodes, non vero auctorea
esse docet Petrus de Marca, editus Barcinonae a. 1646, und über-
sandte dieses den vier Gardinälen mit einer kurzen Denkschrift und
dem Papste mit einem Briefe vom 26. Sept. 1646, worin er sag-t :
er gestehe, dass er in dem im Auftrage des Königs herausgegebenen
Buche principis partes pro mnneris mei ratione fovisse praesidem-
que potius egisse quam episcopum; . . in libello hallucinationes
meas deprecatus sum, opus censurae Beatitudinis Yestrae submisi,
quam prona mente amplexurum voveo et assertorem vindioemque
libertatis ecclesiastioae futurum.
Mittlerweile hatte aber Marca neuen Anlass zur Unzufrieden-
heit gegeben. Der französische Yicekönig von Catalouien, Graf Har-
court, hatte verordnet, es solle niemand, dem in Rom ein Beneficium
verliehen worden, zum Genüsse desselben zugelassen werden, wenn
nicht zuvor constatirt worden, dass die Verleihung auf Empfehlung
des französischen Gesandten und nicht etwa der Gegner der fran-
zösischen Herrschaft erfolgt sei. Gleichwohl war ein Geistlicher,
der in Rom auf Empfehlung des spanischen Gesandten ein Canoni-
cat in Barcelona erhalten, durch Beschluss der Mehrheit des Capi-
tels installirt worden. Darauf hatte der Vicekönig die drei Haupt-
schuldigen nicht gerade förmlich ausgewiesen, aber nach Rom ge-
schickt, um sich vor dem Papste zu verantworten. Ein vom 1. Jan.
1646 datirter Brief: D. Hyacintho Mesades, Archidiacono Empuri-
tano Ecclesiae Gerundensis, Petrus de Marca S. D., worin dieses
Verfahren vertheidigt wird, wurde (wohl ohne Marca*s Vorwissen)
gedruckt und verbreitet und auch in Rom bekannt. In dem Decrete
der Index-Congr. vom 18. Dec. 1646 (Alex. No. 51) wurde (mit
vielen anderen Büchern) die Concordia nochmals und der Brief
verboten.
Im Juni 1647 verstand sich endlich Marca während einer
Krankheit zu einer förmlichen Retractation. Sie lautet: „Ich be-
kenne, dass ich mich durchaus an die Lehre von der kirchlichen
Jurisdiction und Immunität und von den übrigen kirchlichen Fragen
halte, welche die Römische Kirche lehrt, und dass ich diese als das
gemeine canonische Recht ansehe. Was in meinem Buche und in
dem Briefe an Mesades dieser Lehre widerspricht und durch ein
Decret de« h. Officium [sie] verdammt worden ist, verdamme auch
ich und verspreche ich in einer zweiten Auflage des Buches zu ver-
P. de Marca. 867
befsern. Ich bekenne ancb, dass die besonderen, dem gemeinen
Rechte widersprechenden Rechte, welche in kirchlichen Dingen der
allerchristlichste König auBübt, auf Privilegien bemhen, die der
apostolische Stnhl der französischen Krone verliehen, und sonst
nicht rechtmässig ausgeübt werden können" ^). Um dieselbe Zeit
«chickte er eine Dissertatio de singulari primatn Petri gegen Barcos
ii.n.) nach Rom, die dem Papste sehr gefiel. Am 8. Oct. 1647
Mllte er nun präconisirt werden; es geschah nicht, weil sich das
Gerücht verbreitet hatte, er sei gestorben. Am 16. Dec. 1647 wurde
er endlich präconisirt, 2. Febr. 1648 von dem Bischof von Babylon
nun Priester geweiht, 20. Dec. von dem Erzbischof von Narbonne
eonsecrirt*).
Im J. 1652 wurde Marca zum Erzbischof von Toulouse er-
unnt. Auch dies Mal stiess seine Bestätigung in Rom auf Schwierig-
keiten, nicht weil er in Rom als Jansenist denuncirt worden, —
Kin Hauptgegner Albizzi sagt ausdrücklich, des Jansenismns sei er
in Rom nie verdächtig geworden (A. J. P. 14, 308), — sondern
wegen der von dem Erzbischof von Embrun in Rom denuncirten
Ansprache, die er nach der Verhaftung des Card, de Retz im Namen
der in Paris versammelten Bischöfe 9. Jan. 1653 an den König ge-
halten, und worin er gebeten, der König möge den Cardinal frei
lusen und eventuell vor geistliche Richter stellen, und das Recht
des Königs, Bischöfe und Cardinäle zu verbannen, anerkannt haben
sollte, während er doch, wie man in Rom meinte, ausdrücklich hätte
sagen sollen, der König dürfe Cardinäle höchstens verhaften, um sie
gleich dem Papste zu überweisen. Der Bischof Bosquet von Lodeve,
der eben in Rom war, hatte Mühe, dem Papste eine für Marca
günstigere Version der Ansprache glaublich zu machen. Er
warde erst im März 1654 bestätigt. Am 26. Febr. 1662 wurde er
Baeh der Abdankung des Cardinais de Retz zum Erzbischof von
Paris ernannt, starb aber schon drei Tage nach dem Empfange der
5. Juni ausgefertigten Bullen, 29. Juni 1 662.
Im J. 1663 wurde Marca's Concordia von Etienne Baluze voll-
ständig herausgegeben: dieser übersetzte das 6. und 7. Buch und
einen Theil des 8., die sich in Marca's Papieren nur französisch
Torfanden, und vollendete das 5. Buch. Diese Ausgabe wurde
17. Sov. 1664 (Alex. No. 84) in folgender eigenthümlichen Weise
?erboten: De concordia sac. et imp. s. de lib. Eccl. gall. liber a
Stephane Balutio impressus Parisiis 1663, perperam adscriptus Petro
de Marca, ex cujus retractatis scriptis aliorumque erroneis sententiis
opera praefati Balutii editus. Es wäre ja ganz in der Ordnung
1) Marca I, XLV. Was A. J. P. 14, 295 von einer, übrigens mit
Ausnahme der Erwähnung des Briefes gleichlautenden Retractation vom
April 1645 berichtet wird, scheint auf einem Missverstandnisse zu beruhen.
2) Albizzi sagt, auch der spanische Canonist Didacus de Covarrubius
«ei als Bischof von Segovia (1565) erst Vjestätijrt worden, nachdem er alles
Mruckgenoramen, was er der kirchlichen Freiheit und Immunität WiJer-
iprechendes geschrieben (A. J. P. 14, »09).
86S Gallicaner vor 1682.
gewesen, wenn, man bei • dieser Gelegenheit constatirt hätte, dass
Marca sein Buch retractirt habe und voraussichtlich selbst nicht
nochmals unverändert und mit dieser Fortsetzung publicirt haben
würde. Aber so lautete die Bemerkung so, als ob Baluze Marca
etwas ihm Fremdes unterschoben hätte. Im Journ. des Sav. 1665,
22 wurde das Decret mit der Bemerkung abgedruckt: die Anklage
gegen Baluze, er habe das Buch fälschlich Marca zugeschrieben,
sei grundlos; man habe in Bom augenscheinlich diese Adresse ge-
wählt, weil man sich eingebildet, das Buch leichter disoreditiren zu
können, wenn man für den Erzbischof Marca einen weniger hoch
gestellten Geistlichen substituire. In dem Index Alexanders VII.
vom J. 1667 und in den folgenden Indices wurde die Bemerkung
gleichwohl (unter Concordia) einfach abgedruckt; erst seit Ben. ist
sie weggelassen. Baluze^s Ausgabe wurde 1669 und 1670 noch-
mals gedruckt, mit den kleineren Schriften Marca^s und einigen
Zuthaten von Carminus Firmianus herausgegeben zu Xeapel 1771
— 80 (Bamberg 1788 — 89). Die Index- Congr. nahm davon keine
Notiz. — Im J. 1668 liess ein Verwandter Marca's, Abbe Paul de
Faget, Dissertation es postumae sacrae et ecclesiasticae Ton ihm mit
einer Biographie zu Paris drucken, erhielt aber die Approbation
der Sorbonne nur unter der Bedingung, dass eine französische Ab-
handlung über die Eucharistie wegbleibe nnd zu einer lateinischen
über denselben Gegenstand Cartons gedruckt würden, da in beiden
Abhandlungen Ausdrücke vorkamen, die man als die protestantische
Lehre begünstigend ansah (Baluze bezweifelt die Echtheit). Der
protestantische Drucker gab Claude ein nicht castrirtes Exemplar,
und so erschien 1669 in Holland ein Nachdruck. Das Buch steht
nicht im Index (Dupin 17, 170. Bayle s. v. Marca, Note K). —
Im span. Index steht nur seit 1707: Kev. Kpisc. de la Marca Gal-
lus apud Gotholan. clerum et religiosorum coetum contra Regem
Hispaniarum declamabat.
6. Im J. 1671 gab Jean David eine ausführliche Widerlegung
des 7. Buches von Marca's Concordia heraus, unter dem Titel De-s
jttgements canoniques des eveques (mit einer Dissertation über die
damals viel besprochene Stelle des h. Augustinus über Concilium
plenarium). In der Assemblde du Clerg^ wurde ihm vorgeworfen,
dass er lehre: die Sachen der Bischöfe seien in erster Instanz vom
Papste zu entscheiden, ohne Zustimmung des Papstes könne auf
einem Concil nichts entschieden werden und der Papst sei auch be-
züglich der quaestioues facti unfehlbar. Er bestritt in einer nchrift-
lichen Erklärung diese Folgerungen aus seiner Schrift^). — Gegen
ihn schrieb Jacques Boileau anonym: De episcoporum antiquis
et majoribus causis Über, in quo ss. patrum, pontificum et concilio-
rum Ecclesiae cath. sententiae proferuntur ad confutationem errorum
Davidii in libro gallice scripto de judiciis canonicis episcoporum.
Auct. Theologo Paris. Dr. Sorb., Leodii (Lyon) 1678, 4. Dieses
1) Recueil des actes du Clerge 1, 700. Avr. 3, 170.
J. David. J. Boikaa. J. Gferbais. J. Launoy. 8A9
ßtch wnrde alsbald 1. Febr. 1679 verb.^). Im folgenden Jabre
Terdammte Innocenz XL durcb ein Breve yom 18. Dec. 1680
(ansser dem Arret du Parlement vom 14. Sept. 1680, 8* n.), als
eine scbismatiscbe und für den apostoliscben Stabl injuriöse Lebre
enthaltend ein anderes Bncb, welcbes gleicbfalls die Ansiebt ver-
theidigte, dass die cansae majores in erster Instanz niobt vom Papste,
andern von den Comprovincialbiscböfen abznnrtbeilen seien: Disser-
titio de cansis majoribus ad caput concordantiaram de cansis, cum
appendice qnataor monnmentornm, quibus Ecclesiae gall. libertas in
retinenda antiqna episcopalinm judiciornm forma confirmatar, anct.
Jo. Gerbais, Dr. Paris. Socio Sorb., Paris 1679. Gerbais batte
das Bucb im Auftrage der Assembl^e du Clerg^ vom J. 1665 ver-
fasat and dieser bereits 1670 das Mannscript überreicbt; der Präsi-
dent der Versammlung batte günstig darüber bericbtet, diese aber
bcfichlossen, das Mannscript vorläufig zurückzulegen. Nacb dem Er-
scheinen des Bucbes von David hatten mebrere Bischöfe die Ver-
öffentlicbung gewünscht. Diese Umstände hatten wohl den Papst
Feranlasst, es nicht einfach in den Index setzen zu lassen^ sondern
durch ein Breve zu verbieten. Der Card. d'Estries rieth Ludwig
IIV., eine Protestation des französischen Episcopates gegen dieses
seandalöse Verbot zu veranlassen. Dazu kam es allerdings nicht.
Die AssembUe von 1681 beauftragte drei Bischöfe mit einer noch-
maligen Prüfung des Buches; diese belobten es, empfahlen aber für
die 2. Auflage einige Aenderungen ^). Eine veränderte Ausgabe er-
schien zu Lyon 1685,* Paris 1691. — Von Gerbais kam später
noch in den Index: Traite du cel^bre Panorme touchant le concile
de Basle, mis en frangais, Par. 1697, verb. von der Inq. 1699, in
Spanien 1789! Dagegen wurde nicht verb. die gleichzeitig erschie-
Bene Lettre de TEglise de Li^ge au sujet d'un bref de Pascal II. ;
vgl. I S. 226. 283.
Jacques Boileau ist auch der Verfasser der Schrift De antiquo
jore presbyterorum in regimine ecclesiastico, auth. Claudio Fönte jo
Theologo, Taurini (Lyon) 1676, verb. 1690, worin gezeigt wird,
dass in der alten Kirche die Priester an der Leitung der Kirche
Antheil, auf den Concilien Sitz und Stimme hatten u. s. w. In der
Vorrede wird angegeben, Claudius Fontejus sei schon gestorben und
in St. Leu begraben. Der Erzbischof Harlay schöpfte Verdacht
gegen Boileau, beruhigte sich aber, als sich in den Sterberegistern
▼irklich ein Cl. Fontejus fand (Nie. 12, 123).
Jo. Launoy vindicirte in der Schrift Regia in matrimoniutn
potestas, 1674 (Opp. I, 2, 625), den Fürsten das Recht, impedi-
menta dirimentia zu statuiren. Dagegen erschien in Rom 1674
Eeelesiastica in matr. potestas von Dom. Galesius, Rnbensium Episc,
1) Mich, a S. Jos. 2,511 ist im Zweifel, ob das Buch von dem Pariser
Theologen oder von einem holländischen Calvinisten Jao. Boelius s. Boe-
^^, der im span. Index in der 1. Cl. steht, oder von Jo. Gerbais sei.
2) Recneil des actes du clerge 1, 698. Michaud 2, 208. 222; 4, 229.
Beiuch, Index n. 24
37Ö ftegalisten.
S. Congr. Ind. olim Consultor et in Sapientia Canonnm Professor.
Laiinoj antwortete in Contentorum in libro sie inscripto: Dom. Gra-
lesii . . . erratorum index locupletissimns, 1677 (Opp. 1, 2, 883).
Beide Schriften wurden 1688 verb., dagegen nicht die Vertheidigung
Launoy's von J. Boileau, Trait^ des empechements du mariage,
1691, 163 S. 8. (Mich, a S. Jos. 2, 516. 532).
Vor dem J. 1682 kamen ausserdem noch in den Index: De
la puissance royale et sacerdotale, verb. 1662, ohne Zweifel die
freilich schon 1579 anonym erschienene Schrift von Fr. Grimaudet
(Schulte 3, 1, 500; trotz dieses Verbotes erschienen Oeuvres de
Fr. Grimaudet sur les mati^res du droit, Amiens 1669); — De Tau-
torit6 du Eoy touchant T&ge n^cessaire ä la profession solennelle
des religieux, Paris 1669, verb. 1672 (von Fran^ois Holland I^e
Yayer de Boutigny, Ende des 18. Jahrh. in italienischer und deut-
scher üebersetzung neu gedruckt; Schulte 3, 1, 617. Haureau, Hist.
litt, du Maine 4, 79); — De l'autoriti des äveques sur les b6iie-
fices, Col. 1677, verb. 1679; — Maximes du droit canonique de
France par un des plus cel^bres avocats du Parlement de Paris,
enrichies de plusieurs authoritez et observations tir^es des anciens
d^crets des conciles . . . par le Sieur Simon, Paris 1678. 12., verb.
1680, eine Bearbeitung von Dubois' Introduotion au droit eccl. von
D^nis Simon; Schulte 3, 1, 639.
46. Regalisten, 1600—1700.
Der König yon Spanien übte in seinen Gebieten in kirch-
lichen Dingen eine mindestens ebenso grosse Gewalt aus wie
der König von Frankreich. Von den spanischen Schriftstellern,
welche diese Rechte des Königs vertheidigten nnd die darauf
gestutzte spanische Praxis darstellten, — gewöhnlich Regali8ta43
genannt, mit den Josephinern der spätem Zeit zu yergleichen,
-— wurden die hervorragendsten, Gevallos und Salgado, unter
Urban VIIL in den Index gesetzt; in Spanien wurde aber das
Verbot nicht nur nicht anerkannt, sondern auch von Philipp III.
nnd IV. energisch dagegen protestirt Später kam noch eine
Reihe von Schriften von spanischen, neapolitanischen, sicilia-
nischen und portugiesischen Regalisten in den Römischen, nur
einige wenige derselben auch in den spanischen Index. — Der
Streit über die Monarchia Sicula, — den Inbegriff der weitgehen-
den Rechte in kirchlichen Dingen, welche die spanischen Könige
in Sicilien auf Grund der angeblich durch Urban II. 1098 den
Begalisten.
871
Beiierrscheni der Insel übertragenen Legatengewalt austtbten,
- hat im 17. Jahrhundert im Index noch keine Spuren hinter-
lassen. Aber ein im Sinne der Curie geschriebener Tractat,
im Cardinal Barohius dem 1C05 erschienenen 11. Bande
seiner Ännales ecclesiastici beifügte, hatte zur Folge, dass dieser
Band zwar nicht in den spanischen Index kam, aber durch ein
nnächst für Sicilien erlassenes Edict Philipps III. im J. 1610
anter Androhnng strenger Strafen verboten wurde.
1. Die spanischen Könige ernannten nicht nur zu fast allen
viehtigen und einträglichen geistlichen Stellen, sondern übten auch
eise Oberaufsicht über alle Acte der geistlichen Jurisdiction ver-
mittelst der sog. Becursos de fuerza und das Recht der Retencion
de bulas. Gegen die ürtheile jedes geistliehen Gerichtshofes, auch
des seit 1537 bestehenden Tribunals der Nunciatur, — nur nicht
der Inquisition, — konnte an den Consejo real Recurs ergriffen
werden; war dieser angenommen, so war damit das Urtheil suspen-
dirt; wnrde dasselbe annullirt, so fällte der Consejo zugleich ein
neues. Alle päpstlichen Bullen u. s. w. mnssten dem Könige vor-
liegt werden; fand dieser resp. der königliche Rath, dass ein päpst-
lieber £ria88 die Gesetze oder Gewohnheiten des Reiches verletze,
so behielt ihn der König zurück, um dem Papste Vorstellungen zu
maeben und um Zurücknahme oder Abänderung des Erlasses zu
^ppliciren. Diese Suppliken wurden aber nicht in jedem einzelnen
Falle sofort dem Papste vorgelegt, sondern in der Regel in grösse-
ren Zwischenräumen durch den Botschafter über eine Reihe von
Erlassen der Curie Vorstellungen gemacht. Meist überliess man es
demjenigen, der sich durch die Retention geschädigt glaubte, bei
<ier Carie Klage zu fuhren, was ein spanischer Unterthan nicht leicht
vagte. Traf eine zweite päpstliche Verfügung ein, so wurde auch
»e retinirt; eine etwaige Excommunication gegen diejenigen, welche
dieHetention veranlassten, wurde in Spanien als ungültig angesehen,
Bfid von der Excommunication, mit der in der Bulla Coenae die-
jenigen bedroht werden, welche cursum literarum apostolicarum lai-
tali auctoritate impedinnt, lehrten Sa und die späteren Regalisten,
He finde auf die von dem Könige geübte Retention der Ballen keine
-Anwendung. So „supplicirte*' Philipp II. gegen die Bulla Coenae
Pins' V. von 1568 (1, S. 78); auch die Gregors XIII. von 1583
»Tirde retinirt. Später war, wie Salgado sagt, die Retention päpst-
Ücber Eriasse eine alltägliche Sache (Philippson in der Hist. Zts.
1878, 39. 269). R. Simon, Lettres 1, 48, sagt ganz treffend, die
Spanier seien nur scheinbar respectvoller gegen den Papst als die
Franzosen : „sie nehmen die päpstlichen Bullen mit grosser Khrfurcht
^; aber wenn sie finden, dass eine Bulle den Gesetzen und Ge-
wohnheiten des Reiches widerspricht, so stellen sie dem Papst in
^^ Form einer Supplik vor, dass dieselbe nicht ausgeführt werden
tenne, und darauf verschliesst man die Bulle in einem Koffer, und
S72 Kegalisteu.
68 ist nicht weiter mehr die Rede davon; das nennen sie plegar
la bula (die Bulle zusammenfalten)."
In Neapel galt als Grundsatz, dass keine päpstliche Verord-
nung ohne Zustimmung der königlichen Regierung, ohne Exequatur
veröffentlicht werden dürfe. Päpstliche Decrete rein geistlichen In*
haltes waren davon allerdings principiell ausgenommen; aber um zu
entscheiden, oh ein Beeret rein geistlichen Inhaltes sei oder sich
auch auf das Weltliche beziehe, hatte man einen Cappellano mag-
giore angestellt, und dieser pflegte nach den Weisungen der Regie-
rung zu entscheiden (Ranke, Fürsten und Völker, WW. 35, 225).
Der Trinitarier Michael a S. Josephe, der wiederholt General-
procurator seines Ordens in Rom war, sagt in seiner Benedict XIV.
gewidmeten Bibliographia critica, Madrid 1740, 2, 304: die Lehre
des Salgado sei die allgemein in Spanien geltende und man dürfe
die dem h. Stuhle wohl bekannte Praxis eines katholischen Landes
nicht als verboten bezeichnen. Der ultramontane V. de la Fuente
sucht in seiner spanischen Kirchengeschichte 5, 440 die spanische
Praxis, wie sie sich im 16. und 17. Jahrh. gebildet, mit der Spanien
feindlichen politischen Haltung einiger Päpste, Clemens' VIL,
Pauls IV., ürbans VIII., zu entschuldigen.
Die Verbote spanischer Regalisten beginnen, abgesehen von
Henr. Henriquez (S. 314) unter Urban VIII., der 1626 auch eine
besondere Congregatio jurisdictionis et immunitatis errichtete. Der
erste, der in den Index kam, war Hieronjmus de Gevallos (bei Ben.
Caevallos s. Zevallos), von dem 1624 verb. wurden: Speculum
aureum communium opinionum seu practicae quaestiones communes
contra communes, Tomus IV., und Tractatus de cognitione per viam
violentiae in causis ecclesiasticis et inter personas ecclesiasticas.
In letzterm lehrt er, wie Giannone (Opp. 12, 155) angibt, der Re-
curso de fuerza könne von dem königlichen Tribunal angenommen
werden, ehe eine Sache in der geistlichen Appellationsinstanz, von
dem Metropoliten oder dem Nuncius entschieden sei, und constatirti
dass das königliche Tribunal die Geistlichen, die sich seinen Ent-
scheidungen nicht fügten, oft mit Sperrung der Temporalien und
Verbannung bestrafe. Von der ersten Auflage, Toledo 1618, sagt
Giannone, seien fast alle Exemplare beseitigt, das Buch dann aber
angeblich zu Köln (1647) neu gedruckt worden. Die erste Auflage
ist schon früher erschienen; denn schon 1613 wurde der Nuncius
in Madrid von Rom aus beauftragt, das Verbot des Buches zu be-
treiben und ihm eine Censur desselben übersandt (Laemmer, Melet
p. 326), und Philipp III. schrieb schon 27. Juli 1617 an seinen
Gesandten in Rom, Card. Borja, er habe gehört, dass die Index-
Congr. das Buch in Untersuchung genommen; der Cardinal solle das
Verbot, welches seinen königlichen Rechten widersprechen würde,
zu hintertreiben suchen^). — In demselben Decrete wurde verb.
1) Der Brief ist abgedr. in (Llorente's) Colecoion diplomatica de
yarioB papeles, 2. Ed. 1822, No. 6.
H. de GevalloB. Fr. Salgado. 873
fiesponsoram juris illnstrium et celeberr. jurisconsultornm et di-
venaram academiamm hoc tempore florentinm eive, nt reoentiores
Toeant, consiliomm in Hispania, Tom. I. Frcf. (bei Sot. mit d. c).
Der bedentesdste unter den apaniacben Begalisten dieser Zeit
var Francisco Salgado de Somoza, früher General vicar von Toledo
unter dem Cardinal-Infanten, später Präsident des Katbes von Ca-
stiHeo, Abt von Alcalä la Real, f 1664 (zum Bischof wurde er nicht
ernannt, veil man nicht erwarten konnte, dass er in Rom bestätigt
werden wurde). Fuente 5, 444 sagt von seinem Buche über den
Heenre, er entwickle die damals in Spanien geltenden Ansichten in
weniger scharfer und verletzender Form als Cevallos, und stütze
die spanische Theorie auf die Geschichte, die Milde der Kirche und
päpstliche Concessionen, nicht ausschliesslich auf die natürliche Pflicht
des Fürsten, alle Ungerechtigkeiten zu verhüten, und auf die Majestäts-
reebte, wie die Regalisten des 18. Jahrb., die darum nicht günstig
iber ihn urtheilten. (Salgado lehrt auch, Ordensgeistliche könnten
gegen ihre Oberen keinen Reours ergreifen, was die Ordensgeist-
lieben Araujo, Torrecilla und Yillaroel behaupteten.) Sein Buch
De regia protectione vi oppressorum appellantium a causis et ju-
dicits ecclesiasticis, Lugd. 1626,* 2 Fol. (mit einem Druckprivileg
Pbilipps IV. und der ausdrücklichen Erlaubniss, das Buch im Aus-
lüde drucken zu lassen), wurde von dem Nuncius in Rom denuncirt
ud 1628 verb. (1669 erschien die 4, Auflage), 1640 sein zweites
Werk: Tractatns de supplicatione ad Sanctissimum a literis et bullis
apostolicis nequam et importune impetratis in perniciem reipublicae,
regni ant regia aut juris tertii praejudicium, et de earum retentione
interim in senatu, Madrid 1639 (Lugd. 1664). Albit. p. 315 spricht
wbr scharf (Horret animus etc.) über diese Vertheidigung der
Appellationen an weltliche Richter und der Zurückhaltung der Bullen
and über die Behauptung, die Bulla Coenae sei bezüglich dieser
Pttnkte in Spanien nicht recipirt. — Als der Gesandte in Rom,
Graf de Ofiate, Philipp IV. das Verbot des ersten Buches von Sal-
gado meldete, verbot dieser den Bischöfen, das Verbot zu publiciren :
nur die Inquisition dürfe in seinem Reiche nach alter Gewohnheit
irgend ein den Glauben betreffendes oder damit zusammenhangendes
Edict oder ein Verbot ketzerischer oder heterodoxer Bücher publi-
eiren. Dem General-Inquisitor aber Hess er das ihm von dem
Nuncius eingehändigte Breve, worin das Verbot von Salgado^s Buch
Bitgetheilt war, abfordern. Am 10. April 1634 schrieb er dann an
den Card. Borja: er höre, dass man in Rom die Veröffentlichung
^on Büchern zu Gunsten der Römischen Anschauungen über kirch-
Kclie Jurisdiction befördere, während man Bücher, welche die könig-
Üehen Rechte vertheidigten, verbiete ; der Cardinal solle dem Papste
Vorstellungen machen und verlangen, dass man in Sachen, die nicht
den Glauben, sondern Jurisdictionsfragen beträfen, jeden seine Mei-
o^g sagen lasse; wenn der Papst die dem Könige günstigen Bücher
verbiete, werde er seinerseits die gegen ihn geschriebenen Bücher
verbieten 1). — Fuente 5, 445 berichtet, 1633 seien der Domini-
l) Pelayo 3, 853. Der Brief an Card. Borja bei Llorente No. 7 und
874 Regalisten.
caner Pimentel, Bischof von Cordova, später Erzbisohof von Sevilla,
nnd Juan Chnmacero y Sotomayor nach Eom gesandt worden; sie
seien dort 10 Jahre geblieben nnd hätten Urban VIII. mehrere
Denkschriften überreicht, aber nichts ausgerichtet; eine etwas heftige
Denkschrift von Chnmacero sei mit einer Erwiderung von Maraldi
und mit Chumacero^s Heplik gedruckt ; Pimentel sei unter InnocenzX.
Cardinal geworden, Chumacero, ein frommer Mann, Präsident des
Eathes von Castilien.
1642 wurde von einem Buche von Jo. deSolorzano Pereira,
Disputationes de Indiarum jure in zwei Bänden, liber 3. tomi 2.,
in quo de rebus ecclesiasticis et regio circa eas patronatu, unbe-
dingt, das übrige mit d. c. verb. Albit. p. 134 ereifert sich mit
Bezug auf dieses Werk gegen diejenigen Schriftsteller, welche, wo
sie sähen, dass die Fürsten der höchsten Autorität des Papstes be-
dürften, diese bis zu den Sternen erhöben, sie aber, wenn es sich
um ein Einschreiten gegen sündigende Fürsten handle, so einschränk-
ten, dass sie behaupteten, der Papst könne in einem katholischen
Staate nur mit Erlaubniss des Königs eine geistliche Jurisdiction
ausüben, eine Behauptung, die Innocenz X. als ketzerisch und schis-
matisch verdammt habe.
Auch zwei portugiesische Werke kamen unter Urban VIII.
in den Index, 1642: Jo. Lopez de Baylo, Justificationes motivorum,
. . quibus Kegia Audientia moveri debet ad procedendum ad occu-
pationem temporalitatum et bannimentum contra Episc. Algarvensem
D. Ant. Kusco . . (nochmals verb. 1646), und 1640: De manu
regia tractatus Gabrielis Pereira de Castro, Lissabon 1622 u. s.,
2 Fol. (Schulte S. 755). Albit. p. 41 tadelt das Buch, weil darin
die der kirchlichen Immunität und Freiheit widersprechenden Ge-
setze überhaupt vertheidigt und speciell behauptet werde, die staat-
lichen Gesetze gegen Ketzer seien gültig, wenn sie nur nicht dem
canonischen Bechte widersprächen, und die weltlichen Bichter könnten
darum die vom Glauben Abgefallenen bestrafen, — quot verba, tot
mendacia; — der Vater des Verfassers, ein gelehrter und sonst der
kirchlichen Jurisdiction feindlicher Mann, habe doch in diesem Punkte
der Wahrheit die Ehre gegeben.
Unter Innocenz X. wurde in einem Decrete vom 18. Dec. 1646
(Alex. No. 51) das Verbot einiger Schriften wiederholt und eine
Reihe von anderen Büchern verb., mit d. c. Fr. de Amaya In tres
post. libros cod. Justin, comm., 1639 (Nie. Antonio 1, 400); Mau-
ritius de Alzedo, De praecellentia episcopalis dignitatis deque epi-
scopi functionibus . . ., 1630 (Schulte 3,1, 756), und J. B. Larrea,
Allegationes ftscales, — unbedingt: De tertiis debitis . . Regibus
Hisp. ex . . rebus omnibus, quae decimantur, auth. Jo. del Castillo
bei Sempere, Betrachtungen 2, 27. — Der Bischof von Gent, welcher das
Verbot des ersten Buches von Salgado und anderer Bücher publicirt hatte,
erhielt 1629 von der span. Regierung einen Verweis. Suppl. ad Opp. v.
Espen, App. p. 32 ; s. o. S. 22.
Solorzano. Lopez. Pereira n. a. 875
Sotomayor; Defensa de laantoridad real enlas personas eclesiasticas
. . por Fr. Marti j Villadamor 1646; De la potestad secalar en
k» eclesiasticos . . por Narciso dePeralta, 1646 (Schalte S. 762);
De lege politica eJQsqne naturali execntione et obligatione, tarn inter
laieos qnam inter ecclesiasticoB, ratione boni commnniB, auth. Petro
Gonzalez de Salcedo (Cler. reg.). Albit. p. 283 sagt, dieses
Bneh sei zu Madrid mit Approbation des Erzbischofs von Toledo ge-
druckt; der Verfasser weiche bezüglich der Geltung der Bulla Coenae
b Spanien Ton Salgado ab, sei übrigens ejasdem farinae homo ; 1681
wurde eine yermehrte Aasgabe des Werkes, Madrid 1678, yerb.
— In demselben Decrete yon 1646 wurden auch zwei portugie-
Bscbe Bacher mit d. c. verb.: Practioae quaestiones canonicae et
civiles ... ex manuscr. Petri Cenedo, und Deoisiones . . . senatus
arebiepisc. Oljsipon. . . . collectae ab Em. Themudo de Fonseca.
— Der Noncius yerlangte, die 1646 in Eom verbotenen Bücher
sollten auch in Spanien verboten werden; das Verbot wurde aber
Ton dem Rathe von Castilien retinirt (Fuente 5, 443). Marti und
Peralta stehen jedoch auch, zwar nicht bei Sot., aber in den späteren
Span. Indices.
Nachdem 1641 Portugal von Spanien wieder unabhängig ge-
worden, bemühte sich der neue König Jobann IV. unter Urban VIII.
und Innocenz X. lange vergebens, die päpstliche Anerkennung za
erlangen. Auch den von ihm ernannten Bischöfen wurde die Be-
stätigung verweigert. Ismael Bouillaud (BuUialdus, üonvertit; Räss,
Convertiten 5, 238) schrieb 1649 einen Tractat, um nachzuweisen,
daw der König, nachdem er acht Jahre vergebens gebeten, die
Bischöfe durch die Metropoliten könne consecriren lassen. 1651
schrieb er im Namen- Johanns IV. einen zweiten Tractat, um den
französischen Clerus um Rath und Vermittlung bei dem Papste zu
bitten. Beide Tractate (Pro ecclesiis lusitanicis ad clerum gallicanum
iL 2) wurden 1656 zu Strassburg mit einer Dissertation De populi
Rom. fnndis gedruckt (abgedr. bei Gerd es, Scrin. 8, 499). Nie. 1, 330
sagt, Bouillauds Ansichten seien von der Inquisition verdammt worden.
Sein Vorschlag wurde von der portugiesischen Inquisition für un-
zulässig erklärt^). In Rom scheint man davon keine Notiz genommen
ZQ haben; wenigstens steht die Schrift nicht im Index.
1651 wurde ein spanisches Buch über die Gesetzgebung in
dem damals unter spanischer Herrschaft stehenden Sardinien verb.:
De las leyes y pragmaticas reales del rejno de Sardefta, compuestas
y comentadas por Don Franc, de Vico, libro 1. y 2. — Nach
längerer Unterbrechung kamen unter Innocenz XI. und Alexander VIII.
noch in den Index : zwei auf einen Process des Capitels von Sara-
gossa im J. 1645 bezügliche Actenstücke, unter Luis de Exea y
Talajero und Memorial, verb. 1676, ein zuerst 1649 zu Coimbra,
1678 zu Genf gedruckter Tractatus de foro ecclesiastico von Feli-
eianns de Oliva e Souza, Generalvicar von Braga (Schulte S. 763),
1} Garns, Kirchengesch. v. Spapien 3, 2, 282«
876 Regaüsten.
mit d. c. verb. 1682, — Statuta et privilegia vallis Antigorii (der
Kepublik Andorra) ed. Fr. de Villegas et Contardi, Genf 1685,
yerb. 1688, und zwei auf transatlantische YerhältniBse bezügliche
Bücher: Petrus Frassus, De regio patronatu ac aliis nonnuUis re*
galiis regibus catholicis in Indiarum occident. imperio pertinentibas
quaestiones, Madrid 1677, verb. 1688, und Discurso juridico poli-
tico en defensa de la jurisdiccion real, ilustracion de la provieion
de 20. Febr. 1684, por el Dr. Juan Luis Lopez del Consejo de
S. JIJ., Lima 1785, von der Inq. verb. 1690. Ein von diesem Lopez
verfasster Foliant : Historia legal de la Bula llamada In Coena Do-
mini, wurde erst 1768 mit einer Vorrede von Campomanes gedruckt
(Felayo 3, 156) und steht nicht im Index.
2. Gegen die neapolitanischen Begalisten begann die Index-
Congr. schon 1605 einzuschreiten. Camillo de Curte, Beggente
(Präsident) des höchsten Gerichtshofs und Yicekanzler des Beicbs,
veröffentlichte 1605 Diversorium juris feudalis. Im 2. Theile be-
spricht er die üblichen Mittel zur Vertheidigung der königlichen Juris-
diction gegen die Prälaten : erst Warnung, dann Citation nach Neapel,
eventuell Sperrung der Temporalien und Verbannung. Dieser 2. Theil
wurde sofort 15. Dec. 1605 verb., und zwar omnino et sub anathe-
mate (dieses ist in den Indices weggelassen). Der Viceköuig Gr&f
von Benaventa verweigerte natürlich für das Verbot das Exequatur
(Giannone, Op. 12, 462). — Petri de ürries Aestivum otium ad
repetitionem ritus 235. Magnae Curiae Vicariae Neapel, (nach Gian-
none p. 264 über die requisiti del chiericato da riconoscersi da qael
tribunale) wurde 1627 verb., das Verbot aber gleichfalls von dem
Vicekönig unterdrückt. — 1651 wurde verb. Caroli Cala, JC. in
supremis Begni tribunalibus advocati, de contrabannis clericorum in
rebus extrahi prohibitis a regno Neapolitano dissertatio juridico-
politica, worin, wie Albit. 314 klagt, behauptet wird, die Bulla
Coenae sei in Neapel nicht recipirt.
1623 wurde unbedingt verb. Petri Gambacurta (Jesuit, f zu
Palermo) Commentariorum de immunitate ecclesiarum in constitn-
tionem Gregorii XIV. libri VIII, Lugd. 1622, 690 S. 4., - mit
d. c. Martha de jurisdictione. Erst Ben. hat den Titel vervollstän-
digt: Tractatus de .jurisdictione per et inter judicem ecclesiasticum
et saecularem exercenda (Mog. 1609 u.s.), nennt aber den Verfasser,
einen Neapolitaner, der als Professor inPadua 1623 starb, Horatius
statt Hyacinthus Antonius Marta^). Albizzi in seiner Risposta gegen
Sarpi p. 315 führt Marta und Botero als Beweis dafür an, dass man
nicht bloss Schriftsteller, die für die Autorität der Fürsten einträten,
sondern auch solche, welche die päpstliche Autorität erhöhten, in
den Index setze.
Per. V. 15. Jan. 1654 erliess die Inquisition ein Beeret
(Alex. No. 58) folgenden Inhalts: In Rom und vielleicht auch ao
1) Grazie Marta hat 1616 Rime drucken lassen. Nioodemo-Toppi
85. 192. Schulte S. 467.
V
C. de Corte. P. de Urries. G. Gala u. a.
877
iidemi Orten oiTCulire ein spanisches Manuscript, beginnend For.
Bftoo d'este Nuncio recivio Sn Excelencia nna carta, dem Vernehmen
Buk yerfasst von Benedictus de Treglies, Collateralis Consilii s.
Cucellariae Neapolitanae Regens; darin Icomme ausser anderen te-
Beiiren und scandalösen Sätssen der Satz vor: der Papst könne
seiae geistliche Jurisdiction über Personen und Sachen ausserhalb
^ Kirchenstaates nur mit Genehmigung des Landesherrn ausüben
ifid dieser habe das Hecht, päpstliche Eescripte daraufhin zu prüfen ;
di^er Satz sei auf Befehl Innocenz^ X. von Qualificatoren der In-
quisition geprüft und einmüthig für schismatisch und häretisch er-
k]irt worden; demgemäss verbiete die Inq. in speciellem Auftrage
Seiner Heiligkeit jenes Manuscript, spanisch und in Uebersetzungen,
bei den im Index angedrohten Strafen; der Verfasser aber möge
viflsen, dass er, wenn er nicht baldigst sich expurgire, mit
Ce&siiren und anderen kirchlichen Strafen werde belegt werden.
Du Manuscript kam dann unter Bened. de Treglies quoddam ma-
Dificriptum in den Index Alex. Da aber Treglies in einer der Index-
CoDgr. übersandten Supplik erklärte, die Schrift sei nicht von ihm
(Zaec. p. 225), steht seit 1681 im Index: Benedicto de Treglies
&1bo adscriptum quodd. mscr., seit Ben. mit Weglassung des Namens
Liber ms., cnjus initium etc., und so steht dieses Verbot, welches
ohne Zurückgehen auf das Beeret von 1654 ganz unverständlich ist.
Doch heute im Index ^).
In den letzten Jahrzehnten des 17. Jahrb. kamen aus Neapel
noch in den Index Franc. Eoccus, Franc. Broya und mit d. c. Ca-
rolns Ant. de Luca.
In dem oben erwähnten Decrete von 1646 wurden auch mit
d. c. verb. des toscanischen Juristen Franc. Ansaldus De juris-
dietione tractatus, Lugd. 1646 (Mazzuch. s. v.), unbedingt ein sici-
litnisches Buch : Codicis legum Sicularum libri 4 a totidem Siciliae
et Aragoniae regibus latarum cum glossis s. notis juridico-politicis
Marii Cutellii (Villae Eosatae Gomitis), von demselben 1654: De
piisca et recenti immunitate Ecclesiae et ecclesiasticorum controversiae,
Tom. prior. Albit. p. 283 sagt, dieses letztere Buch und das des
Gonzalez de Salcedo seien schon vorher von einigen italienischen
Bischöfen verb. worden, obschon sie zu Madrid mit Approbation
des £rzbischofs von Toledo erschienen seien; er führt dieses als
Beispiel für den Satz an, dass Bischöfe solche Verbote erlassen
konnten, wenn sie sahen, dass die Bücher weltlichen Richtern Anlass
gäben, die kirchliche Freiheit und Immunität zu verletzen. — 1687
worde noch verb. Kesponsio decisiva . . . Phil. Ca m mar ata et
Poyo, Palermo 1663.
3. Der 1. Band der Annalen des Baronius erschien 1588,
der 2. 1590 (beide Sixtus V. gewidmet), der 3. 1592 (Philipp II.
gewidmet), der 4. 1593 (Clemens VIII. gewidmet), der 5. 1594.
Schon diese Bände erregten in Spanien Anstoss. In einem Briefe
1) Im span. Index stehen unter Copia und sonst viele Manuscripte.
878 Regalisten.
vom 29. Juni 1594 schreibt Bar. an Antonio Talpa: Er höre von
verschiedenen Seiten, dass in Spanien die Inquisitoren seine Anualen
censurirten. Ein Mädchen aus Temi, welches seit vielen Jahren
bei ihm beichte, ein ganz einfältiges Geschöpf, welches aber von
(iott eine besondere Gabe habe, viele Dinge vorherzusehen, habe
ihm im Auftrage der Madonna gesagt, er solle sich auf eine schwere
Bedrängniss gefasst machen, die ihn wegen der Annalen treffen
werde; die Madonna aber werde ihn unterstützen, so dass er schliess-
lich den Sieg davon tragen werde. An demselben Tage habe ihm
ein Pater sub sigillo jene Nachricht aus Spanien mitgetheilt. Er
habe mit dem Card. Borromeo, dem Pr&fecten der Index-Congr.,
und mit dem Card. Cusano gesprochen, und beide hätten ihm ihre
Unterstützung zugesagt. Auch der Papst habe sich wiederholt
über die Annalen lobend geäussert. Der Card. Toledo (der berühmte
Jesuit, f 1596) sei sein Gegner und habe vielleicht jene Geschichte
angezettelt. „Ich höre, fährt er fort, dass die spanischen Inquisi-
torefi ad libitum, ohne Gründe anzugeben, in ihren Index setzen,
wen sie wollen, worüber in der ganzen Welt geklagt wird. Ich
bin darauf gefasst, dass sie mich auch hineinsetzen; aber ich habe
grosse Zuversicht, dass die Madonna ihre Sache vertheidigen wird.
Sobald die Nachricht sich bestätigt, denke ich zum Papste zu gehen
und ihm klar zu machen, dass die span. Inquisition mich nur ver-
dammt, weil ich ein Vertheidiger der kirchlichen Immunität bin.
Es trifft sich gut, dass ich als Beweis dafür anführen kann, dass
im letzten Jahre Sixtus' V. in Spanien ein Buch von Giov. de Roa
gegen die kirchliche Freiheit mit einer Dedication an den König
und mit Approbation der Inquisition erschienen ist, welches in Hom
gleich als ein biasphemisches Buch in den Index gesetzt wurde
(I S. 537). An diesem Beispiele kann man sehen, von welchem
Geiste die span. Inquisitoren beseelt sind. Der Mag. S. Pal., der
meine Bücher geprüft hat [Barth, de Miranda], ist ein gelehrter
und gewissenhafter Spanier." Am 28. Aug. 1594 schreibt er weiter:
am spanischen Hofe spreche man nur lobend von den Annalen ; die
Inquisition scheine also die Sache heimlich zu betreiben und diese
könne nur dadurch bekannt geworden sein, dass diejenigen, welche
dort die Bücher prüften, an ihre Patres in Rom darüber geschrieben;
er habe nochmals mit dem Card. Borromeo gesprochen und dieser
wolle dem Papste rathcn, in der Weise, wie Talpa empfohlen, an
die Inquisition zu schreiben (Baronii Epp. ed. Albericius 3, 65. 67).
Gegen die ersten 10 Bände geschah aber in Spanien nichts.
Der 11. Band erschien 1605. Am 7. Nov. 1604 schreibt
Bar. an Talpa: er habe ihm den Tractat (über die Monarchia Sicula)
nach Neapel geschickt, nicht als ob er im Zweifel darüber gewesen,
ob er ihn veröffentlichen solle, denn er werde mit Zustimmung des
Papstes gedruckt werden, sondern um von ihm zu hören, wie er
in Neapel werde aufgenommen werden ; er habe aber Talpa's Rathe
entsprechend einiges geändert, um gar nicht gegen die dem Könige
schuldige Ehrfurcht zu Verstössen; auch der Papst und einige Car-
dinäle hätten einige Milderungen für rathsam gehalten, and darauf
J
Card. Baroniiu. 379
lei er gern eiDgegangen (Epp. 3, 133). — In einer im März 1605
nach dem Tode Clemens' VIII. gehaltenen Versammlung der Car-
dioäle wurden zwei Briefe des Vicekönigs von Sicilien, einer an
Clemenn VIII., einer an die Cardinäle, vorgelegt, worin über den
Tractat geklagt und verlangt wurde, derselbe solle als der Verbes-
serong bedürftig (also mit d. c.) verboten werden. Die Ansichten
der Cardinäle waren getheilt. Bar. verth eidigte sich : der Tractat
sei von Clemens VIII. und mehreren Cardinälen gutgeheissen und auf
Befehl des Papstes gedruckt worden. Man beschloss auf den Vor-
lehlag des Card. Medici, die Sache dem neuen Papste zu überlassen.
Card. Medici wurde selbst Papst, Leo XL, st^arb aber schon nach
26 Tagen. Nun hatte Bar. Aussicht, gewählt zu werden, erhielt
aber von Spanien die Exclusive. Nach der Wahl Pauls V. schrieb
Bar. 13. Juni 1605 an Philipp IIL Er sagt selbst, er habe ab-
sichtlich bis dahin gewartet, um nicht den Schein zu erwecken, als
liabe er vor dem Conclave den König umstimmen wollen. An die
Mittheilung, der Papst habe den Tractat selbst vor dem Druck ge-
lesen und durch drei Cardinäle prüfen lassen, knüpft . er die Be-
merkung: Mögen also Laien einsehen, wie bedenklich es fUr sie ist,
Schriften , die vom apostolischen Stuhle gutgeheissen sind, zu ver-
dammen und zu verbieten. Weiter sagt er: sein Tractat sei zwar
TOD den Dienern des Königs übel gedeutet worden ; von Sr. Majestät
möge er aber nicht anders denken, als von dem katholischen Könige
ni denken sei (Epp. 1, 97; 2, 203).
Jo. Moretus, der in Antwerpen die Annalen des Baronius nach-
druckte, bemühte sich vergebens, von der span. Kegierung die £r-
lanbniss zum unveränderten Abdruck des 11. Bandes zu erlangen,
and schlug darum Bar. vor, er wolle den Tractat weglassen ; dieser
aber bestand in einem Briefe aus dem J. 1606 darauf, der Band
solle ohne Weglassung einer Zeile oder gar nicht gedruckt werden :
«Das ist die grösste Verwegenheit, ein mit apostolischer Autorität
gedrucktes Buch eines Cardinais der h. Kömischen Kirche wegen
irgend eines Vorwandes der regierenden Herren zu verstümmeln.
Glaube mir, es ist besser, dass du die schon gedruckten Bogen ver-
gebens gedruckt, als dass du vor der ganzen christlichen Welt von
mir als Verstümmeier von Büchern öffentlich angeklagt wirst und
andern Schaden leidest. Der Band ist nicht nur in Kom, sondern
auch in Venedig und Mainz gedruckt worden. Die Entschuldigung,
die du in deinem Briefe vorbringst, gilt nichts in meinen Augen
oder in den Augen irgend jemands, der erwägt, von welchem Ge-
wichte die Schriften der Cardinäle der h. Römischen Kirche sind"
(Bnnnann, Sylloge 1, 738; 2, 185). Der Band erschien jedoch
in Antwerpen wirklich ohne den Tractat. — In dem 1607 erschie-
nenen 12. Bande (a. 1186 n. 26) sagt Bar.: es sei dictu nefas, hör-
rendum factu, dass königliche Beamte den Buchhändlern verböten,
Schriften, die vom Papste approbirt seien, ohne specielle Erlaubniss
m verkaufen. Dieser 12. Band ist der letzte, den Bar. herausge-
geben. Er starb 30. Juni 1607.
1609 erschien zu Paris, gewissermassen als Supplement zu
880 RegaÜBten.
dem 11. Bande der Antwerpener Ausgabe C. Baronii TractatuB
de mon. Sic. Accedit Ascanii Card. Columnae de eodem tractata
Judicium cum Baronii responRione apologetica et epist. ad Phiiip-
pum III. (Der Brief des Card. Colonna an Bar., worin er ihm vor-
hält, dass er nimis aori stilo geschriehen, und Baronius* Antwort
stehen auch in den Epp. 2, 165). Der Nuncius in Madrid erhielt
darauf 27. Apr. 1610 den Auftrag, wenn die Rede darauf komme,
zu versichern, der Papst sei über diese Publication sehr betrübt
und habe Befehl ertheilt, alle nach Italien kommenden Exemplare
einzuziehen; er sollte zugleich die Veröffentlichung einer Entgegnung
oder weiterer Schriften hintertreiben (Laemmer, Melet. p. 281).
Das Edict Philipps III. ist vom 3. Oct. 1610, wurde 17. Dec.
in Sicilien durch den Card. Doria, 19. Febr. 1611 in Portugal,
28. Febr. in Neapel publicirt (Arg. III b. 590. Goldast, Monarchia
3, 619. Seabra 2, 98. 601). Die Verbreitung von Ausgaben des
11. Bandes, welche den Tractat enthalten, wird darin bei Strafe von
500 Gulden, im Wiederholungsfalle bei fünfjähriger Verbannung
für Adeliche, bei Galeerenstrafe für andere verb.; mit derselben
Strafe werden diejenigen bedroht, welche den Band nicht binnen
20 Tagen zur Expurgation abliefern. In der Motivirung des Ver-
botes heisst es: der Cardinal spreche in dem Tractate mehr als An*
kläger wie als Geschichtschreiber, in Ausdrücken, die sich für seinen
Stand nicht ziemten; er lasse sich von seinem persönlichen Affect
hinreissen und bekunde Unkenntniss der geschichtlichen Wahrheit
u. s. w. Die Angabe, Philipp III. habe den Band öffentlicb ver-
brennen lassen, ist unrichtig (Clement 2, 452). 1611 — 12 bemühte
sich Paul V. vergebens, durch den Nuncius in Madrid und den
Beichtvater des Königs die Aufhebung des Verbotes zu erwirken
(Laemmer, Melet. p. 300—321).
In Eom erregte der 12. Band der Annalen Anstoss, weil Bar.
darin (a. 1191 p. 84) die Echtheit der Constantinischen Schenkung
preisgegeben hatte. Card, du Perron (Perroniana s. v. Conetantin)
sagt: man habe diesen Abschnitt censuriren wollen; er habe es ver-
hindert. Ausführlicher berichtet darüber Bellarmin in einem Briefe
an Baronius vom 9. April 1607 (Laemmer, Melet. p. 364): ,,Da
Sie die Approbation des Papstes haben, meine ich, Sie sollten nichts
ändern; das wird Ihnen ohne Zweifel auch Card, du Perron sagen.
Als der Papst im Consistorium mit mir darüber sprach, sagte er,
er habe gehört, dass Sie die Schenkung Constantins anzweifelten.
Ich antwortete: die Schenkung sei nicht zu begründen; aber wenn
Sie das Diplom Otto's I. bestritten, so sei das eher eine Vertheidi-
gung als eine Verwerfung der Schenkung; am Schlüsse tadelten
Sie freilich diejenigen, welche so viel Werth auf jenes Edict Con-
stantins legten, als ob ohne jene Schenkung die Kirche untergehen
müsse. Darauf sagte Se. Heiligkeit: alle Canonisten hielten sie für
sicher^) und darum wünsche er, dass sie nicht bestritten werde.
1) „Noch um 1570 zählte der berühmte Franz Bursatus 22 Cano-
Card. Baronius. A. Bzovius. 381
[Dn Perron erzählt, er habe einmal mit dem Fapete darüber ge-
sprochen ; derselbe habe ihm nur lachend geantwortet ; Che volete ?
Canonici la tengono.] Später brachte mir der Benedictiner Don
Constantino [Gaetano, S. 294] ein Schriftchen, welches er für die
Scbeokang geschrieben; nachdem ich es gelesen, sagte ich ihm, es
beweise gar nichts . . . Card. Monreale meinte, Sie sollten die
Stelle: Habemus firmiorem propheticnm sermonem weglassen; die
Worte passten nicht aof die weltliche Herrschaft, die der Papst
doch nicht jnre diyino za besitzen behaupte. Ich antwortete: Sie
wollten mit jenen Worten auf die geistliche Autorität des Papstes
hinweisen, die er nicht von Constantin habe, wie jenes Edict an-
deute, sondern von den Worten des Evangeliums. . . . loh meinte
anfangs, Sie sollten dem Papste und den Canonisten zu Gefallen
die vier letzten Zeilen weglassen: Haec dixisse et aperuisse yolui-
Blas etc. Aber da der Papst die Stelle, die Card. Monreale mit
einem Strich bezeichnet hatte, gelesen und nichts eingewendet hat,
würde ich sie nicht weglassen, da ich für die Weglassung keinen
andern Grund hatte, als den Papst nicht zu betrüben."
Der Auszug aus Baronius* Annalen von Henr. Spondanns er-
regte in Frankreich Anstoss (S. 348), der 1617 erschienene 2. Band
der Fortsetzung des Dominicaners Abraham Bzovius (1567 — 1637,
der 14. Band der Annalen) in Baiern, wegen der Darstellung der
Geschichte Kaiser Ludwigs des Baiern. Der Kurfürst Maximilian I.
liegs durch Jacob Keller, den Rector des Münchener Jesuiten-Col-
legs, eine scharfe Widerlegung schreiben, die freilich nicht unter
dem Namen Kellers, sondern unter dem des kurfürstlichen Kanzlers
Georg Herwart von Hohenburg erschien, — Ludovicus IV. Imp.
defensus, Bzovius injuriarum postulatus, 1618 — 19 (nochmals ge-
druckt als Annalium eccl. . . . tomi 14. ab A. Bz. conscripti Appen-
dix. Ed. 2. recognita ab auctore, 1621, 184 S. Fol.; Baumg. 2,
237), — und beklagte sich auch bei dem Papste und dem Domini-
caner-General. Bzovius mnsste sich dazu verstehen, dem Bande
eine Erklärung beizufügen (sie wurde als Abr. Bzovii Retractatio
de electione Ludovici IV. Imp. 1628 auch zu Ingolstadt gedruckt)
asd in der neuen Auflage (1623) das Anstössige wegzulassen^).
luiten und 73 Juristen mit Namen auf, die alle in der Annahme der Echt-
heil einig seien.^' Her^enrother, Kath. Kirche und christl. Staat S. 371.
1) Friedrich, Ueber die Geschichtsohreibunff unter dem Kurf. Maxi-
milian I., 1872, S.9. Sitzungaber. der baier. Ak. Phil.-hist. Cl. 1874, S. 48.
Xodi vor Herwärts Bach erschien Denfensio Ludovici IV. Imp. ratione
slectionis contra Bzoviam. Auct. Chrph. Gewoldo . . . IG18 (Clement 9,
173. 456). Bei Ciampi, Innocenzo A. p. 252 berichtet Nicoolini 1624:
der Agent des Kurfürsten habe unter Paul V. und Gregor XV. nicht er-
wirken können, dass Bzovius zu einer Berichtigung angehalten werde,
obichon der Kurfürst gedroht di farli dar delle pugnalate und die Domi-
nicaner aus Baiem zu vertreiben ; erst Urban VIII. habe Bzovius zu einer
Berichtigung angehalten. Tb. Spizel erwähnt in einem Briefe bei J. Brucker,
HiseeU., 1748, p. 262: der baierische Kanzler habe seinen Unwillen darüber
g^oaserty dass, obschon Bzovius dafür gezüchtigt worden, auch in der
382 Streitigkeiten zwischen Welt- und ördensgeistlichen
J. Nicius Eryth., Pin. 1, 198 sagt, Herwärts Buch sei verboten
worden; es steht nicht im Index, vielleicht ist aber der Verkauf
in Rom nicht gestattet worden. — Bzovius erregte auch sonst mehr-
fach Anstoss, Der Florentiner Gesandte Niccolini berichtet : er
habe durch den Mag. S. Fal. Ridolfi einfahren, dass Bzovius über
Lorenzo Medici, Clemens VII. und Cosimo I. ungünstig schreibe;
er sei durch Drohungen und Geschenke bestimmt worden, die Stellen
zu ändern. Auch die Franciscaner und die Jesuiten klagten über
ihn, und Raynaud (Apop. p. 293) erzählt ihm nach: er habe einem
Bande seiner Annalen Sarpi^s Geschichte des Trienter Concils ein-
verleiben wollen (doch wohl nur viel daraus abgeschrieben) ; der
Mag. S. Pal. habe bereits die Approbation ertheilt gehabt ; der
Cistercienser Hilarion Rancati aber noch zur rechten Zeit den Un-
rath gemerkt (pro suavi odore autoris exscripti foetorem odoratns
de morte in olla Pontificem admonuit).
47. Streitigkeiten zwischen Welt- nnd Ordensgeist-
lichen, 1600—1700.
Seit dem Ende des 16. Jahrhunderts entstanden wiederholt
lebhafte Controversen über die Stellang der Ordensgeistlichen
zu den Bischöfen. Jene beansprachten vielfach, als unmittelbar
unter dem Papste stehend, von der bischöflichen Jurisdiction
eximirt zn sein. Viele Bischöfe dagegen behaupteten, in ihren
Diöcesen dürfe kein Ordensgeistlicher ohne ihre ausdrückliche
Ermächtigung seelsorgerliche Functionen vornehmen. Der Gegen-
satz trat sehr scharf hervor zwischen den Jesuiten und dem
1623 mit dem Titel Bischof von Ghalcedon zum apostolischen
Vicar fUr England ernannten Dr. Richard Smith , der in
Folge dieser Streitigkeiten 1628 England verlassen musste und
bis zu seinem Tode im J. 1655 in Frankreich lebte. Ausser
englischen Oeistlichen betheiligten sich auch die Pariser Theologen
FrauQois Hallier und Jean du Vergier de Hauranne, gewöhn-
lich Abbe de Saint- Cy ran genannt, — er schrieb unter dem
Namen Petrus Aurelius, — an diesem Streite. Im J. 1633 ver-
Epitorae der Annales Raynaldi Ludwig IV. nicht in der Reihe der Kaiser
stehe und gesagt werde, Carl IV. habe seine Gesetze, weil er ein Ketzer
und Schismatiker gewesen, für nichtig erklärt« lieber die anderen Händel
8. Bayle 8. v. Bzovius.
in EDgland.
d88
bot die Index-C!oDgregation alle auf die Controverse zwischen
dem Bischof von Gbalcedon und englischen Ordensgeistlichen
bezQglichen Schriften, mit der Erklärung, durch dieses Verbot
solle über die Sache selbst nichts entschieden und gegen keinen
der betreffenden Autoren eine Censur ausgesprochen werden;
weiteres über die Sache zu schreiben wurde bei Strafe der
rraerrirten Exconimunicatio latae sententiae verboten. Es er-
sehienen gleichwohl noch mehrere Streitschriften. Das allge-
meine Verbot ging in den Index über und steht seit Benedict XIV.
ia den Decr. gen. II, 4. Speciell verboten wurde nur 1642 ein
Buch des Jesuiten L. Geilot mit d. c. — Im J. 1659 censurirte
die Inquisition mehrere von französischen Ordensgeistlichen
bei einem Streite mit dem Bischof Henri Amauld von Angers
and mit den Pariser Pfarrern aufgestellte Thesen, verbot aber
sogleich mehrere bei dieser Gelegenheit gegen die Ordensgeist-
liehen erschienenen Schriften. Auch sonst wurden mit Rück-
sicht anf zu weit gehende Behauptungen Schriften beider Parteien
verboten; so eine im Interesse der Orden geschriebene von
Chassaing und eine im Interesse der Weltgeistlichen geschriebene
von Launoy. Als aber die Sorbonne 1664 eine unter dem Namen
Jacques Vemant veröffentlichte Schrift censurirte, in welcher
ausser den Privilegien der Orden auch die Gewalt des Papstes
in sehr weitgehender Weise dargestellt wat, wurde diese Censur
durch ein Breve Alexanders VII. vom 25. Juni 1665 verdammt.
— 1693 wurde auch eine massvoll gehaltene, dem Fürstbischof
von Bamberg und WUrzburg gewidmete, von dessen Rath J. F.
Karg verfasste Schrift über die Privilegien der Orden verboten.
1. Nachdem die ganze Hierarchie in England von Rom ge-
trennt war, — der letzte Rom treu gebliebene Bischof, Watson von
Uneoln, starb 1584, — wurden für die römischen Katholiken zu-
oaebst nicht neue Bischöfe ernannt, sondern gemäss den Vorschlägen
Ton Parsons und anderen Jesuiten England als Missionsland be-
handelt und an die Spitze der Geistlichkeit ein Erzpriester gestellt^).
Der erste, Georg Blackwell, ernannt 1598, f 1613, fand bei den
Weltgeistlichen vielfach Opposition. Parsons beantragte 1602 das
Verbot von 14 theils lateinischen, theils englischen Schriften gegen
1) Vgl. zum Folgenden auBser den bereits erwähnten Schriften von
Gern, Dodd-Tierney und Butler Bacine 18, 624. F*lanagan, Hist. of the
Cath. Chorch 2j 306. Mejer, Die Propaganda in England 1861.
384 Streitigkeiten zwischen Welt- und Ordensgeistlichen.
den Erzpriester und die Jesuiten, darunter einer von John Musb,
Declaratio motuum ac turbarum, quae ex controversia inter Jesnitas
iisque faventem D. Gr. Blackwell et sacerdotes se minariorum ab
obitu Card. Alani (William Allen, f 1594) usque ad a. 1601 . . .,
exhibita ab ipsis sacerdotibus, qui scbismatis sunt insimulati (Dodd-
Tierny 3, App. 158. 177). Ea kam aber zu keinem Verbote. Auch
ein Buch des gleich zu erwähnenden Richard Smith, Answer to
Bell's Downfall of Popery, wurde von Parsons und seinen Freunden
1609 und 1611 der Inquisition denuncirt, aber nicht verb.
1623 wurde in der Person des William Bishop» Dr. Sorb.,
nicht ein Bischof, aber ein apostolischer Vicar mit bischöflieben
Rechten mit dem Titel Bischof von Chalcedon in partibus infldeliam
bestellt. In dem Breve vom 23. März 1623 (Dodd-T. 4, App. 273)
heisst es: ad nostram et S. Sedis beneplacitnm omnibus facultatibus
olim archipresbyteris deputatis necnon quibus ordinarii in suis dioe-
cesibus utuntur, . . similiter uti possis. In derselben Weise wurde
von Urban VIII. 4. Febr. 1625 Richard Smith ernannt (Arg. II b
340). 1627 erklärte Urban VIII., Smith sei kein Ordinarius,
sondern nur ein Delegirter des Papstes. Der Nuncius in Paris
wurde als zweite Instanz bestellt. In Rom wurden die englischen
Angelegenheiten in der Propaganda verhandelt, später aber, damit
sie geheimer behandelt werden könnten, der Inquisition überwiesen
(Gern p. 17). — Bisbop bildete 1623, vorbehaltlich der Genehmi-
gung des Papstes, ein Capitel, und Smith theilte seine Diöcese in
7 Vicariate, 23 Archidiaconate und eine Anzahl von Decanaten.
Eine Bestätigung dieser Organisation ist nicht erfolgt, aber auob
kein Widerspruch. Nachdem Smith 1628 England verlassen hatte,
fungirte ein Generalvicar desselben bis zu seinem Tode, 1655. 1635
kam durch das Bemühen des Msgr. Panzani, der seit 1634 als
päpstlicher Agent in England war, eine Verständigung zwischen
einem Theile der Welt- und Ordensgeistlichen zu Stande; sie war
aber nicht von Dauer und die Jesuiten protestirten dagegen (Fia-
nagan 2, 320). — Smith erhielt vorläufig keinen Nachfolger; das
Capitel wurde von den Weltgeistlichen mit stillschweigender Dul-
dung Roms als geistliche Oberbehörde anerkannt. In dieser Zeit
wurde wiederholt vergeblich die Ernennung eines Bischofs bean-
tragt; namentlich war der Convertit Sir Kenelm Digby, der zwei-
mal als Gesandter der Wittwe Carls I., Henriette Marie, in Rom
war, dafür thätig. H. Holden und Tb.. White (Blackloe, s. § 49)
sollen vorgeschlagen haben, man solle in Frankreich einen Bischof für
England weihen lassen; der Papst werde das fait accoropli aner-
kennen, — ein Project, welches als Blackloe's Cabal wiederholt er-
wähnt wird (Butler 2, 420. 425). 1685 wurde John Leyburn zum
apostolischen Vicar ernannt (f 1703), 1688 wurden vier apostolische
Vicare bestellt. Erst 1850 ist durch Pins IX. die bischöfliche Hie-
rarchie wieder hergestellt worden. — Benedict XIV. regelte 30.
Mai 1753 das Verhältniss der apostolischen Vicare zu den Ordens-
geistlichen (Mejer, S. 105); Leo XIII. erliess wegen der diffionl-
Der Bischof von Ghaloedon. 385
Utes et dissensus unter den Bischöfen und OrdensgeiBtlichen wie-
der eine Bnlle vom 8. Mai 1881 (A. J. P. 20, 811).
Znr Yertheidignng des Bischofs von Chalcedon schrieh Dr.
Matthew Eellison, Rector des englischen Collegs zn Donay: A
Titatise of the Hierarchie and divers Orders of the Church against
tlie anarchie of Calvin, Donay 1629. Im J. 1630 erschienen eng-
Mkj 1631 in lat. Uebersetznng zwei Schriften von Jesuiten gegen
den Bischof: A modest and briefe discussion of some points taught
bj Dr. M. Eellison in his Treatise of the Ecclesiastical Hierarchy,
fionen 1630; Modesta et brevis discussio aliquarnm assertionum
D. Doctoris Eellisoni, quaa in suo de eccl. hier, tractatu probare
eoDator, Aut. Nie. Smithaeo, Antw. 1631, 262. S. 12 (der Yerfasssr
kiess eigentlich Matthew Wilson, nannte sich aber gewöhnlich
Eduard Enott; die lateinische Uebersetznng ist von Georg Wright),
— nnd An Apology of the Holy See Apostolick's proceeding for
the govemment of the Catholicks of England during the time of
persecation, with a defence of a religions State, written by Daniel
of Jesus, Reader of Divinity, Ronen 1630; Danielis a Jesu Apologia
pro modo procedendi Sedis Apost. in regimine Angliae catholicomm
tempore persecntionis cum defensione religiosi statns. Praefixa Ad-
DonitioDe ad lectorem Hermanni Loemelii, S. Th. Lic. et Canonici
Re^i. Eccl. cath. Audomarensis , Andomaropoli (Saint Omer)
1631. Der Verfasser dieser Schrift einschliesslich der Admonitio
Mess John Floyd. Der Bischof selbst betheiligte sich an der Con-
tro?erse nur mit Brevis et necessaria declaratio juris episcopalis,
aact Richardo Smith, Calais 1631. Gleichzeitig erschien Bref narre
de ee qui s^est passe en suite du differend meu en 1625 entre
TEvesque de Chalcedoine, delegue du Pape aux royaumes d^Angleterre
ei d'Ecosse, et les Jesuites Anglois, 1631. Die beiden Schriften
ron Knott und Floyd (die englische Ausgabe) wurden 1631 von dem
£rzbischof de Gondi von Paris, der Sorbonne und der Assembl^e
da Clerg^ sehr scharf censurirt; die Censuren erschienen 1631 zu
Paris gedruckt: Censura Parisiensis Archiepiscopi die 30. m. Jan.
1631 in qnasdam propositiones hibernicas (Sätze, welche Ordens-
l?eistliche in Irland vorgetragen haben sollten, Arg. IIb 328. 357)
et duos libellos anglicanos etc. ; Censura propositionum quarundam
(^om ex Hibemia delatarum, tum ex duobus libris anglico sermone
eoDscriptis, in latinum bona fide conversis excerptarnm per S. Fa-
ealtatem Theol. Paris, facta (Arg. II b 329) ; Epistola Archiepisco-
porom et Episc. Parisiis nunc agentium ad Archiepiscopos et Episc.
Repi Galliae super animadversione duorum libellorum quorum tituli
mnt etc. Gegen diese Censuren erschienen: Antonii Goffar S. Th.
Dr. Tindiciae pro Nie. Smithaeo contra censuram nomine Facultatis
Paris, editam in ejusdem librum cui nomen: Modesta etc., Leodii
1631 (von Enott?), und Hermanni Loemelii Antwerpiensis . . .
^pongia, qua diluuntur calumniae nomine Facultatis Paris, impositae
libro qui inscribitur Apologia etc., nee non Ecclesiae anglicanae
ttuerimonia apologetica de censura aliquot episcopornm Galliae in
■laos libros anglicanos. Audomaropoli 1631, 242 S. 8. (von Floyd;
Reasch, Index II. 25
ä86 Streitigkeiten zwischen Welt- und Ordensgeistlicken.
die Qnerimonia auch besonders gedruckt). Diese Schrift liess das
Parlament von Bouen als libelle diffamatoire, plein d'impostures et
de calomnies verbrennen (Arg. II b 359). — Die Censur der Sor-
bonne wurde von einem englischen Jesuiten parodirt in der Form
einer theologischen Censur des apostolischen Sjmbolum, dessen ein-
zelne Artikel als mehrdeutig, einer ketzerischen Deutung fähig u. s. w.
bezeichnet werden (Arg. IIb 351; Raynaud, Apop. p. 37), abge-
druckt als Anhang zu der ßelatio von Yargas (Scioppius, S. 289)
und mit dieser verb. 1665.
Nun erschienen von FrauQois Ballier, Dr. der Sorbonne, Defen-
sio ecclesiasticae hierarchiae seu viudiciae censurae Fac. Theol.
Paris, adv. H. Loemelii Spongiam, quo libro perspicue et copiose
explicantur quaestiones praecipuae de statu Ecclesiae perfectae, de
sacramento confirmationis, de episcopis et curatis, de hierarchiae
eccl. membris omnibus, de regularium statu etc., de duplici honore
Delegatis apostoliois debito, Par. 1632, 4., und drei Schriften von
Jean du Vergier de Hauranne, Abb6 de Saint-Cyran, unter dem
Namen Petrus Aurelius Theologus: Assertio epistolae 111. ac Rev.
G-alliae Antistitum, qua libros Nie. Smithaei et Danielis a Jesu
damnarnnt, adv. librum cui titulus: Querimonia Eccl. Angl., 1632;
— Yindiciae censurae Fac. Theol. Paris, seu responsio dispunctoria
ad libellum, cui titulus H. Loemelii Spongia, cujus mendacia, con-
tumeliae, ignorantiae et haereses novissimae in oensuram S. Fac.
Paris, adv. librum pseudonymum Danielis a Jesu de regimine Eccle-
siae Anglicanae eruuntur et refelluntur ad verbum inserto textn ip-
sius auctoris, Par. 1632; — Confutatio collectionis locorum, quos
Jesuitae compilarunt tanquam sibi contumeliosos et injuriosos ex
defensione epistolae Episcoporum Galliae et censurae S. Fac. Paris,
a Petro Aurelio edita, 1633. — 1633 erschien noch von Nie. Ic
Maistre, episc. Lombariensis, Instauratio antiqui episcoporum prin-
cipatus et religiosae erga eosdem monachorum et dericorum omnium
observantiae, cui praemissa est confutatio rationum, quas Sorbonicae
censurae objecit Spongia.
In einem Breve an die englischen Katholiken vom 9. Jfai
1631 erklärte Urban VIII.: die Ordensgeistlichen seien kraft aposto-
lischer Autorität berechtigt, ohne Autorisation des Ordinarius Beichte
zu hören; es solle nicht weiter über die Sache gestritten werden;
weitere Erläuterungen seien vom apostolischen Stuhle zu erbitten,
unter dem 19. Mai 1633 erliess die Index-Congr. folgendes Deoret
(Alex. No. 41): Da zwischen dem Bischof von Chalcedon und den
Ordensgeistlichen von England in den letzten Jahren einige Streitig-
keiten entstanden und aus Anlass derselben verschiedene Bücher
veröffentlicht worden sind, von denen die Anhänger beider Parteien
behaupten, es seien darin mehrere der katholischen Lehre wider-
sprechende Sätze enthalten, zum Schaden der Öffentlichen Buhe und
der brüderlichen Liebe, so hat die Index-Congr., — um allen Zwistig-
keiten gründlich ein Ende zu machen und den christlichen Frieden
unter den Gläubigen zu befestigen, im Anschluss an die apostolischen
Schreiben, welche von Clemens VIII. unter dem 5. Oct. 1602 und
t*r. Hallier. Petrus Anrelius.
m
ron Urban VIIL unter dem 9. Mai 1681 znm Zwecke der Unter-
drQcknng jener Streitigkeiten in England und des Verbotes jener
Btclier erlassen worden, welche aber zu anderen Nationen noch
Dicht gelangt sind, — beschlossen, dass alle und jegliche Bücher,
Tractate und andere Schriftstäcke, welche in irgendwelcher Sprache
und an irgendeinem Orte gedruckt oder auch nur geschrieben sind
md sich auf die besagten Streitigkeiten beziehen oder in irgend
einer Weise direct oder indirect darauf bezogen werden können oder
velehe die besagten Streitigkeiten ex professo und unmittelbar oder
ctlegentlich und mittelbar irgendwie berühren, zu unterdrücken
seien, wie sie dieselben durch gegenwärtiges Decret gänzlich unter-
dräckt, indem sie allen Gläubigen in der ganzen Welt, welchen
Landes und Ranges sie auch sein mögen, bei Strafe der dem Papste
rescrvirtcn Excomm. 1. sent. verbietet, in Zukunft über diese Dinge
etwas drucken zu lassen, zu schreiben oder irgendwie darüber zu
handeln oder zu disputiren oder Fragen anzuregen. Damit aber nie-
mand von diesem Decrete Anlass nehme, gegen andere Beschul-
digungen oder Vorwürfe auszusprechen, erklärt die Congregation
ausdrücklich, dass sie für jetzt nicht beabsichtigt, über die Sache
selbst (de meritis cansae) etwas zu bestimmen oder gegen irgend einen
Autor oder gegen irgend ein Werk einen Tadel oder eine Censur
anszusprechen (ignominiam aliquam vel notam malae doctrinae in-
ferrc). Das Urtheil über alles dieses dem apostolischen Stuhle für
eine gelegene Zeit vorbehaltend, gebietet sie vielmehr für jetzt,
dass vor der Entscheidung des apostolischen Stuhles niemand münd-
lich oder schriftlich die Bücher, Tractate u. s. w. der Gegenpartei
^tr ihre Verfasser als ketzerisch oder dogmatisch irrig oder der-
^eichen bezeichnen soll (haeresis vel malae doctrine nota seu alia
qnacnnque afficiat).
Mit diesem Decrete war der Streit aber keineswegs zu Ende.
^oeh im J. 1633 erschien zu Paris eine Disquisitio decreti S. Oon-
gregationis ad Indieem etc. (abgedr. im Journal de Saint-Amour,
Rec. 27—29). Die Schrift ist an die Cardinäle der Congregation
gerichtet und enthält u. a. folgende Sätze: Das Decret wird von
manchen fUr unecht gehalten; es ist in Rom nicht angeheftet, aber
freilich in der Gameraldmckerei gedruckt versandt worden. Es be-
richt sich nach seinem Wortlaute nicht nur auf die von einzelnen
beransgegebenen Streitschriften, sondern auch auf die Erklärungen
der französischen Bischöfe, des Erzbischofs von Paris und der Sor-
bonne über einige dieser Schriften. Ueber diese Erklärungen mag
der Papst ein ürtheil abgeben; aber der Index-Congr. steht es
nicht zu, sie zu unterdrücken und die ganz richtigen Erklärungen
«nserer Bischöfe und Theologen, wie: die Privilegien der Ordens-
gristlichen könnten vom Papste zurückgenommen werden, die Oberen
der Ordensgeistlichen ständen nicht über den Bischöfen u. dgl., in
derselben Weise zu verbieten wie die schmählichen Sätze in den
ßcgenschriflen (unter den Beispielen daraus wird auch die execra-
Wia censura symboli apostolici aufgeführt). Floyd veröffentlichte
darauf Defensio decreti 8. Congr. ad Indieem pro suppressione libro-
388 Streitigkeiten zwischen Welt- und ördensgeistlichen.
rum qnorancnnqne ntriueqne partis in controversia Episcopi Cfaalced.,
dati Eomae 19. Martii 1633, qua contamax ejusdem sacri deoreti
disquisitio refutatnr per Hermannum Loemelium, Köln 1634. Diese
Schrift wurde 29. Nov. 1643 von einer Yersammlung von fransö-
sischen Bischöfen verdammt, welche zugleich die Verdammung der
Schriften von £d. Enott und Floyd mit Angabe der richtigen
Namen der Verfasser, die man in der eben 1643 erschienenen Bi-
bliotheca Scriptorum Soc. Jesu von Alegambe fand (Arg. II b 324),
wiederholte. Das ProtocoU der Versammlung wurde 1644 als Pro-
c^s verbal de Tassembläe etc. gedruckt (abgedr. im Recneil des actes
du Clergi 1, 574 und bei Saint-Amour p. 29).
Der Abbe de Saint-Cyran hatte den Namen Aurelius ange-
nommen mit Rücksicht auf den Augustinus, an dem sein Freund
Cornelius Jansenius damals arbeitete. Wer sich hinter diesem Namen
verbarg, war aber noch 1635 unbekannt; denn als die Assembl^e
du Clerg6 in diesem Jahre seine Schriften approbirte und dem Drucker
derselben eine Subvention bewilligte, beauftragte sie zwei Mitglieder,
sich bei Filesac, dem Decan der theologischen Facultät, nach dem
Namen des Verfassers zu erkundigen. Die AssembUe von 1641
Hess eine (wahrscheinlich von M. Barcos unter des Verfassers Lei-
tung veranstaltete) Sammlung der unter dem Namen Petrus Aurelias
erschienenen Schriften, die Assembl^e von 1645 — 46 eine zweite
Auflage derselben auf ihre Kosten drucken: Petri Aurelii Theologi
Opera, jussu et impensis Cleri Gallicani denuo in lucem edita. In
tres tomos distributa, Par. 1646*, ein starker Folioband ; die beiden
ersten Theile enthalten die oben genannten Streitschriften, der erste
auch eine geschichtliobe Darstellung des Streites, der 3. Adv. Jac.
Sirmondum De canone Arausicano et sacramento confirmationia etc.
— Nach der Angabe der Jesuiten wäre die Assemblee von 1641
überrascht worden und hätte der König, durch seinen Beichtvater
Sirmond von der Weise unterrichtet, wie Card, de Eochefoucauld
und andere Prälaten von Petrus Aurelius behandelt waren, den
Drucker verhaften und die Exemplare confisciren lassen. Das Werk
erschien aber jedenfalls 1646 nochmals auf Kosten der Assembl^e.
Die Assembl6e von 1656 freilich desavouirte es, und Sainte Marthe,
der im 4. Bande der Gallia christiana Saint-Cyran als Verfasser
gefeiert, musste das Lob streichen (S.-Beuve 1, 314. Clement 2, 295).
Gegen Hallier und Petrus Aurelius erschien 1641: De hierar-
chia et hierarchis libri 9, in quibns pnlcherrima dispositione omnes
bierarchici gradus et ordines, episcopalis, papalis etc. secundum pa-
trum doctrinam, decreta conciliorum sine justa oujusquam offensione ex-
plicantur, Auct. P. Ludovioo Cellotio Parisino S. J. Theol., Ronen
1641. Als Cellots Obere hörten, dass die Sorbonne das Buch censuriren
wolle, wandten sie sich an Card. Richelieu und erklärten, Cellot sei be-
reit, zufriedenstellende Erläuterungen zugeben. Der Cardinal bestimmte
darauf einige Doctoren, welche mit Cellot, der mit drei anderen Je-
suiten (darunter D. Petau) erschien, mehrere Tage verbandelten.
Er nahm einige Sätze zurück, andere milderte oder erläuterte er.
Diese vom 22. Mai 1641 datirte Retraotation wurde von dem Car-
L. Cellot. 389
iübbI der Facnltät mit der Bitte tibersandt, sich damit zu begDügen.
IHe Sorbonne begnügte sich ancb damit, die Retractation zn pnbli-
eiren nnd den Angnstiner Fr. Labbii, welcher Cellote Bach appro-
bht hatte mit der Formel, es könne sine formidine censurae ge>
druckt werden, die Erklämng nnterschreiben zu lassen, dass er alle
▼on der Facnltät yerdammten Sätze anch verdamme nnd bedauere,
die Approbation ertheilt zn haben. Das Bnoh wurde in Rom 22. Jan.
1642 mit d. c. verboten. Im J. 1648 erschien dann Lnd. Cellotii
S. J. Horamm sabsecivamm liber singularis ad veram libromm
Fnncisci fiallier de hierarchia eccl. intelligentiam, Par. 1648, 8.
Dieses Bnch wurde in Rom nicht verb., und die Sorbonne beschloss
Biir, weil Gellot darin seine Retractation durch Spässe und Ver-
drehungen zu einer Bestätigung seiner revocirten Ansichten mache,
die Actenfitüeke über die Retractation nochmals zu veröffentlichen
(Arg. m a 40. 57). Der Mediciner Hamon, der zu dem Kreise
von Port-Rojal gehörte, schrieb damals unter dem Hamen Alypius
a S. Cmce eine Apologia Lud. Cellotii tribus libris comprehensa ad
ipsummet Cellotinm, Par. 1648. — Von Cellot erschien später noch
Historia Gotteschalci praedestinatiani et acurata controversiae per cum
rerocatae dtsputatio in 11. 5 distincta, qnibus accedit appendix miscel-
lanea ex opasonlis nondnm editis aliisque traotatibus historiae lucem
alktaris eoUeota, Par. 1655, FoL Das de libero arbitrio handelnde
opusealum quartum in dieserAppendix wurde 1732 (!) verb. — Cellot
mnsste 1641 ausser vielen Sätzen, in denen er die Orden erhob, die
Bisehofe und Weltgeistliohen herabsetzte, z. B. reguläres assero vita,
noribvs, institntis ad Fcclesiam et sanctissimos canones ejus propius
aecedere quam saeoulares clericos, auch die Sätze revociren : concilio-
mm generalium convocatio pericnlosa, und doctrina morum a recentio-
ribns Bumenda, wobei er die Aeusserung des Yalerius Reginaldus an-
feffihrt hatte, in Glaubenssachen müsse man die alten Schriftsteller zu
Bathe ziehen, in Fragen der Moral aber die novitii scriptores, qui
temponim nostrorum naturam et studia penitus introspexerunt.
Cellots Buch ist das einzige aus dieser Gruppe von Schriften,
welches im Index steht. In den Horae p. 106 sagt Cellot: den Je-
suiten in Rom, welche sich über das Verbot seines Buches beklagt
hätten, sei geantwortet worden, auch Halliers Werke seien ver-
boten. Auch Valerien de Flavigny (Arg. III a 99) sagt 1663,
Halliers Buch sei verboten worden. Es steht aber in keinem Index
vnd es findet sich auch kein Decret, worin es stände. Wahrschein-
lich hat man nur sagen wollen, es falle unter das allgemeine Ver-
bot vom J. 1633.
2. In Frankreich handelte es sich bei dem Streite zwischen
den Bischöfen nnd Pfarrern einerseits und den Ürdensgeistlichen
anderseits um folgende drei Punkte: 1. Ordensgeistliche behaupteten,
sie seien auf Grund der ihren Orden verliehenen Privilegien berech-
tigt, überall geistliche Functionen vorzunehmen, insbesondere zu
predigen und Beicht zu hören. Die Bischöfe behaupteten, kein Or-
deasgeistlicher dürfe dieses in ihren Diöcesen ohne ihre Approbation
tbuen, und manche Pfarrer, keiner dürfe es in ihren Pfarreien ohne
890 Streitigkeiten zwiBohen Welt- und Ordensgeistlichen
ihre Ermächtigung thuen. — 2. Die Bestimmung des Canons Omnis
utriusque sexus des 4. Lateranconcils, dass jeder einmal im Jahre
dem proprhiB Bacerdos beichten und einmal im Jahre, und zwar in
der österlichen Zeit in der Pfarrkirche communioiren solle, wurde
von den Ordensgeistlichen in Uebereinstimmung mit mehreren
päpstlichen Declarationen und der in anderen Ländern herrschenden
Praxis dahin interpretirt, dass proprius saoerdos jeder zum Beichthören
autorisirte Priester sei und dass niemand, wenn er einmal in der öster-
lichen Zeit in der Pfarrkirche communicire, behindert sei, auch anders-
wo zu communiciren. Die Weltgeistlichen dagegen behaupteten, nach
dem in Frankreich geltenden Rechte dürfe in der österlichen Zeit
niemand ohne specielle Erlaubniss des Pfarrers bei einem andern
als bei ihm beichten und anderswo als in der Pfarrkirche communi-
ciren; die Ordensgeistlichen dürften in dieser Zeit nicht Beichthören
und in ihren Kirchen nicht die Communion austheilen; jedenfalls
könne der Bischof für diese Zeit ihre Facultäten suspendiren oder
ihnen bei der Krtheilung derselben das Versprechen abnehmen, dass
sie dieselben in jener Zeit nicht gebrauchen wollten. — 3. Die Be-
stimmung des Trienter Concils, an Sonn- und Festtagen der Messe und
Predigt in der Pfarrkirche beizuwohnen, wurde von den Ordensgeist-
lichen als blosse Ermahnung gedeutet, von den Weltgeistlichen aber
behauptet, nach französischem Recht sei jeder verpflichtet, wenigstens
jeden dritten Sonntag Messe und Predigt in der Pfarrkirche zu
hören ^). — Bezüglich des ersten Punktes nnterzeichneten 29. Febr.
1633 Vertreter der Orden, an der Spitze zwei Jesuiten, zugleich
im Namen der übrigen Angehörigen ihrer Orden in Gregenwart
Richelieu's eine Erklärung, worin sie anerkannten, dass sie in keiner
Diöcese predigen und Beicht hören dürften ohne die Approbation
des Bischofs, die dieser ans gewichtigen G-ründen jederzeit zurück-
nehmen könne (Arg. III a 44). Diese Erklärung wurde aber von
vielen Ordensgeistlichen nicht als bindend angesehen. Cellot musste
sie 1641 unterzeichnen.
Eine von dem Bischof Henri Arnanld von Angers im J. 1654
erlassene Ordonnanz veranlasste die dortigen Oberen der Bettel-
orden, der Carmeliter, Augustiner, Dominicaner und Franciscaner
(Cordeliers und Recollets), demselben eine Protestation zu überreichen:
Tres-humble remonstrance faicte par les religieux a un grand
pr6lat de France. Die AssembUe du Clerg6 vom J. 1655 und
1656 verdammte darauf sechs in dieser Remonstranz und in anderen
Streitschriften der Ordensgeistlichen behauptete Sätze und beauf-
tragte den Bischof, diese Verdammung von den Ordensoberen unter-
zeichnen zu lassen. Diese verweigerten aber die Unterschrift, appel-
lirten an den Papst und publicirten eine Justiiication des privil^ges
des reguliers pr6sent^e au Pape et au Roy. — G-leiohzeitig war
ein Streit zwischen den Ordensgeistlichen und den Pariser Pfarrern
1) Avr. 1, 807. 341. Abrege da Recueil des actes du Gierge p. 57.
442. 1110.
in Frankreich.
891
eotituiden. Die Ansichten dieser wurden dargelegt in der Sclaift:
L'obligation des fid^lea de ee confesser ä lenr cnri snivant le
ebapüre 21. dn Goncile geniral de Lateran, 1655, 32 S. 4. Da-
gegen sclirieb der Jesuit Jean Bagot Defense du droit episcopal et
de la liberte des fidiles toucbant les messes et les confessions d^ob-
ligition, 1655 (lateinisch 1659). Die Assemblie verdammte beide
Schriften, die erste, weil darin behauptet war, ohne die Ermäcbti-
gvng des Pfarrers könne auch der Papst oder Bischof in einer
P&irei nicht predigen oder die Sacramente spenden oder einen
Priester dazu autorisiren. Die Pfarrer reichten über diesen Pankt
dfie Berichtigung ein: Sommaire des declarations des curez, unter-
leiehnet von Jean Kons sc, Pfarrer von St. Roch, Syndicus der
P&irer; die Assembl^e erklärte aber, auch diese enthalte missver-
stindliche Sätze ^). — Während der Verhandlungen der Assembleie
erschien ein anonymes Schriftchen, worin unter Berufung auf das
Bach von P. de Marca gesagt war, der Papst habe kein Recht,
lelbst in anderen als der Römischen Diöcese ohne Erlaubniss des
Dioeesanbischofs kirchliche Functionen vorzunehmen oder Ordens-
geistliehe zu solchen zu ermächtigen: R^gles trös-importantes
tiries de deux passages, Tun du Concile de Florence et Tautre de
Gkber, rapportis par M. de Marca, Archiv, de Toulouse, et des
aneiens papes, pour servir d'^claircissement k l'examen du livre du
P. Bagot . . 1656, 92 S. 4. (2. Ed. 1658). Der Verfasser war
6ny Drappier (59 Jahre lang Pfarrer in Beauvais, gest. 1716 im
Alter von 91 Jahren), der zu den Jansenisten gezählt wurde, welche
tof Marca nicht gut zu sprechen waren. Marca beklagte sich in
der AsaembUe über diese Deutung seiner Worte: seine Ansicht sei,
<isss der Papst allerdings nach den Canones zu regieren habe,
al>er unter umständen diese moderiren oder von ihnen dispensiren
könne. Drappier veröffentlichte nach dem Schlüsse der AssembUe
Lettre de lauteur des r^gles trds-importantes k M. de Marca, Ar-
chev. de Toulouse, 1657. Marca's Entgegnung Contre les satyres
▼nrde erst nach seinem Tode von Baluze herausgegeben^.
In der unter dem Vorsitze Alexanders VII. Per. V. 30. Jan.
1659 gehaltenen Sitzung der Inq. wurden von den sechs von der
Assembl^e verdammten, von den Mendicanten der Diöcese Angers
nach Rom gesandten Sätzen auf Grund der einstimmigen Censur der
mit der Prüfung beauftragten Theologen und Canonisten vier mit
yerschiedenen Qualificationen verworfen: 1. Das Concil von Trient
yerpfliohtet die Ordensgeistlichen in Frankreich nicht, sich ftir die
Beichten der Weltleute von den Bischöfen die Approbation zu ver-
schaffen; auch können nicht auf die Autorität dieses Concils hin die
1) Recneil des actes ... du Clerg6 1, 666. Arg. III a 74.
2) Marca, Concordia etc., Bamberg 1788, V, p. IX und 62. Dupin,
Xannel No. 57 erwähnt von Drappier noch eine anonyme Schrift: Traite
da gonvemement de l'Eglise en commun par les eveques et les eures,
Basle (Konen) 1707, 2 vol. 12.
S92 Streitigkeiten zwisclien Welt- und Ordensgeistlichen.
Friyilegien der Ordenegeistlichen eingeschränkt werden, da dasselbe
mit Ausnahme der Glaubensentscheidangen in Frankreich nicht re-
cipirt und die Bestätigungsbnlle Pius' IV. nicht promulgirt ist.
2. Wo das Concil recipirt ist, können die Bischöfe die Facultäten
zum Beichthören, die sie den Ordensgeistlichen geben, nicht ein-
schränken ; ja die Ordensgeistlichen sind nicht verpflichtet, sich
diese Approbationen zu verschaffen, und wenn sie von den Bischöfen
nicht approbirt werden, gilt diese Abweisung ebenso viel, als wenn
die Approbation gewährt worden wäre. 3. Die Angehörigen der
Bettelorden, welche einmal von einem Bischof für seine DiÖcese
zum Beichthören approbirt worden sind, sind als approbirt in an-
deren Diöcesen anzusehen und bedürfen keiner neuen Approbation
der Bischöfe. Die Ordensgeistlichen haben die Gewalt, auch ohne
Ermächtigung des Bischofs von den dem Bischof reservirten Sünden
loszusprechen (dieser letzte Satz steht auch als No. 12 unter den
24. Sep. 1665 von der Inq. verdammten Sätzen; Alex. No. 87).
6. Die Mendicanten dürfen weltliche Obrigkeiten (judices) ersuchen,
den Bischöfen aufzugeben, sie mit den Advents- und Fastenpredigten
zu beauftragen ; wenn sich die Bischöfe dessen weigern, gilt das
Decret der weltlichen Obrigkeiten ebenso viel, als wenn die bischöf*
liehe Erlaubniss ertheilt worden wäre. — Ueber die beiden anderen
Sätze: — 4. Niemand ist in foro conscientiae verpflichtet, in seiner
Pfarrkirche die jährliche Beichte abzulegen, den Pfarrmessen beizu-
wohnen oder das Wort Gottes, das göttliche Gesetz, die Anfangs-
gründe des Glaubens und der Sittenlehre zu hören, die dort in
Catechesen vorgetragen werden. 5. Ein derartiges Gesetz können
weder Bischöfe, noch Provincial- oder Nationalconcilien erlassen,
noch können sie üebertreter desselben mit irgend welchen Strafen
oder kirchlichen Censuren belegen, — gab die Inq. folgende Ent-
scheidung: der 4. Satz ist bezüglich des ersten und zweiten Punktes,
so unbedingt ausgesprochen, irrig; werden aber apostolische Privi-
legien vorausgesetzt, so verdient er keine Censur; bezüglich des
dritten Punktes, des Anhörens des Wortes Gottes, möge die Bestim-
mung des Trienter Concils beobachtet werden. Der 5. Satz verdient,
wenn apostolische Privilegien vorausgesetzt werden, keine Censur;
aber er ist ebenso wenig wie der 4. öffentlich vorzutragen. — Diese
Erklärung, wird beigefügt, befiehlt Seine Heiligkeit allen anzu-
nehmen und in praxi zu beobachten, bei den Strafen, welche gegen
Schismatiker, resp. Temeräre . . und der Ketzerei Verdächtige fest-
gesetzt sind. Gleichzeitig verbot die Inq. auf Grund des einstim-
migen Votums der mit der Prüfung beauftragten Theologen vier
französische Schriften, weil sie Sätze enthielten, die in der Kirche
Gottes zu einem grossen Aergemiss und zu Zwistigkeiten Anlass
geben könnten und ihre Leetüre Irrthümer und schlechte Meinungen
unter den Gläubigen verbreiten könnte, nämlich die erwähnten zwei
Schriften von Drappier und L'obligation und das Sommaire von
Eousse^). Das Buch von Bagot wurde nicht verb., nach Stubrockius
1) Bei Alex. No. 69 ist nur der letzte, das Bücherverbot enthaltende
Theil des Decretes abgedruckt, das Vorhergehende bei Migne II, 1268.
Cbassaing. Gaerry. Launoy. Karg. 393
p. 87. 252 vielmehr ausdrücklich freigegeben und in Hom selbst
nei gedmckt, aber nachträglich 10. Juni 1659 von der Index-Congr.
mit d. e. die Remonstrance gegen den Bischof von Angers.
1661 wurde verb. Privilegia regularium, qnibus aperte demon-
stntnr, regnlares ab omni ordinariomm potestate exemptos esse . . .
lec Bon iu ntraqae hierarchia jurisdictionis et ordinis locum habere,
«Bct Bmnone Chassaing, Ord. Min. Recollectorum, Par. 1648
Inth 1652. 1654). Die Assembl^e du Clergä von 1650 hatte das
Bach censürirt und die Bischöfe aufgefordert, den Verfasser ver-
haften ZQ lassen nnd allen Recollecten die Facnltäten zu entziehen,
bis der Orden das Bach desavouirt habe. Das Parlament von Bor-
desQx verbot 1651, Chassaing zu verhaften nnd die Recollecten zu
belistigen. Nach einigen Jahren wurde er aber doch von dem Bi-
«bof von TuUe eingekerkert und 1654 widerrief er zu Paris ^). —
Etienne Guerry, Messe paroissiale, verb. 1668, ist mir nicht be-
kinnt. Der Jesuit dieses Namens wird bei Backer nicht als Yer-
fiascr verzeichnet. — Die Schrift Explicata Ecclesiae traditio circa
ctnonem Omnis utriusque sexus, 1672 (Jo. Launoii Opp. I, 244),
Torin L.unoy nachweisen will, daes unter sacerdos proprius der
Pfarrer zu verstehen sei, wurde 1679 verb.
3. 1693 wurde (nicht mit d. c, wie Feller angibt, sondern
QDbedingt) verb. Jo. Friderici Karg Bambergensis Franconis Pax
religiosa sive de exemptionibus et subjectionibus Religiosorum. Opus-
eohm curiosum, utile ac universam prope authoritatis episcopalis
materiam facili et plana methodo theologice, nomo-canonice historice-
qoe pertractans, hodiernis juribus ac usibus accommodatum. Cum
pcrmissu superiorum, Herbipoli 1680,* 704 S. 12. Das Buch ist
dem Fürstbischof von Bamberg und Würzburg, Peter Phil, von
Bernbach, gewidmet, dessen Rath Karg war (später wurde er Rath
des KurfUrsten Max Fmmanuel von Baiern, 1683 auch Decan von
U. L. F. in München; er starb 1710 als Minister des Kurfürsten
Joseph Clemens von Köln). Das Buch enthält auch eine (unbe-
deotende) Appendix de aulae Romanae genio und Actenstücke über
die Diöcesen Bamberg und Würzburg. Von einem Löwener Car-
meÜter als Gallicaner angegriffen, schrieb er: Fecialis Pacis reli-
Iposae sab sacratissimis auspiciis Eminentissimorum, Ser., Celsiss.,
Rev, 8. R. J. Principum Arcbiepiscopali et Episc. dignitate ful-
gentium vindicatae contra consultationes canonicas P. Jacobi a S.
Antonio Carmelitae a. 1682 in lucem emissas, Bamb. 1682,* c.
180 8. 12. Feller berichtet, Karg habe nach dem Verbote seines
Baches dasselbe corrigirt und erweitert; das Manuscript dieser be-
absichtigten neuen Ausgabe befinde sich in Lüttich. Die Ausgabe
Venedig (Bonn) 1778 ist ein Abdruck der von 1680.
4. Die in Frankreich herrschende Praxis, Weltgeistlichen, viel-
fach solchen, die nur tonsurirt waren, die Verwaltung und das Recht
aaf die Einkünfte von Abteien und anderen Benefizien zu übertragen,
1) Recueü des actes 1, 642. J. Launoii Opp. III, 1, 586; lY, 2, 461.
894 Inquisitionsprocesse unter Urban VIII.
wttrde scharf kritisirt von dem Mauriner Fr. Delfau in der psen-
donymen Schrift: L'abbä commendataire, oü l'iDJttsticedes commen-
des est condamnee par la loi de Dieu, les decrets des Papes, les
ordoDnances pragmatiques et concordats des rois de France, par le
Sieur Desboisfranc, Cologne (Compiegne) 1673. Gerberon schrieb
unter dem Namen de Froimond einen zweiten Theil dazu. Es er-
schien noch eine Reihe von Broschüren darüber; in den Index
kam von dieser ganzen Gruppe von Schriften nur eine von Guy
Drappier anonym herausgegebene: Defense des abb^s commenda-
taires et des eures primitifs contre les plaintes des moines et des
cur48, pour servir de r^ponse k TAbb^ commendataire, La Haye
1685, verb. 1690. Die Schrift ist übrigens nichts weniger als eine
Vertheidigung, vielmehr eine bittere Satire auf die Abb^s commen-
dataires und auf die Cur^s primitifs, wie man die Pfarrer nannte,
welche die Einkünfte einer Pfarrei bezogen, die Verwaltung der-
selben aber durch einen Vicarius perpetuus besorgen Hessen^).
Aus Anlass des Streites über den Nachlass eines Canonicus
regularis, der Pfarrer in Paris gewesen, veröffentlichte Jean Ger-
bais Premiere lettre a un Benedictin de la Gongr. de S. Uaur tou-
chant le pecule des religieux faits cur^s ou dv^ues, Par. 1695 und
1698, worin er zeigt, dass nach französischem Eechte der Nachlass
eines Pfarrers aus dem Ordensstande nicht den natürlichen Erben
oder dem Kloster, sondern den Armen und der Fabrik der Pfarrei
gehöre (der eines Bischofs den natürlichen Erben). Das Schriftoben
wurde 1704 von der Inq. verboten; zwei weitere Briefe, in denen
Gerbais seine Ansicht gegen Gegenschriften vertheidigte, stehen
nicht im Index*).
48. Inqaisitionsprocesse unter Urban YUL
Der bekannteste und merkwürdigste unter den InquisitioDS-
processen der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts ist der 6ali-
lei'8cbe. Veranlasst durch eine Denunciatlon gegen Galilei, Hess
die Inquisition 1.610 zwei Sätze, welche die Copernicanische
Lehre enthalten, durch ihre Theologen qualificiren: der eine
wurde für ketzerisch, der andere fllr mindestens dogmatisch
irrig erklärt. Darauf wurden durch die Index-Congregation 5.
1) Hist. litt, de la Congr. de S. Maur p. 88. Sainjore 3, 1. Haureau^
Hist. litt, du Maine 4,80. Schulte 8, l, 627. Abrege du Recaeil des acteü
. . du Clerge, 1764, p. 384. 499. lieber die Schrift von Delfau s. Mich,
a S. Jos. 2, 285.
2) Schalte 3, l, 621. Abrege p. 727. 1169.
Inquisitionsprooeaee unter Urban VIII.
895
1616 das Werk des Gopernions de rerolationibas orbiam
eoelestiam and die Commentaria in Job von Didacus a Stnnica
(Toledo 1584, Rom 1592) mit d. c, eine von dem Carmeliter
Paolo Antonio Fosearini veröffentlichte Leitera sopra Topinionc
de' Pittagorici e del Copernico, Neapel 1615, unbedingt ver-
boten, desgleichen »alle anderen Bttcher, welche in gleicher
Weise dasselbe lehren^. Diese Entscheidung über die Coperni-
anische Lehre wurde im Auftrage des Papstes durch den
Cardinal Bellarinin Galilei, der damals in Rom war, amtlich
mitgetheilf, und er versprach, ihr zw gehorchen. Da er 1632
in seinem Dialogo sopra i dne massimi sistemi del mondo, Tole-
maieo e Copemicano, die beiden Systeme so darstellte, dass
seine Ueberzeugnng von der Richtigkeit des Gopcrnicanischen
unverkennbar hervortrat, leitete die Inquisition einen Process
gegen ihn ein, niVtbigte ihn, 22. Juni 1633 die Gopernicanische
Lehre als Irrthum und Ketzerei abzuschwören, und verordnete,
der Dialog solle durch einen öffentlichen Erlass verboten werden.
ÄnffallendeT Weise wurde er erst in einem Decrete der Index-
Congregation vom 24. Aug. 1634 (Alex. No. 38) mit allerlei
anderen Bßchem zusammen verboten. — Im J. 1620 veröffent-
lieble im Auftrage der Index-Gongregation der Seoretär ein
Moniinm, worin die in dem Werke des Gopernicus vorzunehmen-
den Streichungen nnd Aenderungen angegeben werden ; nur mit
diesen Aenderungen nnd mit Beifügung dieser Gorrectio vor
der Vorrede des Gopernicus dttrfe das Werk neu gedruckt
werden. Die Aenderungen betreffen zehn Stellen und bezwecken^
das Werk so umzugestalten, dass Gopernicus seine Ansicht
aiebt als begrflndet, sondern nur als Hypothese vorträgt. —
1619 vrnrde noch Jo. Keppleri Epitonie astronomiae Copernicanae,
1618, Terboten. Sonst ist kein Buch um der Gopernicanischen
Lehre willen in den Index gekommen. Aber die Raccolta von
1624, der Elenchns und alle Indices bis 1757 enthalten unter Libri
das allgemeine Verbot: alle Bflcher, welche die Beweglichkeit
der Erde und die Unbeweglichkeit der Sonne lehren. In den
Index Benedicts XIV. wurde dieses Verbot auf Grund eines in
der Sitzung der Index-Gongregation vom 10. Mai 1 757 gefassten
B^ehlnsses nicht aufgenommen.
890 Inquisitionsprooesse unter Urban VIII.
Seitdem wurden Id Rom selbst mehrere Bücher gedruckt,
in denen die Gopernicanische Lehre offen vorgetragen wird.
Aber erst 11. Sept. 1822 erklärte die Inquisition förmlich, es
sei in Rom der Druck von Werken gestattet, in welchen von
der Beweglichkeit der Erde und der Unbeweglichkeit der Sonne
gemäss der allgemeinen Ansicht der modernen Astronomen ge-
handelt werde. Dieser Bescblnss wurde 25. Sept von Pins VII.
bestätigt, und in der nächsten Ausgabe des Index, die 1835 er-
schien, wurden auch die Bttcher von Copernicus, Foscarini,
Stunica, Kepler und Galilei weggelassen.
Bei dem Inquisitionsprocess gegen den Dominicaner Thomas
Campanella (1626 — 29) scheint es sich weniger um seine Schriften
als um politische Händel gehandelt zu haben. Wenn 1632 alle
seine Schriften, die nicht in Rom gedruckt oder approbirt seien,
verboten wurden, so ist dabei wohl die Verordnung gegen ihn
geltend gemacht worden, wonach in Rom lebende Schriftsteller
ohne Erlanbniss nichts auswärts drucken lassen durften (I S. 341),
und wenn beigefügt wird: „da er dieselben nicht als die seinigen
anerkennt*', so zeigt das, dass Gampanella sich mit dieser Aus-
rede geholfen.
Im Anfange der Regierung Urbans VIII., 21. December
1624 wurde der frühere Erzbischof von Spalatro, Marcantonio
de .Dominis, der 1616 Anglicaner geworden, 1622 nach Rom
zurückgekehrt war und abgeschworen hatte, 1623 aber einem
neuen Inquisitionsprocesse unterworfen worden und im Gefäng-
nisse gestorben war, als lückfälliger Ketzer verurtheilt und
seine Leiche, sein Bild und seine Bücher verbrannt. Das be-
deutendste unter diesen, De republica ecclesiastica, wurde schon
1616, noch ehe es erschienen war, von der Index-Congregatton
verboten, 1621 nochmals und zugleich alle von ihm heraasge-
gebenen und herauszugebenden Schriften.
Im J. 1626 wurde auf Urbans VIII. Verlangen der englische
Benedictiner John Barnes in Paris verhaftet und nach Rom ge-
bracht und von der Inquisition zu lebenslänglicher Haft ver-
urtheilt; er starb nach 30 Jahren irrsinnig. Unter den Schritten,
die von ihm im Index stehen, ist eine erst nach seinem Tode
von Anglicanern veröffentlichte ironische, Romano-Gatholicns
pacificus, die merkwürdigste. — Girolamo Vecchietti, von dem
Galilei. a97
1622 ein wanderliehes Bach verboten wurde, wnrde Jabre lang
TOB der Inquisition in Haft gehalten, weil er sich weigerte, eine
iDsieht über den Tag des letzten Abendmahls zu widerrufen,
die spiter yon rielen Theologen vorgetragen worden ist, ohne
im sie dämm behelligt worden wären. — Cesare Gremonini,
Professor in Padua, wurde wiederholt, auch noch unter Urban YIII.
m der Inquisition zur Rechenschaft gezogen ; aber unter dem
Sehntze der Bepublik Venedig war er persönlich sicher; man
otosste sich darauf beschränken, ein Buch von ihm zu verbieten.
- Ferrante Pallavicini musste seine Pasquille gegen Urban YIII.
Bit dem Tode bUssen; aber nicht die Inquisition, sondern der
pipstliobe Legat in Avignon Hess ihn 1644 hinrichten.
Ueber Galilei und was damit zusammenhängt, s. Reasch, Der
Proeess Galilei'a und die Jesuiten, 1879^), und Über die von H.
Grisar, Galileistndien, 1882, nochmals vertheidigte Ansicht, die
Lelire des Copernicus sei nicht als haeretisch, sondern nur als temerär
Tcrdammt worden, Funk, Zur Galileifrage, in der Tüb. Quartalschr.
1883, 430«). — Das Monitum vom J. 1620 (Eeusch S. 113) ist
geaaaer als bei Alex. No. 21 in der Baccolta von 1624 und in
den Sammlungen der Decrete von 1624— 1640 (S. 23) abgedruckt.
Die üeberschrift lautet hier : Monitum S. Congregationis ad Nie.
Copernici lectorem ejusque emendatio, permissio et correctio, und
der SeUttss: In titnlo capitis [1. 4, c. 10] dele verba „herum trium
ndemm,'* qnia terra non est sidus, ut facit eam Copernicus (die
1) Das viel hesprocliene E pur si muove (Keusch S. 884) findet sich
^diOD 176L bei Irailh ö, 49. — Der Dominicaner Vinc. Macolauo (Firen-
Biol&), der in dem Process Galilei'» aU Commissar der Inquisition fungirte,
Tnrde 1641 Cardinal von St. Clemens (Reuscb S. 267). Er spielte bei den
Verhandlungen über den Janseuismus eine Rolle. In der Relation des Abbe
Bourgeois (Arnauld 28, 695. 698) ist wiederholt von ihm die Rede und
vffd Q. a. berichtet, in dem Conclave von 1655 h&tten ihm nur 2 oder 8
Stimmen gefehlt, um Papst zu werden; Card. Albizzi sei sein Hauptgegner
gewesen und habe gesagt, er sei ein Jansenist und werde die Bulle gegen
imseoins zurücknehmen; die Jesuiten hätten Gebete veranstaltet, um seine
Wahl abzuwenden.
2) Albizzi safft in der 1678 zu Rom gedruckten Risposta gegen
^urpi: Urban YIII. hat die Meinung Galilei's als haeretisch verdammt, und
iB dem von einem Consultor der Index-Congr., Anseimus Dandinus, zu
ßom 1703 herausgegebenen, Clemens XI. gewidmeten Folianten De su-
H^is de haeresi heisst et p. 494 : A Copernioo renovata est hypotasis
(«c) Philolai, sc. solem esse in mundi centro telluremque gyrare circa
Klem, quam sententiam amplexatus Galileus adactus est Romam petere
^ palinodiam cantare. Suspicio poterat esse, ipsum parvipendere scripturam
"ücentem: Oritur sol et occidit, terra autem in aeternum stat. Praedicta
^en sententia potius dicenda haeretica, quia directe adversaiur s. scrip-
^ne, ut patet ex ipsius scripturae verbis mox allatis.
398 Inquisitionsproßesse unter Ürban Vllt.
Worte qnia etc. fehlen bei Alex.). — Urban VIII. behielt die Er-
theilnng der Erlaabnies, Galilei's Dialog zu lesen, sich selbst vor
(Reusch S. 376). Später gehörte er aber nicht zu den Büchern,
die in den gewöhnlichen Licenzen ausgenommen wurden. — Campa-
nella's Apologia pro Gralilaeo, Frcf. 1622 (Reusch S. 61), wurde
nicht speciell verb., fallt aber unter das Verbot von 1632 (s. u.).
Dagegen gehört nicht, wie ich S. 114, durch Wolynski verleitet,
angegeben und wie auch Grisar S. 139 angibt, zu den Copernica-
nischen Schriften : Circulus horologii lunaris et solaris, h. e. brevis-
sima Synopsis historica, tjpica et mystica . . . repraesentans ex V.
et N. T. continuam seriem praecipuaram Ecclesiae et mundi muta-
tionum . . . auth. Wenceslao Budowez . . . Hanov. 1616, 274 S.
4., verb. 1619. Horologium lunare et solare bezieht sich auf das
Alte und Neue Testament. Vgl. über das Buch des eifrig pro*
testantischen Verfassers, der nach der Schlacht am weissen Berge
1621 zu Prag enthauptet wurde, und über die dadurch veranlasste
Controverse mit M. Hoe von Hoenegg Clement 5, 396. — lieber
Origanus s. S. 182. — Die Ansicht, das Copernicanische System
sei auch durch eine päpstliche Bulle, — die Alexanders VII. von
J. 1664, mit welcher er seinen Index publicirte, — verdammt worden,
ist irrig (Reusch S. 443).
Das Decret der Index-Congr. von 1616 und das Urtheil gegen
Galilei von 1633 wurden den Inquisitoren in Italien und den Nun-
cien Übersandt, letzteres den Nuncien mit dem Auftrage, es den
Bischöfen ihres Bezirkes zu notificiren, damit es zur Kenntniss aller
Professoren der Philosophie und Mathematik gelange (Reusch S. 112.
370). In Frankreich wurde es jedenfalls nicht publicirt; als 1663
in einer in dem CoUöge de Clermont vertheidigten These darauf
Bezug genommen wurde, protestirte ein Mitglied der Sorbonne, Va-
lerien de Flavigny, gegen diesen Versuch, Decreten der Inquisition
in Frankreich Geltung zu verschaffen. Das ürtheil wurde auch in
Frankreich vielfach nicht beachtet. Descartes sagt schon 1634:
Die Censur ist nicht von dem Papste oder* von einem Concil autori-
sirt; sie rührt nur von einer Congregation her. Pascal, Lettres prov.
18, sagt: Ce fut en vain que vous obtintes contre Galilee ce de-
cret de Rome, qui condamnait son opinion touchant le mouveraent
de la terre. Ge ne sera pas cela qui prouvera qu*elle demeure en
repos, et si Ton avait des observations constantes qui prouvassent
que c'est eile qui tourne, tous les hommes ensemble ne l'emp§chc-
raient pas de tourner et ne s^empecheraient pas de tourner aussi
avec eile. — Arnauld spricht sich 1692 bestimmter aus: II n'y a
presque plus d'astronome qui ne la croie certaine, ni de secte de
Philosophie qui soit en quelque estime, qui ne Tembrasse (3, 557;
9, 307). — Der Jesuit Andre wollte 1711 die These vertheidigen
lassen: Systema Copernicanum defendimus tanquam hypothesim in-
geniosam, si non veram. Sein Censor corrigirte: elsi non veram.
Aber so hatte es Andr6 nicht gemeint. In seinen Goilegienheften
sagt er u. a.: Le Systeme de Gopernicus a 6pronv6 le m^me sort
que Topinion de Texistence des antipodes avant la decouverte du
6aliiei.
SM
Bomreau monde. On Ta combattn d'abord et apris bien de com-
kts il est demeuri maitre du cbamp de bataille . . . Depnis pres
d an siecle tous les astronomes de I fiurope out adopt^ le Systeme
de Cop., rectifie neanmoins par le g^nie de Kepler . . L^academie
des seiences n'en admet pas d'autre^).
Im span. Iudex steben Copernicus, Foscarini nnd Galilei nicbt ;
aber in dem CommeDtar von Stunica (er bat im Böm. Index bis
Beo. Astnnica gebeissen) verordnet Sot. zwei Seiten zu streicben,
ait der Bemerkung: est enim jam illa de motu terrae quiescente
eoelo Copemici sententia Sedis Apost. decreto reprobata, und auf
di^ea Decret wird aucb bei Origanus Bezug genommen (S. 182).
Kepler und Tycbo de Brabe stehen in der 1. Cl. ; aber mehrere
Sebriften von ersterm werden expnrgirt, andere, darunter auch die
in Rom. verbotene Epitome cum nota auctoris et operis (also mit
Beifügung von auctoris damnati opus permissum auf dem Titel blatte)
freigegeben. In derselben Weise werden aucb die Notae des Nie.
Mulerius zu dem Werke des Copernicus, Amst. 1617, freigegeben.
— In einer 1740 zu Madrid gedruckten Uebersetzung der Geschichte
Carls XII. (von Voltaire) von Leonardo de XJria y Urueta wird in
dem Index von 1747 u. a. an der Stelle, wo Copernicus verdadero
fdndador der Astronomie genannt wird, verdadero gestrichen.
Als es sich darum handelte, ob das Verbot von 1616 in Ve-
nedig pnblicirt werden solle, gab Sarpi sein Gutachten dahin ab:
es konnte nur Verwunderung erregen, wenn man das Buch des Co-
pernicus jetzt BUspendire (mit d. c. verbiete), welches vor 100 Jahren
eRchienen, von aller Welt gelesen und bewundert, und weder in
Trienty noch bisher in Rom verboten worden sei (Cecchetti 1, 408).
In dem Venetianiscben Index von 1766 (I S. 547) steht keines der
auf Cop. bezüglichen Bücher.
1691 wurde der Löwener Professor van Velden wegen Ver-
tkeidi^ng einer Copemicanischen These in einen Process verwickelt^).
Unter den 166 ketzerischen Sätzen, wegen deren die spanische In-
quisition 1776 Pablo de Olavide den Process machte, befindet sich
aaeh die Copemicanische Lehre'). — In der 1739 — 42 erschienenen
Ton zwei Mitgliedern des Ordens der Minimi, T. Le Seur und Fr.
Jacqnier, besorgten Ausgabe der Principia Newtons ist die Note bei-
^fligt: Newtonus in hoc tertio libro telluris raotae hypothesim as-
samit. Atttoris propositiones aliter explicari non poterant, nisi eadem
quoqne facta hypothesi. Hinc alienam coacti sumns gerere perso-
nam. Caeterum latis a Summis Pontificibus contra telluris motum
deeretis nos obsequi profitemur (Mendham, Index of Gregory XVI.,
p. 23). — In der 1744 erschienenen Ausgabe der Werke Qalilei's
wurde auch der Dialog abgedruckt. In dem Texte desselben ist
1) Charma et MaDcel,,Le P^re Andre I, 286. II, 292.
S) Proces "de Martin Etienne van Velden, in der Collection de me-
naires relatifs a Thist. de Belgique, 1871. Im neuen Reich 1879, II, 409.
3) Villanueva, Vida let. 1, 18.
1
400 Inquisitionsprocesse unter ürban VlII.
Dichte geändert; aber 13 Randnoten Galilei's sind weggelassen und
40 in eine hypothetische Form gebracht (wiederholt „die Bewegung
der Erde** in „die vorausgesetzte Bewegung der Erde" geändert),
und eine Erklärung des Herausgebers, eine Abhandlung von Cal*
met, das Inquisitionsnrtheil und Galilei^s Abschworung beigefügt
(Reusch S. 440). — Der Jesuit Feller führte noch 1778 als rich-
tiger Frobabilist in seinen Observations philos. sur les syst^mes de
Newton, de Copemic etc. den Beweis, die Bewegung der Erde sei
nicht so erwiesen, dass man nicht, auch das entgegengesetzte System
festhalten könne. Der Dominicaner Pini schrieb noch im 19. Jahrh.
LHncredibilit^ del moto della terra. Ueber dieses Buch schreibt
Dom. Testa (es wird der Secretär Fius' VII. sein) 1802 an den
Abate Angelo Cesaris (Lettere ined., Mil. 1835, p. 396): das Buch
solle 8 Bände stark werden; cacasangue! tre tomi! man habe Pini
zugeredet, perchi non dasse questo scandalo; ma i vecchi sono osti-
nati, e la frittata b. fatta. La mangi chi vuole, io voglio piuttosto
morir di fame. — In den letzten Jahren des 17. Jahrh. bemühte
sich Leibniz, eine Aufhebung der Censuren gegen das Copernicanische
System, 1765 Lalande, die Entfernung des Dialogs aus dem Index
zu erwirken^).
Was ich, Der Frocess Gal. S. 441 über die Vorgänge unter
Pius VII. berichtet habe, ist nach den Mittheilungen von Fr. Thiersch
in den Münohener Gelehrten Anzeigen 1855, II, 189 zu vervoll-
ständigen. Der Mag. S. Pal., f^ilippo Anfossi, verweigerte dem Ca-
nonicus Settele die Druckerlau bniss für seine „Elemente der Optik
und Astronomie/' weil darin die Copernicanische Theorie nicht als
blosse Hypothese vorgetragen war. Settele wandte sich an die
Index-Congregation, und diese erklärte, das Buch könne gedruckt
werden. Anfossi verweigerte nochmals das Imprimatur und Hess die
a. a. 0. erwähnte Abhandlung drucken, ohne sie durch seinen Socins
approbiren zu lassen. Settele wandte sich nun an die Inquisition,
welche gleichfalls den Druck seines Buches (mit der a. a. 0. mit-
getheiiten, von dem Commissar M. Olivieri verfassten Anmerkung)
gestattete und Anfossi einen Verweis ertheilte. Nun appellirte An-
fossi an Pius VII. Dieser bestätigte aber den Beschlnss der beiden
Congregationen, soll aber dabei sorgenvoll ausgernfen haben: Was
werden die Mönche dazu sagen ? Anfossi ertheilte auch jetzt das
Imrimatur nicht, liess es aber durch seinen Socius ertheilen. — Nie.
•Wiseman, damals Consultor der Index-Congregation, scheint sich
besonders für Settele bemüht zu haben (R. Gibbings, Roman For-
geries p. 29).
2. Campanella (1568 — 1639), der schon als Vertheidiger der
Philosophie des Bernardino Telesio erwähnt wurde (I S. 536) und
der auch in dem Galilei'schen Process eine Rolle spielte (Reusch
S. 61), war 1599 — 1626 wegen angeblicher politischer Vergehen in
1) M. Lamey, Leibniz und das Studium etc., 1879, S. 15. Grisar,
S. 167. — Ueber E. Aniort s. Friedrich, Beitr. zur Kirchengesoh. S. 66.
Th. GftmpuiellA. M. A. de Üomixus.
401
Seapel in Haft ürban VJLll. erwirkte 1626 seine Freilassnng
toter der Bedingung, dass die Inqnieition ihm den Process mache.
Er wnrde von dieser sehr milde behandelt nnd 1629 freigelassen,
Terwickelte sich aber in allerlei Händel nnd floh im October 1634
nach Frankreich; er starb im Mai 1639 zu Paris. £r schrieb von
Paris ans noch eine Reihe von Briefen an den Papst, von dem er
anfangs anch noch eine Pension bezog, nnd dennncirte darin n. a.
B»ne Ordensgenossen Ridolfl nnd Eiccardi, die nach einander Magi-
ftri S. Pal. waren ^). — Das oben erwähnte Verbot steht nicht in der
Sammlung der Deorete, aber seit Alex, im Index, seit Ben. mit dem
Datum 21. April 1632. £s wird sich hauptsächlich auf die aller-
dings Ton Camp, verfassten, aber von Tobias Adami zu Frankfurt
trerOffentlichten Schriften, u. a. die Apologia pro Galilaeo, 1623,
De sensu remm et magia, 1620, Realis philosophiae epilogisticae
iL 4, 1623 (Baumg. 8, 110), nnd Astrologicorum 11. 8, 1630, be-
ziehen (aement 6, 151. Quetif 2, 513). Auch die Veröffentlichung
des 1631 zu Rom gedruckten Atheismus triumphatus (Baumg. 7,
530) nnd der 1633 zu Jesi gedruckten Monarchia wurde, wie er
in seinen Briefen klagt, durch die Zurückhaltung der Licentia super
publieatione (I S. 542) verzögert, und mehrere Schriften, die er in
Rom zur Censur vorlegte, n. a. ein Commentar zu den Gedichten
Urbane VIII., wurden nicht gedruckt. Von den Schriften, die er
nach 1632, meist zu Paris herausgab, wurde keine verboten, und
das Decret von 1632 kann auf sie doch nicht ausgedehnt werden.
Er hatte aber wegen der in Paris gedruckten Schriften auch Diffe-
renzen mit der Sorbonne: sie gestattete ihm 1635, sich selbst die
Censoren unter den Doctoren der Facultät auszuwählen, missbilligte
aber 1636 die für seine Bücher ertheilten Approbationen und er-
klärte, sie werde fortan nicht dulden, dass die Censoren eines Buches
alle dem Orden des Verfassers angehörten (Quetif II, 519). — Im
span. Index steht yon Camp, nur Realis philosophiae etc.
3. Marcantonio de Domin is, geb. 1640 zu Arbe auf ^iner Insel
m der dalmatischen Küste, — er stammte aus der Familie, zu der
Gregor X. gehörte, — 1579—96 Jesuit, 1600 auf Empfehlung des
Kaisers Rudolf zum Bischof von Segni ernannt, seit 1602 Erzbischof
von Spalatro, der Hauptstadt von Dalmatien, hatte als solcher aller-
lei Differenzen, wurde 1615 wegen ketzerischer Aeusserungen in
Rom denuncirt, ging darauf nach Venedig, resignirte mit Geneh-
migung Pauls V. zu Gunsten eines Verwandten auf sein Erzbisthum
und ^ing Ende 1616, nachdem er eine Venedig 20. Sept. 1616 da-
tirte Erklärung: Marens Ant. de Domin is Archiep. Spalatensis suae
profectionis consilium exponens, zu Heidelberg hatte drucken lassen
(auch Ven. 1616 u. s.), nach England« Jacob I. ernannte ihn zu-
1) Berti, T. Campanella, in der N. Antol. 1878, T. 10 und 11, und
Lettere inedite dl T. C. e catalogo de' suoi scritti, in den Atti della R.
Aee. dei Lincei S. 8, vol. 2 (1878), 439. Magazin f. d. Lit. des Ausl.
1882, No. 22.
B«iMoli. Index II. 26
402 tnquisitionsprocesse unter Ürban YIH.
nächst zum Dechant von Windeor und verlieh ihm dann auch andere
Beneficien. Im J. 1617 veröffentlichte er in London den ersten, 4
Bücher enthaltenden Band seines Werkes De republica ecclesiastica
libri X, Auetore M. A. de Dominis, Archiep. Spalatensi (anch Hei-
delb. 1618), 1619 Sarpi's Geschichte des Trienter Concils. — Die
Index-Congr. verbot schon 12. Nov. 1616 (Alex. No. 15) die oben
erwähnte Erklärung mit der Motivirung: sie enthalte Sätze, die
respective formell ketzerisch, irrig, schismatisch, nach Ketzerei
schmeckend, blaspheroisch, ärgernissgebend und die römisch-katho-
lische Kirche schmähend seien, und fügte bei: „Und da der Ver-
fasser in diesem Schriftchen sagt, er werde in kurzem ein Werk
de republica christiana [sie] in zehn Büchern herausgeben, und den
Inhalt der einzelnen Bücher angibt und weil mehrere Sätze, dfe er
darin lehren will, augenscheinlich ketzerisch sind, darum wird auch
dieses Werk, wo immer und in welcher Sprache es auch schon ge-
druckt sein oder gedruckt werden mag, durch dieses Decret ver-
boten.*' In dem folgenden Decrete, vom 28. Nov. 1617, wurde die
von Dom. anonym veröffentlichte Schrift Papatus Eomanus, liber
de origine, progressu atque extinctione ipsius, London 1617, 4.,
verb., ferner unter Bezugnahme auf das vorhergehende Decret der
mittlerweile erschienene 1. Band des Werkes De rep. eccl. als „voll
von sehr vielen Ketzereien, Irrthümern und Verleumdungen" und
eine neue Ausgabe des Absagebriefes : Epistola M. A. de Dom. Ar-
chiep. Spal. ad episcopos Ecclesiae christianae conscripta, in qua
causas discessus a suo episcopatu exponit, Campidoni 1617. — In
dem nächsten Decrete, vom 18. Mai 1618, folgte das Verbot der
anonymen Schrift Scogli del Christiane naufragio, quäle va sco-
prendo la santa Chiesa di Christo alli suoi diletti figliuoli, percbe
da quelli possano allontanarsi, s. 1. 1618, 166 S. 12. Dom. bespricht
darin zwölf „Klippen": Papstthum, weltliche Gewalt, blinder &]aabe,
Kirchenbann, Gebote der Kirche, falsche Einheit, Messe, Beicht,
Fegfeuer und Ablass, Anrufung der Heiligen, Bilder und Reliquien,
verdienstliche Werke; das Schriftchen erschien 1618 auch englisch
und französisch (Baumg. 8, 208).
Der 1. Band 'des Werkes De rep. eccl. wurde 15. Dec. 1617
von der Sorbonne censurirt, — 47 Sätze werden speciell qualificirt
(Arg. IIb 103), — 7. Dec. 1618 mit specieller Qualification von
sehr vielen Sätzen von der Kölnischen theologischen Facultät (Arg.
III b 191). Unter Mitwirkung E. Eichers erwirkte die Sorbonne
auch ein königliches Verbot des Buches (Jourdain, Hist. p. 93);
die Kölnische Facultät beantragte ein Verbot bei dem Kurfürsten.
Der Kölnische Theologe Leonardus Marius gab eine Widerlegung
heraus: Hierarchiae ecclesiasticae catholica assertio, in qua B. Petri
et Bomanae Sedis primatus contra haeresim et schisma M. A. de
Dominis defenditur, Col. 1618, 8. (abgedr. bei Roccaberti, Bibl. t. 15).
Eine Antwort darauf ist: Sorex primus oras chartarum primi libri
de rep. ecclesiastica Archiepiscopi Spal. corrodens, Leon. Marias
theologaster Coloniensis, a Daniele Loheto Burgundo Laudonensi,
ejusdem Domini Spal. amanuensi, in muscipula captus et ejusdem
M. A. de Dominis. 408
Malpello ooDfossus, Lond. 1618, 8. (von Dom. selbst yerfasst,
ßaumg. 8, 269). Diese Schrift wurde 22. Oot 1619 verb. (22. Nov.
1619 das Werk von Sarpi, 8. 324).
1620 erschien von dem Werke De rep. eccl. der 2. Theij, das
5. und 6. Bach enthaltend, mit einem Anhange gegen Da Perron nnd
Soarez (das 7. and 9. Bach erschienen Hanoviae 1622, das 8. and
10. sind nicht erschienen; Baamg. 8, 209).. Er wurde 16. März
1621 (Alex. No. 23) verb., zugleich eine italienische üebersetzung
des Absagebriefes: Manifesto di Monsignor M. A. de Dominis per
U 8ua partita d^Italia, und Predica fatta da Mons. M. A. de Do-
minis la 1. Domenica delP Avvento 1617 in Londra (schon 1617
is London gedruckt, auch lateinisch und englisch erschienen), mit
dem Zusätze: angeblich auch zu Eom gedruckt cum privilegio, apud
Jo. Paulum 1618. Zugleich wurden alle von Dom. herausgegebenen
uid herauszugebenden Schriften, wo immer und in welcher Sprache
auch gedruckt, verb.
Pauls V. Nachfolger, Gregor XV. (1621—23), der als Car-
dinal mit Dom. befreundet gewesen, Hess ihn durch den spanischen
Gesandten in London unter Zusicherung persönlicher Sicherheit zur
Enckkehr auffordern. Er retractirte in London von der Kanzel
leine Angriffe gegen Rom, wurde im März 1622 aus England aus-
gewiesen« schwor zu Antwerpen, wo er erkrankte, vor dem Bischof
ib and wurde nach seiner Ankunft in Eom vorläufig in dem Kloster
Araceli untergebracht; die Inquisition verurtheilte ihn, abzuschwören
und in St. Peter (mit einem Stricke um den Hals) und in einem
öffentlichen Consistorium Abbitte zu thuen, und legte ihm Buss-
werke auf, unter anderm, er solle zur Vertheidigung der kath. Re-
ligion schreiben und seine Verleumdungen gegen die Römische Kirche
und Curie widerlegen. Darauf wurde er in Freiheit gesetzt. Eine vom
24. Nov. 1622 datirte lange Erklärung erschien 1623 in der Druckerei
der apostolischen Kammer unter dem Titel: M. A. de Dominis, Ar-
ekiep. SpaL, sui reditus ex Anglia consilium exponit. Dom. ver-
theilte sie selbst, wie J. N. Erythraeus, Pinac. 3, 17 erzählt, an der
Thüre der päpstlichen Capelle an die Cardinäle, als sie aus der
Messe kamen. Sie wurde wiederholt nachgedruckt (auch bei Bzo-
rius a. 1479, 10, p. 160 — 170) und in mehrere Sprachen übersetzt.
Ifoch in demselben Jahre starb Gregor XV. Sein Nachfolger Ur-
ban VIII. war nicht so freundlich gegen Dom. gesinnt, — während
des Conclave's soll Dom. gesagt haben: Wenn Barberini Papst wird,
bin ich verloren. Er wurde wegen heterodoxer Aeusserungen denun-
cirt; man hegte auch den Verdacht, er wolle einen Fluchtversuch
machen. Er wurde in die Engelsburg gebracht und ein neuer In-
qnisitionsprocess gegen ihn eingeleitet. Der Dominicaner-Cardinal
Desiderius Scaglia führte die Untersuchung. Dom. starb vor der
Beendigung des Processes, nachdem er vor Scaglia und einigen
Beamten abgeschworen und darauf die Sacramente empfangen, 8. Sept.
1624. (Da sich das Gerücht verbreitete, er sei vergiftet worden,
wurde die Leiche von Aerzten untersucht, welche erklärten, er sei
eines natürlichen Todes gestorben). Da es sich um die Anklage auf
iÖi tnqniflitionsproodBse unter Ürban YUt,
Eückfall in die Ketzerei handelte, wurde die Leiche nicht begraben
und der Process weiter geführt: am 21. Dec. 1624 wurde Dom.
in der Minerva Öffentlich als haereticus relapsus yerurtheilt und dann
die Leiche, sein Bild und seine Bücher auf dem Campo di Fiora
verbrannt ^).
In den älteren Indices werden nach dem allgemeinen Verbote
die einzelnen verbotenen Schriften von Dom. verzeichnet; seit Ben.
werden De rep. eccl. 11. 10 et cetera ejusdem opera omnia (also
strenge genommen auch die Retractation von 1623) verb., Scogli
und Papatus aber noch immer als anonyme Schriften und die
Schrift gegen Marius unter Lohetus aufgeführt. — 1634 wurde eine
Streitschrift gegen die letzte Schrift von Dom. verb.: Defensio
Ecclesiae anglicanae contra M. A. de Dominis injurias, . . . D.
Richard! Crakanthorp, S. T. I). et Begiae Maj. nuper sacellani,
(t 1624) opus posthumum a Jo. Barkham in lucem editum, Lond.
1625, 646 S. 4. (Clement 7, 319). — Als die Ketractation 1623
auch in Venedig gedruckt werden sollte, gab Sarpi's B'reund P.
Fulgenzio (Micanzio) ein Crntachten dagegen ab, worin er hervor-
hebt: wenn man Dominis darin sagen lasse, er habe alle seine
Ketzereien gegen besseres Wissen vorgetragen, so sei es doch besser,
dergleichen von einem Prälaten nicht zu veröffentlichen ; ausserdem
kämen in der Schrift beleidigende Aeusserungen gegen den König
von England und die Protestanten vor und namentlich unter den
von ihm abgeschworenen Irrthümern auch der Satz: Papam non
habere potestatem in temporalia in ordine ad spiritualia (Gecchetti
2, 243). — Im span. Index steht Dom. in der 1. Cl. und wird
auch sein Bild mit einigen Versen darunter in englischer oder in
einer andern Sprache verb.
4. John Barnes gab zuerst Anstoss durch einen 1622 zu
Kheims gedruckten Octavband: Examen tropaeorum congregationis
praetensae anglicanae Ordinis S. Benedicti, worin er gegen die Ver-
einigung der drei Arten von Benedictinern, die es in England gab
(spanische, italienische und englische), zu einer einzigen Congrega-
tion protestirte (Dodd-T. 4, 91. App. 208. 222) und behauptete, vor
der Beformation habe es in England keine andere Benedictiner-
Congregation gegeben als die der Gluniacenser, und d€r Papst sei
1) Farlati, lUyricnm sacram 8, 481. Bzovins. a. 1479, 10, p. 160—175.
Theotimi Eupistini (Zaccaria) De doctis oath. viris etc., 1791, p. 73. J.
H. M. Ernesti, Ueber das Recht, bes. der Hierarchie, auf Censur und Bücher-
verbote . . . nebst einer Lebens- und Ohara cterschilderung des berühmten
M. A. de Dominis, Lpz. 1829. Schulte 8, 1, 471. Den 21. Dec. 1624 geben
nicht nur Bzovius u. a. als Datum des Autodefe an, sondern auch G. R.
Doubletius in einem Briefe an G. I. Vossius, d. d. Rom 21. Dec. 1624
(Ep. 70): Interfui hodie actioni, qua cadaver . . . cremari jussum etc.
Auffallender Weise sagt Albit p. 121, die Leiche sei in seinem Beisein
anno jubilaei verbrannt worden, und Erythraeus, Pinac. 3, 17 g^ibt Pfingsten
1625 an. Es scheint, dass die Publication des Urtheils 21. Dec. 1624 statt-
gefunden hat, die Verbrennung aber der grossem Feierlichkeit wegen bis
zum Pfiugstfest des Jubiläumsjahres verschoben wurde.
J. Bamee.
405
fakch berichtet worden, wenn er die Existenz einer andern eng-
Ikehen Benedictiner-Congregation yoranssetze. Das Bucli wnrde 1624
(Alex. No. 29) verb. mit der Bemerkung : cnjns autbor post episto-
hm inscribitnr Jo. S. Andreae (unter diesem Namen stebt es seit
Ben. im Index). Gegen das Bncb scbrieb Clement Beyner Aposto-
ktits Benedietinomm in Anglia, Douay 1626, Fol. — Im J. 1624
retcbte Barnes der Sorbonne eine Dissertatio de aeqniYocatione, wie
a scheint, lateinisch und französisch, zur Approbation ein. Die
Approbation wurde 13. Juli 1624 ertbeilt; Barnes wird darin als
Dr. theoL, Professor der englischen Mission (in Donay) und erster
Assistent der spanischen Congregation (er war in Salamanca Bene-
(Üctiner geworden) bezeichnet. Am 1. Ang. theilte der Syndicns der
Facolt&t mit, der Nnncins habe ihn ersucht, dafür zn sorgen, dass
das Buch nicht gedruckt werde. Die beiden Censoren erklärten
aber, das Buch enthalte nichts Anstössiges, und die Facultät be-
8chlo88, die Approbation nicht zurückzunehmen (Arg. II b 146. Boi-
leaa, ^OTUftaazrjg p. 65). Das Buch erschien darauf mit einer vom
13. Jan. 1625 datirten Dedication an TJrban YIII. In Rom wurde
gleichzeitig mit dem oben erwähnten Examen, 12. Dec. 1624, verb.
Dispntatio aequivocatoria de licita aequivocatione termioorum
etc., liher anonymus contra P. Lessium editus (so noch jetzt). Das
kann nicht wohl etwas anderes als eine frühere Ausgabe der Schrift
Ton Barnes sein. Baynaud (Apop. p. 22. 174) sagt: Barnes habe
de aequiTocatione et restrictione mentali, speciell gegen Lessius,
gesehrieben, und die lateinische Schrift sei auch ins Französische
dbersetzt worden ; er (Baynaud) sei beauftragt worden, sie zu wider-
legen. Die Widerlegung, die er unter dem Namen St^phanus Emo-
nerins herausgab: Splendor veritatis moralis coUatus cum tenebris
■lendaeii et nubilo aequivocationis ac mentalis restrictionis. Addita
depnlsione calumniarum, quibus Jo. Bamesius Leonardum Lessium
oneravit, wurde 1682 auch verboten. — Barnes scheint in Eom
vegen seiner Ansichten oder wegen noch ungedruckter Bücher denun-
drt worden zu sein; denn im J. 1626 forderte der Papst von dem
franzosischen Könige und dem Cardinal Richelieu, ihn sammt seinen
Büchern nach Rom zu schicken. Er wnrde 5. Dec. 1626 zu Paris
▼erhailet, wie Raynaud 1. c. sagt, ob periculosas novitates und als
novae fidei faber (die bei ihm gefandenen Bücher, wie es scheint,
Manuficripte, sind Arg. II b 283 verzeichnet und scheinen nicht nach
Rom geschickt worden, zu sein). Er wurde nach Gambray, von da
■ach Orivolde bei Brüssel gebracht, entfloh, wurde aber wieder ein-
gduigen, als er eben in Antwerpen ein holländisches Schiff besteigen
wollte. Nach Rom abgeliefert, wurde er von der Inquisition zu
lebenslänglicher Haft verurtheilt. Im Grefangniss wurde er irrsin-
nig und in das Irrenhaus in Trastevere gebracht, wo er 30 Jahre
ueh seiner Verhaftung starb ^).
1) Ygl. ausser Raynaud 1. c. Morery, SuppL, Bayle, Wood, Ath.
Oion. 2, 600, Dodd. 2, 184, Dodd-T. 4, 97. In mancben Einzelheiten
406 Inquisitionsprocesse unter Urban VIII.
Das merk'würdigste Buch von Barnes wurde erst längere Zeit
nach seinem Tode gedruckt: Catholico-Eomanus pacificus. Anctore
Jo. Bamesio Benedictino Anglo. Oxoniae 1680,"^ 12. (abgedr. in
E. Browns Fasciculue, 1690, II, 826), verb. 1682. Das Buch soll
zeigen, quod salva communione catboljcae rom. Ecclesiae et hoc
saeculo docetur et antea doctum fuit a catholicis celebribus, ist also
ein Seitenstück zu Franz V^rons E^gle generale de la foi catholi-
que, Par. 1645, und Heinrich Holdens Divinae fidei analysis, Par.
1652, aber freisinniger als diese. Bezüglich des Papstes lehrt er^
derselbe stehe unter dem Concil, habe keine Gewalt in weltlichen
Dingen und sei hinsichtlich seiner kirchlichen Gewalt mit einem
primus praeses curiae parlaraentariae zu vergleichen. Das Buch
scheint übrigens nicht von Barnes druckfertig hinterlassen, sondern
aus seinen Aufzeichnungen zusammengestellt worden zu sein (Dodd-
T. 4, 97). — Der 3. Abschnitt, De insulae Magnae Britanniae pri-
vilegiis wurde schon 1656 als Jo. Barnesii Benedictini Angli sen-
tentia de Ecclesiae Britannicae privilegiis ex Cath. Rom. Pacifico
in der Diatriba de antiqua Ecclesiae Britannicae libertate (von
John Basire) abgedruckt; aber erst 1709 wurde die zu Amsterdam
1695 erschienene Ausgabe dieses Buches und des Anhangs verb.
Einem andern irenischen Buche eines katholischen Engländers
aus dieser Zeit ist es besser ergangen. Unter Carl I. war der Fran-
ciscaner Franciscus a Sancta Clara (sein Familienname war Christo-
pher Davenport) Kaplan der Königin Henriette Marie; er verkehrte
viel mit dem Erzbischof Land, Cosin und anderen englischen Theo-
logen und suchte eine corporative Eeunion der englischen und der
römisch-katholischen Kirche anzubahnen. Er verfasste eine Erklärung
der 39 Artikel, worin er diesen eine katholische Deutung zu gehen
suchte: Articuli Confessionis Anglicae paraphrastice exponuntnr, et
in quantum cum veritate compossibiles reddi possunt, perlustrantnr,
zuerst separat gedruckt, dann mit dem Tractatus de praedestina-
tione, de meritis et peccatorum remissione, Lugd. Bat. 1634, der
1685 auch unter dem Titel Dens, natura, gratia sive Tractatus
etc. erschien. Man war in Rom entschlossen, die erste Ausgabe
des Tractats zu verbieten; das Decret wurde aber aus Eücksicht
gegen die englische Regierung nicht publicirt und der Verfasser
zuvor nach Rom beschieden; er entschuldigte sich mit Krankheit,
scheint aber brieflich eine befriedigende Erklärung gegeben zu haben.
Nach dem Erscheinen der 2. Auflage, die keine derartige Erklärung
enthielt, war wieder von der Verdammung des Buches die Rede;
sie unterblieb aber auf Betreiben der englischen Agenten in Rom
und des päpstlichen Agenten in England, des Oratorianers Gregor
stimmen die Berichte über das Schicksal des anglücklichen Mannes nicht
überein. Jedcnfatls ist die Angabe im K.-L. 1, 2083, er sei 1626 in Frank-
reich von der „Staatsinquisition" aufgegriffen, auf das Schloss Werden bei
Brüssel gebracht und dort 30 Jahre in anständiger Haft gehalten worden,
wegen der bestimmten Mittheilungen Raynauds als irrig anzusehen.
Deutscher Merkur 1882, 371.
H. YeochietÜ.
407
Puuani, um nicht Carl I. zu verletzen, von dem man damals hoffte,
er verde die Wiedervereinigung Englands mit Rom durchsetzen,
fiei Sot. wird das Buch Dens, natura, gratia etc. ex quacunque
editione verboten. Davenport selbst sagt, der spanische Gesandt-e
m London, Alonso de Gardenas, ein Ex- Jesuit, habe das Buch, weil
es Carl I. gewidmet war, in den spanischen Index gebracht und
neb auch in Rom für die Verdammung desselben bemüht^).
Midi, a S. Jos. 1, 376, vermuthet, das Buch sei durch Zusätze von
irgend einer ketzerischen Hand corrumpirt!
5. Veccbietti hatte sein Buch mit vielen Kosten in Augsburg
1621 in Folio drucken lassen: Hieronymi Yecohietti ab Aegypto
florentini de anno primitivo ab exordio mundi ad annum Julianum
tceommodato et de sacrorum temporum ratione 11. 8 (der endlose
Titel Btekt vollständig bei Schelh., Am. lit. 8, 155 und bei Baumg.
1, 7; er nennt sich ab Aegypto, weil er zweimal dort Reisen ge-
Dacht). Der Minorit Marcus Antonius Capellus, der gegen Yecch.
De eoena Christi suprema deque praecipuis ejus vitae capitibus,
Ptr. 1625, schrieb, sagt, die astronomischen und chronologischen
Aüsichten desselben seien grossentheils falsch ; was er Theolo-
gisches vortrage, sei fast alles insigni aliqua labe aspersnm. Er
gibt u. a. eine Deutung der Apokalypse, wonach im Jahre 1744
Som von einem ketzerischen deutschen Fürsten erobert werden,
116 Jahre in den Händen der Ketzer bleiben und dann in die
HSnde der Muhammedaner fallen sollte. (Der Herzog von Baiern
beklagte sich bei dem Cardinal-Nepoten Ludovisio auch über Aus-
falle gegen Ludwig den Baiern, die in dem Buche stehen). Aber
dts, woran man hauptsächlich Anstoss nahm, war die in dem 4.
Buche (Chronologie des Lebens Christi) Cap. 31 ff. vorgetragene
Ansicht, Christus habe das letzte Abendmahl am 1 3. Nisan gehalten,
dasselbe sei kein jüdisches Paschamahl gewesen und die Eucha-
ristie also anch nicht mit ungesäuertem Brode eingesetzt worden.
Gampanella (Atti p. 464. 489) sagt, 18 Theologen häUen die Mei-
Bong Yecchietti*s als ketzerisch verdammt, er habe bewiesen, dass
sie nur temerftr sei. Die Ansicht ist bekanntlich in der griechischen
Kirche die herrschende ; sie wurde auch von Suarez u. a. als
Ketzerei bezeichnet, später aber auch von manchen orthodoxen
Theologen vorgetragen und freilich vielfach bekämpft, aber nie
wieder von Rom aus censurirt^). Vecch. wird von seinem Zeitge-
DOflsen J. N. Erythraeus als ein Sonderling, aber als ein sonst ganz
achtbarer Mann geschildert. Er starb nicht im Gefängnisse, wie
Dnpin 17, 8 angibt, sondern wurde nach Jahre langer Haft frei-
1) Paraphrastica Expositio Articulorum Confessionis Anglicanae . . .
by Franc, a Sanota Clara . . . Reprint ed from the Edition in Latin of
1646 . . . To which are prefixed an Introduction and a Sketch of the Life
of the Anthor. Edited by the Rev. Fr. G. Lee . . . Lond. 1865. 4. Vgl.
Fr. G. Lee, Essays on the Re- Union of Christendom, 1867, p. 118.
2) Bened. XIV. De festis 1, 6, 7—16. Nat. Alex. Suppl. Tomi 1.
p. 163.
406 Inquisitionsprocene unter Urban YUL.
gelassen; er starb (nach 1682) 83 Jahre alt. In der Lanrentiani-
sehen Bibliothek zu Florenz befinden sich mehrere Anfsätze, die
er im Gefängnisse zur« Yertheidignng seiner Meinungen geschrie*
ben^). Im span. Index steht er nicht.
6. Cesare Cremonini, seit 1591 Professorin Padna, f 1631,
der letzte dortige Vertreter des Averroismos, entwickelte in seinen
Büchern das, was er als die Lehre des Aristoteles ansah, nnd be-
gnügte sich, wie Pomponatins n. a., bezüglich des Widersprachs
dieser Lehre mit den christlichen G-laubenswahrheiten mit Erklä-
rungen wie: Quae philosophi dicta non sunt retinenda, quia neu
illud est sentiendum, quod sentit Aristoteles, sed quod sentit veri-
tas christiana. Die Angabe von Tirabosohi 7, 434, er sei bis zu
seinem Tode im friedlichen Besitze seines Lehrstuhles gewesen, ist
unrichtig. lieber einen Process, den die Inquisition 1611 oder
früher gegen ihn einleitete (Reusch, Galilei S. 29), ist nichts weiter
bekannt. Zu einem neuen Process gab seine 1613 zu Venedig ge-
druckte Disputatio de coelo Anlass. Als die Römische Inquisition
1614 den Process einleitete, erhob der Senat von Venedig durch
den Gesandten dagegen Einsprache (Cecchetti 2, 258), und deshalb
wird Crem, nicht nach Rom citirt worden sein. Der Inquisitor von
Padua übersandte ihm ein Schriftstück, worin die Ausstellungen
verzeichnet waren, die man in Rom an dem Buche gemacht Crem.
antwortete darauf, erhielt aber dann von dem Inquisitor ein Ver-
zeichniss der vorzunehmenden Aenderungen. Man gab sich schliess-
lich zufrieden, als Crem, versprach, in einer neuen Schrift die ge-
wünschten Berichtigungen zu geben. Diese erschien 1616: Apolo-
gia dictorum Aristotelis de quinti coeli substantia. Aber 8. Jnli
1619 schrieb der Inquisitor von Padua an ihn im Auftrage des
Papstes: die Apologia enthalte keine genügende Verbesserung der
Disputatio und bedenkliche Sätze; er möge also beide Schriften
nach den Weisungen der Inquisition corrigiren, widrigenfalls man
sie verbieten werde. Crem, antwortete: bezüglich der Disputatio
sei man früher übereingekommen, dass er sie in der Apologia be-
richtigen solle; das habe auch der Senat genehmigt; nachdem er
die Apologia veröffentlicht, halte er sich nicht für verpflichtet oder
berechtigt, an der Disputatio etwas zu ändern; die ihm übersandten
Bemerkungen über die Apologia wolle er erwägen, mit dem Inqui-
sitor darüber sprechen und in seinem Buche De coeli efücientia be-
rücksichtigen ; seine Darlegung der Lehre des Aristoteles halte er
übrigens für richtig und könne er nicht für unrichtig erklären;
man möge jemand beauftragen, in ähnlicher Weise gegen ihn zn
schreiben, wie Niphus gegen Pomponatius geschrieben (I S. 60);
diese Widerlegung solle dann unbeantwortet bleiben'). Endlich
1) Tirab. 8, 100. J. N. Erytbraeus, Pinac 1, 196. Mich, a S. Josephe I,
428—489 (hier ist die Stelle über das letzte Abendmahl abgedruckt).
2) Berti in den Atti della R. Acc. dei Lincei, 8. 8, vol. 2 (1878),
278. Renan, Averroes p. 857. Cantü, Eretici 8, 146. Clement 7, 888.
C. Gremonini. Femnte Pallaricino.
409
wirde in dem Deerete der Index-Congr. Tom 18. Jan. 1622 (Alex.
Ko. 25) die Disputatio de coelo „euependirt, biR der Yerfascier sie
eomgirt habe/* und erklärt: wenn er das nicbt binnen Jabreefrist
gethüi, sei das Bncb ebne weitere Erklftning als verboten anzn-
seken. In dem Deerete vom 3. Jali 1623 wnrde es aber docb ans-
drieklicli als g&nslicb nnd ebne irgendwelcbe Einscbränknng nnd
Restrietion verboten erkl&rt. Es stebt ancb im span. Index. Die
Apologia wurde niebt verb. — Im J. 1626 dennncirte P. An-
^lo Castellari Crem, in Rom, er babe gesagt, die Seele sei sterb-
licli, die Welt ewig n. dgl. Der Secretär der Inquisition, Card.
¥ellini, beauftragte den Nnncins nnd den Inquisitor zu Venedig,
Zeugen zu verbören ; der Process scbeint aber nicbt weiter verfolgt
worden zn sein.
7. Ferrante Pallavi ein 0, geb. 1615,früberLateranensiscberGbor-
kerr, ein liederliober Literat, macbte sieb den Barberini namentlicb
direh drei anonyme Scbriften verbaest. Die erste, II Corriere svaligiato,
soll der Inquisitor zu Venedig approbirt baben; der Senat verbot den
Druck und als sie docb bei Ginifacio Spirantini, d. i. Franc. Picci-
liu 1641 erscbien, Hess er auf den Antrag des Nuncius Vitellio
PalL für einige Monate gefangen setzen. 1642 folgten: Bacci-
Bsta owero battarella per le Api Barberine in occasione della
Biossa delle armi di N. S. ürbano VIII. contro Parma. Nella stam-
peria di Pasquino a speRe di Marforio, mit einer Dedication an den
NuBcins Vitellio, und Dialogo molto curioso e degno fra due gen-
tflbnomini Acanzi, cioe soldati volontarii deir Altezze Ser. di Mo-
dem e Parma, sopra la guerra cbe detti principi fanno contro il
Papa, con un breve discorso in fine fatto da Pasquino a P. ürbano
VÜI. — Die Barberini gewannen für eine grosse Summe einen
jaogen Franzosen, Cb. de Brescbe, der sieb mit Pall. befreun*
dete, ibn durcb das Vorgeben, Card. Ricbelieu sei über seine
Sehiiften sebr erfreut, zu einer Reise nacb Frankreicb verleitete
nd ibn dort, ebne dass er es merkte, in das päpstlicbe Gebiet
fahrte, wo er verbaftet wurde. Er wurde 14 Monate in Haft ge-
lalten und 5. März 1644 zu Avignon enthauptet. Der Verrätber
wurde auf Anstiften des Card. Mazarin ermordet. — Verboten wur-
den von Pall. bei seinen Lebzeiten, 1642, nur Lettere amorose, La
imdicitia scbemita nnd La rete di Volcano, ein mythologischer Ro-
Bao, dann 1646: II Corriere, femer II divortio Celeste cagionato
dalle dissolutezze della sposa romana e consecrato alla simplicitä
dei scropolosi cristiani, Villafranca 1648, während der Haft in Avig-
nm gescbrieben (nur 1 Buch; es sollten 8 werden; vervollständigt
Ton Gr. Leti, Genf 1679); endlicb L'anima di F. Pall., eine aus
Anlass seiner Hinricbtung verfasste bittere Schrift, angeblicb von
(liov. Franc. Loredano, in zwei Vigilie. 1665 erscbien ein zweites
Bindcben; eine vollständige Ausgabe, L*anima di F. Pall. divisa in
■ei vigilie, Col. 1675, 2 vol. 12., wurde 1676 verboten. — Die bis
1655 nicbt verbotenen Scbriften von Pall. erscbienen gesammelt
Bit einer Vita von Girolamo Brusoni und einem ungenauen Ver-
zeichnisse sämmtliober Scbriften zu Venedig 1655, 4 vol. 12.; die
410 Katholisohe Theologen.
verbotenen als Opere scelte zu Yillafranca (Genf) 1660, 2 vol. —
1661 wurden dann 9 von Brusoni als nicht verboten bezeichnete
Schriften verboten. Es sind lauter obscöne Sachen, auch die von
Fall, selbst als opera spirituale bezeichnete Le bellezze delP anima,
1640, und die opere scrittnrali: Susanna, Giuseppe, Sansone, Ber-
sabea. Auffallender Weise wurden erst 1669 verboten: Baccinata
und Dialogo und die gleichfalls schon 1642 erschienene Eettorica
delle puttane. — Im span. Index steht nur Divortio, und zwar eine
Ausgabe Ingolstadt (!) 1643^).
49. Katholische Theologeo.
Um nicht die Darstellung der grossen Controversen, welche
im 17. und 18. Jahrhundert die Römischen Gensarbehörden be-
schäftigten, der Jansenistischen, gallicanischen und quietistisehen,
unterbrechen zu mfissen, schicke ich die Besprechung derjenigen
in dieser Zeit verbotenen Schriften von katholischen Theologen
voraus, welche mit jenen Controversen in keinem Zusammen-
hange stehen. Unter diesen ist zunächst der Engländer Thomas
White zu nennen, neben J. B. Poza {§ 50) der einzige Schrift-
steller dieser Kategorie, von dem (1661) sämmtliche Schriften
verboten wurden. Ausser ihm kamen nur ganz wenige englische
Schriftsteller in den Index, — merkwürdigerweise einige eng-
lische Gatechismen aus dem Anfange des 18. Jahrhunderts, —
aach nur wenige deutsche Schriften, im 17. Jahrhundert u. a.
zwei von dem Abt Hirnhaim, ein 4 Seiten füllender Unions-
vorschlag von dem Jesuiten Job. Dez und ein irenisches Buch
des Convertiten M. Praetorius, 1732 eine der derben polemischen
Schriften von Weislinger. Neben dieser einen deutsch ge-
schriebenen Schrift findet sich auch eine ganz unbedentende
holländische. Spanien und Portugal sind, abgesehen von Poza,
in dieser Kategorie noch schwächer vertreten, sehr stark aber
Frankreich und Italien. Neben vielen weniger bedeutenden,
l) Poggiali, Mem. . . . di Piacenza 2. 170. Marcband, Dict. s. v.
— 1663 erschien eine deutsche Uebersetzung von „Auserlesenen Werken"
Pallavicino's: die himmlische Eheücheidung , der geplünderte Postreater
u. 8. w. Ins Französische wurden viele derselben übersetzt, II Divortio
auch ins Englische.
Th. White. 411
theilweise ganz anbedeatenden Schriften wurden aas Frankreieh
Tor dem Erscheinen des Index Alexanders VII. Bücher von
P. Halloix und Fr. Combefis verboten, später viele Schriften
Ton Richard Simon, einzelne von J. B. Thiers, Jacques Boilean
Q. a., ans Italien einige interessante Schriften von Capassi und
Serry und sehr viele unbedeatende. — Im spanischen Index
stehen Th. White, B. Simon und manche andere dieser Sehrifib-
steller nicht.
1. Thomas White, in Douay gebildet, 1617 zum Priester ge-
weiht, lebte theils in England, theils im Ausland (zu I'aris, Douay,
Rom, Lissabon) und starb 1676, 94 Jahre alt. Dodd 3, 285 ver-
zeichnet 48 Schriften von ihm (35 lateinische), die er theils unter
Kinem richtigen Namen (Cartesius nennt ihn Vitus), theils unter den
Xamen Thomas Anglus ex Albiis East-Saxonum, William Richworth,
Blackloe u. a. veröffentlichte^). — Alle Schriften von ihm, die im
Index stehen, wurden von der Inquisition verboten, und zwar zum
Theil Fer. Y., zuerst: Sonus buccinae sive tres tractatus de virtu-
tilus fidei et tbeologiae, de principiis earundem et de erroribus
oppositis, Anthore Thoma Anglo ex Albiis East Saxonum, Par. 1654,
▼erb. Fer. IV. 12. Mai 1655; — Tabulae sufihragiales de terminan*
dis Mei litibus ab Ecclesia cath. fixae, occasione Tesserae tpsvduti^'
fiuq Bomanae inscriptae adv. folium nnum Soni buccinae, Auth.
Thoma Auglq et<;., Lond. 1655, und Tesserae xfjsvdiovvfivjg Bomanae
eml^atio, eodem anthore (ein Anhang zu den Tabulae), verb. Fer.
V. 6. Sept. 1657 (mit Pascals Briefen). In dem Decrete der Index-
Congr. vom 10. Juni 1658 werden diese beiden Schriften nochmals
und Thomae Angli . . . Institutiones peripateticae ad mentem summi
riri clarissimique philosophi Eenelmi Equitis Digbei und ejusdem
Appendix theologica de origine mundi, London 1647, verb. Sir Ke-
oelm Bigby, 1603 — 65, an dessen philosophische Ansichten sich
White anschloss nnd mit dem er auch sonst befreundet war (S. 384),
▼ar ein Gegner Descartee' (seit 1631 Katholik; Bäss, Convert.
5,445). Sonus buccinae wurde wahrscheinlich wegen der Appendix
yerboten, welche gegen die Schrift des Franciscaners Macedo : Mens
dirinitns inspirata SS. Papae Innocentio X. saper qniuque proposi-
tionibns Com. Jansenii, London 1643, gerichtet ist. Macedo ant-
1) Vgl. ansser Ik>dd. 3, 285. 860, Butler 2, 425, Ghalmers s. y.
White, Bayle s. y. Anglus, Clement 1, 343, E.-L. 1, 883. In der Schrift
De mundo dialogi tres, Par. 1642, 446 S. 8., nennt er sich : Thomas Anglus
e generosa Albiomm in Oriente Trinobantum prosapia oriundus. Von
seinen englischen Schriften habe ich gesehen: The Dialogues of Wm.
Kichworth, or the jndgment of common sense in the joice of religion,
Ptr. 1640, 12. An Apologry for Bushworths Dialogues, wherein the exoep-
^Knu of the Lords Falkland and Digby are answered and the arte of
dieir commended Daill^ discovered. By Th. White, Gent., Par. 1664, 12.
412 Katholische Theologen.
wertete mit Sonns litni adv. sonnm bncoinae, 1654, nnd gegen diese
Schrift sind White's Tabnlae gerichtet. In einem 1660 an die nie-
derländischen Bischöfe geschriebenen Briefe, der in den 1660 er-
schienenen Inst, ethicae abgedruckt ist, sagt White: das habe ihm
die Ungnade der Cnrie zugezogen, dass er den Satz: Summe Pon-
tifici a Christo datum, ut propositiones dabias in articulos fidei trans-
ferat dono quodam prophetico spiritus sancti in mosaicis pontificibns
ab evangelista notato, entschieden bekämpft habe (haereseos et ar-
ohihaereseos et sceleratissimae praxeos obelo confixi).
Auf das Zureden seiner Freunde unterzeichnete White 18. Mai
1657 eine Erklärung, dass er alle seine theologischen Schriften dem
Urtheile der. Kirche und des apostolischen Stuhles unterwerfe. Der
Präsident des englischen Collegs zu Douay, Dr. Georg Leybnm,
erklärte aber in einem Briefe an Holden, diese Erklärung genüge
nicht, da man die Ausdrücke von einer Unterwerfung unter den
h. Stuhl in Verbindung mit der Kirche, also unter ein allgemeines
Concil verstehen könne. Darauf unterzeichnete White 2. Juli eine
zweite Erklärung, dass er alle seine theologischen Schriften dem
Römischen Stuhle, dem Nachfolger des h. Petrus, dem Papste, auch
ohne ein allgemeines Concil unterwerfe. — Auf Betreiben Lejbnrns
censurirte im J. 1660 die theologische Facultät zu Douay 22 Sätze
aus White^s Schriften. Auch einige Erklärungen von englischen
G-eistlichen erschienen gegen ihn, unter anderen eine, deren Unter-
zeichner ihren herzlichen Abscheu über die von White 1655 während
Cromwells Protectorat geschriebene Schrift The grounds of obedience
and government aussprechen.
Im J. 1661 Per. V. 17. Nov. erliess dann die Inq. ein Edict,
welches sich nur 'mit White beschäftigt: Auf Grund der vielfachen
nnd fortgesetzten Klagen über die Bücher und die Lehre des Thomas
Albius Blachous [sie] oder Withus Anglus, die von verschiedenen
Seiten an den apostolischen Stuhl gelangt sind, hat Alexander YII.
die unten verzeichneten von ihm herausgegebenen und nach Rom
gesandten Schriften durch die Inq. genau prüfen lassen. Auf Grund
des darüber erstatteten Berichtes, dass dieselben mehrere augen-
scheinlich ketzerische und andere resp. dogmatisch irrige, temeräre,
ärgemissgebende, aufrührerische und falsche Sätze enthalten, und
ferner, dass aus Anlass dieser Bücher unter sonst rechtschaffenen
und katholischen Männern bedenkliche Zwistigkeiten und AergemiRse
entstanden sind, hat Seine Heiligkeit nach Anhörung der Vota der
Cardinäle der Inq., damit nicht dieses Gift weiter um sich greife,
diese Bücher und alle anderen Werke desselben Verfassers, gedruckte
und handschriftliche, verdammt und verboten. .• . Der Yerfasser möge
wissen, dass er, wenn er nicht baldigst sich reinigt (se expurgaverit),
den Censuren und anderen kirchlichen Strafen verfällt. — Die in
diesem Edicte speciell verbotenen Schriften sind, ausser Sonus bnc-
cinae undTabulae: Yillicationis suae de medio animarum statu ratio
episcopo Chalcedonensi reddita, Par. 1653, 12.; Monumetham ex-
cantatus sive animadversiones in libellum famosum inscriptum de
Anglicani Cleri retinenda in Apost. Sedem observantia (von Bobert
Th. Wbiie.
418
PngiiX Aothom. 1660; Institatioiinm ethicamm sive staterae momm
aptU rationum momentis libratae tomi 3, Lond. 1660, zus. 818 S. 12.;
ästen appensa quoad salatis assequendae facilitatem, Lond. 1661 ;
Mueariiun ad immisaos a Dr. Thamone calumniamm crabrones et
wphigmatnm acarabaeos censurae Daacenae yindices abigendoB, Lond.
1Ü61; Obedience and government, Lond. 1655.
Den Ansichten, die White über den Mittelzustand (das Pnrga-
torimn) Torgetragen , wnrde vorgeworfen, das Gebet für die Yer-
itorbenen werde dadurch zu einer nichts bedeutenden Ceremonie ge-
Baeht Er schrieb znr Vertheidigong derselben noch: Exoeptiones
dioram theologomm Paris, adv. doctrinam Albianam de medio ani-
Bsnun stata et aliis cum Th. Albii responsis, Lond. 1662^). Die
bftitationes ethicae gab er nochmals heraus unter dem Titel: Dux
Titae . . ., Eleutheropoli 1672. Dagegen schrieb der kath. Erz-
bisehof von Dublin, Peter Talbot: De efficaci remedio contra atheis-
■um et haereses et speciatim contra gravem errorem Th. Albi seu
Bkcioi in libro Statera mornm damnato a S. Inq. Kom. a. 1661,
reqairentis plus quam moralem evidentiam ad assensum fidei divinae
üöoque rejicientis necessitatem piae affectionis in voluntate ad illum,
Par. 1674.
Als White das Edict der Inquisition erhalten, schrieb er an
da Papst: wenn Seine Heiligkeit ohne weitere gesetzliehe Formen
SIT Yerhängung der angedrohten Strafen schreiten wolle, wolle er
sieht opponiren, sondern sich demUthig fügen. Er veröffentlichte
tber auch Exetasis scientiae requisitae in theologo ad censnras sen-
tentüs theologicis inferendas, oblata Em. et Rev. Dnis S. R. E.
Ckrdinalibus Congr. S. Inq. a Thoma Anglo, 1662, von der Inq. Fer.
y.dl. Mai 1663 verb. — Holden veröffentlichte 1662 über das Decret
der Inquisition das Schriftchen A check, or enquiry into the late
aet of the Roman Inquisition, busily and pressingly dispersed over
«11 England by the Jesuits. Er sagt darin, einige Schriften seien
gar nicht bedenklich; das Decret, welches voll fehlerhafter Angaben
sei, sei vielleicht unterschoben, jedenfalls keine Sentenz der Kirche
snd dgl. Als eine fehlerhafte Angabe führt er speciell an, dass
die Statera appensa quoad salutis assequendae facilitatem verboten
werde, die gar nicht von White, sondern von John Sergeant ver-
&B8t (auf dem Titelblatte steht: Authore J. S.) und eine Schrift gegen
1) Zwei Briefe von Henr. Holden über die 22 in Douay verdammten
ätze und über De medio animarum statu sind abgedruckt in der Pariser
Ausgabe seiner Divinae fidei analysis von 1787 p. 405—448. Dieses be-
ralunte Werk von Holden (zuerst 1652 erschienen) wurde auch angegriffen,
b dem Cursos completos theol. von Migne 6, 790 ist das l. Buch des-
^^^^ weggelassen mit der Motivirang: multia propositionibus nota oen-
>oria iniista fait (nicht in Rom) quasi male sonantibus minusque ortho-
(ioxiae germanis. — Chalmers s. v. White p. 424 berichtet, das Unterhaus
^be 1666 die Commission against atheism and profaneness ermächtigt,
ane Untersucbong über atheistische und irreligiösle Schriften einzuleiten,
mmentlich über Uobbes' Levinthan und das Buch eines gewissen White
De medio animamm statu!
414 Eatholisohe Theologen.
Wliite's Statera morum sei. Wahrscheinlich hat man die Gegenschrift:
Staterae aeqailibriam quoad salutis assequendae facilitatem, auth. Th.
Anglo, verbieten wollen. Seit Ben. steht das Buch unter Statera
. . . authore J. S., während White's Schriften nicht mehr einzeln
▼erzeichnet werden.
„Auch nach dem Tode Blackloe's (White's) blieb Blackloist
ein Parteiname. Man nannte so nur zu oft jeden Geistlichen , der
sich für die Anstellung eines Bischofs aussprach, an die Unfehlbar-
keit des Papstes nicht glaubte, seine Gewalt, Fürsten abzusetzen
(deposing power), bestritt, Loyalität gegen die bestehende Eegiernng
empfahl, mit Recht oder Unrecht Ansprüchen der Ordensgeistlichen
entgegen trat oder gegen irgendwelche ultramontane Extravaganzen
protestirte. Später wurde dafür die Bezeichnung Jansenist Mode*'
(Butler 2j 432).
Der vorhin erwähnte John Sergeant, ein Convertit (nicht bei
E&ss), ein geborener Irländer, der aber, nachdem er in Lissabon zum
Priester geweiht worden, 40 Jahre in England als Missionar wirkte,
gest. 1707, 86 Jahre alt, hatte erst später mit den Index-Behörden
zu thun. Seine Methodus compendiosa, qua recte investigatur et
certo invenitur fides-christiana, Paris 1674, 12., wurde von dem er-
wähnten Erzbischof Talbot in dem Buche Blacloanae haeresis olim
in Pelagio et Manichaeo damnatae, nunc denuo renascentis historia
et confutatio. Auctore M. Lomino Theologo, angegriffen. Der Erz-
bischof bewirkte auch, dass die Sätze Sergeants 1675 von der Sor^
bonne oensurirt wurden, und denuncirte ihn in Bom. Sergeant
schrieb darauf Querimonia Jo. Sergeant adv. M. Lominum exhibita
S. Congregationi Üardinalium. Von Rom erhielt er eine von Fr.
Laurea de Laurea unterzeichnete, vom 25. Juli 1676 datirte Monitio
ad Dom. Sergeantium dirigenda pro declaratione suae doctrinae circa
evidentiam fidei et regulae fidei, worin es heisst: in der Methodus
und in anderen Schriften kämen Sätze vor, die beanstandet worden
seien; er solle in der Schrift, die er in Aussicht gestellt, sich über
vier Puncto, die in seinen bisherigen Schriften unklar (obscure) vor-
getragen seien, klar und deutlich erklären (es handelt sich dabei um
das Verhältniss von Glauben und Wissen). Sergeant veröffentlichte
nun Clypeus septemplex sive declaratio Jo. Sergeantii circa doctrinam
in libellis suis contentam, exhibita S. Congregationi Emin. . . . Car-
dinalium, Douay 1677, 8.; Yindiciae J. S. tribunalibus Romano et
Parisiensi, ubi ab 111. Petro Talbot Archiep. Dublin, de doctrina
prava accusatus fuit, in librorum suorum defensionem exhibitae.
Yindiciae alterae s. explicatio complnrium propositionum e libris J.
S. a Rev. P. Talbot . . . excerptarum et Em. Card. Spada, Nuncio
tunc temporis apud Christ. Regem Apostolico, exhibitarum 1678, 8.
(Dodd. 3, 472). Damit scheint man sich in Rom zufrieden gegeben
zu haben; wenigstens kam von Sergeants Schriften ausser der oben
erwähnten keine in den Index ^).
1) Bei Bouillier, Hist. de la philos. Cartesienne 2, 496 wird Sergeant
als Gegner des Cartesius besprochen.
Fr. Porter. Bon. Baro. Th. Bonartes. 416
1682 Würde ein in Rom mit allen erforderlichen Approbationen
ii der Druckerei der apoBtolisclien Kammer gedrucktes Buch des in
dem Kloster Sant* Isidoro zu Eom lebenden irischen Franciscaners
Fnnciseus Porter, gest. 1712, — es ist nicht zu ersehen, warum, —
Terb.: Syntagma yariamm Ecclesiae definitionum in materia fidei et
iBornm a saeculo IV. ad praesens usque tempus editarum, 1681*,
524 S. 8^). 1690 verbot die Inquisition: Opusoula prosa et roetro»
argmnento eliam varia. Author Bonaventura Baro Hybernus Clou-
meliensis, Seraphici Ordinis Franciscani Lector, Trinitarii Histori-
CSS, Magni Ducis Theologus, Joannis Scoti vindex etc. Auch dieser
he, Bon. Baron, ein Neffe Lucas Waddings, lebte in Sauf Isidoro,
1 1696. Einzelne Schriften von ihm waren seit 1653 in Rom, Lyon,
Köln u. 8. w. gedruckt. Die Opuscula sind zu Lyon 1669 (1671?)
in 3 (5?) Foliobänden erschienen^). Vielleicht sind sie den Domi-
meanem in der Inquisition zu scotistisch gewesen (s. u.). — Von
ebem dritten irischen Franciscaner, Ant. Bruodinus wurde 1668
ein zu Prag 1664 gedrucktes Buch verb. (Hurter 2, 29). — Con-
cordia scientiae cum fide e difficillimis philosophiae et theologiae
Kfaolasticae quaestionibus conoinnata, libris ö comprehensa. Auth.
Tkoma Bonartes Nordtano Anglo. Col. 1659, verb. 1662. Vinc.
Baron, Libri apol. I, 405 spricht ausführlich über das Buch und
sagt, der Verfasser trage haereses crassissimas vor: fidei christ.
mjsteria evertit et toUit, praecipue mysteria incarnationis et trans-
Bübfltantiationis, Christum purum hominem facit, negat unionem hypo-
Btaticam, negat corpus Christi, quod est in coelo, esse idem in altari
etc. Backer hatte in der 1. Aufl. das Buch unter Olivier Boonaerts
(Bonartius) gesetzt, hat es aber in der 2. gestrichen. — 1734 und
35 verbot dieinq. A catechism forthose that are more advanced
in years and knowledge, 1724; Catechism or abridgment of
dtristian doctrine, 1725; Instructions and prayers for children,
with a catechism for young children, 1724; und 1739: The Lives
of the Saints, 1724, 4 vol.
1) Porter gab das Buch unter einem andern Titel erweitert (und
corrigirt) nochmals heraus: Systema decreterum dogmaticorum ab initio
Bawentis ecclesiae per S. Pontifices, concilia generalia et partioularia hu-
Cttqae editarum juxta 17 saeculornm ordinem distributam . . ., Aviguon
1693,* FoL Bossuet (Kxposition, 1686, Avert. p. 26) erwähnt von ihm, er
labe seine Exposition ins Irische übersetzt, Rom 1675, und in seine
Secaris eyangelica ad radicem haeresis posita, 1674, einen grossen Tbeil
derselben aufgenommen. Später trat er als Gegner Bossuets auf: er schrieb
gegen den Brief der französischen Bischöfe gegen den Card. Sfondrato und
^egea die Declaration von drei Bischöfen (Bossuet u. a.) gegen Fenelon.
Letstere Schrift wollten einige £xaminateren nicht annehmen; der Coro-
Busiar der Inquisiticm, bei dem er sich beklagte, versprach ihm, er werde
die Schrift den Examinatoren zuschicken und diese verpflichten, sie zu
lesen (Corr. de Fen. 8, 382). Auch in den Jansenistischen Händeln spielte
er 1682 in Rom eine Rolle. L de Meyer 1, 78. Serry p. 718.
2) Jo. a S. Antonio, Biblioth. universa Franciscana. Madrid 1732,
t. T. Bon. Baronius. Hurter 2, 29.
416 Katholiflohe TlieologeiL
2. Von dem PrämonstratenBer-Abt Hieronymns Hirnhaim zu
Prag, t 1679, wordeu 1080 mit d. c. verb. : Meditationes pro ain-
giilis anni diebns ex s. scriptnra excerptae, quibns accesserunt ora-
tiones quaedam selectae ac privilegiatae cnm indulgentiaram lucra-
biliom catalogo, 1682 unbedingt seine bekanntere Schrift De typho
generis humani sive scientiamm humanarum inani ac ventoso ta-
more, diMcoltate, labilitate, falsitate, jactantia, praesumptioDe, in-
commodis et periculis» 1676, „die Dnrcbfübrung eines ziemlich tri-
vialen Skepticismus, welcher der Reihe nach alle Wissenschaften,
die Theologie nicht aasgenommen, als unzuverlässig aufzuzeigen ver-
sucht und mit cynischem Wohlbehagen die Schattenseiten der ge-
lehrten Stände vorführt, um schliesslich in dem bloss unmittelbaren
Grlauben an die göttliche Offenbarung und in der praktischen Weis-
heit eines demüthigen und entsagenden Lebens die letzte Zuflucht
zu finden" (A. D. B. 12, 467). — Durch ein besonderes Decret Fer. V
30. April 1685 verdammte die Inquisition quocunque idiomate aut
versione einen libellulus quatuor paginarum: Articuli fidei prae-
cipui ad unionem utriusque £cclesiae, Eomano-catholicae et Luthe-
ranae, Argentorati 1685 (bei dem Drucker des Fürstbischofs und
des Seminars gedruckt). Dieses Unionsprogramm, — auch deutsch
erschienen: „Die fürnehmsten Glaubens-Articul, beede Kirchen, nem-
lich die Römisch -oatholische und die Lutherische mit einander zu
vereinigen, Strassburg 1685", abgedr. ü. N. 1718, 969, — rührt von
dem Jesuiten Job. Dez (1643 — 1712) her, der 1687 die grössere
Schrift: La r6uniou des protestants de Strasbourg k TEglise romaine,
igalement n^oessaire pour leor salut et facile selon leurs principes,
herausgab, welche der Convertit Ulrich Obrecht ins Deutsche fiber-
setzte. £s rief eine Reihe von Gegenschriften hervor (Backer 1,
262. Saug 1, 829. Hurter 2, 684). Das Liquisitionsdecret (abgedr.
U. N. 1718, 952) wurde zu Worms und Speyer an den Eirchen-
thüren angeheftet. — 1687 verdammte die Inq. eine zweite irenische
Schrift: Tuba pacis ad universas dissidentes in Occidente ecolesias,
sive discursus theol. de unione ecclesiarum romanae et protestan-
tium necnon amica compositione controversiarum fidei inter bosce
coetus, in Dei 0. M. quam maximam gloriam, universae J. C. eoele-
siae bono ezhibitus per Matthaeum Praetorium, Memela-Pms-
sum, Col. 1685, 88 S. 4. Praetorius war noch Prediger in Nie-
budzen bei Gumbinnen, als er das Manuscript dieser Schrift der
theologischen Facultät zu Eönigberg übersandte. Erst nach zwei
Jahren, nachdem er Secretär und Historiograph des Königs Johann III.
von Polen geworden, erhielt er es mit tadelnden Bemerkungen von
Dr. M. Zeidler zurück. Er wurde 1684 katholisch und liess nun
die Schrift zu Amsterdam drucken, mit einer Widmung an Inno-
cenz XL, Kaiser Leopold I., die Könige von Frankreich, Polen
u. s. w. Sie ist „wegen einiger unzulässiger Zugeständnisse in den
Römischen Index gerathen", sagt Räss, Convert. 8, 345. Auch diese
Schrift rief eine Reihe von Entgegnungen hervor. Sie wurde, nach-
H. Himhaim. J. Dez. M. Praetorius. N. Weislinger q. a. 417
dem PraetorioB als kath. Pfarrer 1707 gestorben war, nochmals (ex-
pnrgirt?) zu Köln 1711 gedruckt i).
Das 1732 verbotene Buch von Job. Nie. Weislinger ist:
Huttenus delarvatns, das ist, wahrhafte Nachricht von dem authore
der verschreyten epistolarum obscuroram virorum Ulrich von Hüt-
ten ... . Constanz und Augsburg 1730, 520 S. 8 (in den älteren
Indices steht der ganze Titel in lat. Uebersetzung unter Huttenus).
Waslinger erwähnt das Verbot in seinen späteren Schriften nicht
(Sehelh. Erg. 1, 172), ebenso wenig Alzog in seinem Aufsatze über
W. im Freib. Diöcesan- Archiv I (1865). — Unter Benedict XIV.
1755 wurde noch verb. Justificatio parvuli sine martyrio et sacra-
nento baptismi in re suscepto decedentis von dem baierischen Fran-
dseaner Venustianus Hiebe 1.
Die 1703 verbotene holländische Schrift (erst seit Ben. im
Index) ist die zu Amsterdam erschienene Onderwys voor de eerste
h. Communie, dat is de geestelycke bruyloft (Hochzeit) van de
joDghe kinderen, gemaekt door eenen Priester der Societeyt Jesu.
Sommervogel verzeichnet eine 1661 erschienene 4. Ausgabe, 48 S.
12., und sagt, das Schriftchen sei oft gedruckt. — Historiae eccle-
dssticae compendinm a C. n. usque ad a. 1700, Antw. 1736, verb.
1737, kenne ich nicht.
3. In dem Buche des spanischen Jesuiten Alvarez Cienfnegos
(1657 — 1789), Aenigma theologicum seu potius aenigmatnm et ob-
worissimarum quaestionum compendium, Wien 1717, 2 Fol. (der
Tollstandige Titel füllt bei Hurter 2, 947 eine halbe Seite), sollen
die Romischen Theologen einige Speculationen über die Trinität
nod die göttliche Freiheit beanstandet haben. Es kam aber jeden-
falls nicht zu einem Verbote, Cienfuegos wurde sogar 1720 auf die
Empfehlung Carls VI. Cardinal. Auch die in seiner Vita abscon-
dita seu speciebns eucharisticis velata . . . Kom 1728, Fol., vorge-
tragene Abendmahlslehre wurde angegrifPen (Hurter 1. c. K.-L. 1,
625). — Von dem portugiesischen Jesuiten Stephan Fagundez, f 1645,
▼ird berichtet, sein Tractatus in 5 Ecciesiae praecepta, Lugd. 1626,
i Fol., sei von der Inquisition von Castilien verb., aber nach dem
&icheinen seiner Vertheidigung, Informatio pro opinione esus ovorum
et lacticiniorum tempore quadragesimae, Lugd. 1630, Fol., wieder
freigegeben worden (Hurter 1,902. G-iannone, Opp. 12,487). —
Der berühmte portugiesische Jesuit Antonio Vieira wurde 1667 von
ier Inquisition zu Coimbra processirt und zur Abschwörung de
Wi und zu einjähriger Internirung in dem Noviziat verurtheilt.
Die Anklagepunkte waren zum Theil aus seinen Predigten entnom-
Ben, hauptsächlich aber aus einepr ungedruckten Schrift: Esperangas
1) Des M. Praetorias . . . Aufruf zur Vereinigung an alle in Glau*
bemsacfaen im Occident von einander abweichenden Kirchen. Aus dem Lat.
ibers. [von Pf. Spenrath in Xanten], mit einer theologischen Vorerinne-
nng and mehreren [berichtigenden] Anmerkungen vermehrt durch A. J.
Binterim, Aachen 1822; 2. A. 1826.
Reaseb, Index II. 27
418 Katholische Theologen.
de Portugal, Quinto Imperio do Mundo, worin die Weissagungen des
Schusters G-onsaliannes Bandarra commentirt waren: vor dem Ende
der Tage werde der König von Portugal, der wiederauferstandene
Sebastian, als Kaiser an die Spitze des fünften Weltreiches treten.
Auch von einem lateinischen Werke von Vieira, Clavis prophetarum,
— es sollte eine Anleitung zur Deutung der biblischen Propheten
in 4 Büchern werden, ist aber nicht vollendet und nicht gedruckt, —
ist in dem Processe die Rede. In dem ürtheil wird gesagt, auch
die Römische Inquisition habe Sätze von Vieira qualificiren lassen.
Darüber ist sonst nichts bekannt. 1669 reiste er nach Rom und
überreichte Clemens X. eine Denkschrift über das Verfahren der
portugiesischen Inquisition^). In den Span. Indices von 1707, 1747
und 1790 wird die Uebersetzung von Vieira's Predigten expurgirt
(nur einige Ausdrücke werden gestrichen oder corrigirt). Im Röm.
Index steht nur Crisis paradoxa super tractatu insignis P. Antonii
Vieyrae Lusitani S. J. de regno Christi in terris consummato vel
de opere illo magno universalis spei scopo Clavis prophetarum nnn-
cupato, cum criticis reflexionibus atque illustrationibus super Omni-
bus et singulis ipsius operis ac tractatus materiis et assertionibus,
verb. 1759, nach Machado 4, 168 s. 1. (London) 1748, 4., von dem
Augustiner Ignacio de S. Teresa, Erzbisohof von Goa, f 1751.
4. Ein französischer Jurist Fran^ois de Monceaux de Fridevalle
zu Arras, der seit 1587 einige Schriften über das Alte Testament
veröffentlicht hatte, kam 1609 in den Index mit dem wunderlichen
Buche: Aaron purgatus s. de vitulo aureo libri duo, simul cbera-
binorum Mosis, vitulorum Jeroboam, teraphorum Michae formam et
historiam explicantes, auth. Franc. Moncaeo Fridevalliano Atre-
batio, Atrebati 1606. Er meint, Aaron habe nicht in götzendiene-
rischer Absicht das goldene Kalb angefertigt, es sei ein geflügeltes
Kalb gewesen, wie deren ja auch zwei (die Cherubim) auf der Bandes-
lade gewesen u. s. w., und er hat sein Buch Paul V. dedicirt, der
ja; wie er meinte, sich für seinen Vorgänger Aaron interessiren
müsse. Das Buch ist übrigens im 7. Bande der Critici sacri abge-
druckt und ein Doctor der Sorbonne, Robert Visorius hat es, ob-
schon es von zwei Theologen approbirt war, widerlegt: Aarönis
purgati s. pseudocherubim ex aureo vitulo conflati destructio, Par.
1609, 8.2). — Auch P. Fr. Claudii Rango lii Crespeiensis-Valesii, Or-
dinis Minimorum S. Fr. de Paula, Commentariorum in libros Regum
Tomus I. Lut. 1621,* Fol., noch 1621 verb., ist Paul V. gewidmet;
in der Vorrede sagt der Verfasser (Cl. Rangueil), er habe auch den
1) Das ürtheil der Inquisition vom 23. Dec. 1667 bei Seabra 2,
827—860; vgl. 1, 158 (die Verlesung desselben dauerte 2^/4 Standen). Die
Denkschrift: Noticias reconditas do modo de proceder ä inquisicion de
Portugal com os seus pregos: informagao que ao P. demente X. deo o
P. A. Vieyra, ist Lies. 1821 gedruckt. Vgl. A. du Boys, Documenta nonv.
et inedits sur Tlnq. Port, im Corresp. 1859, 47, 468. £ine Stelle ans
Vieira's Clavis wird in Agiers Buch über Lacunza p. 119 mitgetheilt.
2] Hurt er 1, 856. Oibbings, An exact reprint p. 41.
A. Vieira. P. Picherellus. P. Hslloix. Fr. Combefis u. a. 419
Vennilias damnatae memoriae benutzt, weil er das meiste vor seinem
Abfall geschrieben; de potestate et jurisdictione ecclesiastica, de
jire regis et fisci, de gratia efficaci n. s. w. habe er [in den vielen
und langen Digressionen seines Gommentars] das vorgetragen, qnae
probabiliora visa sunt, nt si qnis melius sentiret, liceret a me dis-
§eDtire. Dabei wird er manches vorgetragen haben, was ausser der
Beoutzung Yermigli's der Index-Congr. nicht gefiel. Den 2. Band,
der 1624 erschienen ist, scheint man in £om übersehen oder, da in
dem Decrete von 1621 nicht ausdrücklich der 1. Band genannt ist,
als in voraus mit verboten angesehen zu haben. — Von Pierre
Picherei, der von de Thou und Casaubonus als gelehrter Mann ge-
rihmt wird, J561 an dem Beligionsgespräche zu Poissy theil-
sahm und 1590 als Katholik starb,' war In Cosmopoeiam ex Gen.
eap. 1 — 5 paraphrasis cum annotationibus, Par. 1579, 4., und nach
Hioem Tode : P. Picherellus in Matth. cap. 26, Coenantibus etc.,
Par. 1596, 8. gedruckt. 1629 erschienen zu Leyden, von Andr.
fii?et herausgegeben, Petri Picherelli Opuscula theol. quae repe-
riri potuerunt, partim antea, partim nunc primum edita. Die Sor-
bonne verdammte das Bach 1. Sept. 1629 in den schärfsten Aus-
drucken: sie bezeichnet den Autor als perduellis und Ecclesiae
eatholicae deletor und sagt, die von nescio qui besorgte Ausgabe
leiner opuscula contra missae sacrificium et cultum imaginum, a
moltis annis consarcinata, carie obsita et exesa, sei ein libellus
nefarins, putente haereseos Calvin, lepra ubique interpunctus et
olena ut antrum tartari (Arg. IIb 286). In Kom wurde das Buch
erst 1658 verb. In dem Decrete (Alex. No. 67) werden die Opus-
enk verzeichnet: Expositio verborum institutionis Coenae Domini ex
ttp. 26. Matth.; Diss. de missa et annexis; Diss. de imaginibus
babita ad Fannm Germani coram Regina Matre 1562; Appendix
id diss. de missa et Maldonati duobus praelectionibus in Ps. 110.
(Tb. Pope Blount, Censura p. 725).
Das Buch des belgischen Jesuiten Petrus Halloix, f 1656,
Origenes defensus s. Origenis . . . amatoris Jesu vita, virtutes, do-
eamenta, item veritatis super ejus vita, doctrina, statu exacta dis-
qaisitiot Leodii 1648, Fol., wurde 1655 mit d. c. verb. Albit. p. 9
ttgt, das Buch sei zu der Zeit, als er Assessor S. Off. gewesen,
Tcrboten worden, weil darin parum modeste von der 5. Synode ge-
brochen werde, die Origenes verdammte: Halloix bezeichnet sie
^ Jastiniani conciliabulum instigante diabolo concitatum, behauptet
»ber, sie habe den Origenes nicht verdammt. Card. Noris polemi-
sirt gegen ihn in der Diss. de 5. synodo (1673^). — Ein gleich-
witig mit dem Buche von Halloix erschienenes Werk des franzö-
sischen Dominicaners Franc. Combefis, Historia haeresis Mono-
1) Die Sorbonne verweigerte 1526 die Approbation für eine Apologie
^ Origenes von Jac. Merlin. Arg. II a X. — Ueber die 1864 in Rom
enchienene Vertheidignng des Origenes von A. Vincenzi s. Th. Lit.-Bl. 1866,
420 Katholische Theologen.
thelitarum sanctaeque in eam 6. Synodi actorum viodioiae, Par.
1648, wurde erst 1662, aber unbedingt verboten. Qu6tif, der 2,
678 ausführlich über Combefis handelt, sagt nichts über den Grand
des Verbotes; ohne Zweifel ist es hauptsächlich seine Darstellung
der Verdammung des P. Honorius (Arnauld 9, 302); Kaynaud stellt
ausserdem (Apop. p. 302) eine Keihe von unehrerbietigen pole-
mischen Aeusserungen gegen Baronius zusammen und macht ihm
auch (p. 272) zum Vorwurf, dass er p. 244 die Ansicht des Bar-
cos über Petrus und Paulus (s. u.) vortrage und am Ende seines
Buches nur halb berichtige.
Vera idea theologiae cum historia ecclesiastica sociatae
H. quaestiones juris et facti theologicae steht im Index ohne Angabe
des Datums des Verbotes (Ben. citirt: App. Ind. Clem. XI.; es steht
zuerst in der App. von 1704). Der Verfasser ist der Jesuit Jo.
Gisbert, der in Tours und Toulouse docirte, f 1710. Das Buch ist
zuerst Toulouse 1676, dann Paris 1689 und noch wiederholt im
18. Jahrh. in Deutschland (Wien 1750) gedruckt. Wenigstens die
Ausgabe Paris 1689* hat den vollständigen Titel: Vera . . . theo-
logicae, olim ad disputandum propositae et propugnatae a R. F. Jo.
Grisbert, S. J. Sac. et Regio Theol. Prof. in Aoademia Tolos. (c. 400 S.
8.). Das Buch enthält eine Reihe von ganz kurzen Abhandlangen
über allerlei Themata, viele über die Gnadenlehre, und in diesen
mag die Index-Congr. Anstössiges gefunden haben. Dass es ohne den
Namen des Verfassers im Index steht, mag Anlass dazu gegeben
haben, dass man das Verbot übersehen (auch Back er, Ed. 2., I,
2145 erwähnt dieses nicht) und das Buch wiederholt neu gedruckt
hat. Gisbert hat übrigens noch ein anderes ähnliches Buch ge-
schrieben: Scientia religionis aniversa s. christiana theologia histo-
riae eccl. nova methodo sociata, Par. 1689, 2 vol. 8. — Metho-
dicus ad positivam theologiam apparatus, auth. Petro Annato,
Congregationis doctrinae cliristianae P. Generali, Ed. 2., Paris 170Ö,
2 vol., von der Inq. verb. 1714. Der Verfasser war ein Neffe des
Jesuiten Franz Annat, f 1715. Das Buch ist zuerst 1700 erschienen
und die 2. Auflage wurde in den M6m. de Trevoux 1706, art. 50
unbedingt gelobt. In der zu Würzburg 1726 gedruckten Editio
prima in Germania correctior et auctior steht in der Vorrede: Ta-
tiorem Apparatum invenies in hac 4. editione (die 3. war zu Ven,
1725 erschienen), quippe qui sub S. Pontificis auspiciis benevola
manu recusus (Magna Bibl. eccl. s. v. Annatus). Wenn also, wie
es scheint, trotz des unbedingten Verbotes von 1714 eine Expur-
gation in Rom genehmigt worden ist, hätte Ben. nicht d. c. bei-
fügen, sondern die corrigirte Ausgabe freigeben sollen. Im span.
Index wird die Ausgabe Ven. 1725 freigegeben.
Jean Baptiste Thiers, Baccalaureus der Theologie, war einig^e
Jahre Regens des College Du Plessis, dann Pfarrer, zuletzt zn Vi-
bray, f 1703, 60 Jahre alt. Hein Buch De festorum dierum immi-
nutione, 1668, welclies er herausgegeben, nachdem die französischen
Bischöfe auf den Wunsch des Königs einige Feste aufgehoben, wurde
1672 mit d. o. verb. Thiers schrieb, als ihm das Verbot bekannt
J. Gisbert. P. Aimatus. J. B. Thiers. 421
wurde, an den Card. Bona nnd bat ihn um Mittheilnng deBßen, was
die Index-Congr. beanRtande, damit er dieses als gehorsamer Sohn
der Römischen Kirche in der 2. Auflage verbessere und in dem
grossem Werke, an dem er arbeite, De festornm diemm institu-
tione, incremento et imminntione (es ist nicht erschienen) niclit
wieder Fehlgriffe mache. Bona antwortete 14. Juni 1696: die In-
dex-Congr. verlange, dass alle Stellen geändert würden, in denen
den Bischöfen das Recht zugesprochen werde, Feiertage aufzuheben ;
sie habe auch daran Anstoss genommen, dass er in der Vorrede Ca-
ramnel einen theologus perversae doctrinae und im 40. Cap. dessen
Assicliteii pestilentiores nenne, was doch einem noch lebenden
Bischof gegenüber zu bitter sei; er persönlich rathe ihm noch, auf
dem Titel pro defensione wegzulassen, das, was er von der Ein-
fIhnzBg von Festen durch Fürsten sage, besser zu expliciren und
Bocb einiges andere zu ändern, namentlich auch den Erasmus
(iiosti, quis ille fnerit) nicht so hoch zu stellen. Thiers antwortete,
er werde die von der Index-Congr. verlangten und, wenn Bona
darauf bestehe, auch die von ihm vorgeschlagenen Aenderungen
(über die er Bemerkungen macht) vornehmen; dass Caramuel Bischof
sei und noch lebe, habe er nicht gewusst; was den Hauptpunkt be-
treffe, so müsse er doch bemerken, dass früher thatsächlich Bischöfe
Feste aufgehoben hätten. Auf letzteres antwortete Bona, in Fragen
der Disciplin dürfe man nicht omissa quaestione juris veterum facta
geltend machen. Später schickte Thiers Bona seinen Traite de
Texposition du s. sacrement de Tautel, 1672 (gegen die häufigen
Expositionen). Das Buch wurde von Bona gelobt und nicht
verb. ^). Die einzige andere seiner zahlreichen Schriften, welche
im Index steht, ist Trait6 des superstitions qui regardent les sacre-
ments, seien TEcriture sainte, les Decrets des Conciles et les Senti-
ments des S.Peres et des Th^ologiens, Paris 1679, 2 vol. 12., verb.
1703. Nach Thiera' Tode erschienen 1704 noch 2 Bändchen und
mehrere Auflagen (4. Ed. revüe, corr. et augm. Avignon [?] 1777,*
4 vol. 12.); alle 4 Bändchen wurden 1757 verb. Das Werk ist mit
grosser Belesenheit, ernst und in kirchlichem Geiste und massvoU
freschrieben, enthält sehr viel schätzbares Material, aber freilich
manche Bemerkungen, die man in Rom übelnehmen musste, so na-
mentlich im 4. Bande über Ablässe, privilegirte Altäre, Portiuncula,
Balla sabbatina, im 2. Bande über fabulose Reliquien, die Bemer-
kmig, es sei nicht in der Ordnung, einem Kinde viele Vornamen zu
leieben, obschon Alexander VII. einem Neffen, den er taufte, 13 ge-
geben; der h. Birgitta sei geoflFenbart worden, Maria sei unbefleckt
empfaxigen, der h. Catharina von Siena das Gegentheil, Card. Ca-
jetan gebe der Ictzern den Vorzug, weil sie regelrecht canonisirt
1) Epist^lae sei. Jo. Bona ed. Sala, No. 205. 209. 265. 269. 321.
Harter 2, 848. Von dem Traite de l'exposition erschien die 4. Ausgabe
ATignon 1777,* 2 vol. üeber die Disaert. sur la sainte lärme de Vandomo,
Par. 1699, s. Sainjore 3, 337.
422 Katholische Theologen.
worden sei, Birgitta aber von Bonifaz IX. während des Schisma's,
als kein unzweifelhafter Papst da war (2, 277).
Jacques Boileau, geb. 1635, Dr. theol. 1662, 20 Jahre General-
vicar von Sens, seit 1694 Canonicus in Paris, f 1716, steht nicht
mit seinem Namen im Index, aber mit einer Pseudonymen Schrift
und mit zwei anonymen. Er wird von Sainte-Beuve 5, 516 als
Docteur de plus d'humeur que de goüt bezeichnet, und sein eigener
Bruder, der Dichter, soll von ihm gesagt haben: S*il n'avait eti
Docteur en Sorbonne, il se serait fait Docteur de la comidie ita-
lienne^). Sainte-Beuve's Charakteristik passt besonders auf seine
Hisfcoria fiagellantium, de recto et perverse ilagrorum usa apud
christianos, ex antiquis Scripturae, Patrum, Pontificum, Conciliorum
et scriptorum profanorum monumentis . . expressa, Par. 1700,* 12.,
verb. 1709. In dem Index-Decrete steht unmittelbar dahinter: Liber
apologeticus J. B. Thiers, in quo exacte omnia argumenta convellit.
Das kann nur . Thiers' Gritique de Thist. des flagellants et justifi-
cation de l'usage des disciplines volontaires, Par. 1708, 12., sein.
Wörtlich so wie im Decrete stand auch in den Indices bis auf
Ben., der das Buch gestrichen hat. Es gab Anlass zu einer Sa-
tire, Lob der h. Disciplin, die in den Ordres monastiques 4, 262
(Pragm. Gesch. 3, 163; s. o. S. 278) abgedruckt ist. — Andere
Schriften von Boileau sind anderswo erwähnt, eine schon I S. 16.
Im Span. Index stehen unter Boileau eine französische Uebersetzung
der Hist. flag., Amst. 1723, und Hist. confessionis anricularis
(gegen Dallaeus), 1683, dagegen nicht die beiden anderen Schriften.
Richard Simon, geb. 1638 zu Dieppe, 1662 — 78 Oratorianer,
1 1712, wurde am schärfsten in seinem eigenen Vaterlande ange-
griffen, namentlich von Bossuet und Amauld, die, so grosse Theo-
logen sie auch waren, für die historisch-kritische Behandlang der
Bibel, für welche Simon bahnbrechend wurde, gar kein Verstand-
niss hatten^). Die Histoire critique du Yieux Testament wurde,
nachdem sich S. die Druckerlaubniss verschafft, 1678 zu Paris ge-
druckt. Amauld schickte Bossuet die Vorrede und das Inhaltsver-
zeichniss; dieser glaubte daraus zu ersehen, dass das Buch un amas
1) (Irailh), Querelles litt. 1, 297. Nie. 12, 128. Ueber Boileau's Biet,
disquisitio de re vestiaria hominis sacri, 1704, s. Sainjore S, 322. Er ist
auch der Verfasser des Schriftchens; Joxifjaarijg s. de librorum circa res
theol. approbatione disquisitio hist., Antw. 1708,* 16. — Seinen Bruder,
den Dichter, reizte Boileau, auf eine ungünstige Kritik seiner Satiren von
dem Jesuiten Baffier in den Mem. de Trevoux von 1703, welche auch die
Bist, fiagellantium verhöhnt hatten (turlupine), zu antworten (Boileau aux
prises avec les jesuites, 1706). Er wollte eine Satire De l'equivoque gegen
die Jesuiten von Trevoux in die Ausgaben der Satiren von 1710 und 1713
aufnehmen; die Jesuiten erwirkten aber ein Verbot des Königs. S.-Beuve
5, 616.
2) A. Bernus, Richard Simon, 1869. A. M. P. Ingold, Essai de Biblio-
graphie Oratorienne, 1880—82, p. 121. K.-L. 10, 157. Bossuet, Oeuvres
38, 302. Sainjore 4. 1. 9: La suppression de l'Hist. . . en 1678.
J. Boileau. R. Simon. TL Smith. 423
dlnpietes ei nn rempart de libertinage sei, und erwirkte durch den
Xinzler Le Tellier ein ArrSt des Staatarathes vom 19. Juni 1678,
du Buch zu confisciren. Die ganze Auflage von 1300 Exemplaren
wurde bis auf 6 oder 7 verbrannt. S. wurde aue der Congregation
da Oratoriuma ausgeschlossen und eine Generalversammlung der
CoD^regation im J. 1681 beauftragte den P. Thomassin, dem Card.
Cisuiate zu schreiben, sie desavouire das Buch und den Verfasser.
1683 wurde das Buch von der Index- Congr. verboten, mit dem Zu-
ntse cujuscunque impressionis (es war in Amsterdam 1680 ein
Nachdruck erschienen, von dem ein Theil der Exemplare, um die
Eiafohrung in Frankreich zu erleichtem, den Titel Hist. de la reli-
gion des juifs etc. hat). Im J. 1685 erschien eine neue Auflage
za Roterdam, angeblich von einem Protestanten, in Wirklichkeit
Toii S. selbst besorgt. Gleichzeitig erschienen von ihm zwei Yer-
theidigungen: Hierony ml Le Camus Theologi Paris. Judicium de nu-
pera Isaaci Yossii ad iteratas P. Simonii objectiones responsione,
Edinbnrgi (Boterdam) 1685, 64 S. 8., und R. Simonis Gallicanae
Eeclesiae Theologi Opuscula critica adv. Isaacum Yossium Angli-
ooae Eccl. Canonicum. Defenditur sacer codex ebraicus et B. Hie*
ronymi tralatio, ib. 86 S. 8., und im folgenden Jahre: Riponse au
ÜTTe intitul^ Sentiments de quelques th^ologiens de Hollande sur
l'Hist. crit du V. T. [von Jo. Clericus, 1685] par le Prieur de
Bolleville, Roterdam 1686, 256 S. 4. Diese drei Schriften wurden
1687 verb.; es sind die einzigen von den zahlreichen auf die Hist.
erii du Y. T. bezüglichen Streitschriften, die im Index stehen ; auch
die Schrift De Tinspiration des livres sacr^ . . . par le Prieur de
BoUeville, 1687 (gegen Dupin), wurde nicht verb.
Schon 1686 wurde verb. das ganz harrolose anonyme Schrift-
dien Novorum Bibliorum polyglottorum Synopsis, Ultrajecti 1684,
31 S. 8., worin S. in Form eines Briefes von Origenes Adamantius
u Ambrosins, datirt Patmos 20. Aug. 1684, den schon in der Hist.
crit. angedeuteten Plan einer neuen Polyglottenbibel entwickelt. Die
Fortsetzung, welche unter dem Titel Ambrosii ad Origenem Epi-
•tola de novis bibliis polyglottis, ib. 1685, 14 S. 8., erschien, ist
oiclit verb. — Gleichzeitig wurde aber ein Buch von S. über einen
udeiD Gegenstand verb.: Histoire critique de la creance et des
contumes des nations du Levant, publiee par le Sr. de Moni, Francf.
[Roterdam?) 1684, 230 S. 12. (später nochmals herausgegeben als
Hist crit. des dogmes, des controverses, des coutumes et des oiii-
monies des chretiens orientaux, par R. Simon, ci-devant Pretre de
rOratoire, Trevoux 1711; Dupin 19, 75; U. N. 1709, 258). In
den beiden ersten Capiteln polemisirt S. gegen De graecae Ecclesiae
kodiemo statu epistola, auth. Thoma Smith, Oxf. 1676; £d. 2.
et emendatior, Lond. 1678. Smith (Prof. in Oxford) antwortete in
Misoellanea, in quibus continentur: Praemonitio ad lectorem de in-
^tium communione apud Graecos. Defensio libri de graecae £ccl.
^tn contra objectiones authoris Historiae crit. super üde et ritibus
Orieotalium. Brevis et succincta narratio de vita, studiis, gestis et
iBartjrio D. Cyrilli Lucarii Patriarchae Ctp. Commentatio de hym-
424 Katholische Theologen.
nie matatino et vespertino graecomm. Exercitatio theol. de oansis
remediisqne diRsidiorum, quae orbem Christian um hodie affligunt,
Lond. 1686, 198 S. 8. Dieses Buch von Smith wurde 1690 verb-,
die (2. Ausg. der) Epistola erst 1718! — S. schrieb noch La cre-
ance de l'Egl. Orientale sur la transsubstantiation avec nne r^ponse
aux nouvelles objections de M. Smith, oü Ton fait voir que Cyrille
Lucare . . . qu'il honore du titre de saint martyr, a ite un impo-
steur, Par. 1687, 303 S. 12., und Smith antwortete in einem 2.
Bande Miscellanea, 1690. Aber diese und andere Streitschriften
kamen nicht in den Index (von Smith nur noch Yitae quorundam
eruditissimorum et illnstrium virorum, 1707, verb. 1709). — Die
Schrift über die orientalische Kirche verwickelte S. auch in einen
Federkrieg mit Arnauld und seinen Freunden (Ingold p. 147). Im
J. 1692 schreibt Arnauld (3, 527) wiederholt sehr bitter über ihn
an du Yaucel nach Eom: er sei un tr^s-m^chant homme und ein
Socinianer, und seine Bücher müssten verb. werden, schon wegen
dessen, was er über die Inspiration und über den Muhammedanis-
mus sage (S. sagt in seiner Yertheidigung, Lettres 3, 243, Arnauld
finde es anstössig, dass er eine ganz objective Darstellung der mu-
hammedanischen Theologie ohne Polemik gegeben, und meine aucli,
er beurtheile den Islam zu milde), namentlich aber, weil er die
Beweise für den Glauben der griechischen Kirche bezüglich der
Eucharistie abschwäche (S. antwortet, Sainjore 1 , 302 : er habe nur
gesagt, durch Arnauld sei die Frage, ob die Griechen an die Trans-
substantiation glaubten, nicht erledigt), und weil er sage, die Kirche
der drei ersten Jahrhunderte habe Aenderungen des Textes der
biblischen Bücher geduldet.
Dieser letzte Vorwurf bezieht sich auf die mittlerweile er-
schienenen Bücher: Histoire oritique du texte du Nouveau Testa-
ment, ßoterdam 1689, und Hist. crit. des versions du N. T., ib.
1690, denen 1693 die Hist. crit. des principaux oommentateurs du
N. T. folgte. Auch Bossuet urtheilte über diese Bücher ebehBo
hart (und ungerecht) wie Arnauld : On apprend dans cet ouvrage k
estimer Grotius et les ünitaires plus que les p6res, et il n^a cber-
ch6 dans ceux-ci que des fautes et des ignorances . . . C'est la
plus mince th^ologie qui soit au monde . . . II ne fait que donner
des vues pour trouver qu'il n'y a rien de certain . . . L'erudition
y est mädiocre et la malignitä dans le supreme degre (Oeuvres 37,
485). Besondem Anstoss nahm Bossuet wie Arnauld an den Be-
merkungen (namentlich im 3. Theiie) über die Gnadenlehre des h.
Augustinus. Er schrieb gegen ihn eine Defense de la tradition et
des saints peres (erst 1763 gedruckt; Oeuvres 4, 440; 5, 1). Im
Febr. 1694 schreibt Arnauld (3, 737) ganz unwillig an du Vancel:
warum denn der letzte Band über das N. T. noch nicht verboten
sei, was er doch schon wegen der Aeusserungen über Augustinae
verdiene. Aber dieser 3. Theil wurde überhaupt nicht verb., und
die beiden ersten erst 1700, dagegen schon 1693 ein Pseudonymes
Buch über einen ganz andern, die Curie mehr interessirenden
Gegenstand: Histoire de l'origine et du progr&s des revenus eocl6-
R. Simon.
426
autiqnes, oh il est trait6 selon l'aneien et le nonvean droit de
tont ce qoi regarde les matieres ben^ficiales, de la r^gale, des in-
Testitnres, des nominatioTis anx b^nefices . . . ., par Jerome
a Costa, Docteur en Droit et Protonotaire apostolique, Franef. (Ro-
terdam?) 1684, 346 S. 12. (Basel 1706, 2 vol.), ein Supple-
ment zu Sarpi's Historia sopra li beneficii eecl. (einen Nachtrag
daza, über Revenuen aus Reliquien, Ablässen und dgl. gibt Sainjore
3, 331).
Die schärfste Verurtheilung erfuhr in Frankreich : Le Nouveau
Testament de notre Seigneur J^sus-Christ, traduit sur Tancienne
editiun latine, avec des remarques literales et critiques sur les prin-
eipales difßcult^s, Trevoux 1702, 4 vol. 8. Bossuet meinte anfangs,
das Buch könne durch Cartons corrigirt werden, und es wurden wirk-
lich solche gedruckt (Oeuvres 38, 803). Aber schon 15. Sep. 1702
erliess Card. Noailles auf Bossuets Betreiben eine Ordonnanz gegen
das Buch, welche in allen Pariser Kirchen verlesen wurde. Er rügt
darin, der üebersetzer, der sich schon durch mehrere Werke ver-
dichtig gemacht, habe die Uebersetzung anonym und ohne Appro-
bation veröffentlicht (sie war durch zwei von Noailles und Bossuet
Toorgesclilagene Theologen geprüft worden) ; die Vorrede, die Ueber-
setzung und die Noten enthielten Fehler; viele Stellen seien zu frei
übersetzt und abgeschwächt; es werde in ungehöriger Weise über
die Talgata und die alttestamentlichen Citate gesprochen u. s. w. (die
Ordonnanz mit Simons Vertheidigung in seinen Lettres 2, 333).
29. Sept. schrieb auch Bossuet eine Ordonnanz, worin das Buch
verb. wurde, weil die Uebersetzung untreu, temerär und ärgerniss-
gebend, der Commentar voll temerarer, der Tradition widersprechen-
der, ^fährlicher und zu Irrthum und Ketzerei führender Erklärungen
seL Die Ordonnanz wurde erst 3. Dec. 1702 in den Kirchen der
Dioeese Meaux verlesen, weil der Kanzler Pontchartrain die Ab-
sndemng von zwei Stellen in dem ersten Drucke verlangte. Bald
darauf erschienen von Bossuet: Instructions sur la version etc. Auch
tber diese hatte Bossuet Verhandlungen mit dem Kanzler, der an-
fsngB verlangte, sie müssten von Doctoren approbirt werden ; auch in
diesen wurden zwei Stellen geändert. Simon erhielt für eine £r-
widerang nicht die Druckerlaubniss (sie ist in den Lettres 3, 291
imd bei Sainjore 1, 378 gedruckt). Nicht ohne Mühe bewirkte
Bo^net, dass durch ein ArrSt des Staatsrathes vom 22. Jan. 1703
das ffir die Uebersetzung ertheilte königliche Privileg zurückge-
Bomnien wurde. 11. März 1704 wurde sie in Rom verb.
Erst nach dem Tode Simons, 1714, wurde verb. Biblioth^que
eritiqne, ou Recueil de diverses pi^ces critiques, dont la plüpart ne
Bont point imprim^es ou ne se tronvent que tres-difficilement, pu-
bliees par Mr. de Sainjore qui y a ajoute quelques notes, Amster-
dam (Nancy) 1708 — 10, 4 vol. 12. Aufsätze und Noten sind alle
von S. In Folge einer Denunciation Renaudots bei dem Kanzler
Pontchartrain war in Paris schon durch ein ArrSt des Staatsrathes
vom 5. Aug. 1710. die Confiscation und Verbrennung des Werkes
angeordnet worden. — Die Lettres ohoisies de M. Simon, oü Ton
426 Katholische Theolo^^n.
trouve an grand nombre de faits anecdotes de literature, 1 700 — 1705,
3 vol. 12 (Nouv. 6d. . . augm. d'un vol. et de la vie de l'aa-
teur par M. Bruzen la Martiniöre, Amst. 1730*, 4 yol. 12.), stehen
nicht im Index, obschon auch sie viel Anstössiges enthalten.
Die Explication litt^rale, historiqae et dogmatiqne des pri-
ores et des cärömonies de la messe von dem Oratorianer Pierre
Le Brun (1661—1729), Par. 1716—26, 4 vol. 8. (Ingold p. 74),
wurde von dem Jesniten Bougeant u. a. angegriffen, weil darin
eine ähnliche Ansicht von der Consecration vertheidigt warde
wie früher von Ambrosius Catharinus und Cheffontaines (I S.
567; E.-L. 1, 604). Das Werk scheint auch in Bom denuncirt
worden zu sein; wenigstens berichtet Fabroni, Yitae It. 13, 248,
von Grinsto Fontanini, er habe Le Bruns Schriften in Schutz ge-
nommen, nachdem derselbe sich bereit erklärt, einiges zu verbessern.
— Pierre Faydit (1644—1709), bis 1671 Oratorianer, gab durch
allerlei Schriften Anstoss, am meisten durch Alteration du dogme
theologique par la pbilosophie d'Aristote, ou fausses id^es des scho-
lastiques sur toutes les mati^res de la religion. Tome I. Traite de
la trinite, s. 1. 1696, 498 S. 12. Bossuet (38, 33) sagt davon: Le
malbeureux Faydit, apr^s avoir si longtemps souill6 sa plumeimpie
et licencieuse dans toutes sortes d'emportements et d'erreurs, s'est
fait prendre enfin pour oser publier un livre abominable sur la
trinit6, ou il pousse le blasph^me jusqu'ä dire qu'il y a trois dieux
... M. de Paris a remis . . . un ordre du roi pour le mettre a
S. Lazare^). Das Buch steht nicht im Index.
5. Im Ji 1610 (Alex. No. 11) wurden verboten: Apparatus
in Eevelationem J. ü. auct. Guil. Alabastro Anglo, Antw. 1607,
et Antithesis Bened. a Benedictis Veneti contra Guil. Whitakerom,
nisi fuerint ex correctis ab auctoribus et Eomae approbante Magistro
S. Pal. Der zweite Autor war ein Italiener, Bened. de' Benedetü,
und sein Buch heisst: Antithesis, qua [tam] falsum esse, quod vica-
rius Dei sit Antichristus, quam falsum est, quod Christus sit An-
tichr., demonstratur contra impii G. Whitakeri haeretici Angli [er
steht in der 1. GL] thesim, qua Eom. Pontificem esse illum Anti-
Christum, quem venturum Scriptura praedixit, demonstrare conatar,
Coioniae 1608, 4. (Mazzuch. 2, 813). Der erste war ein Engländer,
ein angesehener Dichter, der als Kaplan des Grafen Essex nach
Cadiz kam, dort um 1597 katholisch, später aber wieder Anglicaner
wurde und nach 1630 starb (Bayle s. v., Clement 1, 110). Sein
Apparatus in Kevelationem J. C., sive nova et admirabilis ratio in-
vestigandi prophetiarum mysteria ex s. scriptura seipsam interpre-
tante, zuerst 1602, dann Antw. 1607, stammt aus seiner katholi-
schen Periode, hat aber wohl wegen der cabbalistisohen Tendenz
1) Bouillier, Hist. de la phil. Cartes. 2, 885. Ingold p. 47. Clement
8, 273. — Faydit schrieb auch gegen Tillemont; die Fortseteung der
Polemik wurde ihm aber untersagt. S.-Beuve 4, 6: Tillemont trouva son
Zo'ile dans PabbS Faydit, critique p^tulant qui n'a menag§ ni Fenelon
ni Bossuet ni personne.
6. Alabaster. B. a Benedictis. H. Florentinius a. a.
427
Anstoss erre^. Expnrgirte Ausgaben, wie sie in dem Deorete in
Anmieht genommen werden, scheinen von beiden Büchern nicht er-
schienen zn sein. Dass noch jetzt im Index die Formel nisi fuerit
etc. steht, ist also sinnlos.
1668 wurde verb. Apologia in difesa d'ana dottrina delV Eccell.
Sig. Pietro Conti Romano, raocolta e data in Ince da Ferd. Cla-
yestain Salisbnrgese , nnd 1663: Yeritli e religione. Christiani
ittmfesti contro le dne false ed irreligiöse apologie, mannscritta e
itampata di P. Conti Sezzese, detto volgarmento V Alins Dens, per
etsersi ostinato a difendere: Alins Dens est possibilis. Opera dell'
»bste Aless. Gaarino, Nizza 1658. — Yinc. Baron berichtet ApoL
1,407: der Satz: Aliqnis (offenbar verdruckt für alias) Dens est
possibilis, sei zu Venedig von einem ansgestossenen Jesuiten, aber
sBcb von mehreren Theologen des Ordens vertheidigt worden. Von
eisern anderen Pietro Conti, dem Augustiner Petrus de Comiti-
bas, wurde Summae philosophicae Pars I. tribns tomis distincta,
totam physicam complectens, 1673 mit d. c. verb. Hnrter 2, 19
erwähnt von ihm Theologia scholastica, Ven. 1680—84, 11 vol. 12.
Hieronymus Florentinius aus Lucca, Clericus regularis Con-
gregationis Matris Dei, t 1678, veröffentlichte 1658 zu Lyon eine
Disputatio de ministrando baptismo humanis foetibus abortivorum,
mit einer aus Rom datirt«n £pi8tola pro censura von «Jo. Caramuel
und einer Censura (Approbation) von P. Michael de Alcantara, der
sieb als Generalprocnrator des Ordens S. Mariae de Mercede, Qua-
lüicator der spanischen Inquisition und Gonsultor der Index-Congr.
bezeichnet. Er schickte sein Schriftchen an mehrere theologische
nod medioinische Facultäten und viele Gelehrte und konnte in einem
Heft von 40 Seiten günstige Urtheile von 6 Universitäten und 30
Gelehrten (darunter viele Jesuiten) drucken lassen. Gegen eine zu
Pistoja 1662 erschienene nicht günstige Beurtheilung schrieb unter
<ieni Namen Marti nus abHoluberveso entweder sein Ordensgenosse
Bart. Beverini (Placcius p. 365 und Mazzuch. ) oder er selbst (Melzi
2^8) Besponsio apologetioa pro sententia P. Hier. Florentini de
baptismo abortivorum adv. objecta D. Vigilantii ab Arce. Die In-
^ex-Congr. aber verbot 1. April 1666 diese Responsio und erklärte,
£e Disputatio sei nach der 1666 erschienenen neuen Ausgabe zu
eorrigiren. Diese hat den Titel: Disputatio ... in hao 2. impres-
aone ab eodem auotore S. Ind. Congregationis jussu recognita et
declarata, Lucca 1666, 60 S. 4. Flor, erklärt darin: er empfehle
nicht mehr, jeden foetus zu taufen, auch quando est adeo exiguus,
vt grani hordeacii magnitudinem non excedat, et vix apparent signa
ntae, sondern nur illos, in quibus apparent lineamenta foetus hu*
oani propria, trage seine Ansicht auch nicht als sicher, sondern als
probabel vor und wolle niemand unter einer Todsünde verpflichten,
Hir in praxi zu folgen, und nicht einen neuen Ritus einführen, was
nur der Congregation der Riten und dem Papste zustehe. 1672
Hess er dann in Rom mit Approbation des Mag. S. Pal. eine Dis-
putatio secunda de baptismo humanis foetibus abortivis sub conditione
conferendo drucken und 1674 zu Lyon: De hominibus dubiis bap-
428 KathoÜBche Theologen.
tizandis pia prothesie olim snb Lngdanensi prelo a 1658 edita, a
nnllo prius asserta, unioa tnno disputatione, nunc tribas snperadditiB
consistens. Und in unseren Tagen haben die Herausgeber der A.
J. P. den Gegenstand für wichtig und interessant genug gehalten,
um die Disputatio von 1666 mit einem ausführlichen Bericht über
die Sache (5,1112—38) abdrucken zu lassen (6,1280—1339).
Der Minorit-Conventual Angelus Yulpes a Montepiloso in
Neapel, t 1647 (Hurter 1, 717), veröffentlichte dort Sacrae Theolo-
giae summa Joannis Duns Scoti, Doctoris subtilissimi, et Common-
taria, quibus ejus doctrina elucidatur, comprobatur, defenditur; opus
ex ejusdem doctoris contextu industriose non minus quam fideliter
excerptum et a nomine usque modo typis traditum, 1622 — 45, 12
Fol. (4 Partes k 3 Tomi). Dagegen schrieb der Dominicaner Hya-
cinthus de Rugeriis Defensorium doctrinae S. Thomae contra objecta
Ang. Vulpis, Neapel 1655, Fol. Verboten wurde 1659 Tom. 3.
Partis 4. Dann scheint man erst im 18. Jahrb. das Buch wieder
vorgenommen zuhaben; von 1714 an wurden die einzelnen Bände in
bunter Ordnung, jeder unter einem andern Datum verb., Tom. 1. und
2. Partis 1. und Tom. 1. Partis 2. mit d. c, die anderen unbedingt,
zuletzt 1725 Tom. 1. Partis 1. *). — Um irgendwelche scotistische
Subtilitäten wird es sich handeln in Matth. Ferchii Defensio -vesti-
gationum peripateticarum ab offensionibus Belluti et Mastrii, 1646,
mit d. c. verb. 1655. Die Yestigationes perip. hatte er Patavii
1639 drucken lassen. Bonav. Belluti (Mazzuch. s. v.) und Bartol.
Mastrio haben zusammen mehrere scholastische Werke herausgegeben.
Es erschien unter dem Namen von Mastrio 1647 eine Entgegnung
von Ottavio Camerani (Melzi 2, 169). Alle vier Streitenden waren
Minoriten-Conventualen. — Decisiones theologicae ex 4 sententiarum
libris omnium theologorum principis Jo. Duns Scoti selectae a F.
Bonav. Mini a S. Gruce Regularis Observantiae in forma thesium,
Lucae 1694, wurde verb. 1695, vielleicht wegen des dem Duns
Scotus gegebenen Epithetons. Andere scotistische Thesen stehen im
Index unter Duffy und Ign. Oudin (Thomisticum Quare solutum per
scotisticum Quia).
Co pia d'una lettera scritta da un Padre Chierico regolare
Teatino ad una signora sua penitente, divota del ss. sacramento deir
altare, mit d. c. verb. 1622, ist nach Mazzuch. und Vezzosi von
Paolo Barisoni aus Padua, seit 1591 Theatiner, f 1648. Das
Schriftchen Dell' uso frequente deir eucaristia, welches er 1625 zu
Padua anonym, 2 1643 mit seinem Namen veröffentlichte, wird eine
verbesserte Ausgabe des Briefes sein. — Von einem Capuciner Mario
de' Bignoni da Venezia, f^ 1660 (Mazzach. 2,1221), wurden
1672—74 einige 15 — 20 Jahre vorher erschienene Bände Predigten
verb. Der deutsche Franciscaner Bruno Neusser hatte davon zu
1) In den neuesten Indices steht unter Vulpes bei T. 8. P. 4. irrig
1759 statt 1659 und der Titel des Buches von dem Namen des Verfassers
getrennt.
Italiener.
429
Köln 1663 eine latein. ITebersetzang herausgegeben, die auch nacb
dem Verbote des Orginals 1676 nochmals gedruckt wurde. — Von
dem Prof. Hieronymus Columbas (Columbinus) zu Perugia wurde
1661 De angelica et humana hierarchia 11. 8 yerb. und erst 1691 :
In sanctam Jesu C. temporalem nativitatem quonam pacto plane tae
&e sydera Christo Domino famulentur, theol. disquisitio, Bologna
1619. — 1646 wurde von Ant. Koccus verb. Animae rationalis
immortalitas simul cum ipsins vera propagatione ex semine, also
generatianiatischy — 1674 ein schon 1647 erschienener Tractatus de
serupulis Yon Jo. Ang. Bossius, der nach Mazzuch. eine Zeit lang
General der Barnabiten und 1665 als Assistent des Generals zu
Born gestorben war.
Ant. Heraudo, Riflessioni, quae additae sunt libro qui inscri-
bitur : Caai et avvenimenti della confessione, scritti dal P. Christoforo
Yega, wurde 1668 verb. mit dem Zusätze: nisi fuerint ex correctis
jaxta editionem Romanum a. 166S. Das Verbot wurde also erst
pablicirt, nachdem die expurgirte Ausgabe erschienen war: Casi . . .
scritti in lingua spagnuola dal P. Chr. de Vega S. J. e transpor-
tsü . . . da nn sacerdote della stessa compagnia. Aggiuntevi in
qaest' ultima impressione con un' aviso al lettore alcune utili rifles-
sioni da Ant. Heraudo di Levenzo, sacerdote secolare, nuovamente
eorrette, Rom 1668. Die verbotene Ausgabe war zu Cuneo 1661,
12., das spanische Original, Casos raros de la confesion, zu Valencia
1656 n. 8. erschienen. Ausser Christ, de Vega (f 1672) werden
aber aach Greronimo Lopez u. a. als Verfasser genannt. Der italie-
oisehe Uebersetzer ist nach einigen der Jesuit Gius. Fozio, nach
anderen der Jesuit Gius. Alione; Ant. Herando scheint nur der an-
genoncimene Name des letztern zu sein (Melzi 1, 180). Das Schrift-
fktu enthält Erzählungen von der Bestrafung solcher, die ungültige
Beichten abgelegt, und ist von den Jesuiten viel verbreitet worden ^).
— Riflessi morali e christiani cavati per lo piü dair epistole di S.
Paolo ... da Maddalena Hommetz Patina, Padua 1680, mit d. c.
verb. 1682. M. Hommetz war die Gattin des Charles Patin, der
Professor derMedicin zu Paris und, aus Frankreich verbannt, 1676
— 81 SU Padua war, 1681 nach Paris zurückkehrte und 1683 starb. —
Asaertum responsivum P. Mag. Fr. Hieronymi Michelini Aesinatis
Au^ustiniani pro defensione castitatis oonjugalis . . ., Ancona 1647,
und S« Congr. Supr. ac Univ. Inq. de Urbe. Aesina facti et juris
1) In Manchen ist eine italienische Ausgabe : Casi . . . opera del P. Chr.
Vega . . . Aggiuntovi in questa impressione da un altro Padre ... 11 modo
di far bene la oonfessione con illustri esempii d'essa, Bassano s. a. 182 S.
16.9 und ,,Traurige Geschieht von der Beicht . . . erstlich durch R. P.
Chr. de Vega aus der Ges. J. Priestern in span. Sprach zusammengezogen
und beschrieben, danach durch andere gleiches Ordens Priestern in die
welsche und teutsche Sprach treulich übersetzet, München 1719, c. 280 S.
16., zosammengebunden mit : Freuden-Geschicht von der Beicht, d. i. Seeliger
Ausgang der recht Beicht- und Büssenden . . . beschriben durch einen
Priester der Ges. J., München 1707, 820 S. lii.
490 Katholische Theologen.
pro justitia edicti modemi episcopi Aesini prohibentis qaendam li-
bellum in civitate et tota dioecesi a. 1698, beide, ersteres mit d. c.,
von der Inq. verb. 1703. Michelini scheint sich über das Yerbot
seines Buches durch den Bischof von Jesi bei der Inquisition be-
schwert zu haben, und die zweite Schrift ein für den Inquisitions-
prooess gedrucktes Schriftstück des Bischofs zu sein.
Schon 1. April 1688 verdammte die Inquisition Conclusiones
ex philos. ac theol. selectae, pro solemniis D. Dominici propugnan-
dae a Fr. Henr. Ant. Yerzelli Servita in oonventu S. Annuntiatae
de Florentia, praeside F. M. Gerardo Capassi Florentino, in eo-
dem coenobio stndii regente, Flor. 1687. Wie Fabroni, Vitae 7,
232 berichtet, hatte der Dominicaner- General Oloche vier dieser
Thesen denuncirt: was die Theologen lumen gloriae nannten, sei
G-ott selbst; das sog. Athanasianische Symbolum sei wahrscheinlich
nicht von Athanasius; Christus habe nicht die Materie und Form
aller Saoramente genau bestimmt und die Kirche könne darum Be-
stimmungen darüber treffen; es sei besser, bei der Darstellung der
Abendmahlslehre statt des den Vätern bis zum 12. Jahrh. fremden
und erst in den peripatetischen Schulen aufgekommenen Ausdruckes
accidentia die Bezeichnung species anzuwenden. Fabroni berichtet
weiter, Cap. habe eine Vertheidigung geschrieben, die man in Eom
als genügend angesehen und die selbst Cloche befriedigt habe, und
Prosper Lambertini habe gesagt, Gap. sei nur unvorsichtig gewesen
in der Vertheidigung von Ansichten, die damals in Italien unerhört
gewesen seien, 30 Jahre später aber nicht nur ohne Gefahr, son-
dern auch cum aliqua laude hätten vertheidigt werden können^).
Die Conclusiones blieben aber im Index. Cap. wurde 1690 Secre-
tär des Serviten-Generals, gelangte später zu anderen Ordensämtem
und wurde sogar Consultor Indicis. Fs kamen aber noch einige
andere Sachen von ihm in den Index, wo sie freilich nicht unter
seinem Namen stehen. Der Grossherzog Cosimo III. war ein be-
sonderer Verehrer des h. Crescius und seiner Genossen, hatte eine
Kirche derselben restauriren lassen und veranlasste die Veröffent-
lichung von Acta passionis SS. Crescii et Soc. Martyrum ex mss.
codd. biblioth. Mediceo - Laurent., Metrop. Eccl. Flor, et Sapienüae
Rom. nunc primum edita et a Jac. Laderchio Congr. Oratorii Urbis
Presbytero asserta et illustrata, Flor. 1707, Fol. Capassi hatte La-
derchi schon 1706 gesagt, er halte diese Acten für sehr unzuver-
lässig, und schrieb nach dem Erscheinen des Buches in demselben
Sinne an Fontanini. Dieser Brief kam in Laderchi's Hände und er
Hess ihn mit einer Entgegnung drucken: Lettera ad un Cavaliere
1) M. Germaiu schrieb 20. Juni 1688 an Magliabechi: Je porte
compassion au P. Capassi, II faut etre sage et ne s'exposer pas k une dis-
grace par une demangeaison d'ecrire ce qa'on doit prevoir quMl deplaira.
II ne tiendrait qu'ä nous de bien publier des affaires que nous avons
tireea de differents endroits, niais l'interet comraun de PEglise et le notre
en particulier nous fera toujours taire, quand il sera dangereux de parier
et de se produire.
6. Capasri. J. Laderchi. H. Serry. 481
Fioreatino devoto de* santi martiri Cresci e compagni in risposta di
^lella scritta dal P. Fr. G-herardo Capassi deir Ordine dei Servi di
Maria a Giasto Fontanini contro gli atti de^ medesimi santi, dati alla Ince
da Giae. Laderchi . . . Cap. antwortete sehr scharf in Nagae Laderchia-
nae in epistola ad eqnitem Florentinum sab nomine et sine nomine
Petri Donati Polydori (so hatte Laderchi den Oavaliere genannt)
Tulgata, Centaria prima, accnrante M. Antonio Gatto J. C, Genua
17Q9 (eine Centaria 2. ist nicht erschienen). Beide Schriften wur-
den 1712 von der Inq. verb. In Florenz worden die Nagae im
Sept. 1709 anf Befehl des Grossherzogs verbrannt und Cap. verlor
tein Amt als Theologe des Grossherzogs and des Cardinais Medici ^).
In Rom nahm man das Verbrennen des Baches, worüber der h.
Stahl noch kein ürtheil gefällt, übel. Cap. ging Ende 1709 nach
Bom and wnrde dort Theologe der Cardinäle Imperiali nnd Conti.
& wurden abfallige mündliche and briefliche Bemerkungen über
die Bulle ünigenitus von ihm bekannt; um sich zu rehabilitiren,
sehrieb er auf Veranlassung des Card. Imperiali eine Widerlegung
QBes französischen Briefes, worin Clemens XL gerathen wurde,
Erklämngen zu der Bulle zu geben. Als Card. Conti als Innocenz
Xin. Papst geworden, hiess es, er werde Cap. zu seinem Theologen
machen, und die Gegner der Bulle knüpften daran Hoffnungen ;
aber seine Feinde, namentlich die Cardin&le Corsini und de Giudice,
hintertrieben nicht nur seine Ernennung, sondern hätten ihn auch
in einen Inquisitionsprocess verwickelt, — auch die Thesen von
1688 wurden damals wieder hervorgesucht, — wenn nicht der Papst
and Msgr. Lambertini ihn geschützt hätten. Innocenz XIII. fragte
ihn mehrfach um Rath und veranlasste ihn, die (nicht gedruckten)
Eifleraioni d'nn religioso divotissimo della S. Sede sopra un modo
di levare li occorrenti dissidii per la constit. Ünigenitus zu schrei-
ben. Aucli bei Benedict XIII. stand er in Gunst, f 1737.
Von dem gelehrten Dominicaner Jac. Hyacinthus Serry, geb.
1659 ZQ Toulon, seit 1697 Professor in Padua, f 1738, wurde die
Gk«chichte der Congregationes de auxiliis nur in Spanien (1701),
nicht in Rom verb. (S. 308). Das erste Buch, welches in den Rom.
Index kam, sind die Exercitationes historicae, criticae, polemicae de
Christo ejusque virgine matre, quibus judaeorum errores de pro-
ndsso sibi liberatore nova methodo refelluntur, christianae religionis
mysteria omnia ad certam historiae fidem exiguntur, explicantur,
defendnntur, habitae in academia Patavina . . . Yen. 1719, 4. (schlech-
ter Na.chdruck Mailand 1719), von der Inq. verb. 1722. Da er
wegen dieses Buches und des Verbotes auch bei den Yenetianischen
Behörden verdächtigt und ihm in Folge davon eine Gehaltserhöhung
1) Weiteres über den Streit bei Fabroni 7, 236. 210. Villarosa,
Seritt. Filipp. p. 151. Muratori, Lettere ined., p. 236. Clar. Yen. adMagliab.
Epp. p. 263. 292. Von der Lettera erschien eine expurgirte Ausgabe:
Lettara ... in risposta ad alcune difficoltä e dubbiezze motivnte contro
f^ atti . . . Vgl. J. M. Thomasii opera 7, 406.
L
482 Katholische Theologen.
yorenthalten wurde ^), schrieb er 1726 eine Yertheidigung: Difeea
del libro intit. Exercitationes . . . per la condanna segnita di detto
libro, scritta dal medesimo autore e presentata alk S. E. i Befor-
matori dello studio di Padova, erst 1 755 gedruckt, Padua (Lugano ?),
20 S. 4. (Storia lett. 13, 356), abgedr. in den Opera omnia, Lugd.
1770, m, 283; von den Exercitationes ist in den Opera III, 1
eine Umarbeitung abgedruckt, die Serry im Manuscript hinterlassen.
Er sagt darin, er habe die Verdammung dem Card. Fabroni zu ver-
danken, der ihm wegen eines andern Buches, für dessen Verfasser
er ihn mit Unrecht gehalten, feind gewesen sei; der Cardinal habe
aber, obschon er in der Inquisition dominirt habe, nicht durchsetzen
können, dass man irgendwelche Sätze seines Buches für ketzerisch
oder irrig erklärt habe. „Nun weiss aber jeder, fährt er fort, der
die Praxis der Köm. Curie kennt, dass Verbote von Büchern, bei
denen nicht die Qualifioation ketzerisch oder irrig angewendet wird,
namentlich von Büchern über Geschichte und Kritik, in Rom so ge-
wöhnlich sind und aus so unbedeutenden Gründen erfolgen, dass ein
Schriftsteller, dem dergleichen passirt, dadurch wenig oder nichts
von seinem Ansehen bei den Gelehrten und Einsichtigen yerliert,
weil man weiss, dass Rom in solchen Fällen nichts censnrirt als
die unerbittliche Strenge, mit welcher kritische Geschichtschreiber
von gutem Geschmack die herrschenden Meinungen und Vorartheile
des unwissenden Volkes bekämpfen müssen.'' Weiter berichtet er:
er habe einen bei Benedict XIII. sehr angesehenen Mann gebeten,
ihm das Gutachten des Serviten Pieri zu verschaffen, auf welches
hin die Inquisition sein Buch verboten habe, damit er dieses danach
corrigiren könne; derselbe habe ihm geantwortet, das gehe nicht
an, habe ihm aber einige Hauptpunkte angegeben: er habe bestrit*
ten, dass die Eltern Mariae Joachim und Anna geheissen und dass
der Heiland nach der Auferstehung zuerst seiner Mutter und dann
erst der Maria Magdalena erschienen sei. Er habe diese Ansichten
vertheidigt und darauf einen zweiten Brief vom 8. Juni 1726 er-
halten, worin ihm gesagt worden sei, der stilo mordace, in dem er
Baronius u. a. angegriffen, habe am meisten Anstoss erregt. Sehr
scharf hatte er auch die Maria von Agreda angegriffen. Die legen-
darischen Elemente in den gewöhnlichen Darstellungen des Lebens
Jesu und Mariae vertheidigte gegen Serry Ant. Sandini, Prof. im
Seminar zu Padua, in der Historia sacrae familiae ex antiquis monu-
mentis collecta, Padua 1734. Serry antwortete in den Animadversio-
nes anticriticae in Hist. ab Ant. Sandini novissime scriptam, Paris
1 735, 8., die nicht verb. sind ^).
1) Cecchetti, Repubbl. di Ven. 2, 258 berichtet: der Venetianische
Senat habe 1722 ohne Mitwirkung der Inquisition und ohne dass ein
Römisches Verbot vorgelegen, das Buch verboten, weil es zwar keine
Ketzereien, aber punti controversi d'istoria sacra enthalten habe!
2) Storia lett. 13, 856 wird noch erwähnt Matthaei Basiie Archiep.
Panormit adv. Exercitationes H. Serry, accurante Jac. BaRÜe S. J., fratns
filio, Neapel 1755, worin ausser den Namen Joachim und Anna auch die
M. Amatns a. a. Italiener. 433
ICicliaelis Amati, Presbyteri Neapolitani, de piecium atqae
arimin esus eonsuetndiDe apnd quosdam cbristifideles in antepasobali
jejuaio, quem memorat Soor. 1. 5. snae bistoriae, dissertatio bisto-
rieo-philologica, Neapel 1723, verb. 1737. In den M6m. de Trev.
1724, 1107 wird darüber bericbtet: in einem Kloster zn Neapel
seien in der Fastenzeit selectissimae alitnm species aufgetragen wor-
den nnd Streit darüber entstanden, ob dieses erlaubt sei. M. d*A-
nato (1682 — 1729; er bat nocb einige andere Dissertationen ge-
sehrieben, war königlicber Kaplan nnd Batbgeber des Yicekönigs
bei den Streitigkeiten mit Clemens XI.; Mazzncb.) sei beauftragt
worden, die Sacbe zu untersucben; er berufe sieb darauf, dass nacb
Soer. 5y 22 ; Kiceph. 12, 34 im Altertbum Vögel als Fastenspeise
angesehen worden seien, dass der b. Benedict seinen Möncben den
GenuBS des Fleisches von Vierfösslern, aber nicbt von Vögeln ver-
boten, und dass aucb in anderen Orden wenigstens Wasservögel
ak Fastenepeise angeseben würden; natürlich feblt aucb nicbt die
Beruf ang auf Gren. 1, 20 1).
Andere, mir nicbt bekannte und jedenfalls nicbt bedeutende
italienische Schriften stoben im Index unter Fr. Benvenuti, Fil. M.
Bonini, Bern, a Bononia (Capuciner), P. Bozi, Salv. Cadana (Mino-
rit), P. Ciof&us, St. Consalvi, Ant. Cam. Leoni, Pbilibertus Mar-
ehinuB (Bamabit, Hurter 1, 507), Carolus Mazzius (Priester in Flo-
renz, mit . Mabillon befreundet, f 1689 ; Marc magnum sacramenti
matrimonii in exiguo, Ven. 1686, Fol., verb. 1700; Bayle, Oeuvres
1, 720), Carlo Ant. Muratore, J. B. Pasquali, P. Bossetto, G. Sa-
limbeni, J. D. Sanctorius, Castorius Soranus, Placidus de Titis (Oli-
vetaner), M. da Veglia, J. M. Velmatius, Jac. Viviani, Ant. Zerola
(Bischof von Minori, Praxis episcopalis, mit d. c. verb., Scbulte 3,
1, 464), — femer unter Catecbesi, Compendio, Instruttione, Rifles-
eioni intomo ecc., Eitratto di Cristo.
M. Germain bericbtet im J. 1685 (Val6ry 1, 135) aus Kom
ober ein Bucb, welcbes unterdrückt wurde, aber nicht im Index
steht: „Ich habe ein Buch gesehen, welcbes den lateinischen Titel:
„von dem doppelten Martyrium der italienischen Bischöfe^' hat (De
duplici agone martyrii?). Die Herabsetzung derselben, die Demütbi-
gungen, denen man sie unterwirft, die Pensionen, die man ihnen
aufladet, die Entziehung der canonischen Gerichtsbarkeit u. s. w.
Verden darin lebhaft geschildert. Das Buch enthält auch einiges
ober das eigentliche Martyrium, und das bat die Censoren verleitet,
die Dmckerlaubniss zu geben. Aber Leute, die scharfsichtiger
sind als sie, haben gemerkt, dass der Verfasser, ein Neapolitanischer
L^enden von deren langer Unfruchtbarkeit, von der Opferung Mariae,
Uirer Verlobiing im 14. oder 15. Jahre a. s. w. und die Vorstellungen,
<k3s Ochs und Esel an der Krippe standen, dass die Magier drei Könige
waren, u. dgl. gegen Serry vertheiiligt werden.
1) Reuscb, Bibel und Natur S. 100. Eine ausführliche casuistische
Erörterung über diese wichtige Materie, die Abbe Craisson 1877 veröffeDt-
liebt, 8. Deutscher Merkur 1877, 111.
B«iiaeh, Index IL 28
434 J. B. t^oza und Th. Raynaud.
Bischof aus dem Ordensstande, unter der Hand Dinge sagt, welche
die Curie graviren. Damm ist das Buch unterdrückt worden. Die
französischen Bischöfe dürfen sich wohl, wie einer von ihnen früher
gethan hahen soll, Päpste ihrer Diöcesen nennen, wenn sie sich mit
den italienischen vergleichen, die ein einfacher Prälat der Curie pro-
cessiren und absetzen kann." — In J. M. Thomasii Opera, Rom
1754, VII, 198 sind Osservazioni (von einem von der Inq. oder der
Index-Congr. bestellten Censor) über die Dottrina cristiana (eine Art
von Catechismus) von Ottavio Imberti della Congr. della dottr.
crist. d'Avignon, Viterbo 1710, und Riflessioni von Tomasi über
diese Censur abgedruckt. Tomas! rechtfertigt oder entschuldigt die
beanstandeten Stellen und ihm wird es also Imberti zu verdanken
haben, dass er nicht in den Index gekommen. — Von Msgr.
Gr. B. de Luca berichtet der französische Gesandte Duc d^fistries
1678, der Druck eines kirchenrechtlichen Buches, welches er unter
dem Titel Miscellanea herausgeben wollte, sei verboten worden,
weil er und die Cardinäle der Inquisition Klage geführt. 1681
war die Rede davon, die Inq. wolle zwei Bücher von ihm ver-
bieten. De Luca wurde aber noch in demselben Jahre Cardinal,
t 1683 (Michaud 1, 451; 4, 158).
50. J. B. Poza nnd Th. Raynaad.
Diese beiden Jesuiten verdienen in der Geschichte des Index
in einem besondern Paragraphen besprochen zu werden, nicht
nur wegen des Charakters der von ihnen verbotenen Schriften,
sondern namentlich wegen der Verhandlungen, die das Verbot
derselben veranlasste. Von Juan Batista Poza aus Bilboa,
t 1660, wurde 1628 das 1626 zu Alcala gedruckte Elueidarium
Deiparae verboten, vielleicht das schlechteste unter den vielen
schlechten Büchern über die h. Maria (§ 35). Poza remonstrirte
gegen das Verbot in einer solchen Weise, dass 1632 alle seine
Schriften verboten wurden. In seiner Opposition gegen die
Index-Congregation fand er einen Rückhalt bei der spanischen
Inquisition, welche nicht nur das Römische Verbot nicht pab-
licirte, sondern Poza's Buch expurgirt freigab. •— Theophile
Raynaud, geb. 1583 zu Sospello bei Nizza, seit 1602 Jesuit, f 1663,
war ein talentvoller, gelehrter und fruchtbarer Schriftsteller.
Mit der Index-Congregation kam er zuerst wegen einer bittern
Satire gegen die Gnadenlehre der Dominicaner in Conflict(S. 305),
dann 1646 wegen der Vertheidigung der Ansicht, die in Folge
.1. B. Posa.
435
der Verpfleg^ong von Pestkranken Geutorbenen seien als Märtyrer
anzusehen, nnd mregen anderer barocker Thesen, die er aufzu-
stellen liebte. 1659 wurde eine Schrift Raynauds über die
kirehliehen Btteherverbote verboten. Er veröffentlichte darauf
pseadonym eine scharfe Satire auf die die Inquisition und Index-
Congregation beherrschenden Dominicaner. Dieselbe wurde so-
fort Terboteu^ bald darauf aber auch zwei ebenso scharfe Ent-
gepnngen der Dominicaner. Ausserdem kamen noch zwei
pseadonyme Vertheidigungen des Fr. Suarez von Raynaud in
den Index (S- 311. 405). Vom J. 1665 an erschien zu Lyon, von Ray-
naud selbst noch begonnen, von seinem Ordensgeno'rsen Bertet
Tollendet, eine Gesammtausgabe seiner Werke in 19 Foliobänden,
k diese wurden natürlich die verbotenen Schriften nicht auf-
genommen; aber 1669 veröffentlichten die Jesuiten mit einem
fiüsohen Drackorte einen 20. Band unter dem Titel Apopom-
paeos (der Stindenbock, Lev. 16, 10), in welchem die verbotenen
Bficher mit einigen nicht verbotenen sauber zusammengedruckt
sind. Der Band wurde 1672 verboten^).
1. Das Buch von Poza heisst: Eiucidarium Deiparae auctore
Jo. Paza S. J. Cantabro in Coli. Complut. S. Th. Prof. Praevius
Explorator, majori ex parte pugnax et contentiosus. De chronogra-
pliia et geographia mysteiiorum Virginia 1. 1. De re paterna 1. 2.
De corpore Virginia 1. 3. Sapplementum pro definiendo immaculato
conceptu 1. 4. Compluti 1626, Fol. (Lugd. 1627* 1250 S. 4.). Daß
Bach ist von dem Provincial Lud. de Palma approbirt. In der Vor-
rede wird ein 2. Band in Aussicht gestellt, der Possessor pacatus,
ioridiLB et mysticus heissen und in 4 Büchern de multiplici mater-
nitate, de virtutibus, gestis et eventibus, de sanctitate, morte, fune-
ralibas et gloria und de singalaribas et iiniversalibus praerogativis
handeln sollte. Zur Begründung des oben ausgesprochenen Urtheils
müssen einige Scandalosa ans dem Buche mitgetbeilt werden (man
braucht zu diesem Zwecke nicht das Buch selbst, sondern nur die
Expnrgation bei Sot. zu lesen). L. 2, tr. 4 wird behauptet: Mira-
culosior est conceptio Mariae quam Jesu, si non consideretur hypo-
1) Cret.-J. sagt 8, 338: Card. Richelieu habe Raynaud gewinnen
wollen, um ihn gegen die spanischen und deutscheu Anfeindungen wegen
»einer politischen Verbindung mit Protestanten (S. 203) zu vertheidigen,
nnd er habe ihn. da er darauf nicht einging, verfolgt; einige Jahre später
habe er das Bisthum Genf abgelehnt. 4, 209 sagt er von Raynaud: II lui
fallait du bruit et de Teclat, du mouvement et de la dispute. Doue des
▼ertns du religieux, il n'apparaissait dans le luonde que pour envenimer
les querelles. Vgl. (Joly), Remaniuos orit. sin* le Dict. de Bayle, 1752,
p. 650.
486 J. fi. Poza und Tk. Raynaud.
statica unio et qnod miraculnm accidit in partu Salvatoris; tr. 5
wird die Frage behandelt : An Maria fuerit pater et mater sive ma-
tripater Jesu, und u. a. behauptet: Maria patemum simul et matemum
concursum praestitit ut matripater ad formationem Jesu. Femer
notirt Sot. noch u. a. folgende Sätze: Anna et Joachimus nuUam
levissimam culpam commiserunt, ... in utero materno ab injuria
originali mundantur, . . . quoad internam sanetitatem apostolis prae-
ponendi; Maria in ventre matris nutriebatur ore et non more aliorum
puerorum; corpora Deiparae et Jesu ab instanti conceptionis fnisse
praedita ossibus, nervis et partibus carneis; Maria ex miraculo fnit
femina; nunquam muliebria passa est aut fluxiones menstrnas ex-
perta. Die üeberschriften von L. 3, tr. 18 — 20 lauten: Maria de
suo corpore nutrit humanuni genus in eucbaristia. De iis quae ha-
bent ex Deiparae lacte et sanguine capilli Christi in euch. De ma-
teria laotis et sanguinis Deiparae permanente sub membris Jesu in
euch.
Der Nuncius in Madrid bemühte sich yergebens, die Publication
des Eömischen Verbotes des Elucidarium von 1628 in Spanien zu
erwirken. Die Inquisition behielt sich eine selbständige Prüfung
des Buches vor. Sie wollte 1631 Poza sogar zum Qualificator er-
nennen, was der Nuncius denn doch durch die Hinweisung auf das
Römische Verbot hintertrieb. In Belgien forderte der Nuncius den
Erzbischof von Mecheln auf, das Römische Verbot zu publiciren ; die
Infantin Isabella Clara Eugenia aber hefahl diesem 7. Jan. 1633,
die Puhlication zu verschieben, bis sie von Madrid Weisungen ein*
geholt haben werde ^). Die Gutachten, welche im Auftrage der In-
quisition 1629 — 1633 von spanischen Theologen abgegeben wurden,
fielen grossentheils ungünstig für Poza aus. Von mehreren der-
selben wusste er sich Abschriften zu verschaffen; er schrieb Ent-
gegnungen darauf und Hess diese drucken^). Auch zwei an Urban
VIII. gerichtete Vertheidigungen gegen das Römische Verbot wurden
1631 gedruckt: Sanctissimo Domino Nostro ürbano Papae VIII.
Natio et cognatio Cantabrica Jo. Baptistae Poza e Soc. J. in causa
judiciali tomi primi Elucidarii (anfangend mit den Worten : Beatissime
Pater, Cantabricum dominium et cognatio Jo. B. Poza e Soc. J. ad
pedes V. S. abjecti partes judicialis defensionis tomi 1. Eluc. nitro
suscipiunt), und S. D. N. ürbano P. VIII. Cognatio Cantabrica J.
B. Poza e Soc. J. in causa judiciali tomi 1. Eluc. (anfangend: Bea-
tissime pater, Dr. D. Jo. de Uribe y Tarza nomine cognationis Can-
tabricae Jo. B. Poza e Soc. J. ad pedes V. S. abjectus partes jud.
def. tomi 1. Eluc. nitro suscipit). In der ersten dieser Schriften
wird u. a. gesagt: Poza habe allen Respect (omnem urbanitatem et
reverentiam impendit) vor den Magistri S. Pal. und allen Dienern
1) Appendix zu dem Suppl. ad Opp. v. Espen, 1768, p. S2.
2) Bei Seabra 2, 518 ist ein von einem Jesuiten, wahrscheinlich
von Poza selbst vorfasster Bericht Do lo sucedido con la Inquisicion de
Espafia sobre ei tomo I. del Elucidario y Apologia abgedruckt.
J. B. Poza. 437
des apostolischen Stuhles, aber wenn es sieh um die Entscheidung
iber Lehren handle, dürfe er seine Einreden und Yertheidigungen
gegen alle Personen und G-erichte dem obersten Statthaltej Christi
Tortragen, da nar der h. Stuhl die unfehlbare Kegel der Wahrheit
lei; man habe ihm Geringschätzung der h. Väter vorgeworfen; die
Kirchenväter und Scholastiker habe er mit der Intention durchge-
lesen, sie alle dem h. Stuhle unterzuordnen und zu zeigen, dass ihre
Autorität ohne die Approbation dieses h. Stuhles gering sei, so dass
der apostolische Thron auch eine Lehre [die von der Immaculata
Conceptio], die das G^gentheil der Ansicht nicht weniger von den
Lehrern der alten Kirche sei, unbedenklich definiren könne; auch
Card. Bellarmin sei durch die Intriguen der Angeber und Censoren
m den Index gekommen, aber durch Gottes Yorsehung befreit wor-
den; die Censuren der Komischen Theologen über Poza's Buch, —
sie werden einmal scelestae genannt, — verdienten scharfen Tadel
imd müssten, wenn sie gedruckt würden, expurgirt werden ; der
Papst möge sich doch an Apg. 25, 16 erinnern: Non est Komanis
eonsuetndo damnare aliquem hominem, priusquam is, qui accusatur,
praesentes habeat accusatores locumque defendendi accipiat. Uebri-
gens wird dem Papste ganz ruhig ins Gesicht gesagt: Die Index*-
Gongr. habe in Spanien und in den spanischen Gebieten, Indien und
Bieüien, keine Jurisdiction, und die Spanier beanspruchten für ihre
Inquisition das Kecht, auch diejenigen Bttcher, die von den Trienter
7äem and anderen Tribunalen oder Congregationen verboten wor-
den, unter Umständen freizugeben oder nochmals zu prüfen und zu
expur^ren ^).
Das konnte man sich in Kom doch nicht bieten lassen. In
einem Decrete der Index*Congr. vom 9. Sept. 1632 (Alex. No. 36),
welches sich nur mit Poza beschäftigt, werden seine sämmtlichen
Werke verboten, speciell die beiden an Urban VIII. gerichteten
Schriften, ein Memorial a los juezes de la verdad y dootrina [nach
Sot. Barcelona 1626], dasselbe lateinisch, ein libellus sine titulo,
cujus initium: El Doctor Don Juan de Uribe j Yarza [bei Sot. y
Ar^a] en su nombre y en el de los parientes y deudos del P. J.
B. Poza de la Comp, de Jesus [bei Sot. werden zwei mit diesen
Worten beginnende an den König von Spanien gerichtete Denk-
schriften verzeichnet], und alle anderen Tractate, Apologleen, Infor-
mationen, Bittschriften und sonstigen Schriften zur Yertheidigung
des Elacidarium oder der Lehre des besagten Poza, gedruckte und
kaodschriftliche. — Seit Ben. wird im Index nur das Elucidarium
einzeln genannt, dann nicht, wie in dem Decrete opera omnia, son-
1) Diese Auszüge gibt Gibbings, An exact reprint etc. p. 63. Gegen
den Vorwurf, er trage ganz neue Lehren vor, beruft eich Poza auf die
Ton der Synode von Constantinopel von 536 citirte Bibelstelle (Sir. 25, 9) :
Beatus qui praedicat verbum inaudituni. So steht allerdings in älteren
Conciliensammlungen. Natürlich ist aber zu lesen: praedicat in auditum
(6 diJuyovfAtvoi itg tprtt axovovraiv, Vulg. V. 12: qui enarrat jastitiam auri
aadienti).
438 J. B. PoxH und Th. Raynaud.
dem nur „alle Tractate" u. 8. w. — In den spanischen Indices von
1632 (von Zapata) und von 1640 (von Sot.) steht Poza nicht; erst
in einem Supplement zu letzterm, welches auch 1640 oder bald
darauf gedruckt zu sein scheint (in dem Nachdruck von 1667 p. 989),
wird das Elucidarium expurgirt und werden die in dem Römischen
Decrete von 1632 verzeichneten Apologieen verboten donec prodeat
expurgatio, ausserdem noch ein Quartheft: Primeras lecciones que
por la catedra de placitis philosoph. etc. (nach Bäcker schon 1612
zu Madrid gedruckt). — Poza wurde nun auch seiner Aemter ent-
setzt; er verlebte seine letzten Jahre im Colleg zu Cuenca
(Back er 5, 588). Es scheint ihm auch das Schriftstellern verboten
worden zu sein; wenigstens werden keine nach 1640 erschienene
Schriften von ihm genannt. — Es ist bemerken swerth, dass Sot. bei
Poza auch vieles streicht, was auf die Immac. Conc. Bezug hat; so
die Bezeichnung der Lehre der Dominicaner als sententia non pia
statt minus pia, die Behauptung, opinionem piam de Conc. plena,
propria et absoluta canonizatione decretam esse quoad veritatem et
sanctitatem illius ex vi decreti Gregorii XY., die Deduction, Mariani
non potuisse contrahere culpam originalem nee debitum illius, und
die Abschnitte, in denen er beweisen will, die die Imm. Conc. bestrei-
tenden Stellen bei Thomas von Aquin seien unterschoben.
Im J. 1633 erschien in Mailand: Actio haeresis in Societatem
Jesu. Epiphaneia et plerophoria Magistri Francisci Reales (mit Ap-
probation der Inquisition, des Erzbischofs und des Senates von Mai-
land). Der Verfasser, ein spanischer Priester, der früher Professor
in Salamanca und Lehrer des Infanten Ferdinand gewesen, in Mai-
land, wie es scheint, mit Scioppius bekannt geworden war, sagt: er
habe Poza von Anfang an offen bekämpft, ihn auch bei der Inqui-
sition förmlich denuncirt; da dessen Schriften jetzt in Rom, gleich-
wohl aber noch immer nicht in Spanien verboten worden, und Pokr
und seine Parteigen osssen fortführen, durch Apologieen und Libelle
die Kömischen und die spanischen Censoren zu verhöhnen, so trete
er als der am heftigsten Angegriffene mit dieser öffentlichen
Anklage auf, — er wendet sich damit an den Papst, den Kaiser,
die Könige, Fürsten u. s. w., — und zwar nicht bloss gegen Poza,
sondern auch gegen die Jesuiten, die ihn noch immer dociren Hessen
und durch viele Schriften, die sie überall unentgeltlich vertheilten,
vertheidigten. Diese Schrift wurde von der span. Inquisition am
30. Juni 1634 (zugleich mit den Monita secreta) verboten, also
mindestens 6 Jahre früher als Poza's Buch, 1665 auch in Rom als
Anhang zu der Relatio von Vargas (S. 289)^). Bei Vargas findet
1) Die Actio haeresis ist auch in des Henr. a S. Ignatio Tuba I,
331 — 844 und im 4. Bande von Mariales' Bibliotheca (1660) abgedruckt.
Das Decret der span. Inquisition befindet sich im Münohent^r Reichsarchiv;
vgl. Friedrich, Beitr. zur Gesch. des Jesuiten-0. S. 5. Reales wurde in
Folge der Klagen der Jesuiten von dem Cardinal-lnfanten entlassen und
später von Philipp IL aus Spanien verbannt. Haylenbroucq, Yindicationes
alterac p. 30. — Quctif 2, 558 erwähnt eine ächrift des Dominicaners Jo.
J. B. Poza. A. de Var^s. 489
och auch (p. 106 und p. 35) eine kurze, nicht Honderlicb witzige
Satire aaf Poza in der Form einer Parodie des apostoliechen Syni-
boloms: Societatis Jesu noviim fidel symbolnm in Hinpania promnl-
eatsm: Credo in duos Deos, quomm nnns filii pater et mater e^t
metaphorice in generatione aetema, alter metaphorice mater et pater
est in generatione temporali, cui coneeqaens est, nt tarn Deo Patri
qaam B. Virgin! nomen matripater conveniat etc. (Die dahinter
fteliende Censura in symbolnm apostolorum hängt nicht mit Poza
zusammen, S. 38^.
In dem Decrete Alex. No. 85 steht hinter der Relatio von
Vargas: item tres libelli hnio annexi, und als diese werden genannt
die Actio von Roales, Soc. Jesu novnm fidei symbolnm und Sedis
ipo«tolicae cenmra prima adv. novam, falsara, impiam et haereti-
cam Soc. Jesu doctrinam nuper in Hispania publicatam. Unter
dieser Ueberschrift steht p. 90 und 91 nicht« anderes als das Index-
Decret von 1632 gegen Poza, welches man doch nur aus reiner
Gedankenlosigkeit verbieten und bis jetzt im Index belassen konnte,
wenn man nicht bloss die Ueberschrift hat verbieten wollen. Die
tres libelli werden übrigens auf dem Titelblatte nicht genannt und
«nd nicht mit besonderer Paginirung beigedruckt. Seit Ben. werden
Bie irrthnmlich als besondere Schriften von y^||*gas aufgeführt.
Im Span. Index wird von einem Dr. Juan del Espino ausser
anderen papeles eine Acnsacion publica contra la doctrina del P^luci-
dario verb. Es ist ohne Zweifel der Ex-Carmeliter Spinus, dem die
Je$aiiten auch die span. Uebersetzung der Monita secreta zuschrieben
(H. 281). Weder im Bömischen noch im spanischen Index stehen
(sie fallen aber unter das allgemeine Verbot der Index-Congr. vom
J. 1632): Votum Piatonis de examine librorum, Caesaraugustae
1639, — nach Bäcker unter dem Namen Antonius de Saura von
Poza herausgegeben, auch von Raynaud, Apop. p. 70 als von
Poza verfasst citirt, — und Opuscnlum de gestis circa doctrinas et
iibros a temporibus Ezechiae regis usque ad annum 1632^). In
letzerm werden in chronologischer Ordnung wirkliche oder erdich-
tete Thatsaehen, *die mit der Censnr von Büchern zusammenhangen,
zusammengestellt und daran kurze Reflexionen angeknüpft. So im
Anfange: Einige dem Salomo zugeschriebene Bücher, wie ein Buch
über die Grenien und eine Hygromantie wurden von dem König
Ezechiae verbrannt, wie Glycas nach Eusebius berichtet. Denn bei
der Vernichtung schädlicher Bücher hat keine Rücksicht der Person
zu gelten. — Manche dieser Notizen sind nicht ohne Interesse, z. B. :
Das Gonstanzer Concil, obschon ein allgemeines, wird bezüglich
seiner Behauptungen über die AuctoritÜt eines allgemeinen Concils
Alph. Baptista gegen Poza : Apologia por la autoridad de los doctorus du
la iglesia y sanctos padres contra un Memorial intit. A los juezes de la
verdad y doctrina, Saragossa 1628, von Jo. Paulus Nazarius 0. P. ins
Lateinische übersetzt.
1) Abgedruckt bei Seabra 2, 518—568. Giannone, Opere 12 (post. 1),
491 gibt einige Auszüge daraus.
440 J. B. Poza und Th. Eaynaad.
über den Papst von dem Florenzer und den Lateran-Goncilien ver-
worfen. Keine Synode oder Congregation kann es bindern, dass
ungerecbte Decrete oder falscbe Censuren über Lehren von dem
apostoliscben Stahle cassirt werden; denn die Päpste verdammen
auch die Irrthümer der allgemeinen Concilien (S. 552). Was in den
Schriften von Katholiken zu expurgiren ist, muss einzeln angegeben
werden, namentlich wenn die Verdammung einer Schrift in katholi-
schen Ländern keinen Beifall findet (S. 526). Der Bischof Virgi-
lius behauptete die Existenz von Antipoden und^wurde von P. Za-
charias dafür excommunicirt. Dieses und andere Beispiele lehren,
dass man in Rom keine Anklagen wegen naturwissenschaftlicher,
philosophischer und medicinischer Controversen annehmen sollte, und
dass man Eömischen Entscheidungen mitunter mit gebührendem Ge-
horsam widersprechen darf, zumal wenn sie sich nicht auf solche
Wahrheiten beziehen, für welche Christus gestorben ist (S. 539).
In dem Trienter Index stehen keine spanischen Schriftsteller, in dem
von Clemens YIII. nur solche, die vorher von der spanischen Inq.
verdammt worden oder wie Jo. de Eoa später von ihr verdammt
wurden ; bis zum Ende des Pontificates Pauls V. hat die Index-Congr.
kein spanisches Buch verboten (S. 566).
1634 wurde eyi Schriftchen verb., welches 1631* in Rom mit
Approbation des Mag. S. Pal. gedruckt war: Prattica per ajutare a
ben morire anco per quelli, che solo sanno leggere, e per imparare
a ben vivere da quello, che occorre e si deve fare nel t«mpo della
morte. Composta dal P. Gio. Batt. de Yilela della Comp, di 6.,
282 S. 16. In der Vorrede sagt der Verfasser, er habe diese
Sammlung von Belehrungen und Gebeten für Kranke ursprünglich
spanisch herausgegeben auf den Wunsch des Grosscomthurs von
Aragonien Don Juan de Vilela (wohl eines Verwandten), der sie
dann in Biscaya habe verbreiten lassen. Im span. Index steht das
Büchlein nicht. Nach Backer ist es auch ins Lateinische übersetzt
(Praxis juvandi etc.), Wien 1634 und 1714. Nach den Angaben
von Th. Raynaud und Casalas (p. 592) ist das Sohriftchen verboten
worden, weil darin einiges aus Poza abgeschrieben war. Es wird
eine neue Ausgabe von dessen Practica de ayudar a morir, Madrid
1619, sein.
Es gereicht den Jesuiten nicht zur Ehre, dass sie ein enfant
terrible wie Poza nicht sofort entschieden desavouirt haben. Th.
Raynaud hält in seiner Schrift gegen die Dominicaner (bei Casalas
p. 459. 592) diesen vor: sie hätten Poza, einen Mann von ausge-
zeichneter Begabung und Gelehrsamkeit, schlimmer als Luther und
Calvin infamirt und sprächen noch immer von ihm in den härtesten
Ausdrücken, während er doch in drei kräftigen Apologieen seine
Lehre begründet und nachgewiesen, dass er nichts gesagt habe,
was nicht vor ihm ein Dominicaner gelehrt; sein Hauptverbrecfaen
sei in den Augen der Dominicaner der von ihm geführte Beweis,
dass sie die Schriften des h. Thomas und andere gefälscht hätten.
Und Hon. Fabri, Apolog. 2, 600 erkennt zwar die Gerechtigkeit
des Verbotes der Schriften ' von Poza an, sagt aber: er lehre nichts,
G. B. de Yilela. Th. Raynaud.
441
was dem Grlauben zuwider sei, und fßhrt als seine Verbrechen in
den Augen der Dominicaner noch die Yertheidignng der Immaculata
Gooeeptio an und die Behau ptung, dass die Kirche nicht alle An-
achten des h. Thomas billige. Die neueren Jesuiten scheinen sich
doch Poza's einigermassen zu schämen. Gret.-Joly 3, 276 erwähnt
iba ganz beiläufig, und aus Hurters Nomenciator, in welchem so
fiele ganz unbedeutende Schriftsteller einen Platz gefunden, würde
nan nieht ersehen können, dass es einen Mann Namens Poza ge-
geben, wenn nicht 1, 714 erwähnt wurde, die Prolegomena von des
Dominicaners Xantes Mariales Bihliotheca interpretum ad universam
sammam S. Thomae, Yen. 1660, seien 1662 verb. worden wegen
der zu scharfen Angriffe auf die Lehre des J. B. Poza und seiner
Genossen aus der Gesellschaft Jesu.
2. Die 1646 verbotenen Schriften von Th. Raynaud waren
schon 1620 erschienen: De martyrio per pestem ad martyrium im-
proprium et proprium vulgare comparato Disquisitio theologica,
nnd Error popularis de communione pro mortuis. Gustus operiH,
e« titulus: Heteroclita spiritualia et anomala pietatis^). Beide
Bücher wurden unbedingt verb.; aber nachdem 1659 seine Erote-
mata mit d. o. verb. worden, bat er die Index-Congr. um die £r-
lanbniss, von diesen drei Büchern eine expurgirte Ausgabe zu ver-
anstalten, und um die Mittheilung der nöthigen Aendernngen. Auf
den Antrag des Card. Brancacci und nach Anhörung der Consnltoren
vorde dieses 16. Sept. 1659 bewilligt; aber erst 1664 wurde von
der Index-Congr. eine Zusammenstellung der zu ändernden Stellen
aasgefertigt mit der Erklärung, so corrigirt dürften die drei Bücher
nen gedruckt werden. Die Correction ist bei Catalani, Secr. Ind.
p. 35 und in dem Apop. p. 256 gedruckt, so dass wir wissen, was
das Verbot der Bücher veranlasst hat.
Die Schrift über das Martyrium war dadurch veranlasst, dass
1) Gustus etc. ist seit Ben. in den Indices so gedruckt, als ob es
der Titel eines dritten Buches wäre. Es gehört aber zu dem Titel des
zweiten und soll dieses als eine Probe aus einem grössern Werke be-
zeichnen, welches R. unter dem Titel Heteroclita . . . pietatis [coelestium,
terrestrium et infemorum] herausgeben wollte und wirklich herausge-
geben hat. Er behandelt darin die Auswüchse der Frömmigkeit in Bezug
tof Gott und die Heiligen (ooelestia), die Sacramente und das Wort Gottes
(terrestna) und die Verstorbenen (infema); einen Anhang dazu bilden
die Diptycha Mariana. Dieses Buch ist nioht verb. worden und in den
Opp. 15, 64 abgedruckt. In dem Apop. p. 252 sind ein Gutachten über
das Bach, welches einige Jesuiten 1644 vor dem Drucke desselben im
Auftrage der Ordensoberen darüber abgaben, und eine Antwort Raynauds
aof eine zweite derartige Censur abgedruckt. Die Censoren tadeln u. a.,
dass K, sage, Pfingsten sei nicht bloss ein Fest des h. Geistes, sondern
diieci und in erster Linie das Fest der Gründung der Kirche, und es sei
lapsasend, Gott dafür zu danken, dass er uns nioht als Thiere, sondern
»b Menschen geschaffen. Ausserdem tadeln sie den stacheligen Stil und for-
den die Ausmerzung der vielen derben Ausfälle gegen andere (nicht ge-
Bsimte) Schriftsteller, ne modestia religiosa Sodetatis violata videatur.
442 J. B. Pu%a und Th. Raynaud.
1628 zu Lyon acht Jesuiten bei der Pflege von Pestkranken ange-
steckt i^rorden und gestorben waren. Der Jesnit Grillot hatte von
einem derselben, P. Bouton, gesagt: er sei confessor (er war in
türkischer Gefangenschaft gewesen), doctor, virgo und nun aach
martyr (Prat, P. Coton .3, 706). Raynaud schrieb also seine „theo-
logische Untersuchung," um zu beweisen, dass diejenigen, welche
eines solchen Todes gestorben, Märtyrer im eigentlichen Sinne ge-
nannt werden dürften. (In einer andern Schrift hat er auch be-
wiesen, dass der gute Schacher als Märtyrer gestorben sei; Apop.
]>. 34). R. behauptet (Apop. p. 162. 170), die Dominicaner hätten
das Buch schon 1633 verbieten wollen, um sich für das Buch von
Riviere zu rächen; das Beeret der Index-Congr. sei aber damals
von ürban VIII. nicht bestätigt worden ; nach dessen Tode habe
es der Secretär der Index-Congr., J. B. de Marinis, wieder hervor-
gesucht. In der Censur der Index-Congr. (Apop. p. 256) wird IL
nur aufgegeben, den Titel des Buches etwas zu mo^ificiren, einen
Passus beizufügen des Inhalts : der fragliche Tod sei nicht in dem-
selben Sinne ein Martyrium wie das eigentliche Martyrium, und den
Satz zu streichen: wenn jemand getödtet werde, weil er die pia
sententia de Immaculata Conceptione nicht missbilligen wolle, so sei
er ein Märtyrer. Gleichzeitig mit diesem Buche von R. wurde
auch eines von dem Theatiner Franc. Ant. Sarro, Glorioso trionfo
d'invitta morte di carita emulatrice di vero martirio, Neapel 16%,
verb. — R.'s Buch wurde angegriffen von dem Spanier Thomas
Kurt ad 0 aus dem Orden der Clerici reguläres minores in den Re-
solutiones orthodoxo-morales, scholastioae, historicae de vero, unico
et proprio martyrio fidei sanguine sanctorum violenter effuso rubri-
cato, adv. quorundam nuuvokoyiav de proprio martyrio charitatis et
misericordiae, quibus junguntur digressiones ... de martyrio per
pestem ... de restrictione mentali, Col. 1655, Fol. (Hurter, l,*^!©).
R. antwortete darauf pseudonym: Theologia antiqua de veri mar-
tyrii adaequate sumpti notione, ad spumosam xaivoXoyiay et frago-
sum taratantara Thomae Hurtado Buccaferrei de Seir, iterato vulsi
ac depilati a Leodegario Quintino Heduo, S. T. D., Lugd. 1656.
Dieses Buch wurde 1658 gleichzeitig mit der Schrift für Suarez
(S. 311) verb.^), das von Hurtado erst 1659 und nur mit d. c.
In der zweiten im J. 1646 verbotenen Schrift, Error popala-
1) Es steht im Apop. p. 150. Hier steht p. 219 auoh eine ohne
Zweifei von R. verfasste Apologia pro vero et proprio martyrio per pestem
. . . authore Fr. Jo. de Andrada Septensi« Ord. SS. Trin. Redemptionis
Capt, Provinciae Portu^alliae alunmo et in S. Theol. Prof. emerito ac
ejusdem provinciae modemo Provinciali, mit vielen Approbationen von
Theologen von Coimbra undEvora aus den Jahren 1650—51. -^ Im Apop.
p. 186 steht auch noch eine etwas frühere (nicht verbotene) Streitschrüft
gegen Hurtado über die andere im Texte erwähnte Frage: Thomas Hur-
tado, der. reg. miuor, vulg. Peloso [so nannte man die Mitglieder dieses
Ordens in Spanien] in resolutione controversiae de oomrounione vulsus ac
depilattts a Leod. Quintino Heduo, Lugd. 1656.
Th. Raynaad. A. Sarro. Th. Hurtadu. L. Quintiiius. 443
im ete., will E. beweisen: die für Verstorbene empfangene (für
Seelen im Reinignngsorte aufgeopferte) Conimnnion nütze dj^ Ver-
storbenen nicht viel: ex opero operato könne sie nicht wirksam
•ein; das Gebet als solches nütze den Verstorbenen überhaupt nicht
fiel, das mit der Communion verbundene nicht mehr als das mit
dem Empfange eines andern Sacraments verbundene; was den Ver-
storbenen viel nütze, seien Werke der Genugthuung, die für sie
aofgeopfert würden, und diese seien um so wirksamer, je mehr sie
Bit Anstrengung und Selbstüberwindung^ verbunden seien; das sei
aber die manducatio et susoeptio cibi eucharistici nur in sehr ge-
ringem Grade. Gegen dieses Buch, sagt R. (Apop. p. 137), habe
der Dominicaner Aug. de Belli» geschrieben, weil er gefürchtet
habe, die Theilnahme an der in S. Andrea della Vnlle an jedem
Montag gehaltenen Communionfeicr für Verstorbene möge abnehmen,
and der Secretär der Index-Congr., J. B. de Marinis, habe das
Verbot des Buches bewirkt unter dem Vorgeben, es werde dem
hinligen Empfange der Communion entgegenwirken; von dem gleich-
zeitig erschienenen, viel umfangreichern und so oft wegen anderer
Ketiereien verdammten Buche von Arnauld habe er dergleichen
nicht gefürchtet. — Die Index-Congr. gab R. auf, den Titel des
Boches in De communione pro mortnis zu ändern, eine ziemliche An-
ahl Seiten zu streichen und eine Erörterung beizufügen, dass das
bei dem Empfange der Communion verrichtete Gebet für Verstorbene
wirksamer sei als ein Gebet zu anderen Zeiten^). So umgestaltet
ist die Schrift als De communione pro mortuis . . . correctus juxta
monita S. Congr. Ind. et recudi permissus in den Opp. 6, 11 abge-
druckt, die gestrichenen Stellen im Apop. p. 256.
1659 wurde mit d. c. verb. R, P. Th. Ravnaudi ex Soc. Jesu
£rotemata de malis ac bonis libris, deqne justa aut injusta eorum
eonfixione, Lugd. 165 3,* 6 Bl. und 378 S. •!., mit Approbation der
Ordensoberen und zweier Pariser Doctoren gedruckt und dem In-
quisitor in Toledo gewidmet. Die Stellen, welche auf Verlangen
der Index-Congr. in der expurgirten Ausgabe weggelassen oder ge*
ändert wurden, sind im Apop. p. 280 abgedruckt. Es sind ausser
1) Der Oratorianer Prevost schreibt (bei Thuillier, Oeuvres posth.
de Mabillon 1, 518) 1698 aus Douay an Mabillon: es sei dort Sitte, dass
SU jedem zweiten Sonntag im Monat das Sacrament in einer schwarz aus-
g^chlagenen Kapelle ausgestellt werde und viele für die Verstorbenen
oominnmcirten ; er habe in der Bibliothek ein Büchlein gefunden, welches
diese Sitte empfehle: Rangon des ames du pnrgatoire; in Dieppe würden,
wenn jemand gestorben sei, die Leute von Haus zu Haus eingeladen, am
Tage der Beerdigung zu oommuniciren; die Vorstellung, dass man für
Ve»torbene communiciren könne, scheine ihm mit Thom. 8 q. 79 a. 7
in Widerspruch zu stehen. Mabillon antwortet: für andere, Lebende oder
Terstorbene, zu communiciren, sei nicht nur in den ersten Jahrhunderten,
londem auch zur Zeit des h. Thomas, ja selbst bis zum 16. oder 17. Jahrh.
enie unerhörte Sache gewesen, jetzt aber eine so allgemeine Sitte, dass
nidits dagegen zu machen sei; Prevost müsse den Leuten erklären, in
weitem Sinne es zulässig sei.
444 J. B. Poza und Th. Raynaud.
der I S. 560 angeführten Bemerkung eine lange Stelle über das
Verdajnmen von Büchern ohne Anhörung der Verfasser, die Cen-
8ur des apostolischen Symbolnms (S. 386 ) und einige Bemerkungen
über das Verbot einiger Jesuiten- Autoren, Bellarmins durch Sixtus V.,
seines eigenen Buches über das Martyrium und der Bücher von
Eabardaeus, Sa und Henriquez. In dem Register werden u. a. die
Sätze gestrichen: auch alle Doctoren zusammengenommen seien
fallibel (also die sog. sententia communis nicht massgebend), und
eine Ansicht, die wahr od^r probabel sei, bleibe dieses auch uach-
dem sie censurirt worden. — R. behauptet (Apop. p. 38), als sein
Buch der Index.Congr. als ein für sie injuriöses denuncirt worden,
habe der mit der Prüfung desselben beauftragte Consultor erklärt,
es sei vielmehr ein ganz nützliches Buch, von welchem alle Con-
sultoren der Inquisition und der Index-Congr. ein Exemplar haben
sollten. Sic obstructum est os cavillatorium et mendax. Postea
tamen liber labis purus spadonatui ultorio subjacuit. Selah! Das
Votum des Gisterciensers Ferd. Ughellus^) lautet freilich anders:
er kritisirt die Stellen, die später gestrichen wurden, und sagt: das
Buch sei offenbar geschrieben aus Hass gegen die Index-Congr., die
einige Bücher des Verfassers verboten habe; es müsse wenigstens
mit d. c. verboten werden, cum author os suum in coelum mittat,
h. e. de hac S. Congregatione pluribus in locis per summam male-
dioentiam imprudenter loqnatur. — Dieses Buch steht auch im span.
Index, und zwar ohne d. c.
£in schlimmeres Buch gegen die Römischen Censurbehörden
veröffentlichte R. später psendonym: De immunitate autornm Cyria-
corum a censura diatribae Petri k Valle Clausa S. T. D. (abge-
druckt im Apop. p. 267 — 319). Er will darin nachweisen, dass
die Cyriaci, d. i. die Dominicaner, welche die Inquisition und Index-
Congr. beherrschten, Bücher von anderen katholischen Schriftstellern,
namentlich von Minoriten und Jesuiten, in grosser Zahl, oft unge-
rechter Weise in den Index brächten, während die Bücher ihrer
Ordensgenossen in der Regel nicht censurirt würden. Dabei kommen
starke Dinge vor, auch manche persönliche Ausfälle; von den Se-*
oretären der Index-Congr. wird der eine, J. B. de Marinis, als om-
nium literarum rudis, vere opilio arcadicus, bezeichnet, der andere,
Raymund Capisncco, gewöhnlich caput Cucurbitae genannt^). Das
1) Döllinger hat einen handschriftlichen Auszug daraus.
2) Im Apop. p. 265 steht eine italienisch geschriebene Zuaainmen-
stcUuiig von Beispielen, welche beweisen sollen, wie parteiisch dieMagistri
S. Pal. bei der Ertheilung der Druckerlaubniss verführen. Es finden sidi
darunter allerdings starke Stücke, bezüglich deren man freilich auch den
andern Theil hören müsste: Sie haben einem Jesuiten drei Thesen ge-
strichen, die wörtlich aus Büchern entnommen waren, die von ihnen selbst
upprobirt waren. Als man ihnen einmal vorhielt, sie hätten eine These
gestrichea, die im Tridentinum stehe, erhielt man zur Antwort: wenn
jetzt das Tridentinum zuerst gedruckt werden sollte, würde das auf
Schwierigkeiten stossen. Bücher von Jesuiten, die in Rom gedruckt werden
TL tlaynand. P. a Valle. Jo. Caaalas. Apopompaeas. 445
Buh imrde von dem Ordensgeneral Oliva in einem Briefe an den
PiDTineial von Lyon vom 22. Mai 1662 deaavonirt, von der Index-
Coagr. 20. Jnni 1662 verb. und zu Toalonse 1. Sept. 1662 sogar
Tcrbrannt (Quetif 2, 605). Die Dominicaner veröffentlichten zwei
Eotgegnnngen : Apologia pro Sacra Coogregatione Indicis ejnaque
Seeretario ac Dominicanie contra Petri a Valle Clausa libellam fa-
sosnm, Eomae 1662, 4., nnd Jo. Gasalas 0. P. Candor lilii s.
Qrdo Praedicatornm a calnmniis Petri a Valle Clausa vindicatus,
Par. 1664* (in diesem ist Raynauds ganzes Buch stückweise vor
d» betreffenden Entgegnungen abgedruckt). Beide wurden 1664
T«rb., und der Mag. S. Pal., Eaymund Capisucco, der fttr die Apo-
logia die Dmckerlaubniss ertheilt, wurde sogar 1663 von Alexan-
der Vn.9 der den Jesuiten gewogen war, genötbigt abzudanken^).
Terfasst batte die Apologia, allem Au scheine nach auf den Wunsch
Gapisuceo's, Vincenz Baron, wie Casalas (f 1665) ein französischer
Dominieaner. £r erklärte aber später, sein Buch sei nicht nur
dmcb zahllose, zum Theil sinnstörende Druckfehler, sondern auch
durcli Zusätze von fremder (Capisucco's?) Hand, namentlich durch
viele Schmähungen entstellt (Quetif 2, 656). In den Libri quinque
apologeüci, die er 1666 mit seinem Namen herausgab, — sie wurden
1672 verb. — sind die zwei letzten eine neue Bearbeitung der
Apologia. — Vielleicht ist von Raynaud auch Vooabularium trilin-
gne et elingne pro scriptoribus Dominicanis, auth. F. Pio Mariano a
Conceptione, Grandavi 1664, verb. 1664 gleichzeitig mit Casalas
(in dem Deorete Alex. No. 84 fehlt es). Wenigstens droht R. am
Schlüsse des Buches De immnnitate : Gnstum nunc parce exhibeo ;
eras in indice universali ad singulos quosque Cyriacorum libros
plenas cnppas hujus vappae propinabo. Im Apop. steht freilich das
Voeabnlarium nicht.
Der Titel des 20. Bandes der Opera R.'s lautet: Theophili
Baynandi S. J. Apopompaeus admodum rara continens (folgen die
Titel der 14 Stücke). Tomus vigesimus et posthumus. Per Anoni-
nam novissime digestus . . . Cracoviae, sumptibus Annibalis Zan-
goyski, Bibliopolae. 1669.* 400 S. Fol. (ohne die Register). In der
«ollen, werden Monate, ja Jahre lang zuräckgehalten. P. Azorius erhielt
die Dmckerlaubniss für ein Buch, musBie aber, als es gedruckt war, etwas
<larin ändern. In einer Dedication wurde der Ausdruck gentilitfa signa
iWapx>en) gestrichen, weil der Censor meinte, es sei von heidnischen Zeichen
die Rede; dem P. Rntilio wurde numen als ein heidnisches Wort ge-
ttnchen.
1} Catalani, De Secr. Ind. p. 103. De Mag. S. Pal. p. 174. Capisucco
vurde 1650 von Innocenz X. zum Secretar der Index- Congr., 1654 zum
Mag. S. Pal. ernannt. Seine Abdankung im J. 1668 kann nicht mit dem
Badie von Casalas zusammenhangen, welches erst 1664 erschien. Manche
meinten übrigens, er habe non propter librum (wegen der Apologia), sed
propter Libellum abdanken müssen, nämlich um für Hyacinthus Libelli
Platz zu machen, den Alexander YII. zu seinem Nachfolger ernannte. Cle-
■lens X. ernannte 1673 Libelli zum Erzbischof von Avignon und setzte
Oiptsneoo in sein Amt wieder ein. 1661 wurde er Cat^dinal, f 1691.
l
446 Aniaiilds Buch über die Communion.
Vorrede des Krakauer Druckers wird der Band bezeichnet als no-
vemdecim praecedentibus praelucens, velut inter ignes luna minores,
sine quo astra illa tanquain sole suo orbata param yel nihil spien-
descerent. Der Band ist natürlich nicht in Krakau, sondern za Lyon
in derselben Druckerei wie die 19 anderen gedruckt und von den
Ordensgenossen E/s in Druck gegeben worden. 1672 wurde er
yerb. mit der Bemerkung, das Verbot treife nicht zwei in demselben
enthaltene Tractate , welche vielmehr separati , also ans dem
Bande herausgeschnitten oder besonders abgedruckt, freigegeben
würden, nämlich : Hipparchus de religioso negotiatore, disceptatio
[quae negotiatio a religioso statu abhorreat. Lucubratio Renati a
Valle, Mag. in Theol., mit einer Dedication an Urban VIII., p. 320
— 374] und Avxoq €(pu. Os Domini locutum est. Linguarium vali-
dum damnatis a Sede Apost. inject um et depulsio frivolae declina-
tionis, qua pauci murmurantes damnationi Jansenii per Innocentiiini X.
obtendunt defectum Concilii generalis, p. 375 — 400 (allein Lyon
1657 gedruckt), eine sehr weit gehende Vertheidigung der päpst-
lichen Unfehlbarkeit. Ausser diesen beiden Tractaten enthält der
Band die vorhin besprochenen verbotenen Schriften und ihre Ver-
theidigungen, die bis dahin nicht verbotene Theologia supplex (S. 305)
lind als erstes Stück ein mit vielen bissigen Bemerkungen gespicktes
Syntagma de libris propriis. — Apop. p. 171 sagt R.: nächst Poza
sei kaum jemand von den Dominicanern heftiger angefeindet worden
als er. Durch diese Zusammenstellung mit Poza thut er sich doch
selbst unrecht.
51. Arnaulds Buch fiber die GommunioD. M. de Bareos.
Das Rituel d'AIeth.
Einige Bttcherverbote, welche erst nach der ersten Verdam-
mung des Buches des Jansenius erfolgten, hangen mit der Jaose-
nistischen Gontroverse nicht so enge zasammen, dass sie nicht
der grössern Uebersichtlichkeit wegen vor dieser behandelt
werden dürften. Das Buch über die häufige Communion, welches
Antoine Arnauld 1643 veröffentlichte und welches den damals
noch jungen Theologen sofort zu einem berühmten Manne machte,
wurde alsbald bei der Inquisition denuncirt, von den franzö-
sischen Bischöfen, die es approbirt hatten, durch einen eigens
nach Rom gesandten Bevollmächtigten, Abb^ Bourgeois, ver-
theidigt und im Herbst 1645 von der Inquisition freigegebeu.
Es ist auch später zwar vielfach angefeindet, aber in Rom nicht
verboten worden, während ein ein Jahrhundert später erschie-
i
M. de Baroos. Kituel d^Aleih. 447
oenes jesoitisches GegeDstück dazu, von P. Jean Pichon, 1750
in den Index kam. Aber ein von Arnanlds Freund Martin de
Barcos in die Vorrede des Buches von Arnauld eingeschobener
Satz, worin die Apostel Petrus und Paulus als ,ydie zwei Ober-
Ittopter der Kirche, die nur eines sind'', bezeichnet werden,
wurde von der Inquisition 1647, in dem Sinne verstanden,
dass dabei die Unterordnung des Paulus unter Petrus bezüglich
der höchsten kirchlichen Gewalt nicht anerkannt werde, für
ketzerisch erklärt und nicht nur die Bttcher, die Barcos zur
Vertheidigung desselben geschrieben, sondern überhaupt alle
»Sehriften verboten, in denen der Satz in dem angegebenen Sinne
behauptet werde, ein allgemeines Verbot, welches in den älteren
Indiees unter Libri, seit Benedict XIV. in den Decreta generalia
n, 11 steht. — Mit den Verhandlungen über Arnaulds Buch
hingt zusammen das Verbot einiger Schriften über die in ein-
lelnen französischen Diöcesen damals noch bestehende oder
wieder eingeführte öffentliche Kirchenbusse und das Verbot
eines 1667 von dem Bischof Pavillon von Aleth für seine Diöcese
reröffentlichten, unter Mitwirkung von Arnauld, Barcos und
anderen Theologen von Port-Royal bearbeiteten Rituale durch
ein sehr scharfes Breve Clemens' IX. vom J. 1668, welches von
29 französischen Bischöfen dadurch beantwortet wurde, dass
sie eine 1677 erschienene, nur wenig geänderte Ausgabe des
Rituale approbirten.
1. Antoine Arnauld, ein Sohn des gleichnamigen Advocaten
(S. 284), zum Unterschiede von ihm gewöhnlich Dr. Arnauld, von
seinen Anhängern später auch le grand Arnauld genannt, war 1612
geboren und wurde 1641 Priester und Doctor. Die Veranlassung
ZOT Abfassung des fraglichen Buches war folgende: Der Abbä de
Saint Cyran hatte für die Prinzessin Anne de Eohan eine Instruc-
tion über Beichte und Communion geschrieben. Diese fiel dem Je-
suiten de Sesmaisons in die Hände, der sie natürlich zu rigoristisch
&iid^) und mit Hülfe seiner Ordensgenossen Bauny und Rabardeau
eine Widerlegung verfasste. Die Prinzessin gab diese Arnauld und
aaf St. Cyrans und anderer Aufforderung schrieb er sein Buch.
1) Le P. de Sesmaisons etait de ceux qui niettent des counsins sous
les coades des pecheurs, pour parier avec Besauet et avec l'Ecriture . . .
Test contre ce „chemin de velours'^ (Lafontaine), si bien iiidiquu par le
P. de Sesmaisons ä sea nobles penitontes, qu'Ariiauld lancja le livre. S.-
Beuve 2, 167.
448 Arnaulds Bnoh über die Gommunion.
St. Gyran hat dabei seinem jungen Frennde ohne Zweifel geholfen,
ist aber mit Unrecht von den Jesuiten vielfach als der eigentliche
Verfasser bezeichnet worden. Das Buch war wohl schon im Sept.
1641 vollendet, erschien aber erst im August 1643: De la fr^quente
communion, oü les sentimens des ss. p^res, des papes et des con*
ciles tonchant Tusage des sacremens de p^nitence et d'encharistie
Bont fidMement expos6s, pour servir d'adresse auz personnes qui pen-
sent serieusement k se convertir k Dieu, aux pasteurs et confesseurs zeles
pour le bien des ämes. Sancta sanctis, 800 S. (und 150 S. Vor-
rede) 4., mit der Approbation von 15 Bischöfen nnd 21 Doctoren
(Arn. 27, 71). Die erste Auflage war in 14 Tagen vergriffen, in
einem halben Jahre drei weitere. 'Der 2. Auflage ist ein Avertisse-
ment sur quelques sermons prdchis k Paris beigefügt, — der Je-
suit Nouet hatte gegen das Buch gepredigt; er wurde von den Bi-
schöfen zu einer Erklärung genöthigt, — der 5. Auflage, die im
April 1644 erschien, eine Table de matidres, in welcher sich recht-
fertigende und berichtigende Bemerkungen über die Angriffe finden,
die gegen das Buch gerichtet worden. 1647 gab A. eine lateinische
Uebersetzung heraus, die auch zu Löwen 1674 und 1688 gedruckt
wurde. — Die Veranlassung des Buches wird in der Einleitung an-
gegeben und Sesmaisons* Schrift stückweise mitgetheilt, aber ohne
dass dieser oder die Prinzessin genannt werden. Es erschienen von
1643 an viele Streitschriften, namentlich von Jesuiten; von den
französischen Bischöfen trat nur einer der unbedeutendsten, Charles
Fr. d'Abra de Raconis, Bischof von Lavaur^), als offener Gegner
A.'s auf. Die Jesuiten denuncirten das Buch auch in Rom und P.
Brisacier reiste dorthin, um seine Verdammung zu betreiben. Sie
redeten auch der Königin ein, A. müsse nach Rom reisen, um sich
zu verantworten^), und Mazarin befahl dieses im März 1644 A. und
1) Im K.-L. 1, 118 ist ihm ein besonderer Artikel gewidmet S.-
Beuve 2, 184 oharakterisirt ihn als personnage un peu follet, mystifi^
autrefois et mitre par Richeliea. Zar Erklärung dieses Ausdrucks diente
was R. Simon, Lettres 1, 11 erzählt: 11 etait auprös de Son Eminenoe
plutot en qualite de bouffon qua de docteur. M. de Richelieu donnait de
temps en temps ä de Raconis un texte bizarre pour precher devant Inj
sur le champ dans une chambre oü il s'enfermait expres. Ce docteur qui
etait paye pour faire rire le Cardinal, disait oent impertincnces . . . £t
comme le Cardinal donnait ordre qu'on ne Tappelat pour quelqne cbose
que ce füt dans ce temps lä, il lui disait en riant: on croit qne nous
traitons ici des affaires les plus importantes de la religion.
2) Memoires d'Omer Talon, (Michaud, Nouv. Coli, de Mem. 30), 102.
Quesnel (Remontr. k M. de Precipiano p. 14) berichtet, Raconis habe auch
einen Brief mit Angriffen gegen Arnauld und die Bischöfe an den Papst
gesandt, die Bischöfe hätten eine Abschrift davon erhalten und ihn ge-
nöthigt, denselben pnr des reponses equivoques zu desavouiren, weil die
Asssemblee du Clerge gedroht habe, auf Grund des Briefes einen Prooess
gegen ihn einzuleiten. Enfin ce lache prelat, couvert de honte, meprise
de ses confreres, abandonne des Jesuites memes k sa mauvaise fortune,
mourut (1646), enseveli sous les ruines de ses ecrits, de sa reputation et
de son bonneur.
A. Amauld. J. Bourgeois.
449
seinem Frcnnde de Barcos; der Befehl wurde aber stillscliweigend
zarfickgenommen. Unter dem 5. April 1644 schrieben die Bischöfe,
welche das Bnch approbirt hatten, — ihre Zahl war mittlerweile
«f 20 gestiegen, — an Urban VIII. ; auch wurde dem Card. Bar-
berini eine Erklärung A.'s vom 14. März 1644 übergeben, worin
er sich dem Urtheil der Kirche unterwarf (Arn. 28, 36). — Mit
Rtcksicht auf eine Streitschrift von D. Petau veröffentliche A. 1644:
Li tradition de Teglise sur la penitence et sur la oommunion (Oeu-
vres 28,39), — 1644 wurden drei, 1645 zwei Auflagen gedruckt.
Im Auftrage der 20 Bischöfe ging der Pariser Doctor Jean
Bourgeois nach Rom, — er kam 30. April 1645 dort an, — um
gemeinschaftlich mit du Chesne, der schon dort war, gegen die
Verdammung des Buches zu wirken. Wir besitzen von ihm einen 1674
gefichriebenen sehr interessanten Bericht (une modeste et judicieuserela-
tion. S.-Beuve 2, 188) über seinen Aufenthalt in Rom (abgedr. Am. 28,
665). Charakteristisch ist seine Mittheilung (p. 706): Card, de Lugohabe
lim gefragt, ob die Approbatoren der Freq. Comm. Jansenisten seien;
er habe geantwortet: die Fragen über die Grnade und die Busse
Idngen nicht so enge zusammen, dass nicht manche die Ansichten
des Jansenius billigten und das Buch A.'s missbilligten, und umge-
kehrt; er könne mehrere unter den Approbatoren des Buches nen*
Den, die sehr entschiedene Gegner des Jansenius seien ^).
Abgesehen von einer Stelle, von der noch die Rede sein wird,
fand schliesslich die Inquisition in dem Buche nichts zu beanstan-
den, und zwar waren, wie der Papst selbst Bourgeois sagte (p. 712),
alle Cardinäle und Consultoren einstimmig für die Freigebung des-
selben; das h. Officium, fügte der Papst 'bei, sei lange nicht so
einig gewesen; er möge A. und den Bischöfen seine Freude über
den glücklichen Ausgang der Sache aussprechen. Bourgeois wünschte
eb schriftliches Document darüber, aber der Commissar des S. Offi-
1) Amauld konnte sogar einen Jesuiten, freilich aus altererer Zeit,
fb seine Ansicht citiren, Emerico de Bonis, f 1595 zu Neapel, der Trat-
Uto del s. Bagr. dell' altare, Rom 1590, und Tratt. della confessione e
della e. messa, Yen. 1597, geschrieben (Backer 1, 106). A. schrieb über
ibn: Abas des nouveaux casuistes et directeurs Jesuites predits et con-
damnes par le P. £mery de Bonis, re^u dans la Compagnie dds le vivant
de St. Ignace (1550). — Ein Judicium des Card, de Logo über das Buch
TOQ A. hat Laemmer, Melet. Rom. Mant. p. 391 veröffentlicht. Lugo
aemt, der Papst solle in einem „apostolischen Schreiben*^ die richtigen
finmdsätze über Busse und Communion darlegen ; — er fasst diese in sechs
Poncte zusammen; — da A. diese an einigen Stellen anerkenne, an an-
deren sich zweideutig und wieder an anderen zu scharf ausspreche, möge
er in einer an die Spitze seines Buches zu stellenden Erklärung kurz und
bündig sagen, dass er nichts ge^en jene Grundsatze einzuwenden habe;
flauer möge er den Satz über retrus und Paulus, den die Inquisition
konlich bei einem andern Autor verdammt habe, in katholischem Sinne
erklären und sich bei der Erwähnung des Jansenius auf ein Lob seiner
Frömmigkeit beschränken, aber seine Lehre nicht im allgemeinen loben,
*»ndem etwa sagen, er habe in vielem gelehrt «und fromm geredet.
Beiuch. Index II. 29
450 Arnaulds Buch über die Communion.
cium sagte ihm: wenn die Inq. nach der Prüfung eines Buches er-
kenne, dass kein Grund zur Verdammung desselben vorliege, so be-
lasse man dasselbe einfach in dem Zustande, in welchem es Bich.
vorher in Folge der vor der Denunciation ertheilten Approbation
befunden (p. 711), und ähnlich äusserte sich der Papst: nach dem
Herkommen könne er nicht einmal in seiner Antwort auf das Schrei-
ben der Bischöfe etwas über das ürtheil der Inq. sagen. In dem
Breve an den Erzbischof von Sens vom 22. Oct. 1645 (Arn. 28,649)
sagt er in der That nur, er habe das Buch prüfen lassen; dass es
die Prüfung bestanden, muss man daraus schliessen, dass nicht das
Gegentheil gesagt wird. (Später kam für solche Fälle die Formel
Dimittatur opus auf.)
Das Buch von A. ist auch später in Rom nie verboten -wor-
den. Eine Art von Censur über einige Sätze desselben ist in dem
Decrete vom 7. Dec. 1690 unter Alexander VIII. allerdings inso-
fern ausgesprochen worden, als unter den darin ohne Nennung der
Urheber verdammten Propositiones die 16., 18. und 23., wie die
Jesuiten sagen und, soweit die Intention Alexanders YIII. oder der
Inquisition in Betracht kommt, mit Recht sagen, aus der Fr^q.
Comm. entnommen sind. A. hat freilich in seinen Difficultda pro-
posees k M. Steyaert No. 96 nachgewiesen, dass die Sätze 18 und
23 so in seinem Buche nicht stehen und dass aus dem 16. Conse-
quenzen gezogen sind, die in dem Buche selbst abgelehnt werden ^).
Der Erzbischof Precipiano von Mecheln verbot 1695 die 1674
zu Löwen gedruckte Ausgabe der lateinischen Uebersetzung und
die gleichfalls 1674 erschienene Methodus von G. Huyghens, die
auch in Rom denuncirt,- aber freigegeben worden war (s. u.). Ques-
nel berichtete darauf in seiner Remontrance (S. 60) über die Ver-
handlungen in Rom und gab 1695 die Relation von Bourgeois heraus.
Ueber den span. Index s. u. — Auch von den Streitschriften über
die Freq. Comm. ist keine in den Index gekommen.
2. Cr6t. -Joly 4, 23 sagt, Arnaulds Buch sei der Curie zur
Prüfung vorgelegt worden und durch ein Decret vom 25. Jan. 1647
habe „Rom die Vorrede desselben verdammt" (ebenso K. Werner,
Suarez 1,260). Das wäre doch ein kleiner Trost gewesen; aber
l) Ein Echo der Aeuseerungen der Jesuiten über die Fröq. Comm. ist
es, wennLaemmer, Zur Kirchengesch. S. 52. davon sagt: der hochfahrende
starrsinnige Arnauld habe darin Saint Cyrans gleissnerisches Pastorations-
principe nach dem Sacramente hungern zu lassen, theoretisch auf die Spitze
getrieben. Wenn das K.-L. 1, 1404 dasselbe Urtheil ein wenig massvoUer
ausspricht, so unterlässt es, — was schärfern Tadel verdient, — die Ver-
handlang darüber in Rom auch nur mit einer Silbe zu erwähnen. Auch
Hurter 2, 405 sayt von der Freigebung des Buches unter Urban VIII.
nichts, berichtet aber, der Erzbischof Gl. d'Achly von Besangon und andere
hätten das Buch und Alexander YIII. mehrere Sätze daraus verdammt;
widerlegt habe es Petavius; der „wüthende Mensch** habe aber nicht daran
gedacht, diesem gründlich und bescheiden zu antworten, sondern sich an
der ganzen Gesellschaft Jesu durch die Morale pratique des J^suitcs xu
rächen gesucht.
M. de Barco8. 451
«8 ist nicht wahr. In der Vorrede n. 6 wird erwähnt, Petras und
Paulus hätten Buese gethan, und dann beigefügt: de sorte que Ton
voit dans les deux chefs de TEglise qui n^en sont qu'un, le mo-
dele de la p^nitence. Dieser Satz rührte nicht von A. her, sondern
TOB Martin de Barcos, dem Neffen Saint Cyrans, der den Druck des
Boches geleitet und den Satz eingeschoben hatte (Arn. 26, 1). A.
Hess aber denselben auch in den neuen Auflagen stehen und ver-
tbeidigte ihn in der Table de matieres; er macht hier u. a. darauf
aufmerksam, dass Petau Paulus le co] lateral de St. Pierre nenne
fiod Bellarmin von den Päpsten sage: tarn Petrum quam Paulum
praedecessorem et parentem aguoscunt. Barcos selbst schrieb zu
seiner Vertheidigung eine kleine Schrift: De Tautorit^ de St.
Pierre et St. Paul qui reside dans le Pape, successeur de ces deux
apotres, 1645, und gegen die Schrift De la chaire et de la pri-
mante nnique de St. Pierre, die Isaac Habert dagegen herausgab,
— er warf Barcos vor, er sei in die Irrlehre des de Dominis ver-
fallen, — Lagrandeur de TEgl. Romaine etablie sur Tautorite
de St. Pierre et de St. Paul, 1646*, 729 S. 4., ein Buch, von dem
S.-Beuve 4, 415 sagt: ,,Es hatte die Wirkung, die Barcos' Schriften
gewöhnlich hatten: statt die Schwierigkeiten zu beseitigen, vergrös-
serte es sie. Nicole fand es voll Paralogismen oder falscher Rai-
sonnements." Endlich schrieb er auch noch eine Epistola ad Inno-
centium X. de suprema Ecclesiae Rom. amplitudine, und Eclair-
eissements de quelques objections contre la Grandeur etc. — Als
Bourgeois in Rom ankam, hatte die Inquisition bereits O.April 1645
die Verdammung der ersten Schrift von Barcos beschlossen (Racine
12, 55). Bourgeois bemühte sich die Verdammung rückgängig zu
machen (Am. 28, 707). Card, de Lugo gab zu, der fragliche Satz
Terdiene keine theologische Gensur; aber Card. Spada und Albizzi
machten geltend, er öffne dem Schisma die Thüre, da man an die
Wahl von zwei Päpsten als Nachfolgern von Petrus und Paulus
denken könnte. Das Decret von 1645 wurde nicht publicirt; aber
oach dem Erscheinen der zweiten Schrift von Barcos wurde die
Sache nochmals in der Inq. verhandelt, und nach Bourgeois' Ab-
reise wurde 25. Jan. 1647, am Tage der Bekehrung Pauli, ein De-
cret von Fer. V. 24. Jan. 1647 (Alex. No. 52) publicirt, worin es
helsst: Die beiden französischen Schriften und der lateinische Brief,
in welchem viele Stellen von Vätern, Päpsten, Concilien und Doc-
toren gesammelt seien, seien auf Befehl des Papstes geprüft und
die angeführten Stellen sorgfältig eingesehen und erwogen worden;
darauf habe der Papst den Satz: S. Petrus et S. Paulus sunt duo
Ecclesiae principes, qui unicum efficiunt, vel sunt duo Eccl. cath.
corjphaei ac supremi duces summa inter se unitate conjuncti, vel
SQBt geminus universalis Eccl. vertex, qui in unum divinissime coa-
Inemnt, vel sunt duo Ecclesiae summi pastores ac praesides, qui
nnicom caput constituunt, — wenn er so gedeutet werde, dass da-
mit eine völlige Gleichheit (omnimoda aequalitas) zwischen Petrus
^d Paulus ohne Subordination des letztern unter den erstem
^zuglich der höchsten Gewalt und Leitung der Gesammtkirche
452 Amaulds Buch über die Communion.
statuirt werde, — für ketzerisch erklärt und deo Brief und die beiden
Schriften und sjle anderen Schriften durchaus verboten, in denen
der Satz in dem oben angegebenen und verdammten Sinne behauptet
und vertheidigt werde, mögen sie in was immer für einer Sprache
gedruckt sein oder in Zukunft gedruckt oder auch nur handschrift-
lich verbreitet werden. Die Epistola ad Innocentium X. ist, weil
ihr Titel in dem Decrete nicht angegeben wird, nicht in den Index
gekommen.
Hon. Fabri (Stubrockius p. 250) sagt 1659: „Die Jesuiten be-
haupten in der That, Arnaulds Buch sei vom h. Stuhle verdammt
worden; denn da Innocenz X. 1647 alle Bücher, welche die Meinung*
von dem doppelten Haupte der Kirche enthalten, verdammt hat, A-*8
Buch aber diese Behauptung enthält, so ist es unzweifelhaft als
verdammt anzusehen.^' Nach dem Gesagten ist weder das ganze
Buch noch die Vorrede der Friq. Comm. vom h. Stuhle verdammt,
nicht einmal die Streichung des betreffenden Satzes und auch von
A. keine Retractation desselben verlangt worden, wie er selbst 1675
hervorhob, als in einer Denunciation gegen ihn bei dem Statthalter
der Niederlande behauptet wurde, er sei wegen dieses Satzes für
einen Ketzer erklärt und genöthigt worden, diese Ketzerei zu re-
tractiren (Am. 11, 845).
Dass man in Eom die in dem Decrete von 1647 verdammte
Ketzerei als eine sehr gefährliche ansah, sieht man daraus, dass
viele Widerlegungen derselben erschienen, — Th. Raynaud schrieb,
vom Papste durch Card. Sforza aufgefordert, De bicipiti Ecolesia,
in Amaudi capite nata, Pontificis gladio minuta (Apop. p. 69), —
dass sich de Marca durch eine Streitschrift dagegen in Rom zu re-
habilitiren suchte (S. 367), und dass 1663 eine von dem protestan-
tischen Theologen Jo. Henr.. Ott veröjffentlichte Epitome tractatns
gallicani, cui titulus: La grandeur etc., Bas. 1657, verb. wurde.
Der Pariser Nuncius Hess das Decret vom 24. Jan. 1647 mit
Erlaubniss des Kanzlers mit einer Art von Mandement als Decretum
S. D. N. Innocentii X. drucken und übersandte es den franzö-
sischen Bischöfen. Ein dagegen erschienenes Schriftchen wurde auf
Betreiben der Jesuiten von dem Kanzler verboten. Das Parlament
genehmigte 6. Mai dieses Verbot; zwei Tage später brachte aber
der Generalprocurator Omer Talon auch die Publication des Nun-
cius zur Sprache: in Frankreich werde die Autorität des Papstes,
aber nicht die der Römischen Congregationen anerkannt; hier handle
es sich aber nicht um eine päpstliche Bulle, sondern um ein Decret
der Inquisition, und wenn man ein solches anerkenne, erkenne man
auch die Inq. an; der Nuncius bezeichne sich ganz unbefugter
Weise als Nuncius nicht nur bei dem Könige, sondern auch im
Königreich Frankreich und sage in seinem Mandement, er habe das
Decret den Bischöfen seines Nunciaturbezirkes übersandt, als ob
er Jurisdiction über ein bestimmtes Grebiet habe. Talon beantragte
demgemäss die Confiscation und das Verbot des Decretes, und ob-
schon der Nuncius sich entschuldigte, beschloss das Parlament
15. Mai 1647 diesem Antrage gemäss (M4m. d'O. Talon p. 190).
J. H. Ottius. J. Pichon.
453
3. lieber die oftmalige Commnnion wurde ans Anlass von
Missbrsuclien in Spanien 1677 von der Congregatio Goncilii Trid.
Ferhandelt (A. J. P. 7, 781) und von dieser schliesslich ein Decret
Tom 12. Febr. 1679 veröffentlicht, worin u. a. die Behauptung,
die tägliche Communion sei de jure divino, verworfen wird (Const.
p. 144).
Das jesuitische Gegenstück zu Amaulds Buch, L'esprit de
Jegus-Christ et de TEglise sur la fr^quente communion, par le P.
Jcin Pichon de la Comp, de J^sus, Paris 1745,* 528 S. 12., ist
von dem Provincial approbirt und der zu Nancy wohnenden Königin
TOD Polen, Maria Leszczynska, bei welcher Pichon in Ansehen
«Und, gewidmet. Selbst Hurter 2, 1475 gibt zu, er sei bei dem
^er in der Bekämpfung der Jansenisten in das entgegengesetzte
Extrem gefallen. Er stellt die oftmalige, ja tägliche Communion
als eine Verpflichtung dar, die nur für diejenigen nicht bestehe,
welche nicht im Stande der Gnade seien. „Alle Sünder, die ein ver-
ständiger Beichtvater losgesprochen hat, sind disponirt zu commu-
niciren. Wenn nicht eine Todsünde im Wege steht, bewirkt dieses
Sacrament durch seine eigene Kraft eine Gnade, welche die un-
ordentlichen Neigungen besiegt, ähnlich wie die Taufe bei den
Kindern wirkt ohne eine weitere Disposition auf ihrer Seite. Die
oftmalige Communion ist das leichteste Heilsmittel, ja für die meisten
Menschen das einzige, dessen sie sich bedienen können. Denn
inniges und anhaltendes Gebet, Almosen, Fasten, eifrige Arbeit,
da» Fliehen der Weltfreuden sind für viele nicht möglich. Die
oftmalige Communion ist auch die heilsamste und für Weltleute
Ieiehte«te Busse** (die öffentliche Kirchenbusse dagegen nennt er une
penitence de c^r^monie) u. s. w. Zur Begründung dieser Sätze
eitirt Pichon nicht nur die im Index stehenden Schriften von Molinos
und Falconi, sondern auch unechte Briefe des Ignatius, pseudo-
isidorische Decretalen und verstümmelte Stellen von Kirchenvätern *).
— 1747 wurde das Buch von mehreren französischen Bischöfen in
scharfen Hirtenbriefen verboten. Pichon unterzeichnete dann 24. Jan.
1748 zu Strassburg folgende Erklärung: Bald nach dem Erscheinen
seines Baches hätten seine Oberen dasselbe missbilligt und den Verkauf
desselben verboten ; mehrere Bischöfe und Theologen hätten Bemer-
kungen darüber gemacht ; er habe alles AnstÖssige in einer 2. Auf-
lage beseitigt; diese sei seit August 1747 fertig, der Druck der-
1) Eine gute Zusammenstellung der bedenklichen Stellen von dem
Enbischof Languet von Sens ist dem Hirtenbriefe des Erzbischofs von
Lyon, Card, de Teucin angehängt. Unter den anderen Hirtenbriefen, die
zusammengebunden einen stattlichen Quartband ausmachen, sind die von
dem Oratorianer de la Borde verfassten der Bischöfe Fitz-James von
SoinoDB und Bazin de Becons von Carcassone und die des Erzbischofs
de Rastignac von Tours und der Bischöfe de Caylus von Auxerre und
Montgaillard von St. Pens die eingehendsten. Vgl. N. E. 1747, 29. Der
Bischof von Auxerre vertheidigt auch ausführlich Amaulds Buch. Pichons
Betractation ist mehreren Hirtenbriefen beigedruckt.
454 Arnaulds Buch über die Commuuion.
selben aber durch Umstände verzögert worden; die 1745 erschienene
Ausgabe retractire und verdamme er. Noch 1747 war, doch schwer-
lich gegen Pichons und seiner Oberen Willen, in Lüttich die 1.
Ausgabe nachgedruckt worden; eine corrigirte Ausgabe ist nicht er-
schienen, — mit der Aenderung einzelner Stellen war ja hier aucli
nicht zu helfen. Die Zahl der Bischöfe die das Buch verboten
oder die früher ertheilte Approbation ausdrücklich zurücknahmen,
stieg im J. 1748 auf mehr als 20, und 13. Aug. 1748 und noch-
mals 11. Sept. 1750 wurde es auch in Rom verb. Auch die Me-
moires de Trevoux, die das Buch im Oct. 1745 gelobt, zogen sicli
im März 1748 zurück. — Die Bischöfe, welche gegen Pichon auf-
traten, waren nicht alle Gegner der Jesuiten; der erste, der das
Buch öffentlich tadelte, war der Erzb. Languet von Sens^J. Mehr
noch als das Buch selbst und die sehr erklärlichen Angriffe der
„Jansenisten* auf Pichon und le Pichonisme haben der Reputation
der Jesuiten die anonymen Broschüren geschadet, in denen sie Pichon
zu entschuldigen und dessen Gegner zu discreditiren suchten (N. £.
1748, 57. 89. 113. 115). In Spanien wurde Pichons Buch erst
1777 verb.
4. In der Vorrede der Fr6q. Comm. spricht Arnauld von einer
Pfarrei in der Diöcese Sens, wo die alte Praxis der öffentlichen
Kirchenbusse noch bestehe (es war St. Maurice, wo du Hamel, ein
Schüler Saint Cyrans Pfarrer war). Anderswo (9, 292) hebt er
hervor, dass die öffentliche Busse für öffentliche und Aergerniss
gebende Sünden von dem Trienter Concil, dem h. Carl Borromäus,
dessen Mailänder und anderen Synoden empfohlen worden, und er-
wähnt, dass sie in mehreren französischen Diöcesen wieder einge-
führt werde. Dieses geschah in mehr oder minder grosser Aus-
dehnung von dem Erzbischof de Gondrin von Sens und den Bischöfen
Buzenval von Beauvais, Pavillon von Aleth (in dem Rituel d'Aleth),
später (1699) von B. Colbert von Montpellier. Von den Jesuiten
und ihren Freunden wurde dieses als Jansenismus und Bigorismus
bekämpft (Arn. 25, 274). Als der Jesuit Menestrier 1672 in einer
Predigt gesagt hatte, die Kirche babe die öffentliche Busse abge-
schafft und sehe sie jetzt als Pharisäismus an, veröffentlichte der
Generalvicar des Erzbischofs von Sens, Alex. Yaret (nach dem
Tode des Erzbischofs zog er sich nach Port-Royal zurück, f 1675)
Defense de la discipline qui s'observe dans le dioc^se de Sens
touchant Timposition de la p6nitence publique pour les pdchez
publics, imprim6e par Vordre de TArch^veque [unrf mit Approbation
von 9 anderen Bischöfen], Sens 1673*, 8. Die Schrift wurde, —
doch mit Weglassung des imprim^e etc., — 1679 von der Index-
Congr. verb. Arnauld (9, 292) sagt, man habe sich bei Innocenz XI.
über dieses Verbot beklagt und der Papst habe eingestanden, das-
selbe sei eine TJebereilung gewesen, und Abhülfe versprochen; die
1) Pichon wurde übrigens von dem Bischof von Sitten zum Gene-
ralvicar ernannt, f 1761.
Ritael d'Aleth.
165
Saehe sei aber in Vergessenlieit gerathen. An eine Zurücknahme
des Verbots hat man in Rom schwerlich gedacht; 1684 wurde viel-
Dtehr eine ähnliche Schrift verb.: Defense de la discipline qui
s'obaerye dans plnsieurs dioc^es de France, touchant l'imposition
. . ., Sens 1677 (wohl eine neue Ausgabe der Schrift von Varet).
5. Yen dem Rituel Romain du Pape Paul Y. ä l'usage du
diocese d'Alet, avec les instructions et les rubriques en fran^ais,
heisst es in dem Breve Clemens IX. vom 9. Apr. 1668 (Arg. III b
335): es enthalte nicht nur einiges, was dem von Paul V. heraus-
^gebenen Rituale fremd sei, — was ja nicht verboten war (S. 218),
— sondern atich (in den Instructions) Lehren und Sätze, die falsch,
smgulär, in der Praxis gefährlich, irrig, der in der Kirche recipirten
Gewohnheit und den kirchlichen Yerordnungen zuwider seien, durch
deren Lectfire und Anwendung die Ghristglaubigen allmählich zu
schon verdammten Irrthtimern verleitet und mit schlechten Mei-
nungen angesteckt werden könnten; demgemäss werde es motu
proprio . . . kraft apostolischer Autorität verdammt und das Lesen,
Behalten und Gebrauchen desselben bei Strafe der reservirten Excomm.
1. sent, verboten; die Exemplare seien den Ortsbischöfen oder Inqui-
sitoren, von den Angehörigen der Diöcese Aleth dem Erzbischof
oder einem benachbarten Bischof abzuliefern und von diesen unver-
züglich zu verbrennen.
Gueranger, Inst. lit. 2, 60 (Coli. Lacensis 1, 816) sagt zur
Erklärung dieses Breves : „Der Bischof hatte gewagt, in das Ri-
tuale mehrere der Maximen von Saint Gyran und Arnauld über den
Empfiing der Sacramente ... an hundert Stellen einfliessen zu
lussn, obschon man sich mit der grössten Sorgfalt bemüht hatte,
Bicht zu starke Ausdräcke anzuwenden, um nicht bei dem h. Stuhle
anzustossen, der schon das Buch Arnaulds über die häufige Commu-
nion verdammt (foudroy^) hatte" (s. o.). — Der Hauptgrund des
Vorgehens des Papstes war ohne Zweifel nicht die, wie Gueranger
selbst zugibt, sehr massvolle Anlehnung an die „Jansenistischen''
Pastoralgrandsätze, sondern die oppositionelle Stellung des Bischofs
gegen die Bulle Alexanders YIL, wovon § 52 die Rede sein wird.
Nach der einige Monate später erfolgten Aussöhnung des Bischofs
mit Rom und vollende nachdem er 1677 für seine Haltung in dem
Regalienstreite (§ 59) von Innocenz XI. belobt worden, würde das
Breve wohl nicht mehr erlassen worden sein. Scandalös ist es
tber, dass, während, wie Arnauld (4, 130) hervorhebt, die unsitt-
lichen casuistischen Bücher von Amadaeus Guimenius u. a. einfach
in den Index gesetzt wurden, hier in feierlicher Weise durch ein
besonderes Breve ein von einem frommen Bischof herausgegebenes
Buch, dem man höchstens eine zu strenge Moral vorwerfen konnte,
zum Feuer verdammt wurde. — Der Bischof schaffte das Rituale
nicht nur nicht ab, sondern veröffentlichte im Juli 1668 eine Lettre
Pastorale contre leBref qui condamne le Rituel ^), worin er sagt: das
1) abgedr. in Yie de M. Pavillon, eveque d'Alet, Saint Miel HSS*^,
456 Rituel d'Aleth.
päpstliche Decret habe in Frankreich keine Geltung nnd sei unge-
recht ; er hätte doch wohl erwarten dürfen, dass der Papst ihn vor
der Verdammung erinnert und gehört hätte; es sei nur zu wahr,
dass man in Eom Bücher aus politischen Eücksichten verdamine
u. 8. w. Pavillon schrieb unmittelbar vor seinem Tode (f 8. Dec.
1677) an Innocenz XI. einen Brief, der in sehr devoten Ausdrücken
abgefasst ist, aber keine Unterwerfung enthält (Avr. 3, 66).
Das Breve wurde in Frankreich nicht puhlicirt. 1669 traten
einige Bischöfe und Theologen mit Yorwissen des Königs bei dem
Bischof von Chalons zusammen, machten einige unbedeutende Aen-
derungen an dem Eituale, welche Bischof Pavillon billigte, und 1677*
erschien eine neue (dritte) Ausgabe desselben mit der Approbation
von 29 Bischöfen. . Abb6 Pontchäteau, der in Sachen des Eegalien-
Streites als Abgesandter Pavillons in Eom war, überreichte Inno-
cenz XI. die neue Ausgabe und hofiPte, eine Zurücknahme des Ver-
botes erwirken zu können, — der Papst sagte 1686 dem Card.
Eospigliosi, da6 Eituale sei troppo aspramente verdammt worden.
Diese Hoffnung war allerdings eitel; aber man bestand nicht auf
der Publication des Breves und weder die neue Ausgabe noch die
Lettre pastorale wurde verboten ^). — In einem Berichte über die „Un-
ordnungen in Flandern," der 1675 nach Eom gesandt wurde (Laem-
mer, Mel. p. 397), heisst es: das Eituale sei auch in Löwen ge-
druckt worden, mit einer Approbation des erzbischöflichen CensorSf
worin die Verdammung als ungerecht bezeichnet werde; diese Aus-
gabe sei allerdings nachträglich confiscirt worden, aber eine angeb-
lich zu Paris gedruckte werde viel gekauft.
Das Eituel d'Aleth wurde nach dem Tode Pavillons noch ein-
mal Gegenstand einer lebhaften Controverse zwischen zwei franzö-
sischen Bischöfen. Der Bischof de Vintimille von Toulon (später
Erzbischof von Paris) verbot durch eine Ordonnanz vom 18. Febr.
1678 das Eituel, das N. T. von Mons, L^office von I. Le Maitre
de Sacy, Le miroir von Gerberon und — Le meine secularise. Der
Bischof Persin de Montgaillard von St. Pons veröffentlichte darauf
eine Lettre h M. P^veque de Toulon sur le rituel d'Alet, und es
folgten von beiden Seiten noch mehrere Streitschriften. In Eom
hat man davon aber keine Notiz genommen^).
vol. 8, p. 881—419. (Das Buch ist zu Ghartres gedruckt und von dem
Pariser Dr. Ant. de la Ghassaigne de Ghateaudun verfasst. Der ganze
8. Band handelt von der Affaire du Eituel). Beigefügt ist p. 420 die Appro-
bation der Bischöfe. Vgl. ü. N. 1705, 755.
1) Am. 4, 157; 9, 289; 85, XXV. Michaud 4, 286.
2) Eecueil de ce qui s'est passe entre Mess. las eveques de Saint
Pons et de Toulon au sujet du rituel d'Alet; Suite de ce qui etc. Lettre
d'un theologien ... au sujet du Eituel (gegen St. Pons); Extrait fait par
M. l'ev. de St. Pons de plus de 26 faussetes ... et heresies . . . dans
la Seconde Lettre d'un theologien ... S. 1. et a.* (zusammen ein starker
Band in 12.). Vgl. A. J. P. 2, 2649. Michaud 4, 284.
Die JanscnistiBche Cuuirovcrsc.
457
52. Die JaBsenistische Controverse, 1641 — 1669.
Der Angnstinns des Gornelins Jansenius, Bischofs von
Ypern, welcher erst nach seinem Tode (6. Mai 1638) im J.
1641 erschien, wurde zunächst sammt mehreren durch die Ver-
offeDtlicbung hervorgerufenen Streitschriften durch ein Decret
der Inquisition Fer. V. 1. Aug. 1641 wegen Verletzung der Ver-
ordnangen bezüglich der de auxiliis handelnden Schriften (8. 299)
Terboten. Durch eine Bulle vom 6. März 1642 bestätigte Ur-
btn YIIL dieses Decret, verbot einige weitere Streitschriften
Dod motivirte das Verbot des Buches von Jansenius nun auch
damit, dass darin einige in den gegen M. Bajus erlassenen
Bullen (I S. 445) bereits verdammte Sätze enthalten seien. Die
Bemtthungen der Löwener Theologen, eine Modification oder
Erläuterung dieser Bulle zu erwirken, blieben erfolglos. In
Belgien wurde dieselbe erst 1651 publicirt, von einigen
Bischöfen mit Erläuterungen, die ihnen eine Vorladung vor die
bqnisition zuzogen.
In eine zweite Phase trat der Streit, als im J. 1651 85
französische Bischöfe in Rom die ausdrückliche Verdammung
Ton fttnf aus dem Buche des Jansenius entnommenen Sätzen
(Propositiones) beantragten. Auf den von anderen Bischöfen
geäusserten Wunsch, es möge über diese Sätze, wenn man sie
Bberhaupt speciell prüfen wolle, in ähnlicher Weise wie über
die Frage de auxiliis contradictorisch verhandelt werden, wurde
nicht eingegangen. Die Sache wurde vielmehr einer besondern
ans vier Gardinälen bestehenden Gongregation überwiesen, welche
£6 Begutachtung der Sätze den 13 Theologen der Inquisition
auftrug und den von beiden Parteien nach Rom gesandten
französischen Theologen nur gestattete, sich mündlich oder
schriftlich über die Sache zu äussern. Durch eine Bulle vom
31. Mai 1653 verdammte dann Innocenz X. die fünf Sätze. Durch
ein Decret der Inquisition von Fer. V. 23. April 1654, welches
hmocenz X. selbst in einem Breve vom 29. Sept. 1654 als eine
nothweodige Consequenz seiner Bulle bezeichnet, wurden dann
^ele Schriften speciell und schliesslich überhaupt alle Schriften
^boten, in denen die in den fünf Sätzen verdammte Lehre
458 Die Jansenistischc Controverse.
des Angustinus des C. Jansenius gebilligt oder vertheidigt werde.
Dieses allgemeine Verbot wurde 1657 von der Inquisition wieder-
holt und steht in den älteren Indices unter Libri, seit Benedict XIV.
in den Decr. gen. 11, 5.
In eine dritte Phase trat der Streit unter Alexander VII.
(1655 — 67), sofern jetzt die Frage in den Vordergrund trat, ob
man auf Grund der Bulle von 1653 auch anerkennen müsse, dass
Jansenius wirklich die fünf Sätze in dem Sinne, in welchem
sie verdammt worden, gelehrt habe. Namentlich Arnauld
entwickelte 1655 die Ansicht: bezüglich der Quaestio juris, ob
die fünf Sätze irrig seien, sei der Bulle rückhaltlos zuzustimmen;
was aber die Quaestio facti angehe, ob die Sätze in diesem
irrigen Sinne in dem Buche des Jansenius vorgetragen würden,
könne eine innere Zustimmung erheischende kirchliche Ent-
scheidung nicht gegeben werden und genüge es, in dieser Be-
ziehung ein ehrfurchtsvolles Schweigen (silence respectueux) zn
beobachten. Diese Erklärung hatte zunächst Arnaulds Aus-
stossung aus der Sorbonne zur Folge (und diese das Erscheinen
der Briefe von Pascal, § 53). Alexander VII. aber erklärte
in einer Bulle vom 10. Oct. 1656: die fünf Sätze seien aus
dem Buche des Jansenius entnommen und in dem von diesem
intendirten Sinne verdammt worden, womit indirect für den
Papst auch das Reicht beansprucht wurde, bezüglich „dogmatischer
Thatsachen" innere Zustimmung erheischende Erklärungen abzu-
geben, so dass nunmehr die Frage über den Umfang der kirch-
lichen bezw. päpstlichen Unfehlbarkeit die Hauptfrage wurde.
Um die Bulle von 1656 zur allgemeinen Geltung zu bringen,
verordnete Alexander VII. im Einverständniss mit Ludwig XIV.
in einer neuen Bulle vom 15. Febr. 1665, es solle von allen
Bischöfen, Geistlichen und Nonnen folgendes Formular unter-
schrieben werden :
Ich unterwerfe mich den Bullen Innocenz' X. vom 31. Jiai
1653 und Alexanders VIT. vom 15. Oct. 1656 und verwerfe und
verdamme mit aufrichtigem Herzen die fünf aus dem Auc^stinus
des C. Jansenius entnommenen Sätze in dem von dem Verfasser
intendirten Sinne, wie sie der apostolische Stuhl durch die be-
sagten Bullen verdammt hat. So schwöre ich, so wahr mir Gott
helfe und diese h. Evangelien Gottes.
Vier ü-anzösische Bischöfe erliessen im Juni 1665 Mande-
C. Jansen iu8. 459
ments, worin sie erklärten, das Formular sei za nnterzeichnen
avec soamission de foi vers le droit et de respect et de discipline
reiB les faits contenus dans les constitntions on balles des papes.
Diese Hirtenbriefe wnrden 18. Jan. 1667 von der Index-Congre-
gaktion verboten. Die Verhandlungen des Papstes mit der
französischen Regierung über ein weiteres Vorgehen gegen die
vier Bischöfe wurden durch den Tod Alexanders VII. (22. Mai
1667) unterbrochen. Unter seinem Nachfolger Clemens IX. (1667
—69) kam es zu einem Ausgleich, der sog. Paix de Clement IX. :
die vier Bischöfe unterzeichneten das Formular, nachdem sie
in einem ProtocoU ihrer Ueberzeugung in vorsichtiger Weise
Ausdruck gegeben, und richteten ein Schreiben an den Papst,
der sie darauf in einem Breve vom 19. Jan. 1669 dafttr belobte,
dass sie das Formular aufrichtig unterschrieben und die fünf
Sätze ohne Vorbehalt in jedem Sinne, in welchem sie von dem
apostolischen Stuhle verdammt worden, verdammt hätten. —
In den nächsten Decennien wurde in Frankreich ziemlich allge-
mein die Unterzeichnung des Formulars mit dem von den vier
Bischöfen gemachten Vorbehalte als zulässig angesehen. So
trat der Jansenistische Streit in den Hintergrund, zumal nach-
dem unter Clemens X. (1670—76) der Regalienstreit und unter
Innocenz XI. (1676 — 89) die gallicanische und die quietistische
Controverse aufgetaucht waren.
Es kamen etwa 100 mit der in diesem Paragraphen darge-
stellten Controverse zusammenhangende Schriften und Schriftchen
in den Index, darunter etwa 20 von Amauld. Im spanischen
Index von 1707 stehen die Verdammung des Buches des Jan-
senius und der ftlnf Sätze und das allgemeine Verbot der Schrif-
ten zu Gunsten derselben, aber nur wenige specielle Verbote.
Von dem Index von 1747 wird später die Rede sein.
1. Jansenius beauftragte mit der Veröffentlichung seines Au-
gUBtinus vor seinem Tode (6. Mai 1638) den Professor Libertus
Fromondus (Froidmond) zu Löwen und den Canonicns Henr. Calenns
ZQ Hecheln. Das Buch wurde bei Jacob Zegers in Löwen gedruckt
und 1640 der Druck vollendet^). Die Jesuiten hatten sich durch
1) üeber die hier in Betracht kommenden Schriften und Schrift-
stücke gibt am besten Auskunft die Histoire generale du Jansenisme,
460 Die Jansonistische Controverso.
einen Arbeiter des Druckers die Aushängebogen verschafft (Cret.
Joly 4, 15) und machten dem IntemunciuR Stravius Mittheilunji^.
Dieser schrieb an den Card. Barberini und erhielt die Weisung, sich
fiir die Suspension der Veröffentlichung zu bemühen, da Bücher de
anxiliis nicht ohne Genehmigung der Inquisition gedruckt werden
dürften. Das Buch wurde aber veröffentlicht und Anfang 1641 auch
in Paris mit Approbation von 5 Doctoren gedruckt (1643 auch in
Rouen). Der Jesuit Petrus Biverus (Vivero) schrieb nun ein M e-
morial al Serenissimo Cardenal Infante de Espafta und einen Brief
AI Emin. y Eev. Sefior Cardenal de la Caeva de la Congregacion
de la S. Inquisicion (26. Jan. 1641), und die Jesuiten Ign. Derkennis
und Jo. de Jonghe Hessen Theses theol. de gratia, libero arbitrio,
praedestinatione etc., in quibus doctrina theologorum Soc. J. contra
Com. Jansenii Augustinum defenditur, in sex capita divisae, drucken
(Antw. 1641*, 124 S. Fol.) und 22. März im Jesuiten-Collegium
vertheidigen. Der Drucker Jo. Zegers überreichte nun dem Car-
dinal-Infanten eine (natürlich von den Freunden des Jansenius ver-
fasste) Humilis et snpplex querimonia adv. libellum B. P. [Biveri]
S. J., regiae capellae Bruxellensis concionatoris, et theses Patnim
8. J. Lovanii a. 1641, 12. Martii disputatas, von der bald nach
einander 3 Auflagen gedruckt wurden. Biverus schrieb darauf ein
Memoriale ad Em. Card, de la Cueva circa querimoniam frivolam
Jansenianam . . ., 24 S. Fol.*. Die Löwener Theologen schrieben
dagegen Clypeus adv. tela R. P. Viveri und Spongia mendorum R. P.
V. Die Löwener Jesuiten veröffentlichten darauf Theses theol.
apologeticae et miscellaneae adv. doctrinam Corn. Jansenii propu-
gnatam ab ejus patronis sub praetextu typographi Lovaniensis(Antw.
1641*, 16 S. Fol.) und Biverus eine Epistola an die Doctores
Janseniani, beginnend: Ad rem, ad rem; quod nuUa res est, omnino
nihil est (l Folioblatt*). Am 16. Juni veröffentlichten dann Fro-
mondus und Calenus eine Epistola, beginnend Theses vestras, worin
sie die Jesuiten auffordern, die Polemik einzustellen und dem h.
Stuhle die Entscheidung zu überlassen, worauf die Jesuiten mit einer
Epistola eximio ac admodum rev. D. Liberto Fromondo etc. ant-
worteten.
Durch ein Decret der Inq. von Fer. V. 1. Aug. 1641 (Alex.
No. 46) wurden die Löwener und die Pariser Ausgabe des Augu-
stinus und alle vorhin genannten Schriften (mit Ausnahme des Cly-
peus und der Spongia) und noch einige andere (s. u.) wegen Ver-
letzung der Verordnungen von 1611 und 1625 bezüglich der de
anxiliis handelnden Schriften bei Strafe der Excomm. 1. sent. verboten.
Zugleich wurden in diesem Decrete unter Androhung der reservirten
Excomm. 1. sent. und anderer, auch körperlicher Strafen jene Verord-
nungen eingeschärft, mit dem Zusätze: es dürfe auch nicht unter
dem Verwände einer philosophischen Erörterung de concnrsu causae
Amst, 1700, 3 vol. 12. (von Gerberon; im Texte mit Gerb, citirt). Vgl.
Racine vol. 11 und S.-Beuve 2, 92 (1, 521).
Loewener Streitschriften, 1641. 461
primae cujn eecunda, und namentlich nicht unter dem Yorwande der
Yertheidignng oder Bekämpfung des Buches des Jansen ius oder der
Thesen der Jesuiten^) oder anderer in diesem Decrete verbotener
Sdiriften irgend etwas über die materia auxiliorum divinorum oder
über Gnade und Willensfreiheit veröffentlicht werden; auch dürfe
dagegen nicht geltend gemacht werden, dass die Decrete von 1611
nnd 1625 in einer Provinz nicht publicirt oder recipirt seien. —
Die Schriften, welche ausser den genannten in diesem Decrete ver-
boten wurden, sind : Comelii Jansenii Iprensis episcopi laudatio fune-
ralis dicta a R. Fr. Jo. a Lapide, die bei dem Anniversarium für
Jansenius 4. Mai 1640 gehaltene und zu Löwen gedruckte Rede eines
Praemonstratensers, — Augustini Hipponensis et Augustini Ipren-
ds de Deo omnes salvari volente et Christo redimente homologia
per thcses antiapologeticas expressa et Lovanii loco per Jac. Zegers
designando propugnanda, quando adversariis videbitur, Lov. 1641
(nach Gerb. 1,26 von Jo. Sinnich); Somninm Hipponense sive Ju-
dicium Angustini de contro versus theologicis hodiernis, relatore
Philetjmo S. T. Baccalaureo formato, Par. 1641 (nach Gerb. 1, 27
Ton Stockmans, nach Paquot 1, 15 u. a. von Fromond).
Das Conseil de Brabant verbot die Publication des Inquisitions-
deeretes und das Conseil du Roi erklärte es für unverbindlich, so
lange es nicht das Placet erhalten. Die Löwener Professoren li essen
eine Attestat io notarialis (des Notars der Universität, Peter
Mintaert) quod neque decretum S. D. Urbani VIII. neque Pauli V.
Lovanii sit publicatum, drucken und ein Neffe des Corn. Jansenius,
Jean Jansenius, Canonicus zu Furnes, ein Memorial au Roy, worin
er sich über das Decret der Inq. beschwert und dem er eine von
dem Universitätsnotar beglaubigte Sammlung von Testimonia
emditorum virornm celebrantia librum cui tit. Corn. Jansenii . . .
Augustinus beigefügt hatte. Das Somnium Hipponense erschien
Dochmals unter dem Titel: Conventus africanus s. disceptatio judi-
eialis apud tribunal praesulis Augustini inter veteris et novitiae
theologiae patronos, enarratore Artemidoro On eirocritico , Ronen
1641, und Fromondus veröffentlichte unter seinem Namen Brevis
anatomia hominis, naturam ejus talem repraesentans, qualem S. Aug.
olim nobis descripsit, Lov. 1641, 4.
Nunmehr erliess Urban VIII. die Bulle In eminent! vom 6.
März 1642, worin das luquisitionsdecret ausdrücklich bestätigt wird
und auch die eben genannten Schriften verboten werden. Ferner
beisst es darin: bei einer sorgfältigen und reiflichen Prüfung des
Boches von Jansenius habe sich postmodum (nach der Publication
des luquisitionsdecret es) herausgestellt, dass darin viele von Pius V.
and Gregor XIII. (in den Bullen gegen M. Bajus) bereits verdammte
1) Cantü, Storia degli Italiani 6, 67 sagt: im Index von 1744 würden
verb. libri omnes . . . tarn contra quam pro Corn. Jansenio et Patribus
Jesuitis, and scheint zu meinen, das sei ein damals erlassenes Verbot. Es
iteht wortlich so schon bei Alex.
462 Die Jansen istische Controversc.
Sätze enthalten seien und zum grossen Aergerniss für die Katho-
liken und mit Missachtung der Autorität des h. Stuhles gegen diese
Verdammungen vertheidigt würden; darum würden die Bullen der
genannten Päpste bestätigt und das Buch des Jansenius, welches die
darin verdammten Meinungen erneuere, sammt den anderen Schriften
verboten. Diese Bulle wurde auffallender Weise erst 19. Juni 1643
in Rom angeheftet (Gerb. 1,49. 67). Einige Verwirrung erregte
es, dass sie, wie das bei Bullen üblich war, anno incarnationis
millesimo sexcentesimo quadragesimo primo, pridie nonas Martii
(das Jahr mit dem 25. März beginnend) datirt war (die Bulle steht
sogar noch bei Alex. No. 45 vor dem Decrete vom 1, Aug. 1641).
Die Bulle wurde mit einem königlichen Schreiben vom 27.
Nov. 1643 der Sorbonne übersandt. Diese erklärte, sie nehme die
Doctrin der Bulle an, wahre sich aber ihr altes Eecht, über alle
Theile der Lehre des Magister Sententiarum , auch de auxiliis zu
disputiren und zu schreiben. Der Nuncius Grimaldi sagte einer
Deputation der Facultät, es sei nur verboten, die verdammten Sätze
zu lehren (Arg. III a 49. 52). Die Sorbonne untersagte aber l.Oct.
den Doctoren die Approbation von Büchern für und gegen Jansenins
(Boileau, z/oxi^acmy^ p. 91). Erzbischof Gondi von Paris publicirte
die Bulle 11. Dec. 1643, — sie wurde auch von anderen, nicht von
allen französischen Bischöfen publicirt, — und wiederholte dabei
das schon 4. März erlassene Verbot, die betreffende Controverse auf
die Kanzel zu bringen (Arg. III b 246). Gondi hatte auf Betreiben
der Jesuiten in einem Mandement vom 27. Jan. 1643 auch verboten:
Theologie familiere ou Instruction de ce q\ie le chrdtien doit croire
et faire en cette vie pour etre sauve, par M.Jean du Vergier de
Hauranne, abb6 de Saint Cyran. St. Cyran hatte diesen kleinen
Catechismus auf die Bitte des Generaladvocaten Bignon für dessen
Kinder geschrieben; er wurde von seinen Freunden mit einer vom
1. Oct. 1642 datirten Approbation von 5 Doctoren herausgegeben
und erschien im Jan. 1643 kurz vor St. Cyrans Entlassung aus der
Haft. Arnauld und seine Freunde bestimmten den Erzbischof, sein
Mandement kurz vor der Publication durch ein anderes zu ersetzen
(Arn. 29, 588. S.-Beuve 2, 200). In Rom worden 1654 alle Aus-
gaben des Schriftchens verboten (1693 erschien die 13. Ed.).
Von den 1643 ff. in Paris erschienenen Streitschriften sind
(weil sie später in den Index kamen) folgende zu erwähnen:
Apologie de M. Jansenius 6v. dTpre et de la doctrine de St. Au-
gustin expliquee dans son livre intitule Augustinus contre trois ser-
mons de M. Habert, theologal de Paris, P. 1644, — gegen drei
Predigten, die Isaac Habert am 1. und 4. Adventssonntag 1642 and
im Sept. 1643 gehalten, auf Veranlassung Saint Cyrans (f 11. Oct.
1643) von Arnauld geschrieben. Gegen Haberts Entgegnung, La
defense de la foy de TEgl. et de Tancienne doctrine de Sorbonne
touchant les principaux points de la grace etc., 1644, schrieb Ar-
nauld Apologie seconde pour M. Jansenius . . . contre la reponse
que M. Habert . . . a faite a la premiere Apologie, 1645 (Arn. 16,
Balle TJrbans YIIL von 1^42. 463
30; 17, 1)^). Im J. 1646 wurden dann, walirscheinlicb von Habert,
8 Sitze ans dem Augastinus zuBammengestellt nnd nach Rom ge-
suidt (abgedr. Gerb, i, 186). Dagegen erschien zu Löwen 1646
Ei&men libelli, cni titulus est: Propositiones excerptae ex Au-
pstiDo Rev. D. Comelii Jansenii episc. Ipr. quae in speciem ex-
lübentor Suae Sanctitati.
Die Löwener Universität opponirte mit Zustimmung mehrerer
belgischer Bischöfe längere Zeit gegen die Bulle von 1642. Im J.
Iß43 schickte sie im Einverständniss mit dem Erzbischof Jacob
Boonen von Mecheln und dem Bischof Anton Triest von Gent den
Theologen Jo. Sinnich nnd den Canonisten Cornelius Fapius (de
Piep, Oratorianer) nach Rom, um, wenn nicht eine Zurücknahme,
doch eine Erläuterung resp. Modification der Bulle zu erwirken.
Diese erreichten natürlich nichts; nur wurde ihnen, da sie auch
darauf aufmerksam gemacht, dass die Abschriften und Abdrücke der
Baue nicht genau mit einander übereinstimmten, 29. Juli 1644 eine
beglaubigte Abschrift derselben sammt einem Decrete der Inq. von
Fer. Y. 16. Juni 1644 eingehändigt, welches bezüglich aller die
Bulle betreffenden Zweifel, Schwierigkeiten und Klagen für immer
Schweigen gebot (abgedr. Const. p. 54). Die Denkschriften, welche
sie in Rom überreicht hatten, Hess Sinnich 1644 nach seiner Rück-
kehr (Fapius starb in Rom 1644) drucken: Memoralia per depu-
tatoB aeademiae Lovan. exhibita Romae Summis Pontif. Urbano YIIL
et Innocentio X. pro doctrina B. Angustini manutenenda . . .(16S.
4.*), verb 1654^). — Yon den in den nächstfolgenden Jahren in Belgien
erschienenen Streitschriften kamen mehrere später, meist 1654, in
den Index. Der Prämonatratenser Macarius Semeomo schrieb gegen
Conferenzen, die der Jesuit W. Landsheer 1646 in Antwerpen ge-
halten und in denen er Jansenius scharf angegriffen, anonym Col-
latio Antwerpiensis ad Petrum Aurelium und Novus Prosper ad
noynm coUatorem, beide Lov. 1647. Fromond schrieb 1644 anonym
Cbrysippus s. de libero arbitrio epistola circularis ad philosophos
1) Es ist auffallend, dass Florentii Conrii Peregrinns Hiericuntinus,
Paris 1641, weder jetzt noch spater verboten wurde. Conry, Franciscaner,
Tüularbischof von Tuam, f 1631 (Harter 1, 497), hatte für das Schriftchen,
veQ es de auxiliis bandelte, in Rom die Druckerlaubniss nicht erhalten.
Die Ausgabe von 1641 ist von Arnauld besorgt, wahrscheinlich auch die
französische üebersetzung von 1645 (Arn. 10, LXXXVIII).
2) Bei St. Amonr, Rec. p. 270 ist eine Erklärung abgedruckt, die
Sionich 1647 eidlich vor einem Notar abgab: Urban VlII. habe ihm 26.
^or. 1648 gesagt: er habe durch seine Sülle nur die Bulle Plus' Y. be-
stätigen, niemand mit Nennung seines Namens censuriren und der Lehre
d» Augustinus nicht zu nahe treten wollen; auf die Einwendung: wie
^nn der Name des Jansenius in die Bulle hineingekommen sei, habe er
gttagt, Sinnich solle mit Albizzi sprechen, der die Bulle entworfen habe.
ÖMs dieser gegen den Willen und ohne Vorwissen des Papstes den
Passas über «fansenius in die Bulle eingeschoben, ist viel weniger wahr-
Kheinlich, als dass Sinnich Urban YIIL missverstanden oder dieser nicht
g&nz die Wahrheit gesagt.
464 Die Jansenistische Controverse.
peripateticos, dann gegen die Jesuiten D. Petau nnd Ant. Bicardus
(d. i. Etienne Decbamps) Vincentü Lenis Theriaca adv. D. Petavii
et A. Ricardi de libero arbitrio libellos, Par. 1648, und gegen deren
Erwiederung unter demselben Namen Epistola prodroma gemella ad
D. Petavium et Ant. Ricardum, Lov. 1649 (zwei weitere Streit-
scbriften gegen sie, Gerb. 1, 247. 293, Backer 1, 254, stehen nicht
im Index), und gegen die Theologen von Donay, welche unter dem
Einfluss des Jesuiten L^Hermite 1649 die Bulle angenommen und
gegen Jansenius Partei ergriffen hatten (Liv. Meyer 2,41; Serry
p. 806), Lucerna Augustiniana, qua breviter et dilucide declaratur
concordia et discordia, qua duo nuper ex DD. Doctoribus S. Theol.
Duacen. conveniunt aut recedunt a ceteris hodie S. Augustini dis-
cipulis, 1649, und Emunctorium lucernae Aug., quo fnligines a
quibusdam aspersae emunguntur, 1650 (die dritte hieher gehörige
Streitschrift Epistolica responsio ad Val. Randour, 1650, Gerb. 1, 353,
steht nicht im Index). — Sinnich veröffentlichte 1648: Sanctorum
Patrum de gratia Christi et libero arbitrio dimicantium trias. Au-
gustinus Hipponensis, Prosper Aquitanicus, Fulgentius Ruspensis
adv. Pelagium, Cassianum et Faustum. Collectore Paulo Erynacho
Gratianopolitano Theologo. Diese Schrift kam erst 1661 in den In-
dex, und zwar, da man doch die Auszüge aus den Kirchenvätern
nicht verbieten konnte, mit donec corrigantur tituli capitum et arti-
culorum atque index. Gegen den Jesuiten Ripalda, der im 3. Bande
seines Werkes De ente supernaturali gegen Bajus und die Bajanisten
polemisirt hatte, schrieb Sinnich anonym: P. Jo. Martinez de Ri-
palda e Soc. nominis Jesu vulpes capta per theologos S. Fac.
Academiae Lovan., 1649, und gegen ein 1650 erschienenes Paralle-
lum inter Bajanas propusitiones et prop. Jansenii, worin behauptet
wurde, 28 Sätze in dem Buche des Jansenius seien identisch mit
Sätzen von Bajus, die Pius V. verdammt habe; Aurelii Aviti Ve-
ronensis Theologi Molinomachia h. e. Molinistarum in Augustinum
Jansenii antistitis Ipr. insultus novissimus, 28 consonantiarum doc-
trinae inde excerptae cum articulis a Pio V. Pont, proscriptis com-
pilatione subnixus, totidem vero dissonantiarum contrapositione elisas,
Par. 1650 (erst 1663 verb.). — Ferner erschienen in Belgien noch
(von Löwener Theologen): Corn. Jansenii Parallelum erroris Mas-
siliensium et opinionis quorundam recentiorum, 1647, ein Separatab-
druck der auch im Augustinus stehenden Abhandlung, — Planctus
Augustinianae veritatis in Belgio patientis, Lov. 1649 (Gerb. 1, 219),
— Reponse h un escrit qui a pour titre: Advis donnä en amy k
un certain ecclesiastique de Louvain au sujet de la Bulle du P. Ür-
bain VIII. qui condamne le livre portant le titre: Aug. Com. Jan-
senii, s. 1. et a. 1649*, 32 S. 4., — Utrum sit damnandus Jan-
senii Augustinus, ein Schriftchen, welches mit dem Satze schliesst:
Non potest damnari Jansenius nisi ridente Pelagio et plorante
Augustino. Humilis Romanus.
Auf Verlangen des Conseil de Brabant entwickelten der Erz-
bischof Jacob Boonen von Mecheln und der Bischof Ant. Triest von
Gent; dieser als der älteste belgische Bischof, die Bedenken, welche
Erzb. Boonen von Meoheln uad B. Triest von Gent. 465
der Pnblication der Bolle von 1642 entgegenständen (Gerb. 1, 175).
Ihre Denkschriften wnrden 1649 gedruckt: Rationes ob qnas 111. ac
Sev. D. Archiepiscopus Mecbliniensis Belgii Primas . . . a
promidgatione Bullae, qna prosoribitur liber cui titolns : C. Jansenii
. . . Aug., abstinuit, ex mandato Regio Saae Majestati exbibitae
e gallico in lat. translatae (33 S. 4.*, vorher französisch gedruckt);
Baison« pour lesqueiles on n'a trouvä convenir de publier au diocese
de Guod arec les solemnitez aocoustumees certaine Bulle contre le
livre da defdnct Evesque d'Ipre, Jansenius, represent^es par Mgr. le
Rer. Evesque de Gand au Conseil de Sa Maj. Cath. k Brusselles le
90. de Mars 1647 (s. 1. 1649*, 43 S. 4., steht jetzt im Index unter
Triest). Nach langen Verhandlungen, — der Löwener Professor
Beeht war in dieser Angelegenheit längere Zeit in Madrid (Gerb.
1, 269), — wurde endlich von Philipp IV. die Publication der Bulle
befohlen. Mit der Fassung des von dem Statthalter Erzherzog Leo-
pold erlassenen Edictes vom 28. Febr. 1651 (Arg. 111 b 259) war
aber der Intemuncius Anton Bichi so unzufrieden, dass er dagegen
protestirte. Der Protest wurde von dem Erzherzog im Juni für
nichtig erklärt. Am 11. Nov. 1651 beklagte sich der Papst in
Breven an den König und an den Erherzog (Katholik 1883, 2, 293).
Boonen, Triest und die Generalvicare des erledigten Bisthums
Ypem publicirten nun im März 1661 die Bulle mit Edicten, welche
in Rom grosses Missfallen erregten, weil darin gesagt war: die
Bolle sei bisher nicht publicirt worden, weil das Bedenken erhoben
worden sei, man könne in der Verdammung des Buches von Janse-
ms eine Verdammung der Lehre des h. Augustinus finden; sie
verde jetzt auf Befehl des Papstes und des Königs publicirt ; dieser
babe aber versprochen, er werde bei dem Papste eine neue Prüfung
des Baches des Jansenius und eine Freigebung desselben nach Aus-
nerzung der darin etwa enthaltenen Irrthümer beantragen. Der
Erzbisebof erwähnte schliesslich ausdrücklich, der Erzherzog habe
die Publication vorbehaltlich der Privilegien der niederländischen
Provinzen angeordnet (die drei Edicte bei Arg. III b 251). Durch
eiB Beeret der Inq. Fer. V. 11. Mai 1651 (Alex. No. 54) wurden
die«e drei Edicte und die zwei erwähnten Denkschriften als „vieles
fv die Autorität des h. Stuhles Präjudicielle enthaltend*' verboten
'die Edicte stehen im Index unter Mecbliniensis, Triest und Edic-
tun); zugleich wurden den Verfassern, falls sie nicht baldigst ge-
ntgende Erklärungen abgäben (se expurgaverint sc. vom Verdachte
der Häresie), kirchliche Censuren angedroht. Die Generalvicare von
Tpem scheinen sich gefügt zu haben; wenigstens ist von ihnen
nicht weiter mehr die Rede. Den beiden Prälaten wurde das In-
qaisitionsdecret im Juni insinuirt; da sie darauf nicht reagirten,
wurden sie unter dem 18. Nov. 1651 von der Inquisition nach
fiom citirt und ihnen diese Citation im December durch den Inter-
nuncins insinuirt. Da sie nicht erschienen, wurden sie 21. Dec. 1652
^r suRpendirt erklärt. Das Conseil de Brabant erklärte dieses De-
kret für unwirksam, weil nach notorischen Privilegien und alten,
mit Genehmigung des h. Stuhles bestehenden Gewohnheiten der
Beiiacb, Index II. 3()
466 tMe Jansenistisohe Oontröverse.
Niederlande Bewohner derselben nicht ausserhalb des Landes citirt
und Komische Censuren nicht ohne Genehmigung des ßathes publi-
cirt und ausgeführt werden könnten. Die beiden Prälaten unter-
warfen sich schliesslich auf die Aufforderung des Erzherzogs Leo-
pold und wurden im Sept. 1653 von den Censuren abselvirt (die
Actenstücke bei Arg. III b 255 und bei de Ram, Synodicon helg,
4, 307). — Die Anschauungen des Rathes von Brabant wurden bei
dieser Gelegenheit von dem angesehenen belgischen Juristen Peter
Stockmans (1633 Prof. in Löwen, 1643 Mitglied des Käthes, flGTl;
Paquot 1, 13), in zwei kleinen anonymen Schriften begründet: Jus
Belgarum circa BuUarum pontificiarum receptionem und Defensio
Belgarum circa evocationes et peregrina judicia, beide 1654 mit
dem Zusatz 1., 2. vel alterius editionis verb.^). Der Rath von Bra-
bant protestirte 1657 gegen die Publication des Verbotes (App. ad
Suppl. V. Espen p. 17).
Am 18. März 1650 censurirte die spanische Inquisition 22
Sätze, die angeblich von Jesuiten und dem Löwener Professor
Schinkelius aufgestellt und von dem Dominicaner Franc. Gonzalez
nach Salamanca geschickt waren, als temerär, übelklingend und für
den h. Augustinus injuriös. Der König bat den Papst, die Censur
zu bestätigen; dieser überwies sie der unten zu erwähnenden Con-
gregation, die sich natürlich gegen die Bestätigung aussprach (Avr.
2, 203). Sie stehen seit 1707 im span. Index als 22 propositione«
contra dootrinam Augustini insertae in supplicatione oblata Papae.
Laemmer, Zur Eirchengesch. S. 51 erwähnt eine Rom 19. Mai 1653
datirte an Innocenz X. gerichtete Denkschrift, worin ausser diesen
22 Sätzen noch 116 aus Molina, Yasquez, Mariana und anderen Je-
suiten denuncirt werden.
2. Als die beiden belgischen Bischöfe gemassregelt wurden,
war die Angelegenheit bereits in eine neue Phase getreten, inso-
fern eine Verdammung bestimmter Sätze aus dem Buche des Jan-
1) Sie sind wiederholt gedruckt worden: Innooentii X. Bulla . . .
una cum Defensione Belgarum contra peregrina judioia et bullae istius
receptionem, junctim ed. Numa Sedulius Colon. In Civitate libera 1663,*
4. (Der Herausgeber ist Samuel Hundius). — Jus Belgarum . . • £d.
altera. Leodii 1665*, 12. (beigebanden Defensio . . Leodii 1666). Sie stehen
auch in Petri Stockmans Opera omnia, Brux. s. a. (1698*), 4., p. 189
— 296. In der Biblioth. Belg. von Foppens, 1739, p. 1018 wird angedeutet,
die beiden Schriften seien wahrscheinlich von den Jansenisten Stocknaans
unterschoben worden (das wird zu den Stellen gehören, die Foppens auf
Befehl des Erzbischofs d'Alsace de Bossu von Mecheln in sein Buch ein-
fügte; Reiffenberg, Annuaire de la Bibl. Boy. 1848» p. 71), und den Acta
Z. B. van Espen auct. T. W. Backhusio, Mechl. 1827, ist p. 141 eine eigene
Disquisitio hist.-critica de gemino opusculo circa jura Belgarum, quod
Petro Stockmans adscribitur, beigefügt, worin Foppens' Verdacht ausführ-
lich begründet wird. Der Verfasser beruft sich auf Haeresis Jansenianae
praeclusa effugia, auct. Antonino de Luca (A. Huylenbroucq S. J.). 1709,
der also der Urheber des Verdachtes sein wird, zu dessen Würdigping die
Thatsache genügt, dass nach Paquot 1, 14 das Originalmanuscript von
Stockmans in Brüssel aufbewahrt wird.
P. Stookmans. Saint-Amour. Die fünf Propositiones.
46^
senhiB in Ansgicbt genommen war. Am 1. Jnli 1649 wurden der'
Sorbonne von dem Syndicns, dem Ex-Jesaiten Nie. Comet, 7 Sätze
nr Censnr vorgelegt, welche er und seine GesinnungsgenosBon als
die Haaptpankte des Jans, ansahen, obschon dieser nicht genannt
wurde. Ein von Habert, der mittlerweile Bischof von Vabres ge-
worden, verfasstes Schreiben an den Papst, worin derselbe um eine
Entscheidnng über 5 Sätze gebeten wurde (Arg. III b 260), wurde
▼or und nach von 85 französischen Bischöfen unterzeichnet und im
Avg. 1651 nach Rom abgesandt. 15 andere Bischöfe baten den
Papst, keine Entscheidung zu geben, eventuell vor derselben in
ihnlicher Weise, wie bei der Controverse de auxiliis, Dootoren beider
Parteien zu hören (Saint- Amour, Reo. p. 5). Von der Majorität und
Ton der Minorität wurden mehrere Theologen zur Vertretung ihrer
Ansehanung nach Rom gesandt. Von einem der Theologen der Mi-
norität erschien später ein ausführlicher Bericht: Journal de Mr.
de Saint Amour, Dr. de Sorb., de ce qui sVst fait ä Rome dans
I'affaire des cinq propositions, avec un recueil de diverses pi^ces
dont il est parl^ dans ce Journal ou qui en regardent la matidre,
i. l. 1662,* verb. 1664 1).
Die in dem Schreiben der französischen Majoritätsbischöfe ent-
haltenen 5 Propositiones sind folgende: 1. Einige Gebote Gottes zu
erfüllen, ist auch den Gerechten, die es wollen und versuchen, mit
den Kräften, die sie jetzt haben, nicht möglich; es mangelt ihnen
auch die €rnade, wodurch es ihnen möglich würde. 2. Der innem
Gnade wird im Stande der gefallenen Natur niemals widerstanden.
3. Zum sittlichen Handein (ad merendum et demerendum) ist im
Stande der gefallenen Natur nicht Freiheit von der Nothwendigkeit
(a necessitate), sondern nur vom Zwange (a coactione) erforderlich.
4. Die Semipelagianer gaben die Nothwendigkeit der zuvorkommen-
den innem Gnade zu den einzelnen Acten zu, auch zum Anfange
des Glaubens; ihre Ketzerei bestand darin, dass sie behaupteten,
diese Gnade sei eine solche, welcher der menschliche Wille wider-
stehen oder gehorchen könne. 5. Es ist semipelagianisch, zu be-
baupten, Christus habe für alle Menschen ohne Ausnahme den Tod
erlitten oder sein Blut vergossen.
In Rom war man natürlich sehr erfreut darüber, dass die
Mehrheit der französischen Bischöfe dem Papste Gelegenheit bot,
nch auch ihnen gegenüber als denjenigen zu zeigen, der in Glaubens-
ncken zu entscheiden habe^). Eine Discussion, wie sie in der Con-
1) Das Journal ist zu Amsterdam gedruckt. Es füllt 578, das Re-
oieQ 286 8. Pol. Auf dem Titelblatte steht das Motto: Non enim possu-
mDfl, qaae vidimus et audivimus, non loqui. Act. 4, 20. Ausser diesem
Bache sind benutzt die in dem Mainzer Katholik 1883, 11, 282 abgedruckte
Relation von Franc. Albizzi über die Sitzungen der im April 1651 ge-
Inldeten Congregatio particularis, und die Einleitung zum 19. Bande von
Arnanlds Werken.
2) In einem Schriftstücke, welches Saint- Amour (p. 159) sah, hiess
«' es sei rathsam, Gelegenheiten, das päpstliche Recht, Glaubensfragen
466 Die Jansenistisohe Conttoverdd.
'troverse de auxilüs stattgefunden, war man aber von yomberein ent-
schlossen, nicht Zuzulassen. Da die Discussion der Angelegenheit,
wie es in dem Berichte Albizzi^s heisst, in den Plenarsitzungen der
Inquisition „wegen vielfacher Ursachen und der Verschiedenheit der
Ansichten" sich zu sehr in die Länge zog, wurde sie 12. April 1651
von Innocenz X. einer aus vier, später fünf Cardinälen bestehenden be-
sondern Congregation überwiesen, um sie brevi manu zu diseutiren.
Dieser Congregation, welche also für diese Angelegenheit an die
Stelle der Inquisition trat, und deren Vorsitzender anfangs Card.
Roma, dann Spada war, war Franc. Albizzi, Assessor S. Off., als
Secretär beigegeben; er war thatsächlich die Hauptperson. Brevi
manu konnte aber freilich die Sache auch von dieser Congregation
nicht erledigt werden. Sie begann damit, sich über den Verlauf
der Angelegenheit des M. Bajus zu informiren, verhandelte aber
1651 auch über einige mit ihrer Hauptaufgabe zusammenhangende
Angelegenheiten, wie über die Opposition der belgischen Prälaten
und über einige später zu erwähnende Buch er verböte. Im Juli 1651
beauftragte sie 4 von ihr ausgewählte Qualiiicatoren, die 7 von der
Sorbonne vorgelegten Sätze zu qualificiren (Eath. S. 291). Die
von den Bischöfen vorgelegten 5 Sätze überwies sie aber — erst
4. Juli 1652 — allen 13 ordentlichen Qnalificatoren der Inq., „da-
mit man nicht sagen könne, sie habe die G-egner des Jans, ausge-
sucht.*' Den Qualificatoren wurde aufgegeben, jeder einzeln die 5
Sätze in abstracto, ut jacent, zu qualificiren, aber freigestellt, sie
auch ad mentem Jansenii zu qualificiren. Sie gaben zweimal in
mündlichem Vortrag vor der Congregation ihre Vota ab und wurden
dann angewiesen, dieselben schriftlich einzureichen (diese schrift-
lichen Vota füllen einen Folioband von 700 Seiten; Kath. S. 286).
Bei der ersten Verhandlung sprachen sich 9 für, 4 gegen die Ver-
dammung der 5 Sätze aus; hinsichtlich der Frage, ob die Sätze
so, wie sie vorgelegt waren, von Jans, gelehrt würden, gingen auch
die 9 aus einander. Die Qualificat-oren, welche sich gegen eine Ver-
dammung der 5 Sätze aussprachen, waren die Dominicaner Vincen-
tius Candidus (f 1654, 81 Jahre alt), der als Mag. S. Pal., und
Vinc. Depretis, der als Commissarius S. 0. ex officio Qualificator
war, der Augustiner-General Phil. Visconti und der Franciscaner
Lucas Wadding. Die Dominicaner traten auch sonst für die Theo-
logen der Minorität ein; ihr General bat 17mal vergebens um
eine Audienz bei dem Papste, um Schriftstücke von Theologen
seines Ordens zu überreichen (S.-Amour p. 400). — Den franzö-
sischen Theologen wurde im Juli 1652 anheimgegeben, mündlich
oder schriftlich ihre Sache bei der Congregation zu vertreten. Die
der Majorität machten von dieser Erlaubniss Gebrauch ; die der Mi-
zu entscheiden, zur Anerkennung zu bringen, nicht unbenutzt zu lassen;
die jetzige Gelegenheit sei günstig, da der französische König und her-
vorragende Mitglieder des Parlaments versprochen hätten, die Entschei-
dung des Papstes anzuerkennen. Eine andere derartige Aeusserung p. 423.
Verhandlungen in Rom 1661—53. 469
Boritit weigerten sich anders als contradictorisch zu verhandeln;
sc erklärten auch, sie hielten einige Qnalificatoren und namentlich
Albixii nicht für anparteiisch (Kath. S. 473). Saint- Amonr klagt
aiieli in seinem Tagebnehe über vielfache Beweise von Parteilichkeit,
Dtnentlieb von Seiten Albizzi^s, der z. B. einen Abdruck von Schriften
des Angustinns, den die Theologen der Minorität in Rom .veran-
sttlteten» zu hindern sachte, dagegen die Yeröffentlichang einer
Streitschrift dee Jesuiten Annat gegen den Willen des Mag. S. Pal.
durchsetzte.
Vom 10. März 1653 an fand eine Reihe von Sitzungen der
Congregation in Anwesenheit des Papstes statt. In einer derselben,
19. Mai, wurde den Theologen der Minorität gestattet, ihre Sache
m vertreten. Sie erläuterten bei dieser Gelegenheit u. a. und über-
gaben dann dem Papste ein Schriftstück, worin in drei Spalten die
ketzerische Deutung, die man den 5 Sätzen mit Unrecht gebe, die
riehtige Deutung derselben und die dieser entgegenstehende Ansicht
der Gegner zusammengestellt waren. — In diesen Sitzungen coram
Ssnetissimo gaben auch die Qnalificatoren nochmals mündlich ihr
Votum ab: die beiden Dominicaner und der Augustiner Visconti
votirten auch jetzt gegen die Verdammung der 6 Sätze. Wadding
erklärte: der erste könne in einem gewissen Sinne vertheidigt werden,
den 2. habe Jansenius nicht haeretisch gemeint, der 3. stehe nicht
in seinem Buche, wer den 4. excerpirt habe, verstehe entweder
Jans, nicht richtig oder wisse nicht, worum es sich handle. Der
Dominicaner Depretis bat kniefällig, man möge nicht sub larva dam-
Bsre doctrinam Augustini; auch Visconti rief aus: Prob dolor, Au-
gustinus sab* nomine Janeenii condemnatur, und bat kniefällig, man
Rolle sich hüten, ne incidamus in ea infelicia tempora, in quibus
frandibns ürsacii et Valentis totns orbis vidit se Arianum, et hodie
Boa videat se Semipelagianum (Eath. S. 484). — „Die Würfel waren
aber schon gefallen^' (Eath. S. 287). Nach der Sitzung vom 19. Mai
überreichte Albizzi dem Papste einen Bericht über die ganze Sache.
Er erhielt den Auftrag, die Bulle zu entwerfen. Sein erster Ent-
vnrf wurde nicht genehmigt. Er machte mit dem Card. Chigi
einen zweiten Entwarf, den der Papst genehmigte ^) und den Albizzi
1) Intiocenz X. hatte anfangs wenig Lust, sich mit der Angelegen -
lieit zu befassen. S.-Amour p. 150 erzählt, er habe zu ihm gesagt: E poi
QOD e U mia professione, oltrache sono vecchio, non ho mai studiato teo-
logia, und P. Ubaldino habe gesagt: II Papa non e teologo, non e la
^a professione, e legista (p. 154). Der Bischof von Loddve (später von
Montpellier) berichtete in der Assemblee du Clerge von 1655: der Papst
Ittbe ihm 2. Januar 1654 u. a. gesagt: er habe die Mitglieder der Con-
gregation oft and aufmerksam angehört; er habe sich zwar früher nur
mit Rechts- und Verwaltungsangelegenheiten beschäftigt, aber Gott habe
lim erleuchtet, dass er auch die subtilsten Erörterungen vollkommen vcr-
stuiden und den Sitzungen mit dem grössten Vergnügen beigewohnt habe;
die Cardinäle [und seine Verwandten, p. 424] hatten ihm oft vorgestellt,
» schade durch seine fleissige Theilnabme an den Berathungen seiner
Oesundheit u. s. w.; endlich habe er, nachdem er alles geprüft und Gott
470 Die Jansenistische Coniroverse.
in einer 27. Mai unter dem Vorsitze des Papstes gehaltenen Sitzung
der Cardin äle der Congregation (Spada, Ginetti, Pamfili, Chigi) vor-
las. Auf den Vorschlag Spada's wurde der Entwurf, wie Albizzi
herichtet, auch Domino W. (Kallier), injuneto secreto sub poena
excommunicationis, vorgelegt; aliqua putavit addenda, quae addita
fuerunt, non sine impulsu Spiritus sancti (Eath. S. 491).
Am 9. Juni wurde die vom 31. Mai 1653 datirte Bulle Cum
occasione publicirt. Die. 5 Sätze werden darin als ketzerisch ver-
dammt, der 5. jedoch nur in dem Sinne, dass Christus nur für das
Heil der Praedestinirten gestorben sei, als ketzerisch, sonst als
falsch u. 8. w. In der Einleitung heisst es: „unter anderen Mei-
nungen des Jansenius" hätten diese 5 Anlass zu Controversen ge-
geben; am Schlüsse: die Verdammung dieser 5 Sätze bedeute nicht
eine Gutheissung anderer in dem Buche des Jans, vorgetragener
Meinungen. Die Bischöfe und Inquisitoren werden aufgefordert,
gegen diejenigen, welche sich der Entscheidung nicht fugen, mit
Censuren und anderen Strafen vorzugehen und nöthigenfalls die
Hülfe des weltlichen Armes anzurufen. Die Bulle wurde dem
König und den französischen Bischöfen mit Breven vom 31. Mai
übersandt (Arg. III b 261). Ludwig XIV. verordnete 4. Juli die
Publication; die in Paris versammelten Prälaten richteten ein zu-
stimmendes Schreiben an den Papst (Arg. III b 271. 273).
Das erste Verbot von Schriften, die mit der Jans.'schen Sache
zusammenhangen, welches nach der Bulle von 1642 und unter Inno-
cenz X. erschien war ein Decret der Inq. Fer. V. 6. Oct. 1650
(Alex. Ko. 53). Es betrifft den anonym und ohne Angabe des
Druck ortes erschienenen Catechisme de la grace und den dagegen
gerichteten Catechisme ou abräg^ de doctrine touchant la grace
divine selon la Bulle de Pie V., Gr6goire XIII., ürbain VIII. An-
tidote contre les erreurs du temps par un Docteur de la S. Theol.
de Douay, Douay 1650. Beide Schriften werden in allen Sprachen
verboten, weil sie ohne Erlaubniss des apostolischen Stuhles ex pro-
fesso de auxiliis handeln, noch dazu in der Form von Catechismen
in der Volksprache, da doch der in ihnen behandelte Gegenstand
über die Fassungskraft des gewöhnlichen Volkes hinausgehe, dem
man Milch zu trinken geben müsse, nicht solche Speise, die es
nicht verschlucken könne; der erste aber auch darum, weil darin
wiederholt die Sache empfohlen, den Card. Chigi rufen lassen und ihm die
Bulle dictirt; die Sache sei ihm so klar gewesen, dass ihm das Dictiren
gar keine Mühe gemacht (p. 577; mit dem oben mitgetheilten Berichte
Albizzi's stimmt das freilich nicht). Dem französischen Theologen Ma-
nessier, der ihm die Nothwendif^keit einer contradictorisuhen Verhandlung
vorstellte, antwortete Innocenz X. : Tutto questo dipende dell' inspirazione
dello Spirito santo, und daManessier erwiderte: der der Kirche verheissene
Beistand des h. Geistes dispensire nicht einmal die allgemeinen Condlien
davon, die geeigneten Mittel zur Erforschung der Wahrheit anzuwenden;
eben bei der Anwendung dieser Mittel werde ihr der Beistand des h. Geistes
zu Theil, sagte der Papst: non dite questo, questa opinione non ^ buona
(p. 443).
J
Bulle Innoce&s' X« von 1653. CateohiBine de la grace. 471
lOBehe schon von Pias Y., Gregor XIII. und Urban VIII. ver-
duunte Ansichten vorgetragen würden. Der Verfasser des zweiten
Utechismus ist der Jesnit Martin L'Hermite (f 1652); den ersten,
eis Schriftchen von 40 S. 12. (abgedr. bei Arn. 17, 839), hatte
Matthien Feydeaa, Dr. Sorb., auf den Wunsch des Bischofs Fran-
roie le Fevre de Caumartin von Amiens verfasst, und dieser hatte
ihn drucken lassen ; es erschien auch eine Ausgabe unter dem Titel
Eelaircissements sur quelques difficult^s touchant la graoe. Es er-
icliienen mehrere Gegenschriften (Arn. 16, XX. S.-Beuve 6, 250),
B. a. von dem Jesuiten Jean Dorisy (Backer 1, 268). In der von
L'Hermite fanden die Löwener Theologen 15 Irrthfimer (Am. 17,
815). — Amauld schrieb über dieses Decret 1651 Eeflexions sur
iB decret de l'Inquisition 92 S. 4. (Am. 17, 689). Der Erzbischof
Boonen publicirte dasselbe nicht und schrieb darüber 28. Jan. 1651
as den Papst (Gerb. 1, 361. 540). Es wurde auch von der Assem-
Mee du Clerge nicht angenommen und von dem Pariser Parlament
31. Dec. 1650 unterdrückt (Am. 16, XXI). Saint- Amour machte
in Rom Vorstellungen und rieth, wenigstens derartige Decrete nicht
melu- zu machen ; Card. Barberini sprach sich ihm gegenüber lobend
aber Amaulds Schrift aus. — Fejdeau's Schriftchen wurde trotz
des Verbotes noch oft gedruckt. Eine auf Veranlassung der Lö-
wener Theologen veranstaltete flämische Uebersetzung : Gatechis-
muB ofte leeringhe van de gratie, zu Gent gedruckt (Am. 16, XXI),
wurde 1688 von der Inq. verb.
Der reformirte Theologe Samuel desMarets (Maresius) über-
setzte das Schriftchen ins Lateinische, meinte, dasselbe sei den
Dordiechter Beschlüssen conform, und folgerte daraus, dass die Jan-
•enisten nicht fem vom Himmelreich seien (Reuchlin, Port-Royal
\y 375; 2, 676): Synopsis verae catholicaeque doctrinae de gratia
et aoneiis quaestionibus proposita partim in libello, qui anno supe-
riore a Jansenistis prodiit, . . . partim brevibus ad illum soholiis,
6ron. 1651» 4. Der Jesuit Brisacier schrieb nun sofort eine Bro-
ichfire: Les Jansenistes reconnus Calvinistes par S. Desmarets,
1652; Godefroy Hermant antwortete darauf mit Fraus calvinistarum
Ktecta, sive Cat. de gratia ab haereticis Samuelis Marezii corrupte-
lu vindicatus per Hieronymum ab Angelo Forti, Dr. Theologum,
Par. 1652, 4. — Die Schrift von Maresius und seine Apologia no-
viseima pro S. Augustino, Jansenio et Jansenistis contra Pontificem
^ Jesuitas, Gron. 1654, wurden übrigens 1654 verb.; seit Ben.
(■teilen sie nicht mehr im Index, weil seine opera omnia verb. sind.
In demselben J. 1651 erschien von Jean de Labadie (S. 94) eine
I)eclaration über die Gründe seines Uebertritts zur reformirten
Kirehe and dann Lettre h ses amis de la communion romaine
touehant sa declaration, worin er u. a. sagt, er habe seine Ueber-
KQgODg nicht geändert, wenn er früher Jansenist gewesen und jetzt
Calvinist sei. Auch dieses wurde von den Jesuiten in mehreren
Schriften ausgebeutet, u. a. in Le grand chemin du Jansenisme au
Calvinisme enseign^ par le Sieur J. de Labadie, worauf Arnauld
mit einer Lettre d'un Dr. en Th^ol. k une personne de condition et
l
472 Die Jansenistische Controverse.
de piät6 sur le snjet de Tapostasie dn S. J. de L. (Arn. 29, 391)
und Hermant mit einem Qnartbande: Defense de la pi£t6 etc. ant*
wertete. Auch Labadie's Lettre worde 1654 verb., seine Declara-
tion nicht, aber 1666: Premiere apologie pour Jean de Labadie, et
pour la justice de sa deciaration, par E. Dufeu dit de Blanc-Mont.
Das umfangreiche Decret der Inq. vom 23. Apr. 1654 (Alex.
Ko. 59) wiederholt zunächst das Verbot der in der Bulle von 1042
verbotenen Bücher, verbietet dann die oben erwähnten französischen
und belgischen Streitschriften und eine Reihe von anderen, die bis-
her noch nicht erwähnt worden sind: Consid^rations sur la let-
tre compos6e par l'iveque de Vabres [Habert] pour Itre envoyee
au Pape en son nom et de quelques autres prelats, 1651 (von Ar-
nauld; abgedr. 19, 43); — De la gr&ce victorieuse de J. C, ou
Molina et ses disciples convaincus de Terreur des Pelagiens et des
Semip^lagiens, . . . pour Texplication des 5 propositions par le
Sieur de Bonlieu, Paris 1651; der Verfasser ist Noel de Lalane,
einer der Theologen, die von den Minoritätsbischöfen nach Rom ge-
sandt wurden; schon während seiner Anwesenheit daselbst hatte
die Congregation 1. Febr. 1652 das Verbot des Buches beschlossen;
— Distinction abregee des cinq propositions qui regardent la
matiere de la grace, laquelle a ^to present^e en latin k Sa Saintet6
par les Theologiens qui sont ä Rome pour la defense de la doctrine
de St. Aug., oü Von voit clairement en trois colomnes les divers
sens que ces propositions peuvent recevoir, et les sentimens des Cal-
vinistes et des Lutheriens, des Pelagiens et des Molini stes, de St.
Augustin et de ses disciples, und Brevissima 5 propositionum in
varios sensus distinctio etc., die am 15. Mai 1653 vorgelegte
Schrift, noch 1653 zu Paris französisch und lateinisch gedruckt
(lateinisch bei Arg. III b 263); sie wird verb., sive typis sive scripto
extet; Lalane hat sie zuerst unterzeichnet und wird darum wohl
als Verfasser angegeben. Der Jesuit Annat veröfTentlichte dagegen
im Febr. 1^54 Cavilli Jansenianorum contra latam in ipsos a S. Sede
sententiam seu confutatio libeili trium columnarum et aliarum con-
jecturarum, queis Janseniani obtinere conantur, ut non videantar
esse condemnati; dagegen erschienen noch 1654 Reponse au P.
Annat, Provincial des J^s., touchant les 5 prop. attribu^es a M.
TEveque d^Ipre, divis^e en deux parties, und Memoire sur le
dessein qu^ont les Jesuites de faire retomber la censure des 5 prop.
sur la veritable doctrine de St. Aug. sous le nom de Jansenius,
beide von Amauld (19, 147. 196). Pri^re pour demander ä Dien
la gr&ce d'une veritable et parfaite conversion, 1652, 72 S. 16.,
ist nicht von Amauld (Dict. Jans. 3, 299), sondern von Quill. Lie
Roy, Abbe de Hautefontaine (Am. 33, 611; trotz des Verbotes
noch 20 mal gedruckt ; s. § 53). — Lettre pastorale de Mgr. TAr-
cheveque de Sens [de Gondrin] pour la publication de la Con-
stitution de N. S. P. le Pape donnee a Rome le 31. Mai dernier,
und Ordonnance de Mgr. TFveque de Cominges [G-ilbert Choyseul
du Plessis-Praslain, später Bischof von Tournay] sur la publication
quHl a faite dans le synode diocisain de Cominges le 9. Oct. 1653
Böcherverbote von 1654.
473
de 1a Constitation de N. S. P. le Pape Innocent X. portant cen-
nre de 5 prop. touchant la grace et le franc arbitre; beide Bi-
sebofe batten mit der Publication der Bulle eine Empfeblnng der
Lebre des b. Angvstinns verbunden (Gerb. II, 189), — femer Pbi-
loeopliia moralis cbrist., continena tres dissertationes : 1. de rectitu-
dine et pravitate actnnm hnm., 2. de libero arbitrio, 3. de con-
cann divino, anct. Pbil. Camera rio Presb., Andegavi 1652; —
Jwta damnatio 5 propoBitionnm, stndio Maroi Ferri, Yen. 1653;
Ferro war Dominicaner (Qnetif 2, 659); — endlich noch zwei pole-
imscbe Scbriften: Reponae k nn sermon prononc^ par le P. Brisa-
eier J^anite dans Viglise de St. Solene k Blois le 29. Mars 1651
(von da Tronillas), und Les enlnminnres da fameax almanacb
des Peres J^saites intital6 La deroote et la confasion des Jansi-
Distea, 1654, 91 S. 12. Der Kalender für 1654, den die Jesuiten,
— dont le goüt fut longtemps d^testable, wie S.-Beuve 2, 333 sagt,
— unter diesem Titel im Dec. 1653 herausgaben und von dem sie
16,000 Exemplare verbreitet haben sollen, war mit einem Titel-
kupfer verziert, welches fibrigens nicht ein Jesuit gezeichnet hatte,
wnderD, wie die Revue des sciences eccl. 1875, I, 324 sagt, „ein
echter Schüler des h. Franz von Sales und des h. Vincenz," Adrien
Gambert, Beicbtvater der Salesianerinnen: auf der einen Seite der
Papat umgeben von Cardinälen und Prälaten, den Blitz schleudernd
auf eine Hvdra mit 5 Köpfen (den 5 Propositionen), auf der andern
Ladwig XIV. auf dem Throne, dem die Justitia das Schwert reicht,
Uten Jansenius mit Fledermausflligeln, sieb in die Arme Calvins
and anderer Haeresiarchen flüchtend, umgeben von Irrtbum, Unwissen-
heit und Betrug in der Gestalt von Ungeheuern, alle von dem Blitz-
strahl des Papstes getroffen. Man beklagte sich bei den Bebörden;
der Kalender wurde in Paris verboten, aber wieder freigegeben,
oaehdem man einiges geändert, namentlich die Fledermausfiügel ent-
fernt hatte; die Exemplare k ailes de diable wurden dann in der
Provinz abgesetzt. Zu diesem Bilde also gehören die Enluminures
(Colorirangen), Spottverse von Isaac Louis le Maistre de Saci, von
denen S.-Beuve mit Recbt sagt: un ecrit des plus contraires k
Tesprit de Saint-Cyran : je rougis pour nos amis de l'erreur de
cettc reponse et de tant d'autres sur le m^me ton qui en furent la
«nite. I)as8 cette lourde et crasse mani^re de plaisanterie avait
choqn^ quelques amis eclaires de Port-Roy al, zeigt die Thatsache,
dasB Amauld zur Vertheidigung SaciV 1654 ein anonymes Schrift-
chen herausgab: Reponse k la lettre d'une personne de condition
tOQchant les regles de la conduite des saints p^res dans la compo-
sition de leurs ouvrages pour la defense des v^rit^s combattues ou
de rinnocence calomni^e (Arn. 21, 1), welches 1 683'^nochmals ge-
druckt und komischer Weise [ein halbes | Jahrhundert nach seinem
enten Erscheinen, 1700, verb. worde (S.-Beuve 2, 327. Reuch-
lia 1, 615. 791). Der Almanacb kam nicht in den Index,' ^ebenso-
w«aig die Predigt des P. Brisacier und die Vertheidigung derselben,
I^ Jansenisme confondu, und andere Schriften von ihm, die nacb
den Auszügen zu urtheilen, welche Arn. 29, 597 ; 30, 6 ; 35, 100
1
474 Die Jan sonis tische Controverse.
und Cret.-Joly 4, 29 daraus mittheilen, einen ebenso abscheulichen
Geschmack verrathen wie der Almanach. Auch solche Sohrifteiiy
welche unter das Verbot der Schriften de auxiliis fielen, wurden,
wenn sie gegen Jans, gerichtet waren, nun nicht mehr ausdrücklich
verboten. Dagegen fugte die Index-Congr. dem Decrete von 1654,
wohl wissend, dass das lange Blich er verzeichniss desselben auf Voll-
ständigkeit nicht entfernt Anspruch machen könne, das allgemeine
Verbot bei: „alle und jegliche Bücher, Büchlein, Briefe u. s. w.,
gedruckte und geschriebene oder in Zukunft zu druckende und heraus-
zugebende, in denen die in den 5 Sätzen verdammte Lehre des
Augustinus des C. Jansenius gebilligt oder vertheidigt wird, in
welcher Sprache sie auch geschrieben sein mögen.'*
Zu den auf die Römischen Verhandlungen 1651 — 53 bezüg-
lichen verbotenen Schriften kamen noch hinzu: Tredecim Theolo-
gorum ad examinandas quinque propositiones ab Innocentio X.
selectorum suffragia seu, ut appellant, vota Summo Pontifioi scripto
tradlta, verb. von der Inq. Fer. V. 6. Sept. 1657 (Alex. No. 66)
und das 1662 erschienene Journal von Saint-Amour, verb. 1664.
Die Vota der 13 Qualificatoren wurden 1657 von Nicole mit Noten
herausgegeben und sind auch bei Saint-Amour (Reo. p. 173 und bei
Wendrock p. 601) abgedruckt. Dem Verbote derselben ist in dem
Deorete der Inq. beigefügt: der Papst (Alexander VII.) habe deore-
tirt, iis tanquam apocryphis nuUam fidem esse adhibendam nee a
quocunque allegari posse vel debere. Saint-Amour bemerkt p. 172:
dass die dem Drucke zu Grunde gelegte Abschrift genau sei, habe
der Bischof von Montpellier ausdrücklich anerkannt; wenn die Vota
für apokryph erklärt würden, so heisse das nur, dass man in Rom
ihre Veröffentlichung nicht gern gesehen, und Nicole selbst sagt,
man habe sich wohl gehütet, die Vota falsa et conficta zu nennen;
apocrypha heisse nur injussu Inquisitionis edita. Auch Serry p. XLI
stellt diese Erklärung mit der von 1654 (S. 306) auf eine Linie.
Stubrockius p. 295 behauptet freilich die Vota seien spuria et Ro-
manis theologis afficta!
3. Schon 1654 erklärten sich die in Paris versammelten Prä-
laten in einem Schreiben an die übrigen Bischöfe scharf gegen die-
jenigen, welche behaupteten, die 5 Sätze seien nicht von Jans, und
seien in einem Sinne verdammt worden, der mit der Lehre des
Jans, nichts zu thuen habe. Dieses Schreiben sandten sie mit einem
Begleitschreiben desselben Inhalts an Innocenz X. Dieser antwortete
aber 29. Sept. 1654 nur mit der vagen Ermahnung, die BiscliÖfe
möchten fortfahren, sich die Durchführung der Bulle von 1653 und
des dazu gehörenden Inquisitionsdecretes vom 23. Apr. 1654 ange-
legen sein zu lassen (Arg. III b 277). Von Alexander VII. war
ein schärferes Vorgehen zu erwarten: er hatte als Card. Chigi bei
den Verhandlungen, die der Bulle von 1653 vorhergingen, eine her-
vorragende Rolle gespielt und war, wie Faure, Comm. p. 264 sagt,
den Dominicanern wegen ihres Widerstrebens gegen die Verdam-
mung der 5 Sätze abgeneigt, dagegen als Gönner der Jesuiten be*
kannt.
A. Amauld.
475
Arnftuld veröffentlicbte Anfangs 1655 anonym eine Lettre
dm Doctenr de Borbonne a nne personne de condition sur ce qni
eit arrive depnis pen dans nne paroisse de Paris ä an seigneur de
ii eoar, worin er berichtet, dass ein Pariser Geistlicher [Picote in
St Sulpice mit Billigung des Pfarrers Olier, 31. Jan. 1655] einem
Hofmanne [dem Herzog von Liancourt] die Absolution verweigert
labe, weil er nicht versprechen wollte, mit den Jansenisten keinen
Verkehr mehr zu haben, seine Enkelin von Port-Royal zurückzu-
holen und seinen Jansenistischen Hausgeistlichen [Bourzeys] zu ent-
kssen^). Es erschienen rasch nicht weniger als 9 Broschüren über
diesen Brief, von den Jesuiten Annat und Ferrier u. a. Amauld
antwortete einige Monate später in einer umfangreichem Schrift mit
lemem Namen: Lettre seoonde ... a un Duc et Pair de France
[den Duc de Luynes], pour servir de r^ponse a plusieurs eorits qui'
oot ete publiee contre sa premiere lettre etc., 250 S. 4. In diesen
firiefen sagt Am. : die 5 Sätze seien allerdings irrig, aber sie seien
dem Jans, mit unrecht imputirt worden; man sei berechtigt, wenn
Dan diese Sätze in dem Augustinus nicht finde, die üeberzeugung
feitsuhalten, dass Jans, sie nicht gelehrt habe, und nur verpflichtet,
neh jedes Streites bezüglich dieser rein thatsäch liehen Frage (point
de &it) zu enthalten und darüber ein respectvolles Schweigen (si*
IcBce respectneux) zu beobachten; mehr als eine solche Unter wer-
ftiog sei man selbst allgemeinen Concilien bezüglich solcher spe-
«eilen Thatsachen (faits particuliers) nicht schuldigt). Den zweiten
Brief schickte Arn. selbst an Alexander YII., von dem er, wie er
in dem Begleitschreiben vom 27. Aug. sagt, gehört, dass er den
ersten Brief gelesen und nicht missbilligt habe.
Ueber diesen zweiten Brief wurde in der Sorbonne vom No-
Tember 1655 an lebhaft verhandelt. Sie oensurirte schliesslich zwei
darin ausgesprochene Ansichten, nämlich als propositio facti die eben
enrähnte Ansicht über die Bedeutung der Verdammung der 5 Sätze
oad als propositio juris den Satz: Petrus sei das Beispiel eines
Gerechten, dem die Gnade, ohne welche man nichts vermöge, bei
eiDer Grelegenheit, wo er sicher gesündigt, gefehlt habe (Arg. III a
S7). Da Am. einen Widerruf verweigerte, wurde er 81. Jan. 1656
ans der Facultät ausgestossen. Während der Verhandlungen schrieb
Am. mehrere Vertheidigungen : Epistola et scriptum ad S. Faculta-
tem Paris, in Sorbona congregatam die 7. Dec. 1655, ~- Scripti
pars altera ad S. Fac. . . . congreg. die 10. Dec. 1655, — Epistola
1) Gerb. 2, 266. S.-Beuve 3, 29. Vie de M. Aniauld p. 54. Amauld,
Oeorres 19 und 20.
2) Der Jesuit Yves Andre, f 1764, sagt in einem Briefe (N. £. 1782,
^): Ich glaube fest, dass die 5 Sätze sich bei Janseniiis finden; darum
QQterzetchne ich das Formular ohne Bedenken. Aber ich glaube zugleich,
man muss den Verstand verloren haben, um daraus einen Glaubensartikel
za machen . . . Wir haben kein einziges Beispiel in der ganzen alten
Kirdie, dass man für solche Thatsachen den nämlichen Glauben verlangt
bitte wie für die geoffenbarten Thatsachen.
476 Die Jansenistisclie Controverse.
et alter apologeticus ad S. Fac. . . . congreg. die 17. Jan. 1656, —
Propositiones tbeologicae duae, de quibiis hodie maxime dispiitatur,
clarissime demonstratae, — nach der Ausstossung u. a. eine Epistola
ad Henr. Holdenum (Holden hatte ihn vertheidigt, aber die Censur
mit unterRchrieben, während Launoy, obschon nichts weniger als ein
Jansenist, sich mit ausstossen Hess nnd die Censnr scharf kritisirte)
und Vera S. Thomae de gratia sufficienti et efficaci doctrina dilucide
explanata, beide im März 1656 geschrieben. Unter den zahlreichen
anderen Schriften über diese Angelegenheit machten drei Briefe an
einen Provincialen besonderes Aufsehen, die drei ersten der Pascal-
schen Briefe (s. § 53).
Am 8. Aug. 1656 wurden die genannten Schriften von Arnauld
von der Index-Congr. verb. Am 10. Oct. 1666 erschien dann die
Bulle Ad sacrum (Arg. III b 281), worin Alexander VII. die Bulle
seines Vorgängers bestätigt und die oben (S. 485) angeführte Er-
klärung abgibt und zugleich das Buch des Jans, und alle zur Ver-
theidigung seiner Lehre geschriebenen oder zu schreibendem Bücher
nochmals verbietet. Fer. V. 6. Sept. 1657 verdammte dann aach
die Inq. ausser Pascals Briefen nochmals die genannten Schriften
von Arnauld. — Die auf Arnaulds Ausstossung ans der Sorbonne
bezüglichen Schriften, — ausser den genannten noch mehrere andere,
— erschienen später gesammelt und mit einer langen Praefatio (von
Quesnel) unter dem Titel: Causa Arnaldina seu Ant. Amaldas . .
a censnra a. 1656 sub nomine Facultatis Theologiae Paris, vulgata
vindicatus suis ipsius aliorumque scriptis, nunc primum in unnm
Volumen coUectis . . . Leodici Eburonum 1699*, 112 und 670 S. 8.
Das Bucli wurde sogleich 18. Apr. 1699 von der Inq. verb. mit
der Motivirung: ex quo continet nonnulla opuscula alias damnata.
Dieser sind nur sechs. Es ist auffallend, dass diese Motivimn^
beigefügt wurde; selbst du Vaucel meinte: die von Am. 1640 ver-
theidigten Theses theol. de gratia (p. 657) hätte man weglassen
sollen; es ständen harte Dinge darin (C. Qu. p. 433). Die gleich-
falls von Quesnel herausgegebene Justification de M. A. Arnanld
contre la censure d'une partie de ]a Fac. de Th6ol. de Paris, on
recueil des ecrits frangais sur ce sujet, 1702, 3 vol. 12., wurde
nicht verb.
Das Decret der Inq. vom 6. Sept. 1657 wurde von dem In-
ternuncius den belgischen Bischöfen mitgetheilt und von dem Erz-
bischof von Mecheln publicirt. Das Conseil de Brabant cassirte 23.
Nov. 1657 die Publication, weil das Decret nicht das Placet erhalten.
Darauf decretirte die Inq. Fer. V. 14. Mai 1658 (A. J. P. 6, 1757):
es widerspreche der Vernunft und der Frömmigkeit katholischer
Fürsten, namentlich des Königs Philipp von Spanien, dass päpstliche
Decrete, namentlich dogmatische, nicht ohne Placet sollten publicirt
werden können, da es ganz gewiss sei, dass die von Christus dem
Papste übergebene Gewalt nicht durch Edicte von weltlichen Fürsten
behindert oder beschränkt werde und dass die päpstliche oder prie-
sterliche Würde und Autorität nicht von der königlichen Gewalt
abhängig sei (cadere sub manu regia). Demgemäss habe der Papst
Bulle Alezanclers VH. von 1656. f^ormular. 4?7
knft apostolischer Autorität jenes £dict sammt allen seinen Folgen
asari und verbiete — bei den gegen die Yerletzer der kirchlichen
Innanität nnd Freiheit nnd die Bekämpfer der päpstlichen Autorität
(estgesetzteD Censnren, von denen ansser in Todesgefahr niemand als
der Papst solle lossprechen können, — jenes Edict vor Gericht oder
KHut zu allegiren oder Anwendung davon zq machen. Dem Rathe
TOD Brabant gebiete er, das Edict aus seinen Buchern und Regesten
n entfernen, damit er nicht genöthigt sei, gegen die Mitglieder des
Bstkes schärfere Massregeln zu ergreifen (ad alia majora remedia
proeedere). Das Edict ist trotz dieser scharfen Verdammung nicht
gleich andern ähnlichen Documenten in den Index gekommen.
4. Ein Formular wurde zuerst von der Assembl^e du Clerge
von 1656—57 entworfen (Arg. III b 288) und allen Bischöfen über-
laadt, mit dem Ersuchen, von den Geistlichen die Unterzeichnung
dcffielben zu verlangen^). Gegen diesen Beschluss ist gerichtet
Lettre d'un advocat au parlement h un de ses amis touchant l'in-
((Bintion qu'on veut ^tablir en France a Toccasion de la nouvelle
Balle du Pape Alexandre YIL, k Pnris 1. Juin 1657, worin zugleich
uf die Nullitäten, an denen die Bulle laborire, hingewiesen und
bovorgehoben wird, dass solche motu proprio erlassene Bullen in
Fnakreich nicht anerkannt würden. Der Brief wurde später gewöhn-
lieh den Lettres a un provinciel als 19. beigedruckt, ist aber nicht
von Pascal, auch nicht von Barbier d'Aucourt, sondern von dem
frohern Parlamentsadvocaten Antoine Le Maftre verfasst, der seit
1637 io Port-Royal lebte (S.-Beuve 1, 368).
Es kam vorerst noch nicht zur Durchführung der 1657 be-
sehlossenen Massregel. Im J. 1662 machte der Bischof Ühoysenl von
Comminges noch einen Versuch, zwischen den beiden Parteien einen
Aasgleich zu Stande zu bringen. Die eine war bei diesen Verhand-
lugen durch den Jesuiten Ferner, die andere durch Dr. de Lalane
lad Lic. Girard vertreten. Man einigte sich über 5 Artikel, in
denen die Lehre der Schüler des h. Augustinus über die Materie
der 5 (in den Bullen verdammten) Sätze enthalten und von denen
van überzeugt sei, dass dieselben orthodox seien und von den
pipetlicheD Decreten über die 5 Sätze nicht betroffen würden. Zehn
^errorragende „Schüler des h. Augustinus^* unterzeichneten ein
Sehreiben an den Bischof Choyseul vom 7. Juni 1663, worin sie
zogleieh im Namen ihrer Gesinnungsgenossen ihn baten, die 5 Ar-
tikel dem Papste zu übersenden, und versicherten, sie seien bereit,
den päpstlichen Bullen die gebührende Ehrfurcht und Observantia
ZQ zollen und alles weitere zu thun, was der h. Stuhl verlangen
werde, damit sie bezeugten, wie aufrichtig sie an der durch die
Ballen sanctionirten Lehre festhielten und diesen Bullen gehorchen
wollten. Choyseul schickte die Erklärung 19. Juni nach Kom. Die
1) lieber die Verhandlungen der Assemblee s. Arnauld 21, Preface,
5ber die verschiedenen Formulare ib. 25, 150. In der Assemblee spielte
^. de Marca eine hervorragende Rolle; s. S. 391. Recueil touchant If^s aß'.
da ho»., tir6 des memoire» de P. de Marca, A. J. P. 12, 1645.
478 Die Jansenistische Controverfte.
Inqnisition beechloss 21. Juli, keine Entscheidung über die 5 Artikel
zn geben; der Papst möge ausweichend antworten (L. de Meyer
2, 685). In einem Breve vom 29. Juli 1663 belobte dann Alexan-
der YII. die französischen Bischöfe für ihren Gehorsam und forderte
sie auf, auch ferner in geeigneter Weise dahin zu wirken, dass alle
den Bullen gehorchten und die 5 aus dem Buche des Jans, entnom-
menen Sätze in dem von dem Verfasser intendirten Siniie aufrichtig
verdammten. Ludwig XIY. liess mit diesem Breve die 5 Artikel
den in Paris anwesenden Bischöfen vorlegen^ die sich in einem
Briefe an den Papst vom 2. Oct. 1663 gegen dieselben aussprachen.
Er liess auch durch seinen G-esandten dem Papst die Nothwendigkeit
der Einführung eines Formulares vorstellen. Darauf erliess Alexan-
der YII. die oben erwähnte Bulle Regiminis apostolici vom 15.
Febr. 1665, welche Ludwig XIV. im April publiciren liess ^).
5. Die vier Bischöfe, welche im Juni 1665 die S. 458 erwähnten
Mandements erliessen, waren Nie. Pavillon von Aleth (f 1677),
Etienne Fran^ois de Caulet von Pamiers (f 1680), Nie. Choart de
Buzenval von Beauvais (f 1679) und Henri Arnauld von Angers
(f 1692). Durch ein Arr^t du Conseil vom 20. Juli wurden diese
Mandements cassirt und den Geistlichen der Diöcesen verboten,
ihnen zu gehorchen. Von der Index-Congr. wurden sie 18. Jan.
1667 zusammen mit anderen, zum Theil gar nicht mit dieser Con-
troverse zusammenhangenden Schriften verb. (Alex. No. 91 ; sie
stehen im Index unter Alet, Angers, Beauvais und Pamiers). Lud-
wig XIV. hatte in Rom beantragt, der Papst solle durch ein Breve
die Bischöfe zum Widerruf und zur einfachen Unterzeichnung des
Formulars auffordern und durch ein zweites französische Bischöfe
zu Commissaren ernennen, um gegen ihre vier CoUegen vorzugehen.
Die Breven fielen nicht so aus, wie der König gewünscht hatte,
avec leurs clauses abusives et leur sans-gene ultramontain : nach
dem Breve vom 20. Mai 1667 sollten 9 französische Bischöfe als
judices delegati kraft päpstlicher Autorität die Bischöfe aburtheilen.
£s kam zu nichts» da Alexander VII. 22. Mai starb.
Unter Clemens IX. verwendeten sich 19 französische Bischöfe
für ihre vierCollegen bei dem Papste und dem Könige; derNuncins
verhandelte im Auftrage des Papstes mit drei dieser Vermittler.
Der Brief der vier Bischöfe an den Papst ist von Amanld verfasst
(Arn. 1, 619). Der Papst richtete sein Breve vom 19. Jan. 1669
an die vier Bischöfe (und gleichzeitig eines an die drei Unterhänd-
ler, Arg. III b 337), nachdem die Angelegenheit von einer Congre-
gation von Cardinälen in 30 Sitzungen berathen worden war.
Faure, Comm. p. 116 sagt, der Papst sei von den Jesuiten foede
illusus, und auch andere haben behauptet, Clemens IX. habe keine
Ahnung davon gehabt, dass die vier Bischöfe nicht ohne allen Vor*
behalt das Formular unterschrieben. Man konnte den wahren Sacfa-
1) Die Actenstücke bei Arg. Illb 306. Vgl. Gerb. 3, 31. Paix de
Clement IX. (von Queanel) B. 16. 87. S.-Beuve 4, 162.
Balle Alexanders Vll. von 1666. Paix de Clement IX. 479
Tcrhalt in Rom wisBea und hat ihn ohne Zweifel gekannt, aber
igiorirt oder dissimnlirt, wie das ja bei derartigen diplomatischen
Angleichen anch sonst mehrfach geschehen ist (Arn. 3, 486. 670).
Der Jesait Daubenton schreibt darüber an Fen61on (Corr. de F6n.
3,336): „Nichts war leichter als sich von der Aufrichtigkeit oder
ÜBekrlichkeit der vier Bischöfe zu überzeugen: man brauchte von
ümeo nur die Yorlegung ihrer Protocolle zu verlangen; es wäre
^t natürlich gewesen, diese Vorsicht anzuwenden. Gleichwohl
sprach davon weder der Papst noch der Nuncius. Das erweckt den
Verdacht, dass man, um die Sache zu Ende zu bringen, die Augen
z&drfickte.''
In den nächsten Decennien wurde von den meisten französi-
schen Bischöfen die Unterzeichnung des Formulars nicht mehr ver-
laDf^ und wo es noch unterzeichnet wurde, wie in der Sorbonne,
lien man die von den vier Bischöfen gemachte Distinction zu (Am.
25,142). Der Bischof Arnauld von Angers verbot 1676 sogar der
dortigen Universität, die Unterzeichnung des Formulars ohne Unter-
scheidung zwischen der Lehre der 5 Sätze und der thatsächlichen
Frage, ob Jansenius dieselben gelehrt, — bezüglich deren nur eine
sonmission de discipline und nur ein silenoe respectueux verlangt
werde, — zu fordern. Durch ein Arröt du Conseil vom 30. Mai
1676 (das Edit du camp de Ninove) wurde diese Ordonnanz cassirt
mit der Erklärung: der h. Stuhl habe mit grosser Klugheit die
Naehncht geübt, einige Unterzeichnungen des Formulars mit einigen
Erliaterungen zuzulassen ; diese Interpretation dürfe aber nicht obli-
gatorisch gemacht und niemand verwehrt werden, sich purement et
simplement zu unterwerfen (Arg. III b 354). Arnauld erklärte in
einem zweiten Mandement, welches nicht beanstandet wurde, er
wolle nur hindern, dass man in seiner Diöcese im Widerspruch mit
den Bedingungen des Friedens die unbedingte Unterzeichnung obli-
gatorisch mache (S.-Beuve 5, 150). Auch diese Vorgänge hat man
in Rom ohne Zweifel erfahren und ignorirt. — Eine weitere Störung
des Friedens wurde dadurch veranlasst, dass Gerberon indiscreter
Weise, wie S.-Beuve 6, 58 sagt, die von M. Barcos (f 1678),
Terfasste Exposition de la doctrine chr^tienne touchant la gr&ce
et la predestination, avec un recueil des passages les plus pricis et
Im plus forts de Ticriture sainte, sur lesquels est fond^e cette
doctrine, Mons 1696, 12. herausgab. Das Buch wurde noch 1696
von dem Erzbischof NoaiDes als Jansenistisch verb. (s. u.), 8. Mai
1697 auch in Rom. Es wurde 1700 noch einmal gedruckt mit einer
Schrift von Arnauld (s. u.).
Unter Innocenz XL (1676 — 89) standen Arnauld und seine
Freunde in Born in Gunst, nicht nur wegen ihrer gelehrten apolo-
getuchen und polemischen Werke, -- den 1. Band der Perpetuiti de
^ foi widmete Arnauld 1669 Clemens IX., den 2. und 3. übersandte
w Innocenz XI., der durch Card. Cybo danken Hess, — sondern
iveh weil sie, obschon in theologischer Hinsicht Gallicaner, in dem
ßegalienstreite auf die Seite des Papstes traten. Faure, Comm. p. 205
constatirt mit grosser Entrüstung, dass Innocenz XI. in einem Schrei-
460 bie JansenistiBche Contro versa.
bell an ArDauld denselben, den Alexander VII. als filins iniquitatis
charakterisirt, ter venerabilis dominus genannt habe. Ludwig XIY.
drang mitunter auf energische Massregeln gegen die Jansenisten und
seit 1679 gegen Port-Royal; aber Innocenz XI. äusserte wieder-
holt: in Frankreich gebe es viele Gegner des h. Stuhles, aber keine
Jansenisten; denn als solche könne man doch nur diejenigen be-
zeichnen, welche gegen die Bullen gegen Jansenius Opposition mach-
ten. Sein Secretär Favoriti definirte sogar Jansenist als vir exi-
miae pietatis et virtutis inimicus Jesuitarum. Als Oönner der Jan-
senisten unter den Cardinälen galten Casanate, Azzolini, Carpegna
und Colonna. Der Beichtvater Ludwigs XIV., P. La Chaise, klagte
bitter über die Jansen istischen Inclinationen des Papstes^). Wäh-
rend des Zerwürfnisses über die Franchises äusserte der Greneral-
advocat 0. Talon im Parlamente: der Papst, dessen Hauptsorge
sein sollte, die Reinheit des Glaubens zu bewahren und den neuen
Meinungen zu steuern, habe seit seiner Thronbesteigung fortwährend
mit den offenkundigen Anhängern des Jansenius, dessen Lehre seine
Vorgänger verdammt hätten, Verkehr unterhalten, sie mit Gnaden-
erweisen und Lobsprüchen überhäuft und sich als ihren Protector
gezeigt, — und in Paris erzählte man sich, der königliche Beicht-
vater habe Talon veranlasst, diesen Passus in sein Plaidoyer aufzu-
nehmen (Arn. 3, 73. 88). — Als unter Benedict XIV. über die Se-
ligsprechung Innocenz' XI. verhandelt wurde (A. J. P. 11,271),
machte der Promotor fidei (Advocatus diaboli) geltend: er werde
von einigen Schriftstellern als Gönner der Jansenisten bezeichnet,
habe mit den vier Bischöfen in freundlichem Briefwechsel gestan-
den, den Bischof von Aleth, der sein verdammtes Ritual nie aufge-
geben, für einen Brief belobt, in dem u. a. der Jansenismus als ein
Phantom bezeichnet werde ; er habe den Bischof von Pamiers nach
seinem Tode belobt, dem Dr. Arnauld mehrfach sein Wohlwollen
bezeugt, so dass das Gerücht habe entstehen können, er wolle ihn
zum Cardinal machen^); Talon habe 1688 im Parlament gesagt u. s. w.
Der Postulator causae suchte die zwei Briefe an den Bischof von
Pamiers zu entschuldigen und die anderen Anklagen zu widerlegen,
wusste aber gegen die Anklage, Innocenz XI. habe gegen die Janse-
nisten in seinem 1 3jährigen Pontificate nichts gethan, nichts anderes vor-
zubringen, als: er habe 1679 das Neue Testament von Mons, 1680
drei jansenistische Schriften gegen die Jesuiten und den Pentalogns
diapboricas, ferner mehrere dem Erzbischof von Mecheln überreichte
1) Michaud 4, 414. 432. 436. 441. Der Briefwechsel Arnaulds mit
Innocenz XI. und mehreren Cardinälen steht bei Arn. 1, 693; 2, 9. Auch
Card. Bona (f 1674) stand mit Arnauld in Correspondenz und sagt von
ihm z. B. in einem Briefe an L. Dachery von 1672 (£pp., Lucca 1759,
II, 17): quem ob insignem sapientiam et solidam pietatem summopere
semper veneratus sum.
2) Das Gerücht tauchte 1682 auf. Card. Casoni soll gesagt haben,
Arnauld würde Cardinal geworden sein, wenn er nicht die gallicanischen
Artikel vertheidigt hätt«.
iDDOoenz XI. P. Kioole. J. Ck)urtoi8 u. a.
481
Janscnistische Thesen und die üebersetznng des Chrysostomus, sowie
Juisenisüsche Sätze verdammt. Bezüglich der Aeusserung von Ta-
lon wird nur auf Sfondrato's Refntatio Talonii, Rom 1688, und eine
Censur der Cardinäle (§ 60) verwiesen.
Es sind noch einige Bücherverbote aus den letzten Jahrzehnten
des 17. Jahrb. zu verzeichnen (von einigen wird anderswo zu han-
deln sein). Gleichzeitig mit den Mandements der vier Bischöfe wur-
den 1667 von der Index-Congr. verb.: Memoire sur la cause des
ereques, qui ont distingne le fait du droit und noch 4, einige Wochen
später noch 3 M^moires über denselben Gegenstand; das 8. handelt
mr les nullitez, abus et injustices d'un Bref contre les quatre ^ve-
qaes, obtenu par surprise du P. Alexandre VII. dans l'extremite de
la maladie. Diese Memoires wurden 1666 — 67 von Arnauld, La-
Une und Nicole, die damals im Hotel Longueville zusammen wobn-
ten, gemeinschaftlich ausgearbeitet. Das 9. und 10., die Arnauld
1668 schrieb, sind nicht in den Index gekommen (Arn. 24, 170). —
Femer wird in dem Decrete von 1667 verb.: L'her^sie ima-
gin&ire, das sind 10 im Laufe der Jahre 1664 und 65 von P.Nicole
onter dem Titel Les imaginaires ou lettres sur Theresie imaginaire
(den Jansenismus) veröffentlichte Briefe, — nach S.-Beuve 4, 433 assez
dans le gout des Provinciales, assez dignes de les snivre k distance.
Die Fortsetzung derselben bilden 8 Briefe unter dem Titel Les
monnaires, die nicht im Index stehen.
Schon 1663 wurde von der Inq. Fer. V. 31. Mai verb.: Ma-
nuale catholicorum hodiernis controversiis amice componendis ma-
zime necessarium, auth. Alethophilo Charitopolitauo, Charitopoli
1663, von dem Oratorianer Jean Courtot. Das Buch wurde mit
dem Journal de Saint-Amour von dem Conseil du Roy zu Paris 4.
Jao. 1664 zum Verbrennen verdammt (Arg. III b 314). Eine ältere
Aasgabe: Manuale catholicorum ad evitandas ex mente apostoli pro-
Suias vocum doctrinarumque novitates ex conciliis atque antiquis
patribus fideliter contextum, 1651, wurde erst 1727 verb. — 1669
wurde verb. Abregi de Tancienne et Celeste doctrine de St. Aug.
et de toute Tegl. touchant la grace, par M. F. Mathieu (vielleicbt
eme Ausgabe des Catechisme de la gr4ce von Matthieu Feydeau,
S. 470). — 1674 wurden zwei Eeihen von Theses über die Gna-
denlehre verb., welche die Oratorianer zu Saumur hatten vertheidi-
gen lassen. Von den Oratorianern galten damals viele als Janse-
nisten; als die Assembl^e g^n^rale des Oratoriums zu Paris 1678
sieb scharf gegen die Lebre des Jansenius und Cartesius aussprach,
traten Qnesnel und andere aus (Avr. 3, 114. 131). — Weitaus die
meisten von den zahlreichen in diesen Decennien erschienenen Streit-
schriften sind überhaupt nicht in den Index gekommen, einige erst
spater. Schon Anfangs 1664 erschien ein satirisches Gedicht (von
1800 Versen, von Barbier d'Aucourt) über die Unterdrückung der
gsten (Jansenistischen) Bücher : Onguent k la brulure, ou le secret
pour empecher' les J^suites de bruler les livres (Gerb. 3, 86), und im
April »ur Yertheidigung desselben (von demselben Autor) Lettre
d'no avocat k un de ses amis sur l'Onguent pour la brulure, beide
Beuacta. Index IT. 3|
4ää Die Jansen istis che Cotttrore]
22. Pec. 1700 verb. In demBelben Decrete
la brulare, 1670, und Senonde miiniere d'o
5. Von den geBchichtlichen Daratellunf^f
graphen besprochenen Angelegenheit stehen
gdndrale du Jansenisme, confenant ce qui a'ef
Espagne, en Italie, dans les Pays-Baa etc. (
AngustinuB Com. JanEenÜ, par M. I'Abbe '
vol. 12., von der Inq. verb. 1700, von Gerbe
HiBt. du formulaire qn'on a faif signer en
que le P. Clement IX. a. rendue k cette egliai
von Arnauld (Oeuvres 25,150); — Hist. al
l'^glise, Mona 1683, verb. 1732, von Quesnel
ment IX., ou demoiiHtration des deus fsusse
dans l'Hist. des 5 propoHitions contre la foi
Aug. et la BJnceritÄ des quatre iveques, avec
modement et plus, pi^ces justificativea et h:
verb. 1707, von aueanel, XL und 308 S. 1:
de plus, actee etc. 300 S., in dieser Abtheih
abregee . . ., imprimee en 169H et corrig^e i
5 prop. de Jans, depuie 1640 jusqu' 4 lfi6!), 1
welche Quesnel schreibt, ist von Hilaire du
von dem Jesuiten Le Tellier (Picot 4, 192).
Vers sor la paix de l'eglise verb.').
Mit der Janaenistisclien Coniroverse här
seit 1662 Fasti academici stiidii generalis
im Index steht. Der Name des Verfassers w
crete (Alex. No. 77J, noch in den alteren, :
erschienenen Indioes genannt , obschon auf
edeute Valerie Andrea Dcsselio, J. U. Dr. et
ist die Editio ilerata accuratior et altera parti
nicht die 1. Ausgabe von 1636*; denn nur in
len, die offenbar mit d. c. geraeint sind. P.
Bnlle Pius' V. von 1567 wurden mehrere Sa
in Bajus' Schriften nicht ständen, und p. 367:
der verdammten Sätze non esse suas nee a si
tas, ut patet tum ex apolugia ejus manu et
qnas Gomara ad N. Cardinalem scHpsit (der
mitgetheilt). P. 128 wird berichtet: Jao. Joi
1625 neben Bajus begraben worden, ut quos
nae, praesertim Augustinianae zelns rapneral
raret. P. 139 wird die Grabschrift des Jani
berichtet, er habe an seinem Augustinus 20
1) Recueil des pi^cea qui justifient la veri'
dans la paix qui a 6te donnee ä l'Egl. du France
en l'an 1668, 1680 von Abbä de Pontcbäteau hei
wurde 1696 von Precipiano verb. In La paix de
Medaille mit der Inschrift „Ob restit. Ecclesiae
gebildet.
Geschichtliche und protestantische Schriften.
488
(Be Werke des h. Augnstinns lOmal, die über die Gnade handeln-
den 30 mal gelesen. Dann wird angegeben, das Buch sei verboten
worden, weil angeblich früher verbotene Sätze darin gelehrt würden,
qB&mvis hoc aliqni negent et provocent ad examen ipsius libri.
P. 142 wird Lib. Fromondus als in theologia eminens et vere exi-
mins bezeichnet, ut manifestum faciunt libri ab eo conscripti. Eine
corrigirte Ausgabe der Fasti ist nicht erschienen. — Es mag hier
auch ein eigenthümliches Analogen zu dem Römischen Verbote der
Eiogia haereticorum erwähnt werden. Der Academiker Charles
Perrault gab 1697 in einem Foliobande 100 Portraits von berühm-
ten Franzosen mit kurzen Eloges heraus: Hommes illustres du 17.
oecle, Bossuet schreibt darüber 23. Febr. 1697 (Oeuvres 40, 265):
Die Cabale und Eifersucht gewisser Leute hat eine Verstümmelung
des Werkes zu Wege gebracht: es sind Männer weggelassen wor-
den, welche wohl einen Platz darin verdient hätten. Bossuets Se-
eretärLedien gibt den Gommentar dazu: Die Jesuiten haben bewirkt,
dass Pascal und Arnauld, deren Portraits schon gestochen und deren
Eloges schon gedruckt waren, weggelassen worden sind. Das hat
namentlich die Grelehrten revoltirt, und es ist ein Brief darüber er-
schienen. S.-Beuve 5, 479 berichtet, die Jesuiten hätten durch Bou-
bonrs Perrault Vorstellungen machen lassen, und dieser habe aus
Furcht, durch ihren Einfluss seine Pension zu verlieren, nachgege-
ben; man habe in Paris mehr von der Weglassung der beiden als
von der Aufnahme anderer gesprochen und darauf angewendet, was
TadtQs Ann. 3, 76 bei Gelegenheit der Beerdigung der Junia, der
Frau des Cassius und Schwester des Brutus, sage: Praefulgebant
Cassius et Brutus eo ipso quod eorum effigies non visebantur.
Nach 1669 wurden einige Streitschriften von J. Claude und
P. Jurieu gegen Arnauld und Nicole verb., von jenem: EÄponse
an livre de M. Arnauld: La perpetuit^ de la foi, 1640, verb. 1671,
und La defense de la r^formation contre le livre: Prejug^s legiti-
mes contre les Calvinistes (von Nicole), 1673, verb. 1685. Gegen
die von Jurieu anonym herausgegebene Schrift La politique du
derge de France hatte Arn., ohne den Verfasser zu kennen, L'apo-
logie pour les catholiques contre les fausset^s et les calomnies d un
Kttc intitul6: La pol. . . ., geschrieben, in zwei Theilen: über die
Behauptung, die Keformirten seien die einzigen ünterthanen, auf
deren Treue der König bauen könne ^), und über verschiedene dog-
matische Punkte. Jurieu antwortete anonym mit L^esprit de M.
Arnauld, tir^ de sa conduite et des Berits de luy et de ses disci-
ples, particuli^rement de TApologie pour les catholiques, Deventer
1684*, 2 vol. 12., verb. 1690 (vgl. R. Simon, Lettres 1, 190. Arn.
82, LXV). Mit seinem Namen schrieb Jurieu Justification de la
morale des r^form^s contre les accusations de M. Arnauld, 1685,
1) In Rom nahm man Anstoss daran» dass Arnauld dem Papste das
Beeht bestritt, die Ünterthanen ketzerischer Fürsten vom Treueid zu ent-
binden (Arn. 12, LX).
idi Pascal und Araauld über Jetuiten-Honil.
2 vol., verb. 1693. Eine Kitere anonyme E
oonvaincu de vaine sophisterie, ou examen
Arnauld snr le Pr^servatif coDtre le chaDge
wnrde erst X707, aber von der Inq, verb. {
12, 515, ersohienen anonym 1682, Jurteua Pr
S. 131, 1681.)
Ende 1686 erschien von Amanld Le
oa juBtification des pr^tendne Jansenistes p
Savoyard, lenr nouvel aocaaateur, intitul6: P
le Jansänisme [avec ane bist, abräg^e de c<
Doctottr de Sorbonne, 1686, von dem jun(
Savoyen], worin der Satx ausgeführt wird:
Haeresie des Jansenismus das Festhalten der
steht, HO ist das allerdings eine Haeresie, aht
steht man darunter die Weigerung, eidlich a
Irrthümer in dem Buche des Janeeniue stehe
Haeretiker, aber das ist keine Haeresie.
wurde wiederholt gedruckt, aber trotz aller
ten nicht verboten ^). Dagegen verbot die
antijansentstischen Schriften 1694 (§ 65) D
logica, an Jansenismus sit merum phantaem
den älteren Indices steht diese Disquisitio
Schrift mit der Angabe, sie sei von der I
19. Hai 1694 verb. worden (19. Mai wurde
ist sie im Index nicht weggelassen, wie Hi
dem anter Jac. de Honbron aufgeführt,
sie erschienen ist. Der Verfasser ist der •!
53. Pascal and Arnaald aber
Die bekannten Briefe von Pascal, i
zeln und anonym erschienen, wurden IG
verboteu; sie stehen noch beate im lüde
Die Jesuiten haben mit ihren Vertheid
bekanntlich wenig Erfolg gehabt; sie
Rom so wenig Beifall gefunden, daes die
Pirot nnd Daniel, verboten wurden. Di
der Pascal'schen Briefe, welche P. Nico
1) Bibl. Jans. p. 90 und Dict. Jans. 3,
fantöme, Nicole'e Heresie imaginaire und La cb
von einer Assemblee du Clerge verdammt wori
von 1700 geroeint, die aber keines jener Buch«
verdammt hat, in welchem dur Jansenismus als I
486 Paacat und Arnauld über Jesuiten-Moral.
heute nicht unter Paacal oder Lonia de Moi
Lettre.
Schon während des Ereclieinens der Bi
gegnungen von Jesuiten, von denen aber Arnat
sagt, Pascal habe sie in den letzten Briefen r
dann za Paris Apologie pour lea casuietes
des Jans^nistes, oÄ le lecteur trouvera les
chr^t. si nettement expliqu^es et pronväes avec
lui sera aise de voir que les maximes des Ji
rence de la v^rit^ et qu'effectivemeDt elles p(
de p6chez et am grands relächeroents qn'elles
sdverif^, par un Theologien et Professeur en I
(Col. 1658, 338 8. 12.), von den Jeeniten G
1659). Sie wurde von den Pfarrern von Pai
Erzbischöfen dcnuncirt, von mehreren Bischöfei
Anführung der schlimniBten Stellen 16. Jnli v
Burirt (Arg. III a 75) und, namentlich auf Bt
ners Ch. Desmarets, auch durch ein speciel
Fer. V. 21. Äug. 1659 (Alex. No. 71) verb.
1, 665, sagt, diese Apologie sei nicht im Auft
verfasBt und nicht vom General approhirt woi
Verfasser ond behaaptet, von seinen 54 Hon
4 sicher, 45 probabeler als das Gegentheil und
oder nicht probabel; jedes Buch könne verbot
weil es eine schlechte Lehre enthalte, wie die
feinde, oder weil es in zu scharfem Tone gesch
sagten, das habe an der Apologie Alesander
fallen) oder weil es gegen die Index-Hegeln ol
nym und ohne Angabe des Druckers und Druc
An einer andern Stelle p. 686 sagt er: die
Genehmigung Alexanders VII. beschlossen, dai
prüfen (er selbst sei mit dem Referate beauft
der Papst habe in Folge der Vorstellungen zwe
Sinn geändert und an einer Fer. V. befohlen, d
Untersuchung zu verbieten. — Spätere Jesuit
Cret.-Joly 4, 43 bezeichnet sein Buch als ein
qui donnait gain de cause ü Pasi'.al, und scho
„Es ist als ob Pirot eine Apologie der Briefe P
wollen ; so viel Mühe gibt er sich, mehrere (
Entscheidungen (von Casuisten) zu rechtfertig
heber wahrscheinlich selbst verdammt hätten,
vorausgesehen hätten. Man sngt, der Provincial
Suiten, die das Manuscript gesehen, seien gegei
gewesen, Pirot und seine Freunde hätten '
In den Jahren 1656—58 erschien eine
klärungen der Pfarrer von Itouen und Paris
Pirot, zum Theil von Arnauld und Nicole (c
Ehöfe missbill igten ein
linis ohne Genehmigung
ne Äcrit des cnr^B de
d'^tat nnterdriickt; die
<9 eine vardammt {Ävr.
touBBe bezieht Bicb auf
nsterdam ?), eine Ueber-
kltii litterae provindalee
logo in latinam linguam
Die üebersetaang und
-ensei DiR^uiBLtiones ad
irtuoae aind von Pierre
ne noch grössere Ver-
FascalB Angriff gegen
I März 16&7 die ersten
Wie S.-Benve 3, 212
emplar missen, nnd es
verbrannt (on ne sacri-
59 drangen die Jesuiten
Verdaninung der Äug-
ten fanden aber nichts
gte ein Arret du con-
dem Urtbeil von 4 Bi-
ler König mit der Prü-
den Noten und in den
ur die Ketzereien des
kpst, die Bischöfe, der
Irden geschmäht würden
ershand zn verbrennen,
tt (Arg. III b 294).
Irock nicht verb., auch
reo leB notes de Gaill.
ol.^). Dagegen wurde
lUigi daHontalto....
radotte nell' italiana fa-
204.
:u lieben, Note 3 ed Epist.
AufsRtzeB von Arnauld;
Epist. G liegt ein Aufsatz
tend erweitert hat (Arn-
rock ist von Mademoiaelle
ich eine Hiat. abregee du
falU nicht im Iudex steht
488 PaBcal und ArnRuld über Jeiu
voIIb, oon imOTfl annotaEioni, Yen. 1761,* I
lange Vorrede enthfilt beftige Angriffe aul
Ana pi ein n gen auf die Curie; S. 32 wird i
immer ein Cardinal im Solde der Jenaiten,
diefl CoBcia, unter Benedict XIV. Valenti f
der esecrabile bnlla Unigenitue gesprocben
Uebersetzer war Coaimo Brnnetti, nacli dei
Bern lebender apostaeirter Franciscaner. Ii
das Bnch »ei mit falschem Drnclcorte orsoh
Vorreden, Veree, Noten nnd andere Eetier
mende Zunätze; ee solle verbrannt werde)
1 762 vor der Uinerva) nnd diese Ausgabe '
hei Strafe der reserrirten Excomm. 1. i
1762, 69).
WendroclEs Bach wurde, wie gesagt,
aber das Bncb des Jesaiten Honoratus Fab
Wendrockii ad Lndovici Slontaltii literas <
Irenaei innstae a Bern. Stobrocliio Viennei
302 S. 8., freilich eret 1678, während der
in dessen 2. Auflage, Col. 1672, die 'So
Epistolares libelli ad Provinoialem refntati
1660, abgedrnckt sind, schon 1672 nnd 16
Endlich 40 Jahre nach dem Ersch«
unternahm einer der angesehensten französ
Daniel (1667—1728), die Wideriegnng de
Schrift Entretiens de Cl^andre et d'Endoxf
vincial, Oologne (Rotten) 1694 (die 2. An
Titel : R£ponse anx lettres prov. de Lonis
tiens etc.). Das Bach wurde noch in demse
ins Lateinische tibersetit: Oleander et Ei
libns quas vocant literis dialogi, Col. 1694
Jahren von anderen Jeaniten ioa Italieniso!
lische (Backer 1, 242). — Cr^t.-Joly 4, 5:
Temachlässigten ihre Yertheidigiing [sie h(
lieh nichts Durchschlagendes zu ihrer Vertl
als mehrere [31] Jahre nach dem Tode Pasi
antemahm, hatte er den kalten Verstand
auf seiner Seite. Er unterlag in diesem i
Eindruck, den Pascal gemacht hatte, war n
3, 222 sagt; „Sein Buch wurde wenig gele
in der Partei fürchteten, es möchte noch
P. de La Chaise nnd der Erzbischof de
Mftnner von G^eist waren, thaten alles um <
gleich nach der Geburt zu unterdrücken.''
Ausgabe wurden zu einem hoben Preise
1) S.-Beuve 2, 223 sagt weiter: „Man e
auch an dem langweiligen Hofe des KöoigB Jai
490 Ptuoal und Amaald über Jei
Die Jesaiten baben in dem Kampfi
kurzem (gezogen und die Wanden, die er
schmerzt'). Die Behnuptung, Pascal bab<
Briefe bereut ond eingestanden, dasa er
than, ist eine Fabel. Er erklärte: „Ai
Bücher, die ich citirt, alle geleaen, antn
Eacobar habe ich zweimal ganz dnrchgeli
dorch einige meiner Freunde durcblesen
der von diesen geaammelten Stellen benu
sammenhange gelesen zu baben." „Seil
3, 133, haben hie und da ein ungenau
arrangirte nnd zugespitzte UeberHetzung
stellt mitunter die Meinung des Gegners
Tortreten würde, wenn er den ganwn 1
wie Aonat sagt, vier Worte aas einer la
ihm das paeet; er hilft gern dem Wortlau
ihm auch bei dem Gewirre von Autorität*
da ein Hissgriff begegnet: das ist olles, i
darum ein Recht zu haben, seine Ehrlicbl
Und Reuohlin sagt: „Die Jesniten hatten
Briefen 20 Filschnngen nachzuweisen ge
seits nicht in Abrede zu stellen, dasa er
Sinne vorgebracht hatte, welchen sie ii
ja dasB in der ersten Ausgabe eine Stelle
war, wovon nur ganz weniges sich in de;
so fallen anderseits die 20 Falschbetten !
sammen; einen Theil der Anklagen hat Pa
siegreich zurückgewiesen und für die ttb
seiner Wahrhaftigkeit sehr beaohtenswe
entschuldigende Grilnde in gute"^).
die Bnlle Unigenitus, nahm aber die Appellati
er einen Traite eur l'autorite et infailHbilite
ment verb,; Bocqoain, L'esprit revol. p. 37).
Titularbischof von Macra ernannt und von S
ihm eine Mitra gab mit den Worten: Qu
hao S. Sede, ipaa Sedes S. te remunerat. Dt
Documenta sanae et orthodox ae doctrinae
Pol., darin ein Brief an Card. Corradini, worin <
von ihm. Zur Entschuldigung dieser Behaup
werden, data «ein ManuBcript mit einigen
gedruckt worden war. Morery, Suppl. i. v.
1) Bugai-Rabutio erzählte seinen Freuni
löse Histoire amouri-uts des Gaules 166G in i
ihm die Jesuiteu durch aeinen Beichtvater P.
Beichtvaters de« Königs P. Annat versprocl
schreiben wolle; er habe sich von ihnen Matt
erkannt, daes die Aufgabe onmögticta eu löae
2) Patcala Leben S. 187. 170. Veber Ci
Qetuita rood. 7, 49.
Theologie morale des Jesuites.
491
Auch Pascals Pensees (zuerst 1670 gedruckt) stehen im In-
dex, aber nur die Ausgabe Pensees de Pascal avec les notes de
M. de Voltaire, Geneve 1778, 2 vol., verb. 1789, natürlich nur der
Voltaire'schen Xoten wegen. Freilich Hardouin zählte Pascal zu
den Atheisten und auch der Erzbischof de Tencin von Embrun
brachte 1733 einige ,,Chicanen" gegen die Pens6es vor (S.-Beuve
3, 395).
2. In Amaulds Theologie morale des Jesuites extraite fidelle-
ment de leurs livres, Par. 1643 (und 1644), 61 S. 12. (Arn. 29,
74), sind in kurzen Paragraphen Sätze aus Schriften von Jesuiten
nisammengeBtellt unter den Eubriken: 1. gegen die christliche Moral
im allgemeinen, 2. gegen die Liebe Gottes und des Nächsten, 3. gegen
die zehn Gebote, 4. bezüglich der Sacramente, 5. gegen die Kirche
und die Hierarchie, z. B. unter No. 3: „Bezüglich des 2. Gebotes
btbauptet Bauny, wenn man Gott als Zeugen anrufe bei einer kleinen
Löge, 80 sei das keine ünehrerbietigkeit (irreverence), wofür Gott
einen Menschen verdammen wolle und könne." Am Rande stehen
die Verweisungen auf Sanchez, Sa, Reginald, Cellot, Bauny, Garasse,
P. de Barry. Die Universität hatte Hallier beauftragt, eine solche
Zusammenstellung zu machen, und dieser hatte Arnauld die Arbeit
übertragen und ihm Material dafür geliefert. — Es erschienen Gegen-
schriften von mehreren Jesuiten, Caussin, Pintherau (unter dem
Kamen Abbe de Boisic, Am. 35, 11) und Annat, von diesem : Lettre
d'Eusebe k Polemarque, dagegen Lettre de Polemarque 4 Eusebe
und Lettres d un th6ologien ä Polemarque, 1644 (Arn. 29, 95. 101).
— Das Parlament von Bordeaux verbot 1644 La theol. mor. des
Jee, contre la morale en general (Arg. III b 248). Das wird Ar-
nauids Schriftchen sein. Wahrscheinlich ist es auch mit Anonymi
CBJusdam liher inscr. Theologia moralis Jesuitarum in dem Index-
Decrete vom 10. April 1666 und in den älteren Indices gemeint.
Ben. hat dafür substituirt La Theologie morale des Jesuites et
nouveaux casuistes. Ein Werk mit diesem Titel gibt es : La th6ol.
mor. des Jes. et nouv. casuistes, representee par leur pratique et
par lenrg livres, condamnee il y a dejä long-temps par plusieurs
censures, decrets d'universitez et arrests de cours souveraines, nou-
Tellement combattue par les curez de France et censur^e par un
grand nombre de prelats et par des Facultez de Theol. catholique . .;
aber diese Sammlung ist erst Cologne 1668 erschienen (Mendham
p. 182), kann also in dem Index-Decrete von 1666 nicht gemeint
sein. — Ein drittes Werk mit einem ähnlichen Titel ist : La morale
des .Jesuites extraite fidelement de leurs livres imprimez avec la
pennission et l'approbation des superieurs de leur Compagnie, par
un Docteur de Sorbonne (Perrault), Mons 1667, 4. (Mons 1702,*
3 vol. 12.). Dieses wurde 1670 von einigen Doctoren der Sorbonne
auf Befehl des Erzbischofs von Paris geprüft und auf ihr Gutachten
Wn als ein Buch yoll Lügen und Verleumdungen und voll sranda-
löser und ketzerischer Sätze auf Befehl des Parlaments 13. Mai
verbrannt (Arg. III a 138; III b 337). Im Index steht es nicht.
3. Ein Buch anderer Art, welches sich nicht mit den Lehren,
493 Fa8C»l nnd Arnauld über Jei
sondern mit den Thaten der Jesuiten bes
pratique des J^suites, repriflentie en ]
dans tontes lee parties du moode, wovon
vier in Amsterdam) 16G9 erschien, ein
parties, oü l'on reprdsente lear condnite
pon, dans rAm^rique et dans l'Etliiopie,
toris^s ou de püces trSs-autlientiques, b. 1
Bände abgedrnckt bei Arn. 32, 1]. Der
Weissagung der h. Hildegard mit einem
Lanuza 0. P., einen Anszug aus der Tmi
mentar, Berichte über den Streit der Jee
in Dentsohland (S. 291), Berichte Über ei
in Sevilla, über verschiedene Betrügereiei
Jesniten in Japan , der 2. a. a. Act
fiicte mit dem Bischof Palafox. — Der
Bände ist der Abb£ Sebastien Joseph dn
ein Verwandter Eiehelien's ')< nicht Ama
gar nicht betheiligt ist, za dem 2. nnr
das 6., Remarques sur diverses ohoses ii
racontent d'enx mämes en rapportant les
(Am. 3, 42. 44). Der erste Band wurde 1
Index- Congr. verb.
Eine Hauptqaelle Pontch&teau's v
Teatro Jesoitico, apologetico discurso co
doctrinas, neoeearias & los prinoipes y sei
bialo el D. Franoisco de la Piedad, Co
soll eigens nach Spanien gereist sein, u
Buches zu verschaffen. Als Yerfasser
Grund der in Spanien allgemein verbrei'
caner Alonso Henriquez, einen natürlich«
1663 Bischof von Ualaga, f 1692, bezeic
dieser aber auf Veranlassung der Jesuiten,
die Erklärung ist gedruckt unter dem
Madrid 1686^). Wahrscheinlich hat der
f 1687 zu Cordova, das Buch geschriebc
kung des Bischofs von Malaga. Er wirt
spaeeta monopantica ^) dirigida a don F
mente coufimado con el nombre de Fier
dem Jesniten Juan Cortes Osorio) als Ve:
1) S.-Beuve 5, 248. 6, 800. Nach Hon
Claude de Sainte Martha und Baudri de St.
Bänden mit gearbeitet und hat Alex. Varel
geschrieben.
2] Amsuld 3, 42; 4, 4. Eine zu Mai:
liess der Bischof von Malaga verbrenneD, ^
beauftragten Jesuiten sie geändert hatten. F
3) Honopantioi — die allein alles BiD(
name der Jesuiten. Papebroch, Eluoid. p. 13
1 Jes. M. Le Tellier. *fl3
n Waffen gegen die Jesuiten
>07). Diese RespueHta hnin
a 2. Bande der Morale prat.
\ Bcliün 12. Febr. XÜ55 verb.
der Morale prat. erschien
res intitulez: La morale prat.
iron Jurieu), 1687, 568 S. 12.
plaintes contre cette defense,
lel Le Tellier (1643—1719),
war. Arnauld verülfentlicbttt
den Landgrafen Ernet von
en schrieb Le Tellier Entre-
de Malaga, TEsprit de M.
it deux lettrea de M. Arnauld,
les. 3. Volunie, contenant la
•,s de cette Morale contre le
IB89. DieHem 3. Bande Hess
»1., contenant l'hist. de Dom
I. contenant l'hiNt. de la per-
es Jeeuites, Dom Bernard de
raguay) et Dom Phil. Pardo
L69I, — 6. vol. contenant la
1 Tode erHchien noch: 7. vol.
^s entre les Jes. et leurs ad-
B, 1695 (Arn. 33—35). Bei
itchäteau mit. Material lie-
isoni, auch die Cardinäle Ca-
inicaner Serry und Massouiie
ito (Arn. 3, aSff.).
1690 von den Dominicanern
äx-Congr. darüber verhandelt.
Prüfung übergeben wurde,
ind der Bernardiner Borgia,
desselben. Die Jesuiten er-
be zu veranstalten; einHuss-
wendeten sich fiir Le Tellier,
in welcher nur 8 Cardinäle
g des den Jesuiten günstigen
beschlosflen, dem Verfasser
en, innerhalb deren er nach
Ausgabe besorgen solle (zwei
■ d, 0., Aguirre für ein unbe-
einem Briefe an Arnauld, Le
er Citation nach Rom Folge
ndern schickte den P- Doucin
ler-Gener.il wurde beauftragt,
zugeben, aber auf Betreiben
494 t>Mca1 und Aroanld über Jesuit
der JesuiteD durch drei andere, nicht dem
hörende Correctorec ersetzt. Die Correctur
Man scheint eich aber nicht über eine ezpui
digt zu haben, denn die Index-Congr. beschl
stimmig, das Buch einfach mit d. c. zu vei
Jesniten, die Fublication dieses Decreles zu
wurde erst 1700 publicirt. Le Tellier hati
gäbe mit seinem Namen und mit der Erklär
der Correction des h. Stuhles unterwerfe, pi
aber kein neuer Druck; es sind nur einige {
neu gedruckt; Backer 2, 628); eine in Kom i
ist nicht erschienen. Es handelte sich iibi
nicht bloss um die Darstellung der Thätigl
sondern auch um Angriffe auf die Löwener,
Lessius (I S. 446) Le Tellier gesagt hatte,
und jansenistisch verdammt worden, und dgl
Während der Verhandlungen über di
1692, TersQcbten die Jesuiten durch eine D
des der Horale pratiqne eine Diversion zu i
strengangen, denselben in den Index zu br
folg (Arn. 3,518. 711). Auch die folgend
nicht verb. worden. Wenn seit Ben. im Ii
prat. etc. ohne vol. 1. et 2., also das ganz
ist das ein Fehler. Die dabei angeführten
1687 verbieten nur die beiden ersten Bände
erst 1689), und hätte Ben. auch die andei
das Datum des Verbotes dabei stehen, w
bliothiqne 10. Mtti 1757 beigefügt ist —
dem Secretär der Index-Cong., P. Ricchini,
Index von 1757 half, soll die Weglassnng
haben ').
4. Juan de Palafox y Mendoza, geb
Bischof von Puebia de los Angelos (Ang
1653 wurde er Bischof von Osma in Spe
Differenzen mit den dortigen Jesuiten und Tül
1) Serry, Biet, de aux. p. 54. Jo. Bona
Arn. 3, 469 ff. Du Vaucel schreibt 1G98 ai
Jetuiteo halten einem Cardinal 2000 Scudi gell
für werde wohl Le Tellier mit einigen Correctur
sagt Praef. p. II: man hnbe in Rom auch geltei
BUB einer vornehmen Familie (Arnauld eagt, er
Bondem Tellier geheiseeu). Cret.-Joly, 4, 34'erzi
Lodwigs XIV,, ob er mit dem Kanzler .Michel
geantwortet, er sei ein Bauer ans der Normand
' des Königs zu leinem Beichtvater sagt übrigem
Tellier dominait Louis XIV. ; on a merae präten
Joug par crainte; . . . il tenaJt dans sea maina I
Harter 2, 728 erwähnt die Defense gar nicht ni
2) (Degola) Cat. de' Gesuiti p. 461.
i. de PalafoX.
496
gjanischen Briefe vom 25. Mai 1647 und in einem sehr umfang-
reiehen lateinischen vom 8. Jan. 1649 über sie Klage bei Innocenz X.
Der Streit wnrde durch ein Breve vom 14. Mai 1648 im wesent-
lifhen zu seinen Gunsten entschieden. Die Jesuiten bemühten sich,
den König von Spanien zur Ketention des Breves (S. 371) zu be-
stimmen, und erwirkten in Rom eine nochmalige Untersuchung; das
Breve von 1648 wurde aber durch Breven vom 19. Nov. 1652 und
?om 27. Mai 1653 bestätigt und die Jesuiten definitiv zur Ruhe
Terwiesen. Es gelang ihnen aber, eine in ihrem Sinne gehaltene
Schrift, Processus et finis causae Angelopolitanae, — einen Haupt-
tkil derselben bilden Resolutiones ad favorem Patrum Societatis ex
brevi supradicto deductae, — zuerst 1653, angeblich in der Druckerei
der apostolischen Kammer, drucken zu lassen und dann die Drucker
der Lyoner Ausgabe des Bullarium zu bestimmen, in dem 1655*
erschienenen 4. Bande p. 289 — 300 diese Schrift unmittelbar hinter
dem Breve abzudrucken. Wäre dieses durchgegangen, so hätten sie
sieb fortan kurzweg auf das Bullarium berufen können. Aber die
Index-Congr. verbot schon 3. Aug. 1656 diesen Band des Bulla-
rium, donec expurgetur ab adjectis, und erklärte in dem Decrete
vom 10. Juni 1658 (Alex. No. 67), nach einem Decrete vom 27.
M 1657 sei der Band so zu expurgiren: es seien zu beseitigen
die unter No. 25 p. 279 stehende Bulla confirmationis Religionis
Clericorum (der Doctrinaires, von Mascombrun gefälscht, Arn. 3, 180)
und das p. 289 — 300 stehende Stiick^). — Die Behauptungen der
Jesuiten, der Brief vom J. 1649 sei gar nicht von Palafox und er
babe später bereut, ihn geschrieben zu haben, werden von Arnauld
(33,341) ausführlich widerlegt 2).
1) Am. 33, 447. 562. Vie du Ven. Dom Jean de Palafox, Col.
1772* (von Abbe Dinouart?), p. 72. Die Actenstücke und die Geschichte
des Processus ausführlich im 12. Bande der Obras de . . . Palafox, Madrid
17fJ2* (13 Tom. in 15 vol. Fol.). P. 649 werden mehrere Jesuiten genannt,
die den Processus auch nach dem Verbote von 1656 als im Bullarium
siebend dtiren.
2) Vgl. Vie p. XIX. Die Briefe stehen im 6. Bande der Obras und
sind auch sonst oft gedruckt, französisch bei Arn. 33, 675, deutsch Frankf.
ODd Lpz. 1773* (ein Auszug Deutscher Merkur 1877, 345). Bei dem Beati-
fieationsprocesse wurden 1760 die Originale vorgelebt (Obras 1, Fol. d 8).
E* ist stark, dass im K.-L. 8, 44 gesagt wird: „Mehrere nicht unbedeu-
tende Kritiker behaupten, der Brief von 1649 sei unterschoben. Und in
der That, wenn es wahr bleiben soll, dass Palafox ein würdiger und heilig-
ffläsMger Bischof gewesen, so muss man an eine Unterschiebung denken;
dfeun dieser Brief gibt von dem Orden der Jesuiten eine Idee, die einem
Voltaire und Consorten Ehre gemacht hätte . . . Wenigstens muss man
wünschen, dass, wenn P. wirklich der Verfasser sein sollte, er sich nie
Ton blinder Leidenschaft zu einer so ungerechten Schmähschrift gegen
einen Orden hätte hinreissen lassen, der in der alten und neuen Welt
ißehr gethan hat als hunderte von Bischöfen . . . Uebrigens soll P. selbst
in späteren Jahren sein früheres Benehmen getjen die Jesuiten bereut
li»b«j.** Bei Hurter wird Palafox, obschon seine Werke eine Reihe Folian-
^ füllen, nicht erwähnt.
496 Paacal und Amauld übe
Im J. 1696 war zuerst die Redt
zu lausen. Der damalige Jeauiten-Gt
sandte dem König von Spanien eine £
aasaer von dem Briefe von 1649 auc
Jansenisten die Rede ist. In dieser
besonders gravirend hervorgehoben, di
Carta pastoral veröffentlichte Sclirifl
gracia, bondad y misericordia y de nt
3, 1, 339), eine Bearbeitung der 165i
mander i Dieu la grace d'une verit«
die 1654 von der Index-Oong, verb.
— Der BeatificationaprooeBB wurde «
war Card. Porzia, seit 1741 Passion
später Galli Ponens, d, h. mit der L«
1760 erklärte die Congregation, 4ie
vorgelegten Scbriflen von Palafox (i:
Ausgabe von 1659—71, den Briefen
gefunden, was der FortfUhrnng des F
and 67 wurde daBselbe von den mi
Schriften (meist Briefen) erklärt, un
Congr.: es seien in der letzten Zeit e
Schriften erschienen, in denen in vei
Weise die in so feierlicher Weise füi
P. kritisirt würden; der Papst habe
nochmals bestätigt, dem Promotor
Schweigen anferlegt nnd den Oonsultoi
die Orthodoxie der in den Werkei:
tragen'). Das nächste Stadium des
Untersuchung über die heroischen Td
Pins VI. 1777 eingestellt 2).
In einem Briefe Carls III.
Aug. 1T60 heiest es: eins seiner Tri
jedenfalls nach Einleitung des Beatiflo
von Pal. verbrennen lassen, bloss dai
liehe Approbation erschienen Bttien; c
General- Inquisitor Quintano Bonifaz
ein Edict, worin es heisat: 1700 sei
Papst und den König von Spanien v
Schlechtes enthielten, sondern um i:
aufleben zu lassen; 1759 seien die v
1) Vie p. 3ß8. 403. 4S3. Gioborti,
Vida 1, 119. 1771 trscbien in der pä]
degii atti per la cauonisazione dei Yen.
Mamachi Bchrieb Alethini PhiWethae de
3 vol., 1772 — 7J, und über daa Verhältni;
erschien Jauseniani erroris calumnia i
Mantuae Carpetanorum 1773*, 8.
2} Le Bret, Magazin 7, 353.
raltheologie. 497
ausgegebenen Briefe vou Pal.
jten worden, weil sie ohne
lote würden jetzt, uach dem
Behoben (Viep- 385. Ol.raB I,
^hen in dem Index von 1790
h: Alle Werke von Pal. sind
wie aus der einstimmigen
vom J. 1760 hervorgebt, auf
Jezug nimmt Kur die 1747
iioB devotos blieben verboten.
f64 und 6ß verboten einige
p. 119. 205. 207).
Ittaeologie, 1657— 17B0.
£um ersten Male von der
vom 24. Sept. 1665 und
Sätzen (Proposition es) von
)e der Sthril'teu, aus denen
bnlichu Dccrcte er»cliieneu
nil {§ 65). — Gegen Än-
ri die Ca-suititen aus dem
'a zuerst unter dem angc-
eniuti, dann nnter seinem
Vertheidigiing wurde 1665
rt und 16ti6 von der Index-
ition nnd 168U durch ein
Spsinien wurde sie nicht
rdcu fast gleichzeitig, 1670
ind Viucenz Itaron verboten.
Gegner der Jesuiten-Moral
r der gelehrtesten Jesuiten
Ordens. (Auch diese stehen
onst finden sieb unter den
jtik, Prohabilismus u. dgl.,
^ Jahrhundei-ts und m den
chrifteu von Jesuiten und
n derselben; von manchen
(§ 55 und 6.5) zn handeln.
32
499 StreitBcliriftea über Mon
— Das merkwflrdigBte moraltheologisel
ist das 1694 erschienene Buch des G
gegen den Probabilismos, merkwUrdi
faalts au sich, sondern einerseits ah
und vollends von dem General verSfTt
in dem Orden berrsctiende Richtani
grossen Scbnierigkeiten, die der Verfi
itm die Veröffentlichnng des Baches
Schutze, den Innocenz XI. nnd XU. i
sncfae, die in seinem Orden herrschend
kämpfen, angedeihen liessen, bildet e
dass ein gegen den „RigoriBmus" geri
Balthasar Francolinns 1705 unter Cleu
wurde und mehrere Gegenschriften vei
1. In dem Edicte der InquIsitioD
heiBBt es: Alexander YII. habe zu seinei
daSB manche zur Lockerung der Christ
das Verderben der Seelen herbeifilhrerdi
gestellt, theils wieder hervorgeeucht «
erangeliBohen Einfalt und der Lehre dei
ohende und für die Sittlichkeit gefährlichi
Meinungen zu formuliren (modus opinai
greife; er habe darum die Cardinäle dei
eher Meinungen beauftragt. Diese hätt
ihr Votum abgegeben (folgen 28 Sätze).
bleibe vorbehalten; die voratehenden al
der Papst als mindestens ärgern! ssgebend
der einen derselben lehre, vertheidige, ^
oder privatim, es sei denn, um ihn zu
tire, der reservirten Excomm. I. sent.
kraft des h. Gehorsams und unter Hinwe
rieht allen Christglänbigen verboten, nao
dein. Durch ein Edict von Fer. V.
weitere Sätze (No. 29—45) in gleicher '
88. 89. — Prep. 45 ist: Bücher, welcl
können behalten werden, bis sie sorgfältij
dem Veto des Card. Passionei (I, 505)
Bona und der spätere Card. Casanate, c
Verdammung der Sätze erwirkt. Die :
Casuisten aufgestellt worden (Viva, The
sicher von Guimenins, Banny, Caramnel,
du Clerge von 1700 sprach ihr Bedauen
der YII. und Innocenz XI. die schlecht
tonim fomiulis antiqno ac noatro usn rei
i). 499
und cenBurirte aelbBtiindig
äpstPn verdammten, ferner
1(>53 und 1(>57 und aun
IS etitnommene and einige
erschien in Spanien unter
Encliipee ein Manifento a
erversas qne enfieilaD, <Ie-
jitas (auch zu Löwen 1646
Äguila (nach Nie. Antonio
nach anderen ein Francis-
le muerda (der Hund helle
1 die den Jesuiten vorge-
, namentlich Dominicanern
;n im apan., aber nicht im
,ro Jesiiitico (S. 492). Nun
ya(161l— 84), Beichtvater
leincB Ordens auf mit der
oiies contra nonnullas Je-
^o Gninienio LomarienBi,
I der 7 Jahre spüter eine
itel Ainadaei Guimenü Lo-
suhim Bingularia universae
[uorundam expoatulationeR
one prol)abili etc. Ed. no-
luch wurde 1. Sept. 16(>4
durch 13 Doctoren geprüft
rt. Ee wird u. a. als ein
Bsimis »bse^ena curiositate
.Bauet, einer der 13 Doc-
n alB eine Kloake, worin
Oaauisten zu finden gewe-
■d eine lange Keihe von
e sehlimmttten, de impuri-
eitirt, — die der Verfas-
u den Beinigen zu maeheu,
alflo nach neiuen tirund-
lureh diese Zusammenstel-
losH über Guimenius, son-
laxen MoraliHten ihr Ur-
stutirt, dasB in dem Buche
apiiciner liuisius a Valen-
1 im Xanien des (renerals
ner dieses Namens (Arg.
Hura S. Fae. Th. Paria, in
d. 1665).
allerdings von Alexander
lirt; aber nicht um Moya's
)r Papat sagte dem Card.
ÖOO Streitschrift«!! über Moraltheologie.
de Retz, niemand in der Well eei weiter i
sen Ignoranten und Verbrecher (sc^Urat)
lauze, Card, de Retz p. 311), und von dei
luq. verdammten Moralsfttzen stimmen meh
wörtlich mit den von der Sorbonne aus
Uherein. Der Papst wollte auch dae Bnci
die Cardinäte Albizzi und Pallavicini dre
Ottoboni (später Alexander YIII.) mit di
unbillig, GuimeniuB, der nur die Ansicht
II. a. znaammengeatetlt, namentlich zu ceni
ihm excerpirten Autoren nicht namentlich
de Retz etellte dem Papste vor, dass nac
Index von 1664 abgedruckten InBtruction
press. § 1) der Herausgeber von Compilati
sehen sei, und der Papst meinte, die Inde
was die Inq. unterlassen (Chantelanze p.
verbot denn auch trotz der Bemtlhangen d<
(Chantel. p.362) 10. April 1666 das Bnot
erfuhr, dass sein Opusoulum auch in Rot
er einen LibelluB snpplex an die Index -Co
Apol. II, 117—148 abgedruckt ist. Er si
mache seinem Bache zum Vorwurfe, dass
nnngen aas vielen Büchern in eins zusamn
rere scandalöae Meinungen, die er anführe,
er Stellen aus Thomas von Aqnin und
Wenn er nun nachweisen könne, dass diei
seien, werde ihm die Congregation wohl gei
mit Beifügung der von ihr für nöthig ,
eine neue Auegabe zu veranstalten, da er
Jesuiten, sondern der ganzen Gesellschaft
unius vel alterius Jeauitae, aed universae
Er vertheidigt sich dann ausfUbrlich gegen
V. Barons Buch von 1665, erwähnt, dass c
das Buch freigegeben, und scbliesst mit di
in der neuen Auegabe die vou Alexander
notiren und vou anderen nachweisen, dasa
Da er die Erlaabniss zu einer neuen Aui
OpUBonlum vielmehr 1666 unbedingt verbo
zu Uadrid unter seinem wahren Namen (^u
in denen er ganz unumwunden sagt, er hal
und dem Libellus supplex des Amadaens
nommen. Diese Q,uaestiones nahm Hon. F(
Apologeticus auf. Sie kamen erst 1704 in d
Opusculum wurde nnt«r Clemens X. 12. i
der Inq. verb., und 16. Sept. 1676 erschien
cenz' XI. (Arg. Illb 353J, worin es heisE
werden die Titel beider Ausgaben angefttb
ligen Verbotes von einigen behalten nnd
der Papst, da durch die Anwendung der
Fr. Voril«. 601
Verden künntc, hiemit motu pro-
^n angeführten und allen anderen
^URgabe, auch a1)geRi;)i rieben, bei
Bent, verbieten; alle Exemplare
jTen abzuliefern nnd von diewen
I. 204) sagt zur Rechtfertigung
Lur heweioen wollen, daes lu\e
esuiten aufgestellt worden seien;
^ie Dominicaner nicht dominirten,
lagegen sei das Buch dreimal ver-
n, unter InnocenzXI., demselben,
gen Arnaulds und anderer Janse-
ch Backer: Guimenius will be-
r Jesuiten, die man tadelte, von
rden seien; aus Kespect vor die-
■n beiden ersten Ausgaben kein
It; in der 3. verdammte und wi-
Q Innocenz XI. einen Brief, worin
iisgaben billigt. — Innocenz XI.
und Moya fand nicht bloss mit
Theologen, sondern auch mit eei-
I Beifnll. 1704 wurden von der
X praeci|)ui8 theologiae mor. tra-
a. J., }{pginae Uariae Annae a
rdix ad i]uaestiones . . . prioris
iand zuerst 1&70).
uch eine Schrift von Jo.Caramuel
nser, seit 164S Titularbinchof, mü5
lex. Caramuel wird von Alphons
ichnet. Kr machte namentlich von
Anwendung (S. 316; andere »ei-
. 1, 2n;i). Seine Theologia moralis
L, erschien l6J)t> auch zu Kom,
orrigirt; man wird also aus per-
erhole der 1. Aungabe abgesehen
staltet haben, Gegen ihn achrieb
l'laceiilia, (luaesliones ttelectae
cirinae K. l'. Caramiielia coiifutan-
wurde vertheidigt von seinem
loiiioiis in Neapel (lCi88 Bischof):
nes selectae novitotis, singulari-
ippellatae a Lud. Crespino . . .
uch, welches in einem Index-De-
als Fr. Verde opus inipressum
I) Index gestanden hat, bis Ben.
602 StrciUotiriftci) über Moraltheologie.
deo Titel vervollständigte. — Gegen
leicht auch direct gegen Caramuel spra<
in einem Tractat de opinione probal
erschienenen Jus canonicnm ans. Dai
gema pro antiquisBima et universalisi
contra singnlarem Fr. Fagnani opinal
Dominicaner Julius Hercorns schrieb '
de probab. Fr. Fagnani adv. Äpol. Jo.
In demselben Jahre wurde Caramnels
deres Beeret (Alex. No. SO) verb., an
weil er Fagnani, - wahrscheinlich da
rnngen der Ffarrer von Ronen nnd
Jansenismus beschuldigt hatte (Conci
ihm jetzt auch verboten worden sein,
schreiben, aussei etwa einen Liber reti
1, 5), eine Angabe, zu der freilich die
er noch 1672Haplotes de restrictionibns
und 1675 eine neue vermehrte Ansgal
scheinen Hess (Paquot 2, 175).
Eine Schrift gegen den Probab
renda, Disputationis de conailio minima
dnobua malia juxta opinionem specifica
licito in concnrsn opiiiionis specificanti
cito Pars prima, wurde 13. Nov. 1662
1663 aber, nach einem Decrete vom 2
gegeben. Wie viel corrigirt worden,
jedenfalls der Ausdruck, der Pobabilii
(Hexaples 6,343). Ausserdem wurde
verb. (1658"! Dello scrupuloRo c^nvintf
religiosa acadeinia ... da M. Paolo
rentino.
3. Den 1656 zu einem Generak
canem wurde niitgetheilt : Alexander VI
so viele nene Meinungen in der Uor
möchten ihnen entgegenwirken. Der
berichtet •) und welcher sieh redlich h
Papstes zu entsprechen, hat wenig Dai
cenz Baron, geb. 1604 zu Martres in
louee in den Orden eingetreten, f 167
adv. laxiores probaliilietas pars prior u
theol. pars altera, beide Par. 1685, 8.
wurden alsbald von den Jesuiten, die
von 6uimenius ärgerlich waren, denunc
der Bemühungen Fagnani's beschränkt!
Veranstaltung einer nenen Ausgabe aul
Diese erschien als Tbeologiae moralis
de opinioniim ex lege de-
defeusa adv. D. Caramiielis
nodos in Mercorum, Theojdi.
HÜ tractatuB quindeeim. Ed. 2.
m jusau a. l'ontificis recog-
. Pars altera contra ticti
'II. aucta ejusdem S. Ponti-
668*. — Als 3. Theil war
Dmae vera et una mens de
Lcatur et scliolae tbomisticiie
ilioRtjue liiijus aetatie melioriR
Tlieil: r.ibri quinque apo-
ia, moribuB ac juribus Or-
i Jibros tres, totidem Petri
nunoii, Expostulatioiiee Car-
Äijolijgiae libri, Par. 16U7*).
verb,, der 3. mit d. c, die
I welebeiii Baron im Praelo-
;n Prüfung hätten die sechs
ih noniinlla vt'rba a lenitate
len, was auch nur einer der-
sechs eeien fünf ihm wohl-
)iH, — ein Boniinieaner? —
]ie Ceiisuren des Somaskers
n ihm überwBndt worden, —
AuBzuge.) Freilich scheint
itgetheilt erhalten und die
irobation nach Kom gesandt
, Apol. 1,682, Baron habe
: geändert und werde dafür,
irgation zufrieden gewesen,
li;72, wurde ein Buch des
orafi Fabri ä. J. Tlieulogi
Sonetatis, Lugd. 167U, und
so die Ausgabe : R. P. Hon.
'ftttatibus diversoruni aucto-
iiia eetjuens elenehus dabit,
diRcutiuntur. In duas par-
Ed. altera, [irima in Ger-
c. 7O0 + t)50 S. Fol., dem
be von 9 JoBuiten, die Köl-
tftt zu Mainz approbirt. —
i'ranzoee (er hiess eigen t lieb
isophie und Jlalhemiitik in
itiar in der St. Peters-Kircbc,
InqniBition. In einein Briefe
om 19. Miirz 1071 {I.ettere
er eich fUr dessen Verwen-
504 Streitschriften über Hon
dung. in Folge deren er in priatinum sl
die» liberalioriR carceris et 5 panlo Rtri
sein Buch, fügt er bei, sei noch nicht
Heterodoxen, die er seit Jahren heh&mp
fehl der Päpste eelbet einige Schriften
würden, wenn sein Bnoh verdammt wei
handelte es sich nicht um die schon 166
im Copernicanischen Sinne geochriebenei
de motn terrae dieputatur (Keusch, Gali
1670 erschienenen und 1672 verboten!
Vorrede zu diesem sagt Fabri: er habe
ben, wohin er von Rom zur Wiederhe:
gesandt worden*); er wolle die Angri
Fagnani, Ant. Marinarius, Aug. de Änj
Magoi widerlegen und einige npologetif
beifügen; da der König von Frankreich
ten gegen die JanBeniaten zu veröffent
Formular unterschrieben, Janfienisten zu
niutiBche Controverse ganz bei Seite g
Martin de Esparza gegen Sinnich und i
rock habe er aber aufgenommen, weil S
Franzosen Beien, sich auf sie das könig
ziehe; er gebe sein Buch nicht im Auft
dem lediglich in seinem eigenen Namen
den ausdrücklich als von Fabri selbe
Schriften die er unter dem Namen Carter
geben, sind wieder abgedruckt. Von and
der 1-, theils in der 2. Auflage u. a.
von Sanmarco, eine Abhandlung von H
gegen Chr. Lnpus und Farvacqnes und
qnaestiones von Moya.
Gleichzeitig mit dem 2. Theile de
darin wieder abgedruckte pseudonymc S'
Justa expostulatio de P. M. Xantes Mat
thecae interpretum ad nniversam sumi
Aquinatis, Venetiis editae 1660 et per an
Ludovico Carterio Vocontio, S. Th. e
contiorum ». n. (1662?). Von der 1
1) Fabri galt übrigens auch aln Cartes
(Michaud 3, 218). I^ibniz schreibt über il
(Bommel 1. 278): er habe mit ihm über
correspondirt, Bchät^e ihn und zähle ihn zi
bei: Je m'etoune qu'un auBxi hsbile homme
morale ridicule de In probabilitc ot ces s
l'ancienne egline et meme rejetees par lea p
2) Der Ordensgeneral Oliva sagt in ein
Briefe vom 3. Febr. 1669; er habe geh lirt. d;
wolle; er solle vorsichtig nein.
Curteriu». ÖCJ5
I, hatte iVw hidex-Congr. Kchon
, non perniittitiir nisi e\|>tinctii
[lovatores. Auf diese beKieht
MarialeB habe die GesrllBchaft
cliniiiht'), den Frieden zwischen
n. B. w. Anf dem Titel de«
nm fuit B. 11)38, noium vero,
tvptifrraphi accidenlarios casus
(e Jti6ü (Quetif 2, 600). Fabri,
ngabe nnd sagt, die 1643 er-
werde in dem Buche erwähnt;
:Hen, aber später noch einipcB
txpOHtulatio des Carterius sagt
den Verfasser derselben; aber
»ntiquae necessitudinis %'inculu
jn ihm, aber da er sie pseudo-
nnch mehr gehen als in den
n Theilen des Apologeticus. Er
art, sie schrieben nicht gegen
irt und seine Verdammimg ku
gehört habe, die Dominicaner
:n Einfliiss dahin gebracht, dass
it mehr zu erwarten sei, so
die Widerlefjung übernehmen.
lie vier insaiiae molis volumina
en verdammt worden; die Ito-
in des Verbotes verzögert, dann
bewirkt, dass die Sache noch-
worden sei, wo sie kein Ende
Verbot erfolgte 20. Juni 1662,
1 von 4 FoliobHnden nicht auf-
18 muHB also vor jenem Termin
flnsfl der Dominicaner spricht
seine Ordensgenossen Raynand
I Leute haben die Index Gongr.
n wenige IJucher von den Eue-
;her, namentlich von .Tesniten,
verboten , nnd wenn die ersten
it sie der Secretär anderen, bis
li oder utibilJig genug ist, das
) oder Verdachtsgründe willen
if den Titeln seiner Bücher ge-
(auch sein unter dem Namen
die Coutroversia s(
Sil) dnctrinam acri
ebmen wollen; S.
606 StreiUohrillen über Morallheol
Btnbrock ergcbieiiBaBa Buch) auch die Jesniti
bnrini, Chiavetta, Bomtrtes, Siderens, Poza
schien: Germana doctrina K. P. Tb, Tambni
fellenn impiignationea Vinc. Baronii adv. illai
K. D. Don Lacii Sanmarco aacerdotiB, Faler
Praef. zu Para altera sagt Baron: Tamburin
Venedig nen drucken laaaen wollen, Card. ]
aber in einem Schreiben an den dortigen Inq
Buch iat nicht in den Indes gesetzt und wied
Schriften gedruckt worden (Harter 2,236). —
von Baron stehen nicht im Index: Kesponaio
denaa S. J. [Hurter 2,231], 1672, und Ethlo
1673, gegen Eatrix, Eaparza, Terillaa, Sani
Clemens X. (1670—76) wurde nur noch 167
Volpi Resolntionea moralee quotidianae ntr
der Verfaaaer war nach Toppi erst Juriat,
Weltgeiatlicber, nnd aein Buch Clemens X. g
3. Im J. 1870 gab der spanische Jesai
(f 1678) unter dem Titel De recta doctrina i
vermehrt Col. 1684, Fol.) ein Werk gegen d
ana, aber ohne Vorwissen seiner Oberen um
menen Namen Antonius Cellndei. Dagegen k
moram von dem engliBoben Jesuiten zn Dou
(Bonvill), die nach aeinem Tode (1676) vor
vier anderen JcHuiten zu Lüttich 1677 in Fol
(Hurter 2, 239. Mich. a. 8. Jos. 4, 322). Eli
1669 an Card. Bona (Epist., Lncca 1769, I
nera) habe ihn wegen seiner Lehre über den
sobwersten Strafen bedroht; aein demnächst o
scheinendes Buch werde ohne Zweifel angekh
warde aber erst 1603 von den Gegnern des
nieeben nnd der römischen Inquisition denunci
Amanld meint, die Inquisition solle vielmehr
verbieten, in welchem schreckliche Grnnds&ti
Es wurde weder das eine noch das andere B
Im J. 1673 schickte Thyrsus Gonzalt
Professor zn Salamanca, sein antiprobabilistisc]
logiae moralis zur Approbation an den Orden
beauftragte fünf Patres, einen Spanier (Espar:
einen Italiener, einen Franzosen nnd einen 6e
des ManuBcriptes; sie erklärten, dasselbe dilri
den. Sie sagen in ihrem am 18. Juni 167'
dicinm u. a.: Endlich, wer kann es ertragen.
eines Jesuiten Leuten, die aich um die Geselle
gemacht und .Anhänger der nenen Lehre (,
FngnanuH, Sinnich, Mercorna, Merenda u. a.
spendet wird? . . . Aus diesen und anderei
rathsam, dass dieses Buch veröffentlicht werd
Gegner sagen , den Jesniten seien endlich d
KUB Guii/.aluK. 507
;ugt allmälilith au« ihrem Irr-
;h Gonxatez' Bitte um die Er-
iid «einer Tbeologia scliolaBtica
Nachdem Iniioceri XI. 1679
ätze erlassen, erfuhr er durch
und liesR sich eine Abschrift
Theologen, denen er denselben
esB er Gonzalez durch den Kun-
len. In dem Protoeolle einer
0. Juni 1Ü80 (Patuzzi 2, 256)
Brief des P. Gonzalez berichtet
ihm sagen, der Papüt wünsche,
id schriftlich opinionem magis
lung bekämpfe, man dürfe auch
Dem General der Jesuiten ist
eben, nicht nur den Patres der
io magia probabilis zu schreiben
dürfe bei dem Zusammentreffen
t einer probabelern der erslern
versitäten der Gesellschaft zu
rleiliirkeit, dass jeder in diesem
Deigetiigt: am 8. Juli sei dieses
r habe versprochen, zu gehor-
■giiiiger hätten das nie verboten
■etzt noch nicht heratis, schrieb
:, er müsse sie umarbeiten und
Werk De regula morum (von
m Gonz. nach Korn zu der Ge-
rn Tode des Generals Oliva ge-
rn Wunsch zn erkennen, Gonz,
werden, und dieses geschah 6.
I ausgesprochenen Wunsche des
leralcongregation auch eine Er-
ve rg es (ihr i eben war, unter ihre
pn General aber ermahnte der
Alfaro luua verfüsate Ceiisura oen-
.1 gciieralil'us ahgcdr. bei Conciua,
ium sei vun l'läpiirzB verfasst, die
chrieben. — Bei Concina 2, 300
(ionxaleK verfasnle Brevis narraf.io
. Suo. J-, percgit jam iiide usque
reputaretur «ententia propria Euae
den, wo nicht eine andere Quelle
T Letterc di Kuaebio Eraniste (Fa-
2,184: 6,22. 213) benutzt worden.
Lcttere inedito di Paolo Scgncri
iitografi, Kir. 1857.
508 StreitBchriftcn über Moral theoloc""
PapHt, die (loctrina majoris probabjlitatis, in qi
pendet, in den Schulen der Jesuiten zu fordern
dieeer Kichtaug im Römiachen Colleg anzuetell«
Spanier Joseph Alfaro,
Erst unter Innocenz XII. (1691 — 1700) e
eine Schrift gegen den ProbabiliRmue zu veröffen
nagt, auch darum, um zu zeigen, dass das 18.
i;ongre);ation ernst gemeint und daas der Pn
Iißhre aller Jesuiten sei. Die Schrift wurde t
druckt. Als die fünf AsBistenten davon hörte
Oeneral auf, die Schrift nicht zu veröffentlii
einigem Widerstreben nach, da er Hirchten tnns
Seite angegriffen zu werden, weil er die Sc)
auswärts hatte drucken lassen, — selbst Back
plar dieser Schrift, — behielt sich aber vor, eil
zu veröffentlichen ^). Die Assistenten baten
öffentlichnng des Ruches zu verbieten; dieser
auffordern, die Sache bis zu der im Nov. 16£
gregation der Procuratoren zu verschieben, die
den haben werde, ob eine Generalcongregatior
diese wurde von der Römischen Provinz u. a.
entschiedenste Gegner des Generals, — der
Einäuse bei dem Papste gegen ihn benutzte, -
anderen Provinzen sandten meist Procuratoren,
einer Generalcongregation und Gegner des (
Congregation der Procuratoren beschloss mit
Berufung einer Generakongregation, die dam
dftH Buch zu veröfTentlichen sei, entscheiden »
protestirte, und so kam die Sache an den Pa
1694 den üardinälen Marescotti, Carpegna, E
Albani (später Clemens XI,) überwiea. ^Am "i
Noris an Magliabechi (p. 166); „Uer grosse
General Thyrsus und der Partei der Gegner d
1} Segneri p. 260 crwShnt, dasB Gonz. von Ol
nicht erhalten, und fahrt dann fort: Ora e«sendo
la palls al baixo (hat i>t dieee günstige Situation
Btamparc furtivamcnte, — ohne Befragung diT Aai
Buch von Jesuiten approbiren 7.u laaeen. Nach p. 2
della Vittoria ed uno di San B>;rnardo apprnbirl,
gibt, sie hätten aiuh darüber gewundnrt, da«a der
Respect von aeinem eigenen Orden rede, und v
fatto aquarci grandiaaimi al libro). P. 299 sagt er: d
Buches würden mehr Unheil angerichtet haben als <
ganzen Morale pratique und anderen derartigen Bü
die der General statt der furlivanientc gedruckte)
schreibt er p. 287 (im August 1693), sei nicht eo
ihr sei viel zu vorhesaern.
2) Eb ist Paolo Segneri der ältere, t 169*,
Unterscheidung von seinem gleichnamigen Neffen, '
:alez. 509
ter Segneri war, ist zu Ende,
■liiiiäle bestliloseen: non vna-
iocuratornm provincialiuin, et
lern. Card. Panciatici legte den
Papste vor; er bestätigte ilui
intur. So ist also P. Tliyrxus
CS i'. SegiiiTi für weniger pro-
6 sagt: Albani und Panciatici
dinäle der Majorität seien Cre-
Bm spaniHclien und österreichi-
!gire). Uleiebzeitig wies der
. S. Palatii Ferrari zur Appro-
en die Assistenten noeh einmal
;n schliesslich, das Buch solle
e Suiten erscheinen, der sagen
1 von Gcinz. zu Kalamanca ge-
■ Das Buch erschien zu Heim
694 und bald darauf an ver-
undamentum tlieologiae moralia,
opiniunum probabilium ....
Prof. SulnianticeDHJ, nunc Prae-
gebe das Buch nicht als Ge-
lege des Ordens heraus. Card.
:heinen desselben an Mabillon
von allen sehnsüchtig erwartet
istruin iltud probabiliHuii placet
|uain menti. Au den König von
iian beabsichtige auf der (iene-
er der würdigste General sei,
Franz Burja gehabt, der aber
^zeichnet werde, wie ja viele
viele ihrer laxen Moralsätze
net hätten (Patuzzi p. LXXXII).
Generals zu seinen Assistenten
usebius Truchsess {H. 2itü), —
Papst (Patuji/ip.XClII), worin
rsUN Gonz. quält {laeessit) seit
;llHchaft aus AnlaKS (praetextu)
'robabilismus gcKclirieben und
I liat. ... Er verbreitet un-
l'umoBus et incredibiliter ma-
in weldien er die falsitates et
s nicht nur wiederholt, sondern
Hsistenten sehwer kränkt. . . .
terkeit und die conatua des P.
lere Verbreitung solcher scrip-
3gen die Jesuiten siud, zu ver-
610 Streitschriften über '
bieten, 3. ihm zd befehlen, da« in re
beit and gegen den guten Rnf der
In seinen letzten Lebensjahren
— Clemena XI. eine Bittschrift übei
1697 unter dem Namen des Franc.
nen, aber von einem bereits yerstorl
lydiuB recentioriB antiprobabilismi w
diesentieote societate iiniverea hera
werde man den ProbabilismuB wieder
Man kcinne nicht beiden TheiLen Sc)
Inquisitionadecret von 1680 und viel
Bchriebene Briefe der Cardinale Cybi
Jesuiten nach der Ansiebt des h.
kämpfen dflrften und dass sich dei
entgegengesetzten Ansicht hingeneigt,
der Jesuiten befehlen, dafür za sorgi
gelehrt werde contra eos sensus, in
est. Clemens XI. . erklärte: es w
wenn die Oberen den Jesuiten verbi
gestattet nach der opinio minus probi
vorzutragen und zd vertheidigen , c
Sit, ita expedire ad incoiumitÄtem
Ben. (nicht in den früheren Indioes)
Orisis de probabilitate ex aoademi
monasterio S. Catharinae Genuae.
eine zu Genua 1694, 12., erschienen
dem Benedictiner Bernardinp Bissi vei
unter dem Namen Nie. Maria Monsa
4. Von dem Carmeliter Caaeii
hiesB in »aeculo Giambatt. Pallavicir
lati p. 1022 als ein sehr frommer
mit d. 0, verb. Centnin historiamra
in ntroque foro, seu decieionen the
1) Segneri achreibt im April 1693
die Schriften (scritture), weiche der Pat
gehen lassen" (p. 2Sb); im Herbst 1<J93;
Schriften t\i Gunsten seiner Person ausg
dass sie gesandt wurden (p. ^93; es
Spanien und dgl. gemeint sein); die Cc
nicht mehr die Hauptsache (p. 287). Mi
erscheinen soll, als dass der Guneral he
wahren Gestalt zu erkennen gegeben bat.
nicht die Rede. Fis liefet uns wenig dai
nnr in der rechten Weise regiert. Das
Oberen Frä Diax, Card. Aguirre, die
trateii] und weuiger bedeutende vo[i de:
'2) Eine interessante Denkschrift i
bilismns in Spanien, die der Jesuit lg
Übersandte, ist abgedr. bei Patuzzi 6, 4!
in. B. CiafToni u. a. 611
vorkommen!), „ dann 1686:
ie alphabetiro digesta, Veii.
»b Älei. VII. et Innoc. XI.).
i verb,; Jo. ab Ulmo Reso-
icite permitti posse meretrices,
iion posBunt, Catania 1673,
J., Censor der apan. Inquiüi-
controversÜR moralibuR, Lugd.
dingt verb.'); — JoB.HoKsel
, praxis deponendi conscien-
fleichzeitig wurde verb. I.aiir.
im. tuiiii 2, Lugd. 1C41 (der
ir schon 1639 zu Alcala ge-
span. Index wird verordnet,
ii anderen Autoren die aus
len. — RespnBHta del Sere-
idias k una earta del Iluntr.
Obinpo auxitiar del titulo de
, wird gpgen Barrienton' Ex-
erichtet sein (liuetif 2, 740).
m zunächst in den Index: Ri-
tita uni versa. Editio pOHthuma,
. 184) und in den älteren In-
2. onbedingt verb., eeit Ben.
»er, R. Archdeacon an« Kü-
ntwerpen, t 1693. Sein Buch
i ist auch nach 1700 wieder-
ch dem Verbote ersehienenen
ches geändert, namentlich im
iccatum phitosophicum wegge-
:.-L. 1, 1252 richtig ist: die
;ten Correcturcn," ao miUsen
thura enthalten: die älteren
ngen und gestatten also keine
!ren bezeichnen alle Ausgaben
Heraiido. die späteren auszu-
padri contra quei, che nelje
!a etima. Opera postuma del
upidio Min. Conv. ["I- 16H4],
) veste virili mcntiri scxum, ut
Bnum. donec edat partum con-
iore ejuxdpm conventun. 54. An
nis ob atl'eetlvaiii erga üIbs re-
t unam iingelicam «alutationem,
loniiiÜB fornicnria aequirat sibi
catiouum. A. E. 16B3. 2m.
Elucidatin, Madrid 1651, Lyon
Itl2 Streittohrifteu Ober Hor '
molto necsBsaria per uu' infallibile regi
fuBfl frä le ambiguiti de' moderni pro
riuu a. &.', l&O S. 16.; gegen Caramuel,
Buflembauin u. a.), — und La scimia c
ciuolo intit. : Apologia . . . convmta (
Gratz(?) 1698, 171 S. 12-, beide von
Verfasser dea zweiten SchriftcbeoB, ^
.Affen Paeoals" verhöhnt, ist der Jeeu
hat daaeelbe 1760 trolz dea Verbotes
il'apologie dei Gesniti wieder abdrucke'
Die Eisposla all' autore dell' Apologia .
ttabriel Gnaldo), Salzb. 1701, 2 vol.
nicht verb.
Einen ei gentfaU milch eo Gegensatz
böte der Schrift von Ciaffoni und der
ein Bach des Römiscben Jesoiten Baltbi
verb. worde, wohl aber zwei Gegensoh
anonym: Clericua flomanus contra nim
libro, qaorum uno veteris eccleslae se
eccl. benignitatem a rigidiorum quorund
dicat, Rom 1705, wiederholt unter ee
Aogeb. 1796*). Opstraete anonyme G
clericum Komanum muniens . . . ipsami^
et orbi dcDunciaus, Lüttich 1706, 4
nicht verb., wohl aber Francolinus cle
rie in admiaistrando poenitentiae sacri
commentitiae rigoriataruin aectae üctitit
et recentem calumniariim imijugiiatur, obi
moralibns exagitatus, Delft (?) 1706, 225
Anton Bordon aus Marseille, der seit
(tiu^tif 2, 80 1), von der inq. verb. 1707,
teologico-niorali scritte da un dottore
Veneaiano, Avignon (Neapel) 17U9, 38
Biagio Maiüli de Avetabile zu Neapel
verb. 1714; der 1. Brief ist ein Aui
Opstraet und Bordon und aus einer !
Jeauiten Blasiua Viaoonli, Syuthesis a
Neapel 1708, worin gegen Kraneolinua
ist eine Vertheidiguug Ciaffoni's (Magu
Francohni kommen u. a. folgende Dil
die Moral der .lanaenisten ; hujus tria
plurimum, pontiüces aestimare parvi,
(p. XIX). Von den Schriften der leti
von wem sie sind ; von den Schriften d
unecht oder zweifelhaft oder von der
corrnmpirt; jene sind klarer und bedü
mentare wie diese. Die neueren Sehr
surae und nach einer vorherigen Cem
zahlloser Ketzereien geschrieben; darun
liVancolinuB. 613
nen aU die alten, deren Schriften
pflegt, obschon sie vielen Zwei-
•"alfichea (iijimlich Untersehobe-
ren enthalten eruditionem longe
Ktjiie usibus luagifl accommoda-
ereit continent, et eani, quam
it antiquos doctoreH per decem
nerifl quHeHlionibuB reKpondent,
lijui (p. 252). Sich immer auf
en AuguBlimiB berufen, sapit
Wenn die Kireheni-äter von
itweder nicht, ob etwas erlaubt
tena nicht, oh etwas an sich
1 VerhällniaKen unerlaubt sei;
sie auch keine Unterschiede,
as nnd sieben gegen diejenigen
erkennen kann, ob dieses an
dsiinde oder nur eine lüeeliche
BuKspraxis werden allerdings
Aber wir hoffen, dass sie bald
jetzt mehr Priester, die für sie
'Cwinnen jetzt so viele Ablässe
Ipste zu dem Zwecke effusius
iläublgen zum Sacramente der
hwere Bussen auferlegt werden,
n Si:hatze der Kirche Genug-
. noch in den Index : Risposte
i, seit Ben, unter Franc. Maria
%'iam moralem . . . aulh. Jo.
07, 616 S. 4., beide von dei-
Prattica del confessionario e
iiate da Tnn. XI. e AlesH. VII.
al. dai F. Fr. Pietro Franc.
. verb. 1710 und 1712. Erst
1 beigefügt: Giae. di Coreglia
)); sein Bnrh ist in Spanien
ch dem Verbote ist eine Intein.
isi-aiiüs erschienen: Praxis con-
9, 1203). — Tractatiis proba-
iposilus, nuet. Nie. Pegulelo,
lern Tliealiner (-labriel Gualdo,
iii.lo Bellagra (S. .512} und An-
kppar. 2. ;-(27, sagt; das Ver-
;her weide von den Probabi-
Appar. 2,339, und Bischof
514 Streitigkeiten über UoFkltkaok
listen nicht besolitet, and führt aus den Jüiecel
S, 487 die Aeuaaernng an, das Buch von Gi
dottore della probabllitii genannt, — sei nicht
eeioe Lehre falsch sei, sondern weil die Znsan
probabeler Meinungen die Sittlichkeit gerährd<
Dazu kamen noch unter Benedict XIII. (1'
conscientiae dubiae, theologico-morali ratiocini
J. gymnaeio Tridenti praea. Lud. Simonzin
pntationi propositum . . . 1718, verb. 1727,
neusis (S. J. f 1725) Theologia speculativa e
3 Fol., verb. 1728—29. Das Buch wurde 1
wegen der horriblee relächementB dennncirt
4, 637). Uich. a 8. Job. 3, 113 eagt: die Bämi
darin mehr als 140 Sätze beanstandet; in B
doctorum judicia; das Buch wurde wenigste:
diesem Paragraphen erwähnten, in Spanien i
aber auch in Venedig 1748 und 1760 wieder
Eine Controverse zwischen italienischen
berühmten Dominicaner, Äug. Franc. Orsi, de
1T&9 Cardinal wurde, f 1761, hat keine Spu
lassen. Der Jesuit Carl Ambr. Cattaneo, f 1
Lezioni sacre gesagt, die Bestrictio mentalis
erlaubt. Dagegen schrieb Orsi Dissertazione
contra l'nso materiale delle parole, Rom 1721
widmet), und gegen die Allegaiione in difesa
1728, La oansa della vertt^ sostenuta contro
del P. Cattaneo, Florenz 1729, 86 S. 4. Aue
Saocheri, Richelmi, Rota betheiligten sich mi
an dem Streite').
Der Bisehof 0-ay S^ves de Rocheohoua
1703 die Synopsis theologiae praotioae des J
(Taverne), Douay 1698 n. o., und eine neue ;
druckte Ausgabe der Xoralwerke des Jesuiten
und censnrirte speciell von e rater m 13, voi
Selbst Avr. 4, 226. 237 findet wenigstens das
aus gerechtfertigt, da man in der neuen Aus
von luDDcenz XI. verdammten Sätze geatricl:
schrieb aber gegen den Bischof Yindioiae Gob
2, 226). Im Index stehen Taberna und Gobat
en forme de dissertation aur la com^die von <
welche der Verfasser auf Verlangen dea Erzb
1) Der vollständige (lange) Titel des Buchet
1, 270. Vezzosi 1, 425. Gualdo Bchrieb auf Bapti
esistentiura. Diisert. medico-theol., zuerst anonyi
dann unter seinem Namen 1712 und 3. Ed., Ten.
2) Backer 2, 109. Hurter 2, 1376. Fsbroni
und anafSbrlich BibliothSqne italienue, vol. 8 — 12.
lil sie BoBsnet ver-
ie zu schreiben!),
le Schrift drucken,
loralen varias des
705, 6 Pol.. denun-
elloRa Clemens H„
Concinit, Appuratus
Römischen Indes.
in 1654-1690.
en Hälfte Öes 17.
dcD Jesuiten nnd
5ti Theologen der
gen Ordens- und
i es sich weniger
ral- nmt Pastoral-
ineiits u. a.), nach
Dass in dieBer
e in den Nieder-
I umfangreicheren
ins Giibiielis aneh
eine Anzahl von
unterriclit, — in
beide Parteien es
ritten der Gegen-
rsiliit mit Geneh-
om, um die Ver-
zu betreilfen und
Aiifeiudungen der
denn auch durch
1(179 65 Siltze in
3j mit 45 Sätzen
518 Streitigkeiten in den Niederlsnd
geschehen war (S. 497). Bezüglich der
ErkläruDg, die Lttwener hielten an der
Facultäten von Löwen und Douay vom
fUr geattgend erklärt. — Wie in den
1666 werden anch in dem von 1679 diejen
die verdammten Sätze entnommen wan
Frage, von welchen Autoren die Sätze
von Jesuiten oder nicht, wurde in ei
Schritten erörtert, von denen dann mel
— Nach der Publication des Decretes
sich die Inquisition mit der Prüfung ^
den Gegnern der Löwener als in ihren
Schriften enthalten dennncirt worden wi
ZI dieser Sätze verdammt wurden, wurde
fertig geBteltt, aber erst unter seinem Na
mit dem Datum Fer. V. 7. Dec. 1690 p
dämmten Sätze sind nicht alle Moralsät;
auf die GnadeDlehre; der 29. bezeichn
der Superiorität des Papstes Über das
von seiner Unfehlbarkeit in der Entsc
fragen als fntilis et toties convulsa ass
dieses Decret bezUgliehe Schriften ward
1. Der Erzbischof BooDen (S. 464)
eine Dnangenehme Correspondenz mit Born.
mit den Orden BgeiBtlichen seiner Siöceee,
behaupteten, eine Äatorisation zur Absolut
Keeervatfällen nicht zu bedürfen (S. 392'
die Praxis ein, von allen Welt- nnd Order
die Ermächtigong zum Beichthören ertheil
zu verlangen, dass sie 17 laxe Horalsäti
Welt- und Ordensgeiatlichen hatte begutach
anf seine Ye ran läse ang 1653 auch von d
Faeultät censurirt (Arg. III b 267), —
Sieben Jesniten verweigerte er die Approl
niss ablegen würden. Die Jesuiten beschwe
Erzbischof wurde 18. Apr. 1664 von der
wiesen, den sonst geprüften und approbirten ,
znm Beichthüren nicht vorzuenthalten, wenn
Gründe dafür angebe; sonst werde man eini
tigen, sie zq prüfen und zu antorisiren.
nun 17. Juli 1654 einen ausfUbrlichen '.
III b 267), dem er die 17 Sfitze beilegte, i
Streitigkeiten in den Niederlanden 1654—90.
617
derselben seien früher von Jesuiten bei einem Examen vertheidigt
worden, namentlich der 4., dass man bei starkem Concurse nur die
halbe Beichte anzuhören brauche. Der Erzbischof wurde unter dem
U. Xov. 1654 für seinen Eifer belobt und ihm mitgetheilt, die
Sätze seien der Inquisition zur Prüfung übergeben worden. Eine
weitere Antwort erfolgte nicht. Nach dem Tode des Erzbischofs
(11655) schickte der Bischof Triest von Gent 1657 der Löwener
Facnltät 26 weitere Sätze, über welche diese 5. Mai 1657 eine mo-
tivirte Censur gab. (Die Actenstticke bei Arg. III b 267. 283.)
Einige dieser 17 und 26 Sätze finden sich unter den von Alexan-
der VII. 1665 verdammten.
Die Bulle Alexanders VII. vom J. 1656 fand in den Nieder-
landen keinen offenen Widerspruch. Die Löwener Theologen schrieben
20. März 1660 an den Papst, sie hielten an der in der Censur von
1588 entwickelten Lehre fest und seien bereit, diese ihm, wie früher
Sixtus y., zur Entscheidung vorzulegen. Der Papst antwortete
7. Aug. in nichts sagenden Ausdrücken. Gleichzeitig (1660) wurde
in Löwen ein Formular eingeführt, welches auch diejenigen be-
schworen konnten, welche zwischen Jus und Factum unterschieden:
gich schwöre, dass ich die 5 durch die Bullen Innocenz' X. und
Alexanders VII. verdammten Sätze verdamme und diese Bullen ge-
wissenhaft beobachten will (religiosam observantiam praestare).*'
Man behielt dieses Formular auch nach der Publication der Bulle
von 1665 bei, indem man annahm, dass das in dieser enthaltene
Formular nur für Frankreich vorgeschrieben sei (Arn. 1, 344. Ra-
nne 13, 294).
Die Facnltät in Douay war ganz jesuitisch geworden; aber in
L)wen gab es angesehene Theologen, welche zwar die 5 Sätze ver-
warfen, aber die Augustinische Lehre, wie sie Jaiisenius entwickelt
batte, festhielten, mit Arnauld und seinen Freunden in Verbindung
«tanden und auch deren Ansichten über Moral, die Autorität des
Papstes und die gallicanischen Artikel, Bibellesen u. s. w. theilten ;
sö Gammarus Huygens, Jo. Libertus Hennebel, Macarins Haver-
mans (Prämonstratenser, f 1680). Seit 1683 war der Internuncins
niit Erfolg bemüht, die Theologen dieser Richtung von der (aus 8
Mitgliedern bestehenden) engern Facnltät auszuschliessen. In dieser
^ominirte nach 1685 Martin Steyaert, nach dem Dict. Jans. 1, 61
Jrüher erklärter Jansenist, nach der Verdammung der 5 Sätze ein
vollkommener Katholik," aber auch später mitunter von den Je-
suiten als verkappter Jansenist bezeichnet, w'eil er in Fragen der
Horal nicht mit ihnen übereinstimmte (Arn. 3, 242. 575). Seit er
1677—79 in Rom gewesen, war er ein entschiedener Gegner der
gallicanischen Ansichten.
2. Abgesehen von den 1667 verbotenen, mir nicht bekannten
Ma quaedam partim gallice, partim lat. edita, quorum tituli sunt:
l^eelogio primo et praecipuo doctrinae angelici doctoris S. Thomae
Aq. . . . (Alex. No. 91), gab den ersten Anlass zum Einschreiten
(Jer Index-Congr. ein verhältnissmässig unbedeutender Federstreit in
518 Streitigkeiteii in den NiederUoden 16(i4— 90.
Gent. Von dem dortigen Pfarrer und Cano
cum erschien I6T2 loatractio ad tironem t
theologica ooto regnÜB peretricta, 36 Ü. 12
Witte, der später eine grössere Rolle spielte,
probation des Erzpriesters Gillemans. Der
Gebt Terbut das ächriftchen, weil es eeanda
Sätze enthalte, nnd der Jesuit Aegidins Esti
dagegen Diatriba theologica de sapientia Dei
nndaotio ad fidem divinam pervestigandani, ci
dam, asBerta potissimum aactoritate Rom. Pu
noxia errori, etiam in qaaestione facti valgo di<
4. Es folgten noch mehrere Streit schriftei
beron), von BasRnm : Instmctio ad tironem .
sis Jesoitae Estiix cavillis vindicata und I
Äeg. Estris in Diatriba theologica oppoDJ
theol-, Gent 1672, 61 8. 12., von Estris:
poatificibufi, generalibua concilns et ecciesia
BuBCum Inatmctionem ad tJr. tbeol. et ejued
sionem et vindiciaa, Äntw, 1672, 94 S. 4., un
doctrinae theologorum de fide imperfecta qm
num nnper asserta Diatriba theologica, Anti
Schriften vnrden auch nach Roiii geschickt.
Gillemans ia Correapondenz stand, schrieb
{Epp. sei. ed. Sala, No. 250); seine acht Re
standen, orthodox; aber in der Erläuterung
er selbst anerkenne, einige Dinge vor, an den<
könne; es sei doch zu scharf, wenn er sage,
theidigten viele ketzerische Sätze, und wenn
darüber tadle, dass sie dem Beschlüsse über
dition in der 4. Sitzung nicht eine Aufzählui
gefügt hätten; auch lege er dem Baaeler Co
hei. Bona verspricht aber schliesslich, er
Buecnm zu vertheidigen. — Schlieaslich kam
triba und die Dilncidatio von Estris, dann seini
Schriften von Buscum in den Indes. Dass
liatischen Schriften von Eatrix verboten ward
338 seinen Grund hauiitaüchlich darin, dass
Satz vertheidigt: die Übernatürliche und zum
benazuatimmung könne mit einer nur proba
Offenbarung, ja auch mit der Befürchtung, di
offenbart habe, bestehen, — ein Satz der i
2. März 1679 unter tnnocenz XI. verdamc
Estrix hat noch eine Reihe von Schriften
anonym oder pseudonym, wie einer seiner
Bomani fulminis, quo jam saepius tactus fui
er mehrere Broschüren und Dennnciationen gc
logen unter dem Namen Franc. Simonis (Ai
steht von ihm noch eine unter dem Namen \
Belgien, ging 1687 nacb
ü remittendi et retinendi
a. T. D. in Academia
iCoUegiumHadrianiVI.;
reBoiiloHsen, 1687 wieder
■'iedeie int ritt verhindert;
zum ErzbiBchof gewählt,
1 I'ociren, Predigen «nd
vertritt die in Amanlds
.Ratze über Anfecbiebeo
dnmaligen Controversen
DB Bchickte e« an Bona,
342). Die Jesuiten de-
;let. p. 401); es wurde
wie der KunciuB Tanari
logia illi adjuncta per S.
fipOBiljouem continere in-
Hgegen gelang ea 1661,
von Toledo zu erwirken.
ecipiano (S. 59). — Com-
ä, 1. 2. et 2. 2. D. Tho-
>llegio Adriani VI, prae-
), wurde von der Inq.
«es Verbotea wurde Pre-
assten Themen über die
den .Jesuiten angegriffen,
seine üpäteren Schriften
;ens, UnvernmiiB, Neeiien
'r. äimonis (Aeg. Estrix):
empöre attentatae in Bei-
m supplicatione ad Cle-
;tola apolog. ad Inn. XI.
1676'. Ersteie Schrift
b.; darauf ereehien Pro-
liep. Mechlin, 15. Febr.
in Liiwen studiert hatte
JanseniuB zur FrÖmniig-
nmea Buch, von welchem
Xr. nat. 3. '1110, Idee . . de
)<if vcm Gent erklärte auch,
lllcbuiig di.'r Instructio der
r diesüD Process erschienen
7S und die Sache wurde
:3. Opstraet, Opp. theol.,
620 Streitigkeiten in den Niederlande)
er selbst ea^, es sei fast nnr ein Anezng a
Centnria colloqQiomm Dei et animae, qaibu
doctrinam e campo dispatandi Martio in pl
Binm transducere conatus est Jo. Wierts
{Paqnot 1. 6); es wurde gleich 1677 verb.
4. Der Carmellter üarolns ab Äsenint
Welt Charlee de Briaa, war ein Bruder dei
bray und früher Soldat goweeen, — echrieb
manne Fhilalethee Eupietinus zuerst eine V'
media, dann, nachdem diese Schrift dnrcb
nymaa Henneguier unter dem Namen Phila
bekämpft worden (Quölif 2, 781), im tbom.
starum triumphue, i. e. SS. Äag. et Thoma
scientia media, de natura pnra ..... Donaj
gegen eine Erwiederung den JcHuiten Fr. Fol
des Thom. triumpbas, 1674, und Fonicnlna
D. Tbomae ad veram S. Augustini intellige
gitur adv, Bajaro, Molinam et Jansenium, <
Die beiden ersten Bände des Thom. tr
dennncirt, aber nicht verb. Card, Bona, d
angenommen, theilte Ihm dieses 19. Mai
dankte dem Cardinal für seinen Schutz (Epp.
beging aber die Tactlosigkeit, jenen Brief ro
zD lassen. Bei Papebroch, ElncidatJo p. 8!
P. CaroloB vom 15. Aug. 1674 abgedruek
verweist, dase er den Brief vom J. 1(175 l
ihn auffordert, alle Exemplare einzusammeln
bei beklagt er sich nicht über eine Alterir
falsche Deutungen des Briefes: manche bek
KU scharf angegritfen, während er nnr die :
die P. Carolas' Buch dennncirt hätten, und
Brief nicht richtig: er habe in diesem wede
billigt noch gesagt, die Inquisition habe sie
er habe dazu beigetragen, dass sein Buch
sei; es seien übrigens auch noch andere Schi
und er wisse nicht, ob nicht diese verboten
Ausgabe des Briefes wurde 1676 verb. S'
Indices als Liher cui titulus: Epistola sut
Dom. Joannis S. R. E. Card. Bona, approt
Pbilalethis Eupistini, seit Ben. als Eplst
dem Zusätze: Libellus contra Card. Buna si
satK ist irreführend. Die Schrift ist allerdi
Briefe beigefügten Bemerknngen, die man a
tra Card. Bona bezeichnen kann, verb. (Con
der Brief selbst ist echt und richtig abj^odi
3, 124 behauptet, Card. Altieri habe den
Malice gegen Bona in den Index gebracht
(Jarolus, der ein so eifriger Vertheidiger de
lehre war, veröffentlichte 1678 anonym und
diaphoricat. 521
im rationes, ex qnibnt
I mentem ^emini Eccle-
exameii Iniiocentio XI.,
(42, 515) sagt, es sei
Irrthünrnrn über die
lueh wer alle Sonntage
Es ernchienen melirere
»ph. . . Innocentio XI.
)., und EclairciRsementB
:i. soll das Buch vor
nr Veröffentlifliung ge-
as nicht wusAle, befahl
unter Androhung der
T auch that. Der neue
rbeitnng seines Burheo
l'usage de l'absolution
lomas avec trois regles
(mit einer 36 Seiten
Hieron. Henneguier).
) a Jesu Chr., peccato-
redemptore, adv. rigori-
Leodii 1683. — Der
veranlaesten Schriften)
■Rität, welche 1677—79
, van Vianen, Chriatian
L (AuguHtiner) und Mar-
tze, über 100, sind ab-
.1. L. Hennebel, Lov.
Per. V. 2. März 1679
als „mindestens ärgcr-
nt unter Androhung der
?inen derselben verthei-
Verdammung dieser 65
em Papste von irgend-
■*atze angesehen werden.
ipst den Theologen zur
a S. Jo. liapt., Biblioth.
I Ilavermaiie sclii'ieb ein
!utalogus . . . fol. 167J),
die KolairciBsements des
(Vieri Leilres d'un Tlieo-
ri-n eine Erwiederung des
;)iof Lettre aux paBteura
iehrieb Observnliona d'un
■heobigieu Hamaud. ISeo.
lirciNaemcnt eine Seconde
eil (Arn. 42, G14).
623 Streitigkeit«!! in den Niederluiden
Pflicht, sich fortan in Schriften, Disputation
Cenenren (censara et nota) and Schmähungen
zu enthalten, die noch noter den Katholike
der b. Stuhl darüber ein Unheil anstiprechf
fiiachöfe von Arraa und St. Pens hatten
mehrerer Theologen in einem in ihrem Ani
oipirten Briefe um die Verdammung von 80
beten; aber das eind mit ganz wenigen Aui
in dem Decrete von ]679 stehenden; dies*
jenen Brief veranlaBat, Ludwig XIV. verb(
Bischöfen, sich an dieser Denunoiation, durc
keiten wieder angefacht werden könnten, zi
13, 938. Miohaad 3, 283). Er drang auch
Unterdrückung des Janseniemus in Lüwen al
der Morahätze, und die Fublication des De
in Frankreich von dem Parlamente nicht
177. 180).
Bezüglich der Gnadenlehre legten die '.
von Artikeln vor, welche die Lehre der Faci
hei, Opusc. p. 12); von diesen wurde nur <
mit der von den Deputirten gegebenen Erläi
klärt ^). Femer legten sie eine ihnen 167t
übersandte Erklärung vor, daee eie an der i
und in der Jnstificatio derselben (I S. 446)
halte. Die Inquisition Hess diese durch den)
den CommiBear Pnteohonellns und die Cons
und Laur. de Laurea prüfen; diese erklärten
Censur ftir orthodox, und 9. Jnni 1679 eröffi
Piazza den Deputirten ira Auftrage derinq. ;
legi etdoceri; ein förmliches Donament darü!
die Praxis der Inq. Die Deputirten worden
möge flieh die Eintracht zwischen Welt- und
die Vermeidung aller Neuerungen bezüglich
derverehrung and bezüglich des Busssacra
lassen^). Wenn die Inq. wirklich dem Inter
getbeilt hat, die Censur dürfe ohne Erlaubnii
Inq. nicht gedruckt werden, so war das nur ein
meinen Verordnung über die Veröff'entliehung
(S. 299). Die Censur und die Justificatio ^
und die Apologiae der Jesifiten zu Lüttich l
1) Omae opus ut plane bonum tit et ne ve
linquator, debet ex tali caritate procedero sc pe
Damit solle nicht gesagt sein; opers, quae per >
in Deum. nunquam esse moraliter bona, sondern
fectam caritatem in primum princlpium virtuali
aiont oportet.
S) Dieses ist nach den weitläufigen Brörtf
und L. de Meyer 1, T8 aU das Bichtige snzuneh
von 1679. 628
TB, die Censuren von Löwen
Ten wordeo, schrieb QueRnel
le Lonvain et de Douai sur
Bachelier eo Theol-, Col,
uay erklärte 1690, dana sie
i Hi97 wurde es mit d. c.
lit d. c; das Verbot fehlt
er der C5 verdammten Sätze
cusatoriH anonym! damnatati
lentis ordinum TeligioBomin
luct. Wilh. aandaeo, S. Th.
irb. von der Inq. Fer. V. 14.
eblirh zu Brügge gedruckte
65 Sätze, in der die Ver-
einen) beigedruckten Briefe
cbt nachzuweisen, dasa die
■elehrt worden seien. — Re-
s nd epistolam eujusd. Prae-
certi theologi reguläres eint
Martii 1679 Innocentiua P.
on peremptoire dun certain
; de Decret de N. S. Pfere,
et quelijues «vertisaenients
79?), — AvertiBBCment.
pasBages rapportez cy-devant,
: a fin d'apprendre !eur con-
le drei verb. 18. Juni 16B0.
qnod habetur p. 34 opusculi
pe Innocent XI. contre plu-
ohne Zweifel das Schriftchen,
et ist, und wahrscheinlich
IS einer Pariser Handschrift)
•s ecrits, oü sont les propo-
Moya, einige Estrix zuge-
saints perea les Papes Ale-
'luaieurs propositions de la
18 dogmaiica et politica, in
jre atteiitata in Belgio, ob-
>, antiqüitatis patrono, fldei
- beide verb. von der Inq.
chriftchen beweist allerdings
iiir, die 65 Sütxe Heien nicht
nehr grosüentheils von ihnen
1 Hauptzweck ist, zu zeigen,
nheit in Belgien nur berge-
634 Streitigkeiten in den Niederlam
stellt werden könne, venn man alle Rom
den JanaeniBten unbeqaemen, energisch i
rangen steuere. Äne diesem Schriftcliei
sehen, worum es sich bei den Notulae i
HecliliniensiB, datum Brnxellis die 29. Ai
Jnnii ejnsdem anni, Col., verb. 16S3, han<
phons de Berthes, 1669 — 89) hatte verböte
zeitig das Sanctisaimuni und Heiligenbüdei
einer Proceasion am Feste des h. Midis
SaDctiaBimum einherzatragen. Der Magist
bei dem Gouverneur, und dieser verordne
Sitte bleiben').
Zo den durch das Decret von 1679
gehört noch eine, der Tendenz nach der
zwar nicht in den Index gekommen, abe
Index wichtig ist, die S. 18 erwähnten Ci
Col. 1679. Jo. Neeroassel, Bischof von
Decret von 1679 mit einem kurzen Hirti
ist in dem Schriftchen an erster Stelle at
renthetiaohen Zusätzen, in denen das, was
crete sagt, auf alle päpstlichen Decrete aui
ein einfacher Abdruck der römischen Deci
ansgeber aniiahm, dass aie den Jansenist
als das von 1679, mit der Bulle Plus 'V
darunter auch eine Anzahl von Decreten
Congr. In der 3. Ausgabe von 1686 ist
fortgeführt und anch ein polemischer Epil
Ausser den genannten, in den Nieder
noch folgende Commentare zu den Decrt
Innocenz XI. ^) verb.: Tuta oonscientia s.
qnid possit vel non possit Aerj tuta conscie
dootrinam . . primae claBais doctorum nee
rnm Pontif. et Cardinalinm Congregationii
Casalichio rS. J.), Neapel 1681, Fol-, v
Raymundi Lumbier (Carmeliter in Sarag
1) Der Erzbiichof wurde damals in Roir
der oftmaligen Expositionen des Snnctiasimi
mit demselben decuncirt. Der Denunciaiit er
solche Expositionen selten statt, hob aber h
selben Sitte (die Sitte sei durch die östem
geführt), und die Abneii^unt; des Erzbischors
aus Arnaulds Freq. Comm. und dem Kitiiel
p. 402.
2) Das verbreitetste Buuh Über diesen (
Jesuiten Dominicue Viva, Damnatac tlieeca ab A
et Alexaiidro VIU. necnon Jansenii ad theo
juxta pondas sanctuarit, Neapel 1708 u. o,
Bande der Letlere di Eusebio F.ranista nach,
die Urheber der Thesee vielfach ungenau eint
lis. 526
e circa propoBitione« ab Alex.
lae 1682, 4., verb. 1684; da-
P. Gedeonis gludiuB proposi-
oi doctoris ope penitus profli-
■rvatioiies . . . Fmiormi 1683
nnimutig der 65 laxen Uoral-
t. 1679 (Comt. p.l65) Hpeci-
didbolicae, aulh. R. l\ F. Äe-
>rdiniB a. yraiicisci de Poeiii-
75, in welcher laxe Moralsätze,
ilüssig erklärte Satz über die
ingeiiibrt waren. 168U wurde
eint, auch wegen anderer An-
an Keercasoel (42, Snppl. 20),
der BuHEe und der Marienver-
hof, ihm Empreblungen mitzu-
der Specimina werde als eine
i iSütze die LaxiBten freuen. —
i (t l(Jö3) und CaBoni, Sccre-
en galten, protegirt. Favoriti
heolugen des Card, d Eetrees,
B Erlaubnise zum Drucke der
on 1660 zu Hom mit der, wie
Mtion des Jlag. S. Pal. Capi-
>ralia H. P. F. Aeg. GabrieÜB
iure correcta et aucta. Aber
Schriftstück, worin behauptet
fe Irrtbiimer -), und der Papst
oviti'B durch einen Theologen,
ir (lonsultorcn der Inq. prüfen,
. Die Inquisition von Toledo
nistiBche, Janseiiistiscbe, nach
rnrds) seien une espöce de Fran-
t der 2. Ausgabe wird Gahrielis
itelgium cuuimissariui l)czei('hnet.
KUs^ezogen, In einem Briefe au
759, 1,76) sagt er: der Cardinal
illaria seiner Anlitliesis goschitkl.
weil man darin eine ItiUigung
gefunden; er habe dorn InLer-
er dicsa Salze nicht billige; er
ingenommen. Am 24. Febr. Ili74
ndu Thiisis. In der er sicli allcr-
und den falschen Probaliilismus
ardinal möge sie prüfen und ihn
Kanzler von Brabant denuncirt.
596 Streitigkeiten in den Hi«derlandi
Ketzerei aohmeokende eto. Sätze enthaltei
spanische Gesandte beklagte sieb im Anftr
Gestaltung der neuen Ausgabe; es erschiene
dagegen 1;, und so wurde denn von der In
auch die drei Jahre vorher in Rom approbii
zeitig ancli eine von äerberon besorgte fra
eseais de la th^ologie morale par le R. P
Definiteur g^neral et Commisiaire Apost. d
tion revue, corrig^e et angment^e Bnivant 1
... 1 680 avec la permission dn Maistre c
anderen Ausgaben und TJebersetznngen , g
niobt bekanntes Buoh : Uyterste devoiren ii
de leste caauistiqne Pasquil-makers tegbei
loganten, gheremonstreerd door Philippns J
7. Patrioius Daffy, ein iriBcher JUinoi
numine Catbolicae Majeetatis, 96, Fr. Porte
Minorit (S.415), nomine cleri saeoularis et
von 50 Geistlichen bevollmächtigt), 101 Sä
von Löwener Theologen und ihren Gesin
Viele Sätze standen in beiden Denuneiatio
nächst dem Mag. S. PaJatii, dem Commisaar
anderen Qualilicatoren, Ricci und de Laorea
überwiesen, um zu constatiren, ob die Sätzi
Quelle angegeben waren, wirklich enthalter
von diesen mit Bemerkungen wie Non hat
dgl. beseitigt. Mit der Prtlfnng der von de
erkannten Salze wurden 8 andere beauftragt:
die Löwener auch Über die betreffenden Sät
derselben) zur Aenaserung aaf gefordert.
1685 wurde in den Sitzungen der Inqnie
verhandelt; dann trat die qnietistische Angi
grnnd. Es kam aber noch unter Innocenz
worin 31 Sätze verdammt wnrden. Der '.
aber nioht, wie es scheint, auf den Etstb
wegen der Vorstellniigen, die Card. d'Estr^ee
des galUcaniscbea 29. Satzes machte. Na
X[. wurde die Sache, hauptsächlich auf Beti
Könige von Spanien, des Minoriten l'iaz, t
das Decret ohne nochmalige Berathang in i
sächlich um des 29. Satzes willen, — von
1) Scrapuli novi et antiqui es lectione S]
Cornelio Zegers, Col. 1681*, B. Aeg. Oabrielia n
examen e.jusque catholics repetita ca^tigatio, L
4, 14). Uebtr die Verhandlungen in Rom a. M
Et wurde 1633 gegen Gabrielis weiter inquirirt
die er früher vorgetragen haben sollte, und we|
selben, die roan nioht genügend fand. Man verlac
die gallicanischeu Artikel schreiben; er entwicl
in 1690. 637
j; 1R90 am 20. Deo. 1690
Die 31 Sätze wurden ver-
male eonantea, injurineae,
ereticae, aleo schärfer als
um Rcandalosae et in praxi
erRplben sind aaa Sionich
■, einige aus Schriften von
[irielis, Henr. a S. Ignatio,
(S. 450), der 2fi. aus den
t. Jans. 3, 335).
über diesen Deeret ebenso
rfreot. Arnauld (3, 350)
■on jProces II, p. 10} «agti
)a Cour Romaine, 1a honte
Seat d'Alexandre VIII. —
et erKchtenen, kam ausser
deren 9. Theil (9, 322)
. wurde, in den Index nur
nr de Korne sur le decret
31 propoFiitionB, Toulouse
'hoiilouse Itüll.' 66 S. 12.),
;, aber sehr pikante Schrift
no hatte diese schon 169&
ychritten stehen nicht im
iraus anführt and die erste
tae breves ac modestae in
s, Col. (Liiwen) Ifi'Jl, nach
nebel, und tiuaestio juris
Rom. adv. 31 prop. latuni
; Pretre, Abbate Frigidae
ar inipressum Toloaatibus
lass nach den Grundsätzen
r l'rmiciacaner Bruno Neusscr,
ndere Anti -Jan sc nisten nacli
r.K deniincirt; dieser sei nach
:uriiek gekehrt: der Carmeliter
lurig der Sache übernorameii,
imen aber jedenfalls aus den
lie im Text »ngtführte Lettre
177. Niich Miehaud 4, 183
011 Chriiit. Lupus verhandelt,
verdächtig nach Born citirt
, in Sehnt*. — Mit diesen
la doctrinae theologicae per
ib a. 1Ü^4 usque ad a. lü7T,
■n Quartband bilden, Auszüge
rede gesagt wird, zur Infor-
Eanuscript, darum i. 1. et a.
628 Streitigkeiten in den NiederlBn<]eii 1664—
des canonischen Rechtes das Decret ipso jun
3, 355).
8. VoD P. Duffy wurden 1684 durch
verb., welche er 1679 in dem irischen Mir
hatte vertheidigen lassen. Der Titel, Tlieolo
subtilis Jo. Duns Scotl, läest vermuthen, da
wegen sind. Andere Theaen, die 1685 verbo
den besprochenen Parteinngen zusammen,
de Bergheß versuchte nämlich 16t& eine
den Jesuiten und RecoHecIen und den Lö
eine üonferenz herbeizuführen. Die für die
genen Materien formulirte Huygens. Name
Philipp de Vos Gegenvorschläge in vier Ai
verlangte, die FrofeHsoren sollten, ehe mai
ein anderes Formular unterzeichnen als das
bränchliche, nämlich das Alexanders YII. m
ich de)in überhaupt auch alles verdamme ui
Btuhl oder die Inquisition aus Anlass diesej
Versen verdammt hat" (Arn. 2, 546). Darau
nicht ein, und so kam die Conferenit nicht
in den nächsten Wochen eine Reihe von Tb
nigen Seiten) gedruckt, über die unter dem
und de Voa von jungen Theologen dieputirt
verzeichnet 6); die beiden ersten wurden
dämmt: Theses tbeologicae, i. e. articuli Th
biti . . . Archiepiscopo Mechlin. causa con
Patribus Soc. J. et aliis, quas praes. . . . G
defendet Jo. ßeauwer Gemblacensis in Coli
die 13, Jul. 1685, und Antitheses ad Theses
quas praes. Phil, de Vos S. J. . . . defei
Geffen ejusd. Hoc. exercitio hebdomadario I
(CouBt. p. 205; Arn. 2, 500. 562). Die folg
Strena veritatis amatoribus pro veritate
denti mnitum impugnata, nullis annis expngn
1680 per Jo. Lucam Veronensem S. Th. Bai
und Le prdtendu ennemi de Dien et de la l<
Saint Victor, adresse k l'auteur degnis^ so
la Mark, Lille 1681, beide 1681 verb., si
.Schritten zur Vertheidignng des Janaeniue,
gelehrt habe. Reyner ab Andringa, l)<
Lovan., sed quorundam privatorum, Mainz
1682, kenne ich nicht. — Ein Capuciner Eiigei
1679 in Lüwen Aufsehen durch eine Predig)
Anspielung anf Jansenius und die b Sätze m.
zu nennen. Er war ausserdem als heftige
bekannt und hatte ein Sämisches Schriftch
welches heimlich gedruckt, aber confiscirt w
halten kam er in Conflict mit seinen Obe
Kloster zu Maseyk in Haft gehalten. Sein<
;he Schriftchen. 62d
ji Heck znr Prüfung
08 Provinciae Flandro-
t nicht vollendet (Pa-
Ultima voi zelatricia
»upplei Fr. ilugenii
1 XI., Col. (Holland)
rin gegen die Jesuiten
I der Ca pu einer ver-
Provinz, die Praedesti-
Gnadenlehre und die
ehren. Die InquiHition
Ite dem General einen
:unehmen (Arn. 3, 385).
nden groBBeo Anfeehen
'orin eine Anzahl von
:)U8 continentur Septem
ebet neceBsitate medii,
puncten ofte artikelen
n door noodigheyd des
b« . . . ., wat breeder
'Beden druck, Brüssel
(die zwei ersten als
1 duo folia latino idio-
: De christelijke
ler dienstigh voor de
door eenen liefhebber
kt te worden, BrüRsel
Btendom gextelt teghen
— Den noodighen
liedekens, nytgegeven
LBt. 16811). — Arnuuld
ri einige Weltgeistliche
ekaicht auf die Unwie-
B Heftchen und Blatter
breitet; in einem 1631
gedruckten und Urban
lOnicuB Cornelius CÜ^a
orrect (jedruckt; es
jarnesiu ... llem
ido propunciitia, nenipe:
?he u. 9. w. II. hätte vor
Barnea haben die Libelli
e in l'olge dieser Incor-
iluituiig: et ejusdem auu-
aber bei ihm und noch
ighe, und unter ConfeBsio
iiuiBchv Ueberaetzmig des
wei Folia weggelassen,
34
680 Streitigkeitan in den Niederlanden 1654-00.
seien dieselben Ponkte anfgeiSh
[explicite zn glauben), bemerkt
Ansiclit einiger Theologen nnr
aber die andere Ansicht sei d
praktisch besser, in einer solche
als sie wegEnlaseen. — Warnir
seien, erfuhr Amauld, wie er
er 7 oder 8 Briefe darum gesch
Neercaesel, das beeret sei dar<
den, der in Rom gegen die 1
Gegensatz zwischen Welt- und
ergibt eich daraus, dass die belj
noch ehe der Intemnncinn dai
(Arn. 2, 167). Sie Hessen au<
apostolisohe Symbolnm an die
Arnauld (2, 176), dnrch die 7
Vielleicht hat man in Rom gel
eine solche nene Znsammenstell
offizielles Symbol erinnerte, oh
verbreitet wurde.
Die Pfarrer stellten dem 1
Bischöfe hätten denjenigen, die
liehen; die Leute seien jetzt bes
kämen Zeloten in die Schulen
Heftchen zu zerreissen. Im Aufl
CDypers zu UrOssel eine Justi
qne curatomm, qua consuever
ptincta tanquam credenda expll
die Amauld (9, 316) als sehr $
Erzbisohof schichte sie im Nov. 1
meinte, wenn die Herren vom S
niss ihres Unrechts kSmen und
haltbar sei und so grossen Scar
Uenschbeit verzweifeln. Die Je
von der Indei-Congr. verb. (ni
werden sollte, wurde diese Cei]
wnrde freilich 1686 doch em
1) Arnaald theilt die 7 Pui
die als „die sieben Stücke, die in
in manchen deutschen Catechismen
9, l, 696) heisit; Epitome praxeos
caritati». praeaertim qan media sni
der 7 Punkte seien sicher, einige
medii. Arn. 2, 177; 9, 3U. K. M
2) Mehrere belgische Jesniti
Nobis QOn Deceasaria neceseitate m
SS. TriniUtis ant Christi mediator
evangelinm.
ischeD Pr«di|;er, man habe
pt. 1G88, hielt die Inqni-
id ochon im Index, I S. 420)
et Sandrico idiomate editi,
irrepsernnt, secnnda pars
sfie verbia „Sancta Maria
„Maria mater gratiae etc."
1669 und zwei flämieche
n. steht das Verbot stark
Schriftchen gibt ans Ar-
bei, die (zuerst) vor 100
igegeben worden ist, wahr-
oich einbildete, er werde
[der übrigens erst in der
irde, Bist. Jahrb. 1884,88.
B parens clementiae, tu nos
set^e. Die „anderen Irr-
sicb darauf, dass in der
üne b. katholische, sondern
ist. Zts. 1875, 269 wnrde
leit unter [nicht: über] den
In haben gegen die Welt-
von keinem derselben er-
üst hat; der arme Drucker,
WM BüBCH dabei zu denken,
ie das Ding sogar in Rom
f der ersten Seite des Index.
izigcs Werk erwähnt wer-
t, obschon ich nicht weiss,
eit Ben. steht das Verbot
m Decrete (Const. p. 171)
I audienda diehus feotiB ex
' und die SchlusBworte an-
uim permittitur sibi [tibi?]
partem ab uno audias, —
sagt war, man geniige der
'ei halbe Messen höre. Das
en gelehrt. Der Satz ist
tio aod über das
bicnm.
, durch welche ganze
sind noch zwei zn er-
833 AUrilio und Peccatum phiiosopbici
wKbnen, in denen es sich nnr nm einzelne
ein nnter Alexander VII. Teröffentlicbtea
1667 wurde die Streitfrage, ob die sog.
Ättritio, gentlge, nm der eacramentalen Lo
zu werden, mcbt entschieden, sondern ni
oder die andere Ansicht zu verketzern
Alexander VIII. TeröfTeDtlicbtes Decret
wurden die zwei Sätze Terdammt, dass
einem sittlichen Leben nicht nothwendig i
die jemand begehe, der Gott nicht kenne
des SUndigens an Gott nicht denke, — d
Sünde im Unterschiede von der theologisc
Sünde sei. Diese beiden Inqnisitionsdecre
einiger Sebriften zur Folge gehabt. Die
ist ein unter dem Titel Amor poenitens ers
der ehrwürdigsten BiscbUfe aus den letzte
Jahrhunderts, des Bischöfe von Cagtoria
cassel, welches nach langen Verhaadlnnge
boten wurde.
1. Das Trienter Goucil erklärt S. 14. d<
Tollkommene Reue, welcbe in der Liebe 6
(coDtritiu caritate perfecta), könne die Aussöhn
ehe daa Sacrament der Bosse empfaDgen v
das YerlaQgen, dieses Sacrament zu empfang'
gescblosseii sei; die unvollkommene Beue, di
aus der Betrachtang der Schändlicbheit dei
Furcht vor den HöUenstrafco entetehe, mit
nicht mehr kd sUndigen, und die Hoffnun)
bnnden sei, könne ans sich selbst ohne das
den Sünder nicht zur Kechtfertigung fahren,
diesem Sacrameate die Gnado Gottes zu erle
vicini bericbtet, in Trient ursprünglich vorges
die Attrition genüge (snfficere), am im Saci
Sündenvergebung za erlangen, dann aber atai
trag des Bischofs von Tndela disponere gest
Coocil offenbar die Controverse nicht entscl
Attrition selbst genügend sei, nm die Lossp
oder nur den Werth einer Vorstufe za der
Lossprechnng erforderlichen Gontrition habe.
Am 1. Juli 1638 censnrirte die Sorbonn
Uebersetznng des Buches de virginitate toi
Oratorianer Claude Seguenot, Paris 1638,
auch diejenigen, in welchen er die Attritio
Attritio und Peccatam philosophicum.
533
Contrition ans Yollkommener Liebe als absolut notbwendig zum
Empfange des Busssacramentes und zugleich die priesterlicbe Los-
sprechuDg als eine blosse juridische Erklärung, dass dem Beichten-
den seine Sünde (um der Contrition willen) vergeben sei, bezeichne
(Arg. III a 24). Der Greneral der Oratorianer soll darauf erklärt
haben, die Sätze seien von Saint-Cyran und in Seguenots Buch, man
wisse nicht wie, hineingekommen. Seguenot und Saint-Cyran wurden
auf Befehl flichelieu's verhaftet (Avr. 2, 84). Es ist also etwas
Wahres daran, wenn berichtet wird: Richelieu qui se piquait de
theologie, pretendait que Tamour n'^tait pas necessaire avec le
sacrement, und er habe Saint-Cyran, der das Gegentheil behauptet,
verhaften lassen^). Nur war dieses nicht der eigentliche Grund
der Verhaftung. — Mit Rücksicht auf eine in der Diöcese Chalons
entstandene Controverse schrieb Launoy 1658 De mente Concilii
Trid. circa contritionem et attritionem in sacramento poenitentiae
(Opp. 1, 1, 143), dem Bischof von Chalons gewidmet, worin er
nachweist, dass das Concil die Frage nicht entschieden habe, dass
aber die Ansicht, die Contritio sei erforderlich, antiquior et tutior sei.
Im J. 1666 wurde die Frage in Belgien lebhaft verhandelt.
Christianus Lupus schrieb De germano ac avito sensu ss. universae
Eccleeiae et praesertim Trid. synodi circa christianam contritionem
et attr., Löwen 1666, 12., dagegen der Jesuit Max. Le Dent De
attritione ex metu gehennae ejusque cum sacramento poenitentiae
snfficientia, Mechl. 1668. Es erschienen noch mehrere Streitschriften
darüber (Backer 1, 258; 3 Schriften von Le Dent sind abgedruckt
bei Hon, Fabri ; s. S. 504). — Lupus schrieb über den Streit an
den Card. Bona (Epp. sei. ed. Sala, No. 88. 108): er und seine
Freunde, welche die Ansicht, dass die Attritio sine ulla charitatis
leintilla genüge, bekämpften, würden von den Jesuiten als Janse-
nisten bezeichnet; der Internuncius habe die Löwener Facultät veran-
lasst, den Jesuiten nicht zu antworten, und sein Buch nach Rom
gesandt; Bona möge ihn und seine Freunde bei dem Papste und
dem Card. Barberini vertreten. Aehnlich schrieb er an H. Noris
(Nat. Alex. ed. Bing. Suppl. 1, 281). Lupus' Buch wurde nicht
verboten, aber es erschien ein Decret der Inquisition von Fer. V.
5. Mai 1667 (Alex. No. 92), worin es heisst: Der Papst habe zu
seinem Bedauern gehört, dass über die Frage, an illa attritio, quae
concipitur ex metu gehennae^ excludens voluntatem peccandi cum
spe veniae, ad impetrandam gratiam in sacramento poenitentiae re-
qnirat insuper aliquem actum diiectionis Dei, von den Theologen
beftig und nicht ohne Anstoss für die Gläubigen gestritten und die
eine Partei von der andern censurirt werde; nach Berathung mit
der Inq. verbiete er bei Strafe der reservirten Excomm. 1. sent.,
die eine oder die andere Ansicht zu verketzern, so lange nicht der
b. Stuhl etwas darüber definirt habe. Dabei wird, und darin liegt
die Pointe der Entscheidung, von der Ansicht, welche die necessitas
1) Eusdbe Philaldthe (Clemencet), Lettre ä Morenas p. 270.
BS4 Attritio nnd Feooatam philoMpbiaora.
aliqaalia dileotioDis Det in attritione ex
Terneint, geäugt: qnae hodie inter scholi
Eine weitere Definition des h, Stnh
nediot XIII. ugt in einer Inetructio, d
FroTinoialooDoil von 1725 steht, die senfc
daas die Attritio, d. i. dolor oonoeptas v
paradisi jactura vel ex peocati foeditate,
aummam conjunota cam aliqnali initio ai
Benedict XIV., S^n. dioec. 7, 8, 19, beh
trovera.
Seit 1667 eraobienen viele Sohrift<
aine amore initiali als genügend dargestei
Jesuiten; dem Jesuiten Harscouet wurde ^
diese Ansicht geradezu als doctrine de
(Cbama, Le P. Andr^ 1, 430). Die ande
lieh von den Jansenisten und den Üominii
sten französischen Theologen vertheidigt,
cina sagt, Theol. ehr. contr. 2, 118: Mi
Theologen, darunter der Card. Agnirre nn<
gilt als 100 Casuisten, verwerfen die At
Assembl^e du Clerg^ von 1709 verdamm
Concil habe das Anathema gegen diejsnig
leugneten, attritionem, qUAC snppcnatur eil
ad absolntionem (Recueil des actes 1,783
tnrirte 1716 ansfUhTlich die Lehre des
über die Snfficienz der Attrition (Arg.
dann 1717 ihre Lehre in G Artikeln, den
cultäten beistimmten (Fleor. 69, 667).
Im Index steht ansser Lannoy's Su'
dem Erscheinen, 1693 verb. wurde, keim
ex professo behandelt. 1 698 wnrde zq
necessitate amoris initialis ad saoramenta m
pioni mit Approbation des Mag. S. Pal
war, dass die neueren Theologen allerd
sage, meist die entgegengesetite Ansicht
Lehre des Thomas von Aquin, Bonavent
Campioni's Gegner verschafften sich dun
ein Exemplar, beantragten in einer 6 B
dem Hag. S. Pal., er solle die Licentia su
nicht ertheilen, nnd drohten, da dieses
bei der Inq. su dennnciren (BosBuet41,4
es aber jedenfalls nicht. Einige Jahre
1) Die Verdammung der Sätie; Proba'
naturalem, modo honeBtam (1679, No. 57); Ti
nataralia; Attritio, quae sehennae et poenan
lectione benevolentiae Det propter se, non e
turalis (1690, No. 14. 15), beriibrt di« Coutroi
1. Prancolinus für, anderBeita
) Drtjü gegen die jeauitiBche
II Gorcum, Or&torianer, seit
»postolischer Vicar von Hol-
nor poeniteoe, sive de divini
recto claTium neu libri dito,
Emmerich 1683, 2 vol. 121).
1 von Arnauld und Gerberon
in Wunsch der Lüwener Pro-
B es approbiren Bollten, tiocb
L 184; 4, 162). Es erschien
Lmor poen. . . animadversio-
^um, Mainz s. a.* (approbirt
weise von der Attrition und
GrnndHätze über die Beicht-
dgl., wie sie Arnauld und
le anran^B der 2. Theil viel-
Augustiner van Heck, dem
1. Capisucco. früher Mag. H.
aan doch, wenn auch in Rom
ution unbekannt Bei, die An-
Iche sich Ü. auf den h. Carl
le der 1. Theil angegriffen,
instandeten, in welchem man
tecretes Alexanders VII. über
[. selbst und bei mehreren
inlioh sehr beliebt, und es
Rücksicht auf den Verfasser
liache Kirche von einer Cen-
i^erde. Card. Grimaldi, Erz-
I an Card. CaBoni: man dürfe
li das Verbot eines Buches
tich sei, dem Geiste den b.
izösischen Bischöfe enlspreche
ichtigkeit bedürfe; der Papst
in der Kirche die laxe Moral
Am 17. Febr. 1685 schrieb
Sache ist abgemacht ; man
des Buches^), in der N. alles,
-4 pasnim. Boeauet 37, 283. Ra-
Cum appendice in qua circa
ntssione peccalorum uunnullae
Vera sententia S. Thomae Aq.
i)mbricae 1ÜÜ5.* 2 vol. 8. Vor
696 Attritio nnd Peooatai
wovon er glaubte, dasB man Anstosi
gefaset hatte, mit Approbationen v
Agde und Saint Föne und von 30 frt
Theologen Mamnter J. Boileaa nnd
Erklärnngen von den Cardinälen Le
Buet und anderen Bischöfen veröffen
fürchtete, den Unterzeichnern Verlef;
sie wegen ihrer Betheiligung an d(
miflsliebig waren. — Im Januar II
ein neuer Sturm gegen das Buch
neue Bedenken dagegen geltend gen
Benedictiner U. Germain (bei VaUr
daa Gutachten des Card. Capisucco,
die Fürsprache angesehener Männer,
des VerfaHserB und sein , Anerbietei
selbst seine Frennde missbilligten, &i
selbst geschrieben, — würden ein '
Inq. beschloss aber bald darauf, di
der Papst bestätigt« indess den Be
nochmalige Prüfung durch andere E
Assessor S. Off., der ihm den Bes
.Der Inhalt des Buches ist gnt nnd '
nach einer andern Version: II libro
3,638. 661; 9, 297), N. starb 6. .
Im März 1689 schreibt Amaol
wie Sie schreiben, die Cabalen ge|
so wäre das ein Zeichen, dass der
Congregationen liegt. Erst naohde'
war, unter Alexander VIII. wurde
das Buch, nnd zwar ausdrücklich do
9, 299), von der Inquisition mit d.
Erwähnung der 1. Auflage weggela
2. Etwas früher &Ib die 31 S
1690, wurden von der Inquisition
dem 1. Bande ist ein Hirtenbrief abgei
derer pHgiuirung) die Appendix. App
TOQ Arnauld (Arn. 3,417). !□ dem H.
Pontificis (Innacentii XI.) vices hiace ii
me ex ejus sensu loqui so docera convi
tum, siciiti et es omuia, quae haoten
^us judiciu devotus subdo . . . Haec <
Eiccleeiiie Antistitibus, ut suo sk nomine
S. D. Nostro commendarentur, scripait
rnm, nihil hiice in libris oontineri nisi
et nie! conforrae doctrinae ss. palruia,
tifioum, sensibus et disciplinae tum S,
liae epiecoporum. Non absimilia testai
(älteren) Jesuiten verzeichnet, welche
klären. Die von ihm bekämpften Sobr
nm, 687
eDtia objecti com natura
actus cum regula morum.
üneiB oltimum interpreta-
ue in principio neque in
uro philoBophium seu mo-
.atnrae rational! et rectae
ranspreBsio libera divinae
in illo, .({iii Deum ignorat
>eco.aturo, aed non est of-
vtnK aroicitiam Dei neque
dem Decrete: der Papst
te schon früher, die zweite
mehreren Theolof^en, dann
geben und, nachdem diese
iBch erklärt und zu lehren
KT und ihre Begünstiger
j^ls scandalöB, temerär, für
mmt und unter Androhung
lehren oder zu einem an-
■legong über sie zn dispu-
651.
im Jesuiten ■Collegium zu
;hon ganz ähnliche Sätze
1665 von Alexander VII.
. 5. 6, 7) verdammt wor-
ranlasst, die These durch
isson 24. Febr. 1690 cen-
zweiten These fügt Den-
ie Bemerkung bei : Illam
ue adversarüs catumniose
pectvoU gegen den Papst
itten sich von Arnauld so
10, wie sie in dem Decrete
im Juni 1686 in dem Je-
und lag in Rom gedruckt
. Nouvelle hM.mt dans la
chriften, die er selbst als
zeichnet und in denen er
rhesen auch von anderen
unimung Anläse gegeben^).
im 31. Bande der Oeuvres,
dnr Controverse, p, ^Oä auch
pie contro le commandement
tioiie solunnel1<?i de l'EGfliee
lO. Vgl. 3, SM. Mttgn. ßibl.
ä35 berichtet: in dem Archiv
ick, woraus hervorgehe, daes
fiS8 Attritio und Peocal
Er forderte auch du Yancel auf,
xn wirken, und zwur nicht dnrol:
die These von Dijoa und eine ä1
durch ein beeonderee Decret der
2. These nicht auch wie die erst«
bat seinen Grund, wie du Vaucel
daBS das h. Offfcium jene Quali&
wenden pflegte, die nchon einma
Verdammnng der 2. These war b
besohtoRseD worden, wurde aber
Yerhandlnngen über die erste zd
erwartete, die Jesuiten wärden t
dee Decretea in Frankreich, wie i
die 65 Sätze, durch Parlamentabe:
Deoret wnrde aber nngehindert j
Schill, Die Bnlle ünigenitua
„unter dem Jubel der Janaeniatei
sehen Sünde verdammt. Ee jnbelt
z. B. MabitloQ, und Card. Äguir
der Sanriner, es «ei zwar nicht v
von Dijon bei der Inquisition den
tban hätte, würde er eher Lob ali
296. 301. 304). Bossaet und die i
welche dos Bach des Card. Sfond
nnnoirten, bezeichnen die darin <
pfaischen Sfinde als eine von Ale
tosa dootrina. Aneb die Assembl^
die These von Bijon (No. 113). -
Lebre in der Fasanng, wie sie in
ZD vertbeidigen ; P. Uusnier selb
(Arg. Illb 355) nnd P. Bouhonn
ten eine Art Besavonimng derselt
würde die Lehre von der philost
siren als Amanld; miin branobe ei
um sie fiir den gesunden Menscbei
Was an der Lehre, wie sie P. Uuei
war, sieht man ans den Theiien, d
dem Jesuiten Bufßer zar Unterze
philosophischen Sünde erkenne icl
ist, es sei eine ootnelle Anfmerks
1619 ein Jesnit gelehrt: wenn jemam
aber die littliche Schlechtigkeit des i
Sache gegen das Licht der Vi
r, daas aber vier Revisoren d
Lehre sei zwar von katholischen Aut
solle sie aber ala eine verderbliche
Schülern das Gegentheil dictiren; eii
lassen worden.
S
lauuDgsbÜcbar. bS9
!e werde. Verblendete nnd ver-
bruch nnd andere Verbrechen
tdem eie nicht bedenken, dasa
selben dem natürlichen Gesetze
[öllenstrafe würdig, da sie nicht
sehen Kind, weil sie octaell auf
R Decretes vom 24. Aug. 1690,
ammt wurde: Wiewohl e» eine
itea gibt, entschuldigt dieeelbe
^atnr niemaU von einer Tod-
n die beiden Thesen entnommen
keine der bia 1690 erschienenen
tor der Jesuiten reichte bei der
der Thesen von Bijon und Lö-
Nouvelle hireeie von Arnauld
iT beantragte, weil darin eine
1 Gerichten denuncirt, also die
EntHcheidung religiöser Fragen
ht nur conlroveree, sondern in
icipirte Ansicht ala Ketzerei be-
n das Breve Innocenz' XT. von
rurde, obschon sich auch Card.
hte, von derinq. im April 1693
wurden 1. Juli 161*3 verb.:
jne convaincu de m^chant prin-
nt Theologien, Col. 1690, and
los. cum expositione deoretl In-
1. et a., 40 S. 12., von dem
^lischen CoUeg zu Lüttich (Arn.
nem Schriftchen eines Löwener
libus, mater peccati philos., de-
wurden von der Inq. geprüft,
).
ErbaanDgsbgcher.
le vom J. 1571 ausgesprochene
cium parvum B. M. V. in der
51 auf eia von einem Theo-
benes Werkchen angewendet,
1 nicht verboten wurden. Im
II. in einem Breve in eehr
lache Uebersetzung des Mess-
S40 „J&Dseniatiadie" Erl
bucbee und erklärte llberhaapt al
baches fdr ODKulääsig. Noch 16S
von Nie. Le Tonrneux verboten,
Uebersetzung enthalten waren. D.
der Me8S|;ebete, namentlich des Cs
auch von französischen Bischöfen
senisten aber empfohlen wurden,
schweigend aufgehoben worden; t
im Index «tehende, aus dem Breve
Miseale Komanum e latino idioma
guam converaum et typis erulgat
gestrichen. — Durch ein Breve CI«
eine von Theologen von Port-Boj
Neuen Testamentes, das sog. N. 1
nicht allgemein die Uebersetzang
missbilligt (s. n. § 81).
In sehr charakteristischer Wei
den Jesuiten nnd ihren Anhänger
nannten Jansenisten hervor bei
salutaria B. M. V., eine sehr sct
Auswüchse der MarienverehruAg,
angefeindet, von ihren Gegnern le
wnrde 1674 verboten, in den näc
theidignngen derselben und eine i
A. Baiilet. Von diesem wnrde i
verboten, welches man in Rom ah
I. Unter dem Titel Le ohape
hatte Kive AgujiB (Am&ald) in Port-
nen Gebraache, ein Büchlein mit et
tanken verfaeBt. Eine ÄbRchrift ka]
tieoicht, nnd dieser liesB es durch 6
Sie beantragten die Unterdrückung
travaganzen, Irrthümer, Blasphemie
(dae Schriftchen mit der Cenaur bei
schickte es auch nach Rom, wo ma
gnügte, das Schriftohen ohne Aufael
de Saint-Cyran schrieb eine anonym
wird mitunter mit Unrecht als Verf
1) Wendrook p. 476. Racine 10
PorVRoyal 1. 414. Da« Saint-Cyran
StDbrockin« p. 2&3.
ioyal. Ml
de r^glise et de 1& Vierge
s traduitea en vera, par M.
Bgaben par i/i. Laval). Der
i. Von diesem gewöhulich
tbuche ernchienen in einem
jdngen. In dem beigefügten
uch einige heiligmftssige Per-
I ein Versehen des Druckers
;ureui vorgeBelzt, welches in
tigt wurde. Dan veranlasste
eitschrift: Le calendrier des
■u et corrige par Fran\'oiB de
), 59 H. 1-2., weicher er einen
B Kalenders heifügter Calen-
la 8econde edition, imprimee
24 a. 12. {Barker 7, 288).
;nder und das Gebetbuch an,
, bemülite nich, dort ein Ver-
a sich angelegen sein, diesei
urnal einen ausfiihrliclien und
dlungen mit Cardinälen und
'en das Buch geltend gemacht
en B. hauptsächlich folgende:
dventshymnus sei mit J^Hiis
jnst Stellen, an denen gesagt
I gestorben, nach der 5. Pro-
rde aber gezeigt, dass, wenn
nes wegen das oninium nicht
iedanke an 5 anderen Stellen
US ne ferez point d'idole ni
■ les adorer. ganz wie in der
rte die Meinung veranlassen
rn nicht knieen; Saint-Amour
I allen, aber in vielen fran-
die Fassung sich an den hib-
m. anschlieaRe; 3. durch die
etzungen des Officium parvnm
; Saint-Amour bemerkte da-
2, 177, S.-Beuve 2, 325. Reuchlin
HC persntjne de condition puur
eontre les reproche» iiijnrieuscs
3U8e le traducteiir d'avoir voulu
ileur de tou» les hiinimes, Par.
— R. Himon (Sainjore 3, 180)
lie Psalmen nicht nath der Vul-
ractzt; das sei nicbt l'uftice de
i den Verhandlungen über das
543 „J&Dieniititche" Erbantuigi
Tunf, deTgleichen seieii aher in Frankreich
eine von dem Jesuiten Adam, in der die
qnee et ridicules wiedergegeben aeien^). (
wenn er diese dennncire, würde sie anch verb
wurde BofangB bei der Inqnisition verhandi
nicht geneigt war, ein Verbot sn erlMsen,
bracht. Saint-Ämour bat, man möge ihm ange
es BoUe in einer neaen Ansgabe geändert odc
18. Juni 1651 wnrde das Of^ce eammt dei
Labbe verb.; Card. Spada meinte, das Verl
da in demselben Decrete gegen 30 andere
Amoar meint wohl nicht mit Unrecht, di
des Inhaltes, als am des Verfassers and se
boten worden. AU Grand des Verbotes wui
angegeben. Aber warum wurde denn nicl
in Frankreich viele französische Ausgaben
Verbot in Erinnerong gebracht? Amauld e
sei in Frankreich nie beobachtet worden, e
teini ach -französische oder französiache Ans;
2. Der Titel des französischen Meaab
Romain selon le reglement da Concile de T
avec l'explication de tontes lea messes . .
sin, Fretre, Dooteur eo Th&olope etc. Ft
Voisin, ehe er Friester wurde, Farlamentsi
war ein frommer und gelehrter Mann ; er i
des Fngio fidei von Raymnnd Martini nnd ]
von R. Simon als sehr gut bezeichnete Bö(
2, 891). Simon, der ihn genau gekannt, i
kein Jansenist gewesen, Wiewohl die Jana
digung seines Meaabncbea hätten angelegen
258). — Das Breve Alexanders VII. voi
No, 72) lautet: Es iat üna zum groaaen S
Ohren gekommen, daaa in Frankreich einig
welche zum Schaden der Seelen nach Net
kirchlichen Satzungen und den kirchlichen
neuester Zeit bis zu dem Wahnsinn (vesa
daaa aie daa Römische Messbneb, welches ii
so vieler Jahrhunderte in der Kirche bewäl
abgefasst iat, in die französische Volksp
dieser ü ebersetz ung drucken zn lassen i
Standes nnd Geschlechtes zu verbreiten ge'
lieh versucht haben, die in lateinische W(
hochheiligen Ritus herabzuwürdigen und i
l) Das Buch von Jean Adam (1608—84)
eu latin et en fraufaia, d^di^es au Ro;, 16IJ1
der 2. Auagsbe will er beweisen, data die H
katholisch seien. Backer 1, 8. Sein Buch bestoc
Terae wegen die Concnrrenz nicht. Am. 8, 11
/oisin. S48
len Volke preiBzogeben.
, die Sorge für den von
I mit seinem kostbaren
ijabaoth iibertraßen ist,
n, von denen er über-
jselben, so viel wir mit
Neuerung als eine £iit-
;he, die leicht Ungehor-
aiidere Uehel zur Folge
en, HO das besagte in
r verfasste oder in Zu-
nd zu veröffentlichende
iherer Wissenschaft und
lammen, verwerfen und
nd verboten angesehen
Tuck, das Lesen und das
i-istgläubi{;en beider Ge-
ler Würde, Ehre, und
nd einzeln zu erwähnen
sent., der sie ipso jure
IHR jeder, der das Hess-
Weise bekommen wird,
Inquisitor abliefern and
en soll.
lexander VII. gegen daa
nauld (8, 306) berichtet:
(des fiisrhofs Pernin de
irin, um Alexander VII.
ben machte, dessen 6e-
pprobirt. um die Feier
bereiten." Der Nuncius,
Mazarin zu bitten, er
lurch die eben damals
Eine solche durchzu-
^hofs von Ronen, jetzt
verbot das Buch am
, daRselbe in ihren Diö-
ti 7. Febr. 1661 an den
m erschienen war, also
ARsen worden ist. Die
onscil gegen das Buch
lagegen als gegen einen
stiften (Avr. 2, 385). —
3ezugnahme auf frühere
Jer Bibel, des Brevieres,
turgischer Bücher über-
isin nicht approbirt; es
.läning der Messen des
Uebersetzung des Mess-
944 „JaDMDtstische'' Erbkanngibfichei*.
baohes naohgesncht worden. Am 2. März 16
aoBführlich VoiBin'« Werk: es sei vieles fala
setzt und ea seien (in den Erklärangen) Sätze
sie lauteten, IrrthUmer gegen die Lebre von C
der Gnade und den Sacramenten, namentlic
Busse, enthielten (Arg. III a 81)- ^ handel
welcbe in der Censnr angeführt werden, nnr 1
veratändliche Ausdrucke (R. Simon, Lettres i
Das ßreve wurde in Frankreich scbon
nicht einregiatrirt; aber auch die Verbote d
Sorbonne worden nicht beachtet. Amauld (8,
dem Verbote der Aesembl^e sei das Ueesbncl
kauft worden. Boesaet (Oeuvres 42, 474) erv
Verbote nicht und sagt: „Mau hat den Bre^
Beachtung geschenkt, und man bat eich gen6
lehmng der Convertiteu (unter Ludwig XIV.)
plaren einer franzöaiechen Uebereetzung der A
B. Simon (p. 263) erwähnt dae Breve nicht
Censur der Sorbonne und des Verbotes der Ai
buch in ganz Frankreich immer gelesen, gedm
kauft worden, und niemand hat sich Scrupel
Gewöhnlich las st das Publicum den Scbrif
widerfahren, deren Bücher man übereilter 1
— In praxi ist das Breve Alexanders VI
(und Spaniens) von Anfang an nicht allgemei
weniger beachtet worden. Voisin selbst lies
der Charwoche mit dem ganzen Ordinarinm
dee Canons französisch drucken und widmete
Hotter. Ebenso wenig wie dieses, wurden a
Ordinarium französisch enthielten, beanstande
von Paris liess 1695 eine Uebersetzung i
draekeo. — Die neueren katholischen Ctebel
Jesuiten herausgegebenen, enthalten so ziemli
wie sie der Priester spricht, einschliesslich
vollständigen Uebersetzungen des Missale vi
sind wenigstens in Deutschland nicht beanstt
sohof von Laugres hat freilich noch 1651
erlaubt sei, das Ordinarium missae in di<
setzen, von der RJten-Congr. die Antwort er
tores at a coepto abstineant, ejusdemque
pnblioationem inbibeat (Ami de la rel. 15B,
3. Nicolas Le Tourneux, geb. 1640, si
1) Die auf Veranstaltung des Königs und
gedruckten Priores cbretiennes selou l'esprit de
struction aux nouveaux catholiques enthielten das
dem Canon fran^tösisch. In dar 2. Auflage wurd<
nauld 3, 106).
2) Mehrere Memoires aber Voisiui Misael
Nie. Le Tourneux.
546
Port-ßoyal, gab 1673 L'office de la semaine sainte lateinisch und
französisch heraus (1675 erhielt er von der Akademie den Prix
d'eioqnence), 1682 Careme chretienne, die Episteln, Evangelien und
Collecten der Fastenzeit mit Belehrungen und Betrachtungen. Der
Kanzler Le Tellier und der Akademiker Pellisson (Convertit) for-
derten ihn auf, diese Arbeit fortzusetzen, und 1682 erschien der
I.Band von L^annee chretienne, ou les messes des dimanches,
feries et fetes de tonte l'annee en latin et en frangais, avec l'ex-
plication des epitres et des evangiles et un abregt de la vie des
saints dont on fait Toffice. Nachdem 1685 der 6. Band erschienen
war, — es sollten noch 3 folgen, — sagte der Nuncius dem könig-
lichen Beichtvater La Chaise, der Papst verlange das Verbot des
Bucbes, weil darin eine französische Uebersetzung der Messe stehe
(die Angabe, Le Tourneux habe das Missel von Voisin oder das
Neue Testament von Mons benutzt, ist unrichtig). Auf Befehl des
Königs verbot darauf der Erzbischof von Paris dem Verleger den
Verkauf des Buches unter Zusicherung einer Entschädigung und
Hess Le Tourneux ein Avertissement zustellen, er solle nicht in
seine Schriften meler de ces choses, que l'Eglise n'approuve pas et
qa'on taxe de nouveautes. Le Tourneux antwortete dem Erzbischof
inerst brieflich, und kam dann nach Paris, um die Sache zu regeln,
wurde aber 28. Nov. 1686 vom Schlage gerührt und starb. Der
Erzbipchof hob das Verbot Ende 1686 wieder auf, und der Nuncius
gab sieh zufrieden, nachdem die Uebersetzung des Canons wegge-
lassen worden (Arn. 8, V). — Am 10. Apr. 1688 verbot Harlay's
Official auch Le Tourneux' Breviaire Eomain en latin et en frangais,
4 vol. 8., dessen Druck im Nov. 1687 vollendet war, weil die Ueber-
setzung des Breviers überhaupt nicht zulässig und diese Ueber-
setzung anonym und ohne Approbation des Erzbischofs erschienen
and nicbt genau sei und mehrere von der Kirche verdammte Ketze-
reien entbalte. Der Erzbischof Le Tellier von Reims schrieb da-
rüber 26. April 1688 an Bossuet: II faut que M. de Paris alt
lesprit de vertige. Das Buch wurde nach dem Verbote nur um so
mehr gekauft, und der Erzbischof musste dasselbe freigeben^). Das
Brevier wurde in Rom nicht verb., aber 1695 die Annee, und zwar
11 Bände (der 10. und 11. wurden von Paul-Ernest Ruth d'Ans
beigefügt), mit dem Zusätze: das Werk enthalte das scbon von
Alexander VII. verbotene Missale in französischer Sprache und
werde, so weit es (nach diesem Verbote) nöthig sei, aufs neue
verboten.
I
1) Arn. 2. 648; 3, 101. 104; 8, 259 (Defense des versions de l'Ecri-
tiire sainte, des Offices de l'Eglise et des ouvrages des peres, et en par-
ticulier de la nouvelle traduction du Breviaire contre la sentence de
l'Official de Paris du 10. Avril 1688, Col. 1688). S.-Beuve 5, 209. Dict.
^iDs. 1, 199. In dem Brevier erscbien zuerst die Uebersetzung der Hym-
ßsn von Racine. Als Ludwig XIV. diesen aufi'orderte, de faire quelques
^era de piete, antwortete er: Sire, j'en ai voulu faire, on les a con-
damne«.
Renscb, Iudex II. 35
546 „.Ttuueu istische" Erhauimgf
S.-Benve 5, 231 epriobt selir boIiöd
der Arbeiten von Le Toameox und mit ge
Gneranger, der (Inst, litarg. t. 2, eh.
Arbeiten des 17. Jabrh. als r^anltat d'une
ne tramait contre la foi des fidölea, darstellt,
sagt er ireiter, est surtout l'objet d'attaqi
mSme all6 (car la oalomnie de ce o6te est
mSle ais^ment) jusqii'ä inoriminer sa foi <
Ghriet. Mais le grand crime £tait de toqIo
raieon et de oonnalssance dans les livres
sanctnaire, de diminner, toSme en le reverai
dans une certaine mesnre, le mystärienx et
ü la cdl^bration dn onlte ... Au Heu de 1
on l'acoable sodb la stapidit^ dee accasatioi
moire. Que gagne la vraie religion h ces
si I'ennemi commnn, les philosophes, l'espi
personne n'approchaient pas. Oh, ijae le r
senisine k merveille et qiii en avait de boi
famille, devait rire en voyant les livres dt
et l'antear trait^ comme un mäor^aat! C'et
lai. — Ämaold schreibt 1688 an den Lai
Sie haben Recht, wenn Sie meinen, man m
nod Italien geschieht, die Yolkspraohe znr
anwenden. Wir haben seit 50 Jahren in
Er erwSbnt dann die Heures de Port-Roy
Tonrnenx, Priores en fran^ais pour dire da
Herzog von Lnynes unter dem Namen Lavi
denen ein frommer Mann 4 — 5000 Ezempis
dmcken lassen, und Cantiques (französisohe
de Heanville; einem Pariaer Pfarrer, der 8<
ausgeben vollen, sei es verboten worden.
Auch in den Niederlanden wurde ü
Üeberaetzangen des Ordinarinm Missae, spe<
Der Abt von Rolduo wurde wegen eines
Nnncius in Köln denuncirt, machte diesen
daas dergleichen Bücher anch in Ltittioh
seien nnd dass ein sehr verbreitetes Grel
Jesniten die ganze Messe von allen Heilige]
(Am. 8, 316); die letzte Bemerkung, bei
habe mehr Effect gemacht, als wenn man ä
väter citirt hätte. — Auch ein in Holland i
dem Biachof NeercasseL 1685 empfohlenes
Onderweyzingen en Grebeden enthielt die Mc
p. 102). Es wird dieses dasselbe Buch sf
(3, 162) 1689 an du Yaucel achreibt, er
dasB die Heures cath. en flamand, in dei
einer altem TJeberaetzung von einem Jesu
boten würden, da das Verbot des in Hollan
^ossea Scan dal veruraaohen würde. —
Monita salutaria B. Mariae V.
547
Heagsen, Provicar in Utrecht, denimcirt, weil er dem Dominicaner
Tan Hoom einen Verweis ertheilt, der gepredigt hatte, der Canon
fiörfe nicht übersetzt werden, nnd weil er, als ihm das Breve Ale-
xanfiers VII. entgegengehalten wurde, erklärt, dasselbe gelte nur
ÜT Frankreich (C. Qu. 103). — De Kleine getyden oft bedeston-
lien, rtrecht 1699, nach C. Qn. p. 89 von A. Schurius nach dem
Vorbilde der Annee ehret, bearbeitet, wurde 1701 verb.
4. Die Monita salutaria Beatae Mariae Virginis ad cultores
snos indißcretos erschienen zuerst Ende Nov. 1673 zu Gent mit Ap-
probation des bischöflichen Censors, Canonicus J. Gillemans^). In
dem Sohriftchen werden der h. Jungfrau Warnungen vor Uebertrei-
kngen ihrer Verehrung in den Mund gelegt, z. B. „Nehmt nicht
Hebt alle und jede Geschichtchen an, die über meine Erscheinungen
oder Offenbarungen oder Wohlthaten und Privilegien verbreitet
werden. ... Es ist von Ewigkeit nicht erhört worden, dass der-
jenige, welcher eine ernste Busse vernachlässigt hat, durch mich
befreit worden wäre. Einem solchen werden nichts helfen die For-
meln und Gebetchen, die er hergesagt, oder die Zeichen und Instru-
mente der Frömmigkeit, die er getragen, oder die Bruderschaften,
denen er angehört hat . . . Saget nicht, Christus sei ein strenger
Richter, ich aber die Mutter der Barmherzigkeit; er habe sich die
Gerechtigkeit vorbehalten, mir aber die Barmherzigkeit übertragen."
— Der Verfasser ist ein frommer Kölnischer Jurist, Adam Widen-
Wdt, ein Freund des dortigen Weihbischofs Peter von Walenburg,
t2. Juni 1678. Der Angabe des Dict. Jans. 1,164, er sei auf einer
Reise mit den Jansenisten zu Gent und Löwen und zu Paris mit
Amauld und dessen Freunden bekannt geworden , habe sich dann
zwar der Bulle Innocenz' X. unterworfen, von den Jansenisten aber
wleiten lassen, jenes Schriftchen zu verfassen, steht die Erklärung
^on Amauld (2,732) gegenüber: er und seine Freunde hätten von
WidenfeHt erst nach dem Erscheinen der Monita etwas gehört und
niemals Verkehr mit ihm gehabt. Arnauld und seine Freunde haben
sieh aber die Verbreitung und Vertheidigung des Schriftchens ange-
'^en sein lassen, standen indess in dieser Hinsicht nicht allein. Es
•erschienen bald nach der Originalausgabe mehrere französische Ue-
Hersetznngen, eine (von Gerberon) unter dem Titel: Avis salutaires
dp la B. V. Marie ä ses devots indiscrets, Lille 1674, eine andere
inter dem Titel: Avertissemens salut par M. W., und eine
nämisohe: Heylsame vermaningen van de S. M. Maria an haer
ondiscrete dienaers, Middelburg 1G75 (mit Anmerkungen). In dem
?leich zu erwähnenden Buche von A. Baillet ist eine französische
' 'Übersetzung und eine Reihe von Approbationen aus dem J. 1674
1) Ich kenne nur eine Ausgabe juxta exemplar Gandavense typis
y- d'Erckel a. 1673, 16 S. 4., die zu Köln gedruckt sein nuisa, da ausser
^^ Genter Approbation eine 7Aveite von GodetV. Molanus, Prof. et Pastor
•J- Pauli, d. d. Köln 24. Jan. 1674 darin steht. Nach einer Ausgabe Leo-
Jü apud Nie. de la Roche 1674 ist das Schriftchin ubgedr. in M. Leydeckeri
^te. Jansenismi 11. 6, 1695, p. 631--640.
648 „Jansen 18 tJBohe" Erb Auongib Scher.
abgedruckt, u. a. von dem Bischof von
dem Weihbiachof Walenbarg und dem
Köln vom 2. Jan. (Walenbarg sagt, er
mal HOTgfältig geprüft und nichts Bedei
sogar vieles zut Vertheidigung deseelbe:
nöthig hielte). In den Jahren 1674 nnc
Schriften für und gegen die Monita '), d
peres toachant lee cxcellences et les p
Vierge . . . poar servir de r^ponse auj
Abelly, 6v6que de Rhodez, Par. 1674, i
l'Ill. et Rev. EvSque de Tournay aux
culte de la tr^a-sainte Vierge et des Sair
Avis salutaireB . . . Lille 1674* 45
p. 804). Der Bischof (Gilbert de Choii
in diesem vom 17. Jaoi 1^74 datirten
Verfaesei nicht; er verthetdigt ihn u.
sohieneDeB Schriftchen (von de Cert) : Je
gegen dieses vertheidigt er auch p. 40(
niU § lY über die Maucipia B. M. ^
echliesslicb auch von der von manchen
daes die Honita würden in Rom verboti
möglich, sagt er, dass man durch Declam
Wirkungen des Büchleins obrepticemei
wirke; man werde aber gewiee nicht die
und keinen einzigen Satz desselben cent
von dem h. Stuhle komme, mit Respect
aasführen; aber die Lehre, die er in
BchlnsB an die Monita vortrage, sei so
jeden, der ein anderes Evangelium pred
1, 8) anssprechen könne. Von dem Hi
nisobe üebersetznng gedrnekt : Fastora
Bcopi Tornacensis ad fldeles dioecesis Ti
1674*, 79 S. 4. Sie wurde ausgegebe
Honita in Korn verboten waren; es wurc
fUgung der Monita eelbet auf den Wunet
dagegen sind die sämmtlichen Approbati
feldt selbst schrieb eine Vertheidiguuf
1) Im Dict Jans. 1, 171 werden 46 N
aber auch Debersetsungen und bloue Briefi
Über Muratori'B Buch Della re^olata divozi
zeichniss in der Storia letterena 8, S47 ab
Backer 2, 497 und Migne 3, 901. Zacoaria
heit die Monita als empia opericciola. Av
rien de plna misärable qne ce libelle. — I
Jahrb. noch einmal nud zwar in Africa gi
Sainte Vierge tronväe dans la cbapelle pro
adreasee a L. A. A. Favy, äveque d'Alger
ponie a l'Akbbar, 2. Avis salutaires publiei
Monita salutaria B. Mariae V.
549
ersten Approbator GillemanB in Gent, der sie als Epistola apologe-
tica auctoris Monitorum . . . Mecheln 1674, drucken liess.
Die (Jesuiten-) Universität zu Mainz verdammte die Monita
1674 als scandalosa, noxia, officinam Jansenariorum olentia et gnstui
Luthero-Calvinicorum vehementer arridentia ; die Index-Congr. verbot
sie 19. Juni 1674 mit d. c., die spanische In<^uisition 27. Nov. 1674
nnbedingt. — Die Correspondenz des Card. Bona (Epistolae, 1759,
I, 51 und II, 22) enthält über das Römische Verbot folgendes: Der
Bischof von Tournay schickte Bona seinen Hirtenbrief, Gillemans
die Epistola apologetica, der Bischof Neercassel ein handschriftliches
Gütachten mit der Bemerkung, er sei aufgefordert worden, es drucken
zu lassen, wünsche aber vor dem Druck die Approbation der In-
quisition zu erhalten, der Bona das Manuscript vorlegen möge ; wenn
Beine Schrift mit dieser Approbation erscheine, könne der Lärm über
die Monita dadurch beschwichtigt werden. Bona selbst schreibt,
theils an Gillemans, theils an Neercassel : es seien viele Exemplare
der Monita mit Denunciationen nach Rom gesandt worden und meh-
rere Prälaten hätten Briefe seu potius declamationes erhalten, in
denen gesagt werde, das Schriftchen werde von den Ketzern gelobt
und tbue der Verehrnng der h. Jungfrau Eintrag; es hätten schon
Franenzimmer in der Beichte sich cils über eine Sünde und mit dem
Versprechen, es nicht wieder thuen zu wollen, darüber angeklagt,
dasB sie die Lauretanische Litanei und den Rosenkranz gebetet*);
auch habe man den Verfasser als Jansenisten bezeichnet. Er habe
sich nach Kräften bemüht, das Verbot des Buches, welches nach
seiner Ansicht nichts gegen den Glauben enthalte, zu verhindern ;
man habe es aber mit d. c. verbieten zu müssen geglaubt, weil man
gefürchtet habe, die Freigebung des Schriftchens würde in Belgien
Aergemisse hervorrufen und der Marienverehrung Eintrag thuen.
An Xeercassel schreibt er: seine Erläuterung der Monita sei vor-
trefflich, aber der Inquisition könne er sie jetzt nicht mehr vor-
legen; dass sich viele Missbräuche in die Marienverehrung einge-
schlichen und dass etwas dagegen geschehen sollte, sei ja nicht zu
lengneu, sed aliquando Deo permittente saniora consilia negliguntur
et praevalent artes existimantium quaestum esse pietatem; emerget
tarnen veritas, cum Dens voluerit. — Der Kurfürst von Köln, Maxi-
milian Heinrich Herzog von Baiern, hatte unter dem 3. Juni 1674
ein Schreiben an die Cardinäle der Inquisition gerichtet, worin er
sagt: er habe gehört, man habe die Monita in Rom denuncirt; das
Schriftchen sei von seinem Weihbischof, von seinem Generalvicar
und den gelehrtesten Weltgeistlichen in Köln approbirt, von dem
Bischof von Tournay, dem Bischof Neercassel und vielen verdienst-
vollen Männern empfohlen werden; ein Verbot desselben könne nur
dazu dienen, die Einfältigen in ihren Irrthümern, die Ketzer in ihren
1) Auch der Bischof von Tournay (Baillet p. 425) und der Land-
graf Ernst (Rommel 1, 269) erwähnen dieses und ausserdem: man habe
die Scapuliere und Rosenkränze ins Feuer geworfen, das Beten des Salve
Regina eingestellt u. dgl., — bezeichnen es aber als pure Erfindung.
660 „Jansenütische" Erbauung
falschen Ansichten von Jer Itatholischen '.
Streitigkeiten zwischen den Freunden und
eeiner Diöceae zwischen Welt- und Ordenc
und fromme und eifrige Laien wie den V
ZD verBtimmen ; er bitte kein Urtbeil zu fi
klämng zu erwägen.
Sie Angabe vud Zaccaria u. a., das
nita von 1674 sei 1675, da maa gesehe
immer aoblimmer geworden, durch ein abt
den, ist unwahr. Die lateinische Ausgabe
im Index. Unbedingt verboten wurde 16'
eine französische Ueberaetzun^ (AvertiSE
Sätie, die 7. Dec. 1690 von der Inquisition
Laus, quae defertur Mariae ut Mariae, van
3. 1, aber mit dem Nachsätze: das Maria
Gottes gespendete Loh sei heilig. — Voi
die Honita stehen folgende im Index: Ula
recte expositus P. Alexii Recolleoti suo i
1673 Gandavi super libello diuto: Moniti
beigefügt: flandrice; der flämisclie Titel w
Monita sal. B. M. V. vindicata per notai
titulatum: Cultus B. V. M. vindicatus Fat
[Dominicaner, St. Omer 1674] et similes a
Regulari ortbodoxi cultus B. Y. M. zetati
contra Defeneionem B. Y. M. Ludovicii
Apologie des devots de la S. Yierge, c
time sur le lihelle intitnle: Les avis sal.
gätique de son auteur et sur les nonvet
flexions ajout^es au libelle, verb. 1677 (i
Greuier, Btus. 1675); — Statera et exan
tione proscripti, cni titulus: Uonita . . .
nedictino Gladbacensi, Episcopi Paderborn
sario, ir)75 (2. Ed. Neuhaus 1677, 12.)
Die Schrift des Bischofs Neercasael : Tracta
1) Der Titel dieaei Schriftcbens ist l>el
rum cultorum illius contra libellum intit. M
laiD apologeticam pro ÜBdem, cui additn est
pastoralem gallice editam a D, Gilberto Episc
latoa directa, Buthoru Francisco Loiiuiscio Bo.
251 S. 16. In der Vorrede wird gesagt, in
Behörde den Druck von Kchriften fiir und
Prof. Dubais in Löwen habe «einen Zohörei
uud dieses Dictat liege der Schrift zu Grunde
fasser (genannt und als eifriger Janeenist t
6 221 Jesu Christi monita maxime salutaria
ariae debite eihibendo, edita Duaci per R
Dr. et Prof. Regiuro (abgcdr. bei Leydecker p
liesB der Jesuit Piazza 1761 iu eioer Streitac
einmal abdrucken (ilurter 2, 1360).
Baillet. 55t
. 1675 (frauKÜsiech von Le Buy,
, wird eine erweiterte Bearbei-
(Jard. Bona sandte; weuigHtens
t vom 5. Febr. 1676 (37, 109),
ni Jahre in Belgien entatandeneu
ijg geHchrielien. Sie steht nicht
LIV. wiederholt citirt. — Land-
n einem Hriefe an Leibniz vom
l.iegner der Jaiisenisten durch
des SühriftcheiiB durchgesetzt
Imrkeit des h. Stuhles, meint er,
ühen Dummheiten (liivues) ver-
tie Fehllmrkeit beweise. Leibniz
'en von der Jiiijuisition niithigen,
len Iwie Ja die spanische ln<}ui-
rte Ausgabe veranRlalten. Eine
'gung der Monita gab der Jesuit
Titel: La vrritable devotion i\ la
Thiers, Sujierst. 4, 131 sagt da-
laiWe dnns toutes les devotion«
ribuer ä l'honneur de la 8. V.
I seinem Preservatif contre le
ste et vei'itable de la rel. cath.
(jne l'on en fait, et particulÜTe-
Avnauld (42, Suppl. 22) schrieb
81 : er möge Bossuet darüber
ie (Jitate richtig seien, eine (Jen-
reh die Sorbonne zu veranlassen;
eiiuncireii. „Wa» soll man den
'enn sie uns vorhalten, dass man
iie Gegensehriften, welche die
II y Es ist ein grosser Fehlgriff
mint hat; durch die Verdammung
wieder gut gemacht werden."
inne an Bossuet (Oeuvres 37, 235)
D[ seien, werde er sich bemühen,
isets Buch ist natürlich in Ktun
von der Sorbonne, obschon Ar-
n Syndikus Pirot schrieb, —
»ahnt in dem Judicium der Lii-
lience von 1704 (Arg. III b 599) :
ruverehrung gewisse Kigoritten
ten derselben, namentlich die
gt, in Hom nicht verboten, wohl
äehriebene, aber umfangreichere
e Vierge et du culte qni lui est
ti. Das Buch ist von Adrien
6fi2 Gallioanüche Controverte unter
Baillet, geb. 1619, seit 1676 Frieeter, b
Prftaideiiten Lamoignon , and Boll veranli
Bourdalone 8. Dec. 1692 gehalten« Pred
Lamoignon Baillets Urtheil haben wollte.
(Tonmay 1712*, 24 und 444 S. 12.) ist
Titel blatte und unter der Dedication genai
IntaireB und die Lettre paetorale des 6i8<
fügt. Das Buch wird im Dict. Jana. 1,
sehr Bcbarf getadelt; aber der Brzbiachol
bonne, bei denen es dennncirt wnrde, cei
Rom ist es nur mit d. c. verboten wordf
die 2. 17011). „ y^j, Je^ grBBaern Wei
compoa^B enr ce qui noua est reat^ de p1
aeaurä dana leura hiatoirea, diapea^ea aelo
et des martyrologea avec l'hiet. de lenr
Baillet, sind nur die zwei ersten BSnde
Jan. bis Äug. omfassend, lT14verb. Daa
Noaillea gewidmet, zuerat 1701 in 3 Pol
Band, 1703, enthält L'hiat. des fetea mol
de l'Ä. T., Chronologie und Topographie
erate ausführliche Leben der Heiligen, in
achluaa an Tillemont, Fabeln und nnznTC
dere Berichte anageechieden aind (Dupin
Seibat Benedict XIV. meint freilich, Bai)
er polemisirt wiederholt gegen ihn und ea
Homo vel certissiniamni renim veritafem,
est, Bollicitana. Aueftthrlich krttieirt ihn
Der Bischof von Gap verbot 1711 das gai
der Excomm. 1. sent., weil viele Dogmen
darin im Jansen! st iachen oder proteatantisc
Die Verbote haben der Verbreitung dea I
than; es ist wiederholt gedruckt worden
1. Bandes atehende Dtaconrs aar l'hiat. de
erst 1690 anonym erschienen.
58. Die galtieanisclie Coni
Alexander VII. 1
VeranlasBi durch das Anftancben
fasste die Sorbonne 4. Msi 1663 folgen'
1. Ea iat nicht Lehre der Facnltat, df
Antorititt über die weltlichen Angelegenhe
D immer wi dem prochen, welche
: annehmen. — 2. Eb ist lieh re
ig in weltlichen Dingen keinen
!r ist Lehre der Facultät, dass
ande von der Treue und dem
■rden können. — 4. Die Fac.
:oritat des K"ni{;B, den echten
und den im Königreiche reci-
dsBR der Papst im Widerspruch
en könne. — 5. Ea ist nicht
dem allgemeinen Concil stehe,
Zustimmung der Kirche (nullo
Mai von dem Parlamente,
tätigt und zugleicli rerboten,
echendes zu lehren nnd zn
1665 censurirte die Sorbonne
on Jacques de Vernant and
en verdammte Alexander VII.
Inni 1665. Daa Pariser Par-
der Bulle nnd bestätigte die
latische Verhandinngen über
niss. Er hatte aber znnUchst
nicht lange nach der Bnlle
Exposition de la doctrine de
9 de controverse von Bos»net
ie allgemeinen Concilien nnd
istiscben Ansichten vorgetra-
Infnahme nnd wnrde von In-
rtete der Jesuit Jacques Coret
de Clermont vertheidi(;tr, die
den Papstes, und zwar auch in
r schon im Juni im College de
luld schrieb dagegen La nou-
piiblinueinent A l'iiris ... de- .
(Arn. 21, 514). - Am 19. Jan.
nenve eine These vertheidigen,
ze vorkamen (der Papst habe
er habe einigen Königen, na-
. App. 3, 11 (33. G3-2).
564 G&llicaiiische Coatroverse unter •
mentlich den franzÜBJechen, Friyilefcien vi
oilien seien iiiltzlioh, aber nicht nöthig:).
die Vertheidi^ng der These 22. Jan., up
ähnliche These im Colleg der Bemardiner
en dieses in einem ÄrrSt vom 14. April (i
sich gegen den Verdacht v.m sichern, als tl
fasste die Sorbonne die oben mitgetheilte
von dem Brzbischof Hardouin de Pär^tixe
Noch im J. 1663 verhandelte die So
im College de Clermont vertheidigte These
bleiben, ob das Decret der Römischen In
nicanische Lehre eine definitive Entscheii
verse sei; jedenfalls sei es für diejenige]
welche nicht nur darauf achteten, was di
aneh darauf, wohin sie neige (quo propen
68, welchen Weg man einsiuhalten habe (j
2. Das von dem Carmeliter Bone
Familienname war Heredie, + 1667) nntei
Vernant heransgegehene Buch : La d^fens»
le Fape, do Kosseigneurs les Cardinaux,
ques et de Teniploi de« Mendiants conti
Metz 1658, wnrde der Sorbonne 1. Äpi
langen Verband langen censurirte sie 26. 3
desselben, n. a. : dem Fapüte al« Stellver
active, der Kirche passive Autorität zn (c
tisch bezeichnet) ; nur dnrch die göttlich«
walt des Papstes beschränkt und ihm G(
den; nur die Ketzer und Feinde des Glau
die AutoritSt, Verordnungen für die ganze
das Concil vom Papste; ein allgemeines Ci
des Papstes prüfen; der Papst entscheide
hensfragen ; die Bischöfe erhielten ihre
nur mittelbar von Gott; der Papst könn<
Zustimmung der Bischöfe seine Gewalt de
ziehen sich anf die Privilegien der Ordt
erkUrte dabei, sie wolle durch ihre Cei
des Papstes, der Autorität des apost.
Innocenz' X. und Alexanders VIL, die sii
Sie rilgte nebenbei, dass Vernant unecht
Vätern anführe, die echten falsch citire u
surirnng des Buches des Gnimenius (des J<
1665 handelte es sich vorzugsweise um
Aber Guimenius war ein ebenso strenger
ralist, und die Sorbonne censnrirte neben
I) Are. III a 100. Boisuet 32, 401. ]
gegen; La doctrine andenne des theologiena (
\ la ceneure (aite par la meme Fac. de P. an
S. P. le Pape. 1664.
!he Gewalt, — man raiisae
it unl'ehlbar sei, nicht nur
1er Sitten, in dem Sinne,
1 Vollkommenheit entspre-
i, — mit der Erklärung,
i falsch und temerär, deu
der, für die Univereitati^ii,
)octoreR beleidigend (Arg.
iriruiig curia! iHtittcher An-
[[. beKitig die Ilngesthick-
rirung Vernants, sondern
zu beklagen. Unter dem
ein BrevB folgenden In-
wie sehr die Oensur der
. hahe; er werde die Zu-
er darin enthaltenen gegen
injuriiifien Sätze; die Fa-
:r Ketzerei der Jansenisten
lit wullen, omnem gloriam
ISO tempore, quo pestiferi
inetaiitis aoiem adeo im-
m AviH den genn du Roi
■g. III a 115—124) heiBBt
ie CenHuren nur, weil sie
ihm die Infallibilit&t ent-
o freigebig beigelegt. Am
I. eine lange Bulle (Alex.
irin es heiset: In den bei-^
s Sät/e censTirirt, welche
. Stahles, die .luriwliclion
von dem h. Sluhle verlie-
leitsationen und die Kegel
ndere, ■welche sich auf die
und den beständigen Ue-
insuren können nicht ohne
inc gebührende Küge und
len. Um dem Aergernisse
Katholiken entstehen kann,
id hervorragende Magister
laliticaturen der Congrega-
'II dazu deputirt, wie die
r berathen, und nachdem
i>n angehört. —- auH eige-
and kraft der Fülle Unsc-
Ictenstiick aia breve.
656 Gullicanisobe Cantroverae unter
rer apost. Gewalt die besagten Ceneurei
und argem isBgebeDd, erklären sie fiir i
fehlen, daes sie niemand billigen oder ve:
oder Schriftetttoken allegiren soll, bei 8
comra. 1. sent. Bei der gleichen Strafe v
Bücher und Censnren zu dmcken oder zi
ten, in welchen die Censuren irgendwie e
vertheidigt werden, werden verboten und
an den Orten, wo das Amt der h. Inqni
Inquisitoren abzuliefern, bei der gleichen
die Inquisitoren sollen, erstere auch als
les, gegen die Ungehorsamen mit Erklär
nnd anderen geeigneten Strafen nach il
Das weitere Urtheil über die Censnren u
snrirten Büchern ausgesprochenen Meinungi
vorbehalten. — Dem gern äs« stehen htii
noch heute unter Censara im Index.
Das Pariser Parlament verbot 29. .
Denis Talon, diese Balle zu behalten, zi
liehen, bestätigte die Censuren der Feen
auch in Zaknnft vorkommenden Falls il
(Arg. III a 126). Eine noch im J. 1665
nyme Sehrift (von Noel de Lalane, Dr
de ee qni e'est passä an parlament au SDJ
le F. Alexandre VII. contre les censares
ein apeoielles Decret der Inq. Fer. V, 15
verdammt, weil sie voll von Unrichtigk
der Verfasser alles nach seinem Sinne z
pite oomponere) und die Schrift irrige,
den Papst und die Autorität des h. Stnhl«
Die Bnlle nnd die Beschlüsse der
roents gaben zu diplomatischen Verhandl
zöeischen Regiemng nnd der Curie Vera
trage der erstem von dem Card, de ßetz
welche R. Chantelanze, Le Card, de RetJ
tiqnee k Rome, Paris 1879, p. 213 au
Pallavioini, der Beichtvater des Papstes, bi
der Unfehlbarkeit des Papstes werde vo
allen Universitäten mit Ausnahme der P
sehen, dass die entgegengesetzte Aneicht :
bezeichnet werden dürfe. Card. Albizzi
hatte, — der Nuncius in Paris sagte sog)
Inquisition ausgegangen, der Papet habe
(p. 266. 286), — meinte dagegen, man verl
.\nsicht von der Unfehlbarkeit nicht als k<
nicht, dass man dieselbe in Frankreich al
Der Papst selbst war geneigt, seine Bul
terpretiren, wenn die Sorbonne wie Cai
nicht gegen die Lehre von der Unfehlbf
Bossuets Exposition.
557
ge^en die Verketzerung ihrer eigenen Lehre habe protestiren wollen
(p. 304). Die Verhandlungen blieben aber schliesslich ohne Ergeb-
Diss (p. 357. 369).
In dem 1673 erschienenen 5. Bande der Lyoner Ausgabe des
Bullarinm.Eomanum wurde die Bulle weggelassen. Die Index-
Congr. erklärte darauf 25. Jan. 1684: der Band sei verboten, donec
in ea ponatur Bulla Alexaudri YIL data 7. Kai. Jul. 1665 . . .
pront est in Bullario Rom. edito Romae 1672. — Nicht verb. ist:
Recneil de diverses pieces* concernant les censures de la Fac. de
Th. de Paris sur la hierarchie de l'Egl. et sur la morale chrdtienne,
avec des remarques sur le 18. tome des Annales d*Odericus
ßajnalduH, Münster (?) 1666, 12. Als Herausgeber wird J. Boi-
leau bezeichnet; jedenfalls sind von ihm die in der Sammlung stehen-
den Considerations respectueuses sur le bref d'Alexandre VII. con-
tre les censures etc. Die auch in dieser Sammlung stehenden Re-
marques sur la nouvelle bulle du Pape faite contre les censures de
Sorbonne sind nicht von Nicole, sondern von Arnauld (10, 740
vgl. p. XL VIII). Er sagt u. a. : La nouvelle bulle est peut-6tre
It plus monstrueuse et la plus etonnante que Ton ait jamais vue
diü8 l'Egl. cath. — Dass die Schrift nicht verboten wurde, ist um
so auffallender, als die Cardinäle der Inquisition sie recht wohl
kannten und „sehr gewürzt** (assai aromatico) fanden (Chantelauze
p. 365. 368). — Auch eine von Edmond Imbert 9. Oct. 1665 in
der Sorbonne vertheidigte These, die in Rom denuncirt worden war
und welche während der Unterhandlungen mit lietz von der In-
quisition geprüft wurde (Chantelauze p. 325), ist nicht in den Index
gekommen.
3. Bossuet sagt in seiner Exposition u. a. : „19. Durch die
Art und Weise, wie der erste Streit in der Zeit der Apostel ent-
schieden wurde (Apg. 15, 6 ff'.), haben diese allen folgenden Jahr-
liDnderten gezeigt, durch welche Autorität alle anderen Streitigkeiten
beendigt werden müssen. Wenn also Streitigkeiten entstehen, welche
<iie Gläubigen entzweien, wird die Kirche mit ihrer Autorität da-
zwischen treten und ihre versammelten Hirten werden wie die Apostel
^agen: Es hat dem h. Geiste und uns gefallen. — 21. Da der Sohn
Gottes wollte, dass seine Kirche Eine und fest auf der Einheit auf-
gebaut sei, hat er den Primat des h. Petrus eingesetzt, um diese
Einheit zu erhalten und zu befestigen. Darum erkennen wir diesen
Primat in den Nachfolgern des Apostelfürsten an, denen aus diesem
Grunde die Unterwerfung und der Gehorsam gebühren, welche die
^- Concilien und die h. Väter immer alle Gläubigen gelehrt haben.
*^a8 die Dinge betrifft, von denen man weiss, dass in den Schulen
taber disputirt wird, so ist es, o bschon die Prediger nicht auf-
hören sie anzuführen, um jene Gewalt gehässig zu machen, nicht
nöthig hier davon zu reden, da sie nicht zum kath. Glauben ge-
»oreu. Es genügt, ein Oberhaupt anzuerkennen, welches Gott ge-
f^zt, um die ganze Heerde auf seinen Wegen zu leiten, was die-
J^'ijgen immer gern thuen werden, welche die Eintracht der Brüder
«nd die kirchliche Einmüthigkeit lieben."
566 Oallicftniaclie Oontrovi
Die Expoflition erschien zm
von elf französischen Bischöfen,
üebersetznngen. Von Rom ans
Bona an Card. Bouillon: ,,Ich I
merksamkeit gelesen, nnd da Si
daran ansEnsetzen Tänilen, so hi
was etwa getadelt werden könnt
finden, was nicht das grösste 1
Card. Sigismund Chigi an A. de
8. Pal. nnd dem Secretär der 1
gehört, daes niemand mit ihnen n
rie sind selbst voll Achtung vi
den Cardinälen der Congregation
sehr geneigt gefnnden, das Bnch
loben . . . Von der Antorität c
dem gebührenden Respect vor de
er von dem sichtbaren Oberhani
8. Pal., Hyacinth Libelli, schri
„Die Lehre des Buches ist ganz
netzen (ne v'ha omhra di mano«
man dagegen vorbringen könnte,
ilrackt werden soll, werde ich
dasB ein Wort geändert wird."
lobte das Buch in einem Briefe
.1. 1678 erschien eine im Anftraj
geber des Qiomale de' letterati,
eines Begleiters des Card. d'Estr
setznng zn Rom mit den dort v
Congregation der Propaganda ge
druckt. Schon 1675 war in R<
dem Minoriten Franc. Porter gei
die italienische nnd die lateinisi
überreicht worden war, Hess Boi
seine Zufriedenheit aussprechen. I
1678 und erhielt dann ein Breve
sagt, das Bnch verdiene nicht
allen gelesen and geschätzt zn
fügte BoBsuet ein Avertissement
düng der Protestanten gegenüber
Ansichten, die sich den ihrigen
Europa und namentlich in Rom
von Bona, Cbigi n. s. w, beruft.
dem Papste und erhielt darauf e
worin es heisst: „Wir bestätige
dir fHr dein vortreffliches Werk
1) Dip hier angeführten Aci
gaben der Exposition, e. B. in d
UT, 39. Reeueil des actei du Cleiy
L. Thomassin.
559
Bossuet berief eich später in Beiner Vertheidigung der galli-
eanischen Artikel auf diese Römische Approbation seines Buches
(31, 188; 33, 637). Innocenz XI. äusserte allerdings im J. 1683
dem frauzösischen Gesandten gegenüber, der ihn während der durch
die Declaration von 1682 entstandenen Misshelligkeiten an das Breve
erinnerte: qnesto e scappato (Michaud 4, 48). — üeber die Gegen-
ichriften von La Bastide und Jurieu s. S. 131.
4- Als um 1660 die Superioren der Orato rianer bei dem Pa-
riser Nuncius ihre Congregation gegen den Verdacht verwahrten,
lU sei sie den (Jansenistischen) Neuerungen hold, wurde ihnen ge-
antwortet, das beste Mittel de detromper le Pape werde die Ver-
öffentlichung eines Buches sein, welches dem Papste gefallen könne.
Darauf wurde 1662 Louis Thomassin (1619 — 95; R. Simon nennt ihn
BD homme tres-laborieux, mais qui meditait peu) beauftragt, etwas
der Art zu schreiben. Er schrieb einen Quartband : Dissertationum
in concilia generalia et provincialia Tom. I. Das Buch erregte aber
in Paris Anstoss und der General-Procurator de Harlay verbot, an-
geblich in Folge einer Denunciation des Dr. Faure, den Verkauf,
and gestattete ihn auch nicht, nachdem zu 36 Seiten Cartons ge-
druckt und eine neue Vorrede beigefügt worden. Erst später ge-
langte es in die Oeffentlichkeit ^). — Ein späteres Werk von Thom.,
Ancienne et nouvelle discipline de TEglise touchant les benefices et
les ben^ficiers, 1678, gefiel Innocenz XL so, dass er ihn 1686 zum
Cardinal machen wollte und ihn aufforderte, eine lateinische Be-
arbeitung herauszugeben, die 1688 erschien. Einige Römische Theo-
logen fanden aber auch in diesem Buche Gallicanismen. Card. Casa-
nate schickte Thom. eine scharfe Censur eines Römischen Theologen.
Thom. schickte dem Cardinal eine Replik, erhielt von diesem eine
Daplik und Hess in den folgenden Ausgaben seine Replik und eine
Entgegnung auf die Duplik abdrucken (in der Mainzer Ausgabe
von 1787 I p. XXI). Er sagt: während ihm der Römische Theologe
vorwerfe, das« er dem h. Stuhle zu wenig einräume, sage man in
Frankreich, er räume ihm zu viel ein; er glaube die goldene Mittel-
straase eingehalten zu haben.
1) Sein Ordensgenosse R. Simon erzählt die Geschichte aupführlich.
Lettre« 1, 197. 201, zunächst 1G65: die Gens du Roi hätten auf eine Oon-
fification verzichtet und gestattet, dass die Exemplare in einem Zimmer.
Jni dem sie allein den Schlüssel gehabt, aufbewahrt würden, dann 1694:
Yor einigen Jahren hätten die Oratorianer den Schlüssel erhalten und
darauf sei das Buch ohne Genehmigung des General-Procurators und des
Krzbischofs verkauft worden; die Oratorianer hätten die Schuld auf den
Bibliothekar Bordes geschoben, und dieser habe gesagt, er habe gemeint,
«las Buch werde jetzt keinen Anstoss mehr erregen, und er habe Exem-
plare verkauft, um für den Erlös andere Bücher anzuschatt'en ; die wenigen
noch nicht verkauften Exemplare seien auf Befehl des Erzbischofs wieder
verschlossen worden.
Streit über <lu Kef^alienreclit.
59. Der Streit über das RegAÜe
Die vOD Ludwig XIV. im J. 1673 ve
sog. RegalienrechteB auf alle franeOsie
der AnlasB zu einem heftigen Confticte
bis 1682 dauerte, dana aber durch die i
tikel (§ 60) in den Hintergrund gedräng
Streites kam nur eine anonyme Schrift
den Index. Aber 1710 wnrde ein Buch
von Andoul durch ein Breve ClemcDs'
dieses Breve von dem Parlamente zurticl
bot die Inquisition 1712 auch das Arn
selbe Schicksal hatte schon 1680 ein ai
Breve Über eine Angelegenheit von gai
deutung gehabt.
1. Unter Regalienrecht (la r6gale) vei
französiBchen Königen seit langer Zeit ge&l
Angenblicke der Erledigong eines Bisthumi
nennnng oder Einsetzung des neuen Bischi
seinen Treaeid in der Reohnungskammer zu 1
laeaen nnd von dieser gegen Entriolitnng eii
gebung seiner Einkünfte erlangt hatte, die
zn beziehen und alle Beneficien mit Ansnal
jure, d. h. mit derselben Wirkung, als ob i
hÄtte, in vergeben. Schon 1637 that Lndwi)
gaiienrecht Hnok auf die Diöcesen ausindeh
nicht besUnd ('Racine 10, 412). Ludwig X]
Ediot vom 10. Febr. 1673 auf alle DiBoesi
Bischöfe, welche olfen dagegen opponirten,
von Aleth nnd Fr. Etienne Caulet von Pan
Sache 1677 an den Papst. Pavillon starb
Jahre alt, Caulet 7. Aug. 1680, nachdem
kfinfte eeqneetrirt worden waren. Der Stre
Pamiere noch einige Zeit fort, weil die vor
herren Capitularvicare wählten, welche die
und der Papst dem von dem Könige ernannt
mont die Bestätigung verweigerte. — Gaule
Charlas musste 1679 fliehen nnd ging naoh
Theologal von Aleth, wnrde 1677 nach St,
1) G. J. Phillips, Das Regalienrecht in :
Michaud 3, 340. Abr£ge du Recuuil de» actes d
ieiireht. 561
: zu Kom unter dem Namen
schrieben gegen das Rege-
nten der nächsten Decennien
In Vaucel aU Janeenist.
e nach einander drei Breven
f von Toalonse, der die Or-
iTS caGsirt hatte, an den in
w. Er unterlag in dieseni
endigung der ABsembl^e du
uftinimenden Brief an den
z ICSI nach PariB berufene
zu Gunsten der königlichen
ferBammlung wurde der In-
: Augustiner van Heck mit
'ard. d'Estr^ei) setzte durch,
l 3, 493). Die im October
lerg^ erklärte eich 11. Dec.
I auf alle franzü ei sehen Diö-
, dass die von dem Könige
I ßeneficien Seelsorge oder
n Ca]>itularvicaren die cano-
Dieses wurde von dem
i Assemblee richtete darauf
an den Papst und bat ihn,
intwortete mit einem Breve
kraft der ihm von dem all*
issire er alles, was von der
blossen sei, und er erwarte
l, 821). Am 6. Mai 16ö2
die über die Regalien erlas-
.. Jan. 1681 (und die Breven
loweit sie den Rechten der
id diese Protestation wurde
353). Das Breve vom II.
vorgelegt; Bossuet entwarf
r DiscuR^ion kam, weil die
suspendirt wurden und die
rde (Phillips S. 371). Durch
19. März 1682 wurde der
ntergrund gedrängt, und die
Rom aus, wo man, wie 8.-
liniger fraiizösiflchen Bischöfe
geduldet,
treite auf Seiten des Papstes
chen Beichtvater La Chaise
rks), I.endii IGflr. (gegen
Se2 Streit über da« Regnlienre
an der Spitze, auf Seiten des Königs. I
nicht in blosiier Servilität, Bondern wesentli
die Jttnsenisten, die sich seit dem Frieden Cl
der freier bewegen konnten nnd zu kirohlic
— die Bischöfe von Aleth und Pamiers g
nisten. Bern wollte mau dadurch entgeg
Setzung möglichst vieler Stellen io die Hani
F. La Chaise gebracht wttrde. lieber die Ki
in diesem Streite spielten, berichtet Cr^t.-J(
des: „Innocenz XL blieb nicht innerhalb de
geschriebenen Grenzen. Er erliess Breven ,
iangage ne sert meme point de passe-port k
Eins derselben vom 1. Jan. 1681 wurde voi
(auf den Antrag des Generalprocurators 1
anterdrhckt. Der Papst befahl daranf dem
tenordens, Charles de Noyelle, den Proyino
louse Absohriften des Breves mitzntheilen,
zn pnbliciren. Der Assessor S. OfF. erhielt
Antwort der Jesuiten zn berichten. Noyell
sischen Jesniten aber ignorirten das Breve.
Parlamente von Paris nnd Toulouse citirt;
schienen nicht and die Patres, die erschieni
. . . Später schleuderte Innocenz XL in e:
Zorn, der vielleicht gerechtfertigt war, ein
gegen Lndwig XIY. nnd gab es dem P. De
zn pnhliciren. Dieser veröffentlichte aber
Pariser Jesniten schrieben an den Oeners
dieses Breves zn verlaDgen, welches der Pa]
heit zn verdammen schien, da er es nicht i:
public irte. Der Papst erkannte schliesslicl
verstSndig gehandelt; diese Escommunicatioi
jede Spur verloren hat, hatte keine weiterei
dazu, die Klugheit der Kinder Loyola's zu
Wenn Cr^t.-Joly übrigens sagt, von
Uaimbourg zu Gunsten des Königs geschriebi
Die erste Schrift tiber den Regalien streit, w
dex kam, ist Epietola pro pacando super
Pontifice Innocentio XL ad Em. Card. Aid'
Status adminiatratorem, 1680, nnd diese hc
flnssreichen P. B£d^ Rapin zum Verfasser,
Fr^mon, wie Qu^rard 5,1195 meint. Backi
Rapins Schriften und sagt nnr, die zu Köln
nach dem Verbote erschienene französisch)
schlecht, als dass sie von Rapin sein kön
Zweifel von den Jesuiten besorgt. Rapin sp
das Eegalienrecht den Vortheil habe, die ]
1) Vgl. Avr. 3, 197. Phillips S. 392, Mich
G, Audiiol u. a. 56fl
„üer König, sagt er, war zu
ch den bei «Mner ErÜniiDg ab-
;]iiitzen wolle; denn auf andere
lasa ein Bischof, der der Secte
n der Secte die Beneftcien ver-
f. gescliriebenes Werk, Disser-
is en matiere de regale, parM.
litre de reqnetes, S. 370), Col.
en Index (1703), aU es unter
iter dem Titel Trait^ de l'auto-
;ion de l'Egl. gallicane, Amat.
, 12.) nochmals erschien. (Es
an, Londres tPari»] 1754. 2 vol.
ins Plaidoyer über da» Arret dn
i bulle d'Innocent XI. touchant
1737 verbotene Buch: Traita
tique et de la puissance clvile,
eprises dea papea pour ^tendre
eiller de grande chambre (Del-
■t im wcHeutlichen ein Abdruck
,610. Hanreau, Hist. litt, du
le Vertheidigung des Regalien-
gale et des canses des son Ata-
ul , Avotat an Parlement et aux
i'Orleans, Par. 1708, 4., wurde
18. .Tan. 1710 (Bull. 12, 480)
1, dehne das Regalienrecht nicht
die zur Zeit der auf dem 2.
n davon frei gewesen, sondern
lienrecht, welches Innocenz XI.
:n Rechte widersprechend ange-
s der Gerechtiffkeit entsprechend
■riifung des Buches beauftragten
mden, dnRS dasselbe ausserdem
iigenscheinlich falsch, der durch
len Satzungen begründeten kirch-
emerär, irrig, ja nach Kntzerei
de das Buch kraft apostolischer
Excomra. 1. sent. verboten ; die
lifichöfe oder Inquisitoren abzu-
D u. 8. w. — Dieses Breve und
egen den Bischof von St. Pona
riamentc 1. April 1710 zurttck-
lu Parlement nur deux imprimez
664 Streit über das B>
en forme de brefa du Pape da 18.
22. Juni 1712 von der Inq. verb. —
Bnobea von Audonl ist nni so anffol
sean (IS, 306) davon ea.gt: der d
Zweifel nn der Gerechtigkeit dea &
»e za beveiseu, Bondern auch daa 6
(von PiuB VII. 1S03 selig geaproch
ThomasiDB im Juli 1708 darüber abg
7, 156), gar nicht ao scharf laatet.
feind der Ketzer nnd erkenne den
Kirche, Beneficien zn verleihen, an m
am Bom zu bewegen, nicht den Fe
In der Widmung an den König war
leien misebraucht; auch in dem Bncl
von Bonifaz VIII., Innocenz XL, Ca
des Regalienr echtes werde in verletZ'
ftr den König von Frankreich werdi
Missbranche der kirchlichen G-ewalt
cilien zn bcrnfen, Keglements über
erlasBcn u. b. w. Aach sei bedenkli
geschrieben sei. Das Merkwürdige
SchloBB: Dicerem prohibendum esse
praeceptomm et cenaurarum obligatio,
veniant censurae mnltiplicatae crescat
ceptontm hnroanomia. Er sei also 6
aber nicht das Leecn deseelbcn zu ^
ranooncil mit dem Buche des Abtes
3. Im J. 1677 ernannte Ladwi
von der Herzogin von Orleana gegi
Fanboarg St. Antoine Marie Ang^liq
Sie war eine CiBteroienserin, währeu(
des Pierre Fourier angehörten ; ihre E
Erzbiechof von Paris durch die Er)
Oongregation seibat keine Nonne vor
das geistif; und materiell hemnterg
heben. Die Nonnen proteatirten und
Der Erzbiachof installirte aber 8. No
schickte 12. T)ec, vier der lautesten'
zurück, unter dem Vorgeben, sie h&t
dächtige Correspondenzen unterhalten
für die Einheimischen genug. Die .
cenz XI., nnd dieser caseirte in einei
EmeDunng der Grandohamp und wie
zu wKblen. Ein Arr^t dn Conseil, i
erat an, als Catherine Ang^liqne L£v
Parlament erklärte 24. Sept. die Wa
beatätigte aie durch ein Breve vom 1
vorschriftsmässig vorgenommen war,
sie a quocunque clefectu, etiam subs
1682. M5
rar der Parlamentsbe-
am 18. Dec. erechien
;r reBervirten Excomm.
■Exemplare des Arrgt
i d'Aoüt 1680, du 24.
;fnhl, dieselben aa die
abzuliefern. Das Par-
in. 1681, nachdem es
esselben infrieden leu
aufgehoben. Die 19
Auch die Ässerabl^e
e (S. 561). Es war in
eiteres Breve erlasHcn
t vom 24. Sept. 1680
1594 (S. 284) in den
es sich handeln bei
Charlotte de Kotondis
B de S. Jean Baptiste
[ TOD 1682.
erkaQQte niclit nor
sondern erliees aucb
jwalt über bürgerliche
e und Fürsten sind in
unterworfen und sie
Kirche üirect oder in-
Treue und Gehorsam
2. Der Papst hat die
Weise, das8 die Be-
i/er ConciJB in Kraft
:ht an, dass diese von
des tJchismaB erlassen
Gewalt ist durch die
von der franzöischen
wohitheiten und Ein-
j 1 a üb euB fragen kommt
!u (praeci]>uas iSummi
ete alle und jegliche
566 Die gallicanischen Artikel
Eirohen an; sein TJrtheil ist aber nicht ii
ZuBtimninng der Kirche hinzugekommen
Die Declamtion wurde durch ei:
Parlamente einregistrirtes Edtct Ludwi
dachte in Rom daran, die Ueclaration
dämmen; — eine Qualification der vte
werfen: der 2. wurde als temerUr und
Ketzerei annäberod bezeicboet; — in'
noch einer seiner Nachfolger hat vor d<
Bulle erlassen. Aber ein Breve Alex;
erklärte die Beschlüsse der Versammli
auf Grund derselben erlassenen Edici
und in indirecter Weise gaben auch i
ihre Missbilligong des Inhaltes der
namentlieb durch das Verbot von Biic
vertheidigt wurde. Durch besonder
wurden verboten Bficher von Natalis ,
bourg (1685), Dupin (1688), von dei
Cougregation Schriften von dem Bit
nay, Borjon, Claude Pleury, Fevret,
BoBsuets Vertheidigung der Declaration
man daran, das Buch zu verbieten, unt
mässigkeitBgrttudeu.
1. Hitglieder der Aasemblde da
ecböfe nnd je zwei PrieBter ans jeder der
Deelaration war von BoBanet verfaset.
bide mit einem Begleitschreiben vom 1£
Bischöfen überaandt. — In dem Edicte 1
1682 wird u. a. verordnet: 1. Eb darf i
WidersprechendeB lehren. 2. Die Leb
ünivereität mflsBen die Declaration ni
Collegien der Universität masB die Lehn
bezw. alle drei Jahre einmal vorgetra;
Promotionen in der Theologie oder in
These dieae Lehre zu vertheidigen. — I
oenz XI. vom 4. Mal 1682 bat die Aa
tikel aaadrUcklich zn erwähnen, den Paps
verletzt oder beeinträchtigt werde (co:
franzöeiecbe Kirche anf Grund der Gew
1) Phillips, Regalienreoht S. 337. Micl
eile der BiiichÖfe, die Jurj^dictiüii
die Hechte des Reiclies, die Pm-
len Tlieili)eliiuerii der Versammlunf^
zu ßischüfen ernannt wurden, die
nitliin §einorfleits die Beatätigongs-
an, 80 lange Hie nicht auch jenen
ils Iiinocenz X[. 12. Aug. 1689
e; sie wurden nber von den er-
haltet.
• franKÖB lachen Regierung nnd der
Is Tiniocenz XI. durch eine Bulle
filr die (Innftiere der fremde« Ge-
authob und im Verlaufe des da-
ran lösiechen öesandten Marquis dp
die Kirche St. Louis in Hom das
arlament erklärte 23. Jan. 1688
irators Talon diene MaHBregeln für
■in allgenieince Concil. Ludwig XJV.
naipHin besetzen und den Nuncius
Innocenz XI. liees Satze aus dem
iver Talons und der Erkläning La-
esoiidere Congregation von 7 t'ar-
der Qnalifieatoren eine Reihe von
I tur falsch, . . . für fromme Ohren
rioB und beschini])feiid. Der Plan,
am aber nicht zur AusfüliTung'),
iL, Alexander VIIL, der 6. Oct.
: XIV. Avignon und Venaissin zu-
ie FranchiseB. Bezüglich der De-
, der König solle dem Papste er-
23. März 1682 nicht aufrecht er-
Bischöfe zu der Erklärung anhalten,
as zu definiren. was dem h, Stuhle
man aber über die Fassung dieser
ir Papst i. Aug. 1690 durch den
irfen, worin er „nach Anhörung
Augelegenheit epeciell beauftragter
:ten aus eigenem Antriebe . . . und
lehou Gewalt alles und jegliches,
es Regalienrechtes und der Decla-
It und der in dieser Declaration
ersammluiig vom J. 1682 verhan-
nnit allen und jeglichen Edieteu
in irgendwelchen Personen darüber
re null und nichtig erklärt." Das
8. 53. 71; 4, 273.
668 Die gallicaniiohea Artikel v
Breve wurde aber vorerst nicht poblioirt.
am Tage vor seinem Tode Hess der Papa
anwesenden Cardinälen vorlesen und bef
Unter dem 30. Jan. riclitete er ein entsp
König. (Am 7. Dec. 1690 hatte die Inq.
verdammt; 8. 516.) Der König verbot d
Breve vom 4. Ang. 1690 Notiz zn nehm
cenz XII., der erst 5 Monate nach dem
12. Jali gewählt wurde, weiter verhandeli
nachdem über die Fassung der betrefieni
hin und her verhandelt worden (Phillip
4, 132), zu einem Ausgleich. Ludwig X
den Papst: er habe die nöthigen Befehle
mungen seines Edictes vom 22. Harz 168
damaligen VerhältnisBe genötliigt worden
wQrden, und die betreffenden Bischüfe scb
bedauerten, was auf der Yersaunilung von
sähen das, was als auf derselben hezUgli<
und der päpstlichen Autorität beschlossen
können (decretum censeri potuit), als nich
raaf sie ihre Ballen erhielten (Pbülips S.
Hit diesen diplomatischen ErkläruDgi
der Deolaration zu Grunde liegenden Anschi
Ups S. 430). Das Edict vom 22. März 1
registrirung Gesetz geworden und wurde '
während als gflltig angesehen, und auch
gar Dicht im tlnklareu gelassen, dass man
aufgegeben. Als der Abbe de Saint- Agna
Beauvais ernannt worden war, verweigert!
tigung, weil derselbe 1705 in einer These
digt, und verlangte vorher eine Retractatioi
XIV. dem Card, de la TremoiUe 7. Juli 1
dieses dem Papste mitzutheilen : „Innocei
unter Innocenz XI. begonnenen Streitig keiti
mir nicht verlangt, dass ich die durch di
Grundsätze der französischen Kirche aufgel
dieses Yerlangen vergeblich sein würde'
F^n^lon schrieb in derselben Sache 12. Ji
benton, worin es heisst: „Abb6 de Saint
Ministers Duc de Beauvilliers, ist sehr |
Saint Sulpice erzogen. Die These hat er '
der Kanzler einen Befehl des Könige erw
den Abb^, das Seminar von St. Snlpice
Personen bei dem Könige verdächtigt hal
es dem Neffen des Bischofs von Chartrea
der 1709 zn dessen Nachfolger ernannt w(
die Bullen nicht verweigert hat. (P. Timo
an Clemens XI.: „Sie haben schon mehr a
bestätigt, ohschon sie dieselbe Lehre vorg
1682. 559
mben, um Sie mit dem
nii der Sorbonne die
ir nicht die souverSne
Rtritten werden; Saint-
über welche sich l£om
Die JftnseniBten suchen
der Bulle, die tniin vor-
gcn, die von dem Mit-
n Weff zn versperren.
PK dulde die Bezwei-
cher cn Reine Gewalt,
pfen wolle. Der König:
fteben; aber man eucht
in ürundfeBten emchUt-
er Ultramontanen nicht
lin iilaiisibeler Vorwand
PS »ich um die einfache
ührlichi^te Ketzerei mit
jetzt freilich die These
an sollte einen Ausweg
h »ellarmin de fide ist,
Meinungen frei lassen."
r habe seinem Auftrage
'theilt, niid dieser habe
.deF6nelon4,302.323).
Iwi^XIV. habe die Je-
[ Dienste geleistet, von
enflirt, obschon P. La
runstcn eine Ansiiabme
en sie dieselben unter-
1 sie dieselben denn ja
er Artikel sind nie als
Päpste haben sich eines
; sie haben nur wieder-
aniiullirt als einen Act
e bestimmte Lehre vor-
■e, welche die in der
verdammt wuriie, womit
1 war, sich die Rechte
iRSte." ~ Pins VL tadelt
in den schärfsten Aas-
)eclaration von 1682 in
;t: „Die Acten der As-
durch ein Breve Inno-
klicher durch die Con-
10 für null und nichtig
die Adoption derselben
, ärgemissgebend und,
jünger, für den aposto-
570 Dia gallicaDwchen Artil
lisohen Stnbl im höohateo Grad« iiijari
Aber noch am 27. Sept. 1820 hat di
die Anfrage eines Beichtvaters, ob er '
und iniiBBe, der sich weigere, sich d'
sprochenen Verdammung der vier Art
wort ertfaeilt: „Die DecJaration der j
vom apoat. Stuhle miBsbilligt und die
und nichtig erklärt worden ; aber die
Doctrin ist nicht censurirt worden fdc
censnrae innsta) ; darum steht nichts im
in gutem G-laaben und aus Ueberzeug
gen, loezasprechen, vorausgesetzt, daes t
dig sind" (Roskovany, Rom. Pont. 4, I
liebe Unfehlbarkeit angeht, so schrieb
Gabrielli: Sie wird nicht anerkannt v
Bischöfen und von den Gelehrten m
Si Pontiflciam infallibilitatem asseras,
proscriberis; sl reticeas, Romae damni
Die Sorbonne hielt an der Erkli
welche die Grundlage der Declaration
von Bo ssnet den Satz anführt (aas der
Abeat deolaratio quo libuerit; non «
pimna, so sollte man nicht unterlaseei
mit zu oitiren: manet inconcassa et
illa eententia Parisiensium.
Am 4. Dec. 1681 vertheidigte dt
worin die Sätze vorkamen ; Es gibt Ki
unterworfen ist ; er kann nicht immer
er kann nicht Könige absetzen und
Steuern auflegen; die Bischöfe haben
die Sorbonne hält den Papst nicht für
eil stehend ; das Regalienreobt ist wi
Usurpation. Der Papst saspendirte c
hielt den Auftrag, ihm dieses zu in
dieses, und Bnhy beachtete die Sus
verhängten nun Censuren über ihn ;
14. April 1682 in Schutz und ertbeij
Uvr. 3, 20O). ~ Im Nov. 1683 wo
Malagola, der eine These S. Petro, De
venti in terris et in ooelis, i. o. tenenti i
widmet und eine ihm von der Sorbonne
Keiehnen verweigerte, in der List« de:
III a 141. Uichand 2, 416; 4, 151).
onltät auf eine Anfrage des Parlami
erschienenen Schrift: Ad HI. et Rt\
sitio theologico-jnridioa super declai
Martii 1682 per qnendam S. Theol. Pn
Sedem apost. divino immntabili priv;
fidet judicare, sei, sofern darin den
it, die fiie imniittplljar von Chii-
temerär, irrig, dem kirchlichen
iuttes widerspreobend und eine
der Facultiit verworfenen Lehre.
'om Parlamente verboten, gleich-
;", welthee ein Decret des Etil-
r die Üeclaration enthalte (Arfi.
11).
dan Parlament wiederholt Schrif-
inicaner .lo. Thomas de Roeaherti
KrzbifiL-liof von Valencia und (le-
1—94 unter d°m Titel De Kom.
pste gewjdmeteH Werk, worin
jewalt in weltlichen Dingen in
Im 2, und 3. Baude sind he-
{ nnd -21. Nov. Ifi94 abgedruckt.
Ludwig XIV. ein Gutachten (33,
in Auflgleich mit Kom 7.\i Stande
t den Erklärungen der Btadiüfe
Prälat den Streit; er behandle
B PapNtea als ketzerisch, die von
weltlichen Dingen als gotllofl,
! eich heftige Angriffe gegen die
[tönig und fordere den Papst aui,
;n steuern, von denen Frankreich
ächen wo möglieh noch heftiger;
Adae peccatnm auf das Buch an:
;e qui a merite d'avoir Till. Ro-
fehle eich nicht, meint Bossuet,
luriren zu lassen, da diese sich
iBgesprochen habe und eine neue
nem neuen Zank geben könne ;
ch verbieten, solle aber in dem
en des Verbrennens des Buches
en. Auch könne mun den Papst
ingsbreven bitten und ersuchen,
seine Geistlichkeit als ketzerisch
widrigenfalls franzüsische Schrift-
sten. — Eine solche Bitte wäre
itocaberti wurde allerdings nicht
en Benedictiner Joseph Haenz de
t, weil er der erste gewesen, der
Michaud, 4, 1:25),— aber lfiH5—
inde seiner Bibliotkeca pontiticia
irlamente aber wurde das (erste)
and Afaimhourg s. § 61. Durch
'de verb. : De antiqua Ecclesiae
anth. Lud. Ellies Dupin, Par.
672 Die gallicanisohen Artikel
1686. Die 7 Dissertationeo sind hnnpti
(De appellationibua) und A. Oliarlas geri
gewidmet und von 7 Doctoren npprc
NunoiuB verbot der Kanzler den Verkauf
nochmalige Revision .an, wornuf es freij
billon meinte, Dupin aei zu weit gegange)
nym b er ausgegebene Schrift — über d
Schriften h. § 61 — Traiti de la puies
1707, wurde durch ein Breve Clemena' 5
466) verb., unter Androhung der reaerv
überhaupt in den gewöhnlichen Formen
Verbrennen des BucheB die Rede im).
der Declaration, znnfichat für junge Tlie
digen hätten {Dupin 19,404); cr M wie
noch 1768 von Abbe Dinouart mit Du
684). Von Dupin ist auch Traite hist. ■
leqnel ou expoae l'ancienne et In nouv
sDJet des excorom. et des autren censures,
Nicht durch ein Breve, nonüern dut
23. Oct. 1688 wnrde eine kleine Schnft
verb, : Epietola III. et Rev. Gilbert
Fraslin, Epiac. TornacenBis, ad D. Mart
eocieeiaetica, InBulis 1688. Choiseul wi
glied der Aesembl^e von 1682; seine Hi
nea de Fontifice Rom., Löwen 1667, g
Professor M. Steyaert gegen den Pf. G
und bekämpft namentlich die päpstliche
tr^EB sehrieb über dsB Verbot an Ludwi
dem Werthe des BucheB keinen Eintrag
sehr gleichgültig sein"; zngleirh achickt
wnrf zu einem BeachwerdeBchreiben, weli
richten könne und worin u. n. gesagt w
pflegten sich nicht die Mühe zn nehmen,
selbst EU lesen, sich vielmehr auf den
verlassen. In dem Schreiben, welches
1689 an den Papst richtete, heisst es: ,,
terschied zwischen den Decreten der Inr
tionen und ich weiss, dasR die Bücher,
verdammt, darum von verständigen Leut
werden, namentlich wenn sie dieselben vf
gehört zu haben oder ohne einen besli
Darum hat mich das Decret der Inq.
zählt mich seit 42 Jahren zu denjenigen
Leitung der Kirche anvertraut hat und
Brüder zu bezeichnen geruhen: werden
quisitoren Ihren Namen raisebraucben, eii
1) Valiry r, S26. 332. 335. Arnauld 2
:b. E. Borjon. Cl. Fleury. 573
(Michaud 4, 254. Journ. d. Sav.
; des IrniuiBitionadecretes wurde
Dec. 168« verboten. Cboiseul
gen Steyaert, Epistola D. Felici«
i. Th. Lic, nuper Regii in Acad.
Tbeol. Prof., ad M. Stpyaert de
wurde 1689 von der Inq. verb.
iser eintgeo Büchern von Boileaii
lexander VIII.) den erRten Band
lel Borjon (IG33— 91) Compila-
.ngais et du droit canonique, ac-
Der Band handelt: des dignites
des cardiiiaux. 1700 wurde das
i., verb, — Unter Innocena XII.
1693, also während der Verhand-
mtion all droit eccl^siaDtique par
188. Das Buch war schon 1670
D droit eccl. de France, conipoeee
i droit can. ä Langres (üngirter
de MasRac, avocat an parlenient
noch viele AuRgaben erRchienen;
n lateinischer Ucbersetxung auch
gebraucht worden (Schulte, 3, I,
:e in Koni ein Buch erregen, wcl-
723) erschien: Neuvieme diecoura
t^s de l'Egl. galjicane, a. 1. et a.
Bande der Kirchengeschichte von
der über das Wiederaurteben der
li. bandeln und an die Spitze des
icht erschienen ist (Herele, Beitr.
Fleury schon 1690 geEchrieben,
. entRcbloRsen, aber einige Jahre
jbreiben gestattet hatte (Morery,
van Abbe Louia Debonnaire, der
sgabe wurde wegen der von die-
I durch ein Arr^t du Conaeil un-
I von der Inq, verb,, und zwar
Noten ')■
ie Inq. 1700 Traitc de Tabus et
;re Male g'edruckt, — auch ale Ma-
lemoire sur lea lib. de l'Ogl. gall.,
üoudier d'Arg-is), der »elbat in den
tadelt wird (Mouveau commentaire
touchant les lib. de l'egl. gall., mis
. , Par M. Pierre de Cbiiiiac de ta
1767*). Der Text differirt in den
Fleury's Handschrift aligfdr. in den
jry, par J. A. Einery, 1807.
574 Die ^lltcauiachen Artikel voi
dn vrai snjet des appellations qualifi^ea d« oi
les Fevret, 3. Ed. Lyon 1677, [4. Ed. 168!
gäbe war Bolion 1 653 za Dijon erecltien
PaTlamenteadvocat war (t 1661). Bald dam
jnrisdictioDiB vindiciae adv. C. Fevreti et alio]
aoct. Dadino Altenerra (Hanteserre, 1703*, ■
L eeprit de Gersoti on instmctions cathol
Si^ge, 1692, von der Inq. verb. 1709, ist
Noble, früber General pro curator in Metz ('}'
läre Vertbeidignng der gallicanischen Aneich
ten Capiteln dee Droit de franobise nnd <
allgemeines Concil'). 1765 verbot die Inq. s
eine (getreue?) italieniecbe UebersetEung de
iotomo la Santa Sede, tradotte dal francese
nicbt nnr gegen die weltlicbe, sondern aui
Gewalt des Papstes, gering an Umfang, ab
impndentia teterrimum; es solle 10. .InH voi
werden, nnd die Ertbeilung der Erlaubnisi
dem PapBte vorbebalten bleiben (N. E. 1761
ttbersandte der Buobdmoker Varin eine ne
de Gerson dem damals in Paria versamraelti
bemerkte darin eine Stelle, wo gesagt wird
Conoil nicht versammelt «ei, könne der Pap
Stuhl proviBorisch dogmatiache Entsoheidungf
rnng, die xu dem sonstigen Inhalte des Buch
Wien das Buch darum zurück und veranlasst
Erklärung vorzudrucken (N. E. 1801, 66).
Canonici juris inetitntionum libri tres
mm statnm accommodati, op. et studio Fra
soris Andegavensis, Par. 1681, 12., dem Sl
met, sollte schon 1684 von der Inq. verbot
140); warum dieses nicht geschah, erbellt
das Buch erst 1 727 ; in dem Decrete wird d
genannt; das Buch ist aeit 1684 auch wie
gedruckt (Jugler 1, 435).
Trait^ de l'autontä dn pape, dans leq
blis et r^dnits k lenrs juates bornes et les p
l'Bgl. gall. jnstiSez, par M. E. de B., Hayc
1722 ist eine dem Febronins ähnliche Arb
.fean L^vesque de Buvigny {1692—1785;
inonirt mit Recht, er heisae nicht Bnrigny, irrt
sei Bischof gewesen; L^veaqne hieas er). 1
einem 5. Bande von Chiniac erschien zu Vii
1) Ich besitze ein Exemplar, in welchem
„L'eiprit de Gerson. 1691." steht, p. 1; L'espr
Dna Buch erschien auch unter dem Titel: Le
sentiments de Gerson et des canonistes toucban
rt des roiB de France,
2) Darauf schrieli Abb4 .1. Pey eine Wi.
BrancadoTO 1788 ins Italieniecbe Übersetzt wurd<
a. Itnssiiets Dtfe-isio. 575
(ie stünden in dem Streite über
dae Regal ieiirecht auf Seiten des
Plaidoyer erschienenen Schriften:
i8$, nnd Refutation du plaid. . .,
erberon (Haureau, Hint. litt, du
Äriiauld zngeRchrieben, ist aber
Genet, einem Bruder des Bischofs
unciuB Dada in England, den der
lentras ernennen wollte, wogegen
rte (Michaud 4, 446). — Pagegen
■treter der in der Declaration von
einem Briefe, den er nach dem
(Arn. 3, 3.15), kommen folgende
nie sur le trnne, la simonie den
dans le S. College, le trouble mis
le propORitioiiB etjuivoqnee^S. 527),
: bulle subreptiee pulliee la sur-
r le» pretenaiona inaontenableft de
eu d'une funeste divi^ion entre le
glise de U chretientü. Arnauld
'on der gallicaniBchen Lehre als
U sie von zwei allgemeinen Con-
lie ultramontane Annicht die blofa
von ihm 1604 verfasate Schrift
onstant. etc., 1683, die mit einem
wurde: Eclairciseemente sur
et des papes: ou explication du
lions IV. et V. du concile gen. de
r. de Schelstrate. Ouvr. posth. de
1.11, 1), wurde 1718 verb. — Na-
lömiachen Censurbehörden entgan-
orum Bcholae ParisienaiB de aucto-
tra defensores monarchiae iiniver-
4, Col. 1683, 4,, — enthält eine
zbischof« von Gran, Schriften von
jrg in 2 ftuartbänden die 1. Aus-
rationia conventus cleri gallicani
,te. Dae Werk war schon 1685
ieben und dem Könige überreicht,
licht veröffentlicht worden. Nach
Rocaherti (S, 5T1) begann Bossuet
^iten Kedaction, die den Titel 6al-
Paris. totiuB<|ue cleri gallic. adv.
ir eine direete Vertheidisnng der
Ite, arbeitete er bis 1702. Der
;rhafte Abschrift der 1. Rednction
Ausgabe der 2. Redactiou nach
NeH'e, der Tlischof Bossuet von
576 Die g:sllicM)iBcbeD Artikel
Troyes, beeaBB, in desBeti Änftrage von d
beBorgt, zu AmBterdam in 2 vol. 8. Le
franzöaiBcbe Ueberaetzung heraus. Von
tnng und die Noten zu beiden Ausgaben,
als Appendix die Vorrede und die 3 erf
tion, die bei der zweiten durch eine Disai
den, heigedruckt (die Ausgabe von 174!
31—33 abgedruckt). Benedict XIV. sag
Verbot der Schriften von Noris in Span
dammung (der Luxemburger Ausgabe)
viele bedenkliche Sachen vorkämen, sei u
40) verhandelt worden, ein Verbot aber
meraoriam auctoris de religione bene meri
ilissidiomm timorem ^}.
5. Ala eine der besten Schriften g
siebt wurde in Rom an^sehen: Traotatu
gallicanae, continenN aniplam disnussion
II!. Archiep. et Episc. Parisiis mandato n
M. C. S. Theol. Dr., Leodii 1684 (1689*,
dieses Buches, welches auch Richer, Dup
Lannoy bekämpft und von dem Papste
sehr gerühmt wurde (Valiry 1, 99. 108.
achten eines Gallicaners s. A. J. P. 22,
wähnte Charlas, der 1698 zu Rom stärt
Valfry 1, 159, im Oct. 16B5, es circulire
kurze, aber sehr gut gemachte Gegensc
Italiener sei, der sich aber nicht nenne,
mal Bon temps). 1720 wurde die Schrift
paganda mit Approbation dea Hag. S, Pal.
Tractatns . . . gallic. Tomus I. Autore Ai
3- ex autographo antoris locupletior et ei
terea ejusdem opnscnla quatuor antebao i
und 2, enthalten den Tract., Tom. 3. die
dictionis Rom. Pontifloi aaaertns gegen E
Steyaerts gegen Bischof Uhoiaeul, F. Di
nannten). Auffallender Weiae eracbien t
Vtr. IV. 4. Juni 1721, worin es heisst:
suren mehrerer mit der Prüfung beauftn
dem über diese und die Vota der Cardii
worden, verdamme in dessen Auftrage i
dieaes Werkes stehende Vita des Verfasa
gedruckt, nicht behalten und gelesen,
werden; die Schriften von Charlas trelTe
1) 1869 erschien zu Brüssel ein Band
doxn, d'apris l'aiitojrraphe de Bossuet, ange
nicht gsIlicnniRcber Tendenz. Es ist bis auf
lieber Abdruck eine« Theilea der Defensiii. ,
itoriker. 677
Beben, sind die vier Bogen,
d durch 8 Blätter ersetzt
ht enthielt die Vita Dinge,
osinche Regierung in einem
dem Hag. S, Pal. appro-
ing man die unbegreifliche
Ständigen Titel des Baches)
lex zD setzen, zuerst in die
.nngaben bis 1752, so dass
1 Chartas, — aus dem we-
e allein beanstandete Vita
ehern gehörte. Erst Ben.
itivirte 10. Juni 1663 das
najestatis 11. 3, Arg. 1685,
Pragmatiea Sanctio et in
Pinsonio, Par. 1663, damit,
Bchismati sehen" Satz ent-
indirecte Gewalt über die
den „irrigen und schisma-
n Papste, und den „minde-
rn" Satz: der Papst sei in
itimmnng der Kirche. Die
nd Manu Scripte, in welchen
sie angeführt worden, um
losanet 31, 189). Im span.
von Dupin, die zwei von
Alezander und Enprit de
BBhistortker.
Ddere Breven 1684, 1685
Natalis Alexander, 1$85
T gallicaDischen Ansiebt
D Geachichte Gregore I.
ren schon 1680 verboten,
lange Reihe ron kircben-
Abhandlungen verboten.
tbtliches Werk durch ein
in (S. 571), die Bibliotbe-
kam noch eine Reibe von
Hllemonts Werke wurden
37
S78 Qallioaniacbe Kirchen
1707 dennncirt, aber anf Grnnd de
Gelehrten ron einem Verbote Abstan
KircbeogeBcbiebte steht oiobt im Int
rechtlicben Werken (S. 573) wurde
qne (mit d. c.) verboten. Von Mabil
Schrift in den Index gekommen, die
GallicaDismas nocb mit dem Janseni
einen sebr beikeln Pnnct, den mit
ans den Eatacomben getriebenen M
begnügte aich in Rom Bcblieselicb
seiner Scbrift eine „verbesserte" Aa
seinem Trait^ des ^tndes monastiqn
Bearbeitung verboten. — MerkwQrdig
gescbiobtliebes Bacb eines französiscl
die Zeit von 1600—1718 wegen vieler
verboten wurde. — Durch Breven w
Schriften von Le Courayer, die Ve
der anglicanischen Weihen 1728,
schiebte des Trienter Concils von S
Bemerkenswertb ist, dass das e
geschiohte des Natalis Alexander, —
unter Benedict XIV. wesentlich gen
hoben wurde, als Ausgaben, in dei
abgedruckt, aber eine Reibe von bc
und Abhandlungen von Roncaglia
wurden.
1. Jean de Lannoy, geb. 1603
wurde 1634 Priester, 1636 Dr. theol.,
und sein g&nxes Leben den Stadien {
Uitglied des ColUge da Navarre, vurd
er, obecbon nichts weniger als ein Jan
gesprochenen Censur nicht zuatimmen ^
renzen, 'welche Montags in seinem Hau
1676 TOD der Kegierung untersagt.
oharakterisirt ihn als emdit profond ei
bona mota, raillant volontiers le mau<>
^vSqnes et apportant en th^ologie qnel
Patin. Dieoer bat nach Bayle von ihi
nn Saint da paradis, ein anderer : H a
dix papes n'en ont canonis^a; Tbiers sag
des saints genannt, und dem Cnr£ de
J. Lannoy.
579
die Aeussemng zu: Qnand je rencontre le Docteur de Launoy, je
le salüe jasqu^^ terre et ne Ini parle qne le chapean k la main et
avec beaücoup d'humilit^ , tant j ai peur qu'il ne m'ote mon Saint
EöPtache qni ne tient ä rien. Daneben verdient aber die Grabscbrift
ang'eführt zu werden, die der Generalprocurator Le Camus ihm
setzen wollte, was aber untersagt wurde: . . . veritatis assertor
pfrpetuus, jurium Ecclesiae et Regis acerrimus vindex, vitam in-
noxiam exegit, opes neglexit, muita scripsit nulla spe, nullo timore.
- Seine Schriften verzeichnet Nie. 32, 84 (U. N. 1716, 633). Die
tjesammtausgabe, Jo. Launoii opera omnia, Genf 1731, 6 Fok, ist
Ton dem Abbe Grauet besorgt.
Im spau. Index steht L. als haereticus in der 1. Cl. In den
Römischen kamen von ihm zuerst zwei verhältnissmässig unbedeu-
tende Schriften. Auf Ersuchen des Bischofs von Laon, welcher mit
'ien Prämonstratensem über die von diesen beanspruchte Immunität
Streit hatte, schrieb er 1658 Inquisitio in privilegia Praemonstra-
tensis ordinis (Opp. III, 1, 444). Der Prämonstratenser Norbert
Caillieu vertheidigte die Ansprüche seines Ordens in einer Responsio
ad inquisitionem D. Launoii . . ., Par. 1661, und denuncirte zugleich
die Schrift von L. 8. Dec. 1661 bei Alexander VII. und dem Car-
dinal Carpineo, dem Protector des Ordens, indem er besonders her-
Torhob, dass L. päpstliche Bullen, namentlich eine von Alexander V.,
angreife (Opp. IV, 2 am Ende p. XVIII). 13. Nov. 1662 wurde L.'s
Schrift verb., 17. Nov. 1664 auch seine Censura responsionis, qua
Fr. Norbertus Caillocius sese mendaciis atque erroribus novis irre-
tirit, 1663. Zwei andere auf diesen Streit bezügliche Schriften wur-
den erst 1690 verb.: Examen du privilege d'Alexandre V., 1658,
und Capituli Laudunensis Ecclesiae jus apertum in monasteria Prae-
monstratensium dioecesis 1658 (1670). — Die Assemblee du Clerge
censurirte 1661 das Buch von Caillieu wegen der Angriffe auf den
Bischof von Laon und forderte alle Bischöfe auf, ihn verhaften zu
lassen und die Prämonstratenser zu keinen kirchlichen Functionen
zuzulassen, bis sie das Buch desavouirt hätten. Auf Befehl seines
Ordensgenerals leistete Caillieu 1670 Abbitte (Recueil des actes du
Clerge 1,689).
1672 wurde verb. Conspectus epistolarum Jo. Launoii (so
noch jetzt). Da es ein Buch mit diesem Titel nicht gibt, werden
Epistolanim ad amicos libri 8 gemeint sein, die 1664 — 66 in 5
Bänden erschienen und, nachdem 1665 — 73 eine 2. Ausgabe in 8
Bänden erschienen war, 1687 mit dem richtigen Titel nochmals verb.
wurden (mit einer Vorrede von William Saywell auch Cambridge
1689, Fol.; Opp. V.). Es sind Abhandlungen in Briefform, — nach
Thiers wählte L. diese Form, um keine Approbation nachsuchen zu
mügsen, — die grösstentheils in einschneidender Weise die Infalli-
Wität des Papstes, seine Superiorität über die allgemeinen Concilien,
seine Gewalt in weltlichen Dingen und hervoiTagende curialistische
Schriftsteller, Card. Cajetanus, Baronius, Bellarmin, Alteserra, be-
dampfen. — 1687 wurde ferner verb.: De recta Nicaeni canonis VI.
^t proat a Rnfino explicatar sententia, 1640, vermehrt 1662 (Opp*
660 Gallioanuche Kindi«
IJ, 3, 1), über die Patriarchalgawalt de
EcoleBiae suborbicariae (Hefele, Conc-
Eine ganze Reihe tod Schriften
21. Nov. 1690 verb. Darunter sind
einige Decennien alte kritisch-histori
einigen anderswo erwähnten zwei iihei
den über die Anfänge dea ChriatentI
epietolae de tempore, quo primum in
fidea, 1689, gegen einen Brief des Petrn
165^ — Dissertation es tres, quarnm
episooporuin (der angeblich von den A
Gallia, altera Snlpitii Sev. de primia
fenditur et in utraqae diveraarnm Gall
tantor, tertia quid de primi Cenomanc
dum Bit explioatnr, 1651: '2. Bd. 167'
genden von Lazarns, Maria Magdalei
verb.), — und ttber andere kirchengee
auctore rero profesaionis fidel, quae F
tribni vulgo aolet, dise., 1665; L. vi
De Victorino episcopo et martyre, 16ö£
mein anerkannten Ansicht, dass Victoi
vinm = Foitiers, Bondern von Petabio
causa Heceesns S. Brnnonie in ercmum,
Urban VIII. ans dem Brevier entfer
vertbeidigteu Legende über das Uotiv
der Cartbauaer (K.-L. 2, 1360; Tb. fii
mit seinem Hercules Commodianne); -
angebliche Privilegien für Kloster (Op
ohartam fondationis et privllegia Vindo
1661; Inq. in cbartam immunitatie, qt
episo. Bnbnrbano mouasterio dedisBC fert
qnod Gregorius P. I. monasterio S. M
— Vier Schriften handeln von der Stc
2, 9, 14. In der P. de Maroa gewidm
plenarü apud Aug. concilii in causa
(Opp. II, 2, 110), zeigt er, plenarium
provinciali, und Aug. meine das Conci
vertbeidigte er gegen den üominicaner
3, 350) sehr bissig in der Confinnati
1667, und gegen Jean David in den I
(von David) oü l'on montre en qnel
l'Egl. nnivereelle consentit k reoevoir
1671, nnd in dem Examen de la pr^:
David aux Hemarquee enr la disserta
termina suivant S. Aug. oette contes
liebsten ist das Verbot von Venerandi
niam traditio, 1675, worin er die Bömi
der Römischen Cnrie aber über die An
quieition und Indez-Congregation stark
Natalis Alexauder.
581
1686 wurde verb. Jo. Lannojus testis et confeseor veritatis
evangelico-catbolicae in potioribus fidei capitibus controversis adv.
Ri)b. Bellarminum et alios quosdam Sedis Rom. defeiisores egregius
et luculentns vindicatus opera et studio Antonii Reiseri Augustani
i Pastor in Hamburg), Amst. 1685, 862 S. 4. (aucb unter dem
Titel: Anti-Bellarminus Jo. Launoii, s. Defensio libertatum Ecclesiae
jall. contra infallibilitatem Rom. Pontificis Sedisque Rom. defensores,
ex Launoii operibus excerpta, Daventriae 1720; Marchand 1, 29,
vd Jouru. des Sav. 24,555), — 1700: Elogium Joannis Launoii
Parifliensis Theologi, una cum ejusdem notationibus in censuram du-
anm propositionum A. A(rnaldi) D(octori8) S(orbonici), Lond. 1685,
12. (am Ende des 1. Bandes der Opera abgedr.).
2. Von dem grossen kirchengeschichtlichen Werke des N a-
talis Alexander (Noel Alexandre, geb. 1639 zu Ronen, seit 1655
Dominicaner, f 1724 zu Paris), Selecta historiae ecclesiasticae ca-
pita et in loca ejusdem insignia dissertationes historicae, criticae,
dogmaticae, erschienen die drei ersten Bände (8.) 1677, der 24., bis
zam Ende des Trienter Concils gehend, 1686, worauf noch 6 Bände
ober das Alte Testament folgten. AI. schickte die einzelnen Bände
felbgt nach Rom und erhielt für die ersten ein im Auftrage Inno-
cenz' XL von dem Card. Cybo geschriebenes belobendes Schreiben
vom 15. Juli 1682. Die 1683 erschienenen Bände, welche das 11.
and 12. Jahrhundert bebandeln, konnten aber bei der Weise, wie
darin der Streit Gregors VII. mit Heinrich IV. und ähnliche Punkte
dargestellt waren, in Rom keinen Beifall finden. Das ganze Werk
^urde nun nicht der Index-Congr. oder der Inquisition, sondern einer
besondern Commission von Cardinälen (Ottoboni, Azzolini, Casanate,
Uuria und Capisucco) und mehreren Theologen (dem Augustiner
van Heck, dem Dominicaner Bianchi, einem zweiten Augustiner und
einem Theatiner) zur Prüfung überwiesen. Bianchi beantragte, den
11. nnd 12. Band unbedingt, die vorhergehenden mit d. o. zu ver-
bieten; auch Card. Lauria war für ein Verbot mit d. c., aber Capi-
succo (Dominicaner und früher Secretär der Index-Congr. und Mag.
j^. Pal.) and andere Cardinäle für das unbedingte Verbot des ganzen
W^erkes. Der Papst entschloss sich, das Verbot durch ein Breve
auszusprechen (Michaud 4, 211). Dieses ist vom 13. Juli 1684 datirt
lind verbietet bei Strafe der reservirten Excomm. 1. sent. die 16
ersten Bände der Kirchengeschichte und zugleich — offenbar nicht
ttni ihres Inhaltes, sondern lediglich um des Verfassers willen —
noch einige Schriften von AI.: Summa S. Thomae vindicata et eidem
angelieo doctori asserta contra praeposteras Jo. Launoii dubitationes.
Itpm contra Launoianas circa simoniam observationes animadversio,
w 1675, 194 S. 8. Dissertationum eccles. trias : 1. De divina
^piscoporum supra presbyteros eminentia adv. Blondellum; 2. De
«acromni ministrorum coelibatu s. de bist. Paphnutii cum Nicaeno
"^none concilianda; 3. De Vulgata scripturae s. veraione, Par. 1678,
•^- S. 8. Dissertatio polemica de confessione sacramentali adv.
librog 4 Jo. Dallaei Calvinistae divinam ejus institutionem et usum
^^eccl. Perpetuum impugnantis, Par. 1678, 256 S. 8. Charakte-
ristiaoh ist, daas Launoy'B böeee
welches AI. die Cnrie vertheidigt,
Der General der Dominicaner wni
noch weiteres ohne seine Genebmi
activen and possiTen Stimmrechtes
ümtern anegeschlossen xn erkläre
1685 und 26. Febr. 1687 wurden
chengescbichte verb.
AI. lies« 1687 trotz der Ver!
Er erhielt auch nach dem ersten
denen er die neuen BSnde ttbersandt
so im Dec. 1664 ron Norfolk, It
1692 von Casanate (und Noris, der
er sagt n. a.: Nemo jam eccles. h
sibi prins ducem postnlet ant tna
poRcat. lY, 33). Card. Spada sein
XII, habe das Schreiben wohlgefäll:
dass er alle seine Schriften der
Emendation Seiner Heiligkeit nnte
Erklärung steht auch in der Vom
geschiohte vom J. 1699 (IV, !6).
dass AI. nicht gesonnen war, se
emendiren. Nach dem Tode Innt
Cardinal, den er nicht nennt, eim
logen erhalten, die sein Werk ^
hatten (einer derselben erklSrte: e
rigore error contra tidem vel bon
opinionibus in Cnria Born, recepti
Am. 9, 303). Er fflgte nun den
bei, in denen er die Vonita der rc
antwortet. Die Cunsoren wollten vi
einzelne Stellen gestrichen habei
darin die Ansichten des Baronius
YII, 599), die meisten wegen des
widert in den meisten Efillen : was
liehe Thatsachen; seine ürtheile t
Bischen Eirche nnd der Sorbonne.
bei ihm streichen wolle, was cur
gesagt, wie die Kritik der Consti
Baronins fallen lasse (VIII, 26), i
Constantins durch P. Silvester, i
verworfen werde (VII, 599), zweii
lavioini entnommen (XVII, 68. 10
Im J. 1734 veranstaltete Co
Lncca eine nene Ausgabe des V
sammt den Soholien unverändert i
Anmerkungen und Dissertationen
Diese Ausgabe wurde von der Ind(
nnd ist wiederholt abgedruckt wo:
mbuurg. CSS
m Lucea 1749, zu Venedig 1778
Ben. steht im Index hinter dem
{abe von Ronüaglia sei freigegebeo
1754 auch die von Innocenz XI.
alle Aufigaben aufgehoben. — In
ills 1684 verb,, in dem Index von
freigegeben,
ihrte AI. einen Federkrieg mit den
seine Theologia dogmatica et mo-
■tif 2,812. Hurter 2,1085). Davon
— Daubenton schreibt 1710 an
nicaner Delbecque habe einen Aus-
Bändchen verfaest und dem PapHte
8 schon unter der Presse gewesen,
; und einem Consultor der Inqui-
war zu Kora eine Summa Alexan-
1. 8. (Hurter 2, 804} erschienen.
vielleicht auf eine von Delhecque
Cae de conscience; 1706 — 10 war
er sich den Appellanten gegen die
llll. sprach gleichwohl sehr wohl-
ihn seinen gelehrten Lehrer. AI.
alt und erblindet, ein devotes und
ät, starb aber — als Appellant, —
apates gelangte (Hist. des Refl. 4,
ab. lu Nancy 16IU, 1626—1682
von gesohichtlichen Büi^hern ge-
26 Duodezbände; von einem der-
, 87, was mehr oder weniger von
ip de broderie, und Quesnel {bei
pour les fenimes. — Beanstandet
j grand schisme d'Occident, 1678
Grece erschienen). Man erfuhr in
as Verbot des Buches beabsichtigt
Gesandten in Rom, den Duc d'Es-
uybo darauf zu dringen, dass man
SS nehme. Cybo befahl dem Se-
^i, vorläufig die Sache ruhen zu
US dem Orden der Minimi, der als
latte, ihm seine Censur einzuhän-
}ri, dem Vertrau ensmann des Ge-
wurde das Buch 12. Juni 1679
Vunsch des Gesandten suspendirte
, der durch den Card. d'Estrees
Sefehl des Königs nach Frankreich
kte der Minister Pomponne ein Me-
spriich die Hoffnung aus, der Papst
564 Gallioamsohe KirchüDhutoriker.
werde das Verbot rückgHngig macheD. Der Papst verepr&ch
Geaandten MUtbeilung deeaeo, was man in dem Buche beanst«
dieser erhielt sie aber nicht und wurde im October beachieden,
wolle die Punkte dem Jesoiten-General Oliva mittheilen, der
nach Frankreich schicken könne. Uittlerweile hatte man auch
Hist. de la d6cadence de l'empire apräs Cbarlemagne et des (
rends des cmpereors aveo les papes an anjet des inveatitnree e
rindipendance, 1679, in Untersuchung genommen, und 23. Mai 1
worden beide Btlcher durch ein besonderes Decret, nicht der In
Congr, sondern der Inquisition (Fer. V.), und nicht mit d. c,
dern unbedingt verboten (Oonst. p. 169). ISoch in demselben J
12. Dec. folgte das Verbot der Hist. du Lntheranieme, 16fO. S
im März 1680 sprach eich der Papst gegen den Jesuiten-G-ei
sehr ungehalten darüber aus, dass er ein Mitglied seines Ordeni
Buch über den Streit zwischen Päpsten und Kaisern habe sehr«
lassen, welches ebenso schlecht sei wie die BUcher von Fra I
(dera Gesandten gegenüber bezeichnete er im November M. al
mechant homme et nn hugnenot); am 7. Jan. 1681 liess er
General durch den Assessor S. Officii in Begleitung eines N'
unter Ändrohnng der Absetzung befehlen, U. ans dem Orde
entlasBCti und denjenigen, welche seine fiUcher approbirt hätteo,
Poenitenz aufzulegen. Ludwig XIV. war anfangs geneigt die
stoBBung M.'s zu hindern : aber 10. Febr. 1662 trat dieser ,
willig" ans, nnd der König setzte ihm eine Pension aus.
Die ereten Bücher, welche er als Ex-Jesuit veröffentlichte,
du Calvinisme, 1682, und Hist. de la Ligue, 1683, wurden in
nicht beanstandet. Aber Ende 1684 erschien, dem Könige g(
met, Trait^ historiqne de l'^tabliseement et des prärogatives de
glise de Korne et de ses 6v6ques, worin die nnbestrittenen, au(
Frankreich anerkannten Kechte des Papstes gegen die Protest-
rertheidigt, den Ultramontanen gegenüber die bestrittenen Re
Infallibilität, SuperioritSt über das allgemeine Concil, das Beoht
Kirche nnabhängig von den Canones zu regieren, Gewalt in '
liehen Dingen, bekämpft werden. Die Inq. beBohloas, das Bud
in derselben Weise wie das des Natalis Äle:xander durch ein h
deres Breve zn verdammen; der Papst, der seit 7 — 8 Monaten
Sitzungen nicht mehr beigewohnt, bestätigte den ihm durch
Assessor vorgelegten Besohlnse, nnd am 4. Jnni 1685 erechiei
Breve, worin das Buch (zunächst die 168!t erschienene 2. Aal
aber ausdrücklich auch alle anderen Ausgaben und alle U<
Setzungen) unter Androhung der reeervirten Excoram. 1. sent.
dämmt wurde, mit der AufTordernng, alle Exemplare an die Biai
oder Inquisitoren abzuliefern, um sie zn verbrennen (Michaud 4,
1, 269). Emmanuel Scheeletrate, gegen dessen Acta Constanti
Concilii ad expositionem decretorum ejus sesB. 4. et 5. facif
Antw. L683, U, polemisirt hatte, wurde angewiesen, ihn zu w
legen, und schrieb einen Tractatue de sensu et anctoritate decreti
Cono. Const. etc., Rom 1686.
Auch M.'n HiBtoire du pontificat de S. Grigoire le Gi
L. Msimbourg. J. Le Fevre. 585
1686, wurde durch ein Breve Innocenz' XI. vom 26. Febr. 1687
Terb., obsehon Scbeeletrate gleich nach dem Erscheinen des Buches
nrcifelte, ob es censnrirt werden würde, und ein anderer Römer
neinte: wenn nicht 20 — 30 Stellen wären, an denen er uns striegelt,
könnten wir ihm dankbar sein nnd wünschen, er möge auch über
Leo schreiben. Die Besprechnng der Verwerfung des Titels Epi-
roopQB universalis durch Gregor wird in Rom am meisten AnstOHs
erregt haben. Jedenfalls ist das Buch mehr des Verfassers als des
hhalts wegen durch ein Breve verdammt worden. Hist. de Lion
le Grand erschien 1687 nach M.^s Tode und wurde nicht verb. —
1686 erschienen in Paris Les histoires du Sieur Maimbourg (der
Verleger wollte gegen M.'s Wunsch beifügen: ci-devant Jisuite),
12 Tol. 4., und ein Italiener Contarini Hess auf seine Kosten sämmt-
Hclie Werke in italienischer üebersetzung drucken. Estiennot
Mlireibt 23. Dec. 1684 aus Rom, eine Zeit lang habe man bei der
Ertheilung der Erlaubniss zum Lesen verbotener Bücher Maimbourg
wie Machiavelli und Molinaeus ausgenommen ; jetzt geschehe es nicht
nehr (VaUry I, 46. 218. 228). — Im span. Index stehen nur Hist.
de 8. &r6goire und Trait^ hist.
Gegen M.'s Geschichte des Lutherthums schrieb Seckendorf,
gegen die Geschichte des Calvinismus Bayle anonym Critique gini-
nie del' Hist. du Calv. de M. Maimbourg, Villefranche (Amster-
dam) 1682 (3. Ed. 1684, 2 vol.), von der Tnq. verb. 1684, und
Koavellea lettres de Tauteur de la Critiqne g6n. ... 1. Partie,
1685, 2 vol. (nicht mehr erschienen), verb. 1709. Die Critique ist
von Ben. durch ein Versehen unter Maimbourgs Schriften gestellt
worden nnd hat dort ihren Platz behalten! — Die Entretiens d*Eu-
doze et d*Euchariste sur l'Hist. de TArianisme et des Iconoclastes
du P. Maimbourg, 1674, sind von Jacques Le Fivre, Dr. Sorb. und
GeDcralvicar von Bourges, f 1716. Von ihm wird auch sein Pre^
mier Entretien d'Endoxe et d'Euchariste, pour servir de defense
a la these d'un Bachelier de Sorbonne contre le P. Maimbourg,
Terb. 1674. Le F^vre schrieb auch mehrere Schriften gegen die
Galvinisten, wegen deren er mit Amauld in einen Federstreit ge*
rieth, da er diesem gegenüber die mildere Ansicht vertrat, dass
l'ensemble des reform^s n'est pas si absurde et si anticatbolique sur
Tarticle de la pritendue inamissibilit^ de la grace (S.-Beuve 5,319.
Harter 2, 705). Eine seiner polemischen oder irenischen Schriften
wurde 1681 verb.: Projet de Conference sur les mati^res de con-
troverse, appuyi de quelques observations sur trois ou quatre points
de religion et partiouli^rement sur le sacr. de penitence, aveo 50
Jaestions choisies pour ^tre propos^es k Messieurs de la R. P. R.
religion pr^tendue reformie], Par. 1680.
Louis Maimbourg begann seine schriftstellerische Thätigkeit
mit TJne methode pacifique pour ramener sans dispute les protestants
4 la yraie foi sur le point de reucharistie, 1670. Diese Schrift ist
aieht verb., aber Examen du premier traite de controverse du P.
L. Maimbourg, intitul^ Methode etc., Col. 1683, verb. 1685, von
seinem Vetter Theodore Maimbourg, der, mit einer Calvinistin ver-
686 OaUickoisabe Kirohenhiatoriker.
lieirathet, ein guter Katholik blieb, so lange er eine Peniio:
1000 Livrea von der Familie Scbomberg bezog, dann aber Gal
oder Sooinianer, 1681 Änglioaner wurde und vor 1687 in Er
starb (R. Simon, Lettres 1,87; 2, 254).
4. Von Louis Ellies Dnpin, geb. su Paris 1657, Doct<
Sorbonne 1684, f 1719, — über dae Verbot seiner kircfaen
liehen Schriften e, 571 — erschien 1686 der erste Band der
Teile Bibliotbique des antenre eccl^Biastiqaee, die ersten 3 Jal
dertfl umfassend. 1691 varen 5 Bände emchieneu. Auf Bet:
BoBBuets beauftragte die Sorbonne eine Coinniission mit der Fi
des Werkes. Hitttenreile veröfFentlichten die Benediotiner v
Vannes eine specielle Kritik deaselben: Remarques eur la ]
theqne des auteurs ecch, Par. 1691. 92, 3 vol. 8. (von Ma
Fetitdidier verfaast). Dupin beantwortete dieselbe. Üitdiesei
Wort war aber Boasuet nooh weniger znfrieden als mit dem ^
selbst. Er übersandte dem Enncler Boncherat Ewei Memoirea,
er mehrere dogmengeschioht liebe Ansiebten Dupins und seine
Stellung der Concilien von Epbesus und Chalcedon bestreite
erklärt, das Werk müsse censurirt werden oder D. retractirei
wenigstens Erklärungen abgeben (Oeuvres 30, 476; 42, 653. Be
H)Bt. de Bosanet 3, 327). Racine, ein Verwandter D.'s, Pirc
Gerbais verwandten sich für ihn bei Bossuet. Es wurde eii
spreohung zwischen beiden veranlasst und Bossuet gab sieh m
Erklärungen zufriedea. Es kam nun auch zu keiner Censn
durch die Sorbonne. Aber der Erzbisohof de Harlay erliesi
Ordonnanz vom 16. April 1693, worin er sagt: er habe die 5
tomeBi (en 7 volumes) durch 4 Dootoren der Sorbonne prüfen
nnd selbst geprüft und auch den Verfasser angehört, der eii
Ordonnanz beigefügte (sehr umfangreiche) Erklärung abgegebe
dadurch seine persönliche Orthodoxie bekundet habe (il met
ligion au oouvert); das Werk selbst sei einer Verbesserung
fähig und werde darum verboten, als Sätze enthaltend, die
falsch, temerär, . . . geeignet, die Beweise der Tradition fU
Autorität der canonischen Bücher und tur andere ölaubenskrtik
schwächen, fUr die allgemeinen Concilien, den apostolisoben
und die Kirchenväter injuriös . . , seien (Arg, III b 373).
Kanzler verbot dann den Verkauf des Werkes. Am 1. Juli
wurden 5 tomi', a tribus prioribns saeculis ecclesiae osque ad
7., auch von der Inq, verb. D, setzte aber sein Werk fort nn
Kanzler erklärte sich trotz des Widerspruches des Erzbischofs I
ihm die DnickerlanbniNB für die folgenden Bände zugeben, w«
den Titel ändere {Valery 2, 356). Die Fortsetzung erschien m
unter dem Titel: Hist. des controverses et des matiires ecole
ques, 7 vol., 1694 — 98 (9. — 15. Jahrb.), dann unter dem
Hist. de l'^glise et des nateurs eccl. du 16. sieole, 5 vol., 17(
3, dann wieder unter dem alten Titel, 9 vol., 1708-U (16
-Tahrh.). Wenn seit Ben. im Index der Zusatz: 5 tomi etc. y
lassen und dem Datum 1. Juli 1693 das zweite 10. Hai 176
gefügt ist, so wird damit das Verbot auf das ganze Werk
gedehnt.
L. E. Dupin. 687
Nachdem das Breve Clemens' XI. vom 12. Febr. 1703 gegen
deD Gas de conscience, den anob D. nnterzeicbnet hatte, in Paris
»gekommen war, wurde er von dem Könige verbannt und so, wie
d^Agnessean (13, 204) sagt, martyr d'ane opinion quMl ne Buivait
paB; er sei ebenso wenig ein Jansenist gewesen wie diejenigen, die
seine Yerbannnng bewirkt hätten ; man habe aber am Hofe gewnsst,
dus er als Gallicaner in Rom übel angeschrieben war, nnd der
König habe an demselben Tage durch einen £ammerherrn dem
Knncins sagen lassen, que c'etait pour faire plaisir a Sa Saintete
qn*il traitait ainsi oe docteur. In einem Breve vom 10. April 1703
(Arg. lUb 420) belobte denn auch Clemens XI. den König dafür,
di88 er mit der Bestrafung der Unterzeichner des Gas de conscience
den Anfang gemacht, indem er D., nequioris doctrinae hominem
temerataeque plnries Apost. Sedis dignitatis renro, verbannt habe.
Nach vier Jahren durfte er, nachdem er eine Betractation ver-
öffentlicht, ssurückkehren. In einem Memoire, welches 1713 der Ca-
pnciner Timothee de la Fläche dem Könige, angeblich im Auftrage
des Papstes, überreichte, heisst es: der Papst wisse, dass D. unter
dem Schutze des Card. Noailles agitire. Er gehörte in der That zu
den eifrigen Gegnern der Bulle Unigenitus. — Bei seinen Lebzeiten
kamen noch von ihm in den Index: Traite de la doctrine chr^tienne
et orthodoxe, dans lequel les viritez de la religion sont etablies sur
Ticriture et sur la tradition, et les erreurs opposees detruites par
leg mdmes principes, 1703, von der Inq. verb. 1704, der 1. (und
einzige) Band eines Lehrbuches für gebildete Laien; — Histoire
de Teglise en tibrigi par demandes et par riponses depuis le com-
mencement du monde jusqu^^ präsent, 1712, 4. vol. 12., verb. 1719
(erst seit Ben. im Index\ gleichzeitig die italienische Uebersetzung ;
i. S. 199. 1722 verb. die Inq. eine These, welche unter seinem
Präsidium einen Monat vor seinem Tode (f 6. Juni 1719) verthei-
digt worden war. — Nach seinem Tode erschienen noch: Histoire
dn Concile de Trente et des choses qui se sont passies en Europe
tonchant la religion depuis la vocation de ce Concile jusqu'ä sa
fin, Bmx. 1721, verb. 1725; — M^moires bist, pour servir k
Iliist des inquisitions, Col. 1716, 2 vol., verb. 1739 (als Bestand-
theil von Bemards Ciremonies, s. u.); — Traiti theologique et
philos. de la v^ritä (im Index steht der Titel noch heute lateinisch
Tractatus theologico*philos. de veritate), Utrecht 1733, 394 S. 12.,
Terb. 1742, gleichzeitig: Methodus studii theologici reote instituendi.
Pnefationem de vita, factis et scriptis Dupinii praemisit Jo. Friokius
[eine Uebersetzung der Methode pour etudier la th^ologie, 1716, 12.,
700 dem gelehrten Ulmer Theologen, A. D. B. 7,379]^). — Im span.
1) Das auf den Wunsch Peters des Grossen 1717 von 9 Doctoren
der Sorbonne entworfene Memoire über eine Union der russischen und
kt«inißchen Kirche ist auch von Dupin unterzeichnet, aber von Boursier
▼erfasst (Picot 1, 127). In den Jahren 1718 und 19 correspondirte Dupin
mit dem Erzbisohof Wake von Canterbury über eine Union. D*un projet
d^nnion entre les egl. gallicane et anglicane. Correspondance entre Wake,
Areh. de Cantorberi, et Dupin, Docteur de Sorb. Lond. 1864.
L
S88 GslUoanischu RirchenhUtorikcr.
Index werden alle Werke von D. mit i. e., nur De antiqua
diaciplinH unbedingt verb.
In des OratorianerR Charles Le Cointe Annates ecclesi
Francornm, 1665 — 83, wnrde 1684 in Rom die Dissertation I
Htandet, in welcher er xeigt, dsM P. Zacharias niclit den König
perich kraft seiner päpstlichen Gewalt ahgeeetzt, sondern nur
Anfrage der Franken beantwortet babe (Hichaad 4, 238).
Buch steht aber nicht im Index.
5. Von Tillemonts Werken sagt Benedict XIV. in dem l
von 1748 über Noris (s. n.), sie seien unter Clemens XI. dent
und vieles der Censur Würdige daraus angeführt, von dem 1
aber Schweigen geboten worden. £b war der Oratorianer Ladi
der Fortsetzer des Baronins, der 1707 Till, als einen sehr ver
lieben Autor, den er in 16 Briefen widerlegt habe, dennncirte.
war ohne Zweifel auf Till. 's Bücher speciell darum erbost, weil '
die Martyreracten, auf die er sich in den Noten zu seinen Ac
Cresoii berufen (S. 430), für unecht erklärt waren. Der Paps
fahl die BUober zu nntersncben. Ginsto Fontanini Hess ihm
eine Denkschrift überreichen, worin er n. a, sagt; „Gewisse 1
betreiben das Verbot von Werken berühmter Schriftsteller ledi
darum, weil darin bezUglioh streitiger Pnnkte, bei denen es sie
philosophische und die Religion nicht berührende oder um gescl
liehe Fragen handelt, andere Ansichten als die ihrigen vert
werden. Solche Verbote würden die Decrete des h. Stofales
Gespbtte aussetzen, die Wissenschaft schädigen und die Gelel
betrüben. Ausser anderen schon seit langer Zeit bei den Eatbo
in Ansehen stehenden Büchern sind aneh die Mimoires sur 1
eccl. und Hist. des empereors von Till, deniincirt worden. Till,
ein sehr guter Katholik, ein frommer Geistlicher und einer dei
Hcheideneten nnd gelehrtesten Schriftsteller, die es gibt. i
Hohriften sind für die Kirche sehr nützlich, werden von den Ki
liken sehr gelobt nnd sind den Haeretikern sehr unbequem.
Einige Männer, denen die Ehre Roms und die Wahrheit am H(
liegt und welche die Werke von Till, unparteiisch geprüft hs
stellen Ew. Heiligkeit ehrfurchtsvoll vor, dass das Verbot dersc
dem h. Stuhle nicht zur Ehre gereichen und zn grosser Verwir
und allgemeiner Unzufriedenheit Anlass geben würde. ... ^
Bücher Censoren zur Prüfung übergeben werden, so scheint
heutzutage schon so gut wie ein Verbot zu sein. Nicht alle
Boren sind, wenn auch vielleicht in anderer Beziehung sehr gel
in gewissen Materien gründlich bewandert; es ist niemand da,
den Autor verlheidigt, nnd die Censoren sind von Hause ans gei
ihn anzuklagen, und es ist ja gar nicht schwer für sie, etwas
delnswerthes zu finden; ja man glaubt ziemlich allgemein, es sei
Amt des Censurs, dem ein Buch zur Begutachtung gegeben i
den Autor anzuklagen und nicht zu vertheidigen > und das sei
Mittel, sich Ansehen zu verschaffen." Auch der spätere Card
Passionei überreicht« dem Papste eine von ihm und anderen R
Tillemoat. Gl. Fleory. 689
tthen Gelehrten unterscliriebene Denkschrift^) and auch andere ein-
ftmireiche Pereonen machten dem Papste Vorstellnngen (Card. Me-
dkn wurde damals von Paris ans ersucht, den Denanciationen La-
itichi» gegen angesehene französische Schriftsteller Einhalt zu thnn).
Der Papst nahm darauf seinen Befehl zurück, und im Herbst schrieb
Fontanini an Magliabechi : von einem Verbote Till. 's werde, so lange
er lebe, nicht mehr die Rede sein; wenn die Sache an die Indez-
Coiigr. gekommen wäre, wärde er die Yertheidigung Till/s über-
nommen haben; wenn I^aderchi seine Briefe drucken lassen wolle,
würden sie ihm zur Censnr gegeben werden; die Römischen Ge-
lehrten seien sehr erfreut über das Scheitern der Intrigue ; auch von
Florenz, Neapel und Padua habe er Dankschreiben erhalten (Clar.
Yen. ad Mag]. £pp. p. 264—274). Fabroni (Yitae It. 13, 215) hebt
als bemerkenswerth hervor, dass Till, freigegeben worden, obschon
Bin ihn zu den Jansenisten gezählt und Clemens XI. nihil tarn oderat
quam Jansenistamm nomen^).
6. Von Claude Fleury (t 1723) waren bis 1728 nur kir-
ekenrechtliche Schriften verb. (S. 573). In diesem Jahre wurde der
raerst 1679, dann oft erschienene Cat^chisme historique contenant
en abr^g6 Thistoire sainte et la doctrine chr^tienne mit d. c. verb.,
md 1745, auch mit d. c, eine italienische Uebersetzung: Cateohismo
iitorieo che contiene in ristretto Tist. santa e la dottr. christ., Yen.
1705 (beide fehlen in den Index -Ausgaben vor Ben.). Eine von
Paquot corrigirte Ausgabe des Cat^chisme« Bruxelles 1778 (N. £.
1780, 73. J 16), wurde von dem Card. Frankenberg approbirt. Aber
ent 7. Juli 1859 hat die Index -Congr. erklärt: Permittitur editio
emendata Avignon 1859, was in den index- Ausgaben sonderbarer
Weise nicht unter Fleury, sondern unter Gat^chisme steht. (In
Spanien wurde eine Uebersetzung von Fr. J. Interian de Ayala,
Madrid 1773, 1785 expurgirt). — Die Histoire eccl^siastique, 1691 —
1720, 20 vol. 4. (bis 1414), wurde mehrfach angegriffen (Hurter 2,
1078), u. a. von dem Carmeliter Honoratus a S. Maria (in saeculo
Blaise Vauzeulle, f 1729) in den anonymen Observation« sur THist.
ecel. de M. Flenry adressees au P. Benoit XIII. et aux eveques,
Lille 1726 (in der Approbation des Abdrucks Mecheln 1729 dankt
der Can. Stevart Gott, dass ein Katholik den Muth gehabt, die nach
dem Urtheile aller orthodoxen Theologen sehr schlechte und ver-
derbliche Kirch eugeschichte anzugreifen). Ein anderer Carmeliter,
Alex, a S. Joanne de Crnce zu Augsburg, tibersetzte die noch stär-
1) Memorie per servire alla storia del Card. Passionei, Rom 1762,
p. 20.
2) lieber die Bedenken des Pariser Censors gegen den 1. Band der
Hiit eeoL, die Controverse mit B. Lamy über das letzte Abendmahl und
die Angriffe von Faydit s. S.-Beave 4, 5; Hefele, Beitr. 2, 107. — Das«
die Ultramontanen mit Tillemont nicht zufrieden waren, und er min-
deitena mit d. c. in den Index gekommen sein würde, wenn die Con-
r^ttion seine Werke in Untersuchung genommen hätte, sieht man aus
Httrter 2, 466.
i
590 GallicaniBclie Kirchenhittoriker.
ker gaüicaniBche Forteetzang Aea Flenry'achen Werkes von (
Orfttorianer Jean - Claude Fabre (bis 1595) inn Lateinische und
ferte eine weitere FortRetzang biR 17(;5 (Hefele. Beltr. 2, 93).
Im IiideK steht die Kirch en^e schichte nicht. Aber als unter Bf
dict XIV. zn Venedig eine italieniBche UebersetEiiag derselben
scheinen sollte, fand man dos in Rom doch wegen der sehr tre
cnrialistisohen Tendenz des Werkes bedenklich, und der Dominica
Orai rieth, die Sistimng des Druckes sn erwirken and eine d
italienische Kirch engeschichte schreiben za laisen, womit er d
selbst beauftragt wurde (Fahroni, Vitae It. 11,25); er kam in
Bänden nnr bis 600, sein Werk wurde von Bottari nnd Becch
fortgesetzt.
1750 erschien zu Avignon ein im cDrialistiscben Sinne gel
tenes AbrigÄ de l'Hist. ecci. de Fleury, 8 vol. 12., 1781 eine C
tinuation als toI. 9. et 10.; als Verfasser wird der Kedactenr
Courier d'Avignon, Francois Morenas genannt. Die Continoation
Benedict XIV. gewidmet nnd warde von ihm in einem Breve ni
Berufung aaf ein günstiges Gutachten des Dominicaners Touron G
die drei ersten Bände beloht. In den Lettres d'Ensibe Philal«
ä M. Fran^oie Morenas, snr son pr^tendn Abr£g£ de l'Hiet. .
[von Cb. Clemencet], Liege 1757*, p. 562 steht ein Brief des
minicaners, worin er erklärt, sein günstiges Urtheil beziehe i
gar nicht auf das Abrigd von Morenas, das er damals gar nicht
kannt habe, sondern auf das anonym erschienene Abrege von Rai
(s.u.). — Ein anderes Abr^gi de l'hist. eccl. de Flenry, trai
de l'anglais, Berne 176(), 2 vol. 8., wurde unter Clemens XIV.
der Inq. Fer. V. 1. März 1770 verdammt. In den fndex-Aasgs
seit 1770 steht es als decreto Clementis XIV. in Congr. S.
verdammt und wird dem Titel beigefügt: mendax titalns raendaoisi
operis. Das Buch ist nicht zu Bern, sondern zu Berlin gedruckt
in Bern wurde es 1766 verbrannt; — das Avant-propos ist
Friedrich II. (abgedr. in den Oeuvres bist., Berlin 1847, 7, 13
144), das Uebrige soll in seinem Auftrage nnd nach seinen Änga
(er hatte 1762 Fleury's Werk gelesen) Abh^ de Prades gemt
haben (Oeuvres 1. c. p. XIV)'),
7. Sehr oft sind bisher citirt (mit Avr.) worden Hemoi
chronolngiqnee et dogmatiques pour servir ä l'histoire eccl^siaeti
depuis 1600 jusqu'en 1716, avec des r^flexions et des remar«]
oritiques, s. 1. (Paris) 1720', 4vol. 12.*), verb. 1727. Das B
ist für die Kirche ngesch ich te des 17. Jahrb. ebenso brauchbar
für die des 18. (Picots) M^moires pour servir k l'hist. eccl. peni
1) AusEUg aus der Kirchengescfa. des Kardinsli (II von Flenry.
fasst und mit eigenen Reflexionen begleitet von Friedrich 11. von Prent
Berlin 1788.
3) Bäcker enriihnt einen incorrecten Nachdruck von Ljon
Ronen, eine 2. Ed. Paris 17U& und eine Anigabe Nismef 1781, 9 voi
llnrter erwähnt dieten Aotor nicht.
R. d'Ayrigny. Mabillon. 691
le 18. fliflcle, 2. Ed. considerablement aagment^e, Paris 1815, 4 vol.
\ wenn anch beide ihren Partei - Standpunkt deutlich hervortreten
lusen. Der Verfasser ist der Jesuit Hyacinthe Robillard d^Avrigny
(1675—1719). Er hat auch M^moires p. s. k Thist. universelle
fEarope 1600—1716, Paris 1725», 4 vol. 12., geschrieben. Beide
BScher sind erst nach seinem Tode erschienen und der mit der Cen-
SV beauftragte P. Lallemant soll stark daran geändert haben (nach
einer nieht wahrscheinlich klingenden Angabe d*Avrigny vor Aerger
über die Verstümmelung des erstem Werkes durch seinen Ordens-
broder gestorben sein). Er hat an dem erstem Werke nicht genug
gdndert, um es vor dem Index tu schützen. Der Verfasser ver-
rUl) zwar nichts weniger als Sympathie für die Jansenisten, aber
er spricht an sehr vielen Stellen wie ein richtiger Gallicaner : „Die
Unfeblbarkeit des Papstes und seine Superiorität über das Concil
ist noch ein unentschiedenes Problem, bezüglich dessen jeder naclr
winer Einsicht Partei ergreifen kann. . . Die Schriftsteller, die sich
für den Papst erklären, behaupten, ihre Ansicht nähere sich einem
(rkabenssatze, müssen aber, wenn man Suarez and einige andere
aasnimmt, zugeben, dass sie kein Dogma ist (3, 236). Streitigkeiten,
wie die tlber die Monarchia Sicula gehen den Glauben nichts an;
jeder ist berechtigt die Partei zu ergreifen, die er für die gerech-
tere hält (1, 142). Die Väter von Constanz haben nicht daran ge-
dacht zu behaupten, dass die Fürsten von den Statthaltern dessen,
der gesagt, sein Keich sei nicht von dieser Welt, abgesetzt werden
konnten. Die Unabhängigkeit der Könige in weltlichen Dingen ist
in Frankreich immer sehr lebhaft vertheidigt worden. . . Jetzt den-
ken darüber die Staatsbeamten in allen Ländem ebenso; Streit ist
mir noch unter den Theologen (1, 144). Die Lehre der Ultramon-
tanen über einige Punkte erscheint uns als Schmeichelei und Krie-
cherei, und sie erweisen uns kaum die Ehre, uns bezüglich dieser
Ponkte als katholisch anzusehen. Es gibt Dinge, worüber man bis
zom Ende der Zeiten disputiren wird (1, 202). Der auf die Un-
ibkingigkeit der Fürsten bezügliche Theil der Erklämng von 1662
bietet nur denjenigen Schwierigkeiten, welche für die ultramontanen
Meinungen voreingenommen sind** (3, 226).
8. A\s Mabillon 1686 in Rom war, kamen dort Briefe an, in
denen angedeutet war, er sei bei allen seinen vortrefflichen Eigen-
lehaften ein Gallicaner (Valery I, 296). Er wurde gleichwohl bei
der Curie sehr beliebt und sogar zum Consultor der Index-Congre-
gation ernannt (S. 12. 115). Beinahe hätte er aber die Gunst der
Ctrie verscherzt durch die Schrift Eusebii Romani ad Theophilum
ßallam epistola de cultu sanctorum ignotorum, Par. 1698*, 32 S. 4.
Hie ist zwar direct gegen den in Frankreich vorkommenden Miss-
brauch gerichtet, dass man zu Ehren von Heiligen, von denen man
Hefiquien aus den Kataoomben erhalten und denen in Rom Namen
beigelegt worden, grosse Feste veranstaltete, Predigten hielt, das
Sanctissimum ausstellte u. s. w., und Mab. konnte sich diesem Miss-
bianeh gegenüber auf ein Decret der Congregation der Riten vom
J. 1691 berufen, wonach nur von solchen Heiligen, die im Marty-
i
592 Gallicanisohe Kirchenhistoriker.
rologium stehen, Officinm und Messe gehalten werden soll. Aher
wenn auch nur indirect, so ist doch die Schrift hauptsächlich eine
Kritik der Römischen Praxis bezüglich der „unbekannten Heiligen".
Mab. tadelt den Gebrauch, dass der Cardinal - Vioar oder der Mon-
signore Sacrista die Heiligen, von denen man Beliquien in den Ea*
tacomben gefunden, ohne dass auf den Grabsteinen ihr Name ge-
nannt war, „taufe", d. h. ihnen Namen (Victor, Felicissimus u. dgl.)
beilege ^), was zu dem Unfug Anlass gebe, dass man nun auch
Yitae solcher Heiligen fabricire, die auf blossen Yermuthungen oder
Erdichtungen beruhten oder aus anderen Yitae entlehnt seien, wie
man z. B. das, was von einem Mailänder Märtyrer Yictor berichtet
werde, auf einen Yictor übertragen habe, dessen Reliquien ans den
Katacomben nach Paris gekommen seien; es gebe solcher Yitae,
die von Rechtswegen im Index stehen sollten. Ferner meint Mab.,
es würden viele in den Katacomben gefundene Gebeine ohne genü-
genden Grund als Gebeine von Märtyrern angesehen. Man habe
früher jedes Grab als Grab eines Märtyrers angesehen, auf dem
man ein Kreuz, das Monogramm Christi, einen Palnizweig u. dgl.
gefunden, und erst 1668 habe die Congregation der Ablässe und
Reliquien erklärt: nur ein Palmzweig verbunden mit einem Blut-
fläschchen sei ein sicheres Kriterium; über die anderen bisher an-
genommenen Kriterien bleibe die Entscheidung vorbehalten. Mab.
macht darauf aufmerksam, dass zwar in den Katacomben viele
Märtyrer beigesetzt, die Reliquien der meisten aber schon unter Gre-
gor III. (lY.) erhoben worden seien.
Die Schrift war schon 1691 fertig; 1696 schickte sie Mab.
an den Card. Colloredo, dem er sie widmen wollte. Dieser rieth
ihm aber, sie in dieser Gestalt nicht zu veröffentlichen. Mab. liess
sie nun doch erscheinen, aber pseudonym. Gleich nachdem sie in
Rom bekannt geworden, schrieb Estiennot an Mab.: Card. Casanate
rathe ihm, er solle gleich eine zweite Ausgabe voröffentlichen und
in dieser sagen: er habe die Zweifel, welche die Kritiker bezüglich
der Kriterien der Märtyrer erheben könnten, vorgetragen, sei aber
der Ansicht, dass auf Grund einer constanten Tradition die frag-
lichen Gebeine als Reliquien von Märtyrern angesehen und verehrt
werden dürften, zumal es sich um eine Sache handle, die den Glau-
ben nicht berühre. Mab. lehnte das ab. Estiennot schrieb ihm noch-
mals: die Dissertation werde sicher grossen Anstoss erregen; man
versende alle Tage solche Reliquien, und der Papst wolle bei Ge-
legenheit des bevorstehenden Jubiläums eine grosse Quantität ver-
schenken ; es sei ein Missbrauch, aber man müsse ihn dulden u. s. w.
Im Mai 1698 schickte er Mab. die Bedenken eines Generals und
eines Provinciais: Mab. gebe den Ketzern Gelegenheit, den Reliquien-
cultus anzugreifen; er gehe mit seinen Yor würfen auch zu weit;
so leichtfertig, wie er annehme verfahre man in Rom nicht; die Ka-
1) Das Yerzeichniss der Namen, die beigelegt werden, s. A. J. P.
7, 9B7.
J
J. Mabillon. ^93
tacomben konnten noch nicht erschöpft aein, da dort viele Tansende
Ton Märtyrern beigesetzt worden seien n. s. w. — Zu denen, die
Mab. zustimmten, gehörte auch der Bischof Flechier von Nismes ;
er Rcbrieb ihm: „Ich habe lange gewünscht, dass man einigen aber-
gliobigchen Gebräuchen bezüglich der Leiber ein Ende machte, die
man Heilige nennt und die vielleicht nicht einmal getauft waren.
Die fiömische Curie ist mitunter sehr freigebig mit solchen Ge-
schenken. Es kommt kein vornehmer Herr von Rom zurück, ohne
einen Märtyrer mitzubringen, für den er dann eine Andacht und ein
Fest in einer Kirche einrichtet, die er in Affection genommen. So
entstehen an manchen Orten falsche Gescbichten und wenig solide
Ansichten."
Die erste Entgegnung, welche unter dem Titel B^ponse k une
lettre de Dom Mabillon snr les Saints des catacombes, Col. 1698,
erschien, — Mab. hielt einen Jesuiten für den Verfasser, andere
Termuthen den 1696 protestantisch gewordenen Mauriner La Croze,
— veranlasste Mabillon, einen vom Juli 1698 datirten Brief, Fr. Jo.
Mftbillonii epistola ad D. Cl. Estiennot, Procuratorem Congr. S. Mauri
in Curia Rom., super epistola de cultu sanctorum ignotorum nach
Rom zu schicken, wo Estiennot Abschriften an die Cardinäle und
Consultoren der Inquisition und der Index-Congr. vertheilte ; er wurde
in Paris 1698 auch gedruckt. In diesem sagt er u. a. : er erkläre
allerdings alle Kriterien mit Ausnahme des Palmzweigs zusammen
mit dem Blutfläschchen für unsicher; wenn aber Gebeine auf andere
Zeichen hin als Märtyrer-Reliquien vertheilt würden, so geschehe das
nicht von dem Papste, auch nicht von dem Cardinal-Vicar oder dem
Sacrista, sondern von Unterbeamten ; man sollte bei der betreffenden
Untersuchung ebenso vorsichtig verfahren wie bei einer Canonisation ;
sein Brief sei weder gegen die Reliquienverebrung noch gegen Rom
gerichtet; er habe nicht behauptet, seit Gregor IV. seien überhaupt
keine Martyrer-Leiber mehr in den Eatacomben ; mehrere Eatacomben
seien erst später entdeckt worden. Estiennot konnte Mab. berichten,
dass diese Erklärung von einflussreichen Cardinälen gut aufgenommen
worden sei. — 1700 erschien in Rom eine Entgegnung (Raphael
Fabretti, Präsident der Congregation zur Untersuchung der Reliquien,
hatte eine solche schreiben sollen, starb aber 27. Apr. 1700): In
epistolam Eusebii Rom. . . . apocrisis, in qua defenduntur contra
Sns. reliquiae e catacombis Rom. erutae, auct. Ant. Alex. Ploverio
Tomac. (Plouvier war ein früherer Oratorianer; Estiennot meinte,
er habe nur seinen Namen dazu hergegeben). Der Mag. S. Pal.
sagte Estiennot, er habe darin alle scharfen Ausdrücke gestrichen;
aber Montfaucon, der damals in Rom war, nennt das Buch male-
dictis respersum, nugis plenissimum et tarnen editum cum approba-
tione Domini Patrizzi et permissu Mag. S. Pal. (Valiry 3, 94).
Estiennot rieth Mab., nicht darauf zu antworten, da die Schrift
venig Eindruck gemacht habe; ja er glaubte im Aug. 1700 Mab.
▼ersichem zu dürfen, dass sein Brief weder denuncirt sei noch werde
denuncirt werden. Aber im Mai 1701 erfuhr Mab., dass bei der
Index-Congr. eine Denunciation eingegangen sei. Er wandte sich
Beuach, Indaz n. 38
694 Gallicanische Kirchenhistorikei*.
darauf an den Card. Bouillon und dieser schrieb in seinem Interesse
an den Secretär des Index, P. Bianchi, der Mab.'s Gegner war;
Bianchi antwortete, er werde die von dem Cardinal angeführten
Gründe für die Schonung des Verfassers der Congregation vorlegen.
Am 22. !N^ov. 1702 schrieb Guillanme de la Pare, der nach dem
Tode Estiennots Procurator der Mauriner geworden war, au Mab.:
Bianchi habe zuerst Msgr. Franc. Bianchini mit dem Keferate über
seinen Brief beauftragt, dann aber, nachdem dieser seinen Bericht
eingereicht, noch einen zweiten Qualificator bestellt, der wahrschein-
lich weniger günstig berichten werde. Im Jan. 1703 schrieb de la
Pare femer: auch Bianchini rathe, zwei Stellen zu corrigiren, die
Berufung auf den Brief Gregors III. an Otgarius von Mainz, der
nicht echt sein könne, da jener 100 Jahre früher gelebt als dieser,
und die Bemerkung, man sehe auch das Kreuz, das Monogramm
Christi und den Palmzweig als Kriterien an, da man in Wirklich-
keit nur den Palmzweig mit dem Blutfiäschchen zusammen als Kri-
terium gelten lasse. Mab. antwortete bezüglich des ersten Punktes:
der fragliche Brief sei von Gregor IV., Gregor IIL sei nur ein
Druckfehler, bezüglich des zweiten : auch bezüglich des letztern Kri-
teriums hätte er noch viel zu sagen, was er aus Bespect vor dem
h. Stuhle und der Congregation der Riten unterlasse; thatsächlich
habe man aber auch andere Kriterien gelten lassen. „Wenn man
in Bom die Ausschreitungen kannte, die in Frankreich und anderswo
vorkommen, so würde man zugeben, dass das, was ich gesagt habe,
eigentlich eine Apologie des Decretes der Congr. der Riten ist,
welches diese Missbräuche verdammt, welches aber hier zu Lande
schlecht beobachtet wird, wo man Feste zu Ehren dieser Art von
Heiligen mit grösserer Feierlichkeit begeht als die Feste der grössten
Heiligen der Kirche." Bianchini erklärte sich befriedigt; Bianchi
aber sagte, die Untersuchung müsse weiter geführt werden, weil der
Card. Carpegna auf einem Verbote des Briefes bestehe. Am 27.
Sept. 1703 schrieb Mab. an Card. Colloredo: wenn er wüsste, was
man beanstande, werde er gern die betreffenden Punkt« erläatem
oder verbeBsern; er denke daran, eine neue Ausgabe zu veranstalten,
und wenn die Congregation darin citra veri et sinceri praejudicinm
etwas beigefügt haben wolle, werde er gehorchen. Colloredo schrieb
ihm dann 20. Nov. 1703, am 19. habe die Index-Congr. beschlossen,
die Ausstellungen an dem Briefe zusammenstellen zu lassen, und
diese Observationes wurden von einem Bruder des Card. Ottoboni
Renaudot und von diesem Mab. mitgetheilt. Es sind — abgesehen
von dem Briefe Gregors III. — zwei Punkte: nur das Eine Kri-
terium werde in Rom anerkannt, und die Katacomben seien noch
nicht erschöpft, man dürfe nicht mit Dodwell, den Ruinart widerlegt
habe, an der grossen Zahl der Märtyrer zweifeln. Mab. erklärte
darauf, er werde diese Bemerkungen in seiner zweiten Ausgabe be-
rücksichtigen. Bianchi brachte die erste Ausgabe 21. April 1704
nochmals in der Index-Congr. zur Sprache und Hess den Bericht des
zweiten Qualificators verlesen; die Cardinäle beschlossen, wie zu
geschehen pflegte, wenn die zwei ersten Qualificatoren nicht über-
J
3. Mabillon. G. Ceppi. 565
eiastiininteii, einen dritten zu bestellen; aber im Mai spracb Card.
Ottoboni anf den Wnnscb Benandots mit dem Papste, nnd dieser
befahl Bi&ncbi, die Sache bis auf weiteres rohen zu lassen. — Mit
eineiD Briefe yom 8. Febr. 1705 tibersandte Mab. Clemens XI. das
erste Exemplar der zweiten Ansgabe, und 2. Juni meldete ihm
Card. Ottoboni, die Index-Congr. habe einstimmig beschlossen, die
Siehe als mit dieser neuen Ausgabe erledigt anzusehen. In
eisem Briefe vom 19. Jan. 1705 sagt Mab.: er habe seine Schrift
Rtoiicliirt, ebne etwas abzuscb wachen, und sie um mehr als die
Hllfte vermehrt, in der Vorrede zu der neuen Auflage : er habe sie
Yeranstaltet ad ejus nutnm et Imperium, penes quem residet summa
pnecipiendi auctoritas, und darin gemildert, was zu scharf, erläutert
was zu dunkel gesagt gewesen, und corrigirt, si quid secus quam
pir ait a me scriptum nonnullis videatur; namentlich hebe er her-
Tor, das« man nicht den Palmzweig allein, sondern nur in Verbin-
dung mit dem Blutflftschchen als Kriterium ansehe , und dass nicht
den Cardin al-Vicar oder den Monsignore Sacrista, sondern nur die
seeuodarii ministri ein Vorwurf treffe*).
Von dem zweiten Theile von Mabillons Traiti des 6tudes mo-
nastiques, Par. 1691,4., der ihn in eine Controverse mit dem Trap-
pisten-Abt de Bancd verwickelte, erschien zu Rom eine italienische
Bearbeitung: La scuola Mabillona, nella quäle si trattano quei studii
ehe possono convenire agli ecclesiastici, con una lista delle princi-
pali difficoltA che si trovano nella lettera de' concilii, dei padri e
deir istoria, gik erett* per li Padri Benedittini di Francia ed ora
aperta a tutti li religiös! d'Italia dal P. M.Nicola Girolamo Ceppi
Agostiniano, Rom 1701. 1727, 2 vol. 12. Thuillier I, 367 berichtet
darüber: Ceppi habe Mühe fi^ehabt, von dem Magister S. Pal. die
DruckerlaubnisB zu erhalten; derselbe babe Anstoss daran genommen,
das8 darin auch die Leetüre von haeretiscben Büchern, wenn auch
mit Vorbehalt, empfohlen, dass XJsserius, ein Haeretiker, der zuver-
liasigste Führer auf dem Gebiete der Chronologie genannt, dass
gewisse scholastische Fragen als überflüssig bezeichnet, dass Theo-
dorct über Gebühr erhoben, dass die Profangeschichte und Chrono-
logie als für das Verständniss der h. Schrift nothwendig dargestellt
würden; auch dass Annius von Viterbo ein Betrüger genannt werde,
hätten die Dominicaner übel genommen; der Mag. S. Pal. habe so-
gar gedroht, er werde Mabillons Buch durch die Inquisition censu-
riren lassen; auf die Vorstellungen des P. Massouliä hin habe er
1) Beide Ausgaben der Schrift von Eusebius Rom. abgedr. in Ouvr.
posth. de J. Mabillon et de Th. Ruinart, par V. Thuillier, Par. 1724,
I, 213; ebend. p. 803 ff. die meisten im Text benutzten Actenstücke.
Vgl- Yalery 8, 10 ff. und Paulinus, die Märtyrer der Katakomben und die
Born. Praxis, 1871, S. 49. — Die wissenschaftliche Controverse über
die Lveiber aus den Katacomben ist in neuerer Zeit wieder aufgelebt; über
die Schriften von de Bnck, Le Blant, Scognamiglio, Kraus s. Paulinus
a. iL 0., K.-L. 1, 766. — Auch der mit diesen Reliquien getriebene Unfug
ist tn neuester Zeit mehrfach aufgedeckt worden. Rhein. Merkur 1871, 308.
696 Oallicanisobe EirclienbiBioriker.
endlich das Imprimatur ertlieilt unter der Bedingung, dass die Em-
pfehlung der Lecture haeretischer Bücher weggelassen werde. Trotz
des Imprimatur wurde Ceppi^s Buch 1735 von der Inq. verb.
Gegen Montfaucons Diarium italicum, Paris 1702, erschienen
Osservazioni di Francesco Ficoroni sopra Tantichitli di Eoma de-
scritte nel Diario italico publicato in Parigi . . , Rom 1709. Mont-
faucon vertheidigte sich gegen die Bemerkungen des Bömischen
Archäologen im Journal des Savants 1709. Es erschien aber anch
eine Apologia del Diario italico del M. R. P. D. Bemardo Mont-
fancon . . . contra le Osservazioni . . . composta dal Padre Don
Bomualdo Riccobaldi . . ., Yen. 1710, die von den Benedictinem
dem Papste und den Cardinälen überreicht wurde, aber nicht Ton
einem Mönche von Monte Cassino, auch nicht von Fontanini (Clar.
Ven. ad Magliab. Ep. 2Ö5), sondern von Paolo Aless. Maffei ver-
fasst ist. Die Index-Congr. verbot 1714 beide Schriften mit d. c,
wohl lediglich wegen der darin vorkommenden Grobheiten; um theo-
logische Dinge handelt es sich nicht.
P. Timothie de la Fliehe (p. 154) erzählt, er habe 1713 im
Auftrage Clemens' XL Ludwig XIV. für die Aufhebung der Con-
gregation der Maurin er gewinnen sollen, die er schon seit längerer
Zeit wegen der vielen Irrthümer, die von denselben verbreitet wür-
den, vorhabe. Die Mauriner galten als Jansenisten und Gallioaner,
und nach 1713 waren viele von ihnen Appellanten. Sie haben viele
Schriften veröffentlicht, von denen man sich wundern muss, dass sie
nicht im Index stehen. Besonders auffallend ist es, dass von den
vielen Schriften von Charles Clemencet (f 1778) keine verb. ist.
Im Dict. Jans. 1, 108; 2, 421 wird die von ihm, Dantine und Du*
rand herausgegebene Art de verifier les dates scharf kritisirt, und
sie ist eine seiner harmloseren Schriften. — Eine anonyme Schrift
von dem Mauriner Antoine Guyard (t 1760) steht im Index: Dis-
sertation sur rhonoraire des messes, oü Ton traite de son ori-
gine, des illusions et autres abus qui en sont suivis . . Ouvrage
examinä et approuv^ par difförents doctei}rs, s. 1. 1748, 327 S. 8.,
verb. 1750 (vgl. M6m. de Trev. 1749, 97), eine vermehrte Ausgabe
1757, italienisch: Diss. suir onorario delle messe, Prato 1785 (G.
ecoL 1, 107), deutsch unter dem etwas vergröberten Titel: Dringende
Vorstellung an die Religion wider die Halbguldenmesse und die
Priestermiethe. Eine französ. Abb. des berühmten Don Ant. Guyard
. . Auf die österreichische Kirche angewendet von Karl Jos.
Huber, . . des Fürstbischofs zu Passau geistl. Rath, 1783, 202 S. 8.M-
9. Pierre-Fran^ois Le Courayer, Eegular-Canonlker aus der
1) In der Histoire literaire de la France (1733 ff.) warde den Mau-
rineru von der französischen Censur einiges gestrichen, z. B. in dem 7.
Bande (1746) ein Passus über die Scholastik: On vint bientot ä substituer
ä Pautorite de l'ecriture, des conciles et des pdres celle d^Aristote et
d'autres auteurs profanes et ^ poser pour principes des axiomes pria d'une
mauvaise philosophie etc. Bibliophile Beige 18(38, 251. Th. Lit.-BL
1870, 988.
Manriner. Le Courayer. 697
CongregatioD 8t Genovefa (Picot 2, 24; Migne 2, 418\ yeröffent-
licMe anonym DiR^ertation Rur la validit^ des ordinatione des
iDgloifl et snr la snccession des ^v^qnes de TigÜRe anglicane, Brnx.
(Nancy) 1723, und znr Yertbeidigung derselben gegen Le Qnien,
Hardoain n. a. l)^fenBe de la Diss. . . . anglois contre les diff6-
rentes r^ponses qui y ont iti faites, aven )es preuves justificatives
des faits avanc^s dans cet ouvrage, Brnz. 1726, 4 vol. 12. i'as
zweite Buch erregte noch mehr Anstoss als das erste, weniger wegen
der Yertheidignng der Gültigkeit der anglicanischen Weihen als
wegen Aensserungen über andere Punkte. Der Bischof de Belzance
TOD Marseille verdammte beide Bücher 1727. In demselben Jahre
worden sie auf Befehl des Königs von 20 in Paris anwesenden Bi-
^höfen unter dem Vorsitze des Card. Bissy geprüft und, nachdem
diefte 37 Sätze darans censnrirt hatten, 7. Sept. 1727 verboten.
Aueb das Qoncil von Rmbrun verdammte sie anf Gmnd eines von.
dem Bischof von Marseille erstatteten Berichtes 28. Sept. 1728
(Coli Lac. 1,698. 715). Benedict XIII. verdammte sie durch ein
Breve vom 25. Jnni 1728 (Bull. 13, 348 ^ weil sie resp falsche,
... für die Autorität des h. Stuhles und der Concilien injuriöse,
lehismatische, . . . die Bedeutung der h. Weihen und anderer Sacra-
Dfnte der Kirche zerstörende und ketzerische Sätze enthielten^). —
1750 wurde verb. Commentatio hist.-theologica, qua controversia de
eonFecrationibns episcoporum anglornm recensetur et dijudicatur, in
academia Julia praes. Jo. Laur. Moshemio conscripta et exhibita ab
Olao Ki örningio Sueco [Pastor primarius in Stockholm], Heimst.
1739,4. (ü. N. 1739 B, 196). — Courayer wurde 1727 von seinem
Abt ausgestoBsen , und da der Erzbischof Barchmans von Utrecht
eeioe Dienste ablehnte, ging er im Jan 1728 nach England, — die
Universität Oxford hatte ihn 28. Aug. 1727 zum Dr. theol. ernannt,
— wo er erst 1776, 95 Jahre alt, starb. In seinem Testamente
vom J. 1774 sagt er, er sterbe als Mitglied der katholischen Kirche,
mißbillige aber mehrere Meinungen und abergläubische Dinge, die
io der Römischen Kirche eingeführt seien. Im Index stehen von ihm
noch Histoire du Concile de Trente, ^crite en Italien par Fra Paolo
Sarpi et traduite de nouveau en fran^ois, avec des notes critiques,
iirt. et th^ol., Lond. 1736, 2 Fol. (Amst. 1736, 2 vol. 4.), verb.
durch ein Breve Clemens' XII. vom 26. .Jan. 1740 (Bull. 15, 345),
als falsche, . . . früher verdammte, für alle Bischöfe, den h. Stuhl
nnd die ganze Kirche injuriöse, . . . ketzerische und die Begründung
eines gottlosen und ketzerischen Keligionssystems bezweckende Sätze
enthaltend, — Defense de la nonvelle traduction de THist. . . ., verb.
1746. — Von der üebersetzung Sarpi's schreibt Card. Fleury an
Card. Querini lin dessen Commentarii II, 2,293): die Vorrede sei
das Scandalöseste, was man sich denken könne, nicht nur protestan-
tiseh, sondern fanatisch; das Buch werde begierig gelesen werden
1) Gourayers Dissertation on the validity . . . new edition, entirely
reriaed, with biographical introd. and many notes and additions, Oxf. 1844.
l
598 Philosophische Schriften.
und viel Böses anrichten; die Begierung habe mit Erfolg die Ein-
schleppang von Exemplaren nach Frankreich bei schwerer Strafe
verboten. — Auffallender Weise stehen andere Schriften von Cour,
nicht im Index, auch nicht Eelation bist, et apologetique des sen-
timents et de la conduite du P. Le Courayer, avec les preuves
justificatives des faits avanc^s dans Touvrage, Amst. 1729, 2 vol. 12.,
und das anonyme Examen des defauts thdologiques, oü Ton indique
les moyens de les r^former, Amst. 1744*, 2 vol. 12.
62. Philosophisclie Schriften, 1660—1750.
Es ist ganz unrichtig, wenn 6. Ventara, De methodo phi-
losophica, Rom 1828, sagt: die philosophische Methode des
Cartesius (R6n6 Descartes, 1596 — 1650) sei zweimal in Rom
verdammt worden. Es sind nur im J. 1663 die Hauptschriften
desselben mit d. c, 1722 von den Meditationes eine Ansgabe
mit Zuthaten anderer unbedingt von der Index-Congregation
verboten worden, lieber die Methode liegt also gar kein Ur-
theil vor; es sind nur einzelne Theile der Schriften beanstandet
worden. Welche, dartiber liegt gleichfalls keine anthentische
Erklärung vor, da eine expurgirte Ausgabe nicht erschienen ist
und die Stellen, welche zu streichen oder zu ändern gewesen
wären, von der Index-Congre^ation nicht angegeben worden
sind ^). Es wäre freilich nicht möglich gewesen, aus den Haapt-
schriften die Stellen hinaus zu corrigiren, an denen Cartesius'
Gegner Anstoss nahmen, ohne sein System zu zerstören; denn
der Hauptanstoss war der Gegensatz, in welchem er zu der
Aristotelischen Philosophie stand, und wären seine Schriften
mit dieser in Einklang gebracht worden, so würden sie eben
nicht mehr Schriften des Cartesius gewesen sein. Wahrschein-
lich hat man in Rom bei dem Verbote mit d. c. gar nicht an
eine Expurgation gedacht, sondern diese Form des Verbotes
1) Vffl. den Aufsatz von Gosselin in Tables des oeuvres de FeDelon,
preoedees d^une revue de ses ouvra^es, Paris 1880, p. 52. Stockl im K.-L.
2, 1189 erwähnt das Verbot der Schriften des Cartesius gar nicht —
Zum Folgenden vgl. Fr. Bouillier, Eist, de la philosophie Cartesienne,
Par. 1854, 2 yol. J. fi. Meyer, Die Philosophie auf dem Index, Deutsobe
Revue 8, 2, 220.
J
R. Descartes. 699
lor als die mildere gewählt (I S. 30). — Von dem Oratorianer
Nicolas Malebranehe (1638 — 1715) wurde eine Reihe von Werken
onbedingt verboten. Dagegen stehen die philosophischen Schriften
?oa P. Gasscndi, M. Mersenne und E. Maignan nicht im Index.
Besonders strenge wurden, freilich erst 1726, die Streitschriften
des Neapolitaners Costantino Grimaldi gegen die Bekämpfung
des Cartesianismns durch den Jesuiten deBenedictis (1694) ver-
boten. Von den vielen Schriften, in welchen tfber die Vereinbar-
keit der neueren philosophischen Ansichten mit der Lehre von
der Transsubstantiation verhandelt wurde, sind nur einige ver-
boten. — Von B. Spinoza wurde der Tractatus theologico-poli-
tiens 1679, 9 Jahre nach dem Erscheinen verboten (er steht
noch heute als anonymes Buch im Index), gleichzeitig die Opera
posthnma, Amst. 1677. Von philosophischen Schriften protestan-
tischer Verfasser stehen nur wenige im Index, von Leibniz und
Chr. Woiff keine. Im spanischen Index stehen auch Cartesius,
Malebranche und Spinoza nicht.
1. In dem Deorete vom 20. Nov. 1663 (Alex. No. 78; im In-
dex von 1881 ist verdruckt 1666) wurden von Descartes (im
Decrete and in den älteren Indices R. des Ghartes) mit d. e. verb. :
Meditationes de prima philosophia, in qnibns Dei ezistentia et ani-
mae hnmanae a corpore distinctio demonstratnr. His adjunctae sunt
variae objectiones doctorum virorum . . . cum reAponsionibus authoris,
Amst. 1650 (zuerst Far. 1641); — Notae in programma quoddam
nib finem a. 1654 [vielmehr 1647, von Henr. Regius in Utrecht]
in Belgio editnm cum hoc titulo: Explicatio mentis humanae s. de
anima rationali, ubi explicatur, quid sit et quid esse possit (Amst.
1647; abjfedr. in den Epistolae, Amst. 1668, 1, 317—332); — Epi-
Btola ad P. Dinet, S. J. per Franciam Propositum provincialem (in
der angegebenen Ausgabe der Medit. p. 143 — 14); — Epist. ad
Gisbertnm Yoetium, in qua examinantur duo libri pro Yoetio ültra-
jeeti simnl editi: primus de confraternitate Mariana, alter de philo-
sophia Carteaiana (Amst. 1643, der angegebenen Ausgabe der Medit.
beigedmckt); — Passiones animae, libellus gallice oonsoriptus, nunc
antem in exterorum gratiam latina civitate donatus ab H. D. M. J.
Ü. L., Amst. 1650; — Ejusdem auctoris opera philosopbica, womit
ohne Zweifel die 1644 (und 1650 und 1656) zu Amsterdam ersohie-
Benen Op. phil. sc. Principia philosophiae, Dissertatio de methodo
(französisch zuerst 1637), Dioptice, Meteora et Tract. de pass. ani-
mae gemeint sind (Pieters, Annales de Tlmpr. des Elseviers, 1858,
p. 246). — Wenn Meditationes de prima philosophia, in quibus ad-
jeet&e sunt utilissimae quaedam animadversiones ex variis authoribus
^
600 Philosophische Schriften.
colleotae, Amst. 1709, 1722 ohne d. c. yerb. wurdeo, so gilt dieftea
unbedingte Verbot nur für diese Ausgabe mit Zutliaten von anderen.
Schon vor dem Kömischen Verbote, 10. Mai 1662, schrieb ein
Cardinal von Rom an einen Löwener Theologen: er wundere sich,
dasB zu Löwen die Irrthümer der Cartesianisohen Philosophie gras-
sirten, die zum Atheismus führten. Am 1. Juli forderte der Inter-
nuncius Hieronymus Vecchio zu Brüssel die Löwener Artisten- Fa-
cultät auf, den Epikureischen Dogmen der Cartesianisohen Philosophie
entgegenzutreten und die alte Aristotelische Lehre aufrecht zu hal-
ten. Die Thesen, welche ein Candidat der Medicin am 29. Aug.
vertheidigen sollte, veranlassten den Internuneius sich klagend an
den Kector zu wenden. Dieser legte die Thesen der theologischen
Faoultät vor, welche sie scharf censurirte (Arg. III b 303). Trotz
dieser Verbote wurde die Cartesische Lehre in Löwen vorgetragen
und 1697 widmeten sogar fünf Franciscaner Cartesianische Thesen dem
Internuneius. — Im J. 1666 verbot man in Paris die kirchliche
Beisetzung der Asche des Cart. und, als diese gestattet worden, die
Trauerfeierlichkeit und 1667 die Errichtung eines Denkmals^).
Um 1 67 1 bat die Sorbonne, deren Decan Morel war, den ersten
Präsidenten Lamoignon um Wiedereinschärfung eines alten Arr^t,
wonach nur die Philosophie des Aristoteles vorgetragen und jede
Neuerung, also jetzt die Cartesische Philosophie fem gehalten wer-
den sollte. Lamoignon fragte Amauld und Boileau um Eath. Jener
schrieb eine ernsthafte Denkschrift (s. u.), dieser aber antwortete:
„Lassen Sie mich nur machen, Herr Präsident, ich werde Sie von
diesen zudringlichen Menschen befreien**, und verfasste ein ArrSt
burlesque, donne en la G-rande Chambre du Parnasse, en faveor des
mattres ds arts, medecins, et professeurs de TUniversitä de Stagire«
welches mit dem Satze schliesst: La Coar matntient et garde Ari-
stote en pleine et paisible possession et jouissance des dites Cooles,
ordonne qu^il sera tonjours suivi et enseign^ par les . . . professeurs
en la dite üniversit^, sans que pour cela ils soient obligis de le
lire ou de savoir sa langue et ses «entimens; remet les entit^s,
identit^s etc. en lenr bonne fame, . . . bannit k perp^tnit^ la Raison
des öcoles de la dite Universiti, lui fait defense d'y entrer, troubler
ni inqui6ter le dit Aristote en la possession y jouissance dUcelles, k
peine d'^tre d^clar^e jansiniste et amie des nouveautis (Bonillier I,
456. S.-Beuve 5, 490) — In Paris erfolgte darauf für jetzt kein
Verbot; aber der Universität zu Angers wurde durch ein Schreiben
des Königs und eine Verordnung des Conseil d'6tat 1675 das Vor-
tragen der Ansichten von Cart. untersagt, worauf auch die theolo*
gische Facultät zu Caen ein solches Verbot erliess^); 1691 wurden
1) K. Fischer, Gesch. der neuern Ph. 3. Aufl. 1, 2, 9.
2) Arg. III b 838. 344. Bouillier 1, 460. Ausführlich handeln über
die Streitigkeiten in Angers, wo Bernard Laray und andere Oratorianer
die Cartesianische Philosophie vortragen, Haur^au, Hist. litt, du Maine 2,
118, und Ingold, Essai p. 65.
J
R. Descaries. 601
aseh den Professoren der Philosophie zu Paris 1 1 Sätze mitgetheilt,
die der König zu lehren yerbiete, und 1 693 schärfte ihnen die Sor-
bonne ein, von der Aristotelischen Lehre nicht abzuweichen und
Bch vor Neuerung zu hüten (Arg. III a 140). — 1678 verboten die
GeDer&lcapitel der französischen Oratorianer, unter denen bis dahin
der Cartesianismns eifrige Vertheidiger gefunden, und der Clerici
refilares der Congregation der h. Genovefa den Vortrag der Car-
tesisehen Lehre (Arg. III b 342. A. J. P. 22, 611). Die entschieden-
sten Gegner des Cart. waren die Jesuiten. Hon. Fabri soll der Hanpt-
arheber des Römischen Verbotes sein, und Arnauld sagt in dem
gleich zu erwähnenden Memoire, dem Vernehmen nach habe der
General durch ein Circular die Jesuiten aufgefordert, gegen Cart.
aufzutreten. Der Jesuit Le Vallois schrieb unter dem Namen Louis
de k Ville: Sentimens de M. des Cartes toachant Fessence et les
proprietez du corps. opposez k la doctrine de TEglise et conformes
MX errears de Calyin sur le sujet de reucharistie, avec une dis-
Kil sur la pr^tendue possibilite des choses iropossibles, Par. 1680
(Boaillier 1, 567). — Sehr heftig wurde Cart. von Gisbert Voetius
und Martin Schoockius in Utrecht angegriffen. Auf ihr Betreiben
wBiden seine Epistolae ad Voetium und die Epist. ad P. Dinet,
vorin er über den Streit mit Voetius berichtet, in Utrecht verboten ;
das Verbot wurde aber von den Generalstaaten aufgehoben (Boul-
fier 1, 242).
Bossuet sagt (38,251) von Cart.: „Er hat immer gefürchtet,
TOB der Kirche censurirt zu werden, und man sieht, dass er mit
Rficksicht darauf grosse, hie und da übergrosse (jusqu*li Tezcki)
Vorsieht angewendet hat.'* Nach der Verurtheilung Galilei's unter-
drnekte er ein fast vollendetes Werk über die Welt und wagte er
niebt mehr, sich offen für die Copemioanisohe Lehre auszusprechen
(Bonllier 1, 42).
Ein entschiedener Vertheidiger des Cart. war Arnauld (Boul-
iier 2, 143. S.-Beuve 5, 350). In dem für den Pr&sidenten Lamoi-
goon geschriebenen Memoire sur les soUicitations que fait M. Morel
et quelques autres docteurs pour obtenir du parlement nn arrSt qni
eoDdamne toute autre philosophie que celle d'Aristote (Bon Hier 1 ,
458. A. J. P. 14, 253), erinnert er unter Bezugnahme auf Launoy
M die mittelalterlichen Verbote des Aristoteles (I S. 17 ), die ohne
Wirkung geblieben seien. Er erwähnt dann, dass unter Franz L
Ramus zuerst verboten, dann auf Betreiben des Cardinais von Loth-
ringen wieder erlaubt worden sei, zu duoiren, dass die Sorbonne
1624 anti- aristotelische Lehren strenge verdammt habe (Arg. III a
215), dass aber in demselben Jahre (rassendi seine Exeroitationes
pttradozicae adversus Aristotelem geschrieben. Vor 20 Jahren habe
Cart. seine Metaphysik der Sorbonne gewidmet, und sie habe bis
jetzt dazu geschwiegen; die Behauptung, die Lehre des Cart. rainire
^e Lehre von der Transsubstantiation sei grundlos; es handle sich
jetzt wieder wie 1624 hauptsächlich um die Lehre von den Formae
^bfltantiales, deren herkömmliche Fassung aber auch von Hon. Fabri
in der dem Jesuiten-General gewidmeten, 1666 zu Paris gedruckten
^
602 Philosophische Schriften.
Schrift De planus et de generatione animaliam, und von dem P.
Maignan, der zn Eom Professor gewesen, in seinem 1653 zu Tou-
louse gedruckten Lehrbuche bestritten werde. — In einem Briefe
von 1691 (3, 395) sclireibt er: er wundere sich nicht darüber, dass
wie du Yaucel melde, in Neapel junge Leute durch die Leetüre
Gassendi's Atheisten und Epikuräer geworden; denn dieser zerstöre
ja die Beweise für die Existenz Gottes und die Unsterblichkeit der
Seele, die Cart. entwickelt habe; das zeige die Weisheit (le grand
jugement) der Bömischen Inquisition und die Nützlichkeit ihrer
Verbote, dass Gassendi nicht verboten sei, wohl aber Gart.; man
werde ja auch Huets Buch gegen Cart. (P. D. Huetii Abrincensis
designati quaestiones de concordia rationis et fidei, 1690) nicht ver-
bieten, vielleicht aber die Yertheidigung des Cart. gegen Huet durch
Sylvain B6gis. Von dem Verbote der Notae sagt Amauld (3, 397):
„Ein Schüler Descartes' mit Namen Eegius (Le Roi) behauptete in
einem Piacard, wenn es nicht gegen den Glauben wäre, könnte man
sagen : der Gedanke sei nur eine Modification der körperlichen Sub-
stanz (Boullier 1, 247) ; Descartes widerlegte dieses. Was thnen
unsere Römischen Censoren? Sie sagen von dem Piacard nichts,
setzen aber die Widerlegung, Notae in progr. etc. in den Index,
erlauben also, das Gift zu verschlucken, und verbieten, das Gegen-
gift zu nehmen. Freilich sagen sie: donec corrigatur ; da sie aber
nicht sagen, was zu corrigiren sei, ist ihr Verbot einem unbedingten
gleich^^ — Nach dem Auftreten Spinoza's sagt er (3, 426) : „Das ist
kein Grund, Descartes* Philosophie zu tadeln, dass Spinoza, der sieh
einen Cartesianer nennt, den Atheismus gelehrt hat; denn das heisst
nicht, dieser Philosophie folgen, sondern sie zerstören. Es gibt
keine Philosophie, die man nicht missbrauohen könnte. Auch die
des Aristoteles hat zu Leo's X. Zeit viele zu Atheisten und Liber-
tins gemacht." Bücher wie die von Spinoza, der ein offener Atheist
ist, sagt er anderswo (3, 406), darf man schon nach dem Naturrechte
nicht lesen, ausser um sie zu widerlegen.
Antonii Le Grand Institutio philosophiae seoundum prinoipia
D. Renati des Cartes nova methodo adomata . ., Lond. 1678, wurde
erst 1714 verb. und desselben Apologia pro R. Descartes contra
Samuelem Parkerum, S. T. P. Archidiac. Cantuar., instituta et ador-
nata, juxta exemplar Londin. . . (Lond. 1<)79), Norimb. 1681, erst
1721. Der Verfasser war Minorit, geboren und erzogen zu Douay,
Missionar in England (Bouillier 2, 491). Seine Concordia fidei et
rationis, 1711, ist, obschon die Abendmahlslehre Widerspruch fand
(Werner, Thomas v. Aq. 3, 555. 560), nicht verb. — (Gleichseitig
mit dem ersten Buche von Le Grand wurde verb. Jo. Eberh. Schwe-
lingii Exercitationes cathedrariae in Petri Dan. Huetii Episo. Sues-
sion. Censuram philosophiae Cartesianae, Bremae 1690.
2. Maiebranche 's Hauptwerk, De la reoherche de la verite,
ou Ton traite de la nature de Tesprit de Thomme et de rnssge
quUl en doit faire pour ^viter Terreur dans les sciences, erschien
1674. Es wurde von Amauld u. a. angegriffen und von beiden
j
A. Le Grand. N. üalebranohe. 608
Seiten eine Reihe von Streitschriften veröffentlicht^). Erst 1709
wurde yon diesem Werke, nachdem 1700 schon die 5. Auflage er-
(dtieoen war, die lat. üebersetzüng (von Abbe Lenfant) verb.: De
üqojrenda yeritate libri sex. . ., Genua 1691 (Genf 1685), dagegen
Khon 1690: Trait^ de la natnre et de la gr&ce, und zwar die (erste)
Ausgabe Amst. 1680 nnd die derni^re (2.) edition angmentie de
phaears äclaircisseroents qni n'ont point encore para, Rott. 1684,
Bod mehrere Streitschriften: Defense de Tanteur de la Recherche
de ia Y^rit^ contre Taconsation de M. de la Yille (P. Valois), 1684,
Lettres du P. Mal. k an de ses amis, dans lesqaelles il ripond aax R6-
flexions philos. et theol. de Mr. Amauld snr le Traite de la nat. et
de la grice (1685), Rott. 1687, nnd Lettres tonchant Celles de Mr.
Anurald [Lettres an P. Mal 1685], Rott. 1687. — Erst 1714 wor-
den dann noch verb. Entretiens snr la m^taphysiqne et snr la reli-
^on, Rott. 1686, nnd Trait6 de morale par Tantenr de la Recherche
de la veriti, 1. Partie, Rott. 1684.
Anch Bossnet nnd F^nölon waren Gegner von Mal.: jener
raebte ihn wie Amanld auch mtindlich von seinen Ansichten abzn-
Inringen nnd von der Veröffentlichung derselben abzuhalten. Es war
die Rede von einer Censnrimng des Traitä de la natnre et de la
Srice in Frankreich; sie scheint nnr aus Rücksicht darauf, dass
Kai. persönlich allgemeine Achtung genoss, unterblieben zu sein.
Dem Benedictiner Frangois Lamy wurde sogar von seinen Oberen
die Fortsetzung der Polemik gegen Mal. untersagt'). — In Rom
vtf schon 1685 von dem Yerbote des Trait^ die Rede. Michel
Oermain (Valiry 1, 138) schreibt in diesem Jahre: „Das schlechte
Bich von MaL wird vor Ablauf des Jahres censurirt werden. Es
lütte schon längst geschehen sein sollen. Es thut mir leid, dass
die Sorbonne nicht vor dieser Censur ihre Pflicht gethan'^ Im Febr.
1690 sehreibt du Vaucel (Arn. 3, 265), der Trait6 sei von der In-
dez-Congr. an die Inquisition abgegeben worden, um durch ein spe-
delles Decret verdammt zu werden. Diese Nachricht war unrichtig
oder der Plan ist aufgegeben worden; denn kein Buch von Mal.
iit von der Inq. verb. worden.
In einem Briefe vom 13. Juni 1690 sagt Mal.: Der Traite ist
nuammen mit den [vielen] Büchern von Launoy verboten. Man
sagt, der P. Le Drou [belgischer Augustiner] habe die Sache be-
trieben . . . Ich hatte nach Rom geschrieben, um zu erfahren, was
nan an meinem Buche auszusetzen habe, und mich erboten, die
Aapstellungen zu beachten (d'y satisfaire); man hat es aber nicht
for angezeigt gehalten, mich vor der Verdammung zu hören. Man
kst mir geschrieben, Urban YIII. habe verboten, tiber die Gnade
ra sehreiben, mein Buch sei in Holland gedruckt, man habe auch
Bescartes verdammt: Gründe für die Verdammung, deren Beant-
1) Am. 38, XXYII. S.-Beuve 5, 348. BouiUier 2, 16. 163. Poly-
biblion 1876, 285.
2) BauBset, Fenelon S, 267. Bossaet 37, 283. 372. 890.
604 Philosophische Sofariften.
wortnngf auf der Hand liegt . . . Man mnss also, um ein Christ zu
«ein, Peripatetiker werden ... Es scheint mir, die Römischen Theo-
logen sollten einfach katholische Theologen sein nnd den Platonis-
mns und Peripateticismus den Universitäten Uherlassen ^). — In einem
Briefe an P. Andr6 (1, 26) vom J. 1707 wiederholt Mal.: die
Freunde Arnanlds, die als Deputirte von Löwen in Rom waren,
hätten den Trait6 denuncirt, „namentlich Herr *, — der Name iat
mir entfallen, er war einer der Approhatoren von Arnaalds Üisaer-
tation sur les miracles, einem Boche, welches, wie Sie wissen, voll
Yerleumdungen ist und dessen Approbation ein gewissenhafter Mann
zurücknehmen müsste [gemeint ist Le Drou]. Sie hatten damals Freunde
in Rom, und ich kannte dort niemand. Vor 10 — 12 Jahren hat mir
ein Römischer Geistlicher, den ich sonst nicht kenne, das Grutachten
des Examinators meines Buches geschickt, mit welchem er befreundet
war. Die Arbeit ist erbärmlich und der Verfasser hat mich gar
nicht verstanden. Ich habe davon keinen Gebrauch machen und
es der Zeit überlassen wollen, die Wahrheit zur Geltung zu bringen.
Wenn man seine Ansichten möglichst klar dargelegt hat, ist es in
der Regel besser, zu schweigen, als auf Kritiken zu antworten.
Dieses erbittert noch mehr, und die Zeit mildert alles.^' Arnanld
selbst antwortete übrigens du Vauoei, als ihm dieser vorschlug, an
den Card. Bouillon zu schreiben, er möge die Verdammung der
Schriften von Mal., mit denen sich eben die Inquisition beschäftige,
nicht hindern: „Das würde ich für alles Geld in der Welt nicht
thuen. Mögen sie thuen, was sie wollen; es soll nicht auf mein
Betreiben geschehen. Das würden alle anständigen Leute sehr übel
aufnehmen, und mit Recht" (3, 285). üebrigens waren auch Ar-
naulds Schriften gegen den Trait6 von den Jesuiten denuncirt; sie
wurden aber nicht verb.
Charakteristisch für die Stellung, welche die Jesuiten gegen
Cartesius und Malebranche einnahmen, sind die Mittheilungen des
Jesuiten Tves Andr6 (1675 — 1764)*). Ein Assistent des Provinciais
schrieb 1709 an Andr6: Sie gestehen in Ihrem Briefe, dass Sie
Cart. und Mal. stets geschätzt haben, und behaupten, dass deren
Lehre keine Ketzerei oder gefährliche Neuerung sei und dass jeder
vernünftige Mensch in Frankreich einräumen müsse, unter ihren An-
sichten seien sehr annehmbare. Diese Sprache setzt mich in Er-
staunen. Denn die Wahrheit ist, dass diese Lehre in ihrem ganzen
Wesen mit der guten Theologie, ja mit mehreren Glaubensartikeln
in Widerspruch steht. Sie wissen, dass sie zu Rom, von dem Erz-
bischof von Paris und von mehreren Universitäten verworfen worden
ist. Es kann Ihnen nicht unbekannt sein, dass der Pater General
1) Der Brief steht bei E -A. Blampignon, Etüde sur Malebranche..
Buivie d'une correspondance inedite, Par. 1862, p. 7, aber mit dem falschen
Datum 1689.
2) Le Pere Andr^, par A. Charma et 6. Maroel, Caen 1844, 2 vol. 8.
Bouillier 2, 373.
i
R. Descaries und N. Malebranche. 605
nd die Snperioren sie verbieten nnd dass die Gesellschaft nicht
Bv ▼erlangty dass man sie nicht billige, sondern dass man sie be-
kämpfe, wie man die Lehre Calvins vor dem Concil bekämpfte . . .
MftD i8t entschlossen, in der Gesellschaft nicht nar diejenigen nicht
la dolden, welche jenen Schriftstellern folgen oder sie loben,
Ksdem aneh diejenigen nicht, welche sie nicht tadeln und keinen
Eifer gegen ihre Lehre bekunden. — Andri antwortete n. a.: Mein
Gewissen soll mir nicht vorwerfen, dass ich die Schmach ohne An t-
vort lasse, die Sie in Ihrem Briefe zwei sehr katholischen Schrift-
stellern anthnen, indem Sie sie mit den infamsten Haeresiarchen auf
eine Linie stellen . . . Welche Anhänglichkeit zeigt nicht Descartes
Id seiner Methode an die Religion seiner Väter ! Wem widmet er
seine metaphysischen Meditationen, in denen man das ganze Gift
seiner Lehre finden will? Niemand anders als der katholischsten
üniTersitat in Europa^ der Universität, die sich auch bei dieser
Gelegenheit als eine katholische erwies, indem sie die Widmung des
Buches erst annahm, nachdem sie es durch ihre tüchtigsten und
eifrigsten Doctoren hatte prüfen lassen. Wissen Sie nicht, dass er
seine Principien der Censur der Kirche unterworfen hat? Hat er
ein Buch, ja man kann fast sagen, hat er auch nur einen Brief ge-
schrieben, der nicht die deutlichsten Spuren seiner Religiosität an
sich trägt? Ist es ketzerisch, dass er eine Wallfahrt nach Loreto
machte? Sie wissen, dass er unsere Gesellschaft stets liebte und
bis zu seinem Tode mit den heiligsten und gelehrtesten Jesuiten
seiner Zeit in Briefwechsel stand. Diese hüteten sich wohl, seine
Lehre als mit unserm heiligen Glauben in Widerspruch stehend an-
zusehen, während der protestantische Theologe Voet an der Spitze
der Universität Utrecht sie verdammte als den gänzlichen Ruin des
CalvinismuR bezweckend, während man ihn in Holland als einen
Emissär des Papstes und einen verkappten Jesuiten ansah. . . . £r
bat stets in der kath. Kirche gelebt und ist in Frieden gestorben.
Wenige Tage vor seiner letzten Krankheit hat er aus der Hand des
P. Vincent die Communion empfangen . . . Die Königin Christine
hat schriftlich erklärt, Descartes habe mehr als irgend ein anderer
ZQ ihrer Bekehrung beigetragen (Bouillier 1, 449). — Was den
Pater Malebranche betrifft, welche Frömmigkeit bekundet er in
seinen Schriften! Wie demüthig bekennt er seine Unwissenheit nnd
gesteht er seine Irrthümer ein, sobald man sie aufdeckt I Welche
Liehe zu Christus, welche Anhänglichkeit an die Kirche zeigt er!
Welche Geissei war er für den Jansenismus! . . Vor allem, mit
welcher Liebe antwortet er seinen Gegnern! ... Es kommen Irr-
thümer bei beiden Schriftstellern vor, und vielleicht kann man aus
diesen Irrthümern Folgerungen ziehen, die für den Glauben bedenk-
Heh sind. Aber sie leugnen diese Consequenzen und behaupten,
dass sie aus ihren Principien nicht folgen . . . Können Sie billiger
Weise zwei Schriftsteller mit Calvin zusammenstellen, welche der
grössere and verständigere Theil der Katholiken für orthodox hält,
• . . von denen der eine im Schoosse der Römischen Kirche ge-
storben ist, der andere noch in erbaulicher Weise darin lebt? —
606 Philoflophische Schriften.
Aber, sagen Sie, ihre Lehre ist in Born verdammt worden. Das
klingt, als sprächen Sie von einer authentischen, von dem Papste
gegen sie geschlenderten Censnr, nnd doch handelt es sich nnr nm
den Index. Ich weiss, dass einige ihrer Werke in den Index ge-
setzt worden sind. Aber meinen Sie denn, man müsse die Lehre
aller Schriftsteller, die in dieser Liste stehen, bekämpfen wie die
Calvins? Dann müsste man aucb den P. Langlois, den P. Le Tellier
und viele andere gute Katholiken anathematisiren.
8. Der Cnrsus philosophious des oben von Arnauld erwähnten
£mmanuel Maignan aus dem Orden der Minimi, f 1676, — er
war kein Cartesianer» aber ein Anti-Aristoteliker, — der zu Tou-
louse 1652 u. s. erschien, steht nicht im Index, auch nicht die
Yertheidigung desselben, Philosophia sacra sive entis tum superna-
turalis tum increati, Toul. 1662 — 72, 2 Fol., — von ibm ist nur
eine Dissert. theol. de usu licito pecuniae, Toul. 1673, 12., 1674
verb., — obschon beide Werke von Dominicanern und Jesuiten,
u. a. von Vinc. Baron und Th. Baynaud angegriffen wurden (Werner,
Thomas v. Aq. 3, 646. Hurter 2, 152). Dagegen wurden 1709
zwei Bücher seines Schülers Jo. Saguens verb.: Philosophia
Maignani scholastica in 4 vol. divisa, Toul. 1703, und Systema
gratiae philos.-theologicum, in quo omnis vera gratia, tum actualis,
tum habitualis, explanatur; accessit Appendix, in qua exponitur
quid rei physicae sint virtutes infusae, gratiae gratis datae, fructns
Spiritus s. ac characteres sacramentales, Mailand 1701 (beide Bücher
erschienen nochmals Col. 1718 resp. 1721). Eine spätere Yerthei-
digung der vielfach angefochtenen Lehre Maignans von seinem
Ordensgenossen Emmanuel de Naxera, Maignanus redivivus s. de
vera quidditate accidentium manentinm in eucharistia juxta novo-
antiquam Maignani doctrinam, Toul. 1720 (Mich, a S. Jos. 3, 335),
ist wieder frei ausgegangen. — Ein anderes grösseres Werk, welches
den Aristotelismus vom Standpunkte der neuen Philosophie bekämpft,
gleichfalls die Formae substantiales und accidentales verwirft und
von der Transsnbstantiation handelt, ist: Atomi peripateticae sive
tum veterum tum recentiorum atomistorum placita ad neotericae
peripateticae scholae methodum redacta a P. Casimire Tolosate
Capucino, Biterris 1675, 6 vol. 8. (Joum. des Sav. 30. März 1676).
Die Bände 2—6 wurden 1681 mit d. c. verb.
In Frankreich erregte ein Buch des Pfarrers Pierre Cailly zu
Reims (f 1709), Durand commentä, ou Taocord de la philosophie
avec la thiologie touchant la transsubstantiation de l'eucharistie,
Col. 1700, einiges Aufsehen. Bossnet (38, 234; 42, 684) gab 1701
ein Grutachten darüber ab, worin er im Einverständnisse mit dem
Card. Noailles das Verbot des Buches beantragt, aber zagleich er-
wähnt, der Verfasser sei bereit, zu retractiren ^). Im Index steht
Cailly nicht. Dagegen wurde 1734 verb.: Pikees fugitives sur
I) Bonillier 1, 618. Suppl. de Mor6ry s. v. Cally.
E. Maignan. J. B. Chiavetta. A. Pissinas tt. a. 607
reaebaristie, Genf 1730. Die Sammlan^ ist yon dem protestan-
tüehen Theologen Vernet herausgegeben und enthält n. a. ein
Memoire ponr expliquer la possibilite de la transsnbstantiation,
weldies Malebranche zugeschrieben wird (Le P. Andrd 1, 308).
Wie in Frankreich , so wurde auch in Italien in einer Reihe
Ton Schriften in der 2. Hälfte des 17. Jahrb. über die Vereinbar-
keit der Lehre von der Transsubstantiation mit den neuen (ato-
BQstischen) philosophischen Ansichten yerhandelt (Werner 3, 545).
im. Index stehen von den zahlreichen zu dieser Controverse ge-
hörenden italienischen Schriften nur zwei: Trutina D. Jo. Bapt.
Cliiavettae, Dr. Theol. Panormit., qua D. Jo. Balli [Canonicns in
Biri, 1 1640] sententia eo libro contenta cujus titulus est : Aenigma
diseolntnm de modo existendi Christi Dom. sub speciebus panis et
Tini in augustissimo eucharistiae sacramento, ad aequissimum exa-
men crpenditur, Monreale 1643, verb. 1655, — und Naturalium
doctrina, qua fanditns eversis materiei primae formaeque substan-
tiilis et accidentalis sententiis, inopinata substituuntur aut penitus
oWoleta revocantur, auct. Andr. Pissino, Augsb. 1675, verb. 1675.
~ Bajuaud verhöhnt den Mag. S. Pal. Yincentius Candidus, f 1654,
d&88 er das Buch von Chiavetta und damit dessen und Ballo's An-
sicht approbirt habe: die nach der Consecration zurückbleibenden
Gestalten des Brodes und Weines seien nur ein durch die göttliche
Macht bewirkter subjectiver Sinnenschein (die Ansicht de speciebus
eocharistiae evanidis, quales sunt colores iridis, wie Raynaud sagt);
Vinc. Baron, Apolog. 1, 33 antwortet' ihm aber: die Trutina sei
Ton dem Jesuiten Franc. Bardus verfasst, der sie, da er keine Ap-
probation habe erhalten können, unter dem Namen des Chiavetta
Teroffentlicht habe, nachdem er sie selbst mit seinem wahren Namen
approbirt und sich dann auch die Approbation von 13 Theologen
308 verschiedenen Orden verschafft habe, worunter drei Jesuiten
und die Dominicaner Jos. Caruso und Jo. Vinc. Candia (nicht
Cftndidns). — Der Olivetaner Andrea Pissini (nicht Pissy, K.-L.
h 627) aus Lucca vertheidigte eine ähnliche Ansicht. Da ihm
die Inquisition zu Venedig und Padua die Druckerlaubniss ver-
weigerte, Hess er das Buch (wirklich oder angeblich) in Augs-
burg drucken. Er wurde darauf von der Inquisition nach Bom
citirt und musste eine Erklärung unterschreiben, worin er einige
Satze zurücknimmt, namentlich dass er die herkömmliche Ansicht
al« eine gottlose Meinung und ihre Vertreter als Schwachköpfe,
als Märtyrer des Aristoteles auf Kosten des Evangeliums u. dgl.
bezeichnet hatte (Clar. Ven. ad Magliabecum Epp. p. 82. Werner
3, 556).
4. Der Jesuit Giambattista de Benedictis ( 1622 — 1706), Professor
in Neapel, veröffentlichte ftinf Lettere apologetiche in difesa della
teologia scolastica e della filosofia peripatetica di Benedetto Aletino,
Keapel 1694, 12., mit einer scharfen Kritik des Cartesianismus und
persönlichen Angriffen auf Neapolitanische Gelehrte, die als Gegner
608 Philosophische Schriften.
der Scholastik bekannt waren, Lionardo da Capoa (S. 180), Tommaso
Coruelio, Francesco d'Andrea u. a. G-egen ihn achrieb der Jurist
Costantino Grimaldi anonym : Risposta alla Lettera apol. in difesa
della teol. scol. [den 1. der 5 Briefe] di Ben. Aletino. Opera, nella
quäle si dimostra essere quanto necessario ed utile la teol. dog-
matica e metodica, tanto ioutile e vana la volgare teol. scolastica,
Con licenza de' Superiori, Col. 1699, — Risposta alla seoonda
Lettera apol. di Ben. Aletino. Opera utilissima a' professori della
filosoiia, in cui fassi vedere, quanto manche vole sia la peripatetica
dottrina, Col. 1702, — Risposta alla terza Lettera apol. contro
il Cartesio creduto da piü d^Aristotele di Ben. Aletino. Opera in
cui dimostrasi quanto salda e pia sia la filosofia di Renato delle
Carte, Col. 1703 (die Sachen sind ohne Zweifel in Neapel gedruckt).
Benedictis antwortete mit der Difesa della scolastica teologia, Rom
1703, 12., und Difesa della terza Lettera apol. di Ben. Aletino, di-
visa in tre parti, la prima teologica, Taltra filosofica (über Carte-
sius), la terza critica, Rom 1705, 8. Grimaldi wollte antworten,
unterliess dieses aber, weil sein Gegner 1706 starb, und schrieb
nur noch Analisi del modo di teologare. Da aber einige Jesuiten
öffentlich ^bren ganzen Orden für beleidigt erklärten, schrieb sein
Sohn Gregorio (wohl unter seiner Mitwirkung) Lettera di Claristo
Li Cent eo [recte Licuuteo] scritta al Signor Ridolfo Grandini, in
cui si esaminan due luoghi deir opera del Signor Franc. Maradei,
per occasione de' quali si raggiona della sospensione [sospezione?]
proposta dal P. Procurator della Provincia della Comp, di Gesü in
persona del Regio Consiglier D. Costantino Grimaldi, [Neapel] 1716
(Melzi 1, 176. 213). Später veröffentlichte Grimaldi eine vermehrte
Ausgabe der Risposte: Discussioni istoriche, teologiche e filosofiche
di Costantino Grimaldi fatte per occasione delle risposte alle Lettere
apol. di Ben. Aletino. Con licenza de' Superiori, Lucca (Neapel)
1725,* 3 vol. 4. Nun wurden die Discussioni und die drei Risposte
von der Index-Congr. 23. Sept. 1726 verb., die Lettera von Licen-
teo schon 1721. Am Schlüsse des Decretes findet sich die Bemer-
kung: der Secretär habe das Decret Benedict XIII. vorgelegt und
dieser habe dasselbe genehmigt und auszuführen befohlen, mit dem
eigenthümlichen Zusätze : atque insuper in 1. classi praedictos libros
prohiberi voluit et mandavit (Storia lett. d'It. 1753, IV, 176; s. o.
S. 88). Dass die Risposte jetzt, 26 Jahre nach dem Erscheinen der
ersten, in dieser scharfen Form verdammt wurden, wird damit zu-
sammenhangen, dass Grimaldi als Vertheidiger der Neapolitanischen
Regierung unter Clemens XL missliebig geworden war und auch
in den jetzt verbotenen Schriften von der Reception der Römischen
Decrete, dem Exequatur, dem Rechte oder der Pflicht der Fürsten,
den theologischen Unterricht zu reformiren, und dgl. sprach. Auf
Anstiften des Nuncius und der Jesuiten wurde Grimaldi jetzt auch
von dem Card. Althan angegriffen, in Wien aber von seinem Freunde
Giannone (Opere 12, 482) vertheidigt (Fabroni Vitae It. 13, 152).
— Unter Clemens XII. wurden Grimaldi's Bücher nochmals ge-
prüft und auf den Antrag des Abate (später Card.) Tamburini und
J
C. Grimaldi. B. Spinoza a. a. 609
des Secretärs des Index P. Orsi wurde beschlossen, mit Rücksicht
ut eine Retractation Grimaldi's zwar das Verbot seiner Bücher
aifreeht zu halten, aber sie ans der 1. Classe zu entfernen. Die
Retractation ist in einem Briefe an einen Freund (Storia 1. c. p. 180)
enthalten, worin Grimaldi sagt: er sei ein gläubiger Katholik und
sehr betrübt über das scharfe Verbot seiner Bücher; er habe darin
keine andere Absicht gehabt, als die Studien und die Gelehrten
seines Vaterlandes zu yertheidigen und zu zeigen, dass das Studium
der dogmatischen und der scholastischen Theologie zwar sehr gut
sei, die letztere aber von einigen Theologen missbraucht werde;
veon er dabei zu harte Worte gebraucht, so thue ihm das leid;
er gestehe auch, dass er zu diesen Missbräuchen nicht viele kirch-
liche Crebräuche hätte zählen dürfen, die seit Jahrhunderten im
Abendlande beständen, z. B. dass man auf die Altäre ein Crucifix
stelle, die Privatmessen, dass man den Kindern nicht die Commu-
nion and die Firmung, den Laien das Abendmahl nur unter Einer
fieatalt spende, dass die Lossprechung modo indicativo ertheilt
werde, die überstrenge Verordnung über das Beichtsiegel; was er
gegen diese Gebräuche gesagt, nehme er zurück.
5. Spinoza's Opera posthuma stehen in den älteren Indices
nicht; erst Ben. hat sie aufgenommen. Er gibt als Datum des
Verbotes 13. Mart. 1679 et 29. Aug. 1690 an. Das erstere ist
aber das Datum des Verbotes des Tractatus. — 1826 wurde verb.:
Theologisch-politische Abhandlung von Spinoza, freie Uebersetzung
uid mit Anmerkungen begleitet von Z. [recte J.] A. Kalb, München
1825, wohl nicht die gefährlichste unter den vielen Schriften über
Spinoza. — Die Schrift des mit Spinoza befreundeten Amsterdamer
Arztes Ludwig Meyer, Philosophia scripturae interpres, exercitatio
paradoxa, in qua veram philos. infallibilem s. literas interpretandi
nonnam esse, apodictice demonstratur, Elentheropoli 1666, 4. (3 Ed.
cnm praef. Semleri, 1776; Diestel, Gesch. des A. T. S. 392), ist
nicht verb.
Von philosophischen Schriften protestantischer Verfasser stehen
408 der Zeit von 1670 — 1757 ausser Schweling im Index nur: Jac.
Thomasius (zu Leipzig, 1622 — 84), Exercitatio de stoica mundl
ezostione, cui accesserunt argumenti varii, sed inprimis ad bist,
stoicae philos. facientes dissertationes, Lpz. 1676, verb. 1678. —
Paosophia enchiretica sive philosophia experimentalis in academia
Moysis primum per sex prima capita Genesis tradita, demum per
ignem examinata et probata, auct. Arnolde Bachimio Denstonio
Cosmosopho, Nürnb. 1682, verb. 1688. — Traiti du beau, par
Jean- Pierre de Crousaz, Amst. 1724, 2 vol., verb. 1742 (Suppl.
de Mor^ry s. v.). — Jac. Brück er, Historia critica philosophiae,
5 vol., 1742—44, verb. 1755 und 1757 (obschon Brucker noch
1754 mit dem Card. Passionei in freundschaftlicher Correspondenz
stand; Memorie della vita del Card. Passionei, Rom 1762, p. 240).
~- I>ie Philosophie von Leibniz und Chr. Wolff ist im Index nur
vertreten durch das Buch von Canz (S. 113) und G. B. Bülffin-
Reasch, Index n. 39
610 Der Quietismod.
gerus (Büfinger, A. D. B. 2, 634), De harmonia animi et corporis
hum. maxime praestabilita ex mente Leibnitii, 1720, verb. 1727.
6. Durch Cartesins wnrde ancb die Controverse de anima
brutoram angeregt. Im Index steht von den zahlreichen Schriften,
die seit 1662 darüber erschienen (Bonillier 2, 151), nur De anima
brntorum commentaria. Gnriosum nobis natura ingeninm dedit.
Sen. de vita beata c. 32., mit d. c. verb. 1784.
63. Der Qaietismns.
Zwei kleine ascetiscbe Schriften des in Rom in hohem An-
sehen lebenden Spaniers Miguel de Molinos wurden schon am
1680 als eine falsche Frömmigkeit, den Quietismus, befördernd
angegriffen, unter anderm von dem Jesuiten Paolo Segneri, von
der Inquisition jedoch anfangs in Schutz genommen. Im J. 1685
wurde gegen Molinos wegen seiner Lehre und seines Lebens
ein Process eingeleitet und 1687 er selbst zu lebenslänglicher
Haft verurtheilt, seine Lehre zuerst durch ein Decret der Inqui-
sition, dann durch eine besondere Bulle Innocenz' XI. verdammt
und alle seine Schriften, gedruckte und handschriftliehe, verboten.
Bald darauf wurden von der Inquisition auch die ascetischen
Schriften seines Freundes, des Cardinais Petrucci, — obschon
sie viel weniger von der herkömmlichen mystischen Theologie ab-
weichen als die des Molinos, — sowie anderer Anhänger denselben
verboten, auch einige französische Schriften ähnlichen Charakters,
namentlich von Malaval, Boudon, La Combe und Madame Guyon.
In den nächsten Jahren bis 1704 verbot die Inquisition noch
eine Reihe von ascetischen Schriften, darunter manche, welche
bis dahin, zum Theil schon seit geraumer Zeit, ungehindert ver-
breitet worden, zum Theil in Rom selbst gedruckt waren, von
Falconi, Canfeld, Bernieres-Louvigny u. s. w. Jedenfalls ist bei
diesem Eifer, welchen die Inquisition jetzt im Ausraufen des Un-
krauts auf dem Felde der ascetischen Literatur entfaltete, auch
mancher Weizenhalm mit ausgerauft worden. — Schon vor Mo-
linos, 1675 wurden von Giacomo Lambardi sämmtliche Schriften
verboten.
1. Die ersten Schriften des 17. Jahrb., welche vielleicht als
quietistische bezeichnet werden können und im Index stehen, sind
6. Lambardi n. a. M. Molinos. 611
die von eisem VincentiuB N er ins Neapolitanns: Expositio nova in
Terbum hoc: Judicium (seit Ben. in verbnm: Hoc Judicium) und
LuninoBO Bole, per mezzo del quäle Tanima christ. pu6 intrare nel
sacro regno della mistica ed occulta theologia, verb. 1634, und
Exereicefl spiritnels pour la r^traite de dix jours par le F. Sul-
piee, RecoUet de Nantes, mit d. c. yerb. 1668. — Von Griacomo
Lambardi berichtet Pelayo 2, 573: er habe fast alle Ceremonien
und äusseren Cultushandlungen verworfen, sei von der Inquisition
in Perugia zu einer Busse verurtheilt^ später nochmals in Spoleto
verbaftet worden und im G-efängnisse gestorben^). In einem Decrete
(wohl der Inq.) vom 28. März 1675 werden von ihm verboten die
Oposeoli: Deploratio animae, Semplicit& spirituale, Trattato dell*
esterioritä, Yerba ministri altaris ö sia libro di profetie, und „alle
TOS ihm geschriebenen oder dictirten oder aus seinen Schriften ent-
nommenen oder irgendwie abgeschriebenen Regeln, Docnmente und
Weisungen (avvertimenti) und überhaupt alle von ihm verfassten
oder über ihn handelnden Schriften ** (seit Ben. nur: alle seine ge-
drackten oder handschriftlichen Opuscula). •— Nur in der Raccolta
stehen als von der Inq. 10. Sept 1679 verb., Libretti spirituali del
P. Bemabei, Min. Conv., dedicati alV Imperatrice Eleonora, stam-
pati in Praga.
1676 wurde verb.: Stati d^orazione mentale per arrivare in
breve tempo a Dio, dalla Rev. M. Maria Bonaventura dell' Incar-
nazione, eine üebersetzung einer Schrift der Marie Guyard, geb.
1599, vom 17. bis 19. Jahre verheirathet, seit 1631 Ursulinerin
(als solche hiess sie Möre Bonav. de Plncamation), die 1639 nach
Canada ging und dort Vorsteherin eines Klosters war, f 1672. Ihr
Sohn, der Mauriner Claude Guyard, schrieb ihre Biographie, Par.
1677, 12. Sie stand mit Bernieres-Louvigny (s. u.) in Verkehr
(Heppe S. 96). Bossuet spricht in seinen Schriften über den Quie-
tismns mit Achtung von ihr und sagt in einem Briefe von 1695
(39,365), ihre Biographie habe er sehr geschätzt 2). Trotz des Ver-
botes ihres Buches ist ihr Beatificationsprocess eingeleitet (Acta S. S.
15, 288). — Ueber A. Bourignon und J. de Labadie s. S. 94. 101.
2. Miguel de Molinos^), geb. 1640, aus einer angesehenen
Familie in Aragonien, zu Coimbra zum Dr. theol. promovirt, kam
1669 oder 1670 nach Rom, wurde dort ein sehr gesuchter Beicht-
vater und stand in geistlichen Kreisen in hohem Ansehen, auch bei
1) Ueber Processe der Inquisition gegen schwärmerische Conventikel
aod damit zasammenhanffende Ünsittlichkeiten in Neapel, Brescia, Treviso,
Florenz s. D. Bernini, Hist. di tutte Fheresie, Ven. 1721, 4, 722. A. J. P.
B, 1569. Le Bret, Mag. 8. 564.
2) La Combe (Bossuet 40, 107) erwähnt drei andere Schriften der
Mere Bon (sie) de rincamation, Ursulinerin von St. Marcellin in der Dau-
pbine : Jesus bon pasteur, Etat du pur amour, Catechisme spirituel. Heppe
srwihnt diese nicht.
'6) Vgl. Scharling, M. Molinos, Zts. f. bist. Theol. 1854. 55. Heppe,
6eseh. der quietist. Mystik, 1875. Bossuet, Oeuvres 27, 493. Michaud 4,
*5l. Valery, Corr. de Mabillon.
612 Der Quietismus.
mehreren Caidinälen, u. a. bei dem Card. Benedetto Odescalchi, der
1676 als Innocenz XI. Papst wurde und Mol. eine Wohnung im
päpstlichen Palaste anwies. 1675 erschien von ihm zu Rom eine
kleine Schrift: Guida spirituale che disinvulge Tanima e la conduce
per Tinteriore cammino air acquisto della perfetta contemplazione e
del ricco tesoro della pace interiore, etwas später eine yod ihm
spanisch geschriebene, ohne seinen Auftrag von einem italienischen
Priester übersetzte Abhandlung : Breve trattato della cotidiana com-
munione, composta in idioma spagnuolo dal D. M. de Molinos e
fatto tradurre e mandato a luce da un altro divoto sacerdote. 1678
erschienen beide zusammen zu Venedig, seitdem regelmässig zusam-
men, zu Eom 1681 u. s., bald auch in anderen Sprachen (lateinisch
von A. H. Prancke 1687, deutsch von Gottfr. Arnold 1699, 3. Aufl.
1712, englisch s. 1. 1699). Die Guida war von 5 Theologen, wor-
unter 4 Qualificatoren der Inquisition, approbirt. Der Erzbischof
von Palermo Hess 1681 eine Ausgabe für die Frauenklöster seiner
Diöcese und ihre Beichtväter mit einem Vorwort drucken. Dagegen
klagte der Erzbischof von Neapel, Card. Caraccioli, in einem Briefe
an Innocenz XI. vom 30. Jan. 1682 über die neuen „Quietisten" :
sie missachteten das mündliche Gebet und die Meditation und legten
nur Werth auf das passive Gebet oder die Conteroplation und hielten
die Gedanken, die ihnen in dieser Stille des Gebetes in den Sinn
kämen, für göttliche Eingebungen und glaubten darum keinem Ge-
setze mehr unterworfen zu sein; einige verwürfen das mündliche
Gebet ganz, auch den Rosenkranz und das Ereuzzeichen, Crncifixe
und Heiligenbilder; viele, auch Verheirathete, wollten täglich com-
municiren; er habe einer ihm vorgelegten quietistischen Schrift die
Approbation verweigert. — Der bedeutendste Anhänger des Mol.,
sein „Timotheus", war Pietro Matteo Petrucci, geb. 1636 zu Jesi,
erst Jurist, dann nach einem leichtfertigen Leben Oratorianer, damals
Vorsteher des Oratoriums zu Rom. Seine ältesten Schriften sind :
Lettere e trattati spirituali e mistici, 2 Theile, Jesi 1676 and 78,
Ven. 1681, — Meditazioni ed esercitii prattici di varie virtu, ed
estirpatione de' vitii per la novena del s. Natale di Gesü N. S. e
per la Settimana santa, Jesi 1679, — I mistici enigmi disyelati;
dichiaratione deir ultimo sonetto della 4. parte delle poesie del P.
Petrucci, con un breve metodo per la guida delle anime all' altezza
mistica della divina gratia guidate, Jesi 1680.
Die ersten literarischen Gegner des Mol. waren Jesuiten. Schon
1678 veröfiPentlichte Gottardo Bell' Huomo zu Modena II pregio
e l'ordine deir orationi ordinarie e mistiche. Es ist bezeichnend
für das Ansehen, in welchem Mol. damals stand, dass der Jesuiten-
General Oliva, als dieses Buch bei der Inq. denuncirt worden, sich
1680 bei Mol. für den Verfasser verwendete^). 1680 erschien dann
1) Serry p. 666 theilt Bruchstücke aus dem Briefwechsel mit. Oliva
schreibt 36. Febr. 1680: Bell' Huomo sei denuncirt worden, als wenn er
von dem h. Dionysius Areopagita verächtlich gesprochen, die wahre Con-
J
M. MolinoB. P. M. Petraoci. P. Segneri. 613
GoDeordia tra la fatioa e la quiete neir oratione espressa ad un re-
ligioflo in risposta da Paolo Segneri della C. di Ges^i, worin aus-
j^führt wird: man dürfe nicht die Meditation verachten und metho-
diflch nach der Contemplation streben, da diese ein besonderes Cha-
risma sei; das contemplative Leben sei höher als das ascetische,
aber hoher als beide stehe das Leben, in welchem Contemplation
und Meditation, Beschaulichkeit und Thätigkeit vereinigt seien.
Petnicci schrieb dagegen La contemplazione mistica acquistata, in
eoi si sciogliono Toppositioni contro a questa oratione, Jesi 1681,
dem Card. Alderano Cybo gewidmet, nochmals mit einer polemisch-
apologetischen Aggiunta 1682. Von Segneri erschien dann Letter a
di risposta al Sig. Ignatio Bartalini sopra Teccettioni che da un di-
feosore de' modemi quietisti a ohi ha impugnato le loro leggi [in
orare, diyulgata in onor dell' utile e vera contemplazione e in dis-
cemimento della contraria], Ven. 1681. Im folgenden Jahre erschien
noch Clavis aurea, qua aperiuntur errores Michaelis de Molinos in
ejus libro cui titulus: La guida spirituale, per Patrem Alex. Re-
giam, Cler. reg. minorem elaborata, Ven. 1682. — Die Inq. nahm
diese Schriften in Untersuchung und verbot nicht die von Mol. und
Petmcci, sondern 26. Nov. 1681 die von Bell' Huomo mit d. c, 15.
Bee. 1682 unbedingt die von Eegius und Segneri's Lettera. Ein
Verbot von dessen Concordia scheint nicht veröffentlicht, ihm aber
aufgegeben worden zu sein, eine neue verbesserte Ausgabe davon
zn veranstalten, welche aber erst 1691 unter dem Titel Concordia
. . . corretta dal medesimo autore in Koma, nella stamperia di D. A.
Ercole erschien^).
templation geleugnet und sich als unerfahren in den ersten Elementen
des Innern Gebets gezeigt habe, wahrend er doch sehr verständig und
bescheiden geschrieben. „Lob sei Gott, der den höchsten Definitoren
der Inquisition so viel Licht mitgetheilt, und Dank der göttlichen Vor-
sefaong, dass die Unschuld eines so tüchtigen und vorsichtigen Mannes
beschützt wird." Mol. antwortet 27. Febr.: er kenne den Pater Bell*
Huomo, und wenn er auch kein so bedeutendes Talent hätte, wie Oliva
angebe, würde er ihn doch schon darum schätzen, w^eil er ein Sohn der
Ton ihm sehr geachteten Gesellschaft Jesu sei. Oliva möge sich beruhigen;
wenn das Buch so gut sei, werde Gott die Gegner erleuchten, dass sie es
anerkannten. Auch Pelayo 2, 576 berichtet über diesen in der Casana-
teusischen Bibliothek befindlichen Briefwechsel, sagt aber von Bell' Huomo
nichts und stellt die Sache so dar, als ob Mol. sich bei Oliva wegen seiner
Ansichten, die mit denen der spanischen Begardos und Alumbrados
(1 S. 584) nichts zu thuen hatten, gerechtfertigt und Oliva darauf halb
ironisch geantwortet hatte.
1) In Segneri's Biographie von Massei (in den Opere del P. Paolo
Segneri, Ven. 1742, 4 vol. 4.) wird § 49 erzählt: „Die Concordia wurde
in Rom verboten. Segneri beklagte sich nie darüber, tröstete vielmehr
die Freunde, die ihm ihr Beileid bezeugten, mit den Worten: das sei
Gottes Sache und Gott werde ihn beschützen, wie es denn auch geschah,
da, nachdem die Wahrheit besser erkannt und die unter den Blumen ver-
borgene Schlange entdeckt worden war, die Irrthümer [des Mol.] von der
Inq. verdammt und Segneri's Buch zu seinem grossen Ruhme dem Publicum
zorückgegeben wurde." Die Concordia steht in keinem Index ; aber in einem
614 Der Quietismns.
Petrucoi, der 1681 Bischof von Jesi geworden, veröffentlichte
in den nächsten Jahren noch : II nuUa delle creatnre e il tutto di
Dio; trattati due, Jesi 1682, — Lettere hrevi spiritnali e sacre, 2
Theile, Jesi 1682 und 84 (dem 2. Theile heigefügt an trattato per
bene regolare le passioni); — La scnola dell' oratione aperta alle
anime devote nell' expositione d'una sagra canzonetta di S. Teresa,
Bologna 1686, — La Yergine assnnta, novena spiritnale per il
beatissimo transito, resurrettione ed aasnntione di Maria Nostra
Signora, con una introduttione all' oratione interna e con nn* expli*
catione di sette punti di perfettione oristiana, accennati dal Yen. P.
F. Giov. Taulero, Macerata 16871).
Iih J. 1685 beschloss die Inquisition, gegen Molinos, allem
Anscheine nach hauptsächlich auf Grrund von Anzeigen über sittliche
Vergehen, einen förmlichen Process einzuleiten ^j. Der Assessor 8.
Briefe vom 4. Sept. 1690 (Lettere inedite p. 189) schreibt Segneri an den
Grossherzog Cosimo III. : „Ich habe (von Rom) die Bemerkungen über die
Concordia erhalten. Card. Colonna will, dass ich die neue Ausgabe nicht,
wie die erste, ihm, sondern einem andern, etwa £w. Hoheit widme (Seg-
neri erwähnt dabei, der Grossherzog habe sich auch unter dem vorigen
Pontificate für das Buch verwendet). Uebrigens glaube ich, dass der Car-
dinal nicht ohne Mühe es dahin gebracht hat, dass nur wenige und un-
bedeutende den Sinn betreffende Aenderungen verlangt werden. Die Re-
visoren haben nicht unterlassen, möglichst viel zu nergeln (cavillare); aber
die h. Congregation ist schliesslich dem Urtheil des Cardinais beigetreten.'*
Am 17. März 1691 (p. 149) schreibt er von Rom aus: „Ich habe mit den
beiden mir von der h. Congr. angewiesenen Revisoren, dem Magister S.
Pal. und dem Conventualen P. Fabbri, Consultor der Inq., bezüglich der
Concordia alles in Ordnung gebracht." — Ein Verbot der Lettera erwähnt
Massei nicht; ohne Zweifel ist aber die noch jetzt im Index stehende
Lettera di risposta al Sig. Ign. Bartalini identisch mit der (trotz des Ver-
botes) in den Opere 4, 337 unmittelbar hinter der Concordia abgedruckten
Lettera (der Titel ist ganz derselbe; nur fehlt in den Opere „al Sig. Ign.
Bartalini" und sind die oben in [ ] stehenden Worte beigefügt); hinter
der Lettera stehen noch zwei andere, Yen. 1682 erschienene Schrifben,
die gegen die Schrift von Malaval gerichtet sind, die auch in der Lettera
erwähnt wird. Petrucci wird in dieser nicht pfenannt, ist aber ohne Zweiff!
mit L'illustrissimo mio impugnatore gemeint. In einem Briefe vom 23.
März 1686 (p. 68) spricht Segneri von questo accidente della mia Lettera
di risposta ristampata con quelle righe di aggiunta spropositata, — also
einem nach dem Verbote erschienenen Abdruck, — und füßjt bei: der
Pater General habe ihm aufgegeben, an den Commissar der Inq. zu
schreiben, der ihn kenne.
1) Auch einige Schriften von Petrucci wurden früh von Protestanten
übersetzt: Kurtze geistliche Brieffe des Card. P. M. Petrucci, mit Vorrede
G. Arnolds, Halle 1705 (U. N. 1705, 366). Card. Petrucci's Christian per-
fection in the love of God. . . ., 1704.
2) Es heisst, Ludwig XIV. habe auf Betreiben seines Beichtvaters
La Chaise durch seinen Gesandten dem Papste sein Befremden darüber
aussprechen lassen, dass er einen Mann in seinem Hause unterhalte und
begünstige, der ofiPenbare Ketzereien lehre und das Volk zur Geringschätzung
der kirchlichen gottesdienstlichen Uebungen verleite. Scharling 1855, 15.
Bei Michaud findet sich aber nichts der Art und 4, 463 eine Mittheilang
J
M. Molinos. 615
Off., Piazza, hatte Mühe, von dem Papste die Geuehmigung zur
Terhafhmg des Angeklagten zu erlangen. Der Prooess dauerte bis
mm August 1687. Im Angust 1685 schreibt J. Durand: manche
meinten, die Sache werde in Bauch aufgehen ; die Königin Christine
protegire Mol., bemühe sich, seine Freilassung zu erwirken, und habe
durchgesetzt, dass er im Grefängnisse sehr gut behandelt werde.
Gleichzeitig schreibt Germain : die meisten billig urtheilenden Leute
atg;ten, Mol.*s Sitten seien vorwurfsfrei gewesen; französische Ge-
Idirte, die sein Buch und andere Actenstücke gelesen, fänden darin
mehts Bedenkliches ; aber die Inq. pflege allerdings sonst niemand
zu verhaften, dessen Schuld nicht zu zwei Dritteln erwiesen sei
(Yalery 1, 73. 98). Man beschränkte sich nicht auf eine Unter-
rachnng des gedruckten Baches, sondern prüfte auch die Tausende
von Briefen, die sich bei Mol. gefunden, — angeblich allein von der
Fürstin Borghese 2000, von der Königin Christine 200 (Michaud
4,484), — und verhörte auch eine Menge von Personen, welche
durch diese Briefe oder sonstwie als seine Anhänger bekannt ge-
worden waren. Anfangs scheint der Process lässig betrieben worden
ZQ sein. Die spanische Inquisition kam der Römischen mit der
Verdammung des Buches zuvor (sie verbot eine 1677 zu Saragossa
jredruckte span. Ausgabe), was man in Rom übel nahm. Erst Ende
1686 scheint man begonnen zu haben, die Untersuchung energischer
zu fahren. Im Herbst wurden der Priester Simon Leoni, Beicht-
vater in einem Römischen Nonnenkloster, und sein Bruder Antonio
Maria, ein Schneider, verhaftet, am 9. Febr. 1687 70 Personen, um
als Zeugen vernommen zu werden, darunter Paolo Rocchi, der Beicht-
vater der Fürstin Borghese, und mehrere andere Geistliche, der
Graf und die Gräfin Vespignani und andere hochgestellte Personen.
Es ging sogar das abenteuerliche Gerficht, auch Benedetto Odes-
ealchi, — der Papst, — sei als Zeuge vernommen worden. Unter
dem 15. Febr. 1687 erliess die Inq. ein von dem Card. Gybo als
Secretär unterzeichnetes geheimes Circular an die italienischen Bi-
schöfe^), worin dieselben zum Einschreiten gegen quietistische Con-
Tsrtikel und zar Ueberwachung der Beichtväter der Nonnen aufge-
fordert wurden. Am 29. Juni 1687 schreibt Estiennot (Yal. 2, 52):
er habe den Process gelesen; man habe 260 Sätze aus den Manu-
wripten und Briefen des Mol. ausgezogen, — diese von den Con-
niltoren und Qualifioatoren begutachteten Sätze waren nach Michaud
4,462 schon 4. März den Cardinälen der Inq. mitgetheilt worden,
— von seinem Buche habe man noch nichts gesagt; da dasselbe
des Card. d'Estrees vom 19. Aug. 1687 : Card. Chigi habe gewünscht, der
König möge den Papst (zur Bestätigung des Urtheils) drängen; er habe
geantwortet, die Sache gehe die Franzosen nichts an.
1) Bei Bossuet 27, 497 steht dieses Circular mit der falschen Ueber-
lehrift: ä tous les potentats, eveques et sup^rieurs de la ohretiente. Aus
dem Inhalte ergibt sich, dass es an die italienischen Bischöfe fferichtct ist,
aad darum ist es auch gar nicht auffallend (Heppe S. 266), dass es nicht
lateinisch abgefasst ist.
616 Der QuietiBmus.
noch vor wenigen Jahren approbirt worden, werde man sieb jetzt
noch nicht entschliesBcn können, dasselbe zu verdammen ; das werde
kommen, aber erst mit der Zeit. Die Irrthtimer der Quietisten,
welche sich bei der Untersuchung ergeben, wurden in 19 Artikeln
zusammengestellt ^).
Am 8. Juli 1687 wohnte der Papst zum ersten Male seit einem
Jahre wieder einer Sitzung der Inq. bei (Michaud 4, 462). Am 22.
Juli 1 687 schreibt Estiennot ( Val. 2, 68) : Appiani, — ein wegen
seiner Gelehrsamkeit und Frömmigkeit angesehener Jesuit, — sei
verhaftet worden; man sage, er sei im Gefängniss irrsinnig gewor-
den und in der vorigen Woche gestorben. Letzteres Gerücht war
irrig ; im October meldet Estiennot, Appiani sei zu 3 Jahren strengen
und 7 Jahren gewöhnlichen Gefängnisses verurtheilt worden; man
meine, er sei noch wohlfeil davon gekommen^).
Noch vor der Beendigung des Processes, in den Jahren 1686
— 87, verbot die Inq.: Eespuesta i unos errores que han appa-
recido vagos sin antor, bien que se presume prohijarse al insigne
varon el Doctor Molinos; — L^ecclesiasticoin solitudine . , .
composto da N., Prete della Congr. dell' Oratorio, Brescia 1685; —
Alfabeto litterale, fantasmatico, mistico ... .; — Passi deir anima
per il Camino di pura fede, cioe brevi notizie dei gradi e mutationi,
che fa Tanima neir oratione acquistata per il Camino di pura fede.
Opera del P. Gio. Paolo Kocchi da Cittä di Castello, Ven. 1677;
— Lettera scritta dall' abate Verneuil ad un' amico di Marseglia
[Malaval?] sopra la dottrina del maestro della nuova scuola dell*
orazione di quiete o di pura fede; Melzi 3,210 sagt: nach der
Biblioth. Picena habe der Capuciner P. Franc. Maria da Jesi, in
saeculo G. B. Mengarelli, diesen Brief in Druck gegeben (auch ver-
fasst?). 1689 wurden noch verb.: Quinque folia impressa pine no-
mine autoris et s. 1. et a. impressa, quorum titulus est: Risposta
deir amico alla lettera scritta dall' abate Yemeuil . . . Die Keplica
deir ab. Verneuil alla risposta delV amico sopra la dottrina del C.
P. [Card. Petrucci], Padua 1687 (Melzi 3, 210), steht nicht im Index.
Endlich, am 3. Sept. 1687, wurde ein Decret der Inq. von
Fer. Y. 28. Aug. angeheftet und das am 20. Aug. von der Inq.
gefällte Drtheil über Molinos in Santa Maria sopra Minerva in Ge-
genwart von 23 Cardinälen und vielen Prälaten, des spanischen
Gesandten und einer grossen Volksmenge verkündigt. In dem De-
crete heisst es: es sei der Inq. kund geworden, dass ein gewisser
1) Die Errori principali di quelli che esercitano l'oratione di quiete
stehen in den Three Lettrcs p. 65, französisch bei Bossuet 27, 498.
2) Die Jesuiten geben an, Appiani habe abgeschworen und sei
reumüthig gestorben, Michaud 4, 468: er sei im Gefängniss fast irrsinnig
geworden, schliesslich ohne Abschwörung entlassen, ihm aber die Erlaubniss,
Beicht zu hören, entzogen worden. Von dem Jesuiten Esparza, der das
Buch von Mol. mit approbirt hatte, ging, als er nach der Einleitung des
Processes von Rom verschwand, das abenteuerliche Gerücht, er sei einge-
mauert worden.
J
M. Moliiios. 617
c Mülinos, ein Sohn des Venlerbpn», scliledite Lehren niiiniilLult
schrifllieli verkündet und pruktisrh anpc wendet, durcli welclie
dem Verwände der Oratio quietifl im WidfTsi'riithe mit der
! nnd dem Geljrsuehe der Kirche die GliuiMgen der wahren
ion nnd der Keinheit der christlichen FrünnniKkeit entfremdet
u «ehr proesen Irrthümern und gewissen Schnmilichkeifen ver-
Koriten seien; nach dein Votum der Inq. habe der Pajit fol-
Sätze, welche Mol. gelehrt und geglaubt jiii hnben überwiesen
■n bezw. geständiR sei, als resp. ketieriseh, verdäehliir . , .
mint (folgen 68 Sätze; ee waren der Inq. 211.3 Siitze vorgelegt
ti; A. J. P. 10, 5741; ferner verbiete der Papst alle gedrnckten
rpÄchriebenen Schriften des Mol. nnd gebiete, dieselben ahzu-
1 und zu verbrennen. — In dem sehr umfangreichen Urlheil
es n. a.; mehrere Zeugen hätten bclvnndet, dans Mol. nnzücb-
md andere schleehte Handlungen, Schmähungen gegen Gott,
. Jungfrau und die Sacramente u. p. w , die sie begangen, ent-
ligt und sie ermüchtigt habe, dieselben nicht zu beichten; nun
I Briefen nnd Geständnissen ergebe sieh, dass er von solchen
ungen gesagt, sie seien nicht sündhaft, weil nicht freiwillig,
rn in Folge einer Nüthignng durch den Teufel begangen; er
behauptet, er sei durch hiihere Erleuchtnnp in den Stand ge-
worden, eolehe Handlungen von wirklich eilndhaflen zu unler-
en; die von ihm mündlieh nnd brieflich vorgetrngenen Irrlhümer
da« Gebet seien, in einige Haiiplpunkte Kusammengefasst, von
naiificaloren censiirirt und die von ihm selbst gegebenen Er-
ungen als nngenögcnd erkannt worden; er habe in einem Briefe
, es gebe zahllose Seelen, die nie zu beichten brauchten, weil
:li keiner Sünde bewusüt seien, und er selbst habe 22 Jahre
uiiteria actnalis suiticiens zur Beichte gehabt; er habe un-
se Handlnngen eingestanden. SchlieHslich heiRst es: Mol. sei
lereticus doginatizans den Cennuren verfallen, solle aber, da er
bekundet, nach vorheriger Abschwörung von der Excommuni-
losgesprochen werden ; ferner werde er zu formalis carcer
uuR sine spe veniae verurtheilt und habe täglich das uposto-
Glauhensbekenntniss und den dritten Theil des llosenkranzea
en und viermal jährlieh zu beichten. — Am folgenden Tage
n die Brüder Leoni abschwüren; der Priester wurde zu zehn-
er, der Schneider zu lebensmngiicher Haft verurtheilt. Krst
in 1689 wurde der Spanier Pedro Peila, der Molinos' Secretär
;n war, zur (nicht Üfl'entlichen) Al'schwörung nnd zu lebens-
her Haft verurtheilt.
im 15. Febr. 16P8 wurde eine eigene vom 20. Nov. Iß87
Bulle über die Irrthümer des Molinos publieirt. Sie ist in-
li im wesentlichen nur eine 'Wlederholiing und Bestätigung
quisitionsdecretes vom 28. Aug.'), In den alteren Indices
) Das Decret vom 28. Aug. IßBT und die Bulle sieben bei Arf
<7, die Sentenz A. J, V. 6, 1G5Ü (auch juxta cxein|>lar Kom. im An
618 Der Quietismas.
steht mit Verweisung auf die Bnlle Mich. Moiinos libri omnes om-
niaqne opera quoc. loco et idiomate impressa necnon omnia mann-
scripta, seit Ben. opera omnia tarn edita quam mannscr. — Renau-
dot, der einen Auszug aus den Processacten in Händen hatte, schrieb
13. Oct. 1687 an Bossuet: Moiinos 6tait un des plus grands scili-
rats qu'on puisse s^imaginer. II n'y a ordures execrables qu41 n^ait
commises durant 22 ann^es sans se confesser. Auch andere, welche
die (abschriftlich in München befindlichen) Acten durchgesehen,
sprechen über seine sittliche Verkommenheit nicht milder. Diese
ist denn auch ohne Zweifel der Hauptgrund des Verbotes seiner
Schriften gewesen^). — 1693 ging das Gerücht, Mol. sei gestorben;
nach den Römischen Zeitungen ist er aber erst 28. Dec. 1697, reu-
müthig und mit den Sacramenten versehen, gestorben (das Gerücht,
er sei vergiftet worden, ist ohne Zweifel grundlos). Auf seinem
Grabe im Dominicanerkloster San Pietro in Montorio steht die In-
schrift: Qui h il corpo del D. M. Moiinos ii gran heretico.
Gegen Petrucci, er wurde 2. Sept. 1686, also nach der Ein-
leitung des Processes gegen Mol., zum Cardinal ernannt, — wurde
natürlich rücksichtsvoller verfahren. Er wurde nicht verhaftet, und
im Juni 1687 übertrug der Papst, zum Verdrusse der Inquisition,
die Untersuchung gegen ihn einer besondern, aus den Cardinälen
Cybo, Ottoboni, Casanate und Azzolini bestehenden Commission und
suspendirte das Decret der Inq., welches seine oben verzeichneten
Schriften verbot. ~- Estiennot meldet im Aug. 1687: ein Abate
Taya sei von der Inq. verhaftet worden, weil er eine Apologie der
Ansichten Petrucci's und der Quietisten habe drucken lassen ; der
Verfasser derselben sei P. Boussy (Biscia? s. u.) von der Ghiesa
nuova, — also ein Oratorianer, — und Card. Cybo habe mündlich
die Erlaubniss zum Drucke ertheilt; die Exemplare seien confiscirt
worden, Boussy aber habe sich dadurch aus der Affaire gezogen,
dass er bei dem Papste ein offenes Geständniss abgelegt; nun müsse
Taya für alle bezahlen; die fragliche Schrift sei nicht übel gemacht,
aber Taya habe sie ohne Erlaubniss des Mag. S. Pal. drucken lassen
und zu frei gesprochen; übrigens habe man ihm schon lange etwas
anhaben wollen und auf einen Anlass gewartet. Card. Petrucci habe
gesagt, er habe keinen Auftrag zur Abfassung der Schrift gegeben;
hange von A. H. Francke's Uebersetzung der Gaida, Manuductio spiritnalis,
1687), die Sentenzen gegen die Brüder Leoni A. J.P. 10, 594, die Sentenz
gegen Pefia bei Laemmer, Mal. Rom. p. 407, Beschreibungen der Abschwö-
rung des Mol. bei Le Bret, Mag. 4, 124; Valery 2, 95; Laemmer 1. c;
Michaud 4, 465. Vgl. Deutscher Merkur 1879, 113.
1) Leibniz schreibt 1688 an den Landgrafen Ernst (Bommel 2^ ISl):
Les personnes las plus devotes et las plus eclairees de Korne ont ete trom-
pees par les hypocrisies de Moiinos ... La Guida ne dit presque rien
qu'on ne trouve dans les auteurs mystiques approuves. Si Moiinos a cache
du venin sous ce miel, est-il juste que Petrucci et autres personnes de
merite an soient responsables? . . J'ai trouve des espressions dans la
Guida que je n'approuve pas, quoiqu 'alles se trouvent chez quelques au-
teurs mystiques.
.j
Card. FetrDCci. fi. Biscia. 619
imehmen nach lasse er selbst eine Sehrift drucken, worin
was man in seinen Büchern beanstande, denavnuire, revocire
kläre; er solle dem Papste gesagt lial'en, er habe geglaubt,
hrheit in schreiben, aber wenn der Papst anders nrtheile,
r retraetiren. Am 23. Sept., also nach Molinos' Verurthei-
:hreibt Eatieunot; Petrucci thue ganz unbefangen; einige sag-
werde in einer Schrift rectraetiren, andere, er bfhanple, er
chta geschrieben, wae man eenauriren kijniie. Etwas später
Estiennot, man habe Commissare in Petrueci's Diücese ge-
. — Durch ein I>ecret der Inq. vom 5. Febr. 1'1P8 wurden seine
;rzeicbneten 8 Schriften verboten, „damit sie nicht unter dem
de einer gefährlichen Andacht den Ungelehrlen zum Anstoss
■-). Er ist der einzige Cardinal aus den letzten Jahrhunder-
■ im Index steht, — über Noaillee s. § 83 — ; er wird aber
B Cardinal bezeichnet, obschon er wenigstens einige Schriften
her nochmals hat drucken lassen. — Die In(). hielt auch
iBchwömng für nöthig; aber der Papst nahm diese selbst
n ohne die bei der Inq. üblichen, für einen Cardinal alier-
lemiithigenden FoniialitSten, nnd Hess auch der Inq. kein
11 darüber mittbeüen (Jliehaud 4,4(17). Er wurde darauf
si geschickt, später aber wieder nach Korn berufen, wahr-
ch um dort beaufsichtigt zu werden; 1696 resignirte er auf
ithum, + 1701. Im J. 1697 interessirte er sich für Fenelon,
ler keinen Einfluss gehabt haben ^),
leichzeitig mit Petrucei's Schriften wurden drei von dem Ora-
Benedetto Biscia verb.: Inaegnamenti spirituali per le mo-
Jesi 1683; Brevi documenti per le anime che aspirano
Bt. perfettione, Jesi 1683; Giesü specehio dell' anima, Rom
fl. 0.], — ferner ein franzüsisc.hes Htatt ; Propositiona
es livres et autres eerits du Dr. Molinos, chef des qui^tistes,
n^es par la S. Inquisition de Home, von dem die Inq. 1. Apr.
?lich erkJärte, es sei nur wegen der sclilecbten Uebersetzung
ze verb. worden.
Es folgten nun in der nächsten Zeit Verbote von älteren,
in nicht beanstandeten ascetiscben Schriften. 1. Apr. IßHg
die in italienischer Uebersetzung in Korn selbst, also mit
Valei-y 2, 64 ff. Am 30. Sept. 1GB7 sclireibt Estiennot ; es sei eine
iber die Lehre der Quietisten von dem Marcbese Pallavicini, Maestro
ra de» Card. Cylw (SecretSrs der Inq, \ erschienen; Pallavicini sei
orden; der Cardina) habe von ihm veilangt, er solle nicht sagen,
selbst ihm die bthrift diclirt habe, und da Pallavicini sich dessen
:!, habe er ihn entlasBen.
Trotz des Verbots ist 1837 i
z für hiihere Seelenleituug in
von Jesi, P. M. Petrucci.
Corr. de Fen. 8, 163; ö, 78. — Abbe Bossuet schrieb anfangs
I de Bossuet 40,391): Petrucci lobe Feneloiis Bach bei den München ;
bavard qui ne sait rien; später (■10, ii'Aj: er habe sich gegen
ausgesprochen.
n
620 Der Quietismus.
ErlaubniBB deß Mag. S. Pal. gedrnckteTi Schriften deß Spaniers Juan
Falconi aus dem Orden B. M. V. de Mercede (1596—1638) verb.:
Alfabeto per saper leggere in Christo, libro di vita eterna [spanisch
Madrid 1657, auch ins Französische übers.]; 5. impressione [der
italien. Uebers.] con l'agginnta del ristretto della vita dell' autore
e di una lettera snritta dal medesimo ad una sna divota [d. d. 23.
Juli 1628], Rom 1680, — Lettera scritta dal Servo di Dio il P.
Gio. Falconi ad una figliola spirituale, nella quäle insegna il pin
puro e perfetto spirito deir oratione, Rom 1680 [der dem ersten
Buche angehängte Brief; die span. Ausgabe, Madrid 1657, ist die
einzige Schrift von Falconi, die auch im span. Index steht], — Let-
tera scritta ... in difesa del modo delP oratione in pura fede da
Ini insegnato [Madrid 1629], Rom 1674. Moiinos hat die Schriften
von Falconi gekannt ; einmal beruft er sich ausdrücklich auf ihn, und
mehrere Sätze, die in der Bulle verdammt werden, kommen auch
bei ihm vor (Bossuet 27, 72. 76). Die italienische Uebersetzung ist
von dem Oratorianer Nie. Balducci zu Rom, f 1684, der wie Biscia
mit Petrucci befreundet war (Melzi 1, 34). Das Verbot der Ueber-
setzung wird auch für das Original gelten sollen (S. 82).
Durch dasselbe Decret wurde verb. : Prattica facile per elevar
Tanima alla contemplatione in forma di dialogo di Franc. Malavalle,
laico cieoo, tradotta dal francese. Parte I., Rom 1677 [1671?]. P. IL,
volgarizzata da D. Lucio Labacci, Sacerdote Romano, Rom 1672.
Auch dieses Buch ist von Balducci übersetzt. Der Verfasser heisst
FrauQois Malaval, war 1627 zu Marseille geboren und 9 Monate alt
erblindet, f 1717. Seine Pratiqne facile pour elever l'äme a la con-
templation erschien mit Approbation von mehreren Doctoren der
Sorbonne 1669. Er übersandte das Buch durch den Oratorianer
Chappuis dem Card. Bona, widmete diesem auch eine Ausgabe des-
selben, und Bona schrieb ihm 1. Sept. 1671 : er habe die ihm über-
sandten Exemplare vertheilt und sie würden cum ingenti Inc'ro ani-
mamm gelesen ; die Königin Christine nenne ihn den Didymus un-
serer Zeit. Bona erwirkte für Malaval auch ein Breve, dass er
trotz seiner Blindheit Cleriker werden könne. Er schrieb u. a. auch
ein Leben des Philipp Benizi und übersetzte Bona's Via compendii
ad Deum (Bona, Epist., Lucca 1759, I, 41.46. II, 15. Epist. sei.
ed. Sala No. 150). Als ihm das Verbot feines Buches bekannt
wurde, erklärte er seine Unterwerfung^).
1) Dass Malaval sich unterworfen, sagen nicht bloss die Jesuiten in
den Mem. de Trevoux von 1719 (Heppe S. 65), sondern auch Racine 13,
808, und Goujet im Suppl. de Morery. Die zu Cologne (Amsterdam) 1714
erschienenen Poesies spirituelles, oü Pen apprend ä s'elever ^ Dieu par
N. S. Jesus-Christ, par les oeuvres de la nature et par les merveilles de
la gräce, sprechen nicht dagegen, weil sie bereits 1671 ereohienen waren
und wohl ohne Malavals Vorwissen 1714 nochmals gedruckt wurden.
Als er starb, hinterliess er seine Manuscripte den Feuillants zu Marseille
(Goujet verzeichnet sie) ; sie wurden nicht j?edruckt. Darunter sind Briefe,
die er seit 1646 geschrieben, auch einer an den Papst und einer an Lud-
wig XIV. über seine Unterwerfung; eine Erklärung über seine Ünter^
J. Falciini. Fr. Malaval. T. Meiishini- »- Canfeld. 631
ie Lettre de M. Malavai k Mr. l'abb* de Forei-ta- Colongue,
general de l'eveque de Marseille, Marseille 1695, BOJHe 16i*7
rerden; Card. Bouillon hintertrieb dieses damals, indem er
Lob, die Qualiäcatoren Granelli nnd Miro verständen nicht
franzosisch (Boasuel 41, 5U3). Sie wurde dann aber 1704
- Bosauet urtheilt sehr scharf über Makval (27, 79), auch
I war nicht mit ihm einverntnnden (Corr. 7, 179. 183), und
Ji Combe (Boseuet 40, 16a) sagt, er habe einige Ansichten
in missbilligt.
nrch dasselbe Decret von 168Ö wurden endlieh auch üwei
des DominicaDers Tommaso Menghini aus Albacina,
rfaasers des Sacro Arsenale (Heusch, Galilei S. 480. Qu^tif
, verb.: Opera della div. gratia, che mostra la prattiea degl'
aentali per via di fede per salire con preslezza e facilit;\ al
Orebbe della contemplatione, Rom 1R80, — Lnme mistico
aercitio degl' atfetti divini preso dall' Opera della div. gra-
ibblicato a beneticio delT anime divote dallo scrittore di essa,
62.
i einem Decrete vom 29. Nov. 1689 verbot die Inq. italie-
Debersetzungen noch älterer ascetischer Schriften, von dem
len Capnciner Benedict von Canfelt (Csnfeld), tl611, und
nzösischen Laien Jean de Bernieres-Louvigny, f 1659. Ereterer
tlichte eine ychrift, die zuerst in Abschriften verbreitet und
ner schlechten Abschrift gegen seinen Willen gedruckt wor-
r, zu Ronen 16U8 unter dem Titel: La regle de perfection,
nt nn abrege de toute la vie spirituelle reduit a ce senl
e la volonte de Dieu, divisä en 'd parties . , ., dem Card.
i, Erabischof von Konen, gewidmet, mit Approbation von l'a-
jctoren u. a. w-, auch englisch : The rule of perfection, Konen
ind auf Veranlassung des Capuciner^tienerals auch lateinisch:
perfeclionis . . . a Fr. Benedicto Angio de Canfeld in Esae-
acdicatore Capucino, gallice priinuni et angiice composita,
ium de mandftto K. P. Hieron. a Castro Fcrrettarum ejnsdem
jneralia typis ab eodera lat. niandata, C'il. lölO. Bei Sot,
p, 95 diese lat. Ausgabe, p. 115 alle UebersetüUngen in
ikasprache, speciell die spanische, Zaragoza 16^9, verb., in
.er erst 1689 die italienische Uebersetznng: Regula di per-
, . . trad. dal P. Fr. Modesto Komano, Viterbo 1667').
schickte er an fast alle fran::ösisclieu lüfichöfe, die Sorbonne und
Ürdeiisgcnemle. Wenn tioujel beifügt: daas er sich unterworfen,
in Biicf au Foresta Ideu Heppe gar nicht erwähnt), so scheint es
da eben dieser Brief in Rom verboten wurde, dass er eich nwar
rfen, aber nicht von seinen Anaichten hat loniiiachen können.
Wenigstens die lat. Ausgabe ist trotz des Yrrbotes wieder ge-
vorden: Regula perfeclionia , . . Impressum Becundum Itomanorum
m. Wirceburgi 1741,* 57S S. 12. Hinter den Approbationen steht
:lärung, worin Fr. Ren. d- Canfeld di^s.-s Itucli und i.lk-, die er
chreiben werde, der Censur und dem Urlheil diT h. lliini. Kirclic
rsalis in(|ui«iUonis unterwirft. I)o<ld 2, 144 nennt ihn CauBtirld
622 Der Quietismua.
Jean de Bernieres-Loavigny, geb. 1602 in der Normandie,
königlicher Rath und Tresorier de France zir Caen, seit 1641 Mit-
telpunkt eines frommen Kreises im nördlichen Frankreich, yerlebte
die letzten Jahre in Zurückgezogenheit, f 3. Mai 1659 (HeppeS. 88).
Nach seinem Tode erschien: Le chr^tien Interieur, on la conformit^
interieure que les chretiens doivent avoir avec J.-C, compoa6 d*apr^8
les manuscrits dictes par le pieux Jean de Bernieres-Lonvigny, Par.
1660, compilirt von dem Capuciner Louis Fran^ois d'Argentan, der
1676 einen 2. Band herausgab. 1670 wurden von Robert de Saint
Gilles ans dem Orden der Minimi, seine Oeuvres spirituelles heraus-
gegeben, in 4 Büchern, von denen das 1. und 2. Le chretien int6-
rieur enthalten. Das erste Buch war 1678 schon in 12 Auflagen
und 30,000 Exemplaren verbreitet, und wurde 1666 ins Holländische
übersetzt, in demselben Jahre ins Italienische: II Ohristiano in-
teriore, ovvero la conformit^ interiore che devono havere 11 christtani
con Giesü Christo. Opera trad. . . dal Sig. Aless. Cenami, Priore
di S. Alexandro di Lucca, Yen. 1666. Diese Uebersetzung wurde
1688 verb., später auch: Opere spirituali del Sig. di Berniires-
Louvigni, onde fü oavato il Ghristiano interiore, ovvero guida secu-
ra per quelli, che aspirano alla perfettione. Parte 1. e 2., data in
luce da F. A. D., Todi 1676, verb. 1692, und Esercizii del Ghristiano
interiore ne'quali s'insegnano le prattiche per conformare il nostro
interiore a quelle di Gesu Christo e per vivere della sua vita, com-
positi dal P. Luigi Franc. d'Argentano, dalla lingua franc. trad.
neir ital., Yen. 1660, verb. von der Index-Gongr. 1728. Im span.
Index von 1707 steht ohne Berni^res' Namen £1 Christiane interior,
übersetzt von Franc. Cobillas Don Yague, Madrid 1677. — Mabil-
lon fragt (Yalery 2, 310) 1690 bei Sergardi an, warum denn Le
chretien Interieur verboten worden sei, und Ranc6, der Stifter der
Trappisten, soll 1692 geäussert haben: es gebe kein Buch, welches
bis in die letzte Zeit so allgemeine Anerkennung gefunden (Val. 3,
300). Bo8Suet(39, 354. 860) sagt 1695 über das Yerbot: Ich habe
in dem Buche noch nichts Schlechtes gefunden; aber im allgemeinen
finden sich bei den modernen Mystikern starke Uebertreibungen;
viele Briefe von Berni^res gefallen mir nicht, es kommen darin manche
sehr verdächtige Stellen vor. Fenelon (Corr. 7, 102) schreibt 1694:
„Man sagt [!], man habe in Rom auch die Werke des Yerfassers
des Ghr6tien Interieur verboten. Es ist jetzt Mode, dass sehr gute
Bücher verboten werden und sehr schlechte en vogue sind"*).
al. Fitch. Nach Räss, Con vertuen 2, 422 hiess er William Filch, wurde
um 1584 katholisch, 1586 Capuciner (Benedict ist sein Ordensname) nnd
schrieb 1596 eine Geschichte seiner Conversion, die in der 7. Ausgabe
der Regle de pcrfection, Par. Itj27 abgedruckt ist. Dass Canfeld im Index
steht, davon hat Räss keine Ahnung.
1) In Mastiaux' Lit.-Ztof. 1819, 31 wird „Das verborgene Leben mit
Christus in Gott, aus den Schriften des gottsei. Joh. von Bernieres Loavigüi
gesammelt von einem Katholiken, 18 18'^ gelobt, und dabei erwähnt, bis
1700 seien 20 Ausgaben des Buches erschienen, 1726 zu Köln eine deutsche
1
F. de Bemieres-Louvigny, H. M. Boiidon. Fr. La Combe. 62;!
SS8 Würde femer verb.: Dio Boio, ovvero aggrpgazione per
Bae di Dio eolo, composlo in lingua franceee dal Sie. Hen-
iria Dndone, Theol. ed Archidiacono della Chiesa d'Evreux,
neir ital. da nn eacerdote, Kom l()67. Dudone wird der
er in Folge eines Druekfehlers in dem Decrete in allen In-
renannt, seit Ben. Dudone alias Biidone. Er hiess Bondon
\T nach Picot 4, 6 einer der frommsten und eifrigsten Geint-
des 17. Jahrb., dem sogar Wunder zugeRcbrieben wurden,
Er hat viele kleine Erbauungsscbriflen verfaBst^). Gleich-
rurden noch verb. eine Schrift dee Barnabiten Fran^joiw La
aus Thonon in Savoyen (s. u.): Orationia mentalis analysia
■arÜB ejnsdem speciebus Judicium ei divini verbi sanctorum-
trnm sententiis, per Fr. Franc. La Comhe Tononensem, l'reflb.
am Congr. Cler. Reg. S. Pauli, Vercelli 1686, und zwei ita-
,e Schriften, eine 1676 gp.druckte von dem Dominicaner R.
zoni und eine anonyme: Barlumi ( Lichtstrahlen, Andeutun-
' direttori neu' esercizii di S. Iguatio Lojola . . . Ven. J684.
Inter dem 23. April 1689 erliess die Inq. ein Oircular an die
ischen?) Bischöfe, um sie zur Wachsamkeit bezüglich des
mu8, der noch in verschiedenen Gegenden grassiren solle, zu
en- So wird A. J. P. 6, 1373 berichtet; hier wird auch, lei-
le Datum, die Antwort der Inq. auf eine Anfrage des Bischofs
vona mitgetheilt, die durch die Ansicht mancher veranlasst
} mit Kupfern ; 1809 sei ein Auszug von der Tra Otiten- Gesellschaft
1 und 1815 ein ähnlicher von J. M. Anich zu Luzern erschienen;
□ genannte Ausu^abe aber sei volUlÜndig und treu, hos ItömiBche
wird nicht erwähnt. In dem ItüchuT-VerzeicIiuiss, welche»^ dem
rger Pastoral schreiben geeen die afternijstipchen Lehren onil Si-cten
tö beigefügt ist, stehen : Das verborgene Leben . . . aus den Üchriftcn
tsel. J, V. B. L, gesammelt fiir die Innigen und Stillen im Lande.
I, von der h. Communion, löl», 72 S. 12., und Innerlicher Christ
zogen aus den Schriften eines grossen Dieners Gottes unserer Zeiten
einen Einsiedler. Aus dem Franzüa. ... von Fr. Brandenberg,
;o üu Bisthof;:ell, zum 5. Male gedr. Nümb. 1740, 597 b. 8. Von
Protestant ischen) Uebersetzung ist Frankf. 1843 die 9. Aufl, erschienen,
er andern, mit Vorwort von Gerbard Tersteegen, E^sen s. a., die
neue deutsche Ansgabe von M. Sintzel Itegensh. 1837, Im K.-L. 3,
ast es nach Erwäbuung der Römischen Verbote: Eine purgirte
e er!ichi(^D 1761 in Pamieis. Die deutschen Ausgaben Regensb.
lünster 1863, Regensb. 18ti6, werden besser nicht verbreitet.
) Es gibt mehrere eigene Biogra[ihieea Boudons, eine von CoUet,
7!)4, 2 vol. 8. K.-L. 2, 1152; dass Briudon im Index steht, weiss
L. ebensowenig wie andere (in Folge des Druckfehlers). Einige
Schriften von ihm hat der Convertit E. H. Thomfiaon übersetzt:
life of Jesus, Devotion to the niiie choirs of anguls, Holy wuy of
SS, Lond. 181)9—76. — Das Original der verbotenen Schrift heisst:
■ul ou l'association (lour l'inleret de Dieu Beul; die bioHi'aph ischen
führen statt ihrer eine andere an: Dieu seul ou le saiiit esclavage
mere de Dieu, 1674 (von dieser finde ich eine Ausgabe Marseille
ngezeigt), aber auch Dens solus s, cimfocderatio inita nd majorem
Jei honorem, 1747.
624 Der Quietismus.
war, darch die YerdammuDg des Molinos sei auch die Lehre des
Franz von Sales und anderer über die Contemplation verworfen.
Die Inq. erklärt: sie verdamme nicht das innere Gebet, die sog.
Orazione degli affetti e della quiete, sondern die Ansichten derje-
nigen, welche 1. die mündlichen Gebete und die in der Kirche üb*
liehen Andachtsübungen verwürfen, 2. behaupteten, diejenigen, welche
jenes innere Gebet übten, seien ihres Heiles gewiss und bedürften 3.
nicht der Busse, wer 4. jenes Gebet nicht übe, begehe eine Todsünde ;
in diesem Sinne solle der Bischof seine Diöcesanen belehren; die-
selbe Erklärung solle auch dem Inquisitor von Genua mitgetheilt
werden; beide sollten auch darüber wachen, dass nicht bei Tage
oder bei Nacht Conventikel gehalten würden.
Ein Decret der Inq. vom 29. Nov. 1689 verbot wieder eine
Reihe von italienischen Schriften, die zum Theil schon seit mehr
als 20 Jahren in Umlauf waren, von Paolo Manassei da Temi,
Capucino, Tiberio Malfi, Gio. Maria Grimaldi (seit Ben. nicht mehr
im Index), Pietro Batt. di Perugia, Min. Osserv., Gio. Ant. So-
lazzi da Veraila, Carlo Guadagni, Livio Leoni, Ant. Rojas
(Vita dello spirito, Pavia 1684; das spanische Original, Madrid
1629, und ein zweites Buch von Rojas stehen schon bei Sot.), —
auch einige anonyme: Strada felice, Tesoro mistico, Trattato per
condurre Tanime alla stretta unione con Dio. . . trad. dalla lingua
franoese, — ferner Trait6 de la theologie mystique, oü l'on decou-
vre les secrets de la sagesse de Dieu dans la conduite des ftmes
appliquees au saint exercise de l'oraison, par M. Desqueux, Cure
et Doyen de Lille, Lille 1686, endlich: Moyen court et tres-
facile pour Toraison que tous peuvent pratiquer tres-aisement et
arriver par-lä en peu de temps k une haute perfection, Grenoble
1685, — Lettre d'un serviteur de Dieu k une personne qui aspire
k la perfection religieuse, — Rigle des associez k Tenfance de
Jesus, modele de perfection pour tous les estats, Lyon 1685. Das
erste Schriftchen, Moyen etc., ist von Madame Guyon (Jeanne Marie
Bouvieres, geb. 1648, 1664 — 76 mit Jacques de la Mothe-Guyon
verheirathet), und war, nachdem es bereits in Abschriften Ver-
breitung gefunden, von einem Parlamentsrathe mit Approbation der
Sorbonne und der Ordinariate von Lyon und Grenoble 1685 ver-
öffentlicht und seitdem wiederholt gedruckt worden. Die Lettre ist
eine dem Moyen p. 157 beigefügte Uebersetzung des Briefes von
Falconi (S. 620). Die Regle ist nach Heppe S. 450 auch von Mad.
Guyon, nach Biblioth. Jans. p. 287 aber von Bernieres; sie wird
von Bossuet und Pension nie als eine Schrift der Mad. Guyon er-
wähnt, und diese erklärte selbst 1695 (Corr. de Fen. 7, 160), es
seien nur zwei Schriften von ihr gedruckt worden, Moyen und Le
Cantique des Cant. interpret^ selon le sens mystique, 1685. La
Combe erklärte 1698 (Bossuet 41, 107): II y a une ^bauche d'un
livre RÄgle des associez, livret qui devrait etre tont autre que celui
qui a 6te imprim6 sous le meme titre et que M. de Meaux a cen-
sure. Je Tavais commenc6 il y a 14 ans avant presque que l'autre
ent paru. Von den zahlreichen anderen Schriften der Mad. Guyon
J
Had. Gu;oa. Haria di GiesA. J. Snrin d. a. 62S
äehon dnrch den Process gegen sie, bei dem BoHanet uod
n eine so grosse Rolle »piellen, die Aufmerkflamkeit auf sie
; wurde, in Rom keine verb. worden; ihr Name steht über-
aicht im Index.
. In den nächsten Jahrzehnten wurden von der Inq. noch
•chriften von dem Minoriten Sislo de' Cucchi dl Bergamo,
eneral-Deiinitor der Augustiner Gio. Bart, da S. Claudia,
1 di salnte von einem ungenannten Augustiner, Breve com-
0 inlorno alla perfettioue christ. {1672, verb. 1703), — Va-
Tcizi spirituali composti . . . dalla Ven. Madre Maria di
, Carmelitana Scaiza (Genua 1652. Ven. 1679), und Teo-
immaestrata secondo gli esempj della M. Suor Paola Maria
u Centnriona, Carmelitana Scaiza, fondatrice de' monasteri iu
ed in Gratz {Ven. 1649. Genua 16.=i8), beide verb. 1693,
:b mit d. c. 1). Ben. hat auch dem eratern d. c. beigefügt
■zterea unter den Namen des Verfiiasers gesetzt: Gio. Andrea
ti (.Teauit, 1611—57, Backer 1, 7), — ferner Catechismo
ile, in cui si contengono li principali mezzi per arrivare a
ettione, comp, da Giua. Surini Sacerdote e trad. . , . dall'
legrino Monegnini, Bologna, verb. 16D5, eine üeberaetzung
[(■chieme spirituel contenant lea principaux moyens d'arriver
;rfection des Jesuiten Jean Joseph Surin (Seurin), fl^'^S")»
erst der Prinz von Conti ohne Suriiia Vorwiaaen und gegen
illen seiner Oberen ala compoae par J. D. S. F. P. {Jean de
Foy, PrPtre), Par. 1661. 63, 2 vol., drucken Ueas, der dann
ich wiederholt unter Surins Namen erschien. Bossuet, mit
Approbation ein anderes Buch von Snrin, Les fondementa de
apirituelle, erschienen war (Fenelon 4, 281), vertheidigt (28,
en Catechiemus ^).
1 Die beiden KlÖxter waren von Ferdinand II. und der Kaiserin
e gegründet, bei welcher die Ce(itiirinna(15öS—164ß) in grossem An-
band. Nach der Bibholh. Carmelitana, Orleans 17ö2,ll, 52» wurde
rruptione corporis aliisquc prodigiis a Deo honorata. Alberti schrieb
le Vita derselben.
I Im J. 1633 wurde der Pfarrer Urbain Grandier von Loudun,
lächtig war La cordonniere di^ Loudun, ein Pamphlet Regen Richelieu,
■ben zu haben, auf dessen Befehl verhaftet und 18. Aug. 1634 als
r und Urheber der aiigel) liehen l!i'Hesaenlieit der Nounen eines
zu Loudun verbrannt. V. äurin und zwei andere wurden dann
)uijun gesandt, um die Nonnen zu exorciBireu. Die DämoDen, so
zählt, sagten bei den Exorcisirungen aus, zwei Zauberer hätten
ne Hostien bei Seite gebracht; Surin erbot sich im Gebete, seinen
Leib den Dämonen preiszugeben, um das h. Sacrament zu retten ;
lonen brachten die Hostien zur Stelle und Surin wurde besessen.
41. Bayle a. v. Grandier. Es erschien darauf Bist, des diables de
von dem Calvinisten Aubin. — Die Hist. sbregee du la posseasion
uh'nes de Loudun et des peinee du P. tiurin und andere Sachen
■in sind erat 1828 u. s. w. gedruckt. Der oben erwähnte H. M.
schrieb L'homme de Dieu en la peraonne du P. J. J. Seurin,
acker 2, 604; 7, a61.
\ Bei dem Procesa liegen den MalläuJer Priester Joseph Beceaüelli,
'•""•■ """> II. 40
n
626 Der Quietismus.
Von der Inq. wurden auch verb. : Trois lettres toncbant
l'Ätat präsent de Tltalie, icrites 1687; la 1. regarde Taffaire de
MolinoB et des qui^tistes, la 2. TlnquiBition et Tetat de la religion,
la 3. la politique et les interna de quelques etats. Pour eervir
de BuppÜment aux lettres du Dr. Burnet. Trad. de l'anglais, Col.
1688, verb. 1691 und 1692, eine von Cornand de la Croze besorgte
Uebersetzung der Three Letters concerning the state of Italy, die
1688 als Supplement zu Gilbert Burnets Letters (S. 123) erschienen
(Scharling 1854, 339); — Recueil de diverses pi^ces concemant
le qui6tisme et les qui^tistes ou Molinos et ses disciples, Amst.
1688, verb. 1691, auch von C. de la Croze, enthält eine Ueber-
setzung der zwei Schriften von Molinos, Auszüge aus Briefen über
ihn und in der Vorrede eine Apologie desselben (A. E. 1688, 426.
Scharling 1854, 344); — La rovina del quietismo e deir amore
puro, per F. Gulielmo Felle, Maestro Dominicano, Col. 1702, verb.
1704. Das Buch enthält eine Widerlegung der 68 Sätze des Mo-
linos und der 23 Sätze F6nälons und 161 Theoremata, in welchen
die Nonnen vor dem Quietismus gewarnt werden. Felle (f 1711;
Qu6tif 2, 775 erwähnt nicht, dass das Buch verb. ist) ist ein
leidenschaftlicher Gegner des Quietismus. Zur Verdammung seines
Buches haben ohne Zweifel Stellen Anlass gegeben wie die von
Heppe S. 129 citirten: £n Sanctum Komae, quem adorabant Car-
dinales, episcopi, generales ordinum, principes, . . . qui fascinabat
principes viros ac feminas et in amorem ac admirationem sui rapie-
bat Eomam sanctam universam. — Gothofredi Arnoldi Hist. et
descriptio theologiae mysticae s. theosophiae arcanae et reconditae
itemque veterum et novorum mysticorum, wurde 1709 von der
Ind.-Congr. verb.
5. Die bisher erwähnten Verbote sind fast alle von der Inq.
ausgegangen, welche seit 1680 die quietistische Literatur sich re-
servirt zu haben scheint. Auch die Index- Congr. verbot freilich in
dieser Zeit eine Reihe von ascetischen Schriften, ob aber wegen
quietistischer Tendenz oder aus anderen Gründen, erhellt nicht.
Dahin gehören elf 1676 — 80 erschienene Schriften des Venetianischen
Priesters Michele Cicogna, die 1684 — 1714 verb. wurden, zwei
von dem Augustiner Antero Maria da San Bonaventura zu G«-
nua, eine zu Jesi 1682 erschienene Schrift des Canonico Carlo
Caldori di Fabriano, ferner Schriften von dem Augustiner Fr.
Maria Battaglia, Gio. Giac. Cevasco, dem Minoriten Angelo £lli,
Inn. Am. Gherardi, G. Palazzi (S. 137), Luc. Eaineri, eine anonyme
Maniera di conversare con Dio . . . trad. dal francese, und spanische
der 1708 von der Inquisition verhaftet wurde, 1710 zu Venedig abschwor
und zur Galeere verurtheilt wurde (Heppe S. 445), handelte es sich, wie
bei früheren Processen (S. 611) hauptsächlich um grobe ünsittlichkeiten
(A. J. P. 6, 1374. Laemmer, Zur Kirchengesch. S. 58). — üeber die
1724 zu Palermo verbrannten beiden „Quietisten und Molinisten^ und
das darüber erschienene Buch L'atto pubblico di fede . . . descritto dal
D. Ant. Mongitore, Palermo 1724 (Bologna 1868), vgl. Th. Lit.-Bl. 1873, 49.
J
G. Felle. P. Gisolfo. Fr. de Clu^ny v. a. 637
Ipn von dem Capuciner Felix de AI am in und P. Martin de
rote. — Von La guida de' peccatori von Pietro Gisolfo,
i 1681 *), Terb. 1684, erschien nach Toppi eine Aasgabe,
a ed espurgata da' I'adri Pii Operarii di H. Baibin«, Ven.
lim Index nicht erwiihnt); von demselben warde 1684 verb.
:io di matnre virtii nella vita di Fiisco, fanciiillo di tre «nni
, Nap. 1682. — II cristiano occupato di dieci giorni per
i esercizi di S. Ignazio, und Giornata bene Hpesa ... da
igioso Franciscano de' Min. Convent., verb. 1742, sind von
Änt. Marchefelli; von dem ersten Buche wurde eine expur-
kasgabe von 1777 freigegeben,
ja devotion des pechenrs, par ur pecheur, Lyon 1685,
12., n. s-, und De l'oraieon den pecbeurs, par un pecheur,
1689, 139 S. 16., beide verb. 1714, sind von dem Üratorianer
lis de Clugny, 1637—94 (Ingold, Essni p. 35. Suppl. de Mo-
. V.). Er sagt in dem zweiten Hchriftchen, einer seiner Haupt-
; sei die Bekämpfung der Irrthiinier des Holinos und der
n Qnietisten; die Bibl. Jans. p. 248 behaoptet aber, es sei
änrchdrungen von diesen Irrthümern, und in dem ersten
chen findet das Dict. Jana. 1,418 viele impietus, blasphemes
iie Sujets d'oraison pour les pecheurs tir^a des epitres et
ang. de l'annee, par un pi-cheur, Lyon 1695—90, 4 vol., 12.,
nur in dem Jesuiten-, nicht im Hiizn. Index. Von dem Abbe
ion, den Feller als Gesinnungsgenossen der Mad. Guyon
met, wurde 1727 verb. La vie de la trtis-suhlinie contem-
Soenr Marie de S. Therese, Carmelite de Bordeaux, Par.
3 vol.
Im spanischen Index von 1707 sind die 38 Sätze dea
s abgedruckt. In dem von 1747 wird beigefügt: gemäss
Edicte der span. Inquisition seien 13 zur Lehre des Moünos
ude Sätze, — 8 werden spaniscli, 6 indecente lateinisch an-
, — überall, wo sie vorkämen, ku strciehen. Von den vielen
) im Rom. Index stehenden (luietistidcheu Schriften steht im
hen ausser denen von Faleoni, Berniüres und Zearrote keine.
■n werden zuerst in dem Supplement zu dem von 1707 verb.;
t. de la Anunciacion, De la conimunion qnotidiana, Cadiz
in seinem Memorial de padres espirituales, Ali'ala lti79, soll
at ans Motinos gestrichen werden), und Franc. Montalvo, Hist,
quietistas, und seit 1747 eine Schrift des Bischofs Jean Pierre
von Belley, dem Freunde des h. FranK von Sales, f 1652,
I Sprachen, apeciell in der Ueheraetzung von Cabillas, Epitonie
;a essencia del amor de Dies, Barcelona 1693.
I Von diesem Buche schreibt de la M'>nnais, Oeuvres incdites, 1866,
m J. leil; Uu iivr« qui est bien fait piiur nioi; La gui.le di^s
B par le P. P. Gisolfe de rOrdro dea pieux ouvriers, Napifs 1677.
. qne l'auteur etait un bon religieux, plein do piete, tel i|ue le Pore
}, 4 la Biiite duquei il marche hiunljlement. Kr heschri'ibt dag
'00 S.) und gibt Auszüge daraus.
n
628 Fdnelon.
1733 verbot der Bischof von Münster, Clemens Augast von
Baiern, die IJebersetznng des Buches von Berniires von Branden-
berg, Via s. vita spiritns auct. A. de Eoxas, Col. 1695 und 1716,
Vita aeterna, Col. 1719, und Thalamus sponsi, Col. 1723, mit dem
Bemerken, die beiden ersten Bücher seien von der h. Congregation
schon öfter verb. worden (d. h. in mehreren Index- Ausgaben ent-
halten; Hartzheim, Conc. 10, 475). — In der Biblioth. Jans, steht
ein Anhang: Biblioth. des auteurs qui^tistes, mit der Bemerkung:
der Quietismus sei nichts anderes als der praktische Jansenismus.
Thatsächlich waren die Jansenisten die entschiedensten Gegner des
Quietismus. Amauld spricht 2, 770 sehr ungünstig von Malaval
und Berni^res; Nicole bekämpfte in den Yisionnaires direct des Ma-
retz de Saint-Sorlin, der ein erklärter Gegner von Port-ßoyal war
(S.-Beuve 4, 441), aber indirect auch Bernieres und Guillor^^), und
schrieb 1695 auf Veranlassung Bossuets eine Refutation des prin-
cipaux erreurs des qui^tistes. Auch Kacine und die N. E. (1750,
89 u. s.) sprechen sehr ungünstig von dem Quietismus. In dem
Streite zwischen Bossuet und F6n61on standen nicht die Jansenisten,
sondern die Jesuiten auf des letztern Seite (Tabaraud, Suppl. aux
bist, de Bossuet et de F6n61on, 1822, p. 485). Pichon war zwar
nichts weniger als Quietist, berief sich aber auf Molinos und Fal-
coni (S. 453).
64. Fen^IoD.
lieber die Schriften der § 63 erwähnten Madame Guyon
veraneinigten sich 1696 zwei der bedeutendsten französischen
Bischöfe, Bossuet und F^nölon. Des letztern i^Darlegnng der
Grundsätze der Heiligen über das innere Leben", 1697, wurde
namentlich wegen dessen, was er darin über die Gontemplation
im Unterschiede von der Meditation und über die reine und
uneigennützige Liebe Gottes, bei der die HoiSTnung und das Ver-
langen nach eigener Beseligung zurücktrete, vorgetragen, von
Bossuet nnd einigen anderen Bischöfen angegriffen und Yon
ihm selbst dem Papste zur Entscheidung übersandt. Ludwig XJV.
beantragte im Juli 1697 bei Innocenz XIL die Verdammung
des Buches. Dasselbe Vurde der Inquisition zur Prüfung über-
1) Heppe S. 96 spricht von einem Mystiker Saint Jnrius; er meint
den Jesuiten J. B. de Saint Jure, von dem Arg. III b 352 berichtet, er
habe über einige Stellen eines seiner ascetischen Bücher Erklärungen ab-
geben müssen.
j
F. La Coml'c und Mad. Guyon. R29
in. lieber die Verhandinngen haben wir von den Vertretero,
le die beiden Rigchnfe nach Rom gesandt hatten, Berichte,
geeignet sind, (Ins Verfahren der Inquii:;ition in solchen
D (S. 2) anschaulich zu niuchen. Eb wUrde wohl nicht zu
Verdammung des Buches gekommen sein, wenn nicht
ig XIV. auf einer solchen bestanden hätte'). Sie erfolgte
I eiu Breve vom 12. März 1699, worin das Bueh bei Strafe
iconimnnication verboten, 2;i Sätze aus demselben censurirt
;n. In dem Breve waren die meisten der sonst üblichen
ein, welche in Frankreich die Reception desselben erschwert
I würden (S. 19), vermieden, namentlich jede Erwähnung
nquisition. Es wur<le denn auch in Frankreich förmlich
cirt. FiSnölon unterwarf sich dem Urtheil.
DaB Römi§c]ie Verbot von Schriften des P. La Combe und der
Guyon ist, wie es scbeint, in Frankreich kaum bekannt, jeden-
licht beachtet worden; in den Verhandlungen über beide ist
t wie nie die Hede davon. 16H8 verbot der Bischof von Genf,
ä'Aranthon d'Alex, in einem Hirtenbriefe die Schriften von
I nebxt denen von Mulinos, Falconi und Malaval. Heit 1688
Mad. Guyon auch const in Frankreich vielfaeh angefeindet').
!pt. 1693 übergab sie auf Fent-Ions Kath Bo»iRuet alle ihre
re mit der Erklärung, sie wolle «ich seineni Urlheil unterwer-
BosBuet versuchte, nachdem er ihre Schriften gelesen, wie es
t, nicht ohne Erfolg, sie zu belehren, und rieth ihr, zuriick-
;n zu leben und zu schweigen. Im Juni 1604 verlangte nie
lem Briefe an Mad. de Maintenon eine neue Prüfung ihres
a und ihrer Lehre, und auf ihren Wmisch wurden Boasnet,
es, damals noch Bischof von Chalons, und Tronson, Superior
It. Sulpice, mit der Untersuchung beauftragt. Diese hielten
■lerbat 1694 bi" Frühjiihr 1G95 zu Issy Conferenzen. Ausser
R. übersandte ihnen auch Pen. eine Reihe von Schriftstücken;
erklärten wiederholt, sie würden sich dem Sprucha der Com-
1) Der Kanzler d'Aguepucaii (Oeuvres 18, 1R7) bezeichnet die An-
nbeit alt cette graniJe aDaire qui n'a pae ete tnoiiis une intriguc de
lij'iine querello reliffieuse.
2} Ueber die Sfbicksale der Mad. Guyon und dt^a P. I.a Combo
eppe S. 145. 2P3 und, ut audiatur et altera pars, Ruck);aber, der
!mua in Frankreich, Tüb. (J -S. IBfifl; J. Phelippeaux, Kulalion de
iie. du prngrus et de la condauination du (^uietieme cn France. 1782,
(auf Befi'lii df» ConHeil d'etat verbrannt), und Lettres de l'abbe de
tterie au sujet de la Relation du Quietiume (1733) in der Corr. de
>, 91. Tnbaraud, Suppl. aux hixt. de Bossuet et de Feneton. 1822.
flupiquelk-n für das Folgende sind Oeuvree de Boesuet, vol. 27—29,
!. Oeuvres de Fenelon, vol. 5. 6, Correapondance de Fenelon vol. 7
"gl. D'Aguesseau, Oeuvres 18, 167.
n
680 Fel61on.
mission fügen. (Während der Conferenzen veröffentlichte Erzb. Har-
lay von Paris ein Verbot des Buches von La Gombe, des Moyen
und des Cantique). Das Ergebniss der Conferenzen waren 34 Ar-
tikel, die 10. März 1695 von den drei Comuiissaren und von dem
8. Febr. 1695 zum Erzbischof von Cambray ernannten F6n61on unter-
schrieben wurden. Sie wurden Mad. G. vorgelegt, die sie 15. Apr.
gleichfalls unterschrieb. Bossuet und Noailles erliessen dann 16. resp.
25. April Ordonnanzen, worin sie die Artikel von Issy publicirten
und die Guida von Molin os, die f ratique von Malaval, die Analysis
von La Combe und das Moyen und Cantique (da sie anonym er-
schienen waren, ohne Nennung der Verfasserin) verboten. Auch
diesem Verbote ihrer Schriften unterwarf sich Mad. G. — Ihr Freund
La Combe starb, nachdem er zehn Jahre lang von einem Gefäng-
nisse ins andere geführt worden, 1699 im Irrenhause zu Charenton;
sie selbst st^rb erst 9. Juni 1717 zu Blois. Noch zu ihren Leb-
zeiten erschienen von ihr zu Cologne (Amsterdam) Opuscules spiri-
tuels 1704, Les livres de l'A. et du N. T. avec des explications et
des riflexions qui regardent la vie Interieure 1713 — 15, 20 vol., von
dem reformirten Theologen Pierre Poiret herausgegeben, später wie-
derholt französisch und deutsch gedruckt, Discours chretiens et spi-
rituels 1716, 2 vol., nach ihrem Tode Lettres, 1717, 4 vol., La
vie de Mad. G. 6crite par elle-mSme, 1720, 3 vol., und Poesies 1722
(Heppe S. 449). In den Index kam, wie gesagt, von diesen späte-
ren Schriften keine.
Bossuet hatte in seiner Ordonnanz vom 16. Apr. 1695 eine
ausführlichere Erläuterung der Artikel von Issy in Aussicht gestellt.
Diese schrieb er unter dem Titel Instruction sur les etats d'oraison
und bat Noaillesy seit 19. Aug. 1695 Erzb. von Paris, und Fendlon,
als die beiden Bischöfe, welche die Artikel mit unterschrieben, die
Schrift zu approbiren. F6n. verweigerte dieses wegen des nach
seiner Meinung ungerechten Urtheils, welches Bossuet darin über
Mad. Guyon ausgesprochen, und verfasste auch seinerseits eine Schrift
über die Artikel unter dem Titel Explication des maximes des Saints
sur la vie int6rieure. Sie erschien im Febr. 1 697, einen Monat früher
als Bossuets Schrift. Dieser Streit zwischen zwei der angesehensten
Bischöfe erregte natürlich grosses Aufsehen. F6n. wurde, nicht mit
Unrecht, beschuldigt, dass seine Schrift mit den Artikeln von Issy
nicht harmonire, und Bossuet arbeitete mit Noailles und dem Bischof
Godet Desmarets von Chartres, die sein Buch approbirt hatten, an
einer Erklärung, durch die F6n. zum Widerruf genöthigt werden
sollte. — Beide Bischöfe übersandten ihr Buch dem Papste, Fen.
mit Erlaubniss des Königs mit einem Briefe vom 27. Apr., worin
er den Papst um die Entscheidung der Controverse bat. Im Juli
bat er den König um die Erlaubniss, selbst nach Rom zu gehen,
um sein Buch zu vertheidigen. Diese wurde ihm verweigert und
ihm zugleich, — ein Zeichen der allerhöchsten rngnade, — die
Weisung ertheilt, sich in seine Diöcese zu begeben. Am 26. Juli
1697 schrieb der König einen eigenhändigen Brief an den Papst,
worin er F6n.'s Buch als ein sehr schlechtes und gefährliches, be-
J
Fenölon. 631
t von BiEchufen nnd vielen Theologen verworfeneB, die von F*n.
;boIenen Erkläningen als migcniigend bezeichnet und vergichert,
lenie seine ganze Autorität anwenden, um die Entscheidung des
ilnhles zur Gellung zu bringen. Der Papst versprach 10. Sept.
UnterBDchung. Im Augu.it überreichten Noailles, Bosauet und
et mit Geuehmigung des Königs ihre DecJaration des eentimentB
Xunciufl Delfini.
Fen. schickte als Beinen Vertreter den Abbe N. de Lacropte
Jhanterac nach Itom, Boss, besuftrngte mit seiner Vertretung
;d Neffen, Abbfi Bossuet und den Äbb6 Phclippeaux, die bereits
rn einer andern Angelegenheit seit einem Jahre in Rom waren.
:h deren Berichte nnd BosKuets und Fenelons Briefe an sie sind
sehr vullstündig über die Verhandlungen unterrichtet, zumal
; des Stillschweigens, zu welchem die betheiligten Theologen
Cardinäle verpflichtet waren, Abbii Bossuet Mittel fand, über
Sitzuugen a. s. w. genaue Informationen zu erlangen; Chanterac
ir viel weniger. Ks iBt sehr menschlich dabei zugegangen, und
nben allerlei Einfiiiase dabei mitgewirkt.
Eine Hauptstütze Fen.'e war in Kom merkwürdiger Weise der
tüsische Botschafter, Card. Bouillon, der aber in Kom keinen
nss hatte, am Hufe der königliche Beichtvater, B. La Chaise, den
llad. de Maintenon in Schach hielt. Ueberhaupt standen die
iten auf seiner Seile'), — diese waren aber eben damals wegen
chinesischen Angelegenheit bei dem Papste übel angeschrieben
r. 11, 65), — und es blieb niolit aus, dass seine Gegner als
enisten bezeichnet wurden. Unter den Komischen Prälaten
ff am entschiedensten für ihn Partei Kabroni, damals Secretär
Propaganda, der amtlich bei den Verhandlungen gar nicht be-
igt, aber bei dem Papste sehr einHussreioh war. — Wäh-
der Verhandlungen verfassteu Boss, und Fen. eine Reihe
Schriften zu ihrer Vertheidigung, theils lateinische, die direct
Rom bestimmt waren, — Fen. übersetzte auch seine Maximes
Lateinische, — theils französische, — qui divertirent le pu-
et affligerent l'Eglise, sagt d'Agucsseau (13, 177} davon, —
iber auch nach Kom geKchickt wurden. In einer, der Relation
le quiiitisme (2fi, 51it), brachte Boss, auch Fen.'s VerhiiltniBS zu
Guyon zur Sprache, und sein Neffe schrieb ihm wiederholt;
:ise für einen unzüchtigen Verkehr dieser Frau mit La Combe
für Fen.'B freunilschaftlicheB Verhältnisa zu ihr würden in Rom
' Eindruck machen als zwanzig theologische Argumente. Eiu-
t machte in Rom auch die Entlassung mehrerer Freunde Fcn.'s
1) Beim Beginne der Verhandlungen bezeichnete Boss, in einem
e an seinen Neffen (40, 28B) I'. Dez als einen seiner specicUcn Freunde,
r nahm aber für Fen. Partei und ist der VerfaBser von zwei anonymen
ften zu seinen Gunsten: KeHexiiinB d'un Docteur de Sorbonne, 1697,
Lettre d'un ecclesiastique de Flandres, HiilP. — D'Aguesaeau 13, 173
auf Betreiben des F. La Chaise und dea Duc de Beauvilliere sei
Jansen in Bom durch den Ii'en. günstig gesinnten Card. Bouillon
:t worden.
682 F6n6Ion.
vom Hofe, und ein ungünstiger Zufall war, dass eben jetzt wieder
einige Quietisten in Rom verhaftet wurden.
Mit der Prüfung der F6n/8chen Schrift wurden zunächst 7 Quali-
fioatoren beauftragt: der Mag. S. Pal. Paolino Bernardini, der Do-
minicaner Antonin Massoulie, der Generalprocnrator der Augustiner-
Eremiten Nie. Serrano^ der spanische Jesuit Alfaro, der Franciscaner
Jo. Maria Gabrielli, der Observant Thom. G-ranelli und der Bene-
dictiner Gr. B. del Miro. Es wurden dann aber, wie es scheint, auf
Betreiben der Gönner Fen.'s, noch drei weitere Qualificatoren er-
nannt, zunächst der Conventual Jo, Damascenus, der aber auf eine
von Paris aus erhobene Einsprache bald wieder beseitigt wurde
(man machte gegen ihn geltend, dass er bei der Herausgabe von
Sfondrato^s Buch betheiligt gewesen sei, was freilich auch gegen
Gabrielli hätte eingewendet werden können), und an dessen Stelle
dann der frühere General der unbeschuhten Carmeliter P. Philipp
trat, und Nie. Radolovic aus Ragusa, Erzbischof von Ghieti, und
der Augustiner Lambert le Drou, früher Professor in Löwen, seit
1692 Erzbischof von Porphyra und Monsignore Sacrista des Papstes. —
In der ersten Zeit wurden die Qualificatoren, abweichend von dem
Stile des h. Officiums, dem Vertreter Fen.'s gegenüber von dem
Secretum Sancti Off. dispensirt, um sich von ihm Informationen geben
zu lassen; auch wurde Chanterac gestattet, die von den Anklägern
eingereichten Schriftstücke durch vereidete Copisten abschreiben zu
lassen. Sobald aber die 10 Examinatoren sich über die zu qualifi-
cirenden Sätze geeinigt hatten und es sich nun um die Qualification
derselben handelte, wurden sie zum Stillschweigen verpflichtet. Die
Leitung der Verhandlungen der Qualificatoren stand dem Assessor
S. Off. Bemini zu. Ende Januar 1698 wurden die Cardinäle Noris
und Ferrari beauftragt, in den Sitzungen, in denen es mitunter sehr
lebhaft herging, zu präsidiren ; ausser ihnen und dem Assessor nahm
auch der Commissarius S. Off. daran Theil.
Vom 12. Oct. 1697 bis 25. Sept. 1698 fanden 64 Sitzungen
statt, die mitunter 6 — 7 Stunden dauerten. Anfangs Mai 1698 war man
so weit gekommen, dass man 38 Sätze aus dem Buche zusammen-
gestellt hatte, — sie wurden später auf 23 reducirt, — über die
von nun an Montags und Mittwochs die Qualificatoren in Gegen-
wart der beiden Cardinäle discutirten. Donnerstags fanden die Sit-
zungen der Cardinäle der Inquisition unter dem Vorsitze des Papstes
statt, in denen auch wieder die Qualificatoren gehört wurden.
Ludwig XIV. sprach wiederholt im Febr. und im Mai 1698,
das erste Mal unter Beifügung einer von Boss, verfassten Denkschrift,
den Wunsch aus, man möge die Sache beschleunigen. Fen. äusserte
im Juni in einem Briefe an den Papst nochmals den Wunsch, sich
persönlich in Rom zu vertheidigen. Es wurden, da die Sache sich
so in die Länge zog, allerlei Auswege vorgeschlagen, u. a., man
solle das Buch mit d. c. in den Index setzen, auch, man solle das
Buch und alle zur Vertheidigung desselben veröffentlichten Schrif-
ten bei Strafe der Excommunication verbieten und die Fortsetzung
der Prüfung der Lehre vorbehalten. Card. Bouillon Hess im August
J
Fen. Torachlagen, er möfre den Papst neUiHl bitten, sein Buch
rbieCen und die beaiiHtnndcten Sätze in dem Sinne, den ihnen
Gegner beilegten, verdammen, worauf Fen. natürlieh nicht
Am 25. Sept. 1698 wurden endlich die Discussionen der Quali-
en gefichlüHHen und diesen unftfef^eben, jeder einzeln sein Votum
lieh einzureichen 1). Sie lieferten das missliche ErpebniBs, daas
■ für, 5 gegen die Verdanimnng der discutirten Sätze auHspra-
dagegen die drei zuletzt ernannten Cinal iticatoren, Gabrielli
er Jesuit Alfaro. Die Angabe Bausaets-), nnch den Hegeln
quisition hätte das Buch nun freigegeben werden miisnen, aber
ücksicht auf das Drängen Ludwigs XIV. habe der l'apRt die
ive Prüfung den Cardinälen der Inq, übertragen, ist unrichtig,
utachten der Qualificatoren hatte überhaupt keine masBgebende
:utig. Nach der Praxis der Inq. hätten der Papst oder die
äle der Inq. allenfalls noeh weitere (^ualificaloren mit der
ichtung beauftragen liünneu, und dacs man davon absah, ist
anfFalleiid. Eine Beschleunigung und Abkürzung des Verfah-
larde insofern beliebt, als man die Gutachten der yualitica-
nieht erst den Connultoren der Inq. überwies, sondern die
äle beschlossen, sofort selbst über die Sache zu verhandeln.
len Papst machte allerdings die Stimmengleichheit Kindruck,
ier Commissar der Inq. stellte ihm vor, die Ansichten der
äle seien nicht so getheilt und die Entscheidung stehe doch
«hch ihm allein zD.
Da aber im October die Donnerstags- Sitzungen auszufallen
n, weil die Cardinäle meist aufs Land gingen, — die .
ichs-Sitzungen erlitten keine Unterbreehung, — so wurde be-
len. die Cardinüle sollten während dieses Monats die Gutachten
iialiticatoren und daa sonstige Material studiren und gleich
illerheiligen die Discussion beginner.. Während dieser Unter-
ng veranlasste Noailles, . — Bossuot war dabei nicht bethei-
- den Dr. Pirot, eine motivirte Censur von 12 Sätzen aus Fen. 's
von Doctoren der Sorbonne unterschreiben zu lassen; Ifi. Oct,
eiehneten ßO, später noch mehr (Bossuet 41,554) ein 1699
1| Einie-e Vota sind in den A. J. P. veri i (Ten Ui cht, die vnn Bernar-
ie Drou and Maaaoulie 9, SIO. 828. 019, die von tierrano und Miro
i. 407.
2| Vie de Fiinelon 2. 216; ebenso Heppc ö, 428, Chanterac sagt
(Cnrr. 8,494) auch; man habe ihm gesagt, bei Stimmengleichheit,
üt bei Majorität von nur einer Stimme werde ein Buch i'reigegobfii,
In. selbst (9, 486); „Wird maii die Bii^el des b. üfHciums, wonach
^h freigegeben wird, nenn die Hälfte der Stimmen dafür aV^regeben
I, verletzen, um einem unter würÜKcn und dem h. Stuhle ergebenen
;hof für immer ein Brandmal aufnudrücken ?" Aber epäler sii);t
rac (9, 482): „Wenn diese Examinatoren Kichter wären, müsntcn
'igesprochen werden : . . . denn es ist unerhört, dass man im h.
■n hei ölimmengleichheiteine Person oder ein Buch verdammt hatte;
le FJxaminatoren haben nur eine berathende Stimme; das Urtheil
iie Cardinäle oder der Papst."
%
634 Fen61on.
gedrucktes Memoire dagegen (Corr. 10, 245. 282). In Rom scheinen
manche dieses Vorgehen übel genommen zu haben; man sagte zu
ihrer Beschwichtigung, es handle sich nur um eine vorbereitende
gutachtliche Aeusserung und um eine Widerlegung des Gerüchtes,
die Sorbonne sei für F^n. Dieser beklagte sich über diese „Erzwin-
gung von Unterschriften*' gegen ihn in zwei Briefen an den Papst
vom 25. Oct. 1698 und 31. Jan. 1699. Er bemühte sich auch im
Jan. 1699, durch M. Steyaert ein Gutachten der Löwener Facultat
zu erlangen, und deutete an, man möge von Eom aus auch andere
Universitäten befragen. Dass man dieses thun werde, hielt auch
Boss, für möglich; er fragte bei dem Gesandten in Madrid über die
Stimmung in Spanien an und erhielt im Dec. 1698 zur Antwort:
es herrsche dort jetzt eine solche Unwissenheit, dass man die My-
stik kaum dem Namen nach kenne; die Inquisition führe nur gegen
das Judenthum Krieg u. s. w. (42, 76).
Im Jan. 1699 schrieb Fen. an Chanterac: er selbst könne
nicbt wohl Bossuets Schriften bei der Inquisition denunciren; aber
wenn die Sache sich in die Länge ziehe, möge Chanterac irgend
einen geachteten Ordensgeistlichen veranlassen, dieses in einer Weise
zu thuen, dass auf ihn selbst kein Verdacht falle; dieses Manöver
sei freilich nicht nach seinem Geschmack, man habe ihm aber ge-
rathen, etwas der Art zu thuen, wie ja auch in dem Streite de auxi-
liis die Jesuiten aus der Defensive in die Offensive übergegangen
seien; in seinen Schriften habe er anstössige Sätze von Boss, her-
vorgehoben; man könne auch Sätze aus der von ihm approbirten
Yie du Fr. Laurent^) beifügen. (Es handelt sich nur um Sätze,
die mit der obschwebenden Controverse zusammenhangen, nicht etwa
um gallicanische.) — Dieser Plan kam aber ebenso wenig zur Aus-
führung wie der Gedanke an eine Befragung der Universitäten.
Am 12. Nov. 1698 begannen die Sitzungen der Cardinäle der
Inquisition: Bouillon, Garpegna, Nerli, Casanate, Marescotti, Spada,
Panciatici, Ferrari, Noris, Ottoboni und Albani^). Ausser ihnen
1) Les moeurs, entretiens et pratiques du Frere Laurent de ia Re-
surrection, religieux convers (Laienbruder) des Carmes dechaussez, Paris
1694. Das Buch war übrigens nicht von Bossuet, sondern von Noailles
approbirt. Bossuet 40, 484 erwähnt, dass man in Rom auf das Buch and
Noailles' Approbation aufmerksam gemacht, und fugt bei: L'exoös et
Pexageration sortent partout dans les paroles de ce bon religieux. Fröre
Laurent biess vor seinem Eintritt in den Orden Nicolas Herman und war
ein Lothringer, f 1611. Ueber seine Schriften und seine qaietistische
Mystik s. Heppe S. 83. Im Index steht das Buch nicht.
2) Altieri war kurz zuvor gestorben, Cybo, 87 Jahre alt, kam nicht
mehr zu den Sitzungen, Portocarrero war in Spanien, d'Estrees in Frank-
reich, Medici in Florenz, Orsini in seiner Diöcese Benevent. Die Cardinäle
werden Corr. 10, 543 charakterisirt. Pikant ist die Bemerkung von Abbe
Bossuet (41, 289): Durch den Tod des Card. Altieri haben wir einen
günstigen Richter verloren; seine Theologen waren gut instruirt. Ein
anderes Mal (41, 513) schreibt er: Ich stehe im Verkehr mit den
Theologen der Cardinäle Marescotti, Carpegna, Panciatici und Ottoboni.
Spada wird den Cardinälen Noris und Casanate folgen. Nerli will den
J
F^^IoD. 685
Off. (Sperello Hperelli; Bernini war im Jnoi
nmisear der Inq. an den Sitzungen Theil.
ih die DiscuBsion in die l.a.nge. Unter dem
Ludwig XIV. wieder ein Schreiben an den
rti das« daa für den Frieden der Kirche eo
rzögert werde dnrch die Knnstgriffe derjeni-
irzögerung ein Intereeee zu haben glaubten,
baldige, aber klare, beetimmte and gegen
sicherte Entscheidung bittet, im Interesoe des
1 der Beruhigung der Glänbigen nnd des
nt. Anch an den Card. Bouillon, dem man
ie Sache hinziehe, achrieb der König einen
als furchtbar und kränkend bezeichnet. Seine
dadurch zn erkennen, dasa er im Jan. 1699
Beeoldtiiig eines Srziehere der Prinzen enl-
19 schrieb Chanterao an Fön.r „Alle Welt
n furchtbaren Gindruck, den der Brief des
des Hofes machen; man hält es ftir unmög-
derstehe; Card. Bouillon scheint mehr einge-
ille anderen. Es scheint, daes die Cardinäle
iciren [censariren] entschlossen nnd nnr ver-
iiber die Weise und die Wahl einiger mehr
isdrücke", und 10. Febr. schrieb Bouillon an
werde nnn bald nach seinen Wttnscben ent-
ndigten die Cardinäle ihre Disrnsstonen ; es
i aufeinander folgenden Tagen Sitzungen unter
Albani iit ein Politiker, der sich mir gegenüber
(41,202) zahlt er die günstig und die ungünstig
, unter letzteren den Botschafter Card. Bouillon,
wohl Cardinal gegen Cardinal zählen; aber ein
9 aSairo k Rome. Er fügt dann bei, der kaiaer-
instig gestimmt, der spanische jcUt nicht mofar.
achn-ibt Phelippeaux {ii. 73| : Mnn sollte nie
Lach Rom bringen; man ist hier zu unwissend
iunst and Intrigue. Hätte man die Sache in
Fe oder darofa die IJorbonne entscheiden lassen,
gewagt haben, etwas dagegen zu tbuen. Man
lehrter ist; die Römer bringt bei ihrer Unwissen-
■age in Verlegenheit, SchllesslicL hangt unsere
Mönchen ab, und es gibt fast keinen Doctor der
'eligiöse Fragen viel geschickter wäre als sie. —
t deutete in einem Briefe an den Erzbiiohof von
idlungen an, que Rome nc sait plus, oA eile en est,
ou politiqoc (12, 3S8). Abbe Bossui-t (42. 341)
Examinatoren sind die Theobgi^n gewesen; die
>lles-
r 1699 an gibt die Corr. de F6n. vol. 10 eine
efen Bouillons an den König und den Marquis
636 F6ii61on.
dem Vorsitze des Papstes abgehalten, in denen jeder Cardinal sein
definitives Votum abgab und motivirte ^). Dass das Buch von Fin.
zu verdammen sei, darüber scheinen alle Cardinäle einig gewesen
zu sein, auch darüber, dass dieses nioht durch ein Decret der Inqui-
sition, sondern durch ein päpstliches Decret geschehen müsse. Aber
ob durch eine Bulle oder ein Breve, und wie die Verdammung zu
formuliren sei, darüber waren die Ansichten getheilt. Namentlich
wurde darüber gestritten, ob Fen. als Urheber der zu verdammen-
den Sätze zu nennen sei oder nicht, ob jedem einzelnen Satze eine
Qualification beizufügen oder alle in globo zu verdammen seien, ob
man der Verdammung der einzelnen Sätze mit quatenus eine genaue Be-
stimmung darüber beifugen solle, in welchem Sinne sie verdammt
würden (S. 451), oder eine Bemerkung, dass die von F^n. gegebenen
Erklärungen über die Sätze nicht missbilligt werden sollten, endlich
ob man dem 10. Satze die Bemerkung beifugen solle, ¥in, habe
denselben desavouirt (er hatte wiederholt erklärt, derselbe sei nur
durch ein Versehen bei dem Drucke in das Buch gerathen). — Card.
Bouillon schrieb 3. März an Ludwig XIV., er bemühe sich auch
dafür, dass in das Decret nichts inserirt werde, was den Freiheiten
der gallicanischen Kirche zuwider sei, und kein Ausdruck, aus wel-
chem die Curie Vortheil ziehen könne gegen die den curialistischen
Maximen entgegengesetzten französischen. Auch Bossuets Vertreter
bemühten sich in dieser Richtung und drangen namentlich darauf,
es möge, wie in dem Breve gegen das Neue Testament von Moos,
die Formel motu proprio vermieden werden. Sie suchten auch, wo-
mit sie nicht durchdrangen, ein Verbot der Vertheidigungsschriften
Fin.'s zu erwirken.
Innocenz XII. war persönlich, nachdem er sich ungern zur
Verdammung des Buches entschlossen, für die mildeste Form. Er
soll in den letzten Tagen noch den Assessor und den Commissar
der Inq. zu den einzelnen Cardinälen geschickt haben, um ihnen
Schonung der Person F6n.'s zu empfehlen, und den gegen diesen
feindlich gesinnten Cardinälen gegenüber soll er geäussert haben:
Peccavit ille excessu divini amoris, sed vos peccastis defectu amoris
proximi, nach einer andern Version: Meldensis defectu amoris pro*
ximi. Abbe Bossuet meldet, man habe dem Papste gesagt, er könne
Fen. nicht verdammen, ohne zugleich die h. Theresia zu verdammen,
und er sei zuletzt so günstig für Fin. gestimmt gewesen, dass man
es als ein Wunder ansehen müsse, dass er gethan, was er gethsn.
Auch Card. Bouillon schrieb 7. März (Corr. 10, 387): der Papst
sei sehr für F6n. eingenommen, aber er wolle dem Könige nicht
missfallen und das habe ihn bestimmt, sich über jede andere mensofa-
liche Rücksicht hinwegzusetzen. Gleichzeitig deutete er von den
Cardinälen an, da die meisten von ihnen papabiles seien und der
1) Abbe Bossuet schreibt darüber (42, 276): Ces congreptioos ont
6te tenues ad honores; car le Pape n*entend rien k ces discussions; ü ^
yrai qu'en reoompense il a une grande oonfianoe au Saint Esprit
Fteelon. 0S7
t Bei, würden sie auf die Wünsche des französischen Hafe§
t nehmen!).
I 24. Febr. wurden der Fen. gewogene Card. Albari als
der Breven und die Cardlnäle Noris und Ferrari aU Theo-
s h, Collegiums beauftragt, das püpstliche Decret zu conci-
inf Grund der Vorstellungen mehrerer Cardinäle und der
BosBueta gegen die Ausschliessung de« Card. Casanate von
ommission, wurde dieser ihr nachträglich beigegehen, und
nem Kinflusse wurde der von den drei angefertigte Entw.urf
rschärft, namentlich der Satz: „Wir beabsichtigen nicht, die
Igen des Verfassers 7,u verwerfen* gestrichen, desgleichen
itz zu dem 10. der verdammten tiätze: ,Der Verfiisser er-
eser Satz sei nicht von ihm.''
ihrend dieses letzten Stadiums der Verhandlungen erfuhr
isBuet, es Bei der Vorschlag gemacht worden und derselbe
Esicht angenommen zu werden, der Papst solle sich darauf
ken, in 12 Canones (Corr. 10, 481) den Irrthümcrn der
n gegenüber die Lehre der Kirche zu formuliren und diese
von Fen. nnterBchreiben zu lassen. Card. Ferrari sollte
□FHchlag auf Anetiften des Carnieliters Philipp gemacht und
luillon, Fabroni und die Jesuiten denselben unterstützt haben.
:>aillon berichtet seinerseitB darüber 7. März: der Papat habe
'orschlag in der letzten Donnerstags-Sitzung mitgctbeilt, mit
lärang, derselbe scheine ihm sehr zweckmässig und er
, daea auch die Cardinäle ihm zustimmten; er habe zuge-
nit dem Vorbehalt, dass die Erledigung der isache dadurch
I mehr als drei Tage verziigert werden dürfe; die Mehrzahl
linäle habe sich aber dagegen ausgesprochen. Jedenfalls
■ Papst das Project fallen. — Als Abbe IJossuet von diesem
hürte, sandte er einen besondem Courier nach Paris, um
itestatioD des Königs zu provociren. Am 16. März sandte
oh Ludwig XIV. ein von Boss. verfasBtee fulminantes Me-
:. (EtoBB. 42, 342. 351). Als dieses in Hom ankam, war
Sache bereits erledigt. Am 12. März wurde das Decret
Sitzung der inq. definitiv genehmigt und von Innocenz XII.,
zuvor öffentliche Gebete hatte abhalten und Almosen ver-
laaeen, — unterzeichnet.
iat ein Breve, keine Bulle. Im Eingange wird der volle
e Buches angegeben und dann gesagt: die über die nicht
Lehre desselben entHtandene Aufregung habe den Papst ver-
Chanterac schreibt Cxrr. 10, 3T2 mit specicller Rücksicht auf
^anate; „Man sagt, die pHpabtrlen Cardinäle, wiewohl sonst ganz
hafte Mäuner (fort integres), seiun für uns immerhin zu rürchten.'-
^agt er von Casanate; er sei der Protector der .Aiiti-Kegaliatcn
!eni9ten, und von Moria: er wolle Papst werden. Auch Abbe
äusaert 41, 299; „Gegen das Ende eines Pcintificatea denkt jeder
in, i ae men^er", und 41, 396: „Carpegna hat Einsieht, aber er
688 Fenölon.
anlasst, — von den Schritten Ludwigs XIY. and Bossnets und an-
derer französischer Bischöfe wird den Wünschen des französischen
Hofes entsprechend nichts gesagt, — dasselbe durch einige Cardinäle
und Theologen prüfen zu lassen, — von der Inquisition wird nicht
gesprochen ; — nach Anhörung derselben, fährt der Papst fort, ver-
biete er aus eigenem Antriebe und aus sicherer Wissenschaft und
nach reiflicher Ueberlegung und kraft der Fülle seiner apostolischen
Gewalt das Buch in allen Ausgaben und Uebersetzungen, weil durch
das Lesen desselben die Gläubigen allmählich in schon von der
Kirche verdammte Irrthümer geführt werden könnten (diese Formel
ist aus dem Breve von 1669 gegen das Eituel d'Aleth) und weil
dasselbe Sätze enthalte, die entweder nach dem zunächst liegenden
Sinne ihres Wortlautes (in obvio eorum verborum sensu) oder mit
Rücksicht auf ihren Zusammenhang (dieselbe Formel kommt in der
Bulle gegen Meister Eckart vor) temerär, ärgern issgebend, übel-
klingend, für fromme Ohren beleidigend, in praxi verderblich und
auch irrig seien (für die Beifügung von : ketzerisch und der Ketzerei
sich annähernd hatten vier Cardinäle gestimmt, dagegen Noris, Fer*
rari und die anderen). Das Drucken, Abschreiben, Lesen und Be-
halten des Buches wird bei Strafe der Excommunicatio 1. sent. ver-
boten (die Excomm. ist nicht, wie sonst gewöhnlich, eine reservirte)
und jedem, der es besitzt, befohlen, es dem Bischof oder Inquisitor
abzuliefern (bei dem Rituel d'Aleth war noch das Verbrennen des
Buches angeordnet). Dann werden 23 Satze aus dem Buche ange-
führt, welche die oben ausgesprochene Censur treffe, mit der Er-
klärung, durch die ausdrückliche Verwerfung dieser Sätze solle nicht
der übrige Inhalt des Buches gutgeheissen werden. — Abbä Bossuet
meinte noch am 13. März, der Papst habe eine Bulle unterzeichnet;
später stellte er die kühne Behauptung auf, der Papst selbst habe
dieses gemeint. Er meinte dann, der König solle die Umwandlung
des Breves in eine Bulle verlangen, was mehrere Cardinäle für
möglich hielten. Aber der französische Hof und Bossuet waren zu-
frieden, endlich so viel erreicht zu haben. Später meldet Abb^
Bossuet, die Cardinäle hätten darüber berathen, ob das Breve in
eine Bulle umzuwandeln sei, die Frage aber verneint.
Fen. erhielt die Nachricht von der Verdammung seines Buches
durch seinen von Paris nach Cambray geeilten Bruder 25. März
1699, als er eben die Kanzel besteigen wollte. Er predigte darauf
über den Gehorsam gegen die Oberen. Dann schickte er Chanterac
zwei vom 4. Apr. datirte Briefe an den Papst, mit dem Anheim-
geben, den einen oder den andern zu überreichen. In dem, welcher
überreicht wurde, heisst es: „Meine Unterwürfigkeit und Gelehrig-
keit siegen über den Schmerz, den ich über das Urtheil über mein
Buch empfinde. Ich erwähne nicht mehr meine Unschuld , die
Schmähungen, die zahlreichen zur Rechtfertigung meiner Lehre ge-
schriebenen Erläuterungen; ich will von der Vergangenheit überhaupt
nicht mehr reden. Ich habe schon ein Mandement entworfen, worin
ich, der apostolischen Censur mich demüthig unterwerfend, das Buch
mit den 23 daraus entnommenen Sätzen demüthig, absolut und ohne
j
Fenaon. 639
ihattpn von Vorbehalt verdaniiiien und diis Beliallen und
es BuclieB verbieten wi^rde. Da« MandeniPnt wird veröffent-
rden, sobald ich die ErlaiibniHK de« KJinis« erhalten haben
. . lob werde nicht den Sebatten einer DiHlinction. wodurch
Tete aOBgewichen werden kijimte, niid nicht die gerinirste
digung vorbringen." In dem nii'ht abgegebenen Briefe (Corr.
"ichlusKe: „Nur eins bedauere ich: dass manche
che SluJtl habe die Lehre verdammt, dass die
;lbst beziehe, ohne etwa« für Bieh zu erwarten.
igkeit auf die Pernon eiriea iinsehuidigen, be-
gröBsten Gelehrigkeit pich unterwerfenden Erz-
ieht nehmen zu dürfen glauben, so mögen Sie
lurehauB reine Lehre in Schutz nehmen." Kach-
es Königs eingetroffen, veröffentlichte Fen. 9.
ndement de« angegebenen Inhalts und sandte
Rom mit einem Briefe, worin er sagtr „Gott
. ich die in meinem Buche einfach angeführten
iseprüche der Heiligen vielfach habe mildern
Ich glaubte, hinlänglich dafür Sorge getragen
! Worte nicht anders gedeutet werden könnten,
in VertheidigungBKcbriften erklärt habe. Aber
■n , daBB ich meine Ansichten in dem Buche
■be und daBB es mir nicht gelungen ist, Miss-
halten." — Per Brief vom 4. April wurde in
vom 27. vorgelesen und Card. Albani beauf-
dsrauf zn entwerfen. Abbe Bossuet erwirkte
ibgesandt wurde. Die von Albani entworfene
lef vom 10, circulirte hei den Cardinälen und
mehrerer sehr stark, auf die Hälfte reducirt
ih farblosen Aetcnstück gemacht.
Ffn., dahin zu wirken, dass das Ereve wegen
en die galHcanischen Maximen nicht recipirt
B der Art, erwähnt aber (Terberona Argumente
Ihanterac (10, 4il2): Die Formel motu proprio
nRtrös; las Breve sa^t a ch delnblcation in
inze Welt g Iten v i nlle fran70s seh n Maxi-
n wirft. \ber rene lenle die Url eher der
haben alle Fre he ten der ^ II can Bchei Kirche
■rmächtifcte durch en P nds 1 re ben vom 22.
e, mit il r n Sufl a„a en z sin i e zutreten, um
es Breves u d d e gic h as" ge I) rchführung
Höccfien zu beratl en i d ber il re Beschlüsse
damit er d nn se e T ttres patentes für die
;uti(m des Breves eriassci). Die Bischöfe der
640 F6n61on.
Pariser Eirchenproyinz (Paris, Meaux, Chartrus und Blois), die zu-
erst zusammentraten, baten auf Betreiben Bossuets in ihrer Antwort
den König, auch die zur Yertheidigung der Maximes erschienenen
Schriften zu verbieten. Von den 16 anderen Versammlungen schlössen
sich 8 dieser Bitte an, auch die von Cambraj mit d«n Stimmen
der 3 Suffraganen gegen die F^nelons. Auf dieser Versammlung
äusserte der Bischof von St. Omer : die Ausdrucke in dem Mande-
ment von Ein. Hessen eine innere Zustimmung vermissen. Pin. ant-
wortete: er glaube deutlich genug gesagt zu haben, dass er sein
Buch aus aufrichtiger Gelehrigkeit gegen den h. Stuhl innerlich
verdamme; er denke nicht daran, dasselbe zu erklären; er stelle
die Auctorität des h. Stuhles über seine eigene schwache Einsicht;
sein Gewissen verbiete ihm freilich, einzuräumen, dass er jemals
einen der Irrthümer gehegt, die man ihm zugeschrieben habe; er
habe gemeint, sein Buch könne mit den Verbesserungen, die er dem-
selben habe folgen lassen, den Irrthum weder lehren noch begün-
stigen; aber er verzichte auf sein ürtheil, um sich dem des h.
Vaters anzuschliessen; wenn dieser seine Unterwerfung ungenügend
finde, wolle er sie so aussprechen, wie es verlangt werde.
In der königlichen Declaration über die Publication des Breves
vom 4. Aug. 1699 wurden mit den Maximes alle zur Vertheidigung
der verdammten Sätze veröffentlichten Schriften verboten. Diese
Declaration wurde 14. Aug. im Pariser Parlament verlesen und nach
einem Vortrage des General-Advocaten d'Aguesseau, worin er em-
pfahl, über das motu proprio und die Formel, dass das Buch auch
für diejenigen, welche speciell zu erwähnen wären, verboten sein
solle, hinwegzusehen, wurde das Breve einregistrirt. Dasselbe ge-
schah in den anderen Parlamenten (d'Aguesseau 13, 188). Die Sache
kam nochmals zur Verhandlung in der Assemblie du Clerge von
1700. Diese approbirte 23. Juli einen von Bossuet vorgetragenen,
objectiv und massvoll gehaltenen Bericht, in welchem schliesslich
betont wird, die Bischöfe seien auf den Pro vincial versammlangen
nicht mit einer einfachen Ausführung des Breves, sondern mit einer
Kenntnissnahme von demselben und in der Form eines Urtheils
vorgegangen und hätten, weil in der Sache mit dem päpstlichen
Decrete einverstanden, über gewisse Formalitäten hinweggesehen,
auf die man jedoch, um den Consequenzen aus denselben vorzubeugen,
ebenso bestimmt wie respectvoll aufmerksam gemacht habe. In
Kom war man von diesen Gallicanismen nicht sehr erbaut, schwieg
aber dazu.
F6n. fürchtete, man werde auch in Rom seine Vertheidigungs-
schriften verbieten. Vielleicht, sagt er (Corr. 10, 580), werden diese
Italiener, welche die Lehre meiner Vertheidignngsschriften so loben,
auch sie dem Könige zum Opfer bringen, wenn dieser, nachdem alle
Kirchen seines Reiches ihre Unterdrückung verlangt haben, dem
Papste vorstellt, er dürfe im Interesse der Befestigung des Friedens
die Verdammung nicht verweigern. . . Dann wird man annehmen,
der h. Stuhl billige nur die Lehre der Partei, der er zum Siege
verhelfen hat. Abbe Bossuet regte die Sache wirklich in Rom an;
j
Fenelon. 641
1 förmlicher Antrag oder eine Denunciation bei der Inq.
licht eiligereicht worden zu sein, und ohne eine solche vor-
wnr weder der Praxis entnprecliend, nuch mochte man
dazu haben. Im Juni 1699 meldet Abb£ BoHHuet: das
.tom de la 2. Lettre d'ua theolopicn (Gerberon) k M. de
,vec des reraarques Bur le nnuveau bref du Pape (Ph^lip-
250) Hei der Inq. übergeben worden und werde sicher verb.
Die Lettre steht aber nicht im Index,
lill, Die B. Unig. 8. 56, sagt: NoailleB sei dafür, daes er,
ein Jungendfreund Fen.'s, „eich von Boseuet ins Schlepptau
liess, mit dem Cardinalate belohnt worden, den ihm der
700 von Innocenz XIL erwirkte." Beraerkenflwerther ist,
i den Fen. günstigen Qualiücatoren zwei, Gabrielli und Ra-
einige Monate nach der Entscheidung zugleich mit demAs-
. Off. Sperelli Cardinäle wurden {Fabroni 1706), Innocenz XII.
1 Fen. BKlbst zum Cardinal haben ernennen wollen oder er-
ber in petto reservirt haben und davon abgehalten worden
vor Beinern Tode zu nennen (Corr. 11,64).
r Herausgeber der Oeuvres de Fen, sagt in der Vorrede
Bande S. 4: er habe die Maximes aus Gehorsam gegen die
licht in die Sammlung aufgenommen, gebe aber eine Ana-
ses berichtigt er nachher S. 231 sehr vor-
keineswegs eine Analyse des Buches geben,
itsächlichBten Irrthümer desselben darlegen,
ting veranlasst hätten. — F^n.'e Neffe, Mar-
eine ManuBcripte geerbt hatte, liesB 1718 zu
Oeuvres spirituels drucken. Er wollte auch die
glich erhalten, drucken lassen, sonderbarer
ler dortige Erzbischof verweigerte die Druck-
seinem Briefe an den Marquis von der Ver-
Fen.'B und seiner erbaulichen Retractation
Marquis: sein Oheim habe Beine Lehre in den
entwickelt; diese habe der Papst nicht ver-
h von einer Retractation nicht die Rede sein.
Buchhändler einen Prospectus von Oeuvres
breiteten, liess Card. Fleurj darüber an den
eper erklärte, ea handle sich nur um bereits
•'leury liess antworten, es sei passender, d&sa
i mit Approbation erscheine, und da es gleich-
ckt wurde, liess es die Kegienmg auch in
gegen den Wunsch des Marquis — das Avis
■ücke in diesen Schriften erinnerten an die
- Maximes; es sei zu beachten, dass diese
irfasst worden seien, ehe der Verfasser mit
ten verdammt habe (Bausset, Fenclon 3, 433),
h bezüglich der Unterwerfung unter die Ent-
hles als Muster aufgcBtellt. Schon die oben
lie in den Briefen an den Papst und Abbe
chof von St. Omer gegenüber Insaen aber den
^
642 Fenelon.
Vorwurf nicht als nnbegründet erscheinen^ den z. B. Taharaud p. 310
ansspricht: er habe dasselbe gethan, was er an den Jansenisten so
scharf getadelt; seine Unterwerfung habe sich auf das Silence re-
spectnenx beschränkt^). Es finden sich aber noch deutlichere Er-
klärungen. In einem umfangreichen eigenhändigen lateinischen
Schriftstücke, welches sich nach seinem Tode unter seinen Papieren
fand und welches er selbst als eine Art Testament bezeichnet und
von dem er bestimmte, es solle dem Papste zugesandt werden
(Bausset 2, 383), wiederholt er in starken Ausdrücken seine Unter-
werfung unter die päpstliche Entscheidung, fügt dann aber bei: „Ich
glaube bis zur Evidenz erwiesen zu haben, dass ich niemals einen
der 23 Sätze so, wie sie im Breve stehen, habe vertheidigen wollen^',
und gibt dann eine längere Darlegung seiner Ansichten, von der
leider Bausset nur einen dürftigen Auszug mittheilt. In einem für
den Jesuiten Le Tellier geschriebenen Memoire vom J. 1710 (Gorr.
3, 245) sagt er: „Ich habe das verdammte Buch nur geschrieben,
um die Irrthümer und Illusionen des Quietismus zu verwerfen. Ich
wollte nur sagen, im Stande der höchsten Vollkommenheit habe man
in der Regel kein eigenes Interesse und keine eigennützige Liebe
Gottes mehr. Das ist die gewöhnliche Sprache aller Heiligen von
dem h. Clemens von Alexandria bis auf den h. Franz von Sales . . .
Der Bischof von Meaux hat mein Buch aus Voreingenommenheit
bekämpft und eine verderbliche und unhaltbare Lehre vertheidigt:
der Grund der Liebe zu Gott sei nur das Verlangen nach Glück-
seligkeit. Man hat diese unwürdige Lehre, welche die Liebe de-
gradirt, indem sie dieselbe auf die Hoffnung als ihren einzigen Be-
weggrund reducirt, geduldet und triumphiren lassen. Derjenige,
welcher irrte, hat gesiegt; derjenige, welcher frei von Irrthum war,
ist zertreten worden (^crase). Der König und die Meisten glauben,
meine Lehre sei verdammt worden; ich schweige dazu, schon seit
mehr als zehn Jahren." Ramsay gegenüber erklärte er: er habe sein
Buch fallen lassen, da dieses eine unreife Geburt (avorton) seines
Geistes sei; seine Lehre aber sei keineswegs in Rom verworfen wor-
den, werde vielmehr in allen katholischen Schulen vorgetragen
(Heppe S. 440). Schon 1699 sagt er in einem Briefe (11, 18):
„Der Ausdruck Retractation wird gewöhnlich nur angewendet, wenn
jemand eingesteht, dass er an eine I^ehre geglaubt habe, die er jetzt
als falsch erkennt. In diesem Sinne habe ich nie retractirt; viel-
mehr habe ich immer behauptet, ich hätte nie an einen der frag-
lichen Irrthümer geglaubt. Der Papst hat keinen Punkt meiner
wahren Lehre verdammt, die ich ausführlich in meinen Vertheidi-
gungsschriften dargelegt habe; er hat nur die Ausdrücke meines
Buches »in dem Sinne, welchen sie natürlicher Weise darbieten« und
den ich nie damit verbunden habe, verdammt.'*
1) Cret.-Joly 4, 889 sag^ von P. La Chaise, der ganz auf Fen.'t Seite
gestanden: II n^eut pas, ainsi qae le dit Fontenelles, tonte la' ooquetierie
d^umilite de l'auteur de Telemaque, mais en pretre soumis ä Paatorite,
il accepta la sentenoe.
j
Sb«lti^eiten in den Niederlanden. MO
n Span. Indes stehen Finilons Haximee nicht, aber gemSea
Idicte von 1771 werden die Noten zn einer Londoner Ausgabe
^maqne expnrgirt.
Streitisbeit«! in den Niederlanden 1690 — 1712.
kirchlichen Parteien in den Niederlanden
ebhaft, nachdem der bisherige Bischof von
0, ein fanatischer Gegner der Jansenisten,
Hecheln geworden war (f 1711). Im J.
im Verein mit den anderen Bischöfen ein
, welches über das Alexanders VII. (S. 458)
iDOcenz XII. verordnete aber in einem Breve
!s solle nnr die Unterzeichnung des Formn-
. und die Verdammung der ans dem Buche
imenen Säue in sensu obvio, — also nicht
intento — verlangt werden. Gleichzeitig
r Interpretation des Formnlares und der
Uillschweigen geboten und den Bischöfen
nicht zu dulden, dass jemand als Janseuist
geistlichen Aemten und Functionen aus-
ron dem nicht erwiesen sei, dass er einen
ilte. Diese Entscheidung wurde nicht mit
»tack zu der Paix de Clement IX. <S. 45d)
Zeit wurden mehrere Dennnciationen gegen
von der Inquisition abgewiesen nnd mehrere
sie, a. a. von Precipiano's Beichtvater, dem
i Fontaine, verboten. Precipiano verbot nun
1 Decret vom 15. Jan. 1695 Jansenistische
erwirkte in demselben Jahre Verordnungen
nien, nach welchen die des Jansenismus
en Aemtern ausgeschlossen werden sollten,
reranlassteu ein zweites Breve Innocenz* XII.
welchem das erste bestätigt, aber ausdruck-
te Bulle und das Formular Alexanders VII.
aodificirt werden. Auch in den folgenden
rere Streitschriften gegen die Jansenisten
^
644 Streitigkeiten in den Niederlanden.
n. a. von Palazol und Desirant, verboten. Im J. 1703 gelang
aber Precipiano ein Hauptschlag gegen die Jansenisten : Gerberon
und Quesnel, nach dem Tode Arnaulds (f 8. Aug. 1694) die be-
deutendsten unter den nach Belgien geflüchteten französischen
Theologen, wurden mit Ermächtigung der Römischen Inquisition
und der spanischen Regierung verhaftet, processirt und der
Excommunication verfallen erklärt. Ausser von ihnen kamen
auch einige Schriften von Opstraet, Henricus a S. Ignatio u.a.
in den Index, ausserdem eine Menge von Thesen, unter denen
nur die von Fr. Martin bemerkenswerth sind.
1. Humbert Guillaume Corate de Precipiano de Soye aus
einer Genuesischen Familie, geb. 1626 zu Besannen, war in seinen
jtlngeren Jahren nicht eben besonders kirchlich. Als er 1661 zum
Domdecan in Besangen ernannt wurde, entstand ein Streit, der 20
Jahre dauerte und in welchem Prec. der Excommunication verfiel.
£r liess sich erst absol^iren, als er 1682 zum Bischof von Brügge
ernannt wurde (Vie de v. Espen p. 24). Als er 1690 nach dem
Tode des milden Alphons de Berghes (1669 — 89) Erzbischof von
Mecbeln wurde, bezeichnete ihn Arnauld in einem Briefe (3, 235)
als un trfes-mis^rable sujet. — In einem Beeret vom 9. Jan. 1691
und in einer Epistola pastoralis super praecipuis ecclesiarom belg.
turbis vom 12. Oct. 1691, Brux. 1692, 64 S. 8.i), schärfte er die
Trienter Bestimmung über das Lesen der Bibel in der Yolksprache
ein, nahm alle bisher ertheilten Ermächtigungen dazu zurück und
erklärte, bei der Ertheilung neuer Ermächtigungen würden ketze-
rische und verdächtige Uebersetzungen, namentlich das wiederholt
verdammte N. T. von Mens, ausdrücklich ausgenommen werden.
Gleichzeitig verbot er gemäss dem Breve von 1661 (S. 539) Ueber-
setzungen des Messbuches, namentlich des Canons, und schärfte die
Beobachtung der Eömisohen Bücherverbote ein. In demselben Jahre
hielt er mit den Bischöfen von Antwerpen, Brügge und Roermonde
zu Brüssel eine Conferenz, zu der auch der Generalvicar van der
Noot und die ultramontanen Doctoren Harney und Steyaert zuge-
zogen wurden und auf der u. a. folgendes verabredet wurde : es
soll nach Rom und Madrid wegen Einführung des Alexandrinischen
Formulares geschrieben werden; es soll bei dem Statthalter und in
Madrid beantragt werden, die vor Ertheilung der Druckerlaubniss
vorzunehmende Prüfung theologischer Bücher ausschliesslich durch
die Bischöfe vornehmen zu lassen und die Placate über das Bücher-
wesen in Erinnerung zu bringen ; es . soll überlegt werden, was
diesen beizufügen ist; Harney und Steyaert sollen die in Belgien
erschienenen Bücher verzeichnen, welche zu verbieten sind ; das Lesen
der h. Schrift in der Yolksprache und das N. T, von Mona sollen
1) De Ram, Synodicon [s. o. S. 21] 2, 391. A. J. P. 6, 1748.
J
Erihischof Precipiano. ft45
werden, — Die Confereni richtete unter dem 31. Jan.
Schreiben an die Inquisition, worin über das Umaichgreifen
geklagt wird. Insbesondere wird über fraudulenti
" gcklugt und eine Schrift, worin dieselben
inae Augnstinianorum Theoloporum etc., de-
rird der Inquisition ein Buch von Cornelius
t, der praeter ceteros felicms in exagitandie
t'erner werden Specimina der zahlloHen be-
ligt, die von .laiiseniRten verlhcidigt würden
nmt werden sollten wie die 31 Hätze von
;h wird über die Jansenistisf^he Bussprasis
um dedit fainoHus de freqnenti coiniuunione
-aefalio haereticam continet de bieipiti Eccle-
m (Synodieon 1, 570).
rticuli sind die 5 in Paria 1663 vereinbarten
;]ie Unesnel 16^9 mit einer Vorrede hatte
t denen die Lijwener Theologen (auch Stey-
n erklärt hatten. Arnaiild hatte sich nach
bestimmen lasHen, 26. Jan. 1B90 an Alesan-
za echreiben (3, 2r>Ü), dem «uesnels Schrift
Gegenschrift, welche die Bischöfe der In-
heisst: Frans quinque artieulorum a Pseudo-
rimum Alexandro VII., nunc iterum Alexan-
sive eorum cum Auguatino Iprenei conve-
T Comelium a Craneberch Lovaniensem
I. Der VerfaBner derselben war der Jesuit
e, der Beichtvater Precipiano's. Mit ihrer
ä Bischöfe Unglück. Beide Schriften wurden
prüft, die von Quesnel freigegeben, die von
.602 verb. Eine ausdrückliche Erklärung über
Censuren von 1587 (_I S. 446), die Arnauld
olgte nicht').
. welches die belgischen Bischöfe 1692 ein-
ing insofern über das Alexandere VII. hin-
enthielt: „loh beschwöre nicht nur die Wahr-
n diesen Bullen auf das Recht (jua), sondern
. anf die von Alexander VIT. detinirle That-
d, h. dass ich die 6 Sätze verdamme, nieht
jedem ketzerischen Sinne, den sie haben,
I Qupsnol wird oft als ..Coram" cilirt, weil sie
[■(,. In dem llecueil. welches (JucRnels Schrift La
lö2) beijifd ruckt inf, steht p. U eine französische
Nouveile declaration des disciplea de St. Aug.,
nc^re de leur doctrine sur la maliere des 5 pro-
■esentes eii lG'i3 nu P. Ale:iaiider VII, et gouiuis
du P.Alexandre VIII. en 16«9. ■- Urber die Ver-
OD Über die beiden Schriften s. Itecueil p. 61.
646 Streitigkeiten in den Niederlanden.
Bondem auch Bpeoiell als aus dem Augnstinns des Jansenins excer-
pirt und in dem von Jans, intendirten oder in seinem Buche ans-
gedrtickten Sinne'' (Arn. 24, 605; 25, 154). Die Bischöfe berich-
teten darüber an Innooenz XII. im März 1692 in einem Schreiben
(Synod. 1, 579), worin folgende charakteristische AusfOhmng vor-
kommt: Weil einige Bischöfe jansenistisch gesinnt gewesen und die
weltliche Grewalt und nach dem Vorgänge einiger Löwener Profes-
soren viele Geistliche widerstrebt hätten, habe man bisher nur ein
zweideutiges Formular (das von 1660, S. 517) einfuhren l^önnen.
Manche meinten nun, die darin versprochene religiosa observantia
bestehe lediglich darin^ dass man die Bullen nicht öffentlich an-
greife ; ein belgischer Schriftsteller sei es gewesen, der den in dem
Decrete von 1690 unter No. 30 verdammten Satz vorgetragen:
wenn jemand eine Lehre bei dem h. Augustinus deutlich ausge-
sprochen finde, könne er sie festhalten und vortragen, ohne Rück-
sicht auf irgendwelche Bullen ; ja, es habe neulich jemand geäussert,
kein Papst habe jemals seine Fehlbarkeit deutlicher bekundet als
derjenige, welcher die 5 Sätze in dem von Jansenius intendirten
Sinne verdammt habe. Jansenist en seien es femer, welche lehrten,
das Lesen der h. Schrift in der Volksprache, namentlich des N. T.
von Mens, könne nicht durch kirchliche Gesetze beschränkt werden,
welche das Busssacrament durch unkluge Strenge gehässig machten,
welche behaupteten, das Beichtsiegel brauche nicht strenge gehalten
zu werden^). Um die Axt an die Wurzel zu legen, hätten die Bi-
schöfe mit Zustimmung des Intemuncius beschlossen, fortan von
allen, welche die Weihen oder Beneficien und kirchliche Aemter
erhalten wollten, einen Eid nach dem Formular Alexanders VII. zu
verlangen. Das sei jetzt durchzusetzen, da die Bischöfe einig, die
Regierung der guten Sache günstig gesinnt und von der Universität
Löwen Unterstützung, nicht Behinderung zu erwarten sei. — Das
Vorgehen der Bischöfe veranlasste eine Reihe von Streitschriften,
u. a. Supplicatio ad Archiep. Mechlin. ceterosque Belgii episcopos,
qua juramentum in veritatem facti Janseniani ea qua par est reve-
rentia deprecantur quidam Belgae theologi, 1692, 32 S. 4. Amaald
schrieb damals Histoire du formulaire qu'on a fait signer en
France, et de la paix que le P. Clement IX. a rendue k cette iglise,
Lille 1692, 56 S. 8. (darin sind die verschiedenen Formlare abge-
druckt), — sie wurde nochmals Gol. 1698 gedruckt, und diese
Ausgabe 1734(1) verb.^).
1) Wie Am. 8, 77. 478 bt^richtet, hatte man 1688 eine solche Be-
schuldijrung geffen Huygens und Opstraet aasgestreut. Es handelte sidi
aber nicht um das Beiohtsiegel, sondern um die Solicitatio ad turpia. Mit
dieser Beschuldigung werden die 1689 unter Hen nebeis Vorsitz verthci-
digten Thesen de sigillo oonfessionis (Opusoula p. 570) zusammenhangen.
— Die Inquisition hatte schon 1682 eine auf das Beichtsiegel bezügliche
Propositio verdammt (Gonstit. p. 191).
2) Sie erschien nochmals 1765 mit einer Fortsetzung von anderer
Hand, und ist abgedr. Am. 25, 152. Ueber die anderen Streitschriften
J
Du Formular. M7
Auf den Wansch Carls II. schickten beide Theile Agenten
Rom, die Biacböte den Augustiner-Eremiten Bernard Desirant,
war Profritior der Gescbichte und Politik, also Justna Lip-
Kachfolger, — ihre Gegner den ProfeB§or Jo. Libertns Henne-
Vom Nov. 16A2 nn wurde länger als ein Jahr in der Inqui-
t'). Dann schickte Innocenz XII. den Bi-
6. Febr. 16!)4 (Arg. III b 390), worin er
. Innocenz X, und Alexander VII. bestätigt
lert, gegen jeden, der die darin verdammten
rechtlichem Wege vorzngehen, dann aber
rlangen, dass Jeder, der zur Unterzeichnung
lert werde, dasselbe aufrichtig unterzeichne
Reslrictjon oder Expoeition die aus dem
erpirten Sätze in sensu obvio, quem ipsamet
le se ferunt, verdamme; es floUe aber dem
II. weder mündlich noch schriftlich irgend
leigefiigt werden. Um allen Streitigkeiten
'apst weiter, habe er (in dem unten zu er-
Inq.) verboten, andere Deutungen dea For-
Worten aelbst liegenden vorzutragen oder
auch habe er bezüglich der Interpretation
5 Sätze ewiges Stillschweigen aufgelegt.
len Bischöfen zur Pflicht, nicht zu dulden,
vage Beschuldigung des Jansenieinue auRge-
läesige Name Jansenist angewendet werde,
, daee er verdächtig sei, einen der 5 Sätze
n zu haben, oder dass jemand unter diesem
1, Beneficien, Gnaden, dem Predigen oder
ictionen ausgeachloseen werde, wenn nicht
[ass er diese Strafe verdient bttbe. — Unter
a ein Breve an die Löwener theologische
p. 57. 716), worin der Papst sagt: Heniiebel
ler Facultiit vom 7. Mai 1693 überreicht,
e ihr gestattet werden, bis zu einer ander-
.es h. ätuhlea die in den Cetisuren von 1587
agen; er erachte eine eingehende Erörterung
wie sie unter Clemens VIII. und Paul V.
it ala opportun, halte das Verbot der Ver-
■ten über diese Materie aufrecht, und or-
, indem sie, wie sie versicherten, eich zu
tinus und des h. Thomas bekannten, Strei-
daa neue Formular überlmupt s. Arn. 3, 439.
idluiigen B. van Espen, Commentnriolus de ori-
'ii Alexandrini in Bcigio, Upp. K, 322, 336. Arn.
I Paix de Clement IX. p. 249 und Recueil p. 273.
Zur Kirchengesch. S. 99. Clarorum Venet. ad
L, 16a
646 Streitigkeiten in den Niederlanden.
tigkeiten yermeiden a. 6. w. — Gleichzeitig wurde das in dem
ersten Breve erwähnte Decret der Inq. Fer. V. 28. Jan. 1694 (Bull,
cont. 1, 294. Arg. III b 390) publicirt, in welchem bezüglich der
Deutung des Formulars und der 5 Sätze allen Schweigen auferlegt
wird, alle ex professo oder inoidenter darüber handelnden Schriften
verboten werden und untersagt wird, Schriften darüber drucken su
lassen. Die üebertreter dieses Decretes sollen ipso facto der Pri-
vation ihrer Dignitäten und Aemter und der Vollmacht zu predigen und
zu dociren u. s. w. verfallen, alle noch zu veröffentlichenden Schriften
der bezeichneten Art ohne weitere Erklärung als ausdrücklieh ver-
boten angesehen, die Drucker derselben mit Confiscation der Bficher
und mit Geld- und anderen körperlichen Strafen belegt werden.
Ganz zufrieden waren mit dieser päpstlichen Entscheidung
beide Theile nicht Der Erzbischof musste natürlich sein Formular
aufgeben und verordnete im Juli 1694 die Unterzeichnung des
Alexandrinischen (Arg. III b 597). Amauld (3, 749) war nament-
lich über das Inquisitionedecret unzufrieden; von dem Breve an
die Bischöfe, welches mit* königlichem Placet publicirt wurde, meinte
er: wenn es nicht so klar sei, wie man wünschen könne, so sei es
doch in drei Punkten den Löwenern günstig: 1. die Bestätigung
der früheren Bullen sei auf den dogmatischen Inhalt derselben be-
schränkt; 2. es heisse: die 5 Sätze seien in sensu obvio, quem verba
prae se ferunt, (nicht in sensu a Jansenio intento) verdammt^);
3. es verbiete die vagen Beschuldigungen des Jansenismus. Jeden-
falls meinte er, könnten die Löwener das Formular Alexanders VII.
unterzeichnen, und es sei zu hoffen, dass das Breve der niederlän-
dischen Kirche den Frieden wiedergeben werde. Auch sonst wurde
vielfach dieses Breve dem Breve an die Seite gestellt, durch welches
die Paix de Clement IX. begründet worden. Es erhielt auch für
Frankreich Bedeutung dadurch, dass die Assemblie du Clerg^ von
1700 daraus die Warnung vor der vagen Beschuldigung des Jan-
senismus in ihre Beschlüsse aufnahm (Recueil des actes 1, 713). —
Auch Quesnel verfasste, wie Amauld (3, 770) 1694 schreibt, eine
eigene Schrift, um zu zeigen, dass man jetzt das Formular unter-
zeichnen könne. Es wird das dieselbe sein, die freilich erst 1697
Pseudonym erschien: Defense des deux brefs de K. S. P. le P.
Innocent XII. aux äveques de Flandre (des Breve von 1694 und
des gleich zu erwähnenden von 1696) contre le Docteur Martin
Stejaert, adress6e k ce m§me docteur par l'abbi du Manoir,
Douay 1697, von der Inq. verb. 1704 (C. Qu. p. 73. 347).
Speoielle Bücherverbote sind in dem Decrete der Inq. nicht
enthalten. Das für die Zukunft bestimmte Verbot wurde natürlich
nicht beobachtet, — es ist nicht wie ähnliche Verbote unter Libri
1) Den Unterschied bebt aach Sainjore 2, 66 hervor: das unglück-
liche in sensu ab auctore intento, welches der Klugheit Alexanders VII.
keine Ehre mache, sei durch in sensu obvio (le sens naturel de son livre)
ersetzt worden.
J
Du Formular, ßenunciationen. 649
-"- -'--\t bei Ben. in die Decr. gen. aufgenommen.
trbot die Tnq, Lettre ^crite de Home a nn
jjel do nouveao decret et du bref de N. 8.
aus ivöqnes de« Paya-Baa touchant le for-
, und Litterae Roma datae ad Doctorem
retuni et breve S. D, N. iTinocenfÜ XU. ad
lulario contra JarBeniiim et theologi Lovan.
tom 23, Febr., wahracheinlich von Hcnnebet,
dieseB Verbot werde auf alle solche Briefe
ebnt (dieser ZuRalz ist von Ben. gestrichen),
ober auf dienen Gnind hin verb. worden zu
4 wurde ein einzelnes Heft einer (im Haag
rnard, H. fiasnage n. a. heran Rgegebenen)
refl bistoriques contenant ce qiii ce paase
urope et leB reflexiond necencairee Bur ce
ti*. Das Heft beginnt p. 357 mit einem
und die Verhandlungen in Rom. Gleich-
'on den RecoUecten Bnkentop, van Doren,
eher« verb., weil darin von dem Formulare
Queanel, Remontrnnce p, 70) gesprochen
> wurden Thesen von L. de Behault mit
ea Grundes verb,: oh cnntradictionem eilen-
idlungeii in Rom 1692 — 94 hängt znsammen
8 per Belgium diBseminatae juBsn Congre-
:tae atque ad auprernnm Innocenlii XII. P.
theologoB orthodüxae fidei et aiitoritatia
dI, 1692,* 6 Bl. 143 S. 4. (AuRzug darauB
Jesuiten sagten, der ErzbiBcliof von Mecheln
llung auf Befehl des Cardinais Cybo, des
, drucken laswen (Arn. 10, XXXIV). Wahr-
efientlichen die 1691 von Precip. und den
icirten Sätze (S. 645). Als denjenigen, der
eilt und die Denunciation eingereicht, be-
). 625) den Franeiscaiier Diaz, der damalfi
1 Interease der belgischen Bischöfe thätig
Schreiben un die Cardiniile der InquiBition,
1er Sammlung steht, sagt der VerfasBer, er
rage Ihrer Eminenzen zusammengestellt, um
eben mit Unrecht behauptet werde, es gebe
listen, Bajaner und Neuerer, um den trau-
ion in Belgien anschaulich zu machen und
betreffenden Sätze zu erwirken. Die Sätze,
, woraus sie entnommen, genau angegeben
luf dogmatische und ethische Fragen, auch
apstea, der Inquisition und der Index Con-
hnen ausgehenden Biicherverboto'). — Huy-
, durch 12 oder weuiger Römische Ceuaoren
1
660 Streitigkeiten in den Niederlanden.
gene and andere angegriffene Theologen reclamirten. Die von Jo.
Opstraet verfasste Vertheidignng wurde, nachdem Amanld (3, 601.
608; 10, 676) sie durchgesehen, 1093 handsohriftlloh nach Born
geschickt und 1694 gedruckt: Responsio Jo. Opstraet ad articnlos,
de quibus accusatnr in lihro, qui inscribitur Propositiones . . .
84 S. 4. (Opp. 6, "247—395). Sie behandelt 69 Anklagepunkte ^).
Wenigstens über viele dieser Sätze ist in Born verhandelt worden;
— A. J. P. 2, 1594 werden Qualifioationen von 16 Sätzen über
Absolution u. dgl. mitgetheilt, — zu einer Censurirung kam es aber
nicht, aber doch wohl aus einem andern Grande als aus dem von
den A. J. P. vermutheten: weil man die rigoristischen Lehren
einiger Theologen von schwachem Eenommie nicht für so geHlbr-
lieh hielt, dass der h. Stuhl seine Stimme erheben müsste. — £ine
andere Denunciation überreichte im J. 1694 Desirant der Inquisition.
Es wurden darin 61, angeblich wörtlich aus den Schriften von
Huygens, Hennebel, Opstraet und van £spen entnommene Sitxe
denuncirt (von van Espen 6 aus seinem noch nicht gedruckten
Tractat de cultu sanctorum). Hennebel überreichte eine Vertbei-
digungsschrift. Die Inq. nahm nur 6 von den denuncirten S&tsen
in Untersuchung, und auch diese wurden beigegeben (Vie de v.
Espen p. 111).
Im J. 1693, also während der Verhandlungen in Bom, er-
schienen kurz nach einander, angeblich zu Köln, drei kleine An-
klageschriften gegen die Jansenisten, die einen ganz ähnlichen Cha-
rakter haben, nur wo möglich noch boshafter sind als die Proposi-
tiones: Jansenismus evertens omnem religionem, extingaens
omnem pium affectum erga Deum, . . . omnem in ecolesia jadicem
Wahrheiten der Religion zu entscheiden, macht dem h. Stuhle keine Ehre.
Die Inquisition ist wie eine Räuberhöhle, in welcher die Censoren den
Leuten nachstellen, sofern sie dieselben verdammen, ohne ihnen eine Vei^
theidignng za gestatten (Quesnel, p. 10. 11). Ein Deeret der Index-Gon-
gregation oder der Inquisition (una Feria V., imo una Feria IV.) reisst
uns mitunter die besten und nützlichsten Bücher aus der Hand (p. 12).
Niemand ist verpflichtet, seine Einsicht dem Urtheil von 7 oder 8 Con-
sultoren oder auch|von ebenso vielen Cardinalen, denen sie referiren, zu
unterwerfen. Der Trienter Index ist nur eine für eine bestimmte Zeit
erlassene Verordnung, den Yerordnunffen zu vergleichen, die zur Zeit eines
Krieges, einer Pest oder Hungersnoth erlassen werden und, nachdem der
Grund weggefallen, von selbst erlöschen (de Witte, p. 17).
1) Manche Sätze waren in den Prep, zwar richtig citirt, aber aos
dem Zusammenhange gerissen. So wird von Opstraet der Satz citirt: ni
forte tam missis opus sit quam stipendio, non ad refrigerandas animas
in purgfatorio, sed in refectorio. Opstraet zeiget p. 268, dass er von dem
Unfug der Mönche gesprochen, die den Sterbenden verhiessen, sie wurden
nicht ins Fegfener kommen, wenn ihnen durch ihren Abläse die Taofon-
Bchuld wiederhergestellt werde (s. Reusch, Die deutschen fiischöfe 8. 30).
und die dann gleich nach dem Tode eine grosse Menge von Messen f&r
nöthig erklärten. — Viele Sätze sind übrigens aus Schriften entnommen,
die l^reits verboten waren (Eugenius Brug., S. Victor, Gonde^ M61iton
u. 8. w.).
j
n. lodex Precipiano'». 651
renerationem imaginam et «anctorom,
llena, vilipendens indnlgentias et a sa-
laristiae avertens, . . . proculcana reg.
HB omnibiiH eine discriraine lectionem
ari et lectionem librornm prohibitorum
Ii8t. Jana. p. 557), — JansenismuB
damnatos pertinaciter defendens, 55 S.
Diohia exotice rigidus, 51 S. 8.* Der
approbirt sind aie von Nie. Dnboia
ren; Arnautd (3, 627. 629) berichtet
, der ErzbiBchof selbHt sei an der Ab-
tn etwa 30 JanBenisten, die darin an-
ch ansRer den belgischen auch franzo-
J, Nicole (Paulus IrenaeoB), Bieohof
Fabel von Bourgfontaine wird darin
trieb gegen das erste StUck Proc^e de
'ape et les evfqueB, lee princea et Ibb
dana le placard: JansenismuB omnem
teura, Ich approbateurs et les fautears
Ingen 1693 erBchienen {die 2, — 5. an
krD. 25, 207—318)'). Er drang auch
anf, dase die Schriflchen in Eom ver-
it etwa in einem Decrete mit beliebig
ammen, sondern in einem beeondem
gen Mangele eines Dennncianten nnge-
nöthigenfalla selbst bei der Inquisition
3). Sie wurden denn auch, aber mit
zweiten Schrift von Fontaine (S. 484)
von der Inq. 7. Dec. 1694 verb. (Nam.
Öffentliehte Precipiano das S. 59 be-
ir fiO „Jaiisenistische" Schriften verb.
erwähnten und noch zu erwähnenden
^nesnel eine gnnze Keihe von Gilles de
sehe, französiche und flämische Bro-
; des Formulars und das Bibelleeen,
gegen ihn selbst und seinen Vor-
gen Steyaert. In Rom hat man von
gen Pbrenesia Molinistica . . auct. Jo. Au-
:dee 61).
it wie Craiicberch und Monbron ein nom
de la Fontaine; s, Üacker s. v., wo auch
n Prac. verzticlmet sind. — In den Beinern
61) führt Prec aus einer Lettre d'un eccie-
AugUBtin touuhaut l'autorite des Papes et
'uccaeioQ des theaes de M. Steyaert, >. 1.
^führten Satze Über die Feria V. noch
uUeuda die Kirche haben mit solchen De-
662 Streitigkeiten in den Niederlanden.
diesem Index keine Notiz genommen (S. 61 ; anoli Qnesnels Remon-
trance wurde nicht verb.); dagegen wird er in dem Dict. Jans,
wiederholt citirt, um von einem Bnche. welches nicht im Rom. In-
dex steht, doch sagen zu können, es sei verboten worden. — Schliess*
lieh verbietet Prec. das Lesen, Abschreiben und Verbreiten eines
an ihn selbst gerichteten Briefes von Hennebel d. d. Rom 20. Febr.
1694 dessen temeritas, wie ihm von dem Internuncius mitgetheilt
worden, der Verfasser später selbst anerkannt habe. Es war das
ein Brief über das Formular, den die Inquisition wegen Verletzung
des vom Papste aufgelegten Schweigens und vielleicht wegen unan-
gemessener Ausdrücke missbilligt und den darauf 4. Sept. Hennebel
vor der Inq. retractirt hatte (Quesnel, Remontr. p. 88. Fleur.
66, 195; s.o. S. 649).
5. Aus dem J. 1695 wird auch die bei öachard, Hist. de la
Belgique au commencement du 18. si^cle, 1880, p. 99 theilweise
abgedruckte eigenhändige Denkschrift stammen, worin Prec. dem
Madrider Hofe vorstellt: es sei unmöglich, den Jansenismus in den
Niederlanden auszurotten, wenn es nicht der König kraft seiner
Autorität thue. Sie beginnt: „Von Rom ist nichts zu hoffen unter
dem jetzigen Papste: er thut selbst nichts und überweist alles den
Congregationen, in denen der Card. Casanate und der Assessor
Bemini dominiren, die notorisch erklärte Beschützer der Jansenisten
sind. Auch der Card. Aguirre (er wurde 1686 Cardinal) beschützt
sie, seit er in Rom ist" u. s. w. — Unter dem 7. Nov. 1695 ge-
bot denn auch Carl II. dem Erzbischof, dem Conseil de Brabant
und der Löwener Universität, die Jansenisten von kirchlichen und
staatlichen Aemtem fern zu halten. Bei der Ausführung dieser
Verordnung kam natürlich alles auf den Begriff „Jansenist" an,
dem der Erzbischof eine sehr weite Ausdehnung zu geben geneigt
war. Etwa 150 Geistliche beauftragten den Brüsseler Pfarrer
Wilh. van de Nesse 14. Febr. 1696 zu remonstriren, und dieser
reichte dem Conseil de Brabant zwei Suppliken ein. Das Conseil
sprach sich denn auch in einem Berichte an den Statthalter, den
creten wenig oder nichts zu schaffen. Sie kommen sehr oft ohne genü-
gende Untersuchung und in Folge von Cabalen zu Stande. Die Ordeos-
geistlicben, von denen man weiss, dass ihnen ihre Sonderinteressen mehr
am Herzen liegen als die wahren Interessen der Kirche, dominiren in allen
Congregationen. Die Erfahrung lehrt, dass Jahre lange Anstrengungen
und eine grosse Geduld dazu gehören, um die Verdammung der schlech-
testen Lehren zu erwirken, wenn die Ordensgeistlichen dagegen sind, dsss
dagegen, wenn diese es wünschen, die besten Bücher mit der grössten
Uebereilung censurirt werden . . . Diejenigen, welche an den Römischen
Verboten den grössten Antheil haben, sind in der Regel Mitglieder ver-
schiedener Orden, namentlich der Bettelorden, und da merkwürdiger
Weise die meisten von diesen jetzt die erklärtesten Vertheidiger laxer
Ansichten und die gefährlichsten Gegner der guten Moral sind, so kommt
es oft vor, dass die besten Bücher Gefahr laufen, censurirt zu werden,
und dass die. welche den Laxismus und die schlechte Moral fördern, bei
den Tribunalen, die sie verdammen sollten, Schutz finden.
i des Königs von SpaDien. 668
. Apr. 1696 dahin au§, dass die könig-
Breve von 16<)4 zn deuten, aUo daR
iiterpretiren «ei. Der Aufforderung des
ickung der Schriften der Neuerer und
£u lassen, stellt das Coneeil eine Uin-
m 1694 and die Bitte entgegen, es
he anerkannte Regel angegeben werden,
ünne, was Neuerung oder Rigorismus
Önig veranlasste die „Jansenisten," dem
Supplik überreichen an lasBen^}. Auch
19. Juli 1696 nochmals an den Papst
dem Jansenismus durch das Breve von
jrt worden sei. Der Papst antwortete
ili 1690 (Arg. HI b 392): Jenes Breve
'läute rungen. Wenn angebliche Janse-
ich verkehrt deuteten, so urtheile die
venn sie es mündlich oder schriftlich
1 die Bischöfe einzuschreiten. Mit Ver-
lass in Belgien einige mündlicli oder
durch das Breve sei die Bulle Alexan-
lar alterirt oder reformirt worden; beide
ätigt. Bezüglich des Lesens vou Bibel-
erbotenen Büchern sei in früheren Bullen
izuglich der Spendung der Sacrameute
zu wachen, dass die cnnonischen tSat-
'raxia beobachten würden. Die Inquisi-
'rüfung von Salzen bescliaftigt, die ihr
erschienen in der Form von Verthei-
Decvete zwei Streitschriften gegen die
eathoJici a calumniis vindicata, s. 1. et
kl al Key nuestro seilor Carlos II. en
OS en el Pais Baxo catholico, heginneud:
lao. Prof. de la Comp, de Jesus, in nom-
üonzalez, Preposito general de la mis-
Der Jesuit klagt darüber, dass der
r verbreitet und mächtig sei, dass die
'- Hennebel zu erwirken gewusst, den-
s Conseil de Brabant und andere Behör-
gen thätcn u. s. w. Die Schrift wurde
ou 28. Sept. 169Ö verb., als beleidigend
!2. 123. V. EBpcn, Opp. 5, 339. Reiffenberg,
1848, p. 77.
lutatorum ad Innoceritium Xll. auper regii»
datirt Löwen 2T. Dec. lt)9!3, unterachricbea
ad drei anderen, abgc:drackt in dum Anhang
664 Streitigkeiten in den Niederlanden.
nnd injuriös für boohgestellte Personen geistlichen and weltlichen
Standes und die königlichen Behörden und G-erichtshÖfe. In Korn
verklagte Hennebel im Juni 1698 den Jesuiten-General bei der In-
quisition und drohte ihm mit einer Injurienklage bei einem andern
Gerichtshofe (fiossuet, Oeuvres 40, 288); er überreichte auch dem
Papste und mehreren Cardinälen eine von ihm verfasste Widerle-
gung. Die Römische Inquisition soll, wie Bossuet von seinem
Neffen aus Rom geschrieben wurde (Oeuvres 40, 517), der spanischen
für das Verbot gedankt haben. Sie selbst verbot die Schrift quo-
cunque idiomate 8. Apr. 1699. — Opstraet schrieb dagegen: Libelli
hispanice editi hoc titulo: Memorial . . . Gonfntatio per Beigas
Theologos, s. 1. et a.*, 101 S. 8.^).
Mit Rücksicht auf van de Nesse's Suppliken erschien: Cer-
tamen immunitatis sacerdotum Belgii in causis personalibus, prae-
cipue criminalibus, zelatorisque ejus Archiepiscopi Mechlin. adv.
anctores libelli ... 95 S. 8. (von Precipiano's Generalvicar Peter
Govarts), worin van de Nesse und Genossen darüber angegriffen
wurden, dass sie die Sache vor eine weltliehe Behörde gebracht.
Yan Espen schrieb darauf: Concordia immunitatis eocl. et juris regii,
adv. Certamen . . . 1700 (Opp. 4 B. 93; Vie p. 23), erst 1733 verb.
Im J. 1698 schickte Desirant (handschriftlich) nach Rom eine
Accusatio et querela populi Belgici gegen Huygens, Hennebel, Op-
straet und van Espen. Diese liessen darauf zu ihrer Yertheidigang
(auch über die 61 Sätze, S. 650) drucken: Imposturae libelli ano-
nymi oui tit.: Accusatio . . . per Jo. Opstraet et eos qui aocnsaDtur
refutat<ae et doctrina acousatoris denunciata, Leodii 1698 (v. Espen,
Opp. 5, 150). Diese Schrift wurde 10. Sept. 1700 von Hennebel
den Cardinälen der Inq. überreicht. Darauf veröffentlichte Desi-
rant Commonitorium ad orthodoxes de accusatis in Urbe doctrinis
1) In dieser Confutatio steht p. 51 GoUectio instrumentomm sd
hanc oonfutatioaem pertinentium. Beigebanden ist demselben Memorial
espagnol . . . condamne par un decret de PInq. generale de TEspagna
Le tout tradait en fraa^is, 1699, 127 8. 8.» das Memorial spanisch and
französisch; vorgedruckt ist das Decret der Inquisition (dieses steht aach
U. N. 1762, B70). In diesem wird zugleich eine gegen den Franciscancr
Olmo gerichtete Schrift, La embiada . . . mas clara, verb., weil sie Sätze
enthalte, in denen die h. Schrift missbraucht, der Observanten-Orden in-
juriirt und der Verfasser des darin citirten Buches (P. Olmo) sammt den
Approbatoren desselben geschmäht werde. — Ausführlich über Palazol
und die Confutatio Aletophilus § 34. Ueber die Widerlegung von Hen-
nebel 8. Laemmer, Zur Kirohengesch. S. 98, über andere Streitschriften
Backer 6, 413. — Palazol ereifert sich auch gegen eine Stelle in der 6i-
blioth. Hisp. vetus des Nie. Antonio 1. 500, wo der Satz des Prudentios
Trecensis: sanguinem Christi pro omnibus . fusum credentibns, non vero
pro bis qui nunquam credideruot nee hodie crednnt nee unquam credi-
turi sunt, als gut katholisch bezeichnet wird. Er meint, da weder Nie
Antonio, noch Card. Aguirre, der nach dessen Tode das Buch zu Born
1696 drucken liess, diesen Jansenistischen Satz habe billigen können, so
müsse die Stelle von irgend einem Jansenisten eingeschmuggelt worden
sein. Aletophilus p. 212. Bayle s. v. Antonio.
B. DMinnt. J. L. Hennebel. 6E5
Hnygens, J. L. Hennebel, Z. B. ran Eepen, Jo. Opetraet
, s. ImpOHturarnm, quae ipsorum nomine prodjernnt, con-
iov. 1701. Das Blich war dem General der Augustiner ge-
dieser befahl aber dasselbe zu unterdrücken, üpstraet
uper Common itoriura, Leodii 1701.
liesHen 26. Äug. 1701 dem Aseeasor
ichen (v. Espen, Opp. 5,341), und
Inq. verb. (nicht etwa bloss wegen
[II. auferlegten Schweigens; denn
e verboten worden sein).
bei von Rom Eurilok. Er liess in
i articulos doctrinae in Belgio con-
Hennebel die 10. Spt. 170Ü oorani
d Acta doctorum Lovaniensium De-
wonach Hnygena und 6 andere
'ieler abwesenden, vor dem Eector
itio kundgegeben (den Opuscula J.
Aletophilus p. 203). Uie Facultät
irn nnr einige Doctoren hätten die
Meyer p. LH). G. de Witte, ein
Bedeutung des Wortes, lietis eine
inae obinta omni poscenti Hecnndutn
•ctrinae in Belgio controversae per
im Nftmen Irenaeus Philalethes dru-
lagt, Hennebele Erhläning sei voll
'nnd derselben in Rom geschlossene
te p. SO), und ähnlich äusserte sich
i. Cardinalium Congregationi a D.
Jansetiistarum nomine exhibitum
ersionibuH ac notationibus censoriis,
te veröfTent liebte M.. Steyaert eine
lem Ü. Hennebel, und Franc. Mar-
clarationem D. Hennebel, von denen
ift sagt, er habe darin die Schüler
. L'etat pres. p. 104. 146. 214. 285).
1704 von der Inq. verb.
wandten sich Rector und Univer-
?on Frankreich, desHen Truppen da-
der Klage, dasR die besten Theo-
achiitlet und von den Aemtem der
enn sie sich vertheidigen wollten,
1 Beamten erwirke, gehindert wür-
nm seine Fürsprache'). Ueber eine
seu Status controversiae inter tbeo-
;lche die Ansicht vertbeidigt, die
i steht eine Denkschrift aus demselben
der theologischen Facultät zu Douay.
666 Streitigkeiten in den Niederlanden.
Kirche sei unfehlbar, wenn sie einen Satz in dem Sinne, in welchem
ßie ihn verstehe, verdamme, aber nicht in der Entscheidung darüber,
welches der sensus obvius des Satzes sei, schrieb F6n61on an Card.
Gabrielli (Oeuvres 15, 3). Sie wurde nicht verb.
6. Im J. 1702 denuncirte Precipiano Quesnel und Grerberon
bei der Römischen Inquisition wegen Abfassung und Verbreitung
verderblicher Schriften und Unterhaltung eines bedenklichen Ver-
kehrs mit Gilles de Witte und Andreas Schurius, welche in Holland
agitirten. Er wurde ermächtigt, sie zu verhaften, erwirkte auch
von dem König von Spanien eine Ordre an den Gouverneur Marquis
de Bedmar, ihm starke Hand zu leihen, und liess dann 30. Mai 1703
beide und ihren Freund Brigode zu Brüssel festnehmen. (Queanel "*
entkam bald aus dem Gefangnisse. Auf Grund der bei ihnen g'e-
fundenen Papiere wurden auch Dom Thierry de Viaixnes, Dom Tbl-
roux und Vuillart verhaftet.) Auf Grund der gegen sie eingeleiteten
Frocesse erklärte Free. 10. bezw. 24. Nov. 1704 beide der Ex-
communication verfallen und verurtheilte Quesnel zur Haft in einem
Kloster, Gerberon zur Auslieferung an die Abtei Corbie u. s. ir.
Die Acten der Frocesse mit reichhaltigen Auszügen aus den oonfis-
cirten Papieren wurden gedruckt: Causa Quesnelliana sive Motivuin
juris pro procuratore curiae ecclesiasticae Meohliniensis actore contra
F. Faschasium Quesnel, Oratorii BeruUiani in Gallia Fresbyterum,
citatum fugitivum. Gui dein accessit Sententia ab 111. ao. Rev. D.
Archiep. Mechlin., Belgii Primate etc., in Quesnellum lata, Bnuc.
1704*, über 500 S. 4. — Processus offilcii fisoalis curiae ecol. Mecfa-
lin. contra D. Gabr. Gerberon . . . Brux. s. a., 66, 26 und 44 S. 4.*
Sie lieferten das Material für mehrere Streitschriften gegen die Jan-
senisten ^) und sind eine der wichtigsten Quellen für die Darstellung^
der literarischen Thätigkeit der beiden Schriftsteller und der Strei-
tigkeiten der damaligen Zeit. Quesnel veröffentlichte mehrere Ver-
1) Le Jansenisme devoile. Lettre d'un Doctenr de Sorbonne ä un
homme de qualite sur le proc^s fait par Mgr. T Arche v. de Malines k Dom
Gabriel Gerberon . . . Loav. 1704, 44 S. 4-, abgedruckt in I^e veritable
esprit des nouveaux disciples de S. Augastin, Brax 1705*, 3 vol. 12,
p. 1212. Ein Auszug aus der C. Qu. in der Suite du verit. esprit, Brax.
1707*, 572 S. 12. Die beiden letzteren Schriften sind von dem Jesuiten
Jac. Phil. Lallemant. — S.-Beuvc 5, 482 sagt: La saisie des papiers de
Quesnel en 1703, en donnant les moyens ou les pretextes de persecutions
Sans nombre, fat le point de depart et le signal d'ane recmdescence de
fanatisme de tons les sens. £r führt aus einem Briefe der Mad. de Main-
tenon vom 5. Apr. 1717 den Satz an: „Ich glaube, dass die Jesuiten die
Papiere haben, welche bei dem P. Quesnel gefunden und von dem Erz-
bischof von Mecheln hieher geschickt wurden; sie gaben sie beftweiee
dem Könige, und ich habe zehn Jahre damit zugebracht» sie alle Abende
zu lesen (dem Könige vorzulesen? j'ai passe dix ans k les lire toua les
soirs)." 6, 180 sagt er: Wenn der F. de la Chaise von dem Verdacht des
Jansenismus, mit dem es damals so leicht war Leute anzuschwärzen, wirk-
lich gesagt hat: G'est mon pot de noir, so galt das namentlich von der
Zeit, nachdem er die Papiere des P. Quesnel in Händen hatte.
j
Qaetnel. Gerberon. W. v«n de Neeie. 667
igsschriften (Mi^e 2, 791), o. a. Anatomie de la sentence
Ärchev, de Matines eontre le P. QneBnel, oii Ton dicouTre
tices et les nullitee fondees Bur lea calomniea et les arti-
pon fiBcal et sur les dt-faata esBenliels <ie la procedare,
i4S. 12., und: Idee generale du libelle: Caasa Quesnelliana
ont exposes les artiKces . . „ 1706, Vi8 S. 12. Diese bei-
en im span., aber nicht im HQm. Index.
Precipiano auch nonet mit neinen MaRB-
lei Innocenz XII. Im J. 1700 kam er
den weltlichen Bebürden, speciell dem
diese das Asylrecht nicht respectirten.
B er die Anslieferung eines Menschen,
lOBsen und sich dann in ein Kluster ge-
ies Generalpvocuratürs aber ins Gefäng-
r. Er bedrohte den General procurator,
it ausliefere, mit der Exoummunioation,
ind weigerte sich, auf das Verlangen des
;. dieselbe zurückzunehmen. Die Sache
l verhandelt nnd schliesslich arrangirt;
(Schriften wurden von der Inq. 11. Jan.
lettre ecrite k Mr. de . . . sur l'excom-
eneral du Roy ä Malines, und Discus-
et politiijue Rur rimmnnitö reelle des
iux, Bur 1 «sage des excommunicationB,
et Bur le pritexte que l'Archev, de Ya-
mmunier le Procureur gen. du Roy, nvec
nee du Grand Conseil 8. Aoüt 1700. —
P. Govarts schrieb damals Certamcn pro
Bsylo, 1700, 348 S. 4., und van Espen
;erceBHione s. intervenlione episcoporum
.ibuB ad eccIesiaR stve de . . , aRylo tem-
;, 1734 verb. (Vie de v. Espen p. 29).
iftstücken steht im Index, die sich auf
dem Brüsseler Pfarrer Wilhelm van de
r ihm schon 1696 missliebig geworden
LHiauld in seiner Kirnhe beerdigt, und
s scheint, mit Unrecht — beschuldigt,
n zu haben, und verbannt. Der Bischof
er Ketzerei verdächtig behandelt hatte,
Folge einer Weisung von Rom, wo sich
(van Espen 5, 222). Nach der Wieder-
Herrscbaft im J. 1706 kam N. zurück;
dirte ihn 4. Juni 1706, weil er seine
legte Fragen, — ob er die (läpstlichen
t als unfehlbar anerkenne u. a. w., —
Schwerte sich bei dem CouHcil de Bra-
für ihn die Appellationssclirift nnd Mo-
lil. vao de Nesse, Pastore S. Calh. in
rabantiae Bupplicante conlra III. et Rcv.
43
668 Streitigkeiten in den Niederlanden.
Arohiep. Mechlin. etc. nnd Appendix ad Mot. etc. (v. Espen, Opp.5,189).
Dieses warde alsbald 26. Oct. 1701 von der Inq. verb. Das Conseil
entschied 27. Nov. 1707 zu Gunsten N.'s. Dieser erhielt von dem
Erzbischof ein Monitorium vom 17. Febr. 1708, worin er aufgefor-
dert wurde, die Sentenz des Conseil als null und nichtig anzusehen.
Das Conseil forderte 24. Februar den Erzbischof auf, das Moni-
torium zurückzunehmen. Dieser wandte sich aber sofort an die
Inquisition, und diese fasste in einer unter dem Vorsitze Clemens' XI.
Fer. Y. 29. März 1708 gehaltenen Sitzung einen ganz ähnlichen
Beschluss wie 1658 (S. 476): Sententia s. decretum a Consilio
Brabantiae emanatum, quo non solum praecipitur Archiepiacopo
Mechlin., ut quasdam suas monitoriales literas ad G. van de Nesse,
deservitorem ecclesiae paroch. S. Cath., pro rebus ad fidem spec-
tantibus transmissas casset et annullet, verum etiam omnibus tam
ecclesiastiois quam saecularibus personis injungitur, ut censuris in
praedictis monitorialibus literis appositis et comminatis nullatenus
obediant, wurde kraft apostolischer Autorität verdammt und cassirt^
bei Strafe reservirter Censuren verboten, sie zu beachten, und dem
Conseil befohlen, sie aus seinen Büchern und Regesten zu entfernen,
damit nicht der Papst genöthigt sei, contra consiliarios ad major«
remedia prooedere ^). — Ohne Zweifel hangen mit dieser Sache auch
zusammen Remarques sur le Bref de N. S. P. le P. Clement XI.
k Mgr. H. G. a Precipiano, Archiv, de Malines, du 3. Mars 1708,
von der Inq. verb. 1709. — 1712 verbot die Inq. dann noch: Ri-
futation dun monitoire de Mgr. T Archiv, de Mal. signifii a Mr.
G. van de Nesse, Brux. 17. Fevr. 1708, 74 S., von P. E. Ruth
d'Ans, und Relation abr^g^e de l'affaire suscitie par Mgr. T Ar-
chiv, de Malines au Sieur G. van de Nesse . . . pour repondre k
une nouvelle plainte de ce prölat, dagegen merkwürdiger Weise nicht
das umfangreichste Buch über die Sache (von Quesnel) : Defense de
la justice, de la sonverainet6 du Roy, de la sentence du söu verain
Conseil de Brabant et du droit des eccl6siastiques dans la cause de
G. van de Nesse contre TArchiv. de Mal., s. 1. 1708, 400 S. 4.
(Vie de van Espen p. 114). — Der Pfarrer van de Nesse starb erst
unter Precipiano's Nachfolger 1716. Der General vicar verbot, ihn
kirchlich zu beerdigen; das Conseil de Brabant cassirte dieses Ver-
bot; er wurde dann 13 Tage nach dem Tode beerdigt.
7. Arnauld betheiligte sich an den niederländischen Contro*
Versen mit einer der werthvoUsten Streitschriften aus dieser Zeit,
— es ist eine der letzten seiner grösseren Schriften: — Diffi-
cultez propos6es k M. Steyaert, die in 9 Abtheilungen (mit fort-
laufender N^merirung der Difiicultäs) in den Jahren 1691 und 92
erschienen (Oeuvres 8, 467 und 9, 1). Steyaert hatte mit zwei an-
deren Commissaren im Auftrage des Erzbischofs von Cambray eine
l) A. J. P. 6, 1758. Mem. bist, sur l'affaire de la B. Unigenitus 4,
520. Die Sententia und die Gonsulta des Rathes von Brabant über das
Inquisitionsdecret bei v. Espen, Opp. 4 B, 347.
A. Aroftold. 659
hnng ge^en die Oratorianer zu Mons geführt, die TOn den
dennncirt worden waren, nnd darüber in einem gedruckten
Gegen dieaea sind gerichtet: Pre-
tez . . ., Col. 1691 (sie handeln n. a.
. Ra folgten noch im J. 1691 : 3.
du eacrement de pinitence, 4. P. . . .
tainte, 5. P. . . . de la 4. den r^gles
i lectore de l'Ecr. s. en tangne tqI-
iQ Test, de Kons, 7. P. . . . jastiftoa-
e Mona contre les objectiona partion-
. de aea emportementa am* 1a lectnre
ordonnance anr oe meme anjet (tod
9. P, . . . dea prohibitiona de livren
, Die DifficaMe erschienen anonym;
il, man würde ihn schon ala Verfaaaer
m (3,421), die letzte Abtheilnng, die
lie Verdammnng der 31 Sätze im J.
nnd 8.) handeln solle, unter einem
ta sonst die ganze Serie werde ver-
te: Wenn das Verbot dieser Ahthei-
s meines Erachtena fQr die Kirche
en, als daas sie allein verboten wird.
ano 1696 verb., in Rom nicht unter
rob ein Inquisitionsdecret vom 3. HKrz
694. Die von Qnesnel verfaaate Hi-
ea de M. Amauld, 1695*, 336 8. 12.
IndiKte Auagabe der Schrift: Queation
tr^tiqne, Col. 1690, 226 S. 12., steht
L Index, anch nicht Vie de Meeaire
a maison et eoci^tä de Sorbone, Paria
.gegen wurde 1704 von der Inq. verb.
in l'äcriture et lea pirea, par feu H.
de la foi de l'^gl. rom. tonchant la
M. Barcos et plus, autrea piices anr
von Gerberon herausgegeben (Proc^
iction ist eine kleine, von Arn. un-
eisa nicht wann verfaaate Schrift (Arn.
'urden noch verbittert dnrch die Affaire
' de Douay. Ueber dioee Sache nnd die
B im Index keine Spur hinterlasien haben,
Merkur 1U84, 8t und 121.
AoBgaben atcht Inatitutioni. Schlimmer
a im Index stehenden Schrift Arnaldui,
raehan beim Drucke ausgefallen iat und
1 Werke Dnt«r Arnaldm, Ant., Advocatua
660 ' Streitigkeiten in den Niederlanden.
Im J. 1759 erschien, angeblich zu Avignon gedmckt, ein
ProBpeotas zu einer Ausgabe der sämmtlichen Werke Arnaaldsi wo-
rin der Lausanner Buchhändler, der diese drucken wollte, sagt, sein
AsBOci^ habe in Eom mit Benedict XIY. und mehreren Cardinälen
von seinem Plane gesprochen und diese hätten denselben gebilligt
Der Erzbischof von Avignon bezeichnete in einer Ordonnanz vom
11. Juli 1759 die Angabe, dass der Prospectus in Avignon gedruckt
sei, als unwahr und verbot allen Buchhändlern seiner Diöcese bei
Strafe der Excomm. 1. sent., denselben zu vertheilen und Subscrip-
tionen anzunehmen. Am 14. Aug. 1759 verbot auch die Inq. den
Prospectus; er steht noch heute im Index unter Progetto. Goujet
sagt in seinen M6moires: er habe den Prospectus verfasst und er
habe es auf Ersuchen des Card. Passionei übernommen, die Einlei-
tungen zu den Werken Amaulds zu schreiben (Arn. 1, XI). Nach
Goujets Tode (1767) erschien 1774 ein neuer Prospectus und dann
1775—1782 zu Lausanne Oeuvres de M. Arnauld, im Auftrag
Dupac de Bellegarde's von Abb6 Hautefage besorgt, in 42 vol. 4.;
dazu kamen als 43. Yie de M. Arnauld (von Larri^re) und ein £e-
gister (von Hautefage) und die Perpetuite de la foi, 1781 — 82, 6
tomes in 7 vol. 4. ^). Die Ausgabe steht nicht im Index.
8. Gabriel Gerberon, geb. 1628, seit 1649 Mitglied der (Jon*
gregation der Mauriner, seit 1682 flüchtig in den Niederlanden, nach
der Verurtheilung durch Preoipiano bis 1707 in Haft zu Amiens,
dann in Yincennes, nachdem er das Formular unterschrieben, 1710
in Freiheit gesetzt, worauf er seine Unterschrift zurücknahm, f 1711,
hat über 100 Schriften herausgegeben^). Sein Name kommt im
Index nicht vor; aber ausser den bereits erwähnten (über seine
Ausgabe des Bajus s. 1 446) stehen folgende Schriften von ihm
darin: Le Miroir de la piet6 chr^tienne, oii Ton considäre avec des
rifiexions morales Tenohainement des v6rit^s cath. de la pridesti*
nation et de la gräce de Dien et de leur alliance avec la liberte
de la cröature, par Flore de Sainte-Foy, Brux. 1676, Liege 1677,
296 S. 12., mit einer Suite du Miroir de la p. ehr., verb. 1678.
Das Buch wurde auch von mehreren Bischöfen verb. und es er-
schienen 1678 zwei Gegenschriften. Gerberons Yertheidigung: Le
Miroir sans tache oü Ton voit que lee v^rit^s que Flore enseigne
dans le Miroir de la pi6tä, sont tris-pures, et que ce qu^on a ecrit
pour les röfuter, n'est rempli que d'injures, 'de faussetes et d'erreurs,
par Tabbe Valentin, Par. 1680, 12. (ein Auszug im Proc^s III, 34)
wurde nicht verb., aber: Factum circa propositiones libri oui tit:
Le Miroir . , . ex quibus fideliter extractis et collectis collatisqne
cum Janseniana doctrina clare patet, illas prava et haeretica dog-
mata continere, auth. Andrea Sanguin. — Disquisitiones duae de
gratuita praedestinatione et de gratia seipsa efficaci, Ant. Martino
1) Ami de la rel. 1819, 18, 268.
2) (Tasfiin) Bist. litt, de la Congr. de St. Maur. p. 811. Haur^ao,
Hiflt. litt, du Maine 4, 72.
J
G. Gerberon. P. Queenel. 661
DD Theol., Par. 1697, verb. 8. Mai 1697 (vor Ben. nicht im
die franzöüieche Bearbeitung: Traitez hint. anr ]a gräce et la
en, Sens 169!t, ist nicht verb. (Pro-
iae Hom. catholicaeqne veritati« de
st. Janseniami hallacinatioties inja-
elgnatio Eyckenboom Theologo.
b. 16Ü9 (Lejrteckers Buch wurde
ise Rom. contre las calomnies des
iMcernement de la croyance cath.
kna et des PelagienH touchant la
rran<;aiB par C. B. R., et les En-
in aar la nieme mati^re, avec nn
, oomiioBes par G. de L., thdolo-
., von Precipiano 1695, von der
ft war zuerst allein holländiach
che, calvinistiBche und katholische
nebeneinander'). — Gleichzeitig
ienne appuyee sur qiiatre princi-
nt necessairement les principales
bonimes, Utrecht 1700, Beweis,
e des h. Aug. von der Prädesti-
sie führe zur Verzweiflung. Das
fbischofe von Mecheln 1703 auch
^acultät zu Douay censurirt (Pro-
. — Im Span. Index von 1747
b., mit der Bemerkung, die frei-
t gemacht werden, was nicht ge-
.uesnel, geb. 1634, seit 1657
1 in den Niederlanden, seit dessen
er bedeutendste Schriftsteller der
chichte dea Index namentlich als
ng, gegen welches die Bulle Uni-
)em Namen steht im Index nur:
onibus, notis, obaervationibusque
frb. 1676. Vor Ben. hiess ee im
ich gesehen, ist Defense . . . prote-
; dann folgt Le juste ■ ■ . par C. B. R,,
mit fortlaufender Paglnirung p. 144
DbatioQ vom J. 1688. Bei Precipiano
rech ie Den angegeben.
er in seinem Buche Qiiesncl zu be-
c sein, ä demeler l'homme vrai d'avec
les partie, und sein Leben darzn-
uiteR et de refuites et de pratiquea
'Arnauld dang »es derni^rea anneiis,
t pnuasa plus loin sea defauts. — In
ei7, Amat. 1740. a. v. Queane) werden
662 Streitigkeiten in den Niederlanden.
Index, wie in dem Deorete (G. Qu. p. 331): P. Qaesnel Disser-
tationes, notae, observationes, emendationeB, interpretationeB, adno*
tationes, postillae ad S. Leonis M. opera et ad Codicem canonnm et
constitutionnm Sedie Apost. Hauptsächlich hatte die 5. Dissertation,
über den Streit Leo's mit Hilarins von Arles, Anstoss erregt und
dass er einen Theil der Acten der Synode von Cbalcedon, der
zu Gunsten der Komischen Ansprüche spricht, für unächt erklärt
(C. Qu. p. 337). Die Ausgabe wurde trotz des Verbotes 1700 zu
Lyon vollständig neu gedruckt, der blosse Text auch Venedig 1741
u. s. (Hurter 2, 791). — Ueber das Verbot schrieb Q. Iß77 an
Magliabechi (Valery 3, 240): Man hat mir von Rom mehrere M^moires
über die Punkte geschickt, an denen man Anstoss genommen; aber
das alles ist sehr kleinlich und nicht geeignet, mir Furcht einzn*
flössen. Card. Barberini hat die Gnade gehabt, mir Varianten zu
schicken und bezeugt mir viel Freundlichkeit; man stellt mir sogar
die CoUationen von Latinus Latinius in Aussicht . . . Ich habe mich
genöthigt gesehen, auf einige Bemerkungen zu antworten, die mir Card«
Barberini geschickt hat. £s sind darunter Bemerkungen von Mgr.
Suares (Hurter 2, 140), von dem Erzbischof von Rossano und von
dem Oratorianer Marquez (diese hatten also wohl für die Index-
Congr. referirt). Die Ehre, die man mir erwiesen, mich in den
Index zu setzen, hat mir die Bekanntschaft dieser Eminenz ver-
schafft, die mir viele Güte erweist und mir viele Varianten geschickt
hat, um meine Textesänderungen zu verbessern oder vielmehr zu
bestätigen. Im Sept. 1678 schreibt er: Es ist nicht ehrenvoll für
diejenigen, die mich bekämpfen wollen, dass man drei Jahre gewartet
hat und nun nur einen guten Flamländer gegen mich bewaffnen
kann, der nicht gerade der furchtbarste Mensch ist [Emanuel Schel*
strate, der in der Antiquitas illustrata, Antw. 1698, gegen (^ po-
lemisirt]. Den Wolf [Christ. Lupus, der 1681 gegen Q. schrieb,
Hurter 2, 477] will ich abwarten; ich glaube nicht, dass er mich
fressen wird. Ist denn das Index-Decret nicht genügend gewesen,
das Unrecht wieder gut zu machen, das ich ihnen angethan haben
soll, dass sie Bravos dingen, mich zu schlagen und zu ermorden?
Das Gerücht, ich hätte widerrufen, ist falsch. Ich habe mir viel-
mehr erlaubt, an Se. Heiligkeit und den Card. Cybo Briefe zu
schreiben, worin ich mich so freimüthig und kräftig über das Un-
recht, das man mir durch das Verbot meines Buches angethan, be-
klage, dass diejenigen, denen ich die Briefe nicht verschlossen über-
sandt, sie nicht haben abgeben wollen (Ein Auszug aus dem Briefe
an den Papst C. Qu. p. 336). Meine Antwort an den Card. Barbe-
rini ist der Art, dass sie nur diejenigen als eine Retractation auf-
fassen können, welche die Nacht als Tag ansehen. — Nach dem Er-
scheinen des Buches von Lupus verfasste Q. eine Schrift über das
Index-Decret (C. Qu. p. 341), von deren Veröffentlichung Amauld
(2, 150. 159) ihm abrieth, u. a. mit der Bemerkung: Sie thnen der
Index-Congregation zu viel Ehre an, indem Sie sich mit so viel Emotion
gegen sie vertheidigen^).
1) In den Opera Jos. M. Thomasii Card. 7, 897 steht eine Verthei-
P Quon^l. J. L. Hennebel. 663
BBer dieaein Buche nnd dem darcli die Bulle UnigenituB ver-
gteht noch eine Reihe von anonymen und Pseudonymen
von Q. im Index, ausser den anderswo erwähnten fol-
t des Souverains Pontifes contre
recht, avec un recueil de plu-
pour l'histoire de la paix de
par M. Germain, Dr. en Th.,
4; ee ist eine iTortsetzung der
ige Koni. Hur la pri^deetination
I. 1687, 3vol. (Keuchlin 2, 801).
thiologie de Louvain, oü l'on
de aes theologiens et de lenrs
i BÜrete des ruin et contre les
Eo troJB letlree. Avec plu-
res, Trevoux 1701*, 12., verb.
ausHucbung unter Q.'s Büchern
n ihm verfasst ist, ist iweifel-
^iele interessante Mittbeilungen
und charakterisirt namentlich
trtin. Man sieht, daee damals
und GallicaniamuB (neben dem
ttigoriBmun) eine ebenso grosse
süglich der Gnadeulehre. Der
;it 1682 habe man zu den Jan-
llicanischen Lehre gezühlt ^).
ihe er nach Itom ging, eine iileine
ex e]iiet. B. Pauli Äp. ad Rom.,
agisterio esposuit Lov. 17. Aug.
ewöhnlich rasch, von der Inq.
B Decret Per. IV. In dem De-
ebel (Nenhebel) genannt ; auch
Ik Hcrauageber des Leo eruditus
bens gemacht von einem dort ab-
;efiindenen Concept eines Briefes,
chriebeo. an den französiechen Be-
nite d'Avaux gerichtet ist und die
■ des h. AufiUHtinus bei dem Ab-
zu stellen hUttcu, Da» Projet bor-
sagt, eine badiuerie, die Ariiauld,
herz gemacht. — Ii'eneloii bezeich-
i) Q. aU Verfasser der Ancieniie
n Mandement public boub le nom
7, denonceo k tous les eveques de
libelle calomnieux atlribue au P.
l'arch^v. de Cambrai, 1709, 76 H.
ene Schrift sei von einem Jesuiten,
664 Streitigkeiten in den Niederlanden.
in den Indioes hat er bis Ben. Nen-Nebel und Nennebel geheisBen.
Im Dict. Jans. 4, 102 werden ans diesen Thesen die Sätze angeführt:
Franz von Sales war von dem Irrthum der Semipelagianer ange-
steckt. Johannes Capistranus ist zwar von Alexander YIII. oano-
nisirt worden, aber darum ist seine Lehre nicht minder yerderblieh,
und wenn wir an seiner Heiligkeit zweifeln, sind wir darum nicht
weniger gut katholisch. Da Alexander VIII. erst 1689 Papst und
Capistranus erst 1694 selig gesprochen wurde, so kann dieses Hen*
nebel 1682 nicht geschrieben haben. — Als er 1690 eine von Ar-
nauld (3, 268) gelobte These De sacerdote lapso veröffentlichte (ab-
gedr. Opuscula p. 411), drohte Steyaert, gegen den sie gerichtet War,
mit Kom; sie wurde aber ebensowenig verboten wie irgend eine
andere Schrift von ihm. 1708 unterschrieb Hennebel die Bulle Vi-
neam, 1715 mit der ganzen Faoultät die Bulle ünigenitus, f ^720
(Paquot 3, 628). — In Fen61ons Briefwechsel 4, 369. 430 ist von
einer von Hennebel oder einem seiner Schüler verfassten Diesertatio
de nova quadam fidei professione circa Jansenii condemnationem die
Bede, die 1713 Clemens XI. vorgelegt wurde (zuerst gedruckt bei
F6n. 15, 51 ; es ist ein Yermittlungsvorschlag). Dieser wollte an*
fangs mit einem Breve antworten ; die Entscheidung wurde aber, wie
Daubenton 1714 schreibt, trotz dessen wiederholter Erinnerung hin-
ausgeschoben, weil man mit politischen Fragen beschäftigt war.
Jo. Opstraet, 1651— 1720, wird von Hurter 2,677 als Orakel
der Jansenisten bezeichnet, war in viele theologische Kämpfe ver-
wickelt» — er schrieb u. a. gegen Francolinus ; L. de Meyer, Huy-
lenbroucq und andere Jesuiten schrieben gegen ihn; — und doch
stehen nur wenige Schriften von ihm im Index, unter seinem Namen
nur eine der unverfänglichsten: Fastor bonus, seu idea, ofüoium et
praxis pastorum, und von dieser zuerst 1687 erschienenen Schrift
wurde erst die 1764 von dem Bischof von Passau für seine Geist-
lichkeit veranstaltete Ausgabe (mit Aenderungen und Zusätzen) 1766
von der Inq. verb.^). — Nach der Annahme der Bulle Ünigenitus
durch die Löwener Facultät schrieb 0. anonym : Antiquae facultatis
Lovaniensis qui adhuc per Belgium superstites sunt discipuli ad
eos qui hodie Lovanii sunt theologos de declaratione S. Fao. Th.
Lovan. recentioris circa Const. Ünigenitus, 1716, verb. 1734. Nach
seinem Tode erschienen De 1 o c i s theologicis dissertationes X. Theo-
logi Lovaniensis, Insulis 1737, verb. 1739, weil darin die Unfehl-
barkeit der Kirche bezüglich der nicht geoffenbarten Thatsaohen, die
Unfehlbarkeit und weltliche Gewalt des Papstes, die Geltung der 4.
Hegel des Index u. s. w. bestritten werden. Trotz der Verbote er-
schienen seine Opera omnia Yen. 1771*, 9 vol. 8.
1) Jo. Opstraet Pastor bonus . . . jussu Leop. Emesti de Firmian
Episoopi Passav. suae dioeceseos clero pro norma agendi propositus (N.
Biblioth. Frib. 1776, 1, 252). Die N. E. 1767, 104 meinen, man habe die
Bischöfe von Passau und Augsburg, — auch dieser hatte das Buch seinen
Geistlichen empfohlen, — mit dem Verbote für andere Vergehen g^n
die Curie stra&n wollen. — Ausführlich über Opstraet Morery, SuppL
J
J. OpKtraet. Henricua a S. Ignatin. 666
r. 1709 erschien zn Lttttich: Ethica amoriB 8. Theologia
magni praeBertim AuguHtinj et Thomae Aquinatis, circa
amorie et morum doctrinatn adversuH novitins opiniones
eriis principaliter hodie controveraiH
r. Hewicnm a S. Xgnatio AthenBem,
Carmelo, 3 vol. Fol. L. de Meyer
hätten daH Buch miBuMlügt und die
von Luttich sei erdichtet gewesen und
Htbischof verboten worden; der Ver-
lanHeniBten, der Janseniamufl sei ein
Pancal und andere verbotene Schrift-
neb QueBnels Reflexione u. b. w, (vgl.
In Rom wurde das Buch u. a. von
er CorreHpondetit, der Jeeuit Dauben-
I) im Mai 1711: Der Papat babe dem
oalificatoren für das scandalöse Buch
legtne en nn pays ofi tont se fait avec
:pt. 1714 verbot die Inq. den 1. Band,
Werk (bis Ben. stand in den Indices
1 ganze Werk unter Rthica). Vor dem
chte P. Henricus noch Gratiae per se
mietieae adv. injustam JanseniBnii ac-
eliam Theologia mor. eanct. adv. in-
713, worauf Streitschriften von L. de
ises Buch wurde nicht verb. — Schon
entlieht: Artes Jesuilicae in sustinen-
ämnabilibuB(]ue Sociorum laxitatibus,
hie exhibentur S. D. N. Clement! P. XI.
.le topbilum, Salisbnrgi apud Ama-
8. 12. Diese Ansgabe wurde von der
Editio secunda media fere parte auc-
hoven 1710, von der Inq. 1711; da-
uRg., cum vindiciis prioram editionum,
Ad artes Jes. Appendix, in qua de-
S. J. vindicationes adv. praesentem
i infnndatas, 62 S. 8. — Auffallender
intijesuiticum von P. Henricus nicht
Bonnm ad dementem XI. . . . per
I 2. Auflage hat den Titel: Tuba altera
ent. 1714, die 3,: Tuba magna mirum
2 vol. Im 2. Bande sind auch die
, Sülipsorum nnd andere ältere Anti-
schlecht Ulli]) offenbar anderswo gedruckt
inncheinc nach "(alt des urBprünglichfn
n
666 Streitigkeiten in den Niederlanden.
jesnitica abgedruckt. Sonst ist Arnaulds Morale pratique stark
benutzt^).
Franc. Martin, ein Irländer, geb. 1652, von Precipiano nach
der Absetzung Opstraets 1691 zum Professor im Mechelner Seminar
ernannt, später Professor in Löwen, seit 1701 Mitglied der engem
Faoultät, t 1721, war lange ein eifriger Gegner der Jansenisten
und Gallicaner (L'^tat pr6s. p. 148). Arnauld (3, 385) belichtet,
eine These gegen die Augustinische Lehre, die er 1691 im Seminar
habe vertheidigen lassen, sei in Rom verdammt und ihm ein scharfer
Verweis ertheilt worden (ich finde sie in keinem Index). Eine kleine
Schrift gegen Hennebei wurde 1704 von der Inq. verb. (S. 655).
Später sagte er sich, wie er selbst sagt, namentlich in Folge der
Fonrberie de Louvain (s. u.) von seinen bisherigen Parteigenossen
los. 1711 wurde er von ihnen bei dem Rector, dem Erzbiscbof und
dem Internuncius verklagt, 1712 nochmals, jetzt wegen einer von
ihm angekündigten These : ein allgemeines Concil sei wünschenswerth
und leicht möglich, wenn alle Bischöfe, Hirten und Doctoren ihrer
Stellung würdig wären. Auf Betreiben des Internuncius verbot die
Facultät die Disputation über diese These, und Martin veröffentlichte
nun: Nodus in scirpo quaesitue a Molinistis et eorum asseclis contra
D. Martin, s. Motivum juris in causa thesis Lovanii defensae 5.
Martii 1712 praeside eodem Doctore. Oblatum Urbi et orbi, 25
S. 4. (vom 21. März datirt). Die Jesuiten veröffentlichten nun am
folgenden Tage ein Motivum juris über zwei Reden, die M. im Ja-
nuar gehalten und worin er Arnauld und Quesnel gelobt und gesagt
hatte, der Cardinal Tournon sei der Wuth der Jesuiten zum Opfer
gefallen. Schon am 23. replicirte M. in einem Alterum Motivum
juris contra patres .Soc. ac eorum patronos et asseclas, 4 Bl. 4.
Yom 10. Mai 1712 ist datirt Tertium motivum juris contra Patres
Jesuitas et ceteros Molinistas, oblatum Urbi et orbi, cujus priori
parte exhibetur confessio et retractatio erratorum, de quibus tantum
abest, ut adversarii Doctorem illum accusarent, quin potius impense
laudarent, posteriori vero parte diluuntur falsa crimina eidem Doctori
per eosdem objecta, 44 S. 4., die interessanteste unter diesen Streit-
schriften, weil M. darin eine Art Selbstbiographie gibt, die er be-
züglich seiner früheren Schriftstellerei als publicorum meorum de-
lictorum confessio bezeichnet. £s folgte noch in demselben Monate
Quartum juris motivum in causa Doctoris Martin contra theologos
Societatis et cunctos eis adhaerentes et faventes, oblatum Urbi et
orbi, quo exponuntur beneficia, quae ille Dootor quibusdam eorum
[Damen und Parmentier] praestitit, et gravamina, quae passus est
ab eis, narraturque historia informationum hisce diebus captamm
sub Yicario generali Mechlin. contra illum, 24 S. 4. Die beiden
ersten Stücke wurden 22. Juni, die beiden letzten 29. Nov. 1712
von der Inq. verb. und die Sächelchen stehen noch heute, seit Ben.
mit abgekürzten Titeln, unter Martin im Index. In dem Sammel-
1) Ueber die Gegenschriften von Huylenbroucq s. Backer 2, 306.
mmenhangende Controveraen. 667
funden, stehen noch Articuli per quos-
jtn respotiBie ad illoe ab eo datis . . .
1713, 12 S. 4., eine Antwort auf fünf
12 und 13. Kr sagt darin p. 12, er
leile des b. Stuhles unterworfen und
erdaminung.
des 18. Jshrlu spielte sich in Belgien
; Acten der Congregationes de auxiliis
ahnten belgischen Theses stehen noch
von der Inq. verb. von den Jesuiten
Woestyne (von diesem zwei, eine von
lea letztem Gegner, dem Dominicaner
i Augustiner Housla. Es mögen hier
dex stehenden Thesen verzeichnet wer-
hnt werden und von denen sich meist
a untersuchen nicht der Mühe lohnt,
en der Sorbonne stehen nnter Binet,
rrenet, Mayou, de la Grange, Mazure,
ranzösische unter CuiUerie, t'rancbois,
■gn (Jes.), — deutsche unter Chastean
(Jesuit zu Münster), Conen {Dom. zu
:en war ein Baron von Walpot), Hilden
lorit in Köln), — Panicelli (Jesuit zu
jetzt im Index steht, erst 1784, son-
.), und Cortasse (Romae in aede Mini-
er Inq. verb. 15. Mai 1703).
Iche mit der JanBenistischen
QuenbsngeD.
itroverse spielte sich im 17. Jabr-
ankreich und den Niederlanden ab.
von Scbrit'tea aus anderen Ländern
^nadenlehre handeln; sie sind aber
lung. In der Geschichte des Iudex
er zu besprechen, deren Veri)ot in
aber dort frei{;egeben wurden. Ein
ipiel der Art ist ein H>73 erschienenes
lus and die Gnadenichre des fa. Aii-
r Heinrich Noris (seit 1695 Cardinal,
: von den Jesuiten und dem Francis-
668 Mit der Janens. zusammenhang^ende Controvenen.
caner Macedo als Jansenistisch deDuncirt, dreimal in Rom ge-
prüft und freigegeben wurde, -— verboten wurden nur einige
Streitschriften von seinen Gegnern und eine von ihm, — und
welches gleichwohl 1747 in Spanien als Jansenistisch verboten
wurde, was zu einem interessanten Schreiben Benedicts XIY. an
den spanischen General-Inquisitor Anlass gab (§ 78). — Auch
andere Theologen wurden von den Jesuiten und ihren Frennden,
welche, wie Card. Bona sagt, jeden, der nicht ein Molinist war,
als Jansenisten ansahen, denuncirt oder angegriffen, namentlich
Dominicaner und Augustiner, welche die in den Schulen ihrer
Orden herkömmliche Gnadenlehre vortrugen; — manche hoben
dabei ausdrücklich hervor, dass sich diese von der Janseni-
stischen unterscheide, und wurden daftlr dann auch wie Noris
von den Jansenisten angegriffen; — aber mit Ausnahme des
Spaniers Gonzalez de Rosende und des französischen Oratorianers
Juenin ist kein bedeutender Theologe dieser Richtung in den
Index gekommen, wohl aber u. a. eine Censur der Facultät von
Douay vom J. 1722, in welcher die Dominicaner Contenson
und Massouli^ als Jansenisten bezeichnet wurden. Auf der
•
andern Seite wurde auch trotz sehr starker Denunciationen ein
1697 erschienenes, über Molina noch hinausgehendes Buch von
Sfondrato, der freilich Cardinal war, nicht verboten. — Auch
die Mauriner Ausgabe der Werke des h. Augustinus wurde als
Jansenistisch angegriffen, aber in Rom in Schutz genommen. —
Durch ein besonderes Breve Clemens' XL vom J. 1704 wurde
ein angeblich von J. Launoy verfasstes, erst 1703 nach seinem
Tode veröffentlichtes *,Buch gegen die Augustinische Gnadenlebre
in scharfen Ausdrücken verboten. — Im engen Zusammenhange
mit der Jansenistischen Controverse steht auch das Verbot des
sog. Neuen Testamentes von Mons durch ein Breve Clemens* IX.
vom J. 1668.
1. Das Verbot des Neuen Testaments von Mons wird in dem
Breve^ Clemens' IX. vom 22. April 1668 (Arg. III b 336) nur
durch~die Sätze motivirt: der Papst habe darüber zu wachen, dass
die h. Schrift in der Reinheit, in/welcher sie durch Gottes Güte so
viele Jahrhunderte erhalten worden, erhalten bleibe; auf Grund
einer Prüfung durch mehrere Cardinäle und andere Gelehrte ver-
damme er die' /ragliche'' Uebersetzung als temerär, schädlich, von
der Vulgata abweichend und für Einfältige anstössig (offendicula
Neaei TeaUment von Mona. 669
ium oontinent*m) bei Strafe der Eicomm. 1. eent. — Das
rscbicD anter dem Titel: Le Nouveau Testament de Notre
aiii;ai8 selon l'ediiion Tulffate,
nnpard Higeot 1667, 2 vol. 1'2.
i), mit Approbation des Erz-
von Natiiur und des kiinig-
Löwen. Es ist die gemein-
fort-Koyal: ausser Louis-Isaac
eit gethaii, haben sein Bruder
i (und Claude de Saint e-Marthe)
Uas Buch wurde niclit in
eguier auf Anstiften des Ora-
bernetznng herausgeben wollte,
jntcliäteau reiste nach Amster-
Üebersetzuiig sollte in Paris
in aber die Jesuiten, indem sie
predigen. Sie hatte aber in
tux Buuces: avoir sur la table
nl traduit, elegamtnent imprime,
^übisuhof Hardonin de Perefixe
ifiing auf Verordnungen fran-
äi Strafe der Excommunieation
ohne Kriaubniss dea Bischofs
Iten (A. J. P. 3, 40). Auf
'n Lehrers des Königs, und dea
22. Nov. 16tid auch das Conseil
ten herrühre, welche notorisch
die Ordonnanz des Erzbischofs
(von Arnauld) Abus et nullitez
'Archev. de Paris, par laquelle
L traduction du N. T. impr. ä
:hte darauf eine zweite Ordon-
'on der Uebersetzunij sagt: sie
ielfach mit der Genfer überein,
ction u. B. w., sei vielfach zu
Text eingeschoben, die alten
Suchern und Capiteln, die nach
1. HieronymuH redigirt seien [!],
; einiger Stellen begünstige den
le von der Nothwendiglteit dos
Sorbonne 1527 verdammt habe
tiner zweiten Ordon-
, ist weni^r gegen
de von Kmbrun gerichtet und von
, der kein Jansen ist war. S.-Beuve
670 Mit der Jansen, zusammenhangende Controversen.
(Dict. jaoR. 4, 45). — Die Uebersetzung wurde auch von einigen
wenigen anderen französischen Bischöfen verboten (S.-Benve 4, 380).
Die Index-Congr. verbot 19. Sept. 1679 eine zu Brüssel 1675 ge-
druckte Ausgabe mit dem Zusätze: vel ubique locorum et quocunque
idiomate(!) impressus seu imprimendus. — Das Breve von 1668
wurde in Frankreich nicht publicirt und auch von dem Conseil de
Brabant unterdrückt (Racine, 12, 319).
Es erschien eine Reihe von Streitschriften über die Ueber^
Setzung und das Breve (Migne 2, 636. Backer 2, 27; 4, 371). Die
Uebersetzung erlebte aber viele Ausgaben. Kach dem Ausgleich
von 1669 wurde sie mit .Genehmigung des Erzbischofs Per^fixe
von Bossuet gemeinsam mit Arnauld, Nicole, Lalane und Saci revi-
dirt; der Erzbischof starb aber, ehe er die revidirte Ausgabe appro-
biren konnte, 1670 (S.-Beuve 2, 359). Pie 25. Ausgabe von 1684
ist nach Sainjore 3, 177 etwas geändert. — Bossuet 37, 76 tadelt
an der uebersetzung (nach dem Römischen Verbote) nur in sehr
milder Weise (si la version de Mons a quelque chose de blamable)
die Diction; R. Simon (Sainjore 3, 177) sagt nicht mit Unrecht,
sie würde besser und einheitlicher geworden sein, wenn nicht so
viele Hände daran gearbeitet hätten, und gibt Arnauld Schuld, dass
man sich nicht, wie de Saci gewollt, genau an die Yulgata gehalten.
Die Concurrenz-Uebersetzungen beurtheilen R. Simon u. a. weniger
milde: der Oratorianer Denys Amelotte (1606 — 78) hatte bei seiner
Uebersetzung, die schon 1666 erschien, die Aushängebogen der von
Mons, die er sich verschafft, benutzt und, da er in besserm Fran-
zösisch übersetzen wollte, seine Arbeit von einem Mr. Conrart cor-
rigiren lassen, der Protestant war und weder griechisch noch latei-
nisch verstand (Sainjore 3, 183). Von der Uebersetzung, die der
Jesuit Dom. Bouhours mit Hülfe seiner Ürdensgenossen Le Tellier
und Bernier anfertigte, Par. 1697 — 1703 u. s., — er schrieb seit
1668 gegen die Uebersetzung von Mons, — sagt Simon, sie lasse
die Evangelisten a la Rabutine reden ^). Ueber Simons Ueber-
setzung s. S. 425.
1) Difficultez proposees au R. P. Boahonrs ... sur sa tradoction
frauQ. des 4 evangelistes, Amst. 1697 (die ersten 2 Briefe sind de Ro-
mainville, der 8. und 4. Eugene unterzeichnet). S.-Beuve 2, 574 berichtet:
Bouhours habe, nachdem die Uebersetzung der Evangelien erschienen, die
Uebersetzung der anderen Bücher dem Erzbischof Noailles zur Approbation
vorgelegt; dessen Censoren hatten sie stark corrigirt, dann habe Noailles,
obschon Bouhours kniefällig und weinend remonstrirt habe, erklärt, das
Buch dürfe nicht unter seinem Namen erscheinen, und seinen Freanden
gesagt: Son nom n'est pas assez grave pour etre mis ä la tete d*un livre
si divin, weil Bouhours bisher nur über profane Dinge geschrieben und
l'auteur de Tepitaphe de Moliöre et d'une infinite de bagatelles sei. -
Simon kritisirt die Uebersetzungen von Mons, Amelotte und von dem
Bischof Godeau von Vence, Paris 1668 (sie ist mehr eine Paraphrase) aas-
führlich Hist. crit. des versions eh. 82—39 und Nouv. Observations p. 175.
Vertheidigungen der Uebersetzung von Mons bei Arn. d, 269. 428; 9, 1.
H. Norii. 871
de Saci verfaeste Hiatoira dn T. et dn N. T. arec
des S8. p4res poar rdgler lei moeai-B
p» le Sieur Royaamont, Pftr. 1669
ches er während seiner Haft in der
nd von dem die ersten Liefemngeii
lach seinem Tode (1684) von Pierre
nre, f 1717, vollendet wnrdei), La
i^ais svec des explioations dn sens
r. 1682—1706, 32 vol. 8. n. o. —
den akatholiechen liebere etznngen,
ten im Dict. Jans, nnd sonst ange-
S. Jesus-Christ, traduit en fran^oia
, oü on explique le sens littiral en
Qorales . . par H. Charles Hur^ . .,
S. E, le Card. NoftiUes, Par. 1702,
en wegen des engen AnschlDsses an
)ritique 2. 673), sondern aneh, was
wird, von der Inq. 29. Jnli 1722,
der QneenerscheD und Noailles'echen
.rdinal Querini war schon 1714 mit
agt und erstattete 1715 seinen Be-
er für die Inqnisition lieferte ; —
ihm, die TJebersetzang sei der von
Anfl. beigefügten Noten seien ans
72, 81. 86). Das nnter Saci's Namen
\ blieb nn beanstandet, obschon das
D MotiB sehr ähnlich.
<31 EU Verona, Ängnetiner, Professor
Historia Pelagiana et dissertatio de
itis Vindiciie Angnstinianis pro librii
ao Semipelagianos soriptis, 1673.
robirt, aber, wie Benedict XIV. be-
isoren nach Rom geschickt, wahr-
Werk de anziliia handelte. Noris
nach Rom, um die Approbation zn
nz leicht, da er von den Jesniten
t worden war^). Er berichtet selbst,
ng des Baches nicht der Index-Con-
on Übertragen worden sei, bei der
; (Magl. p. 23). Die Prüfung der-
laupt der Inq. zu, und auch einige
;eBor S. Off. Hieron. Casanate zeigten
egen ihn (Fabr. p. 13). Er erhielt
)raokerlaabniss, sondern wurde auch
^ Harter 2, 430.
it Fabr. Fabroni, Vitae Italorum, vol. 6,
Hagliabechinm epittolae, tom, 1., Flor.
n
672 Mit der Jansen, zusammenhangende Controvenen.
von Clemens X. zum Qnalificator der Inq. ernannt; Card. Barbe-
rini übernahm die Bezahlung der Druckkosten und Card. Medici
veranlasste seine Berufung nach Pisa (Magl. p. 197). In dem
Buche erregten namentlich die Vindiciae Anstoss, in denen er die
Jesuiten Annat, Adam u. a. scharf angegriffen und die Angusti-
nische Gnadenlehre, wie man behauptete, nicht viel anders als Jan-
senius dargestellt hatte, obschon er sich gegen diesen sehr stark
äusserte. Charakteristisch ist eine Aeusserung in einem Briefe an
Card. Bona vom 4. Nov. 1673 (Epp. sei. ed. Sala No. 26): ,,Wenii
ich in der Vorrede sage, bei Jansenius seien nescio quae opinionum
portenta, so spreche ich im Sinne. der Päpste, ohne sagen zu wollen,
was ich davon halte; ich habe das Buch des Jans, selbst nicht ge-
lesen, weiss also nicht, was für dogmatische Ansichten er hat, lege
auch keinen Werth darauf, dieses zu wissen." — Der Versuch seines
Gegners Macedo, in Venedig ein Verbot des Buches zu erwirken,
blieb erfolglos; aber in Frankreich wurde der Abdruck desselben
verboten, weil man überhaupt den Druck von Jansenistiscfaen und
antijansenistischen Schriften nicht gestatte, und die Einrede, es
handle sich hier nicht um Jans., sondern um Augustinus, nicht gelten
liess (Magl. p. 40). Card. Bona (No. 33) schrieb Noris 17. März
1674: der König habe das Verbot auf Betreiben seines Beicht*
Vaters Le Tellier erlassen; er fügte bei: Ihre Sache ist gerecht; aber
so geht es jetzt in der Welt : wer kein Molinist ist^ ist ein Ketzer.
Am 29. April 1676 schreibt Noris über eine zweite Prüfung
seines Buches durch die Inq. an Magliabechi (p. 83) : „Die Jesuiten
haben es nicht direct, sondern durch andere denuncirt und zwar,
um der Sache mehr Nachdruck zu geben, durch mehrere und auch
durch Briefe aus ultramontanen Ländern^). Unter den Censoren
befindet sich auch P. Lauria, der mein Gegner ist. Leider leben
Card. Bona und Mgr. Falconieri nicht mehr, die 1673 Bevisoreu
waren. Man hat in einer Sitzung daran erinnert, dass mein Buch
in Bom approbirt worden sei; aber Card. Albizzi hat darauf geant-
wortet, es seien in Padua nachträglich Zusätze gemacht worden,
wie P. Macedo bezeuge, und darum eine neue Prüfung nöthig . . .
Wird das Buch mit d. c. verboten, so werde ich rasch eine neue
Ausgabe machen; nach meinem Tode würde keine solche von einem
andern gemacht werden. Ich fürchte, die Vindiciae werden mir den
Hals brechen; Albizzi donnert gegen sie speciell; der Abdruck mit
den Lobsprüchen der Löwener hat mir geschadet; sie wären 1673
nicht approbirt worden, wenn Bona nicht gewesen wäre." 4. Mai
1) Eine drollige Dennnoiation, die bei der Inq. angekommen war,
theilt Noris (Magl. p. 110) mit: „N. N., Bischof in Dalmatien, voll Eifers
für den orthodoxen Glauben, fühlt sich im Gewissen gedrungen, der h.
Congregation mitzutheilen, dass ein Buch von Italien hierher gebracht
worden ist mit dem Titel: Hist. Fei. . • . Ich weiss (non so, wird wohl
heissen sollen : ich kenne ; denn der Name steht auf dem Titelblatt) den
Verfasser nicht: aber ich weiss, dass es Sätze und eine Lehre enthält, die
yerdammenswerth sind. Darum etc.'* u. s. w.
tzung das unbedingte Verbot der
fiprach, und da jener in scharfen
lonua, der sehr heftig ist (terri-
nch noch Unter als der andere"
vehemenlia et petulantia prope
ch ein ganzes Jahr hin. 21. April
■uchung geht zu Ende; man hat
) PelagianiBDius werde höchstens
nÜBHen; fraglich ist noch das
e, sie würden verboten, weil ich
en (Macedo) zu viel gelobt habe,"
:zung stattgefanden nnd die Car-
olini haben zu meinen Gunsten
laben sich sehr günstig geäussert;
gekommen." Das Buch wurde
Beschuldigung, Noris habe einige
erwies sich, wie Benedict XIV.
ihm und Macedo befohlen, keine
aen, Innocenz XII. berief Noris
lonsultor der Inq. nnd 1692 zum
ithek^). Nun wurde er zum dritten
. Mai an Magliabechi (p. 152):
! Denk- und Ötreitschriften (me-
worden; der Papst sagte; Jetzt,
die Hölle gegen ihn wieder ent-
P. Diaz, dem Nachfolger Porters
deren sind auonym." Um dieselbe
ititure . . . con 204 lettere, Man-
: mich jetzt offen als Jansenisten,
Lehre des Jansenius vertheidigt
Fabr. 6, 108) berichtet er: „Der
iten-Kloster, den der König von
Jen Jesuiten besoldet. In seiner
er 18 Sätze meines Buches als
durch den Assessor S. Off. über
nq. berichten lassen, auf dessen
'd. Casanate, der damals Asses-
I, die Inq. habe die gegen mich
et erklärt und mir und Macedo
tt ist mir damals von dem Nuu-
Florenz, Macedo zu Fadua von
len. Casanate sagte dem Papste
approbirt. Am Ö. Mai hatte die
iimer mein Gegner gewesen, war
Vali-ry 2, 338)r Ich habe mein Amt
;arosse zu meiner Vertüguiig. Idi
ut vidouiit et inviUvaTit.
^
674 Mit der Jansen, zusammenhangende Controversen.
nicht anwesend. Casanate nnd Aguirre setzten den Beschluss durch,
der AsBessor solle dem Papste im Namen der Inq. rathen, mich in
Born zu behalten. Am folgenden Tage sagte P. Segneri dem Papste,
er habe selbst mein Buch nicht gelesen, aber seine Patres sagten,
es sei Jansenistisch. Der Papst theilte ihm die Erklärung der Inq.
mit. Die Jesuiten haben eine Schrift gegen mich verbreitet, die
mir ein Cardinal mitgetheilt hat. P. Le Drou von Löwen ist zum
Sagrista ernannt worden; auch ihm sind die Jesuiten gram wegen
einer Schrift über die Attritio."
„So ist die grosse Mine in die Luft gesprungen" schrieb Noris
Ende Mai 1692 an Magliabechi. Die Sache war aber keineswegs
zu Ende. Im März 1694 schreibt Noris (Fabr. p. 144): „Im De-
cember wurden dem Papste neue Denkschriften über meine Yindiciae
überreicht, u. a. von P. Diaz, und eine Schrift des verstorbenen
Card. Lauria veröffentlicht. Dieser hat nämlich einen Monat vor
seinem Tode ausser den früheren 18 Sätzen noch 28 in meinem
Bache als der Correctur bedürftig bezeichnet, und nach seinem
Tode wurde dann ein Voto del Card. Lauria circa il libro del P.
Noris verbreitet. Der Papst Hess durch den Assessor aus der Woh-
nung Lauria's alles, was er gegen mich geschrieben, abholen und
beauftragte dann mit der Prüfung der gegen mich erhobenen An-
klagen nicht die Inq., sondern den Magister S. Pal. und vier Or-
densgeistliche, von denen ich nur einen kenne, einen Conventualen,'
einen Zoccolante (Observanten), einen Cistercienser und einen Carme-
liter. Erst nach 20 Tagen hörte ich davon; ich überbrachte dem
Papste die vier Exemplare der Gerrae, die ich noch hatte ; er sagte
mir, er habe die neue Untersuchung angeordnet, um mir Ruhe zu
verschaflFen. Die fünf Theologen prüften die 46 Sätze zwei Monate
lang, und gaben dann ein ausführliches Gutachten zu meinen Gunsten
ab. (Ein Cardinal sagte mir, die Gerrae hätten die Sache entschie-
den.) Dieses Hess der Papst durch den Magister S. Pal. in einer
Plenarsitzung der Inq. verlesen, und diese stimmte zu.**
Es erschienen aber noch fortwährend Streitschriften gegen
Noris. Er spricht im Dec. 1694 namentlich von einer Schrift, von
der von Frankreich aus Exemplare an die Inq. und an mehrere
Cardinäle und Prälaten gesandt worden seien (Magl. p. 169 ; es
war die Schrift von Hardouin, s. u.). Gegen diese, sagt er, habe
er in vier Stunden eine Vertheidigung geschrieben, worin er sich
auf Petavius, Vasquez und Natalis Alexander berufen habe; die
Broschüre sammt der Vertheidigung sei dann dem Papste und der
Inq. überrreicht worden, und der Papst sei über die prompte Wider-
legung sehr erfreut gewesen. Der Papst befahl ihm dann, eine
ausführliche Vertheidigung seines Buches in Rom zu veröfFcntlichen.
Noch während er daran arbeitete, erschienen neue Schriften gegen
ihn und wurden die Anträge auf eine nochmalige Untersuchung
wiederholt (Magl. p. 176). Im Oct. 1695 schreibt er an MagHa-
bechi: „Der Druck meines Buches hat begonnen, wird aber zwei
Monate in Anspruch nehmen. Es erscheint ohne meinen Namen,
wie die Cardinäle wollen ; ich habe es nur geschrieben, weil der
J
[aoedo. 676
irwarf gemacht hat, er hahe
fatioana gemacht." Im Dec.
in (ftlterea) Buch jetzt bei der
dieses dem Papste erzählte,
h ein Ende machen, dass ich
12. Dec. 1695 warde er Car-
I er dem Papste seine Yer-
enthält 5 Dissertationen: Con-
pologia monaohornm Soythiae
nonymi scrnpnlis circa veteres
D ad appendicem auctoris scni-
■nblata ').
Norie in seiner Vertheidigang
npuli Doctoris Sorbonici ort!
ni inecrihitar Hiat. Pelagiana,
^ ist von dem Jesniten Jean
L695 Tcrb. — Von den ftlteren
tris' gleichfalls psendonymen
liat. Pelag. im 1. Bande von
9) sind folgende zn enrühnen:
äh. 1694 zu Coimbra, 1614—
zn Padna, scfaneb Hnmberti
;matnm Com. Janaenii episc.
lie oben wiederholt als Gerrae
adv. gerras germanas Germa-
ab Annibale Kiccio gerichtet,
logmatistes S. Aagnstino injn-
Polono, Canonico Lateraaenei.
der Prodromns velitaria pro
iictore fimnone Nenaser, Mainz
esuiten Honoratua Fabri ist*),
an Albizzi im Mai 1676 unter
!t (Hagl. p. 94), aber 23. Juni
lehafte Schrift gegen Maoedo:
i) HacedonicQS Plantino eale
üonei vom J. ni2 (Tita del F.
1 den Vindiciae die Sätze aeiner
ie Stellen augegeben ; in der sehr
seien diese auf einem Blatte
ona 1728-82, 4 Fol., aber ans
er weggelasBen. Sie stehen hinter
Patrologia 47, 881.
Es gab dimab einen Minoriten
;r dieser ist sicher nicht der
is duae ecclesiBBticBB polemicae
tiat., altera pro S. Aug. etAnrelio
wogegen Noris Adventoria Fran-
i S. Ang. de gratia Christi, Flor,
in dem Prodromus abgedruckt.
^
676 Mit der Jansen, zusammenhangende Controversen.
perfrictns opera Annibalis Corradini Yeronensis, Altdorfi Norico-
rnm [Verona? 1675]. Sie ist Bioher von Noris^). üeber das Ver-
bot schreibt er : ^^Das Buch wird jetzt von den Censoren der Index-
Gongr. geprüft und in kurzem verboten und in dem grossen Ver-
zeichniss der verbotenen Bücher verewigt werden^^ (Magl. 64).
Noris wurde wegen seines Versuches, die Augustinische Gna-
denlehre zu vertheidigen, ohne die des Jansenius zu billigten, auch
von anderer Seite angegriffen. Gerberon schrieb aus Anlass der
5 Dissertationes : Norisins aut Jansenianus aut non Auguatinianns
demonstratns a L. Maugnin Peninsulano, Ronen 1699 (nicht im
Index). — Ans Noris' Briefen sind noch einige interessante Mit-
theilungen über die Inquisition anzuführen, welche zeigen, wie viel
Arbeit einem einzelnen Beamten derselben zufiel, wenn er ein so
brauchbarer Mann wie Noris war. Als er Qualificator geworden,
schrieb er 1673: Ich habe nun, ohne ein Gehalt zu beziehen, viel
Arbeit mit der Prüfung der der Inq« denuncirten Bücher und mit
der Abfassung von Gutachten (Magl. p. 197), und 1695: loh bin
jetzt Consnltor und habe nun nicht viel Zeit mehr zum Arbeiten:
drei Vormittage (Montag, Mittwoch und Donnerstag) gehen mit den
Sitzungen der Inq. verloren (p. 170 erwähnt er eine Montags-
Sitzung, die über 6 Stunden gedauert); die drei anderen Vormittage
bin ich auf der Bibliothek; zu Hanse habe ich mit den Consnlti ed
imbrogli des h. Officium zn thuen. Sie würden lachen, wenn Sie
hörten, wie ich über Tortur, Gefängniss, Galerenstrafe votire, ond
sähen, wie ich aus einem Chronisten ein Criminalist geworden bin.
1) Nach Mebsi 1, 256 ist die Schrift in Löwen anter dem Namen
Annibale Butturini Veronese nachgedruckt und auch Sparaviero und Ferrari
zugeschrieben worden. 1709 erschien zu Amsterdam H. Norisii Paraeuesis
ad Jo. Harduinum. Accessit ejusdemThraso etc. Darauf ist ebensowenig
Gewicht zu legen, wie darauf, dass der Thraso nicht mit den anderen
Streitschriften in die Opera, Verona 1729, I, 13S3 aufgenommen ist; aber
aus den Briefen an Magliabechi (p. 58) sieht man, dass Noris' das Buch
geschrieben und Magliabechi den Druck besorgt, wenigstens die Exemplare
in Händen hatte luid nach Noris' Weisungen versandte. Wenn er einmal von
dem Veronesen, seinem Freunde und Advocaten, spricht, und Mas^liabechi
bittet, Macedo zu sagen, er verstehe zu wenig vom Plautus, um das Buch
geschrieben haben zu können, so spricht das nicht gegen seine A utorschaft.
Auch die Somnia 50 Francisci Macedo in Itinerario S. Ang. post bapds-
mum Mediolano Romam, excutiebat levi brachio P. Fulgentius Fosseus
August., 1687, sind von Noris. Die Retractatio P. Henrici Noris de ca-
lumnia Semipelagianismi imposita S. Vincentio Lirinensi, worin Noris über
das Verbot der Schrift von Risbroch frohlockt als über eine Bestätigung
seiner Lehre, ist von Macedo. Noris schrieb dagegen: Confutatio palinodiae
sub nomine H. N. publicatae, auct. Annibale Kiccio Veneto. Unter dem-
selben Namen schrieb er Responsiones P. Franc. Maoedi adv. Propositiones
Fr. Jo. a Guiddiciolo coUectas, Ven. 1676, gegen die von Hon. Fabri unter
letzterm Namen veröffentlichten Propositiones parallelae Michaelis B^ji
et Henr. de Noris, Frof. 1676. — In der 5. Dissertatio vertheidigt sich
Noris auch gegen eine Lettera d'un cavaliere dimorante in Parigi ad un
suo amioo in Italia, die er auch in einem Briefe vom Jnli 169A (Magl.
p. 177) erwähnt.
(Toniatei de RoMnde. 677
'i ho genio), und ich will drei
lern EnUcblnfls fassen (HagL
e ParEenesiB ad Jo. Herdninma:
irUabniss für diese Antwort eu
^lich im nennten Grade. Ich
:wortet; aber das bischen Salz
rt dem zarten Gaamen des be-
üiner der Gründe, weshalb Rom
m fa per me). Die Paraenesis
lie Ansicht über den Gebrauch
des heim Abendmahl, die Card.
, Rom 1671, vorgetragen, die
baristicns b. Joannis Bona . . .
io mieeae per mille et amplins
aminata, expensa, refatata, In*
I, 8., mit d. c. verb. 1673. Am
ron Fadoa ans: der dortige In-
tas de azymo die Draokerlatib<
ichrift gegen einen noch leben-
Inqnisitor doch anweisen, die
ene nicht diesen Grand für die
>p. ed Sala, No. 20 der ital.
D Briefe an Noris (Epp., Laoca
[acedo's Tractat, weil er darin
an die Inquisition hieher ge-
h solle nicht gedruckt und das
erden. Aue Verdmss dartiber
licht, welches Sie mir gesandt
aber der Assessor hat in einer
Verbot beantragt nnd erwirkt."
(Epp. ed. Sala, No. 323) bittet
de pane encbaristiae azjmo et
18 gegen Macedo gerichtete 12.
diesen in Teraohten als ihn zn
lieh , nicht in der Ausgabe von
in Bona's Epp. 1. c. Haoedo
enheiten gegen Bona espnrgirte
zwar nicbt im Index freige-
>birt ist : Em. ac Key. D. Card.
msa, Verona 1673, nnd gleicb-
mi et fermentati, Verona 1673
sende Dispntationes de Jostitia
gratuita. Tom. I. de jnst. orig.,
nq. verb. (steht anoh im epan.
len der Clerici minores and hat
ilafox geschrieben. Von einem
lanld (3, 243) 1683 : ,Joh habe
678 Mit der Jansen, zusammenhangende Controvenen.
dasselbe nicht gelesen; da aber sein grosses Werk im Index steht,
wird auch dieses verdammt werden. Es wird ihm also nichts ge-
holfen haben, dass er Jansenias und die Jansenisten anathematisirt
hat; ans demselben Grunde mnss er sich selbst anathematisiren ; denn
er hat nach 40-jährigem Studium bei Augustinus dieselben Principien
gefunden wie Jansenius.^^
Die Institutiones theologioae in usum seminariornm des Oratoria-
ners Caspar Ju enin, Lyon 1696, 4 vol. 12., 2. Ed. Par. 1700, 7 vol. 12.,
wurden in mehreren Seminaren gebraucht, von dem Erzb- Noailles von
Paris aber (die 2. Ed.) durch ein Mandement vom 12. Juni 1700 verb.
Diesem Mandement ist eine Erklärung von Juenin selbst beigedruckt, mit
der sich der Erzbischof zufrieden gegeben. Eine veränderte, von dem
Pariser Generalvicar Pirot approbirte Ausgabe, Par. et Ven. 1704
— 5, übersandte Juenin mit einem devoten Schreiben dem Papste;
er erhielt ein Dankschreiben des Card. Paoluccio. Die neue Aus-
gabe .wurde aber von mehreren Bischöfen oensurirt. Es erschienen
darauf Lettre d'un Docteur sur l'Ordonnance de Mr. le Card, de
Noailles touohant les Inst, th^ol. du P. Juenin, sur la declaration
de cet auteur, mise en forme de lettre au bas de la m8me Ord., und
Jngement doctrinal des th^ologiens sur les Inst, th^ol. du P.
Juenin, suivi d'un probl^me sur l'Ordonnance de S. E. le Card, de
Noailles et sur le Mandement de Mr. Madot, evSque de Belley.
Diese beiden Schriften wurden von der Inq. 26. Oct. 1707 verb.,
dann Juenins Werk Fer. IV. 25. Sept. 1708 (Bull. cont. 2, 397),
und zwar unbedingt; d. c. ist erst von Ben. beigefQgt worden. Nach
diesem Römischen Verbote veröffentlichte der Bischof Bissy von
Meaux (später Cardinal) eine eigene Ordonnanz gegen das Buch,
1710, 614 S. 4. Juenin verth eidigte sich in den (anonymen) Re-
marques sur le Mandement et instruction pastorale de M. Henri de
Bissy . . ., worauf der Bischof 1712 ein zweites Mandement erliess.
Nach dem Tode Juenins (1713) erschienen noch (14) Lettres thiol.
contre le Mand. et Tinstruction past. de M. H. de Thiard de Bissyi
iv. de Meaux, sur le Jans^nisme, portant condamnation des Instr.
thiol. du P. Juenin, von Etemare und Petitpied. Vorher waren
schon erschienen: D6nonciation des mandements de Mgr. Vir. de
Noyon ... au pape, aux ^v^ques, aux facultas de theol. et k tons
les pasteurs de TEglise, 39 S. 12., und Remarques sur TOrdonnance
et instr. past. de M. Paul Desmarets, £v. de Chartres, touohant les
Inst. th6ol. du P. Juenin, 1709, 865 S. i 2. (der Bischof von Chartres
war für seine 320 Seiten fallende Ordonnanz vom Papste 7. Sepi
1709 belobt worden). Diese Streitschriften wurden nicht verb., auch
nicht Juenins andere Bücher^).
Zwei anderen französischen Theologen, die im Dict. Jans, als
gemilderte Jansenisten bezeichnet werden, ist es in Rom besser er-
gangen als Juenin, obschon es an Bemühungen, auch sie in den
Index zu bringen, nicht fehlte. Nie. Lherminier, Dr. Sorb. und
1) Fleury 48, 884. Migne 2, 589. Hurter 2, 692.
'
nuioier. L. Htbart. 679
'55), iohrieb Snmma theologiae ul
•ar. 1700—11, 7 vol. 8. üeber den
1 alsbald eine Dünonciation do la
IfiB evSqaee, 1709. Lh. gab den
beraDB; aber onn erschien eine
it en quoi coasiate la nouvelle hi-
ifl de se« sectaleori, 1711. Auch
Dcb. Eine Umarbeitang des Trac-
21 vollendet hatte, erschien nicht,
wnrdei). ^ Louis Eabert (1635
NoailleB, als dieser noob Bisohof
tticB et moralis ad uenm seminaiü
erfasste darüber eine Lettre k un
erts Ansieht angreift, es gebe zwei
Concnpiscenz; die stärkere der bei-
rendigkeit. Diese Lettre sohiokt«
e mit der Bitte, mit dem P. Le
3 gedruckt werden solle. In dem
i''enn dieses System nicht ketzerisch
Tansenias angerecht und der Jan-
ine imaginäre Ketzerei, deren sieh
inen Bchüler des h. Angnstinns sa
junsten des Molinismus zu tyran-
iTÖffentlichung der Lettre für an-
eine Dünonciation de la Thäol. de
Card, de Koailles et M. l'äv. de
cht, wie Koailles meinte, von Fe-
nach von dem Jesuiten Lallemant
<n£lon darcbgeeeheue Umarbeitung
ge Streitschriften darüber und No-
Honitoire, um den Verfasser her-
rauf durch Le Tellier dem Könige
theidige, werde er ein Uandemeut
solches, vom 1. Hat datirt, wurde
Könige trotz F4n61ons wiederholter
; gestattet. Eine andere ausführ-
hat sich unter F^n^lons Papieren
es 16, 207—549 abgedruckt^). —
lie Verdammung der Bücher von
:en. Sein dortiger Correspondent,
I 23. Oct. 1711 : Man ist zur Cen-
hlossen ; aber alles geht hier lang-
Briefen spricht er nnr von Habert:
' druckt sich andere aus, and du
ne 2, 82.
1, SOi u. B. w.
\
680 Mit der Jansen, zosammenhangende Gontroyenen.
genügt, um ihn yor einer Censur von hier aus zu schütEen. Seine
moralische Not h wendigkeit ist freilich eine physische; aber er leugnet
dieses, und das genügt hier. Die Thomisten werden nicht dalden,
dass man seine Deleotation victorieuse censurire, da sie die Freiheit
ebenso wenig beeinträchtige, wie ihre Gratia praedeterminans. Es
wird sehr schwer sein, di& Verdammung von Haberts Buch zu er-
wirken; ich will nicht sagen, dass es unmöglich sei (Corr. 3, 506).
Ich habe oft mündlich und zwei- oder dreimal schriftlich die Ver-
dammung von Haberts Ansicht beantragt. Man hat mir geantwortet,
man könne sich nicht mit so vielen Dingen auf einmal befassen; es
sei vorerst mit der Verdammung Quesnels genug (4, 327). Ihre
dritte Eingabe über die Ansicht der Dominicaner ist ganz richtig;
aber bei dem Ansehen, in welchem diese Patres hier stehen, wagt
man nicht daran zu rühren. Uebrigens sind die meisten Cardinäle
so wenig bewandert in den speculativen und abstracten Fragen, dass
es verlorene Zeit ist, mit ihnen davon zu reden. Ich habe Ihre
Schrift nur Fabroni gezeigt; er ist einverstanden, hält es aber nicht
für opportun, die Sache zu urgiren (4, 270). — Habert kam ebenso-
wenig wie Lherminier in den Index. Er verbessert« aber sein Buch
in den späteren Auflagen^).
Theologie morale ou r^solution des cas de conscience selon
l'icriture sainte, les canons et les saints peres, compos^e par l'ordre
de M. l'Eveque et Prince de Grenoble, 8 vol. 12., — zuerst Paris
1670, dann oft, im Auftrage des Card. Le Camus verfasst von Fran-
Qois Genet, geb. 1640, der 1685 Bischof von Vaison wurde, f 1702,
— steht in Bibl. und Dict. Jans.; Romanus Philalethes (Concina,
Appar. 1, 57) hebt aber hervor, dass der Verfasser kein Jansenist,
sondern nur ein Gegner des Probabilismus und Laxismus war (er
wird auch in der Löwener Censur über den Cas de conscience zu
den Rigoristen gezählt), dass eine lateinische Uebersetzung des Buches
von Capisnoco als Mag. S. Pal. approbirt und von Card. Barbadioo
in seinem Seminar zu Montefiascone (später auch von dem Erzb. Mar^
1) In den Briefen Daubentons anFenelon aas den J. 1710 — 11 (Corr.
3, 279. 868. 477), finden sich folgende für die Römische Justiz charakte-
ristische Mittheilnngen: Abbe Lonis Maille aus derDiöcese Aix, Professor
an der Sapienza, ein Agent der Jansenisten and Gegner der Jesuiten, der
viele Gönner hatte and namentlich mit den Cardinälen Casanate, Koris
und Casoni verkehrte, wurde im Frühjahr 1710 aus Rom ausgewiesen.
Er bat den Papst, ihm die gesen ihn vorgebrachten Anklagen mitsutheilen.
Der Papst wies ihn an die niquisition and diese sprach ihn freu Zwei
Cardinäle setzten darauf den Assessor S. Ofif. und den Consaltor P. Da-
mascenus in Bewegung. Dieser verhörte ohne Mitwirkung des Commissa-
rius S. Off. in drei Monaten in seinem Kloster Bekannte von Maille, und
darauf liess ihn der Assessor nicht in das Inquisitionsgefangniss, sondern
in die Engelsburg bringen. Dort werde er wohl bis zu seinem Tode bleiben,
meinte Daubenton Ende 1711, da er durch aufgefanffene Briefe von Toa-
reille, der 8 — 10 Jahre in Rom mit ihm in einem Hause gewohnt, sehr
gravirt sei; in diesen Briefen werde der Papst als fripon behandelt und
auf den König, die Cardinäle und die Jesuiten geschimpft. Maille wurde
jedoch 1715 freigelassen, f 1738 in Paris.
iura Duacensia. 681
sfiihrt wurde und daeo die
1. mor. . . . par Jacques de
[pBeudonym], 2 vol., nicht
sondern anch 1679 in den
e, Le Camus habe das Buch
*t unwahr (N. E. 1750, 172).
sein; wenigntens bezeichnet
wenigsten schlechte.
, December 1696 zu Beims
;hte Mitte zwischen Semi-
ils solche aus unzähligen
ung durch die Päpste, wie
hervorgegangen. Dagegen
Tellier eine von dem Pariser
mnanz. Dieselbe ist strenge
[)ius und seine Schiller, was
scharf tadelt. Die Jesuiten
und einer (von P. Daniel
lectiieiisenient insolente nennt
Itefehl des Künigs confiscirt
n ihres respectwidrigen Ver-
äident de Harlay bewog ihn
zu geben. Boesuet schlug
ne indirecte Bestätigung zu
:hen A]iprobationen drucken
on gebalten. Das kam aber
eol. Dnacensis in qaasdam
dictatis philosophicis Domi-
Collegii Duac. professorum
■sorum primarioriim Oollegii
m in epistolani soriptam ab
praeside, 1722, 4. (abgedr.
729 3). Faure. Oomm. p. 26a
da^s eie die von den An-
rlassene Censur von Douay
r Deimnciation freigegeben,
uirt werde, verboten hätten,
LHB eine Censur, noch dazu
lassoulie und Contenson als
Jannenfl und Quesnel» ver-
f angegriffen werden (Arg,
idex-Congr. (Catalani, Secr.
g. 1728 habe der Secretär
. 4, 91. Bossuet 40, 522,
662 Mit der Jansen, zusammenhangende Coniroversen.
wegen der Censura angefragt, worüber Clemens XII. sich das ür-
theil reservirt hatte; der Papst habe erklärt, er habe nach Rück-
sprache mit dem Commissarius S. Off. beschlossen, sie solle mit d. c.
verb. werden; es würden darin mit Unrecht Lehren der ThomiBt<en
als mit Jansenius verdammt bezeichnet, und Massoulie und Contenson
und selbst der h. Thomas ungerecht angegriffen. Die Facultät
schickte den Canonisten Toussaint Theodor du Many nach Eom, um
zu erfahren, was zu corrigiren sei; die Index-Congr. erklärte ihm
8. April 1731 : die Facultät solle nach den oben mitgetheilten Er-
klärungen des Papstes selbst eine expurgirte Ausgabe veranstalten
und diese vor dem Druck vorlegen. Das ist nicht geschehen. —
Aus demselben Grunde wurde 1739 ein Pseudonymes Werk des
spanischen Jesuiten Diego de Quadros (1677 — 1746) verb.: Caduceos
theologicus et crisis pacifica de examin e thomistico . . opera et
studio D.Martini Ortizii, Madrid 1733, Fol., in drei Theilen, von
denen der 2. gegen Massouliä, Graveson, Cajetan Benitez de Lugo,
Montalvan u. a. gerichtet ist. In Spanien wurde das Buch nicht
verb.; er erschien sogar 1741 zu Madrid ein 2. Band, der nament-
lich gegen Benitez, f 1739 als Bischof von Zamora, gerichtet ist,
den er auch deutlich genug als denjenigen bezeichnet, der den ersten
Band in den Index gebracht habe^). Dieser 2. Band wurde nicht
verboten.
Von Vinc. Contenson (f 1674) wurde die Theologia mentis et
oordis, 1673—76, 9 vol. 12., mehr noch wegen ihres Rigorismas
als wegen der Gnadenlehre angegriffen. Der letzte Theil des Werkes
ist von Antoninus Massouliä (f 1706), von dessen D. Thomas sui in*
terpres de divina motione et libertate creata, Rom 1692, 2 Fol.,
F6nälon (Gorr. 3, 243) sagt: Während er den Jansenismus zu ver-
dammen scheint, ist er mit seiner Praemotio tief in das Jansenistische
System hineingerathen. — Charakteristisch ist, was von Am. 31, 448
berichtet wird: Hennebel und Desirant, die Vertreter der beiden
Parteien unter den Löwener Theologen in Rom (S 647), kamen über-
ein, einen angesehenen Thomisten um eine Darlegung der Lehre von
der Gratia sufficiens zu bitten, die sie dann beide unterschreiben
wollten. Massouliä verfasste auf ihr Ersuchen eine Explicatio na-
turae et necessitatis sufficientis auxilii juxta principia S. Thomae et
ipsius scholae, die von anderen Dominicanern approbirt wurde.
Hennebel unterschrieb dieselbe wirklich, Desirant aber nicht. —
lieber ein Buch, welches P. Dez gegen Gerberons Auegabe des
Bajus schrieb, berichtet Abb^ Bossuet an seinen Oheim (Oeuvres
40, 388) in den letzten Monaten des Jahres 1697: Ein Wohlunter-
richteter sagte mir, es sei ein schlechtes Buch; der Verfasser er-
neuere unter dem Verwände, Bajus zu widerlegen, den Jansenisti-
sohen Streit und spreche schlecht von Augustinus. Der Mag. S.
Pal. hat das Buch dem Dominicaner Massoulie gegeben. Dessen
1) Mich, a S. Jos. 2, 842; 3, 394 und fol. 8; 4, 2. Harter 2, 1315
sagt nichts davon, dass der Caduoeus im Index steht.
U&. Card. Sfondnito. 683
ommen and er }iat dagegen
chrieben, worüber Rieh Mas-
. , Die Inq. hatte das Buch
geben; die« haben dftseelbe
In der Sitsuiig hat Card.
I, und ee ist vorläufig be-
allen Cardinälen schriftlich
:e JHt es nicht gekommen;
h (41, 412) Dez als den ge-
ch von Sfondrato bilden eine
stischen Streite. CoelcptinuH
zu Mailand, seit 1687 Abt
riften gegen den Gatlicanis'
. 1G»6. Das Buch heisst:
B doctrinaque SS. Augustini
olufns. Kom 1697", 4. Sf.
VeroffentlicLung des Werkes
04); e« wurde nach seinem
Albani (später Clemens XI.)
DamascenuR hernuHgegeben.
liamuB zu vertreten" (Schill,
lur von den Jansenisten an-
iiet desnen Verdammung be-
*n Innocenz XII. wurde 23.
ErzbischÖfeu von Paris und
id Arras unterRchrieben, und
inson, denaelben dem Papste
ortete 6. Mai, er habe eine
nannt. Der Brief der ö Bi-
lurden im Juni zu Paria ge-
■n Fenelons und der Jesuiten
CominiBsion waren die Car-
ler Dominicaner und Jesuiten
suet engt, den franzÖBischen
Angelegenheit, und von dem
Kom, er habe alle Federn
I Buches zur Verfügung ge-
Rom nicht sehr geneigt war,
Man sagte dem Papste , fUr
vgl. 40, 264 u. B. w.; 41, 34
gedruckte Hcbrift von Bacchini,
L im mindesten wahrscheinlich
miBgcber ceändert worden und
tlich gmnaclit werden.
684 Mit der Jansen, zusammenhangende Gontroversen.
die Vertheidigting eines von ihm ernannten Cardinais mfisee er Zeit
gewähren. Im Sept. 1698 schrieb Abb<^. Chanterac an F£n61on
(Corr. 9, 461) : man lasse die Sache ruhen unter dem Verwände, dass
F^n^lons Angelegenheit die Inquisition ganz in Anspruch nehme ; im
Grrunde aber wolle man abwarten, ob die fünf Bischöfe nach der
Beendigung dieser Angelegenheit ihre Anklage erneuern würden.
Gleichzeitig schickte er F^n^lon das Manuscript einer Yertheidignng
Sf/s mit der Bemerkung: „Der Verfasser, den ich nicht nenne, der
aber ein Mann ist, welchem wir Dank schulden, lässt Sie bitten, das
Buch in Köln, Holland oder Flandern drucken zu lassen. Auch die
Curie würde es gern sehen, dass das Buch auswärts gedruckt würde,
damit sie nöthigenfalls sagen kann, sie habe nichts damit zu thuen.
Es ist mir ausdrücklich gesagt worden, die Curie würde für die
Vermittlung des Druckes dankbar sein.'^ F^n^lon besorgte den
Druck des Buches : Dispunctio notarum XL, quas scriptor anonymus
Card. Sfondrati libro . . . innssit, Col. 1698. Der Verfasser war,
was in Rom kein Geheimniss war, Card. Gabrielli, der als Theologe
des Papstes Sf.'s Buch approbirt hatte. £r schrieb selbst später
an Fen^lon (Corr. 2, 477) : der Papst habe die Veröffentlichung
seines Buches gewünscht, dasselbe habe aber auswärts gedruckt
werden müssen, da in Rom, was er sehr missbillige, nichts anonym
oder Pseudonym veröffentlicht werden dürfe. Nach den Römischen
Verordnungen sollte aber auch kein Römischer Schriftsteller ohne
Frlaubniss etwas auswärts drucken lassen^). — Bossuets Agent in
Rom war übrigens damit einverstanden, dass die Verhandlung über
Sf.'s Buch bis nach der Erledigung der F6n61on'schen Sache aus-
gesetzt würde, und nachdem diese erledigt war, erhielt er im Mai
1699 von Bossuet die Weisung, nicht auf eine Wiederaufnahme der
Untersuchung zu dringen, zumal auch der Erzbischof Noailles, der
Cardinal werden wollte, sich nicht durch ein nochmaliges Dennnciren
des Buches von Sf. missliebig machen wollte (Bossuet 42, 465. 518).
— Eine Sammlung von scharfen Kritiken des Buches: Augustiniana
Ecclesiae Rom. doctrina a Card. Sfondrati Nodo extricata per varios
S. Aug. discipulos, Col. 1700, von Uuesnel und seinen Freunden
herausgegeben, wurde der As8emb]6e du Clerg6 von 1700 übersandt
und Bossuet legte dieser auch einige Sätze aus den Büchern von Sf.
und Gabrielli zur Censur vor (Bausset 3, 249). Die Assemblie
glaubte aber, wie Bossuet (38, 102) sagt, den guten, wohlgesinnten
und Frankreich wohlwollenden Papst menagiren zu müssen, und er-
klärte, sie wolle sich über das Buch von Sf., da der Papst eine
Prüfung desselben zugesagt, nicht aussprechen, müsse aber einige
1) Vgl. I, 341. 434. Die Schrift von GabrieUi ist gerichtet gegen
Hennebels Propositiones 40 excerptae ex 1. cui tit. Nodus praed., adjunotis
quibusdam notia, 1696 verfasst, abgedr. in der Sammlung Augustiniaiift
Eccl. Rom etc. lieber diese s. C.Qu. p. 255. Eine kleine Satire: Appendix
ad Nodom Sfondratianum s. litterae parvulorum sine baptismo mortuoram
scriptae e limbis ad suae quietis perturbatores, Col. 1698^^, wurde Serry
zugeBchrieben, von diesem aber abgeleugnet; Opera I p. XI.
Augustinua. 686
tteoWerkes, daas der Janee-
?1., rügeD (Kecueil des actes
t ceneurirt; dieUntersuohung
uf^enoninien worden zu at'm,
wurde nicht verb. (im span,
enisten; ea war darum zu er-
ärke des h. AugustinuB scharf
le, von Fran^oiH iJelfau bear-
Ijfenden 8, von Thomas Blam-
— ytl. Der 10, Band wurde
uche de correptione et gratia
:b Buches befand, die ana der
nRgftbe desselben entnommen
dem General-Superior Dom
erklärte: Blampin sei ersucht
t Approbation eriicbienen aei,
jenigen, die ea wünschten, sie
icker habe sie ohne sein Vor-
er werde aber dafür sorgen,
Exemplaren entfernt werde.
B als SüUB-Prieur von St. Ger-
ik Chaise verlangte, von Paris
erüöentlichung des 10. Bandes
elben. In einer Lettre de
igregation de Saint Manr nur
Augustin, Col. (Paris 1699),
glich der Gnadenlehre hinge-
ides fanden. Die Lettre gab
les luteinischea Briefes eines
Jesuiten Jean Bapt. Langlois
it antworteten, veröffentlichte
ttre d'un abbe coramendataire
de St. Maur, 27 S. 12., worin
hl daran, zu schweigen, und
ux KU. PP. Ben. de la Congr.
urgehalten wird, sie miissteu
len ihnen, nicht offiziell, aber
, und eo erschienen denn noch
( .St. Maur fvon R. Pr. Tassin),
tations au eujut de la nouvelle
19. Polyliiblion 31, 47B: 32, 383;
649) ist in dem zu AntweiTien
ck wieder beigefügt; in diesem
On PhercponiuB (Je.in Le C'lerc).
ihrieb Dcfennio Artmldina s. Ana-
B44 edita ab oninibus reprehen-
) 1700.
666 Mit der Jansen, zusammenhangende Controversen.
1699 Lettre d*nn thiologien k nn de ses amis sar nn libelle, qai a
pour titre : Lettre de Tabb^ de ***. . . , Plainte de Tapologiste de« B^nÄ-
dictins k MM. les pr^lats de France (beide von Fran^ois Lamy, f 1711)
nnd R^flexions sar la lettre d'un abb6 allemand . . . (von Denys de
Sainte-Marthe, f 1725). Langlois schrieb nnn noch Memoire d'ui
Docteur en Theol. k MM. les prelats de France snr la r^ponse d'on
th^logien des FP. B6ned. . . ., s. 1. 1699, 128 S. 8., worauf
Sainte-Marthe mit Lettre ä un Docteur de Sorbonne touchant le Me-
moire . . . antwortete. Es erschienen noch mehr Schriften von
beiden Seiten; der König Hess im Nov. 1699 durch den Erzbischof
den Snperioren beider Orden die Fortsetzung des Streites unter-
sagen^). — Montfaucon , der damals eben in Eom war, Hess dort
mit Approbation des Mag. S. Pal. 1699 drucken: Yindiciae editionis
S. Aug. a Benedi ctinis adornatae ad versus epistolam abbatis ger-
mani, auth. D. B. de Riviöre. Am 2. Juni 1700 wurden die vier
Schriften von Langlois (keine andere über diese Controverse) verb.
(das Decret bei Tassin p. 306 ; im span. Index stehen sie nicht, aber
Poeme sur les Berits des Jesuites contre la nouvelle Edition de S.
Aug.). — Im J. 1700 erschien der letzte, 11. Band der Ausgabe
des Augustinus. Die darin stehende Praefatio generalis ist von Ma-
billon geschrieben, aber von den Bischöfen, denen sie vorgelegt
wurde, stellenweise geändert, so dass die Schüler des h. Augustinus
von der strengem Observanz unzufrieden damit waren (Taasin p. 258.
309). Clemens XI. belobte in einem Breve vom J. 1706 an den
Oeneral-Superior die Mauriner für ihre Ausgaben der Kirchenväter.
Die Anfeindungen der Ausgabe des Augustinus hörten mit dem
J. 1700 nicht auf. Im März 1701 schreibt Montfaucon aus Rom
(Yal^ry 3,111): Die Jesuiten von Toulouse haben ein Factum ge-
macht, worin sie alle Anklagen gegen die Ausgabe erneuern und
sagen, unser G-eneral habe eingestanden, dass Ketzereien darin stän-
den, und die Praefatio generalis gebe das auch zu. — 1712 behaup-
tete der Basilianer Jo. Chrys. Scarp^o (Scarf6) zn Neapel in einem
unter dem Namen Grisofano Gardieletti geschriebenen Briefe, den
Montfaucons Gegner Ficoroni drucken Hess, die Mauriner hätten 8
Sätze im Jansenistischen Interesse gefälscht. Der General-Procurator
des Ordens in Rom beklagte sich, nnd Scarpho wurde vor die In-
1) Zu erwähnen ist wegen öines Miss Verständnisses Lettre d'an eode-
siastique au R. P. E. L. J. sur celle, qu^il a ecrite aux RR. PF. Bened.
. . . Osnabrück (?) 1699. MitE. L. J. ist Emeric Langlois Jesuite gemeint;
aber nicht dieser, sondern Jean Bapt. Langlois ist der Verfasser der Lettres.
In der 2. vermehrten Ausgabe, Liege 1700, steht auf dem Titelblatt an
R. P. L. J. — Der Mauriner Vincent Thuillier (f 1786) hatte, als er noch
Appellant war, eine Hist des ooutestations arrivees entre les Jesuites et
la Congr. de St. Maur au sujet de la nouv. Edition de St. Aug. geschriebeu
und an Cl. P. Goujet geschickt, um sie drucken zu lassen, was damals
unterblieb. Später schickte Thuillier die Histoire ganz umgearbeitet an
B. Pez, der sie 1735 im 38. Bande der Bibliotheca germanica veröffent-
lichte. Nun gab Goujet den ursprünglichen Text mit Einleitung und Noten
heraus, 1786 (Tassin p. 629. N. £. 1736, 124).
J
P. Jjombert. N. Fontaine. 687
qBiiition citirt und muBBte widerrufen^). — Im J. 1710 plante F^
Delon eine neue Ausgabe des Augustinus „mit guten Noten'S für die
mAD in Rom eine Approbation oder eine Belobung erwirken müsse.
Le Tellier sollte ihm dabei durch zwei oder drei Theologen seines
Ordens helfen lassen (er nennt Germon und Lallemant) ; wenigstens,
KJireibt er an Le Tellier, müsse man eine neue Ausgabe der Bücher
ober die Grnade veranstalten „mit Noten, welche die der Benedictiner
diicreditiren''; denn es komme alles darauf an, den Jansenisten den
powtu Namen des h. Augustinus und die Maske des Thomismus
n entreissen (Corr. 1, 385; 3, 242). Von der Ausgabe der Mau-
riner sagt er: sie hätten viel und nicht bloss lässlich darin gesün-
digt, und die Praef. gen. müsse der katholischen Kirche ebenso sehr
oissfallen wie der Jansenisten-Secte (Oeuvres 15, 83).
Es sind hier noch zwei üebersetzungen von patristischen
Werken zu erwähnen. Les oeuvres de St. Cyprien traduites en fran-
jois, avec des remarques et une nouvelle vie de St. Cyprien tirÄe
de ses ecrits, par Bf. Pierre Lombert, eine tüchtige Arbeit eines
Juristen, der sich den Einsiedlern von Port-Kojal angeschlossen,
t 1710, wurde 1672 verb., wohl nicht bloss wegen der Weglassung
der Interpolationen in dem Buche de unitate ecclesiae; wenigstens
hat das Dict. Jans. 3, 187 auch an seiner Darstellung des Streites
zwischen Cyprianus und Stephanus vieles auszusetzen. — Ein anderer
der Einsiedler von Port-Royal, Nicolas Fontaine, f 1709, 84 Jahre
alt, veröffentlichte anonym: Homelies ou sermons de St. Jean
Chrysostome, archevesque de Constantinople, sur l'^pistre de S. Paul
anx Romains, Paris 1682, verb. 1687. Der 5. Band des ganzen
Werke«, die Homelies . . . sur les ^pistres h Tim., k Tite, k Phi-
lemon et aux Hebreux, Par. 1690, steht nicht im Index, wurde
aber in Frankreich angegriffen, zuerst 1691 von dem Jesuiten Gabriel
Biniel in einer Lettre touchant une h^r^sie renouvel^e depuis peu,
nnd in einer lat. Dissertation, dann von dem Jesuiten Edme Rivi^re
in Le Nestorianisme renaissant denonce ä la Sorbonne, 1693; dagegen
sehrieb Quesnel Le roman seditieux du Nest, renaissant convaincu
de calomnie et d'extravagance, 1693, 4., worauf Daniel in einer
Lettre apolog^tiqne antwortete (Backer 1, 241). Es wurde Fontaine
namentlich zum Vorwurf gemacht, dass er zwei Stellen der Homilieen
tum Hebräerbrief so übersetzt hatte, als ob Chrysostomus von zwei
Personen in Christus rede ; er war eben, wie S.-Beuve 2, 244 sagt,
ni th^ologien tr^-sur, ni helleniste sans appel. Dass er aber nichts
weniger als eine böse Absicht gehabt (im Dict. Jans. 2, 236 fehlt
die Anklage nicht, er habe an der r^alisation du projet de Bourg-
fontaine mit gearbeitet), zeigt ein Brief an den Erzbischof Harlay
vom 4. Sept. 1693 und eine demselben beigelegte Retractation , die
er dem Bande beifügen wollte, der ausserdem durch Cartons corrigirt
wurde (Arg. III b 386). Der Erzbischof verbot gleichwohl das
Werk. Ein Avertissement de Tauteur de la traduction des homelies.
/
1) Tassin p. 309. 791. Muratori, Letterc ined. p. 278.
668 Mit der Jansen, zusammenhangende Controversen.
worin gezeigt werden soll, dass er richtig übersetzt and dass auch
andere Kirchenväter sich so ausgedrückt, ist nicht von Fontaine,
wie er in einem zweiten Schreiben an den Erzbischof vom 1 2. März
1694 (Arg. III b 388) ausdrücklich erklärt i).
7. Durch ein Breve Clemens' XI. vom 28. Jan. 1704 (Bull,
cont. 2, 25. Arg. III b 442) wurde unter Androhung der Excomm.
1. sent. verb. Yeritable tradition de TEglise sur la pr6destination
et la gr&ce, par Mr. de Launoy, Liege 1703, 127 S. 12., als ein
Buch, welches die Cardinäle der Inq. als libellum ad minus iropium,
blasphemum, nee non . . . S. Augustino (cujus praecelsam doctrinam
Eom. Pontifices magno semper in pretio habuerunt totoque mentis
affectu amplexi fnerunt), quinimo ipsimet Ecclesiae atque Apost. Sedi
injuriosum bezeichnet hätten. Die Schrift (abgedr. Opp. I, 2, 1065 ;
vgl. lY, 2, 445) ist wahrscheinlich nicht von Launoy, sondern von
seinem Schüler Louis de Marals, gibt aber, von der Ausfuhrung ab-
gesehen, Launoy^s Ansicht wieder, wie sie Arn. 3, 531 darstellt:
Launoy s'itait mis dans la tSte qu'il y avait deux sentiments dans
TEglise tonchant la gr&ce, Tun de St. Augustin et de ceux qui IV
vaient suivi, Tautre des p^res qui Tavaient pr^c^de et des Semipi-
lagiens, et qu'on ne devait condamner personne sur Tune ou Tautre
de ces deux opinious. R. Simon, Lettres 1, 278, schreibt schon
1690: die Schrift sei in Abschriften in vielen Händen; einer von
Launoy's Schülern habe ihm eine Abschrift gegeben; er habe an-
fangs geglaubt, sie könne nicht von Launoy sein, der zwar von den
Autoren vor Anselm nicht viel gewusst habe, aber doch nicht so
grobe Fehler, wie sie in der Schrift vorkämen, gemacht und nicht
den Pseudo-Dionysius und den Pseudo-Clemens citirt haben würde.
Simon kam in den Verdacht, die Schrift herausgegeben zu haben
(Ingold , Essai p. 159). — Der Jesuit Gabr. Daniel schrieb
dagegen Defense de St. Aug. contre un livre sous le nom de Lau-
noy, oii Ton fait passer ce saint p^re pour un novateur sur la Prä-
destination et sur la gr&ce, Par. 1704 (auch in seinem Recneil de
divers ouvrages, 1724, II, 219), und der Dominicaner Serry D. Au-
gustinus summus praedestinationis et gratiae doctor a calumnia vin-
dicatus adv. Jo. Launoii tractatum peculiari Clementis XL decreto
nuper inustum, 1704, 424 S. 8. Später deutete Serry in einer
Epistola Jo. Launoii ex Elyseo ad G-eneralem Soo. Jesu Praepositum
data. In Campis Elyseis 1705, 24 S. 12. (Opp. Launoii I, 1105),
an, Launoy habe seine Bemerkungen gegen Aug. aus den Schriften
der Jesuiten. Darauf erschien eine Lettre du P. D(aniel) Jisuite
au P. Ant. Cloche, Gin, de TOrdre de St. Dom., touchant le livre
du P. Serry contre Launoy et touchant une imprimee contre las
Jisuites, 1705, 39 S. 12., worauf noch einige Streitschriften von
beiden Seiten folgten (Qu6tif 2, 803. Hurter 2, 180). Le Molinisme,
1) Racine 12, 356. Recueil des divers ouvr. du P. Daniel, Par. 1724,
3, 669. Racine und Goujet im Suppl. ä Mordry halten das Avert für echt.
J^aoh Dict. Jans. 2, 289 wäre es von Dupin.
J. Lannoy. C. J. Tricassinus. J. Le Noir.
689
Bjsteme th^ol. le plns ancieo, le plus sür et le plus raisonnuble,
1732, ist eine Art von Edition rechaaff^e des Buches von Lannoy
TOD dem Ex-Oratorianer Dueil (N. E. 1733, 154. 189).
Ein Buch, welches 1686 zn Paris anonym erschien unter dem
Titel Theologie morale de S. Augustin, oü le pr^cepte de Tamour
de Dieu est trait^ k fond etc., — der Verfasser ist Dr. Michel
Bonrdaille, Generalvicar zu La Rochelle, f 1694, — bot Anlass zn
der Schrift Morale rel4ch6e (corrompue) des pretendus disciples de
S. Angnstin denonc^e k TAssembUe du Clerge de France, Li6ge s. a.
Die AssembUe von 1700 censurirte zwei Sätze daraus (No. 114. 115).
Die Jansenisten für die Theologie verantwortlich zu machen, war
nan aber nicht berechtigt, da Amauld die betreffenden Sätze schon
1686 scharf getadelt hatte und Quesnel erklärte, der Verfasser habe
nie za den Messieurs de Port-Royal gehört. In den Index ist das
fiach nicht gekommen ^). — Dagegen wurde G-ratia efficax a se ipsa
refotata ex libris S. Augustini per P. Carolum Josephum Tricas-
sinnm, Mog. 1687, verb. 1693. Der Verfasser war ein Capuciner
ans Troyes, der viele Schriften verfasst hat, um Augustinus für die
Molinisten zn vindiciren (Hurter 2, 410).
Jean Le Noir, seit 1652 Canonicus und Th^ologal zu Siez,
t 1692 zu Nantes, wurde zu den Jansenisten gezählt^). Die Schriften,
die von ihm im Index stehen, haben aber mit dem Jansenismus
nichts zu schaffen. Eine ist S. 326 besprochen; die zwei anderen
sind heftige Streitschriften gegen französische Bischöfe, namentlich
gegen den sittenlosen Erzbisohof Harlay: Lettre de M. Le Noir,
Theol. de Seez, k Son Alt. Roy. Mad. la Duchesse de Guise sur le
snjet de Theresie de la domination episcopale qu'on itablit en France,
Col. 1679, von der Inq. verb. 1681; — L'evesque de cour op-
po«^ k l'evesque apostolique. Premier entretien sur ^ordonnance de
M. Tev. d'Amiens contre la tradnction du N.T. en frangais imprim^e
k Mens, und Second entretien, oü Ton fait voir, de quelle mani^re
1) Am. 3, 11. Dict. Jans. 4, 92. (Lallemant), Le verit. esprit
p. 916. 1000.
2) Morery, Snppl. s. v. — S.-Beuve 5, 327 (p. 518 zählt er andere
Le Noirs auf) sagt: er repräseDÜre die äasserste Linke der Partei und sei
?on Amauld desavouirt worden. Amauld missbilligte aber nur seine
Schriften, und spricht sonst von ihm mit grosser Achtung. „Man hat ihn
sdion zum dritten Male in ein anderes Gefängniss gebracht, schreibt er
1687 (3, 50); aber er ist überall zufrieden und wird von seinen Wächtern
wie ein Heiliger angesehen; denn er ist sehr fromm, wiewohl sein £ifer
nicht immer gut geregelt ist." Den Bischof von Seez verklagte er bei
dem Könige, weil er nicht gegen einen Catechismus einschritt, in welchem
gesagt war, es gebe 5 göttliche Personen, die Object der Devotion seien,
Christna, Maria, Joseph, Joachim und Anna, und Christus sei im Sacra-
meot wie das Hühnchen im Ei. Wegen seiner Angriffe gegen Harlay
Würde er 1684 zur Abbitte und zu den Galeeren verurtheilt; die Abbitte
leistete er nicht (er hörte das Vorlesen derselben stillschweigend an), und
zu den Galeerern wurde er nur verurtheilt, damit man diese Strafe in
lebenslängliches Gefänfipiiss umwandeln könne, wozu damals in Frankreich
direct niemand verurtheilt wurde (Amauld 8, 49).
Reusch, Index n. 44
690 Mit der Jansen, zusammenhangende Controversen.
les paroles qui paraissent injurieuses contra les saperienrs eccl., ne
le Bont pas tonjonrs, qne les evesqnes de coor sont la cause de tous
les manx de TEgl., et comment, sans en Stre chassez, ils cessent
d*§tre evesques et perdent lenr caract^re et leur antoritö selon les
canons etc., Col. 1674% 240 S. 16., verb. 4. Dec. 1674. Es folgten
noch 4 weitere Entretiens nnter demselben Titel (No. 4 — 6 in einem
Tome 2., Col. 1682*), worin Le Noir nachzuweisen sucht: ein Bi-
schof, welcher sich der Haeresie schuldig mache, verfalle der Excom-
munication; ein notorisch excommunicirter Bischof höre auch vor
seiner förmlichen Absetzung auf, Bischof zu sein ; als Haeresie sei bei
einem Bischof anzusehen jede Verletzung der Canones verbunden mit
Ünverbesserlichkeit, notorische Simonie, Tyrannisiruug der Geist-
lichen, speciell Benutzung der Lettres de cachet gegen sie, Ver-
letzung der Eesidenzpfiicht u. s. w. Er spricht in den schärfsten
Ausdrücken über das unge ist liehe Leben der Hof bischöfe, und wendet
sich in No. 6 direct gegen den Erzbiscbof Harlay, den er einen
Com6dien, einen Filou mitri und dgl. nennt und u. a. beschuldigt, er
habe sich seine Verfolgung 10,000 Livres kosten lassen. In den
älteren Indices stehen nur die beiden ersten und harmloseren En-
tretiens; erst Ben. hat die anderen mit dem Datum 10. Mai 1757
beigefügt.
8. Von deutschen Theologen finden wir nur ganz vereinzelt
Schriften über die Jansenistiscbe Controverse im Index, von dem
Dominicaner Seb. Knippenberg, — er stammte aus Brabant, war
aber Professor und apostolischer Inquisitor in Köln (Paquot 1, ß8),
— Opusculum: doctrina S. Thomae in materia de gratia ab errori-
bus ipsi falso impositis liberata. Adjungitur compendium dootrinae
C. Jansenii . . in 5 famosis propositionibus illius damnatae, Col.
1718, 204 S. 8. (nach L. de Meyer 2, 355 verwirft er die Praede-
terminatio physica im Sinne des Baftez), — und Opusculum contra
librum auctoris anonymi intit. : Praedicatorii Ordinis fides et religio
vindicata, Col. 1721 (gegen den Dominicaner Jo. van Bilsen), —
beide verb. 1722. — Aus Spanien kam in den Index: De divina
scientia et praedestinatione, auth. P. Michaele Avendafio Eztenaga
S. J., in Civitate Lassionensi vulgo San Sebastian 1674, 3 Fol. verb.
1686. — Von einem andern spanischen Jesuiten, Christoph, de
Ortega, f 1686, 90 J. alt, rühren nach Serry p. 81 die zwei Sätze
her, welche durch ein Decret der Inq. 23. Nov. 1679 als mindestens
temerär und neu verdammt wurden: „Gott schenkt uns seine All-
macht, damit wir sie gebrauchen, wie jemand einem andern ein
Landgut oder ein Buch schenkt. Gott unterwirft uns seine Allmacht.*'
Sein Werk De Deo uno. Tomus I. Controversiarum dogmaticarum
scholasticarum de essentia, attributis non vitalibus, de scientia et
decreto concurrendi cum causis liberis. Opus scholis theologicis et
S. Inquisitionis censoribus (er war selbst Censor) perutile, in quo,
quidquid hactenus pro scientia media vel adstruenda vel impugnanda
a variis auctoribus tentatum est, radicitus examinatur et docti auc-
toris penu illustratur et augetur. Ed. noviss., Lugd. 1671, FoL,
wurde erst 1722 verb. Der gleichzeitig erschienene 2. Band, der
J
S. Knippenberg. M. Avendalio. Chr. Ortega n. a. 691
Q. a. de praedestinatione et reprobatione handelt, wurde nicht verb.
Im span. Index steht von ihm nur Allegatio theologica pro illa pro-
positione: Dens assumpsit hominem, Toledo 1657.
Yon italienischen Schriften stehen im Index: L'incertezza ac-
eertata circa la predestinatione deir hnomo. Si sciolgono alcnni
dsbbii cnriosi e divnoti per consolatione e quiete de* fedeli. Dal
£ey. P. Frat' Andrea da S. Tomaso (Augustiner, Genua 1654),
Ycrb. 1659 und nochmals 1662 (Alex. No. 76; Hurter 1,721); —
No?a concordia praedestinationis divinae cum libertate voluntatis
ereatae, auctore Gregorio de Sebenico, Yen. 1665, 12., verb. 1667.
Der Verfasser war ein Carmeliter aus Dalmatien; er verwirft die
Ansicliten der Thomisten und der Molinisten und versucht eine neue
Ansicht zu begründen (Bibl. Carmelit.). — Jos. de Vita, Dominicaner
in Sicilien, f 1677, gab heraus: Tractatus sex duobus tomie distri-
bvti, qnorum tomus 1. tractatum de proprio et per se principio, unde
proFenit peecatum in actionibus voluntariis, continet, Palermo 1665,
Fol., worin er die Thomistische Praedeterminatio bekämpft. Der
General Thomas Turchi befahl 1663, als das Buch unter der Presse
war, dasselbe nach Rom zu schicken, und verbot 1666 es zu ver-
kaufen. Yita gehorchte aber nicht. Der folgende General Jo. Thom.
de Rocaberti verbot dann 1674 in einem Circular den Dominicanern
du Buch zu lesen, es sei denn, um es zu widerlegen. Der 2. Theil
wurde in Rom zurückbehalten und nicht gedruckt. Die Jesuiten L.
de Meyer und Jac. Platel beuteten den 1. Band aus. Es ist anf-
allend, dass er nicht in den Index gebracht wurde ^). — Contro-
versiae dogmaticae adv. haereses utriusque orbis in tres tomos dis-
tribntae, auct. Fr. Liberio a Jesu, Carmelita Excalceato. Tom. 1.,
Born 1701, von der Inq. mit d. c. verb. 1703. Der Verf. war 36
Jahre Professor der Controversen im Seminar seines Ordens und von
Innocenz XII. zum Studienpräfecten in der Propaganda ernannt, wurde
aber nach dem Verbote seines Buches abgesetzt, f 1718. Die Stelle,
an der die Inq. Anstoss nahm, klingt allerdings im Munde eines Römi-
achen Theologen naiv. Er antwortet auf eine Einwendung des Ve-
drosns haereticus : die Jansenisten hätten sich bezüglich der Quaestio
juris dem h. Stuhle demüthig unterworfen und verlangten nur, ge-
hört zu werden bezüglich der Quaestio facti, ob die 5 Sätze in dem
Buche des Jansenius ständen und ob er sie in dem Sinne verstan-
den, in welchem sie verdammt worden seien ; at vero in quaestio-
nibus facti Apost. Sedes non est judex infallibilis. 1710 erschien
zu Rom eine neue Ausgabe, in welcher ein Blatt mit einer demü-
thigen Retractation eingeheftet ist (A. E. 1710, 398). Diese Ausgabe
wird im Index nicht ausdrücklich freigegeben; aber bei dem Ver-
bote steht editionis Romae 1701^).
1) Harter 2, 22. Mich. a. S. Jos. 8, 184. Franc. Janssens Elinga,
0. F., Veritas manifestata pro auotoritate Fr. Thomae Turci, Mag. Ordi-
nis, circa praedeterminationem physicam; item decretum Fr. Jo. Th.
de Rocaberti, Ord. Mag., contra operaFr. Jos. de Vita, Antw. 1675, 48 S. 4.
2) Biblioth. Carmel. 2, 252. 1082. Hurter, 2, 656. Aas seinem Nach-
Iiase wurden noch 7 Bände Controversiae zu Mailand 1743—54 gedruckt.
692 Gas de oonscience von 1702.
67. Der Cas de conscience von 1702.
Im J. 1702 wurde einer Anzahl von Doctoren der Sorbonne
die Anfrage eines Beichtvaters vorgelegt, ob er einen Geistlichen
absolviren dürfe, der nach seinen eigenen Erklärungen folgende
Ansichten habe (sie verdienen hier mitgetheilt zu werden als
eine Zusammenfassung der Ansichten, die damals die „Jan-
senisten** überhaupt vertraten):
1. Die 5 Sätze verdammt er einfach und rückhaltlos in jedem
Sinne, in welchem die Kirche sie verdammt hat, auch im Sinne des
JanseniuB in der Weise, wie InnocenzXII. 1694 erklärt [S. 643] hat;
er hat auch in dieser Weise das Formular unterzeichnet. Was das
Factum betrifft, so hält er eine Soumission de respect et de silence
unter das, was die Kirche in dieser Hinsicht entschieden hat, für
genügend, und er glaubt, so lange man ihn nicht juridisch über-
führen könne, einen der 5 Sätze vertheidigt zu haben, dürfe er ge-
mäss dem von der letzten Assembl^e du Clerge (von 1700) ange-
nommenen Breve Innocenz' XII. nicht verdächtigt werden. — 2.
Er nimmt eine Praedestinatio gratuita et praecedens praevisionem
meritorum und eine Gratia efücax ex se ipsa, die zu jedem guten
Werke nothwendig ist, an, weil er überzeugt ist, dass dieses die
Lehre des h. Augustinus ist. Er erkennt an, dass es innere Gnaden
gibt, welche die Erfüllung der göttlichen Gebote möglich machen»
aber in Folge des Widerstandes des menschlichen Willens nicht
ihre volle Wirkung haben. — 3. Er glaubt, dass man &ott über
alles lieben und virtuell alles auf ihn beziehen muss and dass
Handlungen, die nicht wenigstens virtuell auf Gott bezogen werden
und nicht irgendwelche Begung der Liebe zum Motiv haben, Sünden
sind, wenn sie auch mit Eücksicht auf ihr specielles Object und
auf ihren speciellen Zweck gut sein können. — 4. Er erkennt an,
dass die Kirche nichts darüber entschieden hat, ob die Attrition
genüge, und dass die Attrition, welche in der Furcht vor Strafen
ihr Motiv hat, gut ist, weil diese Furcht eine Gabe Gottes ist; aber
damit diese Attrition eine genügende Disposition für den Empfang
der sacramentalen Lossprechung sei, muss zu dem Motive der Furcht
ein Anfang der actuellen Liebe Gottes über alles hinzukommen. —
5. Um der Messe in gebührender Weise beizuwohnen, muss man ihr
mit Andacht und, wenn man sich einer Todsünde schuldig weiss,
im Geiste der Busse beiwohnen ; wer ihr beiwohnt mit dem Willen
und der Neigung (affection) zur Todsünde ohne irgend eine Regung
der Busse, begeht durch diese schlechte Disposition eine neue Sünde.
— 6. Es ist für jeden Christen sehr nützlich, viel Devotion gegen
die Heiligen, namentlich die h. Jungfrau zu haben; aber diese be-
steht nicht in den eitelen Wünschen und oberflächlichen üebungen,
die sich bei gewissen Schriftstellern finden, sondern in einer grossen
Cas de ooDscieDce von 1702.
698
Li«b€ zur h. Jnngfran, voll Aditnng und Ehrfurcht, welche bewirkt
ku man sich freut über die GruadenerweisuDgeD, die ihr von Grott
ra Theil geworden, welche zur Nachahmung ihrer Demuth und ihrer
anderen Tugenden antreibt, welche begleitet ist von Vertrauen auf sie
wegen ihres Ansehens bei ihrem göttlichen Sohne und welche bewirkt,
da88 man sich an sie als eine mächtige Fürsprecherin wendet. Er
missbilligt es aber, dass man predigt, man müsse auf sie ebenso
nel^ ja mehr Vertrauen setzen als auf Gott, sie rette vor den ewigen
Strafen Seelen, welche die Gerechtigkeit ihres Sohnes dazu ver-
dammt .... — 7. Bezüglich der Empf&ngniss der h. Jungfrau ist
er bereit zu glauben, was die Kirche darüber zu entscheiden für
gut findet; an die unbefleckte Empfängniss glaubt er nicht, da die
Bulle Alezanders VII. die Frage nicht entscheidet, hütet sich aber,
dieser Bulle entsprechend, etwas gegen diese Meinung zu sagen. —
8. £r liest Arnaulds Buch von der häufigen Communion, Saint
Cjrans Briefe, die Heures von Dumont, die Moral von Gr^noble,
die Conferenzen von Lu^on und das Bituel d'Aleth, weil alle
diese Bücher von mehreren Bischöfen und Doctoren approbirt und
m allgemeinem Gebrauche sind, und das Bituel vom Papste nur
dnrch üebereilung (par surprise) verdammt worden ist, da derselbe
Papst, der es 1688 verdammt hat, ohne eine Retractation zu ver-
langen, an den Bischof von Aleth 16. Jan. 1689 ein Breve mit an-
erkennenden Ausdrücken über seine Frömmigkeit und Gelehrsamkeit
gerichtet hat. — 9. Er hält es für nicht verboten, das Lesen der
Bibel in der Volksprache zu empfehlen. Das Verbot des N. T.
von Mens durch den Erzbischof von Paris sieht er als nur für
d(»8en DiÖcese bindend an.
Vierzig Doctoren der Sorbonne, darunter Petitpied, Dupin,
Natalis Alexander und V^ron, unterzeichneten folgende Antwort
aaf die Anfrage:
Die unterzeichneten Doctoren sind der Meinung, dass die An-
sichten des Geistlichen weder neu, noch eigenthümlich, noch von
der Kirche verdammt, noch endlich der Art sind, dass der Beicht-
vater, um ihm die Lossprechung zu ertheilen, von ihm verlangen
mäaste, sie aufzugeben. Berathen in der Sorbonne 20. Juli 1702.
Sobald die beiden Actensttieke gedruckt erschienen, wurden
sie durch ein Breve Clemens' XL vom 12. Febr. 1703 verdammt,
nochmals auf den Wunsch Ludwigs XIV. durch die Bulle Vineam
Domini Sabaoth vom 15. Juli 1705. In dieser Bulle waren alle
Ausdrücke sorgfältig vermieden, die ihre Reception in Frankreich
kätten erschweren können. Gleichwohl wurde sie in einer
wichen Weise in Frankreich recipirt, dass es darüber zu einem Zer-
wtlrfoisse kam^ welches erst 1711 durch einen diplomatischen
Ausgleich beseitigt wurde. Unter den mit dieser Angelegenheit
694 Gas de consdenoe von 1702.
zasammenbangendeii iranzösiBchen Schriften, welche in Rom
verboten wurden, sind die bemerkenswerthesten die des Bischofs
Persin de Montgaillard von St. Pons, des einzigen französischen
Bischofs, der gegen die Bulle offene Opposition machte^ — er
hatte auch früher schon allerlei Differenzen mit Rom gehabt,
— und ein Arrßt des Parlaments, durch welches ein gegen den
Bischof von St. Pons (und ein gegen das Buch von Audoul,
S. 563) gerichtetes Breve zurückgewiesen wurde. — In Löwen
wurde die Bulle ohne Widerspruch angenommen ; aber der Index
wurde mit einer ganzen Reihe von belgischen Streitschriften
bereichert, namentlich von Aegidius de Witte, dem unermüd-
lichsten und verwegensten Vertheidiger des Jansenins.
1. Wenn man Petitpied als Verfasser des Gutachtens der Doc-
toren bezeichnet, so ist das wohl nur daraus erschlossen, dass er
zuerst unterzeichnet hat. Wahrscheinlich haben mehrere gemein-
schaftlich den Cas de conscience mit dem Gutachten ausgearbeitet.
Unterzeichnet wurde das Gutachten von den meisten im Palais des
Erzbischofs Noailles bei Dr. Pirot, Prof. der Sorbonne, der damals
Kanzler und Generalvicar des Erzbischofs war und wie der andere
Generalvicar Yivant lediglich um dieser seiner amtlichen Stellung
willen nicht mit unterschrieb. Ohne Zweifel hat der Erzbischof
darum gewusst^).
1) Avr. 4, 196 sagt: den Entwarf des Cas habe Perrier, Ganonicas
zu Glermont, ein Neffe Pascals, nach Paris gesandt^ Rouland und Anque-
tille hätten daran gearbeitet und Petitpied habe statt der Thomistischen
Gnadenlehre die Augustinische hineincorrigirt. Gleich nach der Veröffent-
lichung des Gas wurde Bernard Couet, der eben damals Generalvicar in
Ronen geworden war, als Verfasser bezeichnet (Picot in der Corr. de Fenelon
11, 805); er gab nach einander eine Reihe von Erklärungen ab; erst die
vierte, in der er sich über Droit und Fait in einem jeden Zweifel an seiner
Orthodoxie ausschliessenden Weise ausspricht, wurde als genügend ange-
sehen. Bossuet (42, 579) schrieb in einem Briefe an Mad. de Mainteoon
vom 9. Juni 1703 sich das Verdienst zu, ihn zur Unterwerfung bewogen
zu haben. — S.-Beuve sagt 6, 169: Le cas de conscience, digned'avoir ete
forg6 par un agent provocateur, avait 6te propose bonnement, naivement
par M. Eustace, confesseur des religieuses de Port-Roy al et tres-peu theo>
logien, soit qu'il eüt dresse lui-meme Pexpose, soit qu'il ne Teüt propose
que de vive voix, und 6, 178: Eustace et Besson, eure de Magny, voisin
de Port-Royal, ces deux honnetes gens un peu trop simples, avaient arrange
les articles les plus facheux du Gas. Sie werden das Material geliefert,
Theologen der Partei den Gas redigirt und die Unterzeichnung arrangirt
haben. — In der Hist. du Gas de consc. p. VTII wird behauptet, Noaüles
sei von einigen Doctoren gefragt worden und habe ihnen geratfaen, zu
unterzeichnen, aber ihn nicht zu compromittiren. Dr. Bourlet sagte, er
habe in Noailles' Auftrag Unterschriften gesammelt (Gorr. de Fenelon
4, 111. Bausset, F6nelon 8, 802). Auch Eustace bemühte sich, die Doctoren
zum Unterzeichnen zu bewegen (S.-Beuve 6, 169).
I
j
Lettre de M. ♦♦♦.
695
Erst Ende 1702 oder Anfangs 1703 wurde der Gas gedruckt
bena8§;egeben mit einem knrzen Schreiben dea Canonicos von B.,
forio gesagt wird : die Erklärung der Doctoren diene zur Wider-
le^ng solcher, welche der guten Lehre widersprächen und gelehrte
md fromme Priester, welche die hier mitgetheilten Ansichten hegten,
iIb Jaosenisten verschrieen: Lettre de Mr. *** Chanoine de B. &
I. T. D. A. etc. Gas de conscience propos^ par un confesseur de
pro?ince touchant un eccl^siastique qui est sous sa conduite, et re-
wh par plusieurs Docteurs de la Facult^ de Theologie de Paris
fsb^r. Arg. III b 413). Wer das Schriftchen veröffentlicht hat,
tft nicht bekannt ; jedenfalls keiner der Unterzeichner. Es erregte
gmses Aufsehen. Es erschienen bald ftinf Oegenschriften. Der
fiisehof von Apt erliess schon 4. Febr. ein Mandement dagegen^),
im 10. Febr. kam es in Rom an und schon am 12. erliess Gle-
mens XL ein Breve (Bull. 12, 385. Arg. III b 417), worin es
heisst: nachdem mehrere Gardinäle, die er mit der Prüfung dieser
Blatter beauftragt, sich für die Verdammung derselben ausgesprochen,
verdamme er sie kraft apostolischer Autorität und verbiete bei Strafe
der Excomm. 1. sent., sie zu lesen u. s. w.; die Publicatien des
Breve's in Rom solle dasselbe für alle verbindlich machen u. s. w.
Unter dem 13. schrieb er an den König und an den Erzbischof
Noailles (Arg. III b 418). In dem ersten Schreiben heisst es : in
dem Schriftohen würden mehrere verdammte Irrthümer wieder ans
Licht gezogen und unverkennbar ketzerische Dogmen begünstigt;
er habe den Erzbischof aufgefordert, gegen die Unterzeichner vor-
zugeben, und bitte den König, die ihm von Gott übertragene Ge-
walt im Dienste Gottes und seiner Kirche zur Anwendung zu bringen.
In dem zweiten Briefe heisst es: das Schriftchen sei von sehr ge-
ringem Umfange, aber voll mannichfaltigen Giftes neuer Lehre; es
würden darin mehrere schon verdammte Irrthümer und verderbliche
Neuerungen vorgetragen und indirect die Bullen Alexanders YII.
angegriffen; die Unterzeichner gelobten einen innem Gehorsam gegen
die Bullen, den sie änsserlich verletzten, und suchten durch unnütze
und verwirrende Fragen die Klarheit der kirchlichen Entscheidungen
zu verdunkeln.
1) Den Bischof von Apt bezeichnet d'Aguesseau 18, 202 als entid-
rement devoue aux Jesuites, esclave de la cour de Roma, grand partisan
de l'infaillibilite et aussi hardi qu^ignorant, und sein Mandement als aussi
ridicule que tout ce qui est sorti depuis de la plume de ce pr61at. — Die
hier in Betracht kommenden Actenstücke stehen meist bei Arg. III b 420,
wichtige Berichte über die Verhandlungen bei H. Fr. d'Aguesseau, Oeuvres
13, 200. D'Aguesseau (1668—1761), damals Generalprocurator (später
Kanzler), war ein frommer Katholik, aber entschiedener Gallioaner. Er
berichtet (p. 206): der König habe das Breve feierlich acceptiren lassen
wollen; er habe aber in zwei Memoires auf das darin verborgene Gift (die
mit den gallicanischen Grundsätzen nicht vereinbaren Formeln) aufmerksam
gemacht und durchgesetzt, dass durch ein Arret vom 9. Mai 1703 ein-
geschärft worden sei, dass keine Breven u. dgl. ohne Lettres patentes du
^y enregistr^s au Parlement publicirt werden dürften.
606 Gas de consoienoe von 1702.
Koailles erliess nnn eine Ordonnanz gegen den Caa (Arg. III b
421). Sie ist vom 22. Febr. datirt, erscbien aber erst am 5. März
nnd wurde erst am 7. angebeftet, ist also offenbar antedatirt (S.-Benye
6, 170). Das Breve wird darin nicht erwäbnt. Noailles erklärt:
der 1. Artikel widerspreche den durch die Assemblee von 1700
angenommenen Bullen und seiner Ordonnanz vom 20. Aug. 1696,
habe die Tendenz, schon entschiedene Fragen zu erneuern, begünstige
die Praxis der Zweideutigkeiten, Mental-Eestrictionen und sogar der
Meineide und derogire der Autorität der Kirche; in einigen anderen
Artikeln kämen verfängliche Ausdrücke vor; das ganze Stück ent-
halte Widersprüche, mehrere tadelnswerthe und einige für den
h. Stuhl injuriöse Ausdrücke; solche ausserordentliche und wichtige
Casus seien in Zukunft ihm vorzulegen. £r verdammt dann auch
die bitteren Streitschriften, die bei dieser Grelegenheit erschienen
seien, als injuriös, ärgemissgebend, verleumderisch u. s. w. nnd er-
neuert schliesslich unter Berufung auf das Breve Innocenz' XU.
vom J. 1694 und die Erklärung der Assemblee von 1700 das Ver-
bot, die vage und gehässige Anschuldigung des Jansenismus vorzu-
bringen, wenn jemand nicht wirklich verdächtig sei, einen der 5 Sätze
gelehrt zu haben. — Noch im März erklärten die meisten Unter-
zeichner ihre Unterwerfung unter die Ordonnanz und ihr Bedauern,
unterschrieben zu haben. Sarrazin erklärte, er habe gar nicht unter-
schrieben; zwei Unterzeichner waren gestorben; nur Petitpied und
Hyacinthe de Lan verweigerten die Unterwerfung. Sie wurden
1. Oct. 1704 von der Sorbonne für ausgeschlossen erklärt, wenn sie
sich nicht in einem Monat unterwürfen. Nun unterwarf sich de
Lan; nur Petitpied blieb fest und wurde ausgeschlossen; er ging
bald darauf zu Quesnel nach Holland (Arg. III b 423. III a 159).
Durch ein ArrSt du Conseil d^6tat vom 3. März 1703 wurde
fast in denselben Ausdrücken wie im J. 1668 beiden Parteien
Schweigen geboten und mit diesem Arr§t das Breve 24. März den
Bischöfen übersandt. Dieses Verfahren erregte natürlich die Unzu-
friedenheit des Papstes. Er richtete 10. April 1703 ein neues
Schreiben an den König, worin er ihn zunächst dafür belobt, dass
er die hauptsächlichsten Billiger des abscheulichen Schriftohens be-
straft, namentlich Dupin verbannt habe (S. 587), und ihn ermahnt, so
fortzufahren, da es sich um Menschen handle, die nur mit strengen
Strafen in Ordnung zu halten seien, dann aber fortfährt: es sei
zwar zu loben, dass er ein von dem h. Stuhle verdammtes Schrift-
chen auch seinerseits verboten habe ; damit man aber nicht ans
einigen Ausdrücken des königlichen Edictes schliesse, es solle nicht
nur die Vertheidigung, sondern auch die Bekämpfung der Janse-
nistischen Ketzerei fortan nicht gestattet sein, werde es angemessen
sein, dass der König sich darüber deutlicher ausspreche; der Nun-
cius werde ihm mündlich mehr darüber sagen. „Man begreift leicht,
sagt d^Aguesseau (13, 205), wie ein Papst solche Danksagungen
schreiben, aber weniger leicht, wie ein König von Frankreich sie
annehmen konnte.^'
Ausser Noailles erliessen noch 18 französische Bischöfe Hirten-
X .■
Judicium Facultatis Lovaniensis. 697
briefe ^^en den Cas. Gegen vier, welche das Breye pnblicirt
bttteiit ehe es einregistrirt war, nahm das Parlament den Appel comme
d'abns an, u. a. gegen den Bischof von Clermont. Auch darüber war
der Papst sehr nngehalten (Gorr. de F^n. 2, 96; 3, 4), aber auch über
die Bisehöfe von Chartres und Noyon. Wenigstens schrieb Pension
(Oeuvres 2, 420) an Card. Grabrielli: er höre, dass man deren
Hirtenbriefe verbieten wolle, weil sie darin viel von der Unfehl-
barkeit der Kirche, aber gar nichts von der des Papstes sagten
(anch Fen^lons Hirtenbrief erregte dadurch in Rom Anstoss). Er
bebt hervor, die Unfehlbarkeit des Papstes werde von den Parla-
menten, den Bischöfen und den Gelehrten mit sehr wenigen Aus-
oahmen nicht anerkannt, und wenn man sage, sie sei fere de fide,
Ro erkenne man damit doch an, dass sie nicht de fide sei ; wenn
man wirklich jene Hirtenbriefe verbiete, so werde kein französischer
Bischof mehr gegen die Jansenisten kämpfen wollen, um nicht aus
der Scylla in die Charybdis zu gerathen. Der Bischof von Char-
tres, Godet Desmarets, war ebensowohl wie F^n^lon ein Gegner des
(rallicanismus und wirkte durch Mad. de Maintenon zu Gunsten der
Pnblication des Breves über den Cas (d'Aguesseau 13, 217).
Die Sorbonne befasste sich erst 1. Oct. 1704 mit der Sache
(Arg. III a 159) und beschränkte sich darauf, Petitpied und de
Lan die Ausstossung anzudrohen und, ohne das Breve zu erwähnen,
zu erklären: den Satz, dass eine Soumission de respect et de silence
bezüglich des Factums genüge, habe sie schon 1656 in der Censur
^egen Amanld verworfen; wenn sie jetzt nur diesen Satz nochmals
censurire, wolle sie damit nicht den übrigen Inhalt des Cas gut
heissen. Die Facultät von Douay veröffentlichte 1704 eine aus-
föhrliche Declaration gegen den Cas (Arg. III b 424), die von Löwen
ein Judicium Facultatis Theol. Lovan. super 8 articulis inter alias
excerptis ex Casu conscientiae in Sorbona a 40 doctoribus 20. Julii
1702 subscripto, recenter vero Universitati Lovan. palam notificato
et eidem Facultati Theol. ex parte 111. D. Mechlin. Archiepiscopi
proposito, expeditum 14. Martii 1703 (Arg. III b 597—600). Dieses
wurde von der Inq. 11. März 1704 verb. F^n^lon (2, 419) schreibt
darüber an Card. Gabrielli: die Jansenisten triumphirten über dieses
Verbot, welches wohl ihr Gönner, der Ass. S. OflF. Casoni, besorgt
haben werde. Das Judicium sei zwar nicht viel werth; man hätte
aber doch nicht um einiger Unvorsichtigkeiten willen fromme Vor-
kämpfer der gesnnden Lehre wie die Löwener durch ein solches
Verbot kränken sollen. Gabrielli antwortet (Corr. 3, 25): man habe
sich auch bei dem Papste über dies Verbot beklagt, und dieser sei
ärgerlich darüber, dass er (Gabrielli) in der betreffenden Sitzung
der Inq. gefehlt habe; er kenne das Judicium nicht, aber dergleichen
Cenenren würden nicht selten censurirt, weil die Verfasser bei der
Kritisirung eines Irrthums in das entgegengesetzte Extrem geriethen
oder Schmähungen aussprächen oder die gute Sache mit schlechten
Mitteln vertheidigten ; ob das auch bei diesem Judicium zutreffe,
wisse er freilich nicht. Ohne Zweifel hat man dasselbe verdammt,
weil man es nicht scharf genug fand und gleich an dem ersten Ab-
^
698 Gas de consoienoe von 1702.
Batze AnstosB nahm, worin es heisst: der Verfasser des Gas wider-
spreche sich selbst, wenn er von einer Sonmission de respect et de
silence spreche und dann sage, er glaube an die Entscheidung über
das Factum nicht in derselben Weise wie an die über das Jus:
„wer hat denn diesen Freund des Stillschweigens genöthigt zu reden,
dum medium silentium tenerent omnia, und wie haben die 40 Appro-
batoren dieses Stillschweigens übersehen können, dass solche Schriften
und Unterschriften reden, das gedämpfte Feuer wieder anfachen?"
u. 8. w.
Durch dasselbe Inquisitionsdecret wurde verb.: Lettre d^un
^yeque k un 6veque, ou coneultation sur le famenz Gas de con-
science resolu par 40 Docteurs de la Fac. de Th6ol. de Paris, 1704,
130 S. 12., von Quesnel, gegen die Retractation der Doctoren
und gegen Noailles. — 1707 verbot die Inq.: Defense iea thio-
logiens et en particulier des disciples de St. Augustin contre Tor-
donnance de Mr. l'iveque de Ghartres, portant oondamnation du
Gas de conscience. 2. Ed. revue et augm., avec une r^ponse au
remarques du m^me prelat sur les declarations de M. Gouet, 1706,
von Jacques Fouillou, — und sonderbarer Weise 1709: Defense de
tous les th6ol. ... de Gfaartres du 3. Aoüt 1794, 540 S. 12., also
die 1. Auflage desselben Buches^).
Im J. 1705 Hess Ludwig XIV. den Papst bitten, durch eine
Bulle den durch den Gas de conscience wieder angeregten Janse-
nistischen Gontroversen ein Ende zu machen, die Bulle aber so zu
fassen, dass ihre Publication in Frankreich erfolgen könne, also alle
den gallicanischen Freiheiten widersprechenden Ausdrücke zu ver-
meiden. Clemens XI. gebrauchte die „demüthigende Vorsicht^', dem
Könige den Entwurf der Bulle zu übersenden ; dieser legte denselben
dem Parlaments- Präsidenten Harlay, dem General-Procurator d'Agues-
seau und dem Erzbischof Noailles vor und verlangte dann, es müsse in
der Bulle ausdrücklich gesagt werden, dass sie auf den Antrag der
französischen Bischöfe erlassen sei. Darauf ging man in Rom ein,
und nun versprach der Gardinal Jansen, die Bulle werde in Frank-
reich wie die von Innocenz X. und Alexander VII. recipirt werden*).
1) Üeber Fouillou 8. S.-Beuve 6, 172. Er war nur Diaoon und Li-
centiat der Sorbonne, aber „eine der besten Federn der Partei". Die
Histoire du cas de conscience, Nancy (Holland) 1705—11, 8 vol. 12., an
welcher ausser Fouillou auch Louail, Petitpied, Quesnel und Mdlle. de Jon-
coux arbeiteten, also la nouvelle generation Janseniste au complet (S.-
Beuve 6, 171), ist nicht in den Index gekommen.
2) Corr. de Fen. 3, 370. D'Aguesseau 13, 227 sagt: er habe bean-
tragt, dass erwähnt werde, der Könige habe um die Bulle gebeten. Das
wird in den Lettres patentes (Arg. IIl b 452) erwähnt, in der Bulle aber
steht, — und das war ja auch vom gallicanischen Standpunkte aus wich-
tiger, — sie sei erlassen auf die Bitte vieler Bischöfe in verschiedenen
Ländern, namentlich in Frankreich (nicht motu proprio). Nach d'Agueeseau
wünschte femer Noailles, es möge gesagt werden, die früheren Bullen
seien von der ganzen Kirche reoipirt worden; dem Card. Jansen wurde
auch eine Abschrift gezeigt, in welcher stand: quas tanto cum applausu
^i
Balle Yineam Domini Sabaoth.
699
— Die 80 vereinbarte Balle Vineam Domini Sabaoth ist vom
15. Jnli 1705 datirt Der Papst inserirt darin die Balle Alexan-
den YII. von 1664, in welche die Bulle Innocenz X. von 1653 in-
lerirt ist, nnd erklärt dann : es werde mit Unrecht behauptet, die
Breven Clemens* IX. von 1669 an die vier französischen Bischöfe
und Innocenz' XI. von 1694 und 1696 an die belgischen Bischöfe
enthielten eine Restriction oder Modification jener Ballen und das
Fon&olar Alexanders YII. könne auch von denjenigen unterschrieben
werden, welche innerlich nicht der Ansicht wären, dass die ketze-
rische Lehre in dem Buche des Jansenius enthalten sei; um allen
Miflsverständnissen definitiv ein Ende zu machen, erkläre er, dass
dem jenen Ballen gebührenden Gehorsam durch das obsequiosum
filentium nicht genügt werde, dass vielmehr der Sinn der 5 Sätze
des Jansenius' sehen Buches, den der Wortlaut habe (quem illarum
verba prae se ferunt), von allen nicht nur mit dem Munde, sondern
«ich im Herzen als ketzerisch verworfen werden müsse.
Man hatte in Frankreich die Ankunft der Bulle während des
Tagens der Assembl6e du Clerg^ von 1705 erwartet und den dieser
Torhergehenden Provincialversammlungen empfohlen, ihren Abgeord-
neten unbedingte Yollmacht zur Annahme der Bulle zu geben. Das
geschah überall; nur in der Provinz Narbonne widersprach der Bi-
ichof Persin de Montgaillard von Saint Pons. Als die Bulle an-
gekommen war, erklärten der Parlaments-Präsident und der General-
Procurator dieselbe für unverfänglich, empfahlen aber, in der Assem-
bl^e und in dem Arr^t die Rechte der Bischöfe zu wahren. Der
König* übersandte 2. Aug. die Bulle der Assemblee, um über die
Annahme derselben in der herkömmlichen Form zu berathen ^).
Der Vorsitzende Noailles ernannte eine Commision zur Prüfung der
finlle (vorher soll er sich sehr lebhaft gegen die Hirtenbriefe
einiger Bischöfe über den Gas de conscienoe ausgesprochen und er-
klärt haben, die Kirche beanspruche keine Unfehlbarkeit bezüglich
nicht geoffenbarter Thatsachen; Picot 1, 34). Der Vorsitzende der
Commission, Erzbischof Colbert von Ronen, erstattete 21. Aug. Be-
richt: die Commission habe als Grundsatz aufgestellt: 1. Bischöfe
hätten nach göttlichem Rechte über doctrinelle Materien zu urtheilen ;
2. die Constitutionen der Päpste verpflichteten die ganze Kirche,
wenn sie von dem Corps des pasteurs angenommen seien; 3. diese
Acceptation erfolge immer par voie de jugement; die Commission
beantrage femer: 1. die Bulle sei mit Ehrfurcht und Unterwerfung
anzunehmen; 2. die Versammlung solle dem Papste ein Glückwunsch-
nnd Dankschreiben übersenden, 3. alle Bischöfe des Reiches er-
mahnen, die Bulle zu publiciren, 4. den König bitten, Lettres pa-
tentes Hir die Einregistrirung und Publication der Bulle zu gewähren.
Diese Anträge wurden 22. Aug. angenommen. — In dem Schreiben
an den Papst heisst es: Definitionem Beatitudinis Vestrae debita
tota exoepit Ecciesia. Das wurde wieder gestrichen, der Papst gestattete
aber nachträglich, dass die Bischöfe das bei der Publication sagten.
1) Recneil des aotes du Clerge 1, 879—404.
700 GaB de consoienoe von 1702.
observantia colentes et uno spiritn . . . conBtitntioiiem ea qua par
est reyerentia snscepimas communiqne consilio promnlgandam de-
orevimns.
Unter dem 30. Aug. übersandte der König die Balle der Sor-
bonne; diese nahm sie 1. Sept. snmma cam reyerentia et religione
an nnd bescbloss zugleich, wenn der König damit einyerstanden sei,
fortan yon den Candidaten die Unterzeichnung des Formalars Alexan-
ders VII. za verlangen. Unter dem 31. Aug. erliess der König
Lettres patentes, worin er dem Parlamente die Einregistrirang der
Bulle befahl, die am 4. Sept. erfolgte. Er sagt darin: er habe den
Papst um eine neue Bulle zur Bestätigung der früheren gebeten,
die durch die Acoeptation yon Seiten der Kirche allgemeine Gresetze
geworden seien; er habe die neue Bulle mit gebührendem Respeet
aus der Hand des Nuncius entgegengenommen und zunächst der
Assembl^e du Clerge übersandt, damit sie über die Acoeptation der
Bulle in den herkömmlichen Formen berathe und damit, indem die
Stimmen (le sufirage) der Bischöfe zu der Autorität des ürtheils
des h. Stuhles hinzuträten, dieses Zusammenwirken und diese üeber-
ein Stimmung der Glieder mit ihrem Haupte die kirchlichen Zwistig-
keiten unterdrücke; aus den Protocollen der Assembl^e ergebe
sich, dass die Prälaten, in der Bulle den Geist und die Lehre der
Kirche erkennend, dieselbe mit der dem sichtbaren Oberhaupte der
Kirche gebührenden Ehrfurcht angenommen.
Unter dem 14. Sept. sandte die Assembl6e ein Rundschreiben
an alle französischen Bischöfe, um sie zur Publioation der Bulle
aufzufordern ; der Entwurf eines ganz kurzen und trockeneiT Man-
dement war beigefügt. In dem Rundschreiben heisst es: Wir haben
eine so wichtige Angelegenheit sorgfUltig geprüft, da wir wissen,
dass wir dabei nicht als einfache Executoren der apostolischen De-
crete handeln, sondern in Wahrheit mit dem Papste urtheilen und
uns aussprechen ; aber je mehr wir die Entscheidung des h. Stahles
erwogen, um so mehr haben wir darin die Grundsätze und Gresin-
nungen der französischen Bischöfe erkannt. Auch in dem Mande-
ments-Entwurfe heisst es: die Bischöfe derAssembläe hätten in der
Entscheidung des h. Vaters die Lehre erkannt, die der französische
Clerus stets festgehalten, und in diesem Geiste mit Ehrfurcht und
Unterwerfung einmüthig die Bulle angenommen^).
1) Noailles publicirte die Bulle mit einer Ordonnanz contre le Jan-
senisme vom 21. März 1706. Die Ordonnanz wurde in Port-Royal publi-
cirt und von den Nonnen angenommen, sane deroger ä ce qui est fait ä
leur egard k la Paix de PEglise sous Clement IX. Das wnrde die Ver-
anlassung zur Aufhebung des Klosters (S.-Beuve 6, 183). Seit 1706 durften
keine Novizen mehr aufgenommen werden; eine auf den Antrag desKonift:!
erlassene Bulle vom 27. März 1708 hob das Kloster auf. Die noch darin
lebenden 22 Nonnen, von denen keine unter 50, mehrere über 80 Jahre
alt waren, wurden 29. Oct. 1709 in verschiedenen Klöstern untergebracht;
auf Grund eines Arret du Conseil vom 22. Jan. 1710 wurden die Gebäude
demolirt. So war das Kloster „endlich zerstört**; Schill S. 42.
Penin de Montgaillard, Bischof von St. Pons.
701
Der einzige französische Bischof, welcher gegen die Bulle
Opposition machte , war der von St. Föns. F^n^lon hatte in
leiner Pastoral-Instruction über den Gas de conscience vom 21. Mai
1705 eine Stelle des Briefes der 19 Bischöfe von 1667 besprochen,
die Ton den Jansenisten zu Gunsten des ehrfurchtsvollen Schweigens
Terwendet wnrde. Der Bischof von St. Pons, der einzige noch le-
besde der 19 Bischöfe, veröffentlichte darauf Lettre de M. Töv^que
de Saint-Pons &M. Tarchev. de Cambray, oü il justifie les 19 evöqnes
qai ecrivirent en 1667 au Pape et au Roy au sujet des 4 c^lebres
hrSqnes d^Alet etc., datirt 9. Juni 1705. Fen^lon antwortete in
einem Briefe vom 10. Dec. 1706, den ohne sein Vor wissen der Je-
Boit Lallemant drucken Hess (Oeuvres 12, 413). Darauf erschien
Noavelle lettre de M. T^veque de Saint-Pons qui r^fute celle de
M. TarchiT. de Cambray touchant Tinfaillibilit^ du Pape, 1707.
Finalen antwortete darauf: er habe nicht von der Unfehlbarkeit
des Papstes, sondern der Kirche bezüglich der dogmatischen That-
Mchen gesprochen (Oeuvres 12, 473. Dieser Brief wurde lateinisch
gedrackt und nach Rom geschickt, dort aber „nicht goutirt^'; Oeu-
vres 10, LYI). Der Bischof von St. Pons veröffentlichte nun noch
Beponse de M. l'ev. de Saint-Pons k la lettre de M. Tarch. de
Cambray. lieber die Bulle Yineam Domini veröffentlichte er das
vom 31. Oct. 1706 datirte Mandement deM. Tev. de Saint-Pons ton-
diant l'acceptation de la bulle de N. S. P. le P. Clement XI. sur
le cas Bigni par 40 docteurs, avec la justification des 23 ^v^ues,
qoi voulant procurer la paix k T^gl. de France en 1667, se ser-
Tirent de Texpression du silence respectueux pour marquer la sou-
misnon qui est due aux d^cisions de TEgl. sur les faits non ri-
jtlh, avec le moyen de r^tablir a present cette paix.
F^nilon drang 1707 in einem Briefe an Card. Gabrielli da-
nof, diese Briefe zu censuriren: die Jansenisten würden triumphiren,
wemi das nicht geschehe (Oeuvres 2, 448). P. Daubenton schrieb
ihm 24. März 1709: er bemühe sich nun schon geraume Zeit, das
Verbot durchzusetzen; aber tont va lentement en cette cour (Corr.
3, 204). £ndlich wurden die drei Briefe and das Mandement von
der Inq. Fer. IV. 17. Juli 1709 verb. (sie stehen jetzt unter Per-
•in), gleichzeitig die Defense von Fouillou und die unten zu er-
wähnende Justification von demselben. Der Papst verdammte die
▼ier Schreiben nochmals in einem Breve vom 10. Jan. 1710 (Bull.
12, 479), worin es heisst: da dieselben trotz der Verdammung noch
immer, namentlich in Frankreich verbreitet würden, so verdamme
er sie nach Anhörung einiger Cardinäle und Theologen nochmals
&l8 Schriften, welche falsche, . . . schismatische und offenbar eine
Umgehung der letzten zur gänzlichen Ausrottung der Jansenistischen
Ketzerei erlassenen Bulle bezweckende Sätze enthielten, bei Strafe
der reservirten Excomm. l. sent.; die Exemplare seien an die Bi-
schöfe oder Inquisitoren abzuliefern und zu verbrennen; gegen den
Verfasser behalte er sich vor nach den canonischen Satzungen zu
verfahren; die Publioation des Breves in Rom solle genügen u. s.w.
" Das Breve wurde mit Lettres patentes dem Parlament übersandt.
^
702 Cas de consciene« von 1702.
von diesem aber auf den Antrag des Generaladvooaten G. Fr. Joly
de Fleury die Einregistrirung verweigert, weil es mehrere den gal-
licanischen Grundsätzen widersprechende Ausdrücke enthalte, n. a. in
dem Satze, der Papst wolle gegen den Bischof einschreiten. Gleich-
zeitig protestirte das Parlament gegen das Breve über Audoul,
S. 5631).
Der König verlangte nun eine Bulle gegen den Bischof von
St. Pons, stiess aber in Rom auf Schwierigkeiten. Man war dort
sehr unwillig über die „gallicanischen Allüren** der Assemblie von
1705 (Schill S. 44). Der Papst klagte in einem Breve an den
König vom 31. Aug. 1706: die Assembl^e habe sich so ausgedrückt,
als ob sie nicht an die Annahme seiner Bulle, sondern an eine
Begränzung der Autorität des h. Stuhles gedacht; er habe die
Bischöfe ermahnt, nicht die Fülle der Gewalt, die allein dem Stahle
des h. Petrus von Gott übertragen sei, zu usurpiren und zu beden-
ken, dass sie dergleichen Decrete über den katholischen Glauben
zu verehren und auszuführen, nicht zu discutiren und zu beurtheilen
hätten; er habe übrigens gehört, dass viele Bischöfe mit den Aeus-
serungen der Assembl^e nicht einverstanden seien. (Aber sogar
Finalen schrieb 1707 an Card. Gabrielli: Nihil insolitum sibi arro-
gant gallicani antistites, dum doctrinale Judicium sibi tribunnt). —
Als es sich um eine Bulle gegen den Bischof von St. Pons han-
delte, erklärte der Papst: er werde eine solche nicht erlassen, wenn
er nicht zuvor von Seiten der Assembl6e Satisfaction erhalten ; wenn
man ihm sage, die Bulle werde in Frankreich ebenso angenommen
werden wie die von Innocenz X. und Alexander VII., so habe ihm
der Card. Jansen dasselbe bezüglich der Bulle Yineam versprochen,
man habe aber nicht Wort gehalten (Corr. de F6n. 3, 370). Es
wurde also nun zwischen dem Card. Fabroni und dem Abb6 de
Polignac über die Redressirung des Auftretens der Assembl^e ver-
handelt (d'Aguesseau 13, 262). Noailles und 11 andere Prälaten
hatten 10. März 1710 eine Explication des maximes Stabiles . . .
21. Aoüt 1705 unterzeichnet, worin es hiess: 1. Die Assembl^e habe
1) üeber Fenelons Streit mit dem Bischof von St. Pons s. Oeuvres
10, LVl. Fen. schrieb auch 1710 auf P. Le Telliers Ersuchen eine Lettre
k un eveque sur le Mandement de P6t. de St. Pons (13, 177), erklärte
aber, es widerstrebe ihm, nachdem das Breve erschienen sei, noch etwas
gegen den 80jährigen Mann, dessen Familie mit der seinigen befreundet
sei und der jetzt schweige, zu veröffentlichen (Corr. 3, 329. 349). — üeber
das Arret des Parlaments war Fen. sehr ungehalten: „Man will durch
diese Kritiken die Sache dahin treiben, dass Rom es nicht mehr wagt,
dogmatische Urtheile gegen die Neuerung nach Frankreich zu schicken.
Rom wird doch nicht den Stil aller seiner Bullen ändern sollen; das hiesse
sich selbst erniedrigen und sich seine Aufsätze vom Parlament corrigiren
lassen. So wird man Rom zum Schweigen bringen; man möchte es auch
mit dem Könige brouilliren" (Corr. 1, 363). — lieber die Verhandlungen
in Paris s. d'Aguesseau 13, 291. Am Hofe waren die Jesuiten und Sul-
picianer und der Bischof von Chartres gegen den Bischof von St. Pons
thätig.
ArrSt de )a coar da parlement.
708
die Bolle Yineam in derselben Weise annehmen wollen, wie die
anderen Ballen gegen das Bach des Jansenins angenommen worden
«den; 2. wenn sie gesagt, die päpstlichen Ballen verpflichteten die
ganze Kirche nach der Annahme darch das Corps des pastears, so
bbe sie nicht eine feierliche Acceptation für nöthig erklären wol-
len; 3. sie seien tiberzeugt gewesen, dass den Ballen gegen Janse-
nins keine der Bedingungen fehle, die nöthig seien, damit sie die
ginze Kirche verpflichteten; 4. sie hätten der Assemblee nicht das
fiecbt vindiciren wollen, die dogmatischen Urtheile der Päpste zu
prüfen und sich als Richter derselben und als ein höheres Tribunal
zu geriren. — Noailles wurde nun willig gemacht, eine in diesem
Sinne gehaltene Erklärung nach Rom zu schicken. Das Concept
derselben wurde in Rom modificirt; Noailles unterzeichnete dieselbe
in dieser modificirten Form und am 29. Juni 1711 wurde sie nebst
einem Schreiben des Königs dem Papste von dem Card, de Tre-
moille übergeben. Der Papst antwortete beiden 1 7. Aug. Daubenton
«abreibt 23. Oct. 1711: der König sei mit dem an ihn gerichteten
Breve zufrieden gewesen, das an Noailles gerichtete habe er dem
Nincins zurückgegeben und verlangt, der Papst solle daraus alles
entfernen, was gegen die Usages de France Verstösse^). In dem-
selben Briefe schreibt Daubenton: der Papst sei so ärgerlich über
den letzten Brief des Bischofs von St. Pons, dass er dessen Schrif-
ten in einer scharfen Bulle verdammen wolle: aber um die Cardi-
näle, die dagegen seien, zum Schweigen zu bringen, wünsche er,
dass der König nochmals die Bulle verlange; er (Daubenton) habe
dieses dem P. Le Tellier mitgetheilt. Die Bulle ist nicht erschie-
nen; aber 22. Juni 1712 verbot die Inquisition Arr^t de la cour
dn parlement sur deux imprimes en forme de brefs du Pape du 18.
Janv. 1710, Tun concemant le mandement et autres ecrits de M.
r^v. de St. Pons, Tautre le Trait^ de l'origine de la rdgale (von
Andonl), obschon Ludwig XIV. ein von dem General- Ad vocaten
Flenry geschi'iebenes Memoire zur Erläuterung einer beanstandeten
Stelle des Arrßt mit einer Art von Entschuldigungsschreiben nach
Hom geschickt hatte (d'Aguesseau 13, 315).
2. In Löwen wurde die Bulle Yineam einfach angenommen
nnd die Facultät durch ein Breve vom 12. Febr. 1705 dafür belobt
(Arg. ni b 455). Aber ohne Opposition und ohne viele Streit-
schriften ging die Sache auch in den Niederlanden nicht ab^).
'•-I
1) Corr. de Fen. 3, 446. d'Aguesseau 13, 316. Die beiden Passungen
der Eirklärung von Noailles stehen bei Arg. III b 458 (vgl. Corr. de Fen.
3, 372). Das p. 470 abgedruckte Breve an Noailles enthält nichts auf-
fiillendes; es scheint also die castrirte Fassung zu sein.
2) Die Facultät beschloss damals auch, jeder zu promovirende Can-
didat solle das Formular Alexanders VII. conformiter ad Bullam Vineam
mterschreiben. Da sich 1710 zwei Candidaten darüber bei dem Conseil
de Brabant beschwerten, sprachen sich Universität und Facultät für die
Aafhebung der Forderung aus, und das Conseil verordnete die Wieder-
einführung des Formulars von 1660 (S. 517). Die Regierung suspendirte
704 Gas de consoience von 1702.
Heinrich Denys, seit 1686 Professor im Seminar zu Lüttioli^),
hatte schon 1694 durch Thesen Anstoss erregt. Der Bischof yer-
hot sie anfangs, gab sie dann aber, wahrscheinlich auf &nind yon
Erklärungen Seitens Deny8\ frei. Seine Gegner appellirten nach Rom,
und dort wurden 1695 gleichzeitig in den Index gesetzt: Henr.
Denys Epistola ad amplissimnm Dominum a. 1695, und Respon-
sio ad Epistolam a D. Lic. Denys scriptam ad amplissimum Do-
minum, Col. 1695. Auch 1699 wurden wieder Thesen von ihm
denuncirt und mehrere Streitschriften darüber veröffentlicht; es kam
aber nichts davon in den Index, nicht einmal Quesnels Justification
de la doctrine de M. H. Denys, 1700, 150 S. 4. — Nach der Pub-
lication der Bulle Yineam schrieb Denys 1705 anonym Epistola de
subscriptione formularii (gewöhnlich als Ep. Leodiensis citirt), worin
er ausfuhrt, dass man das Formular aus Gehorsam gegen die kirch-
lichen Oberen unterschreiben könne, wenn man sich auch bezüglich
des Factum keine Ueberzengung gebildet habe. Diese Schrift wurde
von beiden Seiten angegriffen, einerseits von den Jesuiten in einer
D6nonciation d'une lettre de formula subscribenda au grand-vicaire
de lAige und von Fenälon in einer Lettre ä un Theologien sur une
lettre anonyme de Li^ge, 1706 (13, 449), anderseits von de Witte
(s. u.) und in den von Quesnel herausgegebenen Divers ecrits tou-
chant la signature du formulaire par rapport k la demiire Consti-
tution de N. S. le P. Clement XI., 1708», 8. (Die Sammlung ent-
hielt den Brief von Denys, 14 S., und Repliken von Qvesnel und
de Ligny und zwei Schriften von Nicole.) Denys vertheidigte sich
in der Defensio auctoritatis Ecclesiae, in qua asseritur gravissimnm
poüdus constitutionum, refellitar novellum quorundam principinm
ipsi injuriosum ac Epistola Leod. de formulari Alex, vindicatur,
1706. Der Streit wurde noch einige Zeit fortgesetzt. Denys appel-
lirte schliesslich nach Rom, retractirte und unterschrieb 1713 auch
die Bulle ünigenitus, f 1717. Die bis jetzt genannten Schriften
über diesen Streit sind nicht in den Index gekommen, wohl aber
wurden 1701 — 8 von der Inq. verb.: Memoire touchant le dessein
qu'on a d*introduire le formulaire du P. Alexandre dans Vigh des
Pays-Bas, 1707, von der Inq. verb. 1707, — Justification du
silence respectueux, ou reponse aux instructions pastorales et autres
^rits de 1 arch. de Cambray, 1707, 3 vol. 12., von J. Fouillou (nach
aber die Yerordnung, und die Facultät beschloss dann bald mit 4 gegen
3 Stimmen die Wiedereinführung des Alexandrinischen Formulars; v. äpen,
Opp. 5, 828.
1) Ueber Denys s. Biogr. nat. 4, 603. L. de Meyer 1, 86; 2, 876,
388. 721. V. Espen 5, 841. Das Lütticher Seminar wurde damals den
Jesuiten übergeben, die dasselbe zu einer Universität uud damit Löwen
CoDCurenz machen wollten. Auch von den Streitschriften über diese Mass-
regel, mit der die Angriffe auf Denys zusammenhangen, steht keine im Index.
L'^tat present (S. 663) p. 202. Vie de v. Espen p. 124. Morery, Suppl
s. v. Naveus. Backer s. v. L. Sabran. — üeber den Streit im J. 1706 s.
Fenelon, Oeuvres 10, LXXV. Id^e de M. de Witte p. 146.
'''■
• »1
H. Denyg. Aeg. de Witte.
705
Dict. Jans. 2, 369 sind eh. 40 und 41 von Petitpied): Fen^lon schrieb
^^n das Bnch eine eigene Instruction pastorale vom 1. Juli 1708
(14,1—339); — De qnaestione facti Jansenii variae quaestiones
jiri» et responsa, 1708, nach Dict. Jans. 3, 337 von dem Löwener
Bector Parmentier 3. Apr. 1708 bei Strafe der Excomm. verb.;
gegen die Schrift erschienen Defensio veritatis cath. und Dialogi
picifici, für dieselbe Assertio opusculi De quaestione etc., 1708, 152
S. 12 (Dict. Jans. 1, 114). — Responsio pro eruditissimo viro
Epistolae Leodiensis confutatore ad perillustrem ejusdem epist. au-
tborem, defensorem ac vindicem, 1710, wurde erst 1714 von der
Inq. yerb., und erst 1722: Obedientiae credulae vana religio, sive
BÜentinm religiosum in causa Jansenii explicatum . . . adv. Theo-
lopm Leodiensem aliosque obedientiae credulae defensores, in duas
partes divisus, s. 1. 1708*, 2 vol. 12, von Nie. Petitpied. — Viel-
leicht gehört zu dieser Gruppe von Schriften auch Considera-
ÜoneB circa exactionem formulae Alexandrinae variasque de hoc
vgiimeiito difficultates ac pugnantes inter se opiniones, Delphis
1711, von der Inq. verb. 1712.
Eine ganz andere Stellung als Denys nahm Gilles (Aegidins)
de Witte ein. Er vertheidigte Jansenius unbedingt, erkannte keine
der gegen ihn erlassenen Bullen an, polemisirte gegen die Paix de
Clement IX. und erklärte die Unterzeichnung des Formulars für
anbedingt unzulässig. Er stand mit dieser Ansicht so gut wie allein.
6anz entschieden vertheidigt sie der Verfasser der Idee de la vie
et des Berits de M. Gilles de Witte, Rom (Utrecht) 1756* Pierre
Le Clerc^), der vorher schon die Schrift Renversement de la reli-
gion et des loix div. et hum. par toutes les bulles et brefs donnes
. . contre Baius, Jans. . ., 1755, herausgegeben (beide Schriften
nicht im Index).
Witte, geb. 1648 zu Gent, wurde 1684 Pfarrer und Decan in
Mecheln, gerieth, als Precipiano 1690 Erzbischof geworden, mit
diesem bald in Confliote, — u. a. weigerte er sich, dessen Ordon-
nanz gegen das Bibellesen zu publiciren, — legte im März 1691
«eine Stelle nieder, lebte IY2 '^^^^^ in Gent, dann in Holland, meist
in Utrecht, wo er 1721 starb. Er hat etwa 140 Schriften verfasst
nnd, da er reich war, auf seine Kosten drucken lassen. Sie sind
freilich meist geringen Umfangs, zum Theil nur einige Quartblätter
stark. Sie sind theils holländisch, theils französisch, theils latei-
nifcb geschrieben, fast alle polemischen Inhalts, nur wenige unter
dem Namen de Witte, einige unter dem latinisirten Namen Aegidius
Candidus oder Albanus, manche unter allerlei angenommenen Namen. —
Schon als Student schrieb er eine Vertheidigung des für ihn ver-
faasten Scbriftchens von van Buscum. 1685 gab er durch einige
bittere Aeusserungen über Rom bei einer Leichenmahlzeit Anlass
ni einer ganzen Reihe von Streitschriften und zu Verhandlungen
1) Le Clerc wurde von der Synode von lltrecht 1763 censurirt.
Walch, N. Rel.-Gesch. 6, 487. — üeber de Witte s. auch Biogr. nat. 6, 4.
Bensch, Iudex. 45
706 Gas de oonsoience von 1702.
bei der Löwener theol. Facnltät und bei dem Mechelner Offioialat;
auch Amanld griff mit einigen Schriften in diese Controverse ein;
es ist aber nichts davon in den Index gekommen^). — Im J. 1686
gab der Carmeliter Marens a S. Francisco ein flämisches Schrift-
chen heraus unter dem Titel Gonde mijne (von einem andern Car-
meliter ins Französische übersetzt: La mine d*or de la fr^uente
communion), worin er empfahl, öfter, ein- bis dreimal wöchentlich
zu communiciren, und meinte, auch Eückfällige seien von der Com-
munion nicht auszuschliessen, da der Enckfall in die Sünde nicht
beweise, dass man keine Reue habe, und der Lossprechung nicht
unwürdig mache (Arn. 3, 56). Auf Ersuchen der Mechelner Pfarrer
schrieb W. anonym eine Widerlegung des „seelenverderblichen Bu-
ches^* unter dem Titel „Die Goldgrube untergraben und in die Luft
gesprengt", — Goude mijne ondergraven ende in de locht ge-
sprongen, oft wederlegghinge der ziel-verderfelycken boeck van P.
Marcus van den H. Franciscus, Religieus Carmeliet Discalz., Löwen
1 688, — da der Carmeliter sich vertheidigte, einen 2. Tbeil : Goude
mijne . . . tweede deel, behelsende de wederlegghinge van de voor-
der argumenten van P. Marcus, Loewen 1688, und da der Carme-
liter der Universität Löwen eine Klage gegen den Drucker der
Schriften von W. einreichte, Eefutatio libelli supplicis R. P. Marci
a S. Francisco, Carm. discalc. indigni [so hatte sich P. Marcus selbst
bezeichnet], auctore Aegidio Albano, Pastore et Decano . . . Mech-
lin., Lov. 1688, 6 S. 4. Arnauld meinte, das Buch des Garmeliters
müsse von der Inq. verdammt werden; aber nicht dieses, sondern
die drei Schriften von W. wurden 1 689 von der Inq. verb. (die zwei
ersten sind die einzigen der vielen holländischen Schriften von W.,
die in dem Index stehen). Eine vierte Schrift, worin W. unter
Berufung auf die kirchliche Immunität seine Weigerung begründete,
vor dem Grand Conseil de Malines zu erscheinen, vor das der Car-
meliter die Sache gebracht hatte, kam doch nicht in den Index.
Nachdem die Unterzeichnung des Formulars Alexanders YII.
in Löwen eingeführt worden, veröffentlichte W. : Panegyris Janse-
niana, seu testlmonia eruditorum virorum celebrantia librum, cui
titulns: Com. Jansenii Ep. Ipr. Augustinus, addito prologo galeato
hodiemis contro versus non parum illustrandis accommodo, per Pau-
lum Aurelium Theologum Timaleten. Tempus loquendi. EccL 3,7.
Gratianopoli (Delft) 1698, 210 S. 4., eine seiner wenigen umfang-
reicheren Schriften. Sie wurde sofort 8. Apr. 1698 von der Inq.
verb. Es folgten: Apologia Panegyreos Jans, ad Theologum Lovan.,
ubi Janseniani facti assertionem formulario ineluctabiliter contineri
ostenditur, ejusdem formularii exactores subscriptoresque non unius
criminis peraguntar rei ac lugubres has controversias tandem ali-
quando finiendi necessitas denuo et via panditur, Gratianop. 1699,
1) Idee p. 9. Dict. Jans. 1, 346. Amauld 10, LXI; 11, 307. Valery
1, 199. C. Qu. p. 23. 90. In dem Index von Precipiano von 1695 stehen
5 hierauf bezügliche Schriften von M. D. W.
Aeg. de Witte.
707
36 S. 4. (anonym), — Apologia secnnda Panegyreos Jane, configens
JiBMoismi histoham brevem corrasam a L. C. Deckero, S. T. L.,
EccI. metrop. Mechlin. Canonico, Gratianop, 1700, 31 S. 4., — Apo-
logia tertia Panegyreos Jans, enervans Defensionem brevis bist.
JiDs. conflatam a L. C. Deckero . . ., Gratianop. 1701, 40 S. 4,
die beiden letzten gegen die S<:briften von Leodegar (Leger) Carl
de Decker: Jansenismi bist, brevis cnm adjecta solutione planum
difficnltatam in nova Panegyri Jans, aliisqae bujasmodi scriptis,
1700, 158 S. 12., undDefensio brevis bistoriae Jans., 1700, 64 S. 12.
(Paqnot 2, 600). Sonderbarer Weise wurde die 2. Apologia von
der Inq. 1701, die 1. und 3. erst 1707 verb., und nocb sonderbarer
ist, dass, wäbrend früber, nocb 1819, im Index alle drei ganz rieb-
tig anter Apologia standen, jetzt die 2. und 3. unter Deckero steben.
Im J. 1706 scbrieb W. gegen die Bulle Vineam: Aviti Aca-
demici Paraenesis ad alumnos almae Universitatis Lovan., e qua
Üqnet, quid deferendum sit constitutioni Clementinae nuperae, quae
Vineam Domini Sabaotb de exordio dicitur. Timebo bominem ut
Uceam veritatem? 20 S. 4. Er vertbeidigte diese Scbrift gegen
H. Denys: Paraenesis vindicata, 56 S. 4. (Auszug aus beiden Id^e
p. 142). Nur die erstere, kleinere Scbrift wurde 1707 von der
loq. verb. Im J. 1709 folgte eine kleine, aber, wie scbon der Titel
xei^ sebr scbarfe anonyme Scbrift: Denuntiatio solemnis bullae
Clementinae quae incipit Vineam Domini Sabaotb, facta universae
eeelesiae ao praesertim omnibus bierarcbis ejus tanquam evertentis
doetrinam gratiae, qua Cbristiani sumus, tanquam resuscitantis Pe-
ligiam cam suis asseclis, tanquam objicientis Ecclesiam extraneorum
sctndalo .... ?. Junii 1709, 11 S. 4. Das Scbriftcben wurde 1712
Ton der Inq. verb. Von einigen anderen Scbriften von W. wird
§68 die Rede sein. £s ist auffallend, dass nicbt wenigstens nocb
zwei der umfangreicberen verboten wurden: Nouvelle apologie de
la sainte doctrine de Jans^nius, 1707, 52 S. 4. (abgedr. binter der
Idee), und namentlicb Augustinus Iprensis vindicatus atque a dam-
natione R. P. ürbani VIII., Inn. X., Alex. VII. et Clementis XI.
ereptas et emtus . . . per Aeg. Albanum, nuper in civ. Mecblin.
Decannm, 1711, 478 S. 4. Es wäre weniger auffallend, wenn man
TOD Witte omnia opera verboten bätte.
Eine französiscbe Uebersetzung der Denuntiatio mit Bemerkungen
htt Pension den Lettres de Mgr. Tarcb^v. de Cambray au P.
Quesnely 1711 (Oeuvres 13, 265), beigefügt, von denen die erste
speciell über die Denuntiatio bandelt. Quesnel sagt in seiner Rä-
pofise aax deux lettres de Mgr. Tarcb. . . ., 1711*: er babe gar
keinen Antbeil an der Abfassung und Verbreitung der Denuntiatio;
dieses 6orit t^m^raire et insupportable werde von allen Tbeologen,
mit denen er in Verbindung stebe, missbilligt. Witte antwortete
in Augustini Iprensis vindicati vindiciae uberiores s. Epistolae D.
Fenelonii ... ad P. Qnesnellium et Responsionis ab boc ad D. Fe-
oelonium datae, qua parte Denuntiationem Bullae Clementinae in-
Taduit, excussio et depulsio, per Aeg. Albanum Presb., 1711.
Qaesnel wiederbolt in der Reponse a M. de Witte sur son demier
70ft Gas de conscience von 1702.
6crit, oüL il pr^tend jastifier sa Denonc. de la balle de Clement XL,
. . . 1711: die DeDuntiatio werde von allen verständigen Greistlicben
als BcandalÖs angesehen, der selige Erzbischof von Sebaste sei dar-
über sehr indignirt gewesen. Du Vaucel schrieb schon 1701 an
Quesnel: die Löwener müssten Witte und Gerberon desavoniren, und
zwar nicht bloss ihr Auftreten, sondern auch ihre Ansichten; man
müsse sie extra synagogam facere; sie richteten mit ihren Masslosig-
keiten un mal infini an (L. de Meyer p. XVI). Witte's Nouvelle
Apologie wurde auch von seinem Freunde, dem holländischen Priester
Andreas van der Schner (Schurius, f 1719) bekämpft: Irenicon s.
Epistola pacifica Philireni presbyteri, 1708, worauf de Witte mit
Polemicum s. bellica expostulatio catholici Philalethis adv. Irenicum
. . 16 S. 4., antwortete (beide der läie beigebunden). Von diesem
wurden Andreae Schurii Grorcomiensis Presbyteri S. T. P. Episto-
lamm 1. L, IL et III., Utrecht 1694—97*, 3 voL 8., 1702 verb.
Die allermeisten dieser Briefe, — Schurius und Witte galten als
elegante Lateiner, — sind ganz harmlosen Inhalts. Eine andere
Briefsammlnng von ihm: A. S. Philireni Epistolarum Centuria L,
cum farragine epistolarum Andreae Alciati aliorumque ad Viglium
Zuichenum, Delphis 1702*, und A. Schurii Anthologia, P. 1. et 2.,
Utrecht 1700* (Briefe und Excerpte aus Kirchenvätern), stehen nicht
im Index.
Ein Enfant terrible der antijansenistisohen Partei war Adrian
van Wijck, geb. zu Eoterdam 1641, wie er selbst hervorhebt im
Jahre der Verdammung des Jansenius, nach Vollendung seiner
Studien 1666 von Neercassel zum Priester geweiht und zum Pfarrer
zu Ketel bei Delft ernannt. Nach Neercassels Tode J.686 wurde er
(von den Jesuiten) Innocenz XL als dessen Nachfolger in Vorschlag
gebracht; er klagt, der spätere Erzbischof Codde habe ihn damals
als Faex missionis, als Zänker, unruhigen Kopf u. s. w. bezeichnet.
— 1689 schrieb er Den catholycken Theologand ofte een theologische
verhandelinghe aengaende de goddelycke gratie volgens de wys op
welcke van dien Stoffe . . . ßot. 1689. Schurius, welcher darin
besonders angegriffen wurde, denuncirte das Buch in Rom (Epist.
2, 182). Auch Arnauld (3, 228) schickte Thesen daraus an du Vau-
cel, — er bezeichnet den Verfasser als Semipelagianer, — und sprach
die Hoffnung aus, die Cabale der Jesuiten werde die Verdammung
des Buches nicht hindern. Es wurde wirklich 1690 von der Inq. verb.,
einige Monate später auch Den toet-steen [Prüfstein] van het boekjen:
Eechtmaetigh onderscheyd . . . Rot. 1690 (über die Distinction ab-
r6g6e, S. 472). 1692 veröffentlichte er Vriendelycken zentbrief aen alle
de soogenaemde Jansenisten, worin auch die Lehren der Thomisten
von der gratuita praedestinatio und gratia per se ef&cax als schreck-
liche Lehren bekämpft werden (Arn. 3, 737). Der Commissarius 8.
Off., Thomas Maria Bosius, und der Qnalificator Phil. a. S. Nicoiao
(Carmeliter) erklärten: das Sendschreiben sei eine offenbare Ueber-
tretung der päpstlichen Deorete, weil darin die Sententia communis
der Väter und Theologie von der gratuita praed. et<;. verketzert
werde; es sei darum und wegen seines verwegenen und injuriöeen
el^.
Adrian van Wijck.
709
Tones geeignet, die Eintracht und den Frieden unter den in ketze*
fischen Gegenden lebenden katholischen Missionaren zu stören, und
es sei als Epistola seditiosa et scandalosa zu verbieten (Serry p. 82).
Die Inq. verbot' dasselbe 1. Juli 1693, gleichzeitig: Den oprechten
Catholyck thoonende [beweisend], dat Godt aen alle menschen, niemant
Qjtgenommen, een genoeghsame genade geeft, om te kunnen saligh
werden, Rot. 1668 (mit dem Zusätze tractans etiam in particulari
de infidelibus paganis et parvulis non baptizatis), und Kort en ge-
troaw verhael van H gene on längs is voorgefallen tusschen den H.
Lambertus van Rhijn, Pastor tot Punachker, en my onderschrieven
Adriaao van Wijck (als Folium bezeichnet). Der Int«rnunoiu8 zu
Brüssel wurde von der Inq. beauftragt, Wijck das Decret mitzu-
theilen und ihn zur Unterwerfung aufzufordern. Wijck aber, —
Atd. 3, 737 sagt, er habe gewusst, dass der Intemuncius und die
Jesuiten für ihn seien, — weigerte sich und veröffentlichte: Adr.
VBD Wijck, saecularis.presbyteri et in Hollandia missionarii, suppli-
eatio ad Emin. et Rev. S. R. £. Cardinales et Inquisitores supremos,
at Don cogatur subscribere judicio Patris Commissarii et alterius
Qualificatoris. Diese Schrift wurde natürlich sofort 19. Mai 1694
verb. und Wijck nochmals zur Unterwerfung aufgefordert. Er ver-
öffentlichte nun Eenvoudigh verhael van 'tgene voorgevallen is wegens
sekcr geschrift : Vriendelycken zentbrief . . ., und anonym : Naeder
dekreet van de Roomse vierschaer [Decretum nuperum tribunalis
Rom.] genaemd Inquisicie by het welke onder anderen verdoemt
's Word het smeekschrift [Bittschrift] van Heer Adriaen van Wijck,
Pa«toor in de Kethel, door den voorz. beer an de Cardinalen van
Rom, dat zijne ses voorige geschriften veroordeelt en verbannen
waeren, beide 1694, verb. 7. Sept. 1695. — Andere Schriften von
ihm sind nicht verboten worden. In der erst in neuester Zeit ver-
öffentlichten Responsio bipartita sagt er: sieben Schriften von ihm
seien in Rom lediglich [!] darum verboten worden, weil er darin ohne
Erlaubniss des h. Stuhles, und zwar in der Volksprache, de auxiliis
gratiae geschrieben; seine Libelli seien aber encomiastico censorum
ordinariorum calculo muniti erschienen; er spricht dann ausführlich
über einzelne angebliche Irrthümer in denselben^).
3. Pierre- Jean-Frangois Persin de Montgaillard , geb. 1633,
»eit 1664 Bischof von St. Pons^), von dem d'Aguesseau 13, 291
1) Responsio bipartita Adriani Wyckii ad ea, quae in recenti Apo-
\og\2L quorundam (e% ist die 1702 erschienene Apologia von Jo. Palaeopi-
itoa, d. i. G. de Witte gemeint) de clero nostro tum de persona illius tum
de doctrina continentur, im Archief voor de gesch. van het AB. Utrecht,
9(1881), 321-308. Vgl. van der Aa s.v. Paquot 8, 644. Bellegarde
p. 200. 231. 250. Eist. Zts. 1875, 259. 262. — De Witte schrieb Duyts
antwoord op sekeren latynsen brief van Adriaan van Wyck, Pastor in Ketel,
1705 (Idee de Witte p. 126), der Dominicaner Norbert d'Elbecque Dis-
sohitio schematis Wyckiani bipartiti de praedestinatione, 1708 (Quetif 2,
788. Serry p. 660. L. de Meyer p. XV. XXVI).
2) Sein Vater war wegen Uebergabe einer Festung im Mailändischen
710 Cas de oonscience von 1702.
sagt, er sei einer der heiligsten Biscböfe der letzten Zeit gewesen
und werde mit Unrecht als Jansenist bezeichnet, wurde in Rom zu-
erst denuncirt wegen einer Instruction contre le schisme des preten-
dus r6formez, dann wegen des 1681 von ihm in seiner Diöcese ein-
geführten Breviers, darauf wegen eines Streites mit den RecoUecten
in seiner DiÖcese. — In einem ausführlichen Briefe, den er an Cle-
mens XL richtete, als durch ein Decret der Inquisition vom 27. Apr.
1701 8 Schriften von ihm verboten worden (ü. N. 1705, 96), sagt
er, Innocenz XI. habe seine Gegner mit den beiden ersten Denun-
ciationen abgewiesen. Der Instruction war zum Vorwurf gemacht
worden, dass er, um die Protestanten zu gewinnen, einige Unter-
scheidungslehren abgeschwächt und u. a. das Lesen von französischen
Bibelübersetzungen für erlaubt erklärt habe. Der Bischof versichert,
Card. Grrimaldi und mehrere französische Bischöfe hätten das Buch
gelobt und es habe die Bekehrung mancher Protestanten bewirkt.
Es wurde 1701 nur mit d. c. verboten. — Was das Brevier betrifft,
so war in der Diöcese St. Pons früher das Brevier von Narbonne
(in der Kathedrale das Benedictiner-Brevier) gebraucht, 1657 von
Persins Vorgänger das Römische empfohlen worden. Persin führte
dieses mit einigen Modificationen ein: er fügte eine Anzahl von
Diöcesan-Officien bei und liess eine Anzahl von Römischen weg,
u. a. S. Mariae ad Nives, Nominis Mariae, auch einige Ordensheilige,
Antonius von Padua, Ignatius Loyola, Raimund us Nonnatus, anch
Stigmata S. Francisci. Der Archidiakon F.-G. de Thesan du Puyol
reichte im Namen des Domcapitels und einiger anderen Geistlichen
eine Beschwerde darüber bei Innocenz XL ein. Der Bischof ver-
theidigte sich in einer Schrift Du droit et du pouvoir des ^vlques
de regier les offices divins dans leurs dioc^ses, suivant la tradition
de tous les sifecles depuis J.-Chr. jusqu*^, präsent, 1686, dem ein
Recueil des factums et autres pi^ces qui ont servi k la defense du
calendrier du dioc. de St. Pons beigefügt ist (die drei Factums waren
im Parlament von Toulouse vertheilt worden, bei welchem der Archi-
diakon einen Appel comme d'abus eingelegt hatte). Diese zwei
Schriften, aber auch die Klageschrift von Thesan wurden 1701
sammt dem von dem Bischof eingeführten Proprium Sanctorum und
den Directoria et Calendaria für 1681 verb.^). — Der Streit mit
den RecoUecten begann schon 1671 mit einer Schrift La veritable
dävotion k la Mire de Dieu ^tablie sur les principes du christia-
1640 enthauptet worden. Später wurde sein Andenken retablirt und zum
Tröste der Familie 1664 der zweite Sohn zum Bischof ernannt.
1) Von der Instruction wird in dem Briefe in den ü. N. 1705 aus-
führlich gehandelt, von dem Brevier in einer Schrift ohne Titelblatt 40 S. 4.,
welche den (lateinischen) Texte de la lettre de l'Archidiacre de St. Pons
k Innocent XI. und (französische) Notes de 1' eveque de St. Pons enthalt.
Es ergibt sich daraus, dass der Bischof auch die 2. Nocturn etwas cx-
purgirt, u. a. die Legenden von den Päpsten Marcellinus und Silvester
in ganz ähnlicher Weise geändert hatte, wie neuestens Leo XIII. (A. J.
P. 23, 382. 494). Vgl. (Freschot), L'etat dn siege de Rome 2, 176.
J
Perain de Montgaillard, Bischof von St. Pons.
711
Bume, par le P. Chernbin de S. Maria Rnppe Reoollet. Es scheint
flch anfangs um eine Polemik über Marienverehrnng (S. 240) und
andere doctrinelle Pankte, anch um das Bibellesen gehandelt zn
haben; später, 1694, trat der Streit über die Stellung der Orden
zum Bischof in den Vordergrund, da die Recollecten unter Berufung
aof ihre Exemtion gegen eine bischöfliche Visitation protestirten.
Beide Theile wandten sich an den Papst und der Bischof schickte
leinen Neffen als seinen Vertreter nach Rom. Innocenz XII. beauf-
tragte 1698 einige Theologen mit der Prüfung der Sache ^). Diese
wurde aber bald der Inquisition übergeben und am 27. April 1701
erliess diese ein Beeret, worin 8 Schriften des Bischofs, ausser den
schon erwähnten 4 auf den Streit mit den Mönchen bezügliche, ferner
die Schriften von Thesan und von Rupp6 (mit d. c.) und noch 8
andere verb. wurden, die im Index unter Examen, Lettre (3), Picot,
fieflexions (2), Requete stehen, also zusammen 18 Schriften, zu deren
Lectäre sich wohl jetzt kaum noch jemand versucht fühlen wird.
In dem Decrete werden schliesslich auch noch alle anderen Libelli,
epistolae, folia et alia quaecunque hinc inde edita occasione contro-
versiae inter praedictum Episcopnm et Patres Recollectos verboten,
woraus doch Ben. kein Decretum generale gemacht hat.
Auf den Rath Renaudots wendete sich der Bischof nochmals an
den Papst mit dem schon erwähnten Briefe vom J. 1705. Er erinnert
darin daran, dass ihm Innocenz XII. versprochen, er wolle die Sache
durch eine ausserordentliche Congregation untersuchen lassen und
dann selbst entscheiden, und dass auch Clemens XI. seinem Vertreter
eine Entscheidung des h. Stuhles in Aussicht gestellt habe ; und nun
sei ein Inquisitionsdecret gekommen, welches er nach dem Vorgange
der Sorbonne, der Parlamente und vieler Bischöfe einfach ignoriren
könnte, welches eine Beleidigung des Episkopates sei, da es mit
demselben Stocke den Hirten und die Schafe schlage u. s. w.; der
Papst möge die Sache nochmals untersuchen lassen, das Beeret cas-
siren und selbst entscheiden, damit man ihm nicht höhnend vorhalte,
er hätte voraus wissen können, cunota Romae teuere monachos contra
invisos ibi episcopos, maxime gallicos; arripi occasiones eos in or*
dinem redigendi altosque eorum spiritus frangendi; si quid scrip-
aerint ab italicis moribus nonnihil remotum, a nudius tertius in-
dactis consuetudinibus dissonum, a recentioribus quorundam religio-
aorum opinionibus alienum, id mille quaesitis coloribus, imo nullo
qnaesito colore damnari. Nachdem das S. 701 erwähnte Breve von
1710 erschienen war, schrieb der alte Bischof einen vom 2. März
1711 datirten Brief an den Papst, den er offen dem Vicelegaten von
1) In dem Briefwechsel Bossaets mit seinem Neffen werden die Ver-
handlungen in Rom wiederholt erwähnt; Oeuvres 41, 74. 180. 268. 289.
Im J. 1700 schreibt Bossaet (38, 103) an den Bischof de la Broue von
Mirepoix, der den Streit mit den Recollecten beizulegen versucht hatte
(40, 262. 392): der Bischof von St. Pens werde der Kirche einen grossen
Dienst leisten, wenn es ihm gelinge, de rendre Rome traitable bezüglich
der Bibelübersetzungen und des Bibellesens. *
712 Die Utrechter Kirche.
Avignon zusandte und den dieser an den Cardinal-Staatesecretär
Paolucci schickte. Er sagt darin: der Papst sei über sein Mande-
ment nicht gut unterrichtet; er möge dasselbe prüfen lassen, dann
werde er wohl die Censur zurücknehmen (Corr. de F6n. 3, 401).
Vierzehn Tage vor seinem Tode (13. März 1713) soll er nochmals
an Clemens XI. geschrieben und sich unterworfen haben.
68. Die Utrechter Kirche«
Der Gegensatz zwischen den zwei Richtungen, die man
kurz als die Jansenistische und die jesuitische bezeichnen kann,
bestand auch in Holland. Hier kam aber noch, wie auch anderswo,
der Gegensatz zwischen Weltgeistlichen und Ordensgeistlichen
hinzu und ausserdem, wie in England, der Streit über die Frage,
ob die Katholiken in protestantischen Ländern Bischöfen oder
apostolischen Viearen zu unterstellen seien. Diese Frage ge-
staltete sich in Holland anders als in England: während hier
thatsächlich Jahrhunderte lang apostolische Vica.re fungirten
und von einem grossen Theile der Katholiken die Errichtung
von Bisthtimem nur angestrebt wurde, war in Holland die Hie-
rarchie nicht ganz zerstört worden. Es blieben Capitel bestehen,
welche Erzbischöfe von Utrecht wählten, die zugleich als Ober-
hirten der Katholiken in den fünf, seit der Reformation nicht
mehr besetzten SufTraganbisthümern fungirten. Von der einen
Seite wurde nun behauptet, jene Erzbischöfe seien wirkliche
Ordinarien, wenn sie auch nicht den Titel Erzbischöfe von
Utrecht flihrten, sondern nach einem Erzbisthum oder Bisthnm
in- partibus benannt würden, auf der andern, Holland sei seit
der Reformation ein blosses Missionsland und der Erzbischof
ein blosser apostolischer Vicar. — Diese Gegensätze führten
zu einem förmlichen Bruche, als Clemens XI. im J. 1702 den
Erzbischof Peter Codde absetzte und Theodor de Cock zum
apostolischen Vicar ernannte und, da diesem von der Regierung
der Aufenthalt in Holland nicht gestattet wurde, dem Nuncins
in Köln die Leitung der holländischen Mission übertrug. Die
Capitel protestirten gegen diese Massregel und wählten von 1724
an in ununterbrochener Reihenfolge Erzbischöfe von Utrecht,
welche von 1742 be'4W. 1758 an auch die Bisthümer Haarlem
H. Fr. van HeuMen. 718
indDeventer wieder besetzten. Der Bruch wurde noch dadurch
vergr^ssert, dass die Capitel von Utrecht und Haarlem und die
ihnen anhangenden Geistlichen nicht nur bezüglich der erwähnten
päpsdichen Massregel, sondern auch bezüglich der Bulle Uni-
genitos an ein allgemeines Goncil appellirten^).
Im J. 1707 wurde durch ein Breve Clemens' XL 31 auf
die Codde'sche Angelegenheit bezügliche Schriften verboten,
später noch eine grosse Zahl von Schriften zu Gunsten der
ütrechter Kirche. Von dem gelehrtesten Berather derselben,
dem berühmten Löwener Juristen Z. B. van Espen, wurde 1704
sein Hauptwerk, Jus ecclesiasticuni, 1734 sämmtliche Werke ver-
boten.
1. Im J. 1682 wurde Hugo Franz van HeusBen von den Ca-
piteb Ton Utrecht und Haarlem zum Coadjutor des Bischofs Neer-
easgel gewählt. In Born stiesB die Bestätigung auf Schwierigkeiten,
da zuerst seine 1677 in Löwen vertheidigten Thesen, dann seine
16S1 zu Löwen gedruckte holländische Schrift über den Ablass
denimcirt wurde. Card. Azzolini und Schelstrate vertheidigten diese
Schrift. Während der Verhandlungen starb Neercassel 6. Juni 1686,
und 18. Juli wurde Heussen zu seinem Nachfolger gewählt. Inno-
ceiiz XI. wollte ihn bestätigen; aber der Augustiner van Heck u. a.
denuDcirten nochmals die Schrift über den Ablass der Inquisition
(Arn. 2, 763), und durch ein Decret von Fer. V. 15. Mai 1687
vurde (G. Ziegler De episcopis und) Libellus flandrico idiomate
impressus Lovanii 1682, cujus titulns latine sonat: Tractatus de
indulgentia et jubileo. au ct. Vgo Francisco van Heussen ohne weitere
Motivirung verb.^) und darauf die Bestätigung verweigert. — Im
Index steht die Schrift ohne Heussens Namen als Brevis Tractatus
interrogationibus et responsionibus digestns in usum fidelinm, qui
indulgentias et jubilaeum cum fructu lucrari meditantur, Lov. 1681.
1) G. Dapac de Bellegarde (f 1789), Bist, abregee de l'egl. metro-
politaine d'Utrecht, 3. Ed., ütr. 1852, p. 196. 500. (Freschot), L'etat pres
iS. 139), 3, 21. (J. G. Herbst), Die kath. Kirche zu Utrecht, Tüb. Q.-S.
iP26. Nippold, Die altkath. Kirche des Erzbisthums Utrecht, 1872. Wenzel-
burger, Erzbischof Codde von Utrecht, Hiat. Zts. 1876, 241. Rheinischer
Merkur 1872, 5. Vgl., ut audiatur et altera pars, Fleur. 67, 1. Til. Wilh.
Bickhusios, Acta Z. B. van Espen, P. Quesnelli et Chr. Erkelii circa mis-
sionem Bollandicam 1701—31. Ed. nova, Mechl. 1827 (1787 auch italienisch
gedruckt; G. eccl 3, 42).
2) Das Decret steht auf der letzten Seite der Constit Was Belle-
gsrde p. 198 gegen dasselbe vorbringt, reducirt sich darauf, dass Fehler
darin vorkommen, wie sie sich in vielen Decreten finden: ungenaue Wieder-
gabe des Titel», Ugo statt Hugone und 1682 statt 1681. Wenn Beileg.
sagt, der Papst habe das Decret reformiren lassen, so bezieht sich das
nur auf einen von den Schnitzern gesäuberten neuen Druck.
714 Die Utrecbter Kirche.
Ben. hat belgice beigefügt, was ganz in der Ordnung ist, da die 1690
erschienene und dem Card. Gasanate gewidmete lateinische Bearbei- .
tung nicht yerb. ist. Arn. 3, 227 berichtet 1689: Heussen habe
von dem Internuncius die Mittheilung erhalten, er dürfe eine latei*
nische üebersetzung mit ganz kleinen Aenderungen drucken lasseD,
aber nichts davon sagen, dass die Propaganda dieses erlaubt habe.
Nachdem Heussens Bestätigung verweigert worden, schlugen
die Capitel drei andere Geistliche vor, von denen der Oratorianer
Peter Codde, Pfarrer und Canonicus zu Utrecht, 20. Sept. 1688 er-
nannt wurde. £r erhielt den Titel Erzbischof von Sebaste i. p.
Vor seiner Consecration forderte der Nuncius Davia zu Brüssel von
ihm die Unterzeichnung des Formulars Alexanders YII., bestand
aber nicht darauf, als Codde erklärte, er müsse sich darüber erst
mit seinen Freunden besprechen. 1697 veröffentlichte der Jesuit
Louis Doucin ein unter Mitwirkung von Wyck u. a. verfasates
Memorial abrege, extrait d^m autre plus ample, touchant Petat et
le progres du Jansenisme en Hollande, s. 1. (bald darauf auch la-
teinisch, erst 1705 holländisch; Hist. Zts. 1875, 268; ein Auszug
daraus A. J. P. 6, 1755). G. de Witte schrieb dagegen unter dem
Namen Yincentius Palaeophilus eine Refutatio prodroma, 1698,
36 S. 4., und gegen eine Replik Doucins Gratia triumphans de no-
vis liberi arbitrii decomptoribus, inflatoribus, deceptoribus, ac prae-
sertim schbillatore Notarum brevium in Kefutationem prodromam
Brevis memorialis de statu et progressu Jansenismi in HoUandia,
per Vinc. Palaeophilum, Delphis 1699, 82 S. 4. (Diese zweite
Schrift, nicht auch die erste, wurde 1707 von der Inq. verb., s. u.).
— Codde schickte im Jan. 1698 Doucins Memorial nach Rom; im
Juli schrieb er darüber an den Papst und einige Cardinäle, erhielt
aber keine Antwort. £r schickte auch eine Widerlegung nach Rom,
welche sein Procurator in der päpstlichen Druckerei drucken liess
und den Cardinälen überreichte.
In einer Sitzung der mit den holländischen Angelegenheiten
beauftragten Cardinäle unter dem Vorsitze Albani's, der im folgen-
den Jahre Clemens XI. wurde, wurde 25. Sept. 1699 beschlossen,
Codde abzusetzen und Theodor de Cock zum Provicar zu ernennen,
diesen Beschluss aber vorerst nicht zu veröffentlichen und Codde
einzuladen, zum Jubiläum im J. 1700 nach Rom zu kommen. £r
kam dort 11. Dec. an, als eben Clemens XI. Papst geworden war.
Drei Cardinäle, Marescotti, Tanara und Ferrari, wurden mit der
Untersuchung der gegen ihn gerichteten Anklagen beauftragt und
ihnen Fabroni als Secretär beigegeben. Er überreichte schon 3. März
1701 den Status missionis in Foederato Belgio, worin er n. a. be-
streitet: ecclesiam Batavam concidisse ad vilitatem pnrae missionis,
dann zu seiner persönlichen Yertheidigung 2. Juni 1701 Declaratio
Archiepiscopi Sebasteni, Apostolici in HoUandiae missione Vicarii,
super pluribus, quae tum ad ipsum, tum ad illam pertinent, inter-
rogationibus, und 15. Oct. Responsiones ... ad scriptum yaria ac-
cusationum capita continens jussu Eminentissimornm ei traditum.
Die beiden letzteren Schriften wurden in der Druckerei der aposto-
j
P. Godde. 716
fisehen Kammer (als Mannscript) gedruckt. In einer Gongregation
Yon 10 Cardinälen, die mit der Prüfung beauftragt, wurde (Inqui-
lition?), Bpracben sich 18. Dec. 1701 fünf, darunter Norie und
d^tr^es, für, fünf gegen Codde aus. Durch ein Breve vom 18. Mai
1703 wurde aber Peter de Cock, da Codde suspendirt sei, zum Pro-
ricar ernannt (er wurde von den Capiteln und den Ständen nicht
inerkannt, von diesen 8. Aug. 1703 verbannt und lebte dann einige
Zeit in Emmerich, darauf in Rom). Godde wurde noch 11 Monate
ia Rom zurückgehalten, — es scheint, dass man ihn bis zu seinem
Tode dort zurückhalten wollte, — und kehrte erst 1703 in Folge
einer Aufforderung der Stände nach Holland zurück. In einem
Breve an die holländischen Katholiken vom 7. April 1708 (Rosko-
rany 3, 2) erklärte Clemens XI., er habe aus gerechten und ge-
vichtigen Gründen den Erzbischof von Sebaste von dem Amte eines
apostolischen Yicars suspendirt und einstweilen einen Provicar er-
nannt, und forderte sie auf, sich von den wenigen ecclesiae et rei-
pablicae tnrbatores nicht irreleiten zu lassen, die sich als Vertreter
euer exactior disciplina et rigidior theologia gerirten und Schmäh-
Hbelle gegen den h. Stuhl verbreiteten.
Am 7. Mai 1704 publicirte die Inquisition ein von Per. V.
3. April datirtes Beeret (L. de Meyer 2, 723), worin die beiden
Yertheidignngsschriften Codde's auf Grund der Gutachten mehrerer
Theologen und der Vota der Gardinäle verdammt wurden, weil sie
Lehren und Behau]^ungen enthielten, die mindestens verdächtig,
lingulär und den kirchlichen Constitutionen zuwiderlaufend seien
nud wodurch die Gläubigen in schon verdammte Irrthümer geführt
nnd mit verkehrten Meinungen angesteckt werden könnten. (Sie
stehen seit Ben. unter Coddaeus.) Codde selbst, wird beigefügt,
sei, da er nach einer langen und sorgfältigen Untersuchung der
ganzen Sache bezüglich dessen, worüber er denuncirt worden, den
apostolischen Stuhl nicht zufrieden gestellt, von der Leitung der
holländischen Miesion, von der er früher suspendirt worden, gänz-
lich entfernt und ein anderer apostolischer Vicar zu ernennen, wo*
rSber in der Congregation der Propaganda zu verhandeln sei. Codde
hatte mittlerweile in einem Hirtenbriefe vom 19. März 1704 über
das Verfahren gegen ihn berichtet und erklärt, er werde sein Amt
fortfuhren: Epistola ad cath. incolas foederati Belgii de suo ad Ur-
bem itinere ac de muneris sui administrandi interdictione. Unter
dem 20. Aug. veröffentlichte er eine Epistola secunda etc. In dem-
telben Jahre erschien auch D^fensio P. Coddaei Archiep. Seb. adv.
decretum Inquisitionis Romae emanatum Fer. V. 3. Apr. 1704.
Diese wurde 23. Juli von der Inq. verb. — Ende 1706 veröffent-
liehte Godde eine Declaratio apologetica P. Coddaei Archiep. Seb.
sinceris solidisque documentis firm ata, quam circa praecipua causae
niae capita evulgandam duxit, die 1707 auch französisch erschien
(213 S. 12. Belieg. p. 501). Darauf zog er sich zurück.
In einem Breve vom 4. Oct. 1707 (Bull. cont. 2, 60) erklärte
Clemens XI.: er habe von den zahlreichen Schriften, welche zur
Vertheidigung des 3. Apr. 1704 abgesetzen Codde und seiner gleich-
716 Die Utrechter Kirche.
zeitig yerdammten Schriftstücke in lateinischer, französischer and
belgischer Sprache erschienen und welche geeignet seien, die Zwi*
stigkeiien unter den holländischen Katholiken zu fordern und den
Samen falscher Lehre zum Schaden des orthodoxen Glaubens ans-
zustreuen, vorläufig einige durch die Inquisition prüfen lassen. Auf
Grund ihres Gutachtens und auch motu proprio verdamme er diese
als viel Falsches, Verleumderisches, für den apost. Stuhl und seine
Diener Beleidigendes . . . und zum offenen Schisma Führendes ent-
haltend, desgleichen alle Werke, Bücher, Briefe und anderen Schriften,
in welchen jenes Decret angegriffen werde, in welcher Sprache sie
auch herausgegeben seien oder herausgegeben werden würden. —
Die 31 in diesem Breve verdammten Schriften sind folgende: die
zwei Hirtenbriefe und die Declaratio (im Index steht Denunciatio)
von Codde und ein 1704 veranstalteter Abdruck der bereits 1704
verdammten beiden Schriftstücke: Declaratio et responsiones, cum
in Urbe esset, Em. DD. Cardinalibus tradita et jam orbi pandita
Christiane, — zwei Schriften über das Breve vom 7. Apr. 1703:
Notae breves in epist. ad catholicos Hollandiae, quae sub nomine
Pontificis Clementis XI. circumfertur, per jurisconsultum Batavum,
und Vreedzamige waarschouwing over zekere brief de naem
voerende van Clemens XI., — Litterae ad Archiep. Sebastennm
nomine S. Congr. de Propaganda fide 25. Aug. 1703, ut fertur,
scriptae, notis vero brevibus illustratae per Janum Parrhasium,
Amst. 1704, — drei Schriften über das Inquisitionsdecret vom
3. Apr. 1704: Notae in decretum, quod Inquisitionis nomine cir-
cumfertur contra Archiep. Seb., per Janum Parrhasium; Zedelyke
overweginge van het dekreet der Roomische Inquisitie des jaers
1704, 3. April, tegens de verklaringe en verantwoordinge de Aartsb.
van Sebasten, Roterdam 1704, seit Ben. unter Timotheus van Vrede;
Avis sinc^res aux catholiques des provinces-unies sur le dtoret de
rinq. de Eome oontre T Archiv, de Seb., avec plusieurs pi^es qoi
ont rapport k son affaire, 1704, 340 S. 12., von Quesnel; — zwei
Schriften des Phil, et Med. Dr. Henr. Spoor: Responsio ad episto-
lam sibi scriptam a D. Internuncio Bruxellensi, datirt Utrecht im
Mai 1703, lateinisch und holländisch gedruckt; Klagende Merkuor
opgedragen van de Heer Franc. Fairlemont TheoL Dr., Utr. 1703;
— Lettre d'un homme de qualit^, pour servir de reponse ä une
autre k lui address6e par Mgr. Tlnternonce apostolique avec la
bulle . . datee k Rome le 7. d'Avril 1703; — zwei pseudonyme
Schriften von de Witte (S. 705): Apologia pro clero ecclesiae Batavomm
romano-catholicae, seu rationes ob quas clerus censuit in locam
Rev. Archiep. Seb. non esse illico recipiendum D. Theodorum Cok-
kium, per Jo. Palaeopistum , Delft 1702, 79 S. 4.; Imago pon-
tificiae dignitatis penicillo sacrarum scripturarum et traditionis nati-
vae delineata, ubi, quid Rom. Pontifici competat vel non competat,
coUectis ex ecclesiastica suppellectili documentis Inculente ac com-
pendio demonstratur, auct. Desiderio Palaeophilo, Constanüae
1704, 70 S. 4.; — mehrere andere Schriften gegen Cook: Colly-
rium Theodore de Cook dono missum per M. M. A. P. C. cordis
Streitschriften. 717
tmicitia, 1704; Adeodatas presbyter compTesbyteris de clero per
Foederatvin Belginin D. Theod. Cokkinm nt proyicäritim non recipien-
tibns S. P., Dclft 1703; Diotrephes, sive spiritas et opera Theod.
Cockii accarate descripta et jnstifioando clero enm in vicariam apost.
lon recipienti in Incem data ab Eur^enio Clario Theologo, Lngd.
1704 (an dieser Schrift hat de Witte mitgearbeitet); — mehrere
7ertheidigaiigen Codde's: Evenredige samenspraek op het ver-
vjzen van onsen Baligmaker Jesue Christan en op de zaek van den
Arsehb. van Sebasten; Xenicnm chronographienm, sive selecta in-
oocentiae per invidiam calnmniamqne oppressae exempla, 111. ac Rev.
D. Petro Coddaeo, Archiep. Seb., pro strena oblata cordis et animi
nnceritate, 1705; Disquisitio theologica de potestate ac jnrisdic-
tione, qnibns in Foederati Belgii provinciis etiamnnm frnitar Ar*
diiep. Seh., ablato licet vicariatn apostolico, nnnqnam antehac ty*
pia edita; Lamenta et qnerelae sponsae Sebastenae per demen-
tem XI. vidnatae ad enndem pro sponsa sna; — eine Vertheidigang
des Rechtes der ütreehter Kirche, noch als Erzbisthtim, nicht als
lissioDskirche angesehen zn werden: Assertio juris ecclesiae me-
tropoHtanae ültrajectinae romano-cath. adv. qnosdam, qni eam ad
instar ecclesiamm per infidelium persecntiones destractamm jure
pristiiio penitns excidisse existimant, per J. G. E[rkel], J. U. Lic,
ejusdem eccl. canonicum, Delft 1703: — zwei Denkschriften flir
iu Recht des Haarlemer Capitels: Motivnm juris pro capitulo cathe-
drali Harlemensi, und Refntatio responsi ad libellum cui titnlus :
Motivam . . . sive elncidatio ulterior jurium ejusdem capituli, beide
Haarlem 1703, im Breve als anonyme Schriften, seit Ben. unter
dem Namen des Decans des Capitels, Martin de Swaen, der die
beiden Schriften veröffentlichte; verfasst sind sie von van Espen
(abgedr. Opera 5, 343); — Cato üticensis redivivns ad amplissi-
mos archidioeceseos Ultraject. et dioec. Harlem. capitulares viros.
Pro arifi et focis; — Cleri catholici per Foederatum Belgium et
Arehiepiscopi Beb. religio vindicata contra libellum memorialem de
etata et progressu Jansenismi in HoUandia (von Doucin); Jo. Clerici
m S. Augustinum censura [S. 685] refellitur; scripta varia ad
rem pertinentia ad calcem appendnntur. Anth. Christiano Philire no
Presbytero, S. Th. Prof., ütr. 1703, 8., von Quesnel; — Refle-
xions suceinctes sur la lettre d'nn catholique romain a un de ses
«nis d'Italie tonchant V^t präsent des catholiques rom. en Hol-
lande, 7. Nov. 1704; — endlich einige Schriften gegen die Je-
suiten: Lettre de M. N. a un seigneur d'Angleterre sur la de-
mande, e*il est hon d^employer les Peres J^suites dans une mission,
qu'on a trouv^ k propos de donner derechef au public en taut qu^elle
foumit de la Inmiere dans l'affaire de M. de Sebaste, 1686, 3 Fevr.,
▼on Gerberon; Gisberti Amstelii expostulatie altera adv. Lojoli-
tas, foedos societatis Jesu desertores, Col. 1704 (von der Expostu-
iatio prima adv. eos, qui dicunt se de consortio Jesu esse et non
sunt, et sunt synagoga satanae, wurde erst die Ed. 2. von der Inq.
26. October 1707 verb.); Jesuitarum aliorumque Rom. Curiae
adnlantium de Summi Pontificis authoritate commenta regnis regi-
718 Die Üireohter Eirohe.
bnsqae infesta ac specialiter Bupremis praepotentibusqne Foederati
Belgii Ordinibus pericnlosa, fideliter proposita per JnrlBConBaltam
Bataynm, ecclesiae et patriae amantem, Amst. 1704, von Erkel. —
Die Inq. verbot dann noch 17. Juli 1709: Responsum juris . . .
D. Wemberi Tbummermutb JCti ßermani . . quo . . . evincitar,
rescripta pontificia . . . jute non snbeistere • • . , 1708. Eine unter
dem Titel Causa Coddaeana 1705 erscbienene Sammlung der baupt-
säcblicbsten Actenstüoke (Belieg. p. 500) steht nicht im Index ^).
Im J. 1709 wurde eine Protestation gegen den Nuncins Bussi
in Köln veröfPentlicbt, dem der Papst die holländischen EathoUken
unterstellt hatte: Cleri Bomano-catholici praecipuarum in Hollandia
australi civitatum protestatio adv. editores et divulgatores quarundam
epistolarum, quae sub nomine 111. ac Rev. D. J. B. Bassii . . .
sparguntur, 23 S. 4. Dann erschien: Protest van de Rooms-catho-
lyke Clergie . . . tegen het vuyl en ondeugend boek, bedriegelyk
genaemd Troost-Schrift voor de Rooms-Catholyken . . . [von De-
sirant] door J. C. van Erkel . ., Delft 1710. Erkel, Canonicus
in Utrecht, wurde darauf von dem Nuncius nach Köln citirt, um
sich wegen dieser Schrift zu verantworten ; er protestirte gegen die
Citation und wurde 16. Jan. 1711 excommunicirt (Vie de v. Espen
p. 142) und die zweite Schrift 15. Apr. 1711 von der Inq. yerb.
Der Protest selbst, zwei weitere umfangreichere Yertbeidigungen
desselben, eine Schrift über seine Excommunication, die Defensio
Archiepiscopi Sebasteni und andere Schriften von Erkel, t 1734
(Beileg. p. 500), stehen nicht im Index.
Am 18. Dec. 1710 starb der Erzbischof Codde, nachdem er
kurz zuvor das Ansinnen des Auditors des Nuncius Bussi, A. Borgia,
sich zu unterwerfen, abgelehnt hatte. Durch zwei Decrete der Inq. vom
30. Dec. 1710 und 14, Jan. 1711 (Bull. cont. 2, 410) wurde er als no-
torisch ungehorsam und widersetzlich gegen die apostolischen Constitu-
tionen und Decrete der Fürbitte der Gläubigen und des kirchlichen Be-
gräbnisses unwürdig erklärt und der Nuncius beauftragt, dieses den
holländischen Katholiken bekannt zu machen, tam ad damnandam
defuncti memoriam quam ad aliorum refractoriorum exemplum et
admonitionem. Zwei hierauf bezügliche Schriften wurden 1712
von der Inq. verb. : Justification de la memoire de M. P. Codde,
Archev. de Seb., Yicaire apost. dans les Provinces unies, contre un
d^cret de Tlnq. du 14. Janv. 1711, en deux parties, 17 11^ von
Petitpied; Defensio piae memoriae 111. ac Rev. D. Petri Goddaei
. ... ad clarissimum Dominum, 1711, — in demselben Jahre eine
ausführliche und scharfe Kritik des Breves vom 4. Oct. 1707 von
Quesnel: Divers abus et nullitis du d^cret de Rome du 4. Oct.
1707 au sujet des affaires de TEgl. oath. des Provinces unies, 1708,
234 S. 12.
1) üeber manche der im Iudex stehenden Schriften hat mir auch
der beste Kenner der auf die ütrechter Kirche bezüglichen Literatur,
Präsident Carl Garsten zu Amersfort (f 1884) keine nähere Auskunft geben
können.
J. C. van Erkel n. a. Utrechter Synode. 719
In dem folgenden Decenniam wurden yerb. : Batavia sacra
dre res gestae apostolicomm viromm, qni fidem Bataviae primi
iDtttlerant . . . studio T. S. F. H. L. H. S. T. L. P. U. T., Brüssel
1714, Fol., verb. von der Inq. 1722, von van Heussen (Clement
2, 491), — Storia e sentimento delV abate Tosini sopra il Gian-
senismo nelle presenti circostanze, Concordia 1717, 3 voL 12., erst
1728 verb. Tosini, Prof. in Bologna, hatte den spätem Cardinal
Passionei zu dem Utrechter Congress begleitet and bei dieser Ge-
legenheit mit Vertretern der Kirche von Utrecht verhandelt; sein
fioeh ist Clemens XL gewidmet (Belteg. p. 276. U. N. 1741, 294).
Henssens Bist, episcopatnom Foederati Belgii, 1719, 2 Fol. nnd viele
andere znr Yertheidigung der Utrechter geschriebene Schriften
(Walch, N. ReL-Gesch. G, 95. 165) stehen nicht im Index.
Im J. 1723 wnrde Cornelias Steenoven zam ersten Erzbischof
Ton Utrecht seit der Entstehnng des Schismas gewählt and 1724
roo Dominicas Maria Yarlet, Erzbisohof von Babylon i. p., conse-
mrt Benedict XIII. erklärte in einem Breve vom 21. Febr. 1725
die Wahl für nall and nichtig, die Consecration für darchans an-
erlaabt and verdammlich (execranda). Aehnliche Breven erschienen
fortan fast nach jeder Bischofswohl in der Utrechter Kirche. —
Fon den zahlreichen and zam Theil umfangreichen Schriften, in
denen bei Gelegenheit der ersten Erzbisohofswahl und danach
das Becht der Utreohter Kirche vertheidigt wurde, stehen im In-
dex nur: Acta qaaedam ecclesiae Ultrajectinae exhibita in defen-
sionem juriam Archiepiscopi et capitali ejusdem eccl. adv. scriptum
Ctrdinalis Archiepiscopi Mechliniensis, Haag 1737, verb. 1739 (Bel-
ieg, p. 355. Nippold S. 139); — Instramentnm appellationis
ni. ac Bev. Archiepiscopi Ultrajectensis et Episcopt Harlem. ad
Concilinm generale futurum a duobus brevibus, quae praeferunt
nomen S. D. N. Benedicti XIV., scriptis ad universos catholioos in
Foederato Belgio, s. 1. 1744, verb. durch ein Breve Benedicts XI Y.
vom 26. Juni 1745, in welchem e^ heisst: schon der Titel zeige
swar, dafls diese Schrift der Proscription würdig sei; gleichwohl
werde sie nach Anhörung mehrerer Theologen und vieler Cardinäle
aasdrücklich verdammt als falsche . . . zum Schisma und zur Zer-
störung der kirchlichen Hierarchie verlockende (nicht auch: ketze-
rische) Sätze enthaltend, und bei Strafe der reservirten Excomm. 1. sent.
verb. Zugleich werden bei derselben Strafe alle geschriebenen oder
gedrnckten Schriften verdammt, in welchen dergleichen Irrthümer
irgendwie erneuert oder vertheidigt werden. Auffallender Weise
steht kein Verbot in den Decr. gen.
Im J. 1763 wurde in Utrecht eine Provincialsynode gehalten,
^ne Abschrift der Acten warde nach Rom gesandt mit einem vom
21. Sept 1763 datirten Briefe der Synode an Clemens XIII., worin
sie unter besonderer Hinweisung auf die Decrete über den Primat und
über Hardouin und Berruyer (ausser diesen war auch Phil. Le ClerC|
S. 705, censurirt worden) um Approbation bat. Der Commissar
der Inq., so berichtet Belleg. p. 415, erklärte den Cardinälen, die
Holländer hätten Hecht, und Clemens XIII. äusserte einem Prälaten
^
720 Die ütreehter Kirche.
gegenüber, man müsse die holländische Angelegenheit beizulegen
suchen, da Acten einer Synode angekommen, die sehr gnt seien.
Die Acten wurden 1764 gedruckt: Acta et decreta secundae Synodi
provinciae ültrajectensis . . ., ütr. 1764, 219 S. 4., und vielen
Bischöfen übersandt. Einige französische Bischöfe beantragten ihre
Verdammung. Card. Castelli erklärte sich sehr heftig gegen die-
selben in einem Consistorium am 3. Apr. 1765; Card. Albani, ob-
wohl sonst kein Freund der Utrechter, widersprach ihm. Es wurde
nun eine besondere Congregation von 6 Cardinälen mit der Prüfung
der Acten beauftragt. Sie sprach sich mit vier Stimmen (Rezzo-
nico, Negroni, Fabroni, Castelli) gegen zwei (Albani, Torregiani)
für die Verdammung aus; demgemäss wurde 30. Apr. 1765 eine
Declaratio nullitatis pseudosynodi Ultraj. et condemnatio libri : Acta
etc. publicirt (Bull. cont. 3, 67. Tüb. Q.-S. 1726, 223). Der Papst
bezeichnet darin die drei Bischöfe als perditi homines et pervicaces
iniquitatis filii, welche wiederholt apostolico majoris excommnnica-
tionis mucrone confixi und als schismatici vitandi erklärt seien.
Diese hätten, sagt er weiter, tumentes in peccato suo, die Acten
ihres illegitimus et nefarius conventus nicht nur veröffentlicht,
sondern auch mehreren Bischöfen übersandt. Nach Anhörung einiger
Cardin äle und anderer frommer und gelehrter Männer cassire er die
Acten der Pseudo-Synode, verdamme das Buch Acta et decreta etc.
und verbiete es in jeder Sprache, desgleichen alle anderen geschrie-
benen und gedruckten oder zu druckenden Schriften zur Verthei-
digung dieses verderblichen Schisma^s. Die Utrechter veröflPent-
lichten darauf eine Epistola episcoporum et cleri ecclesiasticae pro-
vinciae Ultraj. ... ad 8. D. N. Clementem P. XIII. . . occaaione
Declarationis . . . , 1767, 46 S. 4. — Die so kräftig verdammten
Acta stehen merkwürdiger Weise, — es wird pure Vergesslichkeit
sein, — in keinem Index, auch nicht ein Buch, welches der Curie
viel unangenehmer sein musste: Recueil de divers temoignages de
plusieurs cardinaux, archevöques, eveques, universites .... juris-
consultes et autres personnes c^l^bres en faveur de la catholicit^ et
de la 16gitimit6 ... de l'egl. cath. des Provinces-Unies contre le
schisme introduit . . . par les manoeuvres des J^suites et de lears
adh^rents, Utr. 1763, 450 S. 4. (Belleg. p. 398). Auch die Histoire
abreg6e von Dupac de Bellegarde ist, obschon dreimal gedruckt,
1765, 1770 und 1852, nie verb. worden. — Nach langer Unter-
brechung verbot die Index-Congr. 1844 quocunque idiomate Instruc-
tion pastorale sur le schisme qui divise les catholiques de Tegl. de
Hollande vom 5. Febr. 1844, von dem 1843 consecrirten und darch
Gregor XVI. excommunicirten Bischof von Haarlem, H. J. van
Buul (Nippold S. 83).
2. In den ersten Streitigkeiten der Utrechter Kirche mit Rom
spielte eine hervorragende Rolle Zeger Bernard van Espen, geb.
1646, seit 1673 Priester, seit 1674 Prof. des Kirchenreohts sa
Löwen. Sein Hauptwerk, eine der bedeutendsten Bearbeitungen des
Eirchenrechts im anticurialistischen Sinne (Schulte S. 706), Jus
ecclesiasticum Universum hodiernae disciplinae, praesertim Belgii,
J
Z. B. van Espen. Fourberie de Louvain. 721
Gallianun et yicinarum proTÜiciaram aocommodatum . . . , Lov.
liOOy wurde 1702 von dem GeneralTicar des Erzbiscliofs Preci-
pJAio, Tan Sneteren, in Rom denuncirt nnd 1704, als der Process
^n Codde, als dessen Rathgeber man v. Espen kannte, im Gange
nr, darch ein besonderes Decret der Inq., aber ohne specielle Mo-
dTirang verb. (Yie p. 22. Snppl. App. p. 31). Die Inq. verbot
ferner noch bei v. Espens Lebzeiten (Fer. IV.) 1707 das Motivom
jniis för van de Nesse (S. 657) nnd 1714 Tractatns de promnlga-
ione legam eccl. ac speciatim bullamm et rescriptoram Cnriae Born.,
ibi et de placito regio, Lov. 1712 (Vie p. 47).
Schon V. Espens erste Schrift, Dissertatio canonioa de pecn-
iaritate in religione et de simonia circa ingressionem religionis,
iOy. 1684, 400 S. 12., — worin er zwei in manchen EJöstem ein-
erissene Missbränche bekämpft, dass den Mönchen der Gennss
bes Privateigenthnms (pecnlinm) gestattet nnd dass von den Ein-
retenden eine Mitgift gefordert wurde, — wurde von den Augusti*
an Desirant und Peter Clenaerts (t 1696) und einigen anderen
[&nchen heftig angegriffen und in fiom denunoirt. Amauld (S|100;
, 645) sagte: es wäre scandalös, wenn die Dissertatio verboten
trde; die Gegenschrift von Desirant werde man jedenfalls nicht
erdanimen; denn er greife zwar Fagnani heftig an und behaupte,
ipstliche Bullen verpflichteten nicht mehr, wenn sie 40 Jahre nicht
iobachtet worden; aber er declamire gegen die Jansenisten und
;ge, der Papst habe Gewalt ad alligandos reges in compedibus
e. Die Dissertatio wurde damals nicht verb., aber 1689 die
liesen, die Clenaerts 1688* hatte vertheidigen und unter dem
ital Synopsis quadripartita etc. drucken lassen und worin v. Espen
gegriffen wurde ^).
Desirant war auch später ein Hauptgegner v. Espens und
leite 1707 eine Haaptrolle bei der sog. Fourberie de Louvain.
' sandte nämlich dem Erzbischof und dem Internuncius eine An-
hl von Schriftstucken, welche, wenn sie echt gewesen wären,
Espen und seine Freunde hätten ruiniren müssen. Das schlimmste
ir ein vom 10. Jan. 1707 datirter, Z. B. Y. E. unterzeichneter
ief an van de Nesse, worin derselbe ersucht wurde, die Freunde
r Unterzeichnung einer beigelegten Erklärung zu veranlassen,
ren Unterzeichner den holländischen Generalstaaten für immer
ihorsam versprechen, geloben, keine Delegaten des h. Stuhles an-
erkennen und kein Decret desselben zu beobachten, immer ihren
auben und die vortrefflichen Sätze des Jansenius zu vertheidigen,
d sich damit einverstanden erklären, als Bürger von Amsterd&m
gezeichnet zu werden, um den Schutz der holländischen Begierang
lieeeen zu können. Der Brief war von der Hand eines jungen Mannes
i. Tourteau geschrieben, welcher eidlich erklärte, van Espen habe
1 desselben dictirt. Ferner wurde ein Liber congregationum pro-
1) Ueber andere Thesen von Clenaerts s. Am. 2, 620. Vgl. Yie de
ESapen p. 8.
fiameli, Indes n, 46
722 Die Utrechter Kirche.
ducirt, ein ProtocoUbnch über Conventikel der Jansenisten, welche
ein Jahr lang unter van fispens Vorsitz gehalten sein sollten, ~
anch darin ist wiederholt von dem Ansohlnss an Holland die Rede,
— und drei Briefe eines Theologie-Studirenden Grasper ans Amster-
dam an zwei dortige Freunde. Diese drei (harmlosen) Briefe waren
echt und von Tourteau auf der Post gestohlen ; alle anderen Schrift-
stücke waren fabricirt. Tourteau gestand dieses 26. März ein und
gab an, Desirant, dessen Amanuensis er war, habe ihn zu der
Fälschung verleitet. Des. leugnete dieses und behauptete, er habe
die ihm von Tourteau vorgelegten Schriftstücke für echt gehalten
und bona fide gehandelt, als er sie heimlich an die Behörden ge-
sandt. Am 18. Mai 1708 föllte der von dem Staatsrath eingesetzte
G-erichtshof das Urtheil: die Fälschungen seien von Henkershand
zu verbrennen, Desirant, als verdächtig, die Sache mit Tourteau
ausgeheckt und denselben zum Stehlen von Briefen verleitet zu
haben, und als überwiesen, authentische Abschriften von den Schrift-
stücken gemacht und diese mala fide den Behörden übersandt zu
haben, abzusetzen und für immer zu verbannen. Nach Beendigung
des Processes wurde die (von van Espen verfasste) Conclasio fina-
lis des Fiscals der Universität, Heinrich Malcorps, veröffentlicht^).
Des. veröffentlichte mehrere Vertbeidigungsschriften, u. a. Apologia
contra impressam conclusionem finalem D. Henr. Malcorps; Goncor-
dantia litterarum Z. B. V. E. Lovanii in Jan. 1707 et litterarum
Henrici Grasper ibidem in seq. Febr. detectarum; De nuUitatibns
aliisque defectibus schedulae, quam D. H. Malcorps cum suis cor-
ruperunt publicisque tjpis donarunt sub nomine sententiae latoe
contra P. Bern. Desirant, 1710, endlich P. Nicolai Tourteau
poenitentia christiana . . . contra Henr. Malcorps tanquam evnlga-
torem famosae conclusionis finalis . . ., CoL 1713*. In dieser
letzten Schrift gibt er einen Auszug aus den drei vorhergehenden
und, — was das Beste ist, das er zu seiner Yertheidigung beibringen
konnte, — eine Erklärung, die Tourteau 17. Oct. 1713 zu Löwen
vor seinem Tode abgegeben: er habe die Schriftstücke fabricirt,
aber nicht auf Anstiften Desirants (es erschien dann freilich eine
Epist. ad JCtum Aquisgranensem de praetensa N. Tourteau revoca-
tione). — Yon diesen Schriften verbot die Inq. 1714 De nullitatibus
etc., gleichzeitig: Justitia et veritas vindicata contra calumnias et
falsitates, quibus scatet Apologia Patris Desirant in iis, quae con-
cemunt quosdam Superiores Carmelitarum Discalc. circa Patres Leo-
poldum et Sylvanum, ejusdem ordinis religiöses, Leodii 1710. In
seltier Apologia hatte Des. auch von diesen beiden gesprochen;
P. Leopold hatte in dem Process eine sehr verdächtige Rolle ge-
spielt (van Espen 5, 526. 578); die Justitia enthält nach Desirants
Yersicherung Invectiven gegen die beiden Patres, um ihr Zeugnias
in dem Process zu verdächtigen.
1) Die Actenstücke bei v. Espen, Opp. 5, 509 vffl. 289. Danach ist
bearbeitet Le P. Desirant ou l'hist. de la Fourberie de Lonvain, 1710, nach
Des. yon Quesnel, nach Vie de v. Espen p. 163 von Petitpied,
J
Z. B. Tan Espen. B. Deeirmnt. 728
Nach seiaer Yerartheiliing begab sich Des. znnächst nacli
Aichen. Joaepb I. ernannte ihn zum kaiserlichen Theologen nnd
stellte ibm Wiedereinsetzung in Aussicht. In einer Bittschrift vom
J. 1717 beantragte er bei Carl YI. Cassimng des ürtheils, Wieder-
aisetenng in sein Amt und Nachzahlung des Gehaltes; das Conseil
de Brabant, dem die Bittschrift zur Begutachtung übersandt wurde,
erklSrte, sie sei remplie d^impostures d'un bout k Tautre (y. Espen
5, 591). Er wurde dann in Rom Professor an der Sapienza, schrieb
noch eise Anzahl Bücher (Hurter 2, 982), u. a. ein Clemens XI.
gewidmetes Consilium pietatis ... ad appellantes, Rom 1720, und
itaxb 1728.
Von 1703 an verfasste van Espen eine Beihe von Outachten
flr die ütrechter (Opp. 5, 345—508. Vie p. 131). Eines derselben,
De numero episcoporum ad yalidam ordinationem episopi requisito
itipoosio epistolaris, 1725, wurde auf Befehl des Grand Conseil de
Malines als injurios gegen das Breve Benedicts XIII. und andere
Deerete des h. Stuhles öffentlich zerrissen. Wegen dieser Schrift
wurden bei dem Staatsrath und bei der Universität und wegen
fleiner Weigerung, das Formular Alexanders VIL und die Bulle
üiügenitns zu unterschreiben, bei dem Erzbischof yon Mecheln Pro-
eesse gegen yan Espen eingeleitet, die ihn 1728 yeranlassten, Lö-
wen zu verlassen. Er starb 2. Oct. 1728, 82 Jahre alt, zu Amers-
£(M)rt^). — Sechs Jahre nach seinem Tode, 1734, verbot die Index-
Congr. eisige längst gedruckte Schriften, Tractatus hist.-canonicus
de censuris eccL, 1709 (Vie p. 42); Diss. de asylo 1721 ; Concordia
immunitatis, 1700 (S. 654.657); femer Tract. de recursu ad prin-
dpem . . . 1725 (Opp. 5» 287. Yie p. 56), necnon opera omnia ejus-
dean yan Espen. Im span. Index stehen nur einige Werke von ihm.
— Die Werke sind trotz des Verbotes öfter, auch zu Neapel, Ve-
Bedig und Köln'), gedruckt (Vie p. 61) und viel benutzt worden,
such in Bom: Benedict XFV. citirt sie oft, und in einem 1780 von
dem Secretär der Propaganda, Mgr. Borgia, verfassten und in deren
Druckerei gedruckten Gutachten wird er fast auf jeder Seite citirt
(Walch, N. Rel.-Gesch. 8, 540). Ferd. Walter nannte in der 1. Auf-
lage seines Eirchenrechts 1822 das Jus eccl. „ganz ausgezeichnet"
und erklärte noch 1839 (Höninghaus, Eirchenzeitung 1839, 716):
„dass unter den von mir über das Eirohen- und Eirohenstaatsrecht
aufgestellten Grundsätzen auch nicht ein einziger ist, den ich nicht
1) Vie p. 153. 166. Mera. bist, sar Paffaire de la B. Unigenitas 2,
462. Die Actenstücke der Processe, Causa Espeniana, Opp. 5, 60iB.
2) Ich citire nach der Ausgabe Col. 1777. — 1768 erschien zu Brüssel
oad Paris ein starker Folioband: Supplementum ad varias oolleotiones
operum dar. viri Z. B. van Espen. Er enthält ausser Schriften und Briefen
Ton V. £. und der Causa Espeniana ^828 S.) mit besonderer Paginirang
eine Appendix I. und II. (44 S.) und Yie de M. van Espen . . . par M***
Liceneie ^ Droits, Louvain 1767 (218 S.; von Dupac de Bellegarde).
I^asselbe enthält der als Supplementum bezeichnete 5. Band der Ausgabe
der Opera, Col. 1777; nur sind hier die Appendices weggelassen und
ist die Biographie ins Lateinische übersetzt.
724 Die Balle ünigenitus.
dnrch sind der anerkanntesten Autoritäten der französischen und
deutschen Schule, eines Bossuet, Thomassin, de Marca, van Espen,
Zallwein, Sauter ... zu rechtfertigen im Stande wäre."
Yen van Espens Freund und CoUegen Armand Bauwens (1674
— 1724), der 1722 mit ihm ein Gutachten für die ütreohter unter-
zeichnete (Opp. 5, 407; er war Hontheims Lehrer), steht im Index
nur Dissertatio de concordia sacerdotii et imperii, hahita Lovanii
1723*, rerh. 1725, ein Heft von 24 S. 4.
69. Die Bulle Unigenitas.
Quesnels Anmerkungen zum Neuen Testament, deren erster
Theil zuerst 1671 erschienen war, wurden 1708 durch ein Breve
Clemens' XI. verboten. Auf den Wunsch Ludwigs XIV. ver-
öffentlichte dann der Papst die Bulle Unigenitus vom 8. Sept.
1713, wodurch nicht nur das Verbot des Buches bestätigt, son-
dern 101 Sätze aus demselben verdammt wurden, darunter viele,
die jedenfalls an sich unverfänglich, zum Theil unbestreitbar
richtig sind, ohne dass irgendwie in der Bulle angedeutet wurdCi
in welchem Sinne dieselben als falsch anzusehen seien. Die
Bulle wurde von dem Pariser Parlament und der Sorbonne mit
Stimmenmehrheit angenommen und von den meisten französischen
Bischöfen publicirt, von einigen aber, namentlich dem Card, de
Noailles, Erzbischof von Paris, mit Mandements, die im J. 1714
als für den apostolischen Stuhl beleidigend und zum SchisDia
führend von der Inquisition verdammt wurden. Nai^h dem Tode
Ludwigs XIV. (1. Sept. 1715) sprachen sich sofort die Pariser
und andere theologische Facultäten offen gegen die Bulle aus
und mehr als 80 Bischöfe erklärten, sie hätten die Bulle nur
unter Beifügung von Erläuterungen angenommen, und baten den
Kegenten» er möge eine Interpretation durch den Papst erwirken.
Im J. 1717 appellirten zunächst vier Bischöfe feierlich an ein
allgemeines Goncil, und ihnen schlössen sich mehrere andere
Bischöfe, auch Card. Noailles, viele Geistliche und Laien an.
Sie wurden Appellanten genannt, ihre Gegner Acceptanten oder
Constitutionnaires. Die Frage, ob die 101 Sätze irrig seien oder
nicht, trat mehr und mehr gegenüber der andern Frage in den
Hintergrund, ob eine dogmatische Bulle als eine endgültige Eni-
Die Bulle ünigenitns. 725
seheidang von Glaabensiragen, also als unfehlbar anzusehen sei.
Darum wurde der Gegensatz nicht gemildert, sondern verschärft
durch eine zweite Bulle vom J. 1718, in welcher Clemens XI.
zwar der Behauptung entgegen trat, dass durch die erste Bulle
Sitze verdammt würden, die bisher unbehindert vorgetragen
worden, aber zugleich jede Erklärung der Bulle fttr unnOthig
erklärte und unbedingten Gehorsam forderte. Im J. 1720 kam
em Ausgleich zu Stande, in Folge dessen manche Appellanten
Are Appellation zurücknahmen, während andere dieselbe wieder-
holten (Reappellanten).
Den Nachfolger Clemens' XI., Innocenz XIII. (1721—24)
baten sieben französische Bischöfe, die Bulle zu cassiren und
ein allgemeines Concil zu berufen. Ihr Schreiben wurde von
der Inquisition verdammt. Benedict XIII. (1724—30) erklärte 1724
in einer Bulle, die Lehren des h. Augustinus und des h. Thomas
wfirden durch die Bulle Unigenitus nicht berührt; er war persön-
lich auch zu weiteren entgegenkommenden Erklärungen geneigt ;
aber in den Acten des 1725 zu Bom gehaltenen Provincial-
eoDcils wird die Bulle als Regula fidei bezeichnet, und 1727 be-
stätigte er das Provincialconcil von Embrun, welches einen der
standhaftesten Appellanten, den Bischof Soanen vonS^nez suspen-
dirt hatte. Ausser diesem verharrten nur wenige französische
Bischöfe in offener Opposition gegen die Bulle; die meisten
onterwarfen sich, 1730 auch die Sorbonne. In den nächsten
Jahren trat in Frankreich die durch die angeblich auf die Für-
sprache des Diakons Fran^ois Paris und anderer Appellanten
gewirkten Wunder hervorgerufene Bewegung in den Vorder-
grund. — Unter Clemens XII. (1730—40) erschien eine be-
merkenswerthe, von dem Dominicaner H. Serry anonym unter
dem Titel Theologia snpplex veröffentlichte Kritik des Inhalts
der Bolle, bezw. der Verdammung vieler der 101 Sätze, die eine
ganz orthodoxe Deutung znliessen. Sie wurde ebensowohl
verboten wie sein etwas früheres Buch über die päpstliche Un-
fehlbarkeit.
Vom Jahre 1731 an nahm das Pariser Parlament eine gegen
die cnrialistischen Bischöfe feindselige Haltung ein, namentlich
mit Bücksicht auf ihre Anordnung, den Appellanten die Sacra-
mente und die kirchliche Beerdigung zu verweigern. Diese An-
726 Die Bulle ünigenittiB.
gelegenheit wurde, da ancb die Bischöfe Aber die Frage, wie
weit diese Verweigerung auszudehnen sei, nicht einig waren,
nach Rom gebracht, und Benedict XIV. erklärte in einem Breve
vom 16. Oct. 1756: nur notorischen Gegnern der Bulle seien
die Sacramente zu verweigern, eine Entscheidung, welche nament-
lich darum bei den heftigeren Gegnern der Appellanten Miss&Uen
erregte, weil der Papst die Bulle nicht als irreformabele Definition
der Kirche, sondern nur als eine Bulle bezeichnete, der man
Gehorsam schulde.
Im Index stehen ttber 100 Schriften, welche mit der Bulle
Unigenitus zusammenhangen, darunter 22 amtliche Actenstücke
von französischen Bischöfen, von denen einige durch Breven,
die meisten von der Inquisition verboten wurden, — drei von
dem Cardinal de Noailles wurden von Benedict XIV. aus dem
Index entfernt, — und vier ArrSts des Pariser Parlaments« Von
den Bischöfen Golbert von Montpellier und Gaylns von Anxerre
wurden sämmtliche Schriften verboten. Diese 100 Schriften
sind nur ein kleiner Theil der betreffenden Literatur^); aber
am 17, Febr. 1717 verbot die Inquisition überhaupt alle Schriften
in denen die Bulle in hinterlistiger Weise umgangen oder in
verwegener Weise angegriffen werde. Dieses allgemeine Ver-
bot nahm Benedict XIV. in die Decreta generalia 11, 6 auf und
fligte bei: alle Vertheidigungen des Buches von Quesnel; alle
Appellationen von der Bulle an ein allgemeines Coneil; Urtheile
von Theologen oder theologischen Facultäten oder Akademieen,
Berathungen, Gonsultationen, Acten und Decrete von solchen,
irgendwelcher anderen Personen Mandata, Ordinationes, Arresta,
Epistolae, auch Interpretationen und Declarationen und alle
Schriften, in welchen unter dem Verwände der Erläuterung oder
irgendwelchem andern Verwände irgend etwas gesagt wird, wo-
durch die Geltung, Autorität und Verbindlichkeit der Bulle be-
einträchtigt oder bestritten wird.
1) F. Rocqnain, L'esprit revolutionnaire avant la revoluiion 1716
— 1789, Paris 1878, p. 485 führt eine Aeusserung von Grimm ans dem
J. 1786 an: wenn man die Schriften über die Etat« genöranx sammele,
werde man bald mehr über die Constitution de la monarchie sahlen, als
es über die Constitntion Unigenitus gebe; car, sor oette grande et belle
question, il n'y en a, dit-on, gadre au del& de dix mille.
Qnesnel's Noaveaa Testament. Probleme eoclesiastiqae. 727
In dem spanischen Index von 1747 ist die Balle Unigenitns
abgedrackt und werden von Qaesnel sämmtliche Werke verboten;
dagegen stehen viele in Born verbotene Schriften nicht im
spanischen Index, dafür aber einige, die im Komischen Index
fehlen.
1. Ton Qaesnels Werk erschien znerst Abregt de la morale
de l'evangile on pensees chrit. sur le texte des 4 ^v. pour en
Rsdre la lectnre et la miditation plus facile k ceux qni commenoent
a sy appliqner, Par. 1671, 12., von dem Bischof Yialart von ChA-
lona approbirt, dann ein nener Abdruck und zwei Bändchen über die
anderen neutestamentl. Bücher, Par. 1679, von 4 Dootoren appro-
birt. £iDe 2. erweiterte Auflage erschien 1687, eine 3. 1693, 4
rol. 8., unter dem Titel: Le Nouveau Testament en frangois, avec
leg r^flexions morales sur chaque verset. Es mag hier gleich he-
nerkt werden, dasn schon die 1. Ausgabe mehrere, die von 1687
53 der später verdammten Sätze enthielt^).
Louis-Antoine de Noailles, geb. 1651, seit 1680 Bischof von
Mlons-sur-Mame, empfahl das Werk (die Ausgabe von 1693) in
dnem Hirtenbriefe vom 23. Juni 1695. Er wurde in demselben
fahre Erzbischof von Paris und als solcher censurirte er dieExpo-
itioD von M. Barcos (S. 479) in einer Pastoral-Instruction vom 20.
ijLg, 1696, die von Abb^ Boileau redigirt, deren dogmatischer Theil
her von Bossnet verfasst war'). Darauf erschien 1698 zu Brüssel
^roblime ecclisiastique propose k M. Tabbi Boileau de Tarchö-
lohe de Paris: k qui Ton doit croire de M. L.-A. de Noailles,
Iveque de Chälons en 1695, ou de M. L.-A. de Noailles, Archiv,
e Paris en 1696, worin auf den Widerspruch zwischen der Em-
1) Tabaraud, Suppl. aax biet. deBossuet et de Fenelon p. 481.
2) Sie steht in seinen Oeuvres 7, 669. Er schickte Exemplare der
rdonnanoe vraiment admirable für die Cardinäle Noris and Casanate an
inen Neffen nach Bom. Er bemerkt dabei: Noailles sei von gewisser Seite
klrilngt worden, das Buch von Barcos zu verdammen ; er habe es gethan,
MT „das schönste Zengniss für die Gnade und die Autorität desh. Au-
istinns beigefügt.** Der Nuncins war von der Ordonnanz nicht sehr er-
rat und meinte, dogmatische Explicationen st&nden nnr dem Papste zu.
och Card. Noris war nicht ganz einverstanden und man erzählte sich in
Dm, der Papst lasse die Ordonnanz heimlich prüfen; Bossnet hoffte aber
1 Mai 1697, er werde sie durch ein Breve betätigen (Bossuet 40, 221.
K). 286. 248. 818). -- S.-Beuve safft 6, 162, die Publication der Expo-
ion sei in zu grossem Vertrauen auf die Protection des neuen Erzbischofs
«chehen, und charaktcrisirt 6, 287 die Pastoral-Instruction so: Elle frap-
Ai le livre tout en etablissant une doctrine Augustini enne trös-analogue:
»er die Exposition schrieben J. Louail und Mademoiselle de Joncoux die
ist. abr§gee du Jansönisme et remarques sur Pordonnance de M. lArchev.
Paris du 20. Aoüt 1696, Col. 1696.
n
728 Die Bulle ünigenitns.
pfehlnng des Buches von Quesnel und der Verdammung des Bucbes
von Barcos, die doch beide dieselbe Lehre vortrügen, hingewiesen
wurde. Das Schriftchen wurde 10. Jan. 1699 in Paris von Henkers-
hand verbrannt (Bossuet 42, 239) und von der Inq. 2. Juni 1700
verb. Wer es verfasst hat ist nicht ausgemacht: die Jesuiten
schrieben es einem Jansenisten (speciellYiaixnes) zu, die Jansenisten
einem Jesuiten (speciell Daniel, der es eidlich desavouirte, und
Doucin); wahrscheinlich ist Doucin der Verfasser (Bäcker 3, 275).
— Bossuet schrieb darauf eine Abhandlung, um zu zeigen ^ dass
zwischen den Ansichten von Barcos und Quesnel ein Unterschied
sei und dass die des letztem passiren könnten. Diese Abhandlung
war nicht zur Veröffentlichung bestimmt; Bossuet gab sie Noailles,
damit seine Theologen Boileau und Beaufort sie zu seiner Verthei-
digung benutzen könnten, und diese veröffentlichten denn auch mit
Benutzung derselben 4 Lettres, Antw. 1700. — 1699 wurde Noailles
um die Approbation einer neuen Ausgabe von Q.^s Buch gebeten;
er Hess dasselbe durch Bossuet und einige Theologen revidiren, und
Bossuet schrieb (mit Benutzung seiner Abhandlung) ein Avertisse-
ment, — eine Art Vertheidigung des Buches und des Erlasses von
1696, — welches vorgedruckt werden sollte (Oeuvres 4, 193). Die
neue Ausgabe erschien aber 1699, angeblich weil Q. sich mit den
Revisoren über die vorzunehmenden Aenderungen nicht einigen
konnte, ohne neue Approbation und ohne dieses Avertissement. Q.
erhielt, wahrscheinlich von Boileau, eine Abschrift desselben (Taba-
raud p. 437. 525) und liess es nach dem Tode Bossuets (1704)
drucken (s. u.).
Ein Doctor der Sorbonne, Frommageau, soll schon 1694 199
Sätze in dem Buche vonQ. als verwerflich bezeichnet haben ^). Das
erste Verbot desselben erliess 1703 der Bischof von Apt. Nach
Q.'s Verurtheilung durch den Erzbischof Precipiano 1704 folgten
mehrere bischöfliche Verbote; erst unter 13. Juli 1708 veröffent-
lichte Clemens XI. ein Breve (Bull. cont. 2,67) folgenden Inhalts:
Das Buch Le Nouveau Testament en fran9ai8 . . . Par. 1699, oder
Abr6g6 de la morale . . . Paris 1698 und 1694 und sonst, sei von
einigen Gardinälen geprüft worden und nach deren Ansicht zu ver-
bieten, weil die darin enthaltene Uebersetzung des N. T. fehlerhaft
(textus damnabiliter vitiatus), der 1668 verdammten Uebersetzung
(von Mons) vielfach gleich, von der Vulgata aber vielfach abwei-
1) A. J. P. 22, 781 wird die vom 24. März 1700 datirte Antwort
des Conseil (welches ?) auf die Frage mitgetheilt, ob man die Ausgabe von
1699 lesen dürfe. Sie wird verneint, weil das Buch die Jansenistisohe
Ketzerei erneuere, wie in der Ordonnanz von Noailles erklärt werde; es
ständen zwar in der Ausgabe Approbationen von 2 Bischöfen und 4I)o&-
toren; aber die Approbation des ersten Bischofs sei von 1671, die von
Noailles von 1696 sei erschlichen ; Noailles habe befohlen, aus der Ausgabe
von 1699 die Irrthümer zu beseitigen, aber die damit Beauftragten hätten
das nicht gethan; es seien nur wenige Stellen durch Cartons verbessert
worden.
Breven von 1706 und 1710. 729
sei, die Noten aber nnter dem Scheine der Frömmigkeit auf
ät Untergrabung derselben berechnet seien (babentes qnidem speciem
pietatis, sed ad yirtntem ejus abnegandam subdole deducentes) und
dann Lehren und Sätze vorkämen, welche resp. aufrührerisch, teme-
rir, yerderbUch und nach früher verdammten Irrthümern und der
JanseoistiBchen Ketzerei schmeckend seien. Nach dem Eathe der
Gudinäle und kraft apostolischer Autorität verbiete er das Buch
i!ot«r jedem Titel und in jeder Sprache, . . . verordne, es zu ver-
breenen ; . . die Fublication in Rom solle genügen. — Q. veröffent-
lichte darauf Entretiens sur le decret de Rome contre le N.T. de
Chilons aecompagn6 de r^flexions morales, oü Ton d^couvre le vrai
Doüf de ce decret, on soutient les droits des ^vlques et Ton justifie l'ap-
probation de Mgr. le Card, de Noailles, 1 709. Diese Schrift wurde
lorch ein neues Breve vom 6. Juni 1710 (Bull. 12,486) verb., weil
de Satze enthalte, die resp. ärgernissgebend, in praxi verderblich, für
kn apost. Stuhl injuriös, irrig, schismatisch, der Ketzerei nahe kom-
nend und ketzerisch seien. — 1710 gab Q. — nicht, wie einige
neinten, Noailles^) — Bossuets Avertissement heraus unter dem Titel:
fustification des Riflexions mor. sur le N. T., composie en 1699
»ntre le Probleme . . . par M. Bossnet (nochmals, verbessert, 1711).
Clemens XI. soll sich anfangs selbst an dem Buche von Q.
rbaut haben; jedenfalls haben sich viele Katholiken daran erbaut,
nd dass es kein augenscheinlich gefahrliches Buch war, zeigen die
liatsachen, dass Bossuet es vorbehaltlich einiger Verbesserungen
ir empfehlenswerth hielt^) und dass eine Reihe von Jahren nur
anz vereinzelte Angriffe dagegen erfolgten und diese sich erst
1) Die Bischöfe von Lu^on und La Rochelle schrieben 24. Oct. 171 1
d den Dauphin: Noailles habe die Justification neu drucken lassen, und
'hielten von dem Könige die Erlaubniss, eine Ordonnanz zu veröffent-
ehen pour justifier la memoire de feu M. Bossuet au sujet de TimpHrne
li parait sous son nom (Corr. de Fen. 3, 449. 486. 489; die Ordonnanz
31 Flenr. 68, 324). Auch Daubenton (ib. 8, 491) spricht von dem pre-
ndn auteur des Buches; 4, 257 sagt er: es gebe zwei Ausgaben, eine
it dem Namen des Verfassers und einer Vorrede, worin die Freunde
aesneb die Geschichte der Entstehung der Schrift in ihrer Weise erzähl-
n; diese werde Noailles zugeschrieben (p. 269). — Schriften darüber
irseichnet Eist, des Refl. 1, 87. Vgl. Guettee, Essai bibliogr. sur Pouvr.
i Bossuet intit. Avertissement . . . Par. 1854.
2) Bossuet bezeichnete 24 Stellen, die zu oorrigiren seien; einige
kvozi sind in der Ausgabe von 1699 corrigirt; u. a. ist, was Bossuet als
e wichtigste Aenderung bezeichnet, in dem Satze: la graoe de J. C,
incipe efficace de toute sorte de bien etc. das Wort ef&cace in der Aus-
,be von 1699 und in allen folgenden gestrichen. In der Bulle steht gleich-
>hl unter No. 2 der Satz nach den älteren Ausgaben. Von 11 Stellen,
e ein Gegner Quesnels beanstandet hatte und die alle 11 in der Bulle
ifaen, hatt« Bossuet 10 vertheidigt. Guettee 1. c. p. 18 — 20. — Der
mit J.-Ph. Lallemant, f 1748, gab als Ersatz für Quesnels Werk 1713
25 Reflexions morales avec des notes sur le N. T., 12 vol. 12., heraus,
e Ton Fenelon und anderen Bischöfen approbirt wurden, zu denen er aber
jrtons drucken lassen musste (Corr. de Fen. 4, 181. 191. 224).
780 Die Bnlle ünigenitixs.
mehrten, nachdem Q. dnrch den Process des ErzhiBchofs von Mecheln
eine anrüchige Persönlichkeit geworden war. Schill^) sucht die
späte Yerdammnng des Baches mit der Bemerkung zn erklären, es
sei von den G-elehrten wenig beachtet nnd als ein ascetisches Buch
nicht so strenge benrtheilt worden. Aber andere ascetisehe Bücher
der Jansenisten wurden wohl beachtet und strenge beurtheilt (§ 57),
und hier handelte es sich vollends um ein französisches N. T. —
Faure, Comm. p. 117 gibt an, das Buch sei alsbald bei der Inqui-
sition denuncirt, von dieser aber erklärt worden, den Denuneianten
sei nicht zu glauben und die Denunciation Q. mitzutheilen und er
darüber zu hören; 1702 habe der Erzbischof von Mecheln das Buch
nochmals denuncirt; die Jansenisten hätten aber damals die Domi-
nicaner in ihrem Streite mit den Jesuiten über die chinesischen
G-ebräuche unterstützt; darum hätten die Dominicaner Q. in Sohuta
genommen, und so sei 1704 ein Decret gegen die Jesuiten zu Stande
gekommen, aber erst 1708, 37 Jahre nach seinem ersten Erscheinen,
das Buch von ft. verboten worden. — D'Aguesseau (13,267) be-
richtet: während der Verhandlungen desAbbi dePolignac mit Card.
Fabroni über das Verhalten von Noailles bezüglich der Bulle Vi-
neam habe ein obscurer Mönch das Buch von Q. denuncirt, Polignae
aber von einer Verdammung abgerathen, so lange jene Verhandlungen
nicht beendigt seien. Der obscure Mönch ist ohne Zweifel der Ca-
puciner P. Timothy de la Fläche ^). Dieser selbst berichtet: er habe
schon 1703 mit dem Papste von dem Buche gesprochen und in
dessen Auftrage die schlimmsten Stellen daraus zusammengestellt^
und dieser habe den Assessor S. Off. Casoni beauftragt, dasselbe
prüfen zu lassen. Casoni habe die Sache drei Jahre liegen lassen
und daftir die Angelegenheit der Bulle Vineam zum Verwände ge-
nommen. Erst als er Cardinal geworden, habe sich sein Nachfolger
der Sache angenommen. Da der Papst erklärt habe, man solle nicht
Dominicaner und Jesuiten mit der Prüfung beauftragen, sei das Bnoh
dem französischen Theatiner Dubuc, Professor an der Propaganda,
gegeben worden. Dessen Grutachten habe der Papst zu scharf ge-
funden und die Inquisition andere Examinatoren ernannt. Der Papst
sei durch andere wichtige Angelegenheiten sehr in Anspruch ge-
nommen worden, habe aber das Buch stets im Auge behalten.
2. Die Acceptation des Breves von 1708 wurde wegen der
gewöhnlichen Gründe vom Pariser Parlamente beanstandet und 1711
definitiv abgelehnt.
1) Die Constitution Unigenitus, ihre Veranlassung und ihre Folgen,
1876, 8. 50.
2) MSmoires du P. Timoth^e de la Fläche, Capudn, depois eveqae
de Berite ; contenant plnsieurs aneodotes bist, du Pontificat de Clement XL
et de la fin durdgne de Louis XIV., 8.1. et a. (1774), 327 S. 16., p.21. <-
P. Timotbee hiess in saeculo Jacques Pechard, geb. za La Fläche, seii
1716 Titalarbischof vonBerytus, f 1744. Die unsäglich gescfawätaigen und
selbstgefälligen M^moires hat Abb6 Bertrand de la Tour herausgegeben.
Corr. de Feu. 11, 867. Haureau, Bist. litt, dn Maine 4, 311.
Yerhandlimgen in Rom. 781
Auf Betreiben des P. Le TeUier erliessen die BieehÖfe von La
EocheUe und Ln^on unter dem 5. Jnli 1710 ein gemeinschaftliches
MaBdement gegen das Buch von Q. (Fleur. 66, 223); ein Bnch*
kindler Hess die Ankündigung desselben an dem erzbischöflichen
Falais in Paris anschlagen. Darauf erliess Noailles 28. April 1711
me Ordonnanz gegen die beiden Bischöfe nnd den von 6-ap, der
Omen 4. März 1711 beigetreten war. Der damals allmächtige Le
TeUier (S. 494) bestimmte nun auch andere Bischöfe, sich in Schreiben
u den König gegen Q. auszusprechen. Die Bischöfe von La Ro-
dielle und Ln^on brachten den Streit nach Rom; auch Noailles
vindte sieh an den Papst, obschon er wegen der Denunciation
Sfondrato's und seines Verhaltens bezüglich der Bulle Vineam in
Som übel angeschrieben war. Ludwig XIV. liess, nachdem er 11.
Not. 1711 das Buch von Q. verboten, im Deoember durch seinen
ßesandten, Card, de Tremoille, den Papst bitten, durch eine Bulle
die ge^rlicfasten Sätze von Q. zu verdammen ^), dabei aber, um die
Beception der Bulle in Frankreich zu erleichtem, alle den gallica-
nisehen Grundsätzen widersprechenden Ausdrücke zu vermeiden nnd
den Entwurf vorher der französischen Regierung vorzulegen. Der
Papst wollte anfangs, verdriesslich über das Schicksal der Bulle
Tineam, keine neue Bulle erlassen (P. Timothee p. 96); ging dann
aber darauf ein.
Die Prüfung des Buches wurde in ähnlicher Weise vorgenom-
men wie die des Fenilon'schen. Zunächst wurden 10 Theologen
wÄ der Qnalifieation der aus demselben excerpirten Sätze beauftragt
Sie hielten 17 Sitzungen unter dem Vorsitz der Cardinäle Fabroni
md Ferrari. Dann wurden 23 Sitzungen der 9 Cardinäle und der
Gonsiiltoren der Inquisition unter dem Vorsitze des Papstes gehalten
(Corr. de Fin, 4, 325). Den Consultoren wurden zuerst 30 in dem
Handranent der beiden französischen Bischöfe censurirte Sätze über-
wiesen, dann noch 103 und nochmals 19, zusammen 152 (Tabaraud
p. 459; nach Hist. des B^fl. 1,49 wurden 155 Sätze geprüft; die
54 nicht verdammten sind dort mit den Vota abgedruckt). Q. schrieb
22. Juli nnd 22. Sept. 1712 an den Papst und bat um Mittheilung
der beanstandeten l^tze; er erhielt keine Antwort; den zweiten
Brief gab Card. Ferrari gar nicht ab (Tabaraud p. 458. Fleur. 68,
428). — Die Bulle wurde von dem Card. Fabroni entworfen; Ein-
leitung and Dispositiv wurden dem Card, de Tremoille vorgelegt
imd seinen Monita entsprechend geändert.
1) Rocqnain p. 3 führt aus den Briefen der Herzogin von Orleans
(Elisabeth Charlotte von der Pfalz) aus den letzten Jahren Ludwigs XIV.
die Stelle an : On avait f ait au Roi une teile peur de l'enfer, qu*il oroyait
qne tons cenz qui n'avaient pas ete instruits par les Jesuites, 6taient dam-
nes, et qu'il craignait d'etre damne aussi s'il les frcquentait. Quand on
Tonlait perdre qaelqu'nn, on n'avait qu'ä dire: II est haguenot ou janse-
niste: alors I'affaire dtait falte. Der Marschall d'Harcourt sagte, qn'un
jsDs^niste n'6tait souvent autre chose qu'un horome qu'on voulait perdre
k la cour. D'Aguesseaa 18, 129.
732 Die Bulle Unigenitus.
Am 8. Sept. 1713 unterzeichnete der Papst die mit den Worten
Unigenitns Dei Filius beginnende Bulle. Er sagt darin: er habe
erfahren, dass das 1699 bezw. 1698 und 1694 zu Paris erschienene
Buch, — Q. wird nicht genannt; das Buch steht noch heute im
Index nicht unter seinem Namen, sondern unter Ahrigi und Testa-
ment, — wiewohl es von ihm verdammt worden, und wiewohl es
zwar beim ersten Anblicke die Leser durch den Schein der Fröm-
migkeit verlocke, in Wirklichkeit aber mit katholischen Wahrheiten
die Lügen schlechter Lehren vielfach vermische, von vielen noch
immer als yon jedem Irrthum frei angesehen und verbreitet werde,
auch ins Lateinische übersetzt worden sei ; von vielen für den ortho-
doxen Grlauben Eifernden, namentlich von französischen Bischöfen
sei darüber geklagt worden. Er wolle darum die früher nur im
allgemeinen angedeutete trügerische Lehre des Buches durch mehrere
aus demselben ausgezogene Sätze bestimmter darlegen. Dass dieses
für die katholische Sache von Nutzen und namentlich zur Beseitigung
von Streitigkeiten in Frankreich dienlich und zur Beruhigung der
Gewissen sehr nützlich, ja nothwendig sei, hätten nicht nur franzö-
sische Bischöfe, sondern auch der König Ludwig bezeugt. Es seien
demgemäss viele aus den beiden angeführten Ausgaben des Buches
ausgezogene Sätze französisch und lateinisch zuerst mehreren Theo-
logen zugestellt und von ihnen vor zwei Cardinälen discutirt, dann
in seiner Gregenwart und unter Zuziehung mehrerer anderer C&rdi-
näle wiederholt geprüft worden. Es folgen 101 Sätze, lateinisch
und französisch, mit Angabe der betreffenden Stellen der beiden
Ausgaben am Rande. Diese Sätze werden dann als resp. falsch,
verfänglich, übelklingend, für fromme Ohren verletzend, ärgerniss-
gebend, verderblich, temerär, für die Kirche und ihre Praxis inju-
riös, nicht nur die Kirche, sondern auch die weltlichen Gewalten
schmähend, aufrührerisch, gottlos, blasphemisch, der Ketzerei ver-
dächtig und nach Ketzerei schmeckend, die Ketzer, Ketzereien und
auch das Schisma begünstigend, der Ketzerei nahekommend, wieder-
holt verdammt, endlich auch ketzerisch und verschiedene Ketzereien,
namentlich die Jansenistische offenbar erneuernd verdammt. Durch
die ausdrückliche Verdammung dieser Sätze, heisst es weiter, solle
nicht der sonstige Inhalt des Buches approbirt werden, zumal sich
im Verlaufe der Prüfung noch andere, den verdammten ähnliche
gefunden. Auch der Text des N. T. sei in verdammlicher Weise
corrumpirt u. s. w. (wie in dem Breve von 1708). Das Buch selbst
werde, unter welchem Titel, wo und in welcher Sprache es auch
gedruckt sein oder werden möge, bei Strafe der reservirten Excomm.
1. sent. verboten, desgleichen alle zur Vertheidigung desselben ver-
fassten Schriften.
Die Lobredner der Bulle citiren gewöhnlich eine Stelle aus
einem Briefe des damals in Rom lebenden Jesuiten Daubenton an
Fenelon (Corr. 4,325): „Vielleicht ist niemals ein Buch länger und
vorsichtiger geprüft worden. Man hat bei dieser Prüfung während
einer Zeit von fast drei Jahren die tüchtigsten Theologen in Rom
verwendet, die man von allen berühmten Schulen her genommen:
Die Bulle ümgenitiu. 783
Le Drou ans der Schule der AagustiniaDer, den Magister S. Pal. and
den Secretär der Index-Congregation ans der Schale der Thomisten,
die Patres Palermo nnd Santelia ans der Schnle der Scotisten, P.
Alfaro, den Theologen des Papstes, ans der Schnle der Jesniten,
Jhgr, Tedeschif Bischof von Lipari (s. n.)) einen Benediciiner, ans
der Schnle des h. Anselm, den Missionspriester Castelli und den
Baroabiten Tevoni. . . In den Sitzungen untersuchte man zuerst, oh
der lateinische Satz richtig ans dem Französischen ühersetzt sei,
dann den Satz und die Qualität desselhen. Es ist kein Satz dar-
uter« der nicht dem Papste 3 — 4 Stunden hesondem Studiums ge-
kostet hätte.'' (Im April 1713, 4, 219, schreibt er: „Der Papst hat
mir gezeigt, was er über jeden der bisher geprüften 84 Sätze eigen-
baiidig geschrieben; es würde einen starken Band geben.") Es ist
aber sieht zu übersehen, dass der nämliche Daubenton Ende 1711
0. a. an F^n^lon schrieb: „Ausser dem Card. Fabroni ist niemand
in Rom, der ein selbständiges ürtheil über das Buch yon Q. ab-
geben könnte. . . . Üeber die chinesische Streitfrage ist noch nichts
entschieden; man denkt in fiom jetzt nur an Comacchio . . . Bei
der Inquisition liegen jetzt so viele Sachen vor nnd gibt es so we-
nige Leute, die sich ernstlich damit beschäftigen oder die fähig sind,
sieh damit zu beschäftigen, dass man Jahre lang zu thuen bat, um
die Verdammung eines Baches zu erwirken, wenn es etwas dick
ist Nur Card. Fabroni, der Assessor des h. Officiums und der
P. Bamascenns widmen diesen Geschäften alle ihre Zeit*' (Corr. 3,
447. 478).
Nach der Pnblication der Bulle schreibt Daubenton : man habe
sich mit unendlicher Sorgfalt bemüht, in der Bulle alle Formeln zu
vermeiden, die nur im mindesten dem französischen Klerus oder dem
Parlament anstössig sein könnten; wenn es trotzdem mit dieser
BüUe gehe wie mit der Bulle Yineam, so könne der Papst den Tod
davon haben. „Die ganze Erde hat sich in Bewegung gesetzt, um
Hm von der Pnblication der Bulle abzuhalten; mehrere Cardinäle
baben ihm vorgestellt, er setze sich der Grefahr eines zweiten Af-
front aus; er ist fest geblieben, pour faire plaisir au roi, der die
Baue dringend verlangt hat" (Corr. de F6n. 4, 325. 370). „Nicht
ohne furchtbare Opposition ist die Bulle durchgesetzt worden. Man
hat den Papst so eingeschüchtert, dass ich hundertmal geglaubt habe,
die Sache sei gescheitert" (4, 327). Nach Racine 14, 113 wurde
die Bulle vor der Pnblication ausser Trimoille nur 5 Cardinälen^ vor-
gelegt, Fabroni, Ferrari, Albani, Ottoboni und Tolomei. Der Domi-
nicaner-Cardinal Ferrari hatte alles aufgeboten, den Papst von der
Pnblication der Bulle abzuhalten. Concina hatte in seiner Biogra-
phie des Cardinais, die 1755 in Rom erschien, dieses ausführlich
nachgewiesen, musste aber die Stelle streichen (Sandelli, Vita Con-
cinae p. 203). — P. Timoth^e (p. 173) erzählt: Card. Rohan habe
ihm bemerkt, der Papst hätte besser gethan, sich auf die Verdam-
mung von 15 — 20 der schlechtesten Sätze zu beschränken, die nie-
niand zu vertheidigen wagen würde; er habe geantwortet: er habe
das dem Papste auch gerathen und den Eindruck bekommen, als ob
784 Die Bulle Unigenitus.
das seine Absicht sei; er wisse nicht, warum er seinen Sinn geän-
dert habe, und sei sehr überrascht gewesen, als er gesehen, dass man
so viele Sätze verdammt habe.
Es ist nicht zu viel gesagt, wenn Gieseler (Eirchengesch. 4, 49)
bemerkt, unter den 101 Sätzen seien viele, welehe theils in der h.
Schrift sehr deutlich enthalten, theils wörtlich dem Augustinus und
anderen Kirchenvätern abgeborgt waren, ohne dass die Bulle Erklä-
rungen hinzugefügt hätte, in welchem Sinne dieselben unrichtig und
daher bei Q. zu verdammen seien. Selbst F^n61on, der über die Bulle
sehr entzückt war (Corr. 3, 350), gibt z. B. in seinem ersten Mande-
mmit darüber (Oeuvres 14, 460) von No. 91: „Die Furcht vor einer
ungerechten Ezcommunication darf uns niemals hindern, unsere Pflicht
zu thuen'', folgende Umdentung: „Wenn die Ungerechtigkeit der
Excomm. feststeht und die Pflicht eine wirkliche ist, enthält der
Satz eine Wahrheit, die man nicht bestreiten kann; aber wenn die
Excomm. nur in der Vorstellung des davon Betroffenen ungerecht
und die Pflicht nur eine vermeintliche ist, oder auch, wenn darüber
ein Zweifel besteht, ist der Satz falsch und um so gefährlicher, als
er unter dem Scheine der Wahrheit auftritt^' ^).
Ludwig XI Y. legte die Bulle zunächst im Ootober 1713 den
in Paris anwesenden Bischöfen vor, die sich unter dem Vorsitze von
Koailles versammelten und ihrerseits zunächst die Bulle einer Com-
mission von sechs Bischöfen überwiesen. Diese Commission erstattete
erst vom 15. Jan. 1714 an ihren Bericht, der mit dem Antrage
schloss, die Bulle mit einer erläuternden Instruction pastorale zu
publiciren. Es wurde bei ihren Berathungen bemerkt: wenn nicht
eine solche Erläuterung beigefügt werde, werde jeder die Bulle naoh
seinem Geschmack deuten; man könne sie auch so deuten, dass da-
durch eine ganz andere Art der Frömmigkeit und für die Theologen,
Prediger, Katecheten und Verfasser von Erbauungsbüchem das Er-
lernen einer neuen Sprache nöthig werde ; die Convertiten und auch
die geborenen Katholiken könnten murren über die vage Censnr über
das Lesen der Bibel, die doch in Frankreich in jedermanns Hand
sei; man könnte aus der Bulle folgern, dass jeder ein Recht habe,
von dem Beichtvater sofort die Lossprechung auch von den grössten
Sünden zu verlangen, er möge gut oder schlecht disponirt sein (Corr.
de F^n. 4,418). — Der Antrag der Commission wurde 1. Febr.
1704 von 40 Bischöfen angenommen (Fleur. 68, 586); Card. No-
ailles, — der übrigens in einem Mandement vom 28. Sept. 1713
seine Approbation des Buches zurückgenommen und dasselbe ver-
boten hatte, — und 8 andere Prälaten stimmten nicht zu und erklärten,
sie würden den Papst um Erläuterungen zu der Bulle bitten. Lud-
1) Der Jesuit Yves Andr^, f 1764, sagt in einem Briefe (N. E. 1781,
163): „Ich sehe hier Sätze, die einen schlechten Sinn haben, vermengt mit
Sätzen, die nur handgreifliche Wahrheiten aussprechen, und beide Arten
von Sätzen einander gleich gestellt und in derselben Weise qualificirt und
mit etwa 20 Schimpmorten (injures) bedacht, von denen man uns in
rathen überlässt, welches derselben auf sie passen soU.*^
J
Mandements franzosisoher Bischöfe. 785
ijg XIY. ontenagte dieser Minorität, von der einer bald rar Ma-
joiiUt übertrat, die Absendnng eines gemeinsamen Schreibens an den
Papst (Flenr. 68, 617), verbot Noailles den Hof und verwies die
anderen acht in ihre Diöcesen. Unter dem 14. Febr. erliess er Lettres
patentes für die Publication der Bulle, und das Parlament beschloss
mit Stimmenmehrheit die Einregistrirung derselben. Auch die Sor-
hojme nahm 5. M&rz nach stürmischen Verhandlungen mit Stimmen-
meltrheit die Bulle an. Ueber 100 französische Bischöfe publicirten
liie Bulle; einige andere erliessen Hirtenbriefe, worin sie das Buch
Ton Q. verboten, die Bulle aber nicht erwähnten oder diese mehr
oder weniger umdeuteten. — In Bom war man sehr ungehalten über
die Verzögerung der Annahme der Bulle, über die gallicanischen
Wendungen in dem Berichte der Gommissiony in dem Beschlüsse der
Majorität und in den Lettres patentes und vollends über das Ver-
leiten der Minorität und über die erwähnten Hirtenbriefe (Corr. de
Fes. 4,431. 450). Mit Mühe wurde der Papst bestimmt, ein aner-
kemiendes Breve an die Majorität zu richten. „Die Commission
TOS Cardinälen, schreibt Daubenton (p. 453), welcher der Papst gleich
anfangs die Sache überwiesen hat (Spada, Paolucci, Albani, Ferrari,
Tolomei, Casini, mit Msgr. Alamanni als Secretär), hat sich für ein
anerkennendes Breve ausgesprochen. An diesem ist acht Tage lang
hin und her corrigirt worden. Gott gebe, dass die 41 damit zu-
frieden sind!''
Noch im J. 1714 wurden von der Inquisition, „nachdem über
die Censnren mehrerer speciell beauftragter Theologen und die Vota
der Cardinäle der Inq. dem Papste berichtet worden, auf dessen Be-
fehl'' verdammt: zuerst Lettre pastorale et Mandement de S. £.
Mgr. le Card, de Noailles, Archiv, de Paris, au sujet de la Con-
ttitution de N. S. P. le Pape du 8. de Sept. 1713, Paris 1714, „als
mindestens verfönglioh, ärgemissgebend, temerär, für den apost.
Stahl injuriös und nach dem Schisma riechend und dazu verleitend",
ssd Mandement de Mgr. TArch^v. de Tours [Isorä d*Hervaut], 15.
Feyr. 1714, als „verfänglich, ärgemissgebend, temerär und für den
apost. Stuhl injuriös^' (Hanot, App. p. 10), — dann mit derselben Ein-
leitung die Hirtenbriefe der Bischöfe von Boulogne (Pierre de
Langle), Ch&lons (Gaston J.-B. de Noailles) und Bayonne (A.
Dreuillet), die beiden ersten mit derselbea Motivirung wie der Pa-
riser, der dritte wie der von Tours, — endlich die der Bischöfe von
Hetz (Henri- Charles de Camboust, Duc de Coislin) undMirepoix
f Pierre de la Broue). Diese 7 Mandements wurden dann auch in
Frankreich durch Arrets du Conseil unterdrückt.
£nde 1714 schickte Ludwig XIV. Amelot nach Bom mit dem
Vorschlage, es solle ein französisches Nationalconcil gehalten werden.
Der Papst übertrug dem Card. Fabroni die Verhandlung mit Amelot,
lehnte aber den Vorschlag des Königs anfangs ab. Er schickte dem
König zuerst ein mahnendes Breve für Noailles, dann ein zweites
mit drei Monitorien mit Fristen von je fünf Tagen; dieses Breve
weigerte sich aber der König abzugeben. Später war der Papst
geneigt, nach einem Monitorium an Noailles die Abhaltung eines
786 Die Bulle ünig^nitus.
Nationalconcils zuzulassen nnd Card. Casini als Legaten dahin zn
schicken. Der Tod des Königs 1. Sept. 1715 machte aber den Un-
terhandlungen ein Ende.
3. Der Herzog von Orleans, welcher für den unmfindigen
Ludwig XY. die Regentschaft fährte, nahm anfangs eine andere
Haltung an. Die AssembUe du Clerg^, welche noch bei Lebzeiten
Ludwigs XIV. zusammengetreten war, censurirte im Oct. 1714 zwei
umfangreiche Werke gegen die Bulle (sie stehen im span., aber nicht
im Rom. Index) : Les Hexaples ou les siz colonnes sur la Constitu-
tion ünigenitus, 1714, von Jacques du Fouillou^), und Du t^moignage
de la y^tM dansVfiglise; Dissertation th^ol., oü l'on examine, quel
est ce temoignage tant en g^n^ral qu'en particulier au regard de
la derni^re Constitution, 1714, 333 S. 12., von dem Oratorianer
Vivien de la Borde (auch 1754*, 2 vol. 8). Der Regent verbot
aber den Druck der Censur (Picot 1, 118). — Die Sorbonne sprach
sich 5. Dec. 1715 offen gegen die Bulle aus (ähnlich darauf andere
theologische Facultäten), und mehr als 30 Bischöfe erklärten dem
Regenten, sie hätten dieselbe nur unter Beifügung von Erläuterungen
angenommen, und baten ihn, er möge eine Interpretation durch den
Papst erwirken. Clemens XI. forderte 1716 Noailles und die op-
ponirenden Bischöfe unter Androhung der Absetzung zur Unterwer-
fung auf, wies die Datarie an, für sie nichts zu expediren, verwei-
gerte allen von dem Regenten ernannten Bischöfen die Bestätigung,
falls sie sich nicht zur Pnblication und Durchführung der Bulle
bereit erklärten, und suspendirte durch ein Breve vom 18. Nov.
1716 (Bull. cont. 2, 180) die der Sorbonne von dem h. Stahle er-
theilten Privilegien. Die Breven wurden von dem französischen Hofe
und dem Parlament zurückgewiesen.
Per. IV. 17. Febr. 1717 verdammte die Inq. im Auftrage des
Papstes (das Decret füllt bei Arg. III b 606 vier Foliospalten) 9
Erklärungen von französischen Geistlichen aus dem J. 1716, worin
sie ihre Unterwerfung unter die Bulle zurücknehmen, und verord-
nete, diese Schriften, Briefe und Blätter, die zwar geringen Um-
fangs, aber abundantia malitiae teterrima seien, am 3. März vor
Santa Maria sopra Minerva Öffentlich zu verbrennen (was mit vieler
Feierlichkeit geschah). Zum Schlüsse heisst es : Es sind noch viele
1) Diese erste Ausgabe ist nur ein Band, die zweite, Amst. 1721^
4 Tomes in 7 vol. 4. Ausser Fouillou haben Gabr.-Nic. Nivelle, d'Etemare
u. a. daran gearbeitet. Die 1. Colonne enthält die verdammten Sätze nach
Materien geordnet, die 2. den Text aus Quesnel im Zusammenhang, die
8. Stellen aas der Bibel und Kirchenvätern, die 4. theologische Erörte-
rungen, die 5. Stellen aus Quesnel zur Erläuterung der Sätze, die 6. die
entgegenstehenden Lehren der Jesuiten. Die 4. Colonne (von Etemare)
erschien auch besonders: Remarques en forme de dissertations aar les
propositions condamn^es par la B. Unig., s. 1. 1728, 2 vol. 4., und die
historische Einleitung als Histoire du livre des Reflexions etc., s. u. —
Der Capuciner Paul de Lyon schrieb Antihexaples, dagegen der Mauriner
Fr. Louvart Lettre d'un Theologien contre les Antihexaples.
Appellationen. 787
udere Shnliehe Briefe gedruckt worden ond es werden fortwährend
wJefae iowie andere Schriften gedruckt, in welchen die Bulle sub-
dole eladitur, temerarie carpitur aut etiam abjecto omni pudore con*
temBitor et impugnatur. Es werden also alle in irgend welcher
Sprache gedruekte oder geschriebene, veröffentlichte und zu Ter*
öientliehende derartige Schriften yerdammt. In einem Breye yom
17. Juii (£piBt. sei. p. 2245) theilte Clemens XI. dieses Decret
einer Anzahl von francösischen Bischöfen mit und forderte sie auf,
ik Ver&sser und Verbreiter solcher Schriften und ihre Hauptgönner
iB&tipiiren (inyestigare) und zu bestrafen, zunächst die ihrer Juris-
dietioD unterstehenden zu suspendiren. — Die in dem Decrete na-
neDtlich aufgeführten Schriften, Erklärungen theils yon einzelnen
Sditlichen» theils von mehreren, stehen in den älteren Indices unter
\Mtt zusammen, seit Ben. drei unter Lettre, je eine unter Betrac-
itions, Barbaut, Bellaunay, Bizault, Cambronne und Mouhn.
Man sollte in Rom bald wichtigere Dooumente zu verdammen
gekommen. Zwei Tage nach dem Autodefe vor der Minerva, 5.
im 1717, erschienen die vier Bischöfe Pierre de la Broue von
ßrepoix, Jean Soanen von. S6nez, Charles- Joachim Colbert von
Contpellier und Pierre de Langle von Boulogne in der Sorbonne
od lieesen dort ein vom 1. März datirtes Actenstfick verlesen,
rorin sie formlich an ein allgemeines Concil appellirten. Die Sor-
oooe trat dieser Appellation bei, in der nächsten Zeit auch noch
lebrere Bischöfe, die Ideologischen Facultäten zu Bheims und Nantes,
ie Generaloberen der Mauriner und der Oratorianer, 2 — 8000 Gheist-
ßbe, auch eine Anzahl von Nonnen und Laien ^). — Am 1 6. Febr*
718 verdammte die Inq. die lateinische und französische Ausgabe
sr Appellation der 4 Bischöfe^) und die Appellation des Card. No-
lies, die vom 3. April 1717 datirt ist, im Dec. ohne sein Zuthun
idmckty von ihm selbst aber erst 24. Sept 1718, also nach dem
erböte pnblicirt wurde: Instrumentum appellationis inteijeotae
e 1. Martii 1717 ab 111. et Rev. Episc. Mirapicensi, Senecensi,
ontis-Pessulani et Boloniensi ad futurum Concilium generale a
mstitutione S. D. N. Clementis P. XI. . . . necnon ab omnibus
ie secatis aut seouturis et a gravaminibus occasione ejusdem Constit.
S. D. N. . . . illatis vel inferendis seu adv. dictos Episcopos seu
V. ipeis adhaerentes, subjunctis conclusionibus, quibus dictae appella-
»ni adhaeserunt S. Facultas Theol. Paris. . . die 5., . . . Remensis
1) Die Appellationen sind gesammelt in La Constitution Unigenitus
Sree & l'^glise universelle, ou recueil des actes d'appel . . . Ool. 1757,
?ol., von Gabriel-Nicolas Nivelle, Prieur de St. Q6r^on in der Diöcese
Dtes. i* 1761, der an den Hexaples mitarbeitete und ausserdem eine
Eation de ce qoi a'est passS dans la Facultö de Paris au sujet de la
lle Doig., 7 Yol. 12., und unter dem Titel Le cri de la foi, 1719, S vol. 12.,
e Sammlung von Erklärungen ffegen die Bulle herausgab (N. £. 1761,
Em steht nichts von ihm im Index.
2) Ein Huissier au Chätelet soll ein Exemplar in Rom an der Peters-
die angeheftet haben. F. Rooquain, L'esprit revolationnaire avant la
olntion, 1878, p. 9.
Itoiueb, Index II, 47
^
738 Die Balle ünigemtus.
die 8. et . . . Kaanetensis die 10. ejasdem mensis, — Acte d*appel
interjeti le 1. Mars 1717 par les ävßqnes de Mirepoix — Acte
d^appel de S. E. Mgr. le Card, de Noailles, Arehev. de Paris, da 3.
Avril 1717 au Pape mieax conseillä et an fatar Concile gininl de
la Conetitation. . . . Von beiden Appellationen wird gesagt: sie ent-
hielten falsche, temeräre, ärgemissgebende, für den Papst injnriöse,
irrige nnd sehismatische Sätze; in der ersten hatte die Inquisition
ansserdem aufrührerische nnd ketzerische, in der zweiten der Ketzerei
sich annähernde Sätze gefunden. — Der Regent gebot 5. Oct. 1717
allgenieines Stillschweigen über die kirchliche Streitfrage, und das
Parlament unterdrückte einige Schriften, u. a. die Appellation von
Noailles, aber auch das Decret der Jnq.
„Die Appellationen machten in Rom tiefen Eindruck. . . . Der
Papst änderte sein Verfahren vollständig: statt mit Excommuni-
eationen vorzugehen, schrieb er 25. März 1717 einen eigenhändigen
väterlichen Brief an Noailles". So Schill S. 148. Aber 16. Febr.
1718 wurden, wie gesagt, die Appellationen verdammt und am 8.
Sept. 1718, dem Jahrestage der Publication der Bnlle Unigenitus,
wurde die vom 28. Aug. datirte Bulle Pastoralis officii publicirt, die
Schill S. 167 eine Ehrenrettung der Bulle ünig. nennt. Der Papst
tadelt darin nicht nur die Gregner dieser Bulle, sondern auch die-
jenigen, welche „Erklärungen über die für alle anderen ganz deut-
lichen Dinge verlangen, um die Kirche in nutz- und endlose Fragen
asu verwickeln, und welche durch dieses Verlangen eeigen, dass sie
der Bnlle noch nicht den gebührenden Gehorsam beweisen, da sie
meinen, es würden dnrch dieselbe kath. Dogmen oder die kirchliche
Disciplin verletzt, was dasselbe ist, als wenn man fürchten wollte,
der G-laube des h. Petrus habe abgenommen und die ganze Kirche,
durch das Lehramt der apostolischen Stimme unterrichtet, sei von
dem Wege der Wahrheit und des Heiles abgewichen.'' Es sei nicht
wahr, dass durch die Bulle Sätze nnd Lehren verdammt würden, die
bisher in kath. Schulen ohne Censur vorgetragen worden ; alle hervor-
ragenden Schriftsteller der Kirche hätten es immer für ihre Pflicht
gehalten, von dem apostolischen Stuhle zu lernen, was sie zu
glauben und zu lehren hätten; jene Sätze und Lehren aber, die man
mit den in der Bulle verdammten verwechsele, würden auch jetzt
noch in Rom selbst &ei vorgetragen und seien also keineswegs ver-
dammt^). Schliesslich werden diejenigen, welche der Bulle ünig.
den gebührenden Gehorsam versagen, von der kirchlichen Gemein-
schaft mit dem Papste ausgeschlossen erklärt, bis sie sich bekehren.
— Diese Bulle wurde von dem Pariser Parlamente zurückgewiesen.
Am 19. Dec. 1718 wurde in Rom ein italienisches Ediot der
Inq. (Bull. Gont. 2, 404) angeheftet, worin kraft des h. Gehorsams
und unter Androhung der Ezcomm. 1. sent. jedermann aufgefordert
wurde, binnen 30 Tagen bei dem h. Officium oder dem Ortsbischof
1) Wie Card. Querini, Comm. 2, 1, 144 ersählt, legte der Papst auf
diese Erklärung besonderen Werth.
J
Balle Pftstoralxs officii. Gorp« de dootrine. Aooommodemeiit. 789
aDe diejeDigen anxoseigen, von denen er wisse, dass sie die Sätze
der Bulle IJnig. lebren oder verbreiten, die Urheber oder Vertbei-
di^r derselben loben, vertbeidigen oder begünstigen, die Yerdam-
mimg derselben tadeln oder ebne gebübrenden Respect davon reden,
Bftcber, Briefe n. s. w., gedruckte oder geschriebene, lesen, welche
dinet oder indireet gegen die Balle spreohen oder die verboten sind
oder noch werden verboten werden. Gegen die Delinquenten werde
tteh dem Stile des h. Officinms vorgegangen werden; wer nicht
teascire, könne nnr von der Inq. absol virt werden ; anonyme Briefe
seien nicht genügend und würden von dem h. Off. nicht berücksichtigt.
Die vier Bischöfe, die saerst appellirt hatten, appellirten
im April 1719 anch von der Bulle Pastoralis und von dem Inqui-
ntionsdeerete vom 16. Febr. 1718; der kurzen Appellation wurde
eise ausführliche Denkschrift beigefügt: Memoire, dans lequel on
bit Toir la n^oessite d'un Concile giniral pour remädier aux mauz
le TEglise et ou l'on d^duit les motifs de Tappel inteijet^ au fiiture
Dooeile . . (in den Oeuvres de Colbert 1, 19 — 260). Diese Appel-
atioR und die anderer Bischöfe wurde nicht ausdrücklich verdammt,
mch nicht die Noailles vom 3. Oct 1716, wohl aber eine von ihm
)ei der Veröffentlichung seiner Appellation in Aussicht gestellte und
1719 gedruckte Premi&re instruction pastorale de S. E. Mgr. le Card.
le Koaiiles, Arohiv. de Paris, au clergi seculier et regulier de son
üoeese sur la Const. ünig., und zwar durch ein besonderes Decret
m Fer. V. 3. Aug. 1719 (Bull. cont. 2, 404), als S&tze enthaltend,
ie resp. falsch, . . . für alle katholischen Bischöfe, namentlich die
ranzösischen, und den apost. Stuhl injuriös . . . schismatisch und
etieriseh seien.
4. Im J. 1719 fing der Regent unter dem Einflüsse des be-
Kchtigten Abb6 (seit 1723 Cardinal) Dubois an, seine Politik zu
ödem. Am 5. Juni gebot er wieder für ein Jahr Schweigen,
^n wurde unter dem Einflüsse des Hofes ein Corps de doctrine,
ine Art von Interpretation der Bulle, ausgearbeitet und vor und
ich von den meisten Bischöfen unterschrieben , auch von Noailles
13. März 1720) und einigen anderen Appellanten. Durch eine
Snigliche Declaration vom 4. Aug. 1720 wurde dann verordnet,
iehts gegen die Bulle und das Corps de doctrine zu lehren oder
I veröffentlichen und die Appellation an das Concil als nichtig an-
isehen. Das Parlament nahm diese Declaration widerstrebend an
tocqnain p. 22). Noailles veröffentlichte 18. Nov. 1720 ein Man-
sment, worin er die Bulle mit Erklärungen acceptirte. Auch viele
idere Appellanten nahmen jetzt ihre Appellation zurück. — In
om wux^e dieser Ausgleich nicht gerne gesehen; aber Card. Fa-
"oni drängte vergebens den Papst zu schärferm Vorgehen.
Von den vielen Schriften, die um diese Zeit über das Accom-
ddement erschienen, kamen — erst 1727 — folgende in den In-
IX : Memoire pour nosseigneurs duParlement sur l'enregistrement
! la declaration, qui autorise Taccommodement conclfl entre plu-
»nrs iveques touchant la Constit. ünig. — Pensies d'un ma-
strat sur la declaration qui doit 6tre port^e au Parlement, 1720
740 Die Bulle ünigenituB.
(von Dnguet). — Memoire snr le droit de la Faoult^ de Thiol.
de Paris, d^^tre entendne sur lea d^cisions de dootrine propoaies poor
seryir de loi dans le royaume (von Dacornet), — Eelation de oe
qui B^est pass^ dans rassembl^e de Sorbonne du 4. Juin 1721, —
Lee tr^s-hnmbles remonstrances de la Facult^ de Th4ol. de Paris
an Hoy {Aug. 1721), — Belation de ce qui s'eat passi an Parle-
ment de Ronen an snjet de la d6claration du 4. Aoüt 1720 tonchant
la conoiliation des äv^qnes, — Memoire ponr justifier Tasage des
reqnStes de la part des parties interessees tonohaot renregietrement
des edits et d^clarations dn Eoy^).
Der Ausgleich veranlasste die vier Bischöfe, die zuerst appel-
lirt hatten, im Nov. 1720 ein vom 10. Sept. datirtes Actenstück zu
publiciren, worin sie ihre Appellation wiederholten (Oeuvres de Col-
bert 1, 264). Mehrere Bischöfe und etwa 1500 Welt- und Ordens-
geistliche schlössen sich ihnen an. Es wurden mehrere Listen von
Reappellanten veröffentlicht. Zwei von diesen und einige auf die
I^appellation bezügliche Schriften kamen — gleichfalls 1727 — in
den Index: Liste des chanoines, curez, docteurs et ecclisiastiques
seculiers et reguliers de la ville et du diooise de Paris, qui ont
diclarä qu^ils persistent dans leur appel, — Liste premi^re des
chanoines . . . des diffdrents dioceses de France, qui ont declare
. . . Avertissement sur la diclaration . . . de plnsieurs religienx
BinMictins . . ., — Avertissemens sur les lettres suivantes:
.... Lettre an R. F. D. Thierry de Viaiznes k Toccasion de son
renouvellement d'appel, ^- Lettre d'un th6ologien auz RR. PF.
B^nidictins des congrdgations de St. Maur et de St Yanne pour les
exhorter k continuer de defendre le christianisme renversi par la
Constit Unig. (21. Juli 1721), 14 8.4., — Lettre Ji un magistrat,
o& Ton examine, si ceux qui ont d^clarä qu'ils persistent dans leur
appel, peuvent 8tre accus^s d^imprudence, 1 721, 14 S. 4. — Gleich-
zeitig wurde verb. La tour de Bable, ou la division des iviques
de France qui ont eu part k la Constit. Unig. depuis Ta. 1714, ein
Tableau, worin die französischen Bischöfe je nach ihrer Stellung zu
der Bulle in nicht weniger als 27 Gruppen geordnet waren ^).
5. Clemens XL starb 19. März 1721. Von seinem Nachfolger
Innocenz XIII. (1721 — 24) soll Card, de Gesvres gesagt haben:
Conti n'est pas favorable k la Constitution, mais Innocent XIII. y
est attachi et il est entrainö par la cour de Rome'). An ihn
richteten sieben Bischöfe, — der frühere Bischof von Toumay, die
Bischöfe von Pamiers, Sinez, Montpellier, Boulogne, Auxerre und
Macon; der von Mirepoix und drei andere Appellanten waren ge-
storben, — unter dem 9. Juni 1721 ein Schreiben, worin sie um
die Cassirung der Bulle Unig. und um Berufung eines allgemeinen
Concils bitten. Es wurde im Nov. 1721 lateinisch und französisch
1) Eist, des Refl. II, 444. 457. III, 1, 80. 67.
2) Bist, des R^fl. II, 610. ID, 1, 37. 60. 71.
3) Hist des H6fl. III, 6, 61. S. o. S. 481.
Reappellationen. B. Colbert von Montpellier. 741
gedruckt: Epistola 111. ac Rev. Ecclesiae Principum .... ad S.
D. Innocentinin P. XIII. occagione Constitationis Unig. (90 S. 4.,
abgedr. Oeuvres de Ck>lbert 1, 303, angeblieh you dem Abb6 Boor-
oer Terfiwat), nnd 8. Jan. 1722 yon der Inq. verdammt als viele
for die katb. Bisoböfe, namentlich die französischen, und für Clemens
II., den jetzigen Papst und den apost. Stuhl injuriöse Satze enthal-
teid nnd als im Ganzen schismatisch und voll ketzerischen Geistes.
Ib Breven an den König und den Regenten vom 24. März 1722
(Arg. III b 476) klagte Innocenz XIII. über sohismatisohe Briefe
einiger Bischöfe, ermahnte den König, für die Wahrheit einzutreten,
und erklärte sich auch gegen den Ausgleich, ohne ihn ausdrücklich
n nennen.
Der Staatsrath unterdrückte 19. Apr. 1722 das Schreiben der
7 Bischöfe. Darauf veröffentlichten sie im Juli eine Lettre... au
Roj, au sujet de TarrSt du conseil d'itat contre la lettre des sus-
dits prilats k N. S. P. le Pape Innocent XIII. (abgedr. Colbert
1,355), von^er Inq. verb. 23. Sept. 1723. Gegen eine umfang-
reiche Instruction pastorale des Card, de Bissj, Bischofs von Meaux,
eiiies der eifrigsten Acceptanten ^), veröffentlichten sechs der genann*
ten Bischöfe (der von Tournay betheiligte sich nicht) eine Entgeg*
Diing (288 S. 4., bei Colbert 1, 387), die mit einem kurzen Schreiben
dem Könige übersandt wurde: Lettre . . . au Roy, par laquelle
ih BUpplient Sa Haj. de se faire rendre oompte de leur riponse k
i'Instr. past. de M. le Card, de Bissy, von der Inq. verb. 13. Febr.
1725. — Der Bischof Languet von Soissons (später Erzbischof von
Seos) schrieb eine ganze Reihe von Instructions past, Lettres, Aver-
tissements u. s. w. zu Gunsten der Bulle. In einem Schreiben an
den Bischof vonBoulogne vom J. 1720 griff er die vier ersten Ap*
pellanten an; dagegen erschien Lettre de Mgr. TEv. d'Auxerre
(Charles de Caylus) k TEv. de Soissons k roocasion de ce que ee
pr^Iat dit de lui dans sa premi^re lettre k l'Ev. de Boulogne (vom
Xov. 1721, 88 S. 4.), von der Inq. verb. Fer. IV. 14. Juli 1728
als voll Bohismatischen und haeretischen Geistes (Arg. III b 608).
Andere Streitschriften gegen Languet von den Bischöfen von Au-
xerre und Boulogpne und anderen^) stehen nicht im Index.
Unter den appellirenden Prälaten trat besonders hervor Cbar«
let* Joachim de Colbert de Croissy, geb. 1667, seit 1697 Bischof
Ton Montpellier, f 1738. Als im J. 1722 die Unterzeiohnung des
Fonnulars Alexanders VII. wieder verlangt wurde, ordnete er die*
selbe mit einer Erklärung an, worin unter Bezugnahme auf die Paix
de Clement IX. die Unterscheidung von Droit und Fait aufrecht er-
halten wurde. Diese Erklärung wurde von dem Staatsrathe oassirt.
Dagegen veröffentlichte Colbert Tr^s-humbles remonstrances au Roy
KL sujet de TarrSt du conseil d'6tat de Sa Maj. du 11. Mars 1723
1) Fen^lon sagte 1710 (Corr. l, 872) von ihm: Bissy est un hon
komme, mais une fort mediocre tete. II erneut tont et ne r^sont rien,
oomme le soleil de mars.
2) Eist, des Refl. U, 560. HI, 1, 145. 149; 2, 174. 178 n. s. w.
^
742 Die Bulle Unigenitus.
(yom 2. Mai 1724) und etwas später, 4. Jani 1724 Lettre pa-
storale au snjet des troables excites dans son diocöse et de quel-
ques libelles repandus dans le publie k roccasion de la signature du
formulaire (beide in den Oeuvres 1, 639-— 722). Die Remonstranz
wurde von dem Staatsratb 21. Sept. 1724 unterdrückt, beide Acten-
stücke 13. Febr. 1725 von der Inq. verb., gleichzeitig Lettre de M.
Duguet ä l'Ev. de Montpellier au sujet de ses remonstrances ao
Boy, 25. Juillet 1724, — Duguet schliesst sich darin Golbert offen
an und erklärt, da die anderen Bischöfe schwiegen, so sei er mit
dem £pi8copat solidaire bekleidet (Diot. Jans. 2,481), — alle drei
als temeräre und für den apost. Stuhl injuriöse Sätze enthaltend und
im Ganzen voll schismatischen und ketzerischen Geistes. Schon
1722 wurde verb. Du refus de signer le formulaire, pour servir
de riponse ä un eorit qui a pour titre: Second preservatif.
In dem oben erwähnten Inquisitionsdecrete vom 14. Juli 1723
werden ausser dem Briefe von Caylus noch verdammt: Ordonnance
et instr. past. de Mgr. r£v. et Comte de Bhodez (Bodez, de la
Yove de Tourouvre) pour la condamnation du Trait6 des aetes hu-
maines, dicte au colUge de Bhodez par le P. Cabrespine Jesoite,
1722, und Mandement de Son Altesse Mgr. Fran^ois-Armand de
Lorraine, Ey. de Bayeux, contenant le jugement qu^il a porte aar
differentes propositions qui lui ont ete denonc^es, Par. 1722 (30
S. 4., angeblich von Petitpied verfasst), beide als einige verdäch-
tige, für den apost. Stuhl injuriöse und verdammten Irrthömem
günstige Sätze und Meinungen enthaltend, und mit der Erklärung,
durch ihre Verdammung solle über die darin censurirten Sätze kein
Urtheil abgegeben werden^). Die drei Bischöfe beschwerten sich
1724 in einem gemeinsamen Schreiben an Benedict XIII. über dieses
Decret (N. E. 1735, 119). Aber 13. Febr. 1725 verdammte die
Inq. von dem Bischof Franz von Lothringen von Bayeux nochmals
eine Ordonnance et instr. past., portant condamnation de deux libelles
intitulez, Tun: Instruction en forme de cateohisme au sujet de la
Constit. ünig., Pautre: Instr. th^ol. pour servir de r^ponse ä an
libelle: Entretien familier au sujet de la Constit. Unig., 1724 (Eist,
des Befl. IV, 68), als mehrere für katholische, namentlich franzö-
sische Bischöfe, für Se. Heiligkeit und den apost. Stuhl injuriöse,
schismatisohe und die Ketzerei begünstigende Sätze enthaltend.
Von den Büoherverboten aus der Zeit Innocenz' XIII. smd
noch folgende 1722 von der Inq. erlassene zu erwähnen: Memoire
dans le quel on ezamine, si l'appel interjet6 au future Goncile g6n.
. . . est ligitime et canonique, s. 1. 1717; Nouveau memoire sur
les appels des jugemens eccl., s. 1. 1717; Dinonciation k M. le
Procureur-gin^ral du Parlement de Dijon dW libelle: Lettre de
1) Der Erlass des Bischofs von Rhodez ist durch Sätze aus der Dog-
matik und Moral veranlasst, die Cabrespine vorgetragen und die eine Reihe
von Streitschriften hervorriefen; der des Bischofs von Bayeux ist gegen
den Jesuiten de Genne gerichtet. Bist, des R^fl. III, 3, 53; III, 5, 106.
Fleur. 71, 310.
J
Opposition in den Niederlanden. 748
l'ey^ue de CliälonB ... an snjet de Bon mandement sur le liyre
das Hexaplea (S. 736), s. 1. et a.; ObservationeB in qninqne
epistolsB, qnae circnmfemntnr nomine UniversltatiB SalmanticensiB
. . . 8. L 1716, Bemerkungen zn den Briefen, welche die Univer-
ntät Salamanca veröffentliclite, ale das Gerücht ging, sie habe gegen
die Bulle protestirt (Fleor. 69, 171).
6. Auch in den Niederlanden fand die Bulle Unigenitas unter
den Geistlichen vielfache Opposition. Die Utrechter Kürohe BchlosB
lieh 1719 der Appellation an. Der Nachfolger des Erzbisohofs
Freeipiano von Mecheln, d'Alsaoe de Bossu, und die übrigen belgi-
floben Bischöfe bemühten sich für die Durchführung der Bulle, und
die Löwener üniverBität nahm sie 1715 an. Im J. 1720 ging Ser-
viis Hoffireumont, geb. 1665 zn Yerviers, seit 1705 Pfarrer zu
fince bei Lüttich, mit einer Vollmacht von 75 Geistlichen, worunter
nch Tan Espen, nach Wien, um Carl YI. um Schutz für die
Gegner der Bulle zu bitten. 1723 wurde aber zu ihren Ungunsten
eotschieden, HofPreumont wurde abgesetzt und ging wie van Espen
Bseh Amersfort, f 1737 ^). — Im Index stehen yon belgischen
Sehriften: Memoire sur la publication de la Bulle Unig. dans les
Pajs-Bas, 1714, von der Inq. verb. 12. Sept. 1714; das Sohriftchen
empfiehlt der Begierung, das Placet zu verweigern (Hist. des R6fl.
I, 98); — La faillibiliti des Papes dans les d^cisions dogmati«
qne« demonstr^e par tonte la tradition, d'oü il resulte, qu'on n^est
point Obligo de receyoir aveuglement la Constit. Unig. ni aucune
utre d^cision des Souyerains Pontifes. Aveo des remarques sur
BBe lettre au Pape de M. TArchiv. de Malines et des autres ivi-
Ines du Pays-Bas, 2 vol., s. 1. 1704 und 1720, von der Inq. verb.
^. Juli 1722 (von Hoffreumont verfasst); — Antiquae Faoultatis
Lovaniensis qui adhuc superstites sunt discipuli ad eos, qui
bdie Lovanii sunt, theologos de declaratione S. Fao. Th. Lov. recen-
ioris circa Constit. Unig., 1716, 374 S. 12., erst 1784 verb., von
Dpstraet
In Italien wurde der Bischof von Orvieto 1719 als Gegner
1er Bull. Unig. denuncirt, verhaftet und in die Engelsburg gesetzt.
Sr muBste 27. Juli feierlich abschwören und wurde für Lebenszeit
n ein Eloeter verwiesen (Fleur. 70, 269; um dieselbe Zeit wurden
i Personen wegen Atheismus processirt ; sie schworen ab und wurden
heils zu lebenslänglichem, theils zu jahrelangem GefängnisB ver-
irtheilt; ein Abate Yolpini wurde, es wird nicht angegeben wes-
lalb, zum Tode verurtheilt, aber zu lebenslänglichem Gef&ngnisB
»egnadigt).
7. Auf Innocenz XIII., f 7. März 17S4, folgte der 75jährige
!ard. Orsini als Benedict XIII. (1724 — ^30). Er war Dominicaner
1) V. Espen Opp. 5, 842. Yie de van Espen p. 180. Fleur. 71, 180.
^aquot 8, 288. Mömoires hist. aar l'affaire de la B. Unigenitus dans les
^mys-Bas Aatrichiens, prinoipalement depuis son arrivee en 1718 jusqn'en
780. Bmx. 1755*, 4 vol. 8. (von Dnpac de Bellegarde). Das Buch steht
lebt im Index.
744 Die Bulle Unigenitos.
und Thomist und Dicht abgeneigt» Erklärungen über die Balle Unig.
zu geben, welohe die Unzufriedenen beschwichtigen könnten. Aber
die meisten Cardinal^ und Curialisten waren dagegen, weil sie darin
eine Abschwächung der päpstlichen Autorität erblickten, und die
constitutionellen französischen Bischöfe, weil sie einmal eifrig für
die Bulle Partei ergriffen hatten. Schon 6. Nov. 1724 erlieas er,
da der Dominicaner-General Pipia ihm vorstellte, daas die Bulle
vielfach gegen die Gnadenlehre seines Ordens ausgebeutet werde,
ein Breve (Bull. cont. 2, 478), worin er es als selbstverständlich
bezeichnet, dass die Lehren des h. Augustinus und Thomas von
keinen Censuren der Bulle getroffen würden. In demselben Sinne
sprach er sich später in einer Bulle vom 26. Mai 1727 aus. P. Gra-
veson und andere meinten, wenn der Papst erkläre, die Lehre von
der Gratia per se efficax sei festzuhalten und bei der Verwaltung
der Sacramente habe man sich an die Grundsätze des h. Carl Bor-
romaeuB zu halten, so werde ein grosser Theil der Appellanten die
Bulle annehmen. Auf einer solchen Grundlage wurde denn auch
mit dem Card. Noailles unterhandelt. £s handelte sich bei diesen
Unterhandlungen, so weit sie von den einem Ausgleich günstig
Gesinnten geführt wurden, hauptsächlich darum, ob der Papst zu-
erst Erklärungen geben oder zuerst die Appellation zurückgezogen
werden solle. Die Gegner des Ausgleichs, in Frankreich nament-
lich die Cardinäle Bissy und Rohan, wirkten darauf hin, dasa über-
haupt keine Erklärung gegeben und eine unbedingte Unterwerfung
gefordert werde. — Als Basis der Unterhandlungen dienten 12 Ar-
tikel, die Noailles dem Papste vorlegte als eine kurze Darlegung
dessen, was er und die anderen opponirenden Bischöfe als Lehre
der Kirche über die in der Bulle berührten dogmatischen Punkte
ansähen^). Der Papst persönlich war geneigt, diese Artikel, etwa
in Form eines Breves gutzuheissen. Aber die Cardinäle und Theo-
logen, denen er die Sache vorlegte, erklärten, Noailles müsse ein-
fach die Bulle an- und seine Appellation zurücknehmen. In Frank-
reich wurden die 12 Artikel, als sie 1725 als Explications de K.
S. P. Benoit XIII. envoy6es en France au mois de Mars 1725 sur
la Bulle Unig. gedruckt erschienen, von mehreren Bischöfen offen
bekämpft, von dem Bischof von Montpellier u. a. vertheidigt. Der
Minister Fleury, Bischof von Frijus (später Cardinal) soll sie als
zu Jansenistisoh bezeichnet haben; sie wurden von dem Staatsrath
unterdrückt (Rocquain p. 42). — Einen Druck suchte man auf
Noailles und die anderen opponirenden Bischöfe auch dadurch aus-
zuüben, dass ihren Diöcesen 1726 der Jubiläums- Ablass vorent-
halten wurde.
Anfangs 1727 ging das Gerücht, Noailles werde sich unter-
werfen. 30 Pariser Pfarrer baten ihn in einem (im Febr. gedruckten)
Briefe, st-andhaft zu bleiben; viele andere stimmten ihnen zu. Im
April wurden die Unterhandlungen abgebrochen, und es erschien
1) Eist, des Befl. IV, 841. Fleur. 70, 488. Laemmer, Melet. p. 408.
Yerliandlangen mit Card. Noailles. Romisches Concil von 1725. 745
Btn eine im Auftrage von Noailles verfasste (aber nicht in seinem
Avftnge gedruckte) Relation de ce qai s'est passä, tant ä Rome,
qie de la part de M. le Card, de Noailles, snr l'affaire de la Gon-
ftitation, depnis Texaltation de N. S. P. le Pape Benoit XIII. Sie
mvde 17. Sept. 1727 verb. (sie steht erst seit Ben. im Index) and
im Anftrage des Papstes ein anderer Bericht von dem Assessor
S. Off. (später Card.) Ansidei italienisch nnd französisch veröffent-
Hcbt^). — Während der Unterhandlungen mit Noailles erschien ein
Beeret der Inq. vom 13. Febr. 1725, worin mehrere Actenstücke
TOD französischen Bischöfen yerdammt wurden, 2. Sept. 1727 ein
Deeret der Index-Congr., worin ausser vielen bereits erwähnten
Schriften verb. wurden: Discours de Mr. Joalin Sindio (bei Ben.
richtig Jo Ilain, jetzt Joallain), ein von dem Syndicus der Sor-
boBiie nach dem Tode Clemens* XI. 1721 gehaltener Vortrag (Eist.
des Refl. III, 1, 6), — Maxim es chrätiennes sur le devoir de
psrier en faveur de la virit^, — und Supplement au memoire de
ptrler en faveur de la virite (ein M6m. ou Ton ^tablit le devoir
. . . veriti par rapport k ceux qui ne re^oivent ni la Constit. TJnig.
Di raccommodement^ 48 S. 4., wurde 1721 vom Parlament verb.;
Hist. des Rifl. ri, 555).
8. Das im J. 1725 von Benedict XIII. gehaltene Römische
Provincial-Concil ist für die Geschichte der Bulle Unig. nur inso-
fern von Bedeutung, als in dem gedruckten Texte desselben (Coli.
Lae. 1, 346) den Bischöfen befohlen wird, dafür zu sorgen, dass
diese Bulle, quam nos tanquam fidei reguiam agnoscimus, omnimoda
le debita obedientia et executione observetnr, und behauptet wird,
der Zwischensatz quam . . . agnoscimus sei von dem Secretär des
Concils, Antonio Fini, später Cardinal, nachträglich beigefügt worden').
--Warum das Diario del Concilio Romano oelebrato in S. Griovanni
1) Hist. des R6fl. IV, 82. 175. Nur im span., nicht im Rom. Index
teben: Aneodotes ou memoires secrets sur la Constit. Unig., 1730 — 33,
\ YoL 12., Yon J. Fr. Bourgoin de Villefore nach den ihm von Noailles
;elieferten Materialien verfasst (N.£. 1731, 140. Reuchlin 2, 33); — Journal
[e M. l'abbe d'Orsanne (Generalvioar Noailles', f 1728) contenant Thist.
i les aneodotes de ce qui s'est passe ä Rome et en France dans Fafifaire
ie la Constit. Unig., 2 vol. 4. (6 vol. 12., 2. £d. 1756). — Villefore hat
L a. die Briefe benutzt, die Noailles von dem Lazaristen Philopald de la
bye (1674 — 1762) erhielt, der Generalproourator seiner Congregation in
tom und ein Agent von Noailles war. Er schrieb 1714 gegen die Bulle
lettera d'nn vescovo di Francia al Card. Fabroni, 72 S. 12., wurde 1715
OS Rom ausgewiesen, 1724 aus seiner Congregation ausgeschlossen, von
em Bischof Caylus angestellt und starb als Appellant (Corr. de F6n. 11,
SO).
2) Hist des Refl. IV. 868. Fleur. 72, 8. In den N. E. 1781, 113 ist
ne Erklärung des Card. Marefosohi, in der dieses behauptet wird, abge-
rockt; vgl 1782, 200. Eine ähnliche notarielle Erklärung von Msgr.
ottari vom 2. Jan. 1761 ist abgedruckt im Journal de oorrespondanoes
'» de voyi^es dltalie et d'Espagne pour la paix de l'^glise en 1768, 1768
; 1769. Far M. Clement, alors tösorier de l'egl. d'Auxerre et depuis
reque de Versailles (Paris an X. 1802,* 8 vol. 8.) 1, 276.
746 Die Bulle Unigenitus.
Laterano 1 anno del ginbileo 1725, sotto il pontificato di F. Bene-
detto XIII., Kom (Venedig) 1728, sofort verb. und der Heraus-
geber, Primicerio der Kathedrale za Bologna, mit grossem £clat
von der Inq. verhaftet wurde (N. £. 1728, 182), ist nicht klar.
Erklärlicher ist, dass Jo. Georgii Walchii Commentatio de oon-
cilio Lateranensi a Benedicto XIII. celebrato, Lpz. 1727, 1729
verb. wurde.
Wichtiger ist für uns das vom 16. Aug. bis 26. Sept. 1727
unter dem Vorsitze des Erzbischofs Pierre de Gu6rin de Tencin
gehaltene und von Benedict XIII. durch ein Breve vom 17. Dec.
1727 plenissime bestätigte Provincialconcil von Embrun (Coli. Lae.
1, 635. 727), auf welchem einer der standhaftesten Gregner der
Bulle, der achtzigjährige Jean Soanen, seit 1695 Bischof von
S6nez, suspendirt wurde (er wurde darauf in der Abtei Chaise-Dieu
internirt, wo er erst 25. Dec. 1740 starb).
Im J. 1726 hatte sich das Gerücht verbreitet, er sei gestorben.
Darauf erschien im Jan. 1727 eine vom 28. Aug. 1726 datirte In-
struction past. de M. l*£v. de Senez, dans laquelle k l'ocoasion des
bruits qui se sont repandues de sa mort, il rend son olerge et son
peuple d^positaires de ses derniers sentiments sur les contestations
qui agitent TEglise^). Dieser Hirtenbrief wurde von dem Concil
von Embrun ganz im Stile der Eömischen Inquisision als temerär,
für die Kirche, die Bischöfe und die königliche Autorität injuriös,
schisroatisch, voll des ketzerischen Geistes u. s. w. unter Androhung
der dem Bischof reservirten Excomm. 1. sent. verboten und der Bi-
schof, weil er trotz der canonischen Warnungen ihn nicht habe zu-
rücknehmen wollen, für suspendirt erklärt.
Der Hirtenbrief steht merkwürdiger Weise nicht im Index, —
Testament spirituel en date du 28. Mars 1735, verb. 1742, ist ein
anderes Schriftchen von wenigen Blättern*), — aber ein 30. Oot.
1) Pioot 4, 178 sagt, dieser Hirtenbrief sei von dem Abbö Gadry
(Darcy, f 1766) verfasst, auch die meisten anderen unter Soanens Namen
erschienenen Schriften seien von anderen verfasst, vielleicht alle, sogar
seine Sermons. Dass aber Soanen wenigstens ein guter Prediger war,
bezeuget Bossuet, der im J. 1700 (38, 76) schreibt: Kons avons ici l'eveque
de S6nez qui enchante toute la ville de Toulouse par ses sermons. Rooquain
p. 48 sagt von dem Urtheil des Concils: On frappait un pr^lat univer-
sellement estimö, qui avait preche toute sa vie aveo eclat, se oonduitait
en apotre dans son dioo^se et donnait tout aux pauvres. D n'ötait pas
jusqu' aux noms des juges qui ne deshonorUt oette sentenoe. „Fiöau des
honnetes gens, simoniaque, incestueux, mauvais citoyen, honni et m^prise
partout", ainsi etait qualifie, quelques ann^es aprds, par le marquia d'Ar-
genson, Pabbe de Tencin, archev. d'Embrun (vgl. p. 63. 99). Er wurde
1789 Cardinal, 1740 Erzbisohof von Lyon, f 1768. — Die Hist. de la
condamnation de M. de SSnez par les prdlats assemblös k Embrun, 1728,
164 S. 4., steht nicht im Index. -- Der Plan, gepren den viel streitbarenn
Bischof Golbert- von Montpellier ein Provincialconcil zu Narbonne zu halten,
kam nicht zur Ausführung.
2) La vie et les lettres de M. Jean Soanen . . . (Gol. 1760*, 2 vol.
4.) 1, 176-178.
ConcÜ von Embmn. Die Wunder des Fr. Paris. 747
1727 von 50 Advocaten nnterseiclinetes (von Anbry verfaMtas)
Reehtagataohten, Gonsnltation des avocats du parlement de Paris,
n rojet du jngement rendu a Ambrun contre Viy. de S^nez, wurde
iveh ein Brere vom 9. Juni 1728 (Ball. 13, 346) in jeder Sprache
verboten, als ärgemissgebende, . . . schiBmatische nnd ketzerische
Sitze enthaltend; der Papst klagt zngleich darüber, dass Laien es
wtgpea über kirchliche Urtheile abzusprechen. Die Consultation
wnrde auch von einer Anzahl von Bischöfen censarirt (Diet. Jans.
1, 321).
Koailles und 7 andere Bischöfe übersandten 7. Mai 1728 dem
Parlament eine Proteatation gegen die Einregistrirung der Bestftti-
pDg des Concils und des päpstlichen Breves und richteten an
den König ein in demselben Sinne gehaltenes Schreiben. Noailles
lo; aber seine Unterschrift bald darauf zurück und nahm noch in
demselben Jahre die Bulle an^), erhielt darauf die Jubiläu^sbulle
and Glückwunschschreiben von dem Papst und den Cardinälen. Er
•tarb 1729, 78 Jahre alt. Sein Nachfolger de Yintimille war ein
eifriger Constitutionnaire. Die Begierung setzte 1780 auch die An-
Dshme der Bulle durch die Sorbonne durch (Laemmer, Melet. p. 405),
indem sie 48 Q-egnem derselben das Stimmrecht entzogt), und ver*
pflichtete dann alle Geistlichen zur Annahme (Eocquain p. 52).
Ton den Bischöfen verharrten in offener Opposition ausser Soanen
nur noch Colbert von Montpellier (f 1788), Bossuet von Troyes
(t 1743) und Caylus von Aunerre (f 1754).
9. Im J. 1781 beschäftigte sich die Inquisition zum ersten
Male mit den Berichten über die Wunder, welche auf die Fürsprache
des Diakons Fran^ois Paris, f 1727, und anderer Appellanten ge*
wirkt sein sollten. Zunächst erschien über die Yie de M. Paris
diaere, 1731, 232 S. 12., ein Decret vom 22. Aug. 1731 (N. £.
1731, 179): das Buch sei geringen ümfangs, aber abundantia ma-
Htiae teterrimus, nur geschrieben, um Einfältige von der kath. Re-
ligion und dem Gehorsam gegen den h. Stuhl abwendig zu machen ;
einem Menschen, der gegen diesen rebellisch, ein Schismatiker und
Haeretiker, ein erklärter Gegner der Balle Unig. und der Secte der
Jansenisten hartnäckig zugethan gewesen, würden darin nicht nur
Lobsprüche gespendet, sondern auch falsche Wunder zugeschrieben;
1) Das betreffende Mandement ist vom 11. Oot. 1728 datirt. Naoh
Tie et Lettres de M. Soanen p. 331 hat er noch im Deo. 1728 und Febr.
1729 erklärt, er habe sich nicht unterworfen ; aber Card. Querini, Gomm. 2,
1, 42 theilt einen Brief vom 21. März 1729 mit, worin er sich als unter-
worfener ausspricht. Er scheint bis zu seinem Lebensende geschwankt zu
haben.
2) Die Universität wurde erst 1789 dazu gebracht, ihre Appellation
sorfickzunehmen. 82 Mitglieder protestirten öffentlich, der fast 80jährige
Ch. Rollin nnd 84 andere Professoren wurden abgesetzt. Es wurde damals
ein Avis vertheilt: Yous etes pri^ d'assister au convoi et enterrement de
tres-hante et trös-puissante dame, madame l'Universite de Paris, fille ainee
dn Roi, decMee en son hotel des scienoes le 20. mars 1789. Son corps
Dort aera döpose dans l'eglise des RR. PP. Jesuites, pour y^ttendre la
rgsurrection du hon sens en France. Rooquain p. 96.
748 Die Bulle Unigenitus.
im aasdrücklichen Auftrage des Papstes werde das Bach als falsche
. . . schismatisohe und ketzerische Sätze enthaltend in jeder Sprache
bei Strafe der Excomm. L sent. verb. und verordnet, es am 29.
öffentlich zu verbrennen. — Der firzbischof von Paris verbot ia
einem Mandement vom 30. Jan. 1732 drei verschiedene Vies de
M. Paris, und es erschienen vor und nach 10 Recueils des miracles
op6r6s au tombeau de M. Paris und zahllose andere Schriften über
ihn (Migne 2, 728), die nicht im Index stehen. — Durch ein Breve
vom 3. Oct. 1733 verbot Clemens XII. Bischof Colberts Instmc-
tion past. ... au sujet des miracles que Dien fait en favenr des
appelans de la Bulle Unig. (vom 1. Febr. 1633), als falsche blas*
phemische, irrige und offenbar ketzerische S&tze enthaltend, befahl,
die Exemplare dem Bischof oder Inquisitor, in der Diöceae Mont*
pellier dem Metropoliten oder nächsten Bischof zum Yerbrennen
abzuliefbm, und behielt sich zugleich vor, alle anderen Acten und
Schriften Colberts gegen die Bulle oder andere päpstliche Decrete
zu censuriren. Dieser erliess darauf Lettre past. . . . pour notifier nn
miracle opere dans son dioc^se par l'intercession de M. Paris et les
primunir contre un bref de N. S. P. le Pape en date du 3. Oct
1733^), die dann in einem Breve vom 11. Oct. 1734 (Bull. 15, 4)
verdammt wurde, als resp. falsche, ... die Auctorität des h. Stuhles
und der ganzen Kirche beeinträchtigende ketzerische Sätze enthal-
tend ; zugleich wurden alle ähnlichen von dem Bischof -veröffent-
lichten und zu veröffentlichenden Schriften verb. — In einem Breve
vom 19. Juli 1734 wurde des Bischofs Caylus Mandement. 4 l'oc-
oasion du miracle op6re dans la ville de Seignelay le 6. Janv. 1733
verb.; dagegen blieb die Instruction past. vom 8. Aug. 1735, die
er zur Yertheidigung jenes Mandement gegen das Breve und versohie-
dene Broschüren veröffentlichte (84 S. 4., N.£. 1736, 33), verschont
Femer wurden unter Clemens XII. noch verb.: Traiti sor
les miracles, dans lequel on pronve que le diable n'en saurait £sire
pour confirmer Terreur, par Jacques Seroes, Amst 1729, verb.
1734. — Requeste pr6sent^e au parlement par 23 curis ... de
Paris contre 1 Instruction past. de Mgr. Languet, arohev. de Bens,
au sujet des miracles op^res par Tintercession de M. Paris, verb.
1736 (N. E. 1738, 34); — YiedeM. de la Noe-Menard, pr8tre du
dioc. de Nantes [t 1717], . . avec ThLst. de son culte et les rela-
tions des miracles opereis ä son tombeau, Brux. 1734, 238 S. 12.^
verb. 1736 (N. £. 1734, 225); — La viriti des miracles op^6s k
l'intercession de M. de Paris et autres appelans demontr^ contre
M. TArch^v. de Sens. Tome 1., s. 1. 1737*, 4., 13. Febr. 1739,
von der Inq. in denselben Formeln verb. wie die Yie de M. Paris
im J. 1731 (N. E. 1740, 19), verfasst von dem Parlamentsrathe
Louis Basile Carri de Montgeron, der 29. Juli 1737 dem Könige,
dann auch dem Herzog von Orleans, dem ersten Präsidenten und
dem Generaladvocaten Exemplare überreichte, nachdem die Polizei
1) Beide Schriften und andere ähnliche in Colberts Oeuvres 3, 18.
B. Soanen von S^nes. B. Bossuet von Troyes. 749
bereitB 5000 Exemplare confisoirt hatte, worauf er yerbaftet und
otdi der Citadelle Yon Valence abgeführt wurde, wo er 1754 starb.
DtB Buch enthalt eine Dedication an den König, einen Bericht über
das Wunder der Bekehmng Montgerons selbst und 9 wunderbare Hei-
famgen u. s. w., auch 20 Bilder. Es war zu Utrecht unter der Leitung des
khhi Nie. Le Gros gedruckt. 1741* folgte eine Continnation des demon-
itntioDs de miracles op^r^s etc., die auch über die Convulsionen han-
delt, 1747 ein 8. Band ; beide wurden yon Le Gros und seinen Freunden
niwbiUigt. Es erschien eine ganze Reihe von Schriften über das Buch,
TOB denen nur Critique g6nirale du livre de M. de Montgeron sur
Im miracles de M. Tabbä de Paris, par M. de Yoeux (Pastenr de
regliie frsn^aise k Dublin), Amst. 1740, 1745 verb. wurde. Bene-
dict XIY. sagt von diesem Buche (De beatif. 1. 4, p. 1. c. 7. n. 22):
Toeox zeige in seinen Briefen über das Buch von Montgeron, dass
die betreffenden Wunder entweder erlogen oder keine Wunder,
sondern natürliche Vorgänge seien; aber in der Vorrede und in den
Briefen kämen mehrere ketzerische Dogmen vor^).
unter Benedict XIV. wurden 1742 verb.: Id6e de la yie de
M. Jean Soanen et son testament spirituel, und Relation du mi-
nele arrivi en la personne de Marie Anne PoUet . . . par l'inter-
eession de Jean Soanen de sainte m^oire, ^y. de S^nez, appelant
an futur coneile g^n. de la B. Unig. et de Tinfraction de la Paix
de CUment IX., condamni au conciliabule d^Embrun . . . , 1741
(N. £. 1741, 98. 173), — schon 1741: Tableau historique des
piindpaax traits de la yie du bienh. J. Soanen, ein Heftohen in 12.,
enthaltend 18 Bilder mit IJeberschriften, einem kurzen Gebete und
einem der 101 Sätze aus der Bulle (N. E. 1741, 72); — femer:
OuTrages posthumes de Mgr. TEvdque deBabylone [Varlet, S. 719],
oi il est principalement traits des miracles contre M. PArchev. de
Sens, yerb. 1752; — Defense de l'autorit^ et des d^isions des
meryeilles que Dieu ne cesse point de faire en France depuis un
gTsad nombre d'ann^es, 1. Partie, 1732, yerb. 1754.
An die Conyulsionen und die Controyersen, die darüber unter
den Appellanten entstanden (Figuristes und Antiüguristes, Secouristes
imd Antisecouristes, Discemants und Milangistes ; Picot 2, 99. 115.
137; 4, 304), erinnert im Index nur eine 174ü yerbotene Schrift yon
dem Bischof Soanen: Lettre au sujet d'un ecrit: Vains efforts des
Melangistes (ou Discemants dans Voeuyre des conyulsions pour d^
fendre le systime du m61ange, K E. 1738, 126, nach Picot 4, 304
von J^rdme Besoigne und d'Asfeld).
10. Von dem Bischof Bossuet yon Troyes steht nur ein
nach seinem Tode erschienenes Projet de reponse de Mr. TEy. de
Troyes k Mgr. TArch^y. d*Embmn 1743, 42 S. 4., yerb. 1746, im
Index. Bischof Colbert hatte sich in der oben erwähnten Instruc-
tion Ton 1733 bezüglich des allgemeinen Abfalls yon der Wahrheit
1) Suppl. de Mordry 8. y. Montgeron. Migne 2, 674. U. N. 1734,
«86; 1787, B 201; 1740, B 261.
760 Die Bulle Unigenitos.
auf eine Stelle von Bossnet von Meanx berufen, und darauf der
Erzbischof Tencin ron Embrun in einem Hirtenbriefe von 1733 be*
bauptet, Golbert babe willktirlicb Bossnet seine eigene Ansicht zu-
geschrieben. Der Bischof von Troyes beklagte sieb darüber in
einem Schreiben vom 26. Apr. 1737; Tencin veroffentiicbte eine
Antwort vom 27. Oct. 1737, 40 S. 4., und gegen diese ist jenes
Projet gerichtet (Dict. Jans. 1, 317).
Von Golbert verdammte Clemens XII. durch ein Breve vom
27. Aug. 1731 (Bull. 13, 197) eine nur einige Seiten füllende Or*
donnance au sujet d'une delib^ration de son chapitre (Oeuvres 1,
637 — 639), die veranlasst war durch eine von dem Dompropst be-
rufene Sitzung seines Capitels, in welcher von 24 Domherren 16 er-
schienen und mit 12 gegen 4 Stimmen die Annahme der Bulle Unig.
beschlossen. Am Schlüsse des Breve's sagt der Papst: auch
andere Schriften des Bischofs verdienten verdammt zu werden; er
behalte sich dieses vor und verdamme für jetzt nur jenes Scriptum
als falsch, ... zu Schisma und Ketzerei führend, ja offen schis-
matisch. — Nachdem dann 1783 zwei andere Hirtenbriefe Colberts
verdammt worden (S. 748), verdammte Clemens XII. in einem Breve
vom 23. 1735 einen in den Oeuvres (2, 865) auch nur zwei Seiten
füllenden Erlass vom 23. März 1735 (er wird in dem Breve als
quoddam folium bezeichnet): Mandement portant condamnation d'un
6crit intitul6: Testament de M. Jean Soanan, £v. de S6nez, dress^
k la Chaise Dien par M. Antibule. Das Mandement verdammt die
fragliche Satire auf den Bischof Soanen, weil sie injuriös gegen
Gott und seine Heiligen sei, das Andenken des glorreichen Be-
kenners des Glaubens, des h. Diakonus Paris, besudele, die Wahr-
heit der an seinem Grabe geschehenen Wunder bestreite, der Lehre
des h. Augustinus von der Praedestination, von der Unmöglichkeit
in gewissen Fällen das Gesetz Gottes zu erfüllen, und von der
geringen Zahl derjenigen, die an den Verdiensten des Blutes des
Erlösers Antheil haben, widerspreche und die Leute zur Anerken-
nung der Entscheidungen Roms anleite. Der Papst verdammte seiner-
seits auf Grund einer Prüfung durch einige Cardinäle und Theologen
das Mandement als gottlos, blasphemisch, Spaltungen verursachend
und haeretisch klingende (haereticales) Sätze enthaltend und liess es
vor der Minerva feierlich verbrennen. Darauf richtete Golbert
unter dem 4. Nov. 1735 ein Schreiben an den Papst (sammt dem
Breve in den Oeuvres 2, 866), worin er erklärt: das Mandement
sei gar nicht von ihm; er habe es nochi nicht einmal gesehen; es
sei ihm von einem Böswilligen unterschoben und stamme wohl aus
derselben Werkstätte wie das schlechte Libell, gegen welches es
gerichtet sei. (In einem Privatbriefe 2, 747 sagt er: beide Stücke
seien von Jesuiten und, wie er höre, zu Avignon gedruckt, wo man
den Verfasser kenne; das Breve nennt er hier une b6vue groasi^re).
Er beklagt sich, dass der Papst ad perpetuam rei memoriam eine
so schwere Anklage gegen ihn erhoben, und weist darauf hin, dass
er schon einmal 1724 ein ihm zugeschriebenes lateinisches Mande-
ment öffentlich für unterschoben erklärt habe (Oeuvres 2, 215. 864)
B. Golbert Ton Montpellier. 751
nd dam man die TJnechtlieit des Maehwerkes doeh woU hätte er-
kennen können. Dieser Brief wurde 1736 gedruokt. Ob Colbert
dae Antwort erhalten, erhellt nicht; aber das falsche Mandement
staM unter Verweisang auf das Breve in der 1739 gedruckten Ap-
pendix znm Index nnd in allen folgenden Index- Ausgaben bis auf
diesen Tag.
Am 8. April 1738 starb Colbert; er wurde mit allen kirch-
liehen Ehren begraben und sein Domcapitel ordnete G-ebete für ihn
an. Les oeuvres de Messire Charles-Joachim Colbert, iy^ue de
Montpellier, Col. 1740^ 3 vol. 4., wurden 1742 verb. ^).
Sein Nachfolger als Bischof von Montpellier, Georges-
Lazare Berger de Charancy erliess 1739 ein Mandement pour le
retabüssement de la signature du formulaire; dagegen erschien Ee-
ponae au Mandement de Mgr. Berger de Charancy . . . Diese ver-
dammte Benedict XIV. in einem Breve vom 29. Nov. 1740. —
Zwei Pforrer, welche gegen das Mandement opponirten und die
Appellation aufrecht erhielten, wurden excommunicirt; sie veröffent-
lichten Plainte et protestation de Jean Gras ... et de Theodorit
Herder excommnniez , . . k TEglise universelle, k N. S. P. le
Pape, k tous les ^vesques oath. et notamment aux ivesques de
France, dont ils implorent la protection et la justice, et k tous les
fidiies k qui ils demandent le secours de leurs priores et la conso-
lation de leur chariti, en France 1741, 33 S. 4., verb. 1742').
Unter dem 24. Sept. 1740 veröffentlichte Charancy eine Lettre
past au sujet d'un 6crit trouvi dans son dioc^e. In dem Nach-
huae des Pfarrers Bonnery, der 1736 als Appellant gestorben, hatte
neh ein Manuscript gefunden mit der Ueberschrift: Constitutions
on secret du Jans^nisme, Lettre circulaire des prStres de Port-fioyal
k messieurs les disciples de S. Augnstin. Charancy sagt in seinem
Hirtenbriefe, und einige andere Bischöfe sprachen es ihm nach : das
seien oonfidentielle Mittheilungen Quesnels an die zuverlässigsten
Männer seiner Partei, aus denen man die schrecklichen Ansichten
nnd Bänke der Jansenisten kennen lernen könne. Sofort wurde in
den N. £. 1740, 189 gezeigt, dass jenes Manuscript nur eine Ab-
sehrift eines Stückes aus einem 1654 gedruckten Buche von Ma-
rand^, Inconvinients d'6tat proc^dants du Jansinisme, war, welches
Arnauld schon 1694 in der Morale pratique des Jisuites (35, 118.
121) als eine plumpe Fälschung nachgewiesen, dass der Jesuit Dal-
baret, Professor der Philosophie im CoUeg zu Montpellier, 1708
dieses Stfick seinen Schülern, unter denen auch Bonnery war, vor-
(fiesen und zum Abschreiben gegeben, um sie vor dem Jansenis-
1) Die Oeuvres sind aa Utrecht gedruckt and von Abbe Le Grros
beraaagegeben. Es erschienen auch Les lettree de Mgr. de Montpellier,
i vol. 12.
2) N. E. 1741, 143. Beide flohen nach Paris und lebten dort unter
raommenen Namen, Gras bis 1774, Mercier bis 1782. Letzterer ernährte
durch Anfertigung von Blechwaren und wurde 81 Jahre alt. N. E.
[784, 146.
762 Die Bulle Unigenitas.
mns zu bewahren, und dass Bonnerj's Hanuscript el^en daher
stammte. Von den, zum Theil sehr heftigen Streitschriften, die der
unglückliche Hirtenbrief Charancy's hervorrieft), wurde eine der
mildesten, La foi des appelants justifiee contre les calomnies oon-
tenues dans une Lettre past. de M. de Gharancy, £v. de Montpel-
lier, 22 S. 4., 1742 verb.
Durch ein Mandement vom 1. Juli 1742 berief Gharancy eine
Diöcesansynode zur Publication der Bulle Unig. Die Lettres de
plusieurs cutis ... du dioo^se de Montpellier ä leur äydque au su-
jet de son mandement ... et memoire apologitique pour la de-
fense des ecci^siastiques de ce mSme diocöse acousös dans leur foi
par Mgr. Tiv^ue dans ce m^me mandement, 100 S. 4. (N. £.
1744, 45; das Memoire ist von J. B. Gaultier), steht nicht im Lidex.
obschon es viel umfangreicher und wohl auch bedeutender ist als
die oben erwähnte Plainte der beiden Pfarrer. Aber des Bischofs
Gay Ins von Auxerre Lettre k PEv. de Montpellier & l'occasion de
ce que ce pr61at dit de lui dans son mand. en date du 1. Juillet
1742 und Seconde lettre k TEv. de Montp. k l'occasion de la re-
ponse de ce prilat en date du 1. Avril 1744 wurden, freilich erst
1750, verb. und in demselben Jahre auch noch Lettres d'un th^-
logien k Mgr. dQ Gharancy k Toccasion de sa röponse k Mgr. r£v.
d'Auxerre, vom Nov. und Dec. 1744, 55 S., von J. B. Gaaltier.
— 1754 wurden Les oeuvres de Messire Gharles-Gabriel de Thu-
biöres de Caylus, Evdque d'Auxerre, Gol. 1751, 4 vol., verb.
Das Mandement, in welchem Jean-Gharles de Segur, Bischof
von Saint-Papoul, 1735 seine Anerkennung der Bulle zurücknahm
und sich den Appellanten anschloss, 8 S. 4., — er vernichtete
gleichzeitig auf sein Bisthum und lebte zurückgezogen bis 1748, —
wurde von dem Erzbischof Tencin und einigen anderen Bischöfen
angegriffen und von dem Staatsrathe unterdrückt (Dict. Jans. 1, 9.
Rocquain p. 89), steht auch im span. Index, aber nicht im Rom.,
auch nicht Abreg6 de la vie de M. J. Gh. de Sigur, ancien ev. de
Saint-Papoul, mort en odeur d'une Eminente piöti, avec son man-
dement d'abdication, un recueil de lettre et autres pi^.es, Utrecht
1749*, 12.
11. Auch Glemens XII. (1730 — 40) erklärte in einem Breve
vom 2. Oct. 1733 (Bull. 14, 297), durch die Bulle werde die Lehre
der Augustiner und Thomisten de divinae gratiae efficacitate nicht
betroffen, bestätigte die Belobung det Thomisten durch seinen Vor-
gänger, erklärte aber, dadurch würden andere theologische Schalen
nicht beeinträchtigt, und verbot allen theologischen Schulen bei der
Erörterung der Lehre von der Efficacia grätiae einander zu ver-
ketzern oder zu schmähen. Das unter seiner Regierung 1737 ver-
botene Buch von Jac. Eyacinthus Serry heisst: Theologia supplex
coram Glemente XII. P. M. Glementinae Gonstitutionis Unigenitus
1) Eine Lettre k Mgr. de Gharancy von J. B. Oaultier, 1740, 24 S.
4., nannte man damals Les vergas d'Heliodore.
6. Cayius von Anxerre. H. Serry. 758
Bei Films explicationem atqae intelligentiam rogans» Col. 1736^).
Seny sagt darin: die Bnlle werde selbst von den Bischöfen ver-
Khiäen erklärt; die 101 Sätze seien zum grossen Theile einer
mebifachen Dentnng fähig; bei einigen könne man nach dem Sen-
su aoetoris nicht fragen, weil sie von den Dennncianten ver-
Stimmelt den Gensoren zur Benrtheilnng vorgelegt worden seien,
wieNo. 29 nnd 59; bei vielen sei der Sensns obvins gesnnd und ortho-
dox, wie bei No. 27, 66, 69, 76, 82, 84, 85, 98, 101. SchUess-
liefa wird der Papst gebeten, die Doppelfrage zu beantworten : ob
dureh die Verdammung der Sätze 79—81, 83 — 85 auch die vielen
Kirchenväter verdammt werden sollten, welche den G-länbigen aller
Stande das Lesen der h. Schrift empfohlen, oder ob die Satze nur
danun verdammt worden seien, weil sie das Bibellesen für alle ohne
iil^eodwelche Ausnahme zur Pflicht zu machen schienen, und zwar
möge der Papst den ersten Theil der Frage verneinen, den letzten
bejahen.
Unter seinem Namen hatte Serry veröffentlicht: De Bomano
PoDtifice in ferendo de fide moribusque judicio falli et fallere ne-
sdo eodemque conciliis oecumenicis auctoritate, potestate, jurisdiotione
niperiori dissertatio duplex. Accedit appendix de mente Ecclesiae
^licanae et Academiae Parisiensis circa duo illa Sedis apost. privi-
legia, Padua 1732, 295 S. 8. Gleich darauf Hess er eine anonyme
Fertheidigung von einigen Blättern folgen : Preservativo contro
ia critica d'alcuni falsi zelanti, s. 1. et a. (beide in den Opera
tom. 5). Beide wurden 14. Jan. 1733 von der Inq. verb., und der
Kommissar des h. Officiums, also ein Ordensgenosse Serry's, Aloy-
ias Maria Lucini, veröffentlichte dagegen anonym: Eomani Ponti-
Icis privilegia adv. noviesimos osores vindicata, duplex dissertatio
mn duplici appendice, Yen. 1734. Serry antwortete gleichfalls anonym
oit: bifallibilitatis pontificiae justis terminis circum scriptae expli-
atio atque defensio necnon dissert. apolog. adv. novissimum privi-
Bgiorum pontiflciorum vindicem, Col. (Yen.) 1734, 63 S. 8. Darauf
ab Lncini 1735 sein Buch nochmals mit einer Appendix unter
einem Namen heraus, und nun erschien noch Fr. Hyac. Serry,
rimarii Theol. Patavini, ab AI. M. Lucinio . . . aperta jam fronte
rovocati iterata defensio seu infallibilitatis pontificiae justis terminis
ircumsoriptae fusior explicatio firmiorque defensio, dissert. apol.
ficundis curis adornata, Par. (Yen.) 1735. Es ist anzuerkennen,
Bss diese späteren Schriften nicht im Index stehen '). Man machte
erry zum Yorwurf, dass er einerseits die Unfehlbarkeit des Papstes
BKüglich der Facta dogmatica bestreite, — in dem Preservativo
igt er, nicht er bestreite sie, aber Bellarmin, Baronius u. a., —
1) Ad exemplar Coloniense de a. 1736*, c. 160 S. 8.; auch in den
pera omnim, Lugd. 1770, V, 189; vgl. P. I p. XLH.
2) Faure, uomm. p. 226 constatirt mit besonderer Befriedigung,
ISS Serry in einem Dictionarium Lucinianum in der kleinen Sohriß des
nnmissarias S. Off. 90 Solöcismen und Barbarismen nachgewiesen habe.
Bemcli, Index II. 48
764 Die Bulle Ünigenitas.
und dass er anderseits die Unfehlbarkeit, — er will lieber aaqxtXäa
sagen, — der Gathedral-Entscbeidnngen davon abhängig mache,
dass der Papst mit Zuziehung von Theologen die Sache reiflich geprüft
und sich des Consensus der Römischen Kirche, wenigstens der Car-
dinäle versichert habe; wenn Päpste geirrt hätten, so habe es sich
entweder nicht um Glaubenssachen gehandelt oder sie hätten nicht
als Päpste geirrt oder die Römische Kirche habe nicht zugestimmt
Durch ein Breve vom 26. Jan. 1740 (Bull. 15, 344) verbot
Clemens XII. Histoire du livre des RMexions morales sur le
N. T. et de la Constit. ITnig. (Amst. 1723—38,* 4 vol. 4., der 1. Theil
von J. Louail, die folgenden von J. B. Darcy, s. S. 736), weil das
Buch falsche . . . nicht nur die Kirche, sondern auch die welt-
lichen G-ewalten schmähende, . . ketzerische und verschiedene Ketze-
reien, namentlich die Jansenistische und Quesnelistische, erneuernde
Sätze enthalte. — Von der Index-Congr. wurden verb. : Catächisme
historique et dogmatique sur les contestations qui divisent mainte-
nant TEglise, Haag 1729—30,* 2 vol. 12., verb. 1732, von J. B.
Raymond Pavie de Fourquevaux, früher Militär, dann Akolyth,
f 1767; beginnt mit der Controverse de auxiliis; vermehrte Aus-
gabe von L. Paris- Yasquier, Nancy (Utrecht) 1736, 2 vol.; es er-
schienen 8 Auflagen in 20 Jahren; — Suite du Cat^chisme bist
et dogm. Utrecht 1751, 2. vol., verb. 1754, von L. Troya d'As-
signy, Priester zu Grenoble, tl772; — Parall&le de la doctrine
des payens avec celle des Jesuites et de la Constitution du P. Cle-
ment XI. qui commence par ces mots: Unig. Dei Filius, Amst.
1726,* 237 S. 12., u. s., verb. 1732, auf Befehl des Parlaments
verbrannt 1726, vielfach dem Oratorianer P. Boyer, f 1755, zuge-
schrieben, wahrscheinlich von einem Laien Namens P6an ; — Jesus-
Ghrist sous Tanath^me et l'exoommunication, Amst. 1731,* 63 S. 8.,
verb. 1734, von Gudver, früher Pfarrer zu Laon, 1 1734: Christus per-
sönlich von dem jüdischen Synedrium verdammt, aufs neue dans sa
v6rit6 in der Bulle Unigenitus (ü. N. 1732, 825; 1784, 1136);
Nach der Ausgabe Utrecht 1739 wurde die Schrift von Bracassi
übersetzt: G-esfi Cristo sotto l'anatema e sotto la scomunica, ovvero
riflessioni sul mistero di G-. Cr. rigettato, condannato e scomunicato
dal gran sacerdote e dal corpo dei pastori del popolo di Bio, per
l'istruzione e consolazione di quelli, che nel seno della chiesa pro-
vano un simile trattamento, Pistoja 1786, verb. 1787 (nicht erst
1797, wie in den neueren Indices steht); — La v6rit6 rendue
sensible k tout le monde contre les d^fenseurs de la Constit. Uni-
genitus par demandes et par r^ponses, ouvrage dans lequel on de-
truit clairement toutes les difficultes qu'on oppose k ceux qui rejet-
tent cette Bulle, 4. Ed. Brux. 1733, verb. 1735, von du Saussois,
Pfarrer in der DiÖcese Ronen, f 1727; die 1. Ausgabe erschien
schon 1719, die 4. 1721 (die von 1733 ist also nicht die 4., son-
dern eine der vielen späteren; Hist. des Refl. III, 148. N. £.
1744, 25).
Unter Benedict XIV. wurden verb.: R^flexions sur l'In-
struction past. de Mgr. TEv. de Rhodez au sujet des erreurs de
Hifit. da livre dee R^exions u. a. 766
JufflenraB, verb. 1742 von Nie. Petitpied; er meint, wie der Ver-
kmr der Foi des appelants, der Papst solle, ohne die Bnlle üni-
^itns zn erwähnen, eine dogmatische Erklärung geben, die aach
die Appellanten annehmen könnten (N. E. 1741, 129; 1742, 169); —
Testament spiritoel de Messire Jean-Fran^ois Pen et, Prdtre, Dr.
es Theol. . . . 1740, 14 S. 4., verb. 1744; Penet hatte sieh früher
ntenrorfen, nahm aber seine Unterwerfong 1738 snrfick; das
Sehriftchen erschien nach seinem Tode 1740 (N. £. 1741, 10); —
fieflexions nonvelles snr la yirit^ da serment par rapport aax
jvgcments de TEglise, 1744, verb. 1746; — Lettre k M. Berqnet
[recte Beoqnet], Prof. en Th6ol. au seminaire de Yerdnn, au siget
de k tb^e qa'il a fait soutenir an mois d*Avril 1741, und Seconde
lettre ... de la seconde thöse qn^il . ., beide Col. 1741, verb.
1746; der Bischof verbot die antijesaitischen Briefe, die ein Pfarrer
Joly geschrieben haben soll, und der Gerichtshof liess sie verbrennen ;
die Sache soll in Lothringen Aufsehen erregt haben, und diesen
Stunn im Glase Wasser hat dann die Index-Congr. verewigt (N. E.
1746, 33. 117. Dict. Jans. 2. 372); — ParalUle abr6g6 de Thi-
stoire du peuple d'Israel et de Thist. de l'Eglise, Li^ge 1724, verb.
1750, von Fran^ois Joubert, der eine Eeihe von Bänden über die
Apokalypse und die alttest. Propheten geschrieben hat, die mit
Klagen über den Abfall von der Wahrheit, die Tyrannei und Pflicht-
rergessenheit der Bischöfe u. dgl. stark gewürzt sind (Picot 4, 307);
— Lettres äun ami sur la Gonst; Unig., 1752, verb. 1753, von
Mesenguy, unter dessen Schriften N. E. 1768, 141 fünf Lettres etc.
erwähnt werden, oder von Fourquevaux, der zuerst Eclaircissement
des difficultes qa'on oppose aux appelants, 171 S. 12., (N. E. 1752,
199, nicht im Index), dann als Fortsetzung zwei Lettres k un ami,
M S. 12., schrieb (N. E. 1755, 88; 1768, 157); — Le combat de
lerreor contre la verite: snite du Parallele de la doctrine condam-
oie par la B. TJnig. avec celle des äorivains sacres, des peres et
des docteurs de TEglise, Utrecht 1749, verb. 1754.
12. Am 18. Febr. 1735 beschloss das Parlament, hauptsächlich
laf Betreiben des Abbe Pucelle, einen Hirtenbrief des Erzbischofs
le Saint-Albin von Cambray vom 14. Aug. 1734 und eine von dem
^bbe Yinot in der Sorbonne vertheidigte These zu unterdrücken,
intern, weil darin ein Decret der Inquisition und in Frankreich
lieht recipirte Bullen (gegen Bajus und Unigenitus) als Glaubens-
"egel citirt seien, die These aus einem ähnlichen Grunde (Fleur.
'5, 22; der König cassirte übrigens das Arr^t; Picot 2, 148). Cle-
nens XII. verdammte durch ein Breve vom 18. Mai dieses ArrSt
le la cour de parlement portant euppression ... 18. Fevr. 1735.
~ Am 4. Jan. 1738 verbot das Parlament die Bulle Clemens' XII.
^om 16. Juni 1737, durch welche Vincenz von Paul (f 1660) cano-
lisirt wurde (Bull. 15, 120), auf den Antrag einiger Pariser Pfarrer,
reiche an den Ausdrücken Anstoss nahmen, in welchen von dem
Sifer des neuen Heiligen gegen den Jansenismus und von den Be-
Dühungen der Neuerer gesprochen wurde, durch falsche und er-
lichtete Wunder ihre Irrthümer zu unterstützen, den Frieden der
756 Die Bolle ünigeuitus.
Kirche zu stören u. a. w. (Dict. Jans. 1, 330). Clemens XII. ver-
dammte dnrch ein Breye vom 15. Febr. 1738 dieses Arr^t de la
conr de pari, qni snpprime an imprim6 intitnlä: Canonizatio Vin-
centii a Paulo, Parisiis 1737.
Yom J. 1731 an entstand eine Reihe von Conflicten dadurch,
dass viele Bischöfe verboten, Appellanten, die sich nicht unterworfen
und darüber durch ein Billet de confession von einem approbirt«n
Priester ausgewiesen, mit den Sterbesacramenten zu versehen und
kirchlich zu beerdigen, und dass das Parlament solche Verordnungen
der Bischöfe cassirte und gegen die Geistlichen, die danach handelten,
einschritt^). Diese Conflicte haben auch im Index viele Spuren
hinterlassen. Noch Clemens XII. verdammte kurz vor seinem Tode
(6. Febr. 1740) durch ein Breve vom 26. Jan. (Bull. 15, 345) quod-
dam folium: Arr^t de la cour du parlement portant suppression
d'un imprimä intitul6: „Lettres de plusieurs 6v6ques sur Tobligation
de priver de l'oblation du sacrifice de la messe et des sufFrages de
l'Eglise ceux. qui meurent appelants de la Constit. IJnig., k Ypres
chez P. J. Rave, imprimeur de Mgr. l'Eveque 1739, avec appro-
bation." Paris, chez P. Simon, imprimeur du parlement 1789. Die
Briefe sind von 8 Bischöfen, das ArrSt ist vom 22. April 1739. —
Unter Benedict XIV. wurden zunächst von der Index-Congr. verb.:
Recueil des consultations de mess. les avocats du parlement de
Paris au sujet de la procedure extraordinaire de Tofficial de Cam-
bray contre le sieur Bardon, ohanoine de Leuze, sur son refus de
souscrire aux bulles contre Baius et Jans^nius et k la B. Unig.,
1740, verb. 1740*); — Arröt de la cour, rendu sur les remon-
strances . . . de M. le Procureur g6n. du Roy, qui le regoit appe-
lant comme d'abus d'un Mandement du S. Ev^ne de Vannes, 5. Juin
1744. . . ., verb. 1745; — dann aber durch ein Breve vom 20.
Nov. 1752 (Bull. 4, 25): Apologie de tous les jugementa rendus
par les tribunaux s6culiers en France contre le schisme, dans iaquelle
on etablit: 1. Tinjustice et Tirregularite des refus de sacremens, de
s^pulture et des autres peines qu*on prononce contre ceux qui ne
sont pas soumis k la Constit. ünig., 2. la competence des jnges
laics pour s^opposer k tous ces actes de schismes, Paris 1752, 2 vol.
12. Das Breve sagt, das Buch enthalte Behauptungen, die resp.
falsch, temerär, ärgemissgebend, für fromme Ohren verletzend, für
den Papst, den h. Stuhl und die Bischöfe injuriös, die kirchliche
Jurisdiction beeinträchtigend, den der Bulle von allen gebührenden
aufrichtigen Gehorsam zerstörend, das Schisma begünstigend, schis-
matisch, zum Irrthum verleitend und irrig seien. Die Apologie war
von zwei Parlamentsadvocaten gemeinsam herausgegeben, die uns
noch öfter begegnen werden, Abb6 Claude Mey (er war Tonanrist,
1) Abreg6 du Recueil des actes du Clerg^ p. 15B8. Picot 2, 97 ff.
Rocquain p. 130 ff. Kev. bist. 5, 241.
2) Die zahlreichen ähnlichen Consultationen sind zusammengestellt
bei Migne 2, 282.
RefüB des sacremenU. Billets de oonfession. 757
t 1797) nnd Gabriel-Nicolas Maoltrot (f 1903). Sie erscUeii noch
1752 in 2. Auflage, 3 vol., und als Fortsetzung: Recueil des arrets
rendns dans tous les parlemens et conseils sourerains du royaume
aa Bujet de la Bulle Unig. et de ses suites depuis 1714 jusqu'^
rieeommodement de 1720, pour servir de suite k l'Apologie . . .
1.1.1753, 4 Yol. 12^). Diese stellt nicht im Index, aber Mi-
■oire sur les refns des sacremens k la mort qu'on fait a ceux qui
i'icceptent pas la Constitution^ et une addition concernant les billets
de oenfession, 1750, 69 S. 12., yerb. 1753. Der Verfasser, Louis-
Gtbriel Gueret, f 1759, 80 Jahre alt, der, freilich nur äusserlich,
Aeeeptant war, klagt, dass man gegen notorisch ungläubige und un-
ntüiehe Menschen weniger strenge sei als gegen die Appellanten,
die man mit Unrecht als Haeretiker oder Schismatiker bezeichne,
ud hebt hervor, dass kein kirchliches Gesetz unbedingt die Beichte
Tor der Communion vorschreibe, von einem Kranken, der commu-
niciren wolle, also kein Billet de confession gefordert werden dürfe ^).
Grosses Aufsehen erregte es namentlich, als der Pariser Pfarrer
Bouettin mit Yorwissen des Erzbischofs de Beaumont dem frühem
fiector der Universität, Charles Coffin, einem frommen Manne (er
ist der Verfasser der neuen Hymnen im Pariser Brevier), die Sterbe-
facramente verweigerte, weil er kein Billet de confession hatte, ob-
«chon die Verwandten bezeugten, er habe bei einem approbirten
Priester gebeichtet und noch 8 Tage vorher communicirt; er starb
21. Juni 1749. Aehnlich wäre es beinahe seinem minder frommen
Neffen, Charles Coffin, Conseiller au Chätelet, f 10. Jan. 1751, er-
gugen, obschon sich dieser erbot, bei Bouettin selbst zu beichten,
was dieser ablehnte mit Eücksicht auf Aeusserungen, die er ihm
gegenüber (über die Bulle) gethan ; ein anderer Pariser Pfarrer hörte
iber seine Beichte und gab ihm ein Billet^). Eine Lettre de M.
L . . . i M. B. . . ., ou relation oirconstanci^e de oe qui s^est passi
in sujet du refus des sacremens fait k M. Coffin, Conseiller au Ch&-
^let, par le sieur Bouettin, Curö de St Etienne-du-Mont, La Haye
1751, 94 S. 12., wurde 1753 verb.
Die Assembläe du Clerge vom J. 1755 berieth über die Frage,
irie die Gegner der Bulle zu behandeln, namentlich wann ihnen die
iteramente zu verweigern seien (Picot 2, 295). Man wurde nicht
aaig: 17 Bischöfe und 22 Priester formulirten 10 mildere, 16 Bi-
ehöfe und 10 Priester 8 schärfere Artikel (Boskovany 3, 196). Beide
•Erklärungen wurden von dem Könige trotz des Widerspruchs des
Parlaments 19. Dec. 1755 nach Rom gesandt. Der Entwurf einer
Sncyclica soll darauf wiederholt nach Versailles und zurück gesandt
forden sein (N. £. 1757, 60). Endlich erschien dieselbe mit dem
kturn 16. Oct. 1756 (Roskovany 3, 199). Die Verhaltungsmass-
1) Picot 4, 572. 604. N. E. 1752, 142. 161; 176S, 164.
2) Dict. Jans. 3, 86. N. E. 1761, 21. Auch Traite des refus publice
l secret« de la communion, 2 vol. 12., ist von einem Acceptanten; N. E.
755, 15.
3) Migne 2, 398. N. £. 1749, 109. 149; 1751, 68. 60.
1
758 Die Bulle Unigenitas.
regelB, die Benedict XIY. darin gibt, sind so milde, als man nnr er-
warten konnte: die SterbeBacramente seien nur solchen zu yerwei-
gem, welche als Gegner der Bulle gerichtlich überführt seien oder
sich offen erklärt oder durch notorisches Handeln sich gezeigt hätten.
Es ist auch bemerkenswerth, dass die Minorität der Assemblie die
Bulle Unig. als irreformabilis definitio totius Ecclesiae in rebus fidei,
die Minorität als perpetuum et irretractabile Judicium totius Ecclesiae
et doctrina in rebus fidei bezeichnet hatten, der Papst aber sich
darauf beschränkte, zu sagen: Tanta est in Ecclesia Dei anctoritas
Constitutionis Unig. eademque sibi tarn sinceram venerationem, obse-
quium et obedientiam ubique vindicat, ut nemo fidelinm possit abs-
que salutis aetemae discrimine a debita erga ipsam subjectione sese
subducere aut eidem uUo modo refragari.
Im J. 1757 erhielten die in Korn anwesenden Gardinäle Ab-
Schriften einer bitterbösen Satire auf die Encyolioa zugesandt:
Epistola amplissimis S. R. E. Cardinalibus et clarissimis theologis
in urbe Praeneste congregatis post pacem Ecclesiae gallicanae resti-
tutam et methodum propediem edituris pro stndiis peragendis ab
alumnis collegii Urbani de Propaganda Fide ad haeretioos profli-
gandos, ad gentiles et atheos in sinum Ecclesiae reducendos. Der
Verfasser legt der Commission, welcher der Papst die Ausarbeitung
eines neuen Studienplanes aufgetragen, vier Dubia vor: 1. Ist den Zög-
lingen zu gestatten, über das Schweigen zu beobachten, was die Rö-
mische Kirche als Glaubensartikel erklärt hat, unter dem Verwände,
den Frieden nicht stören und die Ketzer nicht scandalisiren zu
wollen ? Viele sind geneigt, zu glauben, ein solches Schweigen werde
durch das Breye gestattet, in welchem die Bulle, die der h. Stuhl
für eine Regula fidei erklärt hat [S. 745], nur als ein Gesetz be-
zeichnet wird. 2. Ist es den Predigern erlaubt, in ähnlicher Weise
diplomatisch zu reden, wie das Breve die Appellanten höflich be-
handelt? 3. Dürfen solchen, die der Ketzerei dringend verdächtig
sind, und 4. solchen, die für notorische Sünder gehalten werden, die
Sacramente gespendet werden ? *) — Wie aufgebracht der Papst über
diese Impertinenz war, zeigt das offenbar von ihm selbst geschriebene
Breve vom 5. Sept. 1767 (Bull. 4, 333): Der Brief sei mehreren
Cardinälen, auch dem Staatssecretär Archinto, ohne Zweifel zu dem
Zwecke zugesandt worden, dass er selbst davon Kenntniss erhalte,
id quod factum est. Er habe ihn einigen ganz unparteiischen Theo-
logen zur Begutachtung gegeben, und diese hätten alle erklärt, er
müsse verdammt werden als voll von resp. falschen, . . . nitver-
schämten [impudentibus, sonst keine übliche Qualification], aufruh-
rerischen und das Schisma begünstigenden Behauptungen. Eben so
hätteuv einige gelehrte Cardinäle geurtheilt. Er habe diese CenaureD
mit der Epistel selbst verglichen und die Sache der Inquisition
übergeben. Auf deren Rath und auch motu proprio und aus sicherer
Wissenschaft verdamme er kraft apostolischer Autorität die Epistel
1) U. N. 1758, 406. Walch, Neueste Bel.-Gesch. 1771, S. 125. 495.
Encyclics Benedicts XIV. NouvelleB ecclesia&tiqaes. 759
ik eDthaitend etc. (wie oben). Wer Exemplare besitze, habe sie
dem Inquisitor oder Bischof abzuliefern, bei Strafe der reservirten
Excomm. 1. sent. ftir Laien und der gleichen Suspension für Welt-
imd Ordensgeistliohe. Der Verfasser tadele und schmähe das durch-
u» richtige Verhalten der Cardinäle, die er vor dem Erlass der
Esejclica vom 16. Oct. 1756 zu Eathe gezogen, und greife auch
äiB selbst an. Darum habe er das h. Officium beauftragt, den Ver-
gaser ausfindig zu machen und, sobald Indicia semiplenam proba-
tionem constituentia da seien, ihn zu verhaften und gegen ihn vor-
ngehen.
Die Epistola ist ohne Zweifel von einem Jesuiten verfasst.
fanre, auf den der Verdacht zunächst fiel, versicherte freilich eid-
lieli, sie sei nicht von ihm. Die Jesuiten vergassen dem Papste die
Aeossemngen nicht, welche er, wie Cordara bei Döllinger, Beitr. 3, 9
beriehtety wiederholt als Cardinal gethan: die Seote der Jansenisten
m eine blosse Erfindung der Jesuiten und diese seien es gewesen, die
Clemens XI. zu der Balle gegen Quesnel verleitet, welche in Frank-
reich so viele Unruhen veranlasst habe^).
Die späteren Streitigkeiten über die Bulle Unig. haben im In-
dex keine Spuren zurückgelassen ^).
13. Die Appellanten hatten von 1728 an ein eigenes wöchent-
lich erscheinendes Organ, die Nouvelles ecclösiastiques, worin über
die ffir sie interessanten Vorfälle und Schriften ausführlich berichtet
wurde und welches bei all seinen Mängeln eine der wichtigsten
Quellen für die Kirchen- und kirchliche Literatur-Geschichte des 18.
Jahrh. ist. Den Plan dazu entwarf Jacques-Joseph Duguet (1649
—1733; S.-Beuve 6, 78); der erste Herausgeber war Jacques Fon-
taine, der sich seitdem de la £oche nannte (f 1761). Das Blatt
wurde heimlich in Paris gedruckt, die meisten Jahrgänge in Hol-
land nachgedruckt, die älteren später neu gedruckt^). 1767 erschien
1) Patuzzi schrieb, wahrscheinlich imAaftrago des Papstes: Lettera
enciclica del S. P. Benedetto XIV. diretta alla Assemblea generale del
clero gallicano, illusirata e difcsa da Eusebio Eraniste contro Fautore
dei dnbbj o quesiti propositi ai cardinali e teologi della S. Congr. di Pro-
paganda, Lucca 1759 ; danach Lettres d'nn th6olog^en ä un ami ponr
confondre l'aatear des qaatre doates, Utr. 1760*.
2) Joseph II. verordnete' 1781 : in seinen Erblanden solle die Bulle
als nicht ezistirend angesehen und nichts pro et contra gelehrt und ge-
schrieben werden. Archiv f. österr. Gesch. 50, 323. Branner, Theol. Diener-
schaft S. 122. Der Freimüthige 1, 64. 558; 2, 484. 569.
3) Dict. Jans 3, 155. Picot 2, 105; 4, 293. Die ersten Nnmmem,
vom 1. Jan. bis 16. Febr. 1728, wurden in Abschriften verbreitet (in dem
Neadruck sind sie mit abgedruckt), vom 23. Febr. an wurde das Blatt in
Paris heimlich, angeblich anfangs auf einem auf der Seine liegenden Boote,
gedruckt. Der Polizei-Lieutenant Heraul t hielt einmal in einem Hause,
wo angeblich das Blatt gedruckt wurde, Haussuchung; er fand nichts,
aber als er wieder in seinen Wagen stieg, lag ein Pack von noch feuchten
Exemplaren der neuesten Nummer darin (S.-Beuve 3, 58). — In dem
holländischen Nachdruck wurden eine Zeit lang polemische Noten gegen
die Pariser Ausgabe beigefügt. Ueberhaupt spiegelt sich in den späteren
760 Die Bulle ünigenitiu.
ein aneführliobes alphabetisolieB Register za den Jahrgängen 1728
—60, 2 vol. 4., 1791 ein Register zu den Jahrgängen 1761 — 90.
Louis Fatouillet und andere Jesuiten gaben 1734 — 48 ein Supple-
ment aux N. £. heraus. — 1731 Hess das Parlament 5 Nummern der
N. E. verbrennen (von No. 1 wurden in diesem Jahre 900 Exem-
plare oonfiscirt, N. E. 1731, 37. 106). 1732 erliess der Erzbischof
von Paris ein Mandement dagegen (N. E. 1732, 85). Im J. 1740
nahm auch die Inquisition Notiz von dem Blatte. In der Nummer
vom 20. Febr. 1740 meldeten die N. E. denTod des Cardinais Giov.
Ant. Davia und theilten einige Briefe desselben an den Bischof Gol-
bert mit, die auch in dem 3. Bande der in demselben Jahre erschie-
nenen Oeuvres desselben stehen. Der Cardinal zeigt sich darin als
Freund des alten Appellanten, fordert ihn auf, gegen den Probabi-
Iismus zu schreiben, und bezeichnet noch einen andern Cardinal als
Gesinnungsgenossen. Die Briefe wurden, wie es scheint, mit Recht,
für unecht erklärt^) und von der Inq. 19. April 1740 verordnet, jene
Nummer der N. E., als falsche, verleumderische, die Gläubigen zu
verführen geeignete und die Reputation eines hochgestellten Hannes
schädigende Berichte enthaltend, vor der Minerva zu verbrennen.
Das geschah 25. April (N. E. 1740, 141). Seitdem steht jene
Nummer (zwei Quartblätter) auch im Index: Suite des Nouvelles
eccl. (so lautet der Titel jeder Nummer, nur die erste eines Jahr-
gangs heisst Nouvelles eccl.), desgleichen die Nummern vom 20.
Juni 1740 und 20. März 1741, in denen ich nichts besonders
Schlimmes finde. Das Verbot dieser drei Nummern mit fortzuführen,
war um so überflüssiger, als 1742 und nochmals 10. Mai 1757 die
Nouvelles Eccl. überhaupt verb. wurden.
14. Mit dem Streite über die Bulle Unigenitus hängt auch
zusammen das Memoire sur les droits du second ordre du clerg6,
avec la tradition qui prouve les droits du second ordre. £n France
1733, 82 und 56 S. 4., durch Arrdt du Conseil vom 29. Juli und
von der Inq. 26. Aug. 1733 verb. Der Verfasser, Nie. Le Gros
(1675 — 1751) zeigt, dass die Bischöfe nicht allein, sondern nur in
TTebereinstimmung mit ihrer Geistlichkeit Entscheidungen (über die
Acceptation der Bulle u. s. w.) zu treffen hätten (Dict. Jans. 3, 96).
Die Schrift schiiesst sich also an die von Fontcjus (S. 369) an.
Eine ganze Reihe von anderen Schriften, die seit 1734 in Frank-
reich über die erste und zweite Stufe der Hierarchie erschienen,
war veranlasst durch die Suspension appellirender Priester durch
ihre Bischöfe und die dadurch für die Appellanten entstehende
Jahrgängen auch die unter den Appellanten eingerissene Veruneinigang
ab. Sie erschienen in HoUand noch bis 1808, seit 1794 alle 14 Tage,
daneben in Paris ein Organ der constitutionellen Geistlichen.
1) R^ponse k un ami touchant les iettres qu'on attribuo au Card.
Davia dans la Suite des N. E. No. 29, 24 S. 4. In den N. E. 1742, 20
wird die Unechtheit der Briefe zugegeben, aber die Echtheit der Briefe
Colberts an Davia festgehalten. Dass der Herausgeber der N. E. die Briefe
fabricirt habe (Dict Jans. 2, 620), ist ganz unwahrscheinHoh.
Schriften von Gegnern der Bnlle Unigenitas. 761
Scbvierigkeity Beichtväter za finden , und veiiheidigte die Ansicht,
du8 der Priester durch die Ordination die Gewalt, die Lossprechung
ZD ertheilen, erhalte und nach dem alten kirchlichen Rechte dazu
keiner speciellen Autorisation durch den Bischof bedürfe. So die
CoDsultation Bur la Jurisdiction et sur l'approbation nicessaire pour
eonfesser, 1784, von Nie. Travers (1686—1750), die 1735 von der
Sorbonne ausführlich censurirt wurde (Arg. III a 208), und Les
poQYoirs legitimes du premier et second ordre dans Tadministration
des sacremens et le gonvernement de l'Eglise, 1740, 800 S. 4., von
demselben. In der letztem Schrift wird behauptet, es bestehe
zwischen Bischof und Priester kein wesentlicher Unterschied. Sie
vnrde von der Assemblee du Clerge 1745 censurirt (Dict Jans.
1,340; 2, 273) und von den N. £. 1745, 185 desavouirt, wie auch
mehrere ähnliche spätere Schriften (1755, 91. 92). Andere behaup-
teten nur, im Nothfalle dürfe auch ein ungerecht suspendirter Priester
absolviren (Dissertations th6ol. et can. sur Tapprobation n^cessaire
pour administrer le sacrement de penitence, 466 S. 12. N. £. 1755,
92)f oder der Bischof könne nicht willkürlich die Jurisdiction be-
sehranken, z. B. nicht verbieten, den Appellanten die Lossprechung
m ertheilen (R^flexions sur le despotisme des ^vdques et les inter-
dits arbitraires, N. E. 1769, 109). Von den vielen über diese Ma-
terie erschienenen Schriften steht merkwürdiger Weise keine im
Index.
70. SehriftM ron Gegnern der Bnlle Unigenitns.
Zu den hundert in § 69 besprochenen Schriften kommen
Doch einige, welche zwar nicht direct mit der dort beschriebe-
nen Controverse zusammenhangen, aber von Appellanten verfasst
sind and dogmatische oder ethische Anschaunngen vertreten, die
mit der Bulle Unigenitns nicht übereinstimmen. Dazu gehören
namentlich zwei Lehrbücher der Religion : eins von dem Orato-
rianer Ponget, welches der Bischof Colbert von Montpellier 1702
drucken Hess and welches gewöhnlich Cat^chisme de Montpel-
lier genannt wird, and eins von Mesengay. Von dem ersten
wurde 1721 die französische Ausgabe, dann auch drei Ueber-
setzongen unbedingt verboten ; in einer corrigirten französischen
nnd lateinischen Aasgabe hat aber das Buch eine grosse Ver-
breitung gefanden. Von dem zweiten warde die französische
Aasgabe 1757 durch die Index-Congregation verboten, eine ita-
lienische Uebersetzung durch ein Breve Clemens* XIII. vom J.
1761. — Unter den anderen Appellanten, von denen (anonyme)
Scluriften verboten wurden, sind Dnguet, Trenv^ und der Kir-
^
762 Sohriften von Gegaern der Bulle Unigenitus.
chengeschichtschreiber Racine die bedeutendsteD. — Neben den
vielen auf die Geschichte des Jansenismns bezüglichen Schriften
von Jansenisten findet sich im Index auch eine von dem Jesuiten
du Chesne. — Viele Schriften, welche von den Jesuiten in dem
Dictionnaire Jans^niste als Jansenistisch dennncirt wurden, dar-
unter auch einige bedeutende, wie von Roursier, wurden nicht
verboten.
1. Der sog. Cat^chisme de Montpellier erschien zuerst zu
Paris 1702: Instructions gen^rales en forme de catechisme, ou ron
explique en abrege par T^criture eainte et par la tradition l'histoire
et les dogmes de la religion . . . , imprim^es par ordre de Messire
Charles- Joachim Colbert, Eveque de Montpellier. Es sind drei
Catechismen, ein ausführlicher für alle Grläubigen und ein grösserer
und ein kleinerer Auszug für Kinder. Verfasst ist er von dem
Oratorianer* Fran^ois-Aime Pouget, damals Superior des Seminars
zu Montpellier. Der Erzbischof Noailles von Paris hatte das Buch
approbirt. Colbert sandte es im März 1703 an Clemens XI. Es
fand vielen Beifall; Mabillon spricht sich in seinem und Thierry
Ruinarts Namen ohne Vorbehalt lobend darüber aus und nennt es
un abreg6 trfes-exact de toute la doctrine chr6tienne (Thuillier 1,
541). Selbst Dict. Jans. 2, 276 sagt, es sei bon ä certains egards,
und weiss nur wenige Stellen zu tadeln. Das Buch wurde wieder-
holt gedruckt und bald in andere Sprachen übersetzt: Istruzioni
generali . . . tradotte dal f^ancese nell* italiano da Costanzo Grasse-
iini Fiorentino, Ven. 1717, — Instrucciones generales . . . tradu-
cidas en castellan per D. Manuel de Yillegas j Piflateli, Madrid
1713, — General Instructions . . . translated from the original
french and carefully compared with the spanish approved translation.
First Part. The second edition corrected and amended by Silvester
Lewis Lloyd [Minorit, Bischof von Eillaloe, dann von Waterford,
t 1747; die üebersetzung ist von Hall, Dr. Sorb.], London 1723^).
— 1721 wurden die französische und die italienische Ausgabe, 1725-
die englische, 1727 die spanische von der Index-Congr. verboten.
Dass Colbert und Pouget Appellanten waren, wird der Hauptgrund
des unbedingten Verbotes gewesen sein^). Eine Expurgation im
curialistischen Sinne war nicht einmal schwierig: es erschienen
1) Später wurde der (kleinere) Catechismus auf Veranlassung des
Bischofs von Evora ins Portugiesische übersetzt (N. E. 1766, 104). De Lionne,
apost. Vicar in China, wollte ihn ins Chinesische übersetzen (Dupin 19,
360). — Lettres critiques sur les dififerentes editions du Cat. de M<mt-
pellier, Paris 1768, 205 S. 12. (N. E. 1769, 68).
2) In Colberts Oeuvres 2, 710 werden Briefe aus Rom aus dem J.
1734 angeführt, wonach der Catechismus verb. worden wäre wegen der
Sätze: qu'une courtisane, qui entend la messe avec la disposition de oon-
tinuer dans sou libertinage, commet un pech^, und qu'on n'adore point
le sacrement, mais Jesus-Christ dans le sacrement.
J
CatechiBme de Montpellier. Fr. Ph. Mesengay. 768
nebrere corrigirte Ausgaben oder Bearbeitungen. Colberts Nacb-
folger in Montpellier, Cbarancy, liese eine solcbe für seine Diöcese
drucken; eine andere wurde in Angers eingeführt (N. £. 1753, 107).
Die italienische Uebersetzung war von dem Erzbischof La ßherar-
desea Ton Florenz approbirt ; unter dessen Nachfolger Incontri wurde
eine uebersetzung von Burelli, in der Colberts Käme weggelassen
und ein Passus über den Primat beigefugt war, yon der Regierung
trotz vielfachen Widerspruchs in ganz Tosoana eingeführt (Potter,
fiioei 1, 32).
1725 erschien zu Paris eine lateinische Bearbeitung: Institu-
tiones cath. in modum catecheseos ... in lat. translatae, adjectis
smgfulis e scriptura et traditione probationibus et testimoniis, auctore
eodera et interprete Fr. Amato Pouget, 2 Fol. Pouget starb während
des Druckes des 1. Bandes (1723), die Arbeit wurde von einem
BDdem Oratorianer, P. N. Desmolets (Ingold, Essai p. 40) vollendet.
Der Sfegelbewahrer d^Armenoviile verbot im April 1723 die Fort-
letznng des Druckes; sie wurde aber von Card. Dubeis gestattet;
nur durfte Colberts Namen nicht auf das Titelblatt gesetzt und es
mnasten einige Cartons gedruckt werden (Hist. des Reil. 4, 656).
Diese lateinische Bearbeitung ist sehr oft gedruckt und in Rom nie
beanstandet, in späteren Ausgaben aber noch mehr durch Aende-
mngen und Zusätze modificirt worden. (Die neueste, mir bekannte
Ausgabe ist die von Avignon 1837, 12 vol. 8.) — Colbert erliess
1726 eine eigene Ordonnance portant condamnation du livre Insti-
tationes . . . (Oeuvres 2, 773; vgl. 2, p. XXVI) und 1732 eine
zweite gegen eine verstümmelte französische Ausgabe (2, 801) und
erklärte, nur die Ausgabe von 1702 sei die von ihm approbirte. —
Die spanische Ausgabe des Catechismus steht auch in dem span. In-
dex von 1747; das Verbot wurde aber 1782 von der Inquisition
aufgehoben. — Im Rom. Index stehen noch: Lettre d'un eccl^siasti-
que ou tb^ologal d'une cath^drale sur le oat. de Montpellier et
laröponse, Carpentras 1723, verb. 1725, und Lettres k Mgr. TEv.
d* Angers au sujet d'un pr^tendu extrait du cat. de Montpellier au-
torise jpar ce prelat, Toulouse 1752, 192 S. 12., verb. 1754, 6 Briefe
von J. B. Gaultier (N. E. 1758, 107).
2. FranQois-Philippe Mesenguy, — geb. zu Beauvais 1677,
Lehrer im College de Beauvais, 1728 als Appellant aus dieser Stellung
entfernt, er starb erst 1763, 86 Jahre alt, — ist der Verfasser der
anonymen Exposition de la doctrine chretienne, instruotions sur
les principales verit^s de la religion, Utrecht 1744, 6 vol. 12. (ver-
besserte Ausgabe Cologne 1754,* 4 vol. 8.). Das Buch wurde 1752
im Dict. Jans. 2, 136 scharf kritisirt, — S.-Beuve 3, 634 bezeichnet
Me«. als einen verspäteten Port-Royalisten, — und 1757 von der
ludex-Congr. verboten. Die N. E. 1758, 54 sagen: Das hätte man
von Benedict XIV. nicht erwarten sollen ; aber Ricohini, der Secre-
fär der Index-Congr., ist jetzt ganz jesuitisch (es wird angedeutet,
er wolle General werden und die Jesuiten, die wegen des Verbotes
der Biblioth. Jans, gegen ihn erbittert seien, versöhnen); er hat
das Buch einem Jesuiten zur Prüfung übergeben und, obsohon dieser
764 Schriften von Gegnern der Balle Unigenitus.
ein günstiges Gntaoliten abgab, anf dem Verbote bestanden und nicht
erst, wie doch der Papst verordnet, den Verfasser gehört (derselbe
hatte sich freilich nicht genannt, war aber im Dict. Jans, angegeben).
Das Bnch wurde trotz des Verbotes von einer Gesellschaft von
Geistlichen in Neapel übersetzt, und die Uebereetznng von zwei
Dominicanern 1758 approbirt und mit Genehmigung der Begierung
in 5 Bänden gedruckt: Esposizione del Simbolo. fisposizione dell'
orazione dominicale. Esp. del decaloffo. Esp. de' sagramenti. £sp.
de* comandamenti della chiesa, con 1 aggiunta di un trattato della
giustificazione, 1758 — 60. Diese italienische Ausgabe wurde bei
der Inquisition denuncirt. Die Neapolitanische Regierung beklagte
sich über die Denunciation, und Mes. selbst schrieb an Card. Pas-
sionei, um das Verbot abzuwenden. Sein Buch fand auch in Bom
Gönner. Die Monsignori Bottari und Foggini vertheilten Exemplare
gratis, und die Cardinäle Orsi und Passionei, zwei Mitglieder der
Inq., von denen der Jesuit Gordara sagt, sie hätten wegen ihrer Ge-
lehrsamkeitin besonderm Ansehen gestanden, lobten das Buch; Card.
Tamburini meinte, man könne es expurgiren, und Card. Spinelli,
man solle mit dem Verbote der Neapolitanischen Ausgabe warten,
bis eine neue verbesserte, die zu Venedig vorbereitet werde, erschie-
nen sei. Von den 12 Theologen aus verschiedenen Orden (mit Aus-
schluss der Jesuiten), denen Clemens XIII. die Prüfung des Buches
übertrug, sprachen sich nach Cordara 11 für ein unbedingtes Ver-
bot aus. In der Sitzung vom 25. Aug. 1760 stimmten mehrere
Cardinäle, nach einer Angabe die Majorität, gegen ein Verbot (das
Votum Passionei's bei Fleur. 84, 372); der Papst behielt sich die
Entscheidung vor und entschloss sich, angeblich hauptsächlich auf
Betreiben Ricchini's und Mamachi's, — dieser soll früher das Buch
sehr gelobt haben; Cordara nennt ihn eine Windfahne, — das Buch
durch ein Breve zu verdammen. Card. Passionei, der Seoretar der
Breven, ging, um dasselbe nicht unterzeichnen zu müssen, aufs
Land. Clemens XIII. schickte ihm aber das Breve nach mit dem Be-
fehle, es zu unterzeichnen oder sein Amt niederzulegen. Er unter-
schrieb, — calamum fremens frendensque arripuit, sagt Cordara,
— und eine Stunde darauf rührte ihn der Schlag ; er starb am fol-
genden Tage, 5. Juli 1761, 79 Jahre alt^).
1) Vgl. den Bericht von Cordara bei Döllinger, Beitr. 8, 32. N. £.
1761, 66. 118; 1763, 87; 1765, 204. Nach Mesenguy's Tode ersohien:
Memoire justificatif da livre Exposition. . . . Ouvrage postbome de l*abbe
Meseng^y, 1768, 850 S. 12., mit einem Avertissement von dem Abbe Le-
queux. — Cordara unterlässt nicht zu bemerken, dass einige Tage vor
Passionei Orsi, bald nach ihm Tamburini und Spinelli gestorben seien.
Von Passionei sagt er : Inimicitiam contra Jesuitas exercebat aperte et nt
ita dicam boneste, non nt quidam alii ex occulto et simulate. In Rom
machte man damals folgende Verse (Merkw. Lebensgesch. aller Cardinäle,
Regensb. 1768, III, 862): £ morto Passionei, E morto d'aocidente, Amazzato
da demente Per quel breve benedetto, Che soscrisse a suo dispetto. Piange
Speranza (sein Seoretar), Baldriotti (sein Beichtvater) fa instanza, Bottari
(sein Freund) fa tempesta, E al Geaü si fa festa. Bei Fleur. 84, 405 steht
I
Fr. Ph. Mesengy. J. J. Daguet. 766
Das Breve, vom 14. Jani 1761 datirt (Bull. cont. 2, 132),
lo^Llicli von dem Assessor S. Off. Yeterani verfasst, verdammt das
Bach, als falsche, temeräre, den apostolischen Deoreten und der
kuchlichen Praxis widersprechende, mit hereits von der Kirche yer-
dammten Sätzen übereinstimmende Sätze enthaltend, in allen Ans*
gaben nnd Uebersetzungen, auch eine etwa private cninsvis ingenio
&cta ant facienda correctio. Oleichwohl wird im Index das Breve
sieht bei der französischen, sondern nur bei der italienischen Aus-
gabe citirt, die sonderbarer Weise unter Italica interpretatio operis
iiucr. Exposition etc. steht. Noch in demselben Jahre erschien zu
Venedig eine von dem Dominicaner Patuzzi corrigirte Ausgabe,
Esposizioni suUe dottrine cristiane, die gar nicht beanstandet wurde.
— In Neapel wurde den Bischöfen im Dec. 1761 verboten, das
Breve zu publiciren, bevor es das Exequatur erhalten. Der spanische
General-Inquisitor Qnintano Bonifiaz publicirte das ihm von dem
Voncius zugestellte Breve 9. Aug. 1761. Carl III., der sich durch
das Verbot des Buches persönlich verletzt fdhlte, weil dasselbe bei
dem Unterrichte seines Sohnes gebraucht werden sollte, forderte
Bonifaz auf, seinen Erlass zurück zu nehmen. Dieser weigerte sich,
weil das der Ehre des h. Offioiums und dem Gehorsam, den er dem
Oberhaupte der Kirche schulde, zuwider sei, und wurde darauf in
ein Kloster verwiesen. Nun that er Abbitte, — auch der Nunoius
zeigte sich feige, indem er die Schuld auf Bonifaz schob, — * und
▼orde dann wieder eingesetzt. Dieser Vorfall veranlasste Carl III.,
durch eineCedula vom 18. Jan. 1762 zu verordnen: jedes päpstliche
Schreiben sei ihm vor der Publication vorzulegen, und die Inquisi-
tioii habe, wenn sie in Bom verbotene Bücher auch ihrerseits ver-
bieten wolle, dieses auf Grund eigener Prüfung und Entscheidung,
nicht auf Grund des Römischen Verbotes zu thuen^). — Mesen-
gafn Buch steht aber im Index von 1790 als 1761 verb.
3. Jacques-Joseph Duguet (Du Guet, 1649—1733), bis 1686
Oratorianfer, war ein sehr frommer und gelehrter Mann, ein stand-
bafter Appellant, aber mit manchen Extravaganzen der Partei nicht
einverstanden, le Nicole de ces temps opiniätres et querelleurs, de
ees temps insens^s et eonvulsifs (S.-Beuve 6, 71). Von seinen zahl-
reichen anonymen Schriften stehen ausser den S. 740. 742 erwähnten
im Index: Traitez sur lapri^re publique et sur les dispositions pour
offrir les ss. mjsteres et y participer avec fruit, Brux. 1708,*
304 S. 8., oft gedruckt, mit d. c. verb. 1714, für einen Canonicus
geschrieben, der ihn gefragt, was er zu thuen habe, um andächtig
das Epitaphium: Virtuti, non Roroae satisfecit. Bellarmini et Palafoxii
cansas pro beatificatione S. Sedie honore, veritatis decore solo seryando
invicte egit. In Petri faciem pro Romana gloria saepius resistens, tandem
resistente Petro, ne ultro violentiae cederet, ardua purpuratis relinquene
monamenta imitanda, in eremo sibi viventi inter Camaldulenses construoto
cessit fato.
1) Le Bret» Magasin 8, 496. Sempere, Betrachtungen 2, 90. Pelayo 3,
132.
766 Schriften yon Gegnern der Balle UnigenitaB.
sein zu können bei dem amas de priores qiie Tabus des fondations
pieuBes avait attach^es k de certaines cbarges, mit anderen Worten^
comment on ponvait Hre cbanoine et non pas en faire le metier,
mais en remplir le minist^re en conBcience, avec presence d'esprit
et de coeur pendant de si longues Offices et sans laisser i des
cbantres gag^s le sein de le loner Dien (S.-Beuve 6, 66). Dugnet
gibt darüber ganz vortreffliche Anweisungen» spricht aber neben-
bei massvoll und freimüthig, und das hat sein Buch in den Index
gebracht, über das Missliche der vielen und langen Offlcien, des
täglichen Messelesens u. dgl. — Institution d*un prince, ou tnlXi
des qualitis, des vertue et des devoirs d^un .souverain, Leyde 1739,
4 vol. 12., verb. 1745, für den Herzog von Savoyen, den spätem
König von Sardinien geschrieben, nicht im Dict. Jans. (Nouv. £d.
avec la vie de Tauteur, Londres 1750*). — Explication des qua-
litez ou des caract^res que S. Paul donne a la charite. Nouv. £d.
revue, corr., angm. 1728 (zuerst 1727), mit d. c. verb. 1746, über
1 Cor. 13, oft gedruckt (mit Dnguets Namen Brux. 1759*), in
einigen Ausgaben expurgirt (Dict. Jans. 2, 124). S.-Beuve 6, 50
sagt, Gonthier habe cet inappreciable livre, ohne den Verfasser zu
kennen (touchante ignorance!), 1824 zu Genf neu drucken lassen,
et ce livre reimprim6 sans nom faisait son chemin dans les coeurs
et op^rait, Dieu aidant, plus de bons mouvements secrets et dura-
bles qu'une tragidie dans un thäalre ne fait verser de pleurs^).
Von einer schon 1684 erschienenen Schrift (von Simon-Michel
Treuv6, 1668—1730) Le directenr spirituel pour ceux qui n'en ont
point, wurde sonderbarer Weise nur eine 1 703 erschienene englische
Uebersetzung, The spiritual director for those who have none, und
diese erst 1729 verb. (im span. Index steht das Original). Im Dict.
Jans. 1, 442 wird dem Verfasser zum Vorwurf gemacht, dass er
mehrere schlechte Bücher, u. a. seine eigenen Instructions empfehle,
davon abrathe, während der Messe den Rosenkranz oder Psalmen
zu beten u. dgl., und „tausend andere Thorheiten vortrag^'*^). Die
für Mad. de Longueville geschriebene Instruction sur les dispositions
qu'on doit apporter aux sacrements de p^nitence et d'eucharistie,
1676, von der viele Auflagen erschienen (u. a. Paris 1710*) und
die im Dict. Jans. 2, 382 viel schärfer kritisirt wird, ist nicht verb.
Ausserdem stehen noch folgende französische Schriften im In-
dex: Dissertation sur les vertus th^ologales, 1744, verb. 1746
(Dict. Jans. 1, 502). — Memoire servant de clef de David, on le
molinisme et le materialisme demasques, von der Inq. verb. 1759.
— Instructions sur les verites de la grace et de la predesti-
nation en faveur des simples fidMes, Nouv. Ed. Avignon 1748*
(Dict. Jans. 2, 538, von Nie. Hugot), erst 1768 verb., gleichseitig
1) S.-Beuve 6, 3 handelt ausführlich über Dugnet. Vgl. L'esprit de
M. Duguet ou precis de la morale chr6t. tir6 de ses ouvr&ges, Par. 1764*,
490 S. 12.
2) Wittola gab 1771 eine deutsche Uebersetzung heraus (N. £. 1772,
188). Üeber Treuve s. Morery, Suppl.
J
S. M. Treuve. L. Fr. Bonnier n. t. 767
eine italieniselie Uebersetznng : Le verilÄ della grazia. — R^ponse
SBx diffienlt^B propos^s anx snjet d*nn äcrit: Dernier eclaircisse*
ment snr les vertue th^oL, verb. 1750.
4. Unter den Schriften, die von den Jesuiten im Biet. Jans.
md sonst als Jansenistiscli dennncirt, aber nicht verb. wurden, ist
die bedeutendste : De l'action de Dien snr les creatures, trait6 dans
leqael on prouve la premotion physique par le raisonnement et o&
Ton examine plusieurs questions qui on rapport k la nature des
espritB et k la gr^ce, Paris 1713*, 2 vol. 4. (6 vol. 12.), 1714 vom
Canseil d'etat verb., im Dict. Jans. 1,38 als insinuant d'un bout k
Fantre le Jansenisme, le Calvinisme et le Spinoeisme ( ! der Verfasser
war Thomist und Cartesianer; Bouillier 2,311) bezeichnet. Der
Verfasaer ist L.-Fr. Boursier (1679—1748), nach S.-Beuve 6,79 le
grand personnage iniluent k Paris et le directeur du Jans^nisme
central, der Concipient der Appellation der vier Bischöfe und vieler
bischöflichen Actenstücke. Es erschienen mehrere Gegenschriften
(o. a. von Malebranche R^flexions sur la premotion physique, 1715)
und als Vertheidigung gegen diese Hist. et analyse du livre de
TAction de Dieu aveo des opuscules de M. Boursier rälatifs k cet
oovrage, 1753, 3 vol. 12., von Chr. Coudrette (Werner, Suarez
1,529. Migne 2, 346). — Die 12 Lettres k un eccl^siastique sur la
jastice chr^tienne et les moyens de la conserver ou de la r^parer»
1733, 1734 von der Sorbonne ausführlich censurirt (nicht, wie im
Diet. Jans. 2, 393 angegeben wird, von dem Oratorianer Gaspard
Terrasson ; Migne 2, 869), sind von Boursier revidirt.
Louis- Jacques Chapt de Rastignac, 1724 — 50 Erzbischof von
Tours, zog sich die Ungnade der Jesuiten zu durch die Verdammung
des Buches von Pichon und durch drei gegen dessen Grundsätze
gerichtete ausführliche Instructions pastorales sur la p6nitence, sur
la communion und sur la justice chretienne par rapport aux sacre-
ments de p^nitence et d'euoharistie. Die letzte (1749*, 200 S. 4.),
die der Appellant P.-E. Gourlin verfasst haben soll, wird im Dict.
Jans. 2, 297 — 320 als von Anfang bis zu Ende voll Bajanismus,
Jansenismus und Quesnelismus bezeichnet; der König Hess ihm durch
den Card, de Bohan Vorstellungen darüber machen ; es erschien da-
gegen eine Lettre de M. *** k un de ses amis, angeblich von einem
Abbi Cussac, vielfach Patouillet zugeschrieben. Der alte Erzbischof
Terdanimte diese in einem Mandement, erklärte, er acoeptire die
Bulle, nehme aber seine Instruction nicht zurück. Im Index steht
sie nicht, auch nicht die Uebersetzung : Trattato dommatico e morale
della giustizia cristiana, Ven. 1751, 4. Ed. Flor. 1791, obschon im
ßiom. eccl. 6, 172 „der Quesnelist Gourlin'^ als Verfasser bezeichnet
wurde. — Als halber Jansenist wurde auch Bossuet angesehen (Corr.
de F^n. 8, 573). Seine El^vations sur les mystiree, 1727, 2 vol.,
und Meditations sur VEvangile 1731, 4 vol. (Oeuvres vol. 8 — 10),
yon seinem Neffen, dem Bischof von Troyes herausgegeben, von Du-
guet in der Einleitung zu den N. E. 1, 4 als der Bulle Unig. durch-
aus widersprechend bezeichnet, stehen im Dict. Jans., aber doch
nicht im Iudex. Die Mem. de Trevoux bestritten sogar die Echtheit;
768 Schriften von Gegnern der Bulle ünigenitus.
der Bischof von Troyes konnte aber die Original-Handschrift vor-
legen. — Eine von dem Erzbischof Yintimille 1735 eingeführte
neue Ausgabe des Pariser Breviers wurde als Jansenistisch ange-
griffen, — eine dagegen gerichtete sehr heftige Lettre liess das
Parlament verbrennen, — auch Clemens XII. schrieb darüber unzu-
Meden an den Nuncius; Card. Fleury bewirkte aber, dass man die
Sache in Rom nicht weiter verfolgte^).
5. Das 1757 verbotene Werk des Abbi Bonaventure Kacine
(1708 — 55) heisst: Abr6ge de l'histoire eccUsiastique contenant
les ivenements considerables de ohaque si^le avec des reflexions,
Col. 1752^ 15 vol. 8.; als 16. Band wird das oben S. 590 erwähnte
Buch von Clemencet bezeichnet. Im span. Index stehen alle 16
Bände als 1787 strenge verb. — Die mit Eacine's Namen gedruck-
ten Reflexions sur ohaque siicle de Thist. eocl., Nouv. ed. Col. 1759*,
2 vol. 8., und die von Clemencet herausgegebenen Oeuvres post-
humes (N. £. 1759, 160) sind nicht verb., auch nicht die italie-
nische Ausgabe : Storia ecclesiastica divisa per secoli con riflessioni,
Fir. 1778—84, 21 vol. 4., nachgedruckt in Neapel, die im G. eccl.
2, 98 und in Le Raciniane, owero lottere di un cattolico ad un
partigiano della Storia eccl. di B. Racine, s. 1. et a. (Gr. eccl. 3, 49)
ausführlich kritisirt wurde. — Das 1752 verbotene Abrege chro-
nologique de Thist. eccl., Paris 1751, 2 vol., ist von dem Parla-
mentsadvocaten Phil. Macquer. 1757 erschien eine 2. Ausgabe, 1768
eine 3. Feller sagt, die späteren Ausgaben seien von den Janse-
nisten entstellt und der der 3. von Abbe Dinouart beigefügte 3. Band
sei ganz fanatisch. Yerb. ist aber nicht, wie die Biogr. univ. an-
gibt, die 3., sondern schon die 1. Ausgabe. — Von den vielen und
theilweise umfangreichen geschichtlichen und biographischen Schriften
über Port-Royal, die Appellanten u. s. w. (Reuchlin, Port-Royal
2, 637) stehen nur ganz wenige im Index: Vies interessantes et
^difiantes des amis de Port-Royal, Utrecht 1751, verb. 1754; — La
veritable v i e d'Anne Geneviöve de Bourbon, duchesse de Longne-
ville, par Tauteur des Anecdotes de la Constitution Unig., Amst
1739, verb. 1742, von Villefore (S. 745; über die Rolle, welche die
Herzogin, f 1679 bei den Karmeliterinnen zu Paris, in den kirch-
lichen Angelegenheiten spielte, s. S.-Beuve 4, 366; 5,124).
In einem Briefe an F^neion vom J. 1713 (Corr. 4, 221) klagt
der Jesuit Lallemant, die 1712 erschienene neue Ausgabe des Dic-
tionnaire von Louis Mor6ry, an der Dupin mitgearbeitet, sei voll
von choses favorables au parti [Jansäniste] ; es scheine, dass manche
Aenderungen, die vorgeschrieben worden, in den in die Provinz ge-
sandten Exemplaren nicht gemacht seien. An der Ausgabe von
1732 arbeitete der in literargeschichtlichen Dingen sehr bewanderte
Appellant Claude-Pierre Goujet (1697—1767) mit (er hat auch Ni-
c6ron werthvolle Beiträge geliefert). 1735 gab er ein Supplement
zu Mor^ry in 2 Fol. heraus. Dasselbe wurde in Paris gedruckt,
1) Rocquain p. 88. Fleur. 75, 267. Quirini Comm. 3, 293. 204.
B. Racine. J. B. da Chesne. N. Burlamacohi ü. a. 76d
aber der Verkauf yerboten, bis 74 Cartons dazu gedruckt worden
wircD, welche im Auftrage des Card. Fleury Abbe Thierry machte.
GoBJet Hess die Bände ohne Cartons nochmals drucken. 1749 er-
leiden ein zweites Supplement in 2 Fol., in welchem aber auch in
den meisten Exemplaren einige Artikel, u. a. über Quesnel und Pe-
titpied, beseitigt sind (Ingold p. 51). Goujets erstes Supplement
vnrde im Dict. Jans. 4, 20 als den Jansenisten und Appellanten
günstig angegriffen (Picot 4, 320), steht aber nicht im Index. —
Dietionnaire historique, litt^raire et crit., contenant une id6e
abrigee de la vie et des ouvrages des hommes illustres en tout temps
et en toutpays, 1758, 6 vol. 8., verb. 1762, ist von dem Appellanten
Abbe Pierre Barral (Picot 4,353; N. E. 1759, 124).
Histoire du Baianisme ou de l'heresie de Michael Baius, avec
des Dotes bist., chronol., et crit., suivie d'^claircissements theol. et
d'nn recneil de pi^es justificatives, par le P. J. B. [Philipotean]
do Chesne Douay (Paris) 1731, 4., verb. 1734. Der Verf.,
ein Jesuit, "f 1 755, handelt über Bajus, den Streit der Löwener mit
Lnsius und über Jansenius, Saint Cyran, Barcos und Gibieuf. Es
erschienen Gegenschriften, nicht nur von Le Gros und Coudrette,
»mdem auch von Orsi (eine Vertheidigung des P. Soto, Rom 1734,
Hurter 2, 1378) und von Billuart (Apologie du P. Pierre Soto et
des anciennes censures de Louvain . . . par Louis de Lomanise,
1738). Die N. E. 1739, 50 sagen: Du Chesne findet bei P. Soto
das £i des Bajanismus uud Jansenismus; der Dominicaner Orsi hat
eine 400 S. 4. starke Apologie des P. Soto geschrieben, die dem
Papste gewidmet ist, und in welcher er dem Jesuiten auch andere
Verleumdungen nachweist ^).
In der Merkwürdigen Lebensgesch. aller Cardinäle des 18.
Jahrh., Regensb. 1768, 1, 303, und danach bei Lor. Cardella, Me-
morie stör, de' Cardinali, Rom 1793, 8, 197 und Fleur. 73, 409
wird berichtet : in Holland sei eine Schrift contra regalia Sedis ap.
unter dem ^amen des 1723 gestorbenen Card. Dubois erschienen,
worin dieser als Gönner der Jansenisten und Appellanten dargestellt
werde ; Clemens XII. habe eine Congregation von 7 Cardin älen
mit Lanfredi als Secretär mit der Prüfung des Buches beauftragt und
auf deren Gutachten hin dasselbe 23. Dec. 1730 verboten' und die
Gelehrten aufgefordert, es zu widerlegen. Ich finde sonst nichts
darüber; ein derartiges Buch steht auch nicht im Index.
6. Von einem Abate Nie. Barlamacchi aus Lucca berichten
N. E. 1732, 73, er sei in Paris mit den Herren von Port-Royal
befreundet gewesen, nach seiner Rückkehr nach Italien Canonicus
[^worden, wegen einer Uebersetzung des Lebens Ranc^'s und der
RMexions von Quesnel der Inquisition denuncirt worden, 1720 nach
Prankreich geflohen, habe sich erst bei den Carmelitern, dann bei
den Carthättsem in der Nfthe von Marseille aufgehalten und sei
1) Da Chesne wird, obschon er im Index steht, von Scheeben im
Katholik 1868, J, 282 sehr gelobt.
Beiucl], Index II. 49
n
770 Schriften von Gegnern der Bulle Ünigenitiu.
17S2 in sehr hohem Alter gestorben. Im Index stehen von ihm:
La Bcienza della salute ristretta in qnelle due parole: Foohi sono
gli eletti. Trattato dogmatico portato dal frances dair ab. Nie. Bar-
lamacchi, Lucca 1707, verb. 1709, und Vita di D. Armando Giov.
le Bouth liier di Hanse, .... raccolta da qnella, che a scritta in
lingua francese Tabate di Marsollier, pubblicata nelP idioma italiano
dair abate Nie. Barlamacchi, Nobile Lncchese, Lucca 1 706, mit
d. c. verb. 1718. — 1725 wurde verb. Dissertatio de gratia se-
ipsa efficaci et de praedestinatione, Col. (Yen.) 1717, 8., von dem
Mailänder Celso Migliavacca (f 1755 als Generalabt der Lateranen-
sischen Chorherren; Hurter 2, 1365). Von p. 117 an stehen darin
Observationes über Serry und de Meyer (S. 308), die im Index als
besondere Schrift stehen. Migliavacca gerieth später in eine Contro-
verse mit dem Marchese Scipio Maffei. Dieser liess sich von den
Jesuiten und dem Card. Bissy bereden, ein italienisches Werk gegen
die Jansenisten zu schreiben, und P. Tournemine rieth ihm, dasselbe
in Rom erscheinen zu lassen, damit es um so mehr Autorität hätte.
Er übergab dem Cardinal Kiviera das Manuscript und Faure, Comm.
p. 256 sagt, er habe auch die Approbation erhalten, die Dominicaner
hätten aber den Druck in Rom (unter Clemens XII. und Benedict
XIV.) hintertrieben. Card. Passionei sagt, Benedict XIV. sei von
verschiedenen Seiten aufgefordert -worden, den Druck nicht zu ge-
statten. Der Papst war Maffei sehr gewogen, wird aber über seine
theologische Dilettanten-Arbeit nicht sehr erbaut gewesen sein. Pas-
sionei erzählt von Maffei, er habe ihm, als er an dem Werke arbei-
tete, versichert, bis jetzt habe noch niemand den Augustinus recht
verstanden, gleichzeitig aber gestanden, er habe den Augustinus
selbst noch nicht durchgelesen^). Das Buch erschien 1742* zu Trient
(Roveredo): Istoria teologica delle dottrine e delle opinioni corse ut
clnque primi secoli della chiesa in proposito della divina grazia, del
libero arbitrio e della predestinazione (lateinisch von dem Jesuiten
Friedr. Reiffenberg, Frkf. 1756*, Fol., dem Weihbischof Hontheim
gewidmet). Es erschienen dagegen scharfe Animadversiones in Hi-
storiam theol. . . ., Frcf. 1750, und gegen Maffei*s Risposta all'
anonimo impugnatore dell' Istoria teoL, Verona 1750, eine Difesa
deir animadversioni. Maffei schrieb noch weitere Repliken, zuletzt
Giansenismo nuovo dimostrato nelle consegueuze il medesimo e
anche peggiore del vecchio, Ven. 1752. (Seine Streitschriften sind
der lateinischen Uebersetzung der Istoria beigefügt.) Maffei liess sich
einreden, Concina sei der Verfasser der Streitsclu*iften, und beklagte
sich über ihn bei dem Papste und mehreren Cardinälen, nahm aber
die Klage zurück, als ihm Concina in einem Briefe versicherte, er
sei nicht der Verfasser. Die Schriften sind von Celso Migliavacca.
In den Index: kam keine dieser Schriften; Maffei erwirkte aber, dasa
Migliavacca verboten wurde, die Gontro verse fortzusetzen, und so
1) Die Bemerkungen von Passionei in seinem Votum über Bellarmin,
Fleur. 82, 200; vgl. Fabr. 9, 117. Vita del P. Concina p. 168.
J
Die ehineBischen and malabar. Gebrauche. 771
bKeb dessen Widerlegung des Griansenismo ungedmckt (Giornale de '
letteraü per l'a. 1745 [Rom], p. 47).
71. Der Streit fiber die chinesischen nnd
malabarisehen Gebränehe.
Unter Clemens XL wurde zunächst durch ein Decret der
Inquisition vom J. 1710, dann durch eine Bulle vom J. 1715
der langjährige Streit der Missionare aus dem Jesuitenorden und
der aus den anderen Orden tiber die Frage, ob den bekehrten
Chinesen die Beibehaltung gewisser Gebräuche gestattet werden
könne oder nicht, zu Ungunsten der Jesuiten entschieden. Die
Inquisition verbot zugleich alle ohne ihre oder des Papstes aus-
drückliche Erlaubniss veröffentlichten Schriften, in denen von
den chinesischen Gebräuchen oder den dartlber entstandenen
Controversen gehandelt werde, ein Verbot, welches von Benedict
XIV. in die Decreta generalia IV, 6 aufgenommen und u. a. 1722
auf den über diesen Gegenstand handelnden Theil der grossen
Geschichte des Jesuitenordens (von Juvencius) angewendet wurde.
Der Streit dauerte fort und Benedict XIV. erliess darüber 2. Juli
1742 eine neue Bulle. Er entschied durch eine zweite Bulle vom
12. Sept. 1744 auch den analogen Streit in Ostindien (über die
malabarisehen Gebräuche) nnd liess 1745 durch die Inquisition
das umfangreiche Werk des Gapnciners Norbert verbieten. Sonst
sind von den zahlreichen über die beiden Controversen erschie-
nenen Schriften nur wenige speciell verboten^).
1. In der Bulle Benedicts XIV. vom 2. Juli 1742 wird über die
früheren Römischen Entscheidungen über die chinesischen Gebräuche
folgendes berichtet: Im J. 1645 wurden einige von dem Domini-
caner Jo. B. Morales vorgelegte Fragen von der Propaganda dahin
beantwortet, die darin erwähnten Gebräuche seien als abergläubisch
anzasehen, und Innocenz X. gebot den Missionaren unter Androhung
der Excomm. l. sent., diese Entscheidung bis auf weiteres zu beob-
achten. Unter Alexander VII. wurden weitere Fragen, welche der
Jesuit Martin vorlegte, von der Inq. Fer. V. 23. März 1656 (Arg.
in b 592) in einem den Jesuiten günstigen Sinne entschieden.
1) Racine 12, 234. Gieseler, K.*G.8, 2, 659. Picot 1, 9; 4, 62. Cerri,
EUt präsent p. 202. Deutscher Merkur 1882, 345.
772 Die ohinesischen nnd malabar. Gebraache.
Unter Clemens IX. erklärte dann die Inq. 1669 wieder, durch die
Entscbeidung von 1656 sei die von 1645 nicht aufgehoben. Da die
Streitigkeiten fortdauerten, beauftragte Innocenz XII. die Inq., die
Sache gründlich zu untersuchen; die Untersuchung wurde unter
Clemens XI. fortgesetzt, und nachdem beide Parteien gehört worden,
gab die Inq. Fer. V. 20. Nov. 1704 (Bull, cont 2, 389) eine den
Dominicanern günstige Entscheidung. Diese wurde dem 1702 als
Visitator nach China gesandten Patriarchen von Antiochia, Carl Thomas
Maillard de Tournon übersandt und von diesem 25. Jan. 1707 promul-
girt^). Da die Jesuiten dieselbe, wie Ben. sagt, eludere inanibusque
rationibus effugere versuchten, so verordnete die Inq. Fer. V. 25. Sept.
1710: die Entscheidung von 1704 und das Decret Toumons seien
zu beobachten, letzteres im Sinne der erstem zu interpretiren. Da
der Streit fortdauerte, bestätigte Clemens XL die Entscheidung der
Inq. durch eine Bulle vom 19. März 1715, in welcher zugleich ver-
ordnet wurde, dass alle Missionare eidlich Gehorsam zu geloben
hätten. — Das Decret der Inq. von 1710 verbietet zugleich unter
Androhung der Excomm. 1. sent., irgendwelche Schriften, Berichte,
Thesen oder Blätter, in denen ex professo oder incidenter von den
chinesischen Gebräuchen oder den darüber entstandenen Controversen
gehandelt werde, ohne ausdrückliche Erlaubniss des Papstes oder
der Inq. zu veröffentlichen ; die ohne solche Erlaubniss erscheinenden
Schriften seien ohne weitere Declaration als verboten anzusehen;
über die bereits erschienenen bleibe die Entscheidung vorbehalten.
Wegen dieser Bestimmung ist das Decret in mehreren seit 1710
erschienenen Index-Ausgaben abgedruckt ; seit Ben. steht sie in den
Decr. gen. IV, 6. — Die Propaganda hatte schon in einem Decrete
vom 19. Dec. 1672, welches Clemens X. 1. März 1673 und 6. Apr.
1674 bestätigt hatte, eine ähnliche Verordnung erlassen (S. 15).
Im J. 1710 erschien von der von Orlandini begonnenen Historia
Societatis Jesu der von Jos. Ju vencius (de Jouvancy) bearbeitete,
die Jahre 1591 — 1616 behandelnde Tomus posterior des 5. Theiles.
In Bezug auf diesen Band erklärte die Inq. 29. Juli 1722: Prohi-
bentur ea, quae concernunt ritus Sinenses, quibus deletis über per-
mittitur. Der Band war von dem Mag. 8. Pal. approbirt; aber von
den beiden Theologen, denen dieser die Censur übertragen hatte, er-
klärte der eine, der Dominicaner Minorelli, der über China handelnde
l) Tournon, ein Piemontese, wurde durch ein Breve vom 2. Juli
1702 zum Visitator mit den Rechten eines Legatus a latere ernannt. Er
kam im Nov. 1703 in Pondichery an, publicirte 23. Juli 1704 ein Decret
über die malabarisohen Gebräuche, ernannte den Jesuiten Yisdelou, der
die Ansichten der anderen Jesuiten missbilligte, zum Bischof von Claudio-
pol is und beauftragte ihn, die Ausführung des Decrets zu überwachen.
1705 kam Tournon nach China, erliess zu Nanking 25. Jan. 1707 ein Decret
über die chinesischen Gebrauche, wurde darauf nach Macao gebracht und
starb dort im Gefangniss 8. Juni 1710, wahrscheinlich an Gift. Am 1. Aug.
1707 war er zum Cardinal ernannt worden. Huber, Jesuitenorden S. 198.
Friedrich, Zur Vertheidigung meines Tagebuchs, 1872, S. 11.
r
J. JavencioB. A. Rnbino. 775
Abttlmitt sei ihm gar nicht vorgelegt worden, der andere, Fontanini,
es seien yiele Stellen gedruckt worden, die er im Mannsoript ge-
strichen habe (Harenberg, Gesch. der Jes. I, Vorn). Andere Bücher
wurden nicht ansdrücklich verb., z. B. Examen des fansset^s snr
Iss cnltes chinois avanc^es par le P. J. Jonvancy . . ., trad. d'un
ecrit latin compos^ par le F. Minorelli, 1714, 184 S. 12., nach
Bäcker 1 , 418 verfasat von dem Lazaristen Cbarles Maigrot, Bischof
▼on Conen, apost. Vicar in China, übers, von Nie. Fetitpied, —
Idohlatria Jeanitamm in regno Chinae (Qa6tif 2, 779), — anch
nickt die schon 1709 erschienene Difesa del gindizio formato dalla
8. Sede apost. 20. Nov. 1704 e pnbblicato dal Card. diTonmon. ..
oontro nn libro sedizioso : Alcnne riflessioni intomo alle cose presenti
della Cina (von Senry). Das Buch von Jnvencius wurde 1713 auch
von dem Pariser Parlament verboten. Der Provincial Dauchez und
drei andere Pariser Jesuiten unterzeichneten damals eine Erklärung,
sog welcher sich die Gründe des Yerbotes ergeben: Wir erkennen
an, dass er bei der Besprechung der französischen Wirren gegen
Ende des 16. Jahrb. Ausdrücke gebraucht, die für eine Partei günstig
klingen, von der man nur mit Abscheu reden kann ; dass er bei der
Besprechung gewisser Werke, die durch die Parlamentsbeschlüsse
▼on 1610 ff. verdammt worden sind (§ 44), und einiger anderer
Bücher, die dieselbe Lehre enthalten, die Verfasser entschuldigt,
md dass manche seiner Ausdrücke wie eine Billigung der vom Parla-
mente verdammten Lehre klingen . . . Wir sind weit entfernt, solche
Ansichten zu theilen ; wir halten fest an den französischen Gesetzen,
Maximen und Gewohnheiten bezüglich der königlichen Gewalt, die
in weltlichen Dingen weder direct noch indirect von einer andern
Gewalt auf Erden abhängig ist und nur Gott über sich hat; wir
verdammen die Lehre der Bücher, die das Parlament verdammt hat,
und aller ähnlichen Bücher... Wir bedauern die Fehler, die einem
Schriftsteller entschlüpft sind, der nicht in Frankreich und unter
unseren Augen gearbeitet hat. Wir werden dafür sorgen, dass sich
in die Fortsetzung nichts unserer Erklärung Widersprechendes ein-
schleicht und dass der Verfasser in der kürzern Geschichte des
Ordens, an der er eben arbeitet, sich dieser Erklärung entsprechend
ausdrückt^). — Diese kürzere Geschichte ist nicht erschienen.
Vor 1710 war, abgesehen von dem Teatro jesuitico, der Morale
pratique, dem Buche von Le Tellier u. dgl., nur verb. Metodo della
dottrina che i Padri della Compagnia di Giesü insegnano ai neofiti
Belle missioni della Cina, con la risposta all' objettioni di alcuni
moderni che la impugnano; opera del P. Antonio Kubino della C.
di G., Visitatore della Provincia di Giappone e Cina, trad. dal por-
tughese in ital. dal F. Giov. Fil. de Marini della medesima Comp., aggi-
untovi al fine un breve trattato della forma del battesimo pronuntiata
1) Becueil de pi^oes touchont VHist. de la Comp, de J. par J. Juv.
sapprimee par arret du Pari, de Paris 24. Mars 1718, Liege (Amst.) 1718,
M2 S. 12., von Nie. Petitpied. Avr. 4, 822. Harenberg, Gesch. der Jes. 2,
1268.
774 Die chinesischen und malabar. Gebräuche.
in lingua Tnmkinese e propoBti alcnni casi di matrimonii colk ocooni,
verb. 1680. — 1720 verbot die Inq. Inform atio pro veritate contra
iniqniorem famam sparsam per Sinas cum calamnia Fatmm Soc. J.
et detrimento missionis communicata missionariis in imperio Sinensi
a. 1717.
Faure, Comm. p. 106. 115 bemerkt: auch in diesem Streite
seien die Dominicaner mit den Jansenisten yerbündet gewesen; in
einer 1700 von, den Jesuiten der Inquisition überreichten Denkschrift
werde darüber geklagt, dass die bei der Inq. angestellten Domini-
caner den holländischen Jansenisten (Amauld für seine Morale
pratiqne) Aotenstücke zur Verfügung gestellt hätten. — Abb^ Bossnet
(Oeuvres 41, 122) spricht 1698 von einer Denkschrift von 700 Seiten,
welche die Jesuiten namentlich gegen Maigrot hätten drucken lassen
und deren Verfasser P. Dez sei. — 1702 bemühte sich P. de La
Chaise französische Bischöfe zu. Aensserungen zu Gunsten der Jesuiten
zu veranlassen (Bossuet 38, 341).
Die Sorbonne censurirte 1700 drei Bücher von Jesuiten: Noa-
veaux mimoires fiur T^tat prösent de la Chine, Par. 1669 — 97 (von
Louis Le Comte) ; Bist, de T^dit de TEmperenr de la Chine, 1698 (von
Ch. Le Gobien, 3. Band der Nouv. m6m.); Lettre sur les ceremonies
de la Chine, Li^ge 1700, worin u. a. der Satz vorkommt: Die christ-
liche Beligion ist in ihren Prinoipien und Fundamentalpunkten identisch
mit der alten Beligion, zu welcher sich die Weisen und die ersten
Kaiser von China bekannten ^).
2. Die zweite Bulle Benedicts XIV. berichtet über die Strei-
tigkeiten in Ostindien: Ein von dem Legaten Toumon 23. Juni
1704 erlassenes Edict wurde unter Clemens XI. von der Inquisition
Fer. V. 7. Jan. 1706 bis auf weiteres bestätigt (und nur bezüglich
einiger Punkte eine weitere Untersuchung vorbehalten). Dieses
Decret wurde mit einem Breve vom 17. Sept. 1712 nochmals, von
der Propaganda 1714 zum dritten Male nach Ostindien gesandt Da
Missionare, die nach Rom kamen, um eine Milderung desselben baten,
ordnete ClemensXI. eine nochmalige Untersuchung an. Benedict XUI.
bestätigt« in einem Breve vom 12. Dec. 1727 Tournons Anordnungen
in ihrem ganzen Umfange. Unter Clemens XII. fand eine noch-
malige Untersuchung statt, bei der beide Parteien von der Inq. ge-
hört wurden. Darauf wurden die meisten Entscheidungen Tournons
durch Breven vom 24. Aug. 1734 und 13. Mai 1739 bestätigt und
die Missionare verpflichtet, eidlich (rehorsam zu geloben. Durch die
Bulle Benedicts XIV. wurden dann einzelne Punkte gemildert. —
1) Arg. III a 156. Avr. 4, 166. Boseuet 88, 265. Aehnliche Sätze aus
JuvenciuRbeiGie8eler2, 2, t>ül. — Le Gobien, f 1708, gab audi die ersten
Bände der Lettres edifiantes et curieases (1708 — 76, 34 vol.) heraas, vol.
9—26 J. B. du Halde, f 1743. Von des letztern Description de la Chine
handelt der 8. Band über die Controverse. Der Jesuiten-Greneral veröffent-
lichte einen Brief an Clemens XII. vom 12. Apr. 1789, worin er alles des-
avouirte, was Du Halde mit Verletzung desDecretes von 1710 geschrieben.
A. J. P. 2, 2648.
r
P. Norberte.
77B
Zwei Hirtenbriefe, in denen Mezzobarba 1721 einige Punkte in einem
nildem Sinne entschieden, wnrden dnrch ein Breve Clemens' XII.
Tom 26. Nov. 1739 nnd dann in der Bulle Benedict« XIV. cassirt.
Ein Hauptwerk über die Controverse in Ostindien, — es ent-
hält namentlicb die betreffenden Actenstücke ziemlich vollständig,
— sind die Memorie istoriche presentate al P. Benedetto XIV. in-
torno alle missioni dell' Indie orientali, in cui dassi a divedere, che
i PP. Cappnccini Missionarj hanno avuto motivo di separarsi di
eomunione da i ER. PP. Missionarj Gesuiti, per aver essi ricusato
di flottomettersi al Decreto dell' £m. Card, di Tonmon . . opera
M. B.P. Norberte Cappuccino Lorenese, Missionario Apost. e Pro-
eniatore delle prefate missioni nelia corte di Borna . . . tradotta
dalFrancese. Lucca 1744,* 3 vol. 4. Norbert, — er hiees in saeculo
Pierre Curel Parisot und war geb. zu Bar-le-Duc 1697, — hatte
das Werk französisch geschrieben und Benedict mit einem Briefe
vom 11. Mai 1742 übersandt. Der Papst antwortete 9. Juni: „Ich
habe bereits angefangen das Buch zu lesen; du darfst überzeugt
sein, dass ich es ganz lesen und dann Hand anlegen werde, die
üebelstände zu beseitigen^ ^). Norbert hatte dann das Buch durch
seinen Ordensgenossen Agostino da Parma ins Italienische über-
setzen lassen, und zwei Komische Theologen, ein Piarist und ein
Observant) der Qualificator der Inquisition und Consultor des Index
war, hatten es gutgeheissen. £s scheint aber, dass in Born die
Druckerlanbniss nicht ertheilt wurde. Der Erzbischof von Lucca
ertheilte die Approbation, nachdem er das Buch durch den Domini-
caner Stephan Maria Mansi hatte prüfen lassen. Der Werth des
Buches wird auch durch die eigenthümliche Motivirung des Verbotes
anerkannt. Diese erfolgte durch ein langes (wohl von Benedict XIV.
selbst verfasstes) Decret der Inq. .von Per. Y. 1. Apr. 1745 (A. J.
P. 1, 1257), worin es heisst: Das Buch sei ohne Erlaubniss des
Cardinal-Vicars und des Mag. S. Pal. ausserhalb Roms veröffentlicht
worden im Widerspruche mit dem Decrete der Inq. von 1625 (I
S.341); es handele von Missionen nnd sei ohne Erlaubniss der Pro-
paganda veröffentlicht worden im Widerspruch mit dem Decrete von
1672 (S. 772); es verdiene also schon aus diesen Gründen verboten zu
werden; der Papst habe es aber auch durch Theologen prüfen und
deren Gutachten den Cardinälen der Inq. mittheilen lassen und ver-
biete es auch darum, weil es Aegerniss erregen müsse. P. Norbert
sage in seinem Buche wiederholt: wenn der Jesuit Job. de Brito
selig gesprochen werden würde, würden die Malabaren darin eine Aner-
kennung der Zulässigkeit ihrer Gebräuche finden, während doch in
dem die Seligsprechung betreffenden Decrete vom 2. Juli 1741
ausdr&cklich gesagt sei: falls wirklich Brito nach dem päpstlichen
1) Der Brief ist abgedruckt in Requete et apologie pour l'abb^ Curel
Parisot, dit Platel, oi-devant P. Norbert Capucin, au chapitre g^n. de tont
Pordre des Capucins assemblS ä Borne au mois de Mai 1761, dress^ par
lui, envoyee de Lisbonne au mois d'Avril de la meme aunee (88 S. 8.),
beigeb. dem Manuel des Inquisiteurs (von Morellet), Lisb. 1762*.
N
776 Die chinesischen und malabar. Gebräuche.
Verbote die malabarischen Gebräache geduldet habe, würde das
darum seiner Seligsprechung nicht im Wege stehen, weil dieses
Vergehen durch das Martyrium gesühnt sein würde ; Norbert habe
denn auch in einer dem Papste und der Inq. eingereichten Apologie
gestanden, dass er jenes Decret nicht gekannt habe. Der Papst erkläre
übrigens ausdrücklich, dass das Verbot des Buches von Norbert
seiner Bulle vom J. 1744 keinen Eintrag thuen solle. Schliesslich
schärfe er die oben erwähnten Decrete von 1625 und 1672 ein,
unter Androhung der reservirten £zcomm. 1. sent. Diese Einschär*
fung wurde durch ein besonderes Decret von Fer. V. 17. Oot. 1744
publicirt. — Faure, Comm. p. 226 behauptet, der Commissar der
Inq. habe nach dem Verbote der Memorie noch ein ganzes Jahr den
Verkauf derselben in Rom geduldet; erst Klagen, die aus Frankreich
und Portugal eingelaufen, hätten dem ein Ende gemacht. — Die
französische Ausgabe, M^moires bist., apologätiques . . . prisent^
en 1751 au S. P. Benott XIV., London 1751, 3 voL, wurde durch
ein Decret der Inq. Fer. IV. 24. Nov. 1751 (A. J. P. 1, 1261)
unter Bezugnahme auf das Decret von 1745 verb. — 1759 wurde
Norbert von Clemens XIII. säcularisirt^); er nannte sich nun Abbe
P. G. Platel und gab unter diesem Namen eine vermehrte Ausgabe
seines Werkes heraus; M^moires bist, sur les affaires des J^snites
avec le Saint Si6ge . . . Lissabon 1766, 7 vol. 4., dem Könige von
Portugal dedioirt, mit Approbation des Patriarchen und der Inqui-
sition.
Ausserdem wurden unter Benedict XIV. noch von der Inq.
1 746 verb. : Lettres idifiantes et curieuses sur la visite apostolique
de M. de la Baume, Eveque d'Halicarnasse, k la Cochinchine en Ta.
1740, oü Ton voit . . . la conduite des missionnaires J^s. . . .
pour servir de continuation aux Jtf6m. bist du R. P. Norbert, par
M. Favre, Prdtre suisse, . . Provisitateur de la m6me visite, Ven.
17462j, — nnd Lettre au sujet de la Bulle de N. S. P. le Pape
1) Das Brave vom 24. Apr. 1759, Dilecto filio Norberto a Lotha-
ringia, in der Requete p. 51. Die Entlassung aus dem Orden absque
ullo poenaram eccl. incursu aut irregularitatis nota wird darin so motivirt:
cum ob graves quas passus fuisti persecutiones propter patefactas Nereo
Card. Gorsini (dem Secretar der Inquisition) ac Nobis plane notas rationes
molestia affectus et insectatus longe vagari cogaris. Auch von seinem
Ordensobem in Toul wurde Norbert in anerkennenden Ausdrücken ent-
lassen, und mit dessen Vorwissen hielt er sich in Lissabon auf. — Die
zwei Lettres a M. PEveque de* sur le livre du P. Norbert 1745, sind von
dem Jesuiten Patouillet. N. £. 1745, 187.
2) Favre hatte den Bischof de la Baume als Seoretär begleitet und
war von diesem vor seinem Tode 1741 zum Provisitator ernannt worden, blieb
dieses aber nur kurze Zeit. Später lebte er in Freiburg in der Schweiz.
Der Bischof von Lausanne verbot sein Buch, suspendirte ihn und verar-
theilte ihn zu Einsperrung. Er schrieb darauf zwei Memoires apolog.
pour M. P. Fr. Favre . . . appelant des sentences de M. TEv. de Lausanne,
pour servir de suite aux Lettres edif . . ., zusammen 224 S. 12. (N. E.
1747, 181; 1748, 25; 1755, 15).
Kirchlioh-poliiinhe Sireitigkeiten. 777
dn 12. Sept. 1744 ooncemaot les rite« malabares, 1745, 43 S. 12.,
Ton J.-B. Ganltier; dessen Schrift Les Jis. convaincas d'obstination
i pcrmettre l'idolatrie en China, 1744, 135 S. 12. (N. E. 1744,
106), ist nicht verb., auch nicht Anecdotes sur l'ätat de la religion
dtos k Chine, Par. 1734 — 38, 7 vol., im Auftrage des Siminaire
des missions ^trangöres herausg. von dem Snlpicianer Michel Yiller-
maales (de Villers, Picot 4, 275), die von dem Card. Passionei her-
aiugegebenen Memorie storiche del Em. Mgr. Card, di Tournon, Yen.
1761-62, 8 vol. 12., und viele andere Bücher i).
72. Kirchlich-politische Streitigkeiten 1700—1750.
Clemens XI. (Albani, 1700 — 21) nimmt in der Geschichte
des Index eine hervorragende Stellung ein. Er ist der Urheber
der Bulle über die chinesischen Gebräuche, der Bullen Vineam
bomini Sabaoth und Unigenitus und des Utrechter Sehisma^s. Er
hat eine Beihe von Breven erlassen, in welchen Bttcher verboten
werden, und unter den unter seiner Regierung veröffentlichten De-
ereten der Index-Gongregation sind einige, denen an Umfang sehr
wenige gleich kommen, vom 22. Dec. 1700, 11. März 1704 und
4. März 1709^). Auch die zahlreichen Streitigkeiten, in welche
Clemens XI. mit fast allen europäischen Regierungen verwickelt
war, haben eine Bereicherung des Index zur Folge gehabt, und
zwar sind nicht nur Schriften verboten worden, welche gegen
die Ansprüche des Papstes gerichtet sind oder den Standpunkt
der Regierungen, zum Theil in deren Auftrage, vertheidigen,
sondern auch staatliche Gesetze und Verordnungen und Ent-
scheidangen von Gerichtshöfen. Die bedeutendsten unter den
Schriften der erwähnten Kategorie, welche unter Clemens XI.
verboten wurden, sind einige von Neapolitanischen Beamten ver-
fasste. Das fUr die Curie anstössigste Werk, welches von dort
1) Von den Memoires de la Congrej^ation de la mission, welche die
Lazaristen in Paris zwischen 1850 und 60 herauszugeben anfingen, ver-
ordnete 1872 ihr Snperior Etienne auf eine Weisung von Rom, die Bände
4 — 8 zu vernichten. Friedrich, Beitr. zur K.-Gesch. S. 95.
2) Die beiden ersten stehen Nam. p. 177—186, 188—191, das dritte
bei fianot p. 261 — 276. Wenn der Bischof Bailles von LuQon (Instr. past.
p. 228} riditig gezählt, sind unter Clemens XL, der allerdings 21 Jahre
regierte, 806 lat. und 188 franz. Schriften verb. worden (unter Innooenz XI.,
1676—89, 182 lat. und 45 franz.).
778 Kirohlich-politische Streitigkeiten.
ausging, die Istoria civile del Regne di Napoli von dem Advo-
caten Pietro Giannone (1676 — 1748), erschien erst unter Inno-
cenz XIII. 1723 und wurde sofort von der Inquisition verboten.
— Unter Benedict XIV. wurden die meisten Zwistigkeiten der
Curie mit den katholischen Regierungen ausgeglichen; aber auch
er verbot in einem Breve vom 9. Juni 1746 ein Buch des spa-
nischen Benedictiners Garrido, welches aber aach in Spanien
verboten wurde.
1. Am 19. Ang. 1694, also noch unter Innocenz XII. wurde
ein Beeret der Ipq. pablicirt, des Inhaltes: Der Herzog Victor
Amadeas II. von Savoyen habe trotz wiederholter Abmahnungen
von Seiten des h. Stahles darch ein Edict vom 28. Mai nicht nur
die gegen die Ketzer in den Thälern von Lacema, Perugia a. s. w.
gerichteten Gesetze aufgehoben, sondern auch, was man nicht ohne
Thränen erwähnen könne, ausdrücklich erlaubt, dass die Kinder der
Ketzer, die mit der Milch des wahren Glaubens genShrt seien, den
Eltern zurückgegeben würden und dass diejenigen, welche die Ketze-
rei abgeschworen und dann wieder abgefallen seien, zurückkehren
könnten, ohne belästigt zu werden ; der Herzog habe auch allen dort
wohnenden Ketzern freie Hebung ihrer verdammten Religion zuge-
sichert. Innocenz XII. habe nach wiederholter Anhörung der Car^
dinäle der Inq. dieses Edict als den h. Canones und apostolischen
Constitutionen widersprechend annuUirt und verordnet, es als nicht
vorhanden anzusehen, und allen Bischöfen und Inquisitoren geboten,
ohne Rücksicht auf dasselbe wie zuvor gegen alle Ketzer und
der Ketzerei Verdächtigen einzuschreiten (A. J. P. 22, 625). —
Noch unter Innocenz XII., 1699 bezw. 1700 wurden von der Inq.
verb. : Factum pour les directeurs des villages du pays du frano
de Bruges au sujet des dixmes contre les ecclisiastiques . . . (von
Lootyns), Vindioiae jurisdictionis saecularis et imperii adv. usur-
pativam exemptionis et immunitatis ecclesiasticae extensionem in
materia reali collectarum et talliarum, s. 1. 1699,* 33 S. 8. (handelt
von einem Streite in der Diöcese Lüttich). Dazu kam 1703 eine
1698 erschienene Apologetioa responsio gegen einen Canonicus
reg. Ünterstorfiensis über Amortisation.
Das 1694 verdammte savoyische Edict steht nicht im Index.
Auch von den zahlreichen ähnlichen Breven und Decreten der Ro-
mischen Congregationen, welche unter Clemens XI. erschienen, —
sie stehen theils im Bullarium XII. und im Bull, continuatum II.,
theils in Clementis XI. Epistolae et Brevia selecta^), vgl. A. J. P.
1) £pp. p. 2142 steht u. a. ein Breve an den Herzog von Orleans
vom 1. Mai 1716, wodurch in einer Ordinatio pro norma Consilü con-
scientiae alles, was der Kirche oder dem h. Stuhle zu nahe trete, kraft
apostolischer Autorität cum omnibus inde seoutis et secaturis fSr null und
nichtig erklärt wird.
Lothringer ^!dicte. 779
22, 504, — haben nnr einige im Index Sparen hinterlassen.
Der Hersog Leopold I. von Lothringen pnblicirte 1701 eine Samm-
hing Yon Verordnungen über allerlei Dinge. Da darunter aneh
solche waren, in denen Clemens XI. Eingriffe in die kirchliche Juris-
dietion erblickte, so annnllirte er durch ein Breve vom 22. Sept.
1703 Ordonnance de Leopold I. Duc de Lorraine et de Bar donnie
ft Nancy au mois de Juillet 1701, Nancy 1701. Dieses Breve steht
niebt im Bali, und in den Epistolae sei., wohl aber in diesen u. a.
p. 177 ein an den Herzog gerichtetes Breve vom 26. Sept., worin
er demselben mittheilt, dass er die Verordnungen habe verdammen
Busen, und ihn auffordert, dieselben, soweit sie den Bechten der
Kirebe widersprächen, zurückzunehmen, und ein von demselben Tage
datirtes Breve an die lothringischen Bischöfe, mit der Aufforderung,
für die Becbte der Kirche einzutreten. Ein Acte d^appel interjete
par le procureur genäral de Lorraine et Barrois [Boursier] de l*eze-
eatioD du bref du 22. Sept. demier rendu contre ^ordonnance de
Soo Altesse Boyale du mois de juillet 1701, de N. S. P. le P.
Clement mal inform^ k notre-dit S. P. le Pape, lors-qu'il sera mi-
euz loforme, avec l'arret d'enregistrement d'icelui, 27 S. 4., gab
Anlass zu einem neuen Breve vom 11. Febr. 1704 (Bull. 12, 391,
ond Bull. cont. 2, 26). Es heisst darin: nachdem einige Cardinäle
und Theologen und Canonisten diese quaedam folia geprüft und con-
statirt, dass dieselben falsche . . für die Kirche injuriöse und die
kirchliche Jurisdiction und Freiheit verletzende Sätze enthielten,
verdamme sie der Papst kraft apostolischer Gewalt, gebiete bei
Strafe der reservirten Ezcomm. 1. sent., alle Exemplare abzuliefern,
Qod erkläre, dass die Appellation und das ArrSt von niemand gegen
das Breve vom J. 1703 geltend gemacht werden könnten. Den Bi-
sefaofen wurde durch ein Breve vom 10. Mai 1705 eingeschärft,
dass Beamten, welche die Verordnungen beobachteten, die Losspre-
ehung zu verweigern sei. üeber eine Ordonnance ampliative de
S. A. B. pour suppUment de celles des mois Juillet et Aoüt 1701,
dornige ä Luneville le 19 Fevr. 1704, richtete Clemens 29. Juli
1704 ein Breve an den Herzog (Epp. p. 239), worin er klagt, dass
dadurch die verdammten Verordnungen eher bestätigt als beseitigt
vürden. Sie wurde dann 26. Oct. 1707 von der Inq. verdammt.
— Im J. 1710 kam ein Ausgleich zu Stande: der Herzog Hess eine
neue Ausgabe der Sammlung drucken, in welcher die Stücke, an
denen der Papst Anstoss genommen, weggelassen waren, erklärte
aber dabei, für die in dieser Sammlung nicht behandelten Gregen-
stände gälten die älteren (also eben die weggelassenen) Verord-
nungen, und mit dieser scheinbaren Concession gab man sich in
Bom zufrieden ^). Au moyen de ces menagements pueriles qui äqui-
valent k des fourberies diplomatiques, l'affaire fut termin^, sagt
Grigoire, Essai bist. p. 264. Die drei Stücke stehen noch heute
im Index. Am 2. Febr. 1715 schrieb der Papst nochmals an
1) Epp. p. 727. Huth, Kirchengesch. 1, 323. Fleur. 67. 165.
780 Kirchlioh-politiflohe Streitigkeiten.
den Herzog über eine neue Verordnung, von der er in der in
Holland erschienenen Clef du cabinet des princes gelesen (Epp.
p. 2049).
2. Clemens XI. hatte dazu mitgewirkt, dass Carl IJ. von Spa-
nien den Herzog von Anjon zu seinem Thronerben eingesetzt, und
hatte auch diesen als Philipp V. anerkannt. Durch den Einmarsch
eines österreichischen Heeres in den Kirchenstaat war er genöthigt
worden, sich zu Gunsten des andern Prätendenten, des Erzherzogs
Carl, zu erklären^}. Philipp V. liess dagegen durch seinen Gesandten
protestiren, und erliess im Juni 1709 ein Manifest, worin er über
das Verhalten des Papstes Klage führte und es rechtfertigte, dass
er den Nuncius auswies und den Verkehr mit Born, namentlich die
Geldsendungen dahin verbot: Eelaoion de lo sucedido en fioma
sobre el reconocimiento del archiduque, concordados entre el Papa
y Key de Bomanos, protesta hecha por el Duque de Uzeda a Sn
Santidad, j oficio que mando el Bey se pasase con el nuncio inai-
nuandole su salida de Espafla. Der Papst erliess 2. Oct. 1709
ein Breve an den spanischen Clerus, worin er das Manifest ver^
dämmte und zum Widerstand und zur Verweigerung der Steuern
und Gaben auiforderte. Als der Streit einige Jahre gedauert, ver-
lautete in Madrid, der Papst wolle die Waffen Gregors VII. und Bo-
nifacius^ VIII. anwenden. Der Bath von Gastilien wurde beauf-
tragt, ein Gutachten darüber abzugeben, was in diesem Falle zu
thuen sei, und der Generalfiscal Melohor Bafael de Macan4z, früher
Professor in Salamanca, überreichte 19. Dec. 1713 eine Denkschrift
in 55 Paragraphen (gedruckt in der Coleccion von Llorente p. 27)
und 2. Jan. 1714 einen Nachtrag dazu von 35 Paragraphen (erst
1841 gedruckt alsPedimento sobre los abusos de la corte di Roma).
Abschriften davon kamen nach Bom; Clemens XI. verdammte aber
die Denkschrift nicht selbst, — die Verdammung eines Manusoriptes
wäre nicht ohne Praeoedens gewesen (S. 377), — sondern befahl
dem spanischen General-Inquisitor Card, del Giudice, dagegen ein-
zuschreiten (Epp. p. 1651). Dieser war damals als Gesandter in
Paris und liess an der Thüre seines Palais ein Edict vom SO. Juli
1714 anheften, worin er (neben einigen in Frankreich erschienenen
Büchern, u. a. einem von Denys Talon) die Denkschrift als ver-
wegen, anstössig, für den Papst beleidigend, der wahren Lehre der
Kirche widersprechend verbot. Das Edict wurde 15. Aug. auch an
allen Kirchenthüren in Madrid angeschlagen. Ludwig XIV. wies
Giudice aus Frankreich aus, Philipp V. setzte ihn als General-In-
quisitor ab und verbannte ihn! im December in seine Diöcese in Sici-
lien. Vom Papste wurde er für das Edict belobt (Epp. p. 2051).
Die Zurücknahme der Verdammung der Schrift von Macan4z ver-
weigerte die Inquisition; der von Philipp V. ernannte General-
1) Vgl. zum folgenden Baumgarten, Gesch. Spaniens, 1861, S. 31.
Sempere, Betrachtungen 2, 56. Game, Kircbengesch. v. Spanien lii, 2, 318.
Pelayo 8, 46. Vering, Arohiv 10, 185.
r
Streitigkeiten mit Spanien und Neapel. 781
Iiqnisitor nahm nicht an und Clemens XI. erklärte, er werde keinen
andern als Gindice anerkennen. Später verständigte sich Philipp Y.
mit dem Papste nnd der Inquisition; in einem |Breve vom 24. Dec.
1716 nahm Clemens XI. Gindice's Abdankung an, nnd Jo. Molines,
Decan der Rota, wurde sein Nachfolger. Die Schrift von Macan4z
kam in den span. Index von 1 747 und steht auch noch in dem von
1790 unter El Fiscal General: ,|hand8chriftlicher Aufsatz (papel),
weleher so anfängt, gewöhnlich Papel de Macan&z genannt"; unter
ttinein Namen stehen dann noch zwei Briefe, die er 1716 von Pau
an die Cardinäle Altieri und Gualterio geschrieben. Im Rom. Index
iteht Hacan&z nicht. Auch dieHistoria civil de Espafia . . . 1700
-1733, von dem Franciscaner Nicolds de Jesus Belando wurde
trotz ihrer starken Angriffe auf Rom, die Jesuiten u. s. w. in Rom
nickt verh., wohl aber, obschon sie nicht nur mit Approbation, son*
dem auch mit einer Widmung an Philipp Y. erschienen war, 1744
TOD der span. Inquisition, und da Belando in einer von dem Advo-
eaten Joseph Quiros unterzeichneten Schrift dagegen remonstrirte,
▼nrde auch diese verboten und gegen beide ein Process eingeleitet
vod Belando befohlen, Überhaupt nichts mehr, Quiros, nichts mehr
il»er die Inquisition zu schreiben (Llorente 2, 428. 465. Pelayo
3, 59).
3. Der zweite Sohn des Kaisers Leopold, der 1707 als Carl III.
K$oig von Neapel (1711 als Carl VI. Kaiser) wurde, oder seine
Neapolitanische Regierung erliess u. a. ein Edict, wodurch die Ein-
künfte der Beneficien, die im Besitze von Ausländem waren, seque-
«trirt wurden. Drei Juristen sehrieben 1708 anonym Vertheidi-
gvngen des Edictes, der Duca Gaetano Argento (f 1730, Mazzuch.
1, 1043) De re beneficiaria dissertationes tres, ubi Caroli III.
. . . edictum tum summo tum optimo jure, recte atque ordine fac-
tam demonstratur. Rex qui sedet in solio judicii, dissipat omne
malum intuitu sno. Prov. 20, — Alessandro Rinoardi Ragioni del
Regne di Napoli nella causa de' snoi benefizii eccies. etc. (Vie de
y. Espen p. 44), — Costantino Grimaldi Considerazioni teolo-
g:ico-politiche fatte a pro degV editti di S. M. Cattolioa intomo
alle rendite eccl. del Regno di Napoli. Unter dem 17. Febr. 1710
erliess Clemens XI. ein Breve, worin diese drei Schriften in den
Sblichen Formen verdammt wurden, mit der Motivirung: die Car-
dinale der Inq. hätten darin Sätze gefunden, die resp. falsch, . . .
die Einheit und den Primat der h. Römischen Kirche untergrabend,
die kirehliche Freiheit und Immunität gänzlich vernichtend, der
Ketzerei verdächtig, dem Schisma und der Ketzerei nahekommend,
jß auch ketzerisch seien. Yon den Considerazioni wird nur der
1. Theil erwähnt. In einem zweiten Breve, vom 24. März 1710,
wird aber erklärt, das Verbot beziehe sich auch auf den 1709 er-
schienenen 2. Theil und auf alle Ausgaben und üebersetzungen
(Bull. 12, 482. Giannone, Opere 12, 396). — In einem Breve vom
17. Febr. 1710 wird in denselben Formeln verb. : Ragioni a pro
della fedelissima cittjt di Napoli contro il procedimento straordinario
seile cause del S. Offizio, divisate in tre capi, Neapel 1709 (von
782 Kirohlioh-politisohe Streitigkeiten.
Nie. Caravita, Profeesor der Rechte, 1647—1717; Tipaldo 7, 274).
Nnr hat die Inq. in diesejn Bache keine ketzeriflche, dafür aber
zum Schisma anreizende nnd für das Tribunal der h. Inquisition
injuriöse Sätze gefanden. — In den folgenden Jahren warden noch
verboten: Considerazioni per le qnali si dimostra la giustizia
delle lettere della Maesta del Re eatt. Carlo III. che stabiliscono,
doversi nelle cause appertenenti alla religione procedere nelle cittä
e regno di Napoli dagli ordinarii e per la via ordinaria usata in
tuttigli altri delitti e cause criminali ecclesiastiche, 1710, yon der
Inq. verb. 1711, — Nulluni jus Pontificis maximi in regno Nea-
politano. Dissertatio historico-juridica. Alithopoli (Neapel), verb.
1714, verfasst von Caravita ^), — Bagioni a pro del commune della
fedelissima cittit di Napoli .e de* snoi casali intorno al sepelire i
morti, verb. 1716, — Ragioni per la fed. ed eccellentissima cittA
di Napoli circa Timpedire la fabbrica delle nuove chiese e Tacquisto
che gli ecclesiastici fanno de' beni de^ secolari, verb. 1721 (von
Franc. Peccerillo).
4. Durch ein Beeret der Inq. vom 7. Sept. 1712 wurden zwei
auf die Monarchia Sicula bezügliche Schriften verb. Zum Verständ-
niss der Titel sind folgende Notizen nöthig: Der Bischof Tedeschi
von Lipari Hess 1711 einen Sack Erbsen verkaufen. Die Beamten
erhoben davon die übliche Steuer, gaben dieselbe aber zurück und
entschuldigten sich, als sie erfuhren, dass der Bischof der Verkäufer
gewesen. Sie warden aber gleichwohl von diesem wegen Verletzung
der kirchlichen Immunität excommunicirt. Sie wandten sich an das
Tribunal der Monarchie, welches sie ad cautelam provisorisch (ad
reinoidentiam) absolvirte und den Bischof zur Einsendung der Acten
aufforderte, die dieser verweigerte, weil die Insel Lipari nicht unter
dem Tribunal der Monarchie stehe. Er erwirkte auch Erlasse der Rö-
mischen Congregation der Immunitäten vom 5. Aug. 1711 und 16.
Febr. 1712, worin erklärt warde, Excommunicationen, die ein Bi-
schof verhängt, könnten überhaupt nur vom Papste, nicht von einem
Legatus a latere, also auch nicht von dem Judex monarchiae auf-
gehoben werden. Der Erzbischof von Palermo und zwei andere
Bischöfe übersandten die Decrete an die Regierung, um das Exe*
quatur zu erbitten; drei andere Bischöfe machten in Rom Vorstel-
lungen, die Bischöfe von Catania, Girgenti und Mazzara aber publi-
cirten die Decrete unter dem Vorgeben, es seien dogmatische Decrete,
für die das Exequatur nicht nÖthig sei. Der Vicekönig verlangte
die Zurücknahme der Publication, der Papst aber excommunicirte
in einem Breve vom 12. Juni den Judex Monarchiae und gebot
allen Bischöfen die Publication der beiden Decrete. Diese erfolgte
nun überall; ein Decret des Vicekönigs aber erklärte alle Römischen
Erlasse für wirkungslos. Der Bischof von Catania griff dieses De-
cret in einem Erlasse an, wurde ausgewiesen und verhängte über
1) 6r6goire, Essai bist. p. 366 erwähnt eine italienische Uebersetxnng
von Eleonora Fonseca Pimentel: Niun diritto . . . Aletopoli 1790.
J
r
Monaroliia Sicnl». J. P. ▼. Lndewiir. 788
seine Diöoese das Interdiot. Der Bisobof von Oirgenti excommoBi-
cirte, dorcli ein Breve Tom 17. Jani 1713 angewiesen, die Beamten,
welche die Güter des Bischof a von Catania seqnestrirt hatten, wurde
gleichiklls ausgewiesen und sprach gleichfalls das Interdict aus.
Der weitere Verlauf der Sache braucht hier nicht erzählt zu werden,
- darch eine Bulle vom 20. Febr. 1715 hob schliesslich der Papst
die Konarchia Sicula ganz auf, womit der Streit darüber aber auch
nicht zu Ende ging^), — die beiden 1713 verbotenen Bücher oder
Schriftstücke aber stehen noch heute im Index unter A Heg azioni
udPropugnaculo de la real jurisdiccion, — dieses nach Sentis
S. 4 von Franc. Amigier (seit Ben. sind die Titel stark abgekürzt;
der zweite füllt in den älteren Indices 12 klein gedruckte Zeilen).
Die im Auftrage von Yittorio Amedeo II. geschriebene Defense de
Is joooarchie de Sicile contre les entreprises de la Cour de Bome
roB L. E. Dupin, Amst. 1716 (Cantü 3, 422), steht dagegen nicht
im Index.
5. Clemens XI. protestirte auch wiederholt und kräftig* gegen
die Usurpation des Königstitels durch den akatholischen Markgrafen
Ton Brandenburg. Das veranlasste die Schrift des Hallischen Pro-
feuors J. P. von Ludewig, „Päpstlicher Unfug wider die Krone
Preussen/' CöUn am Bhein(?) 1703, von dem Verfasser übersetzt:
Neniae pontiflcis Bomani Clementis XI. de jure reges adpellandi
anctore Job. Franc. Alba ni. Romae novae typis Aldinis HOÖ^'^'S.;
beigefügt ist: Perillustris cujusdam viri eidem diplomati Clementino
oppositus libellus (beide sind abgedr. in Ludewigs Opusc. miscella
1, 130, letzteres mit dem Namen L. B. de Limbach). Als 1708
mit der kaiserlichen Armee auch fünf prenssische Bataillone in den
Kirchenstaat eingerückt waren, Hess Friedrich I. dort 200 Exem-
plare der Naeniae verbreiten^); aber erst 21. Jan. 1721 wurde
verb. Libellus nomine auctoris, loci impressionis ao typographi emen-
titis: Neniae Pontificis . . . cum alio opuscnlo ad hu jus calcem ex-
«wo: Perillustris . . .
Der Streit über Parma und Piacenza, — in welchem Clemens XI.
1708 in einem Breve dem Kaiser Joseph I. drohte, er werde gegen
ihn als einen rebellischen Sohn mit der Excommunication und nöthigen-
falls mit den Waffen vorgehen, und Joseph I. das Breve als seinen
nsd des Beichee Kechten widersprechend und die Androhung der
Excommunication für null und nichtig erklärte (v. Espen, Opp. 4,
373); der Streit dauerte unter Innocenz XIII. und Clemens XII.
fort, — hat im Index keine Spuren hinterlassen; auch nicht der
Streit über GomachSo. Auch Muratori's Schriften über diesen Streit
1) Sentis, Die Monarchia Sicula, 1869. S. 142. Avr. 4, 350. Brosch,
Gesch. des Kirchenstaats 2, 61: Auch unter Victor Amadeus IL, der daroh
den ütrechter Frieden 1718 Köniff von Sicilien wurde, „nahm der wegen
dei bischöflichen Erbsensacke entbrannte Streit seinen Fortgang/' Die
lahlreichen päpstlichen Actenstüoke im Bull. cont. 2, 104 — 35ü.
2) M. Lehmann, Preussen und die kath. Kirche 1, 880.
784 Kirchlich-politische Streitigkeiten.
wurden nicht verboten, auch nicht die anonyme französische lieber-
setEung derselben: Les droits de l'Empire snr l'estat eccl^siastiqne
... 4 Toccasion de Comachio. Le tont tradnit de Titalien, Utrecht
1713*, 4. Card. Querini (Comment. 2, 128) berichtet aber, er habe
1718 nicht die Erlanbniss zum Druck seines Hemm monasticarum
Italiae Tomus I. Coenobinm Farfense, erhalten, weil die Urkunden,
die er darin veröffentlichen wollte, den Römischen Ansprüchen nicht
günstig lauteten.
In einem Breve an das Domcapitel in Köln vom 17. Juni 1713
spricht Clemens XI. von einer Schrift eines Hieronymns Buck gegen
den Verwalter der Nunciatnr, Alessandro Borgia, die der Erzbischof
von Trier verboten habe, und tadelt es, dass Buck nicht seiner
Capitelsämter entsetzt worden sei. Merkwürdiger Weise ist Buck
nicht durch den Index verewigt worden.
Dnrch ein Breve vom 19. Dec. 1707 (Bull. cont. 2, 63) ver-
bot Clemens XI. zwei Schriften von Lourenzo Pires de Carvalho,
Quaestiones selectae 12 de Bulla S. Cruciatae, Liss. 1678, und Epi-
tome das indnlgencias e privilegios da Bulla de S. Cmzada, Liss.
1696. In dem Breve wird gesagt, die Inq. habe die Bücher ver-
dammenswerth gefunden, aber nichts näheres angegeben. Der Ver-
fasser bezeichnet sich in der zweiten Schrift als Mitglied des Con-
selho de S. M. und des Tribunal da consciencia und als General-
Commissar für die Bulla da S. Cmzada.
1704 — 18 wurden 5 Schriften von dem Conte Giov. Batt. Co-
mazzi^) verb. (einige sind zu Trient gedruckt), darunter La morale
de' principi, Ven. 1690, Züge aus dem Leben der Römischen Kaiser
von Caesar bis Constantinus Chlorus mit moralischen Reflexionen,
auch ins Französische und (von W. Hatchett 1729) ins Englische
übersetzt, und Politica e religione . . ., Col. 1709 (auch Trient 1712*);
zu dem Verbote des letztem Buches mag eine Stelle in c. 78 Anlass
gegeben haben, an welcher von dem Verhältniss der geistlichen und
weltlichen Gewalt in gallicanischer Weise gesprochen wird. — Ausser-
dem kamen unter Clemens XL noch in den Index : Tractatus de po-
testate jurisdictionis seu de regimine animamm, auct. Carolo Ant.
de Manen tib US, Rom 1707, verb. 1709. — Lndovici Mariae Sini-
strari de Ameno de delictis et poenis tractatus absolutissimus, Ven.
1700, mit d. o. verb. 1709. Eine expurgirte Ausgabe, Rom 1753,
wurde freigegeben. Der Verfasser war ein Minorit; über seine
Schriften über Ordens-Strafrecht s. Pragm. Gesch. der Mönchsorden
5, 219.
6. Giannone's Werk erschien 1723 zn Neapel in 4 Quart-
bänden mit einer Widmung an Carl VI. und der Dmckerlaubniss
des Vicekönigs Card. Althan ^), Der Erzbischof Card. PignatelH
1) Er war Historiograph der Kaiser Leopold I. und Joseph L, t '^
Wien 1711. Morery, Suppl.
2) Fabroni 18, 118. Tipaldo 7, 313. Cantü 3, 425. 448. Mit Ist wird
im Folgenden die zu Mailand 1823 in 11 Octavbänden erschienene Aas-
P. Giannone. 786
dtirte um, und da er niclit erschien, erklärte er ihn im April in
eoBtnmaeiam auf Grrund des Decretes des 5. Lateranconcils and
der Diöcesangesetze für excommnnicirt, weil er sein Bach oline £r-
kabniss des Biöcesanbischofs habe drucken lassen. Gleichzeitig
werde das Volk gegen ihn verhetzt, weil er über die Heiligen und
die Ablässe gespottet, das Wunder des h. Januarius geleugnet u. dgl.
& rerliess Neapel und ging nach Wien. Von dort schickte er
2. Oct 1723 dem Erzbischof eine Erklärung, worin er um Los-
sprechang von der Excommunication bat und sagte: er unterwerfe
sein Buch dem Urtheil der Slirche ; er habe gemeint, die Nachsuchung
der Approbation sei Sache des Druckers. Der Erzbischof hob auf
Gnmd dieser Erklärung und wahrscheinlich aus Furcht vor einem
Conflict mit der Regierung, 22. Oct. 1723 die Excommunication auf.
Mittlerweile hatte aber die Inquisition durch ein besonderes Decret
Ton Fer. Y. 1. Juli das Buch verdammt, mit der Motivirung: es
enthalte sehr viele Lehren und Sätze, die falsch, temerär, ärgerniss-
gebend, aufrührerisch, für alle kirchlichen Stände, namentlich den
apostolischen Stuhl in höchst verleumderischer Weise injuriös, irrig,
sckismatisch, gottlos und mindestens nach Ketzerei schmeckend seien
(Op. post. 1, 392). — Carl VI. wies 6. 1724 wegen der wichtigen
Dienste, die er der königlichen Krone durch die Yertheidigung ihrer
Rechte in seinen Werken geleistet, eine Pension von 1000 Gulden
anf den sicilischen Staatsschatz an und beauftragte ihn, gegen die
Curie über die Monarchia Sioula zu schreiben (das Buch wurde nicht
gedruckt). Die von dem Neapolitanischen Jesuiten Oius. Sanfelice
verfassten Eiflessioni morali e teologiche sopra l'Istoria civile . . .
da Eusebio Filopatro, Col. (Itom) 1728, 2 vol., wurden von dem
Vicekönig Graf Harrach 1729 verboten^). G. schickte einen von
Nie. Capasso verfassten Artikel dagegen an Menoken, den Heraus-
geber der Acta Eruditorum (A. E. 1729, 423), für welche er auch
sonst Beiträge lieferte, und verfasste eine satirische Professione di
fide e dubbii intomo alla morale del P. Sanfelice, die erst 1753
gedruckt, aber gleich in Abschriften verbreitet wurde. In Wien
sehrieb er auch eine Schrift, die von einem andern ins Lateinische
äbersetzt, aber von ihm selbst veröffentlicht wurde: Jani Perontini
JG. de consiliis ac dicasteriis, quae in urbe Yindobona habentur,
Über singularis, Halae 1732. Der Nuncius und der Erzbischof von
Wien beklagten sich darüber, dass er darin ihre Jurisdiction ange-
griffen. Die Schrift kam 1735 in den Index.
Nachdem 1734 Neapel spanisch geworden, verlor G. seine
Pension. Er bat vergebens um die Erlaubniss, nach Neapel zu-
rackzukehren. Er wurde auch in Yenedig und Mailand ausgewiesen
gäbe der Istoria civile, bezw. die im 1. Bande abgedruckte Yita von dem
^^eapolitani8chen Priester Leonardo Panzini (zuerst Yen. 1768) citirt, mit
Op. post. die gleichfalls zu Mailand 1823 erschienenen Opere postume, 8 vol.
1) Das Decret steht Ist. 1, 101. Es ist in ganz ähnlicher Form ab-
gefasst wie die Decrete der Born. Inq.
Beaucb, Ind«x IL 50
786 KircMich-politische Streitigkeiten.
und ging nach Oenf, wo er das 1 2 Jahre zuvor begonnene Triregno
(del regno terreuo, Celeste e papale) vollendete, mit heftigen An-
griffen auf das Papstthum und kirchliche Lehren und Gebräuche.
Das Buch wurde nicht gedruckt, aber in Abschriften verbreitet
Eine von dem Abate Bentivoglio in Genf gekaufte Abschrift kam
in das Archiv der Inquisition (Ist. 1, 154. 187. Gantü 3, 429. 450).
1736 wurde G. von einem falschen Freunde auf piemonte-
sisches Gebiet gelockt, dort verhaftet und nun nicht, wie Card. Albani
wünschte, nach Kom ausgeliefert, aber zuerst 6 Monate in dem CasteU
Miolans, dann 13 Jahre, bis zu seinem Tode in Turin gefangen ge-
halten, obschon er sich im März 1738 von dem Oratorianer G. B.
Prever bestimmen Hess, vor der Inquisition zu Turin eine ausfuhr-
liehe, freilich schwerlich aufrichtig gemeinte und in einzelnen Punkten
unwahre Eetractation (Op. post. 3, 5) zu unterschreiben: was er in
der Istoria über kirchliche Missbräuche zu viel gesagt, nehme er
zurück; er wünsche, dass das Buch vernichtet werden könnte; mit
der Entgegnung gegen Sanfelice habe er nicht die Römische Kirche
beleidigen, sondern nur sich vertheidigen wollen; die Schrift sei
nicht für den Druck bestimmt gewesen und er bedauere, dass sie
in Abschriften Verbreitung gefunden; das Buch de consiliis erkenne
er nicht als von ihm verfasst an, da der Uebersetzer daran vieles
geändert habe; andere Schriften, wie die über ungültige Excommuni-
cationen, über das Bücherverbot, über den Concubinat, — das Triregno
wird nicht erwähnt, — seien nicht für den Druck bestimmt gewesen;
manche Manuscripte, die man bei ihm gefunden, seien nur Auszüge
aus Schriften anderer, die er freilich nicht hätte lesen und excer-
piren dürfen ; er nehme aber alles zurück, was er in seinen Schriften
der Lehre der Kirche Widersprechendes oder Anstössiges gesagt,
und werde sich freuen, wenn die h. Kirche seine Retractation ver-
öffentlichen wolle ; nach Genf sei er aus Koth gegangen, habe aber
dort als Katholik gelebt und er sei in einem sardinischen Dorfe
verhaftet worden, als er dorthin gekommen, um die österliche Com-
munion zu empfangen.
Giannone s Istoria ist noch im 18. Jahrh. wiederholt gedruckt,
auch ins Lateinische, Französische, Englische und Deutsche übersetzt
worden. 1768 erschienen auch nachgelassene Schriften von ihm
(Fabr. p. 194). Sie wurden nicht verb., auch nicht Anecdotes eccle-
siastiques, contenant la police et la discipline de TEglise . . ., les
intrigues des 6veques de Rome et leurs usurpationa sur le temporel
des souverains, tir6es de l'Hist. ... de Giannone, bruUe a Rome
en 1726, Amst. 1738 (wahrscheinlich von Isaac Yemet zu Genf;
Ist. 1, 179). Im Span. Index steht nur eine zu La Haye 1742 er-
schienene französische Uebersetzung der Istoria von G. — Brosch,
Gesch. des K.-St. 2, 4 sagt: Giannone ist für Neapel und andere
monarchische Staaten der Halbinsel, sofern sie im 18. Jahrh. von
antipäpstlichen Strebungen erfasst wurden , annähernd dasselbe ,
was Sarpi im 17. Jahrh. für die Yenetianische Republik war. Der
Genius des Neapolitanischen Juristen und Geschichtsforschers war
dem des grossen Servitenmönches nahe verwandt, wenngleich unter-
J
r
F. M. Ottieri. G. Gorini. J. B. Garrido u. a. 787
geordnet an Klarheit und Macht, an Kunst der Rede nnd Tiefe des
Wiffiens. Vor dem Dogma standen beide achtungsvoll still [?] . ..
aber die Geldmanipnlationen und Herrscherkünste Roms . . decken
oe beide gleich schonungslos auf, mit unermüdlichem Eifer und un-
stillbarem Hasse ^).
7. Durch ein besonderes Beeret der Index-Congr. vom 17. Jan.
1729 (Bull 13, 380) wnrde yerb.: Istoria delle guerre avvenute in
Europa e particolarmente in Italia per la successione alla monarchia
della Spagna 1696 — 1725, scritta dal Conte eMarchese Franc. Maria
Ottieri, Accademico della Crusca, Rom 1728, mit der Motivirung,
du Buch enthalte Ausdrücke, die für Fürsten nnd einige ^Nationen
und durch Geburt, Rang und Amt hervorragende Männer verletzend
md injuriös seien, nnd narrationes rerum minime subsistentium. Am
Schlosse des Decretes heisst es, der Secretär habe dasselbe BenedictXIII.
Torgelegt und dieser es genehmigt und auszuführen befohlen. Das
Buch steht seit Ben. nicht mehr im Index. — 1737 wurden zwei
Schriften von Ascanio Centomani in Neapel verb., in welchen die
Verweigerung des Exequatur fnr einzelne Römische Erlasse gerecht-
fertigt wird, 1742 eine Snpplica a S. M. delle due Sicilie per
qualche opportune rimedio sopra li gravami, che dalla corte dl Roma
in materia di beneficii e rendite eccles. soffre questo suo regno di
Napoli. — Von dem Mailänder Giuseppe Coric Marchese di Gor in i
(t 1762; er ist sonst als Tragödiendichter bekannt) wurde 1742
Terb.: Politica, diritto e religione per ben pensare e scegliere il vero
dal falso in queste importantissime materie, Milano 1 742 con licenza
de* superiori. 19. Juli 1759 verbot die Inquisition: L'uomo. Trattato
ilnco-morale diviso in due tomi e tre libri (L^esser, le passioni, i
doveri delFnomo), Lucca 1756 con lic. dei sup., auch eine gleich-
zeitig anonym erschienene Ausgabe und A v v i s o tradotto dal francese :
La tradnzione e impressione francese del trattato metafisico deiruomo,
Opera stampata in Italia dal Sig. March. Gorini, si darä da noiAn-
gelet-Yemb . . ., Yercelli 1758. Die französische üebersetzung
Anthropologie, erschien zu Lausanne 1761 und wurde nicht aus-
drücklich verb.; das Verbot des buchhändlerischen Prospectus steht
aber noch heute im Index.
8. Das 1746 von Benedict XIY. und im span. Index ver-
botene Buch heisst: Goncordia praelatorum. Tractatus duplex de unione
ecclesiarum et beneficiorum, de exemptione personarum et ecclesiarum
tum pontificia tum regia vel de immediata regis protectione, auct.
P. Jo. Bapt. Garrido Benedictinae Congregationis Hispanae Gene-
nli Magistro, Madrid 1745. Das Breve steht nicht im Bull. —
Von Franc. Ant. Chionio, Prof. in Turin, der 1 754 6 Sätze in einem
1) Tanacci gab 1709 dem Sohne Giannone's eine Pension nnd be-
zeichnete diesen in dem Decrete als den grössten, um den Staat verdien-
testen und am ungerechtesten verfolgten Mann, den Neapel im 18. Jahrh.
erzeug^. Die umfangreichste unter den Schriften, welche gegen Giannone
erschienen, ist die des Minoriten Giov. Ant. Bianchi, Della potesta e po-
lizia della Cbiesa, Rom 1745—51, 7 vol. 4. (Hurter 2, 1455).
788 GallicaTier 1729—68.
von ihm dictirten Tractate de regimine eoelesiae, worb er dem
Staate weitgehende Rechte in kirchlichen Dingen vindicirte , wider-
rufen muBste^), — er wurde abgesetzt und 6 Monate in einem
Kloster eingesperrt, — ist nichts gedruckt.
73. eallicaner 1729—63.
Benedict XIII. schrieb 1729 die Feier des Festes Gregors VII.
für die ganze Kirche vor und Hess für das Brevier eine Lection
pnbliciren, in welcher gerühmt wird, dass Gregor VII. den Kaiser
Heinrich IV. abgesetzt habe. Mehrere franzTSsische Parlamente
und Bischöfe protestirten gegen diese Anordnung. Durch vier
Brevencassirte Benedict XIII. die Verordnungen von drei Bischöfen,
— diese stehen noch heute im Index, — und alle Beschlüsse
weltlicher Behörden (das neue Officium wurde auch in den öster-
reichischen Staaten verboten). — Unter Benedict XIV. wurden
mehrere Schriften verboten, welche den 1749 von der franzö-
sischen Regierung gemachten Versuch, eine Besteuerung der
Geistlichen einzuführen, vertheidigen, eine 1752 mit dem Zusätze,
welcher in die Decreta generalia II, 9 übergegangen ist: j^Alle
Bücher welche die Immunität der kirchlichen Güter bestreiten.*
Ein Buch des Oratorianers de La Borde wurde 1753 von der
Inquisition, 1755 durch ein Breve an die polnischen Bischöfe
verboten, weil es in Polen Verbreitung gefunden. — Nicht weniger
als sechs Schriften sind, freilich erst bald nach dem Tode Be-
nedicts XIV., in den Index gekommen, in denen es sich um
die Frage handelt, ob ein getaufter Jude, Borach Levi, noch
bei Lebzeiten seiner jüdisch gebliebenen Frau eine andere hei-
rathen könne, eine Frage, die in Frankreich in Widerspruch
mit einer Bulle Benedicts XIV. verneinend entschieden wurde.
1. Gregor VII. wurde von Gregor XIII. 1584, als man in
Rom an die Ausschliessung Heinrichs IV. von der französischen
Thronfolge dachte, in das Martyrologium aufgenommen als ecclesia-
sticae libertatis propugnator ac defensor acerrimus. Faul V. cano-
nisirte ihn 1606, während des Streites mit Venedig; er indulgirte
1609 die Feier seines Festes für Salemo, Florenz und Siena, Ale-
xander VII. nach der Declaration von 1682 für Born, Clemens XI.
1) Theotimus Eapistinus p. 58.
r
Officium S. Gregorii YU. 789
1705 für die GiBtercienser, 1710 für die Benedictiner. Benedict XIII.
machte 1729 das Fest zu einem allgemeinen^). Durch ein Beeret
der Congr. rituum vom 25. Sept. wurde das Officium bekannt ge-
maelit Dieses war von dem Secretär der Congr., dem aus Sicilien
yertriebenen Benedictiner Tedeschi (S. 782) yerfasst und enthält in
der 5. Lection den Satz , der bis dahin wohl in dem Officium der
fienedictiner, aber nicht in dem zu Eom gebrauchten Officium ge-
standen hatte: Contra Henrici Imperatoris impios conatus fortis per
onmia athleta impavidus permansit . . . ac eundem Henricum in pro-
hodani malorum prolapsum fidelium communione regnoque priyayit
atqne subditos populos fide ei data liberavit (von Schill S. 252 als
„harmlose'' Worte bezeichnet). — Im J. 1723 waren in Paris Thesen
aber die 4 Artikel mit polemischen Bemerkungen gegen Gregor YII.
unter dem Vorsitze des Bischofs Eastignac von Tülle vertheidigt
worden. Als dieser 1724 zum Erzbischof von Tours ernannt wurde,
erhielt er die Bullen erst nachdem er die Thesen desavouirt hatte.
Oegen die Verordnung Benedicts XIII. erklärte sich zuerst,
22. Juli 1729, das Pariser Parlament, dem mehrere andere Parla-
mente folgten. Der erste Bischof, welcher ein Mandement dagegen
erliess, war Caylus von Auxerre, 24. Juli 1729. Ihm folgten Colbert
ron Montpellier, H. Ch. du Cambout, Duc de Coislin von Metz,
BoBsuet von Troyes, Ch. Fr. d'Hallenconrt von Verdun (der einzige
der nicht zu den Appellanten gehörte) und Honor6 de Quinqu^reau
de Beaujeu von Castres. Die Mandements sind alle Actenstücke von
▼enigeu (4 — 8) Quartseiten. Das von Caylus wurde durch ein
Breve vom 17. Sept 1729 (Bull. cont. 4, 408) für null und nichtig
erklärt und cassirt, bei Strafe der reservirten Excomm. verboten, es
za lesen, zu behalten, zu drucken und abzuschreiben, und verordnet,
es abzuliefern und zu verbrennen. Aehnliche Breven ergingen 8.
Oci und 6. Dec. 1729 gegen die Mandements von Colbert und
dem Bischof von Metz (Bull. 13, 422. 423). Die anderen wurden
nicht verb., aber in einem Breve vom 19. Dec. 1729 (Bull. 13,424)
wurden alle Edicta, decreta, senatus consulta, praecepta, mandata et
quaevis aliae ordinationes per magistratns, etiam supremos .... et
a quacunque laicali potestate ejusque nomine ad versus deoretum ex-
tensionis Officii S. Oregorii VII. promulgata für null und nichtig
erklärt. — Der Bischof von Auxerre schrieb über das Breve im
Febr. 1730 an Ludwig XV. und übersandte dem Pariser Parlamente
eine RequSte gegen dasselbe mit einer Consultation von 50 Advo-
caten. Der König öffnete den Brief aber nicht. Das Parlament be-
schloss 23. Febr. 1730, das päpstliche Decret und die vier Breven
zu cassiren. Das Arr^t wurde gedruckt, durfte aber auf Befehl des
Card. Fleury nicht öffentlich verkauft werden. — Am 12. Mai 1780
erklärte sich auch der Erzbischof Steenhoven von Utrecht gegen das
neue Officium und 29. Sept. 1730 verboten es die holländischen
1) Fleur. 73, 108. Gr^goire, Essai bist, eur les libert^s de VEgl.
gilL, 1818, p. 91. BibUoth. itolique 6, 205.
^
790 Gallioaner 1729<-68.
Greneralstaaten bei Strafe von 1000 Grulden in das Brevier aufzu-
nehmen.
In Oesterreieh hat nicht erst Joseph II. 1782 verordnet« die
betreffende Stelle in den Brevieren mit weissem Papier zu verpicken
(die Verordnung bei Brunner, Mysterien der Aufklärung S. 166).
Als im J. 182Ö über ein bei den Mechitaristen in Wien gedrucktes
Brevier verhandelt -wurde, constatirte die Hofkanzlei, dass die Ver-
ordnung zuerst von Carl VI. erlassen und von Maria Theresia 1774
erneuert worden sei. Der Polizei- und Censurchef Sedlnitzki ver-
fügte darauf, das Blatt in dem neuen Brevier sei umzudrucken, in
den bereits verkauften Exemplaren herauszuschneiden oder zu ver-
picken. Das Consistorium machte damals geltend: das neue Brevier
sei für das Ausland bestimmt; jene Verordnung gelte nur für die
kaiserlichen Erblande, und auch hier sei der Abdiiick des Officiums
nicht gefährlich, da in den Directorien angeordnet werde, am Feste
Gregors VII. (nicht die betreffenden, sondern) die Lectiones de com-
muni zu lesen ^). Für Belgien hatte schon 1 730 Carl VI. das Offi-
cium verboten und Maria Theresia das Verbot 1750 einschärfen
lassen 2). — In einer Depesche des Vicekönigs von Neapel, Graf
Harrach an Carl VI. vom 5. März 1729 (L'avocat 2, 124) wird aus-
führlich über das Officium berichtet und angegeben, das Tribunale
de! Collaterale meine, man solle die Sache ignoriren, weil ein Ver-
bot des Becitirens doch nichts helfen werde, aber den Drucker, der
das Officium in Neapel ohne Erlaubniss des Vicekönigs nachgedruckt,
auf diesen Grund hin verhaften und die Exemplare confisciren.
Die Controverse wird ausführlich, hauptsächlich nach den N.
E., dargestellt in der Schrift: L^Avocat du diable ou Memoires
bist, et crit. sur la vie et sur la Ugende du P. Gr6goire VII. Avec
des memoires du m^me goüt sur laBule de canonization de Vincent
de Paul . . . A Saint Pour^ain chez Tansin Pas Saint 1743 ^^ 3 vol.
8., verb. 1752 (in mehreren Indices verdruckt 1725). Als Verfasser
wird gewöhnlich ein Pariser Pfarrer Adam, von Barbier der Capu-
ciner Osmont du Sellier bezeichnet.
2. Im August 1749 erschien in Frankreich ein Edict, welches die
Erwerbung von Gütern durch die todte Hand beschränkte. Gleich-
zeitig wurde versucht, die Dons gratuits, welche die Geistlichkeit
der Eegierung zu bewilligen pflegte, in eine Steuer (von einem
höhern Betrage) umzuwandeln, wogegen die Assemblie da Clerge
unter Berufung auf die durch Kirchen- und Staatsgesetze garantirte
Immunität der Geistlichkeit remonstrirte. Es erschien damals u. a.
eine Schrift unter dem Titel Lettres mit dem Motto Ne repugnate
vestro bono . . ., Sen. de const. sap. c. 19, London (?) 1750*, in
1) Archiv f österr. Gesch. 50, 464. Die Lectiones de communi waren
noch in dem Wiener Directorium für 1849 vorgeschrieben ; Brunner S. 166.
Picot 2, 54 missbilligt das Auftreten der französischen Prälaten auch darum,
weil sich niemand in Frankreich für die Annahme des Officiums ausge-
sprochen und kein Bischof dieselbe autorisirt habe.
2) Suppl. ad Opp. V. Espen, App. p. 87.
J
r
y. de La Borde a. a. 791
welcher niclit nnr gegen die Immunität der Geistlichen, sondern anch
gegen die Eirchengfiter, den Cölibat n. a. polemisirt wird, angeblich
TOD dem Abbi Henri-Phil, de Chanvelin (1715 — 70), nach anderen
Ton dem Advocaten Bargeton (f 1749) verfasst^). Sie wurde I.Juli
1750 Yon dem Staaterathe verb., 14. Sept. von der Asaembl^e cen*
nuirt als falsche, temeräre, für die Kirche injuriöse, . . . irrige und
gotüose Sätze enthaltend. Voltaire schrieb aus Anlass dieses Streites
iber die Immunitat die anonyme Broschüre La v o i x du sage et du
penple, Amsl 1750. Beide Schriften wurden von Benedict XIY. in
einem Breve vom 25. Jan. 1751 (Bull. 3, 179) verdammt als eine
Ldire und Sätze enthaltend, die resp. falsch, . . . des Schismas und
der Xetzerei verdächtig und früher von dem apost. Stuhle verdammt
seien. — 1752 wurde verb. Examen impartial des immunitis ec-
disiastiques, cont^nant les maximes du droit public et les faits hi-
storiques qui j ont rapport, London 1751, 12., von Chauvelin. In
diesem Decrete findet sich der Zusatz: aliique ejusdem notae libri
ae libelli ad versus ecclesiasticorum bonorum immunitatem. — 1754
wurden verb.: Trait6 des deux pnissances, ou maximes sur Tabus
aTec les preuves tir^ du droit canonique, des principes du droit
publique et de l'histoire, Paris 1752, — Traiti des droits du Roy
rar les binifices de ses ätats, 1752, von Dom. Simonel, — Tra-
dition des faits qui manifestent le Systeme d'ind^pendance que les
^vdques ont opposi dans les diffirents siecles aux piincipes inva-
riables de la justice souveraine des rois sur tous les sujets indi-
Btinctement, et la nicessiti de laisser agir les juges siouliers contre
leors entreprises pour maintenir ^Observation des lois et la tranquil-
M publique, 1753, 363 S. 12., von Chauvelin 2).
Zuerst von der Inquisition 5. Aug. 1 753, dann durch ein Breve
vom 4. März 1755 wurde verb. Principes sur l'essence, la distinc-
tion et les limites des deux puissances, spirituelle et temporelle.
Ouvrage posthume du P. de La Borde de TOratoire, s. 1. 1753,4.
(gleichzeitig auch lateinisch). Yivien de La Borde wurde 1716 mit
dem Abbi Chevalier von Noailles nach Kom geschickt, ist der Ver-
fasser des Timoignage de la v^rite dans TEglise, 1714, und anderer
Schriften gegen die Bulle Unigenitus und mehrerer bischöflicher
Mandements und starb 1748 als Superior des Seminars Saint-Ma-
gloire zu Paris (Migne 2,313). Das Breve Benedicts XIV. (Bull.
4, 163) hat das Eigenthümliche, dass es an die Bischöfe in Polen
gerichtet ist'). £r sagt darin: das Buch sei schon 1753 von der
1) Die erste Lettre 40 S., die 2. 289, die 3. 86 S., Lettre derniöre
62 S. 8. Beigebunden Remontrances du Clerge present^es au Roi le 24
Aont 1749, 31 S. — Vgl. Picot 2, 229; 4, 335. Ranke, Franz. Gesch. 4
(WW. 11), 390. Rooqvain p. 132. 189.
2) Picot 4, 336. N. £. 1758, 112. 127. Das Buch wurde mit einer
Einleitung von A. G. 1825 neu gedruckt; Ami de la rel. 45, 215.
3) Von einer andern Lettera ciroolare vom J. 1748 sagt Benedict XIV.
in den Briefen an den Canonious Peggi, hrsg. von F. X. Kraus, 1884, S. 51 :
ne sei soritta ai vesoovi di Polonia, che bevono molto ed intendono poco.
792 Gallioaner 1729—68.
Inq. verdammt, aber nochmals französisch und polnisch gedrückt
worden und werde in Polen verbreitet. Die Bischöfe müssten also
die Verdammung oder die schlechte Tendenz des Baches nicht
kennen, da sie sonst eingeschritten sein wtlrden. Der Verfasser be-
streite die von Christus der Kirche gegebene Gewalt, nicht allein
durch Belehren und Mahnen zu leiten, sondern auch durch Gesetze
zu gebieten und die Ungehorsamen durch Richtersprüche und heil-
same Strafen zu zwingen, indem er das Ministerium der Kirche in
der Weise der weltlichen Gewalt unterordne, dass er dieser die Auf-
gabe zuweise, de externa omni ao sensibili gubernatione cognoscere
et judicare, ein System, welches schon von Johannes XXII. als
ketzerisch verdammt worden sei. Es fänden sich in dem Buche
Sätze, die verfänglich und falsch, gottlos und irrig, früher verdammt
und ketzerisch, für die Kirche sehr injuriös und ihre Gewalt, Bechte
und Freiheit beeinträchtigend (ejusque potestatis . . . prorsus eva-
sivae) seien u. s. w. Von den sonst in solchen Breven üblichen
Formeln fehlt die Bestimmung, dass die Publication in Bom genü-
gen solle.
Examen de deux questions importantes sur le mariage: com-
ment la puissance civile peut-elle d^clarer des mariages nuls? quelle
est r^tendue du pouvoir des souverains sur les empichements diri-
mants le mariage?, 1753, 4., verb. 1755, ist von dem Parlaments-
advocaten Pierre Le Kidant, f 1768, im Sinne von Launoy geschrie-
ben. — 1757 wurde verb.: Exposition de la doctrine de l'Eglise
gallicane par rapport aux pr^tentions de la cour de Korne par M.
du Marsais. Libert^s de TEgl. gall. par P. Pithou avec un dis-
cours preliminaire, Paris 1778*, 8. C6sar Chesneau du Marsais
war ein irreligiöser Advocat, Mitarbeiter an der Encyclop6die, der
aber vor seinem Tode 1757 die Sacramente empfing. Sein Bach,
das er auf Veranlassung des Präsidenten de Maison begonnen, wurde
ins Italienische und Deutsche übersetzt^) und aus Anlass des fran-
zösischen Concordates von 1817 von dem Philologen B. Ciavier
nochmals herausgegeben, Paris 1817 (Mejer, Zur Gesch. der römisch-
deutschen Frage II, 1, 153). Diese Ausgabe wurde 1819 verb. —
Ausserdem wurden 1757 noch vier anonyme Schriften von dem Ap-
pellanten Etienne Mignot, Dr. Sorb., 1698—1771 (Picot 4, 344), verb.,
alle zu Amsterdam (Paris) erschienen: M6moire sur les libertes
de TEglise gallicane, 1755 (mit dem Zusätze: sive alibi), 376 S.S.,
— Trait6 des droits de Tetat et du prince sur les biens poss^diß
par le clerg6, 1755, 2 vol. 8., — Histoire du d6mel6 de Henri II.
avec Th. Becket, pr6c6dee d'un discours sur la Jurisdiction des
princes et des magistrats s^culiers sur les personnes eocl^s., 1756,
1) La dottrina della chiesa gallicana esposita ed illustrata, Ven. 1766.
Darstellung der Lehre der gallicanischen Kirche in Hinsicht auf difc Forde-
rungen der Römischen Kurie, aus dem Französ. des Herrn du Marsais.
Eine alte Vorarbeit zu einem neuen Konkordate bei irgend einer neuen
Einrichtung der kath. Kirche, Stuttg. 1816 (von Werkmeister?); Mastianz,
Lit.-Ztg. 1818, No. 99.
1
P. Le Ridant. Et. Mignot a. a. Borach Levi. 793
— Eist, de la reception du Concile de Trente dans les difiKrents
etats cath., avec les pieces jnstificativeB servant k prenves que les
decrets et reglements eccl^s. ne penvent et ne dolvent etre ex^cates
Sans Tautorite des sonverains, 1756, 2 vol. 8.
Im Span. Index steht keine dieser Schriften, dagegen eine von
dem Dr. Sorb. Jean-Pierre Gibert, Corpus juris canonici per regulas
natorali ordine digestas usuque temperatas . . . expositi, 1735, 3
Fol. Im 'Rom, Index steht weder diese noch eine andere der (gal-
licanischen) Schriften von Gibert (Mich. a. S. Jos. 3,511. Schulte
S. 637), auch nicht die Histoire du droit public eccUs. frangais,
1737 und 1751 (von du Boulay), aus der die Sorbonne 1751 19
Satze ceneurirt« (Picot 2, 243. Schulte S. 644).
3. In einer Bulle vom 16. Sept. 1747 (Bull. 2, 199) hatte
Benedict XI Y. erklärt: nach 1 Cor. 7,13 könne ein getaufter Jude
nicht der Jüdin gebliebenen Frau den Scheidebrief geben; er habe
sie zu fragen, ob sie sich bekehren wolle und cohabitare sine con-
tamelia creatoris; wenn sie sich weigere, könne er eine andere hei-
rathcn. In einem Breve an den Cardinal von York vom 9. Febr.
1749 (Bull. 3, 2) hatte er bezüglich eines Juden, der getauft werden
sollte und mit einer Protestantin verheirathet war, die katholisch
werden wollte verordnet, das Paar sei nach der Conversion zu
trauen, da seine Ehe propter cultus disparitatem nichtig sei. — Der
elsässische Jude Borach Levi wurde 1752 getauft; er erhielt die
Yomamen Joseph Jean Frangois Elie. Seine Frau, Mendel Cerf,
weigerte sich, ihm nach seinem neuen Wohnort zu folgen, und das
Strassburger Officialat erklärte 1754, er könne eine andere heirathen.
Der Pfarrer Daage zu Villeneuve weigerte sich, die neue Ehe ein-
zusegnen, und das Officialat des Bischofs Fitzjames von Soissons gab
ihm Becht. Levi appellirte an das Pariser Parlament, wurde aber
von diesem 2. Jan. 1758 abgewiesen. Durch ein Decret vom 6.
Sept. 1759 verbot die Inq. zunächst vier Processschriften : Memoire
a consulter et consultation de MM. Pothouin d^Huillot et Travers,
avocats au Parlement, sur Tappel comme d'abus interjete par Levi
de deux sentences de Tofficialite de Soissons . . ., 1757, 51 S. 4.,
— Memoire pour le S. Daage . . . 1757, 64 S. 4., von dem Ad-
vocaten Serieux, — Consultation sur le mariage du juif Borach
Levi, Par. 1758, 87 S. 4. (von P. Le Ridant), — Plaidoyer pour
Mgr. l'Ev. de Soissons . . . Par. 1758, 94 S. 4., von dem Adv.
Moreau, — ausserdem Dissertation oi l'on prouve que 8. Paul dans
le 7. chap. de la 1. aux Cor. n'enseigne pas, que le mariage puisse
etre rompu, lorsqu' une des parties embrasse la religion chr6t., Brux.
1758, 15 S. 4., von dem Appellanten Alexis Desessarts (Picot. 4, 363).
— Kecueil important sur la question de savoir si un juif mari6 dans
sa religion peut se remarier .... Amst. 1759, 2 vol. 12., worin
ausser den 4 genannten Schriften auch 4 der Gegenpartei abgedruckt
sind, steht nicht im Index. — 1765 wurde dann noch verb. Opus
inscriptum: Les deux livres de S. Aug. ... & Pollen tius sur les
mariages adultöres, trad. en frauQais, avec . . . une dissertation, d^
di^ k Mgr. TEv. de Soissons . . ., 1763, von dem Appellanten
794 Italienische StreitsohrifteD.
Denis File. Da darin Desessarts' Auslegung von 1 Cor. 7 bestritten
wnrde, veröffentlichte dieser eine 2. Ausgabe seiner Dissertation . . .
avec une analyse des deux livres de S. Aug. . . ., une reponse anx
objections faites kla. 1 . ed. ... et une explioatiou de plus, passages
de S. Paul, 1765, 544 S. 12. (N. E. 1768, 128). Von Pile erschien
noch eine Dissert. posthnme sur rindissolubilit^ absolue du lien con-
jugal, 1788, 2 vol., worin anch die Unauflöslichkeit des Matrimo-
nium non consummatum vertheidigt wird (N. £. 1788, 160). Diese
Schriften kamen nicht mehr in den Index, auch nicht die später
aasserhalb Frankreichs erschienenen: CoUectio variarum dissertatio-
num casum Apostoli 1 Cor. 7 illustrantium, Lüttioh 1 779, 4., meist
Löwener Dissertationen aus den Jahren 1770 — 71, zwei von Le Fiat,
eine gegen den Löwener Augustiner Maugis, auch ein Auszug ans
dem Tractatus de sacramentis des Wiener Prof. Crervasio, 1766 (N.
E. 1779, 134), — Recueil de pi6ces interessantes sur les deux que-
stions celebres, savoir si un juif converti . . . peut ipouser une fille
ehret., lorsque son epouse jnive refuse de le suivre, et si un juif
endurci devenu baron [Liefman Calmer] peut nommer aux canonicats
d' une coll6giale de sa baronie, Deux-Ponts 1779, 114 S. 8.*). —
Die Frage wurde 1789 auch in Genua in einer Dissertation des
Dominicaners Ben. Solari, des spätem Bischofs von Noli, im galli-
oanischen Sinne behandelt (N. £. 1799, 27).
74. Italiemsehf Streitsehriften.
•
Wie aus dem 17., so stehen auch aus dem 18. Jahrhundert
satirische Schriften in Prosa und in Versen im Index, von denen
es erklärlich ist, dass sie im Kirchenstaate verboten, aber fast
komisch, dass sie in das für die ganze Christenheit bestimmte
Verzeichniss verbotener Bücher aufgenommen wurden, und ab-
surd, dass sie noch heute darin stehen. Einige darunter haben
freilich auch heute noch ein Interesse, weil sie für die damaligen
Zustände Italiens charakteristisch sind, wie die Streitschriften,
welche der Florentiner Giovanni Lami und die Jesuiten gegen
einander richteten, und die Schrift des Marchese Maffei Aber
den Gonstantinsorden.
1. Der Marchese Seipio Maffei (1675—1755) veröffentlichte
mit einer Widmung an Clemens XI. Della scienza chiamata caval-
leresca libri tre, Rom 1710 u. s. (über Duelle, I S. 511). Das Buch
1) J. Loeb, Borach Levi, im Annuaire de la Soc. des etudes juives,
8. A., 1884, p. 273—334. Auch der Mauriner Maran gab GuUchten über
die Sache ab. Hist. lit. de S. Maur p. 748.
J
r
Sc. Maffei. 796
rief mehrere Entgegnungen hervor; eine derselben wnrde 1718,
5 Jahre nach dem Erscheinen der 2. Auflage, yerb.: Eiflessioni
lopra il libro intit. Della sc. eh. cav. ed insienie la conciliazione
fra le massime dell' antore del suddetto libro e quelle degli altri
professori di detta scienza, del Marchese Giac. Natta d'Alfiano...,
nnoTaniente ristampata con molte ginnte dair antore, Casale 1713
(merst 1711; Giom. de' lett. [Rom] 1745, 29). ~ Schon früher
als }?atta kam Maffei selbst in den Index, freilich nicht mit der
Scieoza cavallerescha, aber mit einer damit zusammenhangenden
Schrift. Er hatte in der Scienza bemerkt, dass die ersten Eitter-
orden in der Zeit der Ereuzzüge entstanden seien. Nun hatte aber
eben damals ein griechischer Schwindler sich für einen Comnenen
and Kachkommen Constantins und für den Grossmeister eines von
diesem gestifteten Ritterordens ausgegeben, — die ersten 40 Ritter
sollten Yon Constantin mit der Bewachung des Labarum beauftragt
vorden sein, — und seine Grossmeisterwürde, natürlich gegen haar,
an den Herzog Francesco Famese von Parma und seine Nachfolger
abgetreten, — Maffei behauptet, die Jesuiten hätten diesen zu dem
Geschäfte verleitet, — und Innocenz XII. hatte 1699 in einer an-
geblich von dem Card. Albani (Clemens XI.) verfassten Bulle diese
Uebertragung von Seiten des Jo. Andreas Angel us Flavius Comne-
nns, princeps Macedoniae et Magnus Magister Militiae auratae Con-
stantinianae sub titulo S. Georgii et regula S. Basilii Magni, an den
Herzog genehmigt und Clemens XI. dieselbe durch eine zweite
Bnlle vom J. 1701 bestätigt (Bull. cont. 2, 195; vgl. Helyot 1, 249).
Dieser Schwindel wurde nun aufgedeckt in De fabula equestris
ordinis Constantiniani Scipionis Maffeii Marchionis epistola, Tiguri
1712. Bei der Veröffentlichung der Schrift war eine ganze Reihe
von angesehenen Männern betheiligt. Giusto Fontanini galt vielfach
als derjenige, welcher den Entwurf derselben gemacht; er schickte
jedenfalls das Manuscript an Querini und dieser an Montfaucon, der
die Schrift in Paris mit dem Druckort Zürich auf Maffei's Kosten
drucken liess. Sie wurde begreiflicher Weise nicht nur in Parma,
sondern auch in Rom übel genommen. Den Herzog beschwichtigte
Maffei einigermassen durch Ablieferung der noch nicht abgesetzten
Exemplare^). Bei der Index-Congr. wurde die Schrift, wie Maffei
selbst angibt, durch Msgr. Battelli noch im J. 1712 denuncirt. Der
eiste von ihr bestellte Censor, Lambertini, sprach sich gegen ein
Verbot derselben aus; es wurde aber in der Person des Msgr.Dan-
1) Er schreibt dem Abate Conti, er wolle dieses thuen, weil ein
Verwandter von ihm wegen eines Processes der Protection des Herzogs
bedürfe. Er beauftragte aber Conti» der die Ablieferung besorgen sollte,
etwa 50 Exemplare heimlich nach verschiedenen Seiten zu versenden, auch
fnr eine Besprechung des Buches in holländischen, französischen und
deutschen Zeitschriften zu sorgen, wegen einer Besprechung in den Mdm.
de Trevoux an P. Toumemine zu schreiben, da der Jesuiten-General sage,
er habe keine Autorität über diese Zeitschrift; Lettere soelte dell' Ab. Ant.
Conti, Yen. 1812, p. 68-71.
796 Italienische StreiUchriften.
dini ein zweiter Censor bestellt, der sich anders aussprach. Im
Dec. 1713 gab MaiFei dem Card. Piazzi ein Exemplar and einen
Brief für den Papst mit ; aber als der Cardinal in Rom ankam, war
das Verbot bereits erfolgt, 15. Jan. 1714. Ma£Pei Hess in Rom er-
klären: er werde nicht widerrufen und sich auch nicht verpflichten,
keine neue Auflage zu veranstalten. £r bemühte sich in Rom ver-
gebens, die Gutachten der beiden Censoren zu erhalten; das von
Dandini erhielt er durch Muratori. An diesen schrieb er: Das Ver-
bot meiner Schrift böte die beste Gelegenheit, Italien über die Ty-
rannei aufzuklären, welche Rom über Werke ausüben möchte, die
von Dingen handeln, welche ganz ausserhalb seiner Jurisdiction
liegen. Weil jene Narren sich Bullen und Breven verscbafft haben,
soll man den Betrug nicht aufdecken dürfen. Ich muss freilich ans
Rücksicht gegen den Herzog schweigen (mordere il freno). Ich
möchte aber, um mich Rom gegenüber aussprechen zu können, eine
Salvaguardia haben, che mi renda persona non cosi di leggieri vio-
labile. Das wäre, meint er, ein kaiserlicher Kammerhermschlüssel !^)
Einen Erfolg hatte Maffei's Schrift freilich nicht. Clemens XI. be-
stimmte durch ein Breve vom J. 1718 eine Kirche in Parma zur
Ordenskirche für den fabulosen Orden und verlieh 1720 Ablässe
für dieselbe (Bull. cont. 2, 196. 211), und der Advocat Michele
Lazzari schrieb gegen Mafi^ei: Exetasis in epistolam Sc. Mafi^ei ad
Gisbertum Cuperum de fabula . . . , Ven. 1725. — Seit Ben. steht
die Schrift ohne MafTei^s Namen im Index.
Gegen Mafl^ei's theologische Schriftstellerei wurde unter Bene-
dict XIV. eine grosse Nachsicht geübt (S. 770). Auch seine Schriften
über die Magie kamen nicht in den Index. Sie wurden veranlasst
durch das Buch von Girolamo Tartarotti zu Roveredo (1702 — 61)
Del congresso nottumo delle lamie, 460 S. 4., welches 1749 zu Ve-
nedig erschien, nachdem es zwei Jahre auf die Approbation der dor-
tigen Inquisition hatte warten müssen. Tartarotti bekämpft den
Hexen wabn und polemisirt scharf gegen Delrio, bestreitet aber die
Möglichkeit der Magie nicht. In der Schrift Arte magica dileguata,
Lettera del S. March. Maffei al P. Innocente Ansaldi delP Ord. de^
Pred., Verona 1749,* 51 S. 4. wird dagegen gezeigt, dass Tarte
magica oggigiorno h un bei nulla. Er verth eidigte diese Ansicht
in der unter dem Namen Ant. Fiorio herausgegebenen Arte magica
distrutta, 1750, und in der gegen Tartarotti's Apologia del Con-
gresso . . ., 1751, gerichteten Arte magica annichilita, Verona 1754.
Gegen Tartarotti'^ und Maffei's Schriften erschien eine ganze Reihe
von Gegenschriften ; aber in den Index kamen sie nicht, auch nicht
die ähnlichen (deutschen) Schriften des Theatiners Ferd. Sterzinger
(1766), die von dem Augustiner Agnellus März und dem Benedio-
tiner Angelns März angegriffen wurden^).
1) Rivista Eur. 1880, 26, 229. Card. Quirinus, Comment 1, 288.
273. Val&ry 3, 208.
2) Harter 2, 1899; 8. 362. L. Rapp, Die Hexenprocesse und ihre
Gegner in Tirol, 1874, S. 78. 90. 110. 175.
Q. SeoUniu (Sergardi). 797
2. Im J. 1700 wurde yerb. Qninti Seotani Satyrae in Phi-
iodefflom cum notis variorum, Col. 1681 idiomate vulgari et latino
editae, and Satire di Salvator Bosa dedicate a Settano, Amst. s.a.
(aoeh 1719 u. s.). Der Satiren des berühmten Malers sind sechs;
die letzte ist gegen diejenigen gerichtet, welche behaupteten, die
Satiren seien nicht von ihm, sondern von einem Dominicaner^).
Qaiotus SectanuB ist der angenommene Namen des Msgr. Lodovico
Sergardi (f 1726), der nach dem Tode Innocenz' XI. 1689 anfYer-
anlassung des Card. Petrncci beauftragt wurde, die Rede an die
Cardinäle über die Papstwahl zu halten, bei Alexander YIII. (1689
—91) sehr beliebt und Secretär des Cardinais Nepoten Ottoboni
war, auch die literarische Correspondenz des Papstes besorgte und
nach dessen Tode auf Card. Ottoboni's Veranlassung die Leichen-
rede hielt. Philodemus ist der Jurist Gianvincenzo Gravina, seit
1698 Professor an der Sapienza, einer der Gründer der Accademia
degli Arcadi. Gegen ihn sind die 16 Satiren yorzugsweise ge-
richtet, im übrigen gegen Laster und Lächerlichkeiten der Bömischen
Geaellschaft. 14 derselben waren schon 1696 apud Triphonem bib-
liopolam (in Rom) gedruckt, alle 16 (die 16. ist gegen Trifo ge-
riehtet, der die Satiren ohne sein Yorwissen und sehr fehlerhaft
gedruckt habe) erschienen cum notis variorum Coloniae (Lucca) 1698
(nicht 1681). £s erschien noch eine Ausgabe mit einem Commen-
tar: Q. Sectani satyrae in Phil, numero auctae, mendis purgatae • . .
ed. noyissima curante P. Antoniano, Amst. 1700, 2 vol., in Wirk-
liehkeit zu Eom gedruckt, von Paolo MaiTei unter den Auspicien
des Card. Ottoboni besorgt, aber unvollendet (nur 8 Satiren ent-
haltend), nach Fabroni, weil sich Sergardi mit dem Cardinal über-
warf und das Buch verboten wurde. Die Uebersetzung : Satire di
Settano tradotte in terza rima dallo stesso autore, Zurigo (Florenz)
1700, ist nach Melzi 3, 61 nicht von Sergardi, sondern von dem
Pfarrer Girolamo Pallini aus Siena. 1707 erschien zu Palermo eine
zweite Uebersetzung').
1737 wählte der mehrfach erwähnte Jesuit Giulio Cesare Cor-
dara dei Conti di Calamandrana (1704 — 85) den Namen Sectanus
für 4 in Hexamet-ern geschriebene Satiren gegen (riov. Lami und
1) Maffei 3, 106. Ciampi, Innocenzo X. p. 272. 292.
2) Fabroni, Yitae It. 2, 370. Melzi 3, 44. 61. Valery I, LIII. Im Auf-
trage Alexanders YIII. correspondirte Sergardi u. a. mit Mabillon. Bei
YaL 2, 210 frag^ er diesen, wie man in Rom französische, holländische
ond englische Bücher bekommen könne. Er war ein Gegner der Jesuiten
imd Bewunderer der Lettres provinciales. Ein Heiliger war er ebenso
wenig wie sein Gegner Gravina; Fabr. 2, 870 beschreibt eine Prügelei
zwischen beiden bei einem Diner. — Die Uebersetzanff erschien nochmals
mit einer kurzen Biographie Amst. (?) 1788 (Novelle lett. 1768, 177), das
Origrinal Lucca 1783 in 3 vol.; in 4 vol. 4. die anderen Schriften von
Sergardi mit einem Commentar von Leonardo Giannelli, Chierico reg.
della Madre di Div. — Seit Ben. steht im Index: Sectanus Q. Satyrae, —
eaedem cum notis variorum, — eaedem italice. Ben. hat also alle Ausgaben
verbieten wollen.
^
798 Italienische Streitschriften.
andere Florentiner Gelehrte: Lucii Sectani Q. filii de tota graecn-
lorum hujas aetatis literatura ad Gajnin Salomorinm sermones qua-
tuor. Accessere qaaedam Fhilocardii enarrationes. Genevae (Lucca)
1737. Philocardius nnd Salomorias ist wahrscheinlich der Jesuit
Girolamo Langomarsini. Lami hielt die Jesuiten Pompeo Ventura
und Langomarsini für die Yerfasser und antwortete in italienischen
Versen:" I piiferi di montagna che andarono per sonare e forono
sonati. Raggionamento I. di Cesellio Filomastige, Leida (Florenz?)
1737. Von Cordara erschien dann L. Sectani Q. F. ad Gajum
Salomorium sermo V. cum M. Fhilocardii enarrationibus, Corythi
1738, und von Lami, jetzt auch in Hexametern, M. Thymoleontis
adversus improbos bonarumque artium osores Menippea. Accesse-
runt Sex. Philomedis enarrationes, Londra (Florenz) 1738 (Phi-
lomedes ist der Florentiner Pfarrer Bini). Schärfer noch als in der
ersten Antwort greift Lami in dieser die Jesuiten überhaupt an.
In einer Appendix steht ein chronologisches Register von Sünden
der Jesuiten von 1540 — 1738, darin z. B.: 1630 Galilei a Jesnitis
persecutionem passus; 1731 die Geschichte des P. Girard und der
Cadi^re; 1737 Jesuitae sub Sectani nomine satyras edunt et vires
doctos ac probos Florentinos ex mera invidia maledictis pro-
sequumtur. Am 13. Apr. 1739 wurden die erste Schrift von Cor-
dara und beide von Lami verboten. Es erschienen noch einige
Schriften, von denen aber die Index-Congregation keine Notiz nahm.
Auf Verlangen Clemens' XIIL untersagte schliesslich der General
Ketz den Jesuiten die Fortsetzung der Polemik. Lami gab später
sammtliche Schriften, auch die verbotenen heraus: Kaccolta di com-
posizioni diverse sopra alcune controversie letterarie insorte nella
Toscana nel corrente secolo, s. 1. (Lucca) 1761,* 2 vol. 4. Die Ser-
mones von Cordara wurden von dem Jesuiten Guido Ferrari mit
Weglassung der Enarrationes Fhilocardii, die er als die Ursache des
Verbotes ansah, Hagae 1 752 neu herausgegeben und stehen auch in
den Opere del Cordara, Ven. 1804 1).
Ein ausführlicher Bericht Lami*s über den Streit ist abge-
druckt in dem Elogio del D. Giov. Lami . . . dall' Ab. Franc. Fon-
tani, Firenze 1789, p. 111. In diesem Buche wird auch tiber die
Angriffe berichtet, die Lami von anderen Seiten erfuhr. Unter
anderm wurde er wegen der Bestreitung von Legenden, z. B. dass
die Apostel von Toscana, Romulus, Paulinus und Frontinus, von dem
h. Petrus gesandt worden seien, als Ketzer und von Leone Pascoli
als l'empio autore del libro De eruditione apostolorum bezeichnet
In einem S. 107 abgedruckten Billet vom J. 1721 bittet ihn der
Inquisitor von Florenz, die Veröffentlichung des 9. Bandes seiner
Deliciae eruditorum zu suspendiren, da die darin ausgesprochenen
Zweifel an der allgemeinen Ansicht, dass das Gesicht der Madonna
in Santa Nunziata von einem Engel gemalt sei, Anstoss erregen
werde, zumal die Biten-Congregation für die Serviten ein Of&cnm
1) Melzi 8, 46. ü. N. 1789 B, 147 ; 1740 B, 93. Dollinger, Beitr. 3, VIB.
Lncins Sectanns (Gordara). 6. Lami. G. Oigli. 799
des sei. Alezins Falconieri approbirt habe, in dem es heisse: Orante
cum aliis aociis B. Alexio Yaltnni coelitns perfectum fnisse tradnnt.
Da der Band doch ausgegeben wurde, fielen die Serviten über Lami
ker. — Lami blieb freilich seinen Gegnern nichts schuldig (Hurter
3, 114), und in seinen Schriften und in dem Elogio kommen so
starke Stellen über die Unwissenheit der italienischen Geistlichen,
die Legenden des Breviers u. a. vor, — auch die Bemerkung, dass
manche Bücherverbote Born bei den Ketzern lächerlich machten, —
diss man der Index-Congr. eine Anerkennung dafür nicht versagen
kann, dass sie dieses hingehen liess.
3. Girolamo Gigli, geb. I(i60 zu Siena, seit 1698 Professor
der italienischen Sprache daselbst, war Verfasser mehrerer Theater*
Stacke. Eins derselben, II Don Pilone, ovvero il bacchettone falso,
Commedia tratta nuovamente dal francese, Lucca 1711, eine Nach-
ahmung des Tartuffe, wurde 1718, nachdem er vorher durch eine
andere Schrift in Ungclegenheiten gekommen war, verb. 1707 ver-
öffentlichte er den Prospectus zu einer Sammlung der Scrittori
Sanesi, die 32 Quartbande füllen sollte (Clar. Yen. ad Magliab.
£pp. 206). Es erschien davon aber nur eine Gesammtausgabe der
Werke der h. Caterina von Siena, 1707 — 13, 4 vol. mit Anmer-
knngen des Jesuiten Fed. Bnrlamacchi (Clement 6, 424). 1708
wurde Gigli als Erzieher eines Fürsten Euspoli, der später Cardinal
wurde, nach Rom berufen; er wurde von Clemens XL und vielen
Cardinälen gern gesehen. Hier begann er die Ausarbeitung und den
Druck eines Vocabolario Cateriniano; die einzelnen Bogen wurden,
so wie sie gedruckt waren, an die Snbscribenten vertheilt. Die Ar-
beit wird wissenschaftlichen Werth haben, enthält aber vieles, was
flicht in ein Yocabolario gehört; namentlich liess Gigli seiner Nei-
gung zu spöttischen und satirischen Bemerkungen freien Lauf, vor
allem gegen die Florentiner im allgemeinen, gegen die Accademia
della Crusca (sie hatte eigenthümliche Ausdrücke der h. Caterina
und des Dialektes von Siena nicht als classisch anerkennen wollen)
und gegen einzelne Personen in Florenz, u. a. einen P. Zanobi
Campana. Nachdem der Artikel Pronunzia p. 141—232 erschienen
war, liess der Grossherzog Cosima die gedruckten Bogen durch den
Henker verbrennen, Gigli aus der Crusca ausstossen und ihm die
Rückkehr nach Toscana verbieten und führte nun auch bei dem
Papste Klage, dass man ein solches Buch in Rom passiren lasse.
In Folge davon erschien dann ein Edict des Mag. S. Pal. Selleri
vom 21. Aug. 1717 (A. J. P. 2, 2645) des Inhalts: Es werden
viele Blätter verbreitet, die von der h. Caterina von Siena handeln,
beginDcnd: Girolamo Gigli a chi legge, die ohne Approbation des
Mag. S. Pal., man weiss nicht, wo, gedruckt sind, mit Uebertretung
der Decrete vom 13. Sept. 1625 und 20. Nov. 1659, und welche
Spöttereien enthalten, die der Reputation anderer Eintrag thuen,
was der Instruction Clemens' VIII. zuwiderläuft. Darum verbiete
ich kraft meines Amtes und in speciellem Auftrage Clemens' XI.
diese bis p. 312 gehenden Blätter u. s. w. — Muratori schreibt
über das Buch: Die Unannehmlichkeiten, die sich der arme Gigli
800 Italienisöhe Streitschriften.
zugezogen, werden den Wertb seines Buches nicht vermindern, sondern
vermehren, da man nun noch mehr neugierig darauf sein wird. Ich
habe es mit vielem Vergnügen gelesen . . Wenn es einmal voll-
ständig erscheint, wie ich hoffe, wird es die Verfolgung in Florenz
so berühmt gemacht haben, dass es grossen Absatz finden wird.
Gigli bat übrigens später den Grossherzog und die Florentiner in
einer ausführlichen Retractation um Verzeihung. — Gigli war bis
zu dem Worte Ragguardare gekommen. Nach seinem Tode (1721)
besorgte Giac. Angelo Nelli, wahrscheinlich zu Lucca, einen Neu-
druck mit einer Fortsetzung von anderer Hand und einigen Zu-
thaten: Vocabolario Cateriniano di Girolamo Gigli, da lui lasciato
imperfetto alla lettera R, e che in questa seconda impressione si
da compito, ove si spiegano e si difendono alcune voci e frasi di
S. Caterina da Siena, usate da essa nelle sue opere secondo il dia-
letto Sanese o sue proprio, con Taggiunta . . . delle lottere di quasi
tutte le accademie ditalia in approvazione della locuzione della
Santa. A Manilla nell' Isole Filippiue, con licenza de^ snperiori,
8. a.*, XLIV u. 483 S. 4.1).
1721 wurden verb. Satire di Benedetto Menzini, Cittadino
Fiorentino, Amst. 1718. Menzini (1646—1708) lebte seit 1685 in
Rom als Professor an der Sapienza und Arcade, wurde von der
Königin Christine und mehreren Cardinälen protegirt, von Inno-
cenz XII. zum Canonicus ernannt (Fabroni 7, 264) und war nach
Tiraboschi 8, 471 einer der ersten Satiriker. Von seinen 12 Satiren
(u. a. gegen Gio. Andrea Moniglia, Leibarzt Cosimo^s III., und gegen
die Jesuiten) gab er Freunden Abschriften, wollte sie aber nicht
drucken lassen. Nach seinem Tode wurden sie wiederholt gedruckt;
die im Index stehende Ausgabe ist (mit Anmerkungen von A. M.
Salvini) zu Neapel gedruckt. In den älteren Indioes steht auch
Storia di Ben. Menzini, von Ben. gestrichen ; Storia wird ans Satire
entstanden sein; eine Storia wird von Menzini nirgend erwähnt.
Madame de Graffigny gab 1 747 Lettres d'une Peruvienne her-
aus, von denen sie sagte, sie seien aus dem Peruanischen übersetzt,
im Originale aber grösstentheils nicht geschrieben, sondern mit Qui-
pos hergestellt, d. h. mit Wolltäden von verschiedenen Farben und
Formen (mit verschiedenen Knoten u. dgl.). Raimondo di Sangro,
Principe di San Severe Hess nun einen Brief drucken, der einer
ungenannten Herzogin die Zweifel an der Möglichkeit einer solchen
peruanischen Schrift benehmen sollte: Lettera apologetica dell'
Esercitato Accademico della Crusca, continente la difesa del libro
intitolato Lettere d'una Peruana, per rispetto alla supposizione de*
1) Jo. Lami, Memorabilia Italorum, Flor. 1742, p. 149 (Hieron.
Lilius). Lettere inedite di L. A. Muratori, 1854, p. 290. 342. 888. 469.
Götze, Merkwürd. 2, 82. Götze hat Gigli persönlich gekannt (er erwähnt
u. a., dass er ein Jesuitenfeind gewesen) und beschreibt ein Exemplar des
Vocabolario von 320 Seiten (es waren also mehr als 312 gedruckt), dem
die Retractation beigebunden ist. Diese steht auch in der Ausgabe von
Nelli p. 204.
Die Freimaurer. dOl
doipo, scritta alla Dnchessa dl*** e dalla medesima fatta pabblicare,
Xeapel 1750, 320 S. 4. Anf sein Thema kommt der Autor erst
p. 183, yorher und auch nachher in Noten und Digressionen schwätzt
er über allerlei, auch über philosophische und theologische Dinge,
aoch über das Kainszeichen, über das Wunder des h. Januarius,
das er gegen d'Argens yertheidigt, u. s. w. Das Buch wurde
1752 yerb. Er erschienen auch zwei anonyme Gegenschriften:
Letten nella quäle si censura la Lettera deir Esercitato . . •, Flo-
renz (Neapel) 1751, von dem Jesuiten Sertori de Mattei, und
Parere intomo alla vera idea contenuta nella Lettera apolog. . . ,
Neapel (Rom) 1752, von dem Abate Innoc. Molinari. Letztere
lieaa der König von Neapel als ein Pasquill gegen den Yer-
faaaer der ersten Lettera verbrennen; es hiess auch, er werde
den Papst auffordern, alle Exemplare in Rom confisciren zu lassen^).
Ob dieses geschehen, weiss ich nicht; jedenfalls steht das Parere
oieht im Lidex. 15 Jahre später, 1765, wurden aber die Lettres
dW Peruvienne verb.
75. Die Freimanrer.
Clemens XU. und Benedict XIV. verdammten durch Bullen
Tom 28. April 1738 bezw. 28. März 1751 die Oesellschaften der
Liberi Muratori oder Francs-Magons, verhängten über die Mit-
glieder derselben die reservirte Excommunicatio latae sententiae
und geboten den Bischöfen und Inquisitoren, gegen sie als der
Ketzerei verdächtig einzuschreiten. Eine ähnliche Bulle erliess
Kus VII. 13. Sept. 1821 gegen die Carbonari (Bull. 15, 446).
In einer Bulle Leo's XII. vom 13. März 1825 werden diese
drei Bullen inserirt und bestätigt (Acta S. S. 1, 301). In der
Balle Pius' VII. wird auch das Behalten und Lesen „aller Gate-
cbismen der Carbonari, der Bücher, in welchen beschrieben wird,
was bei ihren Zusammenkünften geschiebt, ihrer Statuten und
aller zu ihrer Vertheidigung geschriebenen Schriften, gedruckter
und handschriftlicher," bei Strafe der reservirten Excomm. 1. sent.
verboten. Merkwürdiger Weise ist dieses Verbot nicht in den
Index aufgenommen. Auch von den Freimaurer-Schriften stehen
in diesem aus dem 18. Jahrhundert nur eine (und ein bei Caglio-
1) Zaccaria, Storia lett. 1762, III, 526. Novelle lett. 1761, 776;
1753, 108.
Bevsob, Index n. 51
802 Die Freimaurer.
stro confiscirtes Manascript !), aus dem 19. nur wenige ; die yon
Reghellini de Schio werden in den gewöhnliehen Licenzen zum
Lesen verbotener BUcher ausgenommen.
Nach Leo XII. haben sich Doch gegen die Freimaurer und die
geheimen Gesellschaften ausgesprochen Fius YUI. in der Encyclica
vom 24. Mai 1829, Fius IX. in der Encyclica vom 9. Nov. 1846
und in der AUocution vom 25. Sept. 1865 (Acta S. S. 1, 318. 291.
193) und Leo XIII. in der Encyclica de secta Massonum vom 20.
Apr. 1884 (mit der dazu gehörenden Instmctio der Inquisition ab-
gedr. Katholik 1884, 1,534.653). Die' Inquisition hat Fer. lY. 12.
Jan. 1870 (Acta S. S. 1, 290; 5,369) erklärt, dass auch die irischen
und americanischen Fenier unter das Verbot fallen.
Nach der VeröjOfentlichung der Bulle Clemens' XII. verbot die
Inq. 1739 Relation apologetique et historique de la sociit^ des
Francs-Ma^ons par J. Gr. D. F. M. D., Dublin 1738. Das Buch
wurde (mit einer Schrift über die Wunder des Diakonus Faris) vor
der Minerva feierlich verbrannt (Fleur. 76, 489). Im span. Index
stehen ausser der Relation auch Bist, des obligations et Statuts de
la tr^s-ven. confraternit6 des Francs-Magons, Frcf. 1742, und L*ordre
des Fr.'M. trahi et le secret des Mopses rivöle, Amst. 1745. In
demselben Jahre 1739 wurde zu Florenz Tommaso Grudeli von
der Inquisition verhaftet und angeklagt, dass er Freimaurer sei, über
die Madonna dell' Impruneta und San Cresci (S. 430) gewitzelt,
verbotene Bücher (Marohetti, Sarpi, Leti^sYita di Sisto Y.) gelesen habe
und dgl. 1740 wurde er zu Hausarrest verurtheilt und ihm aufgegeben,
ein Jahr lang alle Monate die 7 Busspsalmen zu beten. Cantii be-
zeichnet Grudeli (1703 — 45) als discreto poeta lepido, erzählt aber
von ihm, er habe in einem Gedichte von dem Senator Fil. Buonarroti
gerühmt, dass er frenar solea il tempestoso procellar del olero, und
sich dadurch Anfeindungen von Seiten der Greistlichen zugezogen.
Die nach seinem Tode gedruckte Raccolta di poesie del Dottor T.
Grudeli, Napoli (Florenz) 1746, wurde sofort verb.^).
Gagliostro wurde 28. Dec. 1789 verhaftet und auf die Engels-
burg gebracht. Am 7. April 1791 erklärte die Inquisition unter
dem Yorsitze des Papstes, er sei allen von den h. Ganones und den
bürgerlichen und municipalen Gesetzen den formellen Haeretikem,
Haeresiarchen, Astrologen, Magikem und Freimaurern angedrohten
Strafen verfallen und also dem weltlichen Arme zu übergeben; der
Papst habe aber aus besonderer Gnade diese Strafe in lebensläng-
liche strenge Haft ohne Hoffnung auf Begnadigung umgewandelt,
unter der Yoraussetzung, dass er abschwöre (er starb 1795 in der
1) Cantü S, 438. 458. Dieser citirt fdr den Prooees Fatti attinenti alla
Inquisizione e sua storia generale e partioolare in Toscana, Florenz 1783.
Le Bret, Mag. 8, 572. 679. Tipaldo 6, 40. Ferd. SbigoU, Tomm. Grudeli
e i primi framassoni in Firenze, Mil. 1884; vgl. F. T. Perrena, Un poete
francmaQon devant le S. Office au 18. siecle, in Rev. des d. m. 1885,
67, 142.
J
r
T. Grndeli. Cagliostro. Reghellini u. a. 608
m
Festung S. Leo). Die bei ihm gefundenen Bücher und Instrumente
wurden Tor der Minerva verbrannt, darunter ein ManuBcript, worin
(Üe Inquisition die christliche Religion untergrabende, abergläubische,
gottlose ... und ketzerische Sätze gefunden. Das ist Ma^onnerie
^ptienne mss., welches als 7. April 1791 verb. im Index steht ^).
In Spanien wurden 1789 strenge verb. M^moires authentiques pour
servir ä Thist. du Comte de Cagliostro, par Mr. Beam***, Hamb.
1786.
Von Reghellini de Schio (er stammte aus einer Yenetiani-
sehen Familie, war zu Schio geboren, lebte aber zu Brüssel und
Paris, t 1853) verbot die Index-Congr. 1836: La magonnerie con-
sideree comme le resultat des religions egyptienne, jnive et chr6t.,
Paris 1833, 3 vol., und Examen du mosaisme et du christianisme,
Paris 1834, 3 vol.^), dann 1839 die Inq. eine ältere und kleinere
Schrift: Esprit du dogme de la franche magonnerie; recherches sur
son origine et celle de ses differents rites, compris celui du carbo-
sarisme, Brux. 1826. — Ausserdem stehen noch im Index: Examen
eritico de las causas de la persecucion que han experimentado los
frencmagones, y explicacion de las bulas de los Sumos Pontifices
Clemente XII. y Benedicto XIV., verb. 1820; — La sociedad de
los Francos Ma^ones sostenida contra las falsas preocupaciones por
F. . . , R., verb. 1822^); — Historia da Franc-Magonaria ou dos
pedreiros livres pelo author da Bibliotheca magonica, von der Inq.
verb. 1846; — Zeffirino Falcioni, Coup d'oeil sur le christianisme,
par un Franc-ma^on, disciple de la philosophie positive, ancien se-
ci^taire de la chapelle pontificale, Paris 1879, verb. 1880.
1) Compendio della vita e delle gesta di 6. Balsame denominato il
Coote Cagliostro, che si e estratto dal processo contro di lui formato in
Roma l'a. 1790, e che puö servire di srorta per conoscere l'indole della
setta de' Liberi Muratori, Rom 1791. Cantü 3, 399. N. Antoi. 1881, 26,
622. Allg. Ztg. 1833, 131 B. Herzan (bei ßrunner, Theol. Dienerschaft
S. 183) meldet im April 1789: Cagl. habe um sicheres Geleit angesucht;
a sei ihm geantwortet worden, da er im Kirchenstaate kein Verbrechen
bj^ngen, habe er dessen nicht nöthig; im Mai: er sei ane^ekommen, mit
einer Empfehlung des Fürstbischofs von Trient an Card. Albani ; 80. Dec.
1789: er sei verhaftet worden, gleichzeitig der Capuciner Florentin de
St. Maurice; 2. Sept. 1795: Cagl. sei im Kerker unter Gotteslästerungen
gestorben. — Der Capuciner wurde für schuldig erklärt, zu Rom Frei-
maarer geworden zu sein, die abergläubische, gottlose und ketzerische
ägyptische Secte durch Wort und Schrift begünstigt und Zauberei und
Astrologie getrieben zu haben, mit Rücksicht auf einige Umstände und
sein freiwilliges Bekenn tniss aber nur zu zehnjähriger Haft in einem Kloster
verurtheilt.
2) Carove, Neorama 2, 216.
3) Viele andere span. Schriften verzeichnet Pelayo 8, 640. 782.
804 Jesuitica 1740-60.
76. Jesnitica 1740—60.
Von den an den sonderthümlichsten Ansichten reichen Werken
des gelehrten Jesuiten Jean Hardouin (1646— 1729) wurden 1739
Opera selecta und Opera varia, 1742 der Gommentar zum N. T.
verboten. Die Opera selecta waren schon 1709 erschienen und
sogleich von den Oberen der französischen Jesuiten desavouirt,
auch der Verfasser zu einer Betractation genöthigt worden. Auch
die nach Hardouins Tode 1733 erschienenen Opera varia wurden
sofort von den Jesuiten desavouirt. Im spanischen Index stehen
diese Werke nicht. Wenn man es schon auffallend finden konnte,
dass die Oberen des Jesuitenordens das Erscheinen der Werke
HardoninSy die sie nachträglich desavouirten, nicht verhindert
hatten, so erscheint noch auffallender ihr Verhalten gegenüber
einem Schtller Hardouins, Joseph Isaac Berruyer (1681 — 1758).
Er veröffentlichte eine Geschichte des Volkes Gottes in drei
Theilen, von denen jeder folgende anstössiger ist als der vor-
hergehende. Der erste erschien 1728 mit Approbation der fran-
zösischen Oberen, musste aber auf Befehl des Generals nmge-
arbeitet werden. Von dem zweiten, der 1753 erschien, erklärten
die Oberen, er sei ohne ihr Vorwissen veröffentlicht worden,
und Berruyer selbst erklärte seine Unterwerfung unter die ver-
dammenden Urtheile des Erzbischofs von Paris 1754 nnd des
Parlaments 1756, Hess aber sofort 1757 den 3. Theil erscheinen.
Die beiden ersten Theile wurden von der Index-Congregation
1734 und 1755, eine italienische Uebersetzung des zweiten 1758
durch ein Breve Benedicts XIV. und der 3. durch ein Breve
Clemens' XIII. verboten. Unter Clemens XIII., dem Gönner
der Jesuiten , wurden dann noch mehrere Vertheidigungen Ber-
ruyers verboten. In Spanien wurden erst 1759 alle drei Theile
verboten. — Unter Benedict XIV. und in den ersten Jahren Cle-
mens' XIII. wurden auch einige der Schriften gegen die Jesuiteo
verboten, die um diese Zeit in grosser Zahl erschienen.
1. Von Hardouin soll Daniel Huet gesagt haben: er habe
40 Jahre daran gearbeitet, seine Keputation als Gelehrter zu mi-
niren, ohne dass ihm dieses ganz gelungen sei. Von ihm selbst
citirt Cr^t-Joly 4,210 die Aeusserung: er stehe nicht jeden Morgen
1
J. Hardouin. 805
im 4 Uhr aaf, poor etre de Tayis de tont le monde. Za den Punk-
ten, in denen er anderer Meinung war als die ganze Welt, gehörte
oamentlich die Ansicht: der Theologe habe nur drei zuverlSssige
Qaellen, die Yulgata (den lateinischen Text des N. T. hielt er für
den Ori|^naltext), die Acten des Trienter Concils nnd die mündliche
Ueberlief emng ; der griechische Bibeltext, die Schriften der Kirchen-
vater, die Acten der älteren Concilien n. s. w., sowie die meisten
Sehriften der Classiker seien von einer Bande vonNebnlones im 13.
oad 14. Jahrh. fabricirt worden. H. hatte auch eigenthümliche
dogmatische Ansichten, z. B. der Logos habe erst mit der Mensch-
werdung angefangen, Sohn Gottes zu sein. Im allgemeinen aber
bielt er an der streng römisch-katholischen Anschauung fest, und
eben die Ueberzeugung, dass diese auch der Glaube der ersten
Jahrhunderte gewesen sein müsse, und die Thatsache, dass sich in
der iltem Literatur vieles findet, was zu dieser ÜFeberzeugung nicht
passte, brachte ihn auf den Gedanken einer grossartigen Fälschung^).
H. begann seine Thätigkeit als theologischer Schriftsteller 1 687
mit De baptismo quaestio triplex. Die Schrift de nummis Herodia-
duD, 1693, wurde gleich nach ihrem Erscheinen von seinen Oberen
Bnterdrfickt. 1696 erschien Numismata saeculi Constantiniani und
1697 mit Approbation des Provincials Chronologia Yeteris Test.,
beide zu Paris. Letztere wurde vom Parlament verboten, aber so-
gleich, angeblich auf Veranlassung eines FreunAles, in Strassburg
und 1699 in Lyon neu gedruckt (Backer s. v.). 1709 erschienen
kl J. L. de Lorme in Amsterdam in Folio: Fr. Harduini e S. J.
Presb. opera eelecta, tum quae jampridem Parisiis edita nunc emen-
datiora et auctiora prodeunt, tum quae nunc primum edita, Amstelod.
1709, Fol. Das Werk wurde schon 1708 angekündigt. Das Auf-
sehen, welches die Ankündigung erregte, veranlasste die Jesuiten,
H. aufzugeben, die bedenklichsten Sachen wegzulassen oder zu cor-
rigiren. Der Drucker wollte sich aber auf diese nachträglichen
Aenderungen nicht einlassen. Darauf erschien eine Protestation du
P. Hardouin contre T^dition de ses ouvrages que Ton fait k Amster-
dam (dem Augustheft der M^m. de Trev. von 1708 beigefügt),
worin er sagt: an der Ankündigung des Werkes habe er keinen
Theil; er habe dem Drucker Aenderungen gesandt, die derselbe nicht
berücksichtigen wolle; er desavouire also in voraus die Ausgabe,
die vieles enthalte, was sie nicht enthalten würde, wenn de Lorme
gegen ihn handelte, wie ein Verleger gegen den Autor handeln sollte.
Ein unbekannter Protestant schreibe ihm die Meinung zu, die Schriften
der Kirchenväter seien unterschoben ; er habe aber über diese keine
andere Ansicht als die der Bömischen Kirche und der gelehrtesten
Kritiker und kath. Theologen, und wolle alle Stellen streichen, die
1) Mem. de Trev. 1761, 3012. Biblioth. rais. 11, 237. Ein witziges
Epithaphiam auf H. von L Vernet bei Harter 2, 1100. Ein Analogon zu
H. aas der neuesten Zeit ist der Komische Professor Aloysius Vincenzi,
der Verfasser des Buches De Hebraeorum et Christianomm sacra mo-
narchia et de infallibili in utraque magisterio. Deutscher Merkur 1882, 225.
806 Jesuitioa 1740—60.
jenen Protestanten anf jene Meinung hätten bringen können. Dass
jener Protestant mit Unrecht für seine Ansichten seinen Orden ver-
antwortlich mache, habe er schon im 14. Bande von Le Clercs Bi-
blioth^ue choisie erklärt. In dieser Zeitschrift st«ht 14, 382 ein,
also von H. herrührender Artikel: Sentiments d'an Doctenr de Sor-
bonne sur un libelle intitnl^ Dissertations bist, snr divers snjets,
Rotterd. 1707, in welchem gesagt wird: Si le P. Hardooin a quel-
ques sentiments particuliers, il faut les mettre sur son compte et ne
les pas imputer k sa sooiit^, qui n'y entre pas plus que les cen-
senrs ou approbateurs de dehors, dont il faut avoir Tattache pour
avoir la permission dMmprimer. Als Verfasser der Dissertations be-
zeichnet H. dabei La Croze, der dann 1708 unter seinem Namen
Vindiciae veterum scriptorum contra J. Harduinum herausgab. —
Bald darauf erschien eine Protestation de J. L. de Lorme des In-
halts: er habe die Werke genau nach dem von H. gelieferten Ma-
nusoripte gedruckt, sich aber auf die von den Oberen gewünschten
Betranchements nicht eingelassen, weil dieses dem Buche zum Scha-
den gereicht haben würde (Bibl. choisie 17, 373). — Noch vor dem
Erscheinen des Bandes veröffentlichten der Provincial Michel Le
Tellier und die drei Superioren des Jesuitencollegs zu Paris eine
Erklärung folgenden Inhalts (M6m. de Trev. 1709, 367. Bibl. choisie
18,252): In dieser Ausgabe stehen Werke, von denen wir gewünscht
hätten, dass sie nie erschienen wären. Das Buch de nummis Hero-
diadum (1693), welches die Grundlage der anderen bildet, wurde
von den Superioren unterdrückt. Die Chronologie des A. T. und die
Schrift über die Münzen des Constantinisohen Jahrhunderts sind nicht
verkauft und wären nie gedruckt worden, wenn die Revisoren ge-
merkt und den Superioren mitgetheilt hätten, dass darin Stellen vor-
kommen, welche den Zweck haben, das System zu begründen, wegen
dessen jenes Buch verboten wurde. Andere Bücher derselben Ten-
denz sind im Auslande gedruckt worden, ohne von dem Orden re-
vidirt worden zu sein ; auch einige Bücher, von denen de Lorme sagt,
sie würden in seiner Ausgabe zuerst erscheinen, sind nicht revidirt
worden. Wir haben ihn vergebens gebeten, diese Schriften wegzu-
lassen. Man erhebt mit Recht gegen diese Bücher folgende Ankla-
gen: 1. nach H.'s G-rundsätzen kann man schliessen, fast alle alten
kirchlichen Denkmäler und viele profane seien unterschoben; 2. H.
bezweifelt thatsächlich die Echtheit mehrerer; 3. die Echtheit meh-
rerer bestreitet er entschieden; 4. er scheint den griechischen Bibel-
text nicht für alt zu halten; 5. er trägt andere Neuerungen vor.
Wir erklären: 1. wir verwerfen als verderblich das Paradoxon von
der Unterschiebung des griechischen Bibeltextes, der patristischen
Schriften und der kirchlichen Monumente, die allgemein in der Kirche
anerkannt werden; 2. wir betrachten als eine Chimäre die Bestrei-
tung der profanen Schriften, die von den Kritikern als echt ange-
sehen werden, 3. namentlich derjenigen, die von den Kirchenvätern
citirt werden; 4. wir bezeichnen als falsch alle Thatsachen und
G-rundsätze in den Schriften H.'s, aus denen jene Paradoxen erschlos-
sen werden können; 5. wir desavouiren alle anderen von der ge-
J. Hardouin. 607
wölmlicheD Ansioht der kath. Theologen abweichenden Aneichten
EV; 6. wir erklären hiemit nichts, wozu wir nicht von dem Pater
General autorieirt worden wären. Das System des P. H. ist übrigens
in den Mem. de Trev. schon bekämpft worden, ehe ein holländischer
Protestant (La Croze ist gemeint) es als ein Dessein concerti entre
Im saperienrs de la Compagnie angegriffen hat. — Unter dieser
£rUämng steht folgende von H. selbst vom 27. Dec. 1708: Ich
antersohreibe aufrichtig die vorstehende Erklärung. Ich verdamme
in meinen Werken, was sie verdammt, namentlich was ich von einer
gottlosen Partei sage, welche vor einigen Jahrhunderten die meisten
der bisher als alt angesehenen kirchlichen oder profanen Werke
fabrieirt habe. Ich verspreche, nie etwas zu sagen oder zu schreiben,
was dieser Eetractation widerspräche.
}i(ach den im Orden geltenden Verordnungen durfte kein Jesuit
irgend etwas ohne Erlaubniss der Oberen veröffentlichen^). Wenn
also wirklich H. Schriften ohne eine solche Erlaubniss veröffentlicht
nnd einem Amsterdamer Buchhändler ohne Erlaubniss das Manuscript
XU den Opera selecta tibersandt hatte, so darf man sich billiger
Weise wundem, dass er nicht aus dem Orden entlassen und dass
nicht wenigstens seine Schriftstellerei unter die strengste Aufsicht
gestellt nnd dafür gesorgt wurde, dass seine Manuscripte nicht in
Hände solcher geriethen, die sie nach seinem Tode (1729) veröffent-
liebten. 1733 erschienen, wieder zu Amsterdam, in Folio Jo. Har-
dnini S. J. Opera varia, darin p. 1—258 Athei detecti, worin u. a.
Jansenius, Quesnel, Pascal, Arnauld, Nicole, Cartesius und Male-
branche als Atheisten figuriren (Biblioth. rais. 21, 237). Vor dem
Erscheinen des Bandes brachten die Mem. de Trev. 1733, 1677 fol-
gende von dem Provincial Pierre Frogerais und drei Superioren
unterschriebene Erklärung: Man druckt in Holland ein nachgelas-
senes Werk von H. Es ist zu fürchten, dass darin Sachen stehen,
die an seiner Retractation nicht stimmen. Der Provincial und die
Soperioren erklären : 1 . sie wissen nicht, wer die Werke herausgibt
and wie er die Manuscripte erhalten; 2. wenn es ihnen möglich
wäre, würden sie den Druck ohne vorherige Prüfung nicht dulden ;
3. sie werden nicht dulden, dass einer ihrer Untergebenen die in der
Betractation verworfenen Meinungen lehre. — 1741 erschien dann
noch za Amsterdam, von dem Verleger dem Card, de Tencin gewid-
met, Commentarius in N. T. ; accedit lucubratio, in cujus 1. parte
ostenditnr, Cepham a Paulo reprehensum (Gal. 2, 11) Petrum non
fuisse, in altera p. Joannis Ap. de S. Trinitate locus (1 Job. 5, 7)
explanatur et eidem suo auctori vindicatur. Dass die französischen
Jesuiten nicht auch über dieses Buch, obschon es ebenso viel Be-
denkliches enthielt wie die früheren (Biblioth. rais. 27, 162; 28, 166),
eine Erklärung abgaben, wird Mem. de Trev. 1761, 3035 damit ent-
schuldigt: es habe wenig Aufsehen erregt und es seien nur wenige
1) K. Th. Heigel, Zur Gesch. des Censnrwesens in der Gesellschaft
Jesu, Archiv des D. Buchh. 6, 162. Deutscher Merkur 1888, 168.
808 Jesuitica 1740—60.
Exemplare naoli Frankreich gekommen. Aber 1761 waren doch
schon die Verkehrtheiten dieses Werkes von Hardouin durch seinen
Schüler Berruyer popularisirt worden. — Im span. Index steht mir
Ad censnram scriptomm vetemm Prolegomena jnxta aatographom,
Lond. 1766, strenge verb. 1777 (vgl. Backer s. v. n. 99).
Die von H. herausgegebene Conciliensammlnng steht nicht im
Index, wurde vielmehr in Rom sehr gut aufgenommen, fand aber in
Frankreich als antigallicanisch Widerspruch. £r begann schon 1695
daran zu arbeiten. Die Assembl6e du Glerge von 1700 gestattete,
dass das Werk unter ihren Anspielen erscheine, unter der Bedingung,
dass es den Doctoren Pirot und Witasse und dem Farlamentsadvo-
caten Le Merre zur Revision vorgelegt werde, um diese Censur zu
vermeiden, erwirkten die Jesuiten die Erlaubniss, dass das Werk in
der königlichen Druckerei gedruckt werde. 1715 war die Collectio
regia maxima conciliorum in 12 Folianten vollendet. Nach dem Tode
Ludwigs XIY. verbot das Parlament 20. Deo. 1715 vorläufig den
Verkauf des Werkes und beauftragte die Doctoren Anquetil, Dupin,
Witasse und Leger und die Advocaten Le Merre und Bertin mit
einer genauen Prüfung desselben. Die drei ersten starben vor der
Beendigung derselben, die drei anderen überreichten 13. Aug. 1722
ein ausführliches Avis. Das Parlament verordnete darauf 7. Sept.:
die Concilien Sammlung dürfe nur verkauft werden, nachdem die De-
dication an Ludwig XIV., — in welcher u. a. die Hoffnung ausge-
sprochen war, brevi fore, ut renitentes qui supersunt (Card. Noailles
und die anderen Bischöfe, welche die Bulle Ünigenitus nicht ange-
nommen) ad unitatem fidei revocentur, — entfernt, dem ersten Bande
das Avis des censeurs und die ArrSts des Parlaments und jedem
Bande die betreffenden Stücke des Avis beigedruckt wären. Das
Avis u. 8. w. war bereits gedruckt ; aber auf Betreiben der Jesuiten
ernannte das Conseil du Roi andere Censoren und cassirte auf deren
Gutachten hin 21. Apr. 1725 den Parlamentsbeschluss und verord-
nete: das Werk dürfe ohne Weglassungen und Znthaten verkauft
werden; nur sei an der Spitze des 1. Bandes auf einen Supplement-
band zu verweisen, der die nöthigen Ergänzungen und Berichtigungen
bringen werde, — aber nie erschienen ist. Das Parlament machte
vergebens Vorstellungen dagegen; es wurde nicht einmal die Ver-
öffentlichung des Avis in Frankreich gestattet. Es erschien im Aus-
land: Avis des censeurs nommes par la cour du Parlement de Paris
ponr l'examen de la nouvelle Collection des conciles faite par les
soins de J. Hardouin J^suite avec les Arrets du Parlem. qui auto-
risent ledit Avis, et TArrSt du Conseil qui en a emp^hä la publi-
cation, Utrecht 1731, XVI und 100 S. 4. ^).
2. Der 1. Theil des Werkes von Berruyer erschien 1728
unter dem Titel: Histoire du peuple de Dieu depuis son origine
1) Der Bericht der von dem Conseil beauftragten Censoren A. J.
P. 22, 1. 169. Vgl. Biblioth. rais. 7, 409. Pfaff, Introd. in bist. theoL lit.
3, 213. Fleur. 70, 302.
r
I
J. I. Berruyer. 809
juqna la naissance du Hessie, tiree des seuls livres saints, oa le
texte sacre des livres de l'A. T. reduit en un corps d'histoire, 7
Tol. 4. Picot 2, 276 nennt es OQvrage assez profane, oft il sem-
biait avoir pris k tache de faire de 1a Bible nne espece de roman.
In den N. £. 1758, 100 wird folgende Aeussening von Rousseau [
angeführt: L'indignation ne m'a pas permis d'en achever seulement
le 1. volume. Je ne congois pas qu^on ait pn permettre Timpres-
üon d'nn ouvrage aussi scandalensement ^crit qne celui-l&. Je suis
bien aise de n'avoir pas 6t6 le senl qui lui ait donni le nom de
roman, mais je suis surpris . . . qu'il ait pu trouver des approba-
tcurs dans nn pays, od la traduction mSme la plus severe des livres
ncr6s est k peine permise. Je crois Tauteur fort honnlte homme,
pnisque vous me le dites; mail s'il n'a eu dessein de toumer ce
qo^ü 7 a de plus v^nirable dans la religion en ridicule, il a tra-
Taille bien peu conseqnemment. Das Buch war mit Approbation
der Oberen gedruckt, fand aber doch gleich auch im Orden Wider-
sprach, namentlich bei P. Tournemine, der namentlich die schlüpfrige
Darstellung, les amours des patriarches und dgl. tadelte. Der Ge-
neral Hess sich durch vier Patres im Kömischen Colleg, de Yitri,
Ghezzi, de la Reguera und Tschiderer, ein G-utachten geben und
übersandte dieses 2. Juni 1729 dem französischen Provincial Bre- .
tonneau mit der Weisung, nach demselben eine neue Ausgabe ver-
anstalten zu lassen. In dem Grutachten wird ausser der Darstellung
auch die eigenthümliche Chronologie (es war die Hardouin'sche) und
namentlich die Behandlung der messianischen Weissagungen getadelt^).
Die neue Ausgabe erschien 1733 mit einer vom 22. Mai 1732 da-
tirten Approbation des Provinciais. 1734 wurde das Werk verb.,
allerdings zunächst nur die erste Ausgabe, aber ohne dass die von
1738 ausdrücklich freigegeben wurde.
Dieser 1. Theil ist aber, wie Picot sagt, der am wenigsten
verdammenswerthe. 1753 erschien angeblich im Haag, in Wirklich-
keit in Paris, der 2. Theil : Hist du peuple de Dieu depuis la nais-
sance du Messie jusqu^li la fin de la Sinagogue, tir^e des seuls livres
Saint«, ou le texte sacr^ du N. T. reduit en un corps d'histoire,
4 vol. 4. Der 4. Band enthielt 5 lateinische Dissertationen De Jesu
Christo scripturarum objecto, s. de composito theandrico etc. Nach
Berathung mit 22 Bischöfen erliess der Erzbischof de ßeaumont von
Paris 13. Dec. 1753 ein scharfes Mandement dagegen. Es erschien
auch eine von dem Provincial und drei Snperioren unterzeichnete,
vom 22. Sept. datirte Erklärung: das Buch sei ohne ihr Vorwissen
gedruckt worden; sie würden es nicht ohne starke Aenderungen
approbirt haben, und 26. Dec. 1753 erklärte B., er unterwerfe sich
der Censur des Erzbischofs. 1755 wurde dieser 2. Theil von der
Index-Congr. verb. 1756 decretirte das Pariser Parlament, der 2.
1) Parerga Gotting. 1736, I, 1, 81. Irailh 3, 19 (nach handschrift-
lichen Observations sur PEist. du peuple de Dieu von Tournemine). Fleur.
83, 569.
810 Jesaitioa 1740-60.
Theil von B., die Analyse de Bayle des -Ex-Jesuiten de Marsy und
La Christiade ou le paradis reconquis des Abbe de la Banme (nne
histoire de J. C. babill^e k la maniöre des romans) seien von Hen-
kershand zu verbrennen, — das Buch von B. wegen antigallicani-
scher Sätze, — und B. zu einer Erklärung aufzufordern, die er 12.
April abgab (Picot 2, 303).
Picot 2, 278 sagt^ die Jesuiten hätten, wie man sage, verspro-
chen, der 3. Theil von B. solle nicht erscheinen. B. gab ihn aber
„trotz der vielseitigen Censuren gegen die ersten Theile unter dem
Widerspruch seiner Mitbrüder", wie es im E.-L. 2,466 sehr naiv
heisst, schon 1757 heraus: Hist. du peuple de Dieu, 3. Partie, ou
paraphrase des epftres des apotres d*aprä le commentaire latin du
P. Hardouin, La Haye (Lyon) 1757, 2 vol. 4., und Picot sagt,
dieses sei der tadelnswertheste Theil des ganzen Werkes, ganz nach
dem (verbotenen) Commentar Hardouins gearbeitet und voll von
IrrthtLmern und sonderthüm liehen und paradoxen Ansichten.
Mittlerweile war von dem 1. Theile eine italienische üeber-
setzung erschienen : Storia del popolo di Dio . . . trad. da Canziano
Franceschini, Ven. 1741 und 1755, — sie wurde 1757 von der Index-
Congr. verb., — und 1756 erschien eine Uebersetzung des 2. Theiles
(Zaccaria erklärte, sie sei nicht von ihm, sondern von zwei anderen
Jesuiten und einem Weltgeistlichen). Cordara (DöUinger, Beitr.
3, 12) berichtet, Benedict XIV. habe dem P. Trigona, dem Assistenten
des Jesuitengenerals für Italien, empfohlen, den 2. Theil italienisch
herauszugeben; der Druck sei schon weit fortgeschritten gewesen,
als das Buch (das Original 1755) verb. worden sei; der Druck sei
aber fortgesetzt und dem Papste ein Exemplar überreicht worden.
Wenn 'diese Angabe richtig ist, muss Benedict XIV. seine Ansicht
über das Buch bald darauf sehr geändert haben. Denn unter dem
17. Febr. 1758 erliess er ein Breve (Bull. 4, App. 2,25) folgenden
Inhalts: der 2. Theil von B. sei schon 1755 mit seiner Genehmigung
von der Index-üongr. verboten worden ; gleichwohl habe jemand
nimia audacia das Ruch italienisch herausgegeben: Storia ... 2.
Parte, trad. da un Eeligioso della med. Comp., Yen. 1756, 4 yol. 4.,
und am Schlüsse nicht nur eine Mantissa dissertationum ab auctore
latine conscriptarum, sondern auch eine Apologie des Werkes unter
dem Titel: Difesa della 2. P. deir Ist. . . . contro le oalunnie d*un
libello intitolato: Progetto d'istruzione pastorale, beigefügt. Es sei
kaum zu sagen, wie viel Anstoss und Aergemiss das bei den Gut-
gesinnten und GottesfÜrchtigen aller Stände erregt habe. Er habe
durch die Inq. das Original und die Uebersetzung nochmals prüfen
lassen, obschon unzweifelhaft ein in einer Sprache verbotenes Buch
als in allen Sprachen verboten anzusehen sei; auch die Dissertationen
und die Apologie seien geprüft worden. Dem Gutachten der Theo-
logen und den in der Sitzung der Inq. vom 29. Dec. 1757 abgege-
benen Vota der Cardinäle entsprechend, verdamme er das Werk
sammt den Anhängen quocunque idiomate und verbiete es bei Strafe
der reservirten Excomm. 1. sent. für Laien, der Suspension für Geist-
liche, weil es resp. falsche, ... die Ketzerei begünstigende nnd der
J. I. Bemiyer. 811
Ketzerei sicli annähernde und dem einmüthigen Consensns der b.
Yäter und der Kirche in der Auslegung der L. Schrift widerspre-
ehende Sätze enthalte. — Noch in demselben Jahre verdammte Be-
nedicts ^Nachfolger Clemens XIII. durch ein Breve vom 2. Dec. 1758
(Bull cont. 1, 61) ganz in derselben Weise den 3. Theil. Im Ein-
gaoge recapitulirt er die früheren Verbote und sagt dann von dem
3. Theile: Quod quidem ob doctrinae fallaciam et contortas s. lite-
ranim interpretationes, offusis etiam tenebris super eos articulos,
qaos Christian! populi fides ac pietas praecipue profitetur et colit,
Bcasdali mensnram implevit. — Im J. 1760 wurde das Werk von
B. auch in Venedig, ohne Bezugnahme auf die Eömisohen Decrete,
Yerb. (Fleur. 83, 681. I S. 547).
Als der Erzbischof von Paris 1753 gegen den 2. Theil von
B. einschritt, überreichten ibm die Jesuiten eine von P. Berthier
verfasste Eingabe (N. E. 1757, 138), worin sie sagen: der 1. Theil
sei bereits ins Deutsche^), Polnische, Italienische und Spanische über-
setzt worden. Der König von Spanien habe die Uebersetzung (von
dem Jesuiten Antonio Espinosa) gelesen und sich für die Fortsetzung
interessirt. Man habe ihm den 2. Theil, aber auch das Mandement
des Erzbischofs übersandt; er habe eine Prüfung des Werkes ange-
ordnet und dann den P. Espinosa beauftragt, auch den 2. Tbeil zu
übersetzen. Diese Uebersetzung werde natürlich vor dem Druck
durch die Ordensoberen und die spanische Censurbehörde geprüft
werden. Die Einleitung werde wohl weggelassen werden, da eine
solche Polemik gegen die Ungläubigen in Spanien nicht angebracht
sei; auch die lateinischen Dissertationen, die nur für Theologen be-
stimmt seien, werde man in die für das Volk bestimmte span. Aus-
gabe nicht aufnehmen. Die Einleitung und die Dissertationen seien
es ja aber, die bei den französischen Bischöfen vorzüglich Anstoss
erregt hätten. — Die span. Ausgabe erschien denn auch 1755 mit
euer Vorrede, worin gleichfalls behauptet wurde, nur die Einleitung
und die Dissertationen hätten grossen Anstoss erregt; aber 1759
wurden beide Theile derselben mit dem ganzen französischen Werke
ttnd der italienischen Uebersetzung (und Helvetius^ De Tesprit) verb.,
oachdem der Nuncius dem General-Inquisitor die Breven Clemens'
Xin. mitgetheilt hatte. Der General -Inquisitor meldete dieses 2.
Hai dem Papste und wurde am 7. Juli dafür belobt (Bull. cont.
1, 209).
In Frankreich erschienen unmittelbar nach dem Mandement des
Erzbischofs von Paris und der Unterwerfung B.'s (drei) Lettres en
reponse a un eccl^siastiqne de province au sujet de THist. . . .,
Paris 1764, 64S. 12., zur Vertheidigung B.'s, nach Sommervogel von
B. selbst. Es folgte eine Menge von Schriften für und gegen ihn,
die bei de Backer verzeichnet sind. Zu erwähnen sind davon fol-
gende : Projet d^nstruction pastorale sur les erreurs de B., 81 S. 4.,
1) Die deutsche uebersetzung (nur des 1. Theiles) ist von P. Weimer
and 1763 mit einer Approbation von Hontheim zu Luxemburg gedruckt.
812 Jesaitioa 1740—60.
von J. B. A. Duhamel im Auftrage des Bischof b Caylus von Au-
xerre ausgearbeitet, aber, da dieser 1754 starb, als anonyme Schrift
veröffentlicht. Dagegen schrieb B. anonym Defense de la 2. partie
de THist. . . . contre les calomnies d*un libelle intit. Projet . . .,
Avignou 1755, 300 S., das Buch, dessen italienische Üebersetzung
1758 verb. wurde; — Le P. Berruyer J6suite convaincu d'Arianisme,
de Pelagianisme, de Nestorianisme . . . 1755, 400 S. 12. (vol. 2.
1756), von dem Oratorianer J.-A. Maille. Derselbe schrieb — gegen
die von B. veröffentlichten Lettres d'un th6ologien k nn de ses amis
au Bujet des diff^rents Berits qui ont paru pour la defense du P.
Berr., Avignon 1756, — Le P. Berr. convaincu d'obstination dans
TArianisme . . ., 1756. Dagegen erschien, nachdem B. gestorben
war, Le P. Berruyer justifie contre Tauteur d*un libelle intitul^:
Le P. Berr. . . ., Nancy 1759, 2 vol. 12. (von Forestier). In dem-
selben Jahre erschien noch mit Rücksicht auf die in der Sorbonne
begonnenen Verhandlungen über B. Lettre k un Docteur de Sor-
bonne sur la d^nonciation et Texamen des ouvrages du P. Berr.,
22 S. 12. Die beiden zuletzt genannten Vertheidigungen wurden
von der Inq. 30. Aug. 1759 mit derselben Motivirung wie der 2.
und 3. Theil des Werkes von B. verboten. In dem Decrete wird
das Verbot dieser beiden Theile noch einmal in Erinnerung gebracht
und beigefügt: der Papst habe, um dem Scandale, welches er zu
seinem grossen Schmerze noch immer fortdauern sehe, für immer
ein Ende zu machen, zugleich alle Schriften, die zur Vertheidigung
des mit so vielem Bechte verdammten Werkes von B. in irgend
welcher Form oder Sprache erschienen seien oder etwa noch erschei-
nen würden, für verboten erklärt (N. E. 1751, 173). Dieses all-
gemeine Verbot ist auffallender Weise nicht in den Index aufgenom-
men worden.
Die Assembl6e du Clerge vom J. 1760 erklärte sich mit dem
Mandement des Erzbischofs Beaumont einverstanden; auch der Erz-
bischof von Wien verbot 1760 das Werk von B. 1762 wurde end-
lich auch die Sorbonne mit ihrem Urtheil fertig: sie censurirte 93
Sätze aus den lat. Dissertationen, 231 aus dem 2. und 3. Theile und
aus Vertheidigungsschriften von B. und seinen Anhängern. Die
Gensur wurde gedruckt als Determinatio S. Facultatis ... 1 762, 4.,
und Jugement doctrinal de la Facnlti . . . 1762, 3 vol. 12.^).
Nach dem Tode ßerruyers gaben die Jesuiten von ihm noch
heraus Beflexions sur la foy, adressees k Mgr. l'ArchivSque de Paris,
1) N. E. 1763, 97 ; 1765, 13. Das umfangreichste Buch, welches
gegen (Hardouin und) Berruyer erschien, ist Mandement de Mgr. TEv^que
de Soissons (Fitzjames), Paris 1760*, 7 vol. 8., von P.-E. Gourlin verfasst
(im K.-L. 2, 466 wird hervorgehoben, Fitzjames sei als Jansenist ein Gegner
der Gesellschaft Jesu gewesen). Zu Brcscia erschien davon eine italienische
Üebersetzung. Von Les grandeurs de J6su8-Christ et la defense de sa di-
vinite contre les Peres Hardouin et B., 1756 (von dem Mauriner Prud,
Maran), veranstalteten die Monsignori Bottari und Foggini eine italienische
Üebersetzung, Rom 1757.
J. L Berniyer. 818
l) In Deffola'fl Cateohismo de' Gesuiti p. 282 wird berichtet: Der
Provinsial der Jesuiten, Mathurin Le Forestier, ein Verwandter Berruyers,
habe dem Buchhändler Bördelet 50,000 Fr. für den Druck des 2. Theiles
Teraprochen; der Schuldschein habe sich im Nachlass des Buchhändlers
gefunden. Bei de Backer s. v. Berrruyer werden diese und ähnliche An-
Bern (Trevoiix) 1761. In dem '^oraitsgeschickteii Avertissement wird
er als grand homme , tili difenaeur de la foi, confeaseur intripide
md dgl. gefeiert und allea, waa gegen aein Werk geschehen, auf
eine Cabale zurückgeführt. Gourlin schrieb darauf Examen d*ttn
ooayel onyrage du P. B. intit. BiilexionB . . . mit einer Parallele \
on eon&ontation du Symbole resultant de la doctrine des P^res *
Hardouin et B. avec le Symbole des Conciles de Nic^ et de Const., J
1762. Davon erschien eine Uebersetzung: Collazione del simbolo
Niceno e Const. col simbolo che si ricava dalle dottrine de* PP. Ar-
dnino e B. Gesuiti, indicati i luoghi delle loro opere d*onde son
tratte. 1764 wurden die R^flexions von der Inq., die Collazione
von der IndeK*Congr. verb. — 1788 Hess Mathurin Le Forestier, früher
Prorincial, ein Verwandter von B., zu Fermo eine italienische ue-
bersetzung einer Yertheidigung der päpstlichen Unfehlbarkeit von B.
dmcken!
Cordara S. 12 meint, Berruyer werde wohl mit Becht verboten
sein, aber dass dieses mit einer atrocitas verborum geschehen, wie sie
veder gegen Luther noch gegen Calvin noch gegen einen andern
der schlimmsten Sectenstifter angewendet worden, komme wohl da-
lier, dass es sich um das Werk eines berühmten Jesuiten gehandelt
liabe, die Jesuiten aber den Dominicanern und einigen einflussreichen
Cardinälen der Inquisition verhasst gewesen seien. Der Artikel Ber-
royer im K.-L. 2, 466 schliesst mit der Notiz : „Zahlreiche Schriften
erschienen für und gegen B., der sich selbst vertheidigte und seine
Anhänglichkeit an die kirchlichen Lehren betheuerte; manche seiner
Yertheidigungsschriften wurden auf den Index gesetzt. Dass aber
nicht alles, was B. in seiner [von zwei Päpsten in so scharfen Aus-
drücken verdammten] Geschichte des Volkes Gottes geschrieben, un-
brauchbar war, bezeugt der 1811 zu Paris erschienene Auszug aus
dem 1. Theil, den der Director des Seminars von Besannen ver-
bessert und mit Anmerkungen versehen 1828 (und 1851) herausgab,
nachdem derselbe auf den Antrag des Card. Kohan in Born geprüft
worden war." Eine solche Rehabilitation des 2. und 3. Theils ist
doch nicht versucht worden, und auch die expurgirte Ausgabe des
1. hat man doch nicht, wie das mit anderen Büchern, z. B. mit
Fleury's Catechisme bist, geschehen ist, im Index freigegeben.
J.-Fr. Berthier veröffentlichte in den M6m. de l^ev. 1761,
301 2 recht gute Observations sur les syst^es des PP. Hardouin et
Berruyer. Aber die oben angeführten und die bei Backer verzeich-
neten Schriften zeigen, dass andere Jesuiten für B. Partei ergriffen,
und lassen die von Picot 2,278; 4,278 angefochtene Bemerkung,
dass le parti Hardouino-Berrujeriste im Orden nach dem Tode
Toomemine's (1739) das Uebergewicht erlangt^) und das Publicum
814 Jestiitioa 1740--60.
mit Apologieen, Satiren und Broschüren überBcbwemmt habe, als
richtig erscheinen. Wenn Picot sagt, es sei gewiss, dass das Buch
von B. zu der Vernichtung seines Ordens beigetragen oder wenig-
stens einen Verwand geboten, so wird man richtiger sagen: dass
Schriften wie die von Hardouin und Berruyer, die doch schlechter
sind als die von Jansenius und Quesnel, und die von Pichon, Benzi
u. a., nicht nur von Jesuiten veröffentlicht, sondern auch von Jesui-
ten vertheidigt wurden, hat in Verbindung mit anderen Thatsachen
dazu beigetragen, dem Orden die Sympathieen vieler ernsten Katho-
liken zu entziehen und seine Aufhebung nicht als ein Unglück für
die Kirche erscheinen zu lassen.
Ein Buch des italienischen Jesuiten Cesare Calitao, Tratteni-
mento istorico e cronologico sulla serie dell' Antico Test., Ven.
1724, 2 vol. 4., wurde von dem Abate Franc. Maria Biacca in dem
Tratt. ist. e cron. opposto al Tratt. del P. C. Calino, 1728, 2 vol. 4.
angegriffen (Hurter, 2, 1807). Calino denuncirte Biacca's Buch
bei der Inquisition; aber diese entschied zu dessen Gunsten und
übergab das Buch von Calino ihren Revisoren (Parerga 1. c. p. 93).
Es wurde aber nicht verb.
3. Im J. 1750 wurde verb. Del Rev. P. Egidio Maria
Griulii della Comp, di G-. . . . Lettera postuma critico-apologetica
degli studii di sua religione, Lucca 1750, 82 S. 4., ein vertraulicher
Brief an einen Freund, worin Giulii (f 1748) die Btudienordnung
im Collegium germanicum kritisirt, in welchem er Prof. des cano-
nischen Rechtes war; am Schlüsse bittet er um Rücksendung des
Briefes, den er dem General und vielleicht auch dem Papste vor-
legen wolle. Catalani, De Secr. p. 50 sagt, aus dem Inhalte ergebe
sich kein Grund des Verbotes; der Brief müsse aus irgend welchen
Zweckmässigkeitsgründen verboten sein. Man wird die Veröffent-
lichung eines vertraulichen Briefes missbilligt und die darin geübte
Kritik nicht gern gesehen haben. Der Jesuit Lazeri erklärte in
einem Avviso al pubblico sopra una lettera che va sotto il norae
del P. Giulii, Rom 1750, 10 S. 4., der Brief sei nicht von Giulii ;
aber Zaccaria, Storia lett. 2,419 bestreitet die Echtheit nicht ^).
gaben für unwahr erklärt. Degola sagt ferner p. 278: Berthier habe nicht
die Erlaubniss erhalten, eine Refutation du roman de Berruyer, und Toar-
nemine nicht, eine Refutation des paradoxes du P. Hardouin (als besondere
Schriften) drucken zu lassen.
1) Giulii war mit Concina befreundet (Sandelli p. 252) und bei
Benedict XIV. sehr beliebt. Cordara (bei Döllinger, Beitr. 8, 12 ; vgl. 71)
erzählt: Hunc adhibebat ad conficiendum opus de synodo dioecesana. Ma-
teriam operis rudern et indigestam Pontifex subministrabat, Julius in oeKa
capita tribuebat, ordinabat, latinam faciebat. Cumque ad extremum Pontifex
praefationem satis longam misisset operi praefigendam, eam ego rogatu Julii
ex italica lingua in latinam verti (der Jesuit Forestier erzählte dann später,
das Buch sei gar nicht von Benedict XIV. Deutscher Merkur 1880, 330.
348). Cordara berichtet weiter, der portugiesische Jesuit Emanuel de Aze-
vedo, der sehr reich gewesen, habe auf seine Kosten Benedicts Werke neu
drucken lassen. Er sei bei dem Papste sehr beliebt, aber bei den anderen
£. M. Oinlii. Sohriflen gegen die Jesuiten. 816
Die 1750—61 verbotenen Schriften gegen die Jesniten sind
iQBser den schon genannten folgende: Histoire des religienx de la
compagnie de J^sns, contenant oe qni s'est pasB^ dans cet ordre depuis
wn Etablissement jnsqa'i präsent, Utr. 1741, 2 vol., verb. 1750,
aocfa Paris 1740, 4 vol., von Qnesnel (N. £. 1741, 176), auch in
Spanien 1756 verb. — Pro eis contre les j^suites, pour servir de
mite anx canses cil^bree, Brest 1750, 211 S. 12., verb. 1754, eine
Fortsetznng der Causes cilebres von Pitaval, 7 Processe gegen Je-
raiten enthaltend, von dem Bankier Nie. Jonin zu Paris, f 1757,
2. Ed. Paris 1759, eine 3. vermehrte Ansgabe zu Douay 1760(?);
N. £. 1 750, 258 ; 1761, 29. Recneil g^niral des pi^s snr le pro-
ees contre la Demoiselle Cadi^e et le P. Girard jlsnite, 1731, steht
nor im span. Index. — Lottere scritte da nn teologo a nn ves-
eoYo di Francia sopra l'importante questione, se sia licito di appro-
vare i gesuiti per predicare e confessare, Trento 1757, verb. 1758,
eine üebersetznng der Trois lettres d'un th^ologien h nn iv^ne snr
eette qnestion importante, sMl est permis d*appronver les Jisuites
poor prScher et pour confesser, Paris 1716, 12., die dem Hanriner
ToDttie zugeschrieben wurden, aber von dem Abbi Bernard Couet
(geb. 1669, ermordet 1736) verfasst sind, der 1718 von dem Card.
Noailles zum Canonicus und Generalvicar ernannt wurde und 1720
bei den Ausgleichsverhandlungen eine grosse Rolle spielte (Corr. de
Pension 1 1 , 305). Die Briefe erschienen nochmals als Lettres . . .
par Couet, chanoine de Paris, Amst. 1755''^. Hier ist als 4. Brief
beigefügt E^ponse d'un thiologien k un pr^lat sur le r6fu8 de M. de
Noailles de continuer ses pouToirs aux Jesuites (N. £. 1748, 24;
17.^5, 181). — ProblÄme historique, qui des Jesuites ou de Luther
et Calvin ont le plus nui k l'Eglise chr^tienne. La Solution de ce
Probleme d^couvrira la v^ritable cause des maux qui affligent l'E-
glise et le Royaume de France, et le seul moyen efficace qu'on
puisse prendre pour les faire censer, Avignon (Paris) 1757, 2 vol. 12.,
TOD der Inq. verb. 1759, von Abbe Mesnier, f 1761, 2 Ed. aug-
ment^e, Utr. 1758*, auch Utr. 1763*; in diesen Ausgaben ist ein
langer Brief des Erzbischofs Meindaerts von Utrecht an Benedict XIV.
vom 13. Febr. 1758, und Benedicts XIY. Breve an den Card. Sal-
danha vom 1. Apr. 1758 (über Paraguay) vorgedruckt. Eine Ver-
theidigung des Verfassers gegen das Decret der Inquisition erschien
unter dem Titel: Addition au Probleme . . ., 58 S. 12. (N. E. 1760,
140). — Histoire de Tadmirable Dom Inigo de Ouipuscoa, Chevalier
de la Yierge et fondateur de la monarchie des Inighistes, avec une
description en abregt de Petablissement et du gouvernement de cette
formidable monarchie, par le Sieur Hercule Rasiel de Silva. Nouv.
ed. augmentie de l'Anticoton et de Thistoire critique de ce fameux
ouvrage, Haye 1738*, 2 vol. 12., von der Inq. verb. 1759. Diese
Ausgabe ist von Prosper Marchand besorgt (Marchand 1,24. U. N.
portugiesischen Jesuiten, er wiese nicht warum, verhasst gewesen und durch
deren ocoulta oonspiratio sei es gekommen, dass ihn Benedict auf Verlangen
des Königs von Portugal von nom weggeschickt habe.
816 Streit über den ProbabiliBmus.
1739, 504). Die 1. Ausgabe ist Haye 1736, 2 vol. 12., ersobienen.
Das Bucb ist nicbt von de Salles oder von Quesnel de Dieppe, son-
dern von Cb. Le Vier (Qa^rard 3, 323). Im span. Index steht seit
1747 die 1. Ausgabe als strenge yerb. und Basiel als Autor 1. cl.
— Preservativo contro certi libri e sermoni dei Gesuiti, verb.
1761.
In dem Journal des Biscbofs Clement (S 745) stebt 1, 41 ein
Brief des Mgr. Bottari zu Rom, worin es beisst: das Probleme sei
mit grosser G-elebrsamkeit, präcise und klar gescbrieben, werde aber
gleicb verboten werden müssen. Solche Bücber fUrebteten die Je-
suiten nicbt, da sie aucb bei anderen Widerspruch fänden; aber die
Lettres von Gouet seien ihnen sehr unbequem, weil sie mit grosser
Mässigung gescbrieben seien und von der Bulle und der Curie nichts
sagten. Die. zu £om gedruckte italienische Uebersetzung von einem
Dominicaner aus Lucca sei in aller Händen ; sie sei denuncirt worden,
aber die Censoren sagten bis jetzt, das Bucb sei unverfänglich.
P. 215 beisst es: das Buch sei 28. Aug. 1758 verb., aber das Decret
nicht publicirt worden; es werde eine zweite Ausgabe gedruckt, in
welcher die Vorrede, die allein Anstoss erregt, geändert worden sei.
Tbatsäcblicb stebt aber nicht bloss eine Ausgabe im Index, und nach
K. E. 1768, 88 kam der Uebersetzer, der Dominicaner Carrara, in
Hafti).
77. Der Streit ttber den Probabilismos, 1743—57.
Unter Benedict XIV. entstand eine lebhafte Controverse
zwiseben den Dooninicanern, namentlich dem Friauler Daniel
Concina (1687 — 1756), und den Jesuiten, namentlich Giambattista
Faure (aus einer französischen Familie, aber geb. zu Rom 1702,
t 1779), zunächst über eine schamlose Moralthese des Jesuiten
B. Benzi, der die spöttische Bezeichnung Mamillartheologie ihren
Ursprung verdankt, dann ttber den Probabilismus. Aosser zwei
Schriften von Benzi und einem Pasquill auf Concina und einer
andern kleinen Schrift von Faure kam unter Benedict XIV.
keine der betre£Fenden Schriften in den Index. Das von den
Jesuiten denuncirte Hauptwerk Concina's wurde nicht verboten,
1) In den ältesten Appendices zu dem Index von 1758 stebt: Letiere
. . . Trento 1757, verb. 5. März 1759, in der ersten amtlichen Appendix
und den folgenden Indices: Lettere... (ohne Trento 1757), verb. 28. Aug.
1766. £s scheint also, dass das 28. Aug. 1758 beschlossene Verbot der Aus-
gabe Trento 1757 erst 5. März 1759 publicirt, dann aber aucb auf die 2. Aus-
gabe (Lugano 1758) ausgedehnt worden ist.
J
B. Benzi. 817
aber dem Verfasser von dem Papste aufgegeben, eine ausführ-
liche Erklärung zu unterzeichnen und zu veröfifentlichen. Auch
ein Bach des Jesuiten Nie. Ghezzi wurde unter der Bedingung
nicht verboten, dass er demselben eine Erklärung beidrucken
liess. Einige unbedeutende probabilistische Schriften wurden
unter Clemens XIU. verboten, u. a. eine Predigt des deutschen
Jesuiten Neumayr, daneben auch eine Biographie Goncina^s. —
CoDcina's Kampf gegen den Probabilismus wurde eifrig fortge-
setzt von seinem Ordensgenossen Qianvincenzo Patuzzi (1700 — 69).
Weder von seinen Schriften noch von den Gegenschriften ist
eioe verl)oten. Als sein Gegner trat u. a. 1764 Alfonso Maria
(li Liguori auf (geb. 1696, Stifter der Congregation der Redem-
toristen 1732, 1762—75 Bischof, f 1787). Durch diesen ist der von
Concina mit Gutheissung Benedicts XIV. bekämpfte Probabilis-
mos insofern zum Siege gelangt, als seine moraltheologischen
Schriften im 19. Jahrhundert wiederholt, namentlich bei seiner
Cauonisation im J. 1839 und bei seiner Erhebung zum Doctor
i'lcclesiae im J. 1871 von den Päpsten in den stärksten Aus-
drucken gutgeheissen worden sind.
1. 1743 erschien zu Venedig von dem Jesuiten Bemardino
Benzi (1688 — 1768) Piasertatio in casus reservatos Venetae dioe-
f^espos^). Zu den Casus reservati, — den Sünden, deren Losspre-
ohnng der Bischof sich vorbehalten, — gehörte in Venedig u. a.
qnaelihet iinpudicitia cum monialibus peracta vel quocunque modo
attentata. Dazu machte nun Benzi folgende Bemerkung: (iuaeritur
an reservatione afficiatur, qui cum moniali peragat vel attentet ac-
tus snbimpudicos de se' veniales, v. g. genas vellicare, mamillas
tangere, et solum ex pravo aifectu vel ex prava intentione morta-
les. Reapondeo, negative ; nam juxta 8. nostram regulam nonnisi
peccata per externam malitiam mortalia reservantur. Es wurden
Benzi zunächst privatim von einem Dominicaner Vorhaltungen über
diese Stelle gemacht; er suchte sie aber zu rechtfertigen und berief
sicli darauf, sein Buch sei vor dem Druck von mehreren Theologen
;feprüft und nach dem Erscheinen von vielen G-eistlichen gelesen,
von keinem missbilligt worden; er selbst sei seit 15 Jahren Beicht-
1) Das Folgende, wo nicht andere Quellen citirt werden, nach D.
Sandellii de D. Concinae vita etc. Brixiae 1767, p. 59 und Vita del P.
Concina, p. 51. Die Literatur bei Mazzuch. 2, 899. Tipaldo 8, 301.
Backer .S, 136. Vj?l. U. N. (N. Beitr.) 1753, 814; 1754, 400. Friedrich,
Beitr. zur Kirchengesch. S. 132.
Retuicli, Index 11. 52
818 Streit über den Probabilismus.
vater und seit 8 Jabren Lector der Moraltheologie u. r. w. Concina
veröffentliobte nun Epistolae theologico-morales ad III. et Eev. N. N.
adversns librnm inscr. Disßertatio . . . , Yen. 1744, nnd denuncirte
Benzi bei dem Secretär der Index-Congr., J. A, Orsi. Benedict XIV.
überwies aber die DisRertation der Inquisition. Die Jesuiten Hessen
durch den P. Turano eine Yertheidigungsschrift yerfassen und diese
als Manuscript für die Mitglieder der Inq. drucken. Sie bemühten
sich dann, das gleichzeitige Verbot der beiden Schriften von Con
cina und Benzi zu erwirken; aber Fer. V. 16. April 1644 ver
dämmte die Inq. Benzins Buch als resp. falsche, übel klingende
ärgemissgebende und fromme Ohren verletzende Sätze enthaltend
verbot alle zur Yertheidigung desselben veröffentlichten oder zu
veröffentlichenden Schriften und gab Benzi auf zu revociren. Benzi
unterschrieb denn auch die Erklärung: „Da mir in meinem Buche
. . . einiges entfallen ist (exciderint), wovon ich höre, dass viele
daran Anstoss genommen, und wovon ich nach besserer üeberlegung
selbst nicht behaupte, dass es zu billigen sei, so nehme ich mit
aufrichtiger Ueberzeugung den Satz: vellicare genas et maroillas
tangere monialium esse actus subimpudicos, de se veniales et solnm
ex pravo affectn vel ex prava intentione mortales, als falsch . . .
zurück. Zugleich erkläre ich, dass ich, indem ich diesen Satz spe-
ciell missbillige, damit nicht andere Sätze des Buches billigen will,
die einem verständigen Leser als weniger vorsichtig oder weniger
opportun erscheinen mögen; ich unterwerfe sie vielmehr alle dem
Urtheil der Oberen und der Entscheidung der h. Eömischen Kirche
und bin bereit, alles zurückzunehmen, was von ihr verworfen wird."
Nach Concina, Appar. 2, 351 hatte die Inq. namentlich auch den
Satz missbilligt: Si blasphemia sit imperfecte deliberata ex prava
consuetudine blasphemandi, . . secundum multos doctores, utpote non
voluntaria saltem perfecte, non est culpa saltem mortalis. Nach
N. E. 1744, 167 hatte die Inq. eine erste Retractation Benzi's für
ungenügend erklärt und nahm sie die oben mitgetheilte nur auf
Befehl des Papstes an. Der Patriarch von Venedig entzog Benzi
die Cura; er wurde nach Padua versetzt, wo ihm der Card. Rezzo-
nico» der spätere Clemens XIII., gleich wieder die Cura gab; von
da wurde er nach Belluno, dann aber nach Venedig zurückversetzt,
wo ihm der Patriarch auf Ersuchen des Nuncius wieder die Cura
gab (N. E. 1752, 188), obschon mittlerweile, 22. Mai 1745, noch
ein zweites über den Beichtstuhl handelndes Buch von ihm in den
Index gekommen war: Praxis tribunalis conscientiae seu tractatus
theologicus moralis de sacramento poenitentiae, auot. B. Benzi S. J.
Presb., Bononiae 1742*, c. 500 S. 4.
Es gereicht den Jesuiten nicht zur Ehre, dass sie sich bei der
Censurirung und Eevocation Benzins nicht beruhigten, sondern durch
Streitschriften, in welchen sie sich an Concina zu rächen sachten,
die widerwärtige Sache immer aufs neue wieder aufrührten. Kurz
vor der Verdammung der Schrift von Benzi erschien: AU' antore
delle due epistole contro la Dissertazione dei casi riservati in Vene-
zia Avviso salutevole, acci6 conosca se stesso, Napoli 1744, TOS. 4.,
Schriften gegen Concina. 819
unmittelbar nacli der Yerdammung ein Secondo awiso, s. 1. et a.
60 H. 4. (Fatuzzi 2, 400). Es kam heraus, dass beide in Born bei
Mainardi im Auftrage der Jesuiten Faure und Castellini gedruckt
varen; bei Faure fand sich das Manuscript, von dem er freilich be-
hauptete, es sei eine von ihm gemachte Abschrift eines Manuscriptes,
das ihju Ton einem Unbekannten zugesandt worden sei; von Backer
nnd Sommervogel wird er als Verfasser anerkannt. Der Drucker wurde
zn einer Geldstrafe verurtheilt; die Bestrafung der beiden Jesuiten
wurde ihrem General überlassen : sie mussten sich im Refectorium
die Disciplin geben und Exercitien machen (N. E. 1744, 167).
Bald darauf erschien: Ritrattazione solenne di tutte le ipgiurie,
bngie, falsificazioni, calumnie, contumelie, imposture, ribalderie stam-
pate in varii libri da Fra Daniello Concina, Domenicano Gavotto,
contro la Yenerabile Compagnia di Gesü, da aggiugnersi per modo
di appendice alle due infami lottere teologico-morali contro il R F.
Benzi de IIa medesima Compagnia. In Venzia 1744 . . . con licenza
de' superiori e privilegio, eine unsäglich gemeine Schmähschrift
j^en Concina (ein Auszug bei Sandelli p. 77. Fatuzzi 2, 413), die
damals verschiedenen Jesuiten, u. a. Cordara, Tornielli, Zaccaria zu-
geschrieben wurde, — von Sandelli dem F. Coccognati, — aber allem
Anscheine nach von Faure ist, den Caballero als Verfasser angibt.
— Die Inq. verdammte Fer. IV. 17. Juni 1744 de mandato Bene-
dicti XIV. die Schrift (nonnulla folia impressa) uti librum famosum
(Sandelli p. 82). Sie wurde zu Lucca und Venedig nachgedruckt.
Es erschienen auch noch andere Schriften von Seiten der Jesuiten
(Patnzzi 2, 418). Auch die oben erwähnte Vertheidigungsschrift
von Turano wurde neu gedruckt: Judicium cujusdam Theol. Fro-
fessoris ad amicum confessarium, Ven. 1745. Turano erklärte in
einem Schreiben an den Fapst, dieses sei ohne sein Vorwissen ge-
schehen, und der Fapst nahm in einem Briefe vom 22. Febr. diese
Entschuldigung an (Storia lett. 18, 301). — Man erwartete, Con-
cina werde antworten, und in Rom wurde schon als Titel seiner
Antwort angegeben: Ritrattazione . . . Operetta curiosa che pu(^
«ervire di supplemento alla Morale prattica de' Gesuiti. Der Fapst
Hess aber Concina durch den Nuncius in Venedig befehlen, nicht zu
antworten; Concina schrieb darauf dem Fapste, er habe dieses gar
nicht vorgehabt^).
1) Concina ist der Verfasser von Esplicazione di qaattro paradossi
che son in voga nel nostro secolo, Lucca 1746 (dem Card. Querini ge-
widmet), wovon der Dominicaner Fr. Dufoar eine Uebersetzung herausgab :
Explication de qaatre paradoxes qui sont en vogue dans notre siicle,
avec une preface, dans laquelle on rend compte de ce qui a'est passe en
italie a l'occasion de Thist. du probabilisme et de la condamnation des
nottveaux Mamillaires, par le R. P. D. C, k Lucques 1746 sous les au-
spices du Card. Querini. Ouvi^^e trad. de Vitalien et augmente d'une re-
Ution exacte des disputes sur la morale qui se sont elevees par delä des
monts depuis 1789 . . . Par M. le Chevalier Philalethi Venitien, Avignon
1752, 146 S. (Sand. p. 109). — In dieser Schrift wird auch der bekannte
•lo. Dom. Mansi, als Erzbischof von Lucca f 1769, als Freund der Jesuiten
820 Streit über den Probabilismus.
In Beinern Commentarium p. 210 macht Fanre der Inq. zum
Vorwurf, dass sie Benzi flchärfer verurtheilt habe als Pascal und
Quesnel. Auch Cordara (Döllinger, Beitr. 3, 11) ist unwillig dar-
über, dasB Benzins Buch verboten, Concina's freigegeben sei, und
knüpft daran ähnliche Bemerkungen wie Faure: In der Inq. sässen
zwar in der Eegel die angesehensten Cardinäle, aber wenn es sich
um Bücher handle, so liege die Entscheidung so gut wie ganz in
den Händen der acht Ordensgeistlichen, die neben einigen Prälaten
Consultoren seien. Unter diesen 8 seien immer 4 Dominicaner,
darunter der einflussreiche Commissarius S. Officii, nie ein Jesuit.
Damals seien mehrere den Jesuiten feindliche Cardinäle Mitglieder
der Inq. gewesen, Passionei, Tamburini, Spinell! und namentlich der
Dominicaner Orsi. So sei es nicht zu verwundern, dass alle bei
der Inq. denuncirten Bücher von Jesuiten verboten worden. AIh
Beispiel könne Berruyer dienen. — Die neueren Jesuiten scheinen
doch Benzi fallen zu lassen: bei Hurter kommt er nur 3, 61 vor,
wo von Faure de Rede ist, und im K.-L. hat er keinen Artikel
erhalten und wird er auch s. v. Concina nicht erwähnt.
2. Concina hat sich nicht bloss durch seine Polemik gegen
Benzi den Hass der Jesuiten zugezogen, sondern auch durch seinen
Kampf gegen den Probabilismus. Von der ersten Redaction seiner
Hauptschrift schickte er das Manuscript mit dem Titel La morale
evangelica contenente i punti fondamentali, an den Ordensgeneral
zur Approbation. Dieser bestellte seinen Assistenten Th. A. Eic-
chini, der später Secretär der Index- Congr. und Mag. S. Pal. wurde,
und den P. Pio Tommaso Schiara, später Secr. der Index-Congr.,
als Censoren. Diese behielten das Manuscript ein Jahr lang, und
da Conc. drohte, er werde einen Weltgeistlichen bitten, das Buch
unter seinem Namen zu veröffentlichen, schickten sie das Manu*
Script sehr stark castrirt dem Inquisitor zu Venedig mit dem Auf-
trage, es in dieser Grestalt drucken zu lassen, ohne es Conc. sehen
zu lassen. Als dieser davon hörte, zog er das Manuscript zurück,
arbeitete es um und veröffentlichte sein Buch nun mit einer Wid-
mung an den Card. Nerio Corsini unter dem Titel Della storia del
probabilismo e del rigorismo dissertazioni teologiche, morali e criti-
che, nelle quali si spiegano e dalle sottigliezze de* modemi proba-
bilisti si difendono i principj fondamentali della teologia cristiana,
Lucca 1743,* 2 vol. 4. Benedict XIV. liess durch Card. Passionei Conc.
für sein Buch beloben und ihn beauftragen, eine Zusammenstellung
der laxen Moralsätze aus den von ihm bekämpften Autoren anzu-
fertigen (Sandelli B. p. 6. 12). Conc. stellte 216 Sätze zusammen.
— Gegen Conc.'s Buch erschienen alsbald mehrere Streitschriften
von den Jesuiten Sanvitale, Nie. Ghezzi, Zaccaria u. a., denen Conc.
angegriffen. Dessen Tractatus de excommuüicatione et casibus reservat is,
1724, wurde — nicht von Concina — wegen laxer Moralsätze in Rom
denuncirt. Der Mansi, dessen Bibliotheca moralis im span. Index expur-
girt wird, ist ein anderer, der Oratorianer Jos. Mansi (Hurter 3, 101).
D. Concina. 821
and sein Orden^genoese Vinc. Maria Dinelli antworteten. Am 22. Febr.
1746 scbrieb der Dominicaner-General Ripoll an Conc., die Inqui-
sition habe ihm durch ein Viglietto vom 19. befohlen, ihm die Ver-
offentlichnng weiterer Schriften über den ProbabilismuR gegen Ghezzi
nnd andere Jesuiten zu verbieten; der Protector des Ordens, Card.
Gorsini erklärte aber, er sei von dem Papste mündlich beauftragt,
dieses Verbot dahin zu erläutern, dass nur die Fortsetzung des
Federkrieges (privata gara) zwischen Conc, Ghezzi u. s. w. beiden
Theilen untersagt sei, nicht aber den Dominicanern die Yertheidigung
des Probabiliorismns (Sandelli p. 57). Der Federkrieg wurde aber
doch fortgesetzt.
Einen neuen Streit veranlasste Conc. 's umfangreichstes Werk:
Theologia christiana dogmatico-moralis, Romae (Yen.) 1749 — 51,
13 vol. 4. (die beiden zuletzt erschienenen Bände heissen Ad theolo-
giam ehr. . . apparatus). Die General-Congregation der Jesuiten,
die im J. 1751 gehalten und in der Ign. Visconti zum General ge-
wählt wurde, beschloss, über das Werk, von dem 9 Bände gedruckt
waren, bei Benedict XIV. Klage zu fuhren, und der neue General
fiberreichte, von seinen Assistenten begleitet, dem Papste die An-
klageschrift, in der 300 Sätze censurirt wurden und die einen dicken
Band fällte. Der Papst schlug ihnen vor, sie möchten den Band
drucken lassen; dann wolle er beiden Theilen Schweigen gebieten.
Da die Jesuiten darauf nicht eingingen, wurde ihnen aufgegeben,
eine compendiösere Anklageschrift einzureichen (abgedr. Appar. 1,
210—222. Sand. p. 148). Diese übergab der Papst drei Theologen,
iiess sie aber durch den General Bremond auch Conc. einhändigen,
nm sich zu vertheidigen (die Vertheidigung abgedr. Appar. 1, 222
— 230. Sand. p. 161). Der Papst verordnete darauf, Conc. solle
eine Erklärung unterschreiben, in der er die in seinem Werke wirk-
lich vorkommenden Unrichtigkeiten berichtige. Die von den drei
Theologen entworfene Erklärung verwarf Benedict XIV. mit den
Worten: Non vogliamo che quel galantuomo di Concina sia aggra-
vato; er dictirte selbst eine Erklärung und Hess sie Conc. zustellen
mit der Weisung, sie in lateinischer Uebersetzung in einem der
folgenden Bände abzudrucken. Sie ist im 1. Bande des Apparatus
abgedruckt mit der üeberschrift: Declaratio et sincera protestatio
Fr. D. Concinae super aliquibus oppositionibus factia contra tomos
»nae Theologiae ehr. . . recens typis editos (3 BL, auch separat
Komae 1752; U. N. 1753, 247). Der Anfang lautet: Ich erkläre,
dass ich nie die Gesellschaft Jesu habe beleidigen wollen, über die
ich, wie ich auch im 1. Bande p. 124 gesagt, immer mit gebühren-
der Achtung gesprochen habe. Was hiemit nicht in Einklang stehen
sollte, nehme ich zurück. Ich habe als einfacher Theologe Mei-
nungen einzelner Autoren aus der Gesellschaft wie aus anderen
Orden widerlegt; aber ich habe nur diese Meinungen widerlegen,
nicht die Autoren beschimpfen wollen.'* Dann folgt eine Antwort
auf die einzelnen Anklagepunkte, und zuletzt: Ceterum si quid
peccavi, si quid convicii, imposturae, contumeliae aut cujusvis alte-
rius generis injuriae calamo meo, sane praeter animum, excidit,
822 Streit über den Probabilismus.
ingenne retracto omnia, deleo, improbo, detestor. — Aehnlich ver-
fuhr etwas später die Index- Congr. mit dem Jesuiten Nie. Ghezzi,
dessen Buch De^ principj della morale filosofia riscontrati co* prin-
cipj della cattolica religione 11. 3, Mailand 1752, bei ihr denuncirt
worden war. Sie übersandte ihm eine Dichiarazione e protestazione,
die er unterschreiben und drucken lassen musste, damit sie seinem
Buche beigeheftet werde. Sie beginnt: „Auf Befehl der Index-
Congr. und um meine katholische Gesinjiung zu beweisen, erkläre
ich/' und bezieht sich auf 12 Sätze, zum Theil auf solche, in denen
er Ansichten seiner Gegner als Jansenistisch, die Gegner des Pro-
babilismus als Eigensten und Jansenisten bezeichnet hatte, auch die
Sätze: im allgemeinen hätten in Moralfragen die Theologen des 18.
Jahrb. mehr Autorität als die der früheren Jahrhunderte und sei
in Sachen, die das Gewissen betreffen, ein guter Summist mehr
werth als alle Kirchenväter ^). — Es ist den Jesuiten nicht zu ver-
denken, dass sie die Erklärung von Conc, und den Dominicanern
nicht, dass sie die von Ghezzi separat drucken Hessen und in zahl-
reichen Exemplaren verbreiteten; es ist auch erklärlich, dass darüber
gestritten wurde, welche der beiden Erklärungen mit mehr Recht
als Retractation bezeichnet werden könne. — Auch ein Dominicaner
Gonsalvo Carattini, mit welchem Conc. eine Controverse hatte, musste
i%rjfyv)[aii'!^ quarundam operis Vita claustralis propositionum, ab auc-
tore ejusdem ad amicum scripta et per niodum appendicis operi ad-
nexa, Verona 1744, drucken lassen (Sandelli p. 47).
Ghezzi hat auch Saggio di supplementi teologici morali, di
cui abbisogna la Storia del Frobabilismo e Rigorismo, Lucca 1744,
geschrieben. Das Buch sollte in Mailand gedruckt werden ; der In-
quisitor hatte schon die Druckerlaubniss ertheilt, da erhielt er die
Weisung, das Manuscript nach Rom zu schicken. Ghezzi zog nun
dieses zurück und schickte es nach Lucca an Mansi, den Sandelli
p. 52 bei dieser Gelegenheit als Haupt-Probabilisten seiner Zeit be-
zeichnet. Damals schrieb aber Giov. Lami an den Jesuiten-General:
wenn er fortfahre es zu dulden, dass seine Patres anständige Leute
mit ihren Pasquillen verhöhnten, werde man für dieses Treiben den
Orden verantwortlich machen. Darauf befahl der General, den schon
begonnenen Druck des Buches von Ghezzi einzustellen, und gestattete
später die Fortsetzung desselben nur unter der Bedingung, dass
die einzelnen Bogen zur nochmaligen Durchsicht nach Rom gesandt
würden.
Von Patuzzi's Werken sind die Lettere teologico-morali di
Eusebio Eraniste, Trient 1751 — 54,* 6 vol. 8., für einige Abschnitte
der Geschichte des Index von grossem Werthe. Ueber seine anderen
Streitschriften und die Gegenschriften s. Backer s. v. Balla und
Gagna; Werner, Fr. Suarez 1, 362, Gegen Liguori*^ Breve disser-
tazione dell' uso dell' opinione probabile, 1762, schrieb Patuzzi :
1) Storia lett. 9, 68. Suppl. ai tomi 4 e 5 della Storia lett 2, 282.
Sandelli p. 183.
J
6. y. Patuzzi. Alf. Ligrnori. G. B. Fauro. D. SUdlcr. 823
La causa del probabilismo richiamato all' esame da Mona, di Li-
gnori e norellamenie convinta di faUita da Adelfo Dositeo, Ferrara
(Ven.) 1764 ; vgl. Werner S. 365. — Liguori's Praxis confessarii
Yen. 1757 wird im span. Index von 1790 nach einem Edict der
gpan. Inquisition von 1762 expnrgirt; es werden 6 Stellen gestrichen.
In dem Index von 1805 wird noch eine Stelle in einer zu Born
1767 erschienenen Aasgabe der Theol. moralis gestrichen.
Im Vorstehenden sind zwei Biographieen benutzt worden : Dio-
ojsii Sandellii Patavini de Danielis Concinae vita et scriptis com-
mentarins, Brixiae 1767,* 292 S. 4. (mit neuer Paginimng sind
Epistolae olaromm virornm ad P. D. Concinam angehängt, 99 S.),
nnd Vita del Padre Daniello Concina delP Ordine de' Predicatori,
che serve di compimento alle celebri Lottere teologico-morali di
Eascbio Eraniste, Brescia 1768,* XXIV und 300 S. 8. Diese wird
als eine italienische Bearbeitung der von einem Ungenannten unter
dem Namen D. Sandelli herausgegebenen Vita bezeichnet, der einige
Notizen und ungedruckte Briefe beigefügt seien. Sie wurde 1777
verb., wahrscheinlich weil darin gesagt wird: der Streit darüber,
ob die 5 Sätze von Jansenius gelehrt worden, sei kein dogmatischer
Streit, also der sog. Jansenismus ein Phantom (N. E. 1777, 56)^).
Am 21. Nov. 1757 wurde noch verb. De praxi Quesnelliana
in dilatione sacramentalis absolutionis, ad propositiones 87. et 93.
ex 101 proscriptis in Bulla ünigenitus, dissertatio dogmatica. Nach
den N. E. 1757, 93. 186 ist diese Dissertation von Faure, der Druck
derselben aber sistirt worden, als 80 S. 4. gedruckt waren. Es
wird dieselbe Schrift sein, die nach der Bibliografia Romana, 1880,
I, 113, wo Faure's Schriften verzeichnet werden, 1791 zu Rom er-
schien in dem Buche: In Arnaldi librum de freq. communione Me-
diolani nuper recusnm et in alterum ejusdem de traditione Ecclesiae,
in quibus Quesnelliana ab Ecclesia damnata praxis de absolutionis
dilatione adstruitur, dissert. postuma et imperfecta, ab altero . . .
ad metam perducta.
3. Ein Buch des Jesuiten Daniel Stadler (1705 — 64), Tractatus
de duello honoris vindice ad theologiae et juris principia examinato,
Ingoist. 1751, 4., worin das Duell als unter Umständen erlaubt
1) Von der Vita von Sandelli ffibt es auch eine Ed. altera, Venetiis
1767*, 4. Melzi 3, 252 erwähnt noch De vita et studiis P. Danielis Con-
cinae 0. P. commentarius cura et studio V(inoentii) F(aB8iui) R(aconien8i8),
Ven. 1762, 8., und meint irrthümlich, diese sei verb. worden und darauf
habe Fassini die Biographie unter dem Namen Sandelli heraussegcbon.
Die italienische Vita erwähnt er 1, 289 als unter dem Namen Niceforo
Desmio erschienen, und sagt, die Uebersetzung sei von einigen Priestern
im Seminar zu Brescia angefertigt und von Fassini selbst revidirt worden,
Sandelli p. 228 sagt: ein dürftiger Commentarius de vita et studiis etc.,
den Laroi dem P. Fassini zuschreibe, stehe im 6. Bande des nach Con-
cina's Tode erschienenen Theologiae ehr. . . Compendium, Bologna 1762.
Eine andere Biographie von Lauren tius Rubens steht in Theologia Christ.
. . in duos tomos contracta, Bologna 1769*.
n
824 Streit übor den Frobabilismas.
dargestellt wird, wurde in Rom denuncirt und gab Veranlassung
zu einer Bulle vom 10. Nov. 1751 (Bnll. 4, 22), worin Benedict XIV.
die Decrete früherer Päpste und des Trienter Concils gegen das Duell
(I S. 511) recapitulirt, bestätigt und verschärft und auf Grund des Gut-
achtens einer speciellen Congregation von Cardinälen und Theologen 5
Sätze über die Erlanbtheit des Duells in bestimmten Fällen unter An-
drohung der Excomm. 1. sent. zu lehren verbietet. Diese Sätze, sagt er,
seien aus Schriften von Neueren entnommen. Stadler wird nicht
genannt. Sein Buch steht auch nicht im (Römischen, wohl aber
im Wiener) Index. Er musste aber retractiren, und es wurde ihm
aufgegeben, seine Ansichten in einer neuen Auflage zu berichtigen.
Eine solche ist aber nicht erschienen. Hurter 3, 179 lobt sein Buch
als gelehrt, genau und gründlich, ohne die Bulle zu erwähnen ^). —
Als ein Beispiel von liberaler Handhabung der Censur unter Bene-
dict XIV. kann auch angeführt werden, das^ 1747 eine Schrift
(Dissertation) des baierischen Prämonstratensers Georg Lienhardt
(f 1783), Ogdoas erotematum ex ootonis theosophiae scholasticae
tractatibus publicae luci et concertationi exposita, Ulm 1746, un-
bedingt verb., dann aber 1748 auf die Vorstellung des General-
Procurators der Prämonstratenser der Index-Congr. befohlen wurde, die
beanstandeten Sätze dem Verfasser mitzutheilen , damit er von
seiner Schrift eine verbesserte Ausgabe veröffentlichen könne, die
freilich nicht erschienen ist 2).
Der Jesuit Franz Neumayr (1695 — 1765) hat eine Menge
von Controverspredigten drucken lassen (die Titel beginnen durch-
weg mit: Frag: ob; Backer s. v.). Frag: ob der Probabilismus
oder die gelindere Sittenlehr catholischer Schulen abscheulich und
zu vermaledeyen seye? Beantwortet von P. Fr. Neumayr S. J.,
des hohen Dom-Stiffts der Reichs-Stadt Augepurg Ordinari Predigern,
wider die protestantischen Zeitungsschreiber^) am Oster- Dienstag im
Jahr Christi 1759, wurde von der Inq. Fer. V. 29. Mai 1760 quo-
vis idiomate verdammt als resp. ärgernissgebende, verderbliche, ver-
wegene und fromme Ohren beleidigende Sätze enthaltend. Der Je-
suit macht von dem Probabilismus eine eigenthüm liehe Anwendung:
wenn einem Haeretiker nach hinreichender Discussion der Religion
seine eigene noch probabel scheinen würde, so könne und müsse
er in derselben bleiben, obwohl ihm die katholische Religion merk-
lich probabeler scheine (ähnlich schon Thomas Sanchez; Patuzzi
1) Concina, Theol. ehr. contr. 1, 194. 320. — Zu einer Stelle in
Barth. Cassanaeus, Catalogus gloriae mundi, 1586 und 1612, verordnet
Lies. 1624 am Rande beizufügen: Duella nunquam privata auctoritatc,
publica nisi in rare casu licent, Sot. p. 92: Duella nonnisi publ. auct et
raro permittuntur.
2) Münchener Allg. Reichsarohiv. KI. Fölling, Fase 17, No. 127.
Ueber Lienhardt s. Feller s. v. Hirsching 4, 1, 267.
3) Heinr. Gross hatte in einer Erlanger Zeitschrift über den Pro-
babilismus geschrieben. Die Predigt erschien 1759 in zwei Auflagen, auch
lateinisch: Quaestio an prob, etc., mit Anmerkungen.
G. Lienhardt. Fr. Neumayr. Thesen von Aviso. 825
1, 275). Ensebins Amort hatte die Predigt bei einem Cardinal
deuuncirt. Der Bischof von Augsburg veröffentlichte das Verbot
und DÖthigte Neumayr, dasselbe zu unterschreiben. Die Jesuiten
sprengten dann aber aus, der Papst sei hintergangen worden ; die
Predigt wurde als pures Wort Gottes gepriesen, das gleichsam nur
von der Synagoge angefochten worden, und Neumayr als unschuldig
verdammter Märtyrer gefeiert^). In einer 1774 erschienenen Schrift
werden die „in Rom sehr zahlreichen" Jansenisten für die Ver-
dammung verantwortlich gemacht. — Der Erzbischof Migazzi von
Wien verbot 1760 die Predigt gleichzeitig mit dem Werke von
Berniyer. Die deutsche und die lateinische Ausgabe der Predigt
Würden 1762 auch in Spanien verb., speciell aber das Titelkupfer,
welches nach der Beschreibung des span. Index die Stellen Ps. 138,
12; 71, 4 (Dens humiliabit calumniatorem), den Namen Jesus, einen
MercuriuB, Porträts des Papstes und Ferdinands VI. und Henker,
welche Bücher verbrennen, enthält. Unter diesen Büchern war eins
alft Palafox' Werke bezeichnet, und das hat das spanische Verbot
yeranlasst (Obras de Palafox, T. I, e 3 v.).
Fer. V. 26. Febr. 1761 verdammte die Inq. (coram demente
mi.) Plagula undecim thesium, cui titulus: Probabilismus dis-
pntationi ven. clero Avisiensi exercitii gratia expositus contra proba-
biliorismum stricte talem, utpote negotium perambulans in tenebris,
pro die 10. Jun. 1760 in aedibus canonicalibus Avisii. Die 11
Thesen hatten den Geistlichen, die zu Aviso bei Trient darüber dis-
patirten, nur handschriftlich vorgelegen; der Fürstbischof Franz Felix
Alberti von Trient verdammte sie 3. Jan. 1761 in einem Circular
an sämmtliche Pfarrer, als sie ausserhalb seiner Diocese gedruckt
erschienen waren ; der Ganonicus Ceschi denuncirte sie in Rom. Das
Beeret der Inq. wurde dem Fürstbischof zugesandt, der es den
P&rrem mittheilte und im Auftrage der Inq. den Pfarrer von Aviso
zom Widerruf aufforderte. In dem Decrete (bei Concina, Theol.
Christ-, 1769, 2,439; Fleur. 84,327) sind die 11 Thesen abgedruckt;
das Blatt wird verdammt, weil es Sätze enthalte, von denen einige resp.
falsch, temerär und för fromme Ohren verletzend seien, einer —
der wahre Probabilismus oder Benignismus sei Christo Domino
fromme familiaris gewesen — irrig und haeresi proxima. Die
Satze waren grösstentheils fast wörtlich entnommen aus Conclusio-
nes, welche die Jesuiten 1754 zu Palermo hatten vertheidigen und
drucken lassen, die aber, weil nicht denuncirt, auch nicht verdammt
worden waren. Als Patuzzi gegen Liguori behauptete, die Inq.
habe den Probabilismus verdammt, da in der ersten der 11 Thesen
der Satz vorkomme : Licet sequi sententiam minus probabilem pro
libertate relicta probabiliori pro lege, fragte Liguori bei dem Card.
Gotti als Poenitentiarius major, bei dem Secretär der Index-Congr.
and bei dem Mag. S. Pal. an, und erhielt den Bescheid: es seien
nicht alle einzelnen Sätze des Blattes verdammt worden ^).
1) Friedrich, Beitr. zur Kirchengesch. S. 87. 115. Fleur. 84, 306.
2) Acten über die Erhebung Liguori's zum Doctor £ccl. col. 487.
826 Streit über den Probabilismas.
4. Gregor XVI. sagt in der Bulle vom J. 1839, darch welche
Liguori heilig gesprochen wurde (selig gesprochen war er 1816 von
PiuB VII.): Illad in primis notatu dignum est, quod licet copiosis-
sime scripserit, ejusdem tarnen opera inoffenso prorsus pede percurri
a fidelibus posse, post diligens institutum examen perspectum fue-
rit, und Pius IX. in dem Breve von 1871, wodurch ihm der Titel
Doctor Ecclesiae zuerkannt wurde (Acta S. S. 6, 320): Ipse errorum
tenebras ab incredulis et Jansenianis late diffusas docäs operibus,
.maxime theologiae moralis tractationibus, dispulit atque dimovit,
obscura insuper dilucidavit dubiaque declaravit, cum inter implexas
theologorum sive laxiores sive rigid iures sententias tutam straverit
viam, per quam christifidelium animarum moderatores inoffenso pede
incedere possent. — Als der Erzbischof von Besannen, Card. Kohan
Chabot, der Poenitentiarie die Frage vorlegte: ob ein Beichtvater
zu beunruhigen sei, der die Werke Liguori's nur gelesen, um dessen
Ansichten kennen zu lernen, ohne sich um die Begründung der-
selben zu kümmern, und der in praxi sich nach diesen Ansichten
richte, lediglich darauf gestützt, dass der h. Stuhl in seinen Werken
nichts der Censur Würdiges gefunden, entschied die Poenitentiarie
ö. Juli 1831 verneinend, habita ratione mentis S. Sedis circa appro-
bationem scriptorum servorum Dei ad effectum canonisationis (Acta
S. S. 1, 497), und auf eine Anfrage eines Professors, der den an
seiner Universität vorgeschriebenen Eid geleistet, er wolle nach
Kräften den Probabiliorismus vertheidigen^ ob er gegen diesen Eid
handle, wenn er in allem der Lehre des h. Alphons folge, — er
fügte die Bitte bei, man möge ihn eventuell von diesem Eide ent-
binden, — entschied die Poenitentiarie 19. Dec. 1855, die Frage sei
zu verneinen und also eine Entbindung von dem Eide nicht nöthig
(Hurter 3, 464).
Cret-Joly 6, 231 sagt: „Die Lehre Liguori's ist identiscli mit
der der Theologen der Gesellschaft. Seine Moraltheologie ist nur
ein Commentar zu der Medulla des P. Busembaum, deren Text er
vollständig aufgenommen. Seine Canonisation war also die Recht-
fertigung der Casuisten der Gresellschaft und namentlich Busembaums.**
Und der Jesuit de Montezon (bei S.-Beuve I, 526) sagt: „Die Lehre
der Jesuiten ist bei einer feierlichen Gelegenheit von der Kirche
als gegen jeden Tadel geschützt anerkannt worden, durch das Ur-
theil, welches über die Moraltheologie Liguori's bei seinem Selig-
sprechuugsprocess gefällt worden ist. Denn wenn dabei auch die
Jesuiten nicht ausdrücklich genannt werden, so betrifft das Ürtheil
doch direct ihre Theologie, die der ehrwürdige Bischof zu der sei-
nigen gemacht. Bei der Prüfung der Lehre, welche der Selig-
sprechung vorhergeht, wurde gegen Liguori geltend gemacht, dass
er seine Moraltheologie auf den Probabilismus gestützt . . . £r hatte
auch Jesuiten, namentlich Busembaum zu Führern genommen und
in den meisten Fällen die Entscheidungen dieser Theologen zu den
seinigen gemacht, selbst diejenigen, welche Pascal und seine Nach-
ahmer mit ihrer schwärzesten Kohle angestrichen .... Nihil cen-
sura dignum, heisst es in dem Decrete, und später erklärte ein
Bibliothöque JanseniBte und spanischer Index ven 1747. 827
uderes Bömisches Tribunal, jeder Beichtvater dürfe ohne weitere
Prüfung sich nach allen Entscheidungen Liguori^s richten. Das ist
eine vollständige und feierliche Apologie der Lehre der Jesuiten,
dnroh die zugleich ein gewisser Tadel gegen die übertriebene Strenge
der entgegengesetzten Lehre ausgesprochen wird." S.-Beuve selbst
sagt 3, 455 mit Bücksicht auf die Vorrede der Benedictiner von
Solesmes zu ihrer Ausgabe der Werke Liguori's (1734): „Die be-
queme Moral der Jesuiten, welche Pascal denuncirte, ist nun ganz
gesund und heilsam geworden; sie ist mehr als amnestirt, sie ist
präconisirt worden. Liguori hat nichts anderes gethan, als sie zu
Ehren gebracht, sie praktisch gemacht und sie in authentischer
Weise unter den Christen in Umlauf gesetzt. Das ist recht eigent-
lich sein Beruf gewesen; für eine so grosse Wohlthat verdient er
als ein Mittler zwischen Himmel und Erde begrüsst zu werden''^).
Nachdem Liguori zum Doctor ecclesiae erhoben und so, wie
Hmter 3, 464 sagt, „den hh. Athanasius, Augustinus, Bernardus, Tho-
mas, Bonaventura und anderen Säulen der Kirche und der theolo-
gischen Wissenschaft zugesellt'^ worden, haben übrigens die Jesuiten,
speciell Ant. Ballerini, zu zeigen unternommen, seine Entscheidungen
seien zum Theil noch zu rigoristisch und sein Aequiprobabilismus
müsse, um haltbar zu sein, im Sinne des gewöhnlichen Probabilis-
mos gedeutet werden; sie haben dadurch eine Controverse mit den
Kedemtoristen hervorgerufen, welche das ihrem Stifter zuerkannte
Nihil censura dignum auch den Jesuiten gegenüber zur Geltung
bringen wollen. Es hiess einmal, Ballerini werde in den Index
kommen ; aber seine Bücher sind in Rom mit Approbation des Mag.
S. Pal, erschienen 2).
78. Die Bibliotbeqne Janseniste und der spanische
Index Yen 1747.
Im J. 1722 veröfFentlichte der Jesuit Dominique de Golonia
noter dem Titel Bibliotheque Janseniste ein Verzeichniss der
von den Jesuiten als Jansenistisch angesehenen Schriften, worunter
natürlich sehr viele sind, die in Rom nie verboten, einige, die aus-
1) Fr. Meyrick, Moral' and devotional Theology of the Church
of Rome aoeordinff to the authoritative teaching of S. Alfonso de' Liguori,
liODd. 1857 (handelt auch von deu „Herrlichkeiten Mariae'^). Auch LeoXIII.
lut 1879 Liguori's Theologie geprieseu und dabei hervorgehoben: nervo-
sinime propugnavit Rom. Pontificis primatum et infallibile magisterium
(AcU S. S. 12, 273).
2) Vgl. über den Streit Katholik 1873, 2, 222; 1874, 1, 164. Lit.
Hdw. 1873, 228; 1875, 74. Th. Lit.-Bl. 1874, 21.
828 Bibliütheque Jaiis6nistü und spanischer Index von 1717.
drücklich freigegeben worden waren i). Aus einer spätem Auf-
lage dieses Buches stammt das Verzeichniss der Jansenistischen
Bücher, welches dem spanischen Index von 1747 angehängt ist
(S. 54). In jenem jesuitischen und diesem spanischen Index
steht auch das Werk des Gardinais Noris, welches in Rom
wiederholt denuncirt, geprüft und freigegeben worden war (S.671).
Das veranlasste Benedict XIV., zunächst 1748 dem spanischen
General-Inquisitor in einem sehr interessanten Privatbriefe Vor-
stellungen zu machen, dann, da dieses erfolglos blieb, das Ver-
bot des Werkes von Noris zu suspendiren und bei dem Könige
von Spanien Beschwerde darüber zu führen. Erst 1758 wurde
das Verbot aufgehoben. — Die Bibliotheque Jansöniste wurde
1749 von der Index-Congregation verboten. Die Jesuiten rächten
sich dafür durch drei Pasquille gegen den Secretär derselben,
Bicchini, — auch diese wurden natürlich verboten, — und 1752
veröffentlichte P. Patouillet eine bedeutend vermehrte Ausgabe
der Bibliotheque unter dem Titel Dictionnaire des livres Janse-
nistes, in welchem Noris weggelassen, aber u. a. Werke der
Augustiner Bellelli und Berti verzeichnet wurden, welche eben
damals in Rom denuncirt, untersucht und freigegeben worden
waren. Das Dictionnaire wurde 1754 verboten.
1. Dass Dominique de Colonia, geb. 1660 zu Aix, f 1741 zu
Lyon, der Herausgeber der Bibliotheque ist, ist unbestritten, obsehon
in seinem Eloge in den Mim. de Trevoux 1741, 2101 das Buch
nioht genannt wird. Die erste Ausgabe ist nur ein kleines Bänd-
eben: Bibliotheque Janseniste, ou catalogue alphabetique des
principaux livres Jans, ou suspects de Jansinisme, qui ont paru de-
puis la naissance de cette heresie, avec des notes critiques sur les
vdritables auteurs de ces livres, sur les erreurs qui y sont conte-
nues et sur les condamnations, qui en ont ite faites par le Saint
Siege ou par TEglise gallicane ou par les iveques diocesains, s. 1.
1722 *, 24 Bl. und 308 S. 4. Eine 2. Edition corrigee et augmen-
tee de plus de la moitie erschien zu Lyon 1731* (N. E. 1731,302),
auch 8. 1. (in Holland) 1735. Die 3. Ausgabe erschien zu Brüssel
1739 in 2 vol., die 4. ebendaselbst 1744 (also nach dem Tode Co-
1) Schon früher war erschienen: Bibliotheca autijanseniana s. <»ta-
lojrus piorum eruditorumque scriptorum, qui C. Jansenii ... et Jansc-
nianorum haeresim, errores ineptiasque oppugnanint, cum pracludiis hi-
storiae et cribratioue farraginis Jansenisticae, Paris 1654, 104 S. 4-, von
Phil. Labbc S. J. Die Imago primi saeculi Jansenistarum von Alph. Huylen-
broucq, f 1722, ist nicht gedruckt, aber wahrscheinlich für das Dict. be-
nutzt worden. Backer 2, 807.
Bibliothdqae Janaeniste.
829
lonia's) in 2 vol. unter dem Titel: Bibl. Jans, ou cat. alpbab. de
lirres Jansenistes, Quesnelistes, Baianistea ou suspects de ces erreurs
etc. (N. E. 1750, 82). Das Verbot erfolgte durch ein besonderes
Decret vom 20. Sept. 1749 (Catalani, Secr. p. 58), welches von dem
Card. Guadagni als Praefecten, dem Dominicaner Riccbini als Secre-
tar der Index-Congr. unterschrieben ist. Verboten werden darin
alle Ausgaben, — dem Titel der letzten ist beigefügt: Bruxellis
1744 et alibi, und: quocunque idiomate, — und motivirt wird das
Verbot durch die Bemerkung, das Buch enthalte mehreres, was resp.
falseh, temerär, für katholische Schulen und Schriftsteller, auch
kirchlich hochgestellte (etiam ecclesiastica dignitate emineutibus),
ioJQriös sei und Decreten des apostolischen Stuhles widerspreche.
Am Schlüsse wird angegeben, das Decret sei Benedict XIV. durch
<len Secretär vorgelegt worden und er habe es bestätigt und zu pu-
bliciren befohlen. — Mit den in der Bibl. übertretenen Decreten
sind das Breve von 1694 (S. 643) und ähnliche gemeint, mit den
bochgestellten Schriftstellern namentlich Card. Bona, dessen Epistola
(S. 520), und Card. Noris, dessen Hist. Pelag. in der Bibl. steht,
letztere mit der Bemerkung, sie sei dreimal dem h. Stuhle denuncirt,
aber nie verdammt worden. Auch viele andere Bücher stehen in
der Bibl., die in Rom ausdrücklich freigegeben worden, wie Ar-
naulds Freq. Communion, oder doch nicht im Rom. Index stehen,
wie Petri Äurelii opera, Theologie de M. Habert, Theol. niorale de
Grenoble, die M^ditations von Bossuet, die Essais de morale von
Nicole, der Tractatus de Sanctorum . . . cultu von Neercassel n. s. w.
Bald nach dem Verbote erschien s. 1. Epistola Doctoris
Sorbonici ad amicum Belgam, Parisiis XII. Kai. Dec. 1749, auch
französisch: Lettre etc., von dem Jesuiten Pietro Lazeri verfasst
(U. N. 1750, 119. 552), eine bittere Satire auf das Decret, von
welchem behauptet wird, es gehe gar nicht von der Index-('ongr.
ans, sondern sei von Riccbini fabricirt, der das Interesse des Papstes
für Card. Noris benutzt habe, um ihm einzureden, durch das Verbot
«ler Bibliotheque könne das Verbot der Werke von Noris im span.
Index paralysirt werden (Catalani p. 82). Riccbini, heisst es ferner,
8ci pro suo arbitrio Dominus et moderator der Index-Congr. ; mit
«lieser könne es nicht besser werden, wenn nicht die Mönche entfernt
Hnd gelehrte und angesehene Praelaten an ihre Stelle gesetzt wür-
(len; die Index - Decrete seien so in Missachtung gekommen, dass
davon Menage's Wort gelte: Notabitur Romae, legetur ergo. — Das
Sehriftchen wurde mehreren Cardinälen und anderen Personen in
Rom zugeschickt. Als Entgegnung darauf erschien Romani Pbila-
lethis ad Theologum Lovaniensem Epistola de justa Bibliothecae
Jansenianae proscriptione, Ven. 1750, 4., pridie Idus Martii 1750
datirt, nicht von Riccbini, wie Melzi 1, 279 angibt, sondern von
Concina (in dessen Theol. Christ, contracta, Bononiae 1769, p. 347
unter seinen Werken verzeichnet, in dem Apparatus, 1751, 1,53 — 64
abgedruckt; vgl. Sandelli, Vita p. 187). Concina bezeichnet die
gegen Riccbini vorgebrachte Beschuldigung als lächerlich, und sagt,
^ schmählichsten sei, dass in der Bibliotheque Noris, Bona und
830 Biblioth^que Janseniste nnd spanischer Index von 1747.
Oenet unter den Jansenisten ständen; warum man nicht auch den
Card. Thomasius aufgenommen habe, den Laderchi auch als Janse-
nisten verdächtigt; der Satz in dem Tractatus de Sanctorum . . .
cultu, auct. Jo. Episcopo Castoriensi, von dem die Bibl. sage, ihn
könnten auch die Calvinisten unterschreiben: Catholiri colunt sanctos
in coelo commorantes eodeni modo, quo colunt sanctos hie in terra
exulantes, sei von Augustinus u. s. w. ^).
In einem besondern Decrete der Index-Congr. vom 6. Mai
1750 (Catalani p. 59) wurde Lazeri's Epistola (und Lettre; sie wird
als folia nonnulla bezeichnet), quocunque idiomate impressa seu, qnod
absit, imprimeuda verb. als Libellus famosus, der falsche, temeräre,
ärgernissgebende, aufrührerische und für den apost. Stuhl injuriose
Sätze enthalte. Lazeri blieb die Antwort nicht schuldig: Sor-
ben ici Doctoris ad Rev. Ricchinium, S. Congr. Indicis Secretarium,
gratiarum actio, quod Epistolam Sorbonicam nomine S. Congregatio-
nis proscribendo confirmaverit, s. 1. et a.*, 2Y2 S. 4. Dass Ricchini
seine Epistola sofort verboten und die Erwähnung des Card. Noris
in der Bibliotheque so übel genommen habe, während er die Apo-
logie des Frater Berti approbirt nnd dabei den Erzbiscbof von
Vienne heftig angegriffen habe, die Schriften des Bischofs von Au-
xerre, eines notorischen Appellanten, in denen Benedict XIV. zu den
.Jansenisten gezahlt werde, nicht verbiete und ebensowenig die Vor-
lesungen von Serry, in denen die Auctorität der Kirche bezüglich
des Factum Jansenianum offen bestritten werde ^), das zeige aufs
neue die Parteilichkeit der Dominicaner und beweise, dass „mit
vollem Rechte Deutschland, Polen, Ungarn, Frankreich, Spanien,
Portugal, ja auch fast ganz Italien diese neuen Decrete, mögt ihr
den Namen der Inquisition oder des Index oder des Magister S.
Pal. daran hangen, namentlich wenn es sich um euere Parteisachen
handelt, nicht als apostolische, sondern als Dominicaner-Decrete be-
zeichnen und ansehen." Zugleich wird angedeutet, das letzte Decret
sei gegen den Willen des Präfecten der Index-Congregation, des
Card. Querini, erlassen worden. Diese Behauptung stützte sich auf
1] Decret de la Congregation de l'Index contre la Bibliothdque Jana.,
avec la lettre d'un Docteur de Sorbonne ä un de ses amis en Flandre
et la lettre d*un Theologien Romain k un Docteur de Louvain, Avignon
1750, 126 S. 12., die drei Stücke lateinisch und französisch, mit einem
Avertissement von XII S., welches nach N. £. 1760, 157 von einem „Bul-
listen" geschrieben ist, sich aber gegen Colonia wendet und anerkennt,
dass es sich bei dem Jansen istischen Streite gar nicht mehr um Glaubens-
Sachen, sondern nur um nicht geoffenbarto Thatsachen handle.
2) In einer Anmerkung wird der 1742 erschienene 4. Band der Prae-
lectiones von Serry citirt und beigefügt: Audi jam, Ricchine frater. Ilaec
Serrii tui doctrina si prava est, cur ab octo jam annis per Italiam cum
plausu vulgatur, Rev. Ursio anteu, nunc te protegente? (Orsi, seit 1749
Mag. S. Pal., war vor Ricchini 1738—49 Secretär). Sin autem catholica
est, cur a centum fere annis Belgium et Galliam tot turbis permiscuit
Apostolica Sedes, ut ad eam doctrinam ejurandam formulario Alexandrino
adigeremur?
Dictionnaire des livres Jans^niste«.
B81
die Thatsacbe, daRS das Decret niclit von Qnerini, sondern von dem
Card. Spinelli unterschrieben war. Qnerini erklärte aber, er habe
wegen Unwoblseins der betreffenden Sitznng nicht beigewohnt und
darum nnd ans einem andern Grunde, den er durch den Secretär
dem betreffenden Cardinal mitgetheilt, gewünscht, dass das Decret
statt von ihm, von dem ältesten der anwesenden Cardinäle unter-
sehrieben werde (Catalani p. 60). Diese zweite Epistel wurde 24.
Not. 1751 verb., gleichzeitig auch eine Erwiederung auf Concina's
Epistel: Ad Philalethem Romanum, cujus est Epistola de justa Bi-
bliothecae Jansenianae proscriptione, Hispani Philale thae respon-
sio, ubi de justa proscriptione Norisii per Hispanam Inquisitionem,
Hispali 1751 superiorum permissn, 24 S. 4., sicher ebenso wenig
in Sevilla wie mit Erlaubniss der Oberen gedruckt, von einem Je-
suiten, wahrscheinlich von Faure, nach anderen von Langomarsini,
verfasst
Faure gab noch in demselben Jahre, 1750, eine umfangreichere
Schrift gegen die Dominicaner heraus, das 18. 177 besprochene
Commentarinm, erst 1757 verb. Von der Biblioth^ue aber er-
schien eine stark vermehrte Ausgabe unter dem neuen Titel: Dic-
tionnaire des livres Jansenistes ou qui favorisent le Jans^nisme,
Anvers (Lyon) 1752*, 4 vol. 8., von dem Jesuiten Louis Patouillet
(1699 — 1777), worin Concina's Brief als une miserable deolamation
coiitre le P. de Colonia et contre les J^suites, qui contient les plus
grandes fausset^s et les plus pitoyables raisonnements (2, 56), cha-
rakterisirt wird. Es wurde 1754 verb.; 1755 erschien, angeblich
wieder zu Antwerpen, eine neue Ausgabe, die aber nur eine Titel-
aosgabe ist. Es erschienen dagegen Observations sur un ouvrage in-
titule Dictionnaire ... 28 8. 12., Lettres au R. P. P(atouillet) Je-
snite pour servir d'introdnction, de commentaire et d'apologie a son
Dictionnaire, Anvers 1752, 156 S. 12. (N. E. 1755, 187.208), letz-
tere auch italienisch, Neapel 1756, 94 S. 8. (Backer 7, 202). —
Das Dictionnaire ist natürlich durch und durch parteiisch (die Ur-
theile in Hurters Nomencl. stammen meist daraus), aber wegen der
reichhaltigen Notizen über viele seltene Schriften für die G-eschichte
des Index unentbehrlich. Eine Art von neuer Bearbeitung desselben
mit Berücksichtigung der spätem Literatur ist das Dictionnaire
des Jansenistes, contenant un apergu historique de leur vie et un
examen critique de lenrs livres, in Migne's Dictionnaire des herisies,
des erreurs et des schismes, 1847, Tome 2., col. 247 — 906, aus dem
Dictionnaire, Picot, Feller u. a, compilirt, aber bequem geordnet. —
Es steht doch auch eine Streitschrift gegen den Jesuiten-Index im
Index: Reponse ä la Bibliothique Jans^niste, avec des remarques
^nr la rifutation des critiques de M. Bayle et des ^claircissemens
bor les lettres de Mgr. Saleon, Ev. de Rodez ä Mgr. Bossuet, Ev.
de Troyes, Nancy (Paris) 1740, 408 S. 12., nach Dict. Jans. 3, 459
von Nie. LeGros, nach Picot 4,341 von dem Capuciner Osmond du
Sellier (P. Tranquille de Bayeux), vielleicht von beiden gemeinschaft-
lich verfasst^).
1) Dagegen Lettres critiques sur differents points d'histoire et de
832 Bibliothdque Janseniste und spanischer Index von 1747.
2. Der apanische Index von 1747 enthält II, 1097—1112 ein
„VerzeichnisB der Jansenistischen Bücher, die in französischer Sprache
zu unserer Kenntniss gekommen und nach Spanien eingeführt worden
sind, welche alle in jeder Sprache oder Ausgabe verboten werden".
Der grösste Theil der hier verzeichneten Bücher ist ganz sicher
weder den Inquisitoren zu Gesichte, noch, vielleicht von einzelnen
Exemplaren abgesehen, überhaupt nach Spanien gekommen. Das
Yerzeichniss ist einfach aus dem Eegister der Bibliotheque Jans.,
wahrscheinlich der Ausgabe von 1744, entnommen. Am Schlüsse
p. 1112 steht eine „Liste der Jansenistischen Schriftsteller, deren
Namen in diesem Verzeichnisse vorkommen'^, mit der Bemerkung:
„Alle Schriften mit dem wirklichen oder fingirten Namen dieser
Schriftsteller werden von der [nq. verboten, bis sie geprüft und
expurgirt worden sind". Tüs sind 50 Namen, zum Theil stark cor-
rumpirt, darunter Arnaut, d'Asfeld, Baillet, Barcos, Courrayer, Dupin,
de Guot (I)uguet), Heniiebel» Huygens, HurÄ, Jurenin, Nicole, Sim-
nich, Nie. Tourneus, M. Vassor, Guilles de Wit. — Die Jesuiten
('asani und Carrasco, welche die Kedactiou des Index besorgten,
sollen dieses Verzeichniss eigenmächtig beigefügt haben (Llorente
2, 48G. 489).
In diesem Theilc des span. Index steht nun auch Historia
Pelagiana et Diss. de synodo V. oecum. auct. P. M. Henr. Noris
(nicht die Yindiciae Augustinianae, die auch in der Bibliotheque
nicht ausdrück licli erwähnt, aber doch durch etc. hinter oecum. an-
gedeutet werden). Das veranlasste Benedict XIV. unter dem 31. Juli
1748 an den General-Inquisitor, Francisco Perez y Prado, Bischof
von Teruel, folgenden Brief (A. J. P. 17,28) zu schreiben: Der
General der Augustiner hat mich darauf aufmerksam gemacht, dass
die Hist. Pelag. und die Diss. de V. syn. in dem span. Index
stehen. Wenn diese Bücher wirklich, wie der Vex'fasser der Biblio-
tliHque Jans, mit Unrecht behauptet, etwas nach Bajanismus und
Jansenismus röchen, so hätte doch nach Verlauf so vieler Jahre,
in denen sie mit dem grössten Beifall aufgenommen worden sind,
eine prudens ecclesiastica oeconomia verlangt, von einem Verbote
Abstand zu nehmen, welches doch bei den Augustinern und anderen
Gelehrten Widerspruch ßnden musste. Man hat in dieser Beziehung
oft gut befunden von dem strengen Kochte abzugeben. Unter Clemens
XI. wurden Tillemonts Werke denuncirt und vieles der Censur
Würdige daraus angeführt; der Papst aber hat Schweigen geboten.
Aehnlich wurde verfahren, als die BoUandisten denuncirt wurden,
obschon die Ankläger vieles anführten, was eine theologisclie Censur
verdiente. Du kennst das Werk, welches Bossuet auf Befehl Lud-
wigs XIV. über die gallicanischen Artikel von 1682 geschrieben.
Es ist schwer, ein anderes Werk zu finden, welches der ausserhalb
Frankreichs überall recipirten Lehre von der Unfehlbarkeit des ex
dogme, adressecs a rauteiir dp la Re])onae , . . par M. le PnVur de Saint
Edme (Collpt), 1744.
Brief Benedicts XIV. von 1748. 883
cathedra redenden Papstes, von seiner Snperiorität über ein allge-
meines Goncil und von dem indirecten Rechte, welches er, nament-
lieb wenn es der Nutzen der Religion und der Kirche erheischt,
über die weltlichen Rechte der Fiirsten ausübt, so entgegenträte. Zur
Zeit meines unmittelbaren Vorgängers Clemens' XII. ist ernstlich von
einem Verbote des Werkes die Rede gewesen, aber schliesslich be-
Bcblossen worden, davon Abstand zu nehmen, nicht nur um des An-
denkens eines in so vielen anderen Beziehungen um die Religion
vohl verdienten Mannes willen, sondern auch aus Furcht vor neuen
Zwistigkeiten. Wie vieles steht in Muratori's Werken, was der
Censur würdig ist; wie viel der Art (hujus furfaris) haben Wir selbst
beim Lesen derselben darin gefanden, und wie vieles ist Uns von
Rivalen und Anklägern vorgelegt worden ! Wir haben die Werke
nickt verboten und werden sie nicht verbieten, weil das mehr
Schlimmes als Gutes zur Folge haben würde. — Die Werke von
Noris sind aber nicht einmal Jansenistisch. Sie sind von der In-
quisition geprüft worden. Die beiden Schriften sollten ausserhalb
Roms gedruckt werdev, wurden aber, nachdem sie von den auswär-
tigen Revisoren geprüft worden, vor der Veröffentlichung nach Rom
geschickt und hier nochmals revidirt und approbirt. Darauf wurde
Noris angeklagt, er habe einige nicht approbirte Sätze beigefügt;
darüber hat er sich gerechtfertigt. Innocenz XII. ernannte Koris,
der damals Professor in Pisa war, zum ersten Gustos der Vatica-
nifichen Bibliothek und wollte ihn zum Cardinal machen. Da er
nochmals denuncirt wurde, liess Innocenz XII. durch acht Theologen
seine Werke prüfen. Ihr G-utachten wurde der Inq. vorgelegt und
diese fand nichts zu tadeln. Darauf ernannte Innocenz Noris zum
Consultor der Inq. Da neue Broschüren gegen ihn erschienen, schrieb
er auf Befehl des Papstes 5 Dissertationen, die zu Rom 1695 ge-
dmckt wurden. Er wurde nun Cardinal und Mitglied der Inq.
Unter diesen Umständen hätte ihn die span. Inquisition nicht in
den Index setzen dürfen, und Wir werden, nicht nur eingedenk des
Wohlwollens, welches Uns Card. Noris in Unseren jüngeren Jahren
bewiesen, sondern auch nach dem Beispiele Unserer Vorgänger, zu
dem dem Cardinal in dem span. Index angethanen Unrecht nicht
schweigen. Wir bitten Dich also, Abhülfe zu schaffen und nicht
zwischen Dir und Uns, der Römischen und der spanischen Inquisition
einen Zwist entstehen zu lassen. Ueber die Gnadenlehre gibt es
Schulmeinungen, die der apostolische Stuhl duldet und die auch die
Bischöfe und Inquisitoren dulden müssen u. s. w.
Was der General-Inquisitor geantwortet, ist nicht bekannt.
Die Angabe N. E. 1749, 104, er habe geantwortet: die Bulle
Ünigenitus sei in Rom für eine Regula ffdei erklärt worden; Noris
lehre Sätze, die darin verdammt seien , und sei darum in den
Index gesetzt worden, ist augenscheinlich nicht wahr, aber nicht
übel erfunden^). Jedenfalls hatte der Brief des Papstes zunächst
1) In einem Schriftchen (von J. B. Desessarts Poncet) Observations
8W le Bref de N. S. P. le P. Benoit au Grand Inqnisiteur d'Espagne, 1749,
Benioh, Index II. 53
^
834 Bibliotheque Janseniste und spanischer Index von 1747.
keinen Erfolg, und Benedict erliess 19. Febr. 1749 folgendes Decret
(Fabroni, Vitae It. 6,119): Wir haben zu ünserm Bedauern yob
den Streitigkeiten gehört, welche in Spanien darüber entstanden sind,
dass Schriften von Noris in den Index von 1747 gesetzt worden.
Die bis jetzt von Uns angewandten Mittel, diesen Zwistigkeiten ein
Ende zu machen, sind erfolglos geblieben. Darum suspendiren Wir
kraft apostolischer Autorität das Verbot jener Schriften und wollen,
dass die Insertion derselben in jenen Index als nicht geschehen an-
gesehen werde. Alle zur Yertheidigung oder Bekämpfung dieses
Verbotes herausgegebenen Schriften verbieten Wir und befehlen Wir
an die Inquisition abzuliefern. Es soll fortan niemand mehr etwas
darüber schreiben; was etwa noch darüber erscheint, soll als ver-
boten angesehen werden. Dieses Decret soll alle verpflichten, Bi-
schöfe und Cardinäle nicht ausgenommen, bei Strafe der reservirten
Excomm. 1. sent. für Laien, der Suspension für Geistliche. — Bene-
dict schrieb fünfmal über die Sache an Ferdinand VI; aber erst
nachdem dessen Beichtvater, der Jesuit Ravago, entlassen war, hatten
seine Bemühungen, die der Justizminister Manuel de Eoda unter-
stützte, Erfolg (Llorente 2, 489. Fabroni 6, 90). Der Nachfolger
Perez y Frado's, Emmanuel Quintano Bonifaz, Erzb. von Pharsalus,
erliess 28. Jan. 1758 folgendes Edict: Dass ein Werk des Card.
Noris in den Index von 1747 gesetzt worden, hat viele Controversen
und eine Keihe von anonymen Streitschriften veranlasst. Um nicht
unsem Vorgänger offen anzugreifen und den dem Inquisitionsrathe
gebührenden Eespect offen zu verletzen, haben einige sich nicht ge-
scheut, zu behaupten, das Buch sei ohne vorherige Prüfung von Seiten
der Inq. verboten worden; andere sind noch weiter gegangen und
haben behauptet, das Verbot sei für alle Welt ein Greheimniss ge-
wesen, bis man es im Index gefunden; man hat es auf einen Irr-
thum oder auf einen Willküract der mit der Herausgabe des Index
beauftragten Personen zurückgeführt, welche in unerlenchtetem Eifer
auf gründlose Angaben hin und unbekannt mit der auf Befehl von
zwei Päpsten wiederholt vorgenommenen Prüfung des Werkes durch
die Eömische Inq. dasselbe in den Index gesetzt hätten. Bei der
Hitze des Streites und während der heftigen Partei- Agitationen ge-
bot die Klugheit zu schweigen und einen geeigneten Zeitpunkt fiir
die Entscheidung der Sache, welche der Augustinerorden an den
Inquisitionsrath gebracht, abzuwarten. Nach reiflicher Prüfung und
aus besonderen Gründen, die wir verschweigen, verordnen wir mit
Zustimmung des Inquisitionsrathes, aus dem Index von 1747, 11,
14 S. 4., wird bemerkt: wenn der Papst Noris als katholisch in Sohntz
nehme, so desavonire er indirect die Balle Unigenitus (dagegen erschien
Lettre d'nn Dr. de Sorb. k an provincial de ses amis aa sajet des Obser-
vations ... et sur les impatations calomnieuses de Henri, Theologien de
Doaay, faites k la doctrine da Card. Noris, 1749). Diesen Observations ist
ein Brief des Jesuiten Dauben ton an P. Croiset beigedruckt, der schon
1714 gedruckt, aber von den Jesuiten in den Mem. de Trevoux und sonst
für eine Fälschung erklärt worden war. Dict. Jans. 3, 182. N. E. 1749, 91.
J
Der spanische Index von 1747. 886
1101, den Satz : Historia Pel. eto. zn entfernen, zu den noch nicht
verkanften Exemplaren einen Garten zu drucken, in den schon ver-
kauften den Satz unleserlich zu machen. Schliesslich werden wie
in dem Decrete Benedicts XIY. alle Streitschriften verboten^).
Schon 1722 hatte die span. Inquisition verb. De virtutibus
iniidelium ail mentem P. Augustini reflexio vindex pro £m. Card.
Henrico de Noris, von dem Augustiner Petrus Manso, Salamanca
1721, worin die Oratia pure sufficiens der Jesuiten als pelagia-
nisch und die Praedeterminatio der Thomisten als der Lehre des
Augustinus und Thomas widersprechend bezeichnet wurde. Manso
gab eine expurgirte Ausgabe heraus (Mich, a S. Jos. 3, 460). —
Die Theses Norisianae, in quibus damnatae Jansenii et novatorum
dogmata magno adscribuntur Augustino, 1780, von den Jesuiten
unter dem Namen eines Theologen Henricus von Douay herausge-
geben, stehen in keinem Index, auch nicht die Entgegnung: £1 de-
fensor de su agravio Noris, worin erzählt wird, wie Noris einem
Pfarrer Don Antonio erscheint und eine Yertheidigung dictirt (N. E.
1749, 105. 177).
Dem 2. Bande des Stuttgarter Exemplares des Index von 1747
sind zwei gedruckte Folioblätter beigebunden, welche die üeberschrift
haben: „Noten zu dem Expurgatorio von 1747, dem obersten Käthe
[der Inquisition] vorgelegt, damit er die für geeignet erachteten
Massregeln ergreife", — es wird die von Llorente 2, 489 erwähnte
Denunciation des Dominicaners Martin Liebet sein, — und welche
(in spanischer Sprache) gegen den Index folgende Anklagen erheben:
1. Es sind Schriften ausgelassen, welche durch Edicte der Inq. ver-
boten sind ; [es werden vier, die Theologia supplex (von Serry) und
drei Schriften von Jesuiten namhaft gemacht, mit genauer Angabe
de« Datums, unter welchem sie verb. waren]. — 2. Der Eedacteur
hi sich mitunter nicht an den Wortlaut der Edicte gehalten, z. B.
bei einem Buche den im Edicte stehenden Namen des Verfassers
(des Jesuiten Nie. Estrada), bei mehreren Autoren die Bezeichnung
8. J. oder wenigstens P. weggelassen [diese Angabe ist insofern un-
richtig, als bei den speciell namhaft gemachten Jesuiten auch bei
Sot. kein S. J. steht und bei Poza dieses nicht fehlt], während bei
anderen Ordensleuten ein analoger ZTisatz nicht fehlt; bei einem
Bache sind zu dem Yerbote Znsätze gemacht, welche gegen den
Brnst und den Stil des h. Tribunals Verstössen (das Edict verordnet
die Expurgation einer Ausgabe eines Catechismus des Jesuiten Qas-
par Astete ; der Index hat dieses in folgender Weise umschrieben :
»Von diesem Catechismus, der zu so grossem Nutzen der Seelen
1) Das Decret wurde gleich spanisch und französisch mit einer Ein-
leitung gedruckt; eine italienische Uebersetzung steht in dem Römischen
Gioraale de' letterati, 1756—57, p. 873, eine französische A. J. P. 2, 2656.
— In dem von mir benutzten Exemplare des Index von 1747 sind die
Zeilen durchgestrichen ; ein Exemplar mit einem Carton beschreibt Mend-
^ p. 288. — In dem Index von 1790 wird unter Noris der Inhalt des
IWfftet angegeben.
836 Biblioth^que Janseniste und spanischer Index von 1747.
mehr als ein Jahrhundert verbreitet worden^ ist zu Yalladolid eine
fehlerhafte Ausgabe erschienen ; in dieser ist zu corrigiren . . . Ver-
boten werden alle Abdrücke dieses wichtigen Büchleins, die nicht
der Originalansgabe entsprechen, welche der Pater Astete in so
lobenswerthem und katholischem Geiste zu so grosser Ehre Gottes
und Belehrung der Gläubigen verfasst hat'*). — 3. Einige Ausdrücke
in den Expurgationen sind unrichtig; z. B. bei Qu6tif soll bei Sa-
vonarola B. M. i. e. Beatus Martyr gestrichen werden ; B. M. bedeutet
aber nur beatae memoriae [ist nicht richtig]; bei Jo. Lorinus soll
in dem Satze: Jacobus an in Hispania fuerit, sub dubio est, vor est
ein non beigefügt werden; das ist zu viel gesagt, wenn auch die
Spanier gute Gründe haben, es zu glauben; bei Franc. Victoria soll
die Stelle gestrichen werden, wo er die Ansicht, dass das bei der
letzten Oelung gebrauchte Oel nicht von dem Bischof geweiht
zu sein brauche, als probabel bezeichnet; diese Ansicht ist aber
richtig [diese beiden Expurgationen stehen schon bei Sot.]. — 4.
Der Catalog der Jansenistischen Bücher ist aus dem Begister der
Biblioth^ue Janseniste abgeschrieben, diese ist aber als ein verbo-
tenes Buch anzusehen, weil sie anonym erschienen ist und die Inq.
6. Juni 1747 den Orden verboten hat, einander zu schmähen, und
Innocenz XII. 1694 das Verdächtigen der „Jansenisten" verboten
hat. Die in diesem Catalog stehenden Schriften sind grösstentheils
durch kein Edict der Inq. oder nicht als Jansenistisch verb. worden ;
Noris und Genet (der Verfasser der Theologie de Grenoble) sind
wiederholt denuncirt, aber freigesprochen; die Historia de auxiliis
von Serry ist in Spanien verb., aber nicht als Jansenistisch, und die
Ausgabe von 1749 wird in Spanien geduldet. Auch ein Buch von
Pedro Jos. Benitez de Lugo, Ascendencia de Santo Domingo de
Guzman, welches in dem Index als verboten aufgeführt wird, ist
gar nicht verboten, wie die Inq. auf Ersuchen der Dominicaner 18.
Jan. 1748 erklärt hat. [In dem Stuttgarter Exemplar ist an der
betreffenden Stelle, p. 936, am Eande beigeschrieben: niclit jenes
Buch sei verboten, sondern die über dasselbe erschienenen Streit*
Schriften.] — 5. Viele Namen sind falsch gedruckt, was den Spott
der Protestanten zur Folge haben wird. — „Die Abweichungen von
den Edicten, welche die einzige Grundlage des Index bilden, fügt
der Denunciant bei, und die Annahme der Ascendencia und eines
Catalogs von Jansenistischen Büchern, die nie in Spanien verboten
sind, begründen eine starke Präsumtion gegen die Zuverlässigkeit
des Expurgatorio und gegen die ihm gebührende Verehrung und
Achtung und motiviren die Vergleichung desselben mit den Edicten."
— Auf dieser gedruckten Denunciation findet sich die handschrift-
liche Notiz, sie sei von der Inq. 28. Jan. 1758 verboten worden.
Trotz der Ableugnung in dem Edicte des General-Inquisitors
von 1758 scheint die Angabe richtig zu sein, dass die Jesuiten
Casani und Carrasco, die Eedacteure des Index von 1747, das Vei^
zeichniss der Jansenisten eigenmächtig, ohne Auftrag des General-
Inquisitors und des Inquisitionsrathes, beigefügt. In einem Schreiben
vom J. 1776 sagt der Justizminister Manuel de E4)da, Qnintano
F. Bellelli und 6. L. Berti.
837
leibst habe in einem Briefe an den König vom 23. Dec. 1757 dieses
eingestanden (Llorente 2, 490. Villanneva, Yida 1, 112). Trotzdem
ging der Inhalt dieses Verzeichnisses im wesentlichen in den fol-
genden Index, den von 1790, über. Namentlich steht bei fast allen
50 Schriftstellern, deren Werke 1747 bis auf weiteres verboten
murden, dieselbe Bemerkung im Index von 1790. Nur L. Haberts
Theologia wurde 1781 unbedingt, Lherminiers Summa vorbehalt-
lich der Weglassung einer Stelle 1761, und Juenins Comm. de sacra-
mentis 1787 unbedingt und von den Institutiones eine verbesserte
Ausgabe 1769 freigegeben, 1799 auch zwei Schriften von Dnguet.
Kicole's Werke wurden nach Pelayo 3, 186 noch 1790 auf Grund
emes Gutachtens von 7 Theologen freigegeben, stehen aber im Index
Ton 1805 wieder als 1804 verb. Weder Biblioth^que noch Diction-
nüre Jans, steht im span. Index
3. Der Augustiner Fulgenzio Bellelli, seit 1727 General seines
Ordens, f 1742, veröffentlichte: Mens S. Augustini de statu naturae
ntionalis ante peccatum, polemica dissertatio adv. aliquot Pelagianos,
Baianos, Jansenianos errores recentesque quorundam doctorum opi-
niones, Antw. 1711, 8., und Mens S. Augustini de modo repara-
üonis hnmanae naturae post lapsum adv. Baianam et Jansenianam
haeresim juxta apost. constitutiones exposita, Rom 1737, 2 vol. 4.,
sein Ordensgenosse Gian Lorenzo Berti, 1696 — 1766, Professor in
Pisa, im Auftrage des Ordensgenerals Schiaffinati eine Theologia
historico - dogmatico - scholastica s. libri de theologicis disciplinis,
•ßom 1739—45, 8 vol., die wiederholt gedruckt wurde*). Trotz
der Polemik gegen den Bajanismus und Jansenismus mussten beide
Augustiner den Yorwuuf hören, ihre Lehre sei von der des Bajus und
Jansenius nicht zu unterscheiden. Sehr scharf wurde dieser Vorwurf
formulirt in den anonymen Schriften: Baianismus redivivus in scrip-
ta PP. FF. Bellelli et Berti Ordinis Eremitarum S. Aug., und Jan-
•enismus redivivus in scriptis . . ., beide 1744, 293 und 271 S. 4.,
von Jean d'Tse de SaUon, seit 1735 Bischof von Ehodez (1746
wurde er Erzbischof von Vienne, t 1751). Dieser hatte schon 1737
dnieh ein Mandement die Hefte des Dominicaners Yiou zu Rhodez
Als Jansenistisoh verdammt. Yiou brachte die Sache nach Bom (er
▼nrde 1743 von dem Gei^eral ausgestossen) und Saigon schrieb dar-
über 1742 an Benedict XI Y., der ihn in seiner Antwort, ohne auf
die speciellen Streitfragen einzugehen, zur Yorsicht und Mässigung
ennahnte. Er schickte auch seine Schriften von 1744 an den Papst
mit einem Schreiben, worin er ihn bat, die Lehre der beiden Au-
gustiner zu verdammen, und denuncirte diese auch 1747 (ohne Er-
folg) bei der Assembl6e du Clerg6 (Picot 4, 231). — Berti ver-
öffentlichte, nachdem er mit' Mühe die Approbation erlangt hatte.
1) Mazzuch. 2, 665. 1044. Fabroni, Vitaelt. 11,43. — Aless. Pompeo
Berti, Clerico reg. della Madre di Dio, 1686—1752 (Mazzuch. 2, 1037),
fibersetzte n. a. Saggi di morale von Nicole, Yen. 1729, 4 vol. 12.; Mura-
tori besorgte ihm einen Yerleger (Lottere ined. p. 894). Zaccaria tadelte
^ darüber.
8S8 Bibliotheque Janseniste und Bpanisoher Index von 1747.
Angnstinianum systema de gratia ab iniqua Baiani et JanBeniani
erroris insimnlatione vindicatum, sive refatatio libromm, quomm tit. :
Baianismus et Jans, redivivi in scriptis PP. FF. Bellellii et Berti!. . . .
eodem, qni secundo loco insimulatur, auctore, Korn 1747, 2 yol. Saleon
veröffentlichte dagegen 1750 eine Instruction pastorale und gleich-
zeitig Jean-Joeepli de Languet de Gergy, seit 1730 Erzbischof von
Sens (1715 — 30 Bischof von Soissons, f 1753), Judicium de operibuB
theologicis Fratrum Bellelli et Berti. Saigon richtete auch 1750
und 1751 zwei Briefe an Benedict XIV. (Fleur. 80, 667), worin er
ihn dringend bittet, die Lehre der beiden Theologen zu verdammen,
und u. a. auch darauf hinweist, dass die Appellanten sich auf die-
selbe beriefen, wie namentlich der Bischof Caylus von Auxerre und
die Herausgeber der Nouvelles ecclesiastiques in einer besondem
Beilage zu dem Jahrgang 1750 (solche über Bellelli und Berti han-
delnde Additions aux N. £. erschienen auch 1753 und 1757; sie
wurden 1758 zusammen gedruckt, 457 8.).
Das zweite Buch von Bellelli und beide Bücher von Berti
waren in Rom erschienen und dort vorher geprüft worden. Auf
Grund einer speciellen Denunciation gegen Berti von dem Canonicus
de Gorgne zu Soissons ordnete aber Benedict XIY. eine nochmalige
Untersuchung seiner Schriften an und beauftragte damit den Bene-
dictiner Fortunato Tamburini (er war ein Neffe des Jesuiten-Generals,
aber nach Cordara bei Döllinger, Beitr. 3, 33 nichts weniger als
ein Freund der Jesuiten) und Gioacchino Besozzi, Abt von Santa
Croce in Gerusalemme und Consultor der Inq. (beide wurden später
Cardin&le). Beide erklärten sich für Freigebung der Werke; letzterer
betonte, Berti's Ansicht stimme mit der von Noris und Massouli6
überein^).
1752 wurden Bellelli und Berti im Dict. Jans. 1,445; 3,107
als Jansenisten aufgeführt (Berti soll dazu beigetragen haben, dass
Benedict XIY. sich des Card. Noris gegen die Bibl. Jans, und die
Span. Inquisition annahm). In Italien führte hauptsächlich Zaccaria
in seiner Storia letteraria den Kampf gegen Berti. Dieser und
seine Freunde blieben ihm scharfe Antworten nicht schuldig. In
den Index kamen davon: Lettera di Fra Guidone Zoccolante a Fr.
Zaccaria Gesuita, nella quäle si dimostra, chi sieno quei religiosi
che debbonsi chiamare frati, Cosmopoli all' insegna delle stelle
1751, — Lettera seconda ... in cui si ragiona della proibizione
della Biblioteca Giansenistica, Filippopoli all' insegna del sole 1756,
— Lettera terza . . . la quäle serve di apologia al Rev. Secretario
deir Indice e altresi alla lettera precedente, Nicopoli all' insegna
della luna 1756^ die erste 1754, die beiden andern 1757 verb. Sie
1) Die Gutachten sind abgedruckt in Alcuni apologetici scritti oontro
l'autore della Storia letteraria d'Italia, Napoli 1757*, 2 vol. 4. Nach I, 46
erklärte auch Card. Galli, er habe den 8. Band von Berti, der haaptsäch-
lieh angegriffen wurde, mit der Lehre von Noris übereinstimmend ge-
funden, und fand auch ein anderer Ck)nsultor der Inquisition, der Minorit
Balestracci, nichts zu erinnern.
L. A. Muratori.
839
werden wohl von Berti selbst sein, obsohon er es leugnete (Fabr.
p. 64. Sein satirisches Gedicht La Zaccareide ist nicht gedruckt).
Gegen Languet vertheidigte sich Berti in: In opusculum inscriptum:
B. J. Languet Archiep. Sen. Judicium . . . aequissima expostulatio,
Livomo 1756. — Später kamen noch in den Index: Sonetti contro
le opinioni di Michel Baio, di Giansenio Iprense, del Bellelli, del
P. Berti Agostiniano, del Viatore, del Eotigni e del Migliavacca,
Ven. 1760, verb. 1762. Die 72 Sonette sind von dem Observanten
GioY. de Luca, der viele anonyme Sachen für die Jesuiten schrieb,
wegen dieser Sonette aber auf 2 Jahre aus Eom verbannt wurde
(Melzi 1, 458; Fabr. p. 80). Berti schrieb dagegen Bisposta di
Fra Paraclito Livomese con le annotazioni di Fra Andrea da Fu-
oecchio ai sonetti di Fra Giovanni Zoccolante Yeneziano, Lugano
1763.
79. L. A. Muratori.
In dem Briefe an den spanischen General-Inquisitor nennt
Benedict XIY. mehrere Schriftsteller, von denen aus besonderen
Bflcksiehten Werke nicht in den Index gesetzt worden seien,
obschon sie dieses strenge genommen verdient hätten, darunter
auch seinen Freund Ludovico Antonio Muratori (1672—1750).
Als jener Brief bekannt wurde, schrieb dieser darüber an den
Papst, und dieser erklärte ihm, er habe bei jener Aeusserung
nur an seine von der weltlichen Jurisdiction des Papstes in
seinen Staaten handelnden, nicht an seine theologischen Schriften
gedacht Es ist eine der wenigen erfreulichen Thatsachen in
der Geschichte des Index und eine Thatsache, die Benedict XIV.
zur Ehre gereicht, dass von Muratori kein Buch verboten worden
ist, obschon mehrere derselben nicht nur in Streitschriften scharf
angegriSen, sondern auch in Rom denuncirt und untersucht
wurden.
1. Durch das Bekanntwerden seines Briefes an den General-
Inquisitor kam Benedict XIY. auch den Bollandisten gegenüber in
einige Yerlegenheit. In einem Briefe an sie vom 3. Apr. 1751
(ü. N. 1753, 100. Fleur. 79, 703) sagt er: man habe ausgestreut,
er sei ihnen nicht mehr so gewogen wie früher, und sich dafür
auf jenen Brief berufen ; dieser sei ein Privatbrief, der nur durch
die ünklugheit und Indiscretion eines Mannes, den er aus christ-
licher Liebe nicht nennen wolle, zumal er seinen Fehler bereut und
Ton ihm Yerzeihung erhalten, in die Oeffentlichkeit gekommen sei;
er habe darin übrigens die AngriflPe auf Papebrochius nur erwähnt,
nicht für begründet erklärt.
J
840 L. A. Maratori.
Der Brief Mnratori's ist vom 16. Sept. 1748 nnd lautet: Hei-
ligster Vater! Mit aller Ergebung und Demuth höre ich, was E.H.
in dem Briefe an den span. General-Inquisitor über mich ge-
schrieben, und aus dem, was mir berichtet wird, und aus den Wortea
E. H. selbst erkenne ich, dass eine Hand Blitze geschleudert bat,
gleichwohl aber von der andern Strahlen höchster Gnade ausge-
gangen sind. Bei alle dem befinde ich mich in der grössten Be-
stürzung, ja Trostlosigkeit; denn der für mich so betrübende Aus-
spruch (oracolo) E.H. wird in Ewigkeit fortbestehen; man wird es
weder der Mitwelt noch der Nachwelt ausreden können, dass ich
ohne förmliches ürtheil verdammt worden bin; man wird auch meine
Irrthümer und Vergehen für grösser halten, als sie wirklich sind.
In diesem meinem grossen Unglücke finde ich nur Trost in der
Gewissheit, dass nichts desto weniger die väterlichen Gesinnungen
E. H. gegen mich, Ihren unglücklichen Sohn, fortdauern. Ermuthigt
durch dieses Vertrauen, wage ich mich zu den Füssen E. H. nieder-
zuwerfen und zu bitten, E. H. möge befehlen, mir das, was in
meinen Schriften der Censur würdig ist, anzugeben, damit ich es
widerrufen und durch Reue und Gehorsam Verzeihung zu finden
hoffen kann. So wird von denselben Vaterhänden, von welchen
der Schlag gekommen, auch ein Heilmittel kommen ; ich werde auch
nicht der Gefahr ausgesetzt bleiben, in der Folge jemand zu finden,
der ein weniger liebevolles Herz gegen mich hätte als E. H. Möge
E. H. durch Ihre grosse Liebe, und ich möchte hinzusetzen, auch
durch die Gerechtigkeit sich bewegen lassen, meinem armen Namen
einen solchen Trost zu gewähren. Ich zeichne, indem ich K H.
die Füsse küsse, mit tiefster Verehrung. — Benedict antwortete
ihm alsbald 25. Sept.: Benedict XIV. Papst. Geliebter Sohn! Grass
und apostolischer Segen! Die Sache verhält sich so ... . Von
Meinem Briefe wurde dem Generalprocurator der Augustiner ver-
traulich eine Abschrift gegeben, damit er sähe, dass Wir uns seines
Ordens annähmen. Er meinte, derselbe verdiene den Werken des
Card. Noris vorgedruckt zu werden; ich erklärte ihm aber, der-
selbe sei nicht zur Veröfi'entlichung bestimmt, sonst würde ich die
Stelle über Muratori weggelassen haben . . . Zwei Tage darauf war
der Brief ohne mein Vorwissen gedruckt. Ich habe dem Augustiner
meine Meinung gesagt und ihm, so lange ich lebe, den Palast ver-
boten. Auch dem Card. Querini kam eine Abschrift in die Hände.
Er schrieb Uns, er würde von dem Briefe, auch wenn er ihn vor
dem Erscheinen Ihrer Schriften über die Feiertage in Händen ge-
habt hätte, keinen Gebrauch gemacht haben. Wir antworteten ihm,
er würde sehr wohl gethan haben und solle auch in Zukunft keinen
Gebrauch davon machen, da die Aeusserung über Ihre Schriften
sich nicht auf den Streit über die Feiertage, überhaupt nicht auf
Sachen des Glaubens und der Disciplin beziehe. Was in Ihren Werken
hier nicht gefallen hat und wovon Sie auch nie erwarten konnten,
dass es hier gefallen werde, das betrifft die weltliche Jurisdiction
des Papstes in seinen Staaten. Man geht hier von anderen Grand-
sätzen aus und erkennt gewisse Ansichten und gewisse That^achen
GorreBpondenz mit Benedict XIV.
841
nicht als wahr an, und Sie können überzeugt sein, wenn jene Dinge
in den Schriften eines andern vorkämen, würde die Gongregation
nicht unterlassen haben, sie zu verbieten. Das ist nicht geschehen,
weil Unsere Zuneigung zu Ihnen allgemein bekannt, und die Ach-
tang, die Wir mit der übrigen Welt Ihren Verdiensten zollen, noto-
risch ist und weil Wir immer geglaubt haben, es sei nicht recht,
Ihnen wegen Meinungsverschiedenheiten, welche nicht den Glauben
nnd die Disciplin betreffen, Yerdruss zu bereiten, obschon jede Ee-
gieruDg das Eecht hat, Bücher zu verbieten, in denen Dinge stehen,
welche ihr missfallen und mit ihren Ansichten nicht übereinstimmen.
Das ist die reine, ungeschminkte und wahre Gresohichte ohne Be-
flexionen und Folgerungen. Diese können Sie mit Ihrem gesunden
ürtheil selbst daraus ziehen und erkennen, ob Wir nicht Ihnen so-
wohl wie Ihren Schriften die schuldige Achtung zollen. Unter-
dessen umarmen Wir Sie mit ganzem Herzen und geben Ihnen den
apostolischen Segen.
2. Man nahm in Kom nicht bloss Anstoss an den Schriften,
in welchen Mur. 1708 — 20 die Kechte des Hauses Este und seines
Fürsten, des Herzogs von Modena, auf Comachio vertheidigte (S. 738)
and auf die Giusto Fontanini scharfe Entgegnungen schrieb, sondern
aach an den Antiquitates Italiae medii aevi, 1738 — 42, 6 Fol., und
den Dissertazioni sopra le antichita italiane, 1751, 3 vol. 4., die
später, 1765, Gaetano Cenni mit curialistischen Berichtigungen heraus-
gab, und an den Annali d'Italia, 1744 — 49, 12 vol. 4., die auch
von Cenni in den zu Bom erscheinenden Novelle letterarie scharf
bitisirt und 1762 mit Genehmigung des Papstes, dem der 1. Band
gewidmet ist, zu Rom von Gius. Catalani mit kritischen Einlei-
tungen versehen wurden. Cenni bezeichnet in den Nov. lett. die
Annali als uno dei libri piü fatali al principato Romano und tadelt
namentlich, dass Mur. oft und anscheinend mit Wohlgefallen von
der Souveränetät der byzantinischen Kaiser über Rom und von der
Ünterthanen-SteUung der Päpste und von den Acten .der Autorität
nnd Jurisdiction spreche, welche die deutschen Kaiser im Kirchen-
staate ausgeübt hätten; es scheine fast, als ob er deren Nachfolger
auffordern wollte, ihre angeblichen Rechte auf Rom und den Kirchen-
staat geltend zu machen^). Mur. fügte dem 12. Bande der Annali
eine massvolle Entgegnung bei. — In der Besprechung der 1872
erschienenen Scritti inediti, in denen Mur. sich vielfach noch deut-
licher Ausspricht, sagt die Civ. 8, 10, 453 : er habe, wie Dante, dem
Irrthum gehuldigt, dass dem Kaiser die Souveränetät über den
Kirchenstaat und als Advocatus ecclesiae auch das Recht, die äusseren
Angelegenheiten desselben zu ordnen, zustehe, und in den A. J. P.
9, 1081 wird behauptet, Mur.'s Schriften über Comachio verriethen
eine grosse Feindseligkeit gegen alles, was die weltliche Souveräne-
tät der Päpste betreffe, und Mur. habe, nachdem er in diesem Punkte
unterlegen sei, — Comachio wurde 1724 dem Papste zurückgegeben,
1) Pacca, Mem. del ministero, Pesaro 1830, I, 152.
842 L. A. Muratori.
— alle seine Bücher *mit falschen und yonirtheilsyollen Behaup-
iangen gegen die weltliche Souveränetät der Päpste angefällt und
sie zu einem Arsenal von geschichtlichen Lügen gemacht, aus welchem
die Feinde des Papstthums Waffen entlehnt hätten.
8. Sein Buch De ingeniorum moderatione in religionis nego-
tio veröffentlichte Mur. unter dem Namen Lamindus Pritanius und
nicht in Italien, sondern zu Paris 1715^). Schon im Juni 1709 schreibt
er (Lett. p. 237): Ich bin in Verlegenheit, einen Drucker zu finden;
das Buch enthält nichts IJnkatholisches, aber Wahrheiten, die nicht
jedem gefallen werden ; darum will ich es auch nicht unter meinem
Namen herausgeben, — und später (p. 287): Das Buch sollte in Ita-
lien gedruckt werden; das ist nicht geschehen, weil ich mich nicht
mit einer Inquisition verständigen konnte, welche eine nothwendige
und gerechte Wahrheit weggelassen haben wollte. — Wenn man
in Italien aber daran Anstoss nahm, dass Mur. dem Papste zu weni^
einräumte, so fand man in Paris, dass er ihm zu viel eingeräumt,
und corrigirte einige Grallicanismen hinein. In einer Erklärung*
vom 20. Febr. 1716, die Mur. im Giorn. d'Italia drucken Hess (Soli
p. 267) sagt er, an den folgenden Stellen seien die in Parenthese ge-
setzten Worte eingeschoben: L. 1, c. 11: Certi quoque judices catho-
licae doctrinae' sunt Eom. Pontifices (quibus eadem consentit eccle-
sia); c. 18: Romano Pontifici aliquod decementi dogma (cui assen-
titur ecclesia universalis) credendum est. Er habe nie daran gedacht,
fügt er bei, die Unfehlbarkeit der ex cathedra redenden Päpste zu
modificiren^). — Das Buch wurde zuerst nach 14 Jahren von den
Jesuiten in Süditalien angegriffen, — sie müssten von Neapel und
Palermo kommen, meint Mur. Lett. p. 486, dove hanno spaccio le
superstizioni ibere. Mur. hatte 2, 6 das von den Jesuiten in Sici-
lien sehr in Schwang gebrachte Gelübde, Blut und Leben für die
Vertheidigung der frommen Meinung von der Immaculata Conceptio
hinzugeben, für unerlaubt erklärt. Der Jesuit Franc. Burgi schrieb
dagegen unter dem Namen Candidus Parthenotimus Votum pro tueoda
Deiparae conceptione ab oppugnationibus recentioris L. Pritanii vin-
dicatum, Palermo 1729 (Fabr. p. 302). Mur. hatte Mühe für seine
schon 1732 vollendete Gegenschrift die Druckerlaubniss und einen
Drucker zu finden; Concina besorgte die Veröffentlichung: Antonii
Lampridii de superstitione vitanda s. censura voti sanguinarii in
honorem immac. conceptionis Deiparae emissi a Lamindo Pritanio
ante oppugnati atque a Cand. Parth. Theologo Siculo incassom vin-
dicati, Mailand (Venedig) 1742, 216 S. 4. Es erschien nun noch
eine Eeihe von Streitschriften, meist von Jesuiten, u. a. von Zac-
1) Soli bezeichnet im Folgenden die Vita Muratori's von seinem
Neffen G. Fr. Soli Muratori im I.Bande der Opere, Arezzo 1767, — Fabr.
= Fabroni, Vitae Italorum 10, 89, — Lett. = Lettere inedite di L. A.
Muratori, Firenze 1854.
2) Eine nach Muratori's Angaben corrigirte Ausgabe besorgte A.
GandorgaeuB (Gallandi) Ven. 1752.
De ingenioram moderatione.
8i3
eaiia (Hurter 2, 1357), — von Mar. noch : Eerd. Yaldesii epistolae
(17) 8. Appendix ad libmm Ant. Lampridii . . . ubi votam sangui-
oftriom recte oppugnatam, male propugnatam ostenditar, Mailand
1743, 231 S. 4. — In Spanien wurde das Bach von Ant. Lampri*
dius 1765 yerb.^). Im Eöm. Index steht keine dieser Schriften,
" eine Confatatio sex priorum epistolarum . . . Mailand (Yen.)
1744, Yon dem Obseryanten Giov. de Luca, verbot der Papst in
Rom za verkaufen, aber lediglich wegen ihrer Mordacita (Soli
p. 112), — und Benedict XI 7. läset auch in seinem Werke De
beaüf, 3, 19 die Erage unentschieden und verweist auf Streitschriften
beider Parteien*).
Im J. 1740 spielte sich eine eigenthümliche Gontroverse über
Mar. in Salzburg ab^). Die Mitglieder einer von J. B. von Gas-
paris gegründeten literarischen Gesellschaft, die vielfach angefeindet
und als freimaurerisch bezeichnet wurde, lasen und lobten das Buch
de ing. mod. und die Vita del P. Paolo Segneri ed esercizi spiri-
tnali, Modena 1720. Der Prokanzler der Universität, der Benedic-
tiner Placidus Böckhn, Hess eine Predigt über die Nothwendigkeit
der Heiligenverehrung drucken und polemisirte in einer Note gegen
die Yita, in welcher Mur. die Yerehrung der Heiligen, namentlich
der h. Jungfrau, als nützlich und löblich, aber nicht noth wendig
bezeichnet hatte. Man verbreitete einen Brief des Secretärs des
Capuciner-Generals, worin gesagt war: Lamindus Pritanius stehe
noch nicht im Index, aber seine Ansichten seien bedenklich, und
wenn man in Rom erfahre, dass sie vertheidigt würden, werde man
das Buch verbieten. Endlich wurde noch ein Brief des Benedic-
tiners J. B. Steinhauser an seinen Bruder bekannt, worin über das
1) Ausserdem steht im span. Index nur eine span. Uebersetzung von
Mur.'B Riftessioni sopra il buon gaste (1708) mit einem Discurso sobre el
buen gusto actual de los Espafioles por J. Sempere y Guarinos, 1782.
Es wird aber nur verordnet, in dem Satze: nou quaerentes gloriam ab
hominibus neqiie a vobis neqae a Deo, statt a Deo zu schreiben : ab aliis.
2) Ben. XIV. erörtert hier die Frage, ob derjenige, der für den
Glauben an die Immac. Conc. den Tod erleide, als Märtyrer angesehen
werden dürfe. N. 15 erwähnt er, dass nach Garena der Satz, ein solcher
sei ein Märtyrer, weil jener Artikel, wenn nicht de fide, doch de pertinen-
tibus ad fidem sei, von der portugiesischen Inquisition annuente raulo V.
1619 verdammt worden sei, und dass bei Raynaud (Apop. p. 256) die
Index-Congr. einen ähnlichen Satz gestrichen habe. Wie es sich aber auch
mit dieser Gontroverse verhalten möge, quam sapientiorum judicio relin-
qaimuB, für alle anderen Fälle, gelte die Regel, dass derjenige, welcher
lor einen noch nicht von der Kirche definirten Punkt sterbe, kein Märtyrer
8ei. In den späteren Ausgaben ist beigefügt: Vgl. die seit der 1. Auflage
dieses Werkes erschienenen Schriften für und gegen das Votum . . . von
Ant. Lampridius . . . Card. Querini legte im Auftrage Benedicts XIV.
Mar. die Frage vor, wie er mit seiner Ansicht die Thatsaohe reime, dass
Thomas Becket als Märtyrer verehrt werde. Mur.'s Antwort vom 21. März
1743 befriedigte den Papst. Soli p. 280.
3) Soli p. 287. Fabr. p. 826. Fleur. 77, 137—224. Hist-pol. Bl. 72,
517. Ginzel, llieol. Studien S. 26.
844 L. A. Muraiori.
Eindringen der Eetserei der Liberi Murarii geklagt wurde, die von
einem italienischen Priester L. A. Maratori ihren Namen hätten
und sich Liberi nannten, weil sie nach dessen Lehre und Beispiel
Gedankenfreiheit bezüglich der Religion vertheidigten. Gasparis
veröffentlichte darauf ^jivsiaiioUfxovog (f,iXo^fiaiov Yindiciae ady. sy-
cophantas Juvavienses, Gol. (Yen.) 1741. Der Fürstbischof Leopold
Graf Firmian Hess diese Schrift und Boeckhns Predigt confisciren
und Steinhauser widerrufen. Mur. beklagte sich bei dem Eector
der Salzburger Universität. Dieser, der Benedioliner Gregor Hor-
ner, antwortete : er und seine Ordensgenossen hätten Mur. nicht
zum Stifter der Freimaurer gemacht und sein Buch zu den ver-
botenen gezählt; dieses stehe aber allerdings bei ihnen in übelem
Rufe (male audit), weil darin die Immaculata Conceptio zu den leves
causae gezählt werde und weil man unter Berufung auf dasselbe
ihre Ansicht angreife, dass die Heiligen-Verehrung nothwendig sei,
wenn auch nicht necessitate medii.
Mur. ist noch einmal in dem Hermesischen Streit viel be-
sprochen worden. J. Braun und F. Biunde gaben eine üebersetzung
des Buches De ing. mod. heraus: L. A. Muratori über den rechten
Gebrauch der Vernunft in Sachen der Beligionf Coblenz 1837. Das
Buch ist von 7 bischöflichen Ordinariaten approbirt. Der Erzbischof
Droste von Köln aber hatte die Approbation verweigert, nachdem
sein Censor, Pf. Kerp in Köln, erklärt hatte, er habe in dem Buche
„einen so bösen Geist und einige so hämische Angriffe auf die Braut
Christi, die h. kath. Kirche gefunden, dass es nach seiner festen
Ueberzeugung dem Laien nicht in die Hand gegeben werden dürfe,
wenn er nicht irre werden solle an seinem Glauben." Li zwei katho-
lischen Zeitschriften aber wurde damals behauptet, das Buch von
Mur. stehe im Index, — in der einen mit der Bemerkung, nur die
von Boncaglia und Mansi besorgte Ausgabe sei freigegeben, wobei
Mur. also mit Natalis Alexander verwechselt wurde. Eine Index-
Ausgabe haben diese Gelehrten also nicht angesehen^).
4. Ebenso viele Angriffe erfuhr die Schrift Della regolata
divozione de* cristiani. Trattato di Lamindo Pritanio, Ven. 1747
u. 0. (auch ins Lateinische und wiederholt ins Deutsche uberaetst^
Soli p. 65). Zunächst bekämpfte Card. Querini das, was Mur. im
21. Cap. zu Gunsten der Verminderung der Feiertage gesagt hatte,
in einer Lettera a Mons. Bemardo di Franckenberg, Abbate del
Monastero di Disentis, 1747. Mur. antwortete in der Difesa di
quanto ha scritto L. Prit. in favore della diminuzione delle troppe
feste (in der Baccolta di scritture concernenti la diminuzione delle
feste di precetto, Lucca 1748). Querini veröffentlichte nun zwei
Briefe an den Erzbischof Borgia von Fermo; Mur. hatte die Ant-
wort darauf bereits fertig, da erschien ein Breve vom 11. Nov. 1748
1) J. Braun, Ehrenrettung L. A. Muratori's durch Benedict Xr\r.,
in neue Erinnerung gebracht . . . , Trier 1837. Zts. f. Fhilos. und kath.
Th. 22, 229; 27, 209; 31, 166.
I)ella regolata divozione.
84«
(Bull. 2, 303), worin Benedict XIY. sagt: die Anordonngen, die er
getroffen, nachdem sich von 40 Bischöfen und Theologen, die er
befragt, 33 zn Grinsten einer Yerminderang der gebotenen Feier-
tage ausgesprochen^), — er hatte sich bereit erklärt, auf den An-
trag der Bischöfe für einzelne Diöceeen und Provinzen die Zahl der
Feiertage zn vermindern, — hätten einen Streit hervorgerufen, bei
welchem die Streitenden nicht innerhalb der Grenzen einer unbe-
denklichen Controverse geblieben seien, sondern einander mit An-
klagen und Censuren überhäuft hätten. Einige Theologen, die er
mit der Prüfung der betreffenden Schriften beauftragt, hätten er-
klärt, es sei von beiden Seiten kein katholisches Dogma verletzt,
der Bulle Urbans YIII. vom J. 1642, worin die Zahl der Feier-
tage normirt wurde, nicht zu nahe getreten und überhaupt nichts
ünkatholisches vorgebracht worden. Einige Cardinäle aber, die er
befragt, hätten gerathen, den Streitenden Stillschweigen zu gebieten,
znmal von beiden Seiten genug Argumente vorgebracht seien, dass
lieh jeder Bischof ein ürtheil darüber bilden könne, ob er eine
Yerminderung der Feiertage zu beantragen habe oder nicht. Darum
verordne er kraft apostolischer Autorität: 1. es solle fortan keine
Erklärung dieses Decretes und keine Schrift, worin dasselbe direct
oder indirect angegriffen werde, mehr veröffentlicht werden, 2. keine
Bacher, . . . Thesen, Folia, Briefe, in denen über die Vermind^ung
der Feiertage ex professo vel incidenter gehandelt werde, auch nicht
anonjm oder pseudonym ; 3. die bisher erschienenen Schriften seien
nicht neu zu drucken; alles, was fortan mit Verletzung^ oder Um*
gehung dieses Decretes veröffentlicht werde, solle ohne weitere Prü-
hng zur Strafe für den Ungehorsam in den Index gesetzt werden.
Dieses Decret sei von allen, welchen Standes sie auch seien, die
Cardinäle nicht ausgenommen, zu beachten bei Strafe der reservirten
Excomm. für Laien, der Suspensio a divinis für Geistliche bis zn den
Priestern inclusive, der Suspensio a pontificalibus et a perceptione
fractuum beneficiorum für höhere Geistliche. — Auffallender Weise
ist dieses allgemeine Verbot nicht in die Decr. gen. aufgenommen.
Nach dem Tode Mur.^s wurde sein Buch Della regolata divo*
zioDe namentlich von Jesuiten im Interesse der Marien- und Hei-
ligen-Verehrung angegriffen. Franc. Pepe predigte in Neapel gegen
ibn (S. 217); einem Drucker in Neapel wurde fui eine Schrift von
ihm erst die Erlaubniss verweigert, dann unter der Bedingung ge-
geben, dass er Trient als Druckort angebe. — Ben. Piazza (Piazza)
1) Vgl. Bened. XIV. de beatif. 1. 4, p. 2, c. 16. — Auch Mar. hatte
1748 ein Votam darüber abgegeben, in dem merkwürdige Stellen vor-
kommen (Soli p. 298. 893). Die Sache lag Mur. sehr am Herzen; er spricht
in den Lettere ined. wiederholt davon und sachte Bischöfe and Regierangen
za veranlassen, namentlich im Interesse der Armen, eine Yerminderung
der Feiertage zu beantragen; Soli p. 488. 489. Die Briefe über seine
Aussöhnang mit Querini p. 800. Die RiBposta di Lamindo Pritanio alla
nnova scritta dal Card. Querini, welche in Folge des Breve's damals nicht
erschien, steht in den Scritti inediti di Muratori, Bologna 1872, II, 268.
846 L. A. Muratcri.
gab einen Quartband von 800 S. heraus: Christianomm in sanctoB
sanctommque reginam . . . devotio a praepostera cnjnsdam scriptoris
refonnatione vindicata, Palermo 1751^), — er zählt Mnr. zn den
Jansenisten; in dem Trattato della confidenza cristiana von Aletofilo
(dem Benedictiner Constantino Eotigni), Ven. 1751, wird er alg
Molinist angegriffen; — in einer Besprechnng des Baches in den
Novelle letterarie, Ven. 1753, wurde Mar. scharf angegriffen, der
Herausgeber aber von den Riformatori zu einer Betractation ge-
nöthigt. Auch Zaccaria polemisirte gegen Mur/s Buch in der Storia
letteraria und äusserte den frommen Wunsch : utinam e fidelium
manibus eripiatnr. Als in Mainz eine deutsche Uebersetzung gedruckt
werden sollte, sagte man dem Kurfürsten, das Buch sei in Eom
verboten worden; der Nuncius Archinto belehrte ihn eines Bessern.
Auch in Prag und Augsburg erschienen deutsche Ausgaben; in
Wien liess der Erzbischof Migazzi 1757 das Buch drucken, — der
Jesuit Schez, der Mitglied des CensurcoUegiums war, emchte ver-
gebens den Druck zu hintertreiben, — und überreichte einer Erz-
herzogin ein Exemplar. Deren Beichtvater, der Jesuit Lehner,
warnte sie vor der Leetüre. Durch Maria Theresia veranlasst,
wandte sich darauf Migazzi an den Secretär der Index-Congr., £ic-
chini, und liess dann 23. Sept. 1759 dessen Antwort drucken: die
Congr. habe das von Piazza angefeindete Buch auf Befehl des
Papstes geprüft, aber 18. Deo. 1752 erklärt: nuUam illi posse vel
levissimam censoriam notam inuri, da das, was der Yerfasser be-
kämpfe, nur augenscheinliche Missbräuche oder unverständige Mei-
nungen des zum Aberglauben geneigten gewöhnlichen Yolkes seien,
welche die kath. Kirche nie gebilligt habe*).
5. Andere literarische Streitigkeiten Muratori's sind von ge-
ringerer Bedeutung. Der Streit mit Fontanini über Castelvetro ist
bereits l S. 581 erwähnt worden. Fontanini betrieb 1727 ver-
gebens das Verbot von Mur.'s Vita di L. Castelvetro. Fr. Valesio,
der Fontanini's Eloquenza italiana im Auftrage des Mag. S. Pal.
revidirt hatte, erhielt einen Verweis dafür, dass er die bitteren Aus-
fälle gegen Mur., die dieser in einem Primo esame deir El. it
rügte, hatte passiren lassen (Soli p. 84. 381). Mit Fontanini
hatte Mur. auch Streit über die eiserne Krone zu Monza und den
1695 zu Pavia gefundenen angeblichen Leib des h. Augustinus. —
Als der Mag. S. Pal. für eine kleine Schrift von Mur. Della caritä cri-
1) Piazza (1677 — 1761), Cenaor und Consultor der sicilianischeu In-
quisition (Backer 2, 500), vertheidigte u. a. die Sätze: 1. man könne nicht
unbedingt sagen, dass nur Gott von Sünden lossprechen könne and dass
man nur von Gott und nicht auch von den Heiligen Sündenvergebung
erbitten und erhoffen dürfe; 2. nicht nur von Gott, sondern in einem ge-
wissen Sinne auch von den Heiligea würden Gnaden und Wunder gewirkt
— Auf der andern Seite mussta sich Piazza in einer besondem Scbrifl
gegen den Vorwurf des Franciscaners Mezzadoro vertheidigen, dass er den
Portiancula-Ablass gering schätze.
2) Soli p. 141. 403. Fabr. 10, 859. Fleur. 83, 840.
Controverse über das Zinsennehmet). B47
Btiana die Approbation bereits anagefertigt hatte, Hess er sich von
Fontanini bestimmen, sie zu zerreissen. Mar. legte darauf das
Schriflchen einigen Theologen vor, n. a. dem Dominicaner Yincenzo
Gotti, später Cardinal, und da sie dasselbe gut hiessen, Hess er es
mit einer Widmung an Carl VI. 1723 zu Modena drucken (Fabr.
p. 337). — Als Benedict XIV. 1747 ein Breve an den Bischof von
Augsburg über die angebliche Heilige Crescentia von Kaufbeuren
erlassen hatte, schrieb Mur. gegen eine Streitschrift von E. von
Windheim De naevis in religionem incurrentibus s. Apologia Epi-
Btolae a S. D. N. Benedicto XIY. F. M. ad Episoopum Augusta-
Dum scriptae, Lucca 1749. Auch diese Schrift wurde von mehreren
Seiten getadelt, weil Mur. gegen die Protestanten zu matt polemi-
sire und ihnen bezüglich der Missbräuche in der kath. Kirche zu
yiel zugebe. Der Papst aber dankte Mur. für seine Schrift (Fabr.
p. 367).
Gegen Muratori's Liturgia romana vetus, tria sacramentaria
complectens, Ten. 1748, 2 vol. 4., ist gerichtet Jo. Aug. Ernesti's
AntimuratoriuR s. confutatio Muratorianae disputationis de rebus
litnrgicis ad Sal. Deylingium, Lips. 1755, 8., verb. 1759.
80. Die Controverse fiber das Zinsennehmen.
Durch eine Reihe von Concilien und Päpsten ist bekannt-
lich erklärt worden, dass das Zinsennehmen, auch wenn es sich
Dicht um eigentlichen Wucher bandle, unter den Begriff der
sQndbaften Usura falle. Diese Anschauung wurde auch im 17.
und 18. Jahrhundert festgehalten und auch mehrere Formen von
Geschäften, durch welche das Verbot des Zinsennehmens um-
gangen wurde, für unerlaubt erklärt. DemgemäsB wurden viele
juristische Schriften auch darum, weil darin die Erlaubtheit des
nicht wacherischen Zinsennehmens vertheidigt wurde, verboten
(S. 167). Auch einige Schriften, welche ex professo Fragen be-
handeln, die damit zusammenhangen, sind im 17. und 18. Jahr-
hundert in den Index gekommen. Unter Benedict XIV. trat
die Controverse in den Vordergrund durch eine Schrift des
Utrechter Geistlichen Nie. Broedersen und noch mehr durch eine
Schrift des Marchese Scipio Maffei, in welchen die in Rom
berrschende Anschauung bekämpft wurde. Benedict XIV. er-
liess im J. 1745 eine Encyclica, in welcher im wesentlichen
die alte Anschauung bestätigt wird; aber die beiden Bücher
n
848 Controvene über das Zinsennehmen.
wurden nicht nnr nicht verboten, sondern auch das von Maffei
1746 in Rom selbst nochmals gedruckt, gleichzeitig mit Schriften
des Dominicaners Daniel Concina, worin Maffei's Ansicht als
ketzerisch bekämpft wurde, so dass man sagen kann, die alte
Anschauung sei unter Benedict XIV. theoretisch bestätigt, aber
praktisch aufgegeben worden. Auch später ist ausser einigen
Schriftchen von Laborde, der Gegner der alten Anschauung
heftig bekämpft, kein über das Zinsennehmen handelndes Buch
in den Index gekommen, obschon die Controverse auch im 19.
Jahrhundert wieder auftauchte, und mehrere neuere Päpste haben
ausdrücklich erklärt, die Praxis des nicht wucherischen Zinsen-
nehmens sei bis zu einer definitiven Entscheidung des b. Stuhles
zu dulden. Eine solche definitive Entscheidung ist wohl lediglich
darum nicht gegeben worden, weil darin die früheren päpstlichen
Entscheidungen direct oder indirect als irrig oder wenigstens
als jetzt nicht mehr gültig bezeichnet werden müssten^).
Die von den kath. Theologen bei der Frage über TJsnra am
meisten bekämpften Schriftsteller sind Molinaens (Graspar Caftdlinns, I
S. 442), Saimasins und Noodt. Wie viele Schriften von Theologen
über die Frage erschienen sind, sieht man aus dem Register zu
Hurter s. v. üsura. — Mehrere auf Usura bezügliche Sätze sind
unter den Propositiones damnatae von 1666 (Alexander YII., No. 42)
und 1679 (Innocenz XL, No. 40 — 42). In den Index kamen vor
Ben. noch folgende Schriften: Discorso e parere di un teologo
intomo al cambio della ricorsa a se stesso, und zwei Schriften von
D. Antonio di S. Salvatore, Trattato della ricorsa e continuazione
de' cambii fatti a se stesso und Decisione d* un caso e con esso di
alcuni altri dubbii in materia de' cambii, verb. 1624; — De usu
licito pecuniae dissertatio theol. auct. Emman. Maignan, Tolosae
1673, verb. 1674; — Factum ou propositions succinctement re-
cueillies des questions qui se forment aujourd'buj sur la mati^re de
l'usure, sur lesquelles il est k propos de faire une consultation . . .
jouxte la copie imprim^e k Ville sur Illon en 1680 (von Fr. Guinet) ;
Vindicatio consuetudinis Angliae de concedenda ad usum pecunia,
Lond. 1699; üsury explain'd or conscience quieted in the case of
putting out money at interest, by Philo pen es, Lond. 1695, von
1) Vgl. F. X. Funk, Zins und Wucher, 1868; Geschichte des kirch-
lichen Zinsverbotes, 1876 (Tübinger Programm); Scipio Maffei und das
kirchliche Zinsverbot, in der Theol. Quartalschrift 1879, 3 ; vgl. Deutscher
Merkur 1879, 19. — üeber die verschiedenen bei der Controverse in Be-
tracht kommenden Geschäfte, Contractus Mohatra, Montes pietatis, Census
realis, personalis et vitalitius, Cambium, Contractus trinus, s. Jo. Devoti
Institutiones canonicae 1. 4, tit. 16 (Gandae 1836, II, 345).
N. Broedersen. Sc. Maffei. 84d
der Inq. verb. 1704; — ausserdem noch Mich. Wolfredi Asser-
tiones theologicae, qaibus rei trapeziticae in Belgio foederato aucto-
ritate publica constitntae bonestas et necessitas exponitur et vindi-
catnr, Hardervici 1660, verb. 1714; L'uomo in traffico osia la ma-
teria de' contratti di Giov. Tuba, Yen. 1712, verb. 1737. Der
1713 erschienene Traitä de Tusure des Parlamentspräsidenten 'Rkni
de la Bigotiere, der im Geiste Dumoulins geschrieben ist und eine
lebhafte Gontroyerse hervorrief (Funk, Gesch. S. 66), steht nicht
im Index.
Das Buch von Nie. Broedersen, — er war Pfarrer zu Delft,
später Decan des Capitels zu Utrecht, — heisst De usuris Ileitis et
illicitis, vulgo nunc compensatoriis et lucratoriis . . . 11. 12 . . .,
Delphis 1743, Fol. (Hurter 2, 1464). Es fand auch in der Ut-
recbter Kirche und bei anderen Jansenisten heftigen Widerspruch
(Picot4, 252. 371). Das Buch von Maffei erschien aus Anlass einer
Controverse über eine von der Stadt Verona aufgenommene vierpro-
eentige Anleihe zuerst unter dem Titel: Deir impiego del danaro
libri tre. Alla Santiti diN. S. Papa Benedetto XIV., Verona 1744*,
XXII und 332 S. 4. (in der Dedication nennt sich Maffei als Ver-
fasser) ; als Anhang sind Auszüge aus Broedersen, Maignan und dem
Traite des prets de commerce, 1738 (von dem Abbä Aubret) beige-
fügt (von diesem Buche besorgte Et. Mignot eine vermehrte Ausgabe,
1759, 4 vol. 12.). Es ging das Gerücht, Maffei sei vor die Inqui-
sition in Verona citirt worden und habe einen Verweis und den Be-
fehl erhalten , nichts mehr über theologische Dinge zu schreiben ;
aach die Römische Inquisition habe ihn citiren wollen (N. E. 1745,
206). Benedict XIV. beauftragte 4. Juli 1745 eine besondere Con-
gregation von 4 Cardinälen (Gentili, Cavalchini, Besozzi und Tam-
burin!) und 11 Theologen (darunter der Dominicaner Concina, der
Observant Bianchi und die Jesuiten Turani und Giulii) mit der Prü-
fung der Sache. In zwei 18. Juli und 1. Aug. unter dem Vorsitze
des Papstes gehaltenen Sitzungen gaben diese ihre Vota ab. Diese
wurden in fünf Sätze zusammengefasst und im Anschluss daran pu-
blicirte Benedict XIV. die Encyclica an die italienischen Bischöfe
Tom 1. Nov. 1745 (Bull. 1, 353). Den Inhalt der 5 Sätze fasst
Benedict XIV. De syn. dioec. 1. 10, c. 4, § 10 so zusammen: 1.
Omne lacrum ex mntuo ratione mutui usurarium et illioitum est.
2. Man darf nicht sagen, es sei nur verboten, hohe Zinsen und von
Armen solche zu nehmen. 3. Es ist allerdings erlaubt, auf einen
andern Titulus hin als den des Leihens von dem Leihenden etwas
zu nehmen; aber es ist verwegen, zu behaupten, ein solcher Titulus
sei immer vorhanden. Dass die Erklärung gegen Maffei gerichtet
ist, deutet Benedict an derselben Stelle mit den Worten an: die En-
cyclica sei dadurch veranlasst worden, dass nonnulli praedictam
exoticam opinionem (die von Broedersen u. a.) iterum refricare non
dnbitarunt. In der Encyclica sagt er: er wolle über den Vertrag,
der zu der Controverse Anlass gegeben (die Anleihe von Verona)
für jetzt keine Entscheidung geben, auch nicht über andere Punkte,
die unter den Theologen und Canonisten controvers seien; bei diesen
BeuAch, Index n. 54
^
650 Controverse über das Zinsennebmen.
Controversen sollten die Gegner einander nicbt scbmäben oder ver-
ketzern u. B. w.
Im folgenden Jabre 1746* erscbien in Rom selbst mit dem
Eeimprimatur des Mag. S. Pal. Eidolfi« von Maffei's Buch Seconda
edizione accresciuta d'nna lettera enciclica di Sna Santit^ e d'altra
lettera delF autore alla medesima Santitä Sua (XXXVI und 300
S. 4., die 3. Ansg. Bassano 1756), und in diesem Briefe, datirt
Verona 12. Nov. 1745, sagt Majffei ganz unverfroren: was in der
Encyclica verdammt werde, babe er nicbt gelebrt, er babe viel-
mehr die Lebre der Encyclica in seinem Buche anticipirt, während
doch „in Wahrheit von einer Uebereinstimmnng nicbt die Rede sein
kann, vielmehr zwischen dem Buche von MafiPei nnd der Encyclica
der grösste Gegensatz besteht" (Q.-S. S. 46). In demselben Jahre
1746 gab Concina drei Schriften heraus, zu Neapel Esposizione del
dogma, che la chiesa propone a credersi intomo all' usura, coUa
confutazione del libro intit. Dell' impiego del danaro, zu Born, also
mit Approbation des Mag. S. Pal., In Epist. encycl. Benedicti XIV.
adv. usuram commentarius, quo illustrata doctrina cath. Nicolai
Broedersen et aliorum errores refelluntur (diese Schrift erschien sub
pontificis praesidio; Sandelli p. 120) und Usura contractus trini . .
demonstrata adv. moUioris ethices casuistas et Nie. Broedersen . . .
(dem Card. Querini gewidmet). Concina behandelt Maffei als italie-
nischen Bearbeiter des Buches von Broedersen und dessen Ansicht
als ketzerisch. So ist es erklärlich, wenn ein hochgestellter Mann,
der von £om kam, Muratori sagte (er berichtet es in einem Briefe
vom 10. Febr. 1747 in den Lettere ined. p. 501): „Eine schöne Ge-
schichte! Der h. Vater nimmt Widmungen von Concina und von
Maffei an, und doch ist entweder jener ein Verleumder oder dieser
ein Ketzer." — Gegen Concina schrieb der Jesuit F. X. Zech zu
Ingolstadt (Hurter 3,150) drei Dissertationen : Eigor moderatus doc-
trinae pontificiae circa usuras, 1747—52^), worauf Concina antwor-
tete (Sandelli p. 122).
üeber das Zinsennehmen wurde in Frankreich seit 1 820 wieder
sehr lebhaft verhandelt. Die strengere Ansicht wurde namentlich
von Abb6 Pag^s, Dissertation sur le pröt ä interet, 1821, vertbeidigt,
die mildere in den Dissertations sur le pret de commerce par fen
M. le Card, de La Luzerne, 6v6que de Langres, 1823, 5 vol., und
von Abbi Baronnat, Le pr6tendu myst^re de Tusure d6voil6, 1822,
2 vol. Dieser widmet sein Buch den französischen Bischöfen, de-
nuncirt (d^fere) ihnen förmlich die Schrift von Pages nnd zwei
ähnliche und gibt ihnen anheim, sein Buch nach Rom zu schicken,
wie 1804 mit dem Trait^ des Abb6 Rossignol geschehen sei^).
— Die mildere Ansicht wnrde auch in einem 1831 in Rom erschie-
1) Sie sind mit einigen anderen Sachen abgedruckt bei Migne, Theo-
logriae Cursus completus 16, 764.
2) Ami de la rel. 84, 385; vgl. 29, 38; 38, 385 u. 8. Migne p. 1066.
Funk, Gesch. S. 69. lieber Mastrofini (1763—1845) s. Tipaldo 10, 174.
Lesen der Bibel in der Volksprache.
861
nenen ßuche des Abate Marco Mastrofini vertbeidigt (Le uBure,
Libri tre. Discassione, — DiBCussion aar l'usnre, trad. de l'italien
snr la 4. Edition, Lyon 1834), und es erscbienen dann ancb in
Italien mebrere Schriften pro et contra.
Die Frage wurde auch wiederholt von Frankreich und Nord-
italien aus der Inquisition vorgelegt. Die von 1780 bis 1872 er-
gangenen Antworten Hess die Congregation der Propaganda zusammen
dmoken: Apostolicae Sedis responsa authentica et instructiones circa
lucmm ex mutuo in unum collectae a. 1873(abgedr. A. J. F. 13, 309).
Sie laufen darauf hinaus : diejenigen, welche auf Grrund der bürger-
licben Gesetzgebung massige Zinsen nehmen, bis zu 5 Procent, selbst
Geistliche, die dieses thun, sind, so lange nicht der h. Stuhl eine
definitive Entscheidung gegeben, im Beichtstühle nicht (durch Ver-
weigerung der Lossprechung) zu beunruhigen, unter der Bedingung,
dass sie bereit sind, sich einer eventuellen andern Entscheidung des
h. Stuhles zu fügen (dummodo parati sint stare mandatis Sanctae
Sedis).
81. Das Lesen der Bibel in der Yolkspraehe.
Neben einigen protestantischen Bibelübersetzungen wurden
einige katholische Uebersetzungen des Neuen Testaments ver-
boten: das sog. N.T. von Mens 1668 durch ein Breve Clemens' ES.
(S. 668), im Anfang des 18. Jahrb. ausser dem Werke von Quesnel
die französischen Uebersetzungen von R. Simon und Hur6 (S. 425.
671) und die holländische von Schurius. Andere Uebersetzungen
worden nicht verboten und fanden zum Theil eine grosse Ver-
breitung; nur in Italien^), Spanien und Portugal wurde das
Verbot des Lesens der Bibel in der Volksprache strenge auf-
recht erhalten. In Frankreich und den Niederlanden entstand
darüber in den letzten Decennien des 17. Jahrhunderts eine
lebhafte Controverse, in welcher die „ Jansenisten^ sich für die
Nichtverbindlicbkeit der 4. Regel des sog. Trienter Index aus-
sprachen. Von ihren Streitschriften wurden nur einige wenige
Terboten, aber in der Bulle Unigenitus mehrere auf diesen Punkt
1) Eine Provincialsynode von Neapel 1699 (Coli. Lac 1, 165) er-
Ujh^e: Bibeln in der Yolkspraehe dürfen auch nicht mit Erlaubniss des
Bischofs behalten werden; denn den Bischöfen ist durch apostolisches
Mandat die Gewalt genommen worden, eine solche Erlaubniss zu ertheilen
(1 S. 338).
86^ Lesen der Bibel in der Volkäpraohe.
bezügliche Sätze verdammt. In dem Index Benedicts XIV. wurde
aber der 4. Regel auf Grund eines Decretes der Index-Congre-
gation vom 13. Juni 1757 der Zusatz beigefügt: „Wenn der-
gleichen Bibelübersetzungen in der Volksprache von dem aposto-
lischen Stuhle gutgeheissen oder mit Anmerkungen herausge-
geben sind, die aus den h. Kirchenvätern oder ans gelehrten
und katholischen Männern entnommen sind, werden sie gestattet"
(conceduntur), d. h. dürfen sie ohne specielle Erlaubniss von
jedermann gelesen werden, während eine solche Erlaubniss für
das Lesen anderer Ausgaben erforderlich bleibt. Diese Milde-
rung der 4. Regel ist aber unter Gregor XVI. durch ein Moni-
tum der Index-Congregation vom 7. Jan. 1836 (seit 1841 in den
Index- Ausgaben abgedruckt) wieder aufgehoben worden: „Es ist
der Congregation berichtet worden, dass an einigen Orten Bibeln
in der Volksprache ohne Beobachtung der darüber bestehenden
Gesetze gedruckt werden. Sie bringt darum in Erinnerung,
dass nach dem Decrete von 1757 nur solche Bibelübersetzungen
in der Volksprache zu gestatten sind (perraittendas esse), welche
vom apostolischen Stuhle gutgeheissen oder mit Anmerkungen
. . . versehen sind, und dass im übrigen das festzuhalten ist,
was durch die 4. Regel des Index und später durch Clemens VIII.
verordnet worden.*' Danach gilt also die 4. Regel auch jetzt
noch, und zwar mit der Verschärfung, dass Bibelübersetzungen,
die nicht von dem Papste gutgeheissen oder mit Anmerkungen
versehen sind, nicht gedruckt und demgemäss auch nicht ge-
braucht werden sollen, so dass also auch jetzt noch jeder, der
die Bibel in der Volksprache lesen will, die Erlaubniss dazu
nachsuchen, ihm aber nur die Erlaubniss, eine vom Papste gut-
geheissene oder mit Anmerkungen versehene Ausgabe zu be-
nutzen, gegeben werden kann, -— eine Bestimmung, die freilich
in praxi ebensowenig allgemein befolgt wird wie früher die
4. Regel des Index ^).
1. Die verbreitetste protestantische italienische Bibelübersetzung,
die von Giov. Diodati, zuerst (zu Genf) 1607 erschienen, wurde
1) Die meisten hier in Betracht kommenden Acienstncke sind ab-
gedruckt Acta S. S. 9, 489, und bei J. B. Malou, Das Bibellesen in der
Volksprache, übersetzt von H. Stoeveken, 1849, 2, 520. Vgl. K.-L. 2, 662.
J
ProtesiaDtische Uebcrsetzungen. A. Schurios.
853
nicht, wie A. J. P. 3, 33 behauptet wird, ausdrücklich verboten, aber
die gleichfalls von Diodati veröffentlichten Sessanta Salmi di David
tradotti in rime volgari italiane secondo la verita del testo ebreo,
eol cantico ^i Simeone e i dieci comandamenti della legge: ogni cosa
insieme col canto, verb. 1617 (Melzi 3, 60 bezeichnet also unrichtig
eine Ausgabe von 1621 als die erste). — Im 18. Jahrh. wurden
verb.: II N. T. di G. C. Signore, nuovamente riveduto . . . ed il-
loBtrato di . . . annotazioni, Coira 1709, verb. 1712; — II nuovo
confederamento di Giesu il Messia Salvatore nostro, divolgarizzato
fedelmente di greco e reso intelligibile iniino al volgo ... da Matteo
Berlando della Lega e Jac. Fil. Ravizza, zwei protestantisch ge-
wordenen Italienern, gedruckt zu Erlangen 1711^), verb. 1721. —
La sainte Bible ou le V. et le N. T., avec un commentaire litte ral
compose de notes choisies et tirees de divers auteurs anglois, verb.
1745, ist das von Charles Chais, La Haye 1743 ff., 6 vol. 4., her-
ausgegebene Bibelwerk. — Clemens XI. forderte in Breven von
1709 und 1710 (Epp. sei. p. 639. 689) den spanischen General-
Inquisitor und den Card. Portocarrero auf, die Verbreitung einer in
London gedruckten americanischen Bibelübersetzung nicht zu dulden
(es wird eine von der 1701 gegründeten Society for the propagation
of the gospel in foreign parts herausgegebene [spanische?] Bibel
gemeint sein). — In neuester Zeit ist noch ein grosses französisches
Bibelwerk in den Index gekommen: La Bible. Traduction nouvelle
avec introductions et commentaires par Edouard Keuss, Prof. ä
rUniv. de Strasbourg, 1874—81, 18 vol. 8., verb. 1879, mit dem
Zusätze: opus praedamnatum ex II. Reg. Ind. ^).
2. 1684 erschien in Antwerpen eine Bearbeitung der alten
flämischen Uebersetzung des N. T., die eine grosse Verbreitung
fand, obschon sie in sprachlicher Hinsicht sehr mangelhaft war (der
Bearbeiter scheint kein Holländisch verstanden zu haben). Von dem
Bischof Neercassel aufgefordert, gab Andreas van der Schuer (Schu-
rius) eine neue Uebersetzung zunächst der Evangelien, dann des
ganzen N. T. nach der Vulgata heraus: Het Nieuwe Testament
v»n onsen beere Jesus Christ, met körte verclaringhe op de duy-
stere plaetsen . . ., 1696. Die Uebersetzung der Evangelien war
schon 1691 in Rom denuncirt worden; das ganze Buch wurde 1712
von der Inq. verb. — Für Schurius' Uebersetzung von 50 Psalmen
mit Anmerkungen wollte der Löwener Censor „wegen der Zeitum-
stände und anderer Gründe" die Approbation nicht ertheilen ; sie er-
schien erst nach 5 Jahren, 1697®). Schurius' Uebersetzung des
A. T. wurde nicht verb., auch nicht de Wittens Uebersetzung des
N. T., Emmerich 1696, 2 vol. 12., und der ganzen Bibel, obschon
1) G. W. Meyer, Gesch. der Schrifterklärung 4, 401. Nach Mazzu-
chelli hiess übrigens der erste Borlando.
2) Im Index von 1881 steht: Reuss, Edovard, Prof. . . . Strasbourg.
Paris 1876 etc., mit Weglassang des Titels: La Bible o. s. w.
3) Schurii Epist. I, 185. 203; II, 296; III, 223.
854 Lesen der Bibel in der Volkspraohe.
erstere von M. Steyaert nnd Henr. van Bakentop angegriffen, von
Witte in mehreren lateinischen Schriften vertheidigt^) und von
Doucin in seinem Memorial 1698 speciell denuncirt wurde, mit dem
Bemerken, Witte habe (mündlich) geäussert, er habe sich möglichst
genau an das N. T. von Mons gehalten.
Ludwig XIV. liess von Amelotte's Uebersetzung des N. T,
100,000 Exemplare unter die besiegten Camisarden vertheilen. In-
gold, Essai p. 8 verzeichnet 17 Ausgaben, theils mit, theils ohne
Noten, die vor 1720 erschienen. Auch das N. T. von Mons fand
trotz des Verbotes eine grosse Verbreitung, auch in Belgien. In
einem Berichte über Disordini in Fiandra, der 1675 nach Rom ge-
sandt wurde (Laemmer, Melet. p. 398), wird geklagt, dasselbe sei
in Brüssel nachgedruckt worden und werde ungehindert verkauft, da
das Conseil de Brabant erklärt habe, das Breve gegen dasselbe sei
nicht placetirt. — Das Bibelwerk des Oratorianers Louis de Car-
riöres, 1701—16, 24 vol. 12., wurde nicht beanstandet, aber erst
seit 1740 oft gedruckt (Ingold p. 31). Auch La Sainte Bible tra-
duite sur les textes originaux avec les diffirences de la Vulgate, Col,
1739 u. s., — von dem Appellanten Nie. le Gros, — ist nicht verb.
Das Bibelwerk des Benedictiners Augustin Calmet (1672 — 1757),
La S. Bible en latin et en frangais avec un commentaire littiral et
critique, 1707 — 16, 23 vol. 4., wurde denuncirt, aber nicht verb.
1715 schrieb Montfaucon an einen Eömischen Prälaten: „Das exe-
getische Werk des P. Calmet, welches bis jetzt sine querela ge-
wesen, ist der Inq. denuncirt worden. Ich bitte Sie, das Verbot
desselben zu hintertreiben. Er ist ein Benedictiner von unserer Be-
form, wenngleich nicht von unserer Congregation [er gehörte zu der
CongrÄgation de S. Vannes et Hidulphe]. Sie würden seiner Con-
gregation einen um so grossem Dienst leisten, als bis jetzt noch
kein Buch derselben von der Inq. verdammt worden ist und man
doch nicht mit diesem Buche anfangen sollte, welches eine solche
Behandlung in keiner Weise verdient" ( Val6ry 3, 206). Das Werk
wurde auch in Frankreich angegriffen (Hurter 2, 1302). Mansi gab
1730 — 38 eine lateinische Uebersetzung heraus, gegen die allerdings
die gegen ein solches Bibel werk in der Volksprache erhobenen Be-
denken nicht geltend gemacht werden konnten. 1731 war sogar die
Bede davon, Calmet solle Cardinal werden ^). Im spanischen Index
von 1747 wurde Calmets Histoire de TAncien et du N. Test., Par.
1718, 2 vol. 4., unter Bezugnahme auf das allgemeine Verbot solcher
Bücher verboten; sie wurde 1787 freigegeben.
1) Capistrum ab Embricensi interprete dono missum N. [Martine
Steyaert] declamatori in versionem belgicam novissimam N. T. (Dict. Jans.
1, 217; auch im span. Index), — Epistola apologetica ad amicum Lovan.
adv. Examen translationis Flandricae N. T. Embricae auct. H. Bnkentop
(Idee p. 69). — Die Bibelübersetzung veranlasste eine Controvene mit
dem kath. Pfarrer Peter Hollen zu Utrecht über Gen. 1, 2, wo Witte
„ein starker Wind" statt „der Geist Gottes*' übersetzt hatte (Idee p. 127).
2) Memorie per servire alla storia del Card. Passionei, Rom 1762,
p. 129.
A. Galmet. Schriften über Bibellesen.
855
3. Sohon 1661* erscbien zu Paris CoUectio qnorondam gra-
viom authomm, qui . . . s. scriptnrae aut divinorum officiorum in
valgarem linguam translationem damnarnnt, . . . jussn ac iiiandato
Cleri Gallicani edita, 122, 271, 109 und 81 S. 4., von Louis Doni
d'Atticlii aus dem Orden der Minimi, später Bischof von Eiez und
Antun, t 1664 (Arn. 8, I ; ß. Simon, Nouv. Observations p. 571).
Im J. 1679 schrieb Ch. Mallet, Dr. Sorb. und Canonicus zu Eouen,
De la lecture de r£cr. sainte en langue vulgaire, worin er zeigt, es
sei die Intention Gottes, dass die Bibel (in der Synagoge wie in der
Kirche) nicht von dem Volke, sondern nur von den Priestern und
Doctoren gelesen würde, die dann dem Volke das Nöthige mitzu-
tbeilen hätten^}. Dagegen schrieb Arnauld De la lecture de TEcr.
8., 1680 (Am. 8, 1), wovon S.-Beuve 5, 294 sagt: Arnauld abima
le pauvre Mallet. V^ron sagt, die 4. Regel des Index sei in Frank-
reich nicht recipirt (I, S. 336), und Amelotte, sie sei jetzt nicht
mehr verbindlich. — Von dem Bischof Neercassel erschien 1677 zu
Emmerich Tractatus de lectione scripturarum, in qua protestantium
eas legendi praxis refeliitur, catholicorum vero stabilitur. Aocedit
Dissertatio de interprete scripturarum, auctore Jo. Episcopo Casto-
riensi, 1680 auch französisch^), — worin die 4. Eegel des Index
für nicht mehr verbindlich erklärt und zum fleissigen Bibellesen
ermahnt wird. Das Buch wurde in Eom nicht nur nicht verboten,
sondern in dem Giom. dei letterati günstig beurtheilt
Precipiano erliess schon 1685 als Bischof von Brügge eine
1) Bei Avr. 8, 88 ist zu lesen: „Es ist sehr wahrscheinlich, dass
die meisten Bücher des A. T. nicht in der Volksprache geschrieben sind;
sicher ist dieses von mehreren Büchern des N. T. Matthäus hat sein Evan-
gelium hebräisch geschrieben, also in einer Sprache, welche die Juden
nicht mehr redeten seit der babylonischen Gefangenschaft, in welcher sie
sich eine andere Sprache, die jüdische (judaique), gebildet hatten, die der
syrischen und chaldäischen sehr nahe kam. Marcus, Jacobus und Paulus,
selbst in seinem Briefe an die Römer, bedienten sich der griechischen
Sprache, obschon diese dem grössten Theile der Römer unbekannt und
bei den Juden verachtet war. Man darf daraus schliessen, dass die Ab-
sicht der b. Schriftsteller war, dass das Volk die Religion viel mehr durch
den mündlichen Vortrag der Lehrer als durch eigenes Lesen ihrer Schriften
lernen sollte. Aus diesem Grunde waren die Uebersetzungen in der Volk-
Sprache den Vätern unbekannt, die mit Recht den Missbrauch fürchteten,
den man damit treiben konnte." Avrigny wusste doch gewiss, dass die
alten lateinischen Uebersetzungen Uebersetzungen in die damalige Volk-
sprache waren.
2) Traite de la lecture de PEcriture sainte . . . par l'Evesque de
Castorie, Yicaire Apostolique. De la traduction de M. L. R. A. D. H. F.
(Le Roy Abbe de Haute Fontaine), Col. 1680,* 80, 428 und 216 S. 8.
6«ii der Uebersetzung sind die Vorarbeiten für eine (nicht erschienene)
neue Auflage des Originals benutzt. Der Artikel des Giornale ist darin
abgedruckt. Die Dissertatio de interprete polemisirt auch gegen die
Schrift von L. Meyer (S. 609). — Neercassels Buch wurde auch ins Hol-
landische übersetzt von F. v. H. (Franz van Heussen). Ein Auszug dar-
aus: Vom Lesen der h. Schrift, nach Joh. von Neercassel, Mainz 1846.
Vgl. zum Folgendon Arnauld 8, L Racine 12, 275.
856 Lesen der Bibel in der Volksprache.
Verordnung gegen das Lesen von Bibelübersetzungen in der Yolk-
spracbe, die er 1691 als Erzbiscbof von Meoheln wiederholte (S. 644).
Aehnliche Verordnungen erliess 1689 und 1691 der Bischof Albert
de Homes von Gent (Synodicon Belg. 4, 347). Zur Vertheidigong
des Erlasses von 1685 schrieb der Jesuit Cornelius Hazart unter
dem Namen Antonius Suivius eine holländische Schrift, worin er
zeigen wollte, das Bibellesen sei für die Laien schädlich. Arnauld
forderte Neercassel auf, diese masslose Schrift als Bischof zu ver-
bieten und in Eom das Verbot derselben zu beantragen; er selbst
werde darüber an duVaucel schreiben (Am. 42, SuppL 53). Neer-
cassel begnügte sich mit der Veröffentlichung einer anonymen Wi-
derlegung: G-ods Woord verdedigd. — Die Hauptvertheidiger der
Bischöfe waren aber M. Steyaert, der Carmeliter Alex, a S. Theresia
(Sanctuarium reseratum, 1690, 2 vol.; vgl. Schurii £pp. 2, 206.
214), und namentlich der Dominicaner Martin Harney, Prof. in Lö-
wen (De s. scriptura linguis vulg. legenda rationabiie obsequium
Belgii catholici, Lov. 1693'*', 302 S. 12., mit einem Schreiben an
die Cardiuäle der Index-Congr., schon 1686 holländisch). — Ausser
Arnauld, der die Frage namentlich in den Difficultes gegen Steyaert
eingehend behandelt, betheiligten sich auch Gerberon und de Witt«^)
an dem Streite. Von Gerberon wurde in Rom 1693 verb. Körte en
noodighe onderwysinghe voor alle catholycken van Nederlandt, rae-
kende het lesen der heylighe Schriftuer, door Cornelius van de
Velden, Col. 1690. Zwei andere Schriften von ihm verbot Pre-
cipiano 1695: Decretum Archiepiscopi Mechlin. contra Scripturae
lectionem notis illustratum, 1691, und Difficult^s addressees kMgr.
de Hernes, ev. de Gand, par les catholiques de son diocese touchant
la lecture de l'^cr. sainte en langue vulgaire. Er schrieb auch noch
Quaestio juris, an Caroli V. edictis lectio scripturae s. prohibita sit,
an virgines Birchianae poenas incurrerint a Carolo V. statutas. —
E. Simon polemisirt in den Nouv. Observations sur le texte et les
versions du N. T., 1695, p. 465 gegen Arnauld, vertheidigt aber
nicht gerade die 4. Eegel des Index, sondern meint, es sei Sache
der einzelnen Bischöfe, je nach den Verhältnissen ihrer Diöcesen
Verordnungen über das Bibellesen zu erlassen. — Unter Innocenz
XII. sollen sich Casoni und Favorit! bemüht haben, eine Abände-
rung der 4. Eegel im Sinne Neercassels und Amaulds zu erwirken.
Das war aber in Eom viel zu früh.
Die in der Bulle Unigenitus verdammten Sätze No. 79 — 85
klingen allerdings, aus dem Zusammenhange gerissen, zum Theil et-
was outrirt, z. B. 80. Das Lesen der h. Schrift ist für alle. 81.
Die Dunkelheit des Wortes Gottes ist für die Laien kein Grund,
l) De Witte schrieb drei Briefe an den Erzbischof, um sich zu recht-
fertigen, dass er den Hirtenbrief von 1691 nicht verlesen, und ausserdem
unter dem Namen Aletophilus Onitrama eine Broschüre gegen Harne?
und unter dem Namen Urbicus Aletophilus mehrere gegen den Pfarrer
Hieron. Haerts in Ranst (Pica Ranstensis a. s. w.). Sie stehen in dem In-
dex Precipiano's.
Bulle Unigenitus. A. Martini.
857
sich von dem Lesen desselben zu dispensiren^). Aber auch der
Satz wurde unter No. 82 verdammt: Der Sonntag muss von Christen
durch fromme Leetüre, vor allem der h. Schrift geheiligt werden:
C8 ist verderblich, einen Christen von dieser Leetüre abhalten zu
wollen. In dem 8. der 12 Artikel des Card. Noailles von 1725
(Fleur. 70, 540) ist die Sache wesentlich gemildert. — In der Bulle
Yon 1794 gegen die Synode von Pistoja wird N. 67 nur Doctrina
perhibens a lectione s. scripturarum nonnisi veram impotentiam
excasare, subjungens, ultro se prodere obscurationem, quae ex hu-
JQsee praecepti neglectu orta est super primarias veritates religionis,
als falsa, temeraria, quietis animarum perturbativa, alias in Ques-
nellio damnata bezeichnet. — Die Schrift De jure circa scripturas sa-
cras communi et special! sacerdotis, principis et plebis bei v. Espen,
Opp. 5, 250 (auch bei Fleur. 72, 277) ist nicht von v. Espen,
aber unter seiner Anleitung von ihm befreundeten Theologen ver-
fasst und 1726 von ihm ausdrücklich gutgeheissen. — lieber Bil-
luart (1750) s. I, S. 336.
4. Im 18. Jahr, wurde nur noch verb. — durch ein Decret
Clemens' XIV. von 1773, — eine rationalistische Nouvelle traduc-
tion des ^pitres de S. Paul von Laugeois de Chantelliers, einem
Literaten, der auch eine Psalmenübersetzung und Entretiens sur S.Paul,
Bouillon 1772, 500 S. 12., herausgegeben (N. E. 1773, 77. 112).
Unter Clemens XIII. wollten die Oratorianer zunächst eine
italienische Uebersetzung der Evangelien drucken lassen, erhielten
aber dazu nicht die Erlaubniss. Zu Neapel erschien 1766 eine
Uebersetzung des Bibelwerkes von Saci. Unter Clemens XIV.
wurde eine 1769 zu Turin erschienene Uebersetzung des N. T. in
ßom ungehindert verbreitet. Der Papst nahm 1771 die Widmung
einer Uebersetzung der Apostelgeschichte von dem Canonicus Cate-
nacci an. 1772 erschien zu Venedig eine Uebersetzung von Arnaulds
Schrift gegen Mallet mit den Thesen v. Espens, und von 1773 an
eine modernisirte Ausgabe der zuerst 1471, zuletzt 1567 erschie-
nenen Uebersetzung von Malermi mit Anmerkungen von Alvise
Gruerra (N. E. 1777, 52; 1781, 205). — 1769—71 veröffentlichte
der Abate Antonio Martini (geb. 1721 zu Prato; Tipaldo 7,303) zu
Turin eine Uebersetzung des N. T. und 1776 den ersten Band einer
Uebersetzung des A. T. mit beigedruckter Vulgata und mit An-
1) Der 80. Satz ist aus der Anmerkung zu Apg. 8, 27. 28. entnom-
men und lautet im Zusammenhange (Hexaples 1, 4) ganz anders: C'est
ainsi (en imitant l'eunuque) qu'on sanctifie les voyages par des lectures
de piete. Celle del'ecriture sainte entre les mains meme d'un homme
d'affaires et de finances marque qu'elle est pour tout le monde.
Cette lecture porte une benediction particuliöre et attire de grandes graces.
Rien n'est plus propre a entretenir les sentiments de piete que Pon rem-
porte chez sei en revenant de la priere publique. Und zu dem 81. Satze
fügte Quesnel (zu Apg. 8, 30. 31) bei: C'est une etrange presomtion de
pretendre la pouvoir entendre par son propre esprit et sans le secours
des docteurs de Teglise.
858 Lesen der Bibel in der Volksprache.
merkangen; in der Vorrede sagt er, er sei durch das Decret von
1757 daza veranlasst worden. In einem Briefe an Giov. Lami (bei
Fontani, Elogio del D. G. Lami, 1789, p. 209) schreibt er: die-
jenigen, welche den Tractatus de actibus hnmanis (von dem Erz-
bischof Incontri, s. u.) angegriffen, (die Jesuiten) hätten Lust gehabt,
auch das Bibel werk anzugreifen. Dasselbe wurde aber ohne Be-
hinderung 1781 vollendet, 23 vol. 8. Diese üebersetzung ist nicht,
wie vielfach angegeben wird, von dem h. Stuhle gutgeheissen ;
aber Martini erhielt von Pius VI. ein Breve vom 17. März 1778
(Acta S. S. 9, 544), worin anerkannt wird, sein Werk entspreche
den Eegeln des Index und der Verordnung von 1757, und worin
ferner gesap^t wird: Optime sentis, si Christi fideles ad lectionem
divinarum literarum magnopere excitandos existimas ; illae enim sunt
fontes uberrimi, qui cuique patere debent ad hauriendam et mornm
et doctrinae sanctitatem depulsis erroribus, qui bis corruptis tempo-
ribus late disseminantur. (Damit steht die oben angefilhrte Stelle
der Bulle von 1794 nicht gerade im Widerspruch.) In demselben
Jahre ernannte Pius VI. Martini zum Bischof von Bobbio; 1781
wurde er Erzbischof von Florenz, t 1809. — In einer Apologia
del Breve di Pio VI. a Mgr. Martini, Pavia 1784, 288 S. 8. (von
Jos. Tavelli) wird berichtet, einige hätten gesagt, das Breve ent-
halte falsche und irrige Sätze und verdiene der Inquisition denan-
cirt zu werden, und Pius müsse retractiren (N. E. 1785, 157. Villa-
nueva, Vida 1, 99).
Martini*8 Üebersetzung wurde oft gedruckt. 1879 gab Garci
eine neue Üebersetzung des N. T. heraus. In der Vorrede bemerkt
er: es sei kein Zeichen von grossem Eifer für die h. Bücher, dass
Martini^B üebersetzung die einzige geblieben, ohne dass man daran
gedacht, sie zu verbessern und dem geänderten Geschmacke anzu-
passen; darin liege ohne Zweifel, — freilich neben anderen trauri-
geren Ursachen, — ein Grund, dass seit dreissig Jahren die Neu-
drucke viel seltener, also die Nachfrage geringer geworden. Von
seiner eigenen Arbeit gesteht Curci (II Vaticano p. 318), er habe
damit Fiasco gemacht.
Unter dem 20. Dec. 1728 erliess auch der spanische General-
Inquisitor Felipe Bertran, Bischof von Salamanca, auf Verlangen des
Königs und der Minister Roda und Floridabianca ein Decret, worin
der 5. Eegel des spanischen Index, soweit sie über die 4. des Rö-
mischen und die von Benedict XIV. genehmigte und von Pius VI.
in dem Breve von 1778 praktisch autorisirte Declaration der Index-
Congregation hinausgehe, aufgehoben wurde und also die Bibel-
übersetzungen in der Volksprache, die vom h. Stuhle approbirt
oder mit Anmerkungen . . . versehen seien, die die Gefahr einer
schlechten Deutung ausschliessen, freigegeben wurden, so dass nur
diejenigen, bei welchen diese Bedingungen fehlen, als verboten an-
zusehen seien (Mendham p. 254). Darauf erschien dann die erste
katholische spanische Bibelübersetzung von dem Piaristen Felipe
Scio de San Miguel (später Bischof von Segovia, f 1796), zuerst
Valencia 1790—93, 10 vol., mit der Vulgata und Noten. Eine
J
Bibelgesellschaften. 859
zweite gab der Biscbof von Astorga, Felix Torres Amat, 1824 — 25
herans ^). — Die erste katholische portngiesiRche üebersetzung, von
Antonio Pereira da Figuereido, erschien etwas früher, 1778—90,
23 voL
5. Die Päpste des 19. Jahrb. haben in einer Eeibe von Acten -
stücken sich gegen die Bestrebungen der Bibelgesellschaften erklärt,
welche allen ohne Unterschied die Bibel in der Volksprache in die
Hand geben wollten, jedermann znm selbständigen Deuten derselben
aufforderten, üebersetzungen ohne Anmerkungen, ja auch unrichtige
üebersetzungen (protestantische und ohne „Apokryphen") verbreiteten,
woran sich vielfach zugleich die Verbreitung antikatholischer und
revolutionärer Schriften anschliesse. Auf einen Bericht des Erzbischofs
Baczynski von Gnesen über die Thätigkeit der Bibelgesellschaften
antwortete Pius VII. 29. Juni 1816: Horruimus vaferrimum inven-
tnm, qao vel ipsa religionis fundamenta labefactantur u. s. w.; er
erinnert an die Bestimmung von 1757 und fordert den Bischof auf,
die neue Ausgabe der polnischen Bibelübersetzung von Wujec (I
S. 335), in der die Anmerkungen weggelassen seien, mit einem
Gutachten nach Kom zu schicken^). In einem Breve Pius' VI.
vom 3. September 1816 wurde der Erzbischof Siestrzencewicz
von Mohilew scharf getadelt, dass er die von der (russischen)
Bibelgesellschaft herausgegebenen Ausgaben empfohlen. In einem
Schreiben an die apostolischen Vicare von Persien und Armenien
vom 3. August 1816 missbilligte es die Propaganda, dass der
von ihr zum Prafecten der Missionen in Persien ernannte Rö-
mische Priester Leopold Sebastiani den ersten Theil des K. T. aus
dem Griechischen ins Persische übersetzt habe, und dass er sich
mit der ketzerischen Universitä inglese delle Indie in Verbindung
gesetzt, welche diese üebersctzung habe drucken lassen und ver-
breite^). Die apost. Vicare werden angewiesen, vor dem Lesen der
1) K.-L. 2, 743 (Nekrolog Scio's im G. eccl. 11, 145). Auch Scio
erhielt, als er Pius VI. den 1. Band der 2. Ausgabe übersandi hatte, ein
Breve vom 25. Febr. 1795; es ist aber nur ein einfaches Dankschreiben.
Die englische Bibelgesellschaft veranstaltete einen Abdruck der Ueber-
setzung mit Weglassung der Noten und der Apokryphen. Eine Correspon-
denz darüber mit dem Erzbischof von Bogota vom J. 1837 s. A. J. P.
3, 36. — J. Villanueva veröffentlichte zu Valencia 1791 in Folio Tratado
de la leccion de la sagrada escritura cn Icnguas vulgares, mit einem An-
hange, welcher Aeusserungen von span. Schriftstellern zu Gunsten des
Bibellesens, Fragmente von Biblias lemosinas aus dem 14. und 15. Jahrb.
und Documente über die castilische Uebersetzung des 15. Jahrb. enthält.
Dagegen schrieb der Ex-Jesuit Miguel Elizalde ürdiroz unter dem Namen
Guillermo Diaz Lucesedi (1793), dem Villanueva in den Cartas eclcsiasti-
eaa antwortete. Villanueva. Vida 1, 30. 99. Hurter 3, 516).
2) üebcr die Verhandlungen der Wiener Censurbehörde über eine
Leipziger Ausgabe von Wnjec's Uebersetzung im J. 1839 s. Archiv f.
wterr. Gesch. 50, 494.
3) Acta S. S. 9, 580. An Sebastiani's Uebersetzung wird getadelt,
dass nicht die Vulgata zu Grunde gelegt und Matth. 1, angeblich um ein
Aergerniss zu verhüten, der Name Joachim (als der des Vaters der h.
860 Lesen der Bibel in der Volksprache.
von der Bibelgesellscbaft veröffentlicbten Uebersetzungen überbaupt
zu warnen. Als am 23. Juni 1817 verboten steht im Index: Istoria
saccinta delle operazioni della compagnia biblica britannica e stra-
niera . . . Napoli 1817, mit dem Zusätze: „und alle Bibelüberset-
zungen in der Volksprache, wenn sie nicht von dem apost. Stuhle
approbirt oder mit Anmerkungen .... versehen sind, gemäss dem
Decrete von 1757." — 1819 und 1820 wurden dann mehrere von
der englischen Bibelgesellschaft besorgte Ausgaben des Martini'schen
N. T. ohne Anmerkungen verb.: Nuovo Testamento secondo la
Yolgata tradotto in lingua italiana da Mgr. Ant. Martini, Arciv. di
Firenze, Livomo 1818 und Italia 1817; II N. T. del K S. Gesii
Cristo. Ed. stereotipa. Shatklewell dai torchi di T. Eutt 1813.
In dem Decrete (Mendh. p. 275) ist beigefügt: juxta decreta S.
Congr. Ind. 13. Jun. 1757 et 23. Jun. 1817, in den neueren Index-
Ausgaben: et omnes editiones, in quibus ejusdem interpretis notae
desunt. Wegen der zu Livorno auf Kosten der Bibelgesellschaft von
Capitain Pakenham veranstalteten Ausgabe wurde gegen diesen und
den Drucker von der Regierung ein Process eingeleitet; die con-
fiscirten Exemplare wurden vernichtet.
1821 wurde die zuerst 1807 erschienene, 1815 — 17 von mehreren
deutschen Bischöfen und Ordinariaten und von den theologischen
Facnltäten zu Freiburg und Würzburg approbirte TJebersetzung des
N. T. von Leander van Ess*) verboten (die TJebersetzung des
A.T., 1822 — 36, steht nicht im Index), und 1840 (nicht, wie in den
neueren Indices steht, 1740) '1 Neuv Testament de Nossegnour
Gesu-Christ, tradout in lingua piemonteisa, mit dem Zusätze: juxta
reg. IV. Indicis.
Leo XII. sprach sich in der Encyclica vom 5. Mai 1824 kurz
gegen die Bibelgesellschaften aus, Pius VIII. in der vom 24. Mai
1829, Gregor XVI. in der vom 15. Aug. 1840, letzterer ausführlich
in der Encyclica vom 8. Mai 1844. In dieser wird nach Erwäh-
nung der 4. Regel des sog. Trienter Index gesagt: Haie eidem
regulae nova subinde propter perseverantes haereticorum fraudes
c;autione constrictae (damit wird der Zusatz Clemens' VIIL, I, S. 333,
gemeint sein) ea demum auctoritate Benedicti XIV. adjecta declara-
tio est, ut permissa porro habeatur lectio ^ulgarium versionum,
quae ab Apost. Sede approbatae aut cum annotatiocibus . . . editae
fnerint. Pius IX. spricht von den Bibelgesellschaften in den Ency-
cliken vom 9. Nov. 1846 und vom 8. Dec. 1849; in dem Syllabus
Maria) eingeschoben sei. Es wird eine genauere Prüfung der üebersetcnng
durch des Persischen Kundige in Aussicht gestellt. Weiteres darüber ist
nicht bekannt. Joachim soll auch in einer lat. üebersetzung des N. T.
von Sebastiani, London 1817, stehen. Er starb 1843 zu Rom.
1) A. D, B. 6, 378. Die theol. Facultat zu Münster lehnte auf den
Antrag von Hermes die Approbation ab (Esser, Hermes S. 60). Der En-
bischof Hohenwart von Wien hatte die Uebersetzung approbirt, votirte
aber 1816 gegen die Zulassung der Ess'schen Bibelgesellschaft, Ardiiv f.
Ost. G. 50, 417. — üeber das piemontes. N. T. s. Mendham, Add. Suppl. p. 29.
Monitum Gregors XVI. von 1886.
861
von 1864 werden § TV. Socialismas, Communismus, Societates clan-
destinae, Societates biblicae, Societates clerico-liberales zusammen-
gestellt.
6. Die Verordnung Benedicts XIV. ist früher allgemein so
gedeutet worden, dass das Lesen von Bibeln der bezeichneten Art
freigegeben werde. Das wird auch jetzt noch von vielen Theologen
abgeltendes Recht angesehen. Fessler S. 177 sagt z. B. : „Das
Bibelverbot für die Katholiken existirt in Wahrheit nicht, indem
die Uebersetzungen in die Volksprache, welche vom apost. Stuhle
approbirt oder mit Anmerkungen aus den h. Vätern oder anderen
kath. Gelehrten versehen sind, keinem Verbote unterliegen und so-
mit deren Gebrauch als erlaubt anzusehen ist," und der Bischof von
Lagen sagt in einer 1856 ertheilten Approbation einer französischen
Bibel mit den Allioli'schen Noten: „Nach den Decreten von 1757
und 1836 sind Bibelübersetzungen in der Volksprache hinlänglich
antorisirt, wenn sie Anmerkungen haben, welche etc. Die vorlie-
gende Uebersetzung darf also von den Gläubigen gelesen werden,
obne dass sie den vom Index festgesetzen Strafen verfallen.*' Da-
gegen wird in den A. J. P. 1, 793 die Ansicht vertreten, das Lesen
der Bibel in der Volksprache ohne specielle £rlaubniss sei auch
jetzt noch verboten, nach den Decreten von 1757 und 1836 könne
aber demjenigen, der eine solche Erlaubniss nachsuche, von dem
Bischof oder Inquisitor nicht mehr allgemein das Lesen einer belie-
bigen (bischöflich approbirten) katholischen Uebersetzung, sondern
nur einer den Bestimmungen Benedicts XIV. entsprechenden ge-
stattet werden, also z. B. in Deutschland der Allioli^schen Ueber-
setzung mit Anmerkungen, aber nicht des Kistemaker'schen N. T.,
welches vielmehr (abgesehen etwa von einer speciellen päpstlichen
Erlaubniss) niemand gestattet sei^). Man sollte sich nicht ver-
hehlen, dass die Bestimmung Benedicts XIV. und die Gregors XVI.
(S. 852) verschieden sind, dass jene durch diese umgedeutet worden
ist. Die erstere Ansicht entpricht dem Decrete von 1757, die letz-
tere dem Monitum von 1836.
Thalhofer, der die strengere Ansicht vertheidigt, erklärt aber
zugleich, die 4. Eegel des Index habe in Deutschland nie förmliche
Rechtskraft erlangt, und dies müsse consequent auch von den späteren
Zusätzen zu derselben gesagt werden, und darum dürfe auch das in
1) Die erste Ansicht vertritt auch Malou a. a. 0. 1, ßO, die zweite
der frühere Bischof von Lugon, Bailles, La Congr. de 1 'Index p. 580, und
V. Thalhofer in F. X. Reithmayrs Lehrb. der bibl. Hermeneutik, 1874,
S. 204. Vgl. Th. Lit.-Bl. 1875, 6. Einzelne Bischöfe haben ausdrücklich
die 4. Kegel des Index eingeschärft; so der Erzbischof von Mecheln in
der Fastenverordnung für 1845: ,,Wir erneuern das Verbot, die Bibel in
der Volksprache ohne Erlaubniss des Bischofs oder Beichtvaters zu lesen"
(Malou 1, 61). Die Utrechter Provincialsynode von 1865 (Coli. Lac. 5, 804)
verordnet nur, es sei den Gläubigen zu rathen, für das Bebalten und
Lesen solcher Bibelübersetzungen sich die Erlaubniss des Pfarrers oder
Beichtvaters zu erbitten.
862 Irreligiöse ScbriHen.
unzähligen Exemplaren unter den Katholiken verbreitete N. T. von
Kistemaker ohne specielle Erlaubniss gebrancht werden. — Der ge-
sammte irische Episcopat hat 1857 von einer englischen Bibelaus-
gabe mit Anmerkungen erklärt: er approbire sie kraft seiner Au-
torität und erkläre, dass sie von den Gläubigen mit grossem geist-
lichen Nutzen gebraucht werden könne, wenn sie mit gebührender
Ehrfurcht und in der rechten Absicht gelesen werde.
Bei den nicht ausschliesslich für wissenschaftliche Zwecke
bestimmten Bibelübersetzungen von Katholiken ist durchgängig die
Yulgata zu Grunde gelegt, obschon eine ausdrückliche Yorschrifl
der Art nicht existirt. Es ist bemerkenswerth, dass Curci 1883 für
eine Uebersetzung der Psalmen nach dem Hebräischen (mit Erklä-
rungen) das Imprimatur des Mag. S. Pal. erhalten hat (Yaticano
Regio p. 334).
Eine von dem apostolischen Stuhle gutgeheissene neuere Bibel-
übersetzung ohne Anmerkungen ist mir nicht bekannt. Die AUioli^sche
ist im Auftrage des Papstes von drei deutschen Bischöfen geprüft
und darauf von dem Papste der Druck gestattet worden, aber unter
der ausdrücklichen Bedingung, dass Anmerkungen etc. beigefügt
seien. Von der Uebersetzung des N. T. von J. B. Glaire erklärte
die Index-Congr. auf Grund des Gutachtens einiger von ihr mit der
Prüfung beauftragter Consultoren, dem Drucke stehe nicht« im
Wege, und dieses Decret wurde vom Papste 25. Jan. 1861 bestätigt.
82. Irreligiöse Schriften.
Die Planlosigkeit der Römischen Bücherverbote tritt be-
sonders deutlich hervor bei den deistischen und anderen die
christliche Religion und Sittlichkeit angreifenden Schriften, deren
im 18. Jahrhundert so viele erschienen. Allerdings stehen viele
derselben im Index, — von P. Bayle seit Benedict XIV. s&mmt-
liche Werke, — und man wird nicht erwarten können, sie alle
darin zu finden. Aber dass ist doch auffallend, dass z. B. von
den unfläthigen Schriften des Holländers Hadrian Beverland,
die von 1678 an lateinisch erschienen, keine im Index steht,
wohl aber ein gegen ihn gerichtetes Schriftchen des holländischen
Theologen Ryssenius, dass von den englischen Deisten Tiodal
und andere fehlen, nicht aber mehrere gegen sie gerichtete
Schriften, dass von John Locke's 1690 erschienenem Essay con*
ceming human understanding die 1700 erschienene französische
Uebersetzung 1734, Montesquieu's 1721 erschienene Lettres
persannes 1761 verboten wurden. Englische Schriften wurden
J
J. Locke n. a.
d6d
fast immer erst verboteD, nachdem sie in französischer Ueber-
setznng erschienen waren, anch französische zum Theil erst
lange nach dem Erscheinen. — Von Voltaire wurden 1751 — 57
einige Schriften durch die Index-Congregation verboten (mehr
nach 1757, 8. § 87), dagegen durch ein besonderes Breve Bene-
dicts XIV. 1752 eine von dem Abb6 de Prades zu Paris ver-
theidigte These, die in Frankreich damals viel Aufsehen machte.
— In Spanien wurden die hier in Betracht kommenden Schriften
meist noch später verboten als in Rom, dann aber strenge (S.
54), z. B. die Lettres persannes 1797, von Locke's Essay eine
1764 erschienene französische Ausgabe 1804. Von Bayle steht
nur das Dictionnaire im spanischen Index, und dieses erst seit
17471).
1. Von Job. Lysers (Leysers) Schrift über die Polygamie,
die zuerst 1674 erschien (Clement 1, 172), wurde die Ausgabe Po-
ijgamia triumphatrix s. discursus politicns de polyg. auct. Theopbilo
Alethaeo, cum notis Athanasii Vincentii, Lond. 1682, 1687 verb.
Die Schrift gegen Beverland (Clement 3, 270) von Leonardus Eys-
seniuB, Justa detestatio libelli Adriani Beverland! (in den neuesten
Index- Ausgaben Bevelardi) de peccato originali; accedit descriptio
poetica creationis et lapsus, 1680, wurde 1700 verb. (lieber Etat
de Thomme etc. s. S. 130).
Von John Locke wurde durch ein Breve Clemens' XII. vom
19. Jan. 1734 verb. Essay pbilosophique, concernant Tentendement
hamain . . . traduit . . . par Pierre Coste sur la 4. Edition, Amst.
170O, und Extrait d*un livre anglois qui n'est pas encore publik,
intit.: Essay philos. . . . communiqu^ par M. Locke (der in Le
Clercs Biblioth. univ. 1688 veröffentlichte Auszug). Le christianisme
raisonnable tel qu^il nous est repr^sent^ dans Tecriture sainte, Amst.
1715 (Coste's Uebersetzung des 1695 erschienenen Originals), wurde
1737 verb. mit dem Zusätze: 1. Cl. (S. 88). In dieser franzö-
nschen Ausgabe ist ein Trait6 de la religion des dames beigefügt,
der nicht von Locke ist (Nie. 1, 47); ein Abdruck davon wird sein:
La religion des dames. Discours, oü Ton montre que la rel. est et
doit 6tre k la portie des plus simples des femlnes et des gens sans
lettres, trad. de Tanglois, von der Inq. verb. 1767. — Epistola de
tolerantia ad Cl. V. T. A. R. P. T. 0. L. A. (Limborch) scripta a
P. A. P. 0. J. L. A. (Jo. Lockio Anglo), Gouda 1689, dann auch
englisch und französisch, steht nicht im Index. — Es klingt doch
eigenthümlich, wenn etwa 20 Jahre nach dem Breve über Locke
ein Consultor der Inquisition, L. Ganganelli, der spätere Clemens XIV.
1) Die im span. Index stehenden Bächer sind im Folgenden mit
„in Sp.*' (wo es ein Interesse hat, mit Beifügung des Datums) bezeichnet.
864 Irreligiöse Soliriften.
an eine Signora B. zu Venedig schreibt: „Sie erzeigen mir zu viel
£lire, indem Sie über Ihre treffliche Uebersetzung des Locke^schen
Buches mein Urtheil zu wissen wünschen. . . . Der englische Phi-
losoph würde sich sehr freuen, könnte er das geschmackvolle ita-
lienische Gewand sehen, welches Ihre Hand ihm gegeben. Nur
hätte ich, wäre es möglich gewesen, gewünscht, dass Sie aus dem
Buche die Stelle entfernt hätten, wo der Verfasser durchblicken
lässt, dass die Materie des Denkens fähig sein könnte . . . Lassen
Sie das Werk drucken" . . . (Reumont, G-anganelli S. 97).
Von den in Lechlers Geschichte des englischen Deismus, 1841,
behandelten Schriftstellern stehen ausser Tindal gar nicht im Index:
Arthur Bury, Earl of Shaftesbury, William Whiston, Thomas Chubb,
Thomas Morgan, Viscount Bolingbroke u. a. — Von John To lande
(1670 — 1722) Schriften steht nur eine der lateinischen im Index:
Adeisidaemoii seu Titus Livius a superstitione vindicatus; annexae
sunt origines judaicae, Hagae 1709, 8., verb. 1725 (Lechler S. 468),
— von Anthony Collins (1676 — 1729) nur Discours sur la liberte
de penser, 6crit k Toccasion d'une nouvelle secte d'esprits forts ou
de gens qui pensent librement, trad. de l'anglois et augmente d'une
lettre d'un m^döcin arabe, Londres (Haag) 1714, verb. 1718 (in
Sp. strenge), eine von Collins selbst besorgte Uebersetzung des
englischen Originals, welches 1713 erschien, in kurzer Zeit 5 Auf-
lagen erlebte und in England 34 Gegenschriften hervorrief (Lechler
S. 230. Baumg. 2, 133). — Von Thomas Woolston, 1669—1731,
1705 von der Eing^s Bench verurtheilt und bis zu seinem Tode im
Gefängniss, wurden 1767 von der Inq. zwei Schriften, und zwar
englische, verb.: Discourses on the miracles of our Saviour in view
of the present controversy between infldels and apostates [d. i. den
Geistlichen, die von der alten Auslegungsweise abgewichen seien],
und Defence of bis discourses .... against the bishops of St. Da-
vids and London and his other adversaries. Die Discourses waren
zuerst einzeln 1727, also genau 40 Jahre vor dem Verbote, er-
schienen, der erste 1729 schon in 6. Auflage, die Defence in zwei
Theilen 1729 und 1730, der 1. Theil 1729 in drei Auflagen. Von
den anderen Schriften Woolstons, auch von den lateinischen, hat
man in Kom keine Notiz genommen. In England erschienen an 60
Streitschriften gegen ihn (Lechler S. 289. Baumg. 1, 479).
Von Conyers Middleton, dem Verfasser des Lebens Cicero's,
erschien 1729 anonym A letter from Eome, shewing the exaet con-
formity between popery and paganism, worin viele römisch-katho-
lische Gebräuche, Weihrauch, Weihwasser, Kerzen, Votivtafeln u.s. w.,
als aus dem Heidenthum stammend dargestellt waren. Der aposto-
lische Vicar Kichard Challoner (1691—1781) schrieb dagegen The
Catholic Christian instructed in the sacraments, sacrifice and cere-
monies of the Church (Räss, Convertiten 9, 179); auch in angli-
canischen Kreisen meinte man vielfach, die ^Angriffe auf päpstliche
Wunder klängen so, als ob sie gegen Wunder überhaupt gerichtet
seien. Middleton fügte der 4. Auflage von 1741 eine Vertheidigong
bei. Eine französische Uebersetzung dieser Auflage wurde 1755
j
Englische l)ei>ten.
666
yerb.: Lettre icrite de Eome, oü Ton montre l'exacte confonniti
qa^il 7 a entre le papisme et la religion des Bomains. Ayec an
discours pr61iminaire, oü en r^pondant a tontes les objeetions d'on
livre papiste: Le Chritien cath. instmit . . . on a . . . et un Post-
Script, o^ Ton examine ropinion de M. Warbnrton . . . Amst. 1744,
308 S. 12^). — La fable des abeilles, on les fripoDS deyenns hon-
netes gens, avec le commentaire oi\ Ton prouve, qne les vice« des
particnliers tendent k Tavantage da pablic, trad. de Panglois, Lon-
don 1740, yerb. 1745, ist Uebersetzung des zaerst 1714 erschiene-
nen Baches von Bernard de Mandeville (1670—1733), The fable
of the bees, or private vices pablick benefits, von dem 1732 die
6. Auflage mit einer Yindication of the book erschienen war^).
Schon 1732 warde yerb. Pens 6 es libres sar la religion, T^glise
et le bonhenr de la nation, tradaites de Vanglois da doctear B.
M[andeyille], Haye 1723, 2 yol. In der 3. Anfl. 1738 hat sich der
Uebersetzer, Jaste yan Effen, genannt (Banmg. 8, 50).
Aasserdem stehen noch im Index: Becherches sar la natnre
da fea de Tenfer et du lien oii il est sitai, par M. S winden, trad.
de Taaglois par M. Bion, Amst. 1728, yerb. 1745, englisch: On
the natnre and place of hell, 1717, deutsch: Schwindens Betrach-
tung, dass die Hölle in der Sonne za suchen, übers, yon J. J. Lieber,
1728; Patuzzi schrieb dagegen De sede inferni in terris quaerenda
(Vita di Concina p. 78); — Histoire du diable [contenant en de-
tail les circonstances oü il s'est trouy6 depuis son bannissement du
ciel ... et de la conduite qu'il a tenue jusqu'ä präsent . . .], trad.
de Tanglois, Amst. 1729, 12., yerb. 1744 (in Sp. 1747), yon Daniel
de Foe, handelt auch über das Wirken des Teufels im Fapstthum
(U. N. 1732, 400); — zwei Schriften yon Medicinern über die
wunderbaren Heilungen (Jhristi: Eyangelium medici seu medicina
mystica de suspensis naturae legibus siye de miraculis reliquisque
iv Totg ßißkioig memoratis, quae medicae indagini subjici possunt,
anct. Bemardo Connor . . . Ed. 3., Jena 1706, yerb. 1721, zaerst
London 1697 (Connor, ein Irländer, soll auf dem Sterbebette 1698
wieder katholisch geworden sein; Baumg. 3, 406); — Medica sacra
B. de morbis insignioribus, qui in bibliis memorantur, commentarius,
auct. Ricardo Mead, Lond. 1749, yerb. i754 (in Sp. 1756).
Gegner des Deismus. — Radulphi Cudworth Systema intel-
lectuale hujus uniyersi s. de yeris naturae rerum originibus com-
mentarii, Jena 1733, 2 Fol., yerb. 1739 (in Sp. 1796), ist J. L.
Mosheims latein. Uebersetzung des bereits 1678 erschienenen Buches
1) Dr. C. Middletons Free enqairing in the miraoulous powers tup-
poied to haye existed in the Christian church, with a Letter from Rome
. . . London 1826.
2) Drei dagegen gerichtete Hirtenbriefe des Bischofs Edmund Gibson
von London wurden von Abr. Le Moyne französisch herausgegeben als
Preservatif contre rincredulite et le libertinage en trois lettres past. de
Mgr. PEv. de Londres, Haye 1732 (Baumg. 8, 818. U. N. 1746, 950.
Piooi 2, 190).
Beuob, Index II. 55
866 Irreligiöse Schriften.
The tme intellectnal System of the universe, von Ralph. Cndwortb
zu Cambridge, 1617 — 1688, welches hauptsächlich gegen Hobbes
gerichtet ist (Lechler S. 131). — Eobert Boyle, f 16^1 (S. 119),
bestimmte in seinem Testamente eine Summe von jährlich 50 Ff.
für je 8 Vorträge, in denen die Wahrheiten der christlichen Eeli-
gion, mit Beiseitelassung aller confessionellen UnterscheidnngslehreD,
gegen die .Ungläubigen zu yertheidigen seien. Der erste Boyle-
Lecturer war Richard Bentley 1692. Dieser schrieb später gegen
GoUins Eemarks upon a late discourse of free-thinking in a letter
to F[rancis] H[are] D. D. by Phileleutherus Lipsiensis, 1713. Eine
Uebersetzung davon von Armand de la Chapelle ist La friponnerie
laique des esprits forts d'Angleterre, ou remarques de Phileleuth^re
de Leipsick sur le discours de la libertä de penser« trad. de Tan-
glois sur la 7. Edition, Amst. 1738, verb. 1742 (Lechler S. 233.
Baumg. 2, 148). — Defense de la religion tant naturelle qne
revel6e contre les infidSles et les incr^dules, extraite des ecrits
publiis pour la fondation de M. Boyle par leS plus habiles gens
d'Angleterre, Haye 1738, verb. 1746, ist eine gleichfalls von A.
de la Chapelle herausgegebene Uebersetzung von A defenoe of na-
tural and revealed religion, being an abridgment of the sermons
preached at the lecture founded by the Hon. Roh. Boyle (von Gil-
bert Burnet), London 1737, 4 vol., — Alciphron, ou le petit
philosophe en 7 dialognes, contenant une apologie de )a religion
chr6t. contre ceux qu'on nomme esprits forts, Haye 1734, 2 vol.
12., verb. 1754, P. de Joncourts Uebersetzung der 1732 erschienenen
Schrift von Georges Berkeley, Bischof von Cloyne, die besonders
gegen den Earl of Shaftesbury gerichtet ist (U. N. 1734, 1034),
der selbst nicht im Index steht. — Examen des fondemens de la
religion naturelle et r^vel^e, traduit de Tanglois de M. [Arthur
Ashley] Sykes, Amst. 1742, verb. 1745, ist gegen CoUins gerichtet.
— Von diesen apologetischen Schriften wurden also Uebersetzungen
verboten, die in Amsterdam erschienen waren, einem Druckorte,
der allerdings in Rom verdächtig war.
2. Ton Pierre Bayle (1647—1706) sind seit Ben. sämmtliche
Werke verb. Vorher standen unter seinem Namen nur: Diction-
naire historique et critique, zuerst 1695 — 1697, — der 1. Band
und der 2. Theil des 2. Bandes wurden 1700, der 1. Theil des
2. Bandes 1703 verb., — und Lettres choisies de M. Bayle avec
des remarques, Roterdam 1714, verb. 1732. Von seinen anonymen
und Pseudonymen Schriften stehen noch jetzt im Index: die beiden
Schriften gegen Maimbourg (S. 585), Nouvelles de la republique
des lettres (vom März 1684 an), einzelne Theile verb. 1690 and
1693, seit Ben. mit dem Zusätze: opus Petri Bayle, — H. V. P.
ad B**'*' de nuperis Angliae motibus epistola, in qua de diversum
a publica religione circa divina sentientium disseritur tolerantia,
Rot. 1686, ein Brief von Hadrian van Paets an Bayle vom 12. Sept
1685, von diesem veröffentlicht » auch in französischer Uebersetzung;
— Commentaire philosophique sur ces paroles de J.-C. : Contrains-
les entrer, oü Ton prouve parplusieurs raisons demonstratives qu^il
P. Bayle u. a.
867
n'y a lien de plus abominable qne de faire des conversions par la
coDtrainte, et Ton r6fate tous les sophismes des convertisseurB k
coDtrainte et Tapologie que S. Augustin a faite des pers^entions,
traduit de Tauglois du Sieur Jean Fox de Bruggs par M. J. F.,
Cantorbery (Amst.) 1686, von der Inq. verb. 1714 (steht seit Ben.
unter Fox mit der Parenthese Pierre Bayle). Da im Decrete der
Titel, wie oben, angegeben ist, waren nur die 1686 erschienenen
beiden Theile verb., nicht die 1687 erschienene 3. Partie, conte-
nant la rifutation etc. (Der Erzbischof von Paris hatte 1685 die
zwei Briefe des h. Augustinus drucken lassen mit einer Vorrede:
Conformiti de PFglise de France . . . avec celle d'Afrique).
— Erst 1777 (in Sp. 1766) wurde verb.: Analyse raisonn^e de
Bayle, ou abrig^ mithodique de ses ouvrages, particuli^ement de
8on Dici . . . Das Pariser Parlament hatte die 4 ersten Bände,
Lond. 1755, schon 1756 verb. und den Herausgeber, den Ex-Jesuiten
Fr.-M. de Marsy, einige Zeit in die Bastille setzen lassen; 1765
Iiatte auch die Assemblie du Clergä das Buch verb. (Picot 2, 304.
310); die zu Amst. 1770 erschienene Fortsetzung: Analyse de
Bayle, 4 vol., ist von J.-B.-R. Robin et
Von anderen französischen Schriften wurden noch vor 1770
?erb.: Hexameron rustique ou les six joum6es passies ä la cam-
pagne entre des personnes studieuses, Paris 1670, verb. 1677, das
letzte Werk von Frangois de la Mothe Vayer, dem frühem Lehrer
Ludwigs XIV., der 1672, 86 Jahre alt, starb, stellenweise skeptisch
und obscön (Bayle s. v.); Entretiens sur la pluralitä des mon-
des, Amst. 1683, verb. 1687, von Bemard Le Bovier de Fontenelle,
tl757, fast 100 Jahre alt; La r6publique des philosophes ou bist
des Ajaoniens, ouvr. posth. de M. de Fontenelle, Genf 1768,
verb. 1777 (in Sp. 1781). — In den ersten Jahrzehnten des 18.
Jahrb. kamen hinzu: Les avantures de la Madonna et de Fran^ois
d'Assise par M. Renoult, cy-devant pridicateur en Fegl. Rom. et
4 präsent ministre du s. 6vangile, Amst. 1701, von der Inq. verb.
1701 (in Sp. 1704)^); — Religion ou th6ologie des Turcs par
Echialle Mufti, avec la profession de foi de Mahomet fils de Pir
Ali, Brux. 1703, 2 vol. 12., verb. 1709 (in Sp. 1750); — Dialo-
gaes de M. le Baron de La Hon tan et d'un sauvage d'Am^rique,
contenant une description exacte des moeurs et des coutumes de ces
peuples sauvages, Amst. 1704, von der Inq. verb. 1712, Satire auf
den französischen Hof mit Spöttereien über Religion und Sittlich-
keit (ü. N. 1705, 38); das Buch steht unrichtig unter La Hontan:
M ist eine von dem Ex-Benedictiner Gueudeville verfasste Fortsetzung
▼on dessen Voyages dans TAm^rique, 1702, 2 vol.; in Spanien
wurden auch diese 1759 verb.; — La Bagatelle ou discours
1) Eine deutsche üebersetzung : Begebenheiten der Madonna und
des h. Franciscus Assisi, Köln (?) 1736, wurde 1737 mit Veranlassung zu
Verhandlungen zwischen dem Frankfurter Magistrat und dem Wiener Hof-
nihe. Fleur. 75, 693.
868 Irreligiöse Schriften.
ironiqaee oü Ton pr^te des Bophismes ingenieux aa vioe et a l'extra-
yagance, ponr en faire mienx sentir le ridicale, Amst. 1718, 3 voL
8., verb. 1718, von Juete van Effen (Morery, Snppl. s. v.); —
Moyens snrs et honnStes ponr la conversion de tons les h^r^tiques et
avis et expedients salutaires ponr la reformation de l'Elglise, Col.
1681,* 2 vol. 12,, erst 1737 verb.; der Titel verräth freilieb nicht,
dass das Bnch scharfe Angriffe gegen Papstthnm, Mönche, Jesuiten
u. s. w. enthält; der Verfasser ist nicht bekannt (Bayle, Oeuvres 2,
780); — C^remonieset coutumes religienses de tons les penples du
monde, repräsenties par des fignres dessinies de la main de Ber-
nard Ficard> avec une explication historique et quelques disserta-
tions ourieuses, Amsterdam 1723—43, 9 vol. Fol., einzelne Theile
verb. 1738 und 1739, das ganze Werk 10. Mai 1757 (in Sp. 1789).
Es ist eine von dem gelehrten Amsterdamer Buchhändler J. Fred.
Bemard herausgegebene, mit schönen Kupferstichen verzierte, kritik-
lose Compilation (im 8. Bande das Buch von Mussard), auch über
Inquisition, Quietismus u. a. Vgl. Baumg. 8, 31. — unter Bene-
dict XIY. kamen noch hinzu: Dissertations mglees sur divers
Sujets importants et curieux, Tom. 1., Amst. 1740, verb. 1742 (in
Sp. 1756), herausg. von demselben Bernard (Qu6rard 4, 1090) ; der
2. Band ist nicht verb.; — Recueil de diverses pi^ces sur la
philos., la religion naturelle, l'hist., les math^matiques, par M. Leib-
niz, Clarke, Newton et autres auteurs, verb. 1745, von P. Desmai-
seaux; — Philosophie morale ou milange raisonnä de principes,
pensees et reflexions par M. S., verb. 1755, vielleicht die Sclurift
von Diderot, die zuerst 1745 als Principes de la philos. mor. ou
essai de M. SChaftesbury] sur le m^rite et la vertu, avec riflexi-
ons, 1751 als Phil. mor. k ses princ, ou essai etc. erschien.
Von den anonymen deistischen Schriften der protestantischen
Genferin Marie Huber (1698—1753) stehen im Index: Le Sy-
steme des anciens et des modernes sur Vitat des kmes siparees
des Corps en 14 lettres, 1739, verb. 1739 (auch in Sp.), und noch-
mals als Le Systeme . . . modernes conciliö par l'exposition des
sentiments differents de quelques th^ologiens sur l'itat . . . Lond.
1757, verb. 1759 (gegen die Ewigkeit der Höllenstrafen), — Let-
tres sar la religion essentielle k Thomme distinguie de ce qui n'est
que Taccessoire, Amst. 1738, verb. 1742, gleichzeitig auch die Ge-
genschrift des Genfer Predigers Frang. de Boches, Defense du
christianisme, ou priservatif contre un ouvrage intitule Lettres . . .,
Lausanne 1740, 2 vol., und 1745 (in Sp. 1789) eine zweite Gegen-
schrift: Lettres sur les vrais principes de la religion, oü Ton
examine un livre intit. Lettres . . ., 1741, 2 vol. 12., von David
Eenaud Bouillier, Prediger in Amsterdam, später in London.
8. Der Name Montesquieu(1689 — 1755) kommt im Indexnicht vor,
da er nur anonyme Schriften herausgegeben ^). Die 1761 verbotenen
1) Das Folgende nach dem Aufsätze über Montesquieu im Ckirre-
spondant 1877, vol. 106 und 107.
Montesquieu u. a.
869
Lettres persanne« waren schon 1721 zu Cologne (in Holland) ge-
druckt, und wenigstens 4 Ausgaben und 4 Nachdrucke erschienen.
Card. Dubois verbot das Buch wegen Angriffe auf die Religion und
die Sittlichkeit. Als Mont. 1727 Mitglied der Akademie werden
wollte, überreichte er dem Card. Fleury ein durch Cartons expur-
girtes Exemplar; der Cardinal merkte die Geschichte, gab sich aber
zufrieden. Im folgenden Jahre war Mont. in Rom und wurde von
Benedict XIII. wiederholt freundlich empfangen^). — Ausser den
Lettres pers. steht von Mont. im Index nur noch L^esprit des
loix, ou du rapport que les loix doivent ayoir avec la Constitution
de chaque gouvemement, les moenrs, le climat, la religion, le com-
merce, verb. 1752 (in Sp. 1756), gleichzeitig mit der üebersetzung:
Lo spirito delle leggi . . ., con alcune note dei traduttori, Napoli
1750, con licenza dei superiori (vielleicht von Ant. Genovesi be-
sorgt; wenigstens erschien 1774 zu Neapel: Lo Spirito delle leggi
con le note deir Abate Ant. Genovesi). Das Buch wurde in Genf
unter der Leitung des protestantischen Predigers Jacques Yemet ge-
druckt D^Argenson, Directeur de la librairie fran^aise, wurde ge-
beten, stillschweigend den Verkauf des Buches in Frankreich zu ge-
statten; es wurde aber zuvor die Abänderung von 14 Stellen ver-
langt und ausgeführt, und als nun das Buch im Jan. 1749 (s. 1.
1749, 2 vol. 4.) erschien, wurde es provisorisch verboten* und erst
freigegeben, nachdem Lamoignon de Malesherbes im Dec. 1750 Di-
recteur de la librairie geworden. — Die M6m. de Trev. tadelten
im Apr. 1749, dass das Buch ne menage pas assez la religion. Viel
schärfer wurde es seit dem Oct. in den N. E. (1749, 161; 1750,
65; 1756, 36) angegriffen, wahrscheinlich von J. B. Gaultier, der
auch Les Lettres persannes convaincues d'impi^t6 schrieb (N. E.
1752, 47) und das Buch auch in Rom denuncirt haben soll. Mont.
gab eine Defense de TEsprit des loix, Genf (Paris) 1750, heraus
(die Suite de la Defense . . . 1751, ist von La Beaumelle). Als der
Erzbischof Languet von Sens, von der Assemblee du Clerg6 von
1750 beauftragt wurde, über ein Buch gegen die kirchliche Im-
manität zu berichten, beantragte er, auch das Buch von Mont. zu
prüfen; die Assemblee ging jedoch darauf nicht ein. Die Sorbonne
aber ernannte 1. Aug. 1750 12 Examinatoren, welche eine Censur
entwarfen. Mont. überreichte einige M6moires, in denen er einge-
stand, er habe sich vielleicht ungenau ausgedrückt, und sich zu Be-
richtigungen erbot. Die Sorbonne beauftragte darauf zwei Theologen,
mit ihm zu correspondiren, und da sich auch der Erzbischof Beau-
mont von Paris für ihn verwendete, wurde die Censur nicht publicirt.
1) In der Abschiedsaudienz gab der Papst Mont., natürlich ohne
von diesem gebeten zu sein, als Zeichen seines besondern Wohlwollens
eine Dispense von der Abstinenz. Als am andern Tage ein Beamter der
Curie Mont. ein Document darüber brachte (und die Gebühren dafür ein-
cassiren wollte), wies es Mont. mit der Bemerkung zurück, er habe den
Papst als einen Ehrenmann kennen gelernt, dessen Wort ihm genüge.
Corr. 106, 889.
670 Irreligiöse Schriften.
Die Index-Congr. beauftragte Msgr. Bottari mit der Präfdng
des Buches. Der französische G-esaudte Duc de Nivemais wandte
sich an Card. Passion ei und verschaffte sich, von diesem empfohlen,
von Bottari dessen Bericht, um ihn Mont. zu schicken. Mont schrieb
darauf 2. Juni 1750 an Card. Passionei: er freue sich, dass die
gegen ihn gerichteten Angriffe ihm die Protection Seiner Eminenz
verschafft; der Gesandte habe ihm mitgetheilt, wie viel er dem Car-
dinal zu verdanken habe; er schicke einige Bemerkungen zu dem
Berichte Bottari's, mit dem er fast überall einverstanden sei; er
wünsche sehr, dass man in Rom mit ihm zufrieden sein möge. Die-
sem Briefe war folgende Note beigelegt, die der Cardinal der In-
dex-Congr. vorlegen sollte: Der Verfasser des Esprit hat em rein
politisches Buch geschrieben und Beifall damit gefunden, wie die 22
Auflagen bezeugen. Einige haben darin religionsgeföhrliche Grrund-
sätze gefunden ; er hat aber gar nicht von Beligion handeln wollen.
Er hat eine Schrift ausgearbeitet, worin er sich vertheidigt und
zeigt, dass man ihn missverstanden oder missdeutet hat; diese ist
eben erschienen und wird hoffentlich alle Bedenken zerstreuen. In
einer neuen Ausgabe wird er aber die beanstandeten Stellen unter-
drücken oder erläutern. Er hofft, die Index-Congr. werde die Yer-
theidigung berücksichtigen und die neue Auflage abwarten und be-
denken, dass es sich nicht um ein theologisches, sondern um ein
politisches Werk handelt. Der Verfasser ist um seiner Geburt und
amtlichen Stellung willen der Eücksichtnahme werth; er hat sich
in Italien und Rom allgemeine Achtung erworben.
Dieser Brief war 28. Aug. noch nicht in Rom angekommen,
als der Scoret&r der Index-Congr. erklärte, die Sache lasse sich nicht
mehr aufschieben. Passionei schrieb nun an Bottari: Ich hoffe, Sie
werden morgen die Papiere erhalten, die Sie für den am Montag ab-
zustattenden Bericht bedürfen. Sie werden sehen, ob sich die Con-
gregation zuMeden geben kann. Der Verfasser ist, wie Sie wissen,
bereit, alles zu corrigiren. Es scheint mir billig, einen Schriftsteller
anzuhören, ehe man über einige eigenthümliche Ideen ein ürtfaeil
fällt. Auf Bottari's Antrag beschloss die Congregation Anfangs
Sept. mit Stimmenmehrheit, das XJrtheil zu verschieben, ohne Zweifel
bis zum Erscheinen einer neuen Ausgabe. P. Concina las bei dieser
Gelegenheit eine Stelle aus einem seiner Bücher vor, an der er gegen
eine in dem Esprit vorkommende nicht sehr respectvoUe Aeusserang
über die Inquisition polemisirt — Im Nov. 1750 schrieb Mont. an
Nivernais: wenn die früheren Ausgaben seines Buches Ketzereien
enthielten, könnten die in einer spätem Ausgabe gegebenen Erklä-
rungen die Verdammung jener nicht hindern; da es sich aber nur
um einige missverständliche Ausdrücke handle, so müsse eine Mo-
dification oder Erläuterung in einer spätem Ausgabe und in einer
Apologie genügen, um das Buch überhaupt vor einem Verbote xn
schützen. Danach scheint Mont. die Mittheilung erhalten zu haben,
dass man das Buch verbieten, aber gleichzeitig eine corrigirte Aas-
gabe freigeben wolle. In einer Sitzung im Dec. 1750 sprach sich
denn auch die Mehrheit für das Verbot der älteren Auflagen und
Voltaire.
871
der mittlerweile erschienenen üebersetzüng aus; die Minderheit
machte dagegen geltend, dass weder die Assemblöe du clergi noch
die Sorbonne das Buch verboten habe. Auch der Präfect, Card.
Qnerini, war mit den von Mont. gegebenen Erklärungen zufrieden.
Äaf die Bitte des Gesandten verbot der Papst der Congregation,
eben Beschluss zu fassen. Im April 1751 schrieb Nivernais an
Mont, Msgr. Bottari sei durch Aimaldi, Secretär der lateinischen
Breven, ersetzt (letzterm die Abfassung eines zweiten Gutachten
aufgetragen?) worden; dieser sei sein Freund und habe sich früher
günstig über das Buch ausgesprochen, werde aber nicht gern als
tolerant erscheinen wollen ; er habe nur versprochen, die Sache nicht
zu beeilen. Er verzögerte denn auch seinen Bericht; da aber die
Deue Ausgabe des Esprit keine wesentlichen Aenderungen enthielt,
so wurden 3. März 1752 LVsprit des loix, Genive 1749, und die
italienische üebersetzüng verboten.
Im Correspondant 107, 654 heisst es: , Das Beeret wurde ge-
Wissermassen geheim gehalten ; kein Zeitgenosse spricht davon, und
derjenige, der das 18. Jahrhundert am besten kannte [Yillemain],
leugnete noch 1857 seine Existenz.*^ Das Verbot steht in einer
Appendix ad Indicem 1. pr. a m. Sept. 1750 usque ad totum m.
Martii 1752 und in allen seit Ben. erschienenen Indices, freilich
nicht unter Montesquieu, sondern unter Esprit. — 1789 erschien
nach dem Corresp. p. 819 eine Edition revue, corrig^e (assez chr6-
tiennement) et considerablement augmentee par Tauteur (d'apr^s les
papiers trouv^s k sa mort)^).
4. Erst 1752 wurden Voltaire^s Lettres philosophiques,
1734, in Rom verb., vorher nur 1751 die anonyme Voix du sage
(S. 791). Unter Benedict XIV. kamen femer noch 1753—57 in
den Index: Oeuvres, Dresde 1748; Hist. des croisades, 1753; Ab-
rege de Thist. universelle depuis Chariemagne jusqu^^ Charles V.,
1753, und Essai sur Thistoire universelle, 1754, von den zahlreichen
anonymen und Pseudonymen Schriften nur La Pucelle d'Orl^ans,
verb. 1757.
Voltaire übersandte Benedict XIV. 1745 seinen Mahomet,
dessen AufPtihrung in Paris 1742 verboten worden, mit folgendem
Briefe: „Ew. Heiligkeit werden die Freiheit verzeihen, die sich
einer der geringsten, aber einer der grössten Bewunderer der Tugend
nimmt, dem Oberhaupte der wahren Religion eine Schrift gegen
den Stifter einer falschen und barbarischen Religion zu widmen. An
wen könnte ich passender die Satire auf die Grausamkeit und
die Irrthümer eines falschen Propheten richten als an den Stellver-
treter und Nachahmer eines Gottes des Friedens und der Wahrheit?
1) lieber seine Bekehrung auf dem Sterbebette durch den Jesuiten
Kouth 8. Picot 4, 261. Theotimus Eapistinus p. 63. — In Spanien wurden
die Lettres persannes 1797 verb., aber schon 1781 die Considerations sur
• . la grandeur des Romains und eine span. Üebersetzüng von 1776. In
Wien wurde L'esprit 1750 verb., 1763 freigegeben. Sitzungsber. der W,
Akad. Ph.-hist. Cl. 84, 412.
672 Irreligiöse Sohriften.
Grestatten £. H., dass ich Ilmen das Buch und den Verfasser zu
Füssen lege. Ich wage es um Ihren Schutz für jenes und um
Ihren Segen für diesen zu bitten. Mit den Gefühlen einer tiefen
Verehrung falle ich nieder und küsse Ihre heiligen Füsse." Der Papst
antwortete (italienisch) 19. Sept. 1745: „Dilecte £li, Salntem et
apostolioam benedictionem. Vor Wochen wurde Uns in Ihrem Auf-
trag die schöne Tragödie Mahomet überreicht, die Wir mit dem
grössten Vergnügen gelesen haben. Dann überreichte Uns in Ihrem
Namen Card. Passionei Ihr ausgezeichnetes Gredicht über Fontenoy.
Mgr. Leprotti gab Uns darauf das Distichon, welches Sie zu ünserm
Porträt gemacht^). Gestern morgen gab Uns Card. Valenti Iliren
Brief vom 17. August. . . . Wir sprechen Ihnen den schuldigen
Dank aus für Ihre Güte gegen Uns und versichern Ihnen, dass Wir
alle gebührende Achtung haben vor Ihrem mit so vielem Beifall
belohnten Verdienst.'' Der Papst erzählt dann, jemand habe es geta-
delt, dass in dem Distichon hie als kurze Silbe gebraucht sei ; er habe
ihm aber, obschon er seit 30 Jahren den Virgil nicht gelesen, einen
Vers desselben citirt, in dem hie kurz, einen, in dem es lang sei.
Voltaire antwortete: „Die Züge Ew. U. sind auf den Medaillen,
mit denen Sie mich beschenkt, nicht besser ausgedrückt, als die
Züge Ihres Geistes und Charakters in dem Briefe, mit dem Sie
mich beehrt haben. Ich lege Ihnen meinen demüthigsten Dank zu
Füssen. Ich muss Ihre Unfehlbarkeit in literarischen Entscheidungen
[in der über die Quantität von hie] wie in den anderen ernsteren
Dingen (les autres choses plus respectablesj anerkennen'' u. s. w.
(Oeuvres, Par. 1830, 5, 10). — Das päpstliche Schreiben an einen
Schriftsteller, dessen Lettres philosophiques schon 1734 auf Befehl
des Parlamentes verbrannt worden (Picot 2, 124), erregte doch nicht
bloss bei den Herausgebern der N. E. (1746, 3. 61) Aufsehen. Vol-
taire aber pochte darauf, als er sich 1746 um einen Sitz in der
Akademie bewarb (Desnoiresterres 3,47). „Dass der Dichter, sagt
Strauss, Voltaire S. 53, ein solches Stück, dessen Zielpunkte (Hass
gegen Fanatismus oder die positive Religion) keineswegs bloss in
der Türkei lagen, dem Papste widmete, ist ebenso bezeichnend für
Voltaire, wie es für die Zeit bezeichnend ist, dass es damals einen
Papst gab, — le bonhomme Lambertini, wie er dafür bei Voltaire
hiess, — der für die Widmung in einem heitern Schreiben sich be-
dankte".
Dem Card. Querini schickte Voltaire 1745 mit einem devoten
Briefe sein Gedicht über die Schlacht von Fontenoy. Querini, der
für solche Höflichkeiten sehr empfänglich war, antwortete nicht nur,
sondern Hess auch eine Uebersetzung des Gedichts in lateinischen
1) Lambertinus bic est, Romae decus et pater orbis,
Qui mundum docuit scriptis, virtutibus omat.
In einem Briefe vom 10. Aug. 1745 schreibt Voltaire: Je viens de
recevoir le portrait du plus joufflu (pausbackig) Saint Pore que noas
ayons eu depuis longtemps. II a Fair d'un hon diable et d'un homme qui
sait h peu pres ce que tout cela vaut.
Marquis d'Argens. Les moeurs.
873
Hexametern dracken and widmete diese den Jesuiten, welche die
M^moires de Trevonx herausgaben, zum Danke für die günstige Be-
sprechung seiner Ausgabe der Briefe des Card. Reginald Polus; in
dem Briefe, mit welchem er sie ihnen übersandte, heisst Voltaire
eximius vates, praestantissimus, ja divinus poeta. Querini nahm
diese Sachen noch 1756 in seine Epistolae auf (p. 247. 276. 376).
Der Jesuit F. Sanvitali berichtet in seiner Fortsetzung der Commen-
tarii de rebus pertinentibus ad Card. Quirinum, Brescia 1761, II,
120: Voltaire habe 1752 dem Cardinal ein Gedicht geschickt; von
den Freunden, denen er es zu lesen gegeben, hätten einige es für
ironisch, andere sogar für gottlos gehalten; der Cardinal aber, qui
in externo cortice minime haerebat, sed de Voltairii animo ex pri-
vatis ipsius epistolis, quas non paucas acceperat, judicabat, sei
anderer Meinung gewesen und habe das Gedicht sammt einigen
Briefen, quae de recta ac sincera ejus fide et de ejusdem sensibus
catholico homine dignis certum testimonium omnibus facerent, zu
Brescia drucken lassen, desgleichen eine Elegie, welche auf seine
Veranlassung der Jesuit Joseph Mari unter dem Namen Brixianus
Philopater Voltaire gewidmet. — Mahomet und sechs andere Tra-
gödien gab 1752 der Jesuit A. M. Ambrogi in italienischer Ueber-
Fetznng heraus.
5. Jean-Baptiste de Boyer, Marquis d'Argens, 1704 — 1771
(A. D. B. 1, 521. Picot 2, 182), steht im Index als J. B. de Boyer
nur mit La philosophie du bon sens, ou r^flexions philos. sur
l'incertitude des connaissances humaines, Haye 1746, 3 vol., verb.
1753 (in Sp. 1756). Schon 1742 (in Sp. 1760) wurden von ihm
verb.: Lettres jnives, 1736, 8 vol. (nochmals die Ausgabe von
1738 verb. 1744), Lettres cabalistiques, 1737, 7 vol., und Let-
tres chinoises, 1739, 5 vol., — dann 1757 (in Sp. 1760) noch
Mimoires secrets de la r^publique des lettres, ou le thäatre de
lavÄriti, par Tauteur des Lettres juives, 1737, 4 vol. (1744, 7 vol.).
Ke Oeuvres du marquis d'Argens 1768, 24 vol., stehen nicht im
Index. — Noch unter Benedict XIV. wurde 1757 verb.: Les
moeurs. Bespicere exemplar vitae morumque. Hör., Amst. (Paris)
1748, 431 S. 8. Der Verfasser ist nicht Diderot, sondern der
mit diesem liirte Advocat Fran^ois- Vincent Toussaint (er nennt
sich in dem Buche Panage), gest. zu Berlin 1772. Das Buch wurde
schon 1748 auf Befehl des Parlaments verbrannt. Toussaint schrieb
Eclaircissement sur les moeurs, 1762, worin er gegen den Vorwurf
des Deismus protestirt, seine Anhänglichkeit an die Religion be-
theuert, deren Pflichten er erfülle und in der er seine Kinder
erziehe, und einiges widerruft^).
Aus dem 1. und dem 4. Bande von Buffons Histoire naturelle
wollte die Sorbonne 1750 14 Sätze censuriren; Buffon kam der
1) Picot 2, 215; 4, 357. Rocquain p. 124. Baumg. 2, 545. Lettre
de M. Toussaint, auteur du livre des Moeurs, destinee a faire voir qu'un
antre n'est pas lui, Leyde 1750. ü. N. 1752, 567.
874 Irreligiöse Schriften.
Censurirang durch eine Erklärung vom 12. März 1751 zuvor, welche
die Sorbonne zufriedenstellte und an der Spitze des 7. Bandes ab-
gedruckt wurde (Picot 2, 236). 1779 wollte die Sorbonne die 1775
erschienenen Epoques de la nature censuriren; Buffon beschwichtigte
sie aber nochmals durch eine Erklärung vom 18. Mai 1780 (Picot
3, 4; Buffon sagt: Ich habe der Sorbonne ohne Bedenken alle Er-
klärungen gegeben, die sie verlangt«; wer anders handelt, ist ein
Karr. Correspondant 107, 648). Die Indez-Congregation und die
Span. Inq. nahmen von Buffon keine Notiz, ebensowenig von La-
marck, Telliamed (de Maiilet, Picot 2, 217) u. a., auch nicht von
dem deistisohen Buche Les prinoesses Malabares ou le c^iibat phi*
losopbique, angeblich von Pierre de Longue, welches 1734: vom
Parlamente verb. wurde (Picot 2, 133) und wogegen Mosheim eine
eigene Dissertation schrieb (Diss. ad hist. eocl. 2, 659).
Auch ein Italiener ist hier zu erwähnen: Francesco Algarotti,
geb. 1712 zu Florenz, seit 1739 eine Beihe von Jahren am Hofe
Friedrichs des G-rossen, von diesem 1740 in den (rrafenstand erho-
ben, — die Markgräfin von Bayreuth nennt ihn einen der ersten
Schöngeister des Jahrhunderts, — zuletzt wieder in Italien, t 1764
zu Pisa (A. D. B. 1, 340). Ein von ihm schon 1736 zu Paris ver-
fasstes Buch, Le Newtonisme pour les dames, erschien auch in ita-
lienischer Uebersetzung : II Newtonianismo per le dame, ovvero
dialogi sopra la luce e i colori, Neapel 1737, und wurde 1739 verb.
Lange nach dem Verbote, 17. Dec. 1754, schreibt Ganganelli (£eu-
mont S. 162) an ihn: „Was kann ein unbedeutender Philosoph, ein
Zögling des Scotus, besseres thuen als sich die Lehren eines Schrift-
stellers zu nutze machen, der den Newton den Damen bekannt ge-
macht hat? Eine besonders anziehende Philosophie muss die Ihrige
sein, der Sie einen so sanften und liebenswürdigen Charakter haben.
Doch bei so vielen trefflichen Eigenschaften möchte ich, Sie wären
etwas weniger Newtonianer und etwas mehr Christ." — Nicht im
Index steht Alberto Badicati, Conte di Passerano, der während des
Streites des Königs Victor Amadeus IL von Savoyen mit der Curie
für jenen Streitschriften schrieb, nachdem König und Papst sich ver-
tragen, an die Inquisition ausgeliefert werden sollte und von dieaer
in absentia zum Tode verdammt wurde, nach England floh, sich mit
Collins und Tindal befreundete und u. a. ein Recueil de pieces cu-
rieuses sur les matiöres les plus interessantes, Bot 1736, schrieb
(Cantü 3, 422).
J. C. Dippel, J. Chr. Edelmann und andere deutsche Freidenker
stehen nicht im Index.
7. Jean-Martin de Prades, Priester der Diöcese Montauban,
Baccalaureus der Sorbonne, vertheidigte seine These 18. Nov. 1751,
um Licentiat zu werden. Sie war mit den nöthigen Approbationen
gedruckt: Hierusalem coelesti. Quaestio theologica: Quis est ille,
cujus in faciem Dens inspiravit spiraculum vitae? [Thise soutenue
en Sorbonne . . par M. J.-M. de Prades, Pritre . • . Amst. 1752.
91 S. 8.]. Nach einigen Tagen wurde sie aber von dem Dr. Le Bouge
der Facultät denuncirt und von dieser 15. Dec. für condamnable
J. M. de Prades. 875
erklart und die Promotion suspendirt. De Prades gab 22. Deo.
eine Erklärung ab, er habe geirrt n. s. w. Die Verhandlungen
über die These wurden aber fortgesetzt: die von der Facultät er-
nannte Commission beantragte 3. Jan. 1752 die Censurirung von 10
Sätzen ; darüber wurde in 11 Sitzungen von 146 Doctoren gesprochen;
27 Jan. stimmten 105 für die Censurirung der Sätze, 83 für die
Ausschliessung de Prades' von dem Licentiat. Am 29. Jan. erliess der
Erzbischof de Beaumont von Paris ein Mandement gegen die These,
dann auch die Bischöfe von Montauban und Auxerre, und unter dem 22.
März 1752 erliess Benedict XIV. ein Breve (Bull. 3, 273), worin
Foliom quamplurimas continens theses, quas in Sorbona defendendas
proposuit J. M. de Prades, in den üblichen Formen verdammt wird
als resp. falsche, . . . gottlose, der Ketzerei nahekommende, ketze-
rische und die Irrthümer der Deisten und Materialisten begünstigende
Sätze enthaltend. — Die in Paris censurirten Sätze betreffen das
Wesen der Seele, den Begriff von Gut und Böse, den Ursprung der
Gesellschaft, die Offenbarung; besondern Anstoss erregte die Zu-
sammenstellung der Wunder Christi mit denen des Aesculap. Man
sagte, Diderot, dem de Prades einen Artikel für die EncyclopÄdie
geliefert, habe die These redigirt; wahrscheinlich hat der Abb6
anter seinem Einfluss die anstössigen Sätze aufgenommen.
De Prades ging nach Holland und wurde im Sommer 1752
anf Voltaire's Empfehlung La Mettrie's Nachfolger als Vorleser
Friedrichs des Grossen. In Amsterdam erschien 1752 eine Apologie
de M. Tabbe de Prades in 3 Theilen, der 3. angeblich von Diderot^).
Die Gegenschriften wurden zusammen gedruckt in La religion vengde
des impi^t^s de la Th^se et de 1* Apologie de l'abb^ de Prades, ou
recneil de 9 ecrits contre ces deax pieces, Montauban (Holland) 1754,
500 S. 12. (N. E. 1754, 49). — Friedrich IL schlug de Prades
1753 zum Domdecan in Breslau vor. Der Fürstbischof Schaffgotsch
schrieb darüber an Benedict XIV. Dieser beauftragte den Card.
Tencin als Procurator der Sorbonne, diese darüber zu vernehmen,
and diese empfahl, nachdem de Prades sich ihrer Censur unter-
worfen, ihn der Milde des Papstes, falls er förmlich retractire. De
Prades unterzeichnete im J. 1754 eine ihm von Kom aus über-
sandte Ketractation und wurde wirklich Domdecan, f 1782^).
1) Auch Abbe Claude Yvon (s. u.) wurde als Verfasser oder Mit-
arbeiter der These und der Apologie bezeichnet, lieber de Prades s.
Picot 2, 244. Rocquain p. 149. N. E. 1751, 208; 1752, 38. Triuius
S. 396.
2) Piecee nouvelles et curieuses sur l'affaire de l'abbe de Prades,
Par. 1754, 32 S. 12. Theiner, Zustande der kath. Kiche in Schlesien, 1862,
2, 184. M. Lehmann, Preussen und die kath. Kirche 3, 460. 682. Theiner
bezeichnet de Prades als „geheimen Verbündeten der Jansenisten und der
mit ihnen verbündeten Philosophen", obschon die X. E., das Organ der
^«fansenisten," ihn aufs schärfste bekämpften.
876
Berlchtigniigen und Nachtrige.
S. 29, Note 1. Vorher veröffentlichte James A Manuduction
or Introduction nnto Divinitie : containing a Confntation of Papist«
by Fapists, throughout tbe important Articles of onr Eeligion; their
testimonies taken either ont of the Indices Expürgatorii, or out of
tbe Fatbers and ancient Records, bat espeoially tbe Mannscript, Ox-
ford 1625, 144 S. 4. Mendbam, Add; ^uppl. p. 4. • • . ;
S. 109, Z. 8 V. u. lies: würfe 174^ vferÜ.,* stabtf "abe^ efrst
seit Ben. im Index.
S. 128, Z. 18 V. n. Ein äbnlicbes Bncb, nacb Eypseler u. a.
bearbeitet, L*^tat et les d^lices de la Snisse, oa description Helvi-
tique bistorique et giogr. . . ., Amst. 1730, wurde 1765 verb.
S. 148, Z. 7 V. n. Bern, a Bononia, Bibliotb. scriptorum Capnc,
Ven. 1747, verzeicbnet unter Anonymus sextus Italus: Librorum
bebraicorum liber expurgatorius, in quo supra 480 Hebraeorum libri
ab erroribus et imprecationibus contra Cbristianos expurgantur, Man-
tuae 1696, als handsobriftlich in der Vaticaniscben und Barberi-
niscben Bibliotbek befindlicb.
S. 149, Z. 8 V. u. VirtÄ delli 150 salmi di David, con
l'espositione di molti santi padri, verb. 1684.
S. 170 Z. 6. V. 0. beizufügen: J. Tb. Sprenger, Erotemata.
S. 176, Z. 3 V. u. Als Montaigne 1580 nach Rom kam, wurden
ihm, wie er in dem Journal de voyage, 1775, I, 21?; IE, 27. 59
erzählt, die Bücher, die er bei sich hatte, zum Zwecke der Bevisiün
weggenommen, darunter auch die eben zu Bordeaux erschienenen
zwei ersten Bücher der Essais. Diese wurden ihm nach einigen
Wochen von dem Mag. S. Pal. zurückgegeben mit der Expurgation
eines französischen Mönches, den der Mag. S. Pal., selbst des Franzö-
sischen unkundig, mit der Kevision beauftragt hatte. Der Mag. S.
Pal. sagte ihm aber später, er möge diese Censur, die, wie ihm
andere Franzosen gesagt, mebrere Dummheiten enthalte, nicht beachten
und nur bei einer neuen Auflage streichen, was er selbst trop licen-
tieux finde, namentlich das Wort fortune.
S. 236, Z. 17 V. u. TJeber die Anträge auf Dogmatisirung
der Himmelfahrt Mariae s. Martin, Omnium Conc. Vat. docum. coli,
p. 106. Friedrich, Yat. Concil 2, 221.
S. 283, Z. 9. Schon in einem Briefe aus Rom von 1647 bei
Sommervogel p. 528 wird Scotti als Verfasser der Monarchia Soli-
psorum bezeichnet.
S. 334, Z. 3 beizufügen: Augustae 1620, 34 S. 4. Mendbam,
Suppl. p. 27.
S. 415 Z. 1 V. u. The Lives of the Saints coUected from
authentick records of church histoiy, with a füll account of the
other festivals throughout tbe year, London 1729, 4 vol. 4., ist
nach S. Halkett and J. Laing, Dictionary, von Richard Cballoner
(S. 864), vielleicht eine Bearbeitung von A. Baillets Werk (S. 552).
DER INDEX
DER
VERBOTENEN BÜCHER,
EIN BEITRAG
ZUR KIRCHEN- UND LITERATURGESCHICHTE
TOH
DR FR. HEINRICH REU8CH,
PR0FER80B AK DER UNITBR8ITÄT ZU BONN.
ZWEITER BAND.
ZWEITE ABTHEILUNG.
BONN
VERLAG VON MAX COHEN & SOHN (FR. COHEN)
1886.
J I
Iihi^U.
Seite
83. Ansgaben des Eömiscben Index von 1758 bis 1881 . 877
84. Supplemente zn dem spanischen Index von 1790 . * 887
85. Staatliche Indices nnd Bücherverbote 892
86. Bischöfliebe Bücherverbote 900
87. Irreligiöse Schriften, 1758— 1800 * . . 906
88. Anfbebnng des Jesuitenordens 919
89. Kirchlich-politische Schriften, 1758—1800 929
90. Deutsche kirchenrechtliche Schriften, 1758—1800 . . 940
91. Die Theologen von Pavia 956
92. Die Synode von Pistoja 1786 966
93. Andere iUlienische theologische Schriften, 1758—1800 975
94. Die Andacht zum Herzen Jesu 983
95. Moderne Chiliasten . . . . ' 987
96. Nicht theologische iUlienische Sfhriften, 1758—1800 . 990
97. Französische, deutsche und englische katholisch-theo-
logische Schriften, 1758—1800 ". 995
98. Schriften über das Cölibatsgesetz 1007
99. Die französische Revolution 1008
00. Das französische Concordat von 1801 1019
01. Protestantisch-theologische Schriften, 1758—1884 . . 1022
02. Schriften über die morgenländische Kirche, 1758—1884 1028
03. Philosophische und naturwissenschaftliche Schriften . 1033
04. Geschichtliche Schriften 1044
05. Bellettristische Schriften des 19. Jahrhunderts . . . 1049
06. Itaüenische Schriften, 1817—48 1054
07. Spanische und portugiesische Schriften 1060
08. Französische, holländische und englische Schriften, 1817
—30 1071
09. Schriften von deutschen Katholiken, 1814—45 . . . 1080
0. F. de La Mennais 1093
1. Gallicaner und liberale Katholiken, 1845—1870 . . 1099
2. Hirscher, Hermes und Günther 1112
3. Baierische Schriften 1125
4. Die Revolution von 1848 1132
5. Rosmini und Gioberti 1135
6. Traditionalismus und Ontologismus 1145
lY Inhalt.
117. Mariologie 1152
118. Die B5mi8ohe Frage 1158
119. Das Yaticanische CoDoil 1171
120. Commnnisten nnd Socialisten 1179
121. MagDetismns nnd Spiritismas 1181
122. Französiscbe Schriften, 1835—84 1183
123. Italieniflohe Schriften, 1840—84 1192
124. Americanische Schriften , . 1200
125. Zeitungen 1205
126. Schluss 1206
127. Berichtigungen und Nachträge asum ersten nnd zweiten
Bande. 1219
j
Ausgaben des Rom. Index von 1758 bis 1881. 877
83. Ausgaben des RomiscUoii Indßx von 1758 bis 188L
Der Index von 1758 (S. 38) iat die Grandlage aller seit-
itv^ erschienenen Ausgaben des RönUscbeo. Index, pie neuen
Bfteberyerbote wurden von Zeit zu Zeit in Appeudicesi za der
letzten Ausgabe zusammengestellt und in den neuen Ausgaben
in das Alphabet eingereiht. Die neuen Ausgaben wur^ep von
dem zeitigen Secretär der Index-Congregation besorgt, von dem
jedesmal ein Vorwort beigefügt ist, das sieh aber immer an das
Ton Ricchini in der Ausgabe von 1758 ansehliesst.
Zu dem Index von 1758 erschienen in der Druckerei der
apostolischen Kammer Appendices in den Jahren 1763, 1770
und 1779^). Mehrere handliche und correct gedruckte Ausgaben,
welche nach den Titelblättera 1758—1770 in der Cameral-
Drackerei gedrackt sein sollen^), — die hübscheste ist die von
1) Indicis libronim prohibitorum Appendix, in qua recensentur dein-
ceps proscripti post annnm 1757 usque ad diem 17. Jan. a. 1763; am
Schlüsse: Romae 1768,* Ex typogr. Rev. Cam. Apost. (Oxford) 8 S. 8.
Indicis 1. p. Appendix altera, in qua . . . proscripti post primam
Appendicem usque ad diem 26. Martii a. 1770; am Schlüsse: Romae 1770,*
Ex typoffr. . . . , 15 S. 4. und 16 S. 8.
Indicis 1. p. Appendix tertia, in qua . . . a die 8. Dec. a. 1770 ad
diem 14. Maji a. 1779.
Appendix ad Indicem 1. p. a mense Novembri 1757 usque ad totum
mensem Martii 1759,* 3 nicht paginirte S. 8., wird von Bonfilius nicht er-
wähnt, ist also keine amtliche Ausgabe.
2) Index librorum prohibitorum Sanctissimi Domini nostri Bene-
dicti XIV. Pontificis Maxim i jussu recognitus, atque editus. Romae 1758,*
Ex Typographia Rev. Camerae Apostolicae. Cum Summi Pontificis privi-
legio. LVI und 320 S. 8. (Reusch). Mitten auf der Seite 819 beginnt No-
vissima Appendix. Ab anno 1758 usque ad totum Mensem Martii 1759
(nicht alphabetisch). Es ist also ein 1759 erschienener Nachdruck.
Index . . . editus. Editio postrema ceteris ornatior cum addita-
mentis. Romae 1761*, Ex . . . privilegio. Unter diesem Titel sind drei
Ausgaben erschienen: a. 232 S. breit 8. (Freiburg), — b. 232 S. gewöhn-
lich 8. (Reusch), — c. LVI und 322 S. 8. (München K.). Alle drei ent-
hsdten Novissima Appendix Ab anno 1758 usque ad diem primam Mensis
Septembris 1760 (nicht alphabetisch; a und b S. 230— 232, c S. 819—322).
Index . . . additameutis. Romae 1764*, Ex . . . privilegio. 232 S. 8.
(Freiburg). Darin S. 223: Indicis novissimi 1. p. App. in qua recensentur
deinceps prohibiti post a. 1757. usque ad diem 27. Febr. 1764 (alpha-
betisch).
' Index... editus. Cum Appendicibus. Romae, 1770*. Ex Typographia
Bev. Camerae Apostolicae. Cum Summi Pontificis privilegio. XXXVIII und
Reusch, Iudex II 56
878 Ausgaben des Rom. Index von 1768 bis 1881.
1770, — sind dagegen auswärtige, und zwar, wie die Verschieden-
heit der Typen zeigt, aus verschiedenen Druckereien hervorge-
gangene Nachdrucke. Denn Hyacinthus Maria Bonfitius sagt
in der Vorrede zu der von ihm besorgten Ausgabe von 1786^),
jene drei Appendices seien zu der jetzt fast vergriffenen Aus-
gabe von 1758 erschienen, und erwähnt keine zwischen 1758
und 1786 erschienene Römische Ausgabe. Ein Nachdruck mit
richtiger Angabe des Druckortes erschien 1788 zu Parma ^).
Zu der Ausgabe von 1786 erschienen fünf Appendices").
Sie wurde 1787 und 1806 nachgedruckt^).
Die erste im 19. Jahrhundert, 1819, erschienene amtliehe
Ausgabe hat ein Vorwort von Alex. Angelicus Bardani*). Die
320 S. 8. P. 297: Indiciß Hbr. prob. Appendix . . . (bis 27. Febr. 1764,
wie in der Ausgabe von 1764) j p. 807: Indicia nov. libr. proh. Appendix
altera . . . (bis 26. März 1770, wie oben Note 1).
1) Index Librorum probibitoram Sanctissimi Domini nostri Pii Sexti
Pontiücis Maximi jussu editus. Romae 1786. ExTypographiaRev. Camcrae
Apostolicae. Cum Summi Pontificis privilegio. XLIV und 323 S. 8.* (S. 320
leer, S. 321 — 323 alphabetische Apendix, die während des Druckes ver-
verbotenen Bücher enthaltend). Die Angabe A. J. P. 2, 2660: Pias VI.
habe 1786 Bonfili beauftragt, eine neue Ausgabe zu machen, diese sei aber
der ungünstigen Zeitverhältnisse wegen erst 1806 erschienen (s. Note 4),
ist unrichtig.
2) Index . . . editus (wie S. 677, N. 2). Adjectis in fine hujus editionis
Appendicibus librorum novissime prohibitorum. Parmae 1783. Apud PhiL
Carmignani typographum ex privilegio S. R. C. (Göttingen). P. 294—300
steht: Indicis novissimi 1. p. appendix ... 17. Jan. a. 1763; p. 302 — 815:
Indiois nov. 1. p. app. altera . . . 26. Martii a. 1771. Dann folgt mit neuer
Paginirung Ad Ind. nov. 1. p. App. tertia ... 14. Maji a. 1779, 12 S.
Büigebunden: Libri novissime prohibiti, 3 nicht paginirte Seiten.
3} Das sagt Bardani in der Ausgabe von 1619. Eine Appendix von
1790, 6 Bl. 8., und eine von 1796, 5 Bl. 8., finden sich in Exemplaren der
Ausgabe von 1786, — eine App. vom 16. Juli 1808 bis 30. Sept. 1817 (Komae
1818) bei Petzh.
4) Index . . . editus. In hac editione adjecti sant suis in locis libri
novissime prohibiti usque ad a. 1787, Romae 1787* (ohne Angabe der
Druckerei). XL VIII und 287 S. 8. Die in der Appendix der Aasgabe von
1786 stehenden Bücher sind in das Alphabet eingereiht.
Index . . . editus; et sub Pio Septimo ad annum usque MDCCCVI
continuatufl. Romae 1806*. Ex Typ. u. s. w. XLIV und 340 S. 8. P. 387:
Appendix, in qua recensentur Libri proscripti ab Anno 1800 usque ad
diem 9 Deoembris Anni 1806 (die in den früheren Appendices stehenden
sind also in das Alphabet eingereiht); p. 339: In locum suum reponendi.
5) Index librorum prohibitorum Sanctissimi Domini nostri Pii Sep-
timi Pontificis Maximi jussu editus. Romae 1819. Ex Typographia Bev.
Camerae Apostolicae. Cum Summi Pontificis privilegio. 1 B}, XUV und
844 S. 8. P. 343: Appendix in qiia recensentur libri proscripti post in-
choatam novissimam hanc editionem — Ein Nachdruck hat deuselbeo
^[ftbeii des ttöm. Index von 1768 bia läSl. 879
in Ausgaben ersehieneD mit einam Vorwort von
linuB Degola unter Gregor XVI. 1835i) und 1841=).
iQu drei Ausgaben gibt es Nachdrucke, die aber
uigabe dea richtigen Drackortes erschienen sind,
BrOssel") und mit päpstlicher Erlanbniss zu
iBza''), Monreale in SiciHen*) und Neapel'). In
librorum prohibitorum SaDctissiini Doinini noetri Gre-
ificiB Haximi jussa editus. Romae 1S3S. Ex Typ. u. a. w.,
.. T^L die I S. 220 ftngeführte Schrift von J. Mendham.
. . wie Note 1, nar Romae 1811.* 2 DI. 422 S. 8.
;ue dea ouvrage« mia i, l'Index. fariB, Imprimerie eccl£sia-
Riuand 1825.* 1 Bl. LXI u. 301 S. 8- Abdruck der Römiicben
L9 mit Einfügung der später verb. Bücher in das Alphabet,
iiberaeheu eind. Voraasge schickt sind ein Avis da l'editeur
reve Benedicts XIV. und die Vorreden von Bicchini und Bon-
er franeÖBiBcher Uoborsctinnfj. In einer buch-
der letzten Seite heiist ei: dieser Index werde
ben Verlag erecbieneDen Sammlung Le Propa-
les diriger dans le choii de leura bibliotböques.
id dieser Sammlung. — Eine blosse Titelaus-
vrageB mis ä l'Iudei, contcnant le nom de tous
i Coar de Rome depuia l'invention de l'impri-
lea datea des d^crele de leor oondamnation.
] {Mendbani p. 266. 861), wahrecheinlich anch
ein Abdruck der Aoegabe von I62S ; Catalogne
ndamnation, 3. Edition, Bruxelles 1828 (Hey-
leohter) Abdruck der Mechelner Ausgabe von
1 Dictionnaire des her^sies . , . publie par M.
[f, 905— 1254 (ä. 831).
pnrohibitorum juxta exemplar Romanum juasu
iditnm anno 1835. Acoesserunt suis locis nomina
a ad hano diem damnati fuere. Muohliniae, P. J. Hauioq,
>. Mecbl. 1888. 2 Bl. L und 30ä 3. 8. Ih einigen Exem-
0 oder 1830 statt 1836 (Uendbam p. 61. Heymana p. 174).
. Mechliniae 1843.
. Mecfaliniae, H. Dessaio, aucceuur P. 3. Hanicq, Summi
ingregationis de Propaganda fide et Arehiep. Mechl.Typo-
j and 370 S. 8.
. anno 1841. Accesserunt . . . Mechliniae, H. Desiain . . .
und 287 S. 8. Dazu Supplenientum ad Indicem 1. p. 23.
0, Sept. 1864 (11 S.) und 13. Oct. 1864 — 11. Juni 1866
babetisch).
. . . Romae 1841 (wie Note 2). Cum Summi Pontificis
oue Modoetiae 1850 recnsoa ex typogr. Institati Paulino.
io Aug. Comaggia Bamabita direoti. 357 S. 8.
librorum prohibitorum SS. Domiui nostri CIregorii XYI
ai JDSsu edituB Romae 1841. Monteregali 1852* Excudebat
ipresaor Episoopalia cum speciali approbatione Summi Pon-
74 S. 8. — S. 449 beginnt Appendix librorum proh. adie
MO ad ß septerobris 1852. Am Schlüsse S. 470 steht: Ap-
m
Aüsgaisen des Rom. tndex von 1758 bis 1881.
Rom wnr^e zn der Ausgabe von 1841 eine bis znm 22. Aug.
1851 gehende Appendix gedruckt^).
Unter Pins IX. erschienen zwei Ausgaben, 1855*) und
18778), gehon 1881 die erste unter Leo XIII. veröffentlichte*),
alle drei mit einem Vorwort von Hieronymus Pins Saocheri.
Die letzten Ausgaben sind in grösserm Octavformat gedruckt
als die früheren und sehr elegant ausgestattet. Die Zahl der
Druck- und Redactionsfehler ist aber seit Benedict XIV. vor
und nach wieder sehr angeschwollen.
1. Das Hauptverdienst an den Verbesserungen des 1758 er-
schienenen Index kommt nächst dem Papste ohne Zweifel dem P.
Thomas Augustinus Riochini zu, der 1749, als J. A. Orsi zum Mag.
S. Pal. befördert wurde, Secretär der Index-Congregation wurde.
1756 wünschte Benedict XIV., er möge zum General der Domini-
caner gewählt werden; er wurde aber nicht gewählt, weil er als
jesuitenfreundlich verdächtigt wurde '^). Als Orsi 1759 Cardinal
wurde, wurde ßicchini Mag. S. Pal. — Nach Zaccaria p. 188 haben
an der Berichtigung der Fehler in dem Index die Gardinäle Fran-
cesco Landi, Fortunato Tamburini und Antonio Andrea Gralli ge-
arbeitet. Aber Landi und Galli nennt Zaccaria wohl nur, weil sie
nach Querini Präfecten der Index-Congr. waren. Von Tamburini
sagt er, er sei einige Monate lang bei dieser Arbeit durch den
Abate Pierluigi Galletti unterstützt worden. Ricchini wurde bei
der Eedactionsarbeit nach Zaccaria von drei Consultoren, dem Abate
Michelangelo Monsacrati , dem Olivetaner - Abt Franc. Caroclli
pendix altera, in qua opera omnia recensebuntur quae in Indioem 1. p-
S. Sedes Apost. per annum referenda mandabit, ex hac eadem typogra-
phica officina singulis annis prodibit. Meinem Exemplare sind beige-
bunden: Appendix I. p. a die 6 sept. 1852 ad mensem junium 1868, 14 S.,
und App. 1. p. a die 6 sept. 1852 ad diem 28 jun. 1868. (Adduntar non-
nuUi, bac stellula* notati, in Monregalensi editione omissi, eo quod deei-
derabantur in exemplari, ex quo haec fuit deprompta), 22 S.
7) Index 1. p. Gregorii XVI. P. M. jussu editus. Editio norissima.
Neapoli 1858. 8. (bis 1853).
1) Correspondance de Rome, Tome 8 ^(Liege 1856), p. 61.
2) Index librorum probibitomm Sanctissimi Domini nostri Pii IX.
Pont. Max. jussu editus. Diese Ausgabe wird bei Fessler S. 170 erwähnt.
8) Index . . . editus. Editio novissima in qua libri omnes ab Apo-
stolica Sede usque ad annum 1876 proscripti suis locis recensentar.
Romae, ex typographia polyglotta S. C. de Propaganda Fide 1877*. LI
und 852 S. 8. Meinem Exemplar ist beigebunden: Appendix 1. p. a die
17. Dec. 1877 usque ad diem 8. Febr. 1879, 2 Bl.» alphabetisch.
4) Index librorum prohibitorum Sanctissimi Domini nostri Leonis XIII.
Pont. Max. jussu editus. Editio . . . ad annum 1880 proscripti .... 1881*.
LI und 860 S. 8. Dazu eine Appendix . . . usque ad mensem Maii 1884
inclusive, 5 S.
5) Reumont, Ganganelli S. 214. Le Bret, Mag. 8, 411.
Aoigabe von 1758. 861
«nitSD Pietro Lazeri, aateretUtzt. Die Correctnr be-
loderer CoDsoltor, der Lateranensiscbe Chorherr Gio-
^arelli.
:htigeren Aenderangen worden auf Anregung und mit
: des Papstes in Sitzungen der fndex-Congr. (namentlich
>7) beechlosten. So die Weglassong dee allgemeinen
Copemicaniscben Schriften (S. 395), das Verbot sämmt-
I vieler Schriftsteller (S. 88) und aSmmtlicher Theile
e, von denen bis dabin nur einzelne verboten waren '),
ieniDgen bei Fapebrocbius (S. 274) und Natalis Ale-
83), wahrscheinlich auch die Weglaeaung des Verbotes
)artioulareB (S. 79), der Schriften über den Streit Pauls
idig (S. 330), des französischen Messbuches (8. 540)
riften des Card. NoaiUea (3. 726).
)gla«siiBg anderer Sohriftea kann auf einem Versehen
ICanobe siod nicht, wi« man gemeint, weggelassen, aon-
ndere Schlagwörter gestellt, namentlich vielfach anter
ler VerfiiBser^), wie denn solche Umstellungen auch in
ces vorkommen. Einige Schriften, die in den früheren
h Versehen weggelassen waren, wurden eingereiht*),
der Nota (S. 38) steheuden und manche von der Ahlass-
verbotene (S. 15). Bei einigen Bttchem wurde d. c,
bsichtlioh, bald durch ein Verseheu, weggelassen, bei
efiigt''). — Die bei Alex, oft sehr unvollständig und
;egebenen Bfichertitel sind vielfach vervollständigt and
die in den späteren Indices und Appendices oder in
otheca, Bibliotheqne (S. 166), Dupin, Bibliolh^iie (S. G86),
)ur (S. 421), NnuTellei ecol. (S. 760), Thiers, Snpentitione
imonies (S. 866). Auch von Thuanus (S. 193) wurden 10.
B Theile verb. und von Thomas Ittig (1643—1710), von
De baeresiarohis aevi aposlolici et apostolico proxinii dissert.,
torioe ecci. primi saecult selecta capita, 1709, verb. waren,
sl. ae«undi Haeo. sei. cap-, 1711.
c^ia delle chiese rif. (S. 13S), Confessione di fede (S. 70),
bro (S. 16), Moriana (S. 843), Orbini (S. 79), Ottieri (S. 787),
i).
bron (8. 464), Alberti (S. 636), Andrewes (S. 330), Labbe
ez (S. 264), Sooofa (S. 306), Swaen (S. 717), Athanasins, Mo-
Weislinger.
le, du Chesne, Criai», Dunoyer, Fleury (Cat^chisroe), Gery,
le, Laoalellu«, Morhof, OnderwijB, Oibom, Relation (S. 743),
>za (S. 609), Storia dclla chieis. Ein Decret hat auch Ben.
82).
^lassen bei Saliceti und Vanini, beigefügt bei Annatus, Ars-
'abridna (Bibliotbeca), Jnenin, Visoardog.
tissement (S. 623). Tesoro (S. 197). Verde (S. 601). Eine
bei Cb^las (ä. 677), Acnderungen bei Marca (S. 368) und
797). Einige Bücher bat Ben. ebensowenig identifioiren
:h: Amor «acer, verb. 1624; Guil. Doresses, Liber contra
ositiones Joannis Dominici (seit Ben. Franoisoi) Angli, gal-
882
Ausgabon des Rom. Index von 1758 bis 1881.
den Decreten vollständig angegebenen Titel dagegen vielfach abge-
kürzt. Diese Aendemngen sind in der Kegel zweckmässig oder
doch irrelevant, mitunter aber unzweokmässig, in einigen Fällen
unriobtig oder insofern willktirlicb, als von Büchern, von denen in
den Decreten nnr bestimmte Ausgaben oder einzelne Theile verboten
waren, nun bei Ben. alle Ausgaben oder Theile^) als verboten er-
scheinen. Eine andere nicht lobenswerthe Abkürzung ist, dass in
der Regel nicht angegeben wird, ob ein Buch von der Index-Congr.
oder von der Inq. Fer. V. oder lY. oder von dem Magister S. P.
verboten worden. So behalten neben Ben. die älteren Indices, die
dieses angeben, noch immer ihren Werth. Bei einigen Verboten hat
Riech ini das Datum des Verbotes nicht constatiren können ; er citirt
dann Ind. Innoc XL, z. B. bei Barro (I S. 395), oder App. Ind.
Clem. XL, z. B. bei Idea (S. 420). — Auch sonst kommen noch
allerlei Fehler vor*); sie sind aber wenig zahlreich und unbedeu-
tend in Vergleich zu den Fehlem älterer und neuerer Indices.
2. Was bei Ben. vor dem eigentlichen Index steht, ist in
allen späteren Ausgaben unverändert abgedruckt. In der Ausgabe
von 1835 wurden zwei Stücke beigefügt: 1. Mandatum LeonisXIT.
additum decreto S. Congreg. die 26. Martii 1825: Seine Heiligkeit
hat befohlen, alle Patriarchen, Erzbischöfe, Bischöfe und anderen
kirchlichen Vorgesetzten an di^vor dem Index stehenden Trienter
Regeln und die Zusätze dazu von Clemens VIIL, Alexander VII.
und Benedict XTV. zu erinnern, damit sie, weil es ganz unmöglich
ist, alle ^inaufhörlich erscheinenden schädlichen Bücher in den Index
zu setzen, dieselben kraft eigener Autorität den Händen der Gläu-
bigen zu entreissen sich bemühen und diese darüber belehren, welche
Nahrung (quod pabuli genus) sie als heilsam, welche als schädlich
und todbringend anzusehen haben, damit sie bei der Wahl der Nah-
lice editus, verb. 1623; Acta conferentiae coeptae Senae et oontiuuatie
üzetiae et Gratianopoli m. Sept. 1607» publicata per Barth. Recend,
pastorem ecclesiae de Merindol, contra jactantias Fr. Hilarii Capncini,
verb. 1609 (im Decrete steht dabei: gallice)^; Steph. Verrus, Oratio
panegyrica habita in assumptione D. D. Joseph Michaelis, cujus initium:
Immcnsus curatur oceanus, verb. 1G80.
1) unrichtig ist die AendtTung bei Melville (S. 196), Swedenborg
(S. 118) und Theologie morale (S. 491). Von Castoriensis war nur die
erste Angabe verboten (S. 536; vgl. Sectanus S. 797 und Croiset § 94),
von Arthus nur einige Bände, von der Morale pratique nur die zwei ersten
(S. 491). Der bei der letztern Aenderung gegen den Jesuiten Lazeri ge-
äusserte Verdacht könnte auf die Weglassung Mariana's (S. 343) and auf
Calendarium Tirnaviense ad a. 1721 . . . opera cujusdam Astrophiii
ausgedehnt werden; in den älteren Indices steht Astrophili e Soc. Jesu in
Archiepisc. üniversitate Timav.
2) Bona (S. 520), Confessio und Professio (S. 529), Dudone (S. 6,J3),
Pithou (S. 361), Raynaud (S. 441), üsserius (S. 119)^ Vargas (S. 439). -
Irrthümlich sind die Fehler bei Casaubonus 8. 120, Christelycke S. 529,
Maimbourg S. 585 als schon bei Ben. vorkommend angegeboi; sie finden
sich erst in den neueren Indices.
iwre AuBgaWa. Äuctur laudabiliUir se aubji^t, 883
rcb deD Sehein angelockt nnd daroh den Reiz irrege-
). — 2. UonitDm der h. Congregatiou vom 4. Mars
■ Congregation erinnert alle Patriarcben, Erzbiscköfe,
inarien und Local-iiiqntsitoren an die Beatimmnng der
Bgel: Die Bücher der Ketzer, irelche ex profeHso über
^ln, werden durcbaiiB verboten, und an die Bestimmung
>tion Clemens' YIII. I, 6: Von alten Bücher o, die von
iken Stahle verboten sind, sind anch alle Uebereetzun-
— In dem Index von 1841 kam das Monitam über
letrangen (S. 852) hinzu, in dem vtm 1877 eine Ad-
a aber die Modificationen der Strafoe Stimmungen durch
1 J. 1869 (I,ä. 74) und eine Deolaratio bezüglich der
die Immaculata Conoeptio (S. 282). Das Uonitum in
Gregors XVI. vom 8. Mai 1844, dass man auch die
X stehenden allgemeinen Regeln und päpstlichen De-
iteo und darum sich nicht nor vor den in dem Index
, sondern anoh vor den unter Jene allgemeinen Vor-
aden Büohem zu htlten habe, ist nicht in den Index
reta generalin sind seit Ben. nicht vermehrt worden,
seitdem mehrere allgemeine Verbote erlassen worden,
ta generalia ganz analog sind; sie stehen aber entweder
ichen Index, — eines nnter Libri (omnes incredolorum),
Uen, wo man sie nicht sucht, das Verbot der spiri-
her noter Matter, — oder sie werden im Index gar
lioh erwähnt, wie das allgemeine Verbot der Schriften
erroyers (S. 812), der Synode von Piatoja und der
tbera und der Schriften der Garbonari (S. 801).
cbtliche Weglaasnng des Namens des Verfassers eines
lobes (S. 40) kommt in den neaeren Indioes nur bei
jur vor.
rmel, welche erst nach Ben. im Index vorkommt, ist:
iliter se snbjecit et opus sunm reprobavit. Wenn ein
Inquisition oder der Index-Congregation wegen haere-
verdamrat wird, ho begründet ja das Tortragen dieser
n Grnndsätzen der Inq, gegen den Verfasser den Ver-
iresie, und die Zurücknahme der Sätze oder die Ver-
'erbotenen Buches sichert den Verfasser gegen ein Eiu-
Inq. gegen ihn als einen der Haereaie Verdächtigen^).
aorat rom ^. März 1825 ist das zweite, welches uatur
»rt wurde; dem Vermerk über die BeBtäLtguug dcBselbeu
ebenda Mandat mit Insuper Sauutitas Sua niaudavit ange-
Bs Monitum vom 1, März 16^8 atobt in einem Decrete von
]:nt«r dem Verzeichuie« der verbotenen BÜcber, vor dem
die räpstlicbe Bestätigung.
Da Deorote der Index-Congrc^ation vom 16. März 1614,
her von R. Widdrington im Auftrage des Papates ver-
findet sich der Satz: Ac nisi illorum auctor quamprimum
884
Ausgaben des Böm. Index vou 1768 bis 1881.
Es ist aber Sitte geworden, dass auch die Verfasser solcher fifioher,
welche nicht ausdrücklich aus dem genannten Grrunde verboten wür-
den, wenn man rücksichtsvoll gegen sie verfahren will, vor der Ver-
öffentlichung des Verbotes davon in Kenntniss gesetzt werden and
dass dann das Verbot erst nach dem Eintreffen ihrer Erklärang mit
Beifügung jener Formel publicirt wird^). In neuerer Zeit erwartet
mau aber in ßom, dass auch solche Katholiken, die erst durch die
Publication aus den Zeitungen oder sonstwie das Verbot ihres Buches
erfahren, die Erklärung einsenden, dass sie sieh unterwerfen, und es
wird dann in einem spätem Decrete der Index-Ck>ngr. die Unter-
werfung erwähnt^) und auch in den Index- Ausgaben Anctor laud.
etc. beigefügt, — freilich ohne Datum, so dass aus dem Index nieht
zu ersehen ist, ob die UnterwerfuQg vor oder gleich nach oder mehr
oder weniger lange nach der Publication des Verbotes erfolgt ist
Die regelmässige Formel ist die oben angegebene : Auetor laudabiliter
se subjecit et opus (opusculum) reprobavit^). Steht eine andere
Formel, so hat das, wenigstens in neuester Zeit, einen besondem
Grrund. Namentlich bedeutet das einfache Auetor (laudabiliter) se
subjecit immer, dass der Verfasser eine Erklärung abgegeben, in
welcher er zwar dem Verbote sich unterwirft«, das Buch aber nicht
auch selbst für verwerflich erklärt.
Im 18. Jahrb. wird die Unt-erwerfung (unter ein Deoret der
Inq.) nur bei Oberhauser 1764 und Barzi 1766 erwähnt. Die Un-
terwerfung unter Index-Deorete wird z. B. bei Febronius, Nanna-
roni und delMare nicht erwähnt (ein Beispiel von der Verweigerung
der Unterwerfung haben wir bei Stattler). Im 19. Jahrh. wird die
Unterwerfung zuerst bei Ganzetti 1804 erwähnt, dann bei Borsini
1821, Dissertazione und Spettatore 1824 (hier kommt zuerst die
vollständige Formel vor). In einem Decrete von 1838 steht zum
ersten Male am Schlüsse: Auotor opusculi Una lezione . . . prohi-
biti decreto 4. Jul. 1837 opus laudabiliter reprobavit; von 1844 an
i
. i:
8686 purgaverit, ceosuris ac aliis poeni8 ecclcsiasticis intelligat se omnino
coercendum (S. 833). Ein ähnlicher Sat2 kommt in einigen späteren De-
creten der Inquisition vor, S. 377. 412. 465, aber nie in einfachen Index-
Decreten.
1) Rosmini, Güntheri Ginzel.
2) Ventura, Hirscher, Haiz, Leu.
3) Diese Formel ist gemeint, wenn im Folgenden Auetor laud. etc.
gesetzt ist; andere Formeln führe ich, wenn es der Muhe werth ist, voll-
ständig an. Die angegebene kürzere Formel steht z. B. bei Chaillot,
Ginzel, eine andere bei Günther, Lasaulx, Duftski, Monti. — Bei Büchern,
die mit d. c. verb. werden, heisst es: Auetor laud. se subj. et reprobanda
reprobavit (Dissertazione) oder et opus emendavit (K. Martin). — Die
Unterwerfung erfolgt mitunter erst geraume Zeit nach dem Verbote. Eine
Schrift vou Casangian wurde z. B. 1873 verb., aber erst 1881: Anctor
laud. etc.; ein Schulbuch von G. Sandrini wurde 1860 verb., erst 1881
Auetor laud. etc. Von den 1877 verbotenen Schriften von Bombelli wurde
1881 gemeldet: Auetor ante mortem laud. etc. Mitunter ist von der
Unterwerfung im Index keine Notiz genommen, z. B. bei Fuchs, Kopp, Vook.
fr' '
J
Irlassu für den KiroheniUkt. 866
■olcfaen Notiien (seit 1846 mit der
eil vorkommende Formel Opas prae-
B. § 87. lOX, über vereinrelt vor-
ei KodrigneB and Gnldenstabbe.
längig in jeder neuem Römiechea
rorhergebenden. Manches, was bei
^ohlimmbessert ^), und auch bei den
id arge Nachlisaigkeiten gar nicht
[fehlem gani abgesehen, finden sich
tD bei den Namen Bercfatold, Gram-
e, G. Sand, Stendhal, Stookler,
ohne Allen Grand nicht nnter den
. Ifontag, Zintel), einige unter zwei
I unter Liber, Libellae, Opue ; einige
B ausgefallen (Amauld S. 659, Bar-
1 des Baches weggelassen (Caronns
653) oder an eine verkehrte Stelle
ige Bfichertitel werden nur in Istei-
ig gegeben (Schneider, Ruckgaber,
Sermann); Hesengay's Buch (S. 765)
ge verbotene Bücher sind ganz aus-
ux, 1877 auch einen von V. Hngo^).
Utrechter Synode (8.720) nnd der
ibronins ateben in keinem Index.
IX. vom 3. Juni 1848 wurde für
1 Prävcntivoensnr anf Bücher nnd
toralis aat religiosi argnraenti) be-
e 1851, 1, 1). Die frUher in Rom
das Imprimatur des Hsg. S. Pal.
lal-VicarB, I, 8. 339) haben mnsste,
irt za sein. Eiu 1882 zu Rom ge-
ngnineti hat nur: Imprimatnr. Fr.
8. P, A. Magister. — Ein paar
im Kirchenstaate in der Zeit der
t wurden, sind durch A. Gcnnarelli')
Decker (S. 707). Statt Zornius steht
ilsches Datum steht bei CartetiuB S. 599,
[S. 428. 607. 754. 860).
lat mehr Druckfehler aU die von 1677.
schlimmere Dinge vor. In dem Mechel-
!r dcB Werkes (von dem) die Bisthums-
Cbristkatholiichcn glaubeoB . . . von
, die unter Bonafode und Fava stthen,
^meldet, dass die Verfasser eich untcr-
hcn Buches von Cappellctti wird fran-
.risiae statt Mekhistsriste gedruckt,
sedellaoorte Romana, Fir. 1652, p.94,
ato Romano, Prato 1860, 1, 302. 807.
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88e
Ausgaben des Köm. Index von 1768 bis 1881.
bekannt geworden. Das eine ist ein Schreiben des ausserordentlichen
päpstlichen Commissars Bedini an den Delegaten von Forli vom 8. Oct
1850 : die h. Gongregation des h. Ofßcinms habe angeordnet, dass
gegen die Personen aus 8. Arcangelo, welche des Lehrens (insegna-
mento) des Protestantismus beschuldigt seien, eine regolare inqui-
sizione eingeleitet werde, mit welcher der Pater Inquisitor von
Pesaro beauftragt sei. Das andere ist ein Erlass des Greneral-In-
qnisitors von Pesaro, Rimini, Fano u. s^. w., Fra Filippo Bertolotti
0. P., d. d. Pesaro 15. Sept. 1851, worin es heisst: Da uns kund
geworden, dass viele aus Bosheit, andere aus Ungehorsam und andere
aus Unwissenheit der strengen Verpflichtung, dem h. Officium die
dasselbe angehenden Vergehen zu denunciren, nicht nachkommen, . . .
so befehlen wir kraft des h. Gehorsams und bei Strafe der Exoom*
municatio latae sent. . . ., dass jedermann innerhalb eines Monates
uns oder unseren Vicaren oder den Ortsbischöfen alle diejenigen
zur förmlichen Anzeige bringe (rivelare e giuridicamente notiflcare),
von denen er weiss, dass sie Satiren gemacht oder Schriften ver-
breitet gegen den Papst, das h. CoUegium, die kirchlichen Oberen
oder die regulären Orden, oder dass sie Schriften verfasst oder in
irgend einer Weise verbreitet, in denen heilige Worte missbraucbt
werden, oder dass sie ohne vorsehriftsmässige Erlaubniss Schriften
(scritti o stampe) behalten, welche Ketzereien enthalten, oder Bücher
von Ketzern, welche ex professo gegen die Religion bandeln, oder
dass sie solche lesen, drucken, drucken lassen, importiren oder unter
irgend welchem Verwände verbreiten. — Dieses £diot soll in allen
Sacristeien angeheftet werden; ausserdem wird allen Buchdruckern,
Buchhändlern, Zoll- und Steuereinnehmern, Thorwärtem, Wirthen
und Ladenbesitzem zur Pflicht gemacht, in ihren Localen ein Exem-
plar des Edictes so anzuheften, dass es von jedermann gesehen und
gelesen werden kann.
In einer Instruction des Cardinal -Vicars von Rom vom 112.
Juli 1878 (Civ. 10, 7, 475), welche hauptsächlich von dem Besuche
des Gottesdienstes, der Vorträge und Schulen der Ketzer handelt,
„die ihr Haupt erheben unter den Augen des unfehlbaren Lehrers
des G-läubens'^, wird am Schlüsse erklärt: auch die Setzer, welche,
um nicht von ihren Principalen entlassen zu werden, Bücher der
Ketzer setzen, versündigen sich schwer und verfallen, wenn es sich
um Bücher handelt, in welcher die Ketzerei gelehrt und vertheidigt
wird, der dem Papste speciell reservirten grossem Excommunication.
In dem zweiten Buche (und bei Cantü 2, 353) ist der Erlass des Inquisi-
tors vom 15. Sept. 1841 datirt. Ein ganz ähulicher Erlass de« Inquisi-
tors Ancarani von Forli vom 14. Mai 1829 steht in (schlechter) üeber-
setzung bei J. G. Koeberle, Rom unter den drei letzten Päpsten, 1846,
2, 52.
i
I dem epaniicben Index voa 1790.
1 dem spaDischen Index von 1790.
1 1790 (S. 54) stehen zwei SnppIemeDto,
i Druckes von der Inquisition verbotenen
} Bind fast anascbliesslich Schriften, die
terolntion zusammenhangen. Im J. 1805
Supplement, die 1789—1805 verboteneD
>arnnter sind auch wieder viele revolntio-
anch manche anf die Synode von Fistoja
letzten Jahrzehnten auch in Rom ver-
iriften. In der Vorrede wird ein Edict
Don Felipe Bertran, Bischof von Sala-
(2 wieder abgedruckt, welches ausfllhr-
tigungen zum Lesen verbotener Bücher
iren 1806 — 19 pubiicirte die Inquisitioo
denen viele Schrifteo verboten wurden;
liebe Zusammenstellung derselben mehr
u Madrid gedruckter Index, in welchem
m 1790 und das Supplement von 1805
x nach der Mechelner Ausgabe von 1843
aigt sind-), ist eine Privatarbeit. 1848
lendix, die von der spanischen Inquisition
1 1842— 46 verbotenen BBcber enthaltend»),
idioc libcpurgKtorio da AQo de 1790, quo coo-
y m&adadoa uxpurgar en todos los Ruynos j
ic EapaBa el St. D. Carloa IV,, deado el Edicto
10 de 1789, hasta el 25 de Agosto de 1805.
il. 1805.* 7 S. tTitel und Vorrede) nnd 66 S. 4.
1 lo» libro« prohibidos, compneslo del Indice
lido^ y nundado* exporKar hutft fin de Dioiein-
[nquieidor General y SefloreB de! Snpremo Con-
Dquisicioii, de Idb Saplemeutoa dol miuno, quo
) de 1806, y ndemas de ud Index librorum pro-
Romanum juMU SS. D. N. editum auiia 1835,
en aus reafiectivoa lugares loB prohibidoB hasta
Ldia neceaaria. Madrid 1844." Imprenta de D.
und 36S S. 4. (Berlin).
e general de los libros prohibidos, que com-
Inquiaicioii ptnteriores al de 36 de Agosto de
: 1819 (ältimo que ae publicö) y Iob deoretoe
888
Supplemente zu dem spanischen Index von 1790.
und 1868 eine zweite Appendix, in welcher die in Rom 1846—62.
verbotenen Bücher stehen^).
Der Index von 1844 ist von den Herausgebern der Biblioteca
religiosa und der Censura „mit der erforderlichen (bischöflichen
Druck-) Erlaubniss" verÖfFentlicht worden. S. I — XXX und 1—6
stehen die einleitenden Stücke des span. und des Rom. Index. In
dem Index selbst (und in der Appendix von 1848) sind die im Rom.
Index stehenden Bücher mit einem Kreuzchen bezeichnet. Beide
Indices sind mit allen Fehlern abgedruckt. In der Appendix steht
hinter jedem von der spanischen Inquisition verbotenen Buche dan
Datum des Decretes, mitunter mit einer Motivirnng wie: (verboten,)
weil es irrige, scandalöse, ketzerische . . . Sätze enthält, oder: als
obscön und irreligiös. Bloss darum, weil in dieser Appendix die
von der spanischen Inquisition 1806 — 19 verbotenen Bücher zusam-
mengestellt sind, hat sie eine Bedeutung.
Das Edict vom J. 1782, von welchem in dem Index von 1700
nur ein Auszug steht (unter dem Worte Licencias p. 160) bestimmt
folgendes: Alle Licenzen zum Lesen verbotener Bücher müssen all-
jährlich den Beichtvätern mitgetheilt werden; diese sind von der
Inquisition ermächtigt, sie zurückzunehmen, wenn sie dem Beicht-
kinde zum Schaden gereichen. Sie sollen auch die Beichtenden,
namentlich in der Fastenzeit, wenn sie das Kirchengebot (der jähr-
lichen Beichte) erfüllen, fragen, ob sie verbotene Bücher haben, und
diejenigen, welche solche haben und dadurch in Censuren gefallen
zu sein scheinen^ ermahnen, sich von diesen zu befreien, indem sie
ihnen bemerken, dass die Absolution von den Censuren, wenn sie
nicht die ihnen obliegende Verpflichtung erfüllen [d. h. wohl, wenn
sie nicht, von dem Beichtvater auf die Censuren aufmerksam ge-
macht, die Bücher vernichten oder abliefern], gemäss den Breven
Pauls V. von 1612 und Urbans VIII. von 1627 den General-Inqui-
sitoren reservirt ist. Die von Römischen Congregationen ertheilten
Licenzen gelten in Spanien nicht, die von dem Papste selbst ertheil-
ten sind dem General-Inquisitor oder dem Inquisitionsrathe vorzu-
legen, um zu. prüfen, ob nicht der Gebrauch derselben für den Be-
treffenden unangemessen sei, und um sie einregistriren zu lassen.
Die Inquisitoren sollen mit aller Strenge verfahren und durch Leibes-
und Geldstrafen (castigo personal y pecunlario) die fast erloschene
Furcht vor den kirchlichen Censuren verstärken. Mit der Erlaub-
niss, verbotene Bücher zu lesen und zu behalten, ist, wenn dieses
nicht ausdrücklich gesagt wird, nicht auch die Erlaubniss ertheilt,
solche Bücher zu importiren, zu kaufen, zu verkaufen, zu verschenken
oder umzutauschen. Wer dagegen handelt^ verliert ipso facto die
de S. Santidad y de la Sagrada Congregacion del Indice hasta 8 de Marzo
de 1846. Con la licencia neceaaria. Madrid 1848.'^ 31 S. 4. (Berlin).
1) Apendioe ... los decretos de Su Santidad y de la Sagrada Con-
ffregacion del Indice desde 17 de Agosto de 1846 ha«ta 15 de DiciemlH«
de 1862, Barcelona 1863. 12 S. 4. (Petzholdt, Anzeiger 18()d, 307).
n 1783. Indaz von 1790: 680
wenn sie mneli die BrUnbniM Bom LeMO
bei Strafe der Excommaniottion, über die
unBdrQckliobe ErlftubniBs] nicht verfflgen
jn, welche für Ahademieen, Geaelliohaften
Ti>erHchaften ertbeilt sind, sind nicht eo
den eineeinen Mitgliedern die ErlanbnisB
Heber zn lesen; sie gelten nur für solche
' Körperschaft mit einer Arbeit, bei der
inchen sind, speciell beanftragt sind, nnd
Inftrags.
Cwla III. (1769—88) mit der Inquisition
md die Biblioth^Tie Janaäni«t« nnd yon
ex von 1747 war scbon die Bede. Im
763 gnspendirte Pragmatik vom 16. Jan.
wieder in Kraft nnd verordnete: 1. die
1 eines ani^eoebenen nnd gelehrten Satho-
r denselben oder, wenn er gestorben oder
ertheidiger gehdrt zn haben; 2. sie solle,
r venige Sätze beanstandet würden, das
Iten, sondern die Satze gleich angeben,
Q ; 8. sie solle anoh die Bflcber verbieten,
ral oormmpiren ; 4. jedea Verbot sei vor
1 Jnetizminister dem Könige vorzulegen;
ich die, welche Bucherverbote enthalten,
lignng des Königs veröffentlicht werden^).
ir beide Pragmatiken onter dem 15. Juni
iachöfe (Bnll. 2, 330). — Clemens XIV.
'. durch ein Edict der Inquisition vom 5.
verbieten, die seit 1760 in Rom verboten
lemens XIV. 1, 318).
Dqniaitor Rnbis de Cevallos die Absicht
1 1790 den von 1747 verbessern ku lassen,
nr in sehr geringem Hasse verwirklicht:
iqaiflitioD, Joaqnin Castetlot, der ftlr ein
die Redaction des neuen Index besorgte,
&.rbeit zeigt, ein nnflbiger, sondern anoh
irr. Von Büchern, die nach der Vertrei-
lanbnisB Carls III. spanisch gedruckt wor-
er Monarchie des Solipses) die &anzBei-
trenge verb. in den Index auf (Villanneva,
B Suplemento von 1790 enthält nnr fran-
ieer Nationalversammlung u. s. w. betref-
rinzelne Nummern von solchen. Alle diese
Spaniens, 1861, 9. 136. N. £. 1768, 167. Die
ur iil nach Pelayo 8, l&ß unter Isabella II.
gebracht worden, um den Syllabns Pins' IX.
Suppleiildiite tu dam spanischen Index von 1790.
Saehen waren durch ein Edict der Inq. vora 13. Deo. 1789 verb.,
ans welchem anoh die allgemeine Verordnung mitgetheilt wird: alle
Blätter und Schriften, welche von den Unruhen in Frankreich han-
deln und den Greist des Aufruhrs einflössen könnten, seien an die
Beamten der Inq. abzuliefern. In einer Apendice j oontinuacion del
Suplemento werden die durch ein Ediot vom 7. Mars 1790 verbote-
nen Schriften verzeichnet, meist revolutionfire oder obscone. Ausser-
dem steht im Anhange des Index von 1790 eine Anzahl von
Expurgationen , als Supplement zu denen des Index von 1747.
Am umfangreichsten sind darunter die zu den Institutions po-
litiques des Baron de Bielfeld, zu der Palestra oritico-medica des
Cisterciensers Eodriguez, 1734, und zu einigen im 18. Jahrh. zu
Antwerpen gedruckten span. Gebetbttchem. In diesen werden u. a.
gestrichen Notizen wie: Johann XXII. habe für ein bestimmtes
Gebet die Nachlassung von 1000 Todsünden yerliehen und dgl
(S. 212).
In dem Suplemento von 1805 beginnt jeder Buchstabe mit einem
neuen Blatte, so dass oft Vs^^Vs Seiten (für das Eintragen spä-
terer Verbote) leer bleiben. Unter den darin (nicht im Rom. Index)
verbotenen Bttchem verdienen erwähnt zu werden: Gh. Bonnet,
Oeuvres, 18 vol.; französische üebersetznngen der Werke von SaL
Gresner, Alex. Pope, Lor. Sterne ; Gr. Forster, Voyage philos. (strenge
Ycrb.); Jerusalemi Discours, trad. de I'allem., 4 toI. (strenge verb.);
Basedovius, Opus elementare . . . interpr. G. E. Mangelsdorfio und
Nouvelle m^thode, trad. par M. Huber; Smith, Becherches sur la
. . richesse des nations ; auch E. fiurke, RMexions sur la r^volntion,
und Die Rechte des Menschen, eine Antwort auf Herrn Burke's An-
griff gegen die franz. Rev., Brl. 1792 (dieses strenge verb.). Aueh
dieses Suplemento bringt noch einige Expurgationen, vorwiegend
komische. In Berti^s Brev. eocl. bist, soll in dem Salze: Conölium
primum oongregatum paulo post adventum Spiritus sanoti das post
in ante corrigirt werden, weil die G-elehrten der Inquisition nicht
die Apg. 15,6, sondern die 1, 13 berichtete Versammlung als erstes
Gonoil zählten. In einem 1765 zu Zaragoza erschienenen Novenario
di S. Lorenzo soll die Notiz gestrichen werden, dass der h. Lan-
rentius am Freitage Seelen aus dem Fegfeuer befreie, wie die h.
Jungfrau am Samstage, und in einem 1762 zu Yalencia ersdneneuen
Leben der h. Catharina die Versicherung: nächst Maria sei sie die
von G^ott am meisten begnadigte Jungfrau und Gott habe sie, als er
ihr den Ring gegeben, zur ersten unter seinen Bräuten und zur all-
gemeinen Patronin der ganzen christlichen Welt erklärt. Im Phädros
sollten jetzt die Fabeln 10 — 14 des 4. Buches gestrichen werden*).
Mendham, Additional Supplement p. 31 beschreibt 9 Blatter,
l) Reformistas antiguos espaQoles V, App. 88 wird ansföhrhch über
eine 1807 erschienene, von der Inq. corrigirte Ausgabe eines Haches des
Jesuiten Pedro Montengon berichtet, welches unter dem Titel Easebio
1786, 4 vol 8., und sonst erschienen war.
u 1806. Ediot« VC» 1806— 1B19. 891
Inqainüon in Peru durch Deorete vom 28.
1790 verbotenen BUch«r verzeichnet und.
AnsnahmcD dieeelben za tein, die in Spanien
ppendix von 1848 beintztan Edicten sind
12. Jan. 1906 bw 12. Jan. 1807, die sich
Ton 1805 anmittelbar anBohliemeo, -> sie
che revolationlire Schriften; — dann folgen
15, 1. Uärz 1817 nnd 29. Mai 1619. Das
: das vom J. 1815, welches im Diario de
Juli verbffeDtlioht 'wuTde^)nnd von welchem
klioh hervorgehoben wird, alle darin ver-
von dem General 'Inqnisilor mit Vorwissen
inigs verbaten worden. Darunter siBd viele
kirchliche nnd politisohe Fragen, ancb Reden
imissionaberichte der Cortes von 1813, und
UB Sehriften über die Inquisition. Sonst
istoria antiqna und Hist. nniversalis von
734. 35., Snlpicius Sevems ed. G-. Eomius,
. eine französieche Uebersetznng von Hogh
zu Madrid 1803 erschienene Uebersetsnng
1«, weil sie dieselben Irrtbümer enthält, wie
giqol, — Lord ChMterfields Advise to bis
tze eatbaltend. die der Lehre des Evange-
<etters of Lady M. W. Montagne, 1800, weil
und Gebrftnche verspottet and an mehreren
die Seele Mahoma'e vertheidigt werden, —
itteratnre, Par. a. IX., weil im Geiste des
abrieben und ketzerische, gottlose und anti-
»Itend. — In den £dicten von 1817 und
i handsohriftliohe Sachen, Komödien, Spott-
d dgl. verb., in dem von 180fi eine ganze
assbtiobern, Gebeten u. dgl. — Auch diese
Expurgationen vorwiegend komischer Art.
1806, in dem Abr£g£ du voyage de Mungo
jennesse, Far. 1800, eine Stelle za streichen,
I les p^res du oonoUe dansereat avec antant
i, mit der Motivimng, das sei eine satiriaohe
ter des h. Goncils von Trient anschwärzende
59—88) und Carl IV. (1788— 1808) wurde
eform der Inquisition verhandelt. Als Fer-
ien die Inq. aufhob, fragte man Carl III.,
^ispiele seines Sohnes folge; er antwortete:
892
Staatliche Indioes und Bücherverbote.
Weil die Spanier die Inq. lieben und sie mioli nieht genirt (Yillan.
1, 29). Sie bestand, in ihrer Organisation nicht wesentlich ver*
ändert, aber in ihrer Wirksamkeit nur noch ein Schatten dessen, was
sie früher gewesen, bis ins 19. Jahrh. fort ^). Am 5. Febr. 1813 wurde
sie nach lebhaften Debatten in den Cortes von Cadiz aufgehoben^).
Bücherverbote sollten fortan von der Staatsbehörde publicirt werden.
1814 wollte der frühere General-Inquisitor Boman de Arce einen
neuen Index ausarbeiten lassen; es kam aber nicht dazu. In dem-
selben Jahre 1814 wurde die Inq. von Ferdinand YII. wiederher-
gestellt, und der neue General-Inquisitor Fr. X. Mier y Campillo,
Bischof von Almeria, leitete 1814 einen Process gegen 16 Frei-
maurer ein (Pelayo 3, 498) und publicirte 1815 — 19 die oben
erwähnten drei Ediote^). Am 9. März 1820 wurde die Inqui-
sition definitiv aufgehoben. Nach der Reaction von 1828 wurden in
einigen Diöcesen die Inquisitionstribunale unter dem Namen Juntas
de fe wiederhergestellt. Die Junta zu Yalencia verurtheilte Caye-
tano Ripoll als Deisten und Hess ihn 31. Juli 1826 hinrichten.
Das war die letzte derartige Exeoution in Spanien. Die Regierung
tadelte sie und löste die Juntas auf (Pelayo S, 523).
85. Staatliche Indices nnd Bfichenrerbote.
In der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts wurden in
mehreren katholischen Staaten von den Regierangen Censur*
behörden organisirt und mit Befugnissen ausgestattet, durch
welche die von den Römischen und anderen kirchlichen Behörden
beansprachten Befugnisse beseitigt oder wesentlich eingeschränkt
1) Llorente 4, 79. Villiinueva, Vida 1, 16. 64. Pelayo 3, 181. 253.
Mehrere Bischöfe und Minister wurden bei der Inq. denuncirt, aber nicht
processirt (Villan. 1, 82. Pelayo 8, 181). Godoy wurde 1796 als des Un-
glaubens und SkepticismuB leviter suspectus ad cautelam absolvirt (Pelayo
3, 220). 1776 wurde Pablo Oiavide verhaftet und 1778 als Ketzer m
achtjähriger Einschliessung in ein Kloster und Verbannung verurtheilt, —
unter den 66 Anklagepunkteu befindet sich auch die Yertheidiffung des
Copernicanischen Systems; — er floh nach Paris und erhielt 1798 die Er-
laubniss zurückzukehren, nachdem er El Evangelio eu triumpho, 6 historia
de un filosofo convertido, 4 vol. 4., geschrieben (ViU. 1, 16. Pelayo 3,
205. 347).
2) Pelayo 3, 469. Das Beeret ist vom 28. Febr. datirt und wurde
27. Juli auch in Peru promulgirt. Mendham, Additional Supplement p. 38.
3) Gregoire sagt in der Chronique rel. p. 400 : gleichzeitig mit dem
Edicte von 1815, worin Schriften über die Inquisition u. s. w. verb. werden,
habe er den Prospectus eines neuen Wochenblattes erhalten, worin über
die Stierkämpfe, die Herkunft der Thiere, die Persönlichkeit der Torea-
dores, den Verlauf der Kämpfe u. s. w. bericlitet werden sollte.
ehe CenearbebÖrdei). 693
es sind Ton solchen Behörden nur in
taiern einer hergeatellt worden. Sie
bte des Römischen Index einerseits
ben in Betracht, anderseits auch, ao
len Bttcherrerbote Hberbanpt, sieb auf
1 wie der Rtmieche lodex.
ict XIV. eTBchien in Toacana eine Ver-
ir den Drnck tin<l Import von BUchem
he die Römische Inquisition mit einem
rtete, wodnrch alle Bflcher, die in Florenz
Ao!e erachienen, für verboten und die
D canoniBohen Strafen verfallen erklärt
bardei übertrug Maria Theresia 30. Dec.
I Druck und Import von Büchern einer
deren Mitgliedern sie anch drei theolo-
emannte. Der Plan dieaer Organisation
nnd dem Erzbiachof und dem Inquisitor
ein Mitglied der Commieeion zu ernennen;
m durch den Nunciue in Wien Yorstel-
: darüber auch 31. Jan. 1767 ein Breve
>oi zu keiner vorherigen Verständigung^).
Joaeph I. durch eine Verordnung vom
oenae und die anderen auf das BUoher-
lud die Indicee, die ohne königliche G-e-
lien, fUr nicht verbindlich, und errichtete
g vom 8, April eine königliche Ceneur-
i, welcher die biaher von den Biscliofen,
'gierung wahrgenommene Beaufsiolitigung
ine allein zustehen aoUte. Uer Bischof
aidenten dieser Behörde ernannt; ordent-
Bollten der Generalvicar des Patriarchen
ih von dem General-Inquisitor zu depu-
ige von dem Könige ernannte sein. Er
rdensgeistliche, darunter Antonio Pereira
i^aiea und 6 Ordenegei etliche zu ausser-
^ulfallender Weise berichtete der Kuncius
?1 als über eine ziepilich unverfängliche
agregation '). In Rom begriff man die
1, 372, die anderen Actenatücke Doctimenti
.nnjren Btehen bei Seabra 2, 183. Seabra'»
IT GeBetze und wird in den VerordnonKcn
liuB bei Theiner, Clemens XIV. 2, 74.
894
Staatliche Indices und Bücherverbote.
Tragweite der Sache besser, und unter Maria IT. kam eine Verständi-
gung über eine neue Organisation zu Stande. Im Einverständniss
mit der Königin errichtete Pius VI. durch ein Breve vom 26 Nov.
1780 (Bull. 6, 286) ein Tribunal commissionis pontificiae et regiae
super examine et censura librorum, dessen Mitglieder nur Geist-
liche sein sollten, dessen Präsident vom Papste zu bestätigen war
und in dem der Patriarch sich durch einen Geistlichen vertreten
lassen konnte. Die bisherigen Eechte der protugiesischen Inquisition
bezüglich des Bücherwesens wurden aufgehoben, die der Bischöfe
(pro forma) vorbehalten. Die von der Komischen Inquisition oder
Indei-Congregation für Portugiesen ausgefertigten Licenzen zum
Lesen verbotener Bücher sollten fortan nicht der Inquisition, sondern
dem neuen Tribunal übersandt werden.
Einen Index hat die von Joseph I. errichtete Behörde nicht
veröffentlicht; aber 1771 wurden 60 Bücher, meist von Jesuiten,
verboten, 16 mit der Bestimmung, alle Exemplare seien binnen 3
Monaten abzuliefern (Escobar, Mariana, Santarelli, Francolinus, Pichon
u. s. w.). 14 andere sollten nur verkauft werden dürfen mit einer
davor gedruckten Notiz, worin die beanstandeten Stellen angegeben
seien, u. a. exegetische Werke von Serarius, Cornelius a Lapide,
Tirinus (N. E. 1773, 24). — Der Bischof von Coimbra, Miguel deir
Anunciada, bat 1768 um die Erlaubniss, einen Hirtenbrief gegen
sohlechte Bücher zu erlassen. Da er keine Antwort erhielt, liess
er ihn drucken. Er wurde von der CensurbehÖrde als ein aufrüh-
rerisches, eines Bischofs unwürdiges Pamphlet verboten und nament-
lich gerügt, dass er Schriften von Febronius und Dupin und andere,
deren Leetüre gesetzlich erlaubt sei, mit Schriften von Voltaire,
Rousseau u. a. zusammenstelle, die zudem den Diöcesanen des Bischof«
so unbekannt seien, dass sie, wenn sie die Namen hörten, fragen
würden, ob das Mineralien oder Pflanzen, Land- oder Seethiere seien.
Der Bischof wurde abgesetzt und das Capitel angewiesen, Franc.
Lemos Taria zu seinem Nachfolger zu wählen. Dieses geschah und
Taria liess den in Rom verbotenen Catechismus von Montpellier ins
Portugiesische übersetzen; er wurde später von Clemens XIV.
zum Coadjutor Miguels ernannt und nach dessen Tode sein Nach-
folger ^).
2. In Oesterreich verordnete Maria Theresia 1752, um die
Verbreitung protestantischer Schriften unter dem Volke zu bindern,
die Katholiken sollten die geistlichen Bücher, die sie besässen oder
1) Pacca, Denkwürdigkeiten 6, 22. Schafer, Gesch. v. Port. 6, 314.
Pelayo 3, 302 berichtet, der Dichter Manoel Maria Barbosa de Bocage
sei 1797 von dem General-Intendanten der Polizei wegen gottloser (ob-
scöner) und aufrüherischer Schriften verhaftet worden; seine Freunde
hätten erwirkt, dass sein Process der Inquisition überwiesen worden sei,
die damals in Portugal wie in Spanien ein nicht nur mildes, sondern
schattenhaftes (vano e irrisorio) Tribunal gewesen ; er sei einige Zeit in
ein Kloster eingesperrt worden. 1803 sei er bei der Inquisition als Frei-
maurer denuncirt, aber jfar nicht processirt worden.
terreichische Indice«. 895
len, ihren SeelBorgern vorlegen und diese
, die anderen mit ihrer Untersehrift und
i znriickstellen. 1756 wnrden die Buch-
len znm Einbinden gegebenen erajigelischen
auBzoliefem ^). Diese Terordnnngen be-
r anf populäre Schriften. — In demeelben
iifnng der schon gedruckten BiiDher, 1753
mckenden, die bis dabin gröeetentheils die
^t hatte, der Bücher-Beviaione-Commienon
)ertragen, und diese auf van Swietens An-
choisse der verbotenen Bücher anzufertigen.
lit einigen Abänderungen bis zum J. 1848
wnrden theils nnbe dingt verboten, theils
asB aie ernditia, acatholicis, continuantlbus
canft werden dürften, alao an Gelehrte,
anf Liefer nnga werke oder an aolche, die
eine besondere Erlaubniaa erhalten, —
fosepha II. von 1781 eoUten dieae Bücher
eu; daa erga schedam kam aber später
verbotenen Bächer erhielten entweder das
franaeat; in letzterm Falle durften sie vbt-
itnngen angekündigt werden. Den Bischüfen
untersagt, andere ala die ataatlichen Bttcher-
rate öBterreichisohe Index unter dem Titel
>rnni per Conseasum Cenaurae, von 1758
e nnter dem Titel Catalogue libronim a
bitoram^]. Später wnrde längere Zeit kein
rürdigkeiten der öaterreichiBcheh Zensur, 1647,
. 194. 217. 248. 349. A. Foumier, G. vau Swietrn
Wiener Ak. Ph.-hist. Cl. 84, 387. Archiv des
B4G hatte Walter» Kirchenreaht nur das Tran-
.dmittitur für daa Freiburger Kirchenlexicon
acht, dass ilie von Österreich iechen Gelehrten
!r in Wien zur Censur vorgelegt würden. H.
1 seine Zeit, 1877, 2. lÜO. 1798 war — ähn-
dnet, daas die im Ausl&nde zu druckenden
I der inländiaohen Censur vorzulegen seien,
th J, Beidtel wurde, wie er in der Vorrede
Buche ,,Das canonische Recht" erzählt, 1631
ksselbe im Auslande drucken zu lassen, ver-
rejectorum per Conaessnm Censurae, Vicnnae
tio I.— III. 1755-57. 31. 16, 17 Hl.
r quinquennium a. Commissione Aulicn prohi'
1758. 1 Bl. 187 S. 8.
ul. proh. Viennae, Kaliwod 17G2.* 2ü0 S. 8.
I dazu 1763—69.
896 Staatliche Indio
Index veröffentlicht, aber alle 1
nisB der Schriften, die nicht ei
titur erlangt, von dem Wienf
übrigen Kevisionaänitem, den ö
lizeibeh Orden mitgetheilt (Wies
alle zwei Monate ein Verzeichn
blättern gedruckt^). 1816 erst
dex^). 1786 wurde auch ein Ii
lande veröffentlicht *).
In den älteren Wiener In
im Römischen Index stehen ui
Plan bei der Auswahl — herül
protestantische Schriften von ä
CatalogUB testium veritatis an ;
Bodinns u. dgl.; Bajns, Causa
ment und viele Jansenistica, F£n
jesnitica u. s. w., aber auch
haum, Lacroix, Gobat, Rentei
Cat. libr. a Comm. Aul. pri
1765" IM S. 8. (Bonn).
Supplementum ad Cat. . . .
Viennae, typis . . , 1771.' 55 8. (
Cat. libr. a Comm. Caes. R(
1768. Viennae, Kaliwod 1768.
Cat. libr. a Comm. C. R. Ai
1774. 364 S. 8.
Cat. libr. a Comm. C. R. A
C. R. ApoBt. Majestatis. Viennae .
8. (Prag).
Cat. libr. a Comm. C. R. A
annum 1780. 9. 1. et a.' 318 S. i
1) Die Fräser Bibliothek bei
Verzeichnisse von je 1—8 Blatte
heiast: „Verzeichniss der Bücher,
Wien in den Monathen Januar un
verboten worden sind.'' Auf diese
welche ihres miuder anstösaigen
Monathe Jan. und Febr. mit er(
Das letzte gedruckte Verzeicbnisi
für Nov. und Dec. 1803 ist hands
fehlen die Worte „bey der k. k. ]
hat eine durchlaufende Pagin irun|
2) Neues durohgeeehenes '\
Bücher. Wien 1816.' S50 S. 4. (j
seit dem 1. Juli 1814 verbotenen
plare, in welchem auf zwischenf
J. 1847} verbotenen Bücher beiges
nur „P. 17. Von P-S" (inol.).
3) Catalogue des livres de
Royale juaqu'ä l'annee 1786. Bru
Catalogue des pieces qu'il est pe
Pays-BaB Aiitrichiens. Brwt. 1787.
»ohische Indicet. (107
n Cochem, Diana. Sanserath, Orsi de
jndicio, Rom 1772, Pichler Jus canoni-
nasse bilden obHcöne, iireligiöee oder
in dentacber and anderen modernen
idicea kommen fast nur neu erschienene
IS den Jahren 1762—1816 stehen n. a.
e, Herder, J. G. Jacobi, Ew. v. Kleist,
äge, Wieland, der Göttinger Mneenal-
ond Tieck von 1802 {Schlegels Lncin-
isenbergB Gedichte, Görres' Aphorismen
Gott iet die reinste Liebe in allen
hriften von Freimaurern nnd sie be-
ie Namen haben." — Nach den hand-
von 1816 bis 1847 waren nur erga
von Raumer (u. a. Histor. Tasohen-
Rotteck, Rnge, L. Schefer, Schleier-
Religion waren verboten), SchloBser,
u]i4, Walter Scott, Schillers Gedichte,
' Ranke's Rom, Päpste, Rettbergs Cy-
ind Pascal, Kommels Leibniz, Stähelins
Reumonts Rheinlands Sagen (1847 &ei-
on nnd über Ronge ^) und über den
ii nngenähte Rock oder König Orendel),
7on Scupoli, PöbI und Sintzel, SchilT-
ifs Einheit der Kirche u. s. w, Unbe-
.tens gesammelte Werke, Pölitz' Welt-
von Rotteck und Welcker, Sarpi über-
lers Pentateuch und andere Judaica, —
oiren" Schriften von Sohuselka and die
'oeten.
ter Max Joseph III. 17ß9 ein eigenes
US einem Präeidenten nnd 8 Referenten
3r (drei Geistlichen für Theologie und
OBophie), errichtet nnd beauftragt, all-
irorum approbatorum et prohibitonim
)ei denen ein Pericolnm pervereionie
erbotene Bücher mit kurfürstlicher Spe-
[>• gogen einen Revers, dase sie nur aus
er Widerlegung halber, begehrt und an
werden. Es scheint aber nnr ein ein-
dnunK vom J. 1767, in den Dircotorien
rften AblSsso für Vcrstorbonc nicht er-
gründete Ldire sei auch in neuen Ausgaben
ud eine Remonstration dos Erzbiseliois von
120.
furdc A. Stolz' Kalender für 1847 ledig-
ilesinger Hannes zweimal darin vorkommt;
it genannt werden.''
898
Staatliche Indices und Büoherverbote.
ziger Catalogus librorum prohibitonim, 28. Nov. 1769 genehmigt, er-
schienen zu sein^). In diesem werden Schriften von Voltaire, Roussean,
Crebillon u. s. w., Bayle's Dictionnaire, auch Boccaccio's Decamerone
verb., ferner Jacob Böhmens Büchlein von Christi Testament nebst allen
übrigen Schriften dieses fanatischen Schusters von Görlitz, Stoibers
Armamentarium, das grosse Planetenbuch, das Traumbuch des Jacobus
Lupius und andere abergläubische Schriften, endlich auch Febronius.
Durch ein Mandat vom 1. Aug. 1769 waren bereits 8 Bücher verb.:
drei polemische Schriften gegen Veremund von Lochstein, Bellarmins
Abhandlung von der Macht des Papstes im Weltlichen, übers.
München 1768 2), Busembaums Moral, alle Ausgaben, auch der Com-
mentar von Lacroix, Anselm Molitors von der gesetzgebenden, zwin-
genden und erklärenden Macht der Kirche und Hispano-Jesuitica
anecdota. — In dem Nürnberger Allg. Lit Anzeiger von 1797,
S. 409 stehen zwei alphabetische Verzeichnisse der von dem kur-
fürstlichen Bücher-Censur-Collegium 1790—92 und 1793 verbotenen
Bücher; ersteres umfasst 64, letzeres 150 Nummern. In dem Ka-
tholik von 1824, 11. Bd. S. 251 — 256 steht ein aus baierischen
Intelligenzblättern ausgezogenes Verzeichniss von verbotenen Schriften.
Es enthält viele kleine Gebetbücher und Gebetzettel (viele zu Bu^^g-
hausen gedruckt), u. a. Fünfzehn heimliche Leiden u. s. w., 1820
(S. 259), 15 Gebete der h. Brigitta, München 1821 (I S. 310),
Gebet zu der h. Jungfrau und Märtyrin Wilgefort oder Kümmer-
niss (K.-L. 7, 772), viele abergläubische Sachen, u. a. Granz neu
aufgelegtes Traumbüchlein, daraus ein jeder Lotterieliebhaber seine
Träume untersuchen etc., Venedig- Augsb., Bauern-Praktika oder
Planetenbüchlein u. s. w., ferner Vertheidigungsschrift für den Dr.
Ludwig Jahn, Glarus 1823 ; Die Protestanten in Baiern oder deren
Wünsche bei der Generalsynode von Fr. Faber, Stadtpfarrer xu
Ansbach, Nürnb. 1823; Ideale und Irrthümer des akademischen
Lebens von Ferd. Herbst, Stuttg. 1823,
In den anderen deutschen Staaten sind amtliche Indices nicht
veröffentlicht, auch ihre Bücherverbote nicht in grösserer Zahl in
Verzeichnisse zusammengestellt worden^). Der neueste staatliche
1) Catalogus ücrfd)icbencr 93üdjcr, fo uon bcm ß^uvfl. ©ücftcrccnfurcoöcöio
tf)cil§ alö rcIiflion^iDlbrifl, tl)cil8 als bcucii fluten ©ittcn, tljcild audj bcncn
fionböfürftlirficn ®crcd)t)amcn unrfitöcilifl ucrbolfjcn lüorbcn. Scrlcgt^ ^ot).
!J?cp. gri^ in 9Riiud)cn 1770. 8 Bl. 8. — Vgl. Heigel, Die Consur in Alt-
baiern, Arch. des D. Buchh. 2, 11.
2) Die Jesuiten hatten diese Ausgabe, ohne sie zur Censur vorzu-
legen, drucken lassen unter Berufung auf die ihnen durch kaiserliches
Privileg bewilligte Censurfreiheit. Sie wurde 1769 auch von dem Kur-
fürsten von Mainz verb. (N. E. 1769, 57. 66).
8) Eine kleinere Zusammenstellung ist: Index librorum prohibitorum.
Katalog über die in den Jahren 1844 und 1846 in Deutschland verboteDCU
Bücher. Beitrag zur Geschichte der Presse. Jena 1845. 46.* (2 Hefte 8.)
„Ein Index librorum prohibitorum aus den dreissiger Jahren" in Petz-
holdts Anzeijrer 1883, S. 7— 10, ist nur ein Verzeichniss. von Büchern,
die einer süddeutschen Bibliothek 1880 ff. als verboten eingereiht waren.
iaidemoorsten-lndex. 890
I VerzeichnisB der auf Grund des
enen Bocialdemokratisclien Druck-
Hummern, meist Flugblätter, um-
153 b Librorum in Suecia prolii-
'III Elenchus, Gotheborgi 1850,
iplaren gedruckt. In einer Diaser-
14") werden 30 in den Jahren
ae Bücher verzeichnet, und noc!»
lie Beseitigung einzelner Blätter
meist um theils politiache, theila
rhalb Schwedens kein Interesse
i Discursus de polygamia, verb,
n Pufendorf von Josna Schwär»,
, verb. 1675. — Bei Fleur. 79,
I. auf den Antrag der Geistlichen
mitgetheilt, welches in der Form
hnelt; nur dass dan Besitzen der
tu, sondern mit einer Geldstrafe
für das Angeben des Verfassera
1000 Thalem versprochen wird.
I. David Michaelis' Compendium
volutionnaire avant la r4voIution,
ne sorgfältige Zusammenstellung
'schichte der Ccnsur und der Bücher-
ib. des D. Bncbb.: für Prcusscii 4,
ichseu 8, 101; 9, 47; fiir Straeitbur^'
von 14 im J. 11169 von den Drei-
. S, 116); Zur Geecb. der kaiserlichen
I. 4, 96; 7, 264. — Ucbcr eiuzclnc
M (über das von dum Corpus Eviin-
er Rudimcnta bistorica des Jesuitcu
gemoingeftthrlichcti Bestrebungen der
nebst den auf Urund desselben cr-
ilphabetischen Vurzeiohniss der vcr-
Im anitliuhen Auftrage zuaammcii-
;s-AsseBsor im Königl. Polizci-Prösi-
8. Das Vcrzcichuias der verbotenen
18 {Ü. 114—116 folgen einige Lithu-
3i— 136 einige wieder aufgehobene
daud, der Schweiz und Ameril.a gc-
cinigc franzÖBisuhe und iiohiischu,
lurcu u. dgl. auch einige mehrbändige
Zeitungsnotiz waren bis zum Sept.
rum in Suecia. Cujus bpeoimeii pri-
mittunt Samrut J. Alnandcr, l'liilos.
II, ätipund. Reg. Ostrogothi, in audi-
pialiae. » Bl. 116 S. 4. (Dresden).
900
Bischöfliohe Büoherverbote.
der vielen, grösstentheils die kirch liehen YerhältniRse betreffenden,
1715 — 89 von dem Pariser Parlament, dem Conseil d'etat, dem Grand
Conseil oder dem Chätelet verbotenen Bücher. Zwei Arrets des
Parlaments von 1761 und 1762 enthalten Indices von 24 bezw.
163 Schriften von Jesuiten (s. § 88). — Die in Frankreich seit
1814 von der Regierung verbotenen oder von den Gerichten ver-
urtheilten Schriften sind seit 1827 wiederholt in alphabetische Ver-
zeichnisse zusammengestellt worden^).
Index librorum prohibitorum : being notes bio-, biblio-, icono-
graphical and critical on curious and uncommon buoks. By Pi*
sanus Praxi. London, privately printed 1877. 620 S. 4., ist ein
Verzeichniss von obscönen Schriften.
86. Bischofliche Bücherverbote.
-]■
'; \
Seitenstticke zu den Löwener und Pariser Indices des 16.
Jahrhunderts gibt es nicht, obschon auch nach dem J. 1600 die
Sorbonne sehr viele, die Löwener und andere theologische
Facultäten einzelne Bücher censurirten. Dagegen haben wir
einen von dem Erzbischof von Paris, freilich im Auftrage des
Parlamentes veröffentlichten Index kennen gelernt (S. 57) und
zwei Indices von Prager Erzbischöfen (S. 63). Auch das Decret
des Erzbischofs Precipiano vom J. 1695 (S. 59) ist eine Art von
Index. Einzelne Bticherverbote von Bischöfen sind, so weit sie
von Bedeutung waren, gelegentlich erwähnt worden. Solche sind
auch in der neuern Zeit manche erlassen worden. Einige der-
selben können sogar im gewissen Sinne als Indices bezeichnet
werden, sofern darin eine grössere Zahl von Schriften verboten
wird. So namentlich ein Pastoralschreiben des Augsburger
General vicariates vom J. 1820 „in Betreff der neuen schwärme-
rischen aftermystischen Lehren und Secten*', dem ein Verzeich-
: ,'i ^
1) Catalogue des ouvrages condamnSs depuis 1814 jnsqu'ä oe jour
[1. Sept. 1827], suivi du texte des jugements et arrets inser^s au Monitenr.
Paris 1827.* 71 und 64 S. 12.
Catalogue des ouvrages, ecrits et dessins de toute nature pour-
suivis, supprimes ou condamnes depuis le 21. Oct. 1814 jusqu'au 31. Juil-
let 1877. Edition enti^rcinent nouvelle, considerablement augmentee . . •
Par Fernand Drujon. Paris 1879.* XXXVII und 430 S. gr. 8. - Drujon
verzeichnet p. VIII 8 ältere Zusammenstellungen. Eine bis xum J. 1847
gehende ist bei Migne, Dict. des heresies 2, 1229 abgedruckt.
r. Ifi20. Turiner Erlaas v. ie&2. 901
logt ist, ferner ein Erlass der Bischöfe
nnd eine Pastoral-Instrnction des
vom J. 1852.
üschreiben von 1820 steht in Maettaux'
129—171. In dem heigefiigten „Ver-
nd BücLgen, welche von der aftermyati-
ucht werden", stehen einige Schriften
i8, 698), eine von Feneberg, zwei von
on G. Tersteegen, Job. Arndt, Gottfr.
und viele anonyme. Am Schlüsse steht:
lit werden noch empfohlen die Schriften
!>ehraätze der Heiligen, Tanlerue' Werke
)en.
irchenprovinz Tnrin, an der Spitze der
veröffentlichten nnt«r dem 2. Oct. 1852
über verhotene Bücher und Zeitungen
Sie geben darin zunächst die CensureD
lener Bücher gesetzt seien, sagen dann,
in gehörten diejenigen, die im Index
ein des Index fielen, nnd zählen einige
iie nach diesen Regeln verboten seien,
etiker nher irgendwelche Gegenstände,
jischof approbirt, Bibeln oder einzelne
ksprache, die nicht vom h. Stuhle ap-
[en von Kirchenvätern oder katholischen
im Bischof approbirt, zuletzt Bücher,
als ketzeriscbe, verdächtige . . . Sätze
,Als solche, heisat es dann weiter, er-
reiflicher Prüfung nnd nach Be&agnng
en folgende Bücher: I Yaldesi, cenni
a confesBione, saggio dommatico storico
corrispondeuza religioea ; Libera propa-
ecomp, ; Corso oompleto di diritto pnb-
Marchese Diego Soria; Gli orrori dell'
'orino e di Koma; Iia strenna del fis-
iperai; La filosoüa deüe scuole italiane
ihrift wurde 7. Oct, 1852 auch in Rom
ioht im Index). Femer verbieten wir,
it und dem Glauben zu schaden, die
e Fürsten zu diffamiren, den Unterschied
■ zu verwischen, folgende Blätter: Ga-
La S;trega o Maga, II Fisohietto, L'I-
le' communi italiani, unbeschadet anderer
n uns für ihre Diöcesen erlassen haben
r und Blätter darf niemand drucken,
oder behalten ; wer sie zu seiner Ver-
schof abzuliefern; nur die Blätter darf
ann wird das Breve vom 22, Aug. 1851
902
Bischöflicho Büchcrverboie.
gegen Prof. Nuytz in Erinnerung gebracht und bemerkt, in diesem
Brave sei implicite auch das Schriftchen II Prof. Nuytz a' suoi con-
cittadini verboten ; den in dem Breve angedrohten Censuren verfalle
auch derjenige, der die Bücher nicht gelesen, aber unterlassen habe,
sie an den Bischof abzuliefern. — In einer Anmerkung werden Ver-
bote von Zeitungen durch andere Bischöfe erwähnt, u. a. des Sior
Antonio Rioba durch den Patriarchen von Venedig 1848, das Ver-
bot des Avvenire und die Verwarnung der Redacteure des Mediter-
raneo und des Ordine durch den Bischof von Malta 1851. In einer
andern Anmerkung werden diejenigen im Römischen Index stehenden
Schriften aufgezählt, die in der Eirchenprovinz Turin am meisten
verbreitet seien : die Bibeltibersetzung von Diodati, Machiavelli'B
Principe, die Werke von Voltaire, Rousseau, Volney, de la Mennais.
Proudhon, Eugene Sue (besonders Les myst^res de Paris), Maurette,
Alfieri, Gioja, Botta, Gioberti, Rosmini, Pilati, Rossetti, Maineri,
Bianchi-Giovini^), Tommaseo, La buona uovella, II Costante, Gesü
davanti un consiglio di guerra, Non piu tiara (italienisch und fran-
zösisch).
Die Instruction pastorale de Monseigneur l'^vSque de LuQon
8ur rindex des livres prohib^s, Paris 1852, 238 S. 8., erwähnt das
Mandatum Leo's XII. von 1825 (p. 79; s. o. S. 882) und enthält
p. 201 — 222 einen Index dioc^sain, in welchem die von dem Bischof,
— er hiess Jacques-Marie- Joseph Baill^s, — seit seinem Amtsantritt
im J. 1845 und einige von seinem Vorgänger Soyer und die in
Rom seit 1845 verbotenen Bücher in Ein Alphabet geordnet sind.
Von den von den beiden Bischöfen verbotenen Büchern, die mit
einem * bezeichnet sind, verdienen erwähnt zu werden: die Biogra-
phie universelle von Hoefer, das Bibel werk von Is. Gaben (das
A. T. hebr. und französisch mit Noten, 20 vol. 8.), Livre d^instruc-
tion morale et religieuse, nouv. 6d. s. a., 218 p. 12., sans nom
d'auteur, mais attribue k M. Victor Cousin; Ad. Rion, Bibliotheqne
pour tout le monde, 50 vol. 18.; Alphabet et premier livre de lec-
ture, autorisä par le Conseil royal; A. Bossu, Anthropologie, conte-
nant Tanatomie etc., 2 vol. 8. avec atlas de 20 planches; Le Jour-
nal La Presse (die einzige Zeitung, die erwähnt wird) und 105 (nicht
speciell aufgezählte) protestantische Broschüren der Societe des trai-
tes religieux. — Die Instruction enthält sonst allerlei über den In-
dex. P. 230 sagt der Bischof, er hoffe bald, entsprechend dem
Wunsche des Provincialconcils von Bordeaux und dem Geiste der
Kirche, erklären zu können, dass der ganze Römische Index in
seiner Diöcese verbindlich sei ; vorläufig beauftragt er p. 232 die
Pfarrer, in der Predigt die Leetüre der im Index stehenden Schriften
von E. Sue, G. Sand, Balzac, A. Esquiros und Proudhon zu ver-
1) Bianchi-Gio villi polemisirt gegen die Notificanza in der Vorrede
der Critica degli evangeli und crwälint dabei, dass vier von seinen hier
aufgezählten Büchern zu Mailand gedruckt seien und die österreichiscL'.'
Censur passirt hätten.
lea Bischof« BailUi von Luqod. SOS
I, daBB nach dieser Pnhlication der Index be-
verbindlich sei. I'. 197 epricht er von den
Tür die Buchhändler, 'weist aber doch p. 233
.en Bnchhändlem ih^er Pfarrei begreiflich zu
ttireraient de b^n^dictions sur leur .commerce,
es Monates ihm ein volletändig'efi VerzeichniHS
vente zur Prüfung einsenden wollten. — Im
er Bischof ein Avis important sur le colpor-
res (Ami de la rel. 163, 241), worin er es
n der Begiemn'g anfgestellten Verzeichnissen
rt werden dürften, aach solche ständen, welche
Index fielen, wie protestantische Bibeln und
iell im Index ständen, wie Schriften von Vol-
aire nnd Pascals Pro vi nci albriefe, und aueser-
nnd dgl. von Dumas, Houlie, Karr und de
von Perigueux nahm 1854 den Index zum
lirtenbriefes, wurde dafür vom Papste belobt
lobungsbreve; Ami de la rel. 166, 170.) —
BailUs von Pius IX. auf Veranlassung der
, der er als Lejritimist missliebig geworden,
nnd zur Resignation veranlasst (Ami de la
ab in Kom, wnrde Consnltor der Index-Congr.
das Verbot einiger französischen Schriften
ffentliohte er eine Vertheidignng des Index
Kualands in der Senatssitznog vom 31. Mai
1 de l'Indcx miuux conmic et vcngäc par l'anclcn
1866, III, VII und 616 S. 8. — Rouland, damah
c de Franc«, hatte u. a. g-eaagt: „Die ultramon-
iii anderes Mittel, um alles zu ruiniren, was cb
freien Meinungen gab. Sie nahm ihre Zuflacht
lg von Entscheidungen der Index -Co ngregation.
.? Die Incarnatiun des DeapotismuB, ein Tribunal,
'.u hören. Unsere Väter wachten iiber ihre Rechte,
rclie wurden die EnlBcheidungen des Index nie
:? Weil die to fromme und gelehrte französische
Türde hatte, welches wir nicht mehr haben, weil
tn König kanute und nicht begriff, dass der Papst
Jrthei] einer Congregation delegiren koune, damit
, auftrete. Unsere Väter hatten Recht. Wenn man
i, wasste mun, dass man direct mit dorn Papste
^eßhrlicbcr, ni<'hls ungerechter als ein Tribunal,
gehört EU haben; und ein solches Tribunal sollto
la, einen Priester brandmarken dürfen ? Nein,
die Bächerverboto seien in neuesler Zeit üabl-
egt BailMs p. 208 mit Ziffern : unter Gregor XVI.,
urden 110 (raniösische. 7 lat. Schriften verb., nur
sten 19 Regierungsjahren Pius' IX. In den IT^/g
»forden 138 franx., 92 lat., in den 20Vg Jahren
305 lat. Schriften verb. u. s. w.
904
Bischöfliche Bücherverbote.
Bei den Verhandlungen über das baierische Concordat von
1817 wurde in Rom die Aufnahme eines Artikels gefordert, wonach
kein Buch ohne die Zustimmung des Bischofs gedruckt oder in das
Land gebracht werden sollte. Der Artikel 13 erhielt aber schliess-
lich die Form : „Wenn die Bischöfe im Lande gedruckte oder in das
Land gebrachte Bücher, welche etwas dem Glauben, den guten Sitten
oder der kirchlichen Disciplin Widersprechendes enthalten, der Re-
gierung anzeigen, so wird diese unverzüglich für ihre Unterdrückung
sorgen"^). Bei einem Buche von Brendel wurde ein vergeblicher
Versuch gemacht, diese BestiDimung durchzuführen (§ 109).
In dem österreichischen Concordate von 1855 lautete Art 9:
Archiepiscopi . . propriam auctoritatem omnimoda libertate exer-
cebunt, ut iibros religioni morumque honestati perniciosos censura
perstringant et iideles ab eorundem lectione avertant. Sed etGuber-
nium ne ejusmodi libri in Imperio divulgentur, quovis opportuDO
remedio cavebit. In den Separatartikeln zum Concordat^ die in
einem Schreiben des Erzbischofs Rauscher an den Cardinal Yiale Prela
vom 18. Aug. 1855 formulirt wurden (Coli. Lac. 5, 1229), heiest
es zu Art. 9: die Regierung werde den betreffenden Wünschen der
Bischöfe gebührende Rechnung tragen; doch bedürfe es grosser
Vorsicht um die Sache nicht schlimmer zu machen ; die Verhältnisse
seien nicht in allen Theilen des Reiches dieselben: in den lombar-
disch-venetianischen Provinzen sei es leichter, schlechte Bücher aus-
zuschliessen als anderswo; überdies sei in Italien vieles, dessen
man in Deutschland überdi'üssig geworden, noch neu und darum
noch von verderblichem Einflüsse. Das Concordat und die Separat-
artikel wurden mit einem Schreiben des Grafen Thun vom 25. Jan.
1856 den Bischöfen übersandt und darin darauf hingewiesen, dass
in den Separatartikeln die Gründe hervorgehoben seien, weshalb
von Repressivmassregeln gegen Druckschriften ein vorsichtiger Ge-
brauch zu machen sei. Mittlerweile hatten aber bereits im Dec.
1855 einige Bischöfe in dem österreichischen Italien, namentlich der
Erzbischof Romilli von Mailand und der Patriarch von Venedig auf
Grund des Concordates verordnet: es seien ihnen alle Manuscripte
vor dem Drucke vorzulegen (was doch selbst im Kirchenstaate nicht
mehr verlangt wurde, S. 885), und für den Verkauf aller von aussen
importirten Bücher mit Ausnahme der notorisch erlaubten sei ihre
Erlaubniss nachzusuchen; wer verbotene Bücher verkaufe gegen den
werde die Hülfe des weltlichen Armes angerufen werden. Der Bi-
schof Speranza von Bergamo bezeichnete sogar in einem Hirtenbriefe
vom 16. Jan. 1856 die Aufhebung der Censur als ein Werk des
Teufels (er verbot zugleich die Zeitschrift II crepusculo). Die Wiener
Kirchenzeitung erklärte darauf (1856, No. 5, ohne Zweifel im Auf-
trage Rauschers): die italienischen Bischöfe hätten sich über ihre
Verordnungen mit dem Erzbischof Rauscher nicht vorher benommen;
1) Sicherer, .Staat und Kirche in Bayern, 1874, S. 65. 118. 146. 21F.
Deutscher Merkur 1874, 116.
und«chreiben der [ndex-CoDgr. von 18&i. 905
sei bei Art. 9 den Concordatea g&r nicht
nicht einmal ErbanungübScher und kirch-
irt zur Censur verlangt und die seit 8
werde nicht geändert werden. Graf Tbnn
Bischöfe auf, ihre Erlasse zaiück zu nehmen,
e di Milane desavouiren (Wiener E.-Z.
in einem ErlBsse an alle Länderchefs vom
ernng könne sich nicht auf Gnmd des
iIb blosse Voll streck er in der vom kirch-
Erkenntnisse ansehen, habe sich vielmehr
sowohl bei Beurtheilung der Biloher als
ir Frage, welche Massregeln gegen die fitr
anwenden seien, gewahrt und werde, wenn
iischöfe ihre Mitwirkung zur Unterdriicknug
ich bezeichneten Bücher für wUnscbenswerth
in die Frage, ob und in welcher Weise auf
en Gesetze diesem Ansuchen entsprochen
; erwägen*). Die Uegierung hrachte das
ch in Rom zur Sprache, und 10. Nov. 1857
raf Colloredo, der Cardinal -StaatssecretSr
rde dem Bischof von Bergamo die Mise-
aussprechen und einschärfen, sich künftig
hnlichen Fällen an die Regierungsbehörden
le sie vorzugehen,
;. 1864 richtete die Index-CoDgregation an
I Präfecten Card. Altieri und dem Secretär
:e Rundschreiben folgenden Inhalts (Civ.
cheinen jetzt sehr viele schlechte Druck-
e und wohlfeile Schriften and Zeitnngen.
ler Indcx-Congregation denuncirt; da diese
nehmende Zahl der Denunciationen aus der
überbürdet ist, kann sie nicht alle An-
igen. Das hat zur Folge, dass ein Yerbot
ret erfolgt, wenn das Lesen derselben schon
htet hat. Um diesem Uebelstande abzu-
I beauftragt, das Handatum Leo'e XII. vom
mng zu bringen, was wir mit dieser Lettera
man aber nicht die Bucherverbote der Bi-
m, diese seien zu solchen nicht berechtigt,
^orwande geringschätzen zu dürfen glaube,
nit ermächtigt, in dieser Sache als Dele-
ituhles vorzugehen. Es sollen jedoch dem
! diejenigen Schriften vorbehalten bleiben,
Prüfung erheischen und hei denen nur
Z. 1d»l, No. II. 26. Ällg. Ztg. 18.'ill, 9. 14.
31. 187), 22B. Unwillige AeuBserungen C. Can-
lasB in den Lettere di Giuo Capponi 8, 171.
^1
906
Irreligiöse Schriften 1758—1800.
ein Urtheil der höcheten Autorität eine heilsame Wirkung erzielen
kann. — Man kann nicht sagen, dass die Bischöfe von dieser neuen
delegirten (lewalt einen ausgedehnten Gebrauch gemacht^), und eben-
sowenig, dass die Index-Congregation seitdem in ihrer Thätigkeit
eine Aenderung habe eintreten lassen.
87. Irreligiöse Schriften 1758-1800.
Clemens XIII. (1758—69) verdammte durch Braven vom
31. Jan. und 3. Sept. 1759 (Bull. 1, 88. 222) das anonym er-
schienene Buch von Helv<5tiu8 De l'esprit und die Encyclopedie,
jenes mit der Bestimmung, dass es auch für diejenigen verboten
sein solle, welche die Erlaubniss zum Lesen verbotener Bücher
hätten, und dass nur der Papst das Lesen desselben solle ge-
statten dürfen. — eine Bestimmung, die in der Folge auf an-
dere derartige Bücher ausgedehnt wurde und zu der sich ein
Analogon auch in den spanischen Indices findet. In einem Breve
an den Erzbischof von Reims vom 20. Nov. 1765 (Bull. 3, 147)
belobte Clemens XIII. die Assemblöe du Clergö für die Ver-
dammung schlechter Schriften, und in einer Encyclica vom 25.
Nov. 1766 (Bull. 3, 225) ermahnte er die Bischöfe, sich die Un-
terdrückung der schlechten Bücher angelegen sein zu lassen und
dazu auch die Hülfe der Fürsten anzurufen. Auch Clemens XIV.
(1769 — 74) ermahnte in seiner Encyclica vom 12. Dec. 1769
(Epistolae ed. Theiner p. 39) die Bischöfe zur Bekämpfung der
ungläubigen Literatur. — Von der Inquisition oder der Index-
Congregation wurden von 1758 an Schriften von Voltaire, Rous-
seau, La Mettrie, Holbach, Marmontel, Raynal und viele andere
verboten, von Helv6tius ausser De Tesprit nur eine, auch von
Diderot und d'Alembert ausser der Encyclopödie nur je eine,
— die von d'Alembert mit d. c, die von Diderot erst 1804, —
von Grimm, Cröbillon u. a. keine. Im spanischen Index werden
von Voltaire und Rousseau alle Schriften als seit 1762 bezw.
1764 strenge verboten bezeichnet^). In Rom wurden nach 1757
1) Phillips, Kirchenr. 6, 022. 624 macht den Bischöfen darüber Vor-
haltungen.
2) Die anderen in Spanien verbotenen Schriften sind in der S. 863,
Note 1 angegebenen Weise bezeichnet.
1820 von einzelnen Schriftstellern sämmt-
1821 von G. Morardo, 1824 von David
3 erlieas Pins VI. ein allgemeine» Ver-
D den IndezansgabeQ — nicht bei den
Bein richtiger Platz wäre, soadem —
i omnee incrednlornm, sive anonymi sive
ra religionem agitnr. Beigefügt ist die
Erlaubniss, »olcbe BUcher zn lesen oder
te reservirt sei, und eine Weisung fUr
oder ihren Secretär: eic etiam in Indice
reg. II. Ind. praedamnati), womit ohne
solle, wenn dergleichen Bücher speciell
Urden, beigefügt werden, sie seien eigent-
Regel des sog. Trienter Index verboten.
. nun freilich zwecklos, — wenn man
hatte, den ProtestänteD damit einen Tort
lie Unglüiibigen mit ihnen unter die in
; Beiteichnnag Haeretici zusammenfasste;
ci Indices gar nicht gemacht bis zum J.
da an nicht bei den Schriften der Un-
bei einigen proteetantischen und seit
liscben. Das allgemeine Verbot Pius' VI.
zweckmässig, als man doch nicht vorans-
ann alle ungläubigen Schriftsteller kennen
30 ihrer Schriften, noch weniger, welche
religiös sind. Viel praktischer ist die
len indices von 1747 und 1790, in welchen
he auch fdr solche, die die Erlaubniss
Jücher haben, verboten sein sollen, dieses
er durch ein Zeichen angedeutet ist (8.
esprit von Claude-Adrien Helvfitins (1715
c l'approbation et privilSge da Roy, G43 8.
10. Aug. 17S8 von dem Conneil d'etat za-
lueh 22. Nnv. von dem Eribinchof de Bean-
5) und 9. Apr. 1759 von der Sorbonne
idte ihre ('enttnr gednieht tllemens XIII.
Breve vom 20. Juni (Bull. 1, 141) daf«r
908
Irreligiöse Schriften 1758—1800.
belobt. Das Buch wurde auch in Sp. 1759 strenge verb. In einem
Breve vom 7. Jnli 1759 (Bull. 1, 209) wird der span. General-
Inquisitor dafür belobt, dass er, wie er gemeldet, die päpstlicben
Decrete gegen Berruyer und De l'esprit publicirt babe. — Von der
Encyclopedie ou dictionnaire raisonn^ des sciences, des arts et
des m^tiers par une sociale de gens de lettre . . . publie par M.
Diderot ... et par M. d'Alembert, waren 1759 als sie von Cle-
mens XIII. (und in Sp.) verb. wurde, 7 Bände erschienen. Die
1751 erschienenen verhältnissmässig harmlosen beiden ersten Bände
wurden durch ein ArrSt du Conseil du Eoy vom 2. Febr. 1752
verb., nach 18 Monaten aber die Fortsetzung des Druckes gestattet.
— In dem Breve heisst es von De Tesprit, das Buch sei von der
Inquisition geprüft und Fer. V. 11. Jan. 1759 bezeichnet worden
als die christliche Religion und die natürliche Sittlichkeit unter-
grabend, die verkehrten und verdammten Meinungen der Epikureer
und Materialisten adoptirend und vertheidigend und voll von gott-
losen, ärgemissgebenden und ketzerischen Sätzen. Von der Ency-
clopedie heisst es in dem Breve, sie sei von der Index-Congr. 5. März
verboten, es sei eine verbesserte Ausgabe veranstaltet, diese sei von
. der Inq. nochmals geprüft worden und auf Grund ihres Beschlusses
von Fer. V. 11. Aug. werde das Werk auch mit den Noten oder
Erklärungen und Verbesserungen verboten als enthaltend eine Lehre
und Sätze, die falsch, verderblich und ärgernissgebend seien, zum
Unglauben und zur Verachtung der Religion verleiteten und der
Sittenverderbniss und Gottlosigkeit den Weg bahnten.
Durch eine Declaration Ludwigs XV. vom 16. April 1757
wurde die Veröffentlichung und Verbreitung von Schriften gegen
die Religion bei Todesstrafe verboten. Diese Drohung wurde natür-
lich nicht ausgeführt, und der Präsident de Malesherbes, der 1750
— 68 die Aufsicht über das Bücherwesen hatte, war sehr nachsich-
tig (Picot 2, 248. 357). — Am 2. Febr. 1759 verbot das Pariser
Parlament De Tesprit und sechs andere ungläubige Schriften (Boc-
quain p. 204). Helv6tiu8 leistete eine Art Widerruft) und der Censor
seines Buches nahm seine Approbation zurück und resignirte. Zu-
gleich wurde der Verkauf der 7 Bände der Encyclopedie vorläufig
verboten und eine genauere Prüfung derselben vorbehalten. Durch
ein Arrit du Conseil du Roy vom 8. M&rz wurde das Privileg zu-
rückgezogen. Die Herausgeber erwirkten aber eine stillschweigende
Duldung der Fortsetzung (Picot 2, 353; 4, 449). Es erschienen
bis 1772 28 Bände.
1762 wurde von der Inq. verb. Liber tametsi ironice, ut
prae se fert, elaboratus, qui sie inscribitur: La petite Encyclopedie
ou dictionnaire des philosophes. Ouvr. posthume d'un de ces mes-
sieurs. Ridiculum acri Fortius et melius plerumque secat res, Anvers
1) Zaccaria (Theotimus Eapistinus p. 66) zählt ihn deshalb zu den
kath. Gelehrten, welche ihre Irrthüracr widerrafen, sagt aber nichts von
seinen späteren Schriften.
D'Alembert Diderot. Toltaire. 009
6 S; 12., nach SommerTogel Dielt, vie ge-
'd, VOQ Abr.-JaH. de Chanmeix, dem Ver-
'itimes contre l'Encyclop^ie, die von Cle-
len (Ficot 2, 364; 4,466), sonden) von dem
d. — Im epan. Index steht aach Ii'eaprit
B articles lee plus cnrienx . . . de ce grand
I ff. Von der Ency clop^die Htellt der spaii,
in AnsBicht, die doch nicht zn Stande ge-
il Breve yom 10. Mai 1770 (Bull. 4, 166)
epaniache GeBellichaft von Frenoden des
dcB Verbotes dee Dictioaarium encyclopae-
nrendet hatte; dieBer ermKchtigt den General-
äern der Geeelhchaft, die er für geeignet
B Werkes zu ge statte d.
itebt im Index nnr dai nach eeinem Tode
2in heranBgegebeiie Bnch De Tbomme et de
[lee et de Bon äducation. Oarr. posthnme,
verb. 1774 (in Sp. 1785). Die OenTres,
^ht verb. 1761 warde verb.: Examen des
Eeprit, Lond. 1760, tou G. Le Roy. —Von
liert (1717—83) stehen im Index nnr Mä-
l'histoire et de philoaophie. Konv. id. angm.
la tradnction de quelques morceanx de Taoite,
1767 (in Sp. unbedingt 1773). Unter Denis
lieht im Index nnr Jacqnes le fataliste et
I., verb. 1804 (in den neuesten Index-Aus-
ob Jacqnes der Vorname Diderota wäre).
von Diderot nur die Pensöes philoa., verb.
i kamen nnter seinem Namen von 1768 —
ndex : Freeis de rEccl6aiaite et da Cantiqne,
la tolirance, 1763 (über die Calas'sobe Af-
Pioot 2, 469 sagt von dem 1. Abschnitte:
, d^ceot et raisonn^), verb. 1766; Commen-
lit« et des peines (vou Beccarial, verb. 1768;
latnre, verb. 1770; Pens^es de Pascal avec
taire, Genfeve 1778, 2 vol., verb. 1789; ~
ihen anonymen und Pseudonymen Schriften :
idMes 'pour servir de euite et d'iclaircisse-
1760, 127 8. 12., verh. 1761. Die Sohrift,
lire Simon fiugex angibt, ist gerichtet gegen
ühilosophes p. s. de euite et d'^cl. aux oen-
Bern 1769 (von Abbe Cl.-M. Gnyon) ; sie
des Parlaments verbrannt. Im span. Index
nt d'un inconnn sur l'oracle des nouv. phi).
1 cet ouvrage, dedi^ fi M. de Voltaire, Ville-
de Charles Gonju k sea frerea, verh. 1762.
mo del Sig. Dottor Balph, tradotto dal fran-
üriginal steht nicht iui Iudex, aber Emma-
&8
dIO IrreligiÖte Scbrirte
nnel Raipli, U^moii'BH de Gandide
paix g^n^rale, les foDdementfl de l'on
ourrage traduit de rallemand inr la
k PariB, k Londres, ä Borne [die lud
fortasse] et k Peterabourg, l'an de g
tionnaire philo sophiqiie portatif.
augmeutöe de divers artiolea par Tai
S. 153. Es wurde 1765 auch vo
2, 463. 470). — Essai hist. et orit
de Pologne, par Joseph Board illo
1768'). — Philosophie de l'hisl
Index steht dabei: emeotitum nomen]
Discours aax conf^därez de Katniene<
ling, major au eervice du roy de
gile di^jour contenant: De la psii
heart; lostruction du gar4iea des ca
culoso partant pour la Terre sainte;
Malebranche par l'abb^ Tilliadet ; lJi<
logique, mais raisonnable ea 44 chap
3, 828), verb. 1770 mit dem Zusa
menta. — Honveaux m^langes pl
vor und nach rerb. 1773, 17T8 und J
. . . trad. par l'abbä Tamponet, par
verb. 1779. — Les droits des hon
trea, Padona 1768, verb. 1769, wi
Tjes droits . , , des Papea eein.
1765 wurde verboten ; Ouvra;
ves k la religion de l'antenr, mit de
gäbe habe den Titel: L'uvangile de
M. D . . . y, und die .Sammlung entht
einzeln verb. würden: Saiil et Davi
titulee: The man after Gods own he
[Strausa S. 176. 274]; Catfichisme di
entre nn caloyer et un homme de hif
D. J. J. a C. D. C. D. G.; Sermon
bue a M. du Sfartayne ou du Harea
il est d'un grand prince trea-instruit
Examen de la religion dont on che
foi, attribu^ k M. de Saint £vrem(
Schriften, die 17ßB auch vom Parh
2, 473), sind von Voltaire; die letz
duit de Vanglois de Gilbert Bui-net,
Sie erschien unter zwei verschiedene
gäbe angeblich Trevoux, aux depens<
1) Ueber einen lobenden Artikel
di Mnntov« führte derNunoius bei der
Uocumenti inediti o rari, Rom 1681, I,
Voltaire, ßoiisxeau. B1 1
I zngeiioh rieben, ist nber von dem Lientenant
' dem Sterbebette 1748 vor einem Pfarrer zu
r Widerruf in der Biblioth^qne raisonn^e,
b abgedructtt int (Frpytag, Anal. 325).
nmelwerh (Libcllna) wnrde 1770 durch ein
'erb. (fi. u.), ein drittes oder ein der Index-
er Sammelband 1771 in folgender Weise:
ipio ficurra edita: Leu quentiona de Zapata
idnites par le Sieur Tamponet, Doctear de
ementitum nomen); Collertion de lettre« sur
Genftye et k NeufcliMel par le propoBant
Needam, M. Haudinet et M. Mont-Moulin
txamen importAnt du milord Bolinbroke, ^crit
T. ed. corrig^e et angin, rqf le manoBerit de
aec eommenlitia, diese drei Stücke sind von
philosophe, oa difficult^x sur la religion pro-
)ninclie . . par an ancien uffinier, nonv. ed.
WC «ant, von J.-A. Naigeon, einem Freunde
das letzte Capitel von Holbaeh, l*icot 4, 647);
^cns; La defense de non oncte (beide von
de M. de Voltftire, verb. 1760, ist von Claude
Beeret Pius' VI. vom 11. Juli 1776", ohne
nter «einem VorKifz gefansten BexcblnHH der
iestimniang, dasB der Papst sich die Krthei-
m Leeen und Behalten vorbehalte, verb. La
i. eine 17fi9 erschienene neue Ausgabe de«
nd ABC. Dii-aept dialogne« traduits de
1 neueren Indices verwirrt in A B C [1'] etc.
etc. Dix-sept u. b. w.). — (iegen eine von
besorgte Ausjrabe der Oeuvres de Voltaire
nige Bischöfe und die Korbonne Erklärungen;
leni Oonseil dVtat verb. (Koequain p. 398.
icbt im Index, aber als 1801 verb.: Bomans
in k Celle de Kell (eio), avee Agares, Lyon
n verbot fl. Sept. 1762: Emile oo de l'^du-
Konsseau, citoyen de Geneve, gleichzeitig
aris) 1762, 4 vol. 12., erschienen. I}a8 Buch
)m Parlamente zum Verbrennen verurtheilt,
inne c«nsurirt und von dem Erzbischof Bean-
ben Jahre auch in Genf. Housseau schrieb
e Beanmont, Archiv, de Paris, vom 18. Nov.
68), verb. 1TC6, und gegen das Genfer Ver-
la niontagne. Vitnm imjiendere vero, Amst.
von 17-17 und 1790 {p. 2fiil. 294. 304) werden
apan, Uebersetziing der Hist. de Chiiries Xll.
BIS IireligiÖM Schriften 1766—1800.
(1763), von der Inq. verb. 1767,
vom Farlamente. — Dn oontrat soci
qne, AmBt. 1762, 12., wurde 1766
iocial, daoB lequel ob rifute d'uoe i
les principeB pos^B dans le Contrat i
[Beaaclair], Ha^e 1764. Eine gleit
dea protestantischen Theologen Ant
(1734—1806), Offrande aux antels ei
fenae dn chriBtianiame on räfntatio:
Examen hiBt. dee quatre beanx Bie<
■ont lea moyenB de tirer nn penple
verb. — Von der Nouvelle H^loise,
wurde erBt die Nonv. id. angment^f
Bomaton, Par. 1793, und diese ersl
von KouBsean überhaupt nicht. —
wurden 1770 dnroh die Inq. verb.
1753, 2 vol., und Oeuvree philos.,
(in Sp. 1771 strenge verb.). Die 12
tenen Stocke werden in di^m Decrel
Bive conjunctim eive eeparatim verb.
Auegabe der Oenvrea philos. war sc
erschienen (Baumg. 7, 76), L'homn
(Baumg. 1, 75). Vor 1770 war a
verb. : Histoire naturelle de l'ftme, tr
par fen M. H(unan]d) de racad£mi<
Paris schon 1746 verbrannt (Pioot
Dass der Name dea Baron d*H
dex vorkommt, erklärt aicb daraus, i
oder Pseudonym erschienen (A.D. B. 1!
dex ansser der Antiqaitä devoiUe (s. i
nature on des loie du monde phyeiqn
band (ementitum nomen), verb. 177'
Namen des 1760 gestorbenen Becretä
baud (Pioot 4, 269) herausgegeben ui
unter Di derote Mitwirkung verfssst, 1;
des Parlaments verbrannt (Ficot 2,
1800 20 Auflagen (eine deutsohe TJe
eine spaniBche wurde in 9p. 1819
ponse au Systeme de la natura rei
logiatBB de la religion ohr^tienne par
in demselben Jahre auch von der Assen
Befehl des Parlaments verbrannt. — S
morale et de la potitique, aveo un ex
ment sur les moeura, 1773, 2 vol., u
relies oppos^es aux id^es surnaturellea,
guBto, oaaia idee naturaU oppoate alle b
Zusätze : opus jam damnatum idiomat
de J^Bus-Christ, ou analyse raisonn
Pudet me humani geuerie, cujus mt
e. Holbacb. Hu-montel. Rb;iib1. 918
B. [1770], verb. 1778 nnd noohinalB tod der
7S2. — La oontftgioD aacr^e on Thist. natn-
D, zneret 1768 erschienen, erat 1821 qaoo.
lorale universelle on lei> devoirs de rhontme
:776, erst 1837 yerb. Im spaii. Index stehen
es, strenge verb. 1782 bezw. 1779.
Marmontel de l'Acad^mie franfaise, Paria
1767 mit d. c. verb. In Frankreich warde
iiirirt: die Sorbonne veröffentlichte eine Censar
tteinifich und französisch, 123 S. i., and der
ein Mandement vom 24. Jan. 1768, 56 S. 4.
15, le fameux obapitre de la tol^ranoe, An-
Brsicherte dem Erzbischof, er sei ein gnter
m Capitel nur die Lehre der Jesaiten vorge-,
sieb der Anotorität der Kirche. Er nnter-
r Sorbonne und schrieb eine Apologie, worin
JDch sich von den irreligiösen natersoheide.
agt er, er habe die Sorbonne nnd den Ers-
wollen. — Les Incas, on la deatrnction dn
len gegen „Aberglanben nnd Fanatiamne" (N.
rivolen Contea moranx stehen nicht im Index,
drei Bücher 1779, bezw. 1783 nnd 1789
b. Histoire pbiloaophiqne et* politiqae des
Dmmerce des Enropeeua dana lea deux Indea,
olit . . . Opera dell' Abate Raynal . , . trad.
eaeren Indicea atebt auch daa Original unter
nas Raynal, 1713—96, war bis 1748 Jeeuit,
erot befreundet; dieser nnd Holbach eoUen an
itet haben, von dem von ITTO an mehrere
uerst mit Raynals Namen 1780 (zu Genf) in
irde 1772 durch Airet du Conaeil dVtat unter-
Aflsemblce du ClergS verdammt. 1780 tiber-
dem Könige eine Denkachrift, worin nament-
rgehoben wurde, daas ein Priester und frü-
len Namen an die Spitze eines so mit Blas-
tbes setze. Die Sorbonne censurirte das Bach
;nt liese es verbrennen^). Als Kaynal 1782
m zn seinen Ehren ein Gedicht: La nymphe
de rUniv. p. 435. Picot 2, 513. N. E. 1768, 33.
<aioD gab d^n Bclifaire frei ; Maria Theresia befahl
Irzb. MigaEzi. das Buch dürfe nur mit Weglaasuns
irden. Sitzungsber. der W. Ak. Ph.-bist. Cl. 8+, 437.
!. 389. Vgl. Piot 2, 588; 3, 15, 26; 4, 559. N. E.
ournal 17K2. 7, 190.337.350. Oerdil u. a. sohrieben
larini 4 Bände Degli errori di Rayual ; G. eccl.
l'une nourelle id. de Baynal wird auafübriioh be-
1817, 13, 257.
ftU Irnligiöse Schriften I7B8— 1800.
de Spa h l'abbe Raynal (vod J. N. BaBsenge). Der
Fr. Karl Graf von Weibruck, bei de™ Rnvnnl !« Rn„-t ,
von eeiner GeiBtIiohkeit genöthigt,
1782,9. 50). 1781 klagte der Kri
Bocb, „ein MeiBttrHlüclc der Gott.l<
finde, worauf der öffeniliche Verka
österr. Gescb. 50, 322). In Spanier
verb.^ 1784 erschien eine castrirte epa
Recherchee sor Torigiiie du
Btitione. Ouvragft postbunie de Mr.
von der Inq. verb. 1T64. Seconde
qnae pariter daumantnr: DisHertaticx
fabulist«, Traite mathematique eur
1767, — ist von Kio.-Ant. Boulangei
für die Encyclopedie achrieb, aonst ab
vor Beinern Tode bekehrte. Aus seiiK
Werke, mehr oder weniger von i
herauBgegebeii (Picot 4, 285. Biog
NameQ erechien Amst. 1766 aiicli ]
uaages, von Holbach umgearbeitet
Sieaes Buch wurde erat 1823 verb., (
dävoÜK, ou exanen des principes e
tienne, von der Asseniblee du der
venaurirt und auf Befehl dee Parlai
1758 unter Boulanger» Namen ersc
aber von einem Cürrespoudenteu Volt
Biogr, univ. a. v. Damilaville). — Vi
Henri-Jueeph Uulaureiia, 1719—97,
Trinitarier, dann fahrender Literat, 1
zu lebenslänglichem Gefiiugnias veru
imlndex: La chandelle d'Arraa, p<
Bern 1765, verb. 1766; — L'Arr.
de l'eBprit en fait de bon eena], 1.
1776, verb. 1782; auf dem Titelblat
gedruckten Buchea steht: A Rome
rindex 1774; — Le compere Matt
buraain. Nouv. öd. ornäe de bellea
1787, 5 vol., erst 1804 verb., zuerat
Brux. 1823, 4 voL, stehen nicht im
Unter Clemens XIIL wurden
RHIexionB eur les grands honimee
Amst. 1758, von A.-F. Boureau D
(Trinius S. 45); Tableau du sieole
de Saint Cyr, in Sp. 1776); Lettr
prouve que l'atheisme et le der^gl
s'^tablir daus le systiuie de la n^cessi
Vues philosophiques . . . par M. [
montval [1716—64], der auch and.
hat (Feiler s. y.); Code de la natni
IT. Dulauren» a. a. Millot, 916
. m^Donna. Partout cliez le vrai sage, 1755
lerot oder La Beaumelle, Rondern von Mo-
eeiner 1753 ersohienenen, für eine üeber-
rit des Fidpai ausgegebenen Basiliade on
es, woiiii die Rückkelir zum Naturznstande
, 513; 1840 von einem Anbänger Cabets,
rausgegeben); De la nature, Amst. 1761
i der Inq, (in Sp. 1781 strenge) verb-, von
der kurze Zeit Jesuit gewesen (Picot 2, 513;
uf dem Sterbebette einen Widerruf, Ami de
li soit qui mal y pense, ou bist, des filles
761, von J.-A. .lullien {in Sp. 1766 verb.);
ouveau, ou decouverte d'une isle . . . par
i 1758, trad. de l'anglois {in Sp. 1769); Le
8 Tin payB inconnu . , . par M. de Listo-
de Yilleneiive; Hemoirea pour eervir l
iee de Moinlenon, verb. 1765 (in Sp. 1762),
! La Beaumelle (Desnoiresterres, Voltaire
ir la vie de Mdlle de Lenclon par M. B.,
:'enfer; onvr. critique, hint. et moral, Haje
lieh von J.-Fr. Bemard (S. 8Ö8); Lothaire
nme mis en interdit, trng*^die en 5 actes
. verb. 1768, von P.-P. Gudin de la Bre-
' auch andere irreligiösi; und obecune Sachen
. wurde auch noch (1768) verb. Hietoire
i, 1766, 12., von dem Ex-Jesuiten Abb^
85), von dem d'Alembert sagt, er habe le
souvenu qu'il ütait J^suite et prftre. Er
>n geschichtlichen Compendien geschrieben,
;ebrauoht wurden (Picot 4, 455- N. E. 1774,
im span. Index von 1805 mehrere, im Rö-
listoire geiiiral par M, l'abbe Millot, 1835
ae idiomate und speciell die italienische
LQt. Loschi con varie agglunte ed annota-
oalouse erschienene Histoire gen. k l'usage
ss-Magne jusqu'i nos jours, von dorn Abbä
nach Voltaire bearbeitet, wurde von dem
erb. and aan dem Buchhandel zurückgeitogen,
I (Picot 2, r.6li; 4. 340. N. E. 1770, 201).
Clemens XHT. vom l. März 1760 (Epist.
arouirte Fr.-Joachim de Bernio, eeit 1758
redichte: er habe immer zur Vertheidignng
; in seinen akademischen und hellettristi-
icbts vor, wae die Religion, die Sittlichkeit
i verletze; er habe schon 1744 in seinen
auirt des recueile que mee ennemia avaient
(1769—74) liees 1769 durch den NunoiiiB
Irreligiöse Schrifteo 1768—1800.
ClergÄ dem KSnige eine von dem Erzbi
des Äbb4 Bergt er verfasete Denk seh rif
ligiöBen Literatnr, — 9 Schriften wert
— sie lieBH aach ein vom 6. Ang. i
dangere de riiicr^dnUt6 in allen Diöcei
1770 ersohien dann auch ein ArrSt du 1
Schriften (Picot 2, 557. 567. Rooquain
die ÄBsembläe in einem Schreiben vc
p. 113) nnd forderte sie 1772 nochma
Bücher eh wirken; er beauftragte auch
fHr und gegen die Religion erschien<
Bohicken, wo sie in einer Zeitschrift
(Theiner, Clemens XIV. 2, 181). 1771
eins bei dem Könige das Verbot des £1
worin derselbe als ein Apostel der
war (Theiner 2, 41. Rocquain p. 29i
Eloge den Preis zuerkannt, ein Äocese
Cardinal; Corr. de F6n. 11, VIII. Ii
Harpe). — 1775 veröffentlichte die Asi
Avertisaement, vorin 13 Schriften spei
qnain p. 336).
In einer unter dem Vorsitz«! des
gehaltenen Sitzung der Inquisition wui
hatte nach Theiner 1, 310 das Beeret
im Index: decreto 8. D. N. Clementis
Mart. 1770): Ahrigi de Fleu«y (S. bi
(§ 89)i Oeuvres philosophiqnee par !
und ein Libellua impi^is contiuens se
den sive conjunctim sive separatim vei
gewesen sein; alle 7 Schriften sind vo
du R. P. L. Eacharbotier . . Capucin
chanssä (cum hnjusce responsis); Const
poor la defense da chrietianisme, par
th^ologie [gegen den bekannten Apolo;
509]; L'^pitre aux Romaina; Hom^lie
LondreB le jotir de la PentecSte 1763
Lord Bolingbroke; La profeseion de fi
du Corps des paateura du Qevaudan k
Buisae k Londrea (vgl. Barbier -Qu^
Libellns Bteht: der Papat habe sich a
halten, die Ertaubniaa zum Behalten t
ertheilen. Das steht aeit 1806 bei d
dex-Anagftben, während hei De l'esprit
— Unter Clemens XIV. wurden ferner
origine et son antiquit*, 1751 erschien
Fr. Eernard mit Noten von dem Abb
Theil, De l'äme et de son immortalit
unter Clemeni XIV. and Pins VI.
B17
8t 1775 vert. ; — L'an 2440, rtve b'U en fnt
verb. 1773, von Lonis-Seb. Mercier, später
i. In einem Decrete von 1822 Bteht: L'anno
0 foflse; deor. 15. Nov. 177^; idem cum notis,
eine itatien. Uebernetznng , sondern eine neue
In 8p. wurde 1776 eine Ausgabe von 1776
e: nnr in der königl. Bibliothek dürfe du
den.
I. trarden 1777 — M verb.: Reobercbes philo-
;ricaine, on m^moireo int^resBiints ponr esrvir
oitö, par M. do P., von Comelina de Panw,
t 1799. Er Bohrieb auch ober Aegypter,
n. Die Rechercbes erecbienen Knsammen Paris
r Ex-Benedictin er Ant.-Jos. Pemety, Biblio-
178S wieder in Paris, spater Swedenborgianer,
0 de Panw eine Dissertation aur TAm^rique
770, nnd gegen eine Erwiederung de Panwa
es . . ,, 1771, 2 vol. Er steht nicht im Index.
den die Recherohes nnd die Uissert. strenge
oral, 00 rhomme considir^ tant dang l'^tat de
la soci^tÄ, par Pierre-Charles LÄvesque; Le
osophiqne, Loadres 1775; Le livre k la mode
enr . . par le Chevalier des Essarte, Amst.
iflexions snr divers sDJets par l'abb^ Sottile,
Kations historiqnes, crit., morales et d'^rndi-
les fons en titre d'office, par M. D., anteur
is, reines et regentes de France, 2 vol., von
r (1714—81); die Anecdotes etc., Par. 1776,
nicht erbaulicher sind, sind nicht verb.; Vie
iins et des nonnes . . .. Cologne, verb. 1784,
la gamalogia o sia dell' edocazione delle zitelle
monio. Opera diviaa in 17 letteri del Sig.
il franc. da L; S. A. F., Torino 1778, verb.
»t Cerfvol und das Original war schon 1772
Trance lit. 2, 100).
is impunteurs, von welchem 1783 zwei Aus-
Tverdon de Timprimerie des professenrs de
. 1775, ist nicht das viel besprochene, angeb-
rockte, in neoerer Zeit von Genthe heraus-
ribns impoetoribos, welches nicht im Index
srst im Haag 1719 gedrockte, dem Mediciner
Bncb Esprit de Spinoaa, welches seit 1767
n Titel gedruckt wurde ^). Eine Uebersetznng
on wirfl sein das 1864 verbotene Bach: Mose,
I imposteur« . . . preoede d'uo ootic« .
'ar. 1867, p. XXIX.
918 IrreligiÖHe Schriften 1768-1800.
GcBu e Maometto del Barone d'Orbach cod 1b ginnta
tiesü di Renan, Milano 1863. — Erxt 1704 wurd<
Errotica Biblion, i. e. Amatorii
AbBtrUHnm exciidit. Demiere ed,
merie du Vatican (Pans) 1783,
Toriginal de 1783, J881). Noch
nomine auctoriEi, qui tarnen in prael
misRa fuiiise dicitur Mirabeau, n
proBcripti operis, cui titulua: Sya
beau nomine editj. Der Mann, i
Systeme da la natnre berau^gab
der Errotica ist der bekannte Coi
aua dem 17. Jabrb. wurden erst
6. Von David Hume (171
philoBophiqucs sur l'enlendement
Bophes dtt meme auteur, trad. c
Da§ Original war luerst 1738 er
underatanding. Hume's History o
wurde erst 1837 verb,, und zwar ■
Ueberaetzung von A. Clerichetti, 1
Werke von Harne verboten'}. Ji
certatioDH Bnr les pASBionn, eur 1
trad. de l'angloia, Amat. 1759, 5
Gibbonfl(1737— 94) Hiatory of
Empire wurde 1783 eine italieni
Auflagen eraohienenen 1. Bandes
della rovina dell' imperio romano,
(libbon trasportata in idioma fran
chenea. TraduKione italiaoa, Loaa
Hchienen erat 1781 nnd 1788 und
Index steht Gibbon nicht. — Tbo
of the corruptiona of christendom
u. a. atehen nicht im Index. In
de politique par J. Priestley, Par
Von Friedrich II. verbot dit
Fleury)12. März 1760: Oeuvre
donjon du cbatean (Berlin) 1750,
Congr. Lettera al marcBciallo Ke
e lo apavento d'un ultra vita, di
Zuaatze: ex gallica editione, quae
stehen nicht die Oeuvrea, aber d
de la maisoD de Brandeboarg, au
1) In dem Index von 18T8 wei
zwei Autoren behandelt, wa» denn d'
2) 1620—24 erBchien in Mailan
bedeutenden] bericlitigenden Anmerku
■cbrieb OsBervaiioni gegen diese Aui
rel. 43, 309.
iing Uee Jmuitenordens.
919
k OD corpB de druit pour 1«e etats de S.
'. de Tnllemand par A. A. de C, Conseiller
1756. — Vüri den zatilreicheo Sclirifteii
1 (1094—1776), der freilicli nicht zu den
ihleii Ut, irurde diejcuigc, die am meisten
un dem Verfasser selbst herausgegebenen
äritable religion, uiiique <le hoii espece,
puB, corrtimpue par les disputes des theo-
irs Beetes, reUlli en Christ, 1750, verb.
irb. EsiBi Bur cette iiDestioa: quand et
le eti' peuplee d'hoitimcH et d'animaux, par
;00 H. 4., von dem Schweizer Geographen
, der darin nicht nur die Allgemeinheit
sondern auch allerlei bedenhliche Erörte-
ge vorträgt (N. E. 1767, 66).
!♦, also ein Jahr nach dem Deerete Pius'
lorum, fUr den FürstbiKchof Franz Ludwig
lagefertigten Facnltäten '-^j werden von der
ler zu lesen (1 S. 186), anstiei C. Moli-
den Libri de astrulogia judieiaria aunge-
'ia, La pucelle. De l'eaprit, Istruzioni ih'
;s philos. de H. de la Mettrie, Les coli'
; aus dem Libellus werden nicht genannt),
>ui di an Italiano, Sj^teme de la nature,
ison par aiphabet (A B C). In den Quin-
R42 (Mejer, Propag. 2, 204} werden aus-
Diipuy, Voltaire, Reghellini, Pigault Le
J.-A. Dolanre, FStes et conrtifianes, No-
de obacoenis et contra religionein ex pro-
ong des Jesnitenordens.
eind unter Clemens XIII. (1758—69)
ften gegeD die Jesaiten nur ganz wenige
•Lex 10
. ö. 545. R.-E. 8, 725. Friedrich,
len als ex oraculo 3. D. N. Pii VI. a R. P.
>eiiigne concpsiae bezeichnet (Abschrift bei
■n für den Bischof Max Chr. von ßodt von
''reimiitb. P, 331) iat noch leenbiehl beigefiigt.
ainzer Geueralvicar Humanu anf Grund Beiner
,KIee (Dogm. 1,S. XXVIII) ausstellte, werden
Giannone, Pucelle uud De TeBprit ausge-
9S0 Anfbebnng des Jetuitenordeni.
in den Index gekommeD. In einem Brere an die eei
gischen Cardinäle vom 8. Sept. 1762 (Ball. 2, 196) s
habe in dem am 3. gehaltenen G
Arrests Parlamentorum gegen die .
nnll und nichtig erklärt; im Indes t
wie mehrere ältere, einen Platz er
die InquiBitioD einen Hirtenbrief <
SoisBons über die im Anftrage des P:
gestellten Kstraite des assertions per
selbst stehen nicht im Indes, — ui
die von ihm 1765 zu Gunsten der .
stolicnm. Unter Clemens XIV. (1769
Über die Jesuiten verboten, unter f
zahlreichen über seinen Vorgänger
der unbedeutendsten nnd zwei von ,
nyme Denkscbriften über die Au
durch Breven vom 13. Juni 1781 u
1. Von den Arrets des Parise:
vom 6. Aug. 1761 und vom 6. Aug.
werden, weil sie lodices entbatten. In
von Jesniten, mit Sa'a Aphoriemen ^
der Moral von Lacroix schliesaend,
risch, die ohrietlicbe Uoral zerstören'
Bchenliche, die Sicherheit nnd daa
sondern such der geheiligten Peraoi
Lehre enthsltend, vom Henker zerrisse i
Das zweite enthält ein solches Verzeio
bei Rocqnain p. 512). — Die in d
Moral von Lacroix, war schon 1757
dortigen Parlamentes verbrannt worde
Ausgabe ist: Hermanni Busembaura
pluribus partibus aacta a Claudio La
genter recognita . . ab uno ejusdem
Die MeduUa theologiae mor. von Bm
50mal gedruckt, die Bearbeitung von
erschienen. Die Jeeniten zu Toulousi
gäbe und erklärten, da das Verbot
die schon im Anfange des 17. Jahrl
Lehren (S. 341) hervorgerufen war,
gallicaniscben ^Grundsätzen. Dieselbe
Jesuiten zu Paris ab. Zaccaria aber e
de la th^ol. mor. des PP. Busembaun
Arr^to du Parlement. Biiohof Fitz-Jamei. 921
I purlements qni ont condamnö oet onvn^. 1.758. die
i'arlament 10. X'iiz 1768 verbrenoen lieM^).
br&ite des asaertions pemicienflea et dangerenBeB ea tont
9 Boi-disante J^BoiteB ont daoe toue lee tempa Boutennea,
lUtiondB par lee commisBaires dn Parlemeot, . . . Par.
Ed. AmBt. 1763, 3 vol. 6.), — sie sollen banptsäoh-
Abbia GoDJet und Minard und dem ParUmeDtBrathe
i Tour zaBamroeiigeetellt worden Bein, — werden im
wäbnt in dem Verbote: Ordonnance et iDstrootion
Hgr. l'EvSqne de SoisBonii an sojet des ÄsaertionB ex-
I parlement dea livres, thiaea, oahiers, compoa^B, pnbUea
lea J^nites, 1762, von der Inq. verh. Per. IV. 13. Apr.
Bischof von Soiaaona, Fran^oia Dno de Fitz-Jamea (geb.
hn des Herzogs von Berwick, eines natttrlichen Sohnea
äit 1738 Bischof, t 1764) hatte aein umfangreiohea Man-
Hardonin und Berrnyer (8. 812) 1759 mit einem Briefe
^III. gesandt. Der Papst Hess ein anerkennendes Breve
laen ; dieses lag längere Zeit anf seinem Ptilte nnd ver-
D. Der Bischof, der davon gehört, beklagte sich in
n Briefe vom 8. Hftri 1762, dass er keine Antwort er-
erhielt nun ein Breve vom 26. Uai, worin aber die
esemngen fiber die Jesuiten in dem zweiten Brief« ge-
1. Er antwortete 8. Jan. 176it und übersandte dem
cb die oben erwähnte Ordonnance, 24 8. 4. Das Ver-
wird in dem Decrete der Inq, nicbt motivirt, ist aber
h nicbt bloBs wegen der Angriffe auf die Jesuiten,
1 wegen der Vertbeidigung der gallicaniecben Artikel
ligatens klagt der Fapat anch darüber in dem Briefe,
er das Decret dem König von Frankreiob überaandte
auch die franzöaiachen Cardinäle, seine Klage gegen
lei dem Könige zu unteretützeu). Das Decret der Inq.
em Parlamente unterdrückt; erat nacbdem dieses ge-
antwortete der König dem Papste, beklagte ea, dass
;t nnd einseitig vorgegangen eei und die in ganz Frank-
inten vier Artikel verdamme, versprach aber, die Sache
untersuchen zu lasseu. Die mit der Untersuchung
vier Biscböfe sprachen sich günstig Tür Fitz-Jamea aus
g nahm ihn in einem Briefe an den Papst vom 2b. Juli
itz^). Mebrere gegen ihn nnd die Extraita gerichtete
nain p. 206. N. E. 1767, 165; 1768. 6. Backer s. v. Lacroiz
1. 2&. Deutscher Merkur 1881,139. — Angelo Franzoja, Prof.in
I dunals Theologia morum ab H. Busembaum prirouro tradita,
roiz et Fr. Ä. Zaccaria aucta, nunc demum juxta aaniore» et
Thomae Aq. doctrinaa s.d trutinam rcrocate, Bononiae JT60.
I dann seiner Aiiigabe des Buiembaum, Kavenna 1761, eine
ilatio gegen Franzoja bei (Hurter 8, 423).
Lctenatücke in Oeuvres de Mgr. la Duc de Fitz-Jamea, Ev.
.vLgnon 1769», 2 vol. 12. (Die Oeuvres sind edirt von P.-E.
923 Aufhebung des
biBchSfliolie ErtaBHe wurden gleic
Zwei andere Ordonnanzen über d
Biachof von Angern, und von J.-L.
von Alaia (f 1776), wurden v(
19. Sept. und Dec. 1764 getadel
den Index gesetzt, obschon die d
nm fangreicher ist als die des ]
sprioht in verschiedenen Breven
Feinden der Kirche oder von de
hinterlistig zu s am ni engen teilten i
worden auch von einer Heihe vo
— aber im Index stehen sie nicl
la naissance et des progre«i de \t
und Snppl^ment, 1764, 2 vol., von
(N. E. 1774, 198); Annnles de
par Emmanuel-Robert de Philib
ohan. de Toulouse, 5 vol. 4. (iil
se-dicenti GeBuiti, 1780, 2 vol. i
2. In Portugal wnrde die
geleitet durch die Untersuchnng
welcher noch Benedict XIV, du
den Card. Saldanha beauftragte,
»isohen Regierung geschriebene
qae OS religiosoB Jesuitas . . .
marines . . . , welche Benedict ]
de Alnieda überreicht worden war
der Drucker Pagliarini wurde al
theiU des Card. Saldanha vom 1
gestattet^). Wie Cordara (Döllir
reichte der Jesuiten-General Kicci
dem neuen Papste Clemens XIIl
des Verfahrens Saldanha's. Der
beschränkte sich dann aber darai
Gourliii, der auch die beiden oben
Zum Folgenden vgl. Flcur. 85, 99.
1) Die RäpoDse au livre Extr
unter der Leitang des P. Sauvage i
C, 60C. Andere Vertheidigungen der
Cerutti, der I76*i die Apologie gene
Jes. herausgab, erbot dicli 1767, dei
abKule^en, da ihm die Augen aufgi
Sinne der Revolution (Picot 4, 522)
Phil. V. WalderdorEf 171(4 die Apoli
fisciren und die Jesuiten, die sie hei
femeu; Fleur. 85, 363.
2) Schäfer, Gesch. v. Port. 6,
437. Sie erschien übersetzt als La
versee, ou relation authentique . •
46. 100. 157. 188.
meda lieia die Bittsclirift, die
merknogeo von dem PiariBten
ter Pagliarini wurde lu den
M aber begnadifft. Verboten
Es ersobien auch aocb eine
i gegen die Jesuiten, zn denen
aus dem Archiv der Propa-
iiition verbot durch ein Ediot
presentado por el F. General
i, Farecer qne di6 la Cungre-
al . . . , nnd zwei andere aaf
jfariften (Carta, Caniaa).
Gabriel Malagrida durch die
- die Yemrtbeilnng atlitste sich
: Yida da glorioBa Santa Anna
tichriati, — und hinrichten^),
ihienenen Schriften steht keine
len zahlreichen damals in Por-
Kom grossen Anatoss erregen
s Msjestati Domini nostri Ke-
Dr- Jos. de Seabra Sjlvio. . .
nltimnm et criticnm statnm
Jean nnncupsta expulsa pro-
ispsniae. Latinitate donavit . ,
• 16 und 78 S. 8., und die
itliohte, 17T1 Ton Ant. Fereira
dogicK et analytica. F. I., abi
rendae manifestantnr clades a
coloniis . . illatae ... F. II.,
is ecclesiae epochie contigerant
mpressionis lihrornm ^), zwei
m Card. Facca (Denkw. 6, 96)
B des aasertions, nnd von dem
ihtet, die Nnncien in Madrid
bedentendate Werk gegen die
Jeanitas feite ao natural 1764
Uebersetznng : Retrato de loa
a&s doctos y mäs ilnstrea cato-
ilevne hist. 18P2, 18, 323. Hier
n würde jeder moderne Richter
[IS ... de rainia huic regno ejnaqne
ionea Bullae Coenae et Expnrga-
p. 1B8 Regia lex de suppriroendis
e snpentruoti sunt liidicea eip.,
poblioirte Gesetz über die Curia
924 AufLe
liooB . . . Ed. 3., oon >i
oion del Batrato ... (3^
verb. stoben im sp&n. lud
Über das Verfahren des
treibang der Jenaiten, i
Quia no« eeparabit? und
1772 verb. gedraokte am
oiones etc., in denen Bibt
oder boahafte Anspieliuig
kommen. Andeneita wui
1768, 2 vol., von dem &
3. Die Bolle ApoeU
von der Clemens XIV. i
apoat. a Clemento XIU.
durfte in Gen na, Florene,
tagal nnd Oestorreich ni
Aix liesB aie 26. Jan. 11
rerbotonen Schriften Bind
che cominoia : Apostolicn;
tianisohen Theatinet Tos
Index, Carta primeira . .
franzöeiech : Lettres d'nn
163 8. 12. (N. E. 1766,
und nichtig bezeichnet; -
in favore dci RR. PP. G
e aopra la bolla ApostoUi
12. März 1766, als nefa:
aobickten Honitom nnd di
während der Sitznng der
von dem Henker zu verbri
raccolta de' brevi di S. f
portanti aopra li medeaii
Index.
4. Von den zahlreich
atoht im RSmiachen Inde
jour par le E. P, B. ■ , ,
poeilaire de tous sea eeci
Meudon (Amst.) 1775, 12
Uberaetzt, noch von dem
von Joaepb de Lanjninait
1) Broacb, Oeeoh. dei
hUt. Cl, 8*, 480. Cr4t.-J, 5
pr^me en matiire de foi, ei
infaiilible f^prochen. Vgl. '
2) Das üecret i»t den
index TOQ 1758 beigrebund(
Raoneil contsnant la Coniti'
roent et de Dotes, 66. S. 12.
Uli. nnd XIV. Memoria cattolioa. 935
ler einer Ersiehnogsanstalt zn Mondon in der
b; er hatte vorher, gleichfalls anonym, Mo-
odige de bontä, de eavoir et de aageaae, qui
I. Jmeph II., Lanaaone 1774, geaehrieben;
Hess 1776 dieses Baoh verbrennen (Rocqnain
1, 129); der spSter za erwähnende Jean-Denia
Ifeffe. Im span. Index steht als im J. 1789
Lo spirito etc. Amst. 1777, 2 vol. Ferner
: Yids del P. Clement« XIY. por el Marq.
itellan por D. Fr. M. Nipho, Madr. 177K (ea
estrichen) nnd Lettrea dn P. Clement XIV.
de la vie de ce Pape et auivieB de l'oraiBon
ribonrg, Li^ge 1777, 4 vol. (drei Stellen ge-
lt noch in den Rom. Index gekommen; Oan-
F gegen den Jeanitiamna. Ein Charakterge-
Ton H. M. E. Earlanihe 1845.
I erregte im J. 1780 die Schrift Memoria
ei a Sna Santitfi, Opera poatuma, Coemopoli
reicher in sehr ichanTer Weise zn zeigen ver-
ehnngabrere sei nnll nnd nichtig, weil er-
angereoht nnd fttr die Kirche schftdlioh. Der
Iter herauskam, der Ex-Jeanit Carlo fiorgo,
die Schrift zn Rom*). Rie wurde dort Ende
I von dem Marcheae Caraoaiolo heraiiisegeben.
>ben (Picot 4, 607. Tbeiner, aemena XIV., I, S.
Reumont, GaDganelli S. 40. Italienisoha Aub-
1831 und 1S45. Die Biographie erschien zuerst
«ch; Vita di Fra Lor. Ganganelli, P, demente
llnstrata da scritti .importanti intomo i Gesniti,
Im Rom. Index steht keine Anigabe beider
latte steht das Motto: Ta loii qnouiam faltnm
tra me: et ecce morior, cum nihil biiram fecerim,
iBuerunt advereum me. Gxaudirit autem Dominus
, 44. Der 1. Theil ist italicniscb, der 2. deutsch
g. 8, 1S9— 37G. Eine Ueberaetzung, „Katholiiche
;keit zn öberreichen", eracbieu zu Frankfurt und
Dasi Borgo der Verfasser ist, wird von Bäcker
1. 1, 767, sein eigenhändiges Manuscript sei früher
ik zu Qenua aufbewahrt worden), von Hurter 3,
Memoria wird auch in Eerzans GesandtachafUb«-
Fheol. Dienerschaft S. 56) erwähnt. Es erschien
iattolica von einem Dominicaner, — Der Jesuit
n in dem NürnberKer Journal poar l'histoire, XIIL
Is Pins VI. die Memoria zuerst gelesen, habe ar
t; nachdem sie gedruckt worden, hätten einige
den Verkauf zu verbieten und sie prüfen zu lassen,
linden der Jesuiten übertragen worden, die auch
s Aufhehuogsbreves bezeichnet würden. Auf ihr
lann daa Bnoh verbieten mässen.
69
926
Aufhebang des Jesuitenordens.
1780 confisciit; drei Ex- Jesuiten, der Abate Baccinelli, d«r sie in
Edm verbreitet hatte, und der Drucker Perego aus Mailand, ein
früherer Laienbruder der Jesuiten, und ein Jude aus Livorno, der
das Manuscript nach Rom gebracht und drei Druckern angeboten,
wurden verhaftet. Am 8. Jan. 1781 wurde das Buch von deni
Mag. S. Pal. als ein boshaftes und durchaus verwerfliches verboten.
Am 13. Juni erschien dann ein Breve Pius' VI., worin er sagt:
er habe sich von mehreren unparteiischen Theologen, von jedem
einzeln, Gutachten abgeben lassen, und auf Grund derselben ver-
damme er das Buch als resp. für fromme Ohren verletzende, ärger-
nissgebende, temerär^, ii'i^g^? aufrührerische, der Ketzerei verdächlige
und das Söhisma begünstigende Sätze enthaltend, und verordne, elB
als eine für den h. Stuhl und katholische Fürsten injuriöse Sehmäh-
schrift zu verbrennen (N. E. 1781, 149). Trotz des Verbotes
erschien noch in demselben Jahre eine 2. Ausgabe mit noch stärkeren
Zusätzen. Die Memoria ist abgedrückt in den Anecdoti interes^nti
di storia e di critioa sulla Memoria cattolica. Insta opportatie, im-
pbrtune, argue, obsecra, incre|>a in omni patientia et doctrina. 2 Tim.
4., 1787, 413 S. 8. (nicht im Index). — Einige Jahre später er-
schien Seconda Memoria cattolica contenente il trionfo della fede
e chiesa, de' monarchi e monarchie e della Compagnia di Gesii e
sue apologie coUo sterminio de^ loro nemici, da presentarsi a Siia
Santitä ed alli principi cristiani: opera divisa in tre tomi e parti e
postuma. Sie wurde in einem langen und sehr scharfen Breve vom
18. Nov. 1788 (Bull. 8, 247) als ein wahrer Libellus infamatorios,
noch verwegener und schlechter als die erste Memoria, als ein Ge-
webe von Lügen und Schmähungen gegen den Papst, Könige, Car-
dinäle und Minister verdammt. Unter demselben Datum verbot der
Gouverneur von Rom und Vice-Camerlengo des h. Stuhles für den
Kirchenstaat das Behalten und Verbreiten des Buches bei Todes-
strafe, unter Berufung auf die Bestimmungen des Bando generale
über Hochverrath, und setzte einen Preis auf die Anzeige des Ver-
fassers und der Verbreiter. Die Schrift, angeblich schon 1783 — 84
gedruckt, wurde übrigens nur ganz heimlich vertheilt; der Spanische
Gesandte Azara verschaflfte sich mit Mühe für 60 Scudi ein Exem-
plar (N. E. 1789, 55). Sie ist nicht, von C. Borgo, sondern, wie
in der 2. Auflage von dessen Memoria angegeben wird, von einem
spanischen Ex- Jesuiten, nach Backer 2. Ed. 2, 1109 von Bruno
Martin — In Spanien wurden beide Memorie 1789 verb., schon
1785: Sensa Rom. Pontifinum Clementis XIV. praedecessorum com
animadv. circa ejus Breve, Amst. 1776, 467 S. 8., von dem Ex-Jes.
Casimir Bedekowics.
Während des Conclave's nach dem Tode Clemens^ XIV. er-
schien II Conolave deir anno 1774. Dramma per musica da reci-
tarsi nel teatro delle dame nel carnevale del 1775. Dedicato alle
medesime dame. In Roma per il Cracas all' insegna del Silenzio,
con licenza e approvazione. Die Cardinäle des Gonclaves liessen
„dieses ruchlose Drama mit anderen Satiren und Pasquillen zu Rom
von dem Henker verbrennen und beauftragten die NuncieUi die
lod A. Theiner. 9S7
deaaelbeo auCtufordern" (Hid^er
i IUI. C, 134 wurde der Verfasser,
sTurtheiJt, ab»' auf den Wunsch
B Pasquill hauptaäolilicli (gerichtet
Bi Indes ^).
kanntiicli über Clemens XIV. und
ewei ^ruBBere Werke erBchienen:
it XIV. et les Jesuitee, Par. 184T
Pontißcat de Clement XIV., Par.
Üret.-Joly zwei Lettres au P6re
DR den .Teeniten Ualerial erhalten,
r es verarbeitete, in Verlegenheit
isbeit Pins' IX. erregt. In dessen
oh begonnen; mit der AuefUhmng
let nichtR veniger als zufrieden.
Dg aus Theiners Such herausgab
sagt (Warnung vor Neuerungen,
ist ia den Index gesetzt und vom
in Folge deasen desavouirt worden.
seiner Geheimen (reschichtc der
.nfhebung des Jesuitenordens zu
Bl. 14, empfiehlt diese mit dem:
1 Grunde gelegte Buch von Orät.-
eit eines Papstes und somit der
den Index gesetzt worden; aber
n Clemens XIV. und einen Thell,
gibt, ist in dem Buohe des ge-
in Abbruch geschehen.« Von dem
es scheint, wenig Notiz; dagegen
itioB in Wien 185B eine deateche
elches der h. Stuhl zu lesen ver-
er Schrift P. Theiner nnd die Je-
H. Gisiger, Mannh. 1875, S. 231,
1881, 215 behauptet: „Kaum war
geschriebener Clemens XIV. er-
isetzt wurde und alle l^iemplare,
i konnten, verbrannt wurden." In
noch das andere B\xc\i im Index;
^ide^ im Kirchenstnate zeitweilig
). Jan. ISiS schreibt der Jesuit
,Auch ich bftbe den Verdacht ge-
onü gedruckt, angeblich unter den
i;a erschien nochmals zu Mailand 17«7.
eutBcher Uebenctzung, 156 S. 8. In
in gran parte tinl cel^bre abate P.
in MctaetasioV Der Vurfawer Bcbrieb
gleichfalls in Verum vr-n Motast.asio.
028
Aufhebong des Jesaiienordens.
habt^ dass man Ihren Clemens XIV. in den Index setaea weUe;
aber jetzt habe ieb Gründe zn glauben, da«8 man den Gedankei
aufgegeben bat. Es ist aber mögliohi dass das Verbot des Ver-
kaufes noch nicht aufgehoben ist*^^). lieber Theiners Buch erliess
Card. Mertel als Minister des Innern 28. Sept. 1853 folgendes ge-
heime Circular: „Der Magister S. Pal. hat mir gesagt, es sei zu
Mailand der erste Band der Geschichte Clemens' XIV. von A. Theiner
mit einer Vorrede des Uebersetzers Fr. Longhena ersehienen und
er habe nach einer Anfrage hohem Orts in Kom den Verkauf der
Uebersetzung als geeignet, Missstimmung und Beunruhigung zn be-
fördern, verboten; er hat mir auch bemerkt, dass es nöthig sei, den
Import und Verkauf im ganzen Kirchenstaate zu verbieten'^ u. s. w.
A. Gennarelli (Govemo Pontif. ), 546), der dieses Actenatftek mir
theilt, verzeichnet eine Beihe von Büchern, die pioht im Index
stehen, aber 1850—55 durch den Minister des Innern verboteif
wurden, darunter z. B. auch Lettere di Gladstone su l^apoli.
Von der 'Wiederherstellung des Jesuitenordens handelt ein Buih
vt>n J. L. Chaillot, Pie VII et les Jesuites d'apres des doo««ienti
iuÄdits, Bome 1879*, 494 S. 8. £r sucht nachzuweisen, Pius VII.
habe den Jesuitenorden nicht in der Gestalt, die er zur Zeit der
Aufhebung gehabt, wiederhergestellt, sondern in seiner ursprünjglichen
Gestalt, wie er von Paul IIL bestätigt worden, und olme die Fri-
vilegien, welqhe ihm die Päpste von Gregor XIIL an verlieben;
von diesen habe ihm erst Leo XII. einige wieder bewilligt. Das
Buch war schon 1879 gedruckt, wurde aber erst 1882 veröffentlicht
und dann gleich 3. Apr. verboten. Der Verfasser schrieb dtnmf
an den Seoretär der Index-Gongr.: das Decret sei ihm zwar< nioht
zugestellt worden; er erkläre aber seine völlige Unterwerfung unter
dasselbe. In dem nächsten Decrete, vom 10. Juli 1882 (Acta 3. 8.
15, S9) steht demgemäss: Auotor se subjecit Dass nidit gesagt
1) Die in Rom erscheinende Speranza verglich damals Cret.-Jo1j
mit Paul Jovius und Aretino und der Contemporaneo brachte einen
Artikel gegen ihn, den anfangs der Gensor zurückwies, den aber dann
der Mag. S. Pal. Modena nach Weglasiung einiger Htellen paMiren Hess,
um, wie er sagte, das durch Cret.-Joly gegebene Aergerniss zu mildem.
Der Jesuiten-General Roothaan veröffentlionte eine ]&klärung vom 24.
Dec. 1852, die mit dem Satze schliesst: ,Jch protestire laut in der ganzen
Aufrichtigkeit meines Gewissens in meinem und aller Meinigen Namen
gegen alles, was in den Schriften des Herrn Cret.-Joly die dem h. Stahle
gebührende Ehrfurcht verletzt, und erkläre, dass zwischen diesem Schrift-
steller und den Mitgliedern der Gesellschaft Jesu keine Solidarität ezistirt''
Als Cret.-Joly 1857 mit Pius IX. Frieden schloss, wurde in den Brie^
den er diesem schreiben musste, von Card. Villecourt im Auftrage des
Papstes der Satz eingeschoben: „Ich verpflichte mich, fortan nichts mehr
zu veröffentlichen, was den Statthalter Jesu Chr. betrüben oder verletzen
könnte, und werde diesem gern alle Schriften, von denen er es wünscht,
vorher vorlegen.*' ü. Maynard, Jacques Cretineau-Joly, 1876. A. v, Droffel,
Cretineau-Joly, Eist. Zts. 1884, 16, 1. Die Streitschriften für und gegea
Theiner bei Roskovany 4, 1300.
w Bcbriftan 176»— 1800. »9
et opus reprobaTit, ist nicht Bn&llig-
"t: er habe aioh zwar unterwoifcD und
mHokgezo^n, aber es niofat reprabirt').
cbe SehrineB 1758—1800.
liehe aas Anlaas der Streitigkeiten
id FiDS VI. und den Regierungen
irachienen, wurden einig« tod der
ID der lodex-CoDgregation rerboten.
it dem Herzog vou Parma hat keine
Aach TOo den spanisohea Schriften,
sefaieneo, wurden in der xweiten
keine verboten, — einige naohtiHg-
tngiesiscbeu nur einige der nabe-
aich kamen a. a. einige kirohlicb-
i^oiB Bicher, ferner zwei Bber die
rere Ober die staatliche BeschrSn-
en Index, ana Holland eine durch
trecbter Kirche veranlasste Schrift
es.
1 Pistolesi Pio VU., 1, 133 wird an-
b. 1698, 1734— 77 Minister in Neapel
r der Massregeln, welche zu den Con-
rbittert darüber gewesen, daaa eine
I er als Piofeasor in Pisa geschrieben,
3o Tiel iah weis«, steht keine der-
Index^V —Unter Clemens XUI. kam
ie Zeitschrift L'avenir catholiqne heraus
ore. Der Jesuit Seb. Sangaineti schrieb
A e la Bua legale esietenza nella Chiesn.
illot «cl libro . . ., Rom 1882», 279 nad
: einzige Werthvolle iu beiden Büchern,
igitens jetzt im Buchhandel, — sind die
ederherstellung des Ordens.
über die Erhebung Liguori's zum Doctor
er seine 1772 erschienene latoria dell'
!t Orbis. Conceesionis tituli Doctoris - . .
49). Er rühmt diesen in der Widmung,
rengsten Strafen die Einechlcppung von
fede verboten nnd diejenigen gezüchtigt
980 KircUich-politiiche Schriften 1758—1600.
von Schriften, welche sich an
nur eine in den Index: Diee
della chiesa e podeeta de) £0
112 S. i., verb. 1766 {'S. E.
j^buai della giarisdiaione ec
1769, verb. 1774, von B. Bn
Neapel der Druck nicht gesta
Unter Pins VI. wurden 1777
avvenuto alla religione e all
regolari. A Sua Ecc. il Sig.
Dritto pnbblico sulla proibizi
clesiaslici e sulla regalia de'
quali, Napoli 1776, 4. (im In
excommnn icationis) .
1782 wurde der Oratoria
von Potenzfi ernannt. Piue ^
er nicht über die den Rechte 1
Bpre oh enden Sätze genügende
Schriften De s. scripturig Übe
1763, und De clarie catechisfii
letztern Schrift spricht er au8
bot seines Bnohes). Die erstei
nicht. Er reiste mit Genehm
wurden ihm von dem Auditor
vorgelegt, über die Gewalt d
Catechismen von Mesenguy, F
Eirchengut, und ob er seine
unterwerfe. Da er es ableh
wurde die Präconisation verw
erklärte die Vorlegung der '.
nochmale die Bestätigung (ein
zwei .Juristen, welche die Kegi
der Fragen für eine Insulte nr
und die ComprovincialbischQf
überwies die Sache einer C01
entwarf eine Erklärung, welc
10. Juni 1783 nntersrhrieb ; 1
missio et obedientia gegen dei
Einheit n. s. w-, unterwirft
schreibenden Werke der Gens
canonischen ürtheile zu gehoi
üon 18. Juli 1783. In der l
oution berichtete Pins VI. aus
habe, welche durch Jas Einschle
den Bücher in Neapel solche heil
vgl. Walch, Neueste Rel.-Gesch.,
et tar son ponlilicat, Paris s. a.
A. Semo. G. TapeeeUtro. 981
jffnang sDi, Serrao werde sich fortan nicht
igen Sohrifteteller halten, dnrch die er sich
indem an die Lehre seinem berühmten Vor-
Card. Jo. de Tnrreoremata^). Die beiden
in tthrigens nicht im Index, anch nicht die
päteren anonymen Schriften, worin die Er-
rch den König und die Beatätigang dersel-
ten berurwortet wird: La prammatica ean-
i Francia, proposta ai rifonnatori dell' ec-
ittera di nn canonieta a nn miniatro, o. 1.
all' antore de) Giornale eccl. di Roma. . .
inello, che egii a censarato nell' opneculo
lap. 1788, 118 S. 8.; Ragionameoto enll'
'i, 1788. 114 S. 8. (N. E. 1789, 37. 185.
gen wurde von der Inq, Fer, V. 29. Jan.
n Erzbischof Gins. Capecelatro Ton Tarent
[880) verfasste DiecorBO tstorico-politico
so e della decadenza del potere dei chierioi
con ua ristretto detl' istoria delle dne 9i-
». a., 195 S. 6., ale enthaltend propositiones
nque potestatem seditioaas, praesertim vero
Sedi Apost. ... et toti Ecciesiae snmmo-
>nis, libertatis, immanitatis ecclea., nnitatis
ra. PoDtificis destrnctivas, in schiama et in
sndentea ... et etiam baereticas (G. eccl.
I von Capecelatro veröffentlichten Riflee*
Dialogo del Sig. Censorini Italiano col Sig.
Ha e. a., 94 S. 8. (G. eccl. 4, 217), wurden
>ichzeitig erschien dann Confntazione degli
la chiesa e la sovranitä eparse in due libelli
<Bioni .... 2 vol. k 6—700 S. 4. (G. eccl.
von Cap. sind noch einmal zusammen zu
— Eine noch schärfer anticurialistische
1804 mit einigen anderen Schriften dnrch
Index-CoDgr. verb. : Della Monarchia
ipondit Jesus: Regnnm menm oon est de
36. Diecorso nmiliato alla Maestä di Fer-
itti i sovrani del mondo cristiano. Et nunc
Bapel) 1789, 321 S. 8. Das Buch wurde
i, 89 als veramente infame ed enpio libello
irso di un anonimo della Mon. . . . trattato
). Fr. A.' Zaooaria . . . in un eaggio dell'
itBliti ammonticohiate in tale discorso, Rom
I. Allocutioncg etc. p. 137. Mem. hist. 3, 54.
No. 2. 3. Serrao »chloss sich 1798 bei der In-
evolutionSren Partei an und wurde 1799 bei
luffo ermordet. Colletta 4, 2.
982 Eirohlioh-politiHh« Schriften 176B— 1800.
1791, 86 S. 8. kritisirt. Hit Unrectit ist Semo &1b mvÜi
Verfaiser bezeichnet' worden (Picot 4, 582). Dm 6. -ec
sagt, Franc. Confo
ProfeBBur an der
das Buch von den
Uaroello Eusebio :
forti and Tanacol
2. 205).
2. Von den
corso sopra l'as
Gio. Bajt. Paaqna
27. Pthi. 1764, i
Melzi 1, 314 von
kämpft von Giac.
(Harter 3, 162).
pOBsedntl dalle c
dicono Mani mort
1766, gleichfalU i
nonicns Antonio
Franc. Ant. Plorii
gionamento . . .,
gnacco mit Con
agii autori dello
in cinqne lettere,
dann 1769—70 in
qnistare e di poaa
gt'impDgnatorl de!
Bagionameoto . .
gegen gerichtete I
vertirei, Gelopoli
— GleichfalUne
mento da tentare
di UD (liscofBo Boi
stituzioni del c
di Yenezia, dall' i
ohini, von dem H
1765, 4, anführt, n
1772 explicatnrns
pabl. ecol. P. P.
de snmini priocipi
rebus eccl. handel
unterdrückt und ]
durcb den Abate
(Tipaldo 8, 254).
3. Von Car:
paldo 6, 33) wurd
rale impngoata e i
1767 D'nna rifo
eiwdig. C. A. PiUti. 988
pernioioB« leggi d'Italia, Yillafranca (Yen.)
oh, welobCB allerdings sehr scharfe Bemer-
ben ZnatSnde nnd sehr rsdicale RefonnTor-
limfithige 2, Sl). 1770 erschien eine 2. Anf-
B andere Ausgabe Noovo progetto di nna
) 1786, 3 Tol., ist mit Noten verseben, die
eetiali ed empie bezeiohnet und einem mia-
breibt; sie sind naefa Ueizi 2,444 angebliob
1er ancb die beigefügten gcLleohten Novellen
rfasst haben mag. Dieie Anegabe, gegen
belangelo Ori&ni Brevi rifieaaioni eul libro
Bologna 1793, achrieb, wnrde trotz dea vor-
■b., aber ein Separatabdmck der NgTolle
DO riaggiatore incognito, Amat. (Mailand)
— In deranter dem Vorsitze Clemens' XIV.
nq. Fer. V. 1. Mttrz 1770 wurde verb. Bi-
Bopra la cbiesa in generale, aopra il olero
eopra i vescovi ed i Rom, Pontefioi e sopra
priacipi, Borgo Francone (Yen.) 1768*,
3crete beisat es von dem Bncbe : Omnis de-
tedificatio, jnta, slatos, aactoritas minnnntnr
oram Rom. Pontificum aliommqne epiacopo-
r, olems saecnlaris et regalaris maledictia
it oneratnr, ecoleaiasticorum leges, inatitnta,
et concnloantDr. Anob wird die Yerbren-
angeordnet (Zacc. p. 216). 1652 wnrde
r Pilati'a Namen erschienene Ausgabe nnter
bot von 1770 verb, — Von Pilati ist auch
> fiiovanni, commedia, e. 1. 1789 (in den
). 1789. — 1784 wurden verb. MemorJ«
' servire di apologia a qnanto viene pre-
differenti corti di Buropa per condarre la
ilmente regolare, per quanto aia poseibile,
Opera d'nn Italiano. Coniaberga (Siena)
esini BUS Luoca (1756—1832), einem Bra-
lomaten Mareheae Girolamo L. (A. D. B.
Diritto libero del sovrano anl matrimonio,
. 4, 234 ZQ Neapel erschienen. Es wird
eben Contract und Sacrament unterschieden
ihe nicht die Ehe zu einem Sacramente ge-
iment eingesetzt, um die Ehe zu heiligen,
tlich in Frankreich seit Launoy viele Ver-
Uhrlioh in dem Buche Principes sur la di-
: p. 1-302 eine bittere Satire auf die Mönche
del regno di Cumba, acoompagnata di riflesiioni
li che cagionano.
BfM KirchHoh-polUitohe Sobriftaa 1758—1800.
«tiBotioQ da lOODtraot et du sacrameiit de maciage, sur
d'appoHer des emp€«heiDeDtH dirJmasB et sur le droit d't
dispenees in&trimonislee, l'ariB
frähers üntorianer Mathieu M(
grilndat wird. Dieses BHch. at
■cliof Dnbom-g von Limoges es
1618 verdammte and eine Bc
ein. Brev« Pins' VJI. vom 9..iiV
Zeitungen bekauot machte ; —
de la poisBaBce. tsmporelle sur
du 1& Ferr. 1818 (49 S. 8^ a
fliratea < Schrift dvriih Abb£ Boy«
Dagegen stehen im Index: D
matrimonio deve ritenersi distii
1K40, verb. 1842, von dem £ri
und Fil. Maineri, Del matFimai
¥erb. 1852.
Ausserdem ateben im Inde«
i loro limiti. Coooordia diaoor
p. 337.280); -- Autoritä leg
procadere alln riforma de' regol
del papa, verb. 1770; — La m
ha il piinoipe sapra la cUuBnn
ritomarienfl al secolo, sopfiresi'
1783'); -r- DiBoorso indiriKzi
von der Inq. verb. 1782, viel
Ttforms 'geaeral«- indirizzato alli
wogegen L. Martorelli sa Rom .
173); — Ddl' autoritb, ehe
di religione. Saffi«iant limites, i
poBnernnt. 8. Leo,. £p. 135.
1787, verf). 1788. — 1768 wa
JDce, die mi Ferrara vertbetdigit
und eine ans dem bürgerliehen
in 8 Bänden in Floiene heraus
«gia ginrisdizione {Le Bret, Mi
nicht Letfere teologiclie, orit. e
giurisdizione ad antoritä oorapet
i beni e gli afFari degli ecclesiaB
Brenna (G. eccl. 6,97).
Von den Hauptwerken, w
rejra de Figueiredo (1725— 97j
1) Ami de la rel. 10, 369. A
«eher Merkur 1BS3, 3ö9. Von Tab
mehrte Auagaba. Schulte S. 656.
2) I>ell' autoritä del prtiioipe
Vinc. heeotü, Can. in Milano, 1786
2, 67. 184; 1, 271) sind nicht verb.
leirado. OH
rOffentlicfato^), etefat heines in
:e pretfnde ntMtrmr . . h, soerst
i apologfltioa gegen äen Bp&-
r69, TOD ihm selbst ttbenetet:
trore ctm&tnr anotor, nbi ^Apo-
oA Dolntmta EpHcopo* faeal-
ntiB matrimonii proTidendique
I Romano Pontificl reaeiratiB,
I poatnlarit, 1769, auch fran-
91 Teseovi oirca Le dUpenM . . .
>n. 1767 (voH dem DoniiiricaBer
nymi Itomasi, qui d« priiliatu
mala fidw: fa. «. I>efeMio
ponin tenpore Bcirnnrae adv.
la Romae nnper ewilgatnm,
nato del Rom. Pontefioe dil'eso
vi ciroa )e dispoDBe, SaYenna
rrara; — -Appen^x «iUostracaÖ
epo* em tenpö de rotara, 1768,
oanonica e historiea do direite
>nfirmarem t mandarem sagrar
La MageMade, . . . ainda fora do
99, 44 and 474 S. 4., auch fran-
deatsch: ProBteBtation irider
Dm Recht der UetropoUten und
78<X — Im Index atehen von
ereira, Congregntionis Oratarii
oripait: Doclrinam voteria oe-
vicofl pateatate . . . qno daoe
pnblice propngnandam ansoepit
tonas, 1765, verh. 1766, ond
eHsaö da fi do S. P. Pio IV.,
verkUrat), 1795 verb., gleioh-
di fcde del S. P. Pio IV.,
Gatalogne raiionnü »einer ge-
E. 180^, ö6. tjilva, Dicoioaario
w dem ÜraUirium aus, iieae eich
ieder HufaFhnian. Üeber seine
von Cavrara wurdu auf Grund
9 ungefährlich nicht verb., aber
D beizuheften (abgedr. Anonymi
n. Uebersetzung der . Tentativa
Ion der DemonttraQaÖ erschien
(Wiaeman, Enays I, &06). —
lt. et thsol. de g«itii no soripUs
oi porlngieaiBche Sohriften über
vetniDg de« Briefeider liütticher
^
»86
Kirehlidi-politiBohe Söhnften 1768-1600.
ora tradottft dal pol^toghese oon nionne dünddasdoni, Kapoli 1792,
140 S. 4., Ton Genoajo Geatari (G. eool. SnppL 179S, 857.; 1793, 195).
P^layo (8,282) sagt, Lnia Antonia Yeiiiey, Arohidiakon Ten
Evora, sei der Philosoph, wie Pereira der Ganonist Pomhals gefwesen.
£r hält ihn für den Verfasser der 28 Briefe eines italieaiMhea
Gapnciiiers an eiDen Professor in Goimbra fiber die ,,reelite Methode
zu stadiereik*\ die soharfe Angriffe gegen die Jesuten enthalten
(1747, 2 Bände; Seahra 1, 362). Auoh Pacoa^ Denkw. 6, 104 sagt
von dem Bnofae, es sei in Pombals Anftrag gvsehriebetty ikält aber
P. Norbert für den Verfasser, der aaeh fttr Pombal das Bnoh über
Paraguay gesehrieben habe^). liekrere lateinischo Sehriften ron
Vemej ersohienen zu Born: Aloysii Ant. Verneii, Bqaitis Ton|iisti,
Arohidiaooni Erorsnsis, Apparatna ad philosaphiam et tbeologiam
(1751), •*- De re meUphjsioa (1758), *-* De re logioa (1751, Ed.
altera 1757), alle drei ad nsnia Lositanomi ' adoleseeathim. Ebe
gegen die 1. Auflage des letzten Baches geriohiete psendonjne
Sebrift: Fnrlnr logicae Vem^anae, auoti. • Victoriaao Censorino,
Pamplaaae 1761, wnrde 1753 verb.
Le Manuel des Inquisitenirs, k Tusage des InqnisitioM d^Es-
pagne et de Portugal, ou abrigä de l'ouvrage intitnle Direetorhnn
Inqnisitornm, eompos^ yers 1358 par Hie. Eymerie [1 8. 14] . . .
On a Joint une courte bist, de TiitablisseiAent de Tlnq. dans le ro*
yauni6 de PorttgaU tirie du latin de Lonis k Paramo, Lisbonae
[Paris?] 1762*, 198 S. 8., von Abb« Morellet, steht als 1785
strenge yerb. im span., aber nieht im Rom. Index. In der iroai*
sehen Vorrede heisst es: Si les maximes de l'Inq. ainsi expoo&s ti"
Toltent'la raison et Thnnaniti, oe n'est pas la fante dutndnctear.
In der That steht in den amtlichen Schriften über die Bömisbbe und
spanische Inq. mehr Bevoltirendss als: in den Sireitsehrifton gegen sie
5. Eioer der Minister Carls III^ Pedro Rodrign«2 Oonte de
1) Pelayo 3, 232 gibt den Tit^ ein^r spanischen Uebersetsnng: Y«^
dadero metodo de e9tadiar pars ser util a la Repdblioa y ä la Iglotis,
proporcionado al estado y necasidad de Portugal . . . por el R. ?• ß&r-
badifto de la CongrHgacioji de Italia al R. P. Doctor en la Univ. de Goim-
bra. Trad. . . por D. Jos. Maymö y Ribes, Madrid 1760, 3 vol. 4. —
Isla, der im Fray Gerundio das Buoh des BarbadÜlo ab ein Werk 7er-
ney's verspottet, sagt in einem Briefe ans dem J. 1761 (Pelayo 8, 386):
Benedict XIV. Hess sich von Verney wie von manchen anderen dreisten
und oberflächlichen Gelehrten täuschen, die der fleissige Papst nicht
darchschaute, weil er^ da er so vieles las, keine Zeit hatte, alles su prüfen.
Er war die rechte Hand Pombals und seines Gesandten in Rom, de Al-
mada; ich halte ihn auch für den Verfasser des Bsdies über IViraguay.
— In Portugal Inslt man Verney auch fiir den Verfasser einer bu Modena
anonym ersiänenenen Schrift: Lnsitaniae Kcclesiae religio in adnrinistra&do
poenitentiae sacramento (über die damals in Portugal geführte Contvo-
vepse i^r das von Benedict XIV. den Beichtvätern eingesohärfbe Verbot,
die Beichtenden nach den Mitschuldigen zu fragen; A. J. P. 3, 1200; 7f
641), und der General-Inquisitor Card. Acugna und Card. Ahneida be*
zeichneten ihn darauf hin als Ketzer. Muratori bekannte sich 1749 ia
einem Briefe an Verney als Verfasser der Schrift (Fabroni 10, 842).
■MUM. Fraf Oerandio. 98T
er&ffeDtliobte 1765 einen Foliob&nd:
zacion, eine aniftlhrKahe genchicht-
sr SegienRigen liberiiBDpt nnd der
irerbong tod ü fitem durch die todte
Inrch ein Gesetz ron 1T68 gecebehen
GeiBtliofaen gedmokt^). Der Vene'
■etnng des Werkei druckeni Trat-
nel qnalft ti dimostra l'nso coRtante
li» le illimitate «lienazitmi di beni
hre manimoTt«, Von, 1767, S vol. 4.
iah nicht verfaß, «andern ent 1836^
■von dem Card. Pedro de Ingoanza
ilayo S, 600). Andere Bitter von
ex, auch niobt dae von ibm berani-
die Balla Coenae (B. 376). — Eis
Lino, Bpftter Conte da Florida Bianca,
J Dorrö eins Oarta apolog4tioa über
rte da» von dieMm entworfene, ron
paTcial Bobre las letraa en forma de
1 Bom., en que te intentan derogar
Is Paniia j dispvtarie la Boberania
i, Fol. (in einer 2. Aaegabe 17fl9,
dieses Bsch steht niebt im Index,
0 IT72 mm OeBandtea in Bom er-
itber Honifto'a Verhalten Überhaupt
lohflB anaew dem to« Tobar (S. S44)
iet HJBtoria del CimMo predicador
iaa Zotei, eeorita por el Liomoiado
tr. Libro primeiro. Madrid 1758
Libro prim. iat in den späteren In-
eo das Verbot anf das ganzB Werk
ler in der Manier des X>on Qnijote
tlige Predigtweise vieler spanischen
IC. de Isla. Der 1. Theil erechien
Dra der Inquisition, des Trinitariers
ioars von Madrid and nnt einem
l bei Pelayo 9, im Vgl. mm Folgen-
1. 13. Banmgsrten, Getch. Spanieoi
nngen . . . mit Amaerknngen von H.
« wurde wiaderbolt bei der epan. Inq.
r von ihm nnr gefordert, der AbeohwA-
1)06. Dm Breve Clemens' Xin. über
TOD dem Pariier Parlamente nnter-
Arrit allen Bisohäfin nMenden und,
vevweigert wurde, Avigaon beeataem
988
KirchliGh-poHtische Sobnfiben 1758--- 1800.
köittglichen Druokprivileg f&r alle .Bünde. Gleichwohl wurde dei
erste Band auf Betreiben der Mönche. im Mai 1760 von der Inqoi-
sition verbi, erst 1776 der 2. Band und . zngleieh alle gedruekten
und geaohriebenen Schriften für und gegen das Buch ; untor * Aih
drohung der Excomno. fär jeden, der nöehifür oder gegen dasselbe
etwas aehreiben werde (Indexe von 1790 unter Loben). VoUslÄndig
erschien das Buch zuerst 1773 in englischer Uebersetzong; erst 1787
spanisch ^). -^ iH^icht gerade unter Andfohung der Exoommunioation,
aber strenge verbot die span. Inq. 17^7 einen 177^ zu Madrid ge-
druckten. Saggio di edueaaione danstrale per ligiovani oheientrano
nei novizkitivaccomiftodato alli tempi presenti . ^ . di OesareotPözzi
(Benediotiner, Prof, an der Sapienza und Eaaminatore dei veacovi),
der von JJBr Muftoz in iSinem por ^l honor de Ja litecatwra ei^[MUU>ki
geschriebenen Juizio scharf angegriffen wurde, und alle Vertheidi^
gongen desselben, darunter auch* eine €arta al S. Pontifice^).
6. Von dem Parlamentsadvocaten Fran^ois Bieher (1718*r^98)
sind die ; 8ohr>ften : Exa^men des principes d^ apres lesquels on peat
appr^cier la declaration de TAasembl^e da €lerge de 1760, 1760^
\ü.y verb. 1761y und Bc' rau;ti07it^ d» clerg^ ;et du pouvoiri du
Boagisteat politique sor Texereicef des.ffonctioos du ministdrceeeUs.
Par M* '''♦♦, Av. au Pari, Amst (Paiia) 1766, 5iVoL^ vetebw 1767,
Diese 8chrk% wurde auf Betreiben dies Erebischofs Migazzi 1767
auch I in Wien verb.> aber 1 1 7 69 freigegeben % Von eipem : asdem
Parhunäntsädvoeaten, Fr.-Gh. Hueme de la Mothe ist Llesprit ea
les pvinoipes dt dtoit eanonique, Avignoni 1760, 3 vol« 12i, verb.
1761 (Schulte S. 647), von dem Appellanten Abbe Jacques Taühe
Histöire des eaireprises du clergi sur la sonverainefaik dee roys,
recueilliB des ouvr. dC' Bossuet, Pleury, Baillet et autres auteurd
ceUbres^i 1767, 2 voL. 12„ verb. . 1768 (N. E. 1791,. 170. Migae
2, 879). — Nach, der Yertreibiuig der Jesuaten wurde 1766, eine
Gommission für die Reform der anderen Orden niedergesetzt (Picot
2, 502). Damit hangen .zusammen : Me m o i re ^ pri&senlief a messiears
les oommissaires proposäs par le Roy pour proo^der &i la nformation
des ordres religieux, and M6m» sur les professions xel. en favsar
1) Auch Paris 1824*, 5 voL 16. Der deutschen Uebersetsung (ron
Bertuch)» Gesch. des berühmten Predigers Hrader Gerundio ... in aweeu
Bänden. Neue Ausff. 1777*, liegt die englische (von Baretti) zu Grunde.
In der Vorrede zu derselben wird eine der Streitschriften erwähnt: Ana-
tomia del cuerpö de Fray Ger. de Camp, y apologia de su alma. — Ein
Edict der Inq. von 1806 verordnet die Expurgatioh der Scrmones mora-
les del P. JosS Fr. de Isla, Madrid 1782; es wird u. a. eine Stelle ton
5 Seiten gestrichen.
2) Index von 1790 8. vu Pozzi. Pelayo 3» S43. Von der von Luis
Caüoelo 1781—85 herausgegebenen Zeitschrift El Censor werden im In-
dex von 1790 viele einzelne Nummern, zwei strenge, verb. Von einer
andern (freisinnigen) Zeitschrift £1 Apologista universal von dem .Auga-
stiner Pedro Centeno erschienen 1786 nur 16 Nummsrn. Beide Redacteiue
muBSten abschwören. Pelayo 3, 264.
3) Sitzungsber. der W. Ak. Ph.-hist. Gl. 84, 437.
her ToleruE. N. Piael. M9
, beide verb. 1767. — Die Inq.
iee. poteatate ... .ad normtm de-
Fratres Praedicatores Tolusani.
, ChriBti et libertatibue gallicanie
enw werden ^ie Tlieeen (22 8. 12.)
; Lambert, Professor zu limogei,
, die der Bischof Louiii Cb. Dd-
dennncirte und die ännn die Ent-
T Fo^« botten (}4.£.' ITM, lOSi
i de legibBB von den Dominioanern
Sine Collectio tbesium in diversja
. . .. Par. 1768, 473 S. 8., die
1769, 173 o. B. v.), Bteht nioht iiA
eranz stehen (aneeer denen von
x: Traite des loix civiles et ec-
par les papes, Im etnperenrB, ' le«
irDTitaiauxiHpprottvvz par Vigtito
« persicntion, Iraduit de Tani^lois,
U 1769—61 verb.: Qneetiona
si Ibb tuaiiines de )a persA^ntioÜ
8 gu»i Jiilftreiigiuti, '& l»-inoTale^
ngi, nnd Eaüsi sitr la toieranoe
von J. Tailh^ und dem Parlaments-
714—1802; N. E. 1803, 37); —
tolArance poar servlr de riptAB^
r U tt^.m» matür«, 1760^ hanptr
i de CaTeyrac Apologie de Louis
vocation de l'^dit de Nantes und
on lar la 3. Bartb^lemi (Picot 4,
esenfe dann deabornea Isf^itinicev
Yvon, dar fUr die Encyclop^die
a. schrieb, gest. 1791 als Cano-
■de auch ein Gedicht des Appel-
, 414), La France au parlement,
ex: De primatn papae, et in
du pape. in 4. latine et gallice.
einer Controveme innerhalb der
Qck, Decan de* Utreohter Capitels,
■etti-e 8ur la pnmaute de S.Pierre
worin er dem Papste auch einen
inRtitntionis Tindioirt. Dagegen
itet, die London (im Haag) 1770
, 207 S. 4,, nnd dem Papste nnr
'erfasst ist sie von dem frühem
8).
Raureaa, Bist. litt, du Maine 4, 865.
Dentsahe Idrekenrechtliobe S(Arift«D 1760—1800.
90. Deatsche kirehenreebtlic!
Das Bach, welches der Trierei
dem Namen Jastinus Febronins
gleich einer Anzahl von nnbeden
einfaches Decret der Index-Cong
gleich nach dem Erscheinen nnd i
ebenso die 2. Auflage nnd der 2.
Bache eine grossere Bedeutung be
die zahlreichen GegenBcbrifteD cnria
auch die Thatsacben, daas Glenif
mehrere Breven die deutschen
des Werkes aufforderte nnd dase,
Zeichnung eines Widerrufs sich hi
dieses in einem eigens zu diesem
1778 gehaltenen Consistorium feii
1784 wurde die Einleitung in das
TOD der lodex-Congregation, dagej
Ohrenbeichte durch ein langes Bn
schon früher, 1782, anmittelbar toi
Wien erschienene Broschüre „Wat
gleichfalls durch ein langes Brer<
anderen deutschen Broschüren, die
von denen nur eine kleine, ganz
Index steht, wUrdigte Pins VI. noc
bekenntoiss aller Religionen, 1784 e
— Die Emser Punctation von 178f
umfangreichen Responsio, die 1789
werden nicht nur die mit der Pui
Streitigkeiten zusammenhangenden
1) Anfangt wüiuohte Cleiaeni Xi
direot belümpfeii, um nicht der Contro^
Sehen. Die ersten Gegen gchriften erschi
ie nichts weniger als scharfe Justiniani
Febronium. von EaKbius Amort auf Te
— aber von 1766 an erschien eine ga,\
Itklien. Friedrich, Beitr. cor Kirohenge
Weifabiiohof J. N. v. Hontheim und seil
3. PebroDlna. 941
nch viele darauf bezfigliobe SehrifteD aus-
id der Papst sagt (c. 9 d. 7), er habe eine
tioa von CardinUlen und BischUfen beauf-
ke nnd Schriften zu prUfen, nm m einer
mg zn nnterwerfeD. Es stehen aber, —
Systemlosigkeit, die in der Indei-Congre-
arakteristiach, — nur zwei auf diese Sache
TOD denen man nicht sagen kann, dass es
raren, im Index. Auch von Hedderich nnd
fesaoreu, deren Schritten der Papst gleich-
Congregstion Überwiesen und Über die er
' scharf ansgesproehen, sind nur einzelne
I gekommen,
oatfaeim, geb. 1701, wurde 1748 WeibbiBcbof
Eurfttrsten von Trier, Franz Georg Graf von
car blieb er am bis 1764). Im Sept. 1763
rJnstini FebronÜ JCti de statu eoclesiae et
mani Fontificis liber BiDgularia, ad reuniendoe
le ohriBtiaiioB compoaitu«, Bullioni apad Guil.
8. 4. Hontheim wurde schon 1764 als Ver-
lieses aber in der Köln. Zeitung dementiren.
ort von den Nuncien in Köln und Wien nach
27. Febr. 1764 von der Index-Congr. verb.
erliess Clemens XIII. drei Breven an die Kur-
nd Köln, an den Kurfürsten von Trier und
d an den FürstbiBchof von Wilrsburg, mit
s Buch zn nnt«rdrUoken (Bull. 3, 460). Der
tnd mehrere Bischöfe verboten das Buch, der
und die BiBohöfe von Basel wnrdeu noch 1764,
Wilrzbnrg im Febr. 1765 ermahnt, dasselbe
lität Köln durch ein Breve vom 19. Oct. 1765
FebroniuB (uud der Utreohter Synode) belobt
140). ~ Die Editio altera priore emendatior
llioni 1765, B16 S. 4., wurde 3. Febr. 1766
Bsonders abgedruckten Vindioiae Febronianae
Dullorum opuBculorum, quae adv. J. Febronü
' prodienint, Turici (Frankf.) 1765, wurden
rb., aber die vier Appendiues der 2. Auflage
ete einzeln aufgeführt (in allen seit 1806 er-
teht falsch das Datum 27. Febr. 1764 hinter
e und den 3 ersten Appendicee, 3. Febr. 1766
rsehien eine deutsche Bearbeitung, 1766 eine
e und portugiesische Uebersetzung. Der Rath
if den Antrag von Campomanes 1TG7 auch das
942 DeutBohe kirchenreoht). Schriften ]750— IßOO.
Original aachdrnoken. Die in VeneHi» «ru-liiofniii« TTa>.pi
Ton Frkuc. Rosai wurde im Kirchene
In Wien wurde das Buch anrangs fre
gleichzeitig mit der deutschen Beerbe:
dam freigegeben^). — Ale der Jesuit
thehar des Herzoge von Hodena, gege
febronio ossia apotogia polemico-storici
la dannata opera di Giustino Febronit
BfTentlichte, wurde er von dem Herzog
znm Professor an der Sapienia. eman:
Unter dem 14. Oct. 1769 ford
füreten von Trier, Clemens Wenceala
das Erscheinen einer neuen Ausgabe i
nach jetzt in Frankfurt gedruckt wen
seihe zn verbietet) (Bull. 4, 72). IT:
Ausgabe, sondern Tomus secundue, u
tinens, Francof. et Lip«ae 1770. Es
. . ., 1772; T. 4., uIt«rioreB . . . Pa;
2. Band wnrde 14. Mai 1771 verb.
der 3. 3. März 1773; der 4. wnrde n
FehroniuB abbreviatne et emendatns,
ex B. scriptnra, traditione et meliorir
adomatus, ah anctore ipso in hoc
Lipe. 1777, 4.
Im J. 1778 gelang es dem Kui
Widerruf zu bestimmen. Derselbe wnr
erhlfirte aber in Bveven vom 22. Au
heim müsBC an seinem Widerruf noch
angegeben wurden, vornehmen nnd
als den ersten, von ihm freiwillig vei
sponte elncuhratam) wieder einsenden
mögen an mit Ausnahme des Satces:
Eecleeiae regimen a catholicis dootor
klärte sich mit diesem vom 1. Nov.
an den Kurfürsten und an Hontheim
gestellt, theilte diesem mit, er lasse i
liehen Strafen nach, nnd forderte ihn
widerlegen. Hontheim scheint eine
rufee nicht erwartet zn haben; aber 1
ein Consistorium, um in einer Alloci
zu verkünden nnd die Actenetttcke
1) Sitzungsber. der Vf. Äk. Ph.-Hi
Index von 1780 steben Zaccaria's Antifeb
von F. W. Reichenberger, 1768) und An
(Rom 1773—73, 4 vol. a) und Viatoris
Frcf. 1773 (Lucca 1768, von dem Capuci
S. 87.
nuDs. TheotiTnna Enpiaiinna. 943
torio eeoreto habito etc. drucken^) and dem
Auf dessen Verlangen pnblicirte Hontheim
(von dem Karfürsten stark abgeinderten)
r. 1779.
um diese Zeit mündliofa : „leb habe einiger-
lerrafen, so wie ein viel gelebrterer Pi^lat,
Zänkereien nnd Widerwärtigkeiten zn ent-
errof ist der Welt nnd der christlichen Re-
id dem Römischen Hofe nicht nützlich nnd
in. Die Sätze meiner Schrift bat die Welt
igenommeu; mein Widerraf wird denkende
D, diese Sätze zn verwerfen, ala so manche
^gen Theologaster, Mönche and Schmeichler
haben." Im Frühjahr 1781 erschien in
ronii JCti commentarias in enam retracta-
>al. Nov. a. 1776 sabmiBsam, worin er in
»gen sncht, er habe mit seinem Widerrnfe
''esentlichen nicht geändert. Er übersandte
ils die von diesem gewünschte Widerlegung
, nnd mit der Erklärnng, wenn ihm an
en Testamente etwas missfalle, sei er bereit,
:, welches er dann als ('odicill beifügen
Pins VI. gab die Schrift dem F^fecten der
1. öerdil, der allerdings VerbesBerangen für
Papst befahl, Gerdils AnimadversioneB in
ronio in au«m retraet. editnm als vorUnlige
onins zu drucken; sie wurde aber erBt 1792,
ims, t 1790, veröffentlicht. Der Commen-
Index.
Widerruf ist ein Buch von Zaccaria veran-
i de doctU oatholicis viria, qni Cl. Jnstino
retractandiB ah anno 1S80 landahili exemplo
aris, Hom 1791,* XXXII and 133 8. 4..
F. Richer, P. de Marca, Pension, Card, de
tesqnien, Helv^tiuB and M. A. de Dominis
l8 dargestellt werden. Das Bach war schon
.es Mag. 8. Pal. Schiara gedruckt; der Papst
e es scheint, anf Gmnd von Yoretellangen
anf weiteres die Veröffcntlichnng. Schiara
B an Card. Albani, dem das Bach gewidmet
lie Veröffentlichang interessirte, der Papst
n der Klugheit, namentlich am die Fran-
die Veröffentlichnng beanstanden, und rieth
iznlassen. In dem Briefe kommen die merk-
ror: man müsse die Franzosen nicht zwingen
, Pii VI. Allocntio
944 Deutsche kirolieii recht). Schriften 1760—1600.
wollen, ihre Ansicht von der Saperiorität des allgemeinen
üher den Papst zu Qunsten der richtigen, aber doch nicht
Kirche definirten Aneicht anfzugeben; mi
lanten nnd JanBenisten identificiren, sonst
Eoaen zu JaneenisteD machen, und wem
senisten con piü einceritii e oon minore (
wtirde es gor keine JaneeniBten geben.
die verlangten Aenderungen, und das Bu'
gegeben worden zu sein^).
2. Die Frincipia juris eeclesiast
Germaniae accoromodata in usum tyronai
verb. 1750, nach dem Verbote wiederhol
noch 1754 amtlich für die Vorlesungen
317), sind verfasst von Georg Christo
Honiheims, seit 1748 Prof. des canonisch«
NrIIct wurde wegen dieses Grundrisses,
ist, auch in Trier voti den Jesuiten ang
schrieb 175Ü Animadversiones dagegen
reichen DissertationeQ wurden einige v(
(Schulte S. 213); im Index steht nur
hist.-canonica pro eancta prorincia Roms
ut apostatam a. 963 reprobante et coran
Leonem VIII. canonice eligente, 1766, v
Job. Caspar Barthel, geh. 1C97, ge
nifichen Hechte und Dechant des Stifts i
einige Zeit in Rom bei dem Secrefär der
per Latn bertin i gearbeitet und von diesei
niss erhalten hatte, auch in Rom Doctoi
war, wnrde in Bom denuncirt, daes in
in Abschriften Verbreitung fanden, bede
liehe AutoritSt gefährliche SKtze vorki
39. Dec. 1751 an seinen alten Lehrer, d
Papet war, ein Promeraoria, worin er si
»einen gedruckten Schriften nichts Anstc
dass er in seinen Vorlesungen nicht dictire r
Studenten nicht verantwortlich sei, dann a
Erklärungen gibt, die allerdinge nicht g
Ansichten übereinstimmen, von Benedict
angesehen zu sein scheinen, da er ni'
Von seinen gedruckten Schrifteu steht I
1) Beilagen sam Mainzer Rel.-JourDsl
Hilizia iß. u.) p. 111. 113 schreibt: der i>Bl
habe die Veröttentlicbuug zu hirtRrtreiben |
der Cardinal Staatssecretär dagegen gewesen
der Mag. S. P. nscti einer Bcrathung i
öffentlichung gestattet, seufzend geengt; AI
la aalaa delle conseguenze.
J, h. Horix. B, Oberhäuser n. ■
3, wurde in Rom nachgedrückt *). — Von
anticnrialistischen Diflaertationen Toa Joh.
nnd 1776-89 Prof. in Mainz, +1792*)
raotatinncnla de fontibus jarifi canonici
ionea anaa academicaa ad 13. lüov. 1758
;., 46 S. 4., von der Inq. verb. 1759. (Der
les Norix oder Herix gedrnokt). Seine Con-
cae integra praemisaa introdnctione historica,
ler Eeaponsio Pii VI. p. 165 ale Collectio
bezeichnet, stehen aber nicht im Index,
verdammte die InqniBition vier Hefte Theaee,
unter dem Präeidinm von Benedict Ober-
leidigt worden waren (ex biatoria de pro-
le legnm materia, ex biet, juris ecclefliaBtici
maxime in Crermanta) und deaselben Prae-
a titnloB 1. I., 11. et III. deorelaliam, ex
et controversÜB melioris notae . , . hodiemo
io accommodatae (Salzb. 1761, Antw. 1762),
trnrde aber nicht gleich pahlicirt (en steht
'. Febr. 1764 gehenden Appendix des Index
1 Verfasser mit einer KetractationB-Formel
Fnni 1764 nnterschrieh (N. E. 1765, 126).
it 7. Jan. 1765 von der Index-Congr. publi-
inaa tfaeses ao praelect juxta decretnin S.
jcriptas anptor ipse errore ognito laudabi-
Btavit reprobavitqne. Oberhauser, Benedic-
eeit 1760 Profeesor des Kirchenrechts nnd
ih, Turde wegen seiner antionrialisti sehen
US in Köln denuncirt und dieser untersagte
rd also auch seine Schriften in Rom dennn-
r kehrte nach Lambach znrttck, wo er 1766
eren anticunalistischcD Schriften, — seine
bn als Dltramontanistamm malleus (Schulte
im Index, auch nicht Z. B. van Espen Jua
am, 1782, 2 vol. In den N. E. 1778, 135
jiue in Wien habe erwirkt, daee sein Trac-
len caltioris jarisprudentiae canon. ad jnetas
Rom. EccI. evolvendas, Salzb. 1777, nur
werde. — 1764 wurde eine Schrift von
amals Scriptor an der Hof bibliothek zn Wien
t gewesen), verb.: De originibus et usa
latoriae circa sacra Apostolicorum Regum
. Das Proroemoria abgedr. im Cbilianeum, 1862,
i'riedrich, Das päpatliob gewährleistete Recht der
0, S. 1.
on 1878 und 1861 steht vol. trei.
9i6 Deutsche kirchenreohtl. Sclmft«ii 1750—1800.
Hongariae, Wien 1764i)| — 176$: FoBitioDea ex joi
qnaa eine praeside palilicae dispntt
I. Cornea de Tanneoberg, Sooietatia
lieh die N. E. 1767, 104 beeproc
Bischof Firmlan) vertheidigten g<
3. In einem Breve vom 17
Clemens XIII. den Bischof von
Wenceelans von Sachsen, für e
namentlich gegen eins, dessen V
täten zu berauben snohe. Es wir<
von Ostervald sein: Yeremunds
für als wider die geistliche Immu
gegeben nnd mit Anmerkungen
17fi6, velche durch eiu au allen
heftetes Patent des Bischofs von
bei Strafe der Excommunication
auf Befehl des Eurfüraten entferi
kam^). Am 3. Dec. 1770 wur(
seinen Freund über die Macht
1770, von Andreas Zanpser in
Kreisen auch durch andere Schri
war das Verbot der Briefe dnr
Hieron. Franz Fürst Colloredo,
Theiuer p. 91) 6. Juni 1770 aoi
CensuT seiner Universität über d
möge die Briefe, als falsche, .
Schisma führende nnd früher v
dämmte Sätze enthaltend, in seini
kraft seiner bischöflichen Gewalt,
mit Wir nicht Dingen ein Grewic
vielleicht manchmal, wenn man a
können und wegen ihrer Unbedi
uns ein Eingreifen mit Unserer
falls für später vorbehalten."
Mit ungewöhnlicher Hilde
Cistercienser Ulrich Mayr zu K
virte 1772 zu Ingolstadt bei Geli
versität mit juristischen Thesen u
de nesu statisticae cumjurisprudi
de Marca, Sarpi, Febroniua nnd
and manche Sätze vorträgt, die
1) Das Buch wurde auf Betrc
aber 1769 erga, Bchedam frei g'egel
Sitiuiftsber. 84, 457.
2) Sicherer, Staat ucd Kirche
3) Schulte S. 263. Rel.-Journa
1780 Schriften von ihm, namentlioli
strenge verb. Annalen 1, 223. Sicht
tkitein. U. Mapr. F. v. Bslthuar u. a. M7
1773 schrieb der Papst an den KuTfüraten
von Trier ah Bischof von Angebnrg: die In-
iaaertation geprüft nnd voll von Inthiimero
ide dem KarfOrsten das noch nicht pablicirte
iiid bitte ihn, den VerfasBcr zu bestimmen, daae
tion drucken lasse und in dieser non obecore
D der frühern ansgespro ebenen Ansichten Ter-
schrieb darauf au den Abt nnd erhielt von
die Dissertation habe allgemeinen Beifall ge-
I Crener Anhänger des fapstes und werde, so-
ide Gelegenheit finde oder der Fapet es deut-
len h. Stuhl eintreten. Nach einiger Zeit be-
isohe Gesandte in Rom; der Papst verlange
line DisaertatioQ widerrufe, da er nicht eine
Q, sondern nnr Besserung seiner Gesinnung
erde es genUgen, wenn man sich bemuhe, die
rtation zu unterdrücken. Mayr solle aber eine
ergreifen, um die vorgetragenen Ansichten bei
schuldigen und das gegebene AergeiTiiss zu
a Zeit und die Art und Weise wolle der Papst
elmehr das Weitere dem Kurfürsten und dem
wird dann noch ausführlich angegeben, was
snheit der Vertheidigung von Thesen in Ingol-
Kloster sagen könne (Walch, Neueste Rel.-
ijT reröffentlichta 1774 zu Angsburg Biga
m hietoriae literariae cum studio theol. ac de
jurispr. ecol.. Ed. 2. (N. Bibl. Trib. 1, 46),
1 Indes. Die Schrift erschien auch deutsch:
1er Gelehrten geschieh te auf das Studium der '
. . nebst Geschichte der Bewegungen des Köm.
>hrift, Angsb. 1778.
26. Uärz 1767 Libellus germanica lingua
redditur: ßeddite, quae sunt Caesaris, Caesari,
Fapae, wohl eine ältere Ausgabe der Schrift:
'as des Kaisers ist, und dem Papste, was des
i2, 80 S. (N. EeL-Beg. 1783, 5). Eine fran-
linem ähnlichen Titel: Rendez k Cäsar oe qul
Introduotion k nne nouvelle bist, des papes,
de nicht verb., aber 1788 Bendete a Cesare
vende in Italia, 2 vol. 12., wogegen Zaccaria
ma si a Die rendete qnel ch'ä di Dio, 1788,
97).
e Schrift des Luzemer Kleinraths Joe. Anton
f 1810, DeHelvetiornm jnribns circa eacra,
ler Entwurff der Freyheiten und der Gerichts-
sen in sog. geistlichen Dingen, Zürich 1768,
ins dennncirt und 1. Febr. 1769 von der Inq.
von Constanz forderte die zu seiner Diöcese
nf, die Schrift zu verbieten; die meisten lehnten
948 UDutMihe kircheareohtl. Schriften nbO—lSOO.
ab, aber in Zng wurde sie verbrannt. 1769 eTBohienen i
Format und Druck wie Balthasar* Schrift
eines Schweizers über die Frage: Ob ea
nosaaohaft nicht zntr&glioh wäre , die ri
aufzuheben oder wenigstens einzusohi^nkei
in demselben Sinne gehaltene WiderlegUD]
Keßexionen (nicht die Widerlegung) wnrdei
Inq. verb. Beide Schriften wurden auch i
Meyer, der als Verfasser angesehen wnrdi
die Züricher Kegierung nannte im Einvem
den Rathsherm Heidegger als Verfasser de
leguDg sei anonym eingesandt; sie ist von
der Verfasser der ersten Schrift war, bli«
einem Breve vom 27. Sept. 1769 bolofot
eins in Lnzem, dass er dort das Verbot
und beauftragt ihn, den Pfarrer Gloggner
thosar dafür zu beloben, dass sie ihn uute
5. Von Jos. Valentin F,ybel(I741-
in jus eocIesiaBtionm catbolicoruni, 1777, !
1784 von der Index- Congr. verb. Noch in
erliess Pias VI. ein eigenes Brere (ee fUl
Spalten) gegen seine Schrift: Was enth
christlichen Alterthums von der Obrenbeich
Der Papat sagt: er habe die Schrift ine 1
erschien noch in demselben Jahre anoh
Uebersetzung) und durch mehrere Theol
der Inq. prQfen lassen, und verdamme
mine (diese Formel ist nicht gewöhnlich
proprio etc. als resp. falsche, . . . ketzerisc
Conoil fllr ketzerisch erklärte Lehren ui
Strafe der Excomm. 1. sent. (in anderen Brt
Geistlichen Suepensioo angedroht)'), — I
1) Theiner, Epietolae Clem. XIV. p. 31.
1, BOB. L. Snell, Gesch. der Einführung der
1847, S. IL. a2. Theiner, Clemens XIT., 1. 288
mit den RifleBBioDi von Pilali. Gegen dieae
der katholischen Stände zu Fr&uenfeld, die, w
anraws eine unkirchliohe Sprache führte und
aufhoben wollte, aber von dem NunciuB und (
CoiistvnK „eingeschüchtert" wurde. 162S iel
Kurzer hiat. Entwurf . . . Neue, vum Verf. selb
2) N. Rel.-Beg. J7«4, 317. 379; 1766, 2
von der Ohrunbeicht enthüllt von Georg Feißi
zu Augsburg mit Approbation erschienen (t
vicariat für unecht), ist wahrscheinlich von Kyb
Diese Schrift und Was ist der Papst? 2. verbes
fehlem gureinigte Ausg. von G. Feiner, 178S
von 181i>. lu Pavia 1787 erschienen 1787 Ob
prandi Dott. in Teol. sul libro del ä. Eybel . .
it Dispeneation derk.
le« Namene" erscbie-
,8 8. 8-, wurde erst
heiest darin: Ejbel,
mten Sohrinen nur
ge Grerinnnng gegen
eknndet, dase er, als
rt, jene Schrift mit
nfendi^ngen sich he-
h damnls verdammt,
ale ob er das ans
iglanbt habe, ein so
% er aber jtlngat er-
I in andere Spntcben,
eei, glaube er ein-
irift nach AnbSriing
;ieche, . . ketzeriKohe
thaltend, bei Strafe
lent. n. a. w. — Be
einfach 1782 in den
imfangreichee beson-
im Bull. 7, 671 13
sondern anoh einige
b. eine von Zaocaria,
elt tüT sein Respon-
gsb. 1782, 7S 8. 8.,
Von den Vertheidi-
keine von E^bels
t ein Pfarrer? Wan
eU Schrift über den
Ubereln mit jenen,
,llen österreichischen
von allen Welt- und
Denneville erhielt fSr
I, ein Belobnngabreve,
(CID Oentsch reratebe,
erachienen dann auch
i Papi Buoi nicceasori,
;hte unter dem Namen
ctorem anon. opusculi
lehrfaoh kritisirt, u. a.
;lle da Bagno, im 14.
n La voce della veritk
*ont. relativa alla oon-
E. 1789, 62). Gegen
di due libclli diretti
- Schulte S, 1, 265.
MO Deutsche kirchenreohtl. Sohiiften 1750—
OfdeliBgeistUohen, von den Caadidate "
demiBohB Dootorwiirde verthnidigt we
auf die Bintliobe Synopeis doctrinae
in theologia lanream aspirantes in pr.
mine prapngiiabDiit, . Wien 1669 (von
43), und Synopaia Joris eool. quod
Imp. Uariae Thareaiae obtinet, Wien 1'
trotz eiaea anafahrtichen Gntacbtens
Haria Theresia genehmigt; Aroh. f. '•
Geeoh. der üniv. Wien 1, 635). Di<
Index.
Von den xahlloeen sohleohten
Bchieneo, wttrdigte Fius VI. noch eim
17. Nov. 1784 (Bull. 7,330; 5 Spalt
bekenntnini aller Religionen, dem gei
widtnet, 1784, mit dem Motto: Erkenn
Mann. Der Papat bezeichnet die Sehr
fange, aber mit sohwarzer Galle und I
Stelle an, wo gesagt wird: es sei nirj
geboten werden, recht an denken, sondi
einer dieses thue, komme es nicht dara
Heide, Christ oder Katuralist sei, nnd
ketzerische, und die ganee geoffenbart
enthaltend. — Der Ertbiaohof Higazj
„ärgerliche nnd elende Broeohüre" i
stimmte ihm bei; weil sich aber Mig
berief, blieb die Schrift unangefocht«i
gaizi's , dasB das „ Glaubenibekeni
ringenden Hannes", 1785, freigegebi
es sei ein diohterischee Werk und
Glauben nocb nicht befestigten Manm
50, 386). £■ ist von Älojs Blum
nisB eines mit dem Tode ringenden ]
Index seit 1786, wird daaselbe sein,
ducten dieser Art noch im Index (znn
Hehreres von Ehediapenaen, als was E
beit nnd Pflicht fordert. Uelins est i
veritas reticeatur. S. Greg. M. Wahl
der Brust 1782; Heinr. Jos. Watter
und Bürgerrechte der Protestanten in ki
ben eines Ö st err eich i sehen Pfarrers ■
Grundsätzen der kath. Kirche, 1781,
WittolaB), alle drei 1783 verb.; Die l
sepbs Begientng von J. B(iwanko), 1'
pellation an den Rom. Stuhl, von We
1) N. Rel.-Beg. 1782, 366; 17S9, 22
über diese Schrift bcBchwet-te sich Uie-azi
2) Bei Roskovany p. 925 noch em 2
Bog. 1783, 280.
'ieoer BroeohiLren. Hil
Kel.-JoQrn. bemerkt zn der Sohrift über
}84: „Wie viel würde die Rom iache Curie
die ao{;, Wiener RefoTmationsschnfteti in
her Sprache dort eraohienenl" £> soheint
Tgabe der Curie gehalten zu haben, sieh
!Uin dieser Art zm thnen zn maoben. Die
lg aller Schriften, die dnroh YeranlaBSung
and Reform- Edicte . . . eraohienen sind",
de zu Wien gedruckt vaien (N. Rel.-Beg,
II Index.
lH opusoula; oontinent: Honaoholc^iam;
DefenBionem Phitiopbili; Anatomiam mo-
t praefatne est F. Aloysins Xartiua. Aug.
ist die 2. vermehrte AuAage der bittem
I dem Mineralogen Ignai von Born, f 1791
: gewesen), den Seb. Brunner, Theol. Die-
gabteeten nnter dem Troea der Pamphle-
anch deuteohe Schriften der Art verfaut
wnrde auch ins Deuteohe, Franzöaiaobe,
e (von Carlo Botta 1801} überietst. Hi-
rfolg bei dem Kaiser für die Uuterdriiokung
tti Ezercitatio politioo-theologioa, in qna
t de reoeptamm in Imperio Romano Tben-
ia cura theologica tum politioa disputatur
«tu graeaorQm tractatur, Wien 1782, 263
e Yertheidigung de« Toleranz-Edietea von
: Assessor des CensurcoUeginins, früher
B. 1783, 18). Gegen diese und tlhnliohe
unizioue degli eretici e del tribnnale della
apologetica. 1769, 2 vol. 8. (6. eool. 4,
t«ta 1795. — 1777 wurden zwei juristisohe
von Fr. Bihl und Ant. Remis (Caruio-
, Wien 1774) verb. — Von den von Ro-
>T in äittioh, verfusten Genuina tolius
icipia, Wien 1781, 2 vol., wurde nnr die
. Rel,-Bej. 1784, 385. ßel.-Journ. Beil. 6, 23.
:he Auggabe steht übrigens im Wiener Index
eisst: Jo. Phisiophili Spedmen moQSchoIogiae
ribni aeneis illustratum, cam adnexie thetibas
Hftg. Chori et Reotoris Eccl. Metrap. Tienn.
«. F. Capistrano a mulo S. Antonii, Leotore
randium in vestibulo refeotorii conventus do-
ere Theresiae et P. Tbeodatu« a stigmatibus
les minorum. Äug. Viiid. enmtibus P. Aloyiii
h. 1783, 6 B, 4. Es ist eimeermassen auffallend,
des Eit-Jesuiten Aloya Man und de« ChoT-
sterien S. 131) nicht, wie sonst oft gesdiab,
9B2 Deutsche kirofaenreehtl. Schriften 1750—1800.
italieniBche Uebersetzung (toii l'antb
nuini di tntta la ^uriepradenza ■aora
metodo tnittati . . coli' agginnta di i:
Prato 1787, 3 vol. (Schulte S. 290).
der groBsen und allgem. Kirchenverf
Band. Prag 1780. 83, wurde 1783
1784. 85, nicht, Dannemayers Kirch
aus dieser Zeit eret 1820.
6. Während bie zum J. 1763
franzüeiscber BiBcböre in den Indi
keinem der deutschen Hirtenbriefe b'
mehreren nach dem Toleranzedict t
grossen Anstose nahm. Ueber die V
Retben, des von dem Bischof von I
Hcrberstein, 1782 erlassenen, theilt
richten Herzans vom J. 1786 folgeni
einem Briefe an den Kaiser, er sei l
zu erbeben, mtisae dicBes aber Tcrscl
der Bischof in jenem Hirtenbriefe gel
selbe sei von mehreren ausUndiache
Der Staataaecretär sagte Herzan, mw
atosB, dass in dem Hirtenbriefe nichl
der Akatholiken gesprochen, eonden
daa Recht habe, sich einen Glauben
Herzan meinte, durch eine ErklBmn;
Itoben Sinn der beanstandeten Stelle
verbindliahen Briefe an den Papst we
kÖnnoD. I>ie von dem Bischof gegel
Rom; anch Herzan nannte eie aeicht i
besser einfach sein MiesyergnUgen dt
eine anrichtige Ueberaetzung einijifen {
geeignet worden, und erklärt, dass e
logische Toleranz gemeint habe. Im
Papst dem Kaiser mit einem vertrau
den Bischof, — eine theologische AI
von dem Prälaten Stay verfasst, von
girt; — als dem Papste die Antwort
war er eben {7. Oct. 1787) gestorbe
zan : die Antwort sei bei weitem nie!
1) Im Index steht noch beute: f
idiomate, qno editnm est hoc opus: Ges
Eine italieniache üebersetznng des Bach
2) Die betreffende Stelle lantet (b
weit die Akatholiken in Glaubenssache
sind, darüber wirft eich der Monarch ni
ei ihrer eigenen Kinaicht, weil jeder da
die Retigionspsrtei za halten, die ihm n
haften PHifang die wahre zu sein diink
lirtenbriefe. Reipoiuio Pii VI. 969
wUrde er seine Briefe sammt dem Brere mit
aben dmckeD lauen, am bidIi vor der ganzen
I. — Als andere Hirtenbriefe, an denen man
)D mnsate, von denen aber keiner im Index
i. 324 Docli einen lateiniaoben vom J. 1781
Leop. von Hay von KöniggrätK^) und einen
von dem Fürstbiscbof Colloredo von Salsbarg,
ron dem Biscbof von Mantua 1781 über Ehe-
sohof Horoeini von Verona 17S2 gegen Bru-
BBponaio Pii YI. P. M. ad Metropolitan os Ko-
lonien, et Salisbargen. super nnntiatnris apo-
36 S. j.^), erwgbnte Congregation (ä. 911)
^bt, in Folge der Invasion Borne dnrcb die
sn Beratbnngen nicht eu Ende : wenigstens
Verdammung. Die beiden einzigen anf dieae
iften, die im Index stehen, sind: Betrachtnng
« P. Pii VI. an den Fürstbischof von Frey-
786, mit teateoher Freymiitbigkeit entworfen
Gedrnokt zu Damiat 1787 (Pacoa war Erz*
p.), verb. 1788, nnd: Gedanken Über die
er-Congreasee and die im Streit befangene
he im romisoben dentechen Reiche von U. D.
Qtsohland 1790*, 176 8. 4., verb. 1790. D»
Sermann steht im Index in italienischer Ue-
9r Besponelo werden die Titel der deutschen
B Stellen ans denselben italienisch angeführt.
t, dass die schon 1785 za Sahbnrg erBchie-
; eines KnrfQrBten geschriebene Dissertatio
nunoiis, 102 S. (N. E. 1786, 85), nioht im
*aoca Denkw. S. 8 berichtet, er habe sie aiif
iderlegen sollen, and die in der Besponelo
nrd.
en lateinischen Schriften des Minoriten Philipp
})Uedderich, aeit 1776 Lehrer des Kirchen-
te S. 267), wurden 1760 verb.: Diaaertatio
12, 881. Deutscher Merkur 1876, 58. — Laibach
II. 8, 124) ErzbiBthum.
über Deutschland S. 92 «agt; Card. Qarampi,
hätten das Material zu der Reaponsio geliefert,
ilfe des Advooatea Smith dieselbe redigirt; er ist
sehr unzufrieden. Ich citira uach dem Abdruck
., der zu Mainz erschieuen und deaien polemische
rerfaaet sein soll. — Die Scbrifteu über die Nun-
-.eichnet HoakoTany 8, 963— Sä5. In der Resp.
en aufgezählt mit der Bemerkung, sie seien alle
it Guthvisaung der Erzbischöfe erschienen. Gegen
p. 4S2 poleuiiairt.
9M DeatMhe kirchenreohtl. Schriften 1760— ISOO.
Joris eocl. de poteatat« principis circa nltimae volnntab
OAiiaaa earamque privilegia, 1779, und Syetema qao ;
praemiasa praelectioncB saae publioaa indioit, 1780.
Breve an den Eurfttraton vom 30. At
den Gründen, weshalb er die von ihn
niolit lieitätigen könne, anch diesen
Heijderich in Ansehen stehe (isthic 11<
rieh), dessen duroh den Dmck beka
Art seien, dass die jnngen Leate bei ih
Bei Gelegenheit der Eröffnung der m
veröffentlichte Hedderioh De juribns
manicae in conventn Emsano explicati
nirca benefloia mensivm inaeqnalinm. Pt
diese Schrift würde in den Index geko
das Urtheil gesprochen worden, in Fe
dnrch die Franzosen alle damals bei
Saoben liegen geblieben wSren. Am £
Pins Vi. an den Kurfürsten und das K<
über die schlechten Lehren, die in B
simae notae doctrinae ao den Knrftti
monatra an das Capitel). Hedderioh,
heim, P. Thaddaena, Schneider und i
hätten dnroh ihre Lehren solches Aei
tere lU verdammen genöthigt sein 1
Oongregation, die für die Streitigkeit n
bestellt sei, mit der Prüfnng ihrer 8i
Briefe an den Kurfürsten erwShnt de)
gerichtete Sohrift, die ihm zngeaandt
Lovaniensiura Bonnensinmqne doctoru
bonnm religionia cath. a Theodnipho
Jnliacensi nepote patmo suo scriptniU;
besondere Congregntion nichts eu Bta
Einrücken der Franzosen seine Erklämi
erwähnte Dissertation nicht im Index
wie Paoca es darstellt; denn 1792 wi
IMssertatio hiatorico-ecotesiaetica de
et Eccl. Coloniensi, speciatim de arc
qnam praes. Andrea SpitE . . . defem
t) Der Verfasser ist der Pfarrer A
in Düsseldorf, weil sie in Köln, vo Heddt
nicht erhalten haben würde. Es ersohieni
unter demselben NBmen(K.-L. 2, 1109), nai
in R. P. Thaddaei a S. Adamo . . . Apol
fnrsten von dem Domcapitel 20. Jan. 1T0O
Dias, de arohiiliaconatibus ist nach dieser
Beiugnahme auf die beiden Breven wnrdf
darüber gemacht, data er Dereser in Seh
1818, 3, 154. 179.
A. Deraaer. Bnl. Schneider. 95S
[Arnsberg] Cau- cap., Bonn 1790, verb.,
aents jnris canonici qaatnor in partee di-
Bonn 1791, 6 vol. (snerat 1778. 85). In
i er p. 194 als Anctor Apost. äedi int«r
hnet nnd anch gegen andere ola die hier
tisirt. Von F. Thaddaens a S. Adamo
1 Index nnr Commentatio biblioa in
8, 19: Tnes Petras etc., quam . . pnblioo
) ex WipperfHrth Ord. Capuo. Bonnae in
,, verb. 1790, von Enlogina Schneider,
abeln aus diesem £reise'), nur „Katecbe-
ülgemeinsten Grundsätzen des praktiscben
. 1791 ^noch bente stebt im Index; In«ti-
i germanico idiomate). Jedenfalls konnten
londere Härte der Index-Congr. nicbt be-
sieh schon 1783 als jam qnater Bomae
(Rel.-Journ. 1783, 491), so war dag eine
— So. Weimer wollte 1787 in Köln
ler den Primat vertbeidigen. Der Knneins
nnd schickte die gedruckten Thesen nach
in einem Breve vom 14. Febr. 1787 die
srtheidigung nicht gestattet (Facoa, Denkw.
hen aber anch diese Thesen nicht.
ist es auffallend, daas sie nicbt im Index
Q nicht unbekannt waren: Die in Köln
erte Ausgabe von M. v. Sobenkle Juris
a. eccl. 1789 recensirt (Schulte S. 286);
rdia juris can. cum edietis caeeareo-regüs . .
super impedimentis matrimonii ad Hun-
?8I, 75 S. (N. E. 1783, 15), schrieb
dere DiRsertation (Hobnlte 8. 521) ; Jos.
vursofaiedmen Inhalts an tiaai Frennd in
eider, die nach £om flieseen), werden in
S. 208 ausführlich bekämpft; über Die
;nte von dem polnischen Piaristen Stan.
[nncins Dnrini 1769 naoh Rom (Thelner,
); Ferd. Stögera Einleitung aar Kircheu-
i., wurde von dem Erzbischof Migazzi and
Ten, nnd im Nov. 1777 schrieb Pius VI.
S. £. 1779, 21); der Nuncins Bellisomi
)enB, den Fiirstbisobof von WUrzburg zu
Ignaz Schmidt wegen seiner Geschichte
imen^); auf Veranlassung Facca's cen-
Er floh 1791 nach Strtusburg und wurde
eh. 6, 541. Spiter toll der Nuncin* geugt
lidt Würzburo verlawen habe (er wurde 17B0
); dort würde man ihn nicht mehr so frei
itsche m. Bl. 1884, 9, 226.
{HW Die Theologren von Pavi«.
snrirteD die Kölner Theologen in einem 1790 gedruckte
die OpUBcaia de Deo nno et trino v"" 'f^'" TrinrAr 4
und bezeichneten mehrere Sätze als ket
Bestrebungen, 1865, S. 40). Herzan t
der Papst habe ihm gesagt, das h.
gedruckte Katechismen geprüft; der
könne nicht gestattet werden, der anj
neuen Autlage einige Wahrheiten klar
91. Die Theokgei
Im J. 1774 errichtete die Ustei
Unirersität zu Pavia eine tbeologiac
Joseph IL die im MailändiBchen
Römischen Golleginm germauicDtn tt
dnng eines Collegtotn gennanicutn
Die Theologen, welche zii Pavia le
genossen werden von ihren Gegner
bezeichnet. Das Festbalten an der
ist indessen nicht der Punkt, wel
zwischen ihnen und ihren Qeguem
vertreten anch weniger eifrig positi*
negativ die Gewohnheit der JesniK
nossen bekämpfen, ihre Gegner als
Sie sprachen darum offen aus, die
ein Phantom und traten auch ftlr
Ebenso waren sie „Jansenigten" als
als Gallicaner und als Vertheidigerei
wie sie auf der Synode von PistoJ
1781 an kam eine Reihe von Schrifl
und ihren Gesinnangsgenossen in
meisten Werke von Pietro Tamburin
— auch eine von ihnen verfasste
welche der Graf Th. Trautmannsdoi
vertheidigte, aber 1795 desavonire
werden, — ferner Schriften von dei
land und dem Erzpriester G. B. Gb:
e Theolugen von fnvia. 967
Punkt« in der Tbeologie von Pavia, welche
lerB angegriffen wurden, werden in den nnten
und der Kispoeta di FraTiburzio zueammen-
e allgemeiner Concilien bedürfen nicht der
. 2. Das allgemeine Concil steht über dem
ann in Glauben esachen irren. 4, Der Bischof
ngen Tor der Fublication zd prüfen. 5. Der
iT seiner DiöceHe corrigiren. 6. Die Appro-
kann nicht nach Zeit und Ort beBchränkt
ist keine Nonn für die Unter Bcheidnng von
ichern. 8. Ee ist nicht ein au b sohl i es b1 ich es
rewalt, trennende Ehehindemisee festzuHetzen
— CharakterietiBchfürden in Pavia faerrBcben-
1783 in Mailand gedruckte Studienplan and
arin empfohlenen Bücher; für ControverBen
ücole, BosBuet; für Dogmengesohichte Pe-
'illemont, NoHb, MabiUon; für Exegese beide
, Duguet; für Kirchenrecht van Espen. —
) ans wurde die Uebersetzung französischer
en veranlasst. Ausser Kacine's Eirchenge-
■enisch Quesnels Neues Test., Fistoja 1786
i der hänßgen Communion, Mailand 1789,
nschriften ersehien in Rom 1791 Dissertatio
■q. comm. Mediolani nuper recusam, — und
liland 1792 (G. eccl. 5, 7. 113; 8, 2), der
hofs von Tours de la justice chretienne,
etitpied, Dagnet, Etemare, — Esposizione
esa . . . intorno alla grazia di Geefi Cristo,
Barcos; nur dieses Buch wurde 1796 rerb.).
üenio et Jansenismo Dissertatio, Lov. 1 790,
gedruckt (G. eccl. Suppl. 1791, 228). Die
and Le Gros' Tractatns de ecclesia wurden
;t,
li, geb. 1737 zu Brescia, und Giuseppe Zola,
>ei Brescia, waren anfangs Professoren im
irden 1771 von dem dortigen Bischof, Card.
abgesetzt, aber gleich darauf unter dem
foschi in Kom wieder angestellt, Tamburini
la im Collegio Fuecioli. Zola wurde 1774,
'avia berufen. 1794 wurden beide auf Be-
iieologiBchen Pi-ofessiiren enthoben; nachdem
im Lyceum zu Brescia gewesen, war 1797
Moral Philosophie und des Naturrechts, Zola
Pavia (G. eccl. 12, 15). Zola starb 180(i,
»io ßdci Niccnne (S. HG> -erschien s-u Pavia 1784
ignU; 3 vo], 8.
9fi8 Die Theologen »on Pavia.
Tamb. wurde 1817 Direotor des jnridifin>i«n Stnilinm«
Btarb erst 18271).
Von T am barini kamen znnächBt
Schriften in den Indes: Analiai de
Tertulliano con alcane osserTazioni, E
(Die früher erschienene Änaliai detla A
8. 8., nnd die 1781 erschienene Analy
gegen CelauB sind nicht verb.) T. ent
wahre Bedeutung der Tradition; — Can
die Bedentnng der geschriebenen Tradi
der lebendigen Kirche herab und setze
Geechicbte nnd Kritik! — er verthei
Ansichten nnd bestreitet die Geltung d
schienen mehrere Gegenschriften, u. i
Marco di San Francesco und einem fr
Director des Seminars zu Breecia, späl
theidignng gab T. zu Piacenza heraas
Piacentino a Mona. Nani, Veacovo di ]
da alcnni euoi teologi contro l'Analisi ,
da Ini tenuta in qnest' affare, 1782*; L
Collini e compagni colla apiegazione di
FraMaroo, 1782; Lette ra III. Sulla log
1785. Alle drei wurden 1789 verb.
T. in der 3. Person gesprochen; beigedr
ihm vom 20. Mai 1782, worin er mit \
Buch werde in den Index kommen, u. i
gallicani sehen Grundsätze geschriebenen
der Index habe aber „bei uns" keine
Gelehrten schon einen grossen Tb eil
weil man ebenco wohl gnte wie schlecht
Lettera d'on Teologo Parmigiano ad nn
deir Analisi . . ., s. 1. et a. 8., ist nac
Schon 1787 wurden verb. Riflessioni
libro dell' abate Cuccagni: De mntuia <
Piac. 1785 (a. u.), und Vera idea dell
viaa in tre parti, Pavia 1784*, 343 8.8
Diaeertation canoniqne et hist. sar 1 an
dScrete qn'on lui attribne zu Gmnde gel
Sprachen übersetzt ä). Gleichzeitig wuri
1) Eine karze Biographie Tamburini'
lectiones de eccl-, ein Verzeiohnisa 'der von di
gegebenen Schriften im Altg. Lit. Anz., Xü
E. 1788, 75. 103.
2) Vraie idee du Saint Siege en deux
Tamburini de Bresoia . . . trad. de l'italiet
en 1818, Paria 1819*. 4B8 S. 8. (in der TB
lobt). Daa Buch wurde auch ins Dentache
flberaetat. In Rom erechienen dagegen; Ril
P. Tambiiriui. 959
'84, eine von Zola herauagegebene Sammlung von Ab-
le ilarch den Htreit ttber die ÄnalisL veranlaaat waren
91). Die Conti n na Kione dell' Appellantei caratteri de'
itioi della nhiesa, Piao. 1784, wurde erst 1789 verb.
0 kamen Schriften, die T, nnter seinem Namen her-
1 den Index, zunächst die Praeleotiones, die er als
Moraltheologie zu Pavia veröffentlicht hatte: Vol. I.
a chrifrtiana et de sacramentis, Ticini 1783. 84*, Toi.
0 hominis fine deqne virtntibns theologicis ac cardina-
dem Enhischof von Salzbnrg gewidmet), Vol. IV. De
na, 1788*, verb. 17901), — dann De verbo Del scripto
i9, vol. tres [sie], nnd Praeleotiones qnaa P. Tamhnrini
emia Ticinensi. anteqnam explicare aggrederetur trae-
theologicis, 1792, verb. 1796. Dazn kamen noch
itiones de ecclesia Christi et nnivcrsa jnrispradentia
labttit in academia Ticinensi, Lipsiae et Coloniae Agrip-
el quocnnqne loco aut teinpore (es gibt nur diese
von der die 2 ersten Bände Col. Agr. 1839, die 2
1845* erschienen sind). Letztere Voriesungen waren
drnckfertig, als Pins VI. gefangen genommen wurde;
P., er werde sie nicht veröffentlichen, am sich nicht
szasetxon, dem hart geprüften Papste Schmerz za be-
irini geht fibrigens über die Grallicaner nnd van Espen
B. die Erklärung Prael. 3, 304.)
nrden 1790 verb. : De snmma catholicae de gratia Christi
stantia, utilitate ac necessitate Dissertatio. Accedunt
iis hnmanae natnrae statibns et de gratia Christi ad
iconcnsBB SS. Angustini et Thomae principia exactae,
cnm novis editionihus inde secntis, nnd die anony-
izioni di nn Teologo ad an Conte, nelle quali si ri-
ifflcoltÄ prodotte nelle 4 lettere del cnrato campestre
lertaeione del D. Tamburini De snmma . , ., Fireuze
— Die scharf antimoHnistische Schrift von 1771 nnd
ron den Jesniten Oollini nnd Fagliari hei dem Card,
nen Klagen hatten die Entlassung von T. nnd Zola
nar zn Brescia zur Folge. Die Venetianische Behörde
issertation zn fibersetzen nnd anf die Kritik derselben
atjoer Kovelle letterarie zu antworten (N. E. 1773,
'; nnd von 6. V. Bolgeni Süll' opera intit. Vera tdea . . .
}36). Auch II TriooFo della Santa Sede von Mauro Cap>
Gregor XVI,), Rom 1799, ist hauptsächlich gegen T. und
de ecclesia gerichtet. — Gegen die Analiai schrieben auch
mo Bnini und die Ex-Jesuiten G. B. Nogbera und Diego
a (dieser unter dem Namen Oaetano da BreBcia, Melii s.v.
Unrter 3, 517.
die Praelectioncs erachien Gii errori di P. Tamb. nelle
ica oriatiana; opera dell' ab. Fr. Gnsta [Ex-Jesuit], Fuligno
, Ed. 1804*).
960 JiK Theologun von favJa.
105. 108). 1782 waren schon zwei Ausgaben in Italien
Florenz), eine in Wien {von Gazzaniga besorgt) und eine :
schienen; 1790* war eben zu Pavia dieT"
Jo. Csfolo Bandio Card, et Kpixc. Cor
(1. d. d. (326 S. 8.) erschienen. Nach den
von dem Mag. S. Pal. approbirt, der Id
freigegeben worden, nnd wurden 1790 di
Schriften T.'b verboten, weil man hörte,
Bücher von T. für die Österreichischen
und weil man durch die Verbote der S
Pavia die Aufhebung der dortigen Leh:
Die Mailänder Regierung berichtete über
erhielt zur Antwort, Maria Theresia hal
für rechtlich nicht verbindlich erklärt u
sich niemand um denselben. Die Mailän
ihrerseits das Komische Griomale ecclesii
Im J. 1T90 erschienen anonym zu
Signori Profeseori della Facoltä di Pavi
Jesuiten Kocco Bonola (Hurter 3, 457),
di Frate Tiburzio M. R. [im Index: mi
allievo della Regia Universitä di Pavia,
della medesima, Pavia 1790*, 414 S.
Vom J. 1794 an veröffentlichte T. 4 Bi
liticbe SU U presente Rituazione delle co
verb. 1797. Die 2 ersten Bande, 8 ß
anonym, die zwei letzten, 4 Briefe ent'
Abate Agostino del Monte Vicentino.
gegen Spedalieri gerichtet; der 9. handel
dem angeblichen Büudniss der Jansenii
dgl., der 10. von der Augustinischen Q-ne
mit Reflexionen über die kirchlichen Zuf
Die Vorlesungen, welche T. als Pr
und dea Naturrechts herausgab: Introdi
aofia morale col prospetto di un corso i
deir uonio e della societä, Pavia 1797 — !
— Lczioni di filos. mor. snlle tracce
I. e II. volume, T. lil.— VI., 1804—
lezioni di filos. mor. e di naturale e soi
1) N. E. 1799, 7. Gegen diese Briefe
i Giansenisti aiano (liacnbiui, proposta al pul
alle Lett«ro . . ,, Rom 1794 (G. ccci. Sui
ichienen zwei Lett«re d'AgatopiBto Filarca
(von Palmieri?). Andere Sehriften gegen di
gica del GianBOnista P. Tamb. niiovamente
. . ., Rom 1794; Opera leologico-pi.lit. dell' AI
1-ottcro . . ., Vort-L'lli 179& (G. eccl. 10, 11;
difesa e mal difeso dall' Ab. P. Tamb. nelli
Ab. L. Cucoagiii (ü. ercl. Suppl. 1794, p. 3
P. TambQrini. G Zi>la. 061
, schon 26. Sept. 1818: Hanifestu per l'neeo-
liel Sig. Ab. D. P. Tambiirini di Breacia, Prof.
di Pavi«, Cav. dell' Ordine della Corona Ferrea,
R. Intitato delle scienze, Milano dalla tipogr.
Ferrario 10. Ag. 1818, mit der Bemerkirag: ee
ie Decrete bestiitigt, durch welche die meiHteo
IB angekündigt CD und angepriesenen, theila onter
rfassers theiis ohne denselben erschienenen Werke
ind verdammt seien. Die Ausgabe kam übrigens
■ 1825 wurde noch verb. Saggio di poesie cora-
fsimo anno dell' elk sua dall' Ab. P. Tamhurini,
1862 ff. zu Mailand in Lieferungen erschienene
I' Inquisizione del Cav. P. Tamhnrini, 4 vol. mit
trationen, welche nach der vorausgeschickten
seinen letzten Lebensjahren verfasst haben soll,
(Cantü 3, 514), steht übrigens nicht im Index,
delle rivoluzioni della repubblica cristiana con
Crema 1803—4*, 6 vol., ein Auszug aus Fleury
Reflexionen, ist T. mit Unrecht zugeschrieben
dem Abate Bart. Bettoni {Melzi 2, 108). — Im
rd ein Decret der spanischen Inquisition vom i.
leilt, wodurch Tamburini's Praeleotiones de locis
les Werk den Verdacht begründe, dass auch die
Verfassers schädlich seien, auch diese verboten
stehen ausser jenen Praelectiones auch die meisten
'on T. als im J. 1801, alle strenge verb.').
wurde 1790, gleichzeitig mit dem 1. Bande von
itiones verb, die anonyme Schrift: Du ratione
ugustini in rebus theologicis ac speciatim in tra-
jdestinationis et gratiae Dissert. cum prologo ga-
488 8. 8. (Der Prologua füllt 200, die Disser-
äO S.; G. eccl. 4, 73), — 1793 das gleichfalls
lio delTrattato dogmatico-oritico delle indulgenze
Con un Breve catechismo sullo medesime pro-
äi Celle [Sciarelli] a' suoi parrochi, l'avia 1783,
1. Frib, 7, 4, 181), Zola's Name erscheint im
it: De rebns christianis ante Constantinnm M.,
. 8., mit d. e. verb.; die drei Bände gehen nur
2. Jahrb.; — und Theologicarum praelectionum,
in Seminario Brixiano, 2 vol., Tioini 1785, mit
'ohibetur praefatio in 2. vol. praemissa variis D.
Die Vorlesungen, de locts tbeologiae moralis
hatte Zola schon in Rom druckfertig (der I.Band
[arefoschi, der 2. dem Augustiner- General Vasquez
4 von dem Mag. S. Pal, Kiocbini das Imprimatur
962 Die Thuulogen von Pavia.
erhalten. Der eine der beiden von dieBem bestellten Cei
AugQstiiier Aiit. Äg. Giorgi bezeugte u. a. : Nee ulla insu
latibula, ubi vel n Baianio, JanaeDianiB Quesnelianisqne h
ab ipsie etiam rigorietarum larviB catholicae doctrinae p
qvivis inveetigatorea metuere poHsint.
Zola's nach Pavia wurde das Werk nich
oia 1775 • und dann zu Pavia 1785 ged
einige patrietiscbe Schriften beigedruckt.
Vorrede (in der Auagabe von 1785) y
daBB ohne die Liebe CrotteB keine Hnndl
JeBuiten bestritten, von den Ei rohen väte
1788, 75). — 1825 wurden verb. Noti
alla vita, ai costumi ed alle opere dell
ZoIb'b anderen Schriften aber Bteht kein
von ihm nnter Mitwirkung von Tambni
gegebene BiblioteoaeccleBiaBtica e di varia
4 vol. 8., obBcbon sie im G. eccl. 6, 161
33 recenBirt wurde. Im 1. Bande ders«
di una rifürma ecclesiaBtica, e per qua
posBano facilmente riuscirvi, dentach bei
K,-aeBch. 1,2,1. — Die Angabe der
von Zola herauBgegebene, von dem Cs
Cremona (f 17S6) verfasate Dissert. de '
21, 37]: Eccleaiam Christi servitnram
1784 (N. E. 1786, 149), sei aUbald in
falsch. Von Cadonici steht überhaupt
August ini sententia de beatitato patri
descensum ad inferos, 1762, wogegen b
rum in sinu Ahrahae . . ., Rom 17f
3, 318).
4. Vinoenzo Palroieri (geb. 1753 z
lebte von 1794 an in »einer Vaterstadt,
Namen nicht im Index. Auch sein Tral
indulgenise, von dem 1786 die 1. AuBga
1798* mit seinem Hamen erschien, wnrt
nur die Kaccolta von Pistoja (s. u.), in
Bande der Tractat (oder ein Auezug i
der Auszug von Zola. Das ist um s
den Ablaes nur als Nachlas au ng der
und die ausschliessliche Gewalt des Pt
Abläse zu verleihen, und die Ablässe fU
nicht nur im G. eccl. 3, 46; 4, 56. 221
sondern Schrift, Difesa della dottrina di
ilTrattato . . . Pantopoli (Rom) 1789, :
wurde. Auch ein französischer Auszug,
indulgences, par le P. Palmieri, trad. . .
nicht im Index, auch nicht, was noch ai
della fede della Chiesa catt. intomo al d
strata. Lettere cinque di Vinc. Palmieri
i. C C'Hlvi. M. NttUli II. a. 969
., worin der Mag. S. F. mit humoristiscbem
. Bezug auf seine BemerkuDg, von PalmJeri's
das französiecbe Original Verb, worden,
jB das damals verbotene Bncb (Traite von
— Von Palniieri'B anderen Schriften steht
i sopra la capacitä e i diritti, cbe banno
aici di posaedere beni in comnne, e Bopra
li, Genova 1803, verb. ISOS^).
oren von Pavia stehen nar einzeine Schriften
nicaner Carlo Calvi nur die anonyme Dell'
I nosze ilei cittadini cattolici, Pavia 1784,
it die Ricerche sut divorzio fra' cristiani,
Prof. emerito, 1790, worin gelehrt wird,
i^en Ebebrucbe zulässig und der Staat könne
dulden (im G. eccl. 6, 69; 7, 97. 189;
ist zwei französischen Schriften in Errori
itati da Luigi Martorelli, Rom 1792, 400 S.
itazione fllosofica di Francesco L(uini)
avia 1778, verb. 1778. — Von dem Bama-
i nnd dem Piaristen Martino Natali (1730
Picot 4, 559) steht nichts im Index, ob-
Bciia hominis cbristjani 11. V, Pavia 1790
\c\. 6, 135; 10, 73 manche Joeephiniscbe
ictorem fidei verdammte Sätze findet und
regelt wurde: 1763 wurde er wegen einer
Pal. approbirt hatte, die aber von Hamaohi
efehl Clemens' XIII. von seiner Professur
Rom entfernt; bei einem 1775 za Pavia
Bellarmins Catechismua (s. u.) wurde er
Benist und Begalist exüommunioirt; Sätze
Bischof und dem Dominioanor Sua in Rom
bat darauf die Kaiserin, ihn abzusetzen
e Sätze durch Theologen begutachten, die
1, und dem Papste durch Herzan eine Ver-
reichen ; er wurde nicht abgesetzt, aber
Palmieri'B im Ami de la rel. V, 314 beisst ea:
seinem Tode, 13. März 1820, unterworfen; von
les bestritten. Genauer wird die Sache von L.
306 berichtet: Als Palm, erkrankte, wurden
fert, wenn er nicht retractire. Der Erzbtschof
Cardinal, bewog ihn, die Erklärung zu unter-
ir Katholik und unterwerfe seine Schriften dem
lendete ihm danu selbst die Sacrameute. Palm.
legenwart von zwei Zeugen den Wortlaut der
■ienen, und dieser wurde von dem Keffen ver-
(uschini nach dem Tode Palm. 's seine Unter-
rm verööentlicht hatte. — Palm, achrieb auch
mi e de' fondamenti deU' ateismo e dell' in-
»1. 6.
964 Dl« Theolugüii von Pavia.
Sua verbannt und daranf ProfesBor an der Sapienza; N.
174; 1777, 26). — Am günstigsten werden im G. ecul. dl
von J. Lanigan (aus Casbel in Irland, Institationes bibl
und Änt. MuBBi (De BBoramentifi n. a.) beurtheilt. aber ii
so, dass man ein Verbot mit d. a. erwarten
centro dell' nnit^ cattolica nello cbiesa, s.
nach G. ecci. finppl. 17i)0, 464 zu Pavia
dem Motto; Si hominibiis placerem, Christi
1, 10 ; der wahre Mittelpunkt der Einheit sei
ChristUB.
5. De tolerant ia ecclesiaBtioa et oivili b(
Auetore Thaddaeo S. K. I. Comite de Tri
EccI. Olmncensis Canonico, Imp. Collegii C
alumno, Ticini 1783, 367 8. 8., wird von
klärung 3, 20, al§ eines der merkwürdigste
ein Prieater im 18. Jahrh. zu Gunsten d
In Gent erschien 1784* ein Nachdruck, zu '
nische, 1796 auch eine französische Uehersei
tation stehen 4 Thesen (die 3 ersten mit
7 (S. 793), über Attrition, über die Utreol
sammenfassung der Diasertntion : £x jnre
christianae eccleaiae debent impendere, pi
eos non posse tolerare in fide disaidentea.
angegriffen von Luigi Cuccagni in der ein
widmeten Schrift De mutuia Eccleeiae et 1
gionem et publicam tranquillitatem tractatus
angehängten Laminii Theolügi Argivi ad T
conti'a librum De toi. . . . Epistolae tres, K
1, 119. 131, ~ hier werden Tamburini ui
zeichnet; — aber während Tainburini's Ri
schon 1787 verb. wurden, kam Trautmani
Indes. Als er 1795 znm Bischof von Kö
sollte, erklärte Pius VI., er werde ihn w
bestätigen können. Der üsterreicbiache G
aber einen Ausgleich zu Stande: Trautnit
orthodoxe Gesinnung, erklärte, er habe a:
andern Antheil gehabt, als dasa aie unter
seine Kosten gedruckt worden sei, unterz
Herzan entworfenes, von dem Papste gutgt
ihm übcraandtes Schreiben an den Papst
präconisirt, t'SI^'). — 1790 wurde eine
De divina institutioue pastorum secnudi
Angustum. Accedunt Theses . . . quae .
Cajetanus Nohitis de Kottenstaed ter i
1786, 452 S. 8., -- mit dem Zusätze: cum
Der Disaet'tatiun von 1786 wareu nämlic
1) ä. Brunner, Theo). Dienerschaft Jose]
tteniUedtcr. L. Litta. G. B. GuadagoiDi. 965
Hülfe von Tamburini Qn4 Zola die vier
m begründet hatte: 1. Der Fapst hat pri-
H. 2. Die Utreohter Kirche ist weder hae-
h. 3. Die gallicaniechea Freiheiten sind
sondern jura omnibus eccIeBÜa communia.
IIB, licet epiecopis subordinati, tarnen Christi
tque illi positi eont regere ecclesiam Dei
1. Frib. 7, 3, 46).
Lnigl Litta za Mailand schrieb Del diritto
dirimenti il matrimonio e di dispenBarne,
I, 2 vol.), um zu zeigen, daas in diesem
d die staatliche Gewalt zuBammenzuwirken
. von Zaccaria bekämpft in Le Btorte idee
teol, e can. di certe miove dottrine intomo
IIa ohiesa, 1794. Gegen diese Scbrift ver-
r ersten nebenbei geäusserte Ansicht, dass
B reservati ohne specielle Vollmacht zwar
;Ultig sei, in Della sacramentale assoluzione
di L. Litta all'anonimo autore del 1. intit.
8. a. (1765). Gegen Zaccaria's zweite
!e aaeol. nei casi ris., Rom 1785, 416 S. 8.
ti, da Litta 1785 32 Jahre alt starb, Gio.
Nuovo cBame di alcuni testi del Conc. di
de' caei rie. ed alla approvazione de' con-
to S. 8., dann Appendice al Xaovu esame
;natori di Mens. Litta. App. II. dell' an-
tor S. Tommaso e degli altri scolastici in-
ris., Pavia 1789 (G. eccl. 4, 260). Diese
789, die zweite von Litta 1790, die erste
— er war Arciprete di Cividale di Valca-
468), ^ kam noch eine Keihe von Schriften
Arnaldo da Breseia, Pavia 1790, 90 S. 8.
?90, — Due Bcritti, cioi L Lettern al Gior-
j foglio n. XL de' 4. Apr. 1789. IL Lettera
I. Fontana, Abate di 3. Pudenziana dt Roma,
e])iscopato [contro le moderne pretensioni
1 1789, in der angeführten Nummer des G,
lO eervire di terza app. al Nuovo eeame . . ,,
si al Giornalista Rom. sopra gli articoli 65.
89 [die Eecension der Appendici, 4, 260],
IIa proibizione fatta in Roma di alcuni Buoi
1791 (G. eccl. 5, 193 und Suppl. 1790,
liflesBioni teologiche e crit. sopra molte cen-
ivurde 1791 im 2. Bande der Biblioteoa eccl.
!UB Giorgio Sicardi vertheidigt and darauf von
:G. eccl. 7, 161).
966 Synode von Pistoja.
snre fatte al oatechisino compoRto per ordine di Clemet
approvftto dftlla CongregaziQiie della ftiforma. nvtt nncr-i
tratta de' bamblni morü aenza battef
per ben comporre un nuovo catech,, i
l'ano e l'altro ai fedeli. Parere a' c
e caritä ed altre cristiane virtii, Pa\
verb., aber durch ein besonderes
Jan. (G. eccl. 10, 44), als entha
ihrem Sensns obvius oder mit RUc
falsch,... gegen katholische Schu
iDJuriÖB, der Lehre des Trienter Con
phemiscb, früher verdummt, der Eet:
riBcb seien. Die Schrift gehurt zu di
dadaroh veranlasst wurden, dase, al
mu8 Bellarmine neu gedruckt weri
kaiserlicher Censor mehrere Stellen
Scheidung von vier Inferi, Hülle, Pii
LirabuH infantium, und den Satz, di<
litten nicht die Qualen des Feuers,
rung der himmlischen Seligkeit^).
Guad. schrieb, waren als Opera di u
381 H. 8., erachienen. Gegen Stato
aimo capofltü da Gianvincenzo Bolge
del Sig. G. B. Guailagnini, Macerate
Rifiposta all' Abate Bolgeni, 347 S.
1869 wurde nach eine 1T98 na
Staates durch die Franzosen verfasst
sehr gut, einschneidend und doch it
verboten, worin unter Festhaltung
Primates gezeigt wird, dans die wi
für die Kirche verderblich gewesen
del temporale principato del Rom. P
atica di Roma. Opera inedita del
tranquillizare la ooscienxa del popolc
W., Breno 1862,' XXII und 77 S.
92. Die SyiuMle rc
Die BeschlUsBc der 1786 vod
Pistoja gehaltenen Diöcesansynode
dnrch die umfangreiche Bnlle Anc
Scipione de' Rioci. 987
'den 85 Propositionett ansftlhrlich censu-
0 den Atti e deereti del concilio diocnsano
786 alle Aasgaben und UebersetzuDgeo
innicatio latae senteotiae verboten, des-
heidigUDg der Synode oder ibrer Lehre
he ranazo geben den Schriften. Dieses all-
iffallender Weise nicht im Index. Mehrere
Pistoja und Ricci's Reformbestrebnngen
aren schon vor 1794 verboten worden;
noch speciell verbotea, znm Theil Jahre
neu, eioe, die schon 1796 erschieneneo
Bnlle Anctorem fidei (von J. Le Fiat),
i— 1804 erschienene Schriften 1817, alle
sie seien bereits durch die Bnlle bei
atioD verboten.
oci, geb. 1741 zu Florenz, wurde 1780 Bi-
ato; er reBignirte 1791, nachdem derGroBB-
üer geworden und Florenz verloeeen hatte,
inrde veraniaast durch den nnter dem 26.
;n von ToBcana von Leopold übersandten
eform in 27 Artikeln. Aueser Ricci gingen
)pe Pannilini von Chiusi und Pienza und
ille auf die Reformpläne ein; die anderen
einer IT87 von dem Groeaherzog uacb Flo-
nng nb. An der Synode zu Piatoja nahmen
A^eltgeititliche nnd 13 Ordenageiatlicbe Tfaeil.
jsclilüMe ist hanptaächich das Werk von
In der Bulle Anctorem wird gesagt, ea
die VerfasRer der BeechlUase die Absicht
ler tnultiplices libros pravarum doctrinarum
1 unnm velut corpns corapingerent. — Die
io diocesano di Pistoja dell' anno 1766 er*
6, eine lateinische Üeberaetzung 1789 eu
er Balle'), er habe die Acten zuerst durch
Hieologen aus dem Stande der Weltgeist-
rore Cardioäle und andere Bischöfe prüfen
niBsion bestand aus dem Patriarchen von
la Providentia Papae Sexti Damnatio qnamplu-
itarum ex libro italico idiomate impresso Bub
lum probibitione ejusdem libri et aliorum quo-
onem tarn fortan editorum quam ia posterum
n tjpogr. Bev. Cam. Apost — Bull. «, 396.
968 Synode von Pistoja.
Antiochia (spater Cardinal) della Somaglia, einem Günat
Gerdils, der Vorsitnender und die Seele der CommiBBion
Bischüfen von Terracina, Rieti und Foesombrone im Kin
4 Römischen Pfarrern und zwei Theologen. Diese ComniiRi
schon im Den. 1788 eingesetzt. In dei
tragte der Cardinal-DecHn, die Acten n
tication in den Index zu setzen^). Die
zu Ende K^fuhrt und erst wieder aufgen
Leopold It. 1. März 1792 gestorben wa
hatte. Ricci wurde 1794 nach Rom oiti
schaldigte sich aber, wie in der Bulle i
heit. — Die Bulle ist haujitsiicblicb i
J. P. 1, 485). Die Propositiones wert
Bulle ünigenitus, in globo verdammt,
JanaeninB, einzeln qualifioirt, manch
mit einer ganzen Reihe von Prädicaten.
seniua nnteTscheidet sie sich dadurch,
Süt^n angegeben wird, in welchem Sin
fication verdienen, z. B. 2. der Satz:
G-ewaLt gegeben, damit sie den Hirtei
ihre Diener für das Heil der Seelen sii
Gewalt des kirchlichen Amtes von der
auf die Hirten abgeleitet wird, ist ki
„Clemens IX. habe der Kirche den Friei
Gutheissung der Unterscheidung zwisch
der UnterzeichDong des von Alexander
mulars," ist falsch, verwegen, für Clen
aber diese Unterscheidung gebilligt wii
selben gelobt, die Gegner getadelt wer
für die Päpste injuriös, Schisma und K
Ricci, der seit seiner Resignatio
lebte, liess sich von dem Erzbischof v
vom 1. Aug. 1799 datirte Unterwerfunf
schicken (er sagt darin: die Bulle sei
worden, obschon er vor der Publicatioi
jedem Urtheile unterwerfen werde, wel
Canones sprechen werde). Die ErkUru
zu Gesicht gekommen und in Rom nich
(A. J. P. 1, 660). Als Pius VII. im
unterzeichnete Ricci eine ihm von dem
Auftrage des Papstes vorgelegte Unter wi
sprach in einer Allocution am 26. Juni
darüber aus (A. J. P. 1, 653. Theiner
2, 327). DasB er seine üeberzengun^
zweifelhaft (Cantfi 3, 483. Civ. catt. 'i
l) So berichtet Herzan bei Brunner,
N. E. 1788, 60; 1790, 62.
lacturem fidei. I'oUer u. a. d6d
(Gelli 2, 402) heisat es: Der Biiohof hat
lammt, nnd das Ut auch nicht von ihm ver-
) 27. Jan. 1810. — Vie de Scipion de Ricci,
rato, parM. de Potter, Brni. 1825, 3 vol.,
,,durch ein Decret Leo'e XII." ( wahrechein-
V.) 26. Nov. 1825 verb. Die Meioorie di
iBCOvo di Prato e Pietoia, scritte da Ini me-
Agenore Gelli, Florenz 1865, 2 vol. 12,,
ese Äufzeichnongen liegen auch dem Werke
).
^en, Venedig, Prankreieh und O.esterreich
ler Bulle Anctorem nicht geatattet (Fotter
datte der Kancius Mühe, die Veranetnltung
Acten van Pistoja zu verhindern (Potter 3,
800 befahl Carl lY. den Bischöfen, die Bnlle
Inquiaition, alle Schriften zu verbieten, in
le verdammten Lehren vertheidigt würden
I). DemgemäBB werden in dem Index von
node und alle zur Vertheidigmig derselben
auch die Lettre b von Le Plat, Btrenge verb.
Ausgabe der Acten der Synode von Pistoja
erst Ende l'i'SS. Schon 1786 erschien zu
blicher Auszug aus denselben und eine Lettera
Eino diretta a Hons. Sc. de' Ricci über diesen
loriten-Conventualen verfasst, nach den Ann.
ich anderen (Melzi) Ferrari. Eine spöttische
■de 1788 verb.: Risposta di Griammaria Ma-
intit. Lettera . . . , 58 S. 8. (N. K 1788,
beigefügt: ementitnm auctoris nomen. Gleich-
storia dei concilii e einodi approvati dai
onologia dei pontefici da S. Pietro sino a
I d'occhio si vede, quando sono stati creati,
nato, ed it giorno della loro ijiorte: si vende
e sinodi tenutl in Firenze doli' a 1055 all'
TauHgegeben von Modesto Rastrelli, — S.i-
) SiHto IV. in favore di Lorenzo de' Medioi
isione della congiura delia famiglia de' Pazzi :
' Riflessioni di un canonista in occaeione
irdo auf Vernnlaasung Grfgoire's in Paria nach-
r verstümmelt efsohcinon, 1836, 4 vol. 8. Darauf
) . . . ou Supplement contenHut tous les retranche-
I fran^aiae dans la contrefa^on faite ä Psris, Brux.
je, die 1478 gehalten wurde, als Sixtui IV. Lo*
le Anhänger in den Bann gethan nnd ihnen dm
■ibt darüber ein weitläufiges Actenstück von der
le von Arez^o, von dem freilicli Reumont, Ln-
BU Ebren des toscanischen Clerua annehmen zu
sich hier nur um die Invective eines Einzelnen
970 Synode von Pistoja.
della privata assemblea dei yescovi di ToBcana in Firenze il di 23.
Apr. 1787 per la convocazione del sinodo nazionale, 1787, — und
Libellns inscr.: Ad casus conscientiae praeterito anno 1786 dis-
cassos compendiosae resolutiones, Pistoia 1787 (darin wird n. a.
Nannaroni*8 Ansicht [s. u.] gebilligt; Gusta, G-li errori 1, 187).
Unter dem 5. Oct. 1787 veröffentlicbte Ricci einen langen
Hirtenbrief (111 S., Potter 2, 150), der wiederholt italienisch und
lateinisch gedruckt wurde (auch deutsch von Wittola). Gegen diesen
Hirtenbrief erschienen im Jan. 1788 Annotazioni pacifiche di un
parroco cattolico a Mons. Yescovo di Pistoia e Prato sopra la sua
lettera pastorale, Bologna e Cesena 1788, 120 S. 8., von GioT.
Marchetti, wahrscheinlich unter Mitwirkung von Zaccaria, Mamachi
n. a. (A. J. P. 3, 594). Eicci vertheidigte sich in einem neuen
Hirtenbriefe vom 18. Mai 1788 (124 8.) ^). Die Hirtenbriefe wurden
nicht verb., sondern nur eine anonyme VertheidigungHicci's: Emende
sincere d^un chierico lombardo alle Annotazioni pacifiche, che pos-
sono servire di risposta ad altri somiglianti libelli usciti sinora alla
luce, Firenze 1789,* 3 vol. 8., verb. 1791, von dem Abate Giu-
seppe Poggi aus Piacenza (1761 — 1842; Cantü 3, 558. G. eccl.
Suppl. 1790, S). Annotazioni sopra le Annotazioni . . . 1788,
305 S. 8., nach G. eccl. Spl. 1, 65. 79 ein furioso opusculo von
Pujati, ist nicht verb.
Ebensowenig wie Ricci's Hirtenbriefe steht eine Pastoral-In-
struction des Bischofs Pannilini von Chiusi vom J. 1785 im Index,
obschon er dieselbe dem Papste übersandte und von diesem scharf
zurecht gewiesen wurde. Du entfernst dich, heisst es in einem
Breve vom 20. Oct. 1786, mehr als einmal von der Lehre des apost.
Stuhles und trägst Sätze vor, welche von diesem längst verdammt
worden sind; ausserdem lobst du catechetische Schriften, die von
dem apost Stuhle verboten sind, und empfiehlst sie deiner Heerde
als Quellen der reinem Lehre (s. § 93). In einem zweiten Breye
vom 2. Febr. 1787 spricht sich Pius YI. sehr unzufrieden über die
Antwort des Bischofs aus: Du verlangst, es möge dir angegeben
werden, was in deiner Instruction mit den dogmatischen ürtheilen
des apost. Stuhles nicht tibereinstimme, und versprichst, die Stellen
der Instruction zu verbessern, von deren Unrichtigkeit du überzeugt
werdest« Da du absichtlich von den Definitionen und Lehren des
apost. Stuhles abweichst und namentlich die Jansenistische Ketzerei
1) Gegen den zweiten Hirtenbrief schrieb Marcbetti Le annotanoni
pacifiche confirmate dalla nuova paatorale di Mons. VescoTO di Pistoia,
da due lezioni aocademiche di Tamburini e dalla lettera di Finale dell' Ab.
Marcello del Mare, 8. 1. (Rom) 1788. Eine Fortsetzung der Annotazioni
unter dem Titel Ricerche ecclesiastiche . . ., Rom 1789, 256 S., ist gegen
die Bischöfe Pannilini und Sciarelli gerichtet (G. eccl. 4, 420). Die Anno-
tazioni erlebten in kurzer Zeit 16 Auflagen und wurden aach ins Latei-
nische und Französische übersetzt (G. eccl. 5, 39). Marohetti (1753--1829)
schrieb viel für das G. eccl.; er hat auch Le Raciniane (S. 768) verfasst;
Tipaldo 8, 348.
fe Pannilini nud Sciarelli. 971
id Bacher citirst nnd Schriftsteller lobet,
Terdammt worden, hd schickt es sich fSr
linmal ansgeBprochenen Urtheile fieoheo-
tderholen aleo die AnffoTdernng, das der
zn beaeiligen (Brancadoro p. 198). Aach
verÜffentUchte Vertheidigiing gegen die
die ErklKrnngen, welche 13 toBCanische
ben, wurde nicht verb.
des GroBeherzoga 1788 gedmckten Atti
escovi e vescoyi della ToBcana tenuta in
^cta Congregationis Archiepiscopornm et
. 1787 celebratae, ex ital. in lat. transl.
7 vol.), wurden nicht verb.) auch nicht
deir assemblea . . . , die von Heginaldo
auch die AnBgabe der Atti besorgte. —
erzog vorgelegtes Reform- Proje et (Cantb
ala Gesetz pnblicirt und wird darum an-
seicinet) ist abgedruckt in Docamenti
lei gesniti, sccetlati e eempre vigentt in
Ltica di Leopoldo I., Turin 1858, verb.
nt eine Fortsetzung der Biblioteca civile
pubblicata per cura dei aignori Cosimo
. . zn sein, von der die Dispeusa 1.,
Proposto Heginaldo Tanzini alla Storia
!)ocuniente dazu enthält, 1858 zu Florenz
rtsetzung, da der Druck in Toscana ver-
rückt wurde (Civ. oatt. 3, 10, 77; 3, 12,
verb. Apologia delle leggi di giuris-
polizia eccICBiastioa pnbblioate in Tos-
poldo I, — Reginaldo Tanzini übersandte
en NunciuB zu Florenz dem Papste einen
irene, dass er einer der H au ptvertb eidiger
rerdamme alle seine uukirchliehen Hand-
^ciell die mit Recht verbotenen Annali
inige Zeit mitgearbeitet habe, und nnter-
orem fidei; die Btoria dell' aceemblea,
Vorrede verfasst, unterwerfe er der Cen-
ene auch, dass er den Machiavelli, scrit-
, mit einer apologetischen Vorrede heraus-
itt. 3, iO, 86; 3, 12, 350). Ein anderer
i. Panieri retractirte bald nach deeeen
I Canonicos zu Fistoja 1822 (Ami de la
iarelli von Colle steht im Index: Breve
nze secondo la vera dottrina della chieea,
Ue ai Buoi parrochi per aervirBene d'iRtrn-
1787, verb. 1793 mit dem Zusätze: sivc
972 Synode von Pistoja.
seorsim sive cum aliis libris (s. o. S. 961), und noclmials 1824 mit
dem Zusatz: schon 1793 verb., jetzt nochmals gedruckt^).
3. Von den in Tanzini's Eetractation erwähnten Annali ecclesia-
stici. Secolo XVIII., die 1780 — 92 in Florenz erschienen, wurden
1782 die Jahrgänge 1780—82 verb., gleichzeitig auch von dem
Venetianischen Giornale letterario die Jahrgänge 1781 und 82 (beide
stehen im Index unter Folia). Es ist auffallend, dass nicht wenigstens
von den Annali, wie z. B. von den N. E., auch die folgenden Jahr-
gänge verb. wurden, die nicht besser waren als die ersten, wenigstens
im G. eccl. 1, 71; 2, 200 scharf angegriffen werden. Das Giomale
war kein theologisches Blatt, und die Herausgeber beklagten sich
in dem Jahrgange 1783 — unter Anfuhrung von lob 13, 25: Con-
tra folium, quod vento rapitur, ostendis potentiam tuam, — darüber,
dass ihr Blatt überhaupt und noch dazu zusammen mit den oft von
ihnen bekämpften Annali verb. worden 2). — Eine damals in Lu-
gano von dem Abate Agnelli herausgegebene anticurialistiscbe und
antijesuitische Zeitschrift steht nicht im Index, w^urde aber durch
ein Edict des Card. Torregiani für den Kirchenstaat verboten. In
Agnelli's Druckerei wurden auch Bücher derselben Tendenz gedruckt.
Die ihm von den Schweizer Behörden gewährte Censurfreiheit wurde
1769 auf Betreiben des Bischofs von Como und des Nuncius in
Luzern zurückgenommen').
Von der Eaccolta di opuscoli interessanti la religione, von
der zu Pistoja 1783—90 17 Bände erschienen, wurden 1786 die
9 ersten Bande verb., dann vor und nach die anderen, die beiden
letzten erst 1796. Die Sammlung enthält meist Uebersetzungen von
französischen Schriften, von Arnauld, Le Gros, La Borde u. a., aber
auch einige Originalarbeiten von Palmieri, Pujati, Traversari. (Der
Inhalt der einzelnen Bände wird in den N. E. 1785 — 89 und im
G. eccl. 1, 17 u. 8. w. angegeben). Die toscanischen Bischöfe baten,
wie in dem G. eccl. von 1789 Suppl. I, 323 berichtet wird, den
1) Eine üebersetznng : Katechismus von den Ablässen nach der
richtigen Lehre der katholischen Kirche von Nie. Sciarelli ist zu Soest
(Münster) 1788 erschienen.
2) Mainzer ReL-J. 1783,876. Beil. 7, 221. — Von 1789 an erschienen
eine Zeit lang zu Mailand Notizie interessanti la religione, ovvero tra-
duzione fedele e genuina delle Novelle ecclesiastiche di Francia (S. 759),
coli* aggiunta degli estratti di tutti gli altri fogli e giornali eccl. d'Europa
(G. eccl. 4, 184). Das oft citirte Giomale ecclesiastioo di Roma erschien
(alle 14 Tage ein Bogen in Folio) 1785—92, ein grössere Artikel enthal-
tendes Supplomento al Giorn. . . 1789-94, 6 vol. 8. Des Deutseben
scheinen die Herausgeber und ihr Corrector nicht mächtig gewesen zu
sein. G. eccl. 2, 26 und sonst wird z. B. Eybels Buch als 9Ra§ ift ^tSbaft?
citirt.
3) Theiner, Clemens XIV. 1, 291. Als Mitarbeiter an AgnelU's Zeit-
schrift nennt übrigens Oordara (bei DöUinger, Beitr. 3, 25) auch zwei
Jesuiten, Grossi und Capriata, nostrates duo, viri nobiles alioqui, quos
demum ob intolerandam loquendi scribendique licentiam Pontifex urbe
ejici jussit.
lucoli. J. Le Plat u. a. 978
ng der RaocolU nnii reichten eine
ie 1786 gedruckte Sclirift Gesü
n. Ricci vertheidigte diese Schrift
ade der Kaccolta steht ein Änfsat«
hm im Auftrage Ricci'a verfasate
ie Franciscaner vertheidigt wird.
1824; Canti 3, 465. 474) schrieb
ci'e (S. 970); im Indes eteht nur
ifhen Hanaecript UberBetzter, bei
10 allo studio di teologia, Lugano
s im 3. Bande der Biblioteca eccle-
ioni iDtoroo alla Diaaert. dell' Ab.
Liberi Muratari dai Manicbei sind
5. 924 erwHhnten Contini (6. ecoL
I Zaccaria, Lasciamo stare le cose
: snlla mntabilitft poco inteaa da'
faeiiza 1787, erBohien II Dormi-
le critico del F. Ubaldo Brandi,
, DisRertazione intit. Lasciamo . . .,
IThiuai gewidmet, noch 1789 verb.
idem er sich dem Urtheile des h.
185).
.lisi del concilio diocesano di Pi-
6, OBsia aaggto dei molti errori
\o, Italia 1790, 2 vol., von dem
t, erstlSOS: Lettres d'nn Th^o-
pe Pie VI. au aujet de la Bnlle
ion d'un grand nombre de propo-
e de l'an 1786, Brnx. 1796, mit
!its durch die Bnlle bei der Strafe
Der Verfasser ist der Betgier Jo-
[/5wen, t 1810. AofTallender noch,
Jahren verb. wurde, ist, daae kein
steht, nieht einmal fhBsertation
ides, 2 vol. 4.>).
! Werk von Le Plat ist MonnmeDto-
,io, Lov. 1787, 7 toI, 4. Ana einem
Antwerpen 1780 an ihn aohrieb, als
mg zu TeröfFentlichen, hörte, wird
folgendes mitgetheilt : Durah jeuei
illes das veruehmen, was von Latber
igen äie'-e and gegen das Concil in
t. Dasselbe wird auch die so Bcharfen
/würdige Bischöfe oder auegezeichnete
I Clerus oder andere eingetchlioheDe
Glücklicher Weise kennen die meisten
wie nichts ; andere mnaien Jetct viel-
Verke durchgehen, um daa Material
tützen können, wenn sie die Eircbo
62
974 Synode von Pistoja.
Der einzige italienisclie Bischof, welcher gegen die Bulle offen
Opposition machte, war der Dominicaner Benedetto Solari, geb. 1742,
seit 1778 Bischof von Noli im Genuesischen, f 1814. Als der Inquisitor
von Genua den Bischöfen seines Bezirks 1794 die Bulle zur Pabli-
oation übersandte, denuncirte sie Solan dem Senate mit einer Denk-
schrift, und nach der Revolution in Genua, der er sich anschloss,
erschien: Motivi dell' opposizione del cittadino vescovo di Noli
alla pubblicazione di un decreto del Sant' Uffizio di Genova rela-
tive alla costituzione Auctorem fidei di Pio VI. e della dinunzia
fattane al serenissimo Senate l'anno 1794, Genova 1798. Card.
Gerdil schrieb dagegen Examen des motifs de Topposition de M.
TEveque de Noli k la publ 1802 (A. J. P. I, 627). Da-
gegen erschien: Apologia di Fr. Benedetto Solari, Vesc. di Noli,
contro il fü Em. Card. Gerdil divisa in tre parti, Gen. 1804. Schon
1796 erschienen Riflessioni preliminari storico-critiche ai motivi
dell' opposizione del Vescovo di Noli alla pubblicazione d*un decreto
del Sant' Officio di Genova, und Riflessioni in difesa di M. Sei-
pione de^ Ricci e del suo sinodo di Pistoia, sopra la costituzione
Auctorem fidei, 471 S. 8. (G. eccl. 12, 145). Die letztere Schrift,
in der Solari's Motivi abgedruckt sind, ist von dem Carmeliter
Vittore Sopransi (mit seinem Ordensnamen Victor de S. Maria) zu
Parma (Gr^goire, Essai bist. p. 441). Die vier Schriften wurden
erst 1817 verb. In dem Decrete (Mastiaux, Lit.-Ztg. 1818, 81)
steht dabei dieselbe Bemerkung wie bei Le Plats Lettres ; sie ist
aber im Index weggelassen. Erst 1822 wurde verb.: L'ancien
clerge constitutionnel jug^ par un äv^que d'ltalie. .Abrege analytique
de Tapologie du savant iveque de Noli. avec des notes historiques
et oritiques, Lausanne 1804, 12., von Eustachio Degola. — Nach
Papieren Sopransi^s sind auch (nach Melzi 2, 443 von Abate Gio.
Angelo Bergantini) ausgearbeitet: Riflessioni suU' omelie di Fra
Turchi, Vescovo di Parma, s. a. (1802), 2 vol., erst 1825 verb.
(Gregoire» Essai bist. p. 62). Der Capuoiner Adeodato Turchi, 1724
— 1803, Erzieher des Infanten Ludwig von Parma, des spätem
Königs von Etrurien, war, wie Ricci (Potter 3, l) sagt, un Filo-
sofo illuminato, nebenbei auch des Jansenismus verdächtig (N. £.
1788, 208). Als er zum Bischof von Parma ernannt wurde, musste
er eine Retractation unterschreiben, wozu ihn della Somaglia beweg,
der durch Gerdil vom Philosophismus und Jansenismus bekehrt
worden war (N. E. 1789, 60). Als Bischof war Turchi gut Römisch.
Seine Opere edite ed inedite, Fuligno 1820 — 24, füllen 14 vol. 8.
Gegen die Riflessioni erschien um 1804 eine Apologia di Mgr. Tur-
chi von Giacinto Andrä, 2 vol.
Beinahe wäre aus Anlass der Bulle Auctorem fidei einer der
befehden wollen: du willst ihnen jetzt alle diese Dinge gesammelt vor-
legen . . . Und was noch mehr ist, ich sehe aus deinem VerzeichnisMi
dass du mehrere ungedruckte Handschriften veröffentlichen willst. Wss
sie enthalten, weiss ich nicht; aber wenn sie 200 Jahre unbekannt ge-
blieben sind, so ist dies wohl aus triftigen Gründen geschehen.
ilogiiobe Sohriften. 9TB
und der heftigsten Gegner der Jan-
a. der Ex-Jesnit F. X. Feller {1735
f die Bnlle mit einigen Bemerkungen
ae erregten drei, — die eine betrifft
o)ogi8c-he Subtilitäten, — in Rom so
Jerdil eine (anonyme) Widerlegung
in notaa qiiaa nonnnllia Pistorienpis
in dogm. Conetitutione Pii VI. qnae
r clarioriB intelligentiae nomine ad-
' f*. {G. ecci. 11, 33; Tgl. A. J. P.
im Ami de la rel. 49, 26 (Backer
daes die Koten nicht von Feller sein
iefeii desselben geht hervor, daes er
:ht hatte, dem Cardinal za antvorten.
[ gesetzt, 'wohl mit RUckBicht auf
äerdil in seiner Widerlegung wieder-
he theologisehe Schriften,
1-1800.
ait Pavia nnd Pistoja zasanimen*
in den letzten Jahrzehnten des 18.
imen, worden mehrere ala Janee-
cber voQ del Mare und de Blagi,
plea nnd eine Vertheidignn^ der
. Aber auch eine Bcharf antijanae-
Gravina kam in den Index. Eine
voD Nannaroni und Travereari,
rnrde, betrifTt das Verbältniss der
IT Messe.
(Döllinger. Beitr. 3, 30) berichtet,
Gravina habe ihn gemäsB der Ver-
§ 9) ala Procurator bestellt, als er
ProbabiliamuR, — Conclnsionee . . .
abilia, Palenno 1752, — werde, ut
:oinmen', er habe dem Secretär der
ateltt : da Concina den ProbabilismoB
i, müsse Grav, gestattet werden, ihn
lenn auch nicht verb. worden, Spiiter
rbeit in den Index. In dem Werke
gica, paraenetica de paradiao. Opna
976 Italienische theologische Schriften.
posthumnin P. Benedicti Piazza (S. J., Consultor der Inquisition zu
Palermo, f 1761), Palermo 1762, 728 S. 4., ist nämlich, wie in
der Vorrde angegeben wird, mehreres von Grav., der das Werk
herausgab, beigefügt, namentlich Cap. 5 (p. 519 — 694), De elec-
torum hominum numero respectu hominum reproborum, worin er
deducirt: ex universo hominum genere ab orbe condito ad ejaedem
excidinm electos longe esse numerosiores, da, abgesehen von den
ungetanften Kindern, viele Heiden, Juden und Haeretiker durch eine
Fides implicita Christi selig würden; diese Ansicht, die er, wie Picot
4, 419 sagt, mit lächerlichen Argumenten und apokryphischen Vi-
sionen vertheidigt, sei zwar nur wahrscheinlich, er hoffe aber, dass
sie mit der Zeit, trotz der Kabies Jansenismi, die Sententia commu-
nis werden werde. Die Abhandlung erschien auch separat: J. M.
Gravina, De electorum . . ., Palermo 1764. Gravina's Ansicht,
deren Anhänger man Benignistae nannt«, wurde mehrfach scharf
angegriffen^) und noch unter Clemens XIII. in Rom denuncirt, aber
erst 1772 wurde der Separatabdruck seiner Abhandlung verb. und
das Werk von Piazza donec deleatur cap. 5. et ultimum ab editore
P. J. M. Gravina compositum, quod omnino damnatur.
Im J. 1776 erschien zu Neapel Catechismo universale, di-
viso in tre volumi, eine unter Mitwirkung von Jos. Simioli ver-
anstaltete und der Königin gewidmete Uebersetzung eines Manu-
scriptes des Appellanten Pierre- Etienne Gourlin (1695 — 1775); dieses
wurde gedruckt als Institution' et instruction chr^t., dediee a la
Reine des deux Siciles, sur l'6dition italienne de 1 776, Naples 1779,
3 vol. 12., gewöhnlich Cat^chisme de Naples genannt. In kurzer
Zeit erschienen in Italien und Frankreich 12 Ausgaben. £ine etwas
modificirte Ausgabe wurde 1776 von Ricci und Sciarelli in ihren
Diöcesen eingeführt, eine in Venedig gedruckte von Pannilini. Eine
andere, etwas geänderte Ausgabe wurde 1779 zu Genua unter den
Auspicien des Bischofs Gentile von Brugnato gedruckt Diese Aus-
gabe wurde 1783 verboten. Die Neapolitanische Ausgabe zu ver-
bieten, soll man wegen der Dedication an die Königin Bedenken ge-
tragen haben. Aber in dem Index von 1786 wurde dem Verbote
der Genuesischen Ausgabe beigefügt: Cautum est, ne cui hoc opus
quocunque idiomate, quoc. titulo, quovjs tempore, ubivis locorum
1) Concina, Theol. christ. contracta 1, 12 und Apparatus 2, IIG.
Ant. Gardini (Camaldulenser), Diss. theo), adv. novitates P. J. M. Gre-
vinae S. J. coeli januas reserantis non solum haereticis et schismaticis,
verum etiam Hebraeis, Mahommedanis . . . Ven. 1767*, 8. Lettera indiriz-
zata in nome del Doge della repobblica degli Apisti (der Ungläubigen)
al Rev. de' Solipsi 6. G. (Giuseppe Gravina), von Franc. Cari. — Schon
früher schrieb P. Fr. Foggini, Gustos der Vaticana, Patrum ecclesiae de
paucitate adultorum fidelium salvandorum, si cum reprobandis iidelibas
conferantur, mira consensio asserta et demonstrata, Rom 1752, gegen die
AeusRerunffj die der Erzb. Aless. Borgia von Fermo in einer Predigt ge-
than: die Zahl der Auserwählten sei klein, im Vcrhältniss, nicht zur Zahl
der Christen, sondern der Menschen überhaupt. Hurter 3, 856. N. E. 1783,
182.
CatechiBm,; de N*plo8. P. M. dul Maro ». a. 977
legere lioeat. In ToBcana und Genua wurde
Verbotes des Catechisino untersagt. — Für den
er führten Eioci and drei andere Bisohöfe 1786
LS von Bellarmin eine Bearbeitang des 1766 von
ntazet von Lyon (s. n.) heran Hg egebenen ein.
ikreinh (Migne 2, 669), die italienisahe Ausgabe
^uppl. 1789, 107 angegriffen, aber nicht verb.,
teobismo per i fanciulli ad ubo della oittä e
>n dem dortigen Bischof, dem fienedictiner Ilde-
unter dessen Namen Preghiere cristiane pubbli-
I cbiesa, Kap. 1769, verb. 1797, im Index stehen^).
it dem Catechisme de Naples wurden 1763 verb.
ologicae in oRuni clericorum Pauormitanae dioe-
stante Canonico D. Antonio Calvo . . . editae,
4 Tol. 4., nach Narbone 3, 304 von dem Bene-
. de Blasi, Prof. im Seminar zu Palermo, f 1812,
dortigen Erzbisabof Filangieri gewidmet. Das
il 1783, 380 sagt: das Bach sei Jansenistiscb
BS sei nach langen Z&nkereien dem aus 30 Theo-
n, meist Ordensgeiatlichen, bestehenden Inqui-
lermo überwiesen und von diesem freigegeben
ser habe sich in ßora eingefunden (war also
nd sei wiederholt ernstlich angegangen worden,
Bchreiben, was er nicht gethan zn haben scheint'),
locLs theologicis Senis habitae a Paulo Marcello
1789, wurden 1793 von der lodex-Congr,, dann
V. 5. März 1795 verb. als resp, falsche,
CR PapsteB zerstörende, zu Ketzereien, nament-
hen, hinneigende, . . . früher verdammte und
Rom miesliebig geworden, weil er 1788 Voraitien-
igierung ernannten CommiBsioD gewesen, welche in
laf von Reggio in erster Instanz entschiedenen Ehe-
'ncB dl Maddaloni in zweiter laai&nz geurtheilt hutte,
■er bändelndes Breve nicht hatte annehmen wollen,
r Nunciatnr in Neapel, der ihn darüber zu Erkit-
bijBuftragt war, wurde übor die Grenze gebracht,
fonarcbia Sicula S 206. Bninner, Theol. Dienersch.
f.
3. 104 wird berichtet: der Erzhiachof von Palermo
iatli Blasi's und anderer Theolugen fiir eine Moli-
pprobalinn verweigert; die^c sei dann zu Rom mit
S. P. Kicchini gedruckt worden ; Riccbini habe aber
geschrieben, d<?r Censor sei nicht aufmerkiam ge-
isae der Verfasser der These nach einem ihm zngo-
tractiren. Im Kel.-Joumal 1T83, 361. Beil. 4, 481
htet, die der Capuciner Luigi da Ccfalu 177Ö ver-
ne Schrift, Golescaluus SicuTus publica auctoritate
in (Jrtheilo zu seinen Gunsten, auch von der sici-
abgedrnckt feien; der Capuciner habe sioh zu Rom
978 Italienische theologisoho Schriften.
auch ketzerische Sätze und Lehren enthaltend. Del Marc, geb. zu
Genua 1734, stammte aus einer jüdischen Familie, wurde 1753 ge-
tauft, 1758 zu Rom Priester, 1783 Prof. zu Siena, 1787 zu Pisa.
1817 übersandte er dem Erzbiscbof Alliata von Pisa die Erklärung,
dass er sich dem Verbote der Praelectiones und des Catecbismo
univ., bei dessen Herausgabe (in Genua) er betheiligt gewesen, and
allen von dem h. Stuhle erlassenen oder zu erlassenden Constitu-
tionen und dogmatischen Entscheidungen unterwerfe. Die Erklärung
wurde nach Born gesandt und von Pius VII. belobt. Er starb 1824,
90 Jahre alt (Ami de la rel. 43, 238). — Die für die piemonte-
sischen Lehranstalten herausgegebenen Institutiones theologicae de
rei theologicae primis quibusdam elementis ad Subalpinos, Turin
1790, 2 vol. 8., von Kegis u. a. bearbeitet, wurden vielfach ange-
griffen (G. eccl. 11, 158; 12, 42. 59. 68), aber nicht verb. Ein
Tractat De actibus humanis von Franc. Gaetano Incontri, der 1741
—80 Erzbischof von Florenz war, wurde in Rom denuncirt, aber
freigegeben (Cantfi 3, 472. 491). Der Dominicaner Castellani zu
Florenz gab mit Approbation des Mag. S. Pal. und des General-
vicars seines Ordens eine italienische Moral Jesu Christi in Druck;
auf Befehl Clemens' XIII. wurde der Druck sistirt und das Manu-
soript weggenommen (N. £. 1762, 101). Der Oratorianer del Pozo
liess den 1. Band eines dem Cardinal - Collegium gewidmeten
Werkes über die Pflichten der Bischöfe und Priester drucken, welcher
die Regula pastoralis Gregors des Grossen, zwei Briefe des Au-
gustinus und einen des Carl Borromeo mit Noten enthielt. Card.
Castelli stellte dem Papste vor, das Buch sei eine Satire auf die
Curie. Der Papst liess durch den Mag. S. Pal. den Band unter-
drücken und die Fortsetzung verbieten. In Neapel erschien 1764
ein Buch von Bottari, La regola dei costumi; dasselbe wurde auf
einem gedruckten Blatte Observationen als Jansenistisch denuncirt,
von der Index-Congr. aber freigegeben (N. E. 1765, 198; 1773,
40; 1778, 13).
Von einer 1764 zu Paris erschienenen Schrift, La doctrine de
S. Augustin et de S. Thomas victorieuse de celle de L. Molina et
des J^suites, erschien eine italienische Uebersetzung : La dottrina
. . . Brescia 1776, 12. Dagegen schrieb der Graf Luigi Mozzi de'
Capitani, — geb. 1746, Jesuit, nach der Aufhebung des Ordens
Canonicus und Erzpriester in seiner Vaterstadt Bergamo, später
wieder Jesuit, tl813, — II falso discepolo di S. Agostino e di
San Tommaso convinto dVrrore. Riflessioni crit. - dogm. . . ,
Ven. 1779, 296 S. 8., dem Card. Albani gewidmet, mit scharfeu
Ausfällen gegen die Jansenisten. Dagegen erschienen Difficolta pro-
poste air Exgesuita Sig. Can. L. Mozzi sopra le sue riflessioni . . .
Prima lettera. In Italia 1779, 28 S. 12. Seconda lett. 1780, 74 8.
(N. E. 1780, 76; 1781, 53). Nur die erste kleinere Hälfte st^ht
als Lettera prima contro il libro del Can. Mozzi, verb. 1781, im
Index. Auch der Capuciner Viatore da Coccaglio (1706 — 93) schrieb
Zoppicamenti del Can. L. Mozzi sulla lettura di un libro intitolato:
II falso . . . Brescia 1780, worauf eine Replik und Duplik folgten.
i. Comnnione del popolo nella mewa. 979
tu kamen nicht in den Index, ebeDSOwenig die
:c]itete Schrift dea Capuciners über die PSischung
cils von 1725 (S. 745) r La Bolla ÜnigenituB non
la S. Sede regola di fede (Hurter 3, 257). Später
ym Storia compendiuaa dello Bcisma della uuova
retta a M.*, Veacovo di *, da D. A. D. C, Fer-
:., dagegen Lnigi Bobb!, Canonicus zu Mailand,
della ohiesa d'Utrecht e delle altre chieiie di
iBsia analisi critica n confutazione del libro: Sto-
786. Diese Schrift warde 1787 verb-, die Storia
IIa cbieBa d'Utrecht del Conte L. Uozzi, libri T,
I, von Pins VI. belobt; die Lettere Ullrajettine,
e lettere Bcritte da nn cavaliere Uilaneee, amico
Conte L. Mozzi relativaniente alla Storia da lui
lano 1788 (von Bossi selbst verfaBst), kamen
Index. Ueber Bosai'a geschichtliche Schriften
iverae über die Commuiiion vird auch Contro-
enannt, weil sie im J. 1737 dadarch hervorge-
ler dortige Canonicus Gins. Gaerreri anfing, bei
täglich an einem bestimmten Altäre las, den-
iBchten, die Commnnion zu spenden, ^ es war
TScheDde Sitte geworden, die Commnnion ans der
eh der Messe oder auch wöhrend das Credo ge-
intbeilen, — nnd dass andere Priester dieses mit
elten, wenn diese Praxis anch von anderen ein-
de die Zeit nicht ausreichen, alle fUr jenen Altar
so. lesen. An dem Streite betbeiligte sich n. a.
Briefe an Card. Querini (Opp. 1, 331). Gner-
ihe nach Rom und in einer Encyclica an die ita-
vom 13. Nov. 1742 erklärte Benedict XIV. (Bull.
issa 2, 22, 17): die Hesse, in der der Priester
sei zulässig, aber, wie schon das Tridentinum
rheilnahme der Gläubigen an der Gommunion
ann den Gläubigen die Communion zu spenden
ständen abhängen, ebeniio, ob sie in Hostien ge-
in der Pyxis aufbewahrt seien, oder in Hostien,
I Priester conHCcrirt habe. Nicht nur in dem
«h im erstem Falle, fügte Benedict mit Rücksicht
i, die sich auch über diesen Punct schon länger
hmen die Gläubigen nicht nur an dem Sacra-
1 an dem Opfer Theil. Die Controverae wurde
G. B. Gattico bis 1751 fortgeführt; aber keine
in den Index 2). Im J. 1770 veröffentlichte der
Ol. Hist. d<'8 revolutions . . . trad. de l'italien, Gent
bren wurde auch darüber g-eatrEtten, ob in Privat-
1
980 Italienische theologische Schriften.
Dominicaner Michele Maria Nannarooi anonym , aber mit kirchlicher
Approbation zu Neapel Catechismo esposto in forma di dialoghi
salla comunione deir angastiBsimo eacrifizio della messa, per uso
de' parrochi e dei saoerdoti, diviso in due tomi (N. E. 1771, 149).
Den Dialogen sind einige DiBsertationen beigefügt, die mehr Wider-
spruch fanden als jene. 1771 veröffentlichte Nann. Apologia del
catechismo Bulla comunione del sacrifizio della messa, 87 S. 12.,
zur Yertheidigung von 30 Sätzen aus seinem Buche, die man in
Bom denunoirt hatte , — Opusculo teologico. La comunione
del sacrifizio rispetto al popolo ^ una delle veritä rivelate propo-
staci dalla chiesa, 112 S. 12., — und I sentimenti del Concilio di
Trento suUa parte che ha il popolo ai divin nostro sacrifizio. Das
Manuscript eines grossem Werkes schickte Nann. an Guerreri und
dieser veröffentlichte es umgearbeitet unter dem Titel : Del pubblico
divin diritto alla comunione eucaristica nel sacrif. della messa.
Trattato dogmatico, diviso in due tomi, di Anastasio Leofilo, Lu-
gano 1774, 4. Gegen eine Dissertazione teologico- critica del P. Gius.
Maria Elefante 0. F. in risposta all' anonimo italiano autore del
Catechismo . . . , Neapel 1774, schrieb Nann. noch £stratto di al-
cune delle trenta proposizioni erronee . . . e rispettivamente ereti-
cali di un libro intitolato: Dissert. . . , 18 S. 4., und Ristretto della dot-
trina della Chiesa circa l'uso della s. eucaristia nella com. de' fedeli,
Lugano 1775, 30 S. 4. — Am 18. Aug. 1775 wurden die ersten,
22. April 1776 die beiden letzten Schriften von Nann. verb. (sie
stehen im Index mit Ausnahme der Apologia alle unter Comuni-
one), und 1777 erschien dann in Eöm Trattato della miglior ma-
niera di ascoltare la messa. Nann. erklärte 1779 seine Unter-
werfung.
Die Controverse wurde noch einmal wieder aufgenommen in
Fr. Caroli Mariae Traversari Ord. Server. B. M. V., S. Th. Doc-
toris et Regii Yastallae Frofessoris, De incruenti novae legis sacri-
ficii communione theologioo-polemioa dissertatio, Fatavii 1779,* XXXI
und 203 S. 4., worin nach einer guten Uebersicht über die Ge-
sohichte der Controverse^) die Sätze begründet werden: Novae legis
capellen ohne specielle Erlaubniss dieCommunion gespendet werden dürfe
(Harter 2, 1476). J. B. Gattico (1704—54), der zu dieser Controverse
Anlass gegeben, veröffentlichte 1753 zu Rom in Folio : Acta selecta caere-
monialia S. Rom. Ecclesiae ex variis mss. codd. et diariis saec. XY., XYL,
XYII. Es erschien aber nur ein Band (über die Ceremonien bei der Papst-
wahl u. 8. w.); Benedict XI Y. soll den Druck der Fortsetzung verboten
haben (vgl. I S. 64).
1) Ausführlicher wird die Controverse behandelt von Ben. Volpi,
Storia della celebre oontroversia di Crema sopra il pubblico divin dintto
alla comunione eucaristica nella messa, Yen. 1790. 303 S. 8. G. eccl.
Suppl. 1790, 245. — Interessant ist die Bemerkung von Traversari p. 173:
Conc. Trid. S. 13, cap. 6 stehe in der ersten ofGciellen Ausgabe und in
14 anderen Ausgaben, die er namhaft macht: es sei ein alter, heilsamer
und nothwendiger Gebrauch, deferri s. eucbaristiam ad infirmos et in himc
usnm, — also, wie er meint, lediglich zum Zwecke der Krankencom-
C. H. TraverMri. 981
oerdotia et cbristiani populi communia; aacra-
BS&e fjdelium coitimnnio ex particalia in eadem
Vera et proprU sacrificii participatio; eucha-
perceptio sacramenti tantum perceptio eat,
aacrificii participatio ; eucharistiae perceptio
ejne perceptioni per med um aacramenti
x> praecellit; eacerdos luiaBam celebrana teDe-
eeiaatico portionem victimae a se oblatae fide-
erentibuB et cominiiDicare volenti bue diatri-
iB invecta distribnendj fideliboB euobarietiam
riati inatitutione aliena eat, . . antiquissimae
eTBatur, catholicam de miBeie privalia doctri-
librio esponit ... et abolenda est. — Im
b Trav. nocb latnizione intorno al e. eacri-
rizzata a Teofila, Favia 1780. 1781 worden
Am Schlnaae der lateiniBohen hatte er er-
alleR dem Urtbeile und der Cenenr dea h.
aufgefordert wurde, sein Buch zu retractiren,
die yerwerflicben Satze hezeicbnen. Kr er-
habe daa ganze Buch zurückzunehmen, da es
schon früher verdammten Änaicht Naunaroui'a
ittwe von Gnaatalla, deren Beichtvater Trav.
för ihn bei dem Card. Eezzonico und über-
■ief von Trav,, worin er aich darüber beklagt,
ch mit der Verordnung Benedicts XIV. (S. 3,
ie nicht gehört worden sei. Sie wurde in
JUai 17b3 darüber belehrt, dasii sich diese
üoher beziehe, die mit d. c. verboten werden
nochmals an den Papst, die Herzogin an den
r die Herzogin starb bald darauf und Trav.
~ Er scheint sich nicht unterworfen zu
<H; 1T88, 29). Im 12. Bande der UaocoIU
g seiner Ansicht, und die Istrozione erschien
;ten Esercizi di pietä per la confessione e
nem Discorso preliminare dell' editore a' cri-
798, verb. 1819.
itica disciplina della liturgia o sia messa
ecclesiis coDBorvarii während in den meisten Aub-
Bei (in der Ausgabe R^enib, 1BG6 iteht in hunc
i^ienenen Trattato lobt und excerpirt Traveraari
ler geschrieben: Ennodii Favenliui de Kom. Fon-
ibronium tbeul.-hist.-crit. dissert, Faventiae 1771,
t eine vom 3. Januar 1789 datirte, im G. eccl, 4,
rung von Gio. Cazzola, TrevoBto von Appiano bei
T vor zwei Jahren herausg^ebenen Schrift : Co-
s ferie seste di quareeima nelle chies« del rito
von Leo&lo und Traversari gelobt, weil er {IKI)
lie (1776 bezw. 1781) verboten gewesen.
982 Italienische theologische Schriften.
celebrata colle Bole (im Index falsch: eolite) Offerte per li tIvI e
per li morti, Ven. 1768,* 96 S. 4., verb. 1774, weist nach, dass
die alte Kirche, deren Praxis die griechische festgehalten, die zahl-
reichen Celebrationen und die Privatmessen (ohne Gemeinde), mehrere
Altäre in derselben Kirche, besondere Formulare für Messen f&:
Verstorbene u. s. w. nicht gekannt (das Gebet für die Verstorbenen,
auch bei der Messe, wird nicht getadelt), und spricht dann scharf,
— und das ist die eigentliche Pointe, — gegen Messstipendien, —
diesen werden die Offerte, das Darbringen von Brod und Wein durch
die Gläubigen, gegenübergestellt, — Messstiflungen, privilegirte
Altäre (im Anschluss an J. B. Thiers) u. dgl.^). — Della pro-
nunzia del canone della messa, Firenze 1787, verb. 1788, ist eine
Vertheidigung der bei den „Jansenisten** herrschenden Praxis, die
in dem Direotorium der Diöcese Chiusi für 1789 so vorgeschrieben
wird: Canon missae ita proferatur, ut a proximioribus ad altare
audiatur; sie aocipienda sunt verba „submissa voce'' Conc. Trid.
8. 22, can. 9 de missa. Es ist auffallend, dass nur diese Schrift
über diesen Gegenstand, der im 18. Jahrh. viel erörtert wurde, im
Index steht 2). In Spanien wurde 1806 verb. Discurso liturgico-
teol.-hist. en que se demuestra ser una atrevida y escandalosa nove-
dad la inobservancia de la rubrica del misal, que manda se digan
en seoreto las oraciones secretas y el canon de la misa, von dem
Oratorianer J. P. de Sola de Sala y Molina, 119 S. 4., als unter
die Bestimmung der Regel 16 fallend, welche Neuerungen im Ritus
verbietet.
3. Ausserdem stehen noch im Index: Pietro Paganetti,
Della istoria ecolesiastioa della Liguria descritta e con dissertazioni
illustrata, verb. 1774, nach Fleur. 86, 215, weil der Verfasser,
nachdem er die Approbation des Mag. S. Pal. erhalten, Stellen bei-
gefügt hatte, die Anstoss erregten, u. a. die Bemerkung, die Bischöfe
seien früher von dem Volke, dann von der Geistlichkeit gewählt
worden, bis Johannes XXII. einen andern Wahlmodus vorgeschrieben.
1) Zaccaria, Biblioth. rit. 2, 103. Esamina dell' opusculo intit.
L'antica . . . di 1). M., Trient 1769, von dem Franciscaner Piermarino da
Padova, in saeculo Decio Mussita.
2) Benedict XIV., De missa 2, 23, 19 erwähnt eine Ausgabp des
Missale von Meaux von 1710, in der das submissa voce durch sine oantn
erklärt und einzelnen Gebeten des Canons ein Amen beigefügt war, —
sie wurde von dem Card, de Bissy desavouirt (Card. Quirinii Comment^
1, 185), — und ein Missale von Troyes, in das neben vielen anderen
Neuerungen auch diese Eingang gefunden, und einen Hirtenbrief des Erzb.
Languet von Sens von 1737 gegen letzteres Missale. Languet hatte schon
1715 das Leise-Beten des Canons gegen den Benedictiner Claude de Yert
vertheidigt. Für de Vert's Ansicht sprach sich auch Nie, Baudouin aus,
(Haureau, Bist. lit. du Maine 4, 125). Gegen die oben erwähnte Schrift
erschien: Della legittima disciplina da osservarsi nella pronunzia del can.
della messa Dissert. tratta dal Mandamento del 1787 di Mgr. Languet . .
e corredata di note da Fr. A. Mondelli, Rom 1787. G. eocl. 8, 33. 119;
13, 55. Suppl. 1, 219.
ndacht zum Herxen JeBa. 988
zu verhüten, „als ob diese nJclit auf andere
werden können und aaf diese Weise verhütet
T. Martini, II rontadino guidato per la via
ielo, verb, 1758. — Lottere scritte dal 8\g.
Barzi ad nn ano amico di Roveredo in pro-
7on der Inq. verb. 20. März 1766, steht in
[ndex von 1770 mit der Bemerkung: qnae
ire 8o]emniter retmetattie fnemnt 15. Apr. —
ettera di N. N. . . nella quäle si esamina,
;gior utile o svantaggio alla aooieti, s. 1, et
li QU frate Dotninioano scritta da lui mede*
Dg, auf der letzten Seite stehe die Snhscriptio
Minerva . . . 1786; Progetto di riforma
10, in qnanto rignarda la qnaliU e la qaan-
B indirizxato a 8. 8. il S. Pontifice regnante.
ne me Über ibis in Urbem. ()vidio. Londra
ptet, das Fastengebot verpflichte nicht mehr.
Advocat Franc, ^averio Catani zu Florenz;
I Papa, o siano ricercfae snl primato di queito
17C3, verb. 17P5. Er widerrief vor seinem
5, 37; 6, 35). — De' parrochi libri fi, von
rescia 1771, Bteht-nicht im Index; der Ver-
ich 1772 retractirt (Schulte 3, I, 545).
Aadaeiit zua Herzen Jean.
lg eineB besondcrD Officium SacratJBsimi
697 nod 1729 von der Congregation der
Ober diese Andacht handelodes Bach des
ein ähnlichea italienisches Bach 1745 ver-
18 XIII. vrurde der frtlber abgelehnte An-
and durch Pias IX. ist die Feier des Festes
gemein vorgesehrieben worden. Von den
welche noch nach dem Jahre 1765 gegen
chienen, ist nur eine Lettcra 1780 in den
a die neae Andacht hauptsächlich von den
rde, wurden ihre Gegner ?on diesen natür-
ezeichnet; aber nicht nur der Bischof Ricci
nissbilligten die Andacht; einige der be-
legen dieselbe erschiencQ unter Clemens XIV.
., De rationibtu festorum S. Cordia Jetn et .
9B4 Andacht zum Herzen Jesu.
1. Die Andacht zum Herzen Jesu ist hauptsächlich durch die
Salesianerin Maria Margaretha Alacoque, f 1690, aufgebracht worden,
welche eine Offenbarung erhalten haben wollte, worin der Heiland
die Einführung eines eigenen Festes seines Herzens am Freitag nach
der Frohnleichnamsoctave verlangte^). 1697 baten die Salesianerinnen
die Congregation der Riten um die Erlaubniss, ein solches Fest mit
einer eigenen Messe zu feiern. Der Antrag wurde abgelehnt, den
Nonnen aber anheim gegeben, an dem Tage, den sie dem Herzen
Jesu weihen wollten, die Messe von den fünf Wunden Christi lesen
zu lassen. 1704 verbot die Inq. La d^votion au sacr^ coenr de
N. S. Jisus-Christ, par un Pere de la Compagnie de Jesus, Lyon
1694, das Buch des Jesuiten Jean Croiset, welches zuerst 1689,
dann 1691 mit einer Biographie der Alacoque, 1701 schon in B.
Auflage erschienen war. Backer meint, das Buch sei wegen eines
in einigen Ausgaben stehenden nicht approbirten Officiums, vielleicht
auch wegen einiger ungenauen Ausdrücke verb. worden^). Da
Ben. das ^^Lyon 1694^ weggelassen, so sind alle (anonymen) Aus-
gaben als verb. anzusehen. Das Buch erschien von 1741 an oft mit
Croisets Namen französisch und in vielen Uebersetzungen. — 1727
wurde der 1697 abgelehnte Antrag erneuert und von dem Jesuiten
Gallifet, der die Sache in Eom betrieb, nun auch auf die Vision
der Alacoque, von der 1697 nicht die Rede gewesen, Bezug ge-
nommen. Card. Lambertini (später Benedict XIY.) bekämpfte als
Promotor fidei den Antrag, und er wurde 1729 nochmals abgelehnt.
In demselben Jahre erschien eine Biographie der Alac. von J.-J.
Languet, damals Bischof von Soissons, später Erzbischof von Sens,
welche in Frankreich viel Spöttereien hervorrief*). Verboten wurde
1745 La divozione all' amabilissimo e divino cuore del N. S.
Cresü Cristo, cavata dair opere di Giov. Lanspergio Certosino, Ven.
1742, von Carlo Franc. Badia.
Unter Clemens XIII. gestattete die Riten-Congr. 1765 den
polnischen Bischöfen und dem Orden der Salesianerinnen ein Officium
mit einer eigenen Messe, erklärte aber dabei, sie gestatte nicht eine
Andacht zu dem materiellen Hei'zen Jesu, sondern nur zu dem
Herzen Jesu als einem Symbol seiner Güte und Liebe. Unter Cle-
Mariae, Ed. 3., 1873. Th. LitBl. 1869, 821. A. J, P. 9, 148. Gregoire,
Bist, des sectes 2, 244. Das Verzeichniss der Literatur füllt bei Nilles
S. 793-856.
1) Man hat darauf aufmerksam gemacht, dass in den 1658 erschienenen
Opuscula des anglicanischen Theologen Thomas Godwin eine Abhandlung:
Cor Christi in coelis erga peccatores in.terris, steht, und vermnthei, der
Jesuit La ColombiÄre, der Beichtvater der Alac, habe die Andacht in
England kennen ftelernt. Gregoire 2, 250.
2) Nilles p. 358 weiss nichts über den Grund dos Verbotes, fuhrt
aber eine Weissagung der Alacoque an: durch das Buch von Croiset werde
die Andacht überall verbreitet werden.
8) Rocquain p. 80. 1768 erschien in Rom eine italienische Ueber-
setzung; nach Gregoire p. 252 wäre sie auf Befehl Clemens' XIV. unter-
drückt worden.
Andacht zam Herzen Jesn.
986
mens XIY. erschien 1771 zu Rom eine direct nur gegen die erstere
Anffassnng der Andacht gerichtete Schrift des Canonicus Camillo
Blasi, De festo Jesu dissertatio coromonitoria cum notis et monu-
mentis selectis, 300 S. 4. (N. Bibl. Friburg. 1, 361). Sie wurde
von Faare, Zaccaria, Ben. Tetamo und anderen Jesuiten heftig an-
gegriffen, von dem Augustiner Aug. Ant. Giorgi unter dem Namen
Christotimus Amerista (Antirrheticus etc., Rom 1772, 380 S. 4., dem
Card. Marefoschi gewidmet) vertheidigt. Die Indei-Congr. ignorirt«
den Streit (A. J. P. 9, 154 wird das Buch von Blasi als livre.
impie bezeichnet). 1780 wurde eine Lettera del nobile Sig. . . ,
dl Bergamo sopra la divozione del Cuore di Gesii, . . . Ven. 1780
verb., aber sonst keine der zahlreichen Schriften, welche in den
letzten Jahrzehnten des 18. Jahrh. gegen die Andacht oder die
Beförderer derselben, die Cordicolae oder Alacoquisten genannt wurden,
erschienen. — Unter Pius VI. wurde ein eigenes neues Officium
S. Cordis Jesu approbirt. Als Ricci 1781 einen Hirtenbrief gegen
die neue Andacht erliess, wurde er in einem Breve vom 29. Juni
1781 darüber zurechtgewiesen, dabei aber wieder hervorgehoben,
die Andacht bezwecke nur, ut in symbolica cordis imagine Caritas
Salvatoris recolatur. 1794 wurde in der Bulle Auctorem Fidei n.
62 die Lehre der Synode von Pistoja, „welche die Andacht zum
Herzen Jesu als neu, irrig oder,^wenigstenß bedenklich tadelt, falls
damit diese Andacht gemeint ist, wie sie von dem apost. Stuhle
gebilligt ist," als falsch, temerär . . ., für den apost. Stuhl belei-
digendverdammt. — Merkwürdiger Weise hat Pius VI. 1779 gegen
eine Imitation der Alacoque im Morgenlande einschreiten müssen,
gegen eine Nonne Anna Maria Agemi (Endia) im Libanon: die
von ihr gegründeten Klöster und Bruderschaften vom h. Herzen
wurden aufgehoben, ihre Offenbarungen verworfen (sie hatte u. a.
auch die baldige Wiederherstellung des Jesuitenordens und Ver-
nichtung des Jansenismus ge weissagt) u. s. w. Der Patriarch der
Maroniten, Joseph de Stephanis, der sich für sie erkläi*t hatte,
wurde suspendirt und nach Rom citirt und erst 1789, nachdem er
widerrufen, wieder eingesetzt^).
Im span. Index von 1790 stehen als 1779 verb. ein zu Zara-
goza gedrucktes Gompendio de la verdadera devocion al S. Corazon
. . . und eine Novena y Corona del Cor. de Jesus, nebst den in diesen
Büchern stehenden Bildern, in der Appendix von 1805 als 1797
verb. JjQ, devocion del S. Cor. . . -explicada y defensa und noch
eine Schrift von Ag. Ant. Farfan, die bei Nilles nicht erwähnt
werden.
Am 15. März 1841 musste der Bischof Peter A. Baines, apost.
Vicar in England, in Folge einer von Gregor XVI. bestätigten Ver-
fügung der Propaganda folgende Erklärung unterschreiben: er habe
in seinem Hirtenbriefe vom 24. Febr. 1840 nicht auf die Decrete
1) Gregoire 2, 275. Die Actenstücke bei Brancadoro, Pii VI. AUo-
cutiones p. 81.
986 Andacht zum Herzen Jesu.
der Congregation vom 29. Sept. 1838 anspielen wollen; er wolle
bei der ersten passenden Gelegenheit öffentlich erklären, dass er
alles billigei was der h. Stuhl bezüglich der Verehrung des Herzens
Jesu und der unbefleckten Empfängniss Maria billige, dass er in
seinem Hirtenbriefe nur einige ungenaue Ausdrücke bezüglich des
ersten Punktes und bezüglich des zweiten nur die vor einigen Büchern
stehenden Widmungen an die unbefleckt empfangene h. Maria und
diese nicht wegen ihres Inhalts, sondern lediglich darum habe miss-
billigen wollen, weil dieselben in englischen Büchern, die auch in
die Hände von Protestanten kämen, „weniger klug^^ seien; er wolle
auch alle vom apost. Stuhle approbirten Bruderschaften und frommen
Uebungen öffentlich gutbeissen (Berliner Allg. K.-Z. 1841, 666).
Die Recitation des unter Pius VI. approbirten Officiums wurde
unter den folgenden Päpsten immer mehr Diöcesen gestattet. Unter
Pius IX. wurde nicht nur 1856 das Fest vom Herzen Jesu zu einem
allgemeinen gemacht, sondern auch 1864 die Alacoque selig ge-
sprochen, nachdem vorher ihre Schriften untersucht und erklärt
worden: nihil obstare. Auf den Antrag, er möge die ganze Welt
dem Herzen Jesu weihen, ist Pius IX. nicht eingegangen: er hat
nur 1875 eine Weihe-Formel approbirt und denjenigen, welche die-
selbe am 16. Juni, dem 200. Jahrestage der der sei. Alacoque zu
Theil gewordenen Offenbarung, gebrauchen würden, einen Ablass
verliehen (Acta S. S. 8, 402). In demselben Jahre hat die Inqui-
sition in einem Schreiben an den Bischof von Przemisl vom 28.
Febr. (A. J. P. 14, 501) erklärt, die Bezeichnung Notre Dame du
Sacre Coeur solle nicht mit „Mutter oder Königin des h. Herzens^
vertauscht werden, da die Vorstellung, dass Maria, die unsere Domina
sei, imperium super fllium exerceat, unrichtig sei (darum solle sie
auch nur als das Kind Jesus auf den Armen tragend, nicht es vor
den Knieen habend dargestellt werden). — In dem Officium S.
Cordis Jesu heisst es: das Fest sei eingesetzt, caritatem Christi . . .
ut fideles sub s. cordis symbolo devotius . . recolant. Aber auch
in neuester Zeit ist wieder, u. a. von dem Bischof Martin von Pader-
born, die Ansicht vertheidigt wurden: der wahre Gregenstand der
Andacht sei das wirkliche, körperliche Herz des Erlösers, nicht
etwa nur die durch dieses Herz versinnbildete Liebe, wie denn ja
auch jenes durch die übliche Abbildung als G-egenstand der Ver-
ehrung vor Augen gestellt werde (Reusch, Die deutschen Bischöfe
S. 83).
2. Die Andacht zum Herzen iMariae wurde hauptsächlich durch
den französischen Priester Jean Budes (1601—1680) aufgebracht
Der Antrag auf Approbation eines besondem Officiums wurde 1669
und 1729 abgelehnt. Von Pius VI. (1799) und den folgenden
Päpsten aber wurde die Feier eines Festes purissimi cordis B. M.
V- indulgirt. Vorgeschrieben ist sie bis jetzt noch nicht. — Auf
eine Anfrage aus Nantes, ob die Formel Cor S. Joseph purissimum,
ora pro nobis, zulässig sei, hat die Riten -Congr. 1873 geantwortet:
der Cultus des Herzens des h. Joseph sei vom apost. Stuhle nicht
approbirt (A. J. P. 19, 887).
Moderne Chiliasten. 987
95. Moderne Ghiliasten.
In einer Reihe von Schriften französischer Appellanten,
die seit 1724 erschienen, wird im Anschluss an die Klagen ttber
die kirchliche Verwirrung der Gegenwart die Erwartung einer
grossen Umgestaltung in einer Weise entwickelt, welche an die
cbiliastischen Phantasieen erinnert. Von diesen Schriften ist
nur eine der letzten, von dem Dominicaner B. Lambert, die
schon 1806 erschienen war, 1825 in den Index gekommen, schon
1783 and 84 zwei der zahlreichen ähnlichen Schriften, die in
den letzten Decennien des 18. Jahrhunderts in Italien erschienen.
1824 wurde eine ähnliche Schrift des spanischen Ex-Jesuiten
Lacunza verboten. Der Index ist noch bis zum J. 1876 mit
einigen solcher Schriften bereichert worden.
Bei J. J. Dugnet (f 1733) treten die cbiliastischen Phanta-
sieen noch verhältnissmässig massvoll auf (S.-Beuve 6, 54). Weiter
entwickelt wurden sie von J. B. d'Etemare, J. V. d'Asfeld, Fr.
Jonbert, L. Debonnaire, L. E. Kondet, Fr. Malet n. a. Eine gute
Uehersicht dieser Literatur gehen Ami de la rel. 25, 145 (Migne
2,455); 38, 401; 43, 241; Esame della opinione da' moderni
millenari cattolici riprodotta e difesa del regno visibile in terra di
Gesü Cristo, di Gius. M. Pujati, ßened. Cassin., Prof. emerito di
Padova, Ven. 1814*; Gregoire, Hist. des sectes 2, 333. — Das
Bach von Bernard Lambert heisst: Exposition des prddictions et
des promesses faites ä Peglise pour les derniers temps de la gen-
tilit^, 1806, 2 vol. 12., Nouv. ^d. Paris 1809*. Er meint, die
Jaden würden sich demnächst en masse bekehren und nach Palä-
stina zurückkehren und darauf Jerusalem für die Dauer des tausend-
jährigen Reiches der Mittelpunkt der christlichen Religion werden^).
Auffallender Weise ist , abgesehen von den S. 939 erwähn-
ten Theses, keine andere der zahlreichen anderen Schriften von
Lambert (1738 — 1813) verb., nicht einmal La verite et Tinnocence
vengees contre les erreurs et les calomnies d'un livre anonyme in-
1) Picot 1, Pref. p. XXXV; 4, 669. P. Lambert, Die Weissagungen
nnd Yerheissangen der Kirche Jesu auf die letzten Zeiten der Heiden ge-
geben, auszugsweise für Christen aller Confessionen bearbeitet und mit
Zusätzen . . . begleitet von Jaschem, hrsg. von J. A. Kanne, 1618. —
Lambert bezeichnet in einem Briefe (bei Charma, Le P. Andre 2, 284)
die Bulle Unigenitus als decret monstraeux, antichretien, qui met sous
l'anatheme ce qu'il y a de plus sacre dans la doctrine de J. C, und fügt
bei: C'est faire k son eglise im outrage signal^ que de croire qu'elle ait
&ccepte cette fatale bulle qui ne merite que ses anathemes.
i
988 Moderne Ghiliasten.
tituU : Memoires ponr servir k l'hist. eccl. pendant le 18. si^cle
[S. 590], 1811, gegen welche eich Picot in der Vorrede der 2. Auf-
lage der M^moires vertheidigt. ,
1783 wurden verb. Uapocalisse di S. Giovanni apostolo in
volgare lingua tradotta e con nuovo metodo esplicata da Ennodio
Papia . . . Lugano 1781, und 1784: L'epoca seconda della cbiesa
col ricbiamo de' Giudei e gli avvenimenti singolari . . . Disserta-
zione critica di Ennodio Papia, divisain due tomi, Lugano 1781.83.*
Hinter dem Namen Ennodio Papia ist ementitom nomen beigefügt
Der Verf. hiess Giuseppe Zoppi. Er liest aus der Apokalypse
u. a. heraus: der Papst werde von Rom fliehen müssen und dieses
wieder heidnisch und ein Sitz der Christenverfolger werden; dann
werde der Antichrist kommen, mit Hülfe der Türken sich alle
Reiche unterwerfen und in Jerusalem seinen Sitz aufschlagen, dann
aber von Christus überwunden werden; die Juden würden sich be-
kehren und die Kirche erneuern und Jerusalem die Hauptstadt des
Reiches Christi werden^). — Mit solchen chiliastischen Phantasieen
beschäftigte sich namentlich Emanuel Lacunza, welcher, geb. 1731
zu Sant lago in Chili, seit 1747 Jesuit, 1767 von dort vertrieben,
bis 1801 ganz zurückgezogen in Imola lebte. Sein spanisch ge-
schriebenes Werk und eine von einem Freunde angefertigte latei-
nische üebersetzung wurden in Abschriften in Italien, Spanien und
Süd-America verbreitet. Das spanische Original wurde theil weise
und fehlerhaft in Spanien, vollständig und genau auf Veranlassung
des Gesandten von Buenos Ayres, Jos^ Joaquin de Mora, zu Lon-
don gedruckt : La venida del Mesias en gloria y magestad. Ob-
servaciones de Juan Josaphat Ben -Ezra Hebreo Cristiano dirigidas
a el Sac. Christofilo Atico Romano, Lond. 1816, 4 voL 8. Das
Buch wurde 1824 verb. mit dem Znsatze: Verum nomen auctoris
Emmanuel Lacunza; opus posthumum; quocunque idiomate. Es ist
nach 1824 noch einigemale spanisch und lateinisch gedruckt und
1827 von Edward Irving ins Englische übersetzt worden*). Einen
guten Auszug (und biographische Notizen über Lacunza) gibt der
Jurist P.-J. Agier, f 1823, in der anonymen Schrift: Vues sur le
second avenement de J.-C. ou analyse de l'ouvrage de Lacunza sur
cette importante matifere, Paris 1818,* 120 S. 8. Dass diese Schrift
nicht auch ausdrücklich verboten ist, ist weniger auffallend, als dass
1) Rel- Journal 1783, 384. — Ein unter dem Namen Pastorini er-
schienenes, übrigens nicht chiliastisches Buch ist nicht von einem Italiener,
sondern von Charles Walraesley, apost. Vicar in England, t 1"97, aber
ins Französische, Deutsche und Italienische übersetzt; Storia generale della
Chiesa Christ. . . . tratta principalmente dalP Apocalisse, Gesena 1794
(2. Ed. 1798. G. eccl. 10, 202. Gregoire 2, 886). Picot 4, 670.
2) The Coming of Messiah in glory and majesty, by J. J. Ben-Ewt,
transl. from the spanish by Edw. Irving, London 1827, 2 vol. 8. R-E. 7,
158. Ein engl. Auszug ist zu Dublin 1833 erschienen. Backer s. v. Lacunsa.
Der Span. Franciscaner J. B. Bestard schrieb 1 824-— 25 zwei Quartbände
gegen Lacunza. Pelayo 8, 410.
Ben-Ezra (£. Lacunza) n. a.
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TOD Agiers zahlreichen 1808—23 erschienenen exegetiechen Schriften
(15 Bände, Migne 2, 249. Eevue encycl. 1823, 18, 147) keine im
Index steht. Von den später in Spanien erschienenen Schriften,
die sich an Lac^nza ansohliessen ^), ist eine in den Index gekommen :
Daniel o sea la proximidad del fin del siglo y principio del reino
universal de Jesncristo hasta qne es entregado k sn padre, Madrid
1862, verb. 1864 (das 1000 jährige Reich soll 1895 beginnen).
Anctor, der Erzpriester Sanz j Sanz zn Tortosa, landabiliter etc.
Aehnliche Phantasieen enthalten die Schriften von Joseph de
Felicitä (Yercraysse ?) : La r^gin^ration du monde. Opnscnle d^
di^ aax dooze tribus d'Israel, Courtrai 1860,* VIII nnd 196 S. 8.,
nnd : La resorrection dans le systöme de la r^gen^ration du monde.
OpuBcnle . . . , Brnx. 1869, beide verb. 1876. Dass der Verfasser
sich unterworfen, wird nicht gesagt; er erklärt aber in der ersten
Schrift, er unterwerfe sie in voraus rückhaltlos der Autorität der
Kirche, und sagt, ein p. 193 beigedruckter Aufruf zu Gebeten für
die Bekehrung der Juden sei von mehreren belgischen Bischöfen
approbirt *).
1850 verbot die Inquisition Crux de cruce. II Messia e la
riedificazione e purgazione della chiesa e la conversione degli Ebrei,
die von Gius. Provana herausgegebenen Phantasieen eines, wie es
scheint, mindestens halb verrückten Pfarrers Franc. Ant. Grignaschi
zu Cimamulera in Yaldossola, über den Cantü 3, 638 weitläufig
berichtet. Später sind noch in den Index gekommen: Horae apo-
calypticae. Le profezie di Daniele e l'Apocalisse di S. Giovanni
Apostolo, Tor. 1853, verb. 1854, und Dell' ultima perseouzione
1) Pelayo 3, 412. Ein spanischer Astronom, Josd Lugando schickte
das Manuscript eines Commentars zur Apokalypse nach Rom, und erhielt
eine Belobung seiner Frömmigkeit und seines guten Willens, aber keine
Druck-Erlaubniss.
2) Von den Ansichten des Verf. mögen erwähnt werden : wahrschein-
lich ist Maria empfangen worden par une Operation directe de la divi-
nite Sans la paternit^ de S. Joachim; die Verdienste Christi genügen für
die Erlösung, aber nicht für die Regeneration der Welt; zu dieser muss
die Menschheit selbst oder durch eine sie repräsentirende Nation mit-
wirken; das jüdische Volk ist pour ainsi dire le co-mediateur avec le fils
de Dien pour obtenir la regen^ration universelle; zu La Salette hat 1846
die h. Jungfrau wahrscheinlich die Geburt des Antichrist verkündigt. Le-
scoeur, Le Rdgue temporel de J.-Chr. 1868, p. 356 sagt, in der ersten
Schrift st-ehe eine dem Verfasser in Rom ertheilte Ermächtigung zur Ver-
öffentlichung derselben und ein anerkennender Brief eines der hervor-
ragendsten französischen Bischöfe. In meinem Exemplare findet sich nichts
der Art ; jene Approbationen werden also nachträglich beseitigt worden
Bein. Abbe Moglia hat für sein Essai sur le livre de Job et sur les pro-
pheties relatives aux derniers temps, 1865, 2 vol., von PiuslX. ein, allerdings
^nz vages Dankschreiben erhalten. Ueber diesen und andere französische
Cbiliasten s. Etudes relig. 186S, 2, 552. Von einer Monatschrift, Le Me-
morial catholique, heisst es dort, sie könne als Messager de la fin du
monde bezeichnet werden. Ueber deutsche Phantasieen dieser Art 8. Theol.
Lit,-Bl. 1866, 605.
fieufloh, Index n. 63
990 Nichttheologische italienisch« Sckriften.
della cbiesa e della fine del mondo, per P. B. N. B. Volumi sei, FoBsom-
brone 1863, verb. 15. Dec. 1863. Am 15. Mars 1864 wurde gemeldet:
Aactor laud. se subjecit. 1875 wurde von demselben verb.: Snlla pros-
eima fine del mondo; ristretto dell' opera delT alt. per«. . . , per 1>od
Bemardino Negroni, Sac. reg. (alias P. Barnaba, Bologna 1874).
Von einer Unterwerfang wird nichts gemeldet. Es wird der Priester
und frühere Osservante riformato sein, von dem Civ. 1880, 4, 467,
sagt, es ständen mehrere Bücher von ihm im Index und die Inqui-
sition habe ihm das Schriftstellern absolut yerboten, er gebe aber
gleichwohl zu Bologna eine Zeitschrift unter dem Titel Tromba
apocalittioa heraus. Diese steht nicht im Index, aber La magia
nel secolo 19. Racconti puramente storici di Don Bern. Negroni
Bolognese, Bol. 1872, verb. 1879 1).
96. l^ichttheologische italienische Schriften, 1758—1800.
Unter den bisher uoch nicht erwähnten italienischen Schrif-
ten, die unter den drei letzten Päpsten des 18. Jahrhunderts ver-
boten wurden, sind die bemerkenswerthesten die von Beccaria
über die Verbrechen und die Strafen, die von Gorani (iber den
Despotismus und einige Werke der Neapolitanischen National-
Ökonomen Filangieri und Pagano; von Genovesi, dem bedeutend-
sten unter ihnen, wurde erst 1817 eins verboten. Dazu kommen
einige unbedeutende geschichtliche Schri/ten und einige bellet-
tristische bezw. schmutzige Sachen.
Die Schrift des Marcbese Cesare Beccaria (1738 — 94), Dei
delitti e delle pene erschien zuerst s. L (Livorno) 1764, und wurde
3. Febr. 1766 verb, „Ea fehlt in dem Buche nicht an Stellen, die
eine sehr entschieden antikirchliche Stimmung und Tendenz verrathen,
obgleich Becc. bemüht war, dergleichen eher zu verbergen als
merken zu lassen" (Brosch, Gesch. des K.-St. 2, 16), Gewirkt hat
das Verbot nicht viel: noch vor 1800 erschienen 15 italienische
Ausgaben, fast alle anonym (Melzi 1, 281), vor und nach 3franz5-
sische und 3 deutsche Uebersetzungen, je eine spanische, hollän-
dische, russische und griechische, und das Buch „hat eine Wirkung
erzielt, wie sie selten literarischen Erscheinungen zu Theil wird:
es hat den Straf process umgestaltet, die Aufhebung der Tortur durch-
gesetzt, der übermässigen Härte des Strafrechts gesteuert" (Brosch
a. a. 0.). Die Yenetianer bezogen das Capitel über die geheimen
1) 1882 berichtete die Civ. 11, 12, 821: der Ex-Frate Negroni m
von dem Erzbiachof Paroccbi bei der Inquisition procesnrt worden.
C. Beccaria. G. Gorani. A. Gcnovesi. 991
Anklagen auf sieb, nnd verboten das Bncb bei Todesstrafe und be-
auftragten Ferd. Faocbinei, dagegen zu scbreiben, dem Beoc. selbst
in der 3. Ausgabe und sein Freund Pietro Verri 1765 antworteten
(Tipaldo, 3, 416). Im span. Index steben Tratado de los delitos y
de la8 penas; trad. por J. A. de las Casas, Madrid 1774, und Adi*
cioues dazu als 1777 strenge verb. Im Wiener Index von 1780
wird Beccaria's unsterbliches Werk von Verbrechen und Strafen
übersetzt mit Anmerkungen Hommels, Breslau 1778, ob notas ab
Hommelio additas verb. In Rom wurden 1768 Voltaire 's Com-
mentaire sur le livre des d^lits et des peinesf 1766, und Abhand-
lung von Verbrechen und Strafen, eine gekrönte Preisschrift, nebst
angehängten Lehrsätzen aus der Polizey- Wissenschaft, welche Joseph
£dler von Montag . . . vertheidigen wird, Prag 1767, verb. und
1773 Reflexions sur une lettre de M. Linguet ä M. le Marquis
de Beccaria 1). — Von Pietro Verri (1728—97; Tipaldo 4, 96)
stehen nnr die Scritti inediti, Londra (Lugano) 1825, im Index, verb.
1826, nicht Scritti varii di P. Verri, ordinati da Ginlio Carcano,
Fir. 1864, 2 vol., obschon darin vol. 2, App. p. 47 „eine Brand-
Bchrift wider Rom steht, mit der er den Niedergang päpstlicher
Herrlichkeit aus geschichtlich gegebenen Praemissen herleiten will'^
(Brosch 2, 20).
In der unter dem Vorsitze Clemens' XIV. gehaltenen Sitzung
der Inq. Fer. V. 26. Aug. 1770 wurde verb. II vero dispotismo
. . . Miseris succurrere disco. Virg., Londra (Mailand) 1770, 2 vol.
8., als falsche, verwegene, . . . blasphemische, irrige, ketzerische
und die geoffenbarte Religion untergrabende Sätze enthaltend, und
mit der Bestimmung, dass die Erlaubniss zum Lesen des Buches
nur vom Papste selbst solle ertheilt werden können. Der Verfasser
war der Mailänder Marchese Gius. Gorani (1740—1819, Cantü 3,
391). Von dessen anderen politischen Schriften stehen nur die M^-
moires secrets et critiques des cours et des gouvernements et des
moeurs des prinoipaux 6tats de Tltalie, Paris 1793, 3 vol., und
diese erst seit 1823 im Index.
Das Haupt der italienischen politischen Oekonomisten war
Antonio Genovesi, 1712—692). Dass erst 1817 Scbriften von
ihm in den Index kamen, ist um so auffallender, als er schon seit
1743 wiederholt denuncirt wurde. Kr dooirte zu Neapel zuerst
Philosophie nnd Theologie und schloss sich in der Philosophie an
Locke, in der Theologie an den Molinismus an. Seine Elementi di
metafisica wurden 1743 bei dem Erzbischof Spinelli als irreligiös
denuncirt; auf dessen Verlangen schrieb er 1744 eine Appendioe
1) Le opere di C. Beccaria precedute da un discorso sopra la vita
e le opere dell' autore di Pasquale Yillari, Fir. 1854, und Beccaria e il
diritto penale. Saggio di Cesare Cantü, Fir. 1862, haben zu scharfen
Artikeln der Civ. catt. 2, 7, 395; 5, 4, 73 Anlass gegeben, sind aber nicht
verb. worden.
2) Tipaldo 1, 71. Walch, Neueste Rel.-GeBch. 7, 385. Reumont, Gan-
ganelli S. 181. Brosch, Gesch. des K.-St. 2, 9.
dftd Niclittheolog^sche it&lienisohe Schriften.
dazu. Als er siob 1748 um eine theologisohe Professur bewarb,
wurden von seinem Concnrenten Innoc. Molinari 14 Sätze ans seinen
Heften in Eom dennnoirt; auch der Erzbiscbof Spinelli beanstan*
dete in seinen Heften, anob nachdem er sie umgearbeitet, 10 Sätze.
Der Cappellano maggiore Galiani verwendete sich für ihn, und
Benedict XIY. „schritt auch in diesem Falle, wie in vielen anderen,
vermittelnd und schützend ein^' (ßeumont). Der 3. Theil seiner
£lementi di metafisica (Natürliche Beligion), 1751, ist Benedict
XIY. gewidmet; 1752 erschien der 4. (Naturrecht). G-anganelli. der
spätere Clemens XIY., schreibt ihm 1755 mit Bücksicfat auf ein
lateinisches Werk, welches er herausgeben wollte : „Euere Ansichten
heisse ich um so eher gut, als Ihr kein Systemmacher seid und
niemand zwingt euch zu folgen. Alle euere Ideen sind mir praois,
euere Frincipien deutlich, euere Folgerungen richtig erschienen, so
dass man sagen wird, euer Werk sei die Frucht eines gesunden
Urtbeils und geschickter Entwicklung. Stosst ihr nach der Heraus-
gabe auf Widersprach, so ist das ein Beweis, dass ihr die Wider-
redenden nicht überzeugt habt, und eine Warnung, ihnen nicht zu
antworten." Die Omnigenae theologiae elementa historico-oritico-dog-
matica wurden von Gen. nicht veröffentlicht und er soll vor seinem
Tode die Veröffentlichung verboten haben. Sie wurden aber, wie
die N. E. 1788, 146 klagen, zuerst abschriftlich verbreitet und zu
Venedig auch gedruckt. — 1754 erhielt Gen. die von Bart. Intieri
gegründete Professur der Nationalökonomie. Er veröffentlichte 1758
Meditazioni filosofiche sulla religione e suUa morale, gab 1760 die
Elementi di metafisica in 5 Bänden neu heraus, und schrieb 1766 eine
Logica per i giovanetti, die 1832 von Eomagnosi neu herausgegeben
wurde, wandte sich aber vorzugsweise seinem neuen Fache zu. Von
seinen nationalökonomischen Schriften sagt Brosch: „Er verwirft
den Cölibat, den Besitz der todten Hand, die Klosterwirthschaft,
vertheidigt das Becht des Staates, Eirchengüter einzuziehen; sein
System der bürgerlichen Oekonomie läuft auf eine Kriegserklärung
wider die Bömische Kirche hinaus," und in der 1769 erschienenen
Schrift Del diritto libero della Chiesa di acquistare e di possidere
beni temporali von dem damaligen Mag. S. Pal. Mamachi wird er
als Feind der Beligion und des Staates behandelt. Nachdem Gen.
1769, „von Landsleuten und Fremden geehrt, von seinen Schülern
innig geliebt'^ (Eeumont), gestorben war, erschien Elogio storico
del Sig. Abate Ant. Genovesi, Napoli 1772, von seinem Schüler
Gins. M. Galanti (1743—1806, Tipaldo 1, 256); dieses wurde 1773
verb., von Gen. (ausser der Uebersetzung Montesquieu's, S. 869) nur
und erst 1817 mit d. c: Lezioni di commercio osia d'economia civile.
Edizione novissima, accresciuta di varie aggiunte dell' antore me-
desimo, Bassano 1796 (zuerst 1768 erschienen). — Von Gaetano
Filangieri (1752 — 88) wurde 1784 verb. La scienza della legis-
lazione, T. 1. 2., Nap. 1781, — nicht auch die 1783 erschienenen
Bände 3 und 4; der 5.-7. erschienen 1785; — Picot 4, 479
sagt, k cause de deux propositions contre les biens et le pouvoir
de PEglise; aber man hat gewiss mehr als zwei Sätze beanstan-
det : „in seinem System ist kein Baum für die Selbständigkeit,
G. Filangieri. F. M. Pagano. A. Cocchi u. a. 993
geschweige denn für die Selbstherrlichkeit der Kirche ; er dringt
auf Verminderung der Eeichthümer des Clertis und beansprucht
für den Staat das Recht, die Erziehung der Kinder, auch die Heran-
bildung der Priester zu regeln*' (Brosch 2, 11). 1826 Tnirde eine
der vielen späteren Ausgaben des ganzen Werkes verb. : La scienza
della leg. del Cittadino Oaet. Filangieri, und 1827 Commentario alla
Scienza . . . scritto dal Sig. Beniamino Constant, womit wohl der
1822 — 24 erschienene, den Oeuvres de Fil., nouv. 6d., beigefügte
französische Commentar gemeint sein wird, da eine ital. Ueber-
setzung meines Wissens erst 1833 erschien. — Im span. Index steht
von Genovesi nichts, von Filangieri als 1790 strenge verb. die
Ausgabe der Scienza, Ven. 1782, 7 vol. 8., und die 8 zu Neapel
1785 gedruckten Bände und die span. Uebersetzung von Jaime Rubio,
Madrid 1787. — 1789 wurden verb. Elementi del diritto naturale
dell Abate Gr(egorio) Ar(acri), Nap. 1787, und Esame critico di
una lettera di 1). Franc. Spadea contro gli Elementi . . . dell' Ab.
Gregorio Aracri, Nap. 1787, — 1795: Franc. Mario Pagano, Saggi
politici del civil corso delle nazioni, Nap. 1783 — 85, 2 vol. Pagano,
geb. 1748, war Professor in Neapel, wurde wegen dieses Werkes
abgesetzt, spielte in der Revolutionszeit eine grosse Rolle und wurde
1799 hingerichtet (Tipaldo 7, 48).
1752 erschien in Venedig Lo specchio del disinganno per
conoscere la deformitä del modemo costume, diviso in sei veglie tra
D. Gile parroco e Proba gentildonna. Opera dell' Abate Stefano
Zucchino Stefani di Lucignano, Rettore del Seminario di Sezze e
Accademico Abbozzato, über den Verkehr der beiden Geschlechter,
altramontane Moden u. dgl.; ein Gius. Ant. Costantini schrieb 2
Bände dagegen. Derselbe Stefani veröffentlichte später I flagelli
di Don Gile divenuto poeta contro i seguaci del vizio, e in ulti-
mo a' fiagellati e non corretti sari aperto l'etemo spedale degli
incnrabili, Ven. 1754, 139 8., 10 Satiren, eine über das Laster
überhaupt, 7 über die 7 Hauptsünden und 2 über die Hölle,
und 1755 noch eine Difesa des Specchio^). Das satirische Buch
wurde 1758 verb. — 1763 verbot die Inq. : Discorso del matrimo-
nie di Antonio Cocchi Mugellano, Londra (ementitis typis) 1762,
Qud Del matrimonio discorso di un filosofo Mugellano. Edizione
seconda coli' aggiunta di una lettera ad una sposa, tradotta dall'
inglese da una fanciuUa Mugellana, Parigi (ementitis pariter typis)
nella stampa italiana 1762, eine scherzhafte Abhandlung gegen das
Heirathen, die der Verfasser, ein angesehener Mediciner und Literat
zu Florenz, seinen Freunden vorgelesen, kurz zuvor, ehe er selbst
zum zweiten Male heirathete, nach seinem Tode (1758) von seinem
Sohne zu Florenz herausgegeben. Es ist charakteristisch, dass ein
Consultor der Index-Congr., der Cämaldulenser Ferd. Mingarelli,
einige Monate nach dem Verbote 13. Aug. 1763 von Rom an Msgr.
G. A. della ßerretta schrieb: er solle nicht versäumen, das Sohrift-
1) Storia lett. 5, 445; 7, 884; 9, 85; 13, 881.
d94 Niohttheologisohe italieniBohe Schriften.
chen za lesen, welches voll guter Gedanken sei und, wenn nicht
ein gottloser Satz und ein paar Ungezogenheiten gegen sie beiden
darin vork&men, ein unvergleichliches Stück sein würde. Baretti
nannte freilich das Schriftchen animalesco und den Verfasser Esprit
fort; er war aber mit den Sacramenten versehen gestorben^). —
1776 wurde Saggio filosofico sul matrimonio. Haec Venus est no-
bis, s. 1. (1774), verb., verfasst von dem Neapolitaner Melchiorre
Delfico, der sonst geschichtliche und politische Schriften verfasst
(Tipaldo 2j 328) und nach Melzi 3, 13 1831 als BOjähriger Greis über
jene Jugendsünde sein Bedauern ausgesprochen hat.
In einem Decrete der Index-Congr. vom 20. Jan. 1 783, welches
die seit dem 20. Sept. 1779 von ihr oder von der Inq. oder durch
Breven verbotenen Bücher zusammenstellt (Rel.-Journ. 1783, 367),
werden als von der Inq. Fer. V. 14. Nov. 1782 verb. angefahrt:
I progressi della fisica. Discorso accademico di Gius. Nicola Pa-
schale mit dem Zusätze: discipuli sacerdotis Aloysii Amoroso, qui
est verus auctor dicti operis, ferner als von der Inq. Fer. III. loco
IV. impeditae 13. Aug. 1782 verb. u. a. Lo Spione italiano No.
I. II., idem III. e il Corriere Europeo. Der Titel heisst nach Melzi
3, 90: Lo Spione ital., ossia corrispondenza segreta e familiäre fra
il March. di Licciocara [Caracoioli?] e il Conte Kifiela [Alfieril,
tutti due viaggiatori incogniti per le diverse corti deir Europa.
In Europa 1782, 2 vol. II corriere europeo, o sia carteggio galante
fra due cavalieri ist der 2. Band. — Ausserdem kamen 1752 — 84
noch in den Index: Compendio critico deUa storia Veneta e mo-
derna di V. F., Ven. 1781, 12., von Vinc. Ant. Formaleoni (Tipaldo
3, 332); Tre quesiti academici ... di un filosofo critico. A Goa
a spese del Capriccio nella stamperia della Moda, nach Melzi von
dem Abate Ant. M. Manfredini aus Bovigo; Raggionamenti accade-
mici ... da Nie. Graziani dedicati alle dame d^Italia; Nuovi
dialoghi italiani de* morti . . . Fir. 1770, von Gius. Pelli; Discorso
in lode deir arte comica, Ven. 1752; L' Incendio di Tordinona,
poema eroico-comico, Ven. 1781; Scelta di prose e poesie italiane,
Londra (?) 1765: die einzelnen 10 Stücke, lauter obscöne Sachen,
— zuletzt Ode a Priapo (von AI. Piron, übers, von Fil. Pananti),
— werden im Index aufgezählt und sive conjunctim sive separa-
tim verb.
Als der Exjesuit Girolamo Tiraboschi (1731 — 94) seine Isto-
ria della letteratura italiana, die 1771 — 82 zu Modena erschienen
war, 1782 — 85 zu Bom drucken liess, musste er polemische Noten
des Mag. S. Pal. Mamachi beifügen, die meist gegen seine Bemer-
kungen über Papste, auch über Petrarca und Copemicns gerichtet
sind. Er vertheidigte sich in einer mit feinem Hohne geschriebenen
Lettera al B. P. N. N., autore delle annotazioni aggiunte alla edi-
zione Rom. della Storia . . . , Modena 1785, die in den späteren
Ausgaben der Storia, auch in der Bömischen von 1797, abge-
druckt ist.
1) Fabroni, Vitae It. 11, 370. Maffei 3, 267. Lettere inedite, Milane
1886, p. 210.
Fransösiflche iheologisolie Schriften. 995
97. Französische, dentselie nnd englische katholisch-
theologische Schriften, 1758—1800.
Aus Frankreich kam in den letzten Jahrzehnten des 18.
Jahrhanderts nar ein bedeutendes theologisches Buch in den
Index, die Theologia Lngdunensis, aus England nur ein Br-
bannngsbuch, dagegen ans Deutschland ausser den bereits er-
wähnten Schriften noch ein Buch von Isenbiehl, welches 1780
durch ein besonderes Breve yerdammt wurde, mehrere von B.
Stattler und Beda Mayr, eins von H. Oberrauch und einige
andere. Besonders auffallend ist, dass sich von den unter den
englischen Katholiken in den letzten Jahrzehnten des 18. Jahr-
hunderts entstandenen Streitigkeiten über den behufs Erlangung
der Emancipation abzulegenden Treueid und über die Wieder-
herstellung der bischöflichen Hierarchie im Index keine Spur
findet, obschon in dem Kömischen Giornale ecciesiastieo 1797—98
einige darauf bezügliche Schriften besprochen wurden. — Die
die Censurirung Stattlers betreffenden Actenstücke sind ziemlich
vollständig bekannt geworden und sehr geeignet, das Verfabrea
der Index-Congregation ^u illustriren.
1. Antoine de Malvin de Montazet, seit 1758 Erzbisohof von Lyon,
1 1788, der als Gönner der Appellanten vielfach angefeindet wurde und
der auoh ein neues Rituale und Brevier und einen neuen Catechismus
eingeführt hatte (S. 977; Picot 4, 494), Hess durch den Oratorianer Jos.
Valla (t 1 790) neue Lehrbücher der Philosophie und Theologie aus-
arbeiten. Das letztere erschien zuerst 1780, dann 1784, 6 vol. 12.
Diese 2. Ausgabe führte der Erzbischof durch ein ausführliches
Mandement (X. E. 1785, 37) in seinem Seminar ein. Es fand auch
in Italien, Deutschland, Spanien nnd Portugal Verbreitimg. Die
1. Ausgabe wurde in Venedig, die 2. 1786 in Genua nachgedruckt.
Der Flx-Jesuit Farina zu Genua erklärte damals: es vertrete zwar
die gallioanischen Grundsätze, diese seien aber jetzt fast allgemein,
auch in Italien recipirt; es kämen auch Ansichten darin vor, die
man als Jansenistisch bezeichne, diese würden aber notorisch auch
in sehr katholischen Schulen gelehrt (N. E. 1786, 72). Abb6 Pej
schrieb eine scharfe Kritik : Obgervations sur la Theologie de Lyon,
1786, 127 S. 12., wogegen eine Defense de la Th. de Lyon, 1787,
415 S. 12., erschien (N. E. 1786, 197; 1788, 41). Die Sulpicianer
bewogen den Card. Borromeo (qai sait k peine son cat^chisme, N. E.
1786, 202), das Buch bei dem Präfecten der Index-Congr., Gerdil,
zu dennnciren. Dieser soll anfiangs erklärt haben, es sei ein gutes
996 Englische theologisobe Schriften.
Buch; aber 17. Dec. 1792 wurde gleichzeitig mit einigen Büchern
von Favia verb. : Institutiones theologicae ad nsnm seholarnm
accommodatae, quae vnlgariter circumferuntur sub nomine Theologiae
Lugdunensis, Lngd. 1780, cum oeteris editionibas inde secntis. In
Neapel wurde schon 1792 der Druck einer Ausgabe, der schon bis
zum 4. Bande gediehen war, von der Regierung sistirt und der
Drucker entschädigt (N. £. 1792, 155); in Toscana wurde das Buch
1793 von Ferdinand III. auf Betreiben des Nuncius Ruffo als Lehr^
buch beseitigt. — Die zuerst 1783 gedruckte Fhilosophia Lugdu-
nensis blieb bis zur Revolution in den Schtilen und Akademien,
noch länger in den Seminarien Lehrbuch. Ventura eifert dagegen
als misero e soipito sunto di tutte le aberrazioni del Descartes, di
tutti i sogni del Malebranche, oodiee del razionalismo, illaminismo
e idealismo n. s. w-. (Werner, Thomas v. Aq. 3, 637). Sie ist
nicht verb. — Als 1777 verb. steht im Index: , Katechismus oder
Milch des göttlichen Wortes" von einem Pfarrer Knoffer zu Rothe
in der Diöoese Metz. £r wird identisch sein mit dem Knoepfler,
cur^ de Borth, von dem Gr^goire, Hist. des sectea 2, 18 berichtet,
er sei wegen einer Schrift, Triple hommage que rend a la souve-
rainete, k la foi et k la th^ologie un cur6 du Westreich, 1775, von
dem Bischof von Metz verfolgt und in Saint Lazare eingesperrt
worden, und ohne Zweifel hangen mit dieser Affaire zusammen die
gleichzeitig verbotenen £xtraits des msc. du C(ure) de W(e8trich)
pour etre ajoutes a ses premieres feuilles; Avertissement qu^on a mis
k la tite des vrais msc. d'un Cur^ de W. des personnes qui se
proposent de les rendre publics; Cures Lorrains Allemands, Projet
de requ^te au Roy, Schriftstücke, die Gregoire nicht erwähnt und
durch deren Leetüre sich gegen den Index zu versündigen heute
schwerlich noch möglich ist.
2. Das englische Buch, welches im Index steht, heisst: The
Gatholik Christians new universal manual, being a true apiritual
guido for those who ardently aspire to salvation, containing amongst
other requisites some elevated hymns and neoessary devotions, never
published before in this kingdom . • . Permissu superiorum, Lond.
1767, verb. 1770 mit dem Zusätze: haec editio et quaelibet alia
juxta eandem. — Auffallend ist, dass die beiden Schriften von
Charles Dodd (Hugh Tootall, 1672—1742), History of the fingliah
College at Douay, 1713, und Secret policy of the English Society
of Jesus disoovered in a series of attemps against the olergy, 1 715,
nicht verb. wurden (Mendham, Index of Gregory XVf. p. XXX),
obschon sie auch französisch erschienen : Hist. du coUige de Douay,
k laquelle on a Joint la politique des J^suites anglais. Ouvrages
traduits de Tanglais, Lond. 1762.* — Remarks upon the book of
Edmond Burk D. D., in which ohurch disoipline is vindicated and
the divine right of bishops asserted, in answer to a letter of a
certain clergyman, by Philalethes, Douay 1728, verb. 1730,
kenne ich nicht. — Aus den Schriften des gelehrten Priesters Jos.
Berington (f 1827) wurden 1792 einige Sätze von den apostolischen
Yicaren censurirt und er musste damals und nochmals IdOl eine
Ch. Dodd. J. Berington. AI. Geddes. Goopers Briefe. 997
BetraetatioB nnteroohreiben. Namentliob seine History of the de*
dine and fall of the Roman cath. religion in England erregte An-
stoae. Auch seine 1615 zuerst gedruckte Schrift The faith of Gatho-
lies on oertain points of controversy (bei J. Braan, Biblioth. reg.
fidei ], 310) ist nichts weniger als nltramontan. Auch die Letter
of a layman to the catholic clergy- of England (über die £rnen-
nang von Bischöfen) von Sir J. Throckmorton wurde 1792 von dem
apostolischen Yioaren censurirti und der bedeutendste unter diesen,
John Milner (1752 — 1826) schrieb dagegen The divine right of
Episcopacy (Gr. eccl. Suppl. 1793, 229; 12, 117). Auch Charles
Butlers Werk (S. 335) musste in ultramontanen Kreisen Anstoss
erregen. Milner bezeichnete ihn, Berington und Rey. J. Eustace,
den Verfasser der Glassical tour throngh Italy, als Verräther ihrer
Religion und Lingards Geschichte von England, von der 1819 der
1. Band erschien, als ein schlechtes Buch, welches geeignet sei,
die Protestanten in ihren Irrthümem zu bestärken. Er klagt, Con-
salyi habe Butler und seine Freunde gegen ihn protegirt. 1820
wurde Milners Organ, The orthodox Journal, weil darin gesagt war,
die Revolution sei nicht durch Irreligiosität hervorgerufen worden,
sondern durch Missbrauche, die in der Verbindung von Kirche und
Staat ihren Grund gehabt, und durch die Entartung der Geistlich-
keit, von der Propaganda censurirt und Milner bei Strafe der Ab-
•etzung verboten, an dem Blatte mitzuarbeiten^).
Ein gelehrter schottischer Priester, Alexander Geddes, geb.
1737, der 1779 wegen eines Zerwürfnisses mit seinem Bischof nach
London kam und 1782 seine geistlichen Functionen eingestellt zu
haben scheint und von einer ihm von Lord Petre ausgesetzten
Pension lebte, f 1802, veröffentlichte 1786 Frospeotus of a new
translation of the Holy Bible from corrected texts of the originale^),
und 1792 den 1., 1797 den 2. Band einer englischen Bibelüber-
setzung mit rationalistischen Anmerkungen (die beiden Bände um-
fassen nur die geschichtlichen Bücher des A. T. ; der 2. enthält
eine Vorrede über Inspiration). Nach dem Erscheinen des 1. Bandes
warnten drei der vier apostolischen Vicare in einem Hirtenbriefe
vor dem Werke, und der apost. Vicar von London, John Douglass,
Bischof von Gentuhae i. p., forderte Geddes zu einer Retractation
auf, die dieser in nichts weniger als höflicher Form verweigerte,
worauf er suspendirt wurde. In den Index ist von Geddes nur eine
Schrift auf dem Umwege über Deutschland gekommen. 1817 wurden
nämlich verb. Goopers Briefe über den neuesten Zustand von Ir-
1) Vgl. Milner and bis tiibes, Home and For. Bev. 1868, II, 681.
Praeaens Eoolesiae cath. in Anglia statua, Augsb. 1798 (von Abbe H. L.
Holet). Ami de la rel. 1821, 29, 126. Allibone b. v. Berington. Ffoulkes,
Koman Index p. 56.
2) Lateinisch: Rev. Alex. Geddes de vulgarium S. Scripturae ver-
sionam vitiis eorumque remediis libellus, ex anglico vertit Presbyter Ord.
S. Ben. [Ildephons Schwarz], Bamb. 1787. lieber Geddes s. Butler, Memoire
4, 217. K.-L. 12, 448. Jm. Allg. Lit.-Ztg. 1803, Int. 41.
99S Dentiiohe theologische Sohriften.
land, nebst einer apologetischen Sohilderang des Katholicismiis in
£ngland. Zur Beurtbeilang der nothwendigen Emanoipation und
politischen Gleichstellung der Katholiken in den nnirten Königi eichen.
Aus dem Englischen, herausgegeben von H. E. G. Paulus, Prof.
der Theol. zu Jena, Jena 1801, XXXI und 440 S. 8. In diesem
Buche steht vor der Uebersetzung von 6e. Gooper's Esq. Letters
on the Irish Nation . . . , 1 800 (pseudouym ?), 8. 1 — 286 eine Ueber-
setzung von Qeddes' A modest Apology for the Roman Catholioks
of Great Britain, addressed to all moderate Protestants, particularly
to the Members of both Houses of Parliament, London 1800, 271 S.
8., und diese Schrift ist viel anstössiger als die Briefe. S. 55 wird
die Lehre von der Unfehlbarkeit des Papstes eine abgeschmackte
und schädliche genannt, ein uneheliches Eind^ das der Stolz und die
Dummheit zur Welt brachten, der Aberglaube sorgfältig pflegte und
die Speichelleckerei vollends auferzog; S. 186 wird der Eid, den
die Bischöfe dem Papste leisten, ausführlich kritisirt, und hie and
da kommen Spöttereien über kirchliche Gebräuche nnd sehr liberale
dogmatische Anschauungen vor. Das von Paulus herausgegebene
Buch wurde 1810 in dem Gonstanzer Archiv für Pastoralconfereneen
besprochen, und diese Recension und die Schrift von Geddes wurden
1816 von dem Geistl. Kath Gärtier zu Bruchsal bei dem Fürst-
Primas Dalberg denuncirt, mit dem Ersuchen, die Sache nach Rom
zu bringen, und da dieser darauf nicht einging, wird Gärtier die
Sache selbst nach Rom gebracht haben ^). Als Wessenberg 1817
in Rom war, wurde ihm von Card. Consalvi auch jene Recension
eines Buches vorgehalten, in welchem (in der Apology) gelehrt
werde: die Kirche bedürfe keines sichtbaren Hauptes; die Unfehl-
barkeit sei der Gemeinde der Gläubigen verheissen ; der Papst habe
keinen Primat der Jurisdiction u. s. w., und in welchem die Lehre
von der Transsubstantiatton ungereimt, die vom Fegfeuer phantastisch,
die Verehrung der Bilder abgöttisch, der Ritus der Messe theatra-
lisch genannt werde. Wessenberg entschuldigte sieh damit, jene
Recension sei in das Archiv aufgenommen worden, ohne daas er
selbst das Bueh gekannt.
3. In den Jahren 1758—79 kamen ausser den anderswo er-
wähnten Schriften aus Deutschland nur nooh in den Index: Pla-
gula sie inscripta: Andachtübung zu dem Leiden Christi des
Herrn, verb. 1761, und Annotationes medico-morales quoad quae-
stiones . . . matrimoniales . . . auct/ H^ic. Ambr. Krapf, Angab.
1765, mit d. c. verb. 1767. — 1780 wurde durch ein Breve l^ns*
VI. vom 20. Sept. Job. Lorenz IsenbiehTs neuer Versuch über
die Weissagung von Emmanuel, s. 1. 1778, verb. Isenbiehl (1744
— 1818) war schon 1774, als er seine Ansicht über Is. 7, 14 in
Thesen ausgesprochen, in Mainz seiner Professur entsetzt worden.
Das oben genannte Buch wurde, weil es ohne Approbation nnd
ohne Angabe des Drnckortes und Verlegers (Huber in Coblenz) er-
1) Das Nähere im Deutschen Merkur 1874, 378.
J. L. Isenbiehl. H. Oberrauch. 909
schienen, und wegen seineB anstössigen Inhaltes von dem Kurfürsten
Erthal von Mainz, dann von mehreren Bischöfen verboten und von
mehreren deutschen theologischen Faoultäten und von der Sorbonne
angünstig begutachtet. In dem Breve wird es ab ein sehr abscheu-
liches, falsche, verwegene, verderbliche, die Ketserei begünstigende
und ketzerische Satze enthaltendes Buch verdammt. Das Breve
wurde in Mainz 30. Nov. pnblioirt und Isenbiehl unterzeichnete
25. Dec. die ErklSziing, dass er auf Grund des dogmatischen ür-
tbeils des h. Vaters sein Buch ohne Vorbehalt verwerfe und ver-
damme. Im Index wird diese Unterwerfung nicht vermerkt. Von
den 1778 — 79 erschienenen Streitschriften über das Buch ist keine
verboten ^).
Von einem frommen Tiroler Franciscaner, Heroulanus Ober-
rauch, 1766—82 Prof. der Moral in Innsbruck, f 1808, wurden
die 1774 — 75 zu Innsbruck gedruckten vier Bände Institutiones
justitiae christianae s. theologia moralis, 1796, also 20 Jahre nach
ihrem Erscheinen (ohne d. c.) verb. Wann und von wem das Buch
denuncirt worden, ist nicht bekannt^). Die Bischöfe von Brixen, Trient,
Chur und Augsburg (der Kurfürst von Trier) Hessen in Rom ihre
Verwunderung über das Verbot aussprechen, und Card. Borgia er-
klärte darauf: das Verbot sei erfolgt in Erwägung, dass die bean-
standeten Sätze nicht von allen immer, im katholischen Sinne aus-
gelegt werden würden, eine Erwägung, auf Grund deren man frei-
lieh nicht nur das Neue Testament, sondern auch das BuUarinm in
den Index setzen könnte. Als das Verbot bekannt wurde, war
gerade in Bamberg mit bischöflicher Approbation der Druck der
2. Auflage der Moral begonnen worden. 0. wollte denselben ein-
stellen lassen; der Verleger Hess aber das Buch 1797 — 98 in 8
Bänden erscheinen.
Oberrauchs Biograph macht (1834) die naive Bemerkung, das
Buch sei „nicht unter der ersten, sondern unter der minder bedeu-
tenden 2. Classe^^ in den Index gekommen, uyd fügt bei, in den
1803 zu Ounsten von 0. erschienenen Gegenerinnerungen von F. N.
Köck werde gezeigt, was übrigens jeder Gelehrte wisse, dass der
Index in Betreff der 2. Classe für Deutsehland nicht verbindlich sei,
and dass darum die deutschen Geistlichen das Buch, das für Deutsoh*
land eigentlich nicht verboten worden, benutzen dürften, zumal sie
alle Sätze immer im katholischen Sinne nehmen würden^).
Besser als der gute Oberrauch haben zwei andere süddeutsche
Theologen ihren Platz im Index verdient. Dem baierischen Bene-
1) A. D. B. 14, 618 und die dort angeführte Literatur. Hurter 8. 588.
2) Mit der ungünstigen Recension des 1. Bandes in der N. Bibl.
Friburg. 1795, 1, 168 und mit der Polemik gegen einen Satz in dem
deutschen Werke vofi 0., Theon und Amyntas oder Gespräche über Religion
und Gerechtigkeit, 4 Bände, 1786—88, in der Augsburger „Kritik über
gewisse Kritiker", 1794, 89, 337, hängt das Verbot gewiss nicht zusammen.
3} Theophilus Nelk (P. A. A. Waibel), Herkalan Oberrauoh. 2. Aufl.,
München 1834. Felder- Waitzenegger 2, 47.
1000 Deutsche theologische Schriften.
dictin6rBedaMa7r(1742— 94; A.D. B. 21, u. d. W.) liessman seine
Dissertatio de Gopernioano miindi Rystemate, qua illnd neqnaqnam
omn senau s. scripturae pngnare agseritnr, 1768, zwar durchgehen;
aber als 1778 ein Brief von ihm ohne sein Znthnn von dem Geistl.
Rathe Heinrich Brann zu München unter dem Titel: „Der erste Schritt
zur künftigen Vereinigung der katholischen und evangelischen Kirche,
gewagt von — fast wird man es nicht glauben — einem Mönche
P. F. K. in W. . . " veröffentlicht wurde (IV2 Bogen 8.), entstand
zunächst in Baiern ein heftiger Federkrieg, — der Ex-Jesuit Aloys
Merz in Augsburg predigte dagegen, und Mayr erhielt einen Ver-
weis und durfte längere Zeit keine theologischen Vorlesungen halten,
— und nach 5 Jahren verbot auch die Inq. Fer. V. 31. Juli 1783 das
Heftchen. Im Index ist es freilich schwer zu finden; denn es heisst
hier, wie in dem Decrete der Index*Congr. vom 26. Sept., in welchem
das Verbot publicirt wurde (Rel.-Joum. 1784, 82): Libellus ger-
manico idiomate editus cujus titulns est: Primus passus ad fntn-
ram unionem eccl. cath. atque evang. attentatus a quodam monacbo
P. T. K. in W., 2. Ed. 1779. — 1792 verbot die Index-Congr.
ein grösseres Werk von Mayr: Vertheidigung der natürlichen, cbrist-
lichen und catholischen Religion nach den Bedürfnissen unserer
Zeiten, Augsb. 1787—89, 3 Theile, der 2. in 2 Abtheilungen, der
3. mit einem „Anhange von der Möglichkeit einer Vereinigung
zwischen unserer und der evangelisch- lutherischen Kirche,'' in welchem
Mayr noch einmal auf seinen unglückliohen Brief zurückkommt.
K. Werner, G-esch. der kath. Theo!. S. 237, bespricht das Buch an-
erkennend als eine erste ausführliche zusammenhangende Apologie
des katholischen Christenthums gegen alle vornehmsten Einwurfe
der Neuerer. Von dem 3. Theile sagt er: mit der Nach Weisung
des unfehlbaren Lehramtes der Kirche verbinde Mayr irenische
Tendenzen; ja er bezeichne es als ausdrückliches Vorhaben seiner
Schrift, den Begriff der kirchlichen Unfehlbarkeit so weit zu restrin-
giren, als es möglich sei und geschehen müsse, wenn man eine
positive Möglichkeit der Wiedervereinigung der Protestanten mit
der kath. Kirche begründen wolle. Schliesslich versichert Werner,
Mayrs Vorschläge seien von Seiten Roms ungerügt geblieben, wäh-
rend Stattler, der ihn febronianisirender Tendenzen beschuldige, in
den Index gekommen sei.
Die meisten auf das Verbot von Schriften des Ex-Jesuiten
Benedict Stattler (1728 — 97) bezüglichen Actenstücke sind, ohne
Zweifel von ihm selbst, veröffentlicht worden^). Im Sept. 1780
erhielt der Fürstbischof von Eichstädt« Raymund Anton von Strasoldo,
einen Brief von dem Secretär der Index-Congr., Th. M. Mamachi,
des Inhalts: es seien zwei von seinem Generalvicar approbirte Bücher
1) Authentische Actenstücke wegen dem zu Rom theils betriebenen,
theils abzuwenden getrachteten Verdammungsurtheil über das Stattlerischc
Buch Demonstratio catholica, Frkf, und Lpz. 1796. Vgl. Deutscher Merkur
1879, 874.
Beda Mayr. B. Stattler. 1001
von St., Demonstratio catholica s. eoclesiae cath. sab ratione societatis
legalis inaequalis a J. Chr. Beo homine institatae genainum systema
secniidiiin juris naturae principia acourata methodo explioatum, 1775,
und De locis theologicis, 1773, bei der Indez-Congr. denunoirt,
Ton Beferenten geprüft, deren 6atacbt<en mit den Büchern zuerst
den 13 Consultoren, dann den Cardinälen der Congr. vorgelegt und
Yon diesen einstimmig beschlossen worden, die Demonstratio zu ver-
bieten, weil sie viele fremde, falsche und nichtige Lehren enthalte
nnd eine neue Form der Kirche einführe, welche mit dem £vange*
liam und den göttlichen Traditionen in Widerspruch stehe. Der
Papst habe das Beeret bestätigt, die Congr. habe aber beschlossen,
die Veröffentlichung desselben zu verschieben und zuvor dem Bischof
aus besonderm Wohlwollen gegen ihn Mittheilung zu machen und
ihm anheimzugeben, falls er seinerseits gegen das Buch einschreiten
wolle, dieses so zu thuen, dass er mit seinen Massregeln dem Decrete
der Congr. nicht nachzufolgen, sondern vorauszugehen scheine.
St. dürfe sich aber keine Hoffhung machen, dass die Congr. das
Beeret zurücknehmen oder die Veröffentlichung unterlassen werde.
Dass man ihm nicht zuvor Gelegenheit geboten, sich zu vertheidigen,
habe seinen Grund darin, dass er ein von so vielen groben und
handgreiflichen Fehlern wimmelndes Buch zu rechtfertigen nicht im
Stande sein werde, dass aber zu befürchten sei, er werde, wenn man
ihm das Wort gebe, allerlei Ausflüchte vorbringen. Das Buch De
locis theol. enthalte zwar auch sehr schlimme, aber nicht so viele Irr-
tfaümer: die Congr. habe aus Rücksicht gegen den Bischof dasselbe
vorläufig einem zweiten Referenten übergeben; es sei aber kaum
zu hoffen, dass man von einer Verdammung desselben werde Um-
gang nehmen können. — Der Bischof schrieb darauf 8. Oot. an
Pius VI.: Wenn man das Buch oder die Bücher von St. verbiete,
80 werde der grösste Theil der Schmach ihn selbst treffen, da er
St. zum Vicekanzler der Universität Ingolstadt ernannt und sein
Generalvicar die von zwei zuverlässigen und gelehrten Censoren
geprüften Bücher approbirt habe. St. weiche zwar mehrfach von
den Schulmeinungen und der Methode der älteren Theologen ab;
aber „wir leben in einer Zeit, wo alles neu wird und mit den Kleidern
nnd Schmucksachen auch die Meinungen aus Frankreich nach Deutsch-
land importirt werden und die alte Philosophie und Theologie über-
all verschmäht wird^^ St. habe bei seinen Ansichten die franzö-
sischen und viele neuere deutsche Theologen zu Vorgängern, auch
aus der baierischen Benedictiner-Congregation, die, so viel er wisse,
allein St's Bücher angreife, und zwar seit er einmal über die
Privilegien der Ordensgeistliohen und ihre geringe Befähigung zur
Seeleorge in scharfen Ausdrücken gesprochen. Die Benedictiner
hätten die beiden fraglichen Büeher in einer anonymen Schrift an-
gegriffen, dieselben seien aber von St. selbst und seinen Schülern
Sailer und Neuhauser vertheidigt worden^). Der Bischof bittet
1) Ueber die Streitschriften von 1779—80 g. Annalen der baier.
1002 Deutsche theolog^iaohe Schriften.
scUiemlich vnter Berufong auf die Verordnnng Benedicts XIY.
(S. 4), man möge St. die beanstandeten Sätze mittheilen; wenn er
nicht alle Bedenken genügend beseitigen könne, verde er sicher
bereit sein, eine neue berichtigte Ausgabe des Baches zu veran-
stalten oder die Fehler in einer besondem Schrift zu verbessern.
— In demselben Sinne schrieb der Bischof an die Index-Congr.;
er sagt in diesem Briefe noch: St. sei ein in Deutschland sehr an-
gesehener Theologe; er lehre nur dasselbe, was die Benedietiner
Zallwein und Rautenstrauch und andere Ordens- und Weltgeistliche
lehrten; ein Verbot seiner Bücher sei zwecklos, da die tägliche Er-
fahrung leider zeige, dass verbotene Bücher begieriger gekauft
und von anderen, namentlich Akatholiken neu aufgelegt würden ;
eine Verdammung St/s könne auch Schritte von Seiten der kurfürst-
lichen Minister und andere Unannehmlichkeiten zur Folge haben.
Mamachi hatte gleichzeitig mit dem amtlichen Schreiben an
den Bischof, — als dieser um 1743 in Kom studierte, war Hamacfai
sein Bepetent gewesen, — einen Privatbrief gerichtet, worin er
ihm als alter Freund rieth, sich in St.*B Sache nicht einzumengen,
da dessen Buch jedenfalls werde verboten werden. Darauf antwortete
der Bischof: er habe dem Dominicanerkloster in £ichstädt bisher
viele Wohlthaten erwiesen ; sein ferneres Verhalten gegen diese Patres
werde von dem Verhalten seines alten Freundes in der Stattler'sofaen
Sache abhangen. Jedenfalls ruhte die Angelegenheit vorläufig. 1781
erschien eine neue Ausgabe der Demonstratio, die aber nicht corrigtrt,
sondern eiae blosse Titelausgabe ist; in demselben Jahre starb
der Bischof Strasoldo und wurde Mamachi zum Mag. S. Pal. be-
fördert. £r8t nach dessen Tode (1792) wurde die Sache wieder
aufgenommen. Vielleicht hat, wie St. v6rmuthet, sein Hauptgegner,
W. Froelieh, der 1790, von Ingolstadt vertrieben, nach Bern ging,
daran erinnert, jedenfalls hat dieses St. selbst gethan, indem er im
August 1792 den Münchener Nuneius bat, zwei 1779 mit Appro-
bation des Bischofs von Eichstädt gedruckte Schriften, in denen er
Sätze, wegen deren er angegriffen worden, erläutert oder gemildert
habe, nach Bom zu schicken (der Nuncius Hess sich bei dieser Ge-
legenheit von St. auch ein vollständiges Verzeichniss seiner Bücher
und Abhandlungen, — es waren 46, — geben, um es mit nach
Rom zu schicken). Im JTebr. 1793 Hess der Nuncius St. sagen,
das Verdammungsurtheil gegen ihn werde veröffentlicht werden,
wenn er diesem nicht durch einen Widerruf zavorkomme« St. ant-
wortete: so lange man in Bom gegen ihn ^so verkehrt verfahre,
werde er ntoht widerrufen. Nach einigen Wochen gab er auf der
Lit. 1, 220. Der Hauptgegner St's war der Benedietiner Wolfg. Froelieh,
1761—90 Prof. in Ingolstadt; er wird ihn auch in Rom denuncirt haben.
Der Ex-Jesuit Zallinger schreibt 1795 an den Nuncias della Genga. er
und Laurenz Veith, gleichfalls Ex- Jesuit, hätten den 6. Band von St.
(Theologia theoretica. Tract. 6. de sacram., 1779) schon 1767 [?] nament'-
lich wegen der Abendmahlslehre denuncirt; A. J. P. 4, 1'I34. Davon scheint
man in Rom keine Notiz genommen zu haben.
B. SUtiler. 1003
Ninciatnr nicht verschlossene Briefe an den Papst vnd an die Index-
CoDgr. ab, worin er erklärte: er werde sieh sofort, auch mit toII-
kommener innerer GlanbensmiBtimmung dem Urtheile des Papstes
uoterwerfen, wenn dieser einen der Lehre seiner Demonstratio wider-
sprechenden Satz förmlich als Dogma definire; er sei von derUeber-
einstimmnng seiner Lehre mit dem Evangelium so fest ttbersengt,
dass er dieselbe nur auf Grund einer solchen dogmatischen Definition,
sieht auf Grund eines Deeretes der Index-Congr. als irrig würde
ansehen können. Es vergingen wieder fast zwei Jahre, ohne dass
Si etwas hörte. Im Dec. 1794 aber Hess ihm der erste Minister
des Karfürsten sAgen: es sei die Nachricht eingetroffen, er sei zu
Born wegen vielfiiltiger Ketzereien so scharf verurtheilt worden,
dass der Kurfürst, sobald die Verdammung amtlich bekannt gemacht
worden, ihn mit Schimpf und Schande ans seinem geistlichen Käthe
and dem Gensurcollegium werde entlassen müssen ; er möge dämm
lieber freiwillig abdanken. St. that dieses, erzählte aber den Bischöfen
von Eichstadt und Freising, was der Minister gesagt. Beide schrieben
zu seinen Gunsten nach fiom ; St. selbst richtete an den Papst unter
dem 11. Jan. 1795 ein neues Schreiben, worin er die S&tee, die
man in Deutschland angegriffen habe nnd wahrscheinlich in Rom
beanstande, ausführlich bespricht^) und dann sagt: wenn man hart
gegen ihn verfahre, so werde das viele Gutgesinnte in Dentsohland
betrüben und nur diejenigen freuen, die ihn als Jesuiten oder wegen
seines Ansehens oder aus unerlenchtetem Eifer hassten. Es sei früher
oft geklagt worden, auch in Rom treffe oft das Dat yeniam corvis,
vexat censura columbas zu ; aber aus der langen Regierung Pins' VI.
lasse sich dafür kein Beispiel anführen, und er werde doch nicht
das erste sein sollen. Er glaube Anspruch auf die Vergünstigung
zu haben, die nach Benedict XIY. gut katholischen Schriftstellern
gewährt werden solle, dass ihnen die ludex-Congr. vor der Ver-
dammung die beanstandeten Stellen mittheile u. s. w. Nach der
Absendung dieses Briefes erfuhr St., dass es sich gar nicht um eine
neue Anklage wegen ketzerischer Meinungen, sondern lediglich um
die Veröffentlichung des Deeretes von 1780 handle. Er schickte
darum am 18. März 1795 an die Index-Congr. eine ausführliche
„Erklärung über die beiden hauptsächlichsten Behauptungen, welche
die Römische Censur der Demonstratio cath. veranlasst zu haben
scheinen^^ (Actenstücke S. 42 — 88). Darauf schrieb Pins VL unter
dem 9. Mai an den Bischof von Eichstädt, Graf Jos. v. Btubenberg:
auf seiiien Wunsch sei die Publication des Deeretes gegen St. ver-
schoben worden ; er sende ihm ein Verseichniss der hauptsächlichsten
1) In diesem Theile des Briefes (S. 12) kommt die Stelle vor: f,Wa8
wird geschehen, wenn Du wirklich, was ich nicht glauben kann, öffent-
lich definirend lehren wolltest, Dir sei eine unmittelbare ordentliche Ge-
walt über alle Gläubigen in allen kirchlichen Dingen von Christus Über-
tragen worden? Du würdest der Versöhnung mit dem ganzen, einst ohrist-
lidtoten Frankreich einen neuen, wahrhaft ehernen Riegel vorschieben.'^
IQM Deutsche theologische Sduriften.
Sätse, die beanstandet wflrden; wenn 8t. dieee Sätze einftush zn-
rücknehme, könne yon der Pnblication Abstand genommen werden;
die Prüfung anderer Bücher von ihm, — De locis theologicis (b. o.);
Theologia Christ, theoretica, 1781, 3 vol.; Epistola paraenetica ad
y. Gl. Dr. G. F. Bahrdt [ex oceasione professionis fidei ab isto ad
Gaesarem missae], 1780; — sei noch nicht beendigt; wenn man
auch in diesen irrige Sätze finde, würden sie ihm gleichfalls über-
sandt werden, damit er St. zum Widerrufe derselben anhalte; wo
es sich um G-laubenssachen handle, müsse jede Rücksicht hintan*
gesetzt und dafür gesorgt werden, dass nicht Katholiken durch
die Lectttre yon Büchern irregeführt würden, die An so gefährlicher
seien, je gelehrter, braver und fi'ommer nach der allgemeinen An-
sicht St. sei.
Die dem Breve beigelegten Blätter, offenbar ein Auszug ans
dem Grutachten des Referenten der Index-Gongpr., wurden ' von dem
Bischof St eingehändigt. Es werden darin 12 Stellen der Demonstr.
oath. kritisirt; dann heisst es: „Ausserdem enthält das Buch noch
fast unzählige der Gensnr würdige Sätze ; es hinkt mit beiden Füssen,
so dass es nicht bloss bezüglich einiger Sätze, sondern bezüglich
des ganzen Systems einer Retractation bedarf. '* St. verfasste eine
Erwiederung, worin er zu einigen der 12 Sätze Erläuterungen gibt,
von einigen anerkennt, dass sie unrichtige und ungenaue Ausdrücke
enthielten, und angibt, wie sie geändert werden könnten. Von seiner
Behauptung, die Bischöfe hätten ihre bischöfliche Jurisdiction nicht
von dem Papste, sondern unmittelbar von G-ott, sagt er: das sei
die fast allgemeine Ansicht der französischen und deutschen Theo-
logen; er sei aber bereit, sein Urtheil dem des Papstes zu unter-
werfen, wenn dieser die entgegengesetze Lehre förmlich als G-laubens-
satz verkünde ; dieselbe Erklärung gibt er bezüglich dessen ab, was
er gegen die unmittelbare Jurisdiction des Papstes in allen Diöcesen
gesagt ; von der speciellen Behauptung, der Papst könne in fremden
DiÖcesen nur mit Erlaubniss des Bischofs die sacramentale Los-
sprechnng ertheilen, constatirt er« dass er sie schon in zwei nach der
Demonstratio herausgegebenen Schriften zurückgenommen. Schliess-
lich sagt er : er wolle durch die Veröffentlichung einer dieser Erklä-
rung ähnlichen Schrift oder in einer neuen Auflage der Demonstratio
die missverständlichen Stellen erläutern oder ändern, die unrich-
tigen einfach retractiren und ebenso bezüglich der Stellen verfahren,
die man etwa in seinen anderen Schriften beanstanden werde. Diese
Erklärungen schickte der Bischof im Juli 1795 nach Rom. Am
28. Jan. 1796 antwortete ihm Pius VI.: die Erklärungen seien
durchaus nicht genügend ; das Decret der Index-Gongr. werde ver-
öffentlicht werden, falls nicht St. binnen 3 Monaten sein Buch voll-
ständig und absolut retractire und verdamme. Darauf schrieb St
25. März einen langen Brief an den Papst, worin er n. a. sagt:
„Ich meine, man verfährt doch mit unbilliger Härte gegen michf
wenn man 1. von mir eine absolute Verdammung der Lehren ver-
langt, welche für andere Katholiken von dem Trienter Concil nach
förmlicher Prüfung frei gelassen, in der ganzen Welt bisher als
B. Stattler. J. Jung u. a.
1006
freie Meioangen angesehen worden sind nnd von zahllosen Schrift*
Btellem nnd vielen Akademieen an beanstandet öffentlich vorgetragen
werden, und wenn man 2. mir befiehlt, diese von vielen öffentlich
gebilligten Lehren, von deren Richtigkeit mich gewichtige Gründe
yerbnnden mit einer Wolke von gewichtigen Autoren überzeugen,
bloss auf das Urtheil der Römischen Censoren hin zu verdammen,
ohne daes sich mir ein entscheidender G-rund oder eine entscheidende
Autorität darbietet, worauf hin ich mir vernünftiger Weise ein
absolutes Urtheil über die Falschheit der Lehren bilden könnte.
Ein solcher Charakter der absoluten Wahrheit kommt, da das Ur-
theil eines allgemeinen Concils nach Gottes Fügung suspendirt ist,
nach der Ansicht der ganzen Kirche nur einem von Dir, h. Vater,
über Sachen des Glaubens und damit zusammenhangende Dinge
feierlich erlassenen und öffentlich an die ganze Kirche gerichteten
Urtheile zu. Einem solchen will ich mich, wie ich wiederholt er-
klärt^ in der absolutesten Weise unterwerfen. . . . Meine Ueber-
zeugung von der Gerechtigkeit meiner Sache ist so stark, dass ich
mich zu versündigen glaube, wenn ich die in meinem Buche eut-
baltene . . . Demonstration sogar des Systems der katholischen
Hierarchie in cumulo ganz und absolut verdammte, . . . ohne dass
mich eine unwidersprechliche Beweisführung oder Autorität dazu
nöthigte. Bis jetzt hat die gegen mein Buch gerichtete Censur nicht
einen einzigen Satz anführen können, der bereits von einem Papste
oder Concil oder durch den Consensus der h. Väter oder der Theo-
logen verdammt worden wäre. Das Privaturtheil eines Menschen
aber, — und ein solcher ist, wo noch kein öffentliches Urtheil der
Kirche vorliegt, jeder Censor, — genügt nicht zu meiner öffent-
lichen Vemrtheilung^*.
Am 23. Mai 1796 wurde darauf in Rom ein 29. April vom
Papste bestätigtes Decret der Index-Congr. publicirt, worin auf Grund
eines Decretes vom 10. Juli 1780 die Demonstratio von St., auf
Grund eines Decretes vom 11. Jan. 1796 einige Bücher von Pavia
verb. werden (Aotenst. S. 173). In demselben Jahre noch erschienen
die oben erwähnten Actenstücke. Sie wurden nebst den drei oben
erwähnten Schriften 10. Juli 1797 verb. Im Index stehen sie, ob-
schon sie anonym erschienen, unter St's Namen, der Titel in latei-
nischer Uebersetzung. St. starb 21. Aug. 1797, so viel wir wissen,
ohne sich den Index-Decreten unterworfen zu haben oder auch nur
von seinem Bischof dazu aufgefordert worden zu sein.
1786 wurde verb.: Beantwortung acht wichtiger einem
Mainzer Theologen vorgelegten Fragen über den Ursprung, die Ge-
schieht« des Fasten- und Abstinenzgebotes und über die Ab-
änderung in Betreff des letztern, Mainz 1785,* 64 S. 8. Der
Verfasser meint, es sei räthlich, die Abstinenztage abzuschaffen und
dafür wöchentlich einen Fasttag anzusetzen, und — und das wird
man in Rom besonders übel genommen haben, — jeder Bischof
könne diese Aenderung selbständig einführen, wenn es auch besser
wäre, dass mehrere Bischöfe sich darüber einigten. Die Schrift
wird von dem Ex-Jesuiten Job. Jung sein; wenigstens wird unter
Benscb. Iudex II 64
1006 Deutsche theologische Schriften.
dessen Namen bei Meusel eine Rechtfertigung der Beantwortung . . .
1786, angeführt. Das Verbot wird der Bischof von Hildesheim nnd
Paderborn, Fhedr. Wilh. y. Westphalen veranlasst haben, der in
einem Breve vom 7. Deo. 1785 (Brancadoro p. 175) dafür belobt
wird, dass er pestilentem psendotheologi Mognntini de abrogandis
legibus jejnniorum libellnm durch einen Franciscaner (Marcellinns
Molkenbnhr) habe widerlegen lassen und dessen Assertiones sex
contra Moguntinum nach Rom geschickt habe» — Die unter dem
Präsidium von Martin Wiehrl vertheidigten Lehrsätze aus der prak-
tischen Philosophie, Baden 1780, 14 S. 8., welche 1780—84 viel
Staub aufwirbelten, — eine ganze Anzahl von Facultäteo gab Gut-
achten darüber ab und es erschienen viele Streitschriften darüber,
— und welche der Fürstbischof von Speier, Graf Limbnrg-Styrum
verdammte, wurden auch nach Rom geschickt; aber die Index-Congr.
gab Wiehrl 1782 nur auf, zu erklären, er wolle die ihr vorgelegten
Sätze nur in dem von ihr angegebenen Sinne verstanden haben,
von den anderen Sätzen eine lateinische Uebersetzung nach Rom
schicken und dann alle mit den von dort ihm zuzustellenden Erklä-
rungen drucken lassen^). Die Sache scheint dann eingeschlafen zu
sein. Im Index stehen weder die Lehrsätze noch das von dem Fürst-
bischof gleichfalls in einem eigenen Erlass verdammte Schreiben an
einen Freund u. s. w. — Die vielen deutschen Theologen dieser
Zeit, die als Rationalisten, Jansenisten oder Josephiner verzeichnet
zu werden pflegen^), sucht man fast alle im Index vergebens: M.
Blarer, F. A. Blau, Gervasio, Giftschütz, Lauber, Pehem, Rauten-
strauch, Schanza u. s. w. Eins der besseren Bücher aus dieser .,glao-
bens- und wissensarmen'' Zeit, Regula fidei catholicae et coliectio
dogmatum credendorum, auct. P. Phil. Nerio Chris mann, 0. Min.,
1792, ist 1869 von der Inq. verb. worden. Es hat diese etwas
verspätete Auszeichnung ohne Zweifel dem Umstände zu danken,
dass man das Buch, obschon Kleutgen es 1867 in seiner Theologie
der Vorzeit getadelt hatte, noch mehrfach citirte (Friedrich, Vat
Concil 2, 101), und dass Kleutgen Consultor der Index-Gongr., sein
Ordensgenosse Franzelin Consultor der Inq. war. Da im Index aber
nur die Ausgabe: ed. Ph. J. Spindler, Wirceburgi 1854, steht, so
sind nach S. 82 die Originalausgabe und der Abdruck bei Migne,
Gursus Theol. 6, 877 nicht verboten, von denen sich jene fretliok
nur durch eine harmlose Praefatiuncula von wenigen Zeilen untei^
scheidet. — Der Name Rautenstrauch kommt allerdings einmal im
Index vor: Memoriale alla Santit4 di P. Pio VI. tratto dal ma*
noscritto del recentemente defunto Sig. Delaurier, di Rautenstraueh,
Yienna 1782, falsis typis, verb. 1795. Das ist ohne Zweifel der
1) N. Bibliotlj. Frib.6, 272. 487. 718. Acta eccles. 1781,7, 599.714.
2) Brück, Die rationalistischen Bestrebungen im kath. Deutschland,
1866. Brunner, Theologische Dienerschaft Josephs II , 1868. Wanderungen
des Jansenismus durch -die kath. Staaten Europa's, HiBt.-poL Bl. 86 (1^)*
717. — Giftschütz wird im G. eocl. 11, 167 kritisirt.
Schriften gegen das Colibatsgesetz.
1007
ins Italienisebe übersetzte Titel von „Yorsteilnng an Se. p&pstl.
Heiligkeit Pins YI., aus dem Manuscript des verstorbenen Herrn
Delanrier, von Bantenstrancb," 1782; aber der Verfasser ist nicht,
wie im K.-L. 9, 41 angegeben wird, der Abt Fr. Steph., sondern
ein Literat Job. Rantenstranch, der unter Maria Theresia in Wien
katholisch wurde und mehr dergleichen gesohrieben hat, f ^^01 ^).
98. Sebriften gegen das Golibatsgesetz.
Ohne Zweifel sind viele Bücher darum verboten worden,
weil unter anderm auch das Golibatsgesetz darin bekämpft wird.
Eigene Schriften darüber kommen seit der von Vergerio (I S. 377)
erst wieder in der zweiten Hälfte des 18. und im 19. Jahrhundert
vor, und zwar Schriften aus verschiedenen Ländern, meist von
Geistlichen verfasst.
Im 18. Jahrh. wurden verb.: Avantages du mariage, et
combien il est n^cessaire et salutaire aux prStres et aux ^vSques
de ce temps-ci d'^pouser une fiUe chritienDe, 1758, 2 vol. 12., vftrb.
1765, ist von dem Canonicus Desforges von Etampes, wurde 1759
vom Pariser Parlament verb. und der Verfasser in die Bewtille ge-
setzt (Hoefer, Biogr.); Del celibato, ovvero riforme del clero
romano. Trattato teologico politico del C. C. S. R. con annotazioni
del medesimo autore, Yen. 1766, verb. 1766, zuerst als Pregiudizio
del oelibato ... zu Neapel 1765 erschienen, wird von Zaccaria,
wahrscheinlioh mit Unrecht, dem Abate Tosini zugeschrieben (Melzi
1, 198); Neoessitä e utilit^ del matrimonio degli ecclesiastici,
in cni si dimostra, che il papa pu6 dispensare quelli che chieggono.
Si aggiuoge uua lettera a' sovrani cattolici con una breve dissert.
storica e filos. sopra il celibato e il progetto deir Abate Saint-
Pierre, verb.» 1771; der Verfasser wird genannt in der Gegenschrift
von Emm. Leone, Esame critico sul discorso dell' Ab. Salvatore
Oannella contro il celibato, 1790; er soll vor dem Tode widerrufen
haben (Narbone 3, 314). — Progetto per dar moglie ai preti e
riformar 11 clero in generale, indirizzato a tutti i sovrani cattolici,
Costanza (Florenz?) 1788, 36 8. 8. (G. eccl. 3, 277), und die Schriften
von dem Erzbisohof Capeoelatro (E.-L. 2, 1880) stehen nicht im
Index.
Im 19. Jahrh. kamen in den Index aus Italien: Corrispon-
denza di due ecclesiastici cattolici sulla questione: ^ egli tempo di
abrogare la legge del celibato? Traduzione dal francese, verb. 1836,
1) Branner, Mysterien der Aufklärung S. 142. 212. N. Rel.-Beg.
1783, 669. Rel.-Journ., Beil. 4, 164.
1006 Französische Revolution.
üebersetzQDg der schon 1807 erschienenen Correspondance de denx
eccl^s. etc. von Abb6 Gabriel Henry (1753 — 1835; er lebte lange
in Dentschland; Hoefer s. v.); Considerazioni imparziali sopra
la legge del celibato ecclesiastico e sul voto solenne di castit^, pro-
poste segretamente ai consiglieri e legislatori degli stati cattolici
dal Prof. C. A. P., von derinq. verb. 1838, von Carlo Ant. Pezzi,
von dem 1826 Lezioni di filosofia della mente e del cuore, 2 vol.,
verb. wurden. Pezzi, geb. 1754 zu Venedig, war Pfarrer, laisirte
sich in der Revolutionszeit, war einige Zeit Professor der Philoso-
phie zu Trient und Treviso und lebte dann in Frankreich (Tipaldo
5, 494); eine Schrift von Prota s. § 118; — aus Spanien: Hi-
storia breve del celibato, seguida de un discurso y proyecto de
un filosofo del nuevo mundo sobre institutos monasticos y de una
rapida mirada sobre la marcha social del genere humane, per el
ciudadano J. G., verb. 1821; Disertacion historica, legal y poli-
tica sobre el celibato clerical, por D. . . L., und Los dialogos
argelinos o conversaciones entre un eclesiastico y un arabe sobre
la ley y voto del celibato, beide verb. 1822; Disertacion sobre el
celibato leida en la academia . . . de Arequipa . . . 1827 por Juan
Gnalb. Valdivia, verb. 1857 (Auetor 1. se subj. etc.); — aus Frank-
reich: J. Bonicel, Consid^rations sur le c^libat des pretres, verb.
1874; Gaillet, Union gön^rale dans le clerg^ s^culier du saeer-
doife et du mariage, Meulan 1873, verb. 1874; Auetor laud. etc., —
ans Deutschland Schriften von Carov6, Theiner und Schulte (s. n.).
— Die Inq. verbot 29. Mftrz 1834 zwei Schriften des Abb6 Cerati,
Ex-Regent des humanitäs au College d'Ajaccio, Des usnrpations sa-
oerdotales, ou le clerge en Opposition avec les principes actnels de
la sooiet^, et du besoin de ramener le culte cath. k la religion pri-
mitive etc., Paris 1818, und Des dangera du c61ibat et de la neces-
sit^ du mariage des pretres, Par. 1831^), als Schriften, welche
Grundsätze der alten Heiden und besonders der Protestanten, die
schon oft vom h. Stuhle verdammt worden, soandalöse Vorschlage,
eine frevelhafte und frivole Moral, schismatische und ungläubige
Sätze enthalten (Rel.-Freund 1834, Bern. 17).
99. Die französische ReyolntioD.
Die Constitution civile du clerg6 vom J. 1790 und die
1791 erschienene Vertheidigung derselben dareb die eonstita-
1) Nicht verb. ist Du celibat et. du maria^ire des pretres chez tous
168 peuples, Par. 1829*, 423 S. 8., mit einer Einleitung von 48 S., in der
ein Saint-Edrae sagt, er habe Cerati zur Abfassung der Schrift veranlagst.
Ein Auszug aus der ersten Schrift von Cerati bei Pflanz. Freimuth. Bl.
1838, 15, 47.
Französische Revolution. 1009
UoDellen Bischöfe wurden darch Breven Pias' VI. yerdammt,
stehen aber ebenso wenig im Index wie die Acten der National-
concilien von 1797 nnd 1801. Dass man nicht etwa grundsätz-
lich solche Actenstücke vom Index ausgeschlossen, zeigt die
Thatsache, dass eine 1811 gedruckte Sammlung von Erklärungen
italienischer Bischöfe und Capitel 1817, nachdem die Unterzeichner
widerrufen hatten, in den Index kam. Von den zahllosen un-
kirchlichen und revolutionären Schriften, welche seit 1789 er-
schienen, wurden von der spanischen Inquisition sofort viele,
in Rom bis zum J. 1797 nur einige wenige, darunter sonderbarer
Weise vier in Strassbnrg erschienene deutsche Broschttren ver-
boten. Unter dem 10. Juli 1797 erliess die Index-Gongregation
ihr letztes Decret im 18. Jahrhundert; es enthält ausser Bttchern
von Stattler, Oberrauch, Tamburini und Zola drei italienische
ISchriften, die mit der Revolution nichts zu thun haben, und ein
Heft von lateinischen theologischen und neun Hefte von deutschen
juristischen Thesen, welche Freiburger Studenten 1786—94 be-
hufs der Promotion vertheidigt hatten. Die Titel der letzteren
mit vollständiger lateinischer Uebersetznug füllen (unter Satze, sie)
noch in dem neuesten Index fast zwei Seiten, obschon gewiss
heute nicht mancher Lust hat oder in der Lage ist, dieselben
zu Gesicht zu bekommen. Das letzte von der Inquisition im
18. Jahrhundert, 14. Jan. 1796, verbotene Buch ist eins von
Guadagnini, das erste im 19. Jahrhundert, 27. Apr. 1803, ver-
botene eine unbedeutende 1800 in Corfu erschienene Streitschrift
eines griechischen Theologen. Die Index-Gongregation nahm
nach mehr als siebenjähriger Unterbrechung ihre Thätigkeit
wieder auf mit dem Decrete vom 2. Juli 1804 und erliess auch
1805, 1806 und 1808 je ein Decret. In diesen vier Decreten
werden einige mit der Revolution zusammenhangende und einige
ältere französische und italienische Schriften, aber auch wieder
einige Thesen und eine englisch-italienische Grammatik (von
Dalmazoni, S. 160) verboten. Die Wegftihrung Pius* VII. am
10. Juni 1809 hatte eine neue Unterbrechung der Thätigkeit
der Römischen Gongregationen zur Folge. Die Inquisition ver-
dammte, nachdem der Papst am 24. Mai 1814 zurückgekehrt
war, erst am 24. August 1815 wieder ein Buch und die Index-
Congregation veröffentlichte erst am 27. Jan. 1817 ihr erstes
1010 Französische Revolution.
Decret Es folgten dann aber bald mehrere, zum Theile om-
fangreiche, in denen auch einigermassen das in den letzten
Jahrzehnten Versäamte nachgeholt, d. h. eine Anzahl von Bttchern
ans den Jahren 1796—1815 verboten wurde. Von einem der
unbedeutendsten italienischen Schriftsteller der Revolutionszeit,
6. Morardo, wurden 1821 alle Werke verboten.
1. Die Gonstitation civile du clergi vom 12. Juli 1790 wurde
von Piua YI. in Breven vom 19. März und 13. April 1781 ver-
dammt (Bull. 9, 10). Die beiden Breven wurden in Frankreich von
den Constitutionellen für apokryph erklärt, das zweite unter anderm
darum, weil es, obsohon vom 13. April datirt, schon am 14. in
Paris verbreitet wurde, daher le bref miraculeux genannt Es wurde
auch ein Vrai bref du Pape verbreitet, worin der Papst der Civil-
constitution zustimmt: Bref du Pape ä tous les cardinaux, arche-
vSques, ^veques, an olerg^ et au peuple de France, tradnction faite
sur Toriginal . . impr. a Rome 1791, von der «pan. Inq. 1. Febr.
1793 verb., weil es nicht ein päpstliches Breve ist, sondern ein
Schismatisches und aufrührerisches Libell voll von Lügen, die für
den h. Stuhl und die h. kath. Kirche injuriös sind. Der Papst
wurde gebeten, seine zwei Breven ausdrücklich für echt zu erklären.
Gegen die Exposition des principes sur la Constitution civile du clerge,
die von dem Erzbischof Boisgelin von Aix verfasst und von 30
Bischöfen 30. Oct. 1790 unterzeichnet wurde (Pieot 3, 149), ver-
öffentlichten 18 Bischöfe Accord des vraia principes de TEglise, de
la morale et de la raison sur la Constitution civile du clerge de
France, par les eveques des departements, membres de Tassemblee
nationale Constituante, Par. 1791, 238 S. 8., angeblich von dem
Theatiner Joachim Le Breton, t 1^1^ zu Rio de Janeiro, verfasst
(Ami de la rel. 25, 88). Dieses Buch verdammte der Papst in
einem Breve vom 19. März 1792 (Bull. 9, 171) als ein scellerato
ed insidioso opusculo, worin alle die oft widerlegten und verworfenen
irrigen, schismatischen und ketzerischen Sätze gesammelt seien, von
denen einige Hirtenbriefe der Verfasser und andere Libelle voll
seien. Der Papst rügt dabei zugleich, dass Breven von ihm darin
als nicht authentisch behandelt würden^). In Bom wurden damals
im Auftrage des Papstes veröffentlicht: Testimonianze della Chiesa
di Francia sopra la cosi detta Const. oiv. del dero . . . racoolte
dair Ab. Serafino Viviani, 1791 — 95, 16 vol.; Memoires pour ser-
vir k Thist. de la pers^cution fran^ise, recueiilis . . . par TAbbe
d'Hermivy d'Auribeau, 1794 — 96; La causa dei vesoovi constituzio-
nali della Francia in risposta al lor libro intit Accordo . . .,8.1
1) A. Theiner, Documents inedits relatifs anx affaires religieases de
la France 1790-1800, Par. 1857, 2 vol. Die Literatur über die Civil-
Goustitution s. Ami de la rel. 25, 81. — Später wurde in Italien ein
fingirtes Breve an die französischen Katholiken vom 16. Febr. 1797 ver-
breitet (G. eod. 12, 92).
Racoolia de' oosi detti indirizzi. 1011
1795 (von dem Dominioaner Becchetti, Bischof von Citt& del Pieve;
ti. eccl. 9, 106; 10, 141. 143). — CoUection des pieces imprimees
par ordre dn Concile national de France, 1797; Canons et d^orets
da Conc. nat. de Fr. tenu a Paris en Tan 1797 ... mis en
ordre par les evdqnes reunis a Paris, 1798; Actes da second Cono.
Dat. de Fr. tenn en Tan 1801, 1801 — 2, 3 vol. 8., stehen auch nicht
im span. Index. £in Brief des zweiten Concils vom 29. Juni 1801
wurde im Auftrage Pius' VII. von Gerdil begutachtet (A. J. P. 3, 1194).
Als im J. 1810 Pins VII. dem Card. Manry, den Napoleon
zum £rzbi6ohof von Paris ernannt, die Annahme dieser Würde ver-
bot, liess sich das Pariser Capitel durch Maury bestimmen, in einer
Erklärung vom 6. Jan. 1811 dem Kaiser seine unverbrüchliche An-
hänglichkeit au die Grundsätze der gallicanischen Kirche zu ver-
sichern und zu erklären, nach diesen hätten die Capitel das Recht,
ernannten Bischöfen als Capitularvicaren die volle bischöfliche Juris-
diction zu übertragen ; während des Conflictes zwischen Ludwig XIV .
und Innooenz XI. hätten auf Bossuets Rath die vom Könige er-
nannten Bischöfe auch ohne päpstliche Bestätigung die Verwaltung
der DiÖcesen übernommen. Diese Erklärung wurde von der kaiser-
lichen Regierung allen französischen und italienischen Bischöfen über-
sandt, und eine Anzahl von italienischen Bischöfen liess sich be-
stimmen, Zustimmungen dazu einzusenden. Diese wurden 1811 zu
Mailand in einer Sammlung veröffentlicht. 1814 widerriefen die
Unterzeichner, wie Pacca versichert, meist unaufgefordert, zum Theil
mit der Versicherung, ihre £rklärangen seien gefälscht worden.
(Die Sammlung soll im Auftrage der Regierung durch den Abate
Perloni „redigirt^^ worden sein.) Die Retractationen wurden 1816
zu Rom veröffentlicht als Dichiarazioni e ritrattazioni degl' indirizzi
stampati in Milano 1811, umiliate Pio VII., 2 vol. 8., und dann
1817 verb.: Raccolta de' cosi detti indirizzi fatti da molti vescovi
e capitoli d'Italia in adesione all' indirizzo stampato in Parigi li
6. Genn. 1811 sotto il nome del capitolo metropol. di quella capi-
tale, mit dem Zusätze: qui libelli partim ex integro conficti, partim
Buhstantialiter commutati, plerique vi fallacibusque artibus extorti
cum faerint, fere omnes, postquam per tempora licuit, ab iis, quo-
nim nomina prae se ferunt, reprobati, correcti aut deolarati sunt
obsequentissimis literis ad S. D. N. Pium VII. ultro ac libenter
datis^).
Die span. Inq. verbot 13. Dec. 1789 unter anderen Zeitungen
auch Journal eccUsiastique, Juillet 1789. Abbe Barruel schickte
darauf dem Nuncins in Madrid einen Brief an den General-Inqui-
sitor, worin er sagt: er sei seit zwei Jahren der Herausgeber des
Blattes; dasselbe werde von fünf Cardin&len und vielen Bischöfen ge-
halten und sei vielfach belobt worden; man möge ihm angeben, wo-
durch er sich das Verbot zugezogen (Theiner, Doc. 1, 241). In dem
2. Supplement zu dem Index von 1790 steht dann als am 7. März 1790
1) Paoca, Denkw. 5, 43. Pioot 8, 541; 4, 675. Roskovany 4, 34.
1012 Fransösische Revolation.
decretirt: 1789 sei das Journal eccl. vom Juli verb. worden; damit
sei nicht das gleichnamige Blatt gemeint, welches folgende drei Auf-
sätze enthalte. Ein anderes Journal eccl. als das von Barruel er-
schien aber damals nicht. 1796 verbot die Iiiq. strenge eine fran-
zösische Uebersetzung von £dmund Burke^s Reflexionen über die
französische Revolution, also desselben Werkes, wofür der Verfasser
in einem Breve vom 7. Sept. 1793 belobt worden war (Tbeiner
1, 199).
2. Mehrere italienische Theologen erklärten sich zu Gunsten
des Nationalconcils von 1797, u. a. der Bischof Solari (S. 974),
V. Palmieri und Eustachio Degola aus Grenua (176 L — 1826), Lector
der Theologie zu Pisa (Tipaldo 4, 130). Letzerer nahm an dem
Concil von 1801 Theil und schloss sich an Gregoire an (1810 unter-
richtete er AI. Manzoni^s Frau vor ihrem Uebertritt zur kath. Kirche).
Sein (anonymer) Catechismo de' Gesuiti esposto ed illnstrato in con-
ferenze storico-teologico-morali, Lipsia 1820, 688 S. 8., steht auf-
fallender Weise nicht im Index. — Analisi e confutazione snc-
«ihta della Bolla del S. P. Papa Pio VI. . . . riguardo alla nuova
costituzione civile del clero, s. 1. (Pavia) 1796, 92 S. 8., schon
1797 im G. eccl. 12, 121 kritisirt, wurde erst 1822 verb., (iue-
stione: se i vescovi delle altre catt. chiese debbano immischiarsi
nella causa dei vescovi e preti giurati di Francia, Torino 1801 (von
dem Ex-Oratorianer Gautier), erst 1817.
Nachdem in Rom 1798 die Republik ausgerufen worden, er-
schienen dort : Onesta del civico giuramento proposto neir art 367
della Romana costituzione. Dissertazione del cittadino Mastrofini,
Roma a. VI repubbl., I Rom. (1798), und Sentimenti di Gianvin-
cenzo Bolgeni, Bibliotecario del CoUegio Romano, sul giuramento
civico presoritto dalla Repubblica Rom. agli instruttori e funziooarii
pubblici, Roma a. VII (1799; Pistolesi, Pio VII. 3, 23). Dass
ein Mann wie der Ex- Jesuit Bolgeni (1733 — 1811), der bis dahin
einer der eifrigsten Vertheidiger der Curie gewesen, eine solche
Schrift veröffentlichte und die Hinweisung darauf, dass Pias VI.
den Eid für unerlaubt erklärt, mit der Bemerkung erledigte, das
sei kein dogmatisches Urtheil des Papstes gewesen, erregte begreif-
licher Weise grosses Aufsehen. Auch durch ein Parere sulF alie-
nazione dei beni ecolesiastici erregte Bolgeni Anstoss, und Backer
erwähnt als eine dritte Faiblesse von ihm, dass er als Ceneor Nicolo
Spedalieri's Dei dritti deir uomo IL 6, Assisi 1791 (Cantu 3, 412.
Hurter 3, 308), ein Buch, gegen welches Tamburini u. a. polemi-
sirten, approbirt habe (es steht übrigens nicht im Index). Es er-
schienen mehrere Schriften gegen Bolgeni, namentlich von anderen
Ex-Jesuiten, u. a. Due lettere a G. V. Bolgeni sul giuramento ordi-
nato dalla Rep. Rom. . . . e suUa vendita dei beni eccl., Ven. 1798
(von L. M. Bucchetti), und RiAessioni teologiche sopra il giuramento
civico e sopra la vend. dei beni eccl. oontro il parere di an teologo
romano von G. B. Gentilini, 1799. — Im Nov. 1799 wurde Bolgeni
von Msgr. di Pietro, dem apostolischen Delegaten in Rom, im Auf-
trage des Cardinals-Collegiums als Theologe der Poenitentiarie ab-
G. y. Bolgeni. Strassborger Broschüren. 1013
gesetzt, von dem Msgr. Vioesgerens a divinis raspendirt; eine Re-
tractatioD, die er einreichte, erklärte di Pietro in einem Briefe an
Card. Gerdil, der in Venedig im Conclave war, fttr ungenügend,
indem er zugleich den Entwarf einer andern einsandte (A. J. P. 3,
1162). Bolg^ni wird ja sehliessHoh in genügender Weise widerrufen
haben; aber 1800 erschien noch von ihm Metamorfosi del Dottore
Marchetti da penitenziere routato in penitente; oonfutazione di un
libretto sul giuram. civico. Als Simon de Magistris das am 30. Juni
1798 eingegangene Giomale ecclesiastico wieder ins Leben rufen
wollte, fällte er die ente Nummer vom 2. Apr. 1801 mit einem
Artikel gegen Bolgeni, der fortgesetzt werden sollte. Es erschien
aber keine weitere Nummer. Im Index steht von Bolgeni nur eine
Schrift, die er ohne Zweifel auch in dieser Zeit verfasst hat, die
aber erst lange nach seinem Tode (flSll) gedruckt wurde: Dei
limiti delle due potest^, ecclesiastica e secolare. Dissertazione po-
Btuma deir Ab. G. V. Bolgeni, Ed. L, Firenze 1849, 312 8. 8.,
mit d. c. verb. 1850. Er erklärt es darin für zulässig, dass der Staat die
Zahl der Geistlichen und Ordensleute beschränke, bestreitet das*
Recht der Kirche, äussere Strafmittel anzuwenden u. s. w. Die Civ.
1, 2, 451 meint darum, das Buch müsse inierpolirt sein^).
3. In einem Decrete der Index-Congr. vom 17. Dec. 1792
(G. eccl. 8, 23), — das zunächst vorhergehende ist vom 2. Aug.
1790, — stehen unter vielen anderen Büchern: Le catechisme
du genre humain, s. 1. 1789, verb. 28. März 1791, von Fr. Boissel;
n linguaggio della religione, trasportato dal francese da Gius. Landi,
mit d. c. verb. 1792. In dem nächsten Decrete, vom 26. Jan. 1795,
stehen neben mehreren anderen Büchern: Ueber die ältesten heiligen
semitischen Denkmäler. Eine Abhandlung unserer theologischen
Routine entgegen von Karl Franz Schwind, Prof. der Theol. an
der üniv. zu Strassburg und bischöfl. Vikar, womit er seine Vor-
lesungen eröffnete, Strassb. 1792; Abhandlung über die Exkommu-
nikation oder den Kirchenbann von Job. Jak. Kammerer, bischöfl.
Vikar des Niederrheins und Lehrer der Kirohengesch. auf der hohen
Schule zu Strassburg, bey Gelegenheit der päpstlichen Banndrohung
gegen Frankreich, Strassb. 1792; Rede wider den Verfolgungsgeist
auf den 3. Sonntag nach Ostern über Job. 16, 20, gehalten in der
Kathedral-Kirche zu Strassburg von Franz Job. Gros s, bischöfl. Vikar
desniederrhein. Departements, im 4. Jahre der Freiheit, Strassb. 1792;
Die Päpste in ihrer Blosse. Ein Auszug aus der Parallele zwischen
dem Leben Jesu und dem Leben derer, die seine ersten Nachfolger sein
sollten, vorgestellt am Ostermontag in der Kathedral-Kirche zu Strass-
burg, von K. Fr. Schwind . . . 1792 (die Titel werden auch voll-
ständig in latein. Uebersetzung gegeben). Die 1791 erschienenen V6-
pres et prones civiques ou le pasteur patriote von dem spätem con-
stitutionellen Bischof Adrien Lamonrette werden von Pacca, Denkw.
6, 4 besprochen, stehen aber weder im Köm. noch im span. Index.
1) Unrter 5, 526 sagt nichts von der Censnrirung Bolgeni's.
1014 Franzötisohe Revolution.
Lamourette widerrief vor seiner Hinrielitung 1794 (6. eccl. 9, 72.
Picot 4, 537).
In dem yom 11. Jao. 1796 datirten, aber erst 29. Apr. vom
Papste bestätigten Decrete steht neben 4 anderen Bttobem: Invito
alla paoe ed alla unitä, ossia vera idea delle Chiesa catt Born, pro-
posta da an sacerdote Fiorentino agli ecclesiastici e secolari per
gaida e calma delle cosdense nei tempi di controversia; si agginnge
in fine un sermone snir anatema e scdlo scisna, composto di seoti-
menti di S. Giangrisostomo e di S. Ottato liilevitano, Fir. 1791.
Der Verfasser ist nicht, wie im Gr. eccl. 6, 105 angegeben wurde,
der Canonicus Ant. Lionginelli, — dieser gesteht in seiner Retrae-
tation im J. 1795 (6. eccl. 11, 3) nnr, er habe das Bach revidirt,
— sondern der Pfarrer Antonio äelvolini, der sich in seiner Retrac-
tation vom J. 1795 (G. eccl. 11, 35) als Verfasser dieser Schrift,
der erst 1824 verbotenen Difesa del pargatorio dalle moderne
opinioni ossia il purgatorio vendicato dalle impostare and noch dreier
anderer anonymer Schriften bekennt, die nicht im Index stehen. —
Das oben erwähnte letzte Index*Deoret aas dem 18. Jahrb., vom
10. Juli 1797, ist im G. eocl. 12, 131 als „ein nener Beweis des
£ifers der h. Congregation" abgedruckt. Die lateinischen Freiborger
Thesen heissen Positiones ex nni versa theologia selectae, qnas
sub regimine Josephi Sohinzinger defensarus est FridoHnus Huber,
1793 (abgedr. bei Pflanz, Freimüth. Bl. 1840, 16, 33). Sie ent-
halten jedenfalls weniger Bedenkliches als Hubers spätere Schriften,
die nicht im Index stehen. Schon 1770 forderte Clemens XIV. die
Bischöfe von Constanz und Chur auf, vor dem Besuche der Univer
sität Freiburg zu warnen und die unkirchliehen Tendenzen der dor-
tigen Professoren zu bekämj^en. 1771 klagte der Nunciue über die
Beförderung dieser Tendenzen durch die österreichische 'Regierang
und schickte Freiburger Thesen über Immunität und Asjlrecht ein
(Theiner, Clemens XIV. 1, 428). Diese Thesen stehen nicht im
Index, — die unter Sätze stehenden sind aus späterer Zeit, *—
auch nicht, was auffallender ist, Responsum Facultatis theol. Fri-
burg. de veritate sacramentorum . . . quae jurati sacerdotes in Al-
satia administrant, 1798 (Henke, Archiv 6, 458, u. a. von Bog.
Klüpfel und Wanker unterzeichnet). — Unter den italienischen
Schriften steht in dem Decrete von 1797 auch Saggio di on naovo
metodo per insegnare le scienze ai fanciulli, 1791, von Feid. Fse-
chinei aus dem Orden von Vallombrosa.
4. Die 1804—6 verbotenen Bücher sind in der vier Seiten
füllenden Appendix des Index von 1806 zusammengestellt Auch
hier finden sich: Positiones ex theologia dogmatioa speciali, Ln-
cemae s. a.^), und Theses ex univ. theol., quas praeside Adamo
1) Dieses Verbot. wird dazu Anlass gegeben haben, dass Pins VII.
in einem Briefe von 1807 an den Bischof von Constanz sagte, die Pro-
fessoren in Luzern, — es waren damals Gügler, Widmer und Geiger, —
trügen irrige Lehren vor, eine Anklage, die den: Nuncius spAtw als saf
Freiburger u. a. Theaen. liaüeoische Schriften. 1015
Jm. OnymuB tuebitur Nio. Foertsoh, Würsb. 1797, beide verb. 1805.
Die 1803 von der Inq. verbotene griecbiscbe Sehrift heisst La di-
Uml della ohiesa greoa altimamente asaalita da Comenide Beaixtei,
geritta da Biagio Colonaa Sincletioo, Corfa 1800^). Ausserdem
stehen in dieser Appeadix einige bereits erwähnte Sohriften von
Voltaire, Eonflsean^ Diderot, Hirabeau, Dulanrensv La Fontaine,
Le grimoire da P. Honorias (I S. 23), die Lettres von Le Plat,
eine deutsche Broscbüre: Betrachtungen über die neuen kirch-
Uohen und politischen £inriehtangen in Baiem von Jos. Zintel, kurf.
Advoeaten, München 1804, ferner: Histoire de la papaute depnis
son origine jasqu'ä oe jour. Ouvrage traduit de l'allemand, 2. Edi-
tion. Opus aggredior opimum casibus, atrox praeliis, disoors sedi-
tionibus, ipsa etiam pace saevum. Tac. Bist. I. 1. Paris, an X.,
1802, verb. 1804; die 1. Aufl. war nach Qnerard als Hist. philoso-
phique de la papant^ erschienen; — Le livre des manifestes, oü
Ton tronve diveloppe par les lumieres de la raison et des divines
ecritnres: 1. qaelles sont les veritables cause» de notre etonnante
revoltttion; 2. quelle doit en etre Tissu. Demiere annee du 18.
stiele de l'ere chr^tienne (Avignon 1800, 2 vol. 12.), verb. 1806,
von Guill. Chaix de Sonrcesol, Lehrer zu Avignon, früher Econome
du seminaire de S. Sulpice. Le clef des oracles divins ou Supple-
ment an livre des manifestes, Par. 1800, gegen Cölibat, Beichte,
Reliquien u. s. w., ist nicht verb. (Grägoire, Hist. des seotes 2, 200).
— Von italienischen Schriften wurden 1804—6 aussejr De monarchia
and den Pensieri von Palmieri verb. : Catechismo repubblicano ovvero
yeritli elementari su i diritti deir uomo e säe conseguenze in so-
eieti adattate alla capacitii de* eittadini ppco esperti da Franc.
Maria Bottazzi Sacerdote, Prof. di TeoL. e Filos. Indoctos ipse
doceto: Propaganda etenim rerum doctrina bonarum. Gato, Dist.
mor. Presse lo Stampatore repubblicano Daroaso Petretti. Koma,
anno sesto della libertii, primo della Romana; — Catechismo del
galantaomo dedicato al fanoiuUo Federico de^ Veochi. Zara s. a.;
— Deir educazione democratica da darsi al popolo italiano di Gixol.
Bocalosi, Mil. a. L D. R. G.; — II giovane instruito ne' prin-
cipi della democrazia rappresentativa e ne' doveri di cittadino,
Jesi a. VI. repubblicano, und Intenzioni del P. M. Angelo Ganzetti
di Jesi suir opusoulo, ehe egli stampo col titolo: II giovane.. . .,
Senigaglia 18(K), beide verb. 1804 mit der für diese Zeit merkwür-
digen Bemerkung: de quo oertior factus docilis auctor declaratione
publicis typis edita die 13. Julii [1804, in der Ape, Melzi, I 458j
utrumque librum a se vnlgatum laudabiliter rejecit et improbavit;
einem Missverstandniss beruhend bezeichnen musste. Geiger wurde 1792,
die beiden anderen erst 1805 Professoren, die Position es aber waren aus
früherer Zeit. Rheinwald, Acta hist.-eoc1. 1885, 71. Pfyffer, Gesch. von
Lozern 2, 225.
1) In demselben Jahre 25. Sept. verartheilte die Inq. eine angeb-
liche Stigmatisirte Qiovanna Merella.
1016 Französische Revolution.
— La religione oristiana liberata dalle ombre, o sia analisi scra-
polosa della medenima religione, Ifilano; — Gronica del paradiso
8. I. et a. ; — Della cura fisica dell' üomo di Giov. Pozzi, Mit.
a. X. — Von Vincenzo Monti, 1754 — 1828, der in Rom 'bei Pias
Vi. in Gnaden gestanden und bis 1797 Secretär seines Nepoten,
des Duca Braschi, dann in die Revolution verwickelt gewesen and
nach allerlei Fata 1804 von Napoleon znm Professor in Pavia ernannt
worden war, wurden 1806 vcrb. Prolusioni agli stndii dell' Univ.
di Pavia per l'a. 1804, recitate da V. Monti. Prof. d'Eloqnensa,
Mil. 1804, a. III. Erst 1821 wurden von ihm noch verb.: II fana-
tismo e la snperstizione. Poemetti due, die er in seiner revolutio-
nären Periode als Berichtigungen zu dem aus seiner olericalen Zeit
stammenden Gedichte über die Ermordung Hugo Basville^s (in
Rom 1793) veröffentlichte (in dem einen kommen Ansfalle auf Pius
VI., in dem andern auf Ludwig XVI. vor; Maffei 4, 36). — End-
lich wurden 1804 — 5 noch verb. die schmutzigen Sachen von Giam-
battista Castt, — er war früher Canonious in Montefiascone, bis
1790 kaiserlicher Poet Josephs IL, f 1808, — Novelle amene del
Cittadino Casti, Roma a. VI. repnbbl., 4 vol., und Animali parlanti,
poema epico in 26 canti; vi sono in fine aggiunti quattro apologhi,
Mil. 1802.
1808 wurden aiisser dem Buche von Dalmazoni und einem von
Bartolini über die Immäc. Conceptio verb.:. Saggio sopra la soli-
tudine del Sig. Giangiorgio Zimmermann . . . Traduzione dal te-
desco, Pavia 1804 (das Original, Ueber die Einsamkeit, erschien
zuerst 1755); — Ant. de' Giuliani, Saggio politico sopra le vi-
oissitudini inevitabili della societä civile; — Franc. Lomonaco,
Vite degli eccellenti Italiani, Italia 1802 — 3, 2 vol. Von Lomonaco
wurden 1842 noch verb. Analisi della sensibilitji, delleSue leggi
e delle sne diverse modificazioni considerate relativamente alla morale
ed alla politica, und Discorsi letterarii e iilosofici.
5. Die Inquisition verbot in ihrem ersten Decrete nach der
Restauration, 24. Aug. 1815, Memoria per la consagnrazione dei
vescovi in Hicilia, von 8tef. di Chiara, dann 1816: Del diritto
sociale libri tre del D. Angelo Ridolfi, Prof. nella Regia Univ.
di Bologna, vol. 1., 1808. Von der Index-Congr. wurde 1817 verb.
Esame della confessione auriculare e della vera cbiesa di Gesii
('risto . . . Milano Ta. IL della libertä italiana. Proprietii del
Cittadino G. A. Ranza 1797. Ranza, der in der Revolutionszeit eine
Rolle spielte, wird im G. ecol. 12, 8. 116, als ein Schüler der
Theologen von Pavia bezeichnet, mit demselben Rechte, mit welchem
man Voltaire einen Schüler der Jesniten nennt. Palmieri und Guada-
gnini schrieben gegen jenes Buch ^). Andere seiner schlechten Schriften
1) Schon N. E. 1800. 80 wird eine Widerlegung erwähnt: Dimo-
strazionc del dogma catt. c dell' istituzione div. della oonf. sacramentale
del Cittadino Gaatier contro PEssme . . . del Citt Ransa, Turin, 2 rol.
Guadaguifji schriebauch gegen eine Brosofaiire von Ranza ober den Cölibit.
y. Monti. O. B. Casii* 6. Momrdo u. a. 1017
stehen nicbt im Index. — 1817 wurde ferner verb.: G. Morardi,
Chiesa subalpina Tanno XIL della repnbbl. fraacese, Torino a. X.,
dann 1821 : Opaacoli di Caspare Morardo eopra diversi oggetti, et
ejnsdem auctoris opera omnia. Die beiden Namen werden noob jetast
im Index nnterscbieden ; es wird aber mit beiden der frühere Piarist
Graspare Morardo d'Oneglia gemeint sein, der auob in der Revolu-
tion eine Rolle spielte. Im G. ecel. 5, 162 wird von ihm De^
testamenü opera politioa, Turin 1790» 248 B. 8., besprochen und er-
wähnt, er habe auch eine noch nicht gedruckte Biforma degli stn-
dii d'Italia, L'uomo guidato dalla ragione nnd Damigiella meglio
istmtta geschrieben; er behaupte, letzteres Buch sei von Fseudo-
Jansenisten in Rom denuneirt worden. Im G. eccL 6, 16 wird eine
Lettera antimorardica del P. D. Aurelio deir Onda (von dem Mino-
riten Ston. Volpini) erwähnt, worin gesagt werde, das Buch über
die Testamente sei zu schlecht, als dass es ein Index-Verbot ver-
diene! Nach Melzi ist von Morardo auch L*arte di conservare ed
accrescere la bellezza delle donne, scritta da un filantropo subalpino,
1803, verb. 1817. — Femer wurden 1817 noch verb.: Air Italia
nelle tenebre Taurora porta la luce: riflessioni filosofiche e morali,
documenti ed avvisi all' Italia, sistema nuovo mai trattato pria
tanto dagli antichi che dai modemi scrittori. Milano, a. V. della
Rep. francese e I. della libertä dltalia, 1796, 390 S., — am Ende
steht: Enrico Michele T Aurora, — mit einer Broschüre desselben Au-
tors, Un repubblicano, che fü nobile, ai ex-nobili di Milane^ aus-
fiihrlioh besprochen G. eccl. 12, 57; — Istoria deir Inqnisizione
ossia'del S. Offizio, corredata di opportnni e rari documenti data
per la terza volta alla luce da Franc. Beccatini, Academico Apa-
tista, Mil. 1797; — La sohiavitu delle donne. Memoria che pre-
senta per pubblioa istruzione Anna Roselli li 4. piovoso anno I.
della libertä dltalia.
Aus den folgenden Deoreten gehören noch hieher: Gins. Pirani,
La Corte di Roma convinta dalla verit&, Bologna 1797; Raccolta
di opnscoli di cristiana fiiosofia e di ecclesiastioa giurisdizione, com-
pilata dal volgarizzatore del conoilio nazionale du Francia, prete e
cittadino Piemontese (von dem £x-Oratorianer Gautier), vol. I. in
sei quatemi, Torino 1799, beide verb. 1818; — Pensieri politici
di Vinc. Russe, verb. 1820; AUoouzione del Cittadino Dottor Carlo
Kessi recitata in occasione deir erezione dell' albero della liberta;
Speech io del governo e popolo di Roma ed esame della oondotta
tenutada quella corte ecc, beide verb. 1822; — Storia cronologica
de' papi da S. Pietro fino all' odiemo pontificato di Pio VII . . . con
snnotazioni ed in fine ü Concordato tra la Francia e la Santa Sede,
verb. 1825.
Ein böses Buch eines piemontesischen Priesters; Disordini
morali e politici della corte di Roma esposti a nome de* zelanti dell'
eoclesiastica libertä dal Cittadino Spanzotti, Torino, a IX., 2 vol.
(Cantü B, 390. Gr^goire, Essai bist. p. 422), steht als 1807 strenge
verb. im span., aber nicht im Rom. Index. — Dass die Ansprache,
in welcher Pins VII. als Bischof von Tmola 1797 bei dem Ein-
lOld Franzorisohe Revolution.
rücken der Franzosen von nntElosem Wider8tan4e abgemahnt hatte,
später als Omelia del cittadino Chiaramonti, vescovo d'Imola, ora
S. P. Pio VIL, in verschiedenen Sprachen verbreitet wurde ^), wird
er nicht gern gesehen haben ; man konnte sie aber doch nicht wohl
in den Index setzen.
6. Von Vittorio Alfieri (1749—1803) wurden erst 1823
verb. : Satire (die erste um 1786 gedruckt), La tirannide, 1777 ge-
schrieben, nach 1767 zu Kehl zuerst gedruckt, wo, w&hrend zu
Paris 1787 — 90 eine Ghesammtausgabe der Tragödien erschien, die
anderen Schriften gedruckt wurden, und Vita scritta da eeso. 1837
wurden dann noch verb. Del principe e delle lottere, gleichfalls zu
Kehl gedruokt, mit dem sonderbaren Zusätze: inter opera Y. Alfieri,
und Panegirioo di PUnio a Traiano mit dem noch sonderbarem
Zusätze: non illa vera panegyrica oratio Plinii, sed ficta a V.
Alfieri. Die Congiura de* Pazzi, in der starke Ausfölle gegen Born
vorkommen'), steht nicht im Index. 1879 wurde verb. Vita di V.
Alfieri, scritta da esso, ridotta ad uso della gioventu, con note e
documenti per cum del Prof. G. Severino Perosino, Tor. 1877,
mit dem Zusätze: Auetor laud. se subj. et editionem reprob. —
Franc. G-ianui, von dem 1818 ein Gedicht: Bonaparte in Italia,
verb. wurde, war ein Römischer Schneider, der als Improvisator
berühmt und von Napoleon zum kaiserlichen Improvisator ernannt
war, f 1823 zu Paris; seine Gedichte waren schon 1807 in 5 vol.
12. zu Mailand gedruckt (Tipaldo 4, 283). — Femer wurden 1817
— 18 noch verb.: Rime e prose, quarum initium: Die delhi
piik gentil eco., Genova anno I. 1797, erotische Sonette und No-
vellen von Aurelio Bertöla de* Giorgi aus Rimini (1753 — 98), einem
Bewunderer und Nachahmer von Gessners Idyllen, unter dem Titel
Versi e prose auch (angeblich) zu Lausanne 1779 und sonst, bald
unter seinem Namen, bald unter dem Namen Ticofilo Gimerio er-
schienen (Meizi; Tipaldo 2, 130); Scelte rime piacevoli di un Lom-
barde, 4. Edizione conforme alla terza, Brescia 1802, von dem
Carmeliter Luigi Grossi, zuerst 1798 gedruckt, obschon von einem
Mönche, nichtsehr erbaulich (Melzi 2, 449); Poesie pananti edite
e inedite, Italia s.a.; Raccolta dinovelle di Dom. Batacchi, 4 vol.
Der Verfasser war schon 1802 gestorben und seine unsauberen No-
vellen, die er wie auch II Zibaldone, poemetto burlesco, 1805 unter
dem Namen Padre Attanasio de Verocchio herausgegeben, waren
schon 1803 von Louet de Chaumont ins Französische übersetzt und
italienisch wiederholt gedruckt.
1) Nielsen, Die rom. Kirche im 19. Jahrb., 1878, I, 66. Pistolesi,
Pio VII. 1, L02 erw&hnt ein Bild des Papstes, auf dessen Rückseite die
Ansprache gedruckt war, Gr^goire, Essai bist. p. 442 französische, deutsche,
englische und spanische Uebersetzungen (die beiden letzteren in Phila-
delphia gedruckt).
2) Brosch, Kirchenst. 2, 24. MaffeiS, 147. Correspondant 1877, 1. 107,
35. 52.
i
FranzoaiBOhes Conoordat von 1801. 1010
100. Dm fraiEosisch« CoDcerdat yon 1801.
Durch eine Bulle vom 15. Äug. 1801 publicirte Pius VII.
das mit Napoleou abgeschlossene Concordat, worin eine Ver-
mindernng der Zahl der französischen Bisthttmer von 156 auf 60
und eine neue Cireumscription der Diöcesen stipulirt war. In
einem Breve von demselben Tage forderte er sämmtliche fran-
zOstebe Bischöfe auf, abzudanken, und schon 29. Nov. 1801
wurde durch eine zweite Bulle die neue Cireumscription der
Bisthümer vorgenommen und die Jurisdiction auch derjenigen
Bisehöfe, welche nicht abgedankt hatten, fUr erloschen erklärt.
Im J. 1803 unterzeichneten 86 Bischöfe eine Protestation gegen
diese Gewaltraassregel. Dieselbe wurde gedruckt, und es er-
schien von 1802 an auch eine ganze Reihe von Schriften, nament-
lich von dem in England lebenden Abb6 Pierre Blanchard,
worin das Recht der anticoncordatistischen Bischöfe, zum Theil
in sehr scharfen Ausdrücken vertheidigt wurde. Einen neuen
Anlass zu Kundgebungen erhielten die Mitglieder der Petite
Eglise, wie man diejenigen nannte, welche die auf Grund des
Concordats eingesetzten Bi8chr)fe nicht anerkannten, durch das
Concordat von 1817^). Erst jetzt nahm die Index-Congregation
von der Sache Notiz: sie verbot 1817 eine Schrift, erst 1822
eine ganze Reihe von Schriften, die mit dieser Sache zusammen-
hangen.
Die Canonicae et reverendisBimae (bio) expostnlationes apnd
S. D. N. Pium VII. de variis actis ad ecclesiam gallicanam spec-
tantibuß, wahrscheinlich von dem Bisehof Asseline von Boulogiie
(t 1818) verfasst, erschienen zuerst London 1803, 132 8. (üher die
Zahl der Unterzeichner s. Bordas p. 355), 1804 zu Brüssel fran-
zösisch mit einem Avis und Noten, in denen die EvÄques concor-
datistes als H^retiques ou fauteurs d'h^risie, excommuni^s u. s. w.
bezeichnet werden (Picot d, 432). Vertheidungen des Papstes schrieben
1) Vgl. 0. Mejer, Zur Gesch. der römisoh-deutschen Frage, 1871,
I, 174. Friedrich, Gesch. des Vat. Konzils, 1, 84. Picot 3, 428. Grögoire,
Esftsi 8ur leg lihertes de Tegl. gall., 1818, p. 196 ; Hist. des sectes 2, 448.
Essais sur la reforme cath. par Bordas-Demoulin et F. Iluet p. 356.
(inettee, Souvenirs et documents. Mem. p. s. k Thist. de I'egl. pendant
le 19. siecle, T. 1., 1878
1020 FranzSsisoheB Oonoordat von 1801.
der Ex-Jesuit Alph. Muzzarelli : Dissertatio, an Sammas Pont habeat
auctoritatem destituendi episcopum invitum et reluctantem a propria
Hede ob Ecclcsiae necessitatem aut magnam utüitatem, in seinen
Dissertationes selectae, Rom 1807, und Abb6 Aug. Barruel: Du
Pape et de ses droits religieux, a Toccasion du Concordat, Paris
XII (1803), 2 vol. — Die Expostulationes von 1803 stehen nicht
im Index; aber 1822 wurde verboten: Opusculum cujus initium:
„Omnibus Ecclesiae cath. episoopis/^ et finis: ,,Eccle8iae gallicanae
morientis vocem audientes. Londini etc.^^ et notae adjectae opusculo
alteri ab iisdem auctoribus rursus edito, cui titulus: Canonicae et
rev. expostulationes etc.^), de quibus tarnen expostulationibus con-
Rulantur Allocutio habita ... in consistorio secreto diel 28. Julii
1817 nee non epistolae ad Sanctitatem Suam datae per antiquos
Galliarum praesules, quarum exemplum prostat in actis ejusdem con-
sistorii . . . editis, — ferner: Collectio bullarum, brevium, allo-
cutionnm epistolarumque fei. rec. Pii P. VI. contra constitutionem
civilem cleri gallicani etc., item concordatornm inter S. P. Pium VII.
et Gubemiam Reipublicae in Galliis etc., tum Expostulationum . . .
una cum epistola . . . cum subscriptione: L'Abbe de la Roche Ay-
mon etc., data London 29. Sept. 1821.
Im J. 1816 sandten sechs Bischöfe dem Papste ihre Abdankung
ein; er verkündete dieses in einer AUocution vom 28. Juli 1817
und liess diese nebst den Schreiben der Bischöfe drucken. Die
meisten anderen Bischöfe waren bereits gestorben oder starben bald
darauf. 18 18 waren nur noch vier übrig, 1820 nur noch der Bischof
Themines von Blois. — Die Priester der Petite Eglise spalteten
sich in zwei Parteien, die Communicateurs und die Separ^, wie sie
sich gegenseitig nannten: jene erkannten die auf Grund des Con-
cordats ernannten Bischöfe als apostolische Vicare an, die in Ab-
wesenheit der eigentlichen Bischöfe die Diöcesen verwalteten, diese,
an deren Spitze Abbe Gaschet stand, betrachteten die Concordats-
bischöfe, ja Pins VII. selbst und alle ihm Zustimmenden als Schis-
matiker und Haeretiker ^).
Blanchard schrieb zuerst Controverse pacifique sur les prin-
cipales questions qui divisent et troublent TEglise gallicane, savoir
les demissions ^piscopales, par un membre de FEgl. gall., London
1802, dann Suite a la Controv. pac, 1805, und nach der Krönung
Napoleons durch Pius VII. L'etat politique et religieux de la
1) Gemeint ist die Ausgabe: Canonicae etrev. exp. . . . spectantibiis.
Gura et studio Ecclesiae gall. una cum sacerdotibus fidelibusque Gallis
orthodoxis tarn in Gallia persecutionem, tum iu Anglia exilium pro Christo
Jesu patientibus, Lond. 1819.
2) Bordas p. 876. Gegen Gaschet ist gerichtet die Profession de foi
von Fleury und zwei anderen (Teistlichen der Diöcese Le Maus^ 1819.
Fleury schrieb u. a. Controverse entre la petite et la grande egl. sor 1«
droits sacr^s da Dieu, de la S. Eglise et du Koi legitime, 182*2, 172 S.
Ami de la rel. 28, 73; 24, 385; 29, 401 : .S8, 337. Hoher (isschet s. Picftt
3, 509. Ami de la rel. 2G, 193; 31. 49.
■*
P. Blanohard a. su
1021
France devenn plus deplorable cncore par l'effet du voyage de I*ie
VII. en ce pays . . ., par Tauteur de la Controv. pac., London
1806. — Als der Lissaboner Nuncias Caleppi 1808 in England war,
forderte er Milner auf, in einem Hirtenbriefe zu Gebeten für den
b. Vater zu ermahnen und bei dieser Gelegenheit auch etwas über
die Petite £glise zu sagen. Milner that dieses, worauf Blanohard
eine Defense du clerge contre Vinculpation de Mgr. Milner und
dieser einen zweiten Hirtenbrief veröffentlichte. Douglas, der apost.
Yicar von London, censurirte die Defense von Blanchard und Lettre
de M. Gaschet ä Mgr. Milner, und als darauf eine Keponse k Mgr.
Douglas erschien, suspendirte er Blanchard und die 7 anderen Priester,
welche dieselbe unterschrieben hatten^). — 1809 erschien in London
Avis fraternels aux ultramontains concordatistes. Quare transgre-
dimini mandatum Dei propter traditionem vestram? Mth. 15, 3,
von Abbe de Saint-Martin, früher Prof. der Sorbonne (Guettie, p. 134),
worin Pias VII. u. a. vorgehalten wird, dass durch das Concordat
die Constitution civile nicht ausdrücklich aufgehoben werde und dass
er die constitutionellen Bischöfe ohne eigentliche JRetractation auf-
genommen (Bordas p. 363. 378). — Blanchard schrieb u. a. noch
I^ France en 1814 et 1815 ou lettres de M. D. M. k M. W.
Bew., 1815; La Convention du 11. Juin 1817 entre Sa Maj.
Tres-Chret. et S. 8. Pie VII. d^velopp^e, ou introduction ä Thist.
projet^e de l'Egl. concordataire continu6e, avec des notes sur les
nouveaux amalgames, 1817, 198 S. (am Schlüsse: par une soci6t6
de prdtres frangais rest^s fidMes k Dieu et au Koi; Mejer 2, 1, 155).
Blanchard wurde auch als Verfasser einer im Sinne der Separ^s
geschriebenen Broschüre De la communionin divinis avec Pie VII.
von einem der Communicateurs, Abb6 Bigot, angegriffen und schrieb
darauf Sur une brochure intit. De la comm. . ., 1821, 105 S. 8.
(Ami de la rel. 29, 401).
Die bisher genannten Schriften erschienen alle in London ; aber
auch in Frankreich hatte die Petite Eglise schriftstellerische Ver-
treter. Im J. 1815 erklärte Abb6 de Geilh in einer Broschüre,
Retractation publique du concordat, er nehme seine Zustimmung zu
dem Concordate zurück (Ami de la rel. 25, 417). Pierre Vinson
(t 1820) wurde für seine Schrift : Le concordat explique au Roi
Buivant la doctrine de TEgl. et les r^olamations canoniques des
eveques legitimes de la France, Par. 1816, 211 S. 8., vom Zucbtpolizei-
gericht zu Gefängniss verurtheilt ; er hat noch einige andere Schriften
herausgegeben*^). Ein Abbe Chevalier schrieb Eeponse k une
brochure intit.: La secte connue sous le nom de petite Aglise. —
Im J. 1826 forderte Leo XII. bei Gelegenheit des Jubiläums in
einem langen Schreiben die Mitglieder der Parva Ecolesia zur Unter-
1) Picot 3, 505. J. M(ilner), Supplem. Memoire p. 178. Gregoire,
Bist. 2, 488.
2) Drujon 99. Mejer 2, 1, 153. Ami de la rel. 5, 329; 9, 112. 216;
25, 310. Ueber andere Schriftsteller der Partei, de Chäteaugiron, Meriel-
Bucy u. 8. w., berichten Gregoire und Ami de la rel. passim.
Rcuflcb, Index II. 65
1022 Protestantisch-theologische Schriften.
werfang auf. In Breven Gregor« XVI. vom 8. Nov. 1843 nnd
Pins' IX. vom 10. Febr. 1851 wird von einer in der Diocese
Bayeox entstandenen Secte gesprochen, deren Haupt ein Laie Pierre-
Michel Yintras sei, an die sich auch drei Geistliche, die Brüder
Baillard angeschlossen und in der ein angeblicher Dac de Normandie
eine Bolle spiele (Rosk. 4, 72. 801). — Auf dem Vaticanischen
Concil legte der Bischof von LuQon ein auf die Petite Eglise be-
zügliches Postulatum vor mit den Expostulationes von 1803 und
einer von den Vertretern der Partei 1869 herausgegebenen Reveren-
tissima Commentatio und der Erzbischof von Mecheln ein Postulatum
über die in seiner Diöoese noch lebenden, etwa 40 Anhänger der
Partei, die Stevenisten genannt würden^).
Von den im Vorstehenden durch gesperrten Druck kenntlich ge-
machten Schriften wurden Avis 1817, Controverse und L'6tat erst 1827,
die anderen 1822 verb. Die übrigen hier genannten Schriften und viele
andere, auch die von Gaschet und von Abb6 de Chäteaugiron, den Guettee
p. 79 als einen der besten Schriftsteller der Partei bezeichnet, und
die von dem Bischof Themines von Blois (Guettie p. 78) stehen
nicht im Index. — Später sind nur noch zwei Schriften von einem
Laien Pierre- Aug. Metay (Friedrich 1, 36) in den Index gekommen:
Pieoes interessantes, n^cessaires k examiner, verb. 1855, Lamenta-
tions, GSnes 1867, von der Inq. verb. 1867. Lorenz verzeichnet
noch mehr Schriften von ihm, u. a. De l'abomination de la deso-
lation pr^dite par Notre Seigneur et par le proph^te Daniel. Dissert.
sur le concordat de 1801 et sur le dogme de l'infaillibilit6, de Tan-
tichrlst, d'Enoch et d'EUe . . . 1872.
101. Protestantisch-theologische Schriften, 1758—1884.
In den Verboten protestantisch -theologischer Schriften in
den letzten Jahrzehnten des 18. Jahrhunderts ist ebenso wenig
ein Plan za erkennen wie in den älteren Verboten, in den Ver-
boten seit 1800 noch weniger. 1827 wurde von J. D. Michaelis'
Einleitung in das Neue Testament (zuerst 1750 erschienen) eine
1822 erschienene französische Uebersetzung verboten *), dann
gleich nach dem Erscheinen eine lateinische Dissertation von
Gramberg, das Leben Jesu von Stranss, je ein Buch von Edgar
1) Martin, Arbeiten des Vat. Conoils S. 263. Friedrich 1, 37. üebcr
die Stevenisten, von Com. Stevens, früher Generalvicar von Namur, so
genannt, s. Gregoire, Hist. 2, 442.
2) Von Cheneviöre, zu Genf gedruckt, 4 vol. 8., eine Üebersetrung
der englischen Ausgabe mit Zusätzen von H. Marsh, Cambr. 1793—1801.
Opus praedamnatam etc. 1028
Bauer und Bansen, dazu noch einige unbedeutende Schriften:
das ist die deutsche protestantisch-theologische Literatur, die
im Index steht, und mit der französischen und englischen ver-
hält es sich nicht wesentlich anders. — Von italienischen
Schriften sind hier zu nennen einige Uebersetzungen aus dem
Englischen und Französischen, eine Anzahl von Tractätchen
and einige Zeitschriften, Werke von Bianchi-Giovini und L.
Desanctis und einige andere (manche andere antipapistische
Schriften werden bei der italienischen Literatur erwähnt werden).
1882 war die Index- Congregation in der Lage, eine in Rom
selbst erschienene, übrigens recht geschickt und massvoU ge-
schriebene Apologie Luthers zu verbieten: G. D. M. Vita di
Martin Lutero ; Roma, Libreria Aless. Manzoni 1882, 107 S. 12.
— Von 1853 an wird mitunter bei protestantischen Schriften
beigefügt: Opus praedamnatum exregulall. Indicis (S. 967).
1. Dem Verbote von A. Bianchi-Giovini's Critica degli
evangeli, 26. Apr. 185B, wurde die Bemerkung beigefügt: Opus
jam reprobatnm damnatumque ex reg. II. Indicis, nt alia id genus
nefaria et contemnenda haereticorum scripta, oujusmodi nnperrimum
ctti titulus: Esposto dei principali motivi che mi hanno indotto ad
iiscire dalla chiesa romana, di Trivier, traduzione dal francese. Diese
Bemerkung steht noch heute, einschliesslich des Verbotes der Schrift
von Trivier, im Index unter Biancbi. — Bald darauf, 5. Sept. 1853,
wurde dem Verbote eines Buches des Genfer Fastors A. Archi-
nard, Les origlnes de reglise romaine, 1851, 2 vol., die Bemerkung
beigefügt: Opus jam damnatum ex reg. II. Ind. ut alia id genus
sive haereticorum sive incredulorum scripta; auch dieses steht noch
heute unter Archiuard. — Die Formel Opus praed. wurde seitdem
protestantischen Schriften ganz willkürlich bald beigefügt, bald
nicht; regelmässiger steht sie seit 1875 bei altkatholischen Schriften
(§ 119).
2. 1758 — 1800 kamen von deutschen, schweizerischen, hollän-
dischen und dänischen Theologen ausser Chr. Sandius und einigen
anderen anderswo erwähnten in den Index: Jo. Wandalini (als
Bischof von Seeland f 1675) Fraelectiones tbeol. in Epist ad Rom.,
editae cura Jo. Wandalinorum filii et nepotis, Hafniae 1750; Jo.
Jac. Zimmermann Opuscula theologici, bist, et philos. argumenti,
Zürich 1751, 2 vol., und dessen Pseudonyme Schrift: De miracu-
lis, quae Pjthagorae, Apollonio Thianensi, Francisco Assisio, Do-
minico et Ignatio Loyolae tribuuntur, libellus. Auct. Fhileleuthero
Helvetio. Editio nova. Edimburgi (Zürich) 1755, zuerst Duaci
1734, alle drei 1763 verb ; Jac. Ode Tractatus de angelis, Utr.
1739, verb. 1765; J. Chr. Wolf Curae philologicae in N. T., Bas.
1741, verb. 1777. Die einzige deutsche Schrift, die in dieser Zeit
1024 Protestantisch-theologisclie Schriften.
in den Index kam, ist Job. Jac. Sprengen (Spreng) Abbandinngen
von dem Ursprung und Altertum der mehreren und minderen Stadt
Basel, wie auch der raurachischen und baselischen Kirche, 1750,
verb. 1761. 1778 belobte zwar Pius VI. den Bischof von Worms
dafür, dasB er zwei gottlose deutsche Bücher: Kirchengeschichte des
N. T. bis auf diese Zeit in 27 Tafeln, Mannh. 1777, und Neueste
Offenbarungen Gottes (von K. Fr. Babrdt, 1773) verboten und das
Verbot derselben bei dem Eeichshofrathe betrieben babe; aber in
den Index setzte er die Bücher nicht, wohl aber Stattlers Schrift
gegen Bahrdt.
Von französischen Schriften kamen ausser der von Chais (S. 2VS)
in den Index: Jean Barbeyrac, Traite de la morale des p^es
de V^gh oü en defendant un article de la pr^face sur Puffendorf
contre l'apologie de la morale des peres du P. Ceillier . . on fait
diverses r^flexions sur plus, mati^res importantes, schon 1728 er-
schienen, erst 17^7, aber von der Inq. verb.; E^flexions impar-
tiales sur les ^vangiles, suivies d'un essai sur TApoc, imprim^ sur
un manuscrit du cel^bre M. Abauzit, verb. 1774; Dissertation
theol. et crit., dans laq. on täche ä prouver . . que Tarne de J.-C.
etait dans le ciel une intelligence pure et glorieuse, avant que d'etre
unie k un corpa humain . . . Lond. 1739, verb. 1760, von Pierre
Koques; La v6rit6 rendue sensible & Louis XVI. Par un admi-
rateur de M. Necker, Lond. 1782*, 2 vol. 12., verb. 1788, veran-
lasst durch die Ablehnung eines 1778 von de Bretignieres im Par-
lamente gestellten Antrags zu Gunsten der Protestanten, eine histo-
rische Polemik gegen die Römische -Kirche.
3. Grramberg steht als C. P. W. Gamberg zwischen Gam-
bacurta und Gand. Libri geneseos secundum fontes rite dignoscen-
dos adumbratio nova, 1828, verb. 1829, wird die unbedeutendste
unter seinen Schriften sein, ist jedenfalls eine der unbedeutendsten
unter den Schriften dieser Art und längst verschollen. Von D. F.
Strauss steht ausser dem Leben Jesu von 1835, verb. 1838, nichts
im Index. E. Bauer, dessen Streit der Kritik mit Kirche und
Staat, 1844, 1845 verb. wurde, heisst im Index Edgard von Bauer.
Von Bunsen wurde nur Hippolytus and bis age, 1852, 1853 verb.
(vgl. S. 13). Erst 1842 wurde verb. Filosofia della rivelazione
di B. H. Blas che, e lezioni sul cristianesimo di W. M. L. de
Wette, una cum praefatione traductoris, quocunque idiomate. Blasche's
Philosophie der Offenbarung ist 1829 erschienen, de Wette's Vor-
lesungen über die Religion u. s. w. 1827; wann und von wem sie über-
setzt worden, weiss ich nicht. — Ferner steht noch im Index:
Christliches Glaubensbekenntniss des Pfarrers Henhöfer von Muhl-
hausen (nach seiner Excommunication, vor seinem Uebertritt zur
evangelischen Kirche 1823 veröffentlicht; R.-E. 5, 777), verb. 1824.
— Merkwürdig ist, dass Wegscheiders Institutiones theol. christ
dogmaticae, ed. VI., 1829, mit denen sich Perrone so viel zu schaffen
macht, nicht verb. sind, ebensowenig irgend eine andere der vieleD
Deutscbe, englische und französische Schriften. 1025
Schriften, über welche Perrone Wegscheiders Bemerkungen abge-
schrieben ^).
Von englischen Schriften stehen im Index: Rieh. Bnrgess,
Lectnres on the insufficiency of nnreyealed religion . . • , 1833,
verb. 1833; Fred. Denison Maurice, Theological Essays 1854, verb.
1854 (im Index steht: Denison, Mauric. Theol. Essays by Fre-
derick); W. Stroud, The physical canse of the death of Christ,
1871, znerst 1847 erschienen^), verb. von der Inq. 1878 mit praed.
ex reg. Ind. Trid. — Es mögen hier gleich einige Bücher über
Italien erwähnt werden, da sie ja doch wegen polemischer Bemer-
kungen verb. sind: L'Italie par Lady Morgan, verb. 1822, —
wahrscheinlich ist die Originalausgabe, Italy by L. M., 1821, 2 vol.,
gemeint*); — Rome in the 19. Century (von Miss E. A. Waldie,
der spätem Mrs. Eaton, 1820; 6. Ed. 1860), verb. 1826; Rev. John
James Biunt, Yestiges of ancient manners and customs discoverable
in modern Italy and Sicily, 1823*), verb. 1827. John Poynder's
Popery in alliance with heathenism, 1835, wogegen Wiseman 1835
die Letters to J. P. Esq. (abgedr. in den Essays 1, 245) schrieb,
steht nicht im Index. A pilgrimage to Rome by the Rev. Hobart
Seymour, 1851, verb. 1851, steht unter Pilgrimage, aber bei
Hobart und bei Seymoar wird dahin verwiesen.
Aus Frankreich kam im 19. Jahrh. zuerst in den Index: Lettre
d'ou Protestant k un catholique romain, en r^ponse aux solicitations
qae ce demier lui avait faites pour changer la religion, verb. 1827.
Dann folgten einige Broschüren von protestantisch gewordenen Abb 6s :
Mes adieux a Rome. Lettre de Tabbe Ed. Bruitte, ex-cur6 de La
Chapelle et Prof. de philos., Chev. de la Legion d'honneur, et main-
tenant chr^tien non romain, k M. Guyard, grand-vic. de Mgr. de
Trelissac, Ev. de Montauban (4. Ed. 1844. 64 S.), und Le Pape et
TEvangile, ou encore des adieux k Rome, par J.-J. Maurette,
pretre demissionaire, ancien cur6 de Serres, 1844, 88 S., beide 1845
verb. Letztere Schrift wurde anch in Paris wegen Verspottung der
kath. Religion u. s. w. verb. (Drujon 296); der Verfasser unter-
warf sich 1847 wieder seinem Bischof (von Pamiers). Bei ersterer
Schrift steht im Index quoc. idiomate. Sie ist nicht übersetzt; da-
. 1) Lucius Sinccrus, Perronius vapulans, Col. 1840, p« 45. In der
Entgegnung auf diese Schrift, Esame d'una diatriba oontro il R. P. Per-
rone Bcritta da un Pseudo Lucio ISinccro, voro Ermesiano, Rom 1840,
p. 41 wird versichert, die Römischen Gelehrten kannten die Schriften der
beiden Rosenmüller, von Kuinoel, Semler, Maurer, Zeitsche (sie), Fritzschc,
Swedenborg, Hestengberg (sie) u. a. sehr wohl und man könne sie bei
Perrone alle finden.
2) J. Langen, Die letzten Lebenstage Jesu 8. 210. 847.
3) Wiseman schrieb Remarks on Lady Morgan's statements regar-
ding St. Peter's Chair (abgedr. in seinen Essays 8, 297), worauf Lady
Morgan mit einer Lettre to Dr. Wiseman antwortete, die 4 Auflagen
erlebte.
4) Deutsch: Ursprung religiöser Ceremonien und Gebrauche der
romisch-kath. Kirche, besonders in Italien und Sicilien, 1826.
1026 Protestantisch-theologische Schriften.
gegen gibt es von der zweiten eine deutsche XJebersetzung (Der Papst
und das £vangelium oder noch ein Lebewohl an Rom, 1845). Ad-
dio al Papa di Gian Giacomo Maurette, curato di Serra (Arriege).
Traduzione dal francese, verb. 1852, ist wohl üebersetzung einer
andern Schrift, deren Original nicht im Index steht: Adieax an
Pape ou motifs de Separation de l'Egl. rom., 1845. Üeber eine
vierte derartige Schrift von einem Abb6 Trivier zu Dijon, der 1845
Protestant wurde, s. o. S. 1023. — Napoleon de Ronssel, Pastenr
de l'Egl. rif. de St. Etienne, der mehr als 30 polemische Scbriftchen
herausgegeben, steht nicht im Index. Drei seiner Schriftchen, La
religion d*argent, 1839 u. o., 16 S. 16., Rome Qt Compagnie, Les
Papes peints par eux-mSmes, stehen in dem Index des Bischofs von
LuQon und wurden 1851 auch gerichtlich wegen Yerspottung der
kath. Religion verurtheilt ^). — Von Athanase Coquerel (f 1868)
wurde 1850 Le christianisme expMmental, 1847, 12., verb., keine
andere Schrift von ihm und seinem Sohne Ath.-Josui. — Nach
dem Verbote des Buches von Arohinard (S. 1023) kamen noch T. R.
Bugnoin, Catechisme de Tegl. du Seigneur, 3. Ed., Saint-Deniß
1862, und Emm. Marti g, Manuel dabist, religieuse a l'usage des
ecoles . . . Gen^ve 1877, mit opus praed. etc. 1862 bezw. 1878 in
den Index, üeber Reuss s. S. 853.
4. Von italienischen Uebersetzungen protestantisch-theologischer
Schriften stehen im Index ausser Mornay (S. 67) und Blasche: Tho-
mas Mac Crie, Istoria del progresso e dell' estinzione della riforma
in Italia nel secolo 16., trad. dair inglese (das Original zuerst 1827),
verb. 1836; Merle d'Aubign^, Storia della riforma del secolo 16.,
Losanna 1847 (französ. zuerst Paris 1835—47, 4 vol.), verb. 1852;
— diese beiden Schriften erwähnt Gregor XVI. in der Encyclica
von 1844, wo er darüber klagt, dass mit protestantischen Bibeln
pessimi alii libri libellique in Italien verbreitet würden^); — Süll'
evidenza del cristianesimo. Lezioni, Fir. 1850, eine üebersetzung
von Erzbischof Whately's Introductory Lessons on Christian evi-
dences mit berichtigenden Noten, welche Civ. 2, 3, 568 als sehr
gelehrt und katholisch bezeichnet werden (das Buch ist in viele
Sprachen übersetzt, 1846 von Juan Calderon ins Spanische, Pelayo
3, 671); Adolfe Monod, Lucilla ossia la lettura della bibbia, Lon-
dra 1852, verb. 1858 als opus praedamn. etc. (die üebersetzuDg
ist nach Civ. 2, 4, 658 von einem Waldenser in Turin). — 1825
wurde verb.: Novit 4 del papismo, comprovata colla ragione, la
scrittura ed il senso commune, ovvero discorso dirizzato ai fedeli
di ogni comunione, nel quäle dimostrasi di aver la religione pro-
testante esistito pria di Lutero e che sia quella stessa promulgata
1) Drujon p. 344. Civ. 1, 7, 522 wird unter anderen in Italien
verbreiteten protestantischen Schriften genannt: La prostituta di ^.
Roussel e S. Ferretti, Italia 1850.
2) Acta S. S. 9, 627. Thomas Mac Crie heisst hier Joannes Cric,
in den neuesten Indices Th. Maoerie.
Ä. Bianchi-Giovini. J. Leone a. a. Tractätohen. 1027
da Giisto e da' suoi apostoli. Dann folgte 1825 — 27 eine Reihe
von Traotätclien: Dialogo fra dne niarinari depo una tempesta;
Contadinella di S. . ., fatto storico dato in Ince da Legh Rich-
mond, parrooo di Tnrvey; La figlia del lattajo; Storia di Andrea
Dnnn, cattolico roniano irlandese^); Storia di Enriebetto e del suo
latore; M. Miller, Catechismo rigiiardante la natura della chiesa
cristiana. — Als 23. Juni 1836 verb. stehen im Index: Folia im-
pressa contra religionem catb. insidioee vnlgata^ qnoram titnli : Diffe-
renze principali tra la religione protestante e la cattolica romana
(folgen noch 6) aliaqne bis similia. — Später kamen auch - einige
Zeitschriften in den Index: L^lndicatore, giomale religiöse che
si stampa in Malta (Backer, 4, 418), verb. 1846; L'Eco di Savo-
narola, foglio mensile diretto da italiani cristiani, verb. 1847, von
Salvatore Ferretti unter Mitwirkung von Desanctis, Teodorico Ros-
setti u. a. 1847 — 54 zu London herausgegeben, dann eingegangen,
1856 wieder aufgenommen (Cantü 3, 576); La buona novella,
giornale religiöse, Torino 1851, A. I. (Cantü 3, 593), verb. 1851.
Die Rivista cristiana, Florenz 1873 ff., steht nicht im Index.
Von Aurelio Bianchi - Giovini, — so nannte er sich, nach-
dem er Protestant geworden; früher hiess er Angiolo Bianchi, geb.
1799, tl862 (Katb. 1869, 1, 184; s. o. S. 902), — wurde 1837
verb.: Biografia di Frk Paolo Sarpi, Brux. 1836,* 2 vol. 12., —
IM^: Note alla sna versione dal tedesco della Istoria critica della
chiesa greco-moderna e della chiesa rossa . . . di Ermanne Gius.
Schmitt . . . , also nur die Noten nicht die Uebersetzung, — 1846 :
Storia degli Ebrei e delle loro sette e dottrine religiöse durante il
secondo tempio; Esame critico degli atti e documenti relativ! alla
favola della papessa Giovanna ; Pontificato di S. Gregorio il Grande,
Milano 1844, — 1853: Critica degli evangeli, Zurigo (Turin) 1853,*
2 vol. 8., (s. 0. S. 1023); — endlich 1856: Storia dei papi, Capo-
lago e Torino [1850 — 1857, 10 vol.] mit opus praed. — Filippo
de Boni, von dem 1852 Del papato. Studii storici, Gapolago 1850
(Civ. 1, 10, 652), verb. wurde, war auch früher katholischer Geist-
licher, später Mitarbeiter des Mailänder Libero Pensiere, 1 1871. —
Roma empia ossia Paganesimo e Yolterianismo professati da papi
e da vescovi un secolo prima della riforma protestante, e predicati
dai pulpiti in tutta Italia ne^ secoli XYI. e XYII. Dissertazione cri-
tica fondata su testimonianze storiche e documenti tratti dal Yaticano
dair Abate Jacopo Leone, Torino 1856 (2. Ed., mit etwas ver-
äDdertem Titel, Milano 1862,* 478 S. 8.), wurde 1856 mit opus
praedamnatum ex reg. IL Ind. verb. ; der Abate wird also wohl
Protestant geworden sein. Zur Begründung seiner These fuhrt er
ausser den Kundgebungen des Unglaubens im 15. und 16. Jahrb.
Auszüge aus italienischen Predigten des 17. und 18. Jahrb. an.
1) Diese Geschichte steht auch in dem Yerzeichniss von Bpanischen
Traotätchen bei Pelayo 8, 666. 668. 796. Ueber französische Tractätohen
s. S. 902.
^
1028 Schriften über die morgenländisobe Kirche.
ferner Berruyer, de Prades ii. b. w., auch die Correspondenz Bene-
dicts XIV. und Querini's mit Voltaire und Passionei's mit Helvetius.
Fer. IV. 26. Jul. 1865 verbot die Inq. Roma papale descritta
in una serie di lettere con note da L. Desanctis, Fir. 1865*, 494 S.
8. (im Index heisst er L. de Santis). Die Briefe waren zuerst
1852 englisch im Kecord unter dem Titel Papism and Jesnitism
erschienen, dann in zwei Separatausgaben und in französischer und
deutscher Uebersetzung. Die oben verzeichnete Ausgabe ist vom
Verfasser umgearbeitet. Er erzählt in der Vorrede, er sei ein ge-
borener Homer, sei 22 Jahre Mitglied einer mit den Jesuiten Hirten
Congregation, 8 Jahre Pfarrer in Rom, auch Prof. der Theologie
und 10 Jahre Qualiücator der Inquisition gewesen. Keine andere
seiner zahlreichen Schriften ist verb., obschon schon 1850 die Civ. 1,
1, 242. 592 Saggio dommatico-storico sulla confessione und La tradi-
zione, 1850, recensirte, auch nicht die von ihm und Vinc. Albarella
d'Afflitto herausgegebenen Principii di fede e disciplina, estratti
dalla parola di Dio per servire di base alla chiesa evangelica di
Torino (Cant^i 4, 574). Von Albarella wurde 1854 verb.: Gia*
navele ovvero i Valdesi di Piemonte, storia del secolo 17., Tor.
1853. — Maria al cuore delV Italiano. Manifestazioni di un ere-
mita deir Appennino per servire di seguito alle , Glorie di Maria
scritte da Alfonso di Liguori, Fir. 1880, verb. 1880 als opus praed.
etc., scheint also von einem Protestanten zu sein.
Adolfo de Castro, Historia de los protestantes espaftoles, 1851,
die von den Quäkern Luis de Usoz y Rio (f 1865) und B. WifTen
herausgegebenen Reformistas antiguos espafioles, 1848—65, 20 vol.,
die Schriften von Josä Maria Blanco (White, t 1841) u. a. stehen
nicht im Index ^).
102. Schriften über die morgenläiidische Kirche.
Die Orientalen sind, wie frliher (S. 145), so auch in den
letzten hundert Jahren von der Index-Congregation sehr stief-
mütterlich behandelt worden. Es stehen nur wenige, meist un-
bedeutende Schriften im Index. Dass darunter einige polnisch
geschriebene sind, findet seine Erklärung darin, dass ein Pole,
Peter Semenenko aus der Congregation der Resurrectionisten,
1) Pelayo 3, 547. 675. Auch von den Schriften über Manuel Mata-
raoros (1863), wovon Pelayo 3, 682 ausführlich handelt, hat man in Rom
keine Notiz geuommeu. Manuel Mendoza y Rios, Gesch. meines segens-
vollen Üebertritts zur evangcl. Kirche, aus der Span. Handschr. v. Fr.
Hebenstreit, 1819, scheint nur in Deutschland Aufsehen erregt zu haben
und von Hebenstreit fabricirt zu sein. Mastiaux, Lit.-Ztg. 1620, 81.
Le Brei. D. Tolstoy. J. Pociej u. a. 1029
ComvUior der Index- Congregation ist. Am stärksten sind die
nnirten Armenier im Index vertreten. Die von PiusIX. in der
Bnlle Reversurus vom 12. Juli 1867 decretirte Umgestaltung
ihrer kirchliehen Verfassung hatte ein förmliches Schisma zur
Folge 1), nnd drei 1872—73 in Rom selbst gedruckte Schrifteü
von Ormanian gegen die Bulle und eine von Casangian wurden
Terboten. — Ausser dem Werke von A. Pichler über die kirch-
liehe Trennung zwischen Orient nnd Occident (§ 113) und dem
von Guett^e (§ 111) ist noch eins von einem englischen Katho-
liken, £. S. Ffoulkes, in den Index gekommen.
1. 1770 wurden verb. Acta ecolesiae graeoae annonim 1762
et 1763, 8. de schismate receDtissimo in eccl. graeca subnato com-
mentarius Jo. Fr. Le Bret, 1764. — Im 19. Jahrb. sind ausser
dem Buche von Colonna (S. 1015) noch folgende mir unbekannte
verb.: *Ö ßlog '/mI fj (.lUQWQia rov aylov ^Iwawov rot ßunxiaiov (steht
unter 0) und Tlifaxsg naidaywytxot eig XQ^oiv twv äXXjiXoSiduxu-
xwv oyoXsluyv xov *Ioviy,ov xydjovgj beide 1825 verb.
Die russische Kirche ist im Index nur vertreten durch Le
catholicisme romain en Russie; etudes historiques par Dmitry Tol-
stoy, 1864, 1866 verb. mit opus praedamnatum ex reg. II. Ind. (so
dass also schon vor 1870 die Bussen als Haeretiker angesehen
wurden; das Buch steht im Index unter Dmitry), imd La chiesa
cattolica romana e la chiesa p^reco-russa ortodossa ed in che diffe-
riscano fra loro, Fir. 1869, von der Inq. verb. 1871. — Die Werke
des Erzbischofs Theopb. Procopowicz (f 1736), Christ, orthodoxa
theologia, 1773 — 75, Tractatus de processione Spiritus s., 1772
u. s. w. (N. Bibl. Frib. 2, 2, 123), stehen nicht im Index, auch
nicht mehrere in der Civ. 2, 5, 167; 2, 6, 423 kritisirte Schriften,
nicht einmal die 1874 in Eom selbst erschienene Schrift La chiesa
romana ne* suoi rapporti colle altre chiese cristiane e con tutto 11
genere umano. Memorie di Audio Wostokoff, trad. dal russo (Civ.
9, 7, 190).
1857 wurde mit d. c. ein polnisches Buch von einem ruthe-
nischen (griechisch-unirten) Priester Joh. Pociej (1800 — 63, ge-
storben als Eector des Seminars und Kanzler des Domcapitels zu
Cbelm) verb., welches 1852 mit Approbation des Administrators
von Chelm zu Warschau gedruckt war: 0 Jezusie Chrystusie . . .
(Ueber Jesus Christus, wie auch über die ersten Christen und ihre
1) Die Bullo Acta S. S. 3, 386, andere Actenstücke ib. 3, 337 ; 5,
444.572; 6,273; 7, 225. Vgl. Deutscher Merkur 1872, 407; 1873, 130. Th.
Lit.-Bl. 1878, 633. Der 1866 eingesetzte Patriarch Hassun wurde 1872
von Constantinopel vertrieben ; 1879 unterwarfen sich der Gegen-Patriarcb
Kapellan und die meisten seiner Anhänger. Hassun wurde 1880 Cardinal,
t 1883.
J
1030 Schriften über die morgenlandische Kirohe.
BethäuBer, 496 S. 8.). Der oben erwähnte Semenenko Hess 1653
zu Posen eine Broschüre dagegen drucken, worin er Pociej vorwarf,
dass er zu sehr zu Gunsten der schismatischen Griechen geschrieben ^).
Er hat ohne Zweifel ausser diesem Buche auch 1858 das polnisch
geschriebene Buch des Warschauer Professors AI. Maciejowski
(1793—1873) über die Slowenen in den Index gebracht: Historya
prawodawstw Slowianskic (Historia legislationum Slovenicamm).
Warschau 1834 — 39, nebst einem Anhange: Patmietniki . . . (Mo-
numenta ad historiam, literaturam et legislationem Slovenorum),
Petersb. 1889, 2 yol. Eine Schrift von ihm, die ins Französische
übersetzt ist, Essai bist, sur l'^gl. chrät. primitive des deux rites
chez les Slaves . . . trad. par L. F. de Sauv6, Berlin 1846 (Pichler
2, 319), steht nicht im Index.
2. Die 1810 zu Beirut mit Approbation des päpstlichen Dele-
gaten Aioys Gandolii arabisch gedruckten Acten einer 1810 indem
Kloster Earkaph in der Diöcese Beirut gehaltenen Synode der
Melchiten wurden durch ein Breve Gregors XVI. vom 10. Sept.
1835 (Bull. cont. 20, 27) verdammt. In dem Breve wird gesagt:
die Acten seien nach einer von dem erwählten Patriarchen der Mel-
chiten, Mazimus Mazlum, als treu anerkannten italienischen Ueber-
setzung von der Congregation für die Correctur der Bücher der
morgenländischen Kirche geprüft worden und würden verdammt,
weil sie einige Sätze der Synode von Pistoja wörtlich oder dem
Sinne nach enthielten, anderes, was nach Bajanismus und Jansenis-
mus schmecke, eine Lehre über den Ablass, die schon bei Luther
und der Synode von Pistoja verdammt sei, eine Beschränkung der
Appellationen an den h. Stuhl u. s. w. Der Patriarch Ag^b Matar,
unter dessen Vorsitz die Synode gehalten wurde, hatte diese An-
schauungen durch den päpstlichen Visitator im Libanon, Germano
Adami, Erzbischof von Hierapolis, kennen gelernt, der früher in
Toscana gelebt und mit dem Bischof Ricci verkehrt hatte ^). Die
Acten stehen nicht im Index, auch nicht der Catechismus und andere
Schriften von Adami, welche Pius VII. 1816 und 1822 in Brcven
an die melchitischen Bischöfe bei Strafe der Excommunication ver-
boten hatte. Der Index ist aber 1875 mit einem arabisch geschrie-
benen, 1874 zu Beirut gedruckten Buche bereichert worden, welches
wahrscheinlich in Europa nicht manchem zugänglich ist. Als Ver-
fasser wird Aloysius Sabungi Syrus angegeben, und die dem (natür-
lich sehr incorrect abgedruckten) arabischen Titel beigefügte Ueber-
setzung lautet: Interpretatio doctorum Chorepiscopi Josephi David
et Rev. Josephi Debs auctoris libri cui titulus: Spiritus confutationis.
3. In den Jahren 1783 — 87 erschien in Italien eine Reihe
von Streitschriften über die armenische Kirche, speciell über die
Frage, inwieweit eine Communio in sacris zwischen den unirten und
den schismatischen Armeniern zulässig sei, von dem armenischen
1) Mittheilung des Bibliothekars Estreicher zu Krakaa.
2) Rheinwald, Acta hist.-eccl. 1885, 19. Coli. Lac. 2, 549.
G. Cappelletti. M. Ormanian. PL Gasangian. 1031
Banqaier Harchese de Serpos (die von ihm heraoBgegebenen Schriften
Boll der Ex-Jesait Jos. Marinovich ans Dalmatien, 1741 — 1801, ver-
fasst haben), F. M. del Mare, Gr. D. Stratico u. a.^). £& ist aber
keine dieser Schriften in den Index gekommen. — 1853 wurden
gleichzeitig verb.: II Meohitarista di S. Lazzaro di Yenezia.
Osservazioni critiche sopra l'opuscalo : Memoria diretta a sviluppare
i motivi delle imputazioni che si reprodncono a carico della con-
gregazione de' monaci armeni Meohitaristi, und Contro ranonimo
aatore del libello intit. II Mech. di Yenezia, breve risposta nella
Bua apeeialitä del Freie Yeneziano öius. Cappelletti (von ihm
wird also auch die Memoria sein), mit dem Zusätze: Damnatur
utmmque opus ut libellus famosus. Die Schriften werden mit dem
Streite zusammenhangen, über den Fichler 2, 487 beriehtet: 1846
gründete der Mechitarist Minassian eine „nationale GesellBchaft,^^
deren Zweck die Yereinigung der religiös so scharf geschiedenen
Armenier zu einer politischen Nation war. Die ganze armenische
Jugend, namentlich solche, die im Auslande studirt hatten» ergriffen
mit Begeisterung diesen Gedanken. Der Frimas Hassun weigerte
sich aber» die Statuten zu genehmigen, and die Propaganda bestä-
tigte 28. Mai 1850 sein Yerwerfungsurtheil und gab als Haupt-
grund die Gefahren an, welche hieraus dem geistlichen Wohle der
Armenier erwachsen könnten. Der Yerein constituirte sich aber
trotzdem und die Mechitaristen zu Yenedig begünstigten das Werk
wenigstens heimlich. Dadurch zogen sie sich den Hass der Rö-
mischen Geistlichen zu und es entstand ein heftiger Schriftenwechsel,
woraus ersichtlich ist, dass letztere und mit ihnen die Wiener Me-
chitaristen und die Antonianer im Libanon die Frage über die £r-
laubtheit der Gemeinschaft des Gottesdienstes zwischen unirten und
schismatischen Armeniern, welche Clemens XI. 1719 für die Türkei
auf die Yorstellung Mechitars bejahend entschieden hatte, wieder
verneinten.
Die Schriften gegen die Bulle Reyersurus wurden von der Inq.
verb.) zuerst zwei von F. Malachia Ormanian, Frocurator der
Armenier in Rom: Les droits civiles et la libert^ religieuse des
catholiques d'Orient, Rom 1872, und II Reversurus ovverö la Tur-
chia ed il Fapato. Studi giuridioi, estratti dalla Rivista giuridioa
Anno II, fasc. 1. e 2., Rom 1872, verb. 1872, dann eine von Fla-
ciduB Gasangian, Erzbischof von Antiochia, Generalabt der Anto-
nianer und Yicar des Fatriarchen von Cilicien, Risposta finale degli
Orientali agli occidentali 1872, verb. 1873, zuletzt eine Yerthei-
digung dieser Schrift (gegen die Broschüre: Reponse k la brochure
intit. „Demi^re reponse des Orientaux aux Occidentaux," Constp.
l) Hurter 3, 628. Üeber die Schriften wird in den Florentiner Novelle
letterarie 1766 — 87 berichtet. Die umfangreichste ist: Compendio storioo
di memorie oronologiohe ooncernenti la religione e la morale della naisione
Armena suddita dell* Impero Ottomano. Opera . . . presentata alla S.
Congr. di Propaganda dal Marchese de Serpos, Yen. 1786, 8 vol. 8.
10S2 Schriften über die morgenländisohe Kirche.
1873, 50 S. 4.; Civ. 8, 11, 57) von Ormanian, Le Vatican et las
Armeniens, Rom 1873, 307 S. 8., verb. 1874. — CasangiaTi nahm
als Erzbiechof von Antioohia an dem Yatioan Ischen Concil Theil,
— in der letzten Schrift ist eine von ihm 21. Jan. 1870 gehaltene
Rede abgedruckt, — wurde aber im April von Pius IX., weil er
sich einer Visitation des Klosters in Rom widersetzte, seines Amtes
als Generalabt der Antonianer entsetzt und zu Exercitien vemrtheilt
und floh nach Galata^). In dem Decrete der Inq. von 1873 ist
seinem Namen beigefügt: qui sibi injuria usnrpat titulum Archiepis-
copi Armeni cath. Antiochiae et Abbatis gen. ordinis Antoniani. In
einem Decrete der Index-Congr. vom 20. Juni 1881 wird gemeldet:
Auetor laud. etc.
4. lieber das Verbot der italienischen üebersetzung von Herrn.
Jos. Schmitt, Kritische Gesch. der nengrieoh. und russischen Kirche,
Mainz 1840, s. o. S. 1027. Am 14. Dec. 1868 wurde verb. Edmund
S. Ffoulkes (im Index heisst er Foulkes F.), Christendoms divi-
sions, being a philosophical sketch of the divisions of the Christian
family in East and West, Lond. 1865. 67, 2 vol., am 22. März
1869 The Chnrch's Creed or the Crown's Creed. A letter to . . .
Archb. Manning, 1868. Nicht verb. ist The Roman Index and its
late proceedings. A second letter to . . . Archb. Manning, 1869,
worin über die mündlichen und brieflichen Verhandlungen zwischen
Ff. und dem Erzbischof vom Nov. 1867 bis Sept. 1869 berichtet
wird. Das Buch von Ff» wurde von Katholiken in England scharf
getadelt, — namentlich der 2. Theil: Greeks and Latins, being a
füll and connected history of their dissensions and overtures for
peace down to the Reformation, — auch von Manning missbilligt,
aber, wie es scheint, nicht von diesem in Rom denuncirt. Die Bro-
schüre, in welcher Ff. seine Ansicht über das Filioque vertheidigt,
— weil es hauptsächlich durch den Einfluss des Gothenkönigs Rec-
cared und Carls des Grossen in das lateinische Symbolum gekommen,
nennt er dieses the Crown 's Creed, — erklärte Manning für ketze-
risch. Sich dem Urtheil der Index-Congr. zu unterwerfen, die ihm
übrigens ihr Decret weder vor noch nach der Poblication mittheilte,
lehnte Fif. von vornherein ab ; mit einer Erklärung, die er zu unter-
zeichnen bereit war, erklärte sich der Erzbischof zufrieden, schickte
sie aber nach Rom und von dort wurde eine einfache Unterwerfung
verlangt. Da Ff. diese verweigerte, erklärte ihm der Erzhiscbof,
er werde nicht mehr zu den Sacramenten zugelassen werden^).
1) Quirinuß S. 331. Die amtlichen Actenstücke Acta S. S. 5, 600.
Pius IX. berief sich bei der Absetzung Casangiaus darauf, die Ordensregel,
dass der Generalabt für 3 Jahre gewählt werden solle, sei ohne päpstliche
Genehmigung dahin geändert worden, dass er lebenslänglich fungirea solle;
nach Ablauf von 8 Jahren sei also Casangian nur noch ex pontificia in-
dulgentia et ad nutum Sedis Apost. im Arato gewesen.
2) Ffoulkes ist zur englischen Kirche zurückgekehrt, von der er
1855 zur römisch-kath. übergetreten (er war Fellow und Tutor im Jesu«»
College zu Oxford). Gegen ihn schrieben n. a. der Jesuit Bottalla, der
Philos. und naturwiss. Schriflen. " 1033
Ein Bach eines eifrig römiscli-katholiscben Theologen, Die Epi-
kiesis der griechischen und orientalischen Liturgieen und der
römische Consecrationskanon, von Dr. L. A. Hoppe, Regens des
Seminars zu Braunsberg, 1864 (Th. Lit.-Bl. 1866, 318), wurde in
Rom in Folge einer Denunciation in Untersuchung genommen. Man
liess aber Grnade für Recht ergehen: das Buch wurde nioht verb.,
aber Hoppe veröffentlichte im Katholiken, in' welchem 1866, 2, 526
Scheeben sein Buch sehr gelobt hatte, 1869, 1, 383 eine Erklärung,
in welcher er, — die ohne Zweifel von Rom ihm zugegangene
Weisung nicht erwähnend, — die wesentlichen Punkte seiner An-
flicht zurücknahm und namentlich versicherte, er halte mit voller
katholischer Entschiedenheit unverbrüchlich fest, dass die Consecra-
tion ganz allein durch die Stiftungsworte Christi geschehe, wie denn
aueh die entgegengesetzte Behauptung Pius YII. in dem Breve vom
8. Mai 1822 verworfen habe.
103. Philosophische and natnrwissensehaftiiche
Schriften.
1817 wurde eine schon 1801 erschienene französische Schrift
über Kant von Ch. de Villers verboten, 1821 eine eben er-
schienene italienische Uebersetzung der Kritik der reinen Ver-
nanft^X ^^^^ bezw. 1828 eine französische und eine italienische
Uebersetzung von Buhle's Geschichte der nenem Philosophie
(1800—1805), von Tennemanns Grundriss der Geschichte der
Philosophie (zuerst 1812) 1845 eine 1837 erschienene italienische
Uebersetzung (von B. Poli, mit Zusätzen), aber mit quocunque
idiomate, von Schweglers Geschichte der Philosophie im Umriss
(1848 u. o.) 1865 eine polnische Uebersetzung. Sonst ist die
deutsche Philosophie, abgesehen von Gttnther,Frohschammer, Huber
und Oisehinger, nur durch ein Buch von Carriere und einige un-
bedeutende Sachen vertreten, die Naturwissenschaft durch eine
italienische Uebersetzung der Physiologie von Burdach. — Von
Jeremy Bentham steht eine Reihe von Schriften im Index, femer
noch Sichard Whately's Elements of logic, zuerst 1827, verboten
Oratorianer Ryder und Dr. Ward (in der Dublin Review). Er hat später
noch geschrieben: Is the Western Church under an anathema? 1869.
1) Sie ist von dem Mediciner Vincenzo Mantovani (1773-— 1832;
Tipaldo 6, 193) und erschien zu Pavia 1821—23 in 3 Bänden, wurde also
verb., ehe sie vollendet war.
1084 Phitos. und naturwiss. Schriften.
1851, nachdem 1850 die 9. Auflage ersehienen war, und ein
Buch von John Stuart Mill. Von der 1794 erschienenen Zoonomie
von Erasmus Darwin wurde 1817 eine italienische Uebersetzung
verboten. Seinen Enkel Charles Darwin und dessen Anhänger
kennt der Index nicht. Ein Buch des Americaners Draper wurde
1870 zunächst in einer spanischen Uebersetzung verboten. Auch
einige spanische Originalwerke stehen im Index, zwei von dem
Hauptvertreter der Krause'sehen Philosophie in Spanien, Julian
Sanz del Rio, auch einige Schriften ven Anhängern dieser Phi-
losophie an der Brttsseler Universität, Ahrens u. a. — Die fran-
zösische Philosophie ist stärker im Index vertreten. Von dem
Marquis de Condorcet, dessen Oeuvres 1804 in 21 Bänden er-
schienen waren, wurde 1827 Esquisse d*un tableau historique
des progres de Tesprit humain; ouvrage posthume, 1795, ver-
boten, der 1769 — 73 erschienene Cours d'^tude des Abb6 de
Gondillac sogar erst 1836. In den ersten Jahrzehnten wurden
ausserdem je ein Buch von Cabanis und Destutt de Tracy und
mehrere naturwissenschaftliche Werke verboten, später je eins
von A. Comte und V. Cousin, — das Verbot weiterer Schriften
von diesem unterblieb in Folge eines devoten Schreibens an
Pins IX. und der Verwendung hochgestellter geistlicher Freunde,
— und mehrere von Vacherot, Lerrainier und einigen anderen. —
Von den italienischen Philosophen (tlber Bosmini und Gioberti
s. § 115) stehen mit sämmtlichen Werken im Index A. Vera,
B. Spaventa und 6. Ferrari, mit vielen Terenzio Mamiani und
P. Siciliani, mit mehreren Ausonio Franchi, L. Stefanoni, R Ardigö
u. a., mit je einem L. Ferri, L. Settembrini u. a. Wenn auch
die Zahl der italienischen philosophischen Schriften im Index
verhältnissmässig am grössten ist, so ist es doch immer nur
noch ein geringer Bruchtheil von denjenigen, die man hätte ver-
bieten können^), und Grundsätze, nach welchen die Auswahl
getroffen worden, sind nicht zu Erkennen.
1. Von dem Lothringer Charles de Villers, der seit 1792 in
Deutschland lebte und 1815 zu Göttingen starb ^), wurden 1817
1) Vgl. A. Morgott, Studien über die italienische Philosophie der
Gegenwart, Katholik 1868—1874. K. Hillebrand, Italia 2, 9.
2) Briefe aus dem handschriftlichen Nachlasse des Ch. de Villo^
herausg. von M. Isler, Hamb. 1879. Nippold, £inl. in die Kirchengescb.
S. 362. 603.
Ch. de Villen. J. G. Buhle. J. B. Gräser a. a. J. Bentham. 1085
zwei Sohriften verb. : Philosophie de Kant, on principes fondamentanx
dela Philosophie transcendentale, Metz 1801, 2 vol., und Essai sur
l'esprit et i'inflaence de la refonnation de Luther, 2. Ed., Paris
1811. Letzteres Buch ist die Bearbeitung einer von dem Institut
de France aasgeschriebenen Preisfrage, zuerst 1803, dann wieder-
holt gedruckt, auch in drei deutschen Uebersetzungeu (u. a. von
K. F. Gramer mit Vorr. und Beilagen von Henke, 1805), zwei eng-
lischen und einer holländischen, von F. v. Eerz, Heber den G-eist
und die Folgen der Reformation . . . Beitenstttck der Preisschrift
des VillerSy 1810, bekämpft. In Spanien wurde der Essai schon
1806 strenge verb., mit der Motivirung: er sei voll von Schmähungen
gegen die kath. Religion und enthalte irrige, ketzerische, gottlose
und die infame Secte Luthers begünstigende Sätze. Noch in demselben
Jahre wurde auch Discours qui a eu la mention honorable sur cette
question . . . par M. Leuliette, Paris 1804, verb. als ein revolu-
tionäres, irreligiöses, ketzerisches, gottloses, für die Religion und
den Staat schädliches Product.
Hinter Jean Gottlieb Buhle, Histoire de la philosophie moderne
. . . trad. par A. J. L. Jourdan, ti vol., verb, 1820, steht, als ob
das ein anderer Autor wäre, G. Amadeo Buhle, Storia della filosofia
moderna, verb. 1828. — Unter C. F. Burdach steht: Trattato di
fisiologia considerata quäle scienza di osservazione, con ginnte de*
professori Baer, Meyen . . ., voltata dal tedesco in francese da
A. G. L. Jourdan, prima traduzione italiana per cura di M. G.Levi,
verb. 1851. Louis Büchner, dessen Schriften doch auch ins Italie-
nische übersetzt sind, steht nicht im Index. — Schwegler steht
im Index als Schwgler hinter Schwenckfeld. Die polnische lieber-
Setzung seiner Geschichte der Philosophie ist nach der 4. Auflage
angefertigt und mit einem Anhange über die Philosophie in Polen
von A. E. E. zu Warschau 1863 erschienen. Man hätte, wie bei
L. Sterne beifügen können: Opus germanice editum, sed tan tum in
polonica versione ad S. Congr. relatnm (wohl von Semenenko, S. 1028).
Von Ed. Zell er ist nur (1877) verb. La Inende de St Pierre,
Premier ^veque de Rome, tradnit par Alfred Marchand, aber mit
quocunque idiomate. — 1838 wurden fünf pädagogische Schriften
von J. B. Gras er verb. (in den neuesten Indices heisst er Grasser),
wohl weniger wegen ihres Inhalts, als wegen des Verfassers, der
katholischer Priester, kurze Zeit Professor der Theologie in Landshut,
dann baierischer Schulrath war, sich aber verheirathet hatte, f 1841
(A. D. B. 9, 584). — Von M. Carriere wurden Religiöse Reden
und Betrachtungen für das deutsohe Volk, 2. Aufl. 1856, 1857 verb.
(§ 113). Sonst stehen noch im Index: Dr. Thürmer, Die Filosofie
ohne Schleier, Wien 1854, verb. 1854; Lehrbuch der Psychologie
von Dr. Friedr. Dittes, Director des Pädagogiums in Wien, 1876,
verb. 1879 mit Opus praedamnatum ex reg. 2. Ind. Trid. (es
handelt doch nicht ex professo de religione); Der Vernnnftstaat nach
seinen Rechten und Pflichten, von Fr. Gaspar, Luxemb. 1883, 226 S.
B., verb. 1884 (bald darauf Auetor land. etc.).
2. Von Jeremy Benthams (1748 — \f^S2) zahlreichen Schriften
1
1036 Philos. und natorwiss. Sobriften.
stehen im Index : Trattato di legislazione civile e penale. Tradnzione
dal francese di Michele Azzariti, verb. 1819 (das französ. Original
war 1802 erscbienen); Essai sur la Situation politique d'Espagne
etc. (1821), verb. 1826; Teoria delle prove giudizinrie (französisch
1823), verb. 1828; Deontologie ou science de la morale; onvr.
posthume (1833), verb. 1835, — von J. Stuart Mill Principles
of political economy with some of their applications to social philo-
sopby, 1848, 3 vol., 4. Ed. 1854, verb. 1856. Das Werk von
Erasmus Darwin ist als Zoonomia ovvero leggi della vita organica,
con agginnte zu Mailand 1803 ff. in 6 Bänden erschienen. Von
John William Drapers (f ]«882) History of the conflicts between
religion and science, 1874, 2 vol., erschien 1876 zu Madrid eine
Uebersetzung von Augusto T. Arcimis (Pelayo 3, 804. 823). Sie
wurde noch in demselben Jahre verb., aber mit quocunque idiomate.
Civ. 10, 1, 142; 2, 288 wird eine italienische Uebersetzung von
Sola (1876) ausführlich kritisirt, um das Verbot zu rechtfertigen^).
Von Julian Sanz del Rio stehen im Index: Ideal de la huma-
nidad para la vida, con introduccion y comentarios, Madrid 1860,
verb. 1865, und Gartas ineditas, publicadas por D. Manuel de la
Revilla, Madrid s. a. (1875), 109 S. 8., verb. 1876^), von Jose del
Perojo, einem Schüler Kuno Fischers, . Ensayos sobre el movimiento
intelectual en Alamania, 1. Serie, Madrid s. a. (1875), verb. 1877,
ein Duodezbändchen über Kant, Heine, Schopenhauer u. s. w.
3. Seit 1841 wurde eine Reihe von Schriften von Professoren
der Brüsseler Universität, Anhängern der Krause'schen Philosophie,
verb., zuerst 1841 Cours de philosophie d'histoire, fait publique-
ment k TUniv. de Brnxelles par Jean-Jacques Altmeyer, 1840,
— und Annuaire de la soci^te des etudiants de TUniv. libre de
Bruxelles (steht irrthümlich im Index auch unter Altmeyer), — dann
1842 von demselben Introduction a Tätude philos. de Thumanit«
1837, und von Henri Ahrens (f 1874) Cours de droit natorel on
de Philosophie du droit, fait d'apris Tetat actuel de cette science en
Allemagne, zuerst 1838, 6. Ed. 1868 (das einzige Buch von ihm,
welches im Index steht), — 1845 von Guill. Tiberghien Essai
theorique et bist, sur la g^neration des connaissances humaines dans
ses rapports avec la morale, la politique et la religion (Memoire
couronni par le jury du concours universitaire), 1844. Erst 1880
kamen weitere Schriften von ihm in den Index: Elements de morale
universelle a Tusage des 6coles laiques, 1879, und Les oommande-
ments de l'humaniti ou la vie morale sous forme de cat^chisme po-
1) Das Buch (s. Zöckler, G^sch. der Beziehungen zw. Tbeol. und
Naturwiss. 2, 595) scheint in Italien und Spanien Aufsehen erregt zu haben.
In Madrid erschienen 1881 zwei Widerlegungen, von Orti y Lara und
Miguel Mir S. J., in Italien eine von Salv. di Bartolo 1881 in 2. Aafl.
Kath. Vierteljahrschr. 18» l, 721. 729.
2) Pelayo, 3, 715. 799, wo auch die Analisis del pensamiento ra-
cional, Madrid 1877, 446 S., und andere Schriften von Sanz und anderen
Krauseanern, die nicht im Index stehen, besprochen werden.
J. St. Mill. H. Ahrens. Condillac. Condorcet u. a. 1037
pnlaire, von diesem auch eine 1879 zn Poebla erBcbienene spanisclie
üebersetzung von Gharcia Moreno, beide mit opera praedamn. ex reg.
II. Ind. und qnoc. idiomate, — dann 1881: Enseignement et pbiio-
flopbie. Mission de la pbilos. k notre äpoqne. Doctrine de Krause. Le
positiyisme et la m^tbode d'observation. La tb^ologie et l'origine
dalangage etc., Brux. 1873, nnd Psychologie ^l^mentaire, 1879. —
1857 wnrde aucb ein Bncb der Grenter Studenten verb.: Noord
en Znid. Akademisobe mengelingen uitgegeven door bet taal-min-
nend stndenten-genootscbap . . te Gent met de medewerking yan
stadenten aan de verschillige bollandscbe en belgiscbe boogescbolen.
— Von den zablreicben Schriften des Genter Professors Frangois
Lanrent stehen im Index nur Hist. da droit des gens et des rela-
tions internationales yerb. 1852, und Etudes sur Tbist. de Tbu-
manit^, verb. 1856. Unter diesen Gesammttiteln hat er allerdings
eine Beihe von Bänden herausgegeben, aber die meisten erst nach
1852 bezw. 1856 1).
4. Cours d'^tude pour Vinstruction du Prince de Parme, au-
jourdhui S. A. R. l'Infant D. Ferdinand, Duc de Parme, Plaisanoe
etc., par M. Tabbe de Condillac, — er war ein Neffe des Card,
de Tencin, t 1780, — behandelt in 13 Bänden Moral, Politik, Ge-
schichte, Philosophie u. s. w., die Philosophie nach Lockens An-
sichten, die Geschichte im anticurialistischen Sinne. Das Werk wurde
1769 — 73 zu Parma gedruckt, wegen einiger dem spanischen Hofe
missfälligen Stellen unterdrückt, nach einem vor der Confiscation
geretteten Exemplare in Zweibrücken nachgedruckt und dann auch
die Originalansgabe mit Cartons und dem falschen Druckort Deux-
Ponts freigegeben. In Spanien wurden 1789 von den 12 Bänden
der Genfer Ausgabe von 1780 die 6 ersten erlaubt, die 6 anderen
strenge verb. Condillacs Oeuvres erschienen 1798 in 23, 1803 in
31 Bänden. In Spanien wurden 1804 von der erstem Ausgabe
vol. 12. 15 — 21 verb. — Yon Condorcet steht auch im span.
Index nur dieEsquisse, aber als 1797 strenge verb. Sie wurde 1795
auf den Antrag Daunou's auf Kosten des Convents in 3000 Exem-
plaren gedruckt; 1817 — 24 erschienen 4 Ausgaben (§108). — Nicht
ganz so verspätet sind folgende Verbote: P.-J.-G. Cabanis, Rap-
ports du physique et du moral de l'homme, 1802 — 3, 2 vol., verb.
1819; — A.-L.-Cl. Destutt de Tracy, Elements d'id^ologie, 1801,
und Ideologie, Nouv. 6d. 1817(1817—24 3 Ausg.); verb. wurde 1820
zunächst eine üebersetzung von Cav. Compagnoni (zugleich Saggio
di un trattato morale in forma di catechismo in seguito degli Ele-
menti d^ideologia), aber mit dem Zusätze: quocunque idiomate sive
cum praef. et notis equitis Compagnoni sive sine illis^); — Prin-
cipii filosofici, polit. e morali delMaggior Weiss, etiam la versione
1) Theol. Lit.-Bl. 1871, 563. Etudes rel. 1867, 12, 341.
2) Die Ideologie erschien 1824 spanisch; aus den Elements gab 1821
(also nach dem Verbote) der spanische Geistliche J. J. Garcia einen Auszug
heraus. Pelayo 3, 515. Im Index heisst der Autor übrigens Destrutt.
BeuBoh, Index IL 6^
1088 Philosoph, und natarwiss. Schriften.
dal francese dell' Awocato Camillo Giabatta con note del tradnttore,
also ans Anläse der Uebersetzung verb., und zwar 1827, nachdem
eben von den Principes phil., polit. et moranx, zuerst En Snisse
1775, 2 vol., in Brüssel 1826 die 10. Aaüage erschienen war; —
J. F. Amice, Manuale di filosofia sperimentale, . . . prima versione
ital. con . . . osservazioni di Stef. Ticozzi, Mil. 1832, verb. 1834.
— Von Aothelme Richerands (1779 — 1840) Nouveanx Clements
de Physiologie, 1802 (10. Ed. 1832), die Feller als eins der besten
Bücher über diesen Gegenstand bezeichnet, wurde eine uebersetzung,
Nuovi elementi di fisiologia, 2 vol., 1818 mit d. c. verb., unbe-
dingt 1820 Italien, üebersetznn gen einer Physiologie von B. Moion
und einer gerichtlichen Medicin von P. A. 0. Mahon, — 1833:
Compendio di storia fisica e morale delV uomo da 6. Gins. Yirey
(1776 — 1846), posto in italiano e corredato di brevi annotazioni
dal Dott. F. Gins. Bergamaschi (das Original: Hist. naturelle du
genre humain, 1801, N. Ed. 1824, 3 vol., wird von Feller als anti-
materialistisch bezeichnet), und De Tirritation et de la folie par F.-
J.-V. BrouBsais, 1828; — ferner Fr.-Vincent Easpail, Nouveau
Systeme de ch^mie organique, 1833, verb. 1834; J.-A.-L. Fossati,
Nouveau manuel de Phrenologie par Georges Combes, trad. de Tan-
glais, verb. 1837.
Von Victor Cousin (t 1867) steht im Index nur Cours d'hi-
stoire de la philosophie, 1827, 2. £d. 1840, 3 vol., verb. 8. Juli
1844. Das Verbot wurde erat 5. April 1845 publicirt, vielleicht
weil man schon damals an die Möglichkeit dachte, Cousin zu einer
Unterwerfung bestimmen zu können. Im Anfang der fünfziger Jahre
(vgl. 902) wurde namentlich durch den Bischof Pie von Poitiers
das Verbot des Buches Du vrai, du bien et du beau betrieben, ob-
schon sich Cousin in der Ausgabe von 1 855 sehr warm gegen Ma-
terialismus und Atheismus und für die Keligion des Evangeliums aus-
sprach, auch in neuen Auflagen seiner anderen Werke manches
corrigirt und sich überhaupt den christlichen Anschauungen viel mehr
genähert hatte. Einem Censor wie Perrone konnte es nicht schwer
fallen, der Censur würdige Sätze in dem Buche zu finden. Es kam
aber zu keiner Verdammung. Cousin selbst sagt, der Bischof Rendn
von Annecy habe sich in Rom seiner angenommen ^). Falloux be-
richtet darüber im Correspondant 1872,87, 1065: Lacordaire wnsste,
dass die Verdammung beantragt war, und war sehr betrübt darüber
1) Lettere di Gino Capponi 3, 212. S. 214 erzählt er: der Erabi?cbof
Sibour habe auf der Kanzel sein Buch lobend erwähnt ; das habe die Partei
des ünivers veranlasst, die Verdammung desselben zu betreiben; er habe
dem Erzbischof gesagt : Monseigneur, ich habe schon viele Feinde; durch
Ihr Lob haben Sie mir die Ihrigen geschenkt ; die hätten Sie für sich be-
halten können. — Perrone war, wie der damalige Präfect der Index-
Congr., Card. Andrea, berichtet, bei der Sache stark betheiligt und äusserte
seine Befriedigung darüber, dass dieselbe nicht der Inquisition, sondern
der Index-Congr. übergeben worden, da diese im Auslande in growemi
Ansehen stehe als jene. Deutscher Merkur 1880, 300.
V. Cousin. £. Vacherot. A. Comte o. a.
1039
. . . Sibonr nnd Maret brachten Consin mit vieler Mühe daza, um
die von der Index- Congr. schon vorbereitete Verdammung abzuwen-
den, unter dem 30. April 1856 an den Papst folgenden Brief zu
richten: Der Erzbischof hat mir einen freundlichen Brief Ew. Heilig-
keit mitgetheilt . . . Man hat £. H. ganz richtig berichtet, dass ich
die christliche Religion liebe und auf den Triumph und die Aus-
breitung des Christenthums alle meine Hoffnungen für die Zukunft
der Menschheit setze. Es schmerzt mich, dass früher meine Ab-
sichten in ein falsches Licht gestellt worden sind (A£üig6 d'avoir vu
antrefois mes intentions trahies par de fausses apparences), und ich
habe darum in der letzten Zeit ein ganz vorwurfsfreies philoso-
phisches Buch schreiben wollen, bei dem ich gebildete und ange-
sehene Geistliche zu Rathe gezogen habe. Wenn darum trotz aller
Yon mir und meinen gelehrten Rathgebem angewandten Sorgfalt
uns einige Stellen entgangen sein sollten, die das Herz £. H. beun-
ruhigen könnten, so möge man sie mir bemerklich machen, und ich
werde sie gern beseitigen, da ich nichts mehr wünsche als mich
selbst und meine bescheidenen Schriften immer mehr zu vervoll-
kommnen.
Gleichzeitig mit dem Buche von Cousin wurden 1845 verb.:
Tennemanns Geschichte der Philosophie (s. o.), ein Manuel de Phi-
losophie k Tusage des eleves qui suivent les cours de rUniversiti
von Ch.-Aug. Malle t, und die schon 1825 erschienenen Essais sur
les reports primitifs qui lient ensemble lä philosophie et la morale
par le Chevalier Bozzelli, einen Neapolitaner, der in Frankreich
lebte ^). — Von einem Schüler Cousins, Jean-Philibert Damiron
wurde schon 1834 verb. Essai sur Thist. de la philosophie en France
au 19. siecle, 1828, 2 vol., gleichzeitig von Eugene Lerminier
Philosophie du droit, 2 vol. (3. Ed. 1853), und De Tinfluence de
la philos. du 18. sidcle sur la l^gislation et la sooiabilit^ du 19.,
1833, von diesem 1836 noch Au-del& du Rhin, ou tableau polit. et
philos. de TAllemagne depuis Mad. de Stael jusqu* h nos jours, 1835,
2 vol. — Von Etienne Vacherot, der 1839 — 51 Cousins Suppleant
an der Sorbonne war und 1868 dessen Nachfolger in der Academie
des Sciences morales et politiques wurde, wurde 1850 verb. die
Histoire de Ticole d^Alexandrie, 1846 — 51, 3 vol., die datnals in
Frankreich u. a. von Gratry scharf angegriffen wurde*). 1869 wurde
von ihm noch La religion, Par. 1866, verb.
Von Auguste Comte (f 1857; im Index heisst er Compte)
wurde 1864 verb. Cours de philosophie positive, Paris 1864, also
die 2. Ausgabe (die 1. war 1839—42 erschienen), mit der Vorrede
von Littre, 6 vol. 8. Keine der anderen Schriften von Comte steht
im Index, auch keine von Littr^, der 1863 von Dupanloup scharf
angegriffen, 1871, obschon aufs neue als Atheist angegriffen, Mitglied
1) Er wurde 1820 aus Neapel verbannt, wurde aber 1848 dort
Minister. La Farina, Storia, 3, 165. Vgl. Carove, Neorama S. 13. 364.
2) Ami de la rel. 153, 54. Revue des sc. ecd. 1670, 2, 16.
1040 Philoeoph. uud naiiirwiss. Schriften.
der Akademie und erst 1881 unmittelbar vor seinem Tode getauft
wurde. — Von einem andern Poeitivißten, Hippolyte- Adolphe Taine
wurde 1866 verb. Histoire de la lit^rature anglaise, 1863, 4 vol.
(3. Ed. 1873, Ö vol.), welche nicht nur von Dupanloup als atheistisch
angegriffen, sondern auch 1864 von der Akademie als die Moral,
die Willensfreiheit und die menschliche Verantwortlichkeit bedrohend
vom Concurse ausgeschlossen wurde. Andere Schriften von ihm
stehen nicht im Index. Gleichfalls 1866 wurden verb. L'äme au
point de vue de la science et de la raison, par J.-P. Chevalier de
Saint-Pol en Artois, (1861, Ed. refondue, 2 vol.) 1863, und Le pro-
bl^me de la vie: recherche des bases d^une philosophie pratique,
par Jacques Legrand 1864.
1848 wurde ein unbedeutendes Buch von Fr. Klee verb., Le dr-
inge, consid6ration8 gäologiques et bist. . . ., 1846 (zuerst 1843 deutsch,
aus der dänischen Handschrift übersetzt). Von den zahlreichen
irreligiösen naturwissenschaftlichen Schriften wurden 1873 verb.:
Arthur M angin, L'homme et la bete. Ouvr. illustr^ de 120figure6,
1872, und Louis Figuier, Le lendemain de la mort ou la vie fatore
Selon la science, 4. Ed. 1872 (die 1. Auflage 1871). Während
andere Schriften von diesen und ähnlichen Autoren frei ausgingen,
wurde nach der Begel Dimittit corvos, vexat censura colambas,
1875 verb.: La foi et la science, explosion de la libre pensee en
Aoüt et Sept 1874. Discours de M. Tyndall , Dubois Bey-
mond, Owen, Huxley, Hboker et Sir John Lubbock, annotes par
M. l'Abb6 Moigno, Chan, de St. Denis, E^dacteur en chef des
Mondes, 1875, mit den Zusätzen: Opusculum in 8. p. XXIV. 216,
und Opus praed. . . . non tarnen ob notas et praefationes editoris
ipsius Moigno. Bonnetty hat freilich diesem Decrete eine gute Seite
abzugewinnen gewusst, indem er in dem Eegister zu dem 11. vol.
seiner Annales de philos. chrät., in welchem er das Decret mitge-
theilt, verzeichnet: Huxley mis k Tlndex, Tyndall mis ä TLidex,
.... Moigno, ses notes sur Tyndall et autres naturalistes approavees
par la Congr. de l'Index. Aber von einer Approbation der Noten
kann nicht die Rede sein; der Wortlaut des Decrets schliesst nicht
einmal die Deutung aus, dass die Discours prädamnirt seien, die
Noten aber jetzt verdammt würden. Jedenfalls wäre es richtiger
gewesen, die Schriften von Tyndall und Genossen, von denen nicht
eine einzige im Index steht, direct für prädamnirt zu erklären und
das Antidotum, welches der gute Moigno beigefügt, — den Fius IX.
wegen seiner tapfem Bekämpfung der ungläubigen Naturforscher
1871 zum Dr. theol. ernannt hat^ — passiren zu lassen^).
5. Die italienischen Schriften, welche 1817—48 verb. wurden
und unter Ambr. Balbi, Fracassi-Poggi, Lallebasque (angenommener
Name des Advocaten Pasquale Borelli), Mamone, Muti-Bussi (Aue-
tor laud. etc.), Ortolani, Eegul^as (von der Inq. verb., Auetor laud.
etc.), Troisi, Arringa, Cognizione, Pensieri stehen, sind, so viel ich
1) lieber Moigno s. Ann. de phil. ehret. 6, 18, 405.
A. Moigno. G. Leopardi. T. Mamiani u. a. 1041
weiss, voD keinem Belang. Der Yerdammnng durch ein besonderes
langes Breve Gregors XVI. vom 5. Ang. 1843 (Acta S. S. 10,
152) wurde gewürdigt: Lettera sulla direzione degli studii di Fran-
cesco Forti, Ginevra 1843. Der Papst bezeichnet sie als Libellus
mole quidem exiguus, sed argumenti varietate et errorum multitu-
dine magnis voluminibus habendus aeqnipollens. Nach dem was er
weiter darüber sagt, muss sie rationalistisch sein ^). — Von Giacomo
Leopardi (Kath. 1869, 1, 27) wurden " 1850 Operette morali mit
donec emendentur yerb. Sie waren zuerst 1827 erschienen. Die
Civ. 10, 8, 566 sagt, nur diese Schrift sei wegen des darin her*
vortretenden gottlosen Unglaubens (mit d. c!) verb., und zwar erst
uachdem 1849 zu Florenz eine neue Ausgabe erschienen (und das
Buch 22 Jahre frei circulirt hatte).
Von dem Ghrafen Terenzio Mamiani dellaEovere, geb. 1800»
der in G-ioberti's Primato als Philosoph, Dichter und Patriot ge-
feiert wird, — er war 1831 Mitglied der provisorischen Kegierung
in Bologna, 1848 Minister Pius* IX., 1860 Minister in Turin und
ist jetzt italienischer Senator, — wurden zuerst, 1838, verb.: Nuove
poesie und Del rinnovamento della filosofia antica italiana, 1834
(3. Ed. 1886). Letzteres Buch war von Rosmini bekämpft, aber
nicht von ihm denuncirt worden^). 1850 wurden ausser eiu er poli-
tischen Broschüre (§ 114) verb. Dell' ontologia e del metodo und
Dialoghi di scienza prima raccolti. Vol. L, Paris 1846. Erst nach
einer Pause von fast 20 Jahren kamen dann 1869 in den Index:
Kuovo diritto pubblico europeo, Napoli 1860, und Teorica della
ragione e dello stato e sue speciali attenenze con Eoma e le na-
zioni cattoliche, Fir. 1868. Zwei 1880 zu Mailand erschienene kleine
Schriften wurden sofort verb.: La relig^one dell' avvenire, ovvero
della religione positiva e perpetua del genere umano libri sei (Civ.
II, 8, 194 behauptet, Mam. suche darin das Christenthum zu be-
seitigen und den Deismus zu fördern), und Critica delle rivelazioni,
mistica dottrina del pastore Gionata Heuerley di Charleston, fram-
menti pubblicati da Ter. Mamiani in appendice al suo libro: La
religione. 1881 wurden dann noch einige ältere Schriften verb.:
Gonfessioni di un metafisico Fir. 1865, 2 vol. (nach Civ. 6, 6, 203
1) In dem Breve steht, sie sei sub nomine di Franc. F. erschienen.
F. Ä. Gualterio, 611 ultirai rivolgimenti italiani, 1852, 2, 59 spricht aus-
führlich von einem Franc. Forti, einem Enkel Siamondi's, der einer der
talentvollsten jungen Männer Italiens, gemässigt liberal und ein fleissiger
Mitarbeiter der 1838 unterdrückten Antologia von Vieusseux gewesen,
aber schon mit 32 Jahren gestorben sei.
2) II Rinnovamento . . . esaminato da Ant. Rosmini, 2. £d. 1840;
vgl. Werner, Rosmini, S. 79. In einem Briefe von 1842 sagt Gioberti,
Rosmini habe sich bemüht, ihn und Mamiani in den Index zu bringen.
Dom. Berti, Di V. Gioberti, 1881, p. 122, der den Brief mittheilt, be-
zeichnet die Angabe als unrichtig. — 1870 interessirte sich Mam. noch
lebhaft für die kirchliche Reformbewegung; Rhein. Merkur 1871, 463. K.
Hillebrand, Italia 4, 229.
1042 Philosoph, und naturwiss. SchrifteD.
spricht er hier als Filosofo convertito dal psicologismo scozzese all'
ontologismo platonico); Le meditazioni Cartesiane rinncyate nel se-
colo 19., vol. I., Fir. 1869; Compendio e sintesi della propria filo-
Sofia, ossia nuovi prolegomeni ad ogni presente e futara metafisica,
Tor. 1876 (Civ. 10, 1, 585; 10, 2, 69), — endlich 1882: Delle
qneBtioni social! e particolarmente dei proletari e del capitale libri
tre, Roma 1882. — Von Marianna Plorenzi Waddington ^) wurden
Lettere filosofiche 23. März 1850 verb., und in dem Decrete vom
27. Juni 1850 wurde gemeldet: Auetor (im Index Anotrix) laud. etc.
1875 wurde eine Reihe von späteren Schriften verb., ohne dass von
einer Unterwerfung die Rede ist: Saggi di psicologia e logica, Fir.
1864; Saggio sulla natura. Dante il poeta del pensiero 1866; Saggio
Bulla filoBofia dello spirito, 1867; Della immortalitä delF anima,
1868 (in der Civ. 7, 4, 198 als pantheistisch bezeichnet).
1876 wurden von Auguste Vera „sämmtliche Werke in jeder
Sprache'' (er hat französisch, englisch und italienisch geschrieben),
von Bernardo Spaventa „alle philosophischen Werke*' verb., —
beide dociren seit 1861 in Neapel Hegersche Philosophie*), — 1877
s&mmtliohe Werke von Gins. Ferrari, dessen Hauptwerk, Essai
sur le principe et les limites de la philosophie d'histoire, schon
1847 ei:schienen ist und der später hauptsächlich politische und
geschichtliche Schriften verfasst hat, Hist. des rivolutions d'Italie,
1856 — 58, 4 vol., Storia delle rivoluzioni d'Italia, ovvero Gaelfi
e Ghibellini; 1871 — 73, 3 vol. u. s. w. Von einem dritten Nea-
politanischen Hegelianer, Luigi Settembrini sind nur LezioDi
di letteratura italiana nell' Univ. de Napoli, 1866 — 68, 2 vol., verb.,
von Luigi Ferri nur Essai sur Thist. de la philosophie en Italie
au 19. siftcle, 1869, 2 vol., verb. 1874. — Von Cristoforo Bona-
vino, geb. 1820, einem Geistlichem, der sich 1849 laisirte und anter
dem Namen Ausonio Franc hi rationalistische Schriften herausgab,
stehen im Index : La filosofia delle scuole italiane, verb. 1852, Ap-
pendice alla Filos. . . . , und La religione del secolo XEX., verb.
1853, Studii filosofici e religiosi. Del sentimento, Tor. 1854, von
der Inq. verb. 1855, — von seinem Schüler, dem Literaten Luigi
Stefanoni, einem der Gründer der Mailänder Gesellschaft der
Freidenker und des Libero pensiere, dem Uebersetzer von Büchners
Kraft und Stoff, nur Storia critica della superstizione, 2. £d., Mil.
1) Renmont, Ganganelli. 1847, S. 97: Die w«gen ihrer selteuen
Schönheit und Anmuth viel gefeierte Marchesa Florenzi (jetzt Mrs. Wad-
dington) hat vor ein paar Jahren Schellings „Bruno oder über das göttliciie
und natürliche Princip der Dinge** italienisch wiedergegeben, wozu einer
der achtungswerthesten philosophischen Schriftsteller Italiens in unseren
Tagen, Ter. Mamiani, eine Einleitung schrieb.
2) Civ. 11, 2, 286. Kath. 1868, 1, 257; über Ferrari 1869, 1,9, über
Settembrini 1868, 1, 356, über Franchi 1869, 1, 129 (Cantü 3, 601. Civ.
2, 3, 679; 2, 6, 486), über Stefanoni und Ardigö 1874, 1, 386. 521 (Gv.
11, 9, 175); über Spaventa, Franchi. Ferrari, de Dominicis, Ferri, Mw-
selli 8. Hillebrand, Italia 2, 9, über die Liberi pensatori ebend. 4, 246.
A. Vera. B. Spaventa. G. Ferrari. L. Ferri u. a. 1048
1869, verb. 1869, nnd La Bcienza della religione, Mil. 1862, von
der Inq. verb. 1870. Von Roberto Ardigö, — er war früher
CaDonicQS in Mailand, hat sich 1871 laisirt nnd ist Positivist, —
sind verb. Pietro Pomponazzi, discorso letto in Mantova 1868, verb.
1869» La psicologia come scienza positiva, Mant. 1870, verb. 1872,
La formazione naturale nel fatto del sistema solare, Mant. 1877,
verb. 1879. Barzelotti, Lombroso und andere Positivisten, welche
Civ. 11, 11, 528 ausführlich bespricht, stehen nicht im Index, Sa-
verio Fausto de Dominicis nur mit einer altem Schrift: Gralileo
e Kant, o l'esperienza e la critica nella filosofia moderna, verb.
1873 (Civ. 0, 5, 439). — Ferner stehen noch im Index: von Ant.
Lonigo Saggi Älosofici e poesie varie inedite, Fir. 1869, verb. 1870,
— von dem Juristen Pietro Ellero aus Venedig diß zu Bologna erschie-
nenen Scritti minori, 1875, 324 S., Scritti politici, 1876, 350 S., und La
questione sociale, 1877, verb. 1877. — Ein besonderer Liebling der
Index-Congr. ist in neuester Zeit Pietro Sicili an i , Prof. der Philoso-
phie zu Bologna, geworden. Am 5. I)ec. 1881 wurden von ihm zwei, am
3. Apr. 1882 sechs Bücher verb., darunter eins, welches schon 1871,
und eins, Süll' insegnamento religioso ai bambini, von welchem 1881
die 4. Auflage, und eins, von welchem 1882 die 3. Auflage mit
einer Vorrede von Jules Soury erschienen war, auch Prol^gom^nes
de la Psychologie moderne, trad. de ritalien par A. Herzen, Paris
1880. Die Index-Congr. hat also lange Nachsicht gegen ihn geübt
und vielleicht ist sie erst gegen ihn eingeschritten, nachdem er in
der 3. Auflage der Psicogenia moderna, wie Civ. 11, 10, 416 klagt,
Leo XIII. verleumdet und dessen (Thoma8-)Encyclica angegriffen
hat — Ausserdem wurden unter Leo XIII. noch verb.: Raff. Ca-
verni. De' nuovi studi della filosofia. Discorsi a un giovane stu-
dente, Fir. 1877, verb. 1. Juli 1878, das Verbot aber erst 31. Juli
mit Auetor laud. etc. publicirt; — Luigi Mancini, Prof. in Fano, Dio
e vivo. Lettera ad un amico, Fano 1878, verb. 1879; — G. B.
Borelli, Studii fllosofici sociali. I. La sola possibile religione dell'
av venire; II. Sul matrimonio e suUa famiglia; III. Sulla prostitu-
zione, Roma 1881, verb. 1882.
1840 wurde ein Saggio di cosmogonia von Nie. Calcaterra
verb., 1854 ein Catechismo sulla creazione von L. Iddochio, Sas-
sari 1852, — 1859 Elementi di igiene di P. Mantegazza, MiL
1865, 1870 von der Inq. Le psicopatie contagiose, saggio nosolo-
gico di Grins. Bianoo, Tor. 1869. Von den vielen im materia-
listischen Greiste geschriebenen naturwissenschaftlichen Schriften der
letzten Decennien stehen im Index nur: Quirico Filopanti (er
heisst Barilli), L*universo, lezioni popolari di filosofia enciclope-
dica . . . date nelle principali cittä d'Italia, Bologna 1871 — 74,
3 vol., verb. 1875; Stef. Pietro Zecchini, Pio, l'universo e la
fratellanza di tutti gli esseri nella creazione, Tor. 1876, verb. 1876
(nach Civ. 9, 6, 693 pantheistisch) ; Niecola Marselli, Le origini
deir umanitä, 1879, und Le grandi razze delV umanitH, 1880, verb.
1881.
1044 Güsohichtliohe Schriften.
104. Geschiclitliche Schrifteo.
Die deutsche geschichtliche Literatur des 19. Jahrhunderts
war bis 1874 im Index nur durch L. Ranke's Die Römischen
Päpste, ihre Kirche und ihr Staat im 16. und 17. Jahrh., 1835
—36^), vertreten, welches Werk 1841 gleichzeitig mit dem ober-
flächlichen Buche von Ellendorf, Der Primat der Römischen
Päpste, verboten wurde, und durch K. A. Schimmers Kaiser
Joseph IL, 1843,^3. Aufl. 1848, verboten 1854. Von 1874 an
kamen dann mehrere Werke von Gregorovius hinzu. — Die
englische Geschichte ist vertreten durch das Werk von Hame,
eine 1771 erschienene französische Uebersetzung von W. Ro-
bertsons (1721—93) Geschichte Carls V., verboten 1777, ein
Compendio della storia dlnghilterra del D. Oliver Goldsmith
(1728—74), mit d. c. verboten 1823, die 1805 erschienene Bio-
graphie Leo's X. von W. Roscoe, welche 1825 gleichzeitig mit
einer italienischen Ausgabe von L. Bossi verboten wurde, zwei
1833 verbotene Werke von H. Hallam und Historical Analysis
of Christian civilisation, by L. R de Vericour, London 1850,
sofort 1850 verboten, ohne Zweifel weil der Verfasser, Professor
an einem der irischen Queens Colleges, von dem Erzbischof
CuUen bekämpft wurde 2). — Stärker ist die französische Ge-
schichtsliteratur im Index vertreten, durch bedeutende und un-
bedeutende Werke. Die Auswahl ist so planlos, wie man das
von der Index-Congregation gewohnt ist: neben A. de Vidaiilan,
Vie de Gregoire VIL, verb. 1838, und Gh.- Aug. de Sainte-Beuve,
Port-Royal, verb. 1845 8), steht Histoire de la destruction du
1) In den Bömisohen Aniiali deUe sdenze rel. von 1840 (und indem
S. 1025, N. 1 citirten Esame p. 11) findet sich über das Buch folgendes
Urtheil : Egli ha preteso darci una storia del Papato . . . merce di uo
raccozzamento indigesto di fatti per la piü parte inesatti, guasti e falsati,
da' qaali trapela per ogni lato quello spirito di malignitä protestante che
inforraa ed anima tutto il suo libro. Ivi ha fatto pure rio govemo della
Compagnia di Gesü, apponendole calunniose taccie.
2) Hißt-pol. Bl. 91, 50. Das Buch ist Guizot gewidmet. Auf dem
Titelblatte bezeichnet sich Yericour als Verfasser von Milton and bis poetry.
Modern french literature, Educational Reports etc. Im Index steht nur
das eine Buch von ihm.
3) Das Buch erschien 1840-48, 3 vol., 2. Ed. 1860, 3. Ed. 1867*,
5 voL Es ist das einzige, welches von ihm verb. ist. Auch Vidaillans
L. Ranke. F. Gregorovius. H. Hallam. A. Beugnot u. a. 1045
paganisme en Occident (1835, 2 vol., verb. 1887) von dem Grafen
A. Beugnot (1797—1865), der unter Louis Philippe und 1849
für die Unterrichtsfrei beit kämpfte, 1845 gegen die Vertreibung
der Jesuiten sprach und 1849 Mitarbeiter des Ami de la religion
war, und von der Histoire des r^publiques italiennes du moyen-
äge des Genfer Protestanten J.-Ch.-L. Simonde de Sismondi
(1775—1842) stehen im Index seit 1817 elf Bände, also gerade
der letzte (16.) nicht, dessen Schlusscapitel (c. 127) nachweisen
soll, dass die katholische casuistische Moral in Italien verderb-
lich gewirkt habe, und Alessandro Manzoni zu seinen Osser-
vazioni snlla morale cattolica, 1819, Anlassgab^). — lieber die
italienischen Geschichtswerke s. § 106 und 123.
1. Zu dem Verbote der Werke von Ferd. Gregorovius hat
die UebersetzuDg derselben ins Italienische Anlass gegeben. Die
GeBchichte der Stadt Born im Mittelalter vom 5. bis 16. Jahrb.,
1859 — 73, 8 Bände (nach der 2. Aufl. übersetzt von Renato Man-
zato, Ven. 1872 ff.), wurde 1874 in originali germanico et in quo-
conqne alio idiomate verb.; 1881 wurden verb. : Le tombe dei Papi
und Urbano VIII., beide Rom 1879 (gegen ersteres schrieb Pietro
Balan Le tombe dei Papi profanate da F. Gr., vendicate coUa storia,
1879), und 1882: Atenaide, storia di una Imperatrice Bizantina,
and Nelle Pnglie . . . con noterelle di viaggio dei traduttore, beide
1882 von Raffaelle Mariano übersetzt. Dass zu dem Verbote des
letzten Buches, die Noten des Uebersetzers Anlass gegeben, ist um
so weniger anzunehmen, als von dessen anderen, viel anstössigeren
und in der Giv. scharf kritisirten Schriften^) keine im Index steht.
Aach das 1874 von Mariano übersetzte Buch über Lucrezia Borgia
ist nicht verb.
Von Henry Hallam (1778—1859) wurde 1833 L'Europa
nel medio evo fatta italiana per M. Leoni (A view of the state of
Earope during the middle ages, 1818, 2 vol., u. s.) und The con-
stitutional bistory of England from the accession of Henry VII. . . .,
1827, 2 vol., verb,
2. lieber Beugnots Werk sagt Hoefer s. v.: On a Sig-
nale les assertions hazardees sur le pontificat des empereors cbri-
tiens qui suivani lui se seraient trouves investis de fonctions con-
traires an christianisme. Des erreurs sur Tetat du obristianisme
Hist. politique de reglise, 1832, 2 vol , steht nicht im Index. Vie de Gre-
goire VII. wurde in de Luca's Annali delle scienze rel. 7, 390 kritisirt.
1) Deutsche Rundschau 1884, 10, 216.
2) Roma nel medio evo, 1873 (nach Gregorovius, 384 S. 8.), Civ. 8,
11, 711; Cristianesimo , Cattolicismo e Civilitä, 1879, Giv. 10, 11, 450
(deutsche Uebers. 1880); II problema religioso in Italia, 1872 (K. Hille-
braud, Italia 4, 248).
1046 Geschichtliche Schriften.
8onB Constantin et ses successeurB ont ete aassi relevees, et ceg
jugements ont re^ula sanction delaCongr. de Tlndex. — Von Sis-
mondi steht nur das eine Buch im Index. Die von Cantü über-
setzte Storia della caduta dell' Impero Kom. e della declinazione
della civilta, Mil. 1836, wurde in de Luca*8 Annali 8, 253 als un-
kirchlich bezeichnet, aber nicht verb. — P.-L. Gingnene, Hist.
de la litirature italienne, 1811 — 19, 9 vol.^), wurde 1825 mit d. c.
verb. (das d. c. ist in den neuesten Indices weggelassen). Im De-
crete und im Index steht der Titel italienisch; eine Üebersetzung
gibt es aber nicht. Auch F.-A. Mignet, Storia della revoluzione
franoese dal 1789 al 1814, verb. 1825, wird Üebersetzung des
Titels der Hist. de la r^volution fran^., 1824, 2 vol., sein. — Von
L.-Ph. Comte de Sigur (1753 — 1830) wurde Galerie morale et
politique, 1817 — 23, 3 vol., 1826 mit d. c. verb., von seinen anderen
Werken nur einige Theiie des Abregt de Thist. universelle a Zusage
de la jeunesse, 1817 fiP., von denen eine italienische Bearbeitung in
das Compendio o complesso della storia universale scritto dagli
autori i piü distinti ad nso della gioventü aufgenommen wurden,
nämlich Storia del Basso Impero, verb. 1823^), Storia romana, verb.
1824, beide mit dem Zusätze : etiam editio Romae facta, — die Bände
hatten also die Römische Censur passirt, — und Storia dell* Gianda
0 dei Paesi Bassi compilata dall' abate Leon. Sanvitali, verb. 1829.
— Vor 1830 wurden noch verb. Biographie de jeunes demoiselles
ou vies des femmes cäl^bres . . par M(adame) Dufr6noy (1765 —
1825), 1816, 3. Ed. 1820, 4 vol., verb. 1826; — Les cabinets et
les peuples depuis 1815 jusqu^ä la iin de 1822, par M. Bignon
(alsPair f 1Ö41), verb. 1827; — Resumi de Thist. de la France par
Felix Bodin, verb. 1834, ein Sedezbändchen, welches zuerst 1821,
1825 schon in 12. Aufl. erschienen war (dergleichen R^sumes er
schienen damals mehrere ; Ami de la rel. 44, 101).
1829 wurde verb. des jüdischen Gelehrten Jos. Salvador Hist.
des institutions deMoi'se et du peuple h^breu, 1828, 3 vol. (3. Ed.
1862), wohl hauptsächlich wegen seiner Darstellung der Verurthei-
lung Jesu, welche Anlass gab zu Dupins Schrift Proc^s du Christ,
ou refutation des chap. de M. Salvador sur le jugement et la con-
damnation de J^sus, 1828 (1855 wieder herausg. als J6sus devant
Caiphejet Pilate). Von Salvador steht noch im Index : Jisus-Christ
et sa doctrine. Hist. de la naissance de l'Eglise, de son Organisa-
tion et de ses progrös pendant le 1. si^cle, 1838, 2 vol., verb.
1839, dagegen nicht Paris, Rome et Jerusalem, ou la question reti-
gieuse au 19. siecle, 1859, 2 vol. — Es mag hier gleich erwähnt
werden Les d^icides. Examen de la divinit^ de Jesus-Christ et de
Teglise chritienne au point de vue du Judaisme, par F. Cohen
1) Ginguene f 1816. Das Werk wurde von Salfi vollendet. 2. Ed.
1824, 10 vol.
2) Dabei steht: dal Conte di Segur aut del Sig. de Noogaret, ut
alibi dioitur. P.-J.-B. Nougaret, f 1828, hatte Beautös de l'histoire eic
für die -Jugend herausgegeben.
F.-A. Mignet. J. Salvador u. a. Dictionnainw. 1047
(Advocat, Präsident des jüdisohen Coiisistoriums in Algier), Par.
1861, verb. 1861.
1868 wurde verb. La France sous Louis XV. (1715—1774),
par Alph. Jobez, 1865 — 67, 3 vol., und eine populäre illustrirte
Hist. de France depuis les temps les plus anciens jusqu'ä nos jonrs
d^apres les documents originaux et les inonuments de Fart de cha-
que epoque, par K. Bord ier et £d. Cbarton, 2 vol. 1859. 60, 2. £d.
1863.
1853 wurde verb. L'TJnivers pittoresque. Hist. et desoription
de tous les penples, de leurs religions, moeurs . . . par Phil. Le
Bas, maftre de Conferences k l'^cole normale, und La Palistine.
Description geogr., bist, et arcbiol. par S. Munk, 1845. Dieses
Buch des jüdischen Gelehrten ist ein Band des Univers, und man
scheint also nur diesen Theil haben verbieten zu wollen. Ein an-
derer Theil, L'AUemagne, 2 vol., wurde 1859 verb. Von demselben
Autor wurde 1856 verb. Hist. des peuples de Tantiquiti destin^e
aux premieres 6tudes historiques. In dem Decrete von 1853 wurde
auch Dictionnaire encyclop^dique de la France par Ph. Le Bas et
L^n Renier, 1840 — 45, 12 vol., verb.^) Gleichzeitig wurde das Dic-
tionnaire politique . . . avec une introduction par M. Garnier-
Pag^s mit d. c. verb., unbedingt 1854 Encyclopidie moderne
. . . publice par MM. F. Didot freres sous la direction de M. Leon
Renier, 1846—51, 30 vol. 8. (Compl^ment 1856—62, 12 vol.), mit
d. c. 1856 Dictionnaire de Teconomie politique . . . par Ch. Coque- *
lin et Guillaumin, 1851 — 53, 2 vol., unbedingt 1857 Dictionnaire
biographique . . . par L. Barr£ (3. Ed. 1848). Eine £ncyclop6-
die progressive war schon 1827 verb. Von dem Dictionnaire des
dates . . . par A.-L. d'Harmonville, 1838 — 44, 2 vol. 4., wurde eine
1844 zu Venedig erschienene Uebersetzung, Dizionario delle date
ecc. 1851 verb., gleichzeitig Supplemente alla nuova enciclope-
dia popolare . . . , Tor. 1850. — Dictionnaire universel d'histoire
et de g^ographie, contenant 1. l'hist. proprement dite, 2. la biogra-
phie universelle, 3. la mythologie, 4. la g^ographie ancienne et
moderne, par N. Bouillet, erschien zuerst 1842, von dem Erzbi-
schof von Paris auf ein Gutachten von Meignan (später Bischof
von Chalons) apprpbirt. 1852 wurde die Ausgabe von 1851 cum
1) In den neuesten Indioes ist der Titel dieses Buches so gedruckt,
als ob er die Fortsetzang des Titels von L'ünivers wäre. Der Titel des
Verfassers, maitre de Conferences etc. ist hinter seinem Namen wegge-
lassen, dann aber gedruckt: L'AIIeinagne, maitre de Conference a l'ecole
normale, 2 vol. en 8. a deux colonnes. — In dem Index des Bischofs von
Lu^on (S. 902) steht noch eine ganze Reihe von Büchern von Le Bas; es
ist merkwürdig, dass er, nachdem er 1856 Consultor der Index-Congr.
geworden, nicht noch mehr in den Römischen Index gebracht hat. Von
dem Dictionnaire von Barre hatte er 1852 alle 3 Ausgaben verb. In der
Schrift La Congr. de PIndex p. 104 rügt er, dass darin Spinoza's System
plein de grandeur et d'anit6 genannt werde. Die Biographie universelle
von Hoefer bat er doch nicht in den Rom. Index gebracht.
1048 Geschichtliche Schriften.
anteactis editionibns unbedingt yerb. Louis Yeuillot verBchaffte aber
Bouillet und seinem Verleger Hachette das Gutachten des Consul-
tors des Index (Observateur cath. 12. A., 1866), und sie erwirkten
sich darauf die Erlaubniss zu einer neuen Ausgabe. £in Beeret
vom 14. Dec. 1854 bestimmte: Permittitur sola editio vulganda
Parisiis proximo mense Jan. 1855, firmo remanente prohibitionis
decreto quoad alias editiones. Die neue Ausgabe erschien u. d. T. :
Nouveau dict. . . . corrige d'aprös les observations de la S. Congr.
de rindex. Die Erlaubniss wird wohl auch für die späteren Aus-
gaben gelten (20. Ed. refondue 1864 u. s. w.). — So fleisaig wie
1852 — 57 hat sich die Index-Congr. später nicht mehr mit der-
artigen Büchern beschäftigt. Aber 1873 verbot sie noch Grand
dictionnaire universel . . par Pierre Larousse, Par. 1866, mit der
Bemerkung: jam plura volumina edita sunt, was wohl bedeuten soll,
dass nicht bloss der 1866 erschienene Band verboten sein solle (das
Werk erschien 1864~-76, 15 vol. 4.).
Vor und nach dem Werke von Gingueni wurden noch mehrere
auf Italien bezüglich verb. DemVoyage en Italic des Astronomen Jos.-
Jer. Lefran^ais de Lalande, 1769, 2. Ed. 1786, 9 vol. 12., stellt
Picot 4, 627 das Zeugniss aus: II j parle convenablement de la
religion, des saints, de la cour de Rome et du clerg^. Verboten wurde
1830 der 6. Band der Genfer Ausgabe von 1790, mit dem Zusätze:
ob annotationes alterius editoris adjectas. Später schrieb freilich
Lalande (tl807) im atheistischen Sinne; er war Mitarbeiter andern
Dictionnaire des athees von Pierre-Sylvain Mar^chal (1750 — 1803)
und schrieb zwei Supplemente dazu (Picot 4, 602). Dieses , Werk
steht nicht im Index, wie überhaupt nichts von Mar^chal. Von La-
lande wurde 1833 noch verb.: Astronomia pel bei sesso, Milane
1828. — Die Lettres sur Tltalie en 1765, Eome et Paris 1788,
2 vol. 8., seit 1796 oft mit dem Namen des Verfassers, Ch.-M.-J.-B.
Mercier Dupaty (f 1788) gedruckt, 1824 mit einer biographischen
Einleitung, Noten und Anhang von L. Dubois, wurden 1826 verb.
Feller bezeichnet sie als fanatisch irreligiös; aber 1843 istzuTonrB
eine Nouvelle 6d. revue et pnrg6e par l'abbä *** erschienen. —
Unter M. de Jouy steht als 1826 verboten im Index: L*hermite
en Italie ou observations sur les moeurs et usages des Italiens, 1824.
Der Herausgeber ist Max. de Villemarest. Der Akademiker de Jonj
hat schon von dem 1818 unter seinem Namen erschienenen L'her
mite en province nur ein Capitel geschrieben ; an den etwa 30 Bän-
den, die unter dem Titel L'hermite de Londres, en Belgiques u. s. w.
erschienen, ist er unschuldig (Barbier-Quirard 2, 261. 423). — Von
dem Genfer Ch. Didier (1805—64) stehen im Index Rome son-
terraine, 1883, verb. 1835 (handelt nicht etwa von den Eataoomben,
sondern von den geheimen Gesellschaften), und Campagne de Borne,
1842, verb. 1844, — von Louis Viardot nicht etwa Les Jesuites
juges par les rois, les 6v6ques et les papes, 1857, sondern Les
mus6es d'Italie, prec^des d'une dissert. sur les origines traditionelles
de la peinture moderne, 1859 (3. Ed., die erste 1842) verb., 1865.
Erklärlicher ist das Verbot von Mysteres de la cour de Bome par
BellettrisÜBclie Schriften. 1049
Eng. Brif fault, illustres de 200 graynres, 1861, verb. 1862 (eine
Nachahmang der My stires de Paris von £. Sue, schon 1845 als
Le Beeret de Eome au 19. siecle erschienen), und von Histoire poli-
tique des Papes par Pierre Lanfrey, Nouv. id, 1873 (zuerst 1860),
yerb. 1875.
LMnquisition äEome en 1841, ou iniqnit^s et cruautes exer-
cees aEome sur la personne de E. Ciocci . . . , verb. 1845, ist eine
Uebersetzung von A narrative of iniquities and barbarities practised
at Eome in the 19. Century. By EafPaelle Ciocci, formerly a Bene-
dictine and Cistercian Monk, Student and Hon. Librarian of the
Fapal College of San Bernardo alle Terme Diocleziane in Eome,
2. Ed., Lond. 1844, ausführlich kritieirt Dublin Eev. 1844, 17,
252. — Andere derartige Sacben verdammte die Inquisition: Misteri
della Inquisizione ed altre societä segrete di Spagna da Y. de F^-
real (im Index steht Ferial), verb. 1850, eine Uebersetzung der
unter jenem Namen von Mad. de Suberwick veröffentlichten MystÄ-
res de l'Inquisition etc. (mit Illustrationen), 1844 u. s. *); — in dem-
selben Becrete wurde verb. Storia dell' Inquisizione ossia le cm-
delta gesuitiche svelate al popolo italiano. — 1854 verbot die Inq.
eine italienische Bearbeitung der von Aug. Maquet, einem Mit-
arbeiter von Alex. Dumas, in Verbindung mit Alboize herausge-
gebenen Bücber Hist. de la Bastille, 1844, und Les prisons de l'Europe,
1844—46, 8 vol.: Le prigioni piii celebri di £urope di Alboize
e A. Maquet, autori della Bastiglia, coli' aggiunta delle prigioni
piüi rinomati d'Italia, Fir. 1848. In demselben Jahre wurde verb.
Storia del dispotismo, ossia papi, imperatori e re . . . per M. de
laChatre e G. Lathy, Tor. 1851, wohl ein Auszug aus den zehn
Bänden, die der Literat Maurice La Chatre 1842—45 unter dem
Titel: Hist. des papes, crimes, meurtres . . . des pontifes romains
depuis S. Pierre jusqu^ä Gr^goire XYI. . . Crimes des rois, des
reines et des empereurs, herausgegeben.
105. Bellettristisehe Schriften des 19. Jahrhunderts.
Von Eugene Sue, dessen My Störes de Paris 1843, Le jaif
errant 1845 erschienen waren, wurden 1852 alle Werke in allen
Sprachen verboten. 1863 und 1864 folgte das Verbot aller Werke
von Balzac, Champflenry, den beiden Dumas, Feydeau, Mnrger,
G. Sand, Sonli^ und Stendhal. Von 6. Flanbert wurden 1864
nur zwei Romane verboten. Seitdem scheint sich die Index-
Congregation fUr die gewöhnliche französische Bomanliteratnr
1) 1864 erschien zu Briinn eine böhmische Uebersetzung.
1060 BellettriBtiBohe Sohriften.
nicht mehr interessirt zu haben: Zola u. dgl. stehen wenigstens
bis jetzt nicht im Index. Nur Le Maudit par Tabb^***, Paris
I864y und einige andere Romane desselben Verfassers wurden
bald nach dem Erscheinen verboten. B^rangers Chansons, einige
Schriften von Lamartine und eine von Victor Hugo wurden
in den dreissiger Jahren verboten, von letzterm noch eine 1864.
— Die deutsche Literatur ist im Index durch einige Sachen
von Heine, durch Nie. Lenau's Albigenser (1842, verb. 1845;
Savonarola ist nicht verboten) und Jesus, Drama von Sigismnnd
Wiese (Berlin 1844, verb. 1845) vertreten, die englische gar
nicht, die spanische und portugiesische durch einige wenige
Schriften, die italienische durch mehrere Werke von Ugo Foscolo,
Niccolini, Guerazzi und 6. Prati und eine Reihe von nnbedeaten-
den Sachen.
1. Von Georges Sand wurde 1840 Lelia verb., 1841 elf
weitere Schriften, 1842 Spiridion, 1863 omnia opera hncusqne in
lucem edita. Die später ersohienenen (f 1876) sind also eigentlich
nicht verb. Im Index werden überflüssiger Weise die eiDzeln ver-
botenen Schriften mit aufgeführt; sie stehen aber unter Georg.
Sand, nnd die Gelehrten des Index haben beigefügt: veram aaetoris
nomen Baronissa Dudevant. — Von Fr^dirio Soulie wurden 1864
Leg m^moiree du diable et alia id genus scripta verb., — von Henry
Beyle de Stendhal Le rouge et le noir (1831 erschienen; Bejle
f 1842) et ejusdem auctoris similia. Das schon 1817 erschienene,
1828 verbotene Buch Rome, Naples et Florence schreiben die Ge-
lehrten des Index einem andern Stendhal zu (seine Promenadefi
dans Rome, 1829, 2 vol., wurden nicht verb.). — 1841 wurden
sieben, 1842 fünf Schriften von M. de Balzac verb., darunter drei
mit dem Zusätze : seu sub ficto nomine Horace de Saint-AubiUi 1864
drei von H. de Balzac mit dem Zusätze et omnia scripta ejusdem
auctoris. Im Index werden aber M. de Balzac Und H(onore) de
Balzac als zwei verschiedene Schriftsteller aufgeführt. — Von M.
Ghampfleury (Jules Fleury) wurden 1864 drei schon 10 Jahre
alte Schriften et alia ejusdem auctoris verb., 1863 scripta omnia
romansensia quae sub nomine utriusque Alex. Dumas, patris et
filii, in lucem edita circumferuntur, quoc. idiomate; 1880 wurde noch
gleich nach dem Erscheinen verb. La question du divorce par AI. Dumas
fils; — 1864 von £meste Fey deau Fanny (1858) und zwei andete
Romane et similia ejusdem auctoris, — von Henri Murger Scenes
de la Boheme (1851) und zwei andere nee non alia opera roma-
nensia ejusdem. Von Gustave Flaubert wurden 1864 Salammbo
(1862) und Madame Bovary verb.; letzteres Buch war schon 1857
erschienen nnd in Paris gerichtlich verfolgt worden (Drujon 237).
— Man könnte denken, der Bischof Baillös (S. 902) habe diese Be-
i.
Französische Romane n. dgl. 1061
reicbemngen des Index veranlasst; aber dann würden A. Karr
und P. de Kock nicht fehlen. Ausser den genannten kam 1864
noch Brioisy La tour Saint Jacqnes de Paris, 1864, 3 vol., in
den Index. Ueber Piganlt-Lebrun s. § 110. — Als Birangers
Chansons yerb. wurden, 1834, war eben eine Edition complete, 4
vol., erschienen (ein die erotischen Sachen enthaltender 5. Band
wurde heimlich verkauft); kleinere Sammlungen waren seit 1815
mehrere erschienen, B^ranger auch schon 1821 und 1828 wegen der-
selben verurtheilt und wiederholt die Confiscation von Exemplaren
verfügt worden (Drujon 82). Von Alphonse de Lamartine wur-
den bald nach dem Erscheinen verb. Souvenirs, impressions, pens^es
et pajsages pendant un voyage en Orient, 1835; Jocelyn, Episode,
Journal trouv^ chez un cur^ de campagne, 1836, und La chute d'un
ange, 1838, seitdem nichts mehr. Von Victor Hugo wurde Notre-
Dame de Paris, 1881, 1834 verb., Les miserables, 1863, 1864. Im
Index von 1878 ist letzteres Buch ausgelassen, in dem von 1881
aber aufgeführt. — La Beduina, Racconta del S. Poujonlat, verb.
1837, ist eine üebersetzung (des Titels?) des 1835 erschienenen
Romans La b^douine (1836 von der Akademie gekrönt). Der Ver-
fasser ist nicht J.*J.-Fr. Poujoulat, Mitarbeiter des Correspondant
und Verfasser vieler gut katholischer Schriften, sondern sein Bruder
Baptistin, der aber auch, wenigstens spater im katholischen Sinne
schrieb, u. a. Bist, des papes, Paris 1862. — Der Verfasser des
Haudit, Paris 1864, 3 vol., ist der Abbi Jean-Hippolyte Mi-
ch on^), von dessen zahlreichen filteren nicht anonymen Schriften
De la r6novation de T^glise, 1860, gleich verb. wurde. Die an-
deren Romane par Tauteur du Maudit, welche im Index stehen, sind
La religieuse, 1864, Le J^suite, 1865, und Le confesseur,
1866. Dagegen fehlen Le moine, Le cur6 de campagne, Les my-
stiques und Les odeurs ultramontains. Auch L'abb6 Tigrane, Lu-
eifer, 1884, und andere anticlericale Komane von Ferd. Fahre sind
nicht verb.
2. Von Leasings Erziehung des Menschengeschlechts wurde
1835 eine französische üebersetzung verb., die der Saint-Simonist
Olinde Itodrigues seinen Lettres sur la religion et la politique, 1829,
beigefügt (§ 120). Sonst steht von den deutschen Classikern nichts
im Index ; aber manches von ihnen fällt freilich unter die Regeln
2 und 7, unter die 2. Regel z. B. Elopstocks Messias, der aber
noch bei seinen Lebzeiten von Giro!. Zigno, dann von dem Abate
Gius. Pensa und von Cereseto, 1858 von Seb. Barozzi ganz oder
theilweise übersetzt worden ist; letztere Ausgabe, die etwas ka-
tholisirt ist, wird sogar in der Civ, 4, 2, 720 gelobt. — Von H.
Heine stehen im Index als 1836 verb: De la France, Paris 1833;
Reisebilder. Tableau de voyage, Paris 1834 ; De l'Allemagne,
1835, dann noch ^eue Gedichte, 1844, verb. 1845.
1) Barbier-Qu6rard 6, 87. Quart. Rev. 1865. 118, 498 werden die
B. Auflage des Maudit und die 10. der Religieuse besprochen. — Ueber
Fahre s. AUg. Ztg. 1884, 317 B.
1062 BellettrisiiBche Schriften.
1655 berichteten die Zeitungen, der damals viel gelesene Anti-
Sclaverei-Boman Uncle Tom's Cabin (1852, von Harriet Beecber-
Stowe) sei verb. worden; er steht nicht im Index, wird also nnr
im Kirchenstaate nicht haben verkauft werden dürfen.
3. Aus Spanien stehen im Index: Cuentos en verso casüllano.
por Don Thomas Hermenegildo de las Torr es, und Colecoion de
cuentos divertidos en verso y prosa con algunas fabulas, por D. T.
H. de T., verb. 1824; £1 remedio de la melancolia . . . trad. de
autores franoeses y otros por Don Ag. Perez Zaragoza Godinez,
1821, 4 vol., verb. 1827; La judia errante, novela filosofica-social
de Ces. Tressera, 1862, verb. 1864. — Von einem der vielen
Romane von Wenceslao Ayguals de Izco, Maria la hija de un
jomalero, Madrid 1845, 6. £d. 1849 (Hidalgo s. v.), wurde eine
1851 erschienene italienische Uebersetzung von F. Giuntini, Maria
la Spagnuola, storia contemporanea di Madrid, 1852 verb. und noch
in demselben Jahre gemeldet: Italus interpres laud. etc.Civ. 2, 4,
558 gibt an : dieser schlechte Roman sei in Spanien verboten wor-
den, die italienische Uebersetzung zuerst von dem Erzbischof von
Pisa; der Priester Grini u. a., welche die Annahme der späteren
Lieferungen verweigert, seien zuerst freigesprochen, dann zur Be-
zahlung verurtheilt worden ; sie hätten an den Cassationshof appeliirt
und der Advocat Gatteschi habe die Appellationsschrift drucken lassen
(über die Entscheidung wird nichts angegeben). — Von den anti-
clericalen Romanen von Benito Perez Gualdös (Pelayo 3, 812) ist
ein 1878 erschienener, Gloria, in mehrere Sprachen übersetzt wor-
den, 1880 auch ins Deutsche. Wenn in der Vorrede dieser Ueber-
setzung gesagt wird, die Mehrzahl von Gald6s* Romanen sei in den
Index gekommen, die Nachfrage sei aber in Folge davon nur um
so lebhafter geworden, so ist das doch eine etwas plumpe Reclame :
es steht kein Buch von Galdös im Index, auch nicht das gleichfalls
ins Deutsche übersetzte Gedicht Vision de Fr. Martin [Luther] von
Nuflez de Arce.
Die Poesias lyricas des portugiesischen Generals Francisco de
Borja Gar^ao Stockler (1759—1829), verb. 1836 (im Index stehen
sie unter Borgia!), waren zn London 1821, 251 S. 8., erschienen.
Der Verfasser legte das Buch, welches auch Psalmenübersetzungen
und eine Abhandlung über die hebräische Poesie enthält, der Lissa-
boner Akademie vor, damit sie es veröffentliche; der von dieser
bestellte Censor, Patricio da Silva (später Cardinal und Patriarch)
fand aber in der Abhandlung heterodoxe Sätze, und da der General
diese nicht ändern wollte, liess er das Buch in England drucken
(Silva 2, 354). — Ausserdem ist noch Franc, de Moura Socio,
Angelo, romance original, 1865 verb.
3. Von Ugo Foscolo (1778— 1827) wurde zuerst, 1819, die
Uebersetzung von L. Steme's Yoricks Sentimental Joumey veVh.
(S. 165), dann 1824 Ultimo lottere di Jacopo Ortis, Mil. 1802
(im Index ist beigefügt: verum auctoris nomen Ugo Foscolo), end-
lich 1845 La commedia di Dante Alighieri illustrata, nur der erste
Theil gedruckt, aber schon 1830 zu London in 2. Auflage. Ausser
Spanische, poriagiesische und ital Schriften. 1068
diesem Buche stehen noch einige andere über Dante im Index. Yon
G. Zaccheroni^s Ansgabe des Inferno col commente di Gniniforte
delli Bargigi, tratto da dne manosoritti del sec. 15., verbot die
Inq. 1840 die Einleitung, die Noten und die Dedication. Sonst
stehen noch im Index: Luigi Mancini, La diy. oomm. di Dante
AI., quadro sinottico, Fano .1861, verb. 1864; Enr. Croce, Itine-
rario di Dante AI., Livorno 1869, verb. 1870.
Von Fr. Dom. Guerrazzi (1804—73) wurde zuerst, 1837,
verb. der anonyme Eoman L'assedio di Firenze, capitoli XXX,
1830, den die Civ. 12,4,662 etwas übertreibend das scheusslichste
(orribile) von Menschenhand geschriebene Buch nennt (La Battaglia
di Benevento, 1 828, welche die Civ. daneben nennt, ist nicht verb.).
Unter seinem Namen stehen im Index: Isabella Orsini, Duchessa
di Bracciano, verb. 1844, und Beatrioe Cenoi, storia del secolo 16.,
verb. 1854, — von G. B. Niccolini (1785—1861) nur Amaldo
da Brescia, tragedia, verb. 1844^).
1822 wurde verb. Sul sepolcro di S. A. B. la principessa
CarlottaAugusta di Galles diEvasio Leone (Carmeliter, 1765 — 1821;
Tipoldo 5, 127), 1818, 62 S.4. Andere 1820—50 verbotene Sachen
stehen unter Bonsignore, Codice, Costantini, Dionomachia, Novelle,
Poesie, Servo. — II Segretario galante e ooUezione di lottere
distüo amoroso, 1810, wurde 1817 verb., 1853 eine vermehrte Aus-
gabe von 1852.
Der berühmte Dichter Giovanni Prati (1815 — 84), von dem
1853 Opere, Canti politioi, Storia e fantasia verb. wurden^), heisst
in allen Indices Giuseppe Prati. — Ausserdem stehen noch im In-
dex: Franc. Prüde nzano, Istituzione di arte poetica, 1854 mit
d. c. verb.; 1855 Auetor laud. etc.; — Steria di un stndente di
fiiosofia di Gius. Piola, Mil. 1855, verb. 1858, ein kleiner sati-
rischer Eoman (Civ. 2, 10, 663; andere Bomanzetti von Piola werden
in de^ Civ. 3, 12, 216; 5, 4, 600 schärfer beurtheilt); — D Fi-
lomaria, ossia una vita romantica per saggio ad un nuovo genere
di romanzi, vol. 1., 1863, verb. 1865. — L^alluoinate, romanzo in
tre libri, von A. Buccellati, Mil. 1875 — 76, und Aurora e Tra-
monte. Poesie di Tullio Martelloti, Imola 1876, wurden 1877
bezw. 1879 mit Aucter laud. ete. verb., Mille del piü originaU e
concettosi canti popolari, serenate, stomelli, strambotti e rispetti, che
soglionsi alternare fra innamorati delle campagne italiane nelle sfide,
neue veglie, nei balli, scelti et portati alla commune intelligenza
da Nicola Coscia, Kom 1882, von der Inq. Fer. IV. 1. Febr. 1882
Ferb., das Verbot S. April mit Auetor laud. ete. publicirt.
1) Charakteristisch ist eine Bemerkung der Civ. 12, 7, 291 über
Manzoni : Wenn er sp&ter, indem er die Geheimnisse der Religion besang,
die politischen Aspirationen seiner Jugend in Vergessenheit bringen zn
wollen schien, so haben sich doch wenige der Täuschung hingegeben, ihn
for bekehrt za halten.
2) Allg. Ztg. 1844, 136 B. K. Hillebrand, Italia 4, 158. 174.
BeQMcb, Index II 67
1064 ttalienische Schriften.
106. Italienische Schriften, 1817-48.
Unter den italienischen Schriften, welche in den ersten
dreissig Jahren nach der Wiederaufnahme der Thätigkeit der
Index-Congregation im J. 1817 verboten wurden, sind ausser
den bereits erwähnten bemerkenswerth geschichtliche Werke
von Bossi, Botta und Golletta, nationalökonomische und philo-
sophische von (Genovesi, S. 99, und) Gioja und die kirchen-
rechtlichen von Cavallari. Die in dieser Zeit verbotenen theolo-
gischen Sachen sind fast alle unbedeutend und verschollen; es
sind darunter merkwürdiger Weise drei in Sicilien erschienene
theologische Lehrbücher. Unter den polemischen Schriften gegen
das Papstthum sind die von Gabriele Rossetti die bedeutendsten.
1. Des Neapolitaners Dom. Cavallari (1724 — 81) Institutiones
juris canonici, quibus vetus et nova ecclesiae disciplina enarrator,
Basfiäno 1803, 2 vol., welche 1817 verb. wurden, waren schon im
18. Jahrb. in einer Keiho von Auflagen erschienen (Schalte S. 527.
Tipaldo 7, 166). Gleichzeitig wurden von ihm verb. Institntiones
juris can. in tres partes ac sex tomos divisae, Bass. 1797 (zuerst
Palermo 1780 — 91), und Gommentaria de jure can. Opera postnma
Neap. 1788, 6 vol. 4. Im span. Index von 1805 wird nur ver-
ordnet, in dem zweiten Werke das Capitel de fldei inqnisitoribns
und eine andere Stelle zu streichen und an einer Stelle Caute lege
beizuschreiben. — 1817 wurden femer zwei Schriften über Eherecbt
von Carega und Garrozzi verb., und dazu kam 1822 nochTrattato
del matrimonio e della sua legislazione, tradotto dal tedesco (Pilati's
Traiti du mariage et de sa l^islation, 1776?). 1824 worden
kirchenrechtliche Dissertazioni per usp delF Univ. di Pisa mit
d. c. und der Bemerkung verb. : Auetor (er wird nicht genannt)
laud. s. 8. et reprobanda reprobavit. 1836 wurde noch ein kircben-
rechtliches Buch von Isid. Garli verb.
Die Inq. verbot 1817 De casibus reservatis in Fulginati £c-
clesia morale opusculum ... ab Ant. Marcello Priori Paroebo
concinnatum, 1810. Andere mir unbekannte und sicher nicht be-
deutende theologische Sachen stehen nnter Loreta, Poiana, Sacco und
unter Conolusioni, Corrispondenza und Apologia, fisercizi, Gemiti, Idee,
Trattato. Auch eine Subscriptions-Einladung zu Meditazioni religiöse,
der freilich drei Meditationen als Probe beigedruckt waren, atebt
unter Manifesto. Ang. Favä, La cantica delle cantiche esposta
In versi ital., con nuove interpretazioni dell' originale ebraico, wurde
1842 verb. und 1844 gemeldet: Auetor opusculum laud. repr. Eine
ähnliche Bearbeitung des lob von demselben Verfasser, Turin 1851,
wurde nicht verb., dagegen 1850 von der Tnq. Salmi dati in lace
t). Cavallari. M. Stella. P, t^bilipponns ü. ä. I066
dal Sac. Bartol. Bottaro in Genova, nnd 1852 yon der Index-Gongr.
La bibbia, canti di Gr. Regaldi; in einem Deorete von 1883 wird
gemeldet: Anctor ante mortem land. etc. 1865 verbot die Inq.
Semplice narrativa della naeoita, vita e morte di Oesii Cristo, posta
in ottava rima dal P. Antonio Francesco, Min. Obs.
1821 wnrde verb. Rifiessioni snlle scienze sacre di Lorenzo
Borsini, Colle 1821, mit dem Znsatze Anctor reprobavit. Yaperean
berichtet, der Verf., geb. 1800 zu Siena, habe wegen dieser Schrift
seine Stelle als Professor der Exegese am dortigen Seminar auf-
geben müssen, habe darauf als Priester in Rom Jora studiert
and sei 1823 Advocat geworden, habe Rom verlassen müssen, sei
Journalist oder Schauspieler geworden und 1855 gestorben, nachdem
er satirische Gedichte u. a. veröffentlicht. — Ehe Modesto Farina
1821 als Bischof von Padua präoonisirt wurde, musste er eine Er-
klärung über ein Buch II filosofo cristiano veröffentlichen, welches
er als junger Theologe herausgegeben (es steht nicht im Index): er
babe es nur geschrieben, um dem nach der französischen Revolution
in der Lombardei sich verbreitenden Unglauben entgegenzuwirken;
wenn sich darin etwas Bedenkliches finde, sei es gegen seine In-
tention hineingerathen ; er unterwerfe es dem Urtheile des h. Stuhles
und verwerfe alles, was Seine Heiligkeit verwerflich finden werde;
auch erkläre er an Eides Statt, dass er sich allen päpstlichen Con-
stitutionen gegen Jansenius und seine Anhänger und der Bulle
Auctorem fidei unterworfen habe^). Auch von einem Turiner Pro-
fessor Giammaria Dettori steht nichts im Index ; es wurde ihm aber
1827 von der Index-Congr. aufgegeben, bei seinen Vorlesungen
nicht mehr sein als Manuscript g«)drucktes Heft, sondern die Moral
von Antoine zu gebrauchen und sich in der Polemik gegen Proba-
bilisten, Jesuiten u. s. w. zu massigen. Die piemontesische Regie-
rung wurde ersucht, für die Ausfübrung dieser Weisung zu sorgen,
und da Dettori sich nicht genau genug daran hielt, wnrde er
pensionirt^).
Corso completo di lezioni di teologia dogmatioa per uso delle
scuole teologiche di Sicilia del Rev. Gan. Michele Stella, tom. 1.,
Catania 1834, nach Narbone das erste derartige Werk in italieni-
scher Sprache, wurde 22. Sept. 1886 verb., das Verbot aber erst
14. Febr. 1837 mit Auetor laud. etc. publicirt. Pauli Philipponi
Institutiones theologicae, nach seinem Tode von Nie. Buscemi her-
ausgegeben, Palermo 1833, 5 vol. 8, sind nicht verb., nur In Uni-
versum theelogiam tractatns isagogicus. Prolegomena, 1 voL, verb.
1851. Aehnlich ist eine zweite italienische Dogmatik eines Sicili-
aners, Ant. Criscuoli, Istituzione di dogmatioa teologia. Pal.
1841 — 45, 5 vol, 8. nicht verb., sondern nur der dazu gehörende
Trattato isagogico, verb. 26. Apr. 1853. Erst im Juli wurde nach-
träglich gemeldet Auetor laud. etc.
1) Mastiaux, Lit.-Ztg. 1822, Int. 1.
2) Gioberti, Ges. med. c. 5 (2, 356) und Doc. 6 (7, 23); Opere in-
edite 8, 125.
1066 Italienischu Schriften.
2. Im J. 1817 wurde verb. Catechismo della dottrina
criBt. e dei doveri sociali ad uro dei licel e collegii reali delle
Bcuole primarie dei regno, Napoli 1816 a spese della piibbl. iatra-
zione; si trova vendibile ne^ communi di provincie preRso i sindaci
respettivi (so heisst es in dem Decrete). Colletta 10, 6 berichtet,
die Neapolitanische Regierung habe diesen Catechismus 1821 mit
Schriften von Voltaire, Bousseau und dgL durch Henkershand ver-
brenneu lassen. — Gleichfalls 1817 wurde, aber von der Inq.
verb. II oatechista . . . ad uso dei maestri dei catechismo cat-
tolico, Lugano 1815, von L. Giudioi. Dazu kamen später (181 7 — 84)
noch andere Catechismen, die unter Abecedario, Guida, Istm zione
und Norma stehen, eine biblische Geschichte (Fatti eto.) und eine
Anzahl von Schul- und Jugendschriften und dgl. : Bagarotti ,
Bourelly, Casalis, Giuochi (2. Ed., 1837, verb. 1854!), Paganetti,
Pepoli, Picco (Auetor laud. etc.), Bampoldi, Sandrini (1850, 1853
von der Civ. 2, 3, 79 recensirt, 1860 verb., 1884 Auetor laud. etc.),
Yisoardini. — Prise a ossia la protomartira di Borna... per D.
N. B., 1864, verb. 1865, ist nach Allg. Ztg. 1865, 1 73 eine Nach-
ahmung von Wisemans Fabiola von einem Franciscaner P. Bamaba,
die in Born mit Approbation des Mag. S. P. gedruckt und in den
clericalen Blättern gelobt war. — 1869 wurde ein sicilianischer
Catechismus verb.: Primi insegnamenti esposti in dialoghi da S. A.
ad uso delle souole elementari dUtalia, approvati il 9. Ott. 1868
da Mgr. Arciv. di Palermo. Der Erzbischof nahm darauf die Ap-
probation zurück und erklärte, er habe sie auf den Bericht eines
Censors hin übereilt gegeben. — Von einer Jugendschrift, Giannetto,
opera di L. A. Parravicini, 3 vol., recensirt Civ. 9, 9, 318 die zu
Mailand 1874 erschienene 57. Auflage und bemerkt, während die
älteren Auflagen unverfänglich seien, sei in der neuen namentlich
die neuere italienische Geschichte in liberalem Sinne umgearbeitet,
so dass das Buch der Jugend nicht mehr in die Hand gegeben
werden dürfe; Civ. 12, 8, 331 wird dann die 61. Auflage sehr ge-
lobt. Von diesem Buche sagt der Index nichts.
3. Von dem Abate Melchiorre Gioja (1760— 1829), der von
1797 an zu Mailand lebte und sich vorzugsweise mit nationalökono-
mischen und statistischen Studien beschäftigte ^), wurde 1820 — 28 eine
Beihe von Schriften verb.: Del merito e delle ricompense, 1818 — 19,
2 vol. 4. (Fortsetzung von Becoaria's Buch) ; Nuoyo prospetto delle
Bcienze economiche, 1815 — 19, 6 vol.; Teoria civile e penale dei
divorzio, ossia neoessitii, causa, nuova maniera di organizzarlo, con
una memoria al magistrato di revisione, 1803^); II nuovo Galateo,
zuerst 1802, dann oon aggiunte e oorrezioni 1820 (4. Ed. 1827,
1) Tipaldo 1, 164. Seine philosophischen Ansichten wurden von
Rosmini bekämpft; Werner, Bosmini S. 49.
2) Das Buch steht auch ohne Gioja's Namen im Index als 1817 verb.,
in zwei Theile getrennt, unter Teoria und Memorie dei fsic] mag. etc.
Wegen dieses Buches verlor er 1803 sein Amt als Storiografo dello stato,
wurde aber bald darauf als Statistiker im Ministerium angestellt
M. Gioja. Roma<rnosi. P. Gionlani u. a. 1057
eine Nachahmung des Buches von Caga, I S. 214) ; Elementi di
filosofia ad nso de' giovannetti, 181 8, 2 vol.; Esercizio logico sugli
errori di ideologia e di zoologia, ossia arte di trar proiitto dai cat-
tivi libri, 1824; Ideologia, 1822, 2 vol. — 1836 wurde noch, etwas
8pät, verb. eine von dem Mailänder Institut mit dem Preise ge-
krönte Dissertazione sul problema, quäle dei governi liberi meglio
convenga alla felidtä dell' Italia, Milano anno I della Rep. Cisal-
pina, ein Sedezb ändchen. Die scharf antiinfallibilistischen Idee sulle
opinioni religiöse e sul clero catt. stehen nicht im Index. — Von
Giandomenico Romagnosi (1761 — 1835) erzählt sein Schüler Cantd
2, 302: er sei im Grunde Eilosofo sensista e giurista statolatro
gewesen; sein Buch La genesi del diritto pönale (zuerst 1791, 3.
vermehrte Aufl. 1823 — 24) sei von irgend einem Zelante denuncirt
worden und der Erzpriester Oppizoni in Mailand habe im Auftrage
der Index-Congr. im Nov. 1827 Eom. auf die incriminirten Stellen
aufmerksam gemacht; dankbar für die ihm von der h. Congregation
bewiesene Rücksicht, habe dieser mit gebührender Ehrfurcht und
Loyalität Erklärungen abgegeben, die er (Cantü) in dessen Biogra-
phie mitgetheilt; die Index-Congr. habe sich dann nach sorgfältiger
Prüfung dieser Erklärungen darauf beschränkt, Rom. zu empfehlen,
in etwaigen neuen Auflagen einige erläuternde Zusätze zu machen ^).
VonPietro Giordani (1774—1848) wurden 1825 Opere mit
d. c. verb. (sie erschienen in Italia 1821 — 27, 16 tomi in 8 vol.),
1856 gleichfalls mit d. c. Epistolario di P. Giordani edito per Ant.
Gussalli, compilatore della vita che procede, 1854, 4 vol. — Ferner
stehen noch im Index: La felicitä della societä politica e de* prin-
cipali mezzi per ottenerla, oon alcnne osservazioni sulla costituzione
di Spagna di Ant. Fabricatore, verb. 1821, wurde auch in
Neapel verb. und der Verfasser, der an dem Aufstand von 1820
betheiligt war, einige Jahre gefangen gehalten; — Lo Spettatore
italiano, 1824 mit d. c. verb., das Verbot aber erst 1825 publioirt
mit Auetor (nicht genannt) laud. etc.; — Sopra Teducazione, dis-
corso del Barone Ferd. Malvica, verb. 1828; in einem grossem
Werke, welches der Verf. später herausgab, welches aber nicht im
Index steht, I papi ed il papato, Fir. 1869—71, 2 vol. (Civ. 8, 3,
314. 567) sagt er : er habe in jener Schrift in seiner frühen Jugend
sich zu Gunsten der politischen und religiösen Toleranz und der
absoluten Gewissensfreiheit ausgesprochen; dass diese Schrift in
den Index gesetzt worden, hindere ihn nicht, bei seinen Ansichten
und doch Katholik zu bleiben; — Osservazioni semi-serie di un
esule sull* Inghilterra, Lugano 1831, verb. 1834, von Gius. Peochio
(1786—1835, seit 1821 aus Mailand verbannt; Tipaldo 4,244); —
Una lezione accademica sulla pena di morte detta nell' Univ. di
Pisa, il 18. Marzo 1836, verb. 1837; Auetor laud. reprobavit ; —
Gius. Gollina, La laostenia, owero dell* imminente pericolo della
1) Auch Romagnosi wurde von Rosmini bekämpft (Werner S. 50),
aber erst nach 1830. Vgl. Tipaldo 10, 297.
1058 Italieuische Schriften.
ciyilU earopea e delf unico mezzo della sua salvezza e rigenera-
zione, verb. 1838. — Principü della legislazione universale di
Sohmid d'AveDstein, mit d. c. verb. 1827, ist eine Uebersetznng
des Titels von Principes de la lägislation universelle von Georg
Ludw. Scbmid von Auenstein (f 1805) ; das Buch war sebon Amst.
1776, 2 vol., und ein Saggio di verit& contro i princ. della leg. un.
del S. Scbmid, dato in luce dal P. Agostino [Yives] dell' Ord. dei
Pred., Napoli 1791 erschienen (Gr. eocl. 7, 3).
4. Yon den zahlreichen Schriften des Conte Luigi Bossi
(1758 — 1835, er war Geistlicher, Canonicus in Mailand, wurde
aber von Pius YII. 1801 laisirt) stehen im Index ausser dem Buche
über Utrecht (8. 979) nur Della istoria d*Ita]ia antica e modema,
Mil. 1819—22, 19 vol. (Bertocci 3,256), II piocolo BoUandista
0 atti e vita de* Santi di ciascun giomo, Mil. 1823, beide verb.
1824, und, 1825 verb., Yita e pontificato di Leone X. di Gugl.
BoBcoe (das englische Original, 1805, 4 vol.); idem opus trad. e
corredato di annotazioni e di alcuni documenti inediti del Conte Can.
L. B. Milanese. Das Leben der Heiligen wurde schon nach der
3. Lieferung auf hohem Befehl suspendirt, — es erschien dagegen:
Lettera prima al Piccolo Boll., Mil. 1823, — später aber von dem
Can. Pietro Eudoni u. a. fortgesetzt (Melzi). — Yon dem Piemon-
tesen Carlo Botta (1766 — 1837), den man den italienischen Taci-
tus genannt hat, wurde 1825 mit d. c. verb.: Storia d'Italia dal
1789 al 1814, zuerst Italial824, 10 vol., dann in vielen Ausgaben
(schwerlich in einer corrigirten) erschienen, von der Grusca pramürt,
— dann 1827, wieder mit d. c: Storia dei popoli d'Italia daCon-
stantino al 1814, Pisa 1825 — 27, 5 vol., die von Giov. Dom. An-
guillesi, Kanzler der Universität Pisa, herausgegebene Uebersetzung
von Botta^s Histoire despeuples d'Italie, 1825, 3 vol., — und 1833:
Storia d'Italia continuata da quella di Guicciardini sino al 1789,
Par. 1826—80, 10 vol.*). 1838 wurde ein Compendio della Storia
di Carlo Botta dal 1534 al 1789, con aggiunte di L. Cometti,
Par. [Mil.] 1834, 2 vol., verb. (Compendio della Storia . . . 1789
— 1815, 1836, 2 vol., steht nicht im Index), und in demselben
Jahre Storia generale dell' Italia dagli antichissimi tempi fino ai di
nostri con brevitä esposta da Giov. Campiglio. — 1835 wurde
verb. Storia del.reame di Napoli dal 1734 sino al 1825 del Ge-
nerale Pietro Colletta [1775—1831], Capolago 1834, 4 vol., u. o.
Gino Capponi, der die Herausgabe besorgte, sagt davon (Lettere 1,
370): Das Buch wird grosses Aufsehen erregen; man wird viel
Böses davon sagen; aber es wird einen Platz unter unseren Clas-
sikern erhalten. Die Civ. 10, 5, 321 bezeichnet es als ein Ifigen-
haftes Libell.
1817 wurden verb. Compendio della storia civile, ecclesiastica
e letteraria della oittk d'Imola, Imola 1810, und Istoria d^Ancona,
1) Eine Ausgabe mit clericalen Anmerkungen, Mailand 1848; Brosch,
Kirchenstaat 2, 27. Ueber Botta s. Tipaldo 8, 424.
L. Bossi. C. Butta. P. Golletia u. h. 1069
capitale della Marca Anconitana, dell^ Abate Leoni Anconitano, . . .
Ancona 1810 — 15, 4 vol., beide mit d. o. und der Bemerkung : Per-
mittuntur interim exemplaria impressa, dummodo praemittatur formula
retractationis ab auctore factae et a S. Congr. approbatae. Von dem
ersten Buche spricht Bertocci 3, 443 und 604, beide Male, ohne das
Verbot zu erwähnen, während er sonst die Index-Decrete zu berück-
sichtigen pflegt. Vielleicht hat man in Korn Anstoss daran genom-
men, dass Imola bezeichnet wird als sostenuta dai Rom. Pontefici,
considerata e distinta dal govemo repubblioano, amata e protetta dall'
ünmortale Napoleone e dair augusto e generoao suo figlio Eugenio. —
Bei Maur. Monti, Storia di üomo, 1829— 32^ 2 vol., mit d. c. verb.
1836, steht: Quod opus auctor ipse sponte ante Judicium laudabiliter
ac solemniter reprobavit. — L'Italia, ossia scoperte fatte dagli
Italiani nelle scienze, nelle arti . . . Lettera di Beltrami ad un
amico, wurde von der Inq. verb. 25. Sept. 1839, das Verbot erst
27. Nov. 1840 pnblicirt ; der Verfasser scheint also vergebens zur Unter-
werfung aufgefordert worden zu sein. Von Christoph Wilh. v. Kochs
{1757—1813, A. D. B. 16, 371) Tableau des rövolutions (1807
0. s.) erschien eine Uebersetzung von Giov. Tamassia, die ersten
2 Bände als Quadro delle rivoluzioni deir Europa, 1821, die zwei
letzten als Specchio della storia moderna europea in continuazione
del Quadro . . . 1833 ; diese wurden 1838 mit d. c. verb. Mit der
Revolution in Neapel im J. 1820 hangen zusammen: Due rap-
porti suUo State attuale delP amministrazione . . . presentati al
Parlamente nazionale di Napoli 1820, verb. 1821. — Ausserdem
stehen noch im Index: Lor. Pignotti (1739 — 1812), Storia della
Toscana sino al principato, con divers! saggi suUe soienze, lettere
ed arti, verb. 1824^); Nuovo dizionario degliuomini illustri, verb.
1827; Annali del mondo, ossia fasti universali di tutti i tempi e
di tutti i luoghi della terra . . . corredati da prospetti . . ., verb.
1836. — 1834 wurden verb. Lettere di Franc. Milizia al conte
Fr. di Sangiovanni ora per la prima volta pubblicate, Paris 1827, 168
8. 8., 57 Briefe, die der Architekt Milizia (1725—98) 1771—90
von Rom aus geschrieben, die hauptsächlich über Kunst handeln,
aber auch über die Vorgänge in Rom, allerdings in einem wenig
ehrerbietigen Tone, berichten^). 1835 wurden die Addizioni alle
1) Das Werk erschien nach dem Tode Pignotti's (1789—1812) zu
Pisa 1816, 9 vol. 8., zu Livorno 1820, 5 vol. 12. Von dieser Ausgabe
sagt Tipaldo 4, 473, die Herausgeber hätten einiges corrigirt und eine Er-
klärung bezüglich der die kirchlichen Verhältnisse betreffenden Stellen
beigefügt, da das Werk non aveva potuto evitare lecensnre della chiesa.
Verboten wurde es aber erst 1824.
'2) Nach dem Tode Clemens' XIV. schreibt er (p. 71): Ganganelli
^ morto pazzo ed era impazzato da alquanti mesi per le sue paniche ap-
prensioni e per la sua credulitä ad ogni vana predizione. £ si credeva
realmente avvelenato, e si avveleno dadovvero a forza di antidoii. P. 4
schreibt er: er habe 1772 ein Schriftchen über das Theater mit Approba-
tion drucken lassen; der Mag. S. Pal. habe dasselbe aber nachträglich
1060 Spanische und portugiesische Schriften.
Mie prigioni dl Silvio Pellico von dessen Leidensgenossen P. Ma-
roncelli (1795— 1846), Par. 1834, verb. — Memoriedel conte di
Grrammont scritte in lingna francese da Ani Hamilton, ora per la
prima volta recate in italiano, Mil. 1814, verb. 1817, ist eine lieber-
setzang der 1772 von Horace Walpole herausgegebenen und seitdem
oft gedruckten Mimoires du Comte de Grammont von Ant Hamil-
ton (1646 — 1720; zuerst 1713 anonym: M6m. de la vie du Comte
de Grammont, contenant particuli^rement l'hist amoureuse de la
cour d^Angleterre sous Charles II.).
Von dem Neapolitaner Gabriele Rosse tti, den die Civ. 12,
7, 293 als il piii fanatico banditore di revoluzione cbarakterisirt,
(er lebte seit 1820 als Flüchtling in London, f 1854), stehen im
Index: SuUo spirito antipapale, che produsse la riforma, e suUa
segreta influenza, che esercito nella letteratura d*£uropa e special-
mente d'Italia, come resulta da molti suoi classici, massime da Dante,
Petrarca, Boccaccio, 1832^), verb. 1833; Iddio e Tuomo, verb. 1837;
II veggente in solitudine, poema polimetro, von Gius. Ricciardi
herausgegeben Paris 1846, und Roma verso la metä del secolo de-
cimonono, verb. 1846. — II velo rimosso da sulle tristi avventure
del Rev. P. Giovanni da Capistrano ex-generale di tutto Tordine dei
Minori, verb. 1836, wird sich auf den Inquisitionsprocess gegen den
Franciscaner-General beziehen, der Anfangs 1832 verhaftet wurde,
dessen weiteres Schicksal mir aber nicht bekannt ist.
107. Spanische nnd portugiesische Schriften.
In den Jahren 1820—25 worden einige ältere, zum Theil
schon im 18. Jahrhundert erschienene spanische Schriften verboten,
politischß von Campomanes, Jovellanos und Sempere, rechtsge-
schichtliche von Martinez Marina, auch die Geschichte von
Spanien von dem Ex-Jesuiten Masdeu, ferner viele Bttcher von
J. A. Llorente, einige von J. L. Villanueva und von den Bischöfen
Felix Amat und Felix Torres x\mat und eine Anzahl von gleich-
falls über kirchlich-politische Fragen handelnden Schriften, meist
aus den Jahren 1813—15. Die wenigen anderen theologischen
confisciren lassen ; es werde jetzt in Venedig nachgedruckt. Es steht nicht
im Index; auch nicht Roma delle belle arti del disegno, Basaano 1787,
wovon Tipaldo 2, 491 berichtet, es sei (1792) verboten und der Verfasser
verfolgt worden.
1) Ein interessanter Brief über dieses Buch und II mistero dell'amor
platonico del medio evo, derivato da^ misteri antichi, London 1840, ßvol.
(nicht im Index) in den Lettere di Gino Capponi, 1888, 2, 50.
J
Jovellanos. Sempere. Martinez Marina. Masdeu. t06l
Schriften, welche verboten wurden, sind von geringer Bedeutung.
An die Zeit des Conflictes zwischen Rom und der spanischen
Regierang 1834—43 erinnern im Index nur Hirtenbriefe des
genannten Torres Amat und des von der Regierung eingesetzten
Bisthamsverwesers Rica und zwei mit letzterm zusammenhan-
gende Schriftchen. Später wurden nur noch wenige Schriften
verboten« — Von den portugiesischen Schriften des 19. Jahr-
hunderts, die im Index stehen, sind nur die kirchenrechtlichen
von Silva Carneiro und Herculano von einiger Bedeutung.
1. Ueber Campomanes s. S. 937. Von einem andern, mit ihm
befreundeten hohen Beamten, Gaspar Melchor de Jovellanos (1744
— 1811) wurde Informe de la sociedad economica de esta corte al
real y supremo consejo de Castilla, 1825 verb. ^), von einem dritten,
Juan Sempere, schon 1822 Historia de las rentas eolesiasticas de
Espafia, nicht die Considerations snr les causes de la grandeur et de la
decadence de la monarchie espagnole, Paris 1826 (deutsch von H. Schä-
fer, 1829). In Spanien wurden diese Bücher nicht verb., aber 1817
Noticias bist, de Don G. M. de Jovellanos ; consdgrales k sns respecta-
bles cenizas J. M. de A. M. — Von Franc. Martinez Marina (in den neue-
sten Indices falsch Maria), Prof. der Geschichte und Canonicus, wurden
1825 verb. : Ensayo historico-critico sobre la antigua legislacion y
principales cuerpos legales de los reinos de Leon y Castilla, espe-
cialmente sobre el codigo de D. Alonso el Sabio conocido oon el
nombre de las siete particlas, Madrid 1808, nnd Teoria de las cortes
6 grandes juntas nacionales de los reinos de Leon y Castilla. Mo-
Dumentos de su constitncion politica y de la soberania del pueblo,
Madrid 1813, 3 vol. 4.^). Ans einer 1818 geschriebenen Defensa
del Doctor Don Fr. M. M. contro las censnras dadas por el tribu*
nal de la Inquisicion . . a sus dos obras Teoria . . y Ensayo . . .,
Madrid 1861,* 250 S. 8., ergibt sich, dass die span. Inq. die Teoria
hatte confisciren und über beide Bücher durch zwei bezw. vier Cen-
soren Gutachten hatte abgeben und diese dem Verfasser mittheilen
lassen. £r constatirt in seiner Antwort, dass man in den Büchern
keine theologischen Irrthümer gefunden habe; man hatte aber nament-
lich in der Teoria falsche Ansichten von der Volkssouveränetät, die
Ideen der Cortes von Cadiz und andere revolutionäre Grandsätze,
auch Angriffe auf angesehene Theologen und Canonisten, proposi*
tiones erroneas, male sonantes, . . . injuriosas Papae, regibus etc.,
denigrativas Inquisitionis gefunden.
2. Juan Franc. Masdeu (1744 — 1817), der nach der Auf-
hebung des Jesuitenordens bis 1799 in Italien lebte, begann eine
1) Hist Zts. 10, 828. Villanueva, Vida 1, 48. Pelayo 8, 287. 848.
ObrRs de D. 6. M. Jovellanos, Barcelona 1840 (Biblioteca de autores
espidioles, vol. 50).
3) Pelayo 8, 599. Revue encyd. 1, 441.
1062 Spanische und purtagiesiBohe Schriften.
Geschichte von Spanien in italienischer Sprache, gab sie dann aber,
da die 1781 und 82 erschienenen zwei ersten Bände keinen Absatz
fanden, spanisch heraus: Historia critica de Espaüa y de la cnltura
espaüola en todo genere, Madrid 1784 — 1805, 20 vol. 4. (unvollendet;
es würden etwa 50 Bände nöthig gewesen sein; 4 sind noch hand-
schriftlich vorhanden). Das Werk wurde 1826 mit d. c. verb., ohne
Zweifel wegen der namentlich in den Bänden 8, 11 und 13 vor-
kommenden nichts weniger als ultramontanen Ausführungen. Seine
Anschauung ergibt sich am deutlichsten aus einem erst lange nach
seinem Tode gedruckten, 1815 zu Rom geschriebenen, den spani-
schen Bischöfen gewidmeten Aufsatze, Iglesia Espaüola, worin er
zeigt, dass die spanische Kirche in den ersten 10 Jahrhunderten
eine von Rom unabhängige Nationalkirche gewesen, dass eine Aende-
rung in dieser Hinsicht erst durch die Gluniacenser herbeigeführt
und diese hauptsächlich durch den ehrgeizigen Bischof Diego Gel-
mirez von Santiago befestigt worden sei^).
Der gallicaniscb gesinnte Beichtvater Carls IV., Felix Amat
(1750—1824), Abt von San Ildefonso, seit 1803 Titular-Erzhischof
von Palmyra, schrieb eine Historia eolesiastica 6 Tratado de la
Iglesia de Jesucristo, 1793—1603, 12 vol. (2. Ed. 1807). Die
ersten Bände wurden bei der Inquisition denunoirt; der General-
Inquisitor Arce Hess sie auch 1817 in den Index setzen, aber ledige
lieh um einen Druckfehler im 6. Bande zu corrigireu. In Rom
wurde 1825 eine pseudonyme Schrift von ihm verb., eine Verthei-
digung der Lehre Bossuets gegen J. de Maistre: Observaciones
pacificas sobre la potestad eclesiastica, dadas k luz por D. Macario
Pädua Melado, cum appendicibus 1., 2. et 3 (gemeint sind: Partei.,
1817, 318 S. 4., Parte IL, 1819, 547 S, Parte IIL que comprende
los ap^ndioes, las notas y corecciones del autor, la carta 7. & Ire-
nico . . . , 1822, 486 S., und wohl auch Seis cartas a Irenioo,
1817, 269 S.). Das Verbot wurde erst nach dem Tode Amats ver-
öffentlicht, nachdem sich der Nuncius Giustiniani vergebens bemüht
hatte, ihn zu einem Widerruf zu bestimmen. Amats Neffe, Felix
Torres Amat, seit 1834 Bischof von Astorga, 1 1847 (der Bibel-
übersetzer, S. 859), gab noch von ihm, zuerst 1830 lateinisch, dann
spanisch heraus : Deseflo de la Iglesia militante, 6 suma de la Igle-
sia instituida por el hijo de Dios hecho hombre . . . Obra postuma
del n. S. Don Felix Amat . . Se afiaden al fin las Meditaciones
del autor contro el pestilencial libro titulado : Ruinas de Palmira
[Volney], Madrid 1834. Dieses Buch wurde 1840 verb., 1843 von
der Inq. Pastoral del Obispo de Astorga al clero y pucblo de
SU diocesis, Madrid 1842, worin der Bischof den Verkaufter Kirchen-
l) Iglesia Espaüola . . por D. J. Fr. Masdeu: aüadese otro opuscttlo
del propio autor, tit. Bosquejo de una reforma necesaria en el presentc
mondo cristiano en materia de jurisdicoion . . 1799, Madrid 1841. Ab-
gedruckt in derRevista de oiencias bist., Barcelona 1880 — 81, im Auszüge
in Foreign Church Chronicle 1881, 200. Vgl. Pelayo 8, 194. 865. Hurter
3, 624 sagt nichts davon, dass Masdeu im Index steht
F. Ainftt. F. Torres Amat. Llorente. 1068
göter und andere Massregeln der Regierung vertheidigt und auch
das Verbot der Schriften seines Oheims scharf tadelt. £r schrieb
dann noch Apologia catholica de las Observaciones pacificas . . .
sobre la potestad ecles. y sus relaciones con la civil, angmentada
eon algnnos docnmentos relativos k la doctrina de dichas Obser*
vaciones y esplicacion de la Pastoral del Obiepo de Astorga, Ma-
drid 1843, 74nnd 48 S. 4., yerb. 1845^). — £1 gobernador vicario
general eclesiastico de la diocesis de Zaragoza, Don Emannel de
Rica y Aguilar, al yenerable clero y fieles etc. ist der Hirtenbrief
des von der Hegiemng ernannten Bisthumsverwesers von Zaragoza,
gegen dessen Ernennung der nach Frankreich geflohene Erzbischof
und das Capitel protestirten (Fuente 6, 235). Er wurde von der
Inq. Fer. IV. 18. Aug. 1841 verdammt als Pontifici et Sedi apost.
injuriosa, captiosa, scandalosa et favens schismati. Im Juli 1842
verbot die Inq. noch: Espafia en sus derechos, Roma hostilizando
contra estos derechos, por Don Policarpo Romea, canonigo . . .
de Zaragoza y secretario . . del gobierno ecles., und Circular del
gobernador y vicario gen. ecles. del arzobispado de Zaragoza (also
von Rica). Die Verbote wurden in dem Index-Decrete vom 13. Sept.
1842 publicirt.
3. Juan Antonio Llorente, geb. 1756, 1789 — 91 General-
Secretär der Inquisition, wurde 1812 von Ferdinand VII. verbannt
und lebte in Frankreich bis zum Dec. 1822; von dort ausgewiesen,
kehrte er nach Madrid zurück, starb aber schon 5. Febr. 1823.
Er schrieb nnr spanisch; die französisch gedruckten Werke sind
von anderen übersetzt. Im J. 1822 wurden von ihm verb. : Histoire
chtique de l'Inquisition de TEspagne . . traduite de l'espagnol sur
le manuBcrit et sous les yeux de Tauteur par Alexis Pellier, 1817,
4 vol.^); Discursos sobre una constitucion religiosa, considerada
come parte de la civil nacional (für das spanische America); su
antor nn Americano, los da a luz D. J. A. Llorente, Paris 1819,
200 S. 12; Apologia catolica del proyecto de constitucion rel., Paris
1821, 550 S. 12.; Defensa de la obra intit: Proyet d'une constitu-
cion religiosa . .^); endlich die anonyme^ im Auftrage Joseph Bona*
parte's herausgegebene Coleccion diplomatica de varios papeles
aotiguos y modernes sobre dispensas matrimoniales y otros puntos
de disciplina eclesiastica, 1809 (Ed. 2., Madrid 1822*, 268 8. 4.).
— 1824 wurden dann noch verb. : Aforismos politicos esoritos en
1) Pelayo 3, 191. 619. 531. 682. Felix Torres Amat schrieb auch
Tida de . . Felix Amat, 1835, und Apendice a la Vida . . . que contiene
värias notaa y opüsculos inMitos . . ., 1838.
2) 2. Ed. 1818, spanisch 1822, auch deutsch, holländisch, englisch
and italienisch: Storia critica . . . oompendiata e continuata (von Stef.
Ticozzi, 1762-1886; Tipaldo 4, 495), Ven. 1820 (Mil. 1854), 6 vol.
3) So im Decrete und im Index. In dem Verzeichniss der Schriften
Llorente's (von seinem Freunde Mabul) in der Rev. encycl. 1828, 18, 25
and bei Pelayo 3, 178. 418 steht kein solcher Titel; vielleicht ist eine
franzosische Üebersetzung der Apologia gemeint. Aach die Notas finden
sich nicht in der Revue; sie sind wohl erst nach 1823 gedruckt.
1064 Spanische und portagiesische Sobriften.
una <le las lenguas del norte de la Europa por un filosofo y tra-
dncidoB por I). J. A. L , Madrid 1822 ; Portrait politique des papes
consid^r^s comme princes temporeis et comme chefs de T^glise, de-
puis r^tablissement du S. Si^ge k Rome jusqu'en 1822, Par.
1822, 2 vol. 8. ; Dipertacion sobre el poder que los reyes espa-
fioles ejercieron hasta el siglo 12. en la division de obispados y
otroB pnntos concedidos de discipiina ecles., 1810, 246 S. 4.; Notas
al dictamen de la comision ecles. encargada del arreglo definitivo
del clero de Espafia. — Die span. Inquisition verbot nach 1819
überhaupt keine Bücher mehr; 1819 hatte sie von Llorente verb.
(nicht die Coleccion, aber) Anales de la Inquisicion de Espafia, Ma-
drid 1812 — 13, 2 vol. 8., als Sätze enthaltend, die nicht nur gegen
das h. Officium, sondern gegen die Kirche selbst, die christlichen
Fürsten und hochgestellte, fromme und gelehrte Personen injuriös
. . . seien, und schon 1817 alle Ausgaben des Discnrso sobre la
opinion de Espafia acerca la gnerra con Francia und Observaciones
sobre los diaristas de Espafia, dagegen nicht Memoria historica
sobre qnal ha sido la opinion nacional de Espafia acerca del tribu-
nal de la Inquisicion, Madrid 1812, 324 S. 8. (Pelayo 3, 421).
Die 1825 verbotene Historia completa das Inquisi^oes de
Italia, Hespanha e Portugal ist ohne Zweifel eine portugiesische
Uebersetznng der in Spanien 1819 strenge verbotenen Hietoire des
Inqnisitions religieuses d'Italie, d'Espagne et de Portugal depuis
lenr origine jnsqn'ä la conquSte d*Espagne, par Jos. Lavallee, Paris
1809, 2 vol. 8. Im Römischen Index stehen auch: Compendio
de la historia de la inquisicion por el presbitero D. F. [J.?] L.,
verb. 1822 (Comp, de la bist. crit. de la Inq. . . por Rodriguez
Buron, Par. 1823, 2 vol. 12., ist nicht verb.); Leonard Crallois,
Hist. abr^gie de Tlnquisition d*Espagne, angment^e d'une lettre de
M. Gr^goire^), 1823, verb. 1827 (5. Ed. 1851); Cornelia, 6 la
viotima de la Inq., Valencia 1820, 12., verb. 1822, nach Pelayo 3,
431 von dem Ex-Trinitarier Luis Grutierrez; Espafia venturosa por
la vida de la constitucion y la muerte de la Inq., verb. 1820. In
Spanien wurde 1815 — 19 noch ein Dutzend anderer Schriften über
die Inq. verb., darunter Copia de la representacion del Rev. Obispo
de Barbastro, dando gracias por la abolioion de la Inq., auch zwei
Sonette auf fliegenden Blättern. Die bedeutendste unter diesen
Schriften, die man wohl auch in Rom hätte verbieten dürfen, ist
La Inquisicion sin m4scara, 6 disertacion en que se prueban hasta
la evidencia los vicios de este tribunal y la necesidad de que se
suprima. Por Natanael Jomtob, Cadiz 1811,'*' 496 S. 8. (dazu Carta
del Yen. D. Juan de Palafox . . . al Inquisidor G-eneral . . en que
se queja de los atentatos cometidos . . . por el Tribunal de Inq. de
Mexico, däla 4 luz con notas el autor de la Inq. sin m^scara, Ca-
1) Es ist Gregoire's Brief an den spanischen General-Inquisitor vom
J. 1798 (Henke's Archiv 6, 415), der auch ins Spanische übersetzt warde
und mehrere Entgegnungen hervorrief.
Schriften über die Inquisition. J. L. Villanneva. 1066
diz 1813). Dae Buch ist unter dem wahren Namen des Verfassers
auch englisch erschienen: The Inquisition unmasked, bj D. Antonio
Paigblanoh, translated from the author^s enlarged copj by W. Wal-
ton, London 1816, 2 vol. 4. (Die entlarvte Inquisition . . . im Aus-
zage bearljeitet, Weimar 1817, 168 S. 8.; Pelayo 3, 488. 529).
4. Von Joaquin Lorenzo Yillanueva, Canonicus zu Cuenca
(1757 — 1837), wurde zuerst 17. Dec. 1821 verb. die Pseudonyme
Schrift Cartas de Don Roque Leal k un amigo suyo sobre la
repreeentacion del Arzobispo de Valencia [Fray Veremundo Arias
Texeiro] a las cortes fecha a 20. Oct. 1820, Madrid 1820. Im Index
werden die Themata der einzelnen Briefe, — die Beschlüsse der
Cortes, welche Vill. gegen den Erzbischof vertheidigt, — ange-
geben: 1. Recursos de fuerza, 2. kirchliclies Forum, 3. 4. Zehnten,
5. 6. Eirchengüter, 7 — 9. Aufhebung der Frauenklöster, 10. Jesuiten,
11 — 13. Unterstellung der Ordensgeistlichen unter die Jurisdiction
der Bischöfe, 14. 15. äussere Disciplin. Vill. sagt selbst, er habe
im Stile der Provincialbriefe geiKihrieben. Vielleicht ist Vill. auch
der Verfasser der gleichzeitig verbotenen Lamentos de la iglesia
de Espaüa dirigidos a las cortes por la deputacion provincial de
Gralicia^). Dass die spanische Inq. 1815 zwei Schriften von Vill.,
— Dictamen acerca de la 2. proposicion preliminar del proyecto de
decreto sobra los tribunales protectores de la religion, Cadiz 1813,
and Discurso ä la apertura de la audiencia de Valencia, — erstere
sogar strenge, verb. hatte, war für die liberale Regierung 1822
kein Hinderniss, ihn zum Gesandten in Rom zu ernennen. Als aber
am 23. Sept. 1822 der spanische Geschäftsträger Josef Aparici dem
Card. Consalvi die Ernennung anzeigte, antwortete dieser in einem
rertraulichen Schreiben vom 1. Oct.: es. sei bekannt, dass VilL der
Verfasser der Briefe von Roque Leal sei, die der Papst durch die
Index-Congr. verdammt habe, und dass er 1821 in den^ Cortes über
kirchliche Dinge Anträge gestellt und Grundsätze ausgesprochen,
die ihn des Vertrauens Seiner Heiligkeit unwürdig machten; er
theile dieses vertraulich mit, um Vill. die Unannehmlichkeit einer
offiziellen Zurückweisung zu ersparen. Als dieser Brief Consalvi's
in Madrid ankam, war Vill. bereits abgereist; aber als er in Turin
eintraf, forderte ihn der dortige Intemuncius Tosti auf Grund einer
vertraulichen Weisung Consalvi's auf, seine Reise nicht fortzusetzen.
Vill. reiste nach Genua und berichtete von dort 19. l^ov. nach
Madrid. Unter dem 27. Dec. forderte Aparici in einem amtlichen
Schreiben die Zulassung des Gesandten, widrigenfalls der Nuncius
in Madrid seine Pässe erhalten werde. Am 1. Jan. 1823 erklärte
nun Consalvi amtlicli, Vill. werde nicht zugelassen werden, berief
1) Brück, Die geheimen Gesellschaften in Spanien S. 222. Villanneva
und Pelayo erwähnen die Schrift nicht. Gegen die Cartas erschienen Idea
ortodoxa de la divina institucion del estado religioso . . von dem Domi-
nicaner Josef Vidal, 182S, und Respuesta ä las Cartas . . . von dem Gar-
meliter Juan de San Andres, Madr. 1824, 2 vol. 12. (Vill, Vida 2, 202).
1066 Spanische and portugiesische Schrifteil.
sich darauf, dass der Papst, als es sich um die EmeuDung eines
Nuncius gehandelt, dem Könige drei Prälaten vorgeschlagen, und
hob hervor, dass Yill. nicht nur als Abgeordneter, sondern aucb
als Schriftsteller unkirchliche Grundsätze vorgetragen und dass er
selbst dann, wenn er sie nur als Abgeordneter vorgetragen hätte,
das Vertrauen des h. Stuhles nicht besitzen könne. Schon am 22.
Jan. übersandte der Minister Ev. San Miguel dem Madrider Kun-
cius die Pässe, mit der Erklärung: unter gewöhnlichen Umständen
würde man dem Papste nachgeben können; in diesem Falle würde
aber die Zurücknahme der Ernennung eine stillschweigende Ver-
dammung der von Vill. vertretenen Grundsätze sein, der sich als
Abgeordneter die Achtung der Nation, als Geistlicher und Schrift-
steller die der Gläubigen und der Gelehrten erworben; auch würde
man damit indirect anerkennen, dass ein Abgeordneter einem fremden
Fürsten für seine Meinungen verantwortlich sei; in Spanien sehe
man Vill/s Ansichten, bei denen es sich übrigens gar nicht um
Glaubenssachen handle, mit anderen Augen an als in Eom. Der
Nuncius protestirte in einer langen Note vom 24. Jan. gegen die
Verletzung des Völkerrechts: nach Wicquefort habe jeder Souverän
das Recht, einen Gesandten, dem er kein Vertrauen schenke, nicht
zuzulassen; der Papst hätte nicht einmal Gründe für die Zurück-
weisung Vill.^s anzuführen brauchen. Der Nuncius reiste 28. Jan.
ab und im Februar wurde auch Aparici abberufen. Die Actenstücke
wurden 23. Febr. 1823 im Diario di Roma publicirt^).
Vill. reiste 9. Febr. 1823 von Genua nach Spanien zurück,
und Hess %u Barcelona ein Gedicht Mi dispedida de la Curia Ko-
mana mit Noten drucken, — es wurde in demselben Jahre nochmals
zu Murcia gedruckt mit einer Advertencia von dem Geistlichen
Tomas Juan Serrano über das Verfahren der Curie gegen misslie-
bige Schriftsteller, — verliess aber im October wegen des mittler-
weile in der spanischen Politik eingetretenen Umschlages sein Vater-
land und ging mit seinem Bruder Jaime (t 1824) nach England.
Er starb, 80 Jahre alt, mit der Kirche ausgesöhnt, 25. März 1837
zu Dublin (Pelayo 3, 529). Das eben erwähnte Gedicht ist die
einzige Schrift, die unter seinem Namen im Index steht, verb. 19.
Jan. 1824. Besonders auffallend ist, dass nicht verboten wnrde:
Vida literaria de Don Joaquin Lorenzo Villanueva, o memoria de
sus escritos y de sus opiniones eclesiasticas j politicas, j de algn-
nos sucesos notables de su tiempo. Con un apendice de docnmentos
relatives a la historia del Concilio de Trento. Escrita por el mismo,
Londres 1825,* 2 vol. 8. — Dagegen stehen noch einige kleinere
anonyme Schriften von ihm im Index: Cuestion importante: ^,Los
diputados de nuestras cortes son inviolables respecto de la Curia
Romana? verb. 26. Aug. 1822 (Vill. erfuhr das Verbot in Genua),
1) Sie stehen auch in der AUg. Ztg. 182S, 41—49 und in Mastianx'
Lit.-Ztg. 1828, 26, spanisch mit einem ausführlichen polemischen Com-
mentar in der Vida 2, 210.
J. L. Villanueva. A. Bernabe«. 1067
eine Schrift, worin er zeigt, dassderj Papst mit Unrecht zwei von
dem Konig ernannten Bischöfen wegen ihres Verhaltens in den
Gortes die Bestätigung verweigert habe (Vida, 2, 239), ferner, 6, Sept.
1824 verb.: Examen de la nota pasada por el Eminentisimo Seftor
Nuncio de Su Santidad al ministerio d'estÄdo. Por un nieto de Bon
Roqne Leal (Vida 2, 286). Von Vill. sind auch zwei 6. Sept. 1824
verbotene Commissionsberichte für die Cortes von 1821: Die tarnen
de la comision eclesiastica de las cortes sobre qne no se exporte
dinero para Koma con motivo de la impetracion de bnlas, dispensas
y demas gracias apostolicas, und Di ct. y proyecto de ley sobre la
reforma de los reguläres (kam nicht zur Discussion; Vida 1, 210;
2, 255), wahrscheinlich auch (denn er verfasste mehrere Berichte
der Commission, Vida 1, 214) Biet, de la com. ecl. encargada del
arreglo definitive del clero de Espa&a, impreSo de orden de las cor-
tes, verb. 26. März 1825. — In der Vida erwähnt Vill. noch einige
ältere Schriften, welche bei der span. Inq. denuncirt wurden, ohne
dass es zu einem Process kam: Catecismo del estado 1789; Aüo
cristiano de Espaiia y las dominicas y fiestas movibles, 19 vol. 8. ;
El Jansenismo, dedicado al Filösofo Eancio (unter diesem Namen
veröffentlichte der Dominicaner Franc. Alvaredo 1811 — 14 47 Briefe
gegen Jansenisten u. s. w.; Pelayo 3, 489); Las angilicas fuentes
6 el Tomista en las cortes, Cadiz 1813, unter Mitwirkung seines
Bruders Jaime geschrieben, um gegen die Espaiia vindicada (von
Josef Colon) zu zeigen, dass die neue spanische Verfassung mit
der Lehre des h. Thomas übereinstimme*). 1818 wurde er von der
Inquisition wegen der letztem Schrift und einiger anderen vorge-
laden ; es kam aber auch jetzt nicht zu einer Verurtheilung (Vida
2, 195). — Das Index-Decret vom 26. Aug. 1822, in welchem eine
Anzahl spanischer Schriften verboten würde, namentlich das Verbot
der' Cuestion wurde in den Cortes 14. Nov. scharf angegriffen,
auch von Vill., und 25. Nov. beschlossen, die Eegierung zu er-
suchen, die Verbreitung des Decretes zu verhindern und bei dem
Nuncius und dem Papste zu protestiren (Vida 2, 240. Ami de la
rel. 34, 140).
Andere Schriften, welche mit den kirchenpolitischen Verhand-
lungen in der Zeit von 1812 — 23 zusammenhangen und 1820 — 25
verb. wurden, sind: Juicio historico, canönico, politico de la auto-
ridad de las naciones sobre los bienes eclesidsticos, Alicante 1813;
der Verfasser nennt sich El Solitario (Pelayo 3, 487), ist aber nach
Villanueva, Vida 1, 182 der gelehrte Priester Antonio Bernabeif,
dem dafür der Patriarch von Indien, Franc. Cebrid, die Erlaubniss
zum Predigen und Beichthören entzog; von demselben ist Carta
1) Vida 1, 38. 78. 205. 208. Von Viage literario a las iglesias de
Espafia sind die ersten 5 Bände zu Madrid 1803— 6 unter Joaquins Namen
erschienen, aber hauptsächlich von Jaime bearbeitet (Vida 1, 106); die
Bande 6—10 erschienen unter des letztern Namen 1821 in London; 1860
— 51 wurden dann noch die Bände 11 — 18 von derAcademia de la historia
zu Madrid herausgegeben.
1068 Spanische und portugiesische Schriften.
que el presbitero D. Ant. Bernabeu escribe al IL Sefior Don Simon
Lopez, Arzob. de Valencia, vindicando el sacerdocio y el patriotis-
mo. — Abu 6 08 introducidos en la disoiplina de la Iglesia y po-
testad de los principes en su correccion, que a la soberania de la
nacion en aus cortes generales ofrece . . un prebendado de estos
reinoR (Madrid 1813, 99 S. 4., Pelayo 3, 487); Conversacion
familiär entre un cura, doctor de la Univ. de Salamanca, y el sa-
cristan, gradaado de bacbilier en la misma, sobre la jarisdiccion de
los obispoB en orden a dispensas, riservaciones, confirmaciones, Irans*
laciones y demas prerogativas, de que en el dia estan desposeidos;
Breve exposicion sobre el real patronato y sobre los derechos de
los obispos electos de America, que en vertud de los reales despa-
chos de presentacion . . . administran sus iglesias antes de la con-
firmacion pontifical; El codig o eclesidstico primitive o las leyes de
la iglesia sacadas de sus primitivas y legitimos fuentes; Carta
escrita al P. Pio YII. (sub praetenso nomine principis Caroli Maur.
Talleyrand); Politica eclesiastica, Valencia 1820^); Croniea reli-
giosa, Madrid, imprenta de D. A. Fernandez (steht im Index unter
diesem, also des Druckers Namen); endlich Historia politica dei
pontificado Bomano (6 examen del origen de la antoridad espiritnal
y temporal de los Papas desde San Lino hasta Pio VI. Obra escrita
por un celebre oanonista aleman y trad.) por Don F. J. de V., Ma-
drid 1821, und Division de los dominios del Papa; traduccion
libre del folleto intit. II Papa in camicia.
Die 1322 verbotenen Carta XVI. XVII. del Compadre wer^
den zwei der 20 Cartas del Compadre del Holgazan y apologista
universal de la holgazaneria sein, die 1820 — 22 erschienen, Satiren
über kirchliche Dinge (Hidalgo gibt den Inhalt an), wie es scheint
eine Nachbildung der Cartas del pobrecito Holgazan (d. i. Bummler)
von dem Präbendaten Sebastian Mifiano y Bedoya zu Sevilla (f 1845),
die 1820 erschienen und von denen einige in 60,000 Exemplaren
abgesetzt wurden (Pelayo 3, 512). Warum von diesen Cartas nur
jene zwßi verboten wurden (die 16. handelt von Ordensgeliibden,
die 17. und 18. enthalten eine Critica satirica ^obre las crönicas de
la religion Franciscana escritas por P. Cornejo en respnesta a un
folleto La Frailomania), ist nicht zu sagen.
5. 1823 wurde verb. Larraga (ementitum nomen) del afio
de 1822, 6 prontuario de teologia moral conforme a las doctrinas
ecles. y polit. vigentes en EspaÜa, por dos individuos del clero
espafiol. D. Hidalgo (Diccionario de bibliogr. esp.) erwähnt mehrere
in den ersten Jahrzehnten des 19. Jahrh. erschienene Ausgaben eines
zuerst 1710 von einem Dominicaner Franc. Larraga veröffentlichten
Prontuario de la teol. moral. Das Buch scheint das beliebteste
1) Nach Mendham, Suppl. p. 32 eine Sammlung von Broschüren;
er sagjb, er besitze die drei ersten Bände, und erwähnt daraus speciell eine
Broschüre über den von den Bischöfen dem Papste zu leistenden Eid, die
in Spanien 1817 verb. worden sei.
Larräga. P. M. Pascual. BoteÜio u. a. 1069
Hülfabttob zur Yorbereitang für die geistlicheD Präfangen gewesen
zu sein. Die Verfasser der verbotenen Schrift hatten diese also
als einen neuen Larraga bezeichnet. — Die einzigen theologischen
Schriften^ welche sonst noch 1822 — 23 verb. wurden, sind: Sistemade
la moral 6 teoria de los deberes por Prudencio Maria Pascual,
Valencia 1821, nach Pelayo sensnalistisch im Geiste von Destatt-
Traoj, dessen Ansichten damals überhaupt in Spanien sehr verbreitet
waren ^); Tratado historico-canonico de los parroohos, su origen . .
7 derechos, por el Dr. en canones Ant. Mendizabal, cara de Na-
varrete, Madrid 1821, 2 vol. 4.; Supersticiones descubertas,
yerdades declaradas y desengafios i toda gente; La religion na-
tural. Obra escrita en franoes por Piaton Blanchard. — Eine 1828
zu Cuenca erschienene Schrift, La predestinacion y reprobacion
de los hombres segun el sentido jenuino de las escritnras y.la ra-
zon, por F. V. S., wurde erst 1857 verb. und 1861 gemeldet:
Auetor laud. etc.
1865 erschien eine Carta & los presbiteros espafioles über die
von dem Congress beschlossene Anerkennung des Königreich Italiens,
den Kirchenstaat u. s. w. Sie wurde von mehreren Bischöfen ver-
boten. Der Verfasser gab darauf Historia de una oartä por el pres-
bitero Don Ant. Aguayo, Madrid 1866*, 310 S. 8., heraus, worin
der Brief, die bischöflichen Erlasse, Zeitungsartikel darüber und dgl.
abgedruckt sind (Pelayo 3, 691). Die Sachen stehen nicht im Index ^). —
Ausser den S. 1036. 52 und § 117 erwähnten Schriften wurden
nach 1857 nur noch 1864 ein zu Barcelona gedruckter Almanaque
demooratico, und 1884 Siete Tratados por Juan Montalvo en dos
tomos, Besanzon 1882, verb.
6. Eine Schrift des Lissaboner Canonicus Jos6 de S. B e r-
nardino Botelho (1742 — 1827), Salva^äo de todos os innocentes
pela redemp^ao de Jesu Christo, Liss. 1822, 169 S. 8., und eine
anonyme, von dem Oratorianer Lucas Tavares, einem Schüler Perei-
ra's (f 1824), verfasste G-egenschrift: Ao Spiritu Sanoto e ds almas
simples, que respeitam a sua voz divina offerego arefutagao do
livro intitulado Salva^äo . . . pelo Senhor Conego da basilica de S.
Maria Major, Liss. 1823, 62 S. 8., wurden von dem Patriarchen
Card. Garlos da Cunha in einem Hirtenbriefe vom 28. Jan. 1824
bei Strafe der Excommunication verb., die erste Schrift als pelagia-
nisch, die andere als in das entgegengesetzte Extrem verfallend und
1) Pelayo 8. 515. Ansführlicher wird p. 856 von Martinez Pascual,
einem Anhänger Saint Martins, f 1799, geaprocheD.
2) In den Keformistas esp. V, App. 83 wird von einer kleinen Schrift
Obras de D. Jose Somoza, Madrid 1842, berichtet, der Bischof von Avila
habe den Verfasser aufgefordert, binnen 10 Tagen zu revociren; er habe
geantwortet : er habe das Buch auf Befehl Espartero's drucken lassen, dem
Krzieher der Königin gewidmet und den Erlös für eine Schule bestimmt; er
könne es nicht selbst verdammen, wolle aber das Schreiben des Bischofs in
den Zeitungen veröffentlichen; er schliesse den Brief pidiendo su benedi-
cion episcopal y besandole el anillo.
Bensch, Indox II 68
1070 Spanische und portugiesische Schriften.
geeignet, die meisten Menschen znr Verzweiflung zu führen, beide
als bereits verdammte Lehren enthaltend. Am 6. Sept. 1824 wur-
den beide auch in Rom verb. ^). In demselben Decrete wurden
verb. C'artas de hum amigo a oatro sobre as indulgencias, — 1825
Resposta do Bispo d'Angra, eleito de Bragan^a, a alguns reparos
qne se fizerao a respeito do opuscnlo anonimo publicado pelo mesmo
Bispo: Cartas . . ., — und 0 cidadao Lusitano. Breve compendio,
em que se dimostrao ob fructos da constitu^ao e os deveres do ci-
dadao oonstitucional, por Inn. Ant. de Mi ran da, einen Weltgeist-
liehen, der 1821 Deputirter war, wahrscheinlich identisch mit dem
Dialogo entre um liberal e um servil, Liss. 1822, 143 S. 4., welcher
nach Silva 3, 219 in dem oben erwähnton Hirtenbriefe verb. wurde.
— Fray Eugenio ou l'auto-da-fi de 1680 por M. Mortonval, verb.
1827, ist üebersetzung einer 1826 erschienenen französischen Schrift
(von Alex. Purcy Gnesdon). — 1836 wurden verb. A escanda-
losa vida dos papas, und A voz da razao por Josä Anaetasio da
Cunha, eine kleine Sammlung von ungläubigen Briefen, die zuerst
Paris (Coimbra) 1822, dann Paris (Lissabon) 1826 erschien, 48 S.
16., nachdem sie schon einige Zeit in Abschriften verbreitet gewesen.
Sie ist auch (mit einer Widerlegung) den Composiciones poetieas
von da Gunha, Liss. 1839, beigedruckt. G-leichwohl ist es zweifel-
haft, ob die Briefe wirklich von da Cunha, geb. 1742, seit 1773
Prof. der G-eometrie zu Coimbra, sind, der 1778 von der Inquisition
wegen erros do deismo, tolerantismo e indifferentismo als Haeretiker
und Apostat zu einer Absohwörung und dreijähriger Haft vernrtheilt
wurde und 1787 nach Empfang der Sacramente starb (Silva 4, 221.
Pelayo 3, 298). — 1836 wurden femer verb. Institutiones juris
civilis lusitani tum publici, tum privati, au ct. Pasch. Jos. Mellio-
Freirio (de MelloPreire dos Reis, 1736—98).
Von da an nahm die Index-Congr. fast 30 Jahre von Portugal
keine Notiz. Sie ignorirte sogar Portugal, Roma e Italia, carta di-
rigida a S. Em. o Card. Antonelli por Aug. Soromenho, 1862, eine
scharfe Kritik des Breves vom 26. März 1861, wodurch die An-
greifer des Kirchenstaates excommunicirt werden und auf Grund
dessen der Patriarch von Lissabon den dortigen Italienern einen
Trauergottesdienst für Cavour verboten hatte (Observateur cath.
13, 464). — 1864 — 66 aber wurden verb.: Synopse das religiones
e seitas actualmente 'seguidas por diversos povos do globo e una
breve noticia d'outras seitas religiosas extinctas, por J. Ant Dias,
Liss. 1864; der Verf. war als Beamter wegen seiner politischen
Grrundsätze entlassen, leitete dann eine Erziehungsanstalt und schrieb
Schulbücher und dgl. (Silva 3, 289); — Defeza do razionalismo ou
analyse da f6, por Pedro Amorin Vianna, Porto 1866; der Verf.
war Mathematiker und Literat, geb. 1823 (Silva 6, 384); — Ele-
mentes de dreito eclesiastico portuguez para uso de seus discipu-
1) J. P. da Silva, Diccionario bibliogr., Liss. 1768 ff., s. v. .Tose de
S. Bern. Das erste Buch sollte im Index unter Botelho stehen.
Franzosische, holländische und englische Schriften. 1071
los, pelo Dr. Bernardino Joaquim da Silva Carneiro, Coimbra 1863 ,
400 S. 8.; der Verf. (1806— 67 J war Prof. der Rechte zu Coimbra
(Silva 1, 364; 8, 884); — Estudos sobre o casamento civil por oc-
casiao do opusculo do Visconde de Seabra sobre esto assumpto, por
A. Herculano, Liss. 1866*, 3 Hefte, zusammen 175 S. 8. Ale-
xandre Herculano de Carvalho (1810—77) hatte als Mitglied der
Commission zur Revision des Civilgesetzbuchs mit Rücksicht auf die
in Portugal ansässigen nicht katholischen Ausländer die Einführung
der facultativen Civilehe befürwortet und vertheidigte die betreffen-
den Sätze ausser in der genannten Schrift auch in vier Cartas diri-
gidas ao Jomal de Commercio, 1866* (je 1 Bogen), gegen Ant. de
Costa, den Wortführer des Partido neo-catholico. Auffallender Weise
ist keine andere Schrift von ihm verb., nicht einmal Da origem e
establicimento da Inquisi^ao em Portugal, 1854 — 57^).
108. Franzosisehe, holländische ond englische Schriften,
1817—1830.
Erst nach dem Jahre 1816 wurde eine Reihe von irre-
ligiösen und obscönen französischen Schriften verboten, welche
schon im 18. Jahrhundert oder in den ersten Jabren des 19.
erschienen waren, von Dupuis, Volney, Pamy, Piganlt^Lebrun
n. a. Ausserdem kamen in dieser Zeit aus Frankreich in den
Index einige Schriften ähnlichen Charakters, u. a. sämmtliche
Werke von Collin de Plancy, femer eine Reihe von gallica-
niscfaen oder doch anticnrialistischen Schriften, von Daunon,
Lanjuinais, Montlosier, Tabaraud, Gr^goire, de Pradt, de Potter,
einige Werke von B. Gonstant, aber keine theologische Schriften,
dagegen einige holländisch und englisch geschriebene theolo-
gische Sachen, eine Predigt des Mechelner Generalvicars Ver-
heylewegen und ein Leben Jesu des Genter Professors Schrant
und zwei Bücher des englischen Priesters Gandolphy.
1. Im J. 1825 brachte der Ami de la rel. (44, 97) einen Aus-
zug aus einem dem Minister des Innern vorgelegten Bericht über die
1817 — 24 erschienenen irreligiösen und unsittlichen Schriften; da-
1) Döllinger, Gcdächtnissrede auf Alex. Herculano, 1878. Herculano
schrieb auch 1871 eine Broschüre gegen die Vaticanischen Decrete: A
suppressSo das conferpncias do casino (in den Opuscnlosl, 265; DÖIlinger
S. 28).
1072 FranzoBiBche, holländische und englische Schriften.
runter waren 12 Gesammtansgahen von Voltaire^), 13 von Eonsseau
(dazu viele Ausgaben einzelner Werke), 8 AuBgaben des Systeme
de la nature von Holbach, 4 der Lettres persanes (über andere
Bücher b. u.). Der Bericht taxirt die Gesammtzahl auf 2,741,400
Bände. 46, 182 wird erwähnt, dass man Moliere's Tartuife in 100,000
Exemplaren habe drucken lassen und für 5 Sous verkaufe. — Ueber
die neuen billigen Gesammtausgaben von Voltaire und Eoussean
erliess unter dem 28. Aug. 1821Etienne-Antoine, Bischof von Troyes,
ernannter Erzbischof von Yienne, einen langen Hirtenbrief (Ma-
stiaux, Lit.-Ztg. 1823, No. l). Am Schlüsse sagt er : „Wir erneuern
alle Gensuren der in den Jahren 1782 und 1785 versammelten
Geistlichkeit von Frankreich und jene der zwei Erzbischöfe von Paris,
welche zur Zeit diese Werke als gottlos, gotteslästerlich, aufrühre-
risch und sacrilegisch erklärten; wir verbieten, so viel an uns ist,
unter canonischer Strafe, diese Werke in unserer Diöcese zu drucken,
zu verkaufen oder den Druck irgendwie zu begünstigen, und be-
halten unseren Generalvicaren die Lossprechung von einem Ver-
brechen vor, welches nicht mit zu strengen geistlichen Strafen belegt
werden kann." Von dem Index ist dabei nicht die Rede.
In den zwanziger Jahren war, wie Drujon p. X berichtet, ein
Abb^ Mutin als Chef de division im Ministerium des Innern ange-
stellt und beauftragt, Analysen von neu erschienenen Büchern an-
zufertigen, welche den Anträgen auf gerichtliche Verfolgung zur
Grundlage dienten. Nach der Juli-Revolution veröffentlichte die
Gazette litt^raire Auszuge daraus (die Redaction sagte, sie habe 3 —
400 solcher Analysen in Händen, darunter ein sehr scharfes Ghit-
aohten vom J. 1826 über die billigen neuen Ausgaben von Schriften
Voltaire's u. a.). Dieser Mutin machte auch den Nuncins auf Bücher
aufmerksam, die geeignet seien, in den Index gesetzt zu werden,
z. B. 1827 auf de Pradts Concordat de l'Amfirique, welches denn
auch 1828 verb. wurde.
2. Wenn erst nach 1816 in Rom irreligiöse oder obscone
Schriften aus älterer Zeit verboten wurden, so sind diese Verbote
zum Theil, aber auch nur zum Theil durch neue Auflagen veran-
lasst*). Zu dieser Classe von Schriften gehören: Origine de tous
les cultes, ou religion universelle par [Gh.-Fn] Dupuis, citoyen
frangais, Paris Tan III (1794), 4 vol. 4. (7 vol. 8. Picot 4, 643),
verb. 1818; von dem vollständigen Werke erschien 1822 eine neue
Ausgabe; der Ahrigi, 1798, der nicht verb. ist, wurde 1817 — 24
7mal gedruckt. — J.-F. Volney, Les ruines ou meditations sur
les revolutions des empires, 1799 (in Spanien gleich strenge verb.).
1) Die 1886 erschienene Ausgabe in 70 Bänden wird als die 6t. be-
zeichnet.
2) Sogar der Würzburger AUg. Eirchencorrespondent 1834, No. 8
Beil., erlaubt sich zu einem Index-Decrete von 1884, worin u.a. LaVicom-
terie und Fiffault-Lebrun stehen, die Bemerkung: Warum mehrere dieser
Bücher, welche schon vor Jahr und Tag erschienen, gelesen und beinahe
vergessen sind, erst jetzt verboten worden, fallt auf.
Dapuis. Volney. Pigaalt-Lebrun u. a. 1078
5. Ed. 1817, im Ami de la rel. 1817, 12, 401 aneffibrlich besprochen,
yerb. 1821 (im Index steht Le rovine . . . quocnnque idiomate,
wohl Uebersetzung des Titels ; eine Uebersetznng des Baches erschien
Italia 1849); das Buch wnrde 1817—24 lOmal gedmckt; Yolney
soll 80,000 Francs vermacht haben, um es zn verbreiten ; seine Re-
cherohes nonvelles snr l'hist. ancienne, 1816, 3 vol., wnrden 1826
verb. — A. Chevignard, Nouveau spectacle de la nature . . .
suivi d'nn expos6 simple snr la morale universelle, 1798 (vorher
seit 1779 vier Auflagen anonym unter dem Titel Id^e dn monde),
verb. 1825. — La guerre des dieiix anciens et modernes. PoSme . .
par Evariste Parny, Paris l'an VII (1799) ti.o., verb. 1817 (Pamy
starb 1 814 als Mitglied der Akademie and wurde feierlich begraben,
Ami de la reL 1815, 253; sein Gedicht warde seit 1821 in Frank-
reich wiederholt verb., Drujon 185). — J.-A. Dulaure, Hist.
abr^g^e des diff^rents cultes qai ont prec6d6 et amen6 l'idol&trie,
1805, verb. 1826 ; die Fortsetzung, Des divinit^s generatric^s ou du
culte du Phallus par J. A. D***, 1806, 1825 mit dem vollen Na-
men gedruckt, 1826 in Paris verartheilt (Drujon 129), steht nicht
im Index. — F^tes et coartisanes de la Gr^ce . . ., Paris l'an
IX (1801), 3. Ed. 1821 (von J.-B.-P. Chaussard), verb. 1826. —
L'art de connaftre les femmes, wohl eine neue Ausgabe der 1730
erschienenen L'art . . . avec une dissertation sur l'adult^re par le
Chevalier Plante- Amour (Fr. Brueys; im span. Index seit 1761),
verb. 1826. — Louis La Vicomterie, Les crimes des Papes de-
puis S. Pierre jusqu'i Pie VI., 1792 u. o., auch 1830 (Drajon 112),
verb. 1834.
Von den zahlreichen ungläubigen und unsittlichen Schriften
von Pigault-Lebrun (1753 — 1835) kam die erste 1820 in den In-
dex: Le Citateur, zuerst 1803, 2 vol., voll Spöttereien über die
Bibel und christliche Dogmen. Reiffenberg (Bull, du Bibl. Beige
7, 26) erzählt, Napoleon habe 1811, wtithend über ein Breve des
Papstes, 10,000 Exemplare davon ins Publicum werfen wollen, was
freilich nicht zur Ausführung kam. In Spanien wurde 1815 Le
Citateur verb., 1819 strenge El citador . . . trad. por el R. P. M.
Fr. N. Alvarado, London 1816, mit der Bemerkung, dem P. Alva-
rado werde die Uebersetzung mit Unrecht zugeschrieben. Nun wurde
1820 auch in Rom nicht das Original, sondern El citador escrito en
frances y tradacido al castellano verb., 1823 El citador historico o
sea la lega de los nables y de los sacerdotes contra los pueblos y
los reyes desde el principio de la era cristiana hasta el aflo 1820,
trad. dal frances al espaftol por Z. Isgonde, — 1828: La folie
espafiola (1802), Tableaux de societä ou Fanchette et Honorius,
J^rome (1804, 1823), L'enfant du carneval (1802), — endlich 1834;
Romans (1825—27 wurden Le citateur und andere Schriften auch
in Paris verb.; Drujon 94. 142. 167). — Amours et galanteries du
Chevalier de Faublas von J.-B. Louvet de Couvray, Londres (Paris)
1789 — 90, 13 parties, eine carikirte Schilderung der Pariser Unsitt-
lichkeit vor der Revolution, wurde in Paris seit 1822 wiederholt
verb. (Drujon p. 24; in Spanien 1790: Les galanteries du Chev. de
1074 Französische, holländische und englische Schriften.
F. par TA. de Felicia, 1788), in Rom erst 1864: Tita ed ayventure
galanti del Cav. Faublas de Louvet, Livorno 1862. — Von Jacques-
Albin-Simon Colli n de Plancy, der 1812^35 eine Eeihe von ir-
religiösen Schriften veröffentlichte, wurden 1827 Dictionnaire critiqne
des reliqnes et des images miraculeuses, Par. 1821—22, 3 vol. 8.,
and alle seine anderen Schriften verb. 1887 wurde er fromm und
rechtgläubig und veröffentlichte nun Legenden und dgl., auch eine
Umarbeitung seines Dictionnaire infernal, 1825, manches unter an-
genommenen Namen, Saint-Albin u. a. (Yapereau). — 1834 wurden
verb. Mämoires de Casanova de Seingalt, ecrits par lui-meme, die
1830 erschienene Ausgabe in 8 Bänden; eine andere war schon
1825 erschienen. — Aus späterer Zeit mögen hier gleich noch er-
wähnt werden: Aug. Debay, Philosophie du mariage, 1849, und
Pierre Dufour, Hist. de la prostitution, 1851, beide verb. 1852^).
3. Erst 1823 wurde verb.: Essai historique sur la puissance
temporelle des Papes [et sur Tabus qu'ils ont fait de leur ministere
spirituel. 4. Ed. revue, corrig6e et augment^e, Par. 1818*, 2 vol. 8.].
Die beiden ersten Auflagen waren schon 1810, die 8. 1811 erschie-
nen. Auf dem Titel der ersten Auflagen steht Ouvrage traduit de
I'espagnol, und in der Vorrede wird gesagt, das 1801 vollendete
spanische Manuscript sei 1809 von Franzosen zu Saragossa gefunden
worden. Das Buch ist aber von C.-P.-F. Daunou, damals Grarde
gin^ral des archives, verfasst^). In der 3. Auflage ist ein 2. Band
beigefügt, der Considärations gen6rales und Elxpos^s des maximes
de la Cour de Rome depuis la publication des fausses d^oretales, —
des maximes de TEglise gallicane, — de la conduite actuelle de Pie
Y-II. enthält. Für die 4. Auflage hat angeblich ein irischer Katho-
lik Beiträge geliefert, der 1799 — 1809 das Vatioanische Archiv be-
nutzte. — In diesem Buche wird empfohlen Table au historique de
la conr de Bome depuis Torigine de sa puissance temporelle jusqu'a
nos jours, Paris 1810, verb. 1819, nach Hoefer von C.-L. Lesur.
Nach der Restauration versuchte man, das Concordat von 1801
und die organischen Artikel durch ein neues, der Curie genehmeres
3U ersetzen. Das zu Rom zwischen Card. Cunsalvi und dem Grafen
1) Bei Debay sind im Index drei verschiedene Bäoher zusammenge-
werfen. Die Titel dieser und noch unanständigerer desselben Autors findet
man bei Lorenz. P. Dufour ist der angenommene Name von Paul Lacroix
(Le bibliophile Jacob). Das Buch erschien 1861—63 in 6 vol. und wurde
auch ins Deutsche und Italienische übersetzt; Barbier- Querard 1, 1014.
2) DauQou war früher Oratorianer, nach der Revolution Vicaire
episcopal du Pas de Calais, dann de Paris, von Gobel zum Superior des
constitutionellen Seminars bestimmt, auch Mitglied des Convents. 1798
nach Kom gesandt, um die Republik zu organisiren. 1804 wurde er Archi-
viste de l'fcliDpire; er starb als Pair 1840 (Biogr. univ.). Das dritte Ex-
pose, das bemerkenswertheste Stück, ist von Daunou im Auftrage der Re-
gierung Napoleons und nach den von ihr gelieferten Materialien geschrieben
(Ami de la rel. 18, 1. Dupin, Manuel. 1847, p. 480). Die 8. Aumige wurde
1813 unterdrückt, so dass nur 60 Exemplare gerettet wurden. Hergen-
röther, Kath. Kirche S. 783 sagt, das Buch sei zuerst 1818 erschienen!
Daunou. Lanjuinais. De Pradt. Gregoire u. a. 1075
Blaeas vereinbarte, von Pios VII. 28. ^nli 1817 publioirte Concordat
wurde aber von der Regiernng Dur in der Form eines abschwächen-
den Gesetzentwurfes vom 22. Nov. 1818 den Kammern vorgelegt
und, da auch dieser heftigen Widerspruch fand, zurückgezogen. Von
den Schriften, die gegen dieses Concordat bezw. den Gesetzentwurf
erschienen^), kam 1819 ausser dem Buche von Glavier (S. 792)
in den Index die Broschüre des Pairs Gomte Jean-Denis Lanjui-
iiais (1753—1827), Appriciation du projet de loi relatif aux trois
concordats, aveo les articles du dernier concordat, ceux du projet de
loi et une revue des ouvrages sur les conciles, Par. 1817, 64 S. 8.
(4. Ed. 1818, unter dem Titel Dissertation sur les concordats, Liege
1827). 1820 wurde von Dom. Dufour de Pradt (1759—1837,
1805 Bischof von Poitiers, 1809 £rzbiechof von Mecheln, 1816 re-
signirt) verb. : Les quatre concordats, suivis de consid^rations sur
le gouvemement de TEglise en gänäral et de TEgl. de France en
particolier depuis 1515, 3 vol., (2 vol. 1818, Suite des quatre con-
cordats, 1820). — Yon Lanjuinais' späteren Broschüren (M6moires
sur la religion, 1821, Hist. abregne de Tinquisition religieuse en
France, 1821, u. a.) kam keine in den Index, von den etwa 30
Schriften von Pradt aber noch 1828: Concordat de TAmerique avec
Borne, 1827, 310 S. 8. (erschien 1827 auch in spanischer üeber-
Setzung), und Congres de Panama, 1825, 95 S. 8., worin der nach
Panama berufene Congress yon Abgeordneten der von Spanien los^
gerissenen Staaten (Gervinus, Gesch. des 19. Jahrb. 4, 601) u. a.
aufgefordert wird, von Korn das zu verlangen, was Pius YII. zu
Savona und Fontainebleau bewilligt habe. — Die anonyme Schrift
von Tabaraud, Observations d'an ancien canoniste sur la Conven-
tion conclue k Rome 11. Avril 1817, 1817, wurde nicht verb., aber
1821 sein sohon 1811 erschienener Essai hist. et crit. sur l'institu-
tion canoniqne des ^v^ques. Auch die gegen das Concordat gerich-
tete, sehr interessante Schrift von Henri Gregoire, ancien 6v6que
de Bleis (f 1831), Essai hist sur les libertäs de TEglise gallicane
et des autres 6glises de la catholicit6 pendant les deux demiers
Sieles, Par. 1818% 460 S. 8., steht auffallender Weise nicht im
Index. Erst 1827 und 1828 wurden zwei seiner Schriften verb. :
Histoire des confesseurs des empereurs, des rois et d'autres princes,
1824, und Hist. des seotes religienses qui depuis le oommencement
du siecle demier jusqu'lt l'6poque actuelle sont n6es, se sont modi-
fiees, se sont 6teintes dans les quatre parties du monde, 1828, 5. vol.
— Das Memoire k consulter sur un Systeme religieux et politique
tendant a renverser la religion, la soci^t6 et le tr6ne von FrauQois-
Dom. *de Eegnaud, Comte de Montlosier, 1826 (7 Auflagen in
einem Jahre), dessen Auftreten gegen die Jesuiten und le parti-pretre
1) Mejer, Zur Gesch. der römisch-deutschen Frage II, 1, 158. Wenn
Lanjuinais von drei Concordaten spricht, so sind die von 1801 und 1817
und das nicht perfect gewordene von 1818 gemeint (R.-E. 8, 159). Pradt
bespricht ausserdem das von 1516.
1076 Französische, holländische und englische Schriften.
grosses Aofseheo erregte^), wurde 12. Juni 1826 verb., 1834 noch
seine Schrift Dn pretre et de son minist^re dans Tetat actael de )a
France, 1838.
Yon den vielen Schriften des belgischen Literaten L.-J.-A. de
Potter (1768 — 1859) stehen ansser der Vie de Ricci im Index
nur: Consid^rations sur l'hist des principaux conciles depuis les
ap6tres jusqu'au schisme d*Ocoident sous Tempire de Gharlemagne,
1816, 2 vol., verb. 1824, — L^esprit de TEglise, on consid^rations
philos. et polit. sur lliist. des oonoiles et des papes depuis le apo-
tres jusqu'ä nos jours, 1821, verb. 1826, — Histoire philos., polit.
et orit. du christianisme et des ^glises ehret, depuis JSsus jusqu^au
19. siecle, 1836—37, 8 vol. 8., verb. 1838, und die anonyme Schrift
Saint-Napol^n au paradis et en exile, suivi d'une 6pitre au diable,
1824, verb. 1836. — Von Benjamin Constant (1767—1830) wur-
den 1827 verb. De la religion considerie dans sa sonrce, ses formes
et ses diveloppements, 1824 — 31, 5 vol., und der Commentar zu
Filangieri (S. 993). Im span. Index stehen nicht diese Schriften,
aber Principes de politique, Par. 1815, 1817 verb. als enthaltend
Sätze, welche die Gewalt der Kirche untergraben, antidogmatisch,
zum Schisma und zum bürgerlichen Tolerantismus führend und dem
Staate schädlich sind, — £in halb und halb theologisches, aber ganz
irreligiöses und wissenschaftlich werthloses Buch ist Ant. Fahre
d^Olivet, La langue h^braique restitu^e et le vöritable sens des mots
h^breux retabli et prouve par leur analyse radioale, 1816, ein dicker
Quartband (Ami de la rel. 15, 51), verb. 1825. Die Hist. philoso-
phique du genre humain, 1824, 2 vol. (Carov6, Der Messianismns
S. 1), ist nicht verb. Ein schon 1826 erschienenes Buch des Malers
und Archäologen Pierre Lacour, Aeloim ou les dieux de Moise, 2
vol. 8., wurde erst 1848 verb. — Projet d*une association religieuse
contre le d6isme et le papisme du 19. siecle, verb. 1827, kenne
ich nicht.
4. F. G. Verheylewegen war Generalvioar des Grafen Fr.- A.
de M^an, der früher Bischof von Lüttich gewesen, 1817 als Nach-
folger de Pradts zum Erzbischof von Mecheln ernannt worden und
in Rom nicht gut angeschrieben war, weil er den von dem Papste
missbilligten Eid auf die die Gleichstellung der verschiedenen Confes-
sionen garantirende Verfassung geleistet hatte (f 1831). Die Predigt
war am 4. März 1821 im Dome gehalten und unter dem Titel: Den
zegeprael van het kruys van Jesus Christus (Der Triumph des
Kreuzes J. C.) gedruckt worden. Sie wurde in mehreren Broschüren
angegriffen, namentlich weil sie zu weit gehende Aeusserungen über
die Möglichkeit der Erlangung der ewigen Seligkeit durch Ketzer
1) Crct.-Joly 6, 167. F. Nielsen, Aus dem inneren Leben der kath.
Kirche 1, 191. 208. Dupin, Manuel, p. 286. — Martial Marcel de k Roche-
Arnaud, ein früherer Novize der Jesuiten, schrieb Les Jesaites modernes
pour faire suite an Mem. de Montlosier. Auch der spater berühmt ge-
wordene Gury 8ohi*ieb 1827—- 29 Schriften gegen die Jesuiten, die er 1845
desavouirte. Cret-Joly 4, 175. 178.
^
1
B. Constant n. a. Verheylewegen. Schraut. Gandolphy. 1077
and UnglSnbige enthalte. Yerb. erklärte, er unterwerfe sich dem
Urtheil des b. Stuhles und schickte die Predigt mit einer lateinischen
üebersetznng nach Eom. Die Inquisition verdammte sie 12. Sept.
1821 quocnnque idiomate wegen falscher, ärgemissgebender, . . . die
Kirche untergrabender und ketzerischer Sätze. Der Erzbisohof pu-
blicirte das ihm ttbersandte Deoret nicht und beschränkte sich dar-
auf, Verb, das Predigen zu verbieten. Eine zu dessen Yertheidigung
erschienene Broschüre: Le vicaire gineral Verb. considir6 (im In-
dex steht oonsacre) dans son vrai jour par un jeune thiologien ca-
tholique, Brux. 1822, 36 S. 12., worin die Index-Gongr. unter Be*
mfnng auf van Espen angegriffen und behauptet wurde, die Predigt
sei auf Grund einer unrichtigen lateinischen Uebersetzung verdammt
worden, wurde 16. Juli 1823 von der Inquisition verb. ^). — Johan
Maria Sehr an t, dessen Het leven van Jesxis Christus, een gesobenk
voor de jeugd, 1825 verb. wurde, war geb. 1783, seit 1806 Priester,
seit 1818 Prof. der holländischen Literatur zu G-ent, nach der Re-
volution von 1880 zu Leyden, f 1866. Das Sohriftchen war schon
1808 erschienen, 1809 in Broscbttren angegriffen und von Schrant
vertheidigt worden. Verboten wurde es, nachdem 1824 die 3. Auf-
lage erschienen war*).
5. Von Peter G-andolphy, Priest of the Catholic Ghurch, —
geb. zu London 1779, zuerst in Newport, dann an der spanischen
Kapelle in London angestellt, t 1821, — wurden 1818 verb.: A
Defence of the ancient faith in fonr volumes, or füll exposition of
tbe Christian Religion in a series of controversial sermons, Lond.
1813 — 15, 4 vol. 8., und An Exposition of Liturgy, or a Book of
common prayers and administration of sacraments with other rites
and ceremonies of the Church, for the use of all Christians in the
United Eingdom of Oreat Britain and Ireland, 1815. Der aposto-
lische Vicar Pojnter zu London hatte die Bücher gleich nach dem
Erscheinen verboten, bis sie corrigirt wären oder der h. Stuhl dar-
über entschieden haben würde. Gand. zog sie vorläufig aus dem
Buchhandel zurück und reiste selbst nach Rom. Es gelang ihm
dort auf Grund günstiger Gutachten zweier des Englischen kundigen
in Rom lebenden Geistlichen, des Franciscaners Damiani und des
Dominicaners O'Finan, im Juni 1816 eine Approbation des Magister
8. Pal. zu erlangen, worauf ihm, — von wem, erhellt nicht, —
eine Bescheinigung d. d. Rom 13. Nov. 1816 auegestellt wurde,
seine Bücher seien vom h. Stuhle approbirt worden. Daraufbin
Hess er sie wieder verkaufen. Poynter erhielt aber von der Pro-
paganda, der er über die Bücher berichtet zu haben scheint, die
1) Ami de la rel. 28, 200; 81,202; 84, 17. Game, Gesch. der Kirche
3, 252. 1821 wurde in Löwen eine schon 1780 erschienene Broschüre wieder
aufgelegt: Les vrais principes catholiques sur les nioyens de salut chez les
infideles, les Mabometans, les heretiques et les schismatiques.
2) Van der Aa s. v. Nippold, Gesch. des Kath., 1883, S. 428 be-
zeichnet das Buch als eine merkwürdige Parallele zu dem von Wessenberg
über die Parabeln des Herrn.
1078 Frauzösischei holländisohe und Bn^lisohe Schriften.
Weisung, das Verbot derRelben bis auf weiteres aufrecht zu erhalteo,
und da Grand, dieses Verbot ignorirte, suspendirte er ihn. Gand.
veröffentlichte Vertheidigangen und Poynter ein Circular. Der Streit
wurde aber beigelegt, da Gand. 8. Juli 1617 die Erklärung unter*
schrieb: er habe irrthtimlich geglaubt, die Approbation des Mag. S.
J^al. sei eine Approbation des h. Stuhles, während es doch wieder-
holt Torgekommen sei, dass von jenem approbirte Bücher von den
Congregationen verboten worden seien ; er nehme alles zurück, was er
gegen seinen Bischof gesagt habe, und verspreche, in seinen Büchern
alles zu corrigriren, was der h. Stuhl oder der Bischof verlangen
werde, und sie bis zu dieser Correctur nicht zu verbreiten^). Diese
Vorgänge erklären einigermassen den Zusatz in dem Kömischen
Deorete: (die beiden Bücher würden verb.) una cum testificatione
seu epistola quadam alterius auctoris (qui tarnen eandem epistolam
landabiliter retractavit) sive oonjunctim sive seorsim impressa, quae
inoipit: Omnibus et singulis, anglice et latine scripta et Romae data
13. Nov. 1816, in qua temere et falso asseritur, dicta opera amplam
approbationem a Sede apost. obtinuisse. Der Magister S. Pal. war
allerdings gar nicht befugt, nicht in Rom zu druckende, sondern
bereits in England gedruckte Bücher zu approbiren. Die Index*
Congr. beschloss, das Decret vom 27. Juli 1818 erst nach vier
Monaten zu veröffentlichen und Gand. zuvor zur Unterwerfung auf-
zufordern. Poynter theilte Gand. das Decret und eine in Rom ent-
worfene Unterwerfungsformel mit. Gand. antwortete ihm nicht,
liees seine Bücher weiter verkaufen und erklärte nur 13. Nov. 1819
im Orthodox Journal, er werde eine corrigirte Ausgabe veranstalten,
wenn ihm das in der ersten Beanstandet« angegeben werde. Die
Propaganda beauftragte Poynter, mit Censuren gegen ihn vorzu-
gehen, und im Febr. 1820 erklärte er dann, er werde die Bücher,
die in Rom nicht approbirt seien, nicht mehr verbreiten. — In dem
Exemplare der Defence, welches ich gesehen, sind jedem Bande
einige Blätter Errata attached to every approved oopy beigebunden.
Die Berichtigungen betreffen zum grossen Theile Stellen über die
päpatUche Gewalt. I, 408 ff. wird z. B. die Veifassung der Kirehe
mit der Verfassung des Königs Alfred verglichen und u. a. gesagt:
wie ein englisches Gesetz von dem Parlament angenommen und dann
von dem Könige bestätigt sein müsse, so müsse ein Glaubensartikel
von einem allgemeinen Concil definirt und vom Papste approbirt
sein. Dazu soll beigefügt werden, wodurch freilich die Parallele
zerstört wird: oder er muss eine dogmatische Elntscheidung des h.
Stuhles sein. Am Schlüsse des ganzen Passus soll die Bemerkung
beigefügt werden: Diese Parallele soll nur zeigen, dass die Kirche
einige Aehnlichkeit mit dem Staate hat, wobei aber die Regel nicht
zu übersehen ist, dass in similibus non omnia conveniunt. — Der
Satz II, 321: „Es ist kein katholischer Glaubensartikel, dass der
Papst sündelos (immaculate) oder unfehlbar sei**, soll corrigirt werden
1) Ami de la rel. 13, 117; 23, 285. Mendham, Suppi. p. 82.
J. Earle. Union Review. 1079
in: „üeber die Frage der päpstlichen Unfehlbarkeit hat die Kirche
nie ein dogmatischeB Urtheil abgegeben, wenigstens nicht ein solches,
dem die Gläubigen bei Strafe der Ketzerei formlich zuzustimmen
yerpflichtet wären/'
Seitdem sind ausser den Schriften von Ffoulkes (S. 1032) nur noch
zwei Schriften eines englischen G-eistliohen Charles John Karle (seit
1861 Convertit) in den Index gekommen, The forty days [or Christ
between his resnrrection and asoension], 1876, nnd The spiritual
body [an essay in prose and verse], worin er zwischen einer spiri-
tuellen nnd einer materiellen Leiblichkeit unterscheidet und an-
nimmt, jene bleibe der Seele auch nach dem Tode ^), nebenbei auch
über die Eucharistie und über den Ausdruck „in forma Dei'' Phil.
2, 6 eigenthümliche Ansichten vorträgt. Sie wurden 1878 verb.;
1880 Auetor laud. etc. — Von des jetzigen Cardinais Newman
Lettre to the Rev. E. B. Pusey, 1866 (über Marienverehrung), sehrieb
ein in Born lebender Engländer dem Tablet: es kämen^ätze in
dem Buche vor, welche demselben die Verdammung des h. Index
(sie) in sichere Aussicht stellten, wenn es der h. Congregation förm-
lich Torgelegt werde. Dieses Buch ist aber ebensowenig rerb.
worden, wie Essay on deyelopment, 1845, welches gleiehfalls von
einzelnen verketzert wurde 2).
Im J. 1857 bildete sich in England eine Association for the
promotion of the unity of Christendom, aus Mitgliedern der römisch-
katholischen, griechischen und englischen Kirche, welche sich ver-
pflichteten, täglich ein kurzes (aus der lateinischen Messliturgie ent-
nommenes) Gebet zu sprechen^). Card. Patrizi erklärte im Namen
der Inquisition in einem Schreiben an die englischen Bischöfe vom
14. Sept. 1864, für Katholiken sei die Theilnahme an diesem Verein
unzulässig, 198 anglicanische Geistliche richteten an den Cardinal
eine Vorstellung, worin sie seine Darstellung der Tendenz berich-
tigten; sie erhielten eine vom 8. Nov. 1865 datirte lange und höf-
liche, aber abweisende Antwort (Acta 8. 8. 2, 657). Als Manning
(1865) Erzbischof geworden, publicirte er 1866 das Verbot in einem
Hirtenbriefe. Patrizi erwähnt in seinem ersten Briefe die Union
Review, für welche auch Katholiken schrieben. Aber weder diese
1) Ich erinnere mich, dass um 1860 ein Jesuit in Köln mit grosser
Bestimmtheit versicherte, Döllingers Christcnthum und Kirche werde, weil
darin S. 273 eine ähnliche Ansicht angedeutet wird, in den Index kommen.
2) Theol. Lit.-Bl. 1866, 261. Nippold, Gesch. des Kathol. S. 810.
3) Das Gebet lautet: Domine J. C., qui dixisti apostolis tuis: Pacem
relinquo vobis, pacem meam do vobis, ne respicias peocata mea, sed fldem
ecclesiae tuae, eamque secundum voluntatem tuam pacificare et coadunare
digneris, qui vivis etc. — 1868 zählte der Verein zu seinen Mitgliedern
1881 Katholiken, 685 Orientalen und 10000 Anglicaner. — Ambrose L.
M. Phillips de Lisle berichtet in den Essays p. 282, er habe schon 1857
mit dem Präfecten der Propaganda, Card. Bamabo, über den Verein cor-
respondirt und ihm seine Schrift On the future unity of Christendom ge-
schickt, die in Rom denuncirt worden.
1080 Schrifteu von duuUohen Katholiken.
Zeitschrift noch andere mit dem Verein zaeammenhangende Publi-
cationen, zu denen Mitglieder der drei Kirchen Beiträge geliefert«
— Sermons on the re-union of Christendom, 2 vol.; Essays on the
re-union .... edited by P. G. Lee, 1867, — stehen im Index.
109. Schriften von dentschen Katholiken, 1814—1845.
Im 19. Jahrhundert sind, wie schon in den letzten Jahr-
zehnten des 18., verbältnissmässig mehr Schriften von dentschen
Katholiken in den Index gekommen als in früherer Zeit^). Die
Aaswahl ist aber nicht wesentlich planmässiger, als das bei
der Index-Congregation sonst üblich ist. Welche Schriften ver-
boten wurden, hing auch hier in der Regel davon ab, welche
dennncirt wurden. Die Index- Gongregation hat aber mitunter
selbst solche Schriften in ihr Verzeichniss aufzanehmen anter-
lassen, die in Rom scharf verurtheilt wurden. So stehen von
den Schriften, wegen deren Wessenberg sich 1817 in Rom ver-
antworten mnsste, nnr Goopers Briefe (S. 997) im Index, und von
Wessenberg selbst wurden nur zwei anonyme, eine 1833 durch
ein Breve Gregors XVI., eine 1849 von der Index-Gongregation
verboten. — Von Joh. Jahn wurden erst 1822 einige Schriften
verboten, theilweise noch später einige andere ältere theologische
Werke aus Oesterreich und zwei Bücher von Bolzano. — Aus
Baiern kamen 1824—35 das Kirchenrecht von Brendel, ein paar
kleine Schriften voji Brenner und Oberthttr und ein von dem
Bischof von Würzburg in seiner Diöcese eingeführter Gatechis-
mus in den Index. — In dem eben erwähnten Breve Gregors
XVI. von 1833, welches gegen die Reformbestrebungen in Sttd-
deutschland und der Schweiz gerichtet ist, wurden ausser der
1) Die Zahl der deutschen Schriften, die verboten wnrden, ist freilich
gering im Verh<niss zu der Zahl derjenigen, die man hätte yerbieten
können. In Mastiaux' Lit.-Ztg. 1823, No. 54 wird zu einem Index-Decrete
vom 20. Jan. 1828 die naive Bemerkung gemacht: »,E8 ergibt sich ans
dem Verzeichnisse, dass die Gongregation nur die [einen kleinen Theil der]
in Italien, Spanien und Frankreich erschienenen Schriften, nicht die
deutschen zum Gegenstande der Prüfung gemacht; sonst wurden die
verbotenen Schriften nicht eine Quartsoite, sondern einen Catalog von
einem ganzen Alphabet ausgefüllt haben.*' Dabei ist allerdings nicht
speciell an die katholischen Schriften gedacht.
Wessenborg. 1081
Schrift von Wessenberg noob vier andere verboten. Durch ein
Breve von 1835 verdammte der Papst die BeBchlttsse einer zu
Baden in der Schweiz gehaltenen Conferenz. — 1826 — 1845
wurden einige Schriften von den beiden Theiner, von Carov6,
Alex. Müller und Ellendorf verboten. Dagegen hat die Bonge'sche
Bewegung fast gar keine Spuren im Index zurückgelassen.
1. In einem Breve vom 2. ]Nov. 1814 forderte Plus VU. den
Erzbischof Dalberg auf, unverzüglich Wessenberg als General-
vicar von Constanz zn entlassen, famosnm illnm Wessenberginm, de
cujus perversis doctrinisy pessimis exemplis ac temerariis oblucta-
tiouibus adversus Apost. Sedis jussiones delata ea nobis sunt cer-
tissimisque documentis probata, ut sine magna fidelium offensione . . .
tolerare eum diutius nequeamus. Dalberg ignorirte das Breve und
ernannte W. sogar 1815 zu seinem Coadjutor in Constanz oum spe
sacoedendi. Im J. 1814 trennte der Papst die schweizerischen Theile
des Bisthums Constanz ab und bestellte für sie den Propst Göldlin
als apostolischen Vicar. Das Domcapitel remonstrirte 1. Febr. 1815
dagegen und der von ihm bestellte Provicar Reininger erliess ein
Mandat, worin er sagt, das Capitel habe von dem^ schlecht infor-
mirten Papste an den besser zu informirenden Papst appellirt. Pius
YIL erliess unter dem 7. Sept. 1816 Breven an Dalberg und an
das Capitel, worin er erklärt, er habe das Mandat und die Appel-
lation, die er mit Schaudern gelesen, nach Berathung mit einigen
Cardinälen verworfen und verdammt. Als Dalberg 10. Febr. 1817
gestorben war, wählte das Capitel 17. Febr. W. zum Capitularvicar.
Der Papst erklärte in einem Breve an das Capitel vom 15. März,
er erkenne diese Wahl und die Keiningers zum Provicar nicht hn,
und richtete unter dem 25. Mai auch an den Grossherzog von Baden
ein Breve worin er sagt: Henrici de W. pessimum nomen est in
universa Germania. W. reiste nun im Juni nach Eom, und dort
legte ihm Card. Consalvi in einer Kote vom 2. Sept. 1817 die Klagen
punkte vor, u. a. : er habe den berüchtigten P. Thaddaeus Dereser,
der durch zwei Breven Pius' VI. verdammt worden, in Schutz ge-
nommen ; er habe nicht wenige schlechte Bücher verfasst oder gut
geheissen, z. B. Coopers Briefe, Die deutsche Kirche (ein Yor-
schlag zu ihrer neuen Begründung und Einrichtung, im April 1815,
anonym, von Wessenberg verfasst), eine Schrift, die irrige, sohis-
matische und zum Schisma führende Sätze enthalte, und Trost-
gründe für christliche Mütter, die wegen dem Schicksal ihrer todt
geborenen Kinder in der andern Welt geängstigt werden, 1806
(von Fridolin Huber, 1827 nochmals mit seinem Namen gedruckt),
worin falsche, irrige, temeräre, ärgemissgebende, dem Worte Gottes
widersprechende Sätze enthalten seien. W. antwortete auf die An-
klagepunote 12. Sept., auf die eben erwähnten: von dem Breve
Pius' VI. gegen die Bonner Professoren habe er erst Kenntniss er-
langt, als Dereser schon in Luzern angestellt gewesen (1811); wenn
er gewuRst hätte, dass in Coopers Briefen die gerügten Sätze ständen.
I08d Schriften von dcutscben Katholiken.
würde er die Recension nicht aufgenommen haben ; die kleine Schrift
über die deat8ohe Kirche habe er nicht approbirt; dass der Papst
die Trostgründe missbilligt, habe er nicht gewuast. £& folgte noch
eine weitere Correspondenz zwischen Consalvi und W. Die von
diesem verlangte Erklärung: er habe zwar sein früheres Verhalten
durch Erläaterungen zu rechtfertigen versucht; da diese aber von
dem h. Vater nicht als befriedigend anerkannt worden, so nehme
er keinen Anstand, das, was Se. Heiligkeit missbilligt, gleichfalls
zu missbilligen; lehnte er ab, kehrte im December 1817 nach Deutsch-
land zurück und führte die Verwaltung des Bisthums Constanz hifl
1827 fort*).
Während der Anwesenheit W/s in Rom, 30. Oct. 1817 wurde
ein Beeret der Index-Congr. vom 30. Sept. veröffentlicht, worin
u. a. Coopers Briefe und die Jahrschrift für Theologie und
Kirchenrecht der Katholiken, herausgegeben von einigen kath. Theo-
logen. Prüfet alles, das Gute behaltet, Ulm 1806 — 16, verb. wurden.
(Die Jahrschrift wurde von B. M. Werkmeister u. a. herausgegeben ;
Mejer 1, 265.) Die beiden anderen in der Note Consalvi's speciell
kritisirten Schriften wurden weder damals noch später verb. Die
beiden Schriften, die von W. im Index stehen, sind: Die Stellung
des Römischen .Stuhles gegenüber dem Geiste des 19. Jahrhunderts
oder Betrachtungen über seine neuesten Hirtenbriefe. Dum caput
aegrotat, cetera membra dolent, 1. und 2. Aufl. Zürich 1833, verb.
durch das Breve von 1833 (s.u.) und Die Bisthums-Synode und
die Erfordernisse und Bedingungen einer heilsamen Herstellung der-
selben, 1849, verb. 1849. — 1866 wurden verb. I. H. Freiherr von
Wessenberg, sein Leben und sein Wirken, . . . auf Grundlage
handschriftlicher Aufzeichnungen W.'s von Jos. Beck, Grossh. bad.
Geh.-Rath. 1862, und desselben I. H. von W., ein deutsches Lebens-
bild, 1868.
Am 11. Dec. 1817 und nochmals 19. Jan. 1824 wurde verb.
Ueber die Wiederherstellung der Jesuiten, die Unterdriiekung des
Freimaurer-Ordens und das einzige Mittel, die Ruhe in Deutschland
zu sichern. Mit Beilagen, Frkf. a. M. 1815, und 1821: Rechtferti-
gung der gemischten Ehen zwischen Katholiken und Protestanten
von einem kath. Geistlichen [Job. Christian Multer], hrsg. mit einer
Vorrede von L. van Ess, 1821.
Die Stunden der Andacht zur Beförderung wahren Christen-
thums und häuslicher Gottesverehrung, welche zu Aarau zuerst
1809 — 15 als Wochenschrift in 8 Jahrgängen erschienen, wurden in
Rom 27. Nov. 1820 verb. Sie fanden auch in Deutschland nicht
viel früher Widerspruch. Am 5. Jan. 1820 erklärte das Constanzer
1) Denkaohrift über das Verfahren des Römischen Hofes bei der
Ernennung des Generalvicars Wessenberg . . ., 1618. Longner, Beitr. zor
Gesch. der obeiThein. Kirchenprovinz S. 194. 627. 0. Mejer, Zur Gesch.
der rÖTOisch-deutschen Frage II, 1, 89. 54. Friedrich in Fr. v. Weechs
Badischen Biographieen 2, 452.
Stunden der Andacht. J. Jahn n. a.
1068
Generalyicariat, eine bischöfliche GriitheisBung sei bei ihm nie nach-
gesQcht, noch von ihm ertheilt worden, weder für die 6 ersten
Bände, noch für den 7. und 8., in denen Stellen vorkämen, durch
welche mehrere der wichtigsten Lehren der Offenbarung, namentlich
die Gottheit Christi, entweder geradezu angegriffeu oder doch in
zweifelhaftes Licht gestellt würden. Es folgten dann 1820 noch
vor dem Eömischen Verbote der Ordinariate von Chur und Eioh-
stadt^). Das Werk ist trotz aller Verbote bis zum J. 1868 30mal
gedruckt worden. Heinrich Zschokke (f 1848) hat öffentlich erklärt,
er sei der Verfasser; aber Georg Victor Keller, 1806 — 14 kath.
Pfarrer in Aarau (tl827), hat ihm Beiträge geliefert (A. D. B.
15, 580). In demselben Verlage erschien Der evangelische Ka-
tholicismus. Beitrag zur Begründung der Lehre, dass nur die reine
Lehre des Evangeliums . . ., 1844, verb. 1845. — Novae horae
devotionis . . . Secunda, emendata et multum auota editio, verb.
1857 (steht auch unter Horae im Index), ist nicht etwa ein latei-
nisches Buch, sondern Uebersetzung des Titels Neue Stunden der
Andacht zur Beförderung wahrer Eeligiösitat (von Heribert Bau als
deut«ch-kath. Prediger herausgegeben, 1850 — 52), 2. Aufl. 1655.
2. Gegen Job. Jahn (1750—1816) reichte der Erzbischof Mi-
gazzi von Wien 1793 nach dem Erscheinen des ersten Theiles seiner
Einleitung in das A. T. dem Kaiser eine Beschwerde ein, worin
namentlich darüber geklagt wurde, dass er vielfach von der tradi-
tionellen Auffassung abweiche , die BUcher lob, Jonas, Tobias .und
Judith für Lehrgedichte halte und in seinen Vorlesungen die Dae-
moniaci des N. T. als körperlich Kranke bezeichne. Auf Grund
des Gutachtens einer Commision wurde Jahn angewiesen, die von
dem Erzbischof bestrittenen Sätze im mündlichen Vortrage und in
einer neuen Ausgabe zu modifloiren. 1805 wurde der Gebrauch
seiner Introductio in V. T., 1804, und seiner Archaeologia biblica,
1805, verboten und dann Jahn durch die Ernennung zum Domherrn
von dem Lehrstuhle entfernt. 1810 wurde bei ihm angefragt, ob
er neue Lehrbücher ausarbeiten wolle, die kürzer wären und in
denen die problematischen Lehrsätze assertorisch juxta oommunem
sententiam abgehandelt würden. Dieses lehnte er ab; von den
beiden lateinischen Lehrbüchern erschien aber 1814 bezw. 1815 eine
neue Auflage^). — Ein eifriger Gegner Jahns war Prof. J. N.
1) Mastiaux, Lit.-Ztg. 1820, No. 20. Int.-Bl. 3. 6. In dem Eich-
Städter Decrete werden auch die Auszüge Andachtsbuch für die er-
wachsene Jugend, Der Christ in der Ewigkeit, Das Reich Jesu auf Erden
verb. — In Wien wurden die Stunden nachgedruckt. 1815 strich der
Weihbischof Zenner einige Stellen für den Nachdruck und beantragte für
die Orifi^inalausgabe das Transeat. 1817 aber votirte er: Dieser Jahrgang
ist durch und durch socinianisch und die Herausgeber enthüllen sich immer
mehr; daher ist dieser Jahrgang nur'erga schedam und kein Nachdruck
zu gestatten» wenn er nicht von einem gelehrten kath. Theologen umge-
arbeitet wird. Archiv f. österr. Gesch. 50, 429. Die Streitschriften ver-
zeichnet Roskovany 4, 579.
2) A. D. B. 13, 665. Archiv f. österr. Gesch. 60, 366. 874. 413.
Henke, Archiv 2, 51. Vgl. die Briefe Jahns in den „Nachträgen.^
1064 Schriften von deatechen KathoUkea.
Alber in Pesth. Nach seinem Tode, 1819 erschien anch zu Rom eine
Streitschrift gegen ihn und seine Eichtang von einem dortigen Cano-
nicuB Jo. Fort. Graf Zamboni, allem Anscheine nach einem Schüler
Albers ^). Dagegen erschienen Vin die iae Joannis Jahn, Lips. 1822,
416 S. 8. Aber in demselben Jahre 1822 kamen von Jahn in den
Index: Introductio in libros Y. T., womit das lateinische Compendium
von 1804 bezw. 1814 gemeint sein wird; Archaeologia biblica in
oompendinm redacta, 1804, ed. 2. 1815; Enchiridion hermeneuticae
generalis tabulamm Y. et N. Foederis, 1812; Appendix hermenea-
tioae 8. exercitationes exegeticae. Fase. I. et IL, Yaticinia de Mes-
sia, 1813. 1815 (umfangreicher und bedenklicher als die Herme-
neutik selbst). Gleichzeitig wurde verb. die ganz im Geiste Jahns
geschriebene Hermenentioa biblica generalis usibus academicis accom-
modata von dem Benedictiner Altmann Arigler, 1813 (A. D. B.
1, 527). 1825 wurden auch die Yindiciae verb. Yon Jahns deutschen
Schriften steht keine im Index, nicht einmal die mit einem Yorwort
von E. G. Bengel erschienenen Nachträge zu seinen theol. Werken,
von ihm anvertraut einem seiner Freunde im Auslande und nach
seinem Tode von diesem herausgegeben, 1821. — Der damalige
Präfect der Index-Congregation, Card. Castiglioni (er wurde 1829
Pius YIIL), welcher sich für biblische Studien interessirte, wirkte
dazu mit, dass Jahns Compendien der Einleitung und der Archäo-
logie von seinem Nachfolger in Wien, Peter Fourier Ackermann
umgearbeitet wurden ; sie erschienen unter dessen Namen 1825 bezw.
1826; die Correcturbogen wurden nach Rom geschickt und von
Card. Castiglioni selbst durchgesehen^). Ariglers Hermeneutik wurde
1831 und 1834 von C. Unterkircher, 1846 von J. Hofmann umge-
arbeitet herausgegeben.
Matthias Dannemayers (1744 — 1805) Institotiones historiae
eccl., Wien 1788, 2 vol. 8., lange Zeit das officielle Yorlesungs-
buoh (eine unter der Leitung des Stndiendireotors Spenden corri-
girte Ausgabe erschien 1806; Archiv f. österr. Gesch. 50, 435),
warde 1820 verb., zugleich eine Ausgabe Palermo editore Yinc.
Fontana ^). Gleichzeitig wurden von Georg Rechbergers (1758
1) In den Yindiciae wird der Titel so angegeben: De necessitate
incautos praeveniendi adv. artes nonnuUoram professorum hermenenticae, qai
8ub respecta novarum interpretationum s. scripturae nataralismum evul-
gare ac revelationis ideam delere conantur. Specimen dissertationis ha-
bitae in conventn Romanae Academiae religionis Nonis Maii a. 1818. In
Mastiaax' Eath. Lit.-Ztg. 1824, No. 49—56 ist sie abgedruckt als Joannis
Fortunati de Comitibus Zaroboni, S. P. Pii YII. Intimi cubicularii, Basi-
licae Liberianae Canonici ac Academiae religionis a secretis, Dissertatio
de necessitate .... conantur. Ex italico idiomate in latinum versa, prae-
fatione notisqne aucta (auch besonders erschienen 1824). Hnrter 8, 689.
In den Yindiciae werden Zamboni und Alber nicht mit Namen genannt,
aber dieser deutlich als jenes Lehrer und Jahns Hauptgegner bezeichnet.
2) Wiseman, Erinnerungen an die vier letzten Päpste, Köln 1864,
S. 275. Kerz, Lit.-Ztg. 1886, 3, 66. Archiv S. 406. 460.
3) In den neuesten Indice» steht Panormi editore Yinc. Panormi.
M. Dannemayer. 6. Rechberger a. a. B. Bolzano. 1065
— 1808) Enchiridion juris ecclesiaetioi aastri&ci: aactor edidit germ.
idiomate [1807], dein latinitate donavit multisque additamentis locu-
pletavit, Linz 1809, 2 vol., a. s., omnes editiones et versiones verb.,
ohne Zweifel in Folge des Erscheinens der Uebersetzung von F.
Foramiti, Manuale del gius eocl. . ., Yen. 1819. In Oesterreicb
blieb das Buch bis 1834 das officielle Lebrbncb (Schulte S. 301).
In demselben Jabre wurden mit d. c. verb. Ant. Carl Eeybergers
(t 1818 als Prälat zu Melk) Institutiones ethioae christ. seu theo-
logiae moralis usibus academicis accommodatae, Wien 1805 — 9, 3
vol., erst 1827 Fr. Xav. Gmeiners (1752—1822) Epitome histo-
riae eccl. N. T. in usum scholarum academicarum, 1787, 2 vol.,
und erst 1847 dessen Institutiones juris eccl. ad principia juris
naturae et civitatis methodo scienti£ca adomatae, 1782, 2 vol., u. s.
(Schulte S. 295).
Bernhard Bolzano (1781—1848), seit 1806 Professor der
Religionswissenschaft in der philosophischen Facultät in Prag, wurde
nebst seinem Schüler Michael Fesl, Präses des Seminars in Leit-
meritz (1788 — 1864), von dem dortigen Domherrn Pallas in Rom
denuncirt und von dort aus von dem Kaiser die Absetzung Bol-
zano*8, von dem Bischof Hurdalek zu Leitmeritz die Absetzung
Fesls verlangt. Beide wurden 1819 abgesetzt. In dem Breve an
Hurdalek sagt der Papst: er kenne Bolzano als den Verfasser eines
gottlosen Werkes (wahrscheinlich sind die „Stunden der Andacht^'
gemeint, an denen er freilich unschuldig ist) und als den Verbreiter
der schlechtesten Doctrinen, von denen ganz Böhmen angesteckt
sei^). Merkwürdiger Weise wurden Bolzano's Erbauungsreden fiir
Akademiker, Prag 1813, erst 1828 verb., von seinen anderen Schriften
nur noch Lehrbuch der Religionswissenschaft. Vorlesungen an
einer kath. Universität gehalten, 3 Theile in 4 Bänden, 1834, verb.
1839. — Die Angabe (Oesterr. Vierteljahrsohr. 1870, 579), das
Handbuch der Religionswissenschaft von Jakob Frint, dem Haupt-
gegner Bolzano's, 1806 — 8, und der von J. M. Leonhard verfasste
Auszug daraus seien in den Index gesetzt worden und Frint habe
sich gleich unterworfen und die Exemplare aufgekauft, um sie zu
vernichten, ist irrig; wenigstens stehen die Bücher nicht im Index.
3. Job. Mich. Sailer wurde 1794 durch den Bischof von Augs-
burg, den Kurfürsten Clemens Wenceslaus von Trier, auf Betreiben
der Augsburgs Ex-Jesuiten seiner Professur in Dillingen entsetzt.
1819 wollte ihn der König von Baiem zum Bischof von Augsburg
ernennen; „die Männer aber, welche das Vertrauen der Nunciatur
besassen, wussten es dahin zu bringen, dass die Ernennung auf Grund
der Beschuldigung, er sei ein Mystiker, Separatist und heimlicher
Protestant, zurückgewiesen wurde." Von einer von ihm verfassten
Rechtfertigung Hess Eduard von Schenk eine lateinische Uebersetzung
an die «Nunciatur gelangen und er selbst veröffentlichte J. M. de
1) Oesterr. Vierteljabrsohr. 1870, 579. Giniel, Bischof Hurdalek, 1873,
S. 26. 80. J. H. Löwe, J. E. Veith, 1879, S. 12.
Bensoh, Index n 69
1086 Schriften von deutschen Katholiken.
Sailer de se ipso, Landshnt 1820. 1822 wurde er Goadjutor, 1R29
Bischof von Begensbnrg, f 18321). — Martin Boos mnsste 1797 jni
Augsburg abschwören. (Henke, Archiv 6, 180). Auch andere
Geistliche seiner Richtung wurden mit mehr oder weniger Becht
gemassregelt. 1820 erschien in Augsburg der Index j^aftermystischer*^
Schriften (S. 901). Im Bömischen Index steht nur eine anonyme
Schrift eines der unbedeutendsten aus diesem Kreise, des Pfarrers
J. B. Langenmayer^) Darstellung des ältesten Christenthums
aus den Schriften der ältesten Kirchenväter, München 1837, rerb.
1838.
1824 wurde verb. Handbuch des kath. und protestantischen
Kirchenreohts mit geschichtlichen Erläuterungen und steter Hinsicht
auf die kirchlichen Verhältnisse der deutschen Bundesstaaten, nament-
lich des Königreichs Bayern, von Sebald Brendel, Prof. der Rechte
in Würzburg, 1823. Der Bischof Friedr. von Gross von Wtirzburg
verlangte von der Regierung das Verbot des Buches und wandte
sich, da dieses abgelehnt wurde, an den Papst. Nachdem das Buch
in den Index gesetzt worden, verlangten der Bischof und der Nun-
eins nochmals unter Berufung auf das Goncordat (8. 904) das Ver-
bot desselben, auch die Absetzung des Verfassers. Brendel behielt
seine Professur, wurde aber später veranlasst, nicht mehr Kirchen-
recht zu dociren, und 1832 als Appellationsgerichtsrath nach Am-
berg versetzt. Von seinem Buche aber erschienen noch mehrere
Auflagen *j. — Der Bischof Gross lernte im nächsten Jahre die Index-
Congr. von einer andern Seite kennen. In ihrem Decrete vom
30. Sept. 1825 wird verb.: Katechismus der christkatholischen
Religion etc., latine vero: Catechismns christianae oath. religionis
ad usum ecclesiarum et scholarum. Gemeint ist ein 1823 von Gross
in Würzburg eingeführter Katechismus, und das Verbot war erlassen,
ohne den Bischof auch nur zu hören. Denn dieser veröfTentlichte
unter dem 7. Mai 1827 eine Erklärung, worin er sagt : er habe über
den von ihm 1823 eingeführten Katechismus nur Gutes gehört und
sei darum sehr betrübt gewesen, als die Index-Congr. 1825 einen
Katechismus verboten habe, dessen Titel mit dem von ihm einge-
führten übereinstimme, und einige Geistliche ihn darauf aufmerk-
sam gemacht, dass dieser von dem Verbote betroffen werde; er habe
zwar diese Vermuthung für grundlos gehalten, aber seinen Kate-
chismus der Index-Congr. zur Prüfung übersandt; diese habe durch
ein Decret vom 31. Jan. 1827 die Orthodoxie desselben anerkannt,
aber für die nächste Auflage einige Aenderungen empfohlen, durch
welche einige Artikel eine klarere und bestimmtere Fassnng er-
hielten. Die Aenderungen betrefl^en 5 Fragen in der Lehre von der
Kirche ; z. B. den Worten : „Worin besteht hauptsächlich das Amt
1) G. Aichinger, J. M. Sailer, 1865, S. 201. 409.
2) Salat, Versuche über Naturalismus und Mysticismus. 1823, S. 407.
474.
3) Schulte 3, 1. 330. Die zwei Noten des Nuncius bei Sicherer,
Staat und Kirche, Urk. 44. 45.
S. Brendel. Würasborger Kateohisinns. 1067
des Papstes? Er hat darüber zn wachen, dass in der christlichen
Kirche die Einheit des Glaubens bewahrt werde" ist beiznfUgen:
„und die ganze Kirche zu regieren nnd zn leiten," und zu dem
Satze: „Warum haben unsere Bischöfe noch heute ganz dieselbe
Gewalt wie die Apostel? Weil sie ihnen yon den Aposteln, deren
rechtmässige Nachfolger sie sind, übertragen worden ist," wird be-
merkt : die ausserordentliche Gewalt, welche die Apostel gehabt,
sei, abgesehen von dem h. Petrus und seinen Nachfolgern, nicht
auf ihre Nachfolger übergegangen und daher jene Frage etwa
80 EU fassen: „Ist die Gewalt der Apostel auf ihre rechtmässigen
Nachfolger, die Bischöfe, übergegangen? Ja; denn da die Kirche
bis zum Ende der Welt dauern sollte, die Apostel aber nicht immer
lebten, hat Christus gewollt, dass ihre Gewalt auf ihre rechtmässigen
Nachfolger übergehe," und wenn gesagt werde: das Amt der Bi-
schöfe bestehe auch darin, alles anzuordnen, was zur Förderung des
Seelenheiles noth wendig oder nützlich sei, so sei „alles*^ zu streichen
und beizufügen: „aber nach den canonischen Satzungen und in
Unterordnung unter den Papst'* ^). — Der Katechismus ist ohne
Zweifel nach diesen Weisungen corrigirt (und seit 1860 durch den
von dem Jesuiten Deharbe yerdrängt) worden, steht aber noch heute
genau so im Index wie in dem Decrete. In diesem Decrete wurde
auch verb. Der Jugendfreund. Ein Lehr- und Lesebuch für die
oberen Classen der Yolksschulen, und in dem nächsten Decrete,
1) Besnard, Kath. Lit-Ztg. 1828, Int. 10. Roskov&ny 4, 79. — Der
Würzburger Katechismus von 1823 ist ohne Zweifel eine Ausgabe des
von Franz Stapf verfassien „Katechismus der christkath. Religion, hrsg.
mit Genehmigung Sr. k. Majestät von Baiern auf Anordnung des bisoh.
Generalvicariats von Bamberg zum Gebrauche in Kirchen und Schulen,
Bamberg 1812.«* Denn in Mastiaux' Lit-Ztg. 1823, No. 67 wird gesagrt,
dieser solle nunmehr auch in Wnrzburg eingeführt werden. Der Artikel
schliesst mit dem Satze: „Dieser Katediismus entspricht so, wie er ist,
den Zwecken eines brauchbaren DiÖoesaa-Eatechismus nicht,'* tadelt aber
nicht die in Rom beanstandeten Sätze, sondern ffanz andere. — Der Bischof
Riegg von Augsburg berichtet in dem Rundschreiben von 1836 über den
von Christoph Schmid für seine Diocese ausgearbeiteten Katechismus: er
habe das Manuscript im März 1884 dem Papste überreichen lassen und
im October die Bemerkungen von zwei vom Papste bestellten Censoren
erhalten; dann habe der Papst, — wie ihm Graf Reisach, Reetor der Pro-
paganda und Qualiücator der h. Inquisition, mitgetheüt, — den Katechis-
mus ins Italienische übersetzen und sammt den von jenen zwei Censoren
vorgeschlagenen und den von dem Verfasser gemachten Verbesserungen
durch drei andere Censoren und durch eine besondere Congregation von
Gardinälen prüfen lassen, und mit den von den drei Censoren vorgeschla-
genen Aenderungen sei dann der Katechismus approbirt worden (Rhein-
wald. Acta hist-eocl. 1836, 260). Und von diesem so umständlich ge-
prüften und so feierlich approbirten Katechismus bemerkt Hirscher in
einem Briefe an Hurter (in dessen Biographie von H. Hurter 2, 75): - es
sei z. B. die Lehre vom Fegfeuer darin gänzlich vergessen. „Welch eine
Anklage würde von A und B gegen C und D hieraus gebildet worden
sein I**
1068 Schriften von deutsohen Katholiken.
vom 12. Juni 1826 Erste Leseübungen für Elementarschalen . . .
von Z. P. Mayst, Pfarrer zu St. Johann. — In dem Deorete von
1826 wurde auch verb. Meine Ansichten von der Bestimmung der
Domkapitel und von dem Gottesdienste in den Kathedralkirchen,
von Franz Oberthtir, Würzb. 1826. Oberthür (1745— 1831) durfte
sich freilich gratuliren, dass nicht auch andere Schriften von ihm
in Kom denuncirt wurden (K.-L. 7, 680).
Als durch ein Decr. S. Off. coram SSmo. (also Fer. Y.) 15. Jan.
1835 verb. stehen im Index: Franc, [vielmehr Friedr.] Brenner
tria opuscula quorum tituli: 1. De dogmate u. s. w. Die deutschen
Titel werden nicht angegeben; sie lauten: Ueber das Dogma. Zu-
gleich Beantwortung der Frage: Wer wird selig? Landshut 1832,
2. Aufl. 1834. Nachträge zur Schrift: Ueber das Dogma . . . , deren
Beanstandung und Eecbtfertigung betreffend, 1833 (gegen Simon
Buchfeiner, Beweise der Offenbarung und Vernunft, dass es zur
Erlangung der Seligkeit nicht gleichgültig sei, zu welchem Glauben
man sich bekenne, 1833). Offener Brief an Dr. Troll, mit Nach-
trag gegen Buohfelner, 1833 ^). — Das Deoret der Inq. muss übri-
gens in Eom verlegt worden sein; denn publicirt wurde es erst in
dem Decrete der Index-Congr. vom 26. Juni 1851, nachdem die
Schriftchen vergessen waren und Brenner 1846 als Domdechant
in Bamberg (bis 1845 war er auch Professor der Dogmatik) ge-
storben war. Er war ein angesehener Theologe (K.-L. 2, 1231.
Werner, Gesch. der Theol. S. 371) ; es würden aber wahrscheinlich
ausser jenen ephemeren Sachen auch andere Schriften von ihm wenige
stens mit d. c. verb. worden sein, wenn sie jemand denuncirt hätte.
4. In dem Breve vom 17. Sept. 1833 (Bull. 19, 270) klagt
Gregor XVI. über die öffentliche Vertheidigung unkirchlicher An-
sichten über Kirchenverfassung und Primat, Cölibat, Ablasse, Mess-
stipendien, Privatmessen, Marien Verehrung, Bruderschaften nnd Wall-
fahrten, und verbietet dann in den üblichen Formen nach Anhörung
vieler Theologen und der Cardlnäle (nicht der Inquisition oder Index-
Congr., sondern) der Congr. ecclesiasticis negotiis curandis prae*
posita, 5 Schriften als Sätze enthaltend, die resp. falsch, . . . gegen
den h. Stuhl injuriös und dessen Eechte beeinträchtigend, die Ver-
fassung der Kirche untergrabend, . . . schismatisch, ketzerisch, längst
bei Luther, Bajus [!] , Eicher, Eybcl, den Pistorienses und sonst
von der Kirche verdammt seien ^). Die 5 Schriften sind: 1. Ohne
Christus kein Heil für die Menschheit in Kirche und Staat. Eine
1) Auch ein Wort über die jüngste Schrift des Hrn. Dr. F. Brenner
Ueber das Dogma . . . mit Berücksichtigung seiner Gegner. Von Dr. A.
Gengier, Bamberg 1633. Benkerts Rel.-Freund 1833.
2) Ein Commentar zu den Breven von 1833 erschien 1835 unter dem
Titel: Was haben wir von den Reformatoren zu Offenburg, St. Gallen etc.
zu halten? Gespräche zwischen einem Pfarrer nnd seiner Gemeinde. Ton
Athanasius Sincerns Philalethes (Graf Reisach, Studien-Rector in der Propa-
ganda, 1886 Bischof von Eichstädt, 1846 Erzb. von München, 1855 Cardinal,
t 1869).
F. Oberthür. F. Brenner. G. L. G. Kopp n. a. 1069
Rede, gehalten zn Rappertswil den 3. Sonntag nach Ostern 1882
von Prof. Aloys Fnohs. Mit Beilagen nnd dem Suspensionsact,
8t. Gallen 1833. — 2. Sind Reformen in der kath. Kirche noth-
wendig? Anf welchem Wege sind dieselben zn bewirken nnd welche
Hindemisse stehen ihnen entgegen? Beantwortet in der Pastoral-
conferenz zu Offenbnrg am 24. Juli 1832, Offenb. 1832; 2. Aufl.,
vermehrt dnrch eine bescheidene, aber freimüthige Belenchtnng des
Ordinariats- Erlasses yom 12. Oct. 1832 [gegen die 1. Anfl.] und
einige Beilagen, heransg. von F. L. Mersy, OflFenb. 1833. — 3. Die
kath. Kirche im 19. Jahrhundert und die zeitgemässe Umgestaltung
ihrer äussern Verfassung mit besonderer Rücksicht anf die in dem
ehemaligen Mainzer, jetzt Regensb. Erzstifte hierin getroffenen An-
stalten nnd Ordnungen, heransg. von Gr. L. C. Kopp, Mainz 1830.
— 4. Der Kampf zwischen Papstthum nnd Katholicismus im 15.
Jahrb. (dazu wird bemerkt, diese Abhandlung sei schon früher ge-
druckt in dem Aarauer Schweizerischen Museum Jahrg. 1816, I.H.,
S. 75 — 125). — 5. Die Stellung des römischen Stuhles u. s. w.
(s. o. S. 1082).
üeber Aloys Fuchs (1795—1855) hatte der Bischof von Chur
und St. G-allen, Graf Buol-Schauen stein 4. Juni 1833 an den Papst
berichtet: er habe ihn wegen seiner Predigt, obsohon das Capitel
Uznach, dessen Mitglied er sei, für ihn Partei ergriffen, snspendirt.
Der Papst hatte in einem Breve vom 24. Juli (Roskov4ny, 4, 105)
sein Verfahren gebilligt und das von ihm erbetene ürtheil über die
Lehre des Fuchs nach der Vollendung der Untersuchung einiger ähn-
lichen Schriften in Aussicht gestellt. Fuchs schrieb noch: Mein
Olanben und Hoffen sammt Stimmen ans der kath. Kirche zu meiner
Verthcidigung, 1. Bd., 1886, 424 S. 8., worin er die Predigt wieder
abdmcken lässt und bemerkt, man habe 60 Irrthümer darin ver-
dammt, obschon die Curie seine Erklärungen als katholisch aner*
kannt habe (Kerz, Lit.-Ztg. 1886, 3, 161). 1842 leistete er einen
förmlichen Widerruf (A. D. B. 8, 161). — Bezüglich der 4. Schrift
veröffentlichte der Domdechant A. Vock in Solothum unter dem
20. Jan. 1834 in der Schweiz. Kath. K.-Z. No. 4 (Benkert, Rel.-
Freund 1834, Bern. 12) die Erklärung: der Aufsatz „Der Kampf. . . .
eine Sacularfeier der Kirchenversammlung zu Konstanz 1416**, sei
1816 in dem Museum anonym erschienen, 1882 ohne sein Vorwissen
mit Abänderungen und Zusätzen und mit seinem Namen besonders
abgedruckt und geschäftig verbreitet worden; er habe unter dem
30. Apr. 1832 in mehreren Zeitungen erklärt, dass er alles, was er
je geschrieben oder mündlich gelehrt, pflichtgemäss der Beurtheilung
und Entscheidung seiner kirchlichen Oberen unterwerfe. „Ich füge
hinzu, dass ich die vom h. Stuhle 17. Sept. 1833 ausgesprochene
Verwerfung der historischen Abhandlung und des im J. 1832 daraus
entstandenen Machwerkes mit der dem Oberhanpte der Kirche ge-
bührenden Ehrfurcht und Folgsamkeit anerkenne und ehre und dass
ich die in der besagten Bulle (sie) als irrig bezeichneten Sätze, ob
dieselben sich in jener Abhandlung oder in anderen Schriften be-
finden, mit dem h. Stuhle verdamme und verwerfe. ^* In einem
1090 Schriften von deutaoben Katholiken.
Breve an den Bischof Yon Basel vom 8. März 1834 (RoBkovanj
4, 130) klagt der Papst darüber, dass der Pfarrer von Uffikon, weil
er das Breve von der Kanzel verkündigt, in das Franciscanerkloster
zu Lnzern abgeführt worden sei. — Der Verfasser der 3. Schrift,
Georg Ludwig Carl Kopp, früher in Diensten Dalbergs, hatte auch
andere freisinnige Schriften herausgegeben, nennt sich auf dem Titel
noch Grrossh. Frankf. Geh. Geistl. und Oberschul- und Sudienrath,
war aber 1831 Domdechant in Eichst&dt geworden. Seine Schrift
war in Pacoa's Denkwürdigkeiten über Deutschland (deutsch 1832)
als „mit einer in das Gift der Jansenisten und Protestanten ge-
tauchten Feder geschrieben*^ bezeichnet worden. Kopp beklagte
sich darüber und Pacca antwortete in einem Briefe vom 29. März
1838, also vor dem Erscheinen des Breve^s: die in seiner Schrift
vorgeschlagenen Beformen seien verwerflich; wenn ihm aber »eine
Würde bekannt gewesen wäre, würde er sich milder ausgedruckt
haben ^). Nach dem Erscheinen des Breve^s veröffentlichte Kopp
eine Erklärung vom 3. Febr. 1834: er habe in der Vorrede seines
Buches gesagt: Vor der Entscheidung der kath. Kirche beugt sich
der Katholik mit schuldiger Ehrfurcht; er habe auch wiederholt er-
klärt, dass er den Glauben und die Lehre der Kirche nicht unter*
graben, die von Christus dem Oberhaupte der Kirche übertragene
Gewalt nicht bekämpfen und die Kirche Gottes nicht ärgern wolle;
das wiederhole er jetzt mit dem Beifügen, dass er alles, was in
seinem Buche von den Grundsätzen, den Lehren und dem Glauben
der katholischen Kirche abweiche, missbillige und verwerfe. Er
starb 1. Oct. 1834. Man hätte im Index bei Fuchs, Vock und Kopp
beifügen dürfen: Auetor laud. etc.
lieber die Eeform wünsche eines grossen Theils der Geistlich-
keit in Baden und Würtemberg, die in der Schrift des Pfarrers
Franz Ludwig Mersy (1785— 1843) einen Ausdruck gefunden, erliess
Gregor XVI. am 4. Oct. 1833 noch ein besonderes langes Breve
an die Bischöfe der oberrheinischen Kirchenprovinz (Katholik 1843,
Aug.; Boskovany 4, 112), worin die Offenburger Conferens «Js se-
ditiosus conventtts bezeichnet, die (gar nicht exorbitanten) Reform*
wünsche derselben ausführlich und scharf kritisirt und (nicht mit
unrecht) den durch die Bulle Auctorem fidei verdammten Sätzen
der Synode von Pistoja an die Seite gestellt werden. Mersy schrieb
1835 noch „Die Diöcesansynode im Erzbisthum Freiburg als Er-
wiederung auf Drey's Schrift : Was ist in unserer Zeit von Synoden
zu erwarten?'* Er hat sich nicht unterworfen, blieb a][>er bis zu seinem
Tode im Amte^). — Leitfaden der christl. Keligions- und Kirohen-
1) Der Herr CardinaUDeoan Pacca und das Buch „Die katholische
Kirche", 1888. Die Schrift: Einige Worte über die Flugschrift des Herrn
Kopp gegen Card. Pacca. Mit Actenstücken, 1834, enthalt Kopps Brief an
Pacca, dessen Antwort und das Breve. Vgl. A. D. B. 16, 681. Mejer 1,
340; 2, 1, 37.
2) A. D. B. 21, u. d. W. ; Jentaoh, Die Reformbestrebungen des
Pfarrers Mersy und seiner Freunde, 1876.
F. L. Mersy u. a. Badener Confereoz. 1091
gescbicbte zum Gebranche für kath. Schüler an höheren Bürger -
schalen nnd Gymnasien, nebst einem Anhange: Abriss der christ-
iicben kirchlichen Archäologie von A. Sartori, Pfarrer in Eohrbaoh
bei Heidelberg, Karlsr. 1841, warde 1843 verb. mit der Bemerkung,
der Verf. habe eine bedingungsweise ertheilte Approbation der Obe-
ren, ohne die Bedingung zu erfüllen, gebraucht.
1833 — 34 verbot die Index-Congr, einige Schriften, die 1833
in Stuttgart erschienen sind, aber mit den süddeutschen Reformbe-
strebungen nichts zu thun haben, vielmehr in Rheinwalds Reperto-
rium 9, 127 mit Recht als antikatholische Schmäh- und Schmutz-
schriften bezeichnet werden : Rom und seine Päpste. Wahre Ge-
schichte des Pontificates von F. Gregoire. Aus dem Französischen
übersetzt ; Das Papstbüchlein. Ein so nützliches als unterhalten-
des Lesebüchlein für den gemeinen Mann aller Eirchengemeinschaften ;
Cardinal e, Bischöfe und Priester [als Liebesabenteuerer durch Cö-
libatgesetze und jesuitische Grundsätze, historisch geschildert von
S. Domingo]. Die erste Schrift wird eine Uebersetzung von Rome
et ses papes . . . par M. F. G., Brux. 1829, sein; mit F. G. ist
aber ebensowenig F. Gregoire wie F. Guizot, vielmehr ein Fr. Gouin
gemeint. £inen besondern Grund, gerade diese drei von den vielen
derartigen schlechten. Producten in den Index zu setzen, wird man
schwerlich angeben können.
5. Am 17. Mai 1835 erliess Gregor XYI. ein Breve an die
schweizerische Geistlichkeit über die 14 Artikel, welche auf einer
Conferenz der Abgeordneten der sieben zum Bisthum Basel gehö-
renden Cantone zu Baden unter dem Vorsitze Casimir Pfyffers von
Lozem über das Verhalten der Cantonsregierungen bezüglich
der katholischen Kirche 24. Juli 1834 vereinbart worden waren,
— sie waren von dem Professor Christoph Fuchs zu Luzem
(A. D. B. 8, 159) entworfen^). Die Artikel werden darin als
falsche, ... die Rechte des h. Stuhles beeinträchtigende, die Re-
gierung und die göttliche Verfassung der Kirche zerstörende, das
kirchliehe Amt der weltlichen Herrschaft unterwerfende, aus ver-
dammten Grundsätzen abgeleitete, nach Ketzerei schmeckende, sohis-
matische Behauptungen enthaltend verdammt. In einem zweiten
Breve vom 6. Juni 1835 an den Bischof Salzmann von Basel (Ros-
kovany 4, 131) wurde dieser wegen seiner Haltung gegenüber den
Beschlüssen getadelt, „durch ein Decret Gregors XVI. vom 23.
Sept. 1835*' (so heisst es in dem Index-Decrete vom 7. Jan. 1836)
die Bekanntmachung und Beleuchtung der Badener Conferenz-
beschlüsse von dem kleinen Rathe des Kantons Luzern an die Bür-
ger desselben (abgedr. bei Rheinwald, Acta hist.-eccl. 1835, 43 — 75)
verb. — Aus den vielen schweizerischen Schriften, die man hätte
verbieten können, wurden in der nächsten Zeit zwei von dem Ca-
puciner-Vicar Franz Sebastian Ammann ausgewählt : Der aufgehende
1) Gas. FfyfiFer, Gesch. von Luzern 2, 501. Hurter, Befeindung der
kath. Kirche S. 273.
1092 Schriften von deutschen Katholiken.
Morgenstern und der anbrechende Tag in den Christenherzen. Ein
religiöses Handbuch . . . 1838, 2 Bände, verb. 1840 ^), dann von
den vielen Streitschriften, die er, nachdem er Protestant geworden,
herausgab : Die römisch-heidnische Kirche oder das röm. Papstthum
als das erneuerte Heidenthum, 1845, verb. 1846'. — 1844 wurde
auch Galerie helv^tique ou almanach suisse, orn6 d'nn grand nombre
de figures, 1844, von dem Caricatnrenzeichner Martin Disteli
(t 1844), — der Disteli-Kalender erschien seit 1839 (A. D. B. 5,
256), — verb. (im Index heisst er Distel). — Der Bischof von
Basel verbot 1841 DasPlacetum regium, eine Abhandlung von Jos,
£hrsam, Luzern 1841, und forderte den Verfasser auf, binnen 14
Tagen eine ihm zugestellte Retractationsformel zu unterschreiben,
was dieser that (Berl. Allg. K.-Z. 1842, 238).
6. Von den Schriften der beiden Theiner und ihrer Gesinnungs-
genossen^) stehen im Index : Die katbolische Kirche in Schlesien
in ihren Gebrechen dargestellt von einem katholischen Geistlichen
[Anton Theiner] nebst einem Anhange, enthaltend einige Wünsche
eines vieljährigen Seelsorgers, Altenburg 1 826, verb. 1 1 . Dec. 1826 ;
der 2. Theil: Paragraphen zu einer neuen Verfassungsurknnde der-
selben mit Begründung aus Geschichte, Christenthum und Vernunft,
1830, verb. 1833. — Erster Sieg des Lichtes über Finsterniss in
der kath. Kirche Schlesiens. Ein interessantes Actenstück, Hann.
1826, verb. 1827, eine Eingabe von 11 Geistlichen eines schlesischen
Decanates an den Fürstbischof Schimonski über Einführung der
deutschen Sprache beim Gottesdienste; der Fürstbischof erliess 18.
Jan. 1827 gegen diese Schrift und Die kath. Kirche . . ein Circular. —
Die Einführung der erzwungenen Ehelosigkeit bei den christlichen
Geistlichen und ihre Folgen, von Job. Ant. und Aug. Theiner,
Altenb. 1828, 2 Bde., und Zur Berichtigung der Ansichten über
die Aufhebung der Ehelosigkeit bei den katholischen Geistlichen.
Ein Zuruf mehrerer kath. Seelsorger Schlesiens an ihre Gemeinden,
Weimar 1828, beide verb. 1829.
1835 wurden auf einmal vier Bücher von Friedr. Wilh. Carovi
(1789—1850, A. D. B. 4, 7) verb.: Kosmorama. Eine Reihe von
Studien zur Orientirung in Natur, Geschichte, Staat, Philosophie
und Religion, 1831; Der Saint-Simonismus und die neuere französische
Philosophie, 1831; Unparteiische Betrachtungen über das Gesetz des
geistlichen Cölibats . . . von dem Prof. C. A. P. (Pilati ?), aus dem
Italienischen übers., mit Einl. und Anmerkungen, 1832; Vollständige
Sammlung der Cölibatsgesetze, 1883, conjunctim et seorsim (die
beiden Schriften sind als 2 Abtheilungen deff" Werkes üeber das
1) Pflanz, Freimüth. Bl. 1839, 16, 68. Im Archiv f. osterr. Gesch.
50, 490^wird die Ceusur des Weihbisohofs Zenner mitgethoilt ; „Das Wo-k
eines luxurireuden Freiheitsgeistes. Der Verf. greift das Wesen des Ka-
tholicisTOus nicht direct an, spricht aber von Missbräuchen und Auswuchsen,
um so das Ansehen der Kirche zu schwächen und seinen verbesserten
Katholicismus einzuschwärzen. Non admittitur, besser damnatar.
2} Nippold, Gesch. des Kath. S. 608.
F. de La Mennais. 109S
CölilMitegesetz, ersobienen). Man hätte noch eine Keihe von Schriften
verbieten können; aber nur noch Bie letzten Dinge des Eömiechen
Katholicifimns in Deutschland, 1832, wurde 1836 verb. — Von
Alexander Müller (1780—1844, Schulte S. 329) steht im Index
nur Encjclopädische 8 Handbuch des gesammten in Deutschland
geltenden kath. und protest. Kirchenrechts, 1829 — 32, 2 Bände
(A — Ehe), verb. 1833. Der Käme des Verfassers wird, gewiss nicht
um ihn zu schonen (S. 40), im Index nicht genannt. — Von den
vielen Schriften von Joh. Otto Ellendorf (1805—44, Schulte
S. 394) ist nur Der Primat der Römischen Päpste aus den Quellen
dargestellt, I.Band, 1840, 1841 verb., der 2. Band, 1846, nicht. —
An die Bonge'sche Angelegenheit erinnern im Index ausser dem
Buche von H. Hau (S. 1083) nur: Die reformatorischen Bestrebungen
in der kath. Kirche Schlesiens. Ein Sendschreiben zunächst an die
Gemeinden zu Polsnitz . . ., dann zugleich an alle kath. Christen,
denen die Offenbarung J. C. als ewige und heilige Wahrheit gilt,
von J. Anton Theiner, 1845, verb. 1845; — das 2. Heft: Mein
Austritt aus der römisch-kath. Kirche . . ., 1846, ist nicht verb.;
— Rom und die Humanität oder der gegenwärtige Kampf in
Schlesien, von E. Matthäi, Lpz. 1844; Hat die römisch-kath.
Kirche Gebrechen? Briefe eines Laien, hrsg. von Max Wangen-
müller, Stuttg. 1844, beide verb. 1845.
110. F. de La Mennais.
Einzelne Schriften des Abbä F. de La Mennais fanden
schon vor 1830 in Frankreich Widerspruch; in Rom aber war
er anter Leo XXL sehr angesehen. Mit der Juli-Revolntion trat
eine Wendung ein. Durch die Encyclica Mirari vos vom 15.
Aug. 1832 verdaninftte Gregor XVI. die von La Mennais nnd
seinen Freunden namentlich in ihrer Zeitschritt L'Avenir ver-
theidigten kirchlich -politischen Ansichten. Ihre Namen und
daa Avenir wnrden dabei nicht genannt, ihnen aber durch ein
Begleitschreiben des Gardinais Pacca ausdrücklich erklSrt, dass
sie gemeint seien. Sie unterwarfen sich alle; La Mennais
Hess sich nach längeren Verhandlungen bestimmen, 11. Dec.
1833 eine von Rom ans vorgeschriebene Formel zn nntersehreiben,
veröffentlichte aber einige Monate später die Paroles d'un croyant,
durch welche er mit Rom völlig brach und welche dnrch eine
Encyclica vom 25. Juni 1834 in den schärfsten Ausdrücken ver-
dammt wurden. Die Affaires de Rome und einige andere, nicht
1094 F. de La Mennais.
alle späteren Scbriftea wurden bald nach ihrem Erscheinen von
der Index-CoDgregation verboten.
1. Hagues-F^licit^-Robert de La Mennais' (geb. 1782) erste
Schrift, Keflexions sur T^tat de l'EgliBe en France pendant le 18.
siecle et sur la Situation actuelle, 1809, wurde von der Napoleoni-
scben Polizei unterdrückt. 1817 erschien der 1., 1820 der 2. Band
des Essai sur rindifference en matiere de religion. Dieser wurde
vielfach angegriffen. L. schrieb darüber auf Veranlassung des Nnn-
cius 1. Dec. 1821 an den Mag. S. Pal. Anfossi: er werde als
Gegner des Gallicanismus und Cartesianismus angegriffen; er habe
1820 sein Buch dem Urtheile des h. Stuhles unterworfen und dnrch
J. de Maistre und den Marchese d'Azeglio um eine Prüfung desselben
bitten lassen; zwei Stellen werde er nach dem Käthe zweier italie-
nischen Theologen in der nächsten Auflage ändern; ob man nicht
in Rom das Buch prüfen und eventuell erklären könne, es sei or-
thodox. Anfossi antwortete ihm (nicht amtlich), er sei ganz seiner
Ansicht, und ertheilte für eine von dem* Bischof von Potenza und
P. Orioli angefertigte Uebersetzung von L.'s Defense de TEssai
. . ., 1821, nachdem sie von drei Theologen approbirt worden, 1822
die (amtliche) Druckerlaubniss. Im J. 1823 bat L. Anfossi, ihm
mitzutheilen, welche Stellen etwa von den Römischen Theologen in
dem 3. und 4. Bande des Essai beanstandet würden; er sei bereit,
sie zu ändern*). — Im J. 1824 war L. in Rom. Leo XII. nahm
ihn sehr freundlich auf, bat ihn, in Rom zu bleiben, und bot ihm
einen der Posten an, die als Vorstufe des Cardinalates gelten, mit
der Zusage, er werde ihn dann bald zum Cardinal befördern. L.
erwiderte, er glaube der Kirche' in Frankreich mehr Dienste leisten
zu können. Allem Anscheine nach ist L. einer der elf am 2. Oct.
1826 in petto reservirten Cardinäle^). — Wegen der Scbrifk De la
religion oonsidäree dans ses rapports aveo Tordre politic^ne et oivile,
1825 — 26, wurde L. vom Grerichte zu einer Geldstrafe verurtheilt
und von vielen Bischöfen angegriffen. In der vom 10. April 1826
datirten Erklärung von 14 Bischöfen heisst es u. a. : Wir missbil-
ligen die injuriösen Ausdrücke, in denen man die Grunds&tze und
das Andenken unserer Vorgänger im bischöflichen Amte zn ächten
versucht hat; wir verharren in unverbrüchlicher Anhänglichkeit bei
der uns von ihnen überlieferten Lehre von den Rechten der Ftirsten
und ihrer völligen und absoluten Unabhängigkeit von der direoten
oder indirecten Autorität jeder kirchlichen (rewalt auf dem weit*
1) Oeuvres inedites 1, 406. 429. Friedrieb, Gesch. desYat. Konzils 1,
48. Nielsen, Aus dem inner n Leben der kath. K. 1, 184. In Mastiaux'
Lit.-Ztg. 1822, 66 heisst L. „der in der Lit.-Ztg. oft belobte L., dessen
Schriften in Deutschland durch Räss und Weis rühmlichst bekannt ge*
worden." Vgl. Friedrich 1, 191. Roskovtoy 4, 1059.
2) Wiseman, Erinnerungen an die letzten vier Päpste, übers, von
Reusch, 3. Aufl. 1864, S. 244. Wiseman, A Ijetter . . in reply io one
pnblished in the Rambler for June 1858, Lond. 1858. Nielsen S. 184.
F. de La Mennais. 1096
lieben Gebiete. Gegen 60 andere Bischöfe stimmten ihnen zn ^).
In diesem Punkte hatte L. allerdings von Eom nichts zu fürchten.
Nach der Juli-Eevolution gründete L. mit seinen Freunden die
Zeitschrift L'Avenir (sie erschien vom 16. Oct. 1830 an) und die
Agence ginirale pour la defense de la libertä religieuse. Vielfache
Ajigriffe veranlassten die Redaoteure des Avenir, am 2. Febr. 1831
eine Exposition des doctrines professies par enx zu unterzeichnen,
in welcher einerseits dem Gallioanismus gegenüber der strengste
UltramontanismuB ausgesprochen, anderseits die Trennung von Kirche
and Staat gefordert wird. Als sie erfuhren, dass der Minister Ser
bastiani nicht, wie er versprochen, diese Erklärung nach Born ge-
sandt, dass aber über ihre Tendenzen dort von vielen Bischöfen und
von den Regierungen von Frankreich, Oesterreich, Preussen und
Russland Klage geführt worden, suspendirten sie 15. Nov. 1831
das Erscheinen des Avenir und L., Lacordaire und Montalembert
reisten nach Rom. Am 3. Febr. 1832 überreichten sie dem Card.
Paoca ein (fast ganz von Lacordaire verfasstes) Memoire, worin sie
baten, der Papst möge ihre Ansichten prüfen lassen und erklären,
ob er die Fortsetzung ihrer Thätigkeit billige. Eine Audienz bei
dem Papste erhielten sie nur unter dem Vorbehalte, dass darin
über die Sache, die sie nach Rom geführt, nicht gesprochen werde.
Nach einigen Wochen schrieb Pacca an L. : der Papst habe, obschon
er die Dienste, die er und seine Freunde der Religion geleistet, und
ihre guten Absichten anerkenne, doch mit Unzufriedenheit gesehen,
dass sie Controversen und Meinungen wieder angeregt, die min-
destens bedenklich seien; er werde übrigens ihre Lehre prüfen
lassen ; da diese Prüfung aber vielleicht längere Zeit beanspruchen
werde, möchten sie nach Frankreich zurückkehren. Ijaoordaire
reiste nach Frankreich, Montalembert nach Neapel, L. blieb in Rom
bei Ventura, der damals General der Theatiner war. Nachdem er
vier Monate vergeji>ens auf eine Entsoheidung gewartet, reiste er
mit Montalembert ab, mit der ausgesprochenen Absicht, das Avenir
fortzusetzen. Mittlerweile war in Rom ein von 13 französischen
Bischöfen unterzeichnetes Schreiben vom 23. April angekommen,
worin über die Bestrebungen L.'s und seiner Freunde, namentlich
über das Avenir Klage geführt und um die Bestätigung der von
den Unterzeichnern ausgesprochenen Verdammung von 56 Batzen
gebeten wurde ^). Ueber 50 andere französische Bischöfe erklärten
zu diesem Schreiben ihre Zustimmung. Zu München, wo L* und
Montalembert auf der Rückreise zufällig mit Lacordaire zusammen*
trafen, erfuhren sie, dass Rom gesprochen.
Von der Encyolica vom 15. Aug. 1832 (Bull. 19, 126) sandte
1) Delacouture, Observations p. 266. LIX. A. Nettement, Rist, de la
litt. 2, 240.
2) Censure de 56 propositions extraites de divers ecrits de M. de La
Mennais et de ses disciples par plusiears Sveques de Franoe, Toulouse 1835.
Roek. 4, 48. Affaires de Rome, Nouv. ed. s. a., p. 71. Montalembert, Le
P. Lacordaire, 1862, p. 49. Etudes relig. 1867, 18, 206.
1096 F. de La Mennais.
Paooa im Auftrage des Papstes mehrere £xemplare an L. mit einem
Begleitschreiben, worin es heisst: Anch von dem F^piscopate sei von
allen Seiten von dem unfehlbaren Munde des Nachfolgers Petri eine
feierliche Erklärung über gewisse Lehren verlangt worden ; unter
den in der Enoyclica verdammten Lehren seien auch einige, die im
Avenir vorgetragen worden seien; dieses werde aus Rücksicht gegen
die Herausgeber nicht genannt; der Papst habe mit Bedauern ge-
sehen, dass er und seine Freunde die delicatesten die Regierung
der Kirche betreffenden Fragen öffentlich discutirt und entschieden
und dadurch die Geister beunruhigt und unter der Geistlichkeit
Zwistigkeiten veranlasst hätten ; ihre Lehren über die bürgerliche
und politische Freiheit seien geeignet, den Geist des Aufruhrs gegen
die Fürsten unter den Unterthanen zu erregen und zu verbreiten ;
ihre Ansichten über Oultus- und Pressfreiheit ständen in Widerspruch
mit der Lehre, den Grundsätzen und der Praxis der Kirche; ent-
schieden zu missbilligen sei, dass sie, nachdem sie schon erklärt,
sie würden ihre Sache in Rom vortragen, im Avenir eine Vereini-
gung aller derjenigen vorgeschlagen, welche trotz der Yemichtuttg
Polens, der Zerstückelung Belgiens und des Verhaltens der sich
liberal nennenden Regierungen noch auf die Freiheit der Welt hofften
und daran arbeiten wollten.
L. und seine Freunde übersandten Pacca 10. Sept. die Er-
klärung, sie würden, gehorsam der höchsten Autorität des Stellver-
treters Christi, das Avenir nicht weiter erscheinen lassen und hätten
die Agence ginörale aufgelöst. Unter dem 8. Mai 1833 antwortete
der Papst dem Erzbischof von Toulouse auf das Schreiben der Bi-
schöfe vom 22. April 1832: er habe in seiner Encyclica die gesunde
und einzig zulässige Lehre dargelegt; die Urheber und Begünstiger
der Bestrebungen, über welche die Bischöfe besonders geklagt,
hätten öffentlich erklärt, sie hätten, um seinem Willen nicht sn
widerstreben, von ihrem Beginnen sofort abgelassen; aus dieser Er-
klärung habe er die Hoffnung geschöpft, dass sie auch aufrichtig,
vollständig, absolut und ohne Zweideutigkeit sich seinem Urtheil
unterworfen und dass sie dieses auch durch noch deutlichere Er*
klärungen bekunden würden; at dolorem adhuc injiciunt, qnae etiam
nunc perferuntur in vulgus. L. übersandte nun durch den Bischof
von Rennes dem Papste einen Brief vom 4. Aug. 1833, worin er
eich über diese Aeusserung beklagt und erklärt, er wolle allen An-
gelegenheiten der Kirche und des Papstes fem bleiben, und niemand
unterwerfe sich vollkommener als er allen Entscheidungen des h.
Stuhles, welche den Glauben und die Sitten oder die von seiner
souveränen Autorität erlassenen Disciplinargesetze beträfen; wenn
diese Erklärung nicht genüge, möge ihm der Papst die Ausdrücke
angeben, deren er sich zu bedienen habe, um ihn zufrieden zu steilen.
Der Papst antwortete dem Bischof von Rennes 5. Oot. 1833: jene
Bemerkung beziehe sich auf einen in Journal de la Haye abge-
druckten Brief, worin L. zu erkennen gebe, dass er an seinen Grund-
sätzen festhalte, und auf die Veröffentlichung des Pelerin polonais
(von A. Mickiewicz), eines Commentariolus planus temeritatis ac
F. de La MennaiB. 1097
malitiae, mit einer langen und heftigen Vorrede eines von den-
jenigen, die mit L. in Eom gewesen (Le livre des p^Ierins polonais,
tradttit du polonais par le Comte Ch. de Montalembert, euivi d'un
hymne a la Pologne par F. de La Mennais, 1833, 16.); die £r^
klämng L/s, er wolle allen kirchlichen Fragen fern bleiben, be-
kunde höchstens Achtung vor der Autorität, nicht aber Anerkennung
des ürtheils und der Lehren des Papstes; L. möge erklären, dass
er die in der Encyolica vorgetragene Lehre als alleinige und abso-
lute Bichtschnur anerkenne und nichts derselben Widersprechendes
schreiben oder billigen wolle. L. sandte nun durch den Nunoius
einen Brief vom 5. Nov. 1833 nach Rom, worin er sagt: so weit
die Encyolica die apostolische Tradition proclamire, erkenne er sie
rückhaltlos an und werde er nichts derselben Widersprechendes
schreiben oder billigen ; auch sofern sie Punkte der kirchlichen Ver-
waltung und Disciplin entscheide und regle, habe er sich ihr rück-
haltlos unterworfen; er müsse aber zugleich erklären, dass nach
seiner Üeberzeugung der Christ, wenn er auf dem religiösen Gebiete
nur zu hören und zu gehorchen habe, bezüglich seiner Meinungen,
Worte und Handlungen auf dem rein weltlichen Gebiete der geist-
lichen Gewalt gegenüber seine volle Freiheit behalte. Diesen Brief
veröffentlichte er, schrieb dann aber auf den Rath des Erzbischofs
de Quälen von Paris ein kurzes, etwas einlenkendes Memoire und
schickte es 6. Deo. nach Rom. Ehe es dort eintraf, erhielt er die
Antwort Pacca^s vom 28. Nov. auf seinen Brief vom 5. Nov., der
natürlich für ungenügend erklärt wurde. Quelen bestimmte ihn, 11.
Dec. 183B folgende Formel zu unterschreiben: Ego infrascriptus in
ipsa verboTum forma, quae in Brevi ... 5. Oct. 1833 continetur,
doctrinam Encyclicis literis . . . traditam me unice et absolute sequi
confirmo nihilqoe ab illa alienum me aut scripturum esse aut pro-
baturum. Er erklärte dabei dem Erzbisohof: da er an den Grund-
sätzen, die er bisher als die Grundlage und Regel der katholischen
Autorität betrachtet, völlig irre geworden, unterzeichne er, um
Ruhe zu haben, diese Formel, behalte sich aber ausdrücklich seine
Pflichten gegen sein Land und die Menschheit vor; er wisse sehr
wohl, dass er in jener Formel implicite erkläre, dass der Papst Gott
sei; um Ruhe zu haben, würde er dieses, wenn man es verlange,
auch explicite unterschreiben. Gregor XVI. richtete nun unter dem
28. Dec. ein belobendes Breve an ihn und sprach in Breven von
demselben Datum an den Erzbischof von Paris und den Bischof von
Rennes seine Freude über seine Unterwerfung aus. Der Erzbischof
verlangte nun, L. solle dem Papste für das Breve danken. Das
lehnte L. in einem Briefe vom 29. März 1834 ab und übergab bald
darauf Sainte-Beuve, wie dieser (Nouveaux lundis, 1870, 1, 39) erzählt,
das ManuBcript der schon vor einem Jahre ohne die Absicht, sie zu
veröffentlichen, geschriebenen Paroles d'nn croyant mit der Bitte, die
Broschüre möglichst bald drucken zu lassen, und mit der Ermäch-
tigung, nach Belieben daran zu ändern. Sainte-Beuve ersetzte in
dem 33. Capitel zwei überaus heftige Zeilen gegen den Papst durch
Punkte (die gestrichenen Worte stehen auch nicht in den späteren
1098 P. de La Mennais.
Anfiagen). Die Broeohüre sollte anfangs anonym erscheinen; da
aber der Verleger deshalb Schwierigkeiten machte, erklärte sich L.
mit der Nennung seines Namens einverstanden. Als der Erzbischof
hörte, dass von L. eine Broschüre unter der Presse sei, schrieb er
an ihn 28. Apr. L. antwortete am 29. : er habe versprochen^ nur
noch über sujets de philosophie, de science et de politique zu
schreiben; das fragliche Werkchen sei de ce demier genre. Patta-
que le Systeme des rois, lear odienx despotisme u. s. w.
Von den Paroles d'nn croyant erschienen im J. 1834 8 Auf-
lagen» im J. 1835 eine Volksausgabe in 8 Auflagen, von denen die
zwei letzten und eine 4., im J. 1886 gedruckte, je 10,000 Exemplare
stark waren. Alsbald erschienen aach eine englische, zwei spanische
und zwei deutsche Uebersetzungen. In mehreren Staaten wurde die
Schrift verboten. Gregor XVI. erklärt in der Encyclica vom 25.
Juni 1884 (Bull. 19, 879): er verdamme nach Anhörung einiger
Cardinäle diesen Libellus mole quidem exiguns, gravitate tarnen in-
gens, weil darin durch einen gottlosen Missbrauch des Wortes
Qottes die Völker corrumpirt würden, um alle Bande der öffent-
lichen Ordnung aufzulösen, die geistliche und weltliche Autorit&t zu
erschüttern und Autstände, Tumulte und Rebellionen zu erregen
und zu unterstützen^ und weil er Sätze enthalte, die resp. falsch,
verleumderisch, . . . zur Anarchie führend, dem Worte Gottes wider-
sprechend, gottlos und bereits von der Kirche, namentlich bei den
Waldensern, Wiolifflten, Husiten und anderen Ketzern der Art ver-
dammt worden seien.
Im J. 1836 erschien L.'s Berieht Über seine Verhandlungen
mit Kom: Affaires de Rome. Er wurde 14. Febr. 1888 von der
Index-Congr. verb. Diese verbot von seinen späteren Schriften
gleich nach dem Eirsoheinen: Le livre du peuple, 1837 (in einem
Jahre erschienen 7 Auflagen); Disoussions critiques et pensees di-
verses sur la religion et la philosophie, 1841 ; Esqnisse d*une Phi-
losophie, 8 vol., 1841^48 (verb. 1841, also nur der I. Band); Les
Amschaspands et les Darvands, 1848; Les 6vangiles, traduction nou-
velle avec des notes et des riflexions k la fin de chaque chapitre,
1846, gleichzeitig auch: Gli evangeli tradotti . . . da G. Diodati,
con le riflessioni e note di F. (in den neuesten Indices Francesco)
Lamennais, trad. da Pier Silvio Leopardi, Losanna 1846^).
1) In den neuesten Indices steht (Lamennais, F. de, nicht, wie in
den froheren Mennais, F. de la, und) hinter Paroles d'un croyant nur:
opus jam reprobatum et damnatum, in dem Mechelner richtig : opus repr.
et damn. Epist. Encycl. Gregorii XVI. 25. Junii 1884, aber mit dem un-
richtigen, zu Hermes gehörenden Zusätze: et decr. deolaratorio ex man-
dato ejusdem Sanctitatis suae 7. Juni 1886. Das Datum des Terbotes der
Evangiles wird in den neuesten Indices unrichtig ang^eben: 1843 statt
1846. — Querards Bibliographie Lamennaisienne ist abgedr. in seinen
Supercheries 2, 510. — In Lacordaire's Schrift gegen die Affaires de Rome,
Lettre snr le Saint Siöge, wurden auf Qaelens Verlangen die antigalli-
canischen Stellen gestrichen; Friedrich 1, 108.
Gallksaner nnd liberale Katbolikev. 1099
L. starb 27. Febr. 1854, nachdem er verordnet hatte : Ich
will inmitten der Armen und wie die Armen beerdigt werden; man
soll kein Denkmal auf mein Grab setzen ; mein Leib soll znm Kirch-
hof gebracht werden, ohne durch die Kirche zu gehen. Die Oeuvres
posthnmes, 1855 — 58, 5 vol., stehen nicht im Index. Von den
zahlreichen durch die Paroles veranlassten Schriften wurden nur
zwei, die ohne Zweifel zu den unbedeutendsten gehören, verb.: Pa-
roles d'un voyant, en reponse aux paroles d^un croyant . . . par
J.-A. Chaho, 1834, verb. 1835; Parole di un uomo dedicate al cre-
dente de La Mennais, da Harro Haring, verb. 1836, womit die
deutsche Schrift des fahrenden Literaten Haring aus Husum gemeint
sein wird oder die französische Uebersetzung : Paroles d'un homme
dediies au croyant de La Mennais, trad. par Emm.-Nap. Perrot,
Strassb. 1834, 76 S. 8.; denn eine italienische Uebersetzung gibt
es nicht. Von Chaho wurde 1836 noch verb.: Philosophie des r^-
velations addre8s<^e au Prof. Lherminier^). — Das von Gregor XVI.
1833 so scharf getadelte Li vre des pMerins polonais steht nicht im
Index; Montalembert scheint aber dafür gesorgt zu haben, dass es
nicht neu gedruckt wurde.
111. Oallieaner und liberale Katholiken, 1845—70.
Im J. 1845 wurde ein kleines Handbuch des franzöaischen
Kircbenrechts von Andr6-M.-J.-J. Dnpin, damals Gleneralprocurator
am Caasationshofe (1783—1865), verboten, welches als ein Com-
pendium des alten parlamentarischen Gallioanismus bezeichnet
werden kann. Der Kampf der Index- Congregation gegen den
theologischen Oallicanismus begann erst unter Pins IX. im J.
1851. Ein in den meisten Seminarien gebrauchtes älteres Lehr-
buch der Theologie von L. Bailly wurde 1852 mit d. c. ver-
boten, — andere ältere Lehrbticher wurden, um sie vor einem
Verbote oder vor Angriflfen der ultramontanen Presse zu schützen,
von allen gallicanischen Beminiscenzen gesäubert, — von neueren
Bttcbem wurden ein Lehrbuch des Rirchenrechtes von Lequeux
und die Eirchengeschichte von Guett^e verboten, ausserdem einige
kleinere Schriften von Geistlichen. — Unter den Schriften von
liberalen katholischen Laien, die in dieser Zeit verboten worden,
sind die von Bordas-Demoulin die bemerkenswerthesten. —
Die durch die Schrift der Brüder Allignol, De l'^tat actuel du
1) Carove, Neoraroa 2, 125.
1100 Gallicaner and liberale Katholiken.
clerg^ de France et en particttlier deg cnr^ raraiix appelds
desBervants, Paris 1839, hervorgerufene Controverse über die
den sog. Succnrsalpfarrern in den organischen Artikeln ange-
wiesene Stellung hat im Index keine Spuren hinterlassen. Gregor
XVI. erklärte 1845: es solle hinsichtlich derselben nichts ge-
ändert werden, bis der h. Stuhl anders verfügen werde ^)- Erst
später kamen einige Schriften über dieses Thema in den Index.
— 1864 wurden auch einige Schriftchen über die Einftthrnog
des Römischen Messbuches und Breviers statt der franzlVsischen
Diöcesan-Liturgieen verboten.
1. Du p ins Manuel du droit public ecclisiastique fran^ais,
contenant las libertis de Teglise gallicane en 83 articles avec an
commentaire, la d^claration du clergä de 1682 sur les limited de
la puissance eccl^s., le concordat et sa loi organique, pr^ede« des
rapports de H. Portalis . . . , ein Band in 12., war zuerst Par.
1844, erschienen. Die 2. Ausgabe wurde durch ein vom 21. Nov.
1844 datirtes, aber erst im Febr. 1845 veröffentlichtes Mandement
des Card, de Bonald, Erzb. von Lyon, censurirt Der Justizminister
legte darauf Appel comme d^abus bei dem Staatsrathe ein und dieser
unterdrückte das Mandement, dem dann aber mehrere französische
Bischöfe beitraten. Dnpin erz&hlt in den Vorreden der späteren
Ausgaben: die 2. sei in Folge des Mandement, die 8. in Folge des
Index-Decretes rasch abgesetzt worden; er habe tibrigens schon
1824 und 1826 die Libertes de T^gl. gall. suivies de la d^claration
de 1682 et autres pieces, avec une introd. et des notes herausge-
geben, die den 1. Theil des Manuel bildeten, in welchem alle von
Card, de Bonald inoriminirten Stellen ständen; damals habe er
keinen Widerspruch gefunden, vielmehr u. a. von dem Bischof von
Hermopolis (Frayssinous) ein anerkennendes Schreiben erhalten. 1860
wurde die 5. Auflage nochmals verb., die 1860 mit dem Zusätze
auf dem Titelblatte erschienen war: suivi d^un appendice contenant
plusieurs questions sur l'Index, le pouvoir des l^gats, Tabus des
excommunications et la question romaine. Bezüglich des Index be*
streitet er einfach, unter Berufung auf die älteren französischen Ge-
lehrten und Bischof Frayssinous, die Geltung desselben in Frank-
reich. ~* In demselben Jahre in welchem Dupins kleines Buch verb.
wurde, erschienen Discours, rapports et travaux inedits sur le con-
cordat de 1801, les articles organiques ... et sur diverses que-
stions de droit public concernant la liberte des cultes . . . par Jean-
Et-M. Fortalis, Ministre des cultes, publiis . . par le Vic. Fr. Por-
talis, Par. 1845, 768 S. 8. Gousset, Dogra. 1, 508, sagt, man finde
darin denselben Geist, dieselben Vorurtheile und über mehrere
1) Acta S. S. 14, 186. Garns, Kirchengeseh. 3, 89.
A. Diipin. L. Bailly. 1101
Punkte dieselben Irrthümer wie in den Reoneils von Pithon^ Dupuys
ond Dnpin; dae Buch warde aber nicht verb. Der Bischof Bailies
von LuQon (La Congr. de Tlndex p. 66) führt dieses als einen Be-
weis des Esprit de rindnlgence qni anime T^glise, an^). Portalis^
Disconrs an Corps leg^slatif, 15. Germ. X, wurde in Spanien
1804 verb.
2. Der Bischof Clausel de Montals von Chartres (f 1857)
sprach in einem Hirtenbriefe von 1850 von dem Ruhme der grossen
Lehrer der französisohen Kirche und von den inneren Gefahren, die
816 gegenwärtig bedrohten. Der Hirtenbrief wurde in Rom denun-
cirt und vom Papste der Index- Congr. überwiesen; das von dieser
einstimmig beschlossene Verbot wurde vom Papste bestätigt, aber
nicht pnblicirt, sondern nur dem Bischof durch einen Dritten mitge-
theilt, der Papst und die Congr. finde es tadelnswerth, dass er die
französische Kirche so stark und rückhaltlos gelobt, die doch ihren
Ruhm durch hartnäckige Anhänglichkeit an die vier Artikel getrübt
habe, und dass er die Gegner der gallicanischen Lehren und Lite-
ratur» verdiente Laien, ausgezeichnete Priester und Bischöfe, als ver-
kappte Mennaisianer u.* dgl. bezeichnet. Auch spätere gallicanische
Pttblicationen des Bischofs, wie Portrait fid^le de TEgl. gall., 1854,
wurden nicht verb. 2).
Die Theologia dogmatioa et moralis ad usum seminariorum
von LouisBailly, Canonious zu Dijon (1730—1808), zuerst 1789,
8 vol., war bereits 1842 von Abbe Receveur überarbeitet, aber
nicht gerade von allen Gallicanismen gesäubert worden^). Dass sie
1852 mit d. c. verb. wurde, war nicht die Folge einer Denunciation.
Bei der parlamentarischen Untersuchung im Seminar zu Maynooth,
wo das Buch bis 1852 auch gebraucht wurde, — und zwar die
nicht corrigirte Ausgabe^ — wurde von dortigen Professoren „aus
guter Quelle^' darüber folgendes mitgetheilt; Pius IX. erfuhr in
einem Gespräch mit einem Professor des irischen College zu Paris
über den Streit über Eherecht in Sardinien, dass Bailly in jenem
und in anderen frannöoischen Lehranstalten als Lehrbuch gebraucht
werde, worauf er das Buch kommen, prüfen und verbieten Hess.
Der Hauptgrund des Verbotes scheint, wie einer der Professoren
von Maynooth aussagte, gewesen zu sein, dass Bailly, wie die
meisten französischen Theologen bei der Ehe zwischen Contract und
Sacrament unterschied und lehrte, eine Ehe unter Christen könne
als gültiger Contract existiren, ohne ein Sacrament zu sein (S. 933),
1) BaillSs verdammte 1852 in einem langen Mandement (Ami de la
rel. 160, 230) ein von einem Beamten im Cultusministeriam, H. Blanc,
herausgegebenes Petit manuel d'admiuistration pour les affaires da cultc
cath. . . . traitees au ministere des cultes, 36 S. 16.
2) Friedrich, Vai Konzil 1, 419, E. Michaud, De la falsification des
catechisraes franQais et des manuels de theol. par le parti romaniste, 1872,
p. 245; Programme de roformo de l'Egl. d'Occident, 1672, p. 39.
3) Üeber altere Ausgaben s. Tabaraud, Principes, 1816, p. XXIV.
XXXIX. Hurter 3, 506.
Beuaeta, Index II. 70
1102 GalHcaner und liberale Katholiken.
eine Ansiolit, die Pins IX. in dem Breve vom 22. Aug. 1851 (gegen
Nuytz) als irrig bezeichnet hatte. Ein anderer Professor sagte:
Vorstände französischer Seminare hätten nach dem Verbote in Rom
vorgestellt, dass es schwierig sei, sofort das Buch ausser Gebrauch
zu setzen, und darauf die Erlaubniss erhalten, es noch einige Zeit
zu gebrauchen. Die Verlegerin des Buches, Veuye Ponsaielgoe-
Rnsand erklärte in den Zeitungen, sie unterwerfe sich dem Index-
Decrete und werde das Buch nicht mehr verkaufen (Ami de la reL
159, 44). Eine in Rom approbirte expurgirte Ausgabe scheint nicht
erschienen zu sein, wird wenigstens im Index nicht erwähnt. In
einem französischen Seminar wurde unter der Leitung des Abbe
Gaultier am zweiten Weihnachtstage 1852 das Buch von den Semi*
naristen feierlich verbrannt, was in Le Mande als eine „Wiederholung
der von dem h. Lucas (Apg. 19, 19) berichteten und von dem b.
Paulus inspirirten Soene^^ bezeichnet wird ^).
Von den in vielen Anstalten gebrauchten Institutiones theolo-
gicae ad usum seminarii Tolosani, — Theologie de Toulouse, —
wird in der Rev. des sc. eccl. 1869, 8, 532 bemerkt, man habe sie
corrigirt, „um «sie einer Verdammung zu Entziehen, welche alle
Werke bedrohte, die der Theologie von Bailly allzu ähnlioh waren."
Sie war schon einmal im 18. Jahrh. corrigirt worden. Die „nach
den von einigen Römischen Theologen vorgeschlagenen Bemerkungen
corrigirte*' 7. Ausgabe von 1860 wurde von der ultramontaMn
Kritik als ungenügend bezeichnet, desgleichen die 8. von 1865 ; erst
die 9. und die von dem Sulpioianer Bonal besorgte 10. von 1868
und 1870 fanden unbedingte Anerkennung und wurden auch von
dem Mag. S. Pal. belobt. ' Sie oonstatiren z. B. : die kirchliche
Autorität gestatte in Frankreich nicht, die 4 Artikel von 1682 öffent-
lich zu lehren^}. — Der Bischof J. B. Bouvier von Le Hans liess
nach dem Verbote Bailly's seine Institutiones theologicae (seit 1820
wiederholt gedruckt, 6 vol.) von Römischen Theologen eorrigiren;
die Rev. des sc. eccl. 1866, 3, 362 berichtet: er habe freilich, um
seinem Verleger nicht zu grosse Kosten zu verursachen, niokt gleich
alle Bemerkungen berücksichtigt, sondern zunäohst nur das beaei*
tigt, was zu sehr an Bailly erinnert habe; er habe aber in einem
Circular an die anderen Bischöfe erklärt, die Ausgabe von 1863
sei keine definitive, er arbeite an einer gründlicher verbesserten;
darüber sei er aber gestorben. — Auch noch einige andere in fran-
zösischen Seminaren gebrauohte Lehrbücher wurden, — wie aueh
einige Catechismen, — ohne dass sie in den Index gesetzt wurden,
im ultramontanen Sinne umgearbeitet^). Der Jesuit Gury, der in
1) Friedrich, 1, 644. 667. Maynooth Commission. Report of Her
Majesty's Commissioners ; . . P. II., Dublin 1866, p. 6. 18. 28. 68. 88.
i) Rev. des sc. eccl. 1870, 1, 188. Michaud, Falsif. p. 192. Friedrich
1, 561.
3) Friedrich 1, 547; über Gatechismen Michaud, Falsif. p. 9. lieber
die Aenderung des Kölnischen Catechismus nach 1870 s. Deutscher Merkur
1873, 5.
Aenderung älterer Bücher. M. Lequeux. 1103
den älteren Ausgaben seines Compendinm theol. mor. lehrte : Index non
viget in Gallia (so steht sogar in der 1850 zn Rom gedruckten Aus-
gabe), Haec censura non viget in Gallia u. dgl., musste 1853 er-
klären: er habe mit solchen Bemerkungen nur die Ansicht der fran-
zösischen Theologen mittheilen, nicht billigen wollen. Demgemäss
wurde dann in dsn folgenden Ausgaben manches geändert^).
3. 1851 wurde verb.: Manuale compendinm juris canonici ad
Qsnm seminariorum juxta tempofum circumstantias accommodatum,
von J. P. M. Lequeux, Superior des Seminars in Soissons und
Greneralvicar des Erzbischofs Sibour von Paris, 1839 — 40, 4 vol. 8.,
3. Ed. 1850 — 51, welches in einem sehr abgescbwäcbten gallica-
nischen Sinne geschrieben ist und in manchen Seminarien als Lehr-
buch gebraucht wurde ^). Das Buch war nach dem Univers (Ami
de la Tel. 159, 12) von 5 französischen Bischöfen denunoirt worden.
Im J. 1852 meldete ein Decret der Index-Congr. : Auetor se sub-
jecit; jetzt steht im Index die vollständige Formel: Auetor laud. etc.
Lequeux berichtet in einem im Observ. cath. T. 16, 121 abge-
druckten Briefe: dass er auf den Index gesetzt worden, habe er
aus einer Pariser Zeitung erfahren, welche die Nachricht aus der
Augsb. Allg. Ztg. entnommen hatte. Er sei zu dem Erzbischof
Sibour gegangen; dieser sei roth vor Zorn geworden und habe in
beredten Worten darüber gesprochen, dess eine Congregation von
Mönchen das Buch eines Priesters verdamme, ohne seinen Bischof
zu hören; er habe auch die Absicht gebilligt, die er geäussert, die
Congregation um Angabe der Irrthttmer zu bitten, um sie zu ver-
bessern, aber beigefügt: Man wird es nicht thuen; aber dann müssen
Sie kämpfen und ihnen beweisen, « dass diese Congregation in Prank-
reich keine Autorität hat. Sprechen Sie mit den Abbes Delacou-
tare, Frompsault und Chatenay und verständigen Sie sich mit ihnen,
um gegen die Index-Congregation Krieg zu führen. Lequeux er-
1) Michaud p. 182. Friedrioh 1, 554. 600. Gary's Erklärung im Ami
de la rel. 159, 387. lieber den Index sagtGury in der Ausgabe von 1865:
An lex Indicis in Gallia vigeat? . . . Qaidquid in antecessum dixerint non
pauci Galliae theologi, nunc amplius dubitaadum esse non vidctur propter
non ambiguas Pii IX. declarationes. Pontifex enim non tantum suasionibus
usus est, ut Galliae episcopos induceret ad leges Indicis recipiendas, sed
etiam tantam auctoritatem prae se taut, ut nemini deinceps liceret affir-
mare legem Indiois in Gallia non vigere.
2) Miohaud p. 219. Friedrich 1, 553. Obaerv. cath. 12, 82. Huet bei
Bordas-Demoulin p. 253 sagt von dieser und einer Schrift von Laborde,
um ihren zahmen Gallicanismus zu charakterisiren : 11s semblent demander
grace pour la v6rite et la justice. Kurz vor dem Verbote erschien in der
officiösen Gorrespondanoe de Borne (14. Juli 1851) ein langer Artikel gegen
Lequeux^s Buch. £& wird u. a. getadelt, dass er sage: die Index-Decrete
verpflichteten in Frankreich nicht strictement, „woraus folgt, dass, wenn
z. B. sein Manuel in den Index gesetzt würde, man nicht stricteraent
verpflichtet wäre, es als schlecht anzusehen.'^ — Die Corresp. de Rome
kritisirte Anfang 1852, No. 86. 90, auch Juris canonici institutiones in
usum seminarii Anneciensis ... a C. M. Magnin, 1850; das Buch kam
aber nioht in den Index.
1104 Gallioaner und liberale Katholiken.
klärte seine Unterwerfung, bat aber zugleich um Angabe dLessen,
was er zu ändern habe. Man ging in Hom darauf ein und Lequeux
reiste dorthin, um mit der Index-Congr. darüber zu verhandeln. Am
14. Febr. 1854 schrieb er an den Erzbischof: „Ich suche die unan-
genehme Arbeit der Verbesserung nach Kräften zu fördern. Ich
muss viele Stelleu ändern, welche nichts Tadelnswerthes enthalten,
aber die Römische Empfindlichkeit verletzen, und ich bin genöthigt,
durch diese Caudinischen Pässe hindurch zu gehen . . . Wenn ich
sage, eine Bulle verpflichte nicht, weil sie nicht publicirt sei, wenn
ich königliche Ediote und vollends ArrSts der Parlamente citire,
um zu beweisen, dass ein Punkt der Disciplin in Frankreich gelte»
so sind das scandalöse Dinge. Msgr. Capalti hat wirklich gelehrte
Kenntnisse und einen grossen Fond von Billigkeit; aber von den
Komischen Anschauungen geht er nicht ab. Ich hoffe, in einigen
Tagen werden alle Verbesserungen festgesetzt sein"^). (In diesem
Briefe schreibt Lequeuz auch : es sei nicht zweckmässig, Broachfiren
zu denunciren ; die Index-Congr. mache nicht gern „feierliche Decrete
um ephemerer Schriften willen, ein Grrundsatz, der ja nur zu billigen
sei,^' — von dem aber freilich oft abgegangen wurde). Eine in Rom
approbirte Ausgabe ist aber meines Wissens nicht erschienen, wird
wenigstens im Index nicht erwähnt
Von dem eben erwähnten Abbe Delaoouture erschienen um
diese Zeit Observations sur le dicret de la Congr^gation de Tlndex
du 27. Sept. et sur les doctrines de quelques icrivains: droit d'in-
surrection, pouvoir du pape, traditionalisme. Par M. Tabbi Dela-
oouture, ancien Prof. de Thiol., Chanoine honoraire de Paris, Paris
s. a. (1853?), 64 und 298 S. 8. Es ist sehr auffallend, dass dieses
Buch nicht verb. wurde; denn es enthält ausser interessanten Aus-
führungen über de La Mennais, den Traditionalismus, Ganme, das
Univers u. s. w. eine scharfe Kritik des Index-Decretes und eine
offene Vertheidigung Lequeux' und des von dem Gallicanisme par-
lementaire Dupins wohl zu unterscheidenden Grallicanisme du clerg^ :
das Verbot des Buches von Lequeux sei ein Tadel gegen den Unter-
richt in vielen Seminarien und gegen die Bischöfe, die es einge-
führt, ja der Eglise de France enti^re avec ses maximes et ses usa-
ges; die Index-Decrete hätten in Frankreich keine Geltung; Gue-
ranger meine zwar, wenn die französischen Bischöfe und Theologen
den Index anerkannt hätten, würden Voltaire, Rousseau und die
Encyclopädisten nicht so viel Unheil haben anrichten können; aber
gerade viele schlechte Bücher habe man in Rom überhaupt nicht
oder erst nach 10—20 Jahren verboten; Lequeux habe man im
Widerspruch mit der Verordnung Benedicts XfV. ganz wie Dupin,
Cousin und Vacherot behandelt u. s. w.^)« — Einer andern von
1) Der Brief steht in La Reforme oatholique, Paris 1877, No. 8
p. 88. Hier wird p. 56 auch erwähnt, dass Lequeux' Verleger Jouby
durch das Verbot 15,000 Francs Schaden gehabt, später aber den Gre-
goriu8*Orden erhalten habe und ultramontan geworden sei.
2) Aus der ,, kürzlich unterdrückten oder suspendirteti" Gorrespon-
Erzbiflchof Sibour. Delacouiure. Prompsault. 1105
den Theologen des .Erzbischofs Sibonr verfassten (vor dem Druck
von Carriere, dem Superior von St. Snipice, revidirten) Schrift er-
ging es nicht so gat wie der von Delacouture. Sie heisst: Sur la
Situation de TEglise gallicane rilativement an droit coutamier.
Memoire addresse k l'^piscopat, Paris s. a. (Oct. 1852), wurde zu-
erst den Bischöfen, dann den Seminarien mitgetheilt, Anfangs 1853
aber auch in den Buchhandel gegeben. Sie handelt auch von dem
Index, von d6r Best&tigung (und Abänderung) der Beschlüsse der
ProvincialconAilien in Rom u. s. w. Der Bischof von Montauban
erliess dagegen ein Circular an seine G-eistlichen (Ami de la rel.
159, 605), der Bischof von LuQon polemisirte dagegen in seiner In-
struction past. sur rindex p. 124, Card. Gousset schrieb eine Bro-
schüre dagegen und denuncirte sie in Rom. Pius IX. tadelt sie
in der Encyclica vom 21. März 1853 (s. u.) und sagt, er habe sie
der Index-Congr. überwiesen, und diese verbot sie 26. Apr. 1853.
In diese Zeit fällt auch der Streit mehrerer französischer Bi-
schöfe mit dem Univers. Der Erzbischof Sibour verbot, nachdem
er schon 1850 in einem Mandement das Blatt scharf getadelt, durch
eine Ordonnanz vom 17. Febr. 1853 den Geistlichen und religiösen
Genossenschaften seiner Diöcese, dasselbe zu lesen, und den Geist-
lichen unter Androhung der Suspension, für dasselbe zu schreiben;
einige andere Bischöfe folgten seinem Beispiele^). Sibour schickte
seine Ordonnanz nach Rom und übersandte am 9. März 1853 auch
ein Circular des Bischofs von Moulins, worin dieselbe kritisirt wurde,
dem Papste mit der Erklärung, er bringe sie vor sein Tribunal.
Louis Veuillot, der eben in Rom war, reichte 5. März eine förm-
liche Appellation ein. Pius IX. erliess dann schon am 21. März
1853 eine Encyclica an die französischen Bischöfe (Ami de la rel.
160, 81), worin er sie zur Eintracht, zur Unterstützung der guten
und Bekämpfung der schlechten Presse, zur Förderung der An-
hänglichkeit an den h. Stuhl ermahnt, die Schrift Sur la Situation
etc. tadelt u. s. w. unter ausdrücklicher Bezugnahme auf dieses
Actenstück hob Sibour 8. Apr. das Verbot des Univers auf (Ami
de la rel. 160, 77. 81).
Jean-Henri- Romain Prompsault, ein Geistlicher aus Lyon,
aber Chapelain de la maison imperiale des Quinze-Yingts zu Paris,
veröffentlichte ein Heftchen von 24 S. 16., Observations über die
danoe de Borne, — die letzte Nummer erschien 14. Juni 1852, — oitirt D.
p. LXIII nach dem Univers den Satz: „Die Index-Congr. hat plein pouvoir
nicht nur über die Bücher, sondern über die Autoren und die Bücher;
sie kann den Buchhändlern bei Strafe der Excommunication verbieten,
die in den Index gesetzten Bücher zu drucken; sie kann sogar, wenn sie
nicht gehorchen, ihre Geschäfte schliessen/* — Auch eine spStere Schrift
von I^laoouture, Le droit canon et le droit natnrel dana l'affaire Mor-
tara, Paris 1868, ft6 S. 8., wogegen* sich das Archiv f. Kirchenr. 4, 198
ereifert, steht nicht im Index.
1) Friedrich 1, 158. Michaud, Ouignol et la revolntion dans l'egl.
Rom., 1872, 47. Ami de la rel. 159, 445. 563 u. s. w.
1106 Gallicauer und liberale Katholikon.
£noyclica vom 21. März 1853 enthaltend, znr Yertheidigung des
Droit contumier. Das Sohriftohen wurde in den ultramontanen
Blättern scharf angegriffen. Gregen eines vertheidigte er sich in der
Schrift : Du siege du pouvoir eoclteiastique dans Y Eglise de J.-G. :
Lettres k M. le Marquis de Regnon, fondateur et r^actenr de
rUnion catholique, 1853^). Diese zweite Schrift verdammte Card.
Bonald in einem Mandement vom 11. Nov. (es füllt im Ami de la
rel. 162, 377 zehn eng gedruckte Seiten) als resp. ftische, . . . der
Ketzerei verdächtige, für den apostolischen Stuhl ibjuriöse Sätze
enthaltend. Der Erzhischof von Paris veröffentlichte darauf eise
Erklärung von Prompsault vom 15. Nov., worin er sagt: er habe
die Broschüren ohne Approhation veröffentlicht; der Erzbischof habe
ihm befohlen, die erste zu unterdrücken; er habe sie nur veröffent-
licht, weil Regnon sie verstümmelt mitgetheilt; die zweite habe der
Erzbischof entschieden missbilligt; er desavouire alle Ausdrücke
derselben, die mit der Definition des Concils von Floreuz, dem
Grlaubensbekenntniss Pius' lY., der Verdammung der Schriften von
Dominis, Richer, Eybel und Febronius und der Bulle Auctorem
fidei in Widerspruch ständen. 1855 wurde die zweite Broecbüre in
den Index gesetzt^).
4. Am 22. Jan. 1852 wurden die 7 ersten Bände der Histoire
de TEglise de France, composie sur les documents originaux et
authentiques par Tabb^ Guettee, Paris 1847 verb. 42 franzö-
sische Bischöfe hatten das Werk theils approbirt, theils belobt;
Gousset aber hatte ihm gesagt: „Sie haben antirömieche Tendenzen;
nehmen Sie sich in Acht. Wollen Sie mit uns gehen, so werden
Sie es nicht zu bereuen haben; wo nicht, so werden wir Sie zer-
treten (nous vous äcraserons). Guettee fragte, als er von dem Ver-
bote hörte, bei dem Nuncius Garibaldi in einem von den Theologen
des Erzbischofs Sibour genehmigten' Briefe an, ob das Decret echt
sei, beklagte sich darüber, dass man die Verordnung Benediots XIV.
ihm gegenüber nicht beobachtet, und bat um Mittheilung des Be-
1) Regnon war einer der hitzigsten Ultramontanen (Fricilrich 1, 125.
Querard, France litt. 12, 51). Da er sich bei den Angriffen auf die fran-
zösischen Bischöfe auf ein Belobungsbreve Pius' IX. berief, veranlasste
einer derselben einen Cardinal» von Gaeta aus au erklären, das Brere
sei nur ein einfaches Dankschreiben für die Uebersendung eines Buches
gewesen (Ami de la rel. 143, 60; 144, 217). In einem Breve d. d. Gaeta
30. Nov. 1849 billigte es Pius IX., dass der Erzbischof von Paris und der
Bischof von Langres einen andern extravaganten Scribenteu, Abb6 Chan-
tome suspendirt; im Febr. 1850 verbot der Erzbischof von Toulouse von
diesem Le drapeau du peuple, Revue des reformes et du progres, Petition
addressee au Pape . . . sur les reformes k oporer dans Peglise (Ami de la
rel. 144, 249; 145, 517). Im Index stehen beide nicht.
2) Das Schriftchen wird in dem Deorete vom 21. Juni 1855 als am
22. April verb. bezeichnet. Vielleicht hatte man Prompsault zur Unter-
werfung aufgefordert und dieser nicAt befriedigend geantwortet. Prom-
psault t 1858. Er ist der Verfasser des bei Migne erschieiMQen Diction-
naire raisonno de droit et de jurisprudenoe en matiere civile-eocl., 3 vol.,
1849.
Abbe Guettee. 1107
richte des ConsiiUor«, auf welchen hin das Werk verboten worden
sei. Diese Bitte wurde nicht erfüllt. Eine Erklärang gegen die
Angriffe ultramontaner Blätter, die G. als einen Revolti behan-
delten, weil el* nieht seine Unterwerfung erklärte, nnterdrückte er
anf den Wunsch des Erzbisohofs; eine andere, in der er die Mit-
theilung des Univers, das Werk werde nicht fortgesetzt werden,
dementirte, modificirte er mit Hülfe von Leqnenx dem Wunsche des
Ersbiachofs entsprechend. 1864 verlangte der Erzbischof, er solle,
wie Leqaeux gethan, sich unterwerfen; er schickte ihm eine Er-
klüning, die aber nicht genügte. — Die nach dem Verbote er-
sehienenen Bände 8 und 9 schickte 6. selbst nach Rom mit einem
Soihreiben an den Präfeoten der Index-Congr., den 10. tibersandte er
dem Nuncius. Er schickte auch, da il^m nicht angegeben wurde,
was man beanstandet, einen Entwurf der Aendernngen, die er vor-
nehmen wolle, nach Rom« Er erhielt keine Antwort; das Buch
war ja freilich auch nicht mit d. o. verboten. 11. Juni 1855 wurden
auch die Bände 8 — 10 verb. Die beiden folgenden Bände hat man
ignorirt. — Als G. sein Werk bei der Akademie einreichte, um
um den Gobert^aohen Preis zu conourriren, erklärte ihm Herr de
Salvandy, die Akademie könne dasselbe nicht krönen, da sie damit
einen Tadel gegen die Index- Congr. aussprechen würde, und als die
Gebrüder Guyot, die das Werk in Commissionsverlag hatten, ihre
Unterwerfung unter das Index-Decret erklärten und sich weigerten,
das Werk weiter zu verkaufen, — sie erhielten vom Papste eine
goldene Medaille, machten aber bald darauf Bankerott, — erklärte das
Pariser Handelsgericht 11. Oct. 1852: es sei ein hinreichender Grund
f%r eine Buchhandlung, die sich speciell mit religiösen Büchern be-
fasse, einen Vertrag mit einem Autor aufzuheben, wenn ein für
Geistliche bestimmtes Werk in den Index gesetzt werde. Das 1853
zu La Rochelle gehaltene Provinoial-Concil von Bordeaux (ver-
dammte nicht nur die 7 ersten Bände, sondern auch den in Rom
noch nicht verbotenen 8. und) belobte die Klugheit der christlichen
Bnobhändler und die Billigkeit selbst der weltlichen Richter und
bezeichnete die Behauptung, die Index-Decrete hätten in Frankreich
keine Geltung, als verwegen^). — Am 6. Dec. 1855 wurde die von
G, aeit 1. Oct herausgegebene Zeitschrift L'Observateur catho-
lique, revue des scienoes eccUsiastiques et des faite relig^eux. Om-
nia instaurare in Christo. Eph. 1, 10, verb. und 1859 nochmals:
Opus praedamnatum decr. 6. Dec. 1855 ex noviter deduotis iterum
usque in praesens proscribitur. Die folgenden Jahrgänge stehen
nicht im Index. — 1863 wurde von G. noch verb.: La papauto
schismatique, ou Rome dans ses rapports avec T^glise Orientale,
1863. Von seinen anderen Schriften steht keine im Index.
1) Observateur cath. T. U (1861), 581; 16(1864), 110. A. 12 (1866),
125. 154. A. 13 (1867), 83. — Gueltee, Supplement aux decrets du Concile
. . de Bordeaux . . ., Par. 1855. Friedrich, Vat. Konz. 1, 556. — Das
Urtheil des Handeltgerichts Ami de la rel. 158, 180 und in der Instr.
past. de TEv. de Lu^on p. 192.
1108 Gallicaner und liberale Katholiken.
Schon 1848 war yerb. C. Thions, AdreMe au Pape Pie IX.
snr la nöceBsite d'une r^forme religieoae. 1853 warde gemeldet:
Auotor laud. etc. — L'avenir proohain de la France, entreva dane
les vrais prinoipes de la 80oi6i^, de la liberti, de la aonverminete,
Boit popnlaire, soit nationale, et danB la revolntion de 1789. Oa*
vrage philos., polit. et religieux par l'abb^ C. F. Nicod, cnr^ • • •*
1850, wurde znerst von dem Biflohof von Nantes, dann in einem
langen Mandement von dem Erzbitchof von Lyon verdammt (Ami
de la rel. 150, 583; 151, 537), in Itom 6. Jnni 1851 verb. mit
Auetor laod. etc. — Les prinoipes de 89 et la doctrine eatiio-
lique par un professenr de grand s6minaire, Paris 1861, wnrde
1862 auf Betreiben eines legitimistischen Äanzösischen Prälaten
(Baillis?) verb. (Observ. patb. 1862, 13, 562). Als der Verfamer
aus den Zeitungen das Verbot erfahr, erklärte er sofort seine Unter-
werfung. £s erschien dann eine neue Auflage: Les prinoipes . . .
par Tabbä Lion Godard, Prof. d'hist. ecol. an gr. s6m. de Langres.
£d. corrig^ et augmentee, Par. 1863,* 230 S. 8. In dieser steht
ein Brief des Bischofs von Langres, worin es heisst: wegen seiner
bereitwilligen Unterwerfung habe ihm der Papst erlaubt, das Bock
nach den Observationen der mit der Correctnr beauftragten Römi-
schen Theologen corrigirt nochmals eu verÖfiPentliehen, und eine Er-
klärung des Verfassers: das Buch, einsehliesslioh der Einleitung
(worin er von seiAer Intention bei der 1. Auflage spricht), erseheine
so, wie es in Born approbirt worden sei. Es wurde nun nicht bloss
im Index vermerkt: Auotor laud. etc., sondern auch das Buch ins
Italienische übersetzt: I principii dell' 89 e la dottrina catt. Per
Tab. Leone Grodard. Trad. dal francese (Par. 1863) per Mens. 6. C.
Giuliari, can, della oattedrale di Verona. Milano 1864.*^
5. Im J. 1852 wurde Montalembert« Schrift Les interte ca-
tholiques au 19. siede nicht nur im Univers, sondern aueh
in der Civiltlt scharf angegriffen, — seine Vertheidigung vom J.
1853 im Ami de la rel. 159, 747; — indess ist weder diese noch
eine andere Schrift von ihm in den Index gekommen. So bitter
sich Pins IX. mitunter über ihn aussprach, gegen einen so ange-
sehenen kath. Laien durfte doch die Index-Congr. nicht so ver-
fahren, wie gegen Geistliche und Bischöfe. Gleichzeitig mit jenen An-
griffen gegen Montalembert erschien im Ami de la rel. 159, 21
eine Abhandlung des Abbe Gaduel, Erreurs th6ol. et philos. de
M. Donoso Cortös (Marques de Valdegamas), über dessen Essai
sur le catholicisme, le liberalisme et le socialisme, 18ÖI. Ueber
die masslosen Artikel, welche darauf das Univers brachte, führte
Gaduel Klage bei dem Erzbischof von Paris und veranlasste dadurch
mit das Verbot des Univers. Cortes erklärte darauf 23. Jan. 1853,
er verdamme alles, was die Kirche verdamme. Er starb 3. Mai
1853. Wäre sein Buch in Rom geprüft worden, so würde man,
wie Pelayo 3, 751 zugibt, mindestens tibelklingende Sätze darin ge- ^
fanden haben. Auch der Bischof von Lu^on sagt (La Congr. p. 213}:
Pie IX. n*a pas jug4 k propos de laisser condamner, quoiqa'il
renfermät des erreurs, TEssai ... de Don. Gortis.
L. Godard. J. B. Bordas-Demoulm. F. Huet u. a. 1109
6. Aug. Oochin schreibt 1857 in einem Artikel über J. B.
Bordas-Demoulin im Correspondant 47, 754: Pout-otre la vie de
oe philosophe cathoUque et liberal eet-elle devant Diea plus belle
et plns pleine Baue la conronne da sucees ... II est mort sainte-
ment il'b/ipita]. Qai Ta sontenn dans une marche si rüde? Yous,
mon Diea, qa'il yoyait en toutes ohosee et qn'il contemple k präsent
face s face. Cochin erwähnt nicht, dass seine Schrift Les pouvoirs con-
stitatifs de TE^lise, 1855,1856 in den Index gesetzt war. 1856 erschie-
nen die sehr interessanten Essais snr la reforme cathölique par Bordas-
Draionlin et F. Unet, 644 B. 8. h\ Hnet war 1851 Prof. der Philosophie
in €rent, wnrde wegen irriger and antisocialer Lehren angeklagt, vom
Miniaterinm geschützt, bald aber angeblich weg<^n Kränklichkeit
pensionirt. Er war sp&ter Erzieher, des Milan Obreno witsch von
Berbien, starb 1869 and wnrde aaf seinen Wunsch bürgerlich be-
graben, war jedenfalls nicht in derselben Weise, was er von Bordas
sagt, an philosophe cathölique qui sait allier les lumi^res mo-
dernes k la poret^ de la foi. Von ihm war schon 1855 verb. Le
regne social du christianisme , 1853 (Ami de l& rel. 160, 801).
Am 9. A pril 1866 wurden , wahrscheinlich aus Anlass einer
speciellen Denunciation, auf einmal yerb. : die erwHhnten Essais von
18M, femer von Bordas M^langes philos. et religicuses, 1846 (also
nach 20 Jahren verboten!) und Oeavres posthumes, publiees avec
une introd. et iitB notes par F. Huet, 1861, und von Huet Hist.
de la vie et dos ouvrages de Bordas-Demoulin, 1861, und La science
de Tesprit, prnMipet g^n^aux de philoeophie pire et appliquie,
1864, 2 vol. Diese beiden Schriften sind in den tndices von 1879
und 1881 durch ein Versehen weggelassen. — Die Essais enthalten
Aufsätze über kirchliche Reform, tiber den Gallicianismus und die
Geschichte der Kirche während der französischen Revolution und
über das neue Marien-Dogma, als Anhang einen Aufsatz von Bordas
üher die Philosophie de Bonalds^).
1) L. de Fressense, Le Concile du Vatican p. 67—91 gibt Auszüge
aas den Schriften von Bordan und Huet und von Arnaud de TAriege (L'I-
talie, 1858) und de Metz-Noblat (L'eglise etPetat; diese beide stehen nicht
im Index). Huet sagt in dem Aufsätze Au Pape Pie IX. in den Essais
p. 17S über das Verbot seines ersten Baches u. a.: Ich bin verdammt
worden, ehe ich wusste, dass ich angeklagt war, und meine Richter haben
nicht geruht mir mitzutheilen, welcher Irrthümer ich schuldig sei. Gelehrte,
Priester, Bischöfe, von denen einige Lichter in dor Kirche waren, haben
dieselbe Behandlung erfahren. Was die menschlichen Regiernngen» die
sich auf die materielle Macht stützen, nicht thaen, dass gestatten Sie,
heiliger Vater, bei der göttlichen Regierung der Seelen, die sich auf die
Ueberzeugung und die Liebe stützt. Sie bringen es dahin, dass gläubige
und der Kirche ergebene Schriftsteller mit Neid auf die Bürgschaften
einer unparteiischen Kechtspflege bli<^en, die man den Dieben and Mördern
nicht verweigert. . . Gestatten Sie mir, bis zu dem ersten hohenpriester-
lichen Stuhle die Zurückforderung (revendication) jenes heiligen Rechtes
der Verrtfaeidigung gelangen zu lassen, welches der Erlöser vor den gottes-
mörderischea Pharisäern and Hohenpriestern anzurufen sich genöthigtsah:
1110 Gallicaner und liberale Katholiken.
7. Mit dem Streite über die Stellung der Desservants hangen
ohne Zweifel zu/aammen .die 1854 verbotenen» mir nicht bekannten
Schriften des Abb^ Felix Orsiöre«: Levraioar^; L'^T^ae seien
r^vangile; De la r^vooation arbitraire de» ponvoire apiritnels d^nn
eooUsiastique. Gleichseitig worden von ihm verb.: Quelques oV
servations ethnologiques; Essai sur l'^duoation^). — Die Anwendung
des gemfiinen Bechtee auf die französischen Pfarreien wurde noch
einmal verlangt von M. L. Malet, eure de Mont de Marsan,
La paioisse d'apr^s les saints oanons, Paris 1864. Malet hatte seine
Schrift nach Rom gesohiokt und von dort privatim die Nachricht
erhalten, sie sei von der Index-Congr. approbirt worden. Es stellte
sich herauB, dass ein Mitglied der Congregation erklärt hatte, sie
enthalte nichts Bedenkliches^ dass aber der Mag- S. PaL die £r-
lanbniss, dieselbe in Born zu drucken, verweigert hatte ^). Die
Schrift wurde 13. Dec. 1864 mit d. o. verb. und schon 1. Jan.
1865 brachte Lc Monde eine Erklärung des Verfassers vom 27. Dee.:
er habe schon in der Vorrede erklärt, dass er seine Ansieht dem
Urtheil der Kirche unterwerfe; als er gehört, dass seine Schrift
der Index-Congr. überwiesen worden, habe er dem Präfecten ge-
schiiebeo, er unterwerfe sich in voraus; jetzt freue er sich, ein
Beispiel der völligen und innern Unterwerfung unter die eiuxige
unfehlbare Autorität [die der Index-Congregation ?] geben eu können.
— In demselben Jahre wurde in Bom üb^ Streitigkeiten des Bi-
schofs von Evreux und des Erzbischofs von Beims mit swei Desser-
vants verhandelt. Ein von dem erstem verdunmtes Schrift eben
des Abb^ Dagomer, Bihabilitation du desservaat, und ein gegen
den letstern gerichtetes Memoire a consulter mit einem SuppÜment
wurden auch in Bom missbilligt ^), stehen aber nicht im Index.
8. Viele fransösüche Diöceeen hatten gemäss der Bulle Pins'
V. von 1568 (I S. 439) ihr besonderes Messbuch und Brevier be-
halten. Diese Bücher waren aber in manchen Diöeesen im 18.
Jahrhundert im Auftrage der Bischöfe umgearbeitet oder durch neue
ersetzt worden, und die gallicanisohen Theologen vertraten die An-
sicht, zu solchen Aenderungen sei jeder Bischof in seiner Diöcese
Habe ich unrecht geredet, so beweise, dass es unrecht sei, habe ich aber
recht geredet, was schlägst du mich? . . Ich bin nicht so unbekannt mit
den Grundsätzen meiner Beligion, dass ich die höchste kirohlidie Gewali
den Böraisohen Ootigregationen zuschreiben sollte, in denen einige Cardisale,
geleitet von einigen Mönohen, sich die Hechte des christlichen Gemein-
wesens anm aasen und dessen Freiheiten confisciren. Unter allen diesen
Congregationen hat sich die des Index durch ihre Decrete in den übelsten
Ruf gebracht.
1) 1861 kam der Bischof von Moulins in einen Gonflict mit der
Regierun gy weil er von den Geistlichen vor der Anstellung eine Verzicht-
leistung auf die Unabsetsbarkeit verlangte.
2) Observ. cath. 14, 612. Die Erklärung Ton Malet Rev. des sc.
eccl. 1866, 11, 94; Civ. 6, 1, 249.
3) Acta S. S. 4, 13 ; 14, 187. Rev. des sc. eccl. 1864, 10, 540; 1868,
8, 460.
Desservante. Lyonor Liturgie. 1111
befugt ^), während in Rom nicht nur dieses Recht der Bischöfe be-
stritten, sondern anoh unter Pins IX. der Grundsatz zur Geltung
gebracht wnrde, die Diöcesen, welche nicht ihre nach der Balle von
1568 zulässigen liturgischen Bücher unverändert beibehalten, hätten
das in ihnen in dieser Bulle zuerkannte Privilegium verwirkt und
seien verpflichtet, die Römische Liturgie anzunehmen. In diesem
Sinne waren namentlich der Abt Gaeranger und Card. Gousaet
thätig. Von den gegen sie gerichteten Streitschriften steht nur
eine, seit 1850, im Index, des Generalviears von Angers H. Ber-
nier HumUe remonstranoe an R. P. Pom Prosper Gaeranger, Abb£
de Solesmes, sur la troisi^me lettre k Mgr. r£v. d'Orldans, — Fayet,
der Vorgänger Dupanloups, gegen den Guerang^r 1846 — 47 Kou-
velle defense des Instituüons liturgiques. Lettres k Mgr. TEv.
d'OrUana, geschrieben^). Dagegen steht eine Reihe von Schriften
im Index, die mit der Einführung der Römisohen Liturgie in Lyon
zusammenhangen. In einem Briefe vom 23. Jan. 1863 forderte der
Präfect der Riten-Coagregation, Card. Patrizi den dortigen Erzbischof
Card. Bonald auf» mit der Beseitigung des von dem Erzbischof
Montazet (8. ^95) eingeftthrten Breviers und Messbnebes, die der
Papat schon 1854 für nicht legitim erklärt, deren vorl&uige Beibe-
halinng er aber damals gestattet habe, und mit der Einführung der
Römischen Liturgie trotz der Opposition eines Theiles der Geist-
lichen nunmehr vorzugehen (A. J. P. 6, 2200). Am 4. Febr. 1864
hatten Deputirte der opponirenden Geistliehen in Gegenwart Bonalds
bei Pins IX. Audi^z; dieser nahm aber ihre Bittschrift um Be-
lassung des Lyoner Breviers und Messbuches niebt an (Giv. 5, 9,
611), und in dem Index-Decrete vom 25. Apr. 1864 wurden verb.:
Defense de la liturgie de Lyon; A propos d'un pamphlet contre
MM. les eures de Lyon. Quelques mots publi^s par plusieurs mem-
bres des confpsils de fabaiqne de Lyon, 1863 ; Lettren de Sophro-
nius. Question litnrgique, Paris 1863; Catichisme raisonn^ sur
la lituTgde: unit^ et vari^te ...» 1860, et similia (im Index stehen
die drei ersten Schriften unter Defense zusammen, als wäre es Eine
Schrift; et similia steht bei Cat^chisme). Die beiden ersten Bro-
schüren sind von Lyon er Pfarrern verfasst, die (drei) Lettres von
dem gelehrten Canonicus Bertrand von Versailles, der sich unter-
1) YgL S. 957. Das war in Frankreich nicht bloss die Ansicht der
Jansenisten und Gallicaner. Pitra (bei Dejob, L'influence du Conoile de
Trcnte p. 93) sagt: Papcbroch, par ses liaisons trop confiantes avec les
liturgistes frangais, n'admettait pas assez strictemeDt la Bulle de S. Pie V.
II reclamait, meme apres cette Dulle, pour des eglises particulieres, fusseut-
elles de simples collegialeSi le droit exagere de remanier ei fabriquer le
breviaire pro arbitratu suo.
^) Friedrich 1, 571. Die Frage ist auch in Deutachland (für die
Diöcesen Köln, Trier und Münster) ventilirt worden; vgl. Die Liturgie
der Erzdiöceso Köln, 1868 (von dem Domcap. M. H. Kirch); Theo!. Lit.-
Bl. 1868, 573. — Benedict XIV. De beatif. 1. 4, p. 2, c. 18, n. 6 polemisirt
eegren ein franzötischea Buch über das Recht der Bischöfe, die Liturgie
m ihren Diöcesen zu ordnen, dessen Verfasser er nicht nennen wolle.
1112 Hirschor, Hermefi und Günther.
warf. Einen der Lyoner Oeistlichen, Valin, soll fionald des Amtes,
das er 34 Jahre verwalte, entsetzt haben mit der ErkUrung: Hie
können denken, was Sie wollen, aber nicht divoken lassen, was Sie
denken ^).
9. Von den zahlreichen Streitschriften, weiche seit Abbe
tianme's Yer rongenr, 1852, in Frankreich (vnd Italien) H'ber den
(Gebrauch der heklnischen Classiker in d«n Schulen erscliiefien , ist
keine in den Index gekommen. Auch die französischen Biachöfe
betheiligten sich an der Controverse. Pius IX. beschränkte sich
in der Encyclica vcrm 21. März 1853 auf die Bemerkmig, in den
SeminarieA sei gennana dicendi scfibendiqtie el^gaatia tum ex sa-
pientissimis s. patrum operibns, tum ex clarissimis etlmiois scripto-
ribue ab omni labe expnrgatis zn lernen. Gaume citirte für sich
auch die 7. Regel des Index (I S. 338), die aber nur denOebrauch
der obscönen Schriften der Classiker beim unterrichte verbietet^).
— Der Streit brach später noch eiinual in Ganads aas. Der Ad-
ministrator der Erzdiöcese Quebec wandte sich nach Kom and er-
hielt darauf ein Schreiben des Card. Patrizi vom 15. Febr. 1867,
worin im Namen der Oardinäle der Inquisition erklärt wird: auch
in geistlichen Seminarien dürften bei dem Unterricht nadi der Er-
klärung Pins' IX. vom 21. März 1853 Schriften von Kirchenvätern
oder expurgirte Schriften von heidnischen Autoren gebraucht wer-
den (Acta S. S. 2, 678). — Durch ein Brcv« vom 1. Apr. 1875
(Asta 8. S. S, 560) wurde der Bisclrof d'Avanso von Galvi und
Teano für eine Epistola de mixta latinae linguae institutione belobt,
worin er decus christianae latinitatis vertheidigt habe.
112. Hirscher, Hermes und Günther.
Von J. B. Hirsoher (1788—1865) warde scbon 1823 ein
lateiniscbes Schriftchen Aber die Messe verboten. Obschon er
1) Observ. ciith. 18G8, 67. 546. Bouix, La question liturgique äLyon,
1864, 150 S.8. Rcv. des sc.eccl, 186S, 8, 846 etc.; 1864, 9, 153. 249; 1865,
11, 271. Bei den Verhandlungen über ilie Seliff sprechung de» Pfarro?
J. B. Vianney von Ars wurde ein Brief eines Geistlichen vorgelegt, worin
gt^sagt war, er sei ein Jansenist und Gallicaner gewesen und habe das
Lyoncr Mestbnch und Brevier beibehalten. Es wurde darauf erwiedert:
der Seligsprechung des AI. Maria Baudouin habe nicht im Wege gestanden,
dass er das Pariser Brevier gebraucht; das Lyoner Brevier sei in Rom
nicht verdammt und selbst von Gueranger nicht des Jansenismna beschul-
digt worden.
2) Gaume wollte auch Auszüge aus der Vulgteta zum Sohnlbacbe
machen, wurde aber an ein Decret eines Concils von Narbonne erinnert,
welches den Schulmeistern verbietet, s. paginae libros zu interpretiren.
Ami de la rel. 167, 595. 655. 682., und vol. 156—159 passim. Abs. de
phil. ehr. 1867, 16, 102. Theol. Lit.-Bl. 1867, 167. Katholik 1867, I, 744.
Friedrich, Vat. Konz. 1, 157.
Hincher, Hermes and Güather. 1113
die darin Torgetragenen Ansichten in späteren Schriften be-
richtigt hatte, wurde die Thatsaehe, dass eine Schrift von ihm
im Index stehe nnd er sich nicht förmlich unterworfen habe,
1844 als Vorwand benutet, seine Emennnng zum Bischof zu
hindern^ wie das ja auch in anderen Fällen geschab (S. 355.
713). 1849 wurde die Schrift über die kirchlichen Zustand«
der Gegenwart verboten; diesem Urtheil unterwarf er sich so-
fort. — Die dogmatischen Werke von Georg Hermes (177&— 1831)
worden 1835 von Gregor XYI. dnroh ein besonderes Breve ver-
dammt. Der von seinen Schülern gemachte Versuch, eine Ab-
änderung des Urtheils zu erwirken, blieb natürlich erfolglos.
Auffallender Weise wurde aber von den Schriften seiner Schüler
nur eine, von J. H. Achterfeldt, und auch von den zahlreichen,
zum Theil scharfen Hermesianischen Streitschriften nur eine, von
P. P. Frank, verboten. — lieber die Werke von Hermes hatte
die Inquisition verhandelt; die Schriften von Anton Günther
(1783—1862) wurden der Index-Congregation Überwiesen. Mit
Rücksicht auf ein Schreiben, welches Günther 1853 an den
Papst richtete, und anf die Verwendung hochgestellter Prälaten
wurde den Bestimmungen Benedicts XIV. (S. 4) entsprechend
gegen Günther die Büoksicht gebraucht, dass während der
Verhandlungen einige seiner Schüler zu seiner Vertheidigung
vernommen wurden und dass, als das Verbot seiner Haupt-
schriften beschlossen war, ihm dieses vor der Veröffentlichung
des Decretes mitgetbeilt wurde. Ueber die Erklärung, die er
darauf abgab, war man so erfreut, dass dem am 20. Febr 1857
ver?)ffentlichten Decrete vom 8. Jan. nicht die stereotype Formel:
Auetor laudabiliter etc., sondern: Auetor datis literis ad Pium
IX. sab die 10. Febr. ingenue, religiöse ac laudabiliter se sub-
jecit (ohne: et opera reprobavit) beigefügt wurde. Dem ein-
fachen Verbote von 9 Schriften Günthers durch die Index-Con-
gregation folgte 15. Juni 1857 ein an den Card. Geissei ge^*
richtetes Breve, worin in ähnlicher Form, wie in dem Breve
über Hermes, Günthers Irrthümer charakterisirt werden. Im
Index wird dieses Breve nicht erwähnt. 1858 wurde ein 1852
erschienenes Werk von einem Schüler Günthers, L. Trebisch,
verboten, 12. Dec. 1859 die 1853 erschienenen Vertheidigungen
Günthers von Knoodt und Baltzer, diese mit dem Zusätze, —
1114 Hiraoher, HermoB und Güather. ^
der auffifcUeDder Weke Bicht in den Index ttbei^gegsogeQ ist,
— diese und ähnliche Werke seien als iü das Verbot der Wetke
Günthers mit einbegriffen anzusehen. Demgemäss wurden in
der näebsten Zeit keine andere Schriften von Gttntberianem
speciell mehr verboten. 1868 kamen aber je eine von 6. K.
Mayer and J. Spörlein, durch welche die Sache vor das Vatica-
nische Concil gebracht werden sollte, in den Index und 1881
die Biographie Günthers von Knoodt
1. Hirscher steht im Index als Jo. Bapt. and als F. (sie)
B. Hirscher. Unter dem ersten Namen steht: Missae genninam
notionem eruere ejnsque celebrandi rectam methodum monstrare
tentarit J. B. H. . . Accednnt dnae fortnnlae misbales lingua ver-
nacula exarotae, Tüb. 1821, 144 8. 8., verb. 18331), unter dem
zweiten: Die kirchlichen Zustände der Gegenwart, Tüb. 1849, 85
S. 8., Tcrb. 1849. Bei diesem Schriftchen steht: Auetor laud. etc.
Auch bei dem ersten könnte wenigstens Auetor opus reprobavit
stehen. Als H. 1844 hörte, der Papst habe ihn, als von einem
üoadjutor für Bottenburg die Bede gewesen, verworfen, bat er
Hurter, sich nach dem Grunde zu erkundigen. Dieser erfuhr von
dem Caplan der Schweizergardej de Courtins: H. sei durch sein
Werklein über die Messe in ein schiefes Licht gestellt worden,
und da weder er noch sein Ordinariat sich die Mühe gegeben, ihn wegen
seiner jugendlichen Unvorsichtigkeit zu entschuldigen, so sei diese
Wunde noch nicht gänzlich geheilt; wenn H. ein kindliches, auf-
richtiges Schreiben immediat an Seine Heiligkeit mit der Beilage
von einigen Zeilen von Hurter überaohicke, werde er aber wohl
eine genügende liebevolle Antwort erhalten. H. antwortete aaf den
Brief, in welchem ihm Hurter dieses mittheilte, 5. Jan. 1845 u. a.
folgendes: „Jenes Schriftchen war seit Jahren, bis auf die neuest«
Zeit nie wieder genannt worden; ich betrachtete es daher als ein
vergessenes und wünschte es auch als solches zu behandeln. Dana
hatte ich auch in späterer Zeit die Lehre vom h. Messopfer in einer
Weise vorgetragen, die von niemand beanstandet wurde. Ich durfte
hiemach glauben, dass ich durch das, was ich, zumal in neuester
Zeit, lehrte, das Unstatthafte zurückgenommen habe, was in jenem
Schriftchen enthalten war. Eine bestimmte Veranlassung, dem b.
Stuhle eine formliche Erklärung zu überreichen, hatte ich erst in
ganz neuer Zeit, wo das Sehriftchen bei Gelegenheit der Besetzung
hoher kirchlicher Stellen, inabesondere in Freiburg, neben anderen
1) Einer deutschen Uebersetzuiig von A. F. Diebold, Versuch, den
ursprünglichen Begriff der h. Messe zu entwickeln . . . Baden 1838, wurde
in Oesterreich das Admittitur verweigert» In dem Votum des Wei^bivcbofs
Zenner heisst es: der von dem Verfasser aufgestellte Begriff der Messe
sei nicht katholisch, der Üebersetzer spreche in den Anmerkungen den
liberalen demokratischen Ansichten das Wort.
J. B. Hirscher. J. S. v. Drey. 1116
Vradäohtignngen g«gen mich gewendet wurde. Um die zahlreichen
Leser meiner Schriften an mir nicht irre werden zu lassen, gab ich
eine öffentliche ErklSmng herans, in welcher ich mich anc^h besonders
über jenes Schriftchen aussprach^) . . . Dagegen an den h. Yater
richtete ich keine Ketraetation, weil die Welt nnd namentlteh meine
Gregner diesen Schritt als den Ansdmck ehrgeiziger Strebnngen be-
zeichnet hätten . . . Aus diesem Gmnde kann ich mich anch jetzt .
noch schwer entschliessen, einen Törmlichen Schritt bei dem h.
Vater zn thuen.^ Er fügt dann eine Erklärung bei,- das^ er alles,
was die Trienter Synode über die Messe u. s. w. entschieden, glaube
mid alles, was sie verworfen, verwerfe, und gibt Hurter anheim,
diese Erklärung durch seinen Freund dem Papste zur Eenntniss zu
bringen, bemerkt aber zugleich : jenes Schriftchen werde wohl nicht
alles sein, was man in Rom gegen ihn einwende; ein Würtembergi-
scher Geistlicher habe kürzlich geschrieben, er und Mack seien bei
dem Nuncius in München so „versalbt'', dass sie sich vergebens
um die Coadjutorie bemühen würden. In einem spätem Briefe an
Hurter sagt er: „Ich kann nicht umhin zu bemerken, dass die
Missstimmung in Bom einen andern und tiefern Orund zu haben
scheine als der ostensible wegen eines vor 20 Jahren erschienenen
Schriftchens, das ohnehin nur unter die corrigendos gesetzt wor-
den ^). Durch meine Erklärung, die ich vor ein paar Jahren ö£Pent-
lich gegeben, durch die Erklärung ferner in der 4. Auflage meiner
Moral war wohl jedes gerechte Bedenken hinsichtlich meiner Recht-
gläubigkeit gehoben. Der wahre Grund der in Rom gegen mich
obwaltenden Missstimmung scheint das Yerhältniss zu sein, in wel^
chem die Jesuiten mich zu ihnen zu stehen glauben." — Von H-'s
grösseren Werken k^n, obschon er in der Theologie der Vorzeit
von J. Kleutgen scharf genug angegrifiPen wurde, keine in den
Index.
Ueber die von J. S. von Drey (1777—1853) im J. 1816 veröf-
fentlichte Dissertation über die Beichte (Diss. hist.-theol. originem
et vicissitudinem exomologeseos in eccl. cath. ex documentis eccle-
siasticis illustrans) wurden, wie Hefele, E.-L. 3, 2067, berichtet,
wie es scheint aus persönlicher Missgunst, übelwollende Berichte
nach Rom erstattet, ohne dass jedoch dem Verfasser Unannehmlich-
keiten daraus erwachsen wären. Aber 1823 zerschlug sich das
Project, Drey zum Bischof von Rottenburg zu machen, zum Theil
1) Diese vom 30. Nov. 1848 datirte Erklärung, veranlasst durch
Angriffe, welche die Schweizerische K.-Z. und die Sion brachten, als es
hiess. Hirscher werde Erzbischof von Freiburg werdeu, ist abgedruckt in
dem Aufsätze von Schleyer, Hirseber und seine Ankläger, in der Freiburger
Theol. ZU. 1843, 876, der Briefwechsel mit Hurter bei H. Hurter, Friedr.
V. Hurter, 1877, 2, 68. 76.
2) Es ist nicht mit d. c. verb. In der Erklärung von 1843 sagt H.
sogar: „Die Prüfungscongregation, welche das Büchlein verwerflich fand,
hat dasselbe, wie ich höre, nur in die dritte, d. i. mildeste Kategorie der
Yerurtheilten gestellt.'^ H. hatte offenbar nie einen Index angesehen.
1116 Hirsoher, Hermes uad Günther.
daram, weil jenes Schriltchen, waches „allerdings nicht ganz ge-
hilligt werden kann/^ wieder in Erninerung gebradit wurde. — Der
zuerst 1834, in 2. Aufl. 1838 erschienene grössere Katechismus der
christkath. Lehre von Ignaz Jan mann, Domdecan in Bottenbnrg
(A. D. B. 13, 731), wurde 1847 mit d. c. verb., während Jaumann
nach dem Tode des Bischofs Keller Bisthumsverweser war.
Von H/s Kirchl. Zuständen erschienen im J. 1849 drei Auf-
lagen^). 1850 veröffentlichte er „Antwort an die Gegner meiner
Schrift: Die kirchl. Zustände . . .'' Am Schlüsse S. 99 sagt er:
„Mein Büchlein ist auf den Index gesetzt worden. Wenn man die
Recensionen ansieht, die ich bisher beleuchtet habe, und wenn man
(wie nicht zu bezweifeln) annimmt, dass dieselben mit gleiohlauten-
den, wahrscheinlich noch übler lautenden Beischreiben der h. Con-
gregation seien vorgelegt worden, so wird man sich darüber nicht
wundern. Mit welchem Hecht es aber geschehen, mag aus vor-
stehender Beleuchtung ersehen werden.'' Diesmal wurde H. von
dem Erzbischof von Freiburpf im Auftrage des Papstes aufgefordert,
sich zu unterwerfen; er erklärte darauf 20. Jan. 1850: fideliter a
me retractari, quidquid in dicto libello aut aliis scriptis meia sanae
doctrinae ex apost. Sedis sententia sit contrarium (Katholik 1850,
1, 169).
Gleichzeitig mit der Schrift von H. wurden 25. Oct 1849 die
anonyme Schrift von Wessenberg: Die Bisthums-Synode (S. 1082),
und Das kirchliche Synodal-Institut vom positiv-historischen Stand-
punkte aus betrachtet mit besonderer Bücksicht auf die gegenwärtige
Zeit, von Fidelis Haiz, Domcapitular in Freiburg, 1849, verb. (ein
Abdruck eines Aufsatzes in der Freiburger Zeitschrift für Theologie).
In dem Deorete vom 23. März 1850 wird von Hirscher und Haiz ge-
meldet: Auetor laud. etc. Im Jahre 1853 wurde Haiz wegen seiner
Haltung in dem Streite zwischen dem Erzbischof und der Begierung
suspendirt (A. D. B. 10, 393); Hirscher wurde damals wegen seiner
correcten Haltung belobt.
In den Jahren 1848 — 53 kamen aus Deutschland ausaer den
Schriftchen von Brenner sonst nur noch in den Index : Liturgik und
Theorie der Seelsorge von J. Glehringer, beide als Leitfaden zu
akademischen Yorträgen bezeichnet und 1848 erschienen, verb.
1850^), nachdem der Verfasser 1849 seine Professur in Tübingen
mit einer Pfarrei vertauscht hatte (A. D. B. 8, 499) und gar keine
Gefahr mehr war, dass seine Schriften noch als Leitfaden u. s. v.
benutzt werden würden, — und J. H. Willmann, Bilder aas
Italien (latine: Italorum imagines!), verb. 1850. Jedenfalls hat sich
die Index-Congr. aus den 1848—53 erschienenen Schriften nicht
die schlimmsten ausgesucht. — Am 13. Febr. 1854 wurde verb.:
Warnung vor Neuerungen und Uebertreibungen in der katholischen
1) Friedrich, Vat. Konzil 1, 249. 2G0. Deutscher Merkur 1876, 18.
2) In dem Docrete stellt: Liturgik. Ein Leitfaden tzu ac. Foriragen
über die cristliche Liturgie fon J. G.
I
J
J. Janmann. F. Haiz. J. B. Leu. 6. Hermes. lllV
Eirobe Dentsohlands. Von Jos. Barkard Leu, der hl. R. K. Prälat,
consist. best&tigt, infnlirter Propst und Professor der Theologie in
Lnzera, 1853, 76 S. 8., gnt geschriebene freimüthige Bemerkungen
fiber Oswalds Mariologie und die beabsichtigte Dogmatisirung der Im-
maculata Gonceptio, über Eirche und Staat in der oberrheinischen
Kirchenprovinz und über den Jesuitismus. In dem nächsten Decrete,
vom 6. April, wird gemeldet: Auetor laud. etc. Andere Schriften
von Leu (A. D. B. 18, 466) sind nicht yerb. Sein Name steht
überhaupt nicht im Index; denn die Warnung steht unter Bur-
cardo seu Job. — Warum Das Gebet des Herrn von Jos. Ant.
Bercbtold, Domherrn, Sitten 1859, sofort verb. wurde, weiss ich
nicht.
2. Die Philosophische Einleitung in die christkatholische
Theologie von Georg Hermes erschien 1819, der erste (einzige)
Theil der Positiven Einleitung 1829. Nach seinem Tode (1831)
erschienen die Philos. Einl. in einer 2.« wenig veränderten Auflage
1831, und von der Ghristkath. Dogmatik 2 Theile und die 1. Abth.
des 3. Theiles, herausg. von J. H. Achterfeldt, 1834 (mit dem Im-
primatur des Generalvioars Hüsgen in Köln). Das. H.'sche System
wurde schon 1825 im „Katholik" (von K. F. Windisclimann ),
gleich nach seinem Tode in unbedeutenden besonderen Schriften von
A. V. Sieger und J. Hast und in Zeitschriften, besonders in der
Aschaffenburger Kircbenzeitung , angegriffen, von seinen Schülern
lebhaft vertheidigt. 1827 ging das Gerücht, Windischmann arbeite
daran, die Philos. Einl. in den Index zu bringen. Windischmann
war es nicht, der H. in Rom denunoirte, — wer es gethan, ist
nicht bekannt geworden, — aber er und mehrere deutsche Theo-
logen erhielten 1834 durch den Münchener Nuncius den Auftrag,
Gutachten darüber einzusenden; in Rom selbst wurden namentlich
Graf Reisach, Studienrector in der Propaganda (der spätere Car-
dinal), und der Jesuit Perrone mit der Censur beauftragt. In dem
Breve vom 26. Sept. 1835 zählt der Papst H. zu den Magistri
erroris und sagt: er habe durch die Denunciationes, Reclamationes
et Expostulationes mehrerer deutscher Theologen und Bischöfe er-
fahren, dass H., audacter a regio, quem universa traditio et ss.
patres in exponendis ac vindicandis fidei veritatibus stravere, tra-
mite deflectens , quin et süperbe contemnens et damnans, tene-
brosam ad errorem omnigenum viam moliatur in dubio positive
tanqnam basi omnis theologicae inquisitionis et in principio» quod
statuit, rationem principem normam ac unicum medium esse, quo
homo assequi possit supematuralium veritatum Cognition em. Er
habe der deutschen Sprache durchaus kundige Theologen beauftragt,
aus den Werken von H. die Hauptstellen mit Berücksichtigung des
Zusammenhanges zu excerpiren, zu übersetzen und mit Anmerkungen
zu versehen, diese Excerpte mit den censoriae notationes durch
andere Theologen begutachten lassen und dann die Sache den Car-
dinälen der Inquisition übergeben. Diese hätten in einer unter
seinem Vorsitze gehaltenen Sitzung das Urtheil abgegeben: eva-
nesoere auctorem in cogitationibus suis pluraque in dictis operibus
Rensch, Indes II. 71
1118 Hirscher, Hermes and Günther.
contexere absurda et a doctrina cath. eoclesiae aliena, praesertiiii
vero circa naturam fidei et credendoram regolam, circa s» scrip-
taram, traditionem, revelationem et eccleaiae magisterimn, . . . .
eosdem libros tanquam continentes doctrinaa et propositioiies reep.
falsas, ... in Bcepticismnm et indifferentiamum indnceotefi, . . .
in oatholicas soholas injariosas, fidei divinac CTersivaa, haereaim
sapientea ao alias ab Eociesia damnataa, prohibendos et damnandos
esse. Diesem Yotnm entsprechend und auch motu proprio ver-
damme er die genannten Bücher» befehle, sie in den Index m
setzen, nnd ermahne die Bischöfe, sie aus den Schalea zn entfernen
und ihre Heerde von dieser giftigen Weide abzuhalten. — Genannt
werden in dem Breve nur die beiden Einleitungen, 1819 und 1829,
und der 1, Theil der Dogmatik, 1834. Am 7. Jan. 1836 erschien
aber ein Deoret der Index-Congr., worin es heisst: auch der 2. nnd
3. Theil der Dogmatik seien vor der in dem Breve ausgesprochenen
Verdammung geprüft, in diesem aber in exsoribendo titulo illins
operis nicht erwähnt worden, — eine Nachlässigkeit, die bei einem
derartigen Actenstücke doch nicht vorkommen sollte; — der h.
Vater habe also zur Beseitigung aller Zweifel befohlen, alle Theile
der Dogmatik für verboten zu erklären.
Von Seiten der Hermesianer wurde nach dem Bekanntwerden
des Breves, ähnlich wie früher von den Jansenisten, behauptet:
die verdammten Irrthümer habe H. niokt gelehrt und nur in Folge
davon, dass die begutachtenden Theologen die betreffenden Stellen
in seinen Schriften miss verstanden oder unrichtig übersetzt, sei die
Meinung entstanden, dass H. jene Irrthümer vorgetragen. Die Pro-
fessoren J. W. Braun und J. Elvenioh reisten im Mai 1887 nach
Rom, um diese Anschauung dort zu vertreten und eine Beriehtigniig
des päpstlichen Urtheils zu erwirken. Sie überreichten dem Papste
die von Elvenich herausgegebenen Acta Hermeaiana und eine £pi-
stola, worin günstige Urtheile deutscher Bischöfe über H. und dgl.
zusammen gestellt waren. An eine Zurücknahme oder Beriehtignng
des Breve^s war von vornherein nicht zu denken; aber es wäre
möglich gewesen, dass eine lateinische TJebersetzung der Werke
von H. mit Erläuterungen frei gegeben worden wäre. Die beiden
Professoren wurden an den Jesuiten-General Boothan gewieses,
der beauftragt sei, mit ihnen über die Schriften von H. zu oon-
feriren. Die Verhandlungen wurden aber Anfangs August, an-
geblich in Folge einer durch Jaroke veranlassten Österreichischen
Note abgebrochen. Am 19. Juli 1837 schrieb ihnen Roothan:
an eine Aenderung des päpstlichen Urtheils sei nicht zu denken;
bei solchen Angelegenheiten verfahre der h. Stuhl so langsam nnd
vorsichtig, dass, auch abgesehen von dem göttlichen Beistande, der
dem h. Petrus und seinen Nachfolgern nach dem Glauben aller
Katholiken verheissen sei , alle menschlichen Mittel angewendet
würden, durch welche die Gefahr einer unrichtigen Entscheidung
beseitigt würde ; die von Hermesianern herausgegebenen Apologieen,
auch die Acta Hermesiana, hätten den h. Vater von der Bichtigkeit
seines Urtheils nnr noch mehr überzeugt u. s, w. Der Cardinal Staats-
G. HermeB. J. iL Acbterfeldt. 1119
secralär Lanbrasehini erklärte ihnen 5. Aug. : der Brief Roothans sei
im Auftrage des Papstes gesefarieben ; die Hoffnung, das Urtheil werde
abgeändert werden, sei für den h. Stuhl beleidigend; die Unter-
idehnnag einet von dem Papste vorzulegenden Glaubensbekennt-
nisses, wozu- sie sich erboten, sei unnöthig; sie hätten sich einfach
dem Ürtheile des h. Stuhles über die Schriften von fi. zu unter-
werfen; länger in Rom zu bleiben sei zwecklos. Die beiden Pro-
fessoren blieben aber noch einige Zeit Sie wollten (die später in
Deutschland gedruckten) Meletemata theologica in Rom veröffent-
liehen; der Mag. S. Pal. Buttaoni verweigerte aber „aus äusseren
öründen*^ die (Prüfung und) Approbation. Im April 1838 reisten
sie ab, naehdem ihnen Lambruschini auf einen Brief vom 4. am
5. geantwortet: er schicke ihnen die beigelegten Schriftstücke (die
Meletemata), ohne sie angesehen zu haben, zurück und verweise
sie auf sein früheres Schreiben^).
Die geistlichen Professoren, welche Schüler von H. gewesen,
erkläorten auf Verlangen ihrer Bischöfe vor und nach alle ihre
Unterwerfung unter das päpstliche Breve; nur Acbterfeldt und
Braun verweigerten dieselbe in der von ihnen verlangten Form^);
sie wurden 1 843 von der Regierung veranlasst, ihre Lehrthätigkeit
einzmstellen, und von dem £rzbisehof ihnen alle geistlichen Func-
tionen mit Ausnahme der stillen Messe untersagt. Braun starb
1863, Acbterfeldt 1877, nachdem 1878 bei Gelegenheit seines 60-
jährigen Priesteijnbiläums, ohne dass eine Erklärung von ihm ver-
langt wurde, die Suspension aufgehoben worden. — Die einzigen
Sckriftein von Hermesianem, die im Index stehen, sind: Lehrbuch
des chrisikatholisohen Glaubens von J. H. Acbterfeldt, 1825 im
Aufkrage des Bischofs von £rmland, Joseph von Hohenzollem, her-
aoflgegeben, von der Inq. verb. 1838^), und Krieg und Frieden oder
1^ A. D. B. 12, 192. Acta Komaoa edd. Braun et Elvenich, 1638.
Elvenicn, Actenstücke zur geheimen Gesch. des Herrn esianismus, 1845.
Nippoid, Gesch. des Katholicismus S. 887.
2) Sie wollten erklären: me doctrinas, quas S. F. Gregorins XVI.
in jadicio do Hermesii libris . . . reprobsvit et damnaTit, pure, sineere et
Bimplioiter reprobare et damnare, meque omni qua par est observatione
hornm Ubrorum prohibitioni aubjicio. Das genügte aber dem Erzbischof
nicht. Die von diesem vorgelegte Formel lautete: me S. Patris de Her-
mesii libris judicio . . . pure, sineere ac simpliciter adhaerere et aposto-
licis decretis . . . eadem de re publicatis omni qua par est obedientia et
reverentia quoad omnia et singula me esse subjectum.
3) Acbterfeldt veröffentlichte darauf Aktenstücke, das jüngsthin von
der Inq. zu Born verbotene Lehrbuch . . . betreffend, 1839, 35 S. (auch
lateiniech), Briefe von dem Bischof von Ermland, Approbationen u. dgl.
.Der 1826 erschienene Katechismus von Acbterfeldt, ein Auszufir aus dem
Lehrbuch, den der Bischof 1628 in den Elementcurschulen einführte, ist
nicht verb. Als dem guten Bischof die Correctiones zu dem Würzburger
Katechismus (S. 1086) zu Gesichte kamen, von denen man ihm sagte, sie
rührten von dem Papste selbst her, schrieb er 1. Jan. 1828 an Geh. K.
Schmedding in Berlin: „Sie zeugen von der Tiefe und Gründlichkeit des
1120 Bincher, Bermes und Günther.
der Hermesianiemus und seine Gegner von Peter Faul Frank, 1844,
78 S., verb. 1845, psendonym, vielleicht von dem Advocatanwalt
Stupp (später Oberbürgermeister von Köln), der unter Mitwirkung
von Braun auch mehrere Streitschriften unter seinem Namen her-
ausgab, die besser bzw. schlimmer sind als die sehr unbedeutende,
die man durch ein specielles Verbot auszeichnete.
Von einer günstigen Besprechung des Lebens Jesu von J.
Kuhn in den von de Luca herausgegebenen Annali di soieaze reL
nahmen die Hermesianer Veranlassung, sich für die ungünstige Be-
urtheilung des Hermes 'schon Systems durch Kuhn zu revanchiren
durch eine Epistola ad Abbaten [sie] de Luoa . . de Euhnii libro
Vita Jesu . . ., 1842. Das wurde aber in Rom nicht als Deoiincia-
tion aufgefasst. Erst viel später beschäftigte sich die Index-Congr.
mit einem Buche von Kuhn, der Onadenlehre, wahraeheinlick in
Folge einer Denunciation seines Gegners G. v. Sehäsler (f 1880).
Der Bischof &reith von St. G-allen wurde im Winter 1868 zu einem
Gutachten aufgefordert und vertheidigte Kuhn „gegen die Anfalle
der Hitzköpfe^^^). Jedenfalls ist von Kuhn trotz der scharfen An-
griffe, die er erfuhr, nichts in den Index gekommen. Auch Klee
wurde von den Hermesianem vorgeworfen, er lehre kirchlich ver-
worfene Sätze und seine Dogmatik sei handgreiflich unkaiholisch
und es bewege sich ein haeretisches Element durch dieselbe hin-
durch, und Perrone spricht in seiner Dogmatik über einige Ansichten
Klee's sehr scharf und bezeichnet den von ihm vertretenen Öene-
ratianismus als haeretisch^). Aber einen Gegner von Hermes
konnte man nicht wohl, auch nur mit d. c, in den Index
setzen. — Auch mit den Institutiones theolog^cae von L. Lieber-
mann, die zuerst 1819 — 27, dann in einer Beihe von Auflagen er*
schienen, war man in Bom nicht ganz zufrieden. Im J. 1831 schrieb
ihm Graf Beisach: dem Plane, das Buch in Bom als Lehrbuch ein-
zuführen, stehe nur der Umstand entgegen, dass L. die Komischen
Meinungen, besonders die Unfehlbarkeit des Papstes, nicht verthei-
dige, sondern als unentschieden aufstelle, während man in Bom
diese Meinungen bisher stets, wenn auch nicht als zum Glauben
gehörig, doch als gewiss und wahr vertheidigt habe. Er schlug
ihm vor, die betreffenden Bogen zu ändern, was er um so leichter
thuen könne, da die fatalen gallicanischen Meinungen immer mehr
in Misscredit kämen und L. selbst persönlich den Papst fUr unfehl-
Wissens Leo 's XII. Ich bin jedoch dadurch zugleich überzeugt worden,
dass, wenn der h. Vater das Achterfeldt'sche Handbuch zu Gesiebte be-
kommt, die Censur dieser Schrift nicht günstig ausfallen dürfte, da ein
Anflug von Kantisoh-Hermesischem Geist darin weht. E. H. ersuche idi
demnach dringendst, dem so höchst achtungswürdigen Hrn. Leg.-R. Bonsen
in meinem Namen zu eröffnen, dass ich das fragliche Handbuch der Prü-
fung des h. Vaters unbedingt unterwerfe." Hipler, Bibliotheca Warmiensis,
1883, III. 401. Bunsen wird das wohl nicht bestellt haben.
1) 'Deutscher Merkur 1880, 827.
2) Lucius Sincerns, Perronius vapulans p. 72. 85. J. M. Jansen,
Signatur der modernen kath. Dogmatik, 1887, I, 69. 84.
A. Günther. 1121
r
I bar halte. 1833 schrieb er nochmalR: man werde das Buch im
I nächsten Jahre als Bchnlbuch gebrauchen und als Anhang über die
Unfehlbarkeit des Papstes und über die Facta dogmatica aus Sar-
dagna die betreffende Ahhandlung beidrucken lassen, vielleicht auch
eine neue Auflage veranstalten^). Wenn dieses geschehen, so ist
das Buch von L. in Bom sehr bald, allmählich auch in vielen anderen
Lehranstalten durch die Dogmatik von Perrone verdrängt worden,
die zuerst in Rom 1835 — 39, seitdem in mehr als 30 Auflagen er-
sehienen ist. Nach dem J. 1854 wurde das Buch von L. auch
von den Mamzer Theologen durch eine Appendix de immaoulata
oonceptione B. M. V. berichtigt. — Ein sehr eifriger Gegner der
Hermesianer, A. J. Binterim, schrieb 1848—49 dem Erzbischof
Geissei missfftllige Broschüren, wurde in Rom denuncirt, kam aber
nicht in den Index, sondern erhielt nur ein Schreiben, worin Pius
JX. d. d. Oaeta 4. Febr. 1849 ihn ermahnte, nicht mit den Herme-
sianem gemeinsame Sache zu machen und auf Diöcesansynoden zu
dringen; er Hess das Breve in der nächsten Broschüre, Die Curat-
examina und die Diöcesansynoden , 1849, abdrucken (Schulte 3,
2, 826).
8. Die 1857 verbotenen Schriften von Günther sind: Vor-
schule (1828; 2. Aufl. 1846—48); Peregrins Gastmahl, 1830; Süd-
und Nordlichter, 1832; Janusköpfe fUr Philosophie und Theologie,
von A. Günther und J. H. Pabst, 1834 ; Der letzte Symboliker,
1834; Thomas a Scrupulis, 1835; Die Juste-Milieux, 1838; Eu-
ristbeus und Herakles, 1843; Lydia. Philosophisches Taschenbuch^)
von A. Günther und J. E. Veith, 1849—54, 5 Bände. — Ange-
griffen wurde G. schon seit 1845, von 1852 an namentlich von
Oischinger und Clemens. Die Denunciation in Rom scheint von dem
Card. Geissei ausgegangen, später von den Cardinälen Rauscher und
Reisaoh unterstützt worden zu sein. Die Cardinäle Schwarzenberg
und Diepenbrock (t 1853) und die Bischöfe Tarnoczy von Salzburg,
Poerster von Breslau und Amoldi von Trier bemühten sich, die Ver-
dammung zu hintertreiben.
Die Index-Congr. scheint sich schon seit 1851 mit G. beschäf-
tigt zu haben. 1852 sprach sich Pius IX. dem Bischof Amoldi von
Trier gegenüber so aus, dass dieser dem Prof. Merten (f 1872)
verbot, die G.'sche Philosophie vorzutragen. Im Mai 1853 brachte
die Deutsche Volkshalle aus Rom die Nachricht, varie opere di Ant.
Günther seien in den Index gesetzt. Wie später bekannt wurde,
hatten damals die Vota der Consultoren der Index-Congr. bereits
bei den Cardinälen circnlirt und war die Sitzung, in der die Sache
entschieden werden sollte, auf den 24. April anberaumt; der Papst
1) A. D. B. 18, 579. J. Guerber, B. Fr. L. Liebermann, 1880, S. 304.
2) Im Index steht Jahrbuch, lat. Annales philosophici, und wird
Veith nicht genannt. — Das Folgende nach A. D. B. 10, 146. P. Knoodt,
Anton Günther, 1881, 2, 84 ff., E. Melzer, J. B. Baltzers Leben, 1877,
S. 117.
1122 Hirscher, Hermes und Günther.
hatte aber durch den Secretar eine Yersohiebung angeordnet, wohl
mit liücksicht auf die Yorstellangen Schwaneabergs. Am 31. Mai
1853 sandte G. einen Brief an den Papst, und im Jnli 1853 erhielt
darauf Schwarzenberg ein Schreiben des Secretärs der Index-Congr.,
worin ihm mitgetheilt wurde: die Gongr. habe in der Sitzung vom
26. April einen der Consultoren als Gr/s Yertheidiger bestellt (S. 4,
§ 10), sei auch bereit, Gr. selbst oder einen Bevollmächtigten des*
selben zu hören. Am 9. Nov. 1853 kamen Prof. Baltzer und Abt
Grangauf als Vertreter G.*s in Rom an (an des letztern Stelle trat
im April 1854 der Mechitarist P. Joseph, 31. Aug. Knoodt). Der
Serviten-General Patscheider und der irische Benedictiner Bemard
Smith wurden beauftragt, mit ihnen zu verhandeln; aber erst 3.
Apdl 1854 fand die erste Gonferenz statt und auch in der folgen-
den Zeit wurde nur selten mündlich verhandelt, so dass die Hanpt-
thätigkeit der Vertreter G.'s in der Ausarbeitung von SehriftstfickeB
bestand. Am 25. Nov. 1854 reisten sie ab. Von den weiteren
Verhandlungen der Index-Congr. ist nur bekannt geworden, dass
der Dominicaner Gigli und der Minorit TruUet als Referenten be-
stellt wurden. Zu den Consultoren gehr)rten damals ausser diesen
und Smith u. a. Theiner, Alojs Flir, die Jesuiten Klentgen und
Perrone. — Am 23. Jan. 1857 erbielt G. ein Schreiben des Pri-
fecten der Index-Congr., Card. Andrea, vom 13., worin ihm mitge-
theilt wurde, die Gongr. habe am 8. einstimmig das Verbot seiner
Schriften beschlossen, weil sie der Ansicht sei: expositam abs te
ac late usque vindicatam doctrinam ab orthodoxo veritatis tramite
prorsus abhorrere fierique haud posse, ubi eadem dootrina isthinc
aut alibi vigere ac disseminari pergat, quin maximo oath. eoelesiae
ac clericorum adolescentium institutioni theologioae futara sit detri-
mento; sein früher an den Papst gerichteter Brief lasse hoffen, dass
er sich diesem Urtheil unterwerfen werde; aus besonderer Zuneigung
gegen ihn habe darum der Papst befohlen, die Veröffentliohung des
Decretes einen Monat zu verschieben und ihm Gelegenheit zu bieten,
seine Unterwerfung vorher zu erklären. In dem Schreiben, welches
G. darauf unter dem 10. Febr. an den Papst richtete, sagt er: er
habe bei seinen Arbeiten kein anderes Ziel gehabt, als die Sache
des unverfälschten Glaubens auf neue Weise gegen den Pantheismus
und Rationalismus zu vertheidigen, insbesondere duroh seine Ent-
wicklung der Greationslehre den Pantheismus zu widerlegen. Da
diese Weise des Philosophirens von dem h. Tribunal nun einmal
verworfen worden, sei sehr zu wünschen, dass man andere und
bessere Argumente auffinde, um die rechtgläubige Wahrheit gegen
den Pantheismus und Materialismus zu vertheidigen, zu deren Be-
kämpfung die mittelalterliche Philosophie nicht ausreiche. Qnod
autem ad volumina a me edita attinet, summae Apost. Sedis ancto*
ritati me religiöse obtemperaturum iterum profiteor ac pronuncio.
G. veröffentlichte fortan nichts mehr, auch nicht eine 1857 fertig
gedruckte Schrift,
Das durch ein Schreiben des Card. Geissei vom 16. Apr. vcr
anlasste Breve vom 15. Juni 1857 ist zu Bologna unterschrieben,
A. Günther. 1123
wohin Pius IX. auf seiner EeiBe durch den Kirchenstaat gekommen
war. £r Bagt darin : das von ihm bestätigte Decret der Index-Congr.
hätte für alle Katholiken gentigen müssen, um die Sache als ent-
schieden und sich selbst als verpflichtet zu erachten, die Lehre
Grünthers nicht als richtig anzusehen und zu verth eidigen. Wenn
darin keine bestimmten Sätze censurirt seien, so folge daraus nicht,
daas die Congr. nicht bestimmte Ansichten als> der Censur würdig
angesehen. £r wisse insbesondere (non sine dolore apprime nosci-
mus), daas in G.'s Schriften das oft verdammte System des Katio-
nalismuft herrsche (ampliter dominari) und dass darin manches Irrige
über die Lehren von der Trinität, der Menschwerdung u. s. w. vor-
komme, die kath« Lebre, dass die anima rationalis vera per se atque
immediata corporis forma sei, verletzt werde u. s. w. Der Cardinal
and seine Suffragauen hätten darüber zu wachen, dass G.'s Bücher
beseitigt und die darin enthaltenen theologischen und philosophischen
Ansichten nicht vorgetragen würden. G. selbst und mehrere seiner
hervorragendsten Anhänger hätten sich unterworfen; es sei zu hoffen,
dass die anderen ihrem Beispiele folgen würden. Ein ähnlichesi aber
weniger scharfes Breve war schon unter dem 30. April an den Fürst-
bischof von Breslau erlassen^). In dem Sy Ilabus von 1864 wurde
zu No. 14 als NB. beigefügt: Cum rationalismi systemate cohaerent
maximam partem errores Antonii Günther, qui damnantur in epist.
ad Arohiep. Colon. . . et Episc. Wratisl. . .
Baltzer hatte die Absicht, die Hauptgegner G.'s, zunächst
Dieringer, Eleutgen und Baader bei der Index-Congr. zu denunciren ;
der Gedanke kam aber nicht zur Ausführung. Bei dem Conflicte,
in den er mit dem Fürstbischof Foerster gerieth, kam auch sein
Festhalten an Günther'schen Ansichten zur Verhandlung. Der Fürst-
bischof schickte auf seinen Wunsch ein von ihm ausgearbeitetes
Promemoria de dualismo anthropologico an den Papst und erhielt
darauf ein Breve vom 80. April 1860, worin es heisst: derLibellus
sei von einigen Eömischen Theologen geprüft worden; da er die
Lehre enthalte, welche in dem Breve von 1857 als irrig bezeichnet
werde, und sogar die entgegengesetzte Sententia communissima als
ketzerisch bezeichne, solle der Fürstbischof Baltzer zu einer völligen
Unterwerfung anhalten. Da Baltzer (f 1871) weder das Promemoria
noch sonst eine Schrift über seine Conflicte veröffentlichte, haben
diese in dem Index keine Spuren hinterlassen.
Das Buch des Mediciners Leop. Trebisch (im Index wird
er Trebych genannt), Die christliche Weltanschauung in ihrer Be-
deutung für Wissenschaft und Leben, wurde 5. Aug. 1858 verb.
Da das Verbot erst 11. Apr. 1859 (gleichzeitig mit dem Verbote
eines Buches von Oischinger) veröffentlicht wurde, scheint es dem
1) Das erstgenannte Breve steht in den Acta et decr. Conoilii prov.
Colon, a. 1860, p. 240, das andere bei A. Frantz, J. B. Baltzer, 1873,
S. 185. Vgl. Knoodt 2, 371. Bei Frantz S. 141 und Acta S. S. 8, 443
steht das Breve an den Fürstbischof von 1860.
1124 Hirscher, Hermes und Günther.
VerfaBser mitgetheilt worden sa sein; Aaotor land. etc. steht aber
nicht dabei. — Es verlautete» die Gegner wollten alle Güntherianer,
auch Yeith und Ehrlich, in den Index bringen; die Index-Gongr.
verbot speciell 12. Dec. 1859 nur noch : Günther und Clemena. Offene
Briefe von Dr. P. Knoodt, 18Ö3, 3 Bände, und Nene theologische
Briefe an Dr. A. Günther von Dr. J. B. Baltzer, l. und 2. Serie^
1853, aber mit dem Zusätze: Proposito dubio, an supradicta open
caeteraque ejusdem argumenti comprehendantur in decreto prohibi-
tionis operum Guentheri, S. Congr. respondit: affirmative. Auetor
uterque jampridem laudabiliter se subjecit. Im Index stehen beide
Bücher unter Günther (unter Baltzer und Enoodt wird dahin ver-
wiesen, von dem von Baltzer wird hier nur die latein. Uebersetzung
des Titels gegeben; deutsch steht er unter Neue) und werden sie
als 8. Jan. 1857, gleichzeitig mit Günthers Büchern, verboten ver^
zeichnet, während die allgemeine Bemerkung der Index-Gongr. and
die ^otiz über die Unterwerfung weggelassen sind. Von Enoodt
wurde 5. Dec. 1881 ausser: Anton Günther. Eine Biographie, 1881,
2 Bände, auch Die Thomas-Encyclika Leo's XIII. vom 4. Aug.
1879.' Vortrag . . ., 1880 verb. Anti-Savarese von A. Günther,
hersg. von P. Enoodt, 1883, steht (noch) nicht im Index. — Die
beiden 1868 verbotenen Schriften sind: Zwei Thesen für das all-
gemeine Concil (die Trinität der göttlichen Substanz und zwei Lebens-
principe im Menschen), von G. C. Mayer, Prof. der Dogmatik und
Domcapitular in Bamberg, 1868, und Theologisehe Einwendung gegen
die scholastische philosophische Lehre vom Menschen im Entwürfe
von J. Spörlein, Prof. der Eirchengesch. in Bamberg, 1867. Sie
wurden von dem Münchener Nuncius Meglia nach Eom geschickt^).
Alois Flir, seit 1853 Rector der Anima in Born, f 1859 als
Uditore der Kota, schreibt in seinen Briefen aus Born, 1864, S. 69
im Jan. 1857: Wir werden zwei Feldlager von Scholastikern be-
kommen, archaistische und moderne, zelotisohe und freiere. Das wird
die neue Epoche der Philosophie innerhalb der kath. Eirche sein,
. . . Pio IX. ist entschlossen, mit Strenge zu verfahren, und von nun
an wird der Index immer mehr zu thuen bekommen. Günther schrieb
den letzten Symboliker ; er wird intra Eoclesiam auf lange Zeit der
letzte Antischolastiker bleiben. Im Juli schreibt er (S. 84) seinem
Freunde G. Schenach, der eine Metaphysik herausgegeben: leb
Hess dir sagen, du habest in Born nichts zu fürchten. P. Theinei
hat nämlich auf mein Ansuchen mit Card. Andrea, dem Präfeetes
1) Cecconi, Cono. Vat. 1, 2, 488. Die Schrift von Mayer (t 1868) er-
schien auch lateinisch. Mayer hatte über die anthropologisdie Fnige 1861
an den Prafecten der Index-Congr. Card. Altieri gosohrieben und unter
dem 30. Dec. 1861 eine dem Breve von 1857 entsprechende Antwort er-
halten (Melzer S. 206). Die andere Abhandlung war 1864 in der Oesterr.
Viertel Jahrschrift abgedruckt und von Card. Rauscher für haeretisch and
der Kirehenlehre fernstehend erklärt und der Generalvicar mit der Ein-
leitung der canonischen Frocedur beauftragt worden. Friedrich, Vat.
Konzil 2, 305.
Baierifiche Schriften. 1125
der Index-Congr. gesprochen und die Zusicherung erlangt, dass,
wenn etwa eine Klage gegen deine Metaphysik einlaufe, dieselbe
igaorirt werde, in der Voranssetsang, dass da in einer zweiten Auf-
lage das zu Beanstandende berichtigen werdest. S. 97 sagt er:
Wenn das Buch zur Verhandlung käme, würde es verurtheilt. Die
philosophische Sohriftstellerei war seit langer Zeit nicht mehr so
gefährdet, wie sie es jetzt ist Wer als Orthodoxer gelten will,
muM die Lehre Boms zur Bichtschnur nehmen.
113. Baierisebe Schrifteii, 1855—70.
Wenn vom J. 1855 an eine Reibe von Schriften in den
Index kam, die in Baiern, meist in Mttnohen ersohienen waren,
von Frohschammer, Oischinger, Huber, Lasaulx, Pichler n. a.,
so wird man nicht irren, wenn man annimmt, dass die Denun-
ciation von der Mttnchener Nunciatur ausgegangen oder durch
diese nach Rom befördert worden ist Die Nunciatur kann ohne
Zweifel auch das Verdienst beanspruchen, den Index mit einem
neuen Curiosum bereichert zu haben, den „Mittheilungen seliger
Geister^ n. s. w.; denn wenn sie nicht darüber berichtet hätte,
würde man davon gewiss in Rom ebensowenig Notiz genommen
haben, wie ausserhalb eines sehr engen Kreises in Dentschland.
— Lasaulx's Schriften wurden von der Inquisition verdammt,
drei Schriften von Frohschammer durch ein Breve Pins' IX.
vom 11. Dec. 1862, alle andern Schriften von der Index-Con-
gregation. Bei Lasaulx steht im Index : Anctor ante mortem
landabiliter se snbjecit judicioEcelesiae; die anderen haben sich
nicht nnterworfen.
7on Franz v. Baader (1765—1841) steht nichts im Index,
obflichon z. B. Heinrich, Dogm. 4, 451 von ihm sagt, er habe die
vernünftige Gotteserkenntniss wie nicht minder das christliche Tri-
nitätsdogma gänzlich entstellt und zerstört, und dass sein ganzes
System mit der Lehre der Kirche unvereinbar sei, könne keinem
Zweifel unterliegen. Wenn Heinrich beifügt: seine kirchliche Cen-
surirung habe sich Baader zunächst durch seine Angriffe gegen den
apostolischen Stuhl zugezogen, — auch im Katholik 1857, 1, 198
heisst es: Baader habe wie Günther am Abend seines Lebens von
der kirchlichen Autorität seine Schriften censurirt gesehen, — so
ist mir von einer kirchlichen Censurirung nichts bekannt. Im K.-L.
1, 1782 wird angegeben, er sei in München Professor der specula-
tiven Dogmatik gewesen, aber 1888 durch ein Ministerialrescript,
1126 Baiernche Schriften.
welches Laien von dem Vortrage der Keligionsphilosophie auBSohlum,
genöthigt worden, sich auf den Vortrag der Psychologie und An-
thro|)ologie zu beschränken; er habe in diesem Verbote ein Werk
der Nunciatur gesehen und, nachdem er schon 1835 sich sehr heftig
gegen die Censurirung Bautains ausgesprochen, nun eine Reihe von
Artikeln gegen das Papstthum geschrieben. Aber auch die Schriften:
lieber die Thunlichkeit oder Niclitthnnliehkeit einer Emaneipation
des Eatholicismns von der Rom. Dictatur in Bezug auf Religions-
Wissenschaft, 1839, Der morgenländisohe und abendländische Eatho-
licismus, 1841, u. a. stehen nicht im Index, auch nicht: Blitzstrahl
wider Rom . . . Ans den Werken Fr. v. Baaders. Mit Vorreden
. . . von Fr. Hoffmann, 1870^). Eine i^eblioh 1858 in Würzbnig
geplante Denunciation gegen Baader und Hoffmann (Allg. Ztg. 1858,
282) scheint nicht abgegangen zu sein. — J. G-örres wurde von
Rom aus mitgetheilt, man sei mit der Prüfung seiner Mystik (1836
—42, 4 Bände) beschäftigt und sie werde wahrscheinlieh verb.
werden. £r erbat sich eine Audienz bei Ludwig L und berichtete
ihm dieses, worauf dieser in Rom durch den Gresandten vorstellen
licBs: das Verbot eines Buches eines von ihm nach München beru-
fenen Führers der katholischen Partei würde nicht nur in Deutsch-
land den übelsten Eindruck machen, sondern auoh für ihn persäBlicIi
in hohem Grade kränkend sein. In Folge davon unterblieb das
Verbot. — lieber den Rathschluss Gottes mit der Menschheit und
der Erde, 1847, 2 Bände, verb. 1855, ist von dem Priester Job.
Ev. Lutz (1801-82; A. D. B. 19, 711) unter Mitwirkung de«
Schotten William Renny Caird, der sich als Missionar der Irvin-
gianer in Baiern aufhielt, verfasst. Wegen dieser und anderer
Schriften wurde von dem Bischof Richarz von Augsburg im Nov.
1854 eine Untersuchung gegen Lutz eingeleitet; 1855 legte er das
Trienter Glaubensbekenntniss ab und erklärte, er verwerfe alles,
was in jener Schrift den Lehren der kath. Kirche Widerst-rcitendcs
enthalten sein möge. Der Bischof verbot vier Schriften von Lutz;
die drei anderen und die später von ihm herausgegebenen stehen
nicht im Index, in welchem auch sonst der Irviagianisraus keine
Spuren zurückgelassen.
1857 wurde gleichzeitig mit einem Buche von Carriere (S. 1035)
verb. Ueber den Ursprung der menschlichen Seelen. Rechtfertigung
des Generatianismus von Jacob Frohschammer, 1854. Die von
Fr. (Athenaeum 1, 133; 2, 999) geäusserte Vermutbung, der Jesuit
Kleutgen habe das Buch in den Index gebracht, ist richtig. In dem
1) Von Fr. Hoffmann (t 1831) wird im Deutschen Merkur 1881, 354
berichtet: 1835 habe der Bischof von Augsburg die Klage gegen ihn er-
hoben, dass er in einer damals erschienenen Schrift über die Trinität
ketzerische Lebren vortrage; König Ludwig habe sich durch den Regie-
rungspräsidenten Graf Recbberg in Würzburg Bericht erstatten lassen
und dann resolvirt: „Wenn sich das alles so verhält, wie Sie berichten,
80 sollen die Pfaffen den Mann in Buhe lassen.''
J. £. Latz. J. Frohschammer. 1127
N^rolog desselben in der Cir. 12, 1, 635 wird berichtet, er habe
viele Vota über wichtige Fragen für Römisohe Congregationen ge-
sebrieben, n. a. im Auftrage der Index-Gongr. bei Gelegenheit des
Proccflsee gegen den Rationalisten Fr. einen Tract«t de origine ani-
mae. Man hielt es damals in Rom noch für möglich, dass Fr. sich
unterwerfen werde; der Secretär der Index-€ongr. P. Modena lieas
Döllinger, der eben in Eom war, zu sich bitten und fragte ihn, ob
er mit Fr. über die Unterwerfung reden wolle, was er ablehnte.
Ob bei Fr. angefragt worden, weiss ich nickt. Das Verbot seines
Buches, des von Carriere und der Geheimnisse* des christlichen
Alterthums von G. Fr. Daum er, Hamb. 1846, war am 5. März sehen
besofalosäen; aber nur das Verbot des Buches von Danmer wurde
in dem Decrete von diesem Tage, das der beiden anderen erst am
9. Hai publicirt. Dass man ein Buch von Daumer (1800 — 75) und
nur dieses eine, 11 Jahre nach dem Erscheinen, mehrere Jahre
nach seinem Wegzüge aus Baiem und ein Jahr vor seinem lieber-
tritt zur katholischen Kirche verbot, wird nicht von der Nunoiatur
veranlasst worden sein. Ueber die 1857 und 1859 verbotenen
Schriftohen von Th. Braun s. § 117.
Als Frohschammer 1857 die Einsendung einer ausdrüokliehen
Unterwerfungs-Erklärung ablehnte, Hess man, wie er selbst (Athe-
naeum 3, 602) berichtet, die Sache vorläufig ruhen. Da aber weitere
Schriften erschienen, an denen man Anstoss nahm, wurde er im
Mai 1862 von dem erzbiechöflichen Ordinariate auf Andringen der
Nunciatur nochmals aufgefordert, sich dem Decrete von 1857 binnen
10 Tagen zu unterwerfen, widrigenfalls er der Exoomm. 1. sent.
verfallen sei. Er lehnte ab und zeigte, dass diese Drohung sinnlos
sei, und wurde vorerst nicht weiter behelligt. Aber nun wurden
in einem Schreiben Pius' IX. an den Erzbischof von München vom
11. Dec. 1862^) von ihm verb.: Einleitung in die Philosophie und
Grundriss der Metaphysik, 1858; lieber die Freiheit der Wissen-
sohaft, 1861; Athenaeum. Philos. . Zeitschrift (es erschienen 1862
— 64 drei Jahrgänge; Mitarbeiter waren Fr. Hofimann, Lutterbeck
und anfangs Aloys Schmid). Der Erzbischof stellte das Schreiben
Fr. zu; Er antwortete mit einem ausführlichen Briefe vom 24. Febr.
1863 und einer kurzem Erklärung vom 26. März 1863 (Athenaeum
2, 265), worauf der Erzbischof das päpstliche Schreiben in seinem
Pastoralblatte veröffentlichte und Fr. 31. März suspendirtc (1871
wurde er exeommunicirt).
In der Einleitung des Schreibens sagt der Papst: er habe zu
seinem Schmerze erfahren, dass in verschiedenen Theilen Deutsch-
lands katholische Theologen und Philosophen eine bis jetzt in der
Kirche unerhörte Freiheit des Lehrens und Schreibens einführten
und neue und durchaus zu missbilligende Meinungen verbreiteten
und dass namentlich Fr. sich jene Freiheit erlaube und in seinen
Werken die verderblichsten Irrthümer vertheidige. Er habe sofort
1) Acta S. S. 8, 429. Katholik 186S, 1, 885: 2, 1.
1128 BaierUche Scbriften.
die Hauptwerke desselben der Index-Congr. zur BericliierBtattuiig
überwiesen. Am Schlüsse verdammt der Papst die drei Büober als
resp. falsche, irrige, für die Kirche und ihre Autorität und Rechte
injnriöse Lehren und Sätze enthaltend, klagt, dass Fr. sich dem
Verbote seines frühem Baches nicht nur nicht unterworfen, sondern
denselben Irrthum in diesen Büchern nochmals vortrage, die Index-
Gongr. mit Schmähungen überhäufe und viele andere verwegene
und lügnerische Aeusserungen gegen das Verfahren der Kirche thue.
Im- übrigen enthält das sehr lange Schreiben im Anschlüsse an den
Bericht der Index-Gongr. über Fr.*s Irrthümer ausführliche Beleh-
rungen über die Aufgabe der Philosophie. Aehnliche Belehrungen
enthält ein zweites Schreiben, welches Pius IX. nach der Münchener
belehrten- Versammlung unter dem 21. Deo. 1863 an den Erzbischof
richtete (Acta S. S. 8, 436; in diesem wird auf Berichte des Nun-
cius ausdrücklich Bezug genommen). Unter den Gründen, weshalb
ihm jene Versammlung verdächtig gewesen, erwähnt der Papst, dass
er in der letzten Zeit die Werke einiger deutschen Schriftsteller
habe verbieten müssen, und dass manche gegen die Deerete des
apost. Stuhles und seiner Gongregationen declamirten und schwätzten
(blaterant), dieselben hinderten den Fortschritt der Wissenschaft.
Ferner erklärt er: die katholischen Gelehrten müssten nicht nur die
kirchlichen Dogmen annehmen und achten, sondern auch sich den
auf die Lehre bezüglichen Entscheidungen der päpstlichen Gongre-
gationen unterwerfen u. s. w. Aus beiden Schreiben sind mehrere
Sätze in den Syllabus von 1869 aufgenommen (No. 9-— 15. 22. 33).
Ein Jahr vor dem Erscheinen des Schreibens gegen Froh-
sohammer, 1861 erlaubten sich noch die Hist-pol. Blätter (47, 988),
deren Mitarbeiter er früher gewesen, in einer Besprechung seiner
Schrift üeber die Freiheit der Wissenschaft folgende Bemerkungen:
„Wenn Fr. die leidigen Missbräuche, welche zwar nicht von, wohl
aber mit der Index-Gongr. getrieben werden, anklagt, so haben wir
dagegen leider nichts zu erinnern. Als vor 6 Jahren seine Bro-
schüre über den Ursprung der menschlichen Seelen erschien, kam
sie plötzlich auf den Index, mancher Theologe wnsste nicht zu er-
rathen, warum. Aber noch mehr : neben Fr. fand sich die deutsche
Literatur in demselben Deerete nnr noch durch M. Carriere ver-
treten, der über die unverhoifte Ehre, beim Rom. Index eine Be-
rücksichtigung zu finden, die er bei seinen G-laubensgenossen in
Deutschland manchmal zu vermissen hat, vor Entzücken ausser sich
gerieth. Indess erklärt sich das Unglaubliche sehr einfach aus dem
Usus der Gongr., dass sie nur solche Literaturstücke behandelt,
welche ihr eigens denunoirt werden, und zwar G-ott weiss von wem.
So kommen mitunter ganz unbedeutende und obscure Schriften zu
unverdientester Wichtigkeit. Sodann sind die Urtheiler selbst der
geistigen Bewegung Deutschlands nnd der deutschen Sprache fremd;
sie gehören der alten, in sich abgeschlossenen Schule der Thomisten
an und sollen nun auf geheime Anzeigen hin, voreingenommen
durch dieselben, wie es nicht anders sein kann, ohne den Beklagten
selbst zu hören, aus Uebersetzungen über philosophische Schriften
J. N. Oiacfainger. J. Huber. 1129
«
urtheilen, deren Sinn man in der deatscben Heimatb selbst oft nur
mühsam enträtbselt. • • Freilich censurirt der Index nicht die Person
der Autoren, sondern nnr ihre Bücher. Wie aber die Anstalt bei
dem bisherigen Verfahren ihre pädagogische Mission völlig yer-
fehlen, ja zum missbranchten Werkzeuge persönUeher Leidenschaft
eines wohlversteckten Gegners werden kann, davon liefert der vor-
liegende Fall ein trauriges Beispiel." — In Mainz erschien gegen
diese Schrift von Fr. 1862 : Die Congregation des Index. £ine Be-
leuchtung der jüngsten Angriffe Dr. J. Frohschammers gegen die-
selbe«. Aus dem ,yEatholiken'' besonders abgedruckt^ 34 S. Daraus
verdient die Notiz mitgetheüt zu werden: Wir unserseits haben
mehr als einmal in Erfahrung gebracht, dass Privatpersonen, die
Bücher denunciren wollten, von Born die Weisung erhielten, dass
sie sich an die Bischöfe oder den päpstlichen Nuncius wenden
möchten, wollen aber desshalb nicht behaupten, dass die Congre-
gation keine Denunciationen annehme, als die ihr auf diesem Wege
zukommen (S. 9; s. o. S. 12). — Von Frohschammers vielen späteren,
über die früheren weit hinausgehenden Schriften stehen im Index
nur: Das Christenthum und die moderne Naturwissenschaft, 1867,
verb. 1868; Das Recht der eigenen Ueberzeugung, 1869, verb. 1869;
Das neue Wissen und der neue Qlaube, mit Berücksichtigung von
D. F. Strauss . . . , 1873, verb. 1873.
Von den zahlreichen Schriften von Paul Joh. Nep. Oischin-
ger (1817—1876) steht nur eine im Index: Die speculative Theo-
logie des h. Thomas von Aquin, des englischen Lehrers, in den
Grundsätzen systematisch entwickelt, 1858, verb. 1859» worin er
zeigen will, dass Thomas wichtige Puncto des kirchlichen Dogma's
unrichtig aufgefasst habe. Die christl. und scholast. Theologie
oder die christl. Granddogmen . . . entwickelt so wie gegen
die abweichenden Lehren der Scholastiker vertheidigt. Der Ge-
sammtkirche, insbesondere dem ökumenischen Concil vorgelegt, 1869,
wurde nicht, wie die Schrift von G. £. Mayer, verb., auch nicht
Commentarii theologici, quibue quaestiooes de theologia soholastica
. . . explanantur, 1860^). — Von Joh. Huber (1830—79) wurde 1860
Die Philosophie der Kirchenväter, 1859, verb. Der Erzbischof
suchte ihn durch „gütige Ermahnung'* zur Unterwerfung ku be-
stimmen und soll, als dieses erfolglos war, seine (und Frohscham-
mers) Entfernung vom Lehrstuhle beantragt haben. In einer Streit-
schrift gegen A. Stöckl äussert Huber die Yermuthnng, dass dessen
Bemühungen hauptsächlich die kirchlichen Censuren zu verdanken
seien, die in den letzten Jahren über Münchener .Philosophen er-
gangen^). Später wurde nur noch Der Jesuitenorden nach seiner
Verfassung und Doctrin, Wirksamkeit und Geschichte charakterisirt,
1873, verb. — Die Römische Indßzcongregation und ihr Wirken.
1) Friedrich, Vat. Konzil 2, 308. Deutscher Merkur 1876, 488. Ka-
tholik 1869, 1, 253.
2) E. Zimgiebl, Joh. Huber, 1881, S. 69. 136.
1180 Baierisohe Schriften.
Historisoh-kritische Betraclitattgen siir Anfklärnng des gebildeten
Fablikums, 1863, 45 S. 8., verb. 1864, ist ein Vortrag, den Döl-
linger in einem theologiseben Gonversatorinm gehalten und den ein
junger Geistlicher^) (nicht ganz genau) stenograpfairt und ohne
Vorwissen DöUingers veröffentlicht hat.
DieBüchervon Ernst von Lasauix (1805 — 61), welche 7. Ang*.
1861 von der Inq. verb. wurden, sind: lieber die theologische
Grundlage aller philosophischen Sjste^ie (Reotoratsrode), 1857;
Neiker Versuch einer alten auf die Wahrheit der Thatsachen ge^
gründeten Philosophie der Gesohiehtei 1867; Des Sokrates Leben j
Lehre und Tod nach den Zeugnissen der Alten, 1667; Die prophe-
tische Kraft der Menschenseele in Dichtern und Denkern, 1858. Das
Verbot wurde erst 9. Oct von der Indez-Congr. veröffentlicht. Die
demselben beigefügte Notiz könnte die Meinung hervorrufen, das
Verbot sei Lasauix noch mitgetheilt worden und er habe sich auf
dem Sterbebette unterworfen (f 9. Mai 1861). Das ist aber nicht
der Fall. L. hatte sobon 27. Dec. 1857 an eine befreundete Dame
gesehrieben: „Liebe "^^I Dem mir mi^etheilten Wunsche gemäss
beeile ich mich, Ihnen schriftlich zu wiederholen, was wir vor drei
Stunden mtindlich besprochen haben: 1. dass ich es als eine glück-
liehe Fügung meines Lebens betrachte, von kath. Eitern Im Sohoosse
der kath. Kirche geboren zu sein, und dass ich mit der Gnade
Gottes hoffe, auch im Sohoosse dieser Kirche zu sterben ; 2. dass
ich mir bewusst bin, die Wahrheiten der kath. Kirche niemals in
meinem Leben angegriffen, wohl aber mehr als einmal in meinem
Leben gegen ihre Widersacher vertheidigt zu haben ; 8. dass es mir
von vornherein wahrscheinlich ist, dass in allen meinen Schriften,
die alle in Einem Geiste geschrieben sind, je naoh der Grösse der
Probleme, deren Lösung darin versucht ward, grössere oder geringere
Irrthümer vorkommen, und dass, wenn man es in Rom im Interesse
der kath. Kirche finden sollte, diese Schriften deshalb auf den Index
libr. proh. zu setzen, ich selbst dieses Urtheil als ein begründetes
ansehen würde» wenn ich anch den Glauben hege, dass dergleichen
Massregeln in der That im Interesse der kath. Kirche ausser der
Zeit seien. Indem ich Sie ermächtige« von dieser Erklärung jeden
Gebrauch zu machen, der Ihnen angemessen scheint, bin und bleibe
ich in aller Freundschaft Ihr u. s. w.'' (Allg. Ztg. 1861, 325). Die
Dame wird im Deo. 1857 gewusst haben, dass man von der Schrift
über Sokrates, die damals einiges Aufsehen erregte, Anlass genommen
oder nehmen woUe, Lasauix zu denunciren. Indess ist nach der
Allg. Ztg. 1861, 341 B. nicht dieser Brief naoh Rom geschickt
worden. Während seiner letzten Krankheit, aber 7 Wochen vor
seinem Tode wiederholte L. „bei einer gewissen Gelegenheit" münd-
lich die in dem Briefe gegebenen Erklärungen, und ein „auf den
1) Aiidr. Paukau aus Westpreussen ; er promovirte 1864 und wurde
1865 Prof. zu Pelplin, starb aber früh.
E. V. Lasaulx. Ä. Pichler. Mittkeilangen seliger Geister. IISI
BefeU eines Drittel» aufgesetztes Keanm^ dieser Aevsserangeii von
etwa fünf Zeilen*' ging nach Rom ab.
Von Aloys Piohler (1833—74; er war 1863—68 Privatdocent
ia Münohen) wnrden gleich nach den Erscheinen verb.: Geschichte
der kirchlichen Trennung zwischen dem Orient und Occident, 2 Bände,
1864. 65; Die Theologie desLeibnitz . . ., mit besonderer Rücksicht
auf die kirchlichen Zustände der Gregenwart, 2 Bände, 1869. 70;
Die wahren Hindernisse und die Grundbedingungen einer durch-
greifenden Reform der kath. Kirche, 1870. Als der 1. Band der
Geschichte verboten worden, schrieb er 22. März 1865 an den Erz-
bischof von München und 7. April an den Papst: „Da, so viel mir
bekannt, nach dem jetzt herrschenden Gebranohe von dem Verfasser
eines auf solche Weise «ensurirten Buches eine Unterwerfung ge-
fordert zu werden pflegt, so erkläre ich, dass ich mich der hinsicht-
lich meines Buches getroffenen Verfügung und dem in dieser Mass-
regel liegenden Urtheil aufrichtig und rückhaltlos unterwerfe und
bei der nächsten Gelegenheit solche Fehler, welche ich bereits öffent-
lich bekannt habe oder welche mir noch sollten gezeigt werden,
verbessern werde'* ^). Diese Erklärung wurde aber nicht als ge-
nügend anerkannt *— Ueber Mayer und Spdrlein s. S. 1124.
Die Mittheilungen seliger Geister im J. 1855 durch die
Hand der *Maria Eahlhammer im Rapport der Mittheilungen des
h. Erzengels Raphael durch den Mund der Crescentia Wolf, hrsg.
von Jos. Friederich, Haus- und Gutsbesitzer zu München und in
Schwaig Diatriotsrath, 198 S. 8., und Mittheilungen des h. Erz*
engeis Raphael im J. 1855 durch den Mund der Cresc. Wolf in
Rapport mit den Mitth. sei. Geister durch die Hand der M. Kahl-
hammer, hrsg. von Job. Schweykart, Eisenhändler und b. Magi-
stratsrath, 286 S. 8«, wurden 1856 verb.^). Die später erschienenen
Sachen: Vollständige Beleuchtung der beiden Schriften: Mitth. . .,
1857y 812 S. ; Betrachtungen über Vergangenheit, Gegenwart und
Zukunft . . . , 1860, 256 S. ; Sach- und Namenregister zu den
Mitth. . . . , 1861, 65 S., hat man doch laufen lassen.
Mit förmlichen Denunciationen bei der Indejc-Congr., wie sie
1855 — 70 durch die Münchener Nunciatur nach Rom befördert
wurden, ist nicht zu verwechseln das Denunciren und Verketzern,
wie es in Schriften und Zeitschriften in derselben Zeit sehr fleissig
getrieben wurde ^). Dieees wurde von der Index-Congr. in der Regel
nicht beachtet, wenn nicht eben jemand davon Anlass zu einer förm-
lichen Denunciation nahm. Sogar von den Schriften, welche in der
Civilt4 cattolica in den deutlichsten Ausdrücken als unkirchlioh, gefähr-
1) Vering, Archiv 14, 141, Allg. Ztg. 1865, 95 B. Katholik 1870,
I, 189.
2) Hist-pol. Bl. 36, 930. Schweykart und die Cresc. Wolf reisten
1856 selbst nach Rom und hatten eine Audienz bei dem Papste, ehe das
Verbot erfolgte. Allg. Ztg. 1856, 172.
8) Friedrich, Der Kampf gegen die deutschen Theologen und theol.
Facultäten in den letzten 20 Jahren, 1875. Tüb. Quartalscbr. 1868, 365.
1132 Römiflolie Revolution von 1848.
lieh u. B. w. charakterudrt werden, ist nar eine yerhältnimm&ssig
Rehr kleine Zahl in den Index gesetzt worden. Man könnte auf
den Gredanken kommen , dass die Index-Congregation namentlich hei
italienischen Schriften nach einer scharfen Recension in der Givilta,
— znmal nachdem durch das Breve vom 12. Fehr. 1866 (Oiv, 6,
6, 7) ihr offtcieller Charakter ausdrücklich anerkannt worden, —
ein Verhot nicht mehr für nöthig halte, wenn nicht von Zeit zu
Zeit doch auch ein in der Civilta censurirtes Buch in den Index käme.
114. Die Romische Reyolntion yon 1848.
Durch die Abwesenheit Pins' IX. von Rom vom 25. Nov.
1848 bis 12. April 1850 wurde die Th&tigkeit der Index-Con-
gregation nicht unterbrochen. Es wurden in dieser Zeit zwei
Sitzungen in Neapel, drei in Rom gebalten, und die in diesen
Sitzungen beschlossenen Bucherverbote sind zum Theil wichtiger
oder doch charakteristischer als manche andere. In der ersten
Sitzung, die 30. Mai 1849 zu Neapel gehalten und deren Decret
von Pins IX. 6. Juni zu Gaeta bestätigt wurde, wurden zwei
Schriften von Bosmini, je eine von Oioberti und von Ventura
verboten, in der 25. Oct. 1849 zu Rom gehaltenen Sitzung, deren
Decret zu Portici 9. Nov. bestätigt wurde, Schriften von Hirscher,
Haiz und Wessenberg (S. 1116), in der 12. Jan. 1850 zu Rom
gehaltenen Sitzung Schriften von Mamiani, der im Sommer 1818
Minister Pius' IX. gewesen war. Ausserdem wurden noch einige
andere mit der Römischen Revolution zusammenhangende Schrif«
ten von der Index-Congregation verboten, daneben auch einige,
die in keinem Zusammenhange damit stehen; einige Bücher
von beiden Kategorieen wurden auch von der Inquisition ver-
boten, die in dieser Zeit nur 19. Dec. 1849 und 21. Febr. 1850
Sitzungen hielt, in denen Bttcherverbote beschlossen wurden.
Die meisten in diesen ^Jahren verbotenen politischen Schriften
sind Broschüren, die jetzt längst vergessen sind, deren Verfasser
sich zum Theil auch bald unterworfen haben, die aber noch
heute im Index stehen.
In den 5 oben erwähnten Decreten steht in der Einleitung
Rtatt Sacra Congregatio . . . habita in Palatio Apostolico Vaticano
bezw. Quirinali die Formel habita Neapoli bezw. Romae ex spe-
ciali »S. D. N. jussu. Ohne Zweifel waren in keiner dieser Sitzungen
6. Ventnrft. 1183
die Mitglieder yollzählig anwoBend. Das Decret vom 30. Mai 1849
ist YOB Card. Brignole als Präfecten» von P. Gianelli als Pro-Se-
cretarius unterzeichnet, das Decret vom 25. Oet. (bestätigt Neapoli
in snbnrbano Portici 9. Nov.) von firignole allein. Die Sitznng
vom 17. Nov. 1849 wnrde zn Neapel gehalten, ihr Decret 19. Nov.
ZQ Portici bestätigt nnd von Card. Lambruschini als Pro-Praefectns
und von P. Grianelli als Pro-Secretarius unterzeichnet. Am 1 2. Jan.
ond 28. März 1850 wurden zu Eom Sitzungen gehalten, die Decrete
zu Portici bestätigt und von Card. Brignole und dem mittlerweile
ernannten neuen Secretär Aug. Vinc. Modena unterzeichnet. Unter
allen Decreten findet sich der gewöhnliche Vermerk über die An-
heftung in Bom. In den beiden Decreten von 1850 werden auch
einige von der Inq. 19. Dec. 1849 und 21. Febr. 1850 verbotene
Bücher verzeichnet.
In der 30. Mai 1849 zu Neapel gehaltenen Sitzung, in der
jedenfalls nur einige Cardinäle anwesend waren, wurde ausser den
Scliriften von Bosmini und Grioberti (§ 115) nur die bei dem feier-
lichen Todtenamt für die bei der Wiener Revolution Grefallenen
in der Theatiner - Kirche zu Bom von dem Theatiner Ventura
(1792 — 1861) gehaltene Predigt verb. : Discorso funebre pei morti
di Vienna recitato il giorno 27. November 1848 nella insigne
chiesa di S. Andrea della Valle dal P. D. Gioacchino Ventura,
cum Introduzione e protesta dell* autore. Ventura veröffentlichte
in den Zeitungen eine Erklärung d. d. Montpellier 8. Sept. 1849,
worin er seine Unterwerfung unter das Verbot erklärt, welches ihm
eben durch das Giomale di Boma bekannt geworden (Ami de la
rel, 142, 7G9). £r mass aber schon vorher seine Unterwerfungs-
Erklärung nach Bom geschickt haben; denn schon in dem Decrete
vom 28. Aug. wird gemeldet: Auetor laud, etc. — Liverani, II
Papato p. 122 erzählt, Card. Mai habe das Decret gegen Bosmini
und Ventura nicht unterschreiben wollen und sei darum zum Prä-
fecten der Congr. Concilii befördert und statt seiner Card. Brignole
zum Präfecten der Index-Congr. ernannt worden. — Ventura wurde
auch als Freund de La Mennais' und als Ontologist vielfach ange-
griffen; es ist aber keins seiner Bücher in den Index gekommen.
In der zweiten zu Neapel gehaltenen Sitzung wurden nur verb. :
Gresü Cristo davanti un consiglio di guerra, eine zu Genua er-
schienene Uebersetzung der Broschüre Jisus-Christ devant les con-
seils de guerre, Paris 1848, von einem Anhänger Fouriers, Amed^e-
Victor Meunier (abgedruckt aus der Democratie pacifique), welche
bereits der Capitularvioar von Genua verboten hatte (er soll dabei
den Verfasser, den Uebersetzer, den Verleger und die Leser ex-
communicirt haben), und eine auf dieses Verbot bezügliche Bro-
schüre AI S. Canonico Girol. de Gregorj, Vicario gen. cap. sosti-
tuto, Genova 27. Ott. 1849 1).
In der 25. Oct. 1849 zu Rom gehaltenen Sitzung wurden
1) Vapereau s. v. Meanier. Ami de la rel. 148, 454. S. o. S. 902.
RcuBch, Index II. 72
1184 Römische Revolution von 1848.
9-
ausser den Büchern von Hirscher, Haiz und Wessenberg verb. : Ra,
gionamento sacro per la solennitä del Santissimo Bedentore di G-iamb.
Picoaluga, öenova 1849, wahrscheinlich eine politische Predigt,
und II pretismo e il progresso, da Gio. Boschi, in der Sitzung
vom 12. Jan. 1850 ausser den Büchern von Gehringer zwei philo-
sophische Schriften von Mamiani (S. 1041) und dessen Due let-
tere, una ai suoi elettori, Taltra alla Santitä di Pio IX., femer:
Natura ed effetti del dominio temporale dei Papi, discorso di Dom.
Morgana (schon 23. März Auetor laud. etc.); Non pifl tiara!
Parole di un cattolico (auch französisch erschienen, S. 902); Sulla
necessitä di abolire tutte le fraterie in Sardegna. Discorso del Sac.
Gaet. Guttierrez (19. Nov. Auetor laud. etc.). Ausserdem steht
in diesem Decrete als von der Inq. 19. Dec. 1849 verb. eine nicht
politische Schrift von Cavalieri.
In den Memorie di Gius. Pasolini, raccolte da suo figlio,
Imola 1880, p. 122 wird erzählt: als Pius IX. Rossi habe zum
Minister ernennen wollen, habe dieser unter anderen Bedenken auch
erwähnt, einige seiner Bücher ständen im Index, Pius aber geant-
wortet: Questo non fa niente. Das wird auf einer Verwechselung
mit Mamiani beruhen; denn Rossi steht nicht im Index, von Ma-
miani aber waren, als Pius IX. ihn zum Minister ernannte, schon zwei
Schriften verb. — Sul Papato, lettera ortodossa di T. Mamiani a Dom.
Berti, 1851 (Civ. 1, 7, 339), und Scritti politici, 1853 (Civ. 2, 2,
671), sind nicht verb.
In dem Decrete vom 23. März 1850 stehen als von der Inq.
21. Febr. verb.: Sulla Costituente romana, discorso preparatorio
alla elezione, ossia programma di desiderii dell* Awocato Fr. Ca-
rancini diretto al Circolo popolare di Recanati (19. Nov. Auetor
laud. etc.), und La ricuperazione delle due sovranitä., orazione scrit-
turale all' assemblea Romana (19. Nov. Auetor laud. etc.), als von
der Index-Congr. verb., ausser Will mann (S. 1116) und zwei anderen
nicht politischen Bücbem, Carlo Arduini, La scomunica del
popolo italiano al Papa e ai suoi ministri, und Conforti all* Italia
ovvero preparamenti alla insurrezione , Paris 1846, eine gegen
Azeglio, Balbo und Gioberti gerichtete Broschüre von dem damals
verbannten Neapolitaner Gius. Napoleone Ricciardi, demselben, der
1869 durch sein Freidenker-Concil in Neapel von sich reden machte.
Keine seiner anderen Schriften ist verb., z. B. nicht Martirologio
italiano 1792 — 1847, 1860, welches mit der gleichzeitig erschienenen
3. Aufl. von I martiri della liberti italiana 1794 — 1848 von Atto
Vannucci in der Civ. 4, 8, 72 kritisirt wird. — Aus den folgenden
Decreten gehören noch hieher: Dio, l'uomo e le lettere, pensieri
d'un esule italiano, verb. 1851; La pace, ossia Pimpero deUe cifrc
sostituito all* impero degli nomini; catechismo popolare dedicato al
popolo inglese . . . dal Barone G. Corvaia Siciliano, verb. 1834.
Yon Mazzini und vielen anderen steht nichts im Index (von 1861
an erschien eine Gesammtausgabe der Werke Mazzini's, der 9. Band
derselben 1877 zu Rom; Civ. 5, 5, 594).
Von Niccolö Tommaseo, einem der treuesten Freunde Ros-
Hosmini und Gioberti. 1135
mini'B (1802—74), — in seinem Nekrolog, N. Antol. 26, 553 wird
von ihm gesagt, er sei nicht ein liberaler Katholik, sondern Ka-
tholik nnd Liberaler gewesen, — waren schon" 1837 verb. die von
ihm verfassten nnd 1835 anonym veröffentlichten Opere inedite
di Fra Grirolamo Savonarola, mit dem Znsatze: vel alio titnlo: Libri
cinqne dell' Italia,^2 vol., dann 1842: Stndii filosofici, Ven. 1840,
2 voJ. (Werner, Eosmini S. 443). 1852 wurde dann noch verb.:
Roma e il mondo, Capolago 1851, 371 S. 8., unmittelbar vorher
französisch erschienen, gegen die weltliche Herrschaft des Papstes
(Civ. 1, 7, 129). Keine andere seiner zahlreichen Schriften (Arch.
Btor. 1874, 19, 505), die in der Civ. 7, 3, 463 scharf getadelt
werden, steht im Index, auch nicht die Ausgabe der Lettere di
S. Caterina da Siena, Fir. 1860, 4 vol. 8., obschon die lange Ein-
leitung und die Noten sehr anticurialistisch sind (Civ. 4, 8, 318;
4, 10, 318).
115. Rosmini und Gioberti.
In einer eigens zn diesem Zwecke am 30. Mai 1849 zu
Neapel gehaltenen Sitznn^ der Indez-Congregation warden ver-
boten: „Die fünf Wunden der h. Kirche" und „Die Verfassung
gemäss der socialen Gerechtigkeit" von Antonio Rosmini, den
Pins IX. im December 1848 hatte znm Cardinal ernennen wollen,
„Der moderne Jesuit" von V. Gioberti und die eben erwähnte
Rede von Ventara. Rosmini wurde das Verbot seiner Schriften
im Augnst mitgetheilt; er erklärte sofort, dass er sich demselben
unterwerfe; so wurde denn das Decret am 30. Aug. mit Auetor
landabiliter se subjecit veröfTentlicht. Von Gioberti wurden
14. Jan. 1852 von der Inquisition sämmtlicbe Werke verboten.
Von Rosmini waren schon 1841 theologische und philosophische
Schriften denuncirt worden; Gregor XVI. hatte 1843 den beiden
streitenden Parteien Stillschweigen auferlegt. 1850 wurde die
Denunciation erneuert; nach einer Prüfung der Werke durch
eine grosse Zahl von Consultoren erklärte die Index-Congre-
gation 1854, dieselben seien freizugeben, dimittantur opera. Die
fortgesetzte Controverse über Rosmini's philosophische und theo-
logische Schriften ist namentlich darum von Interesse, weil sie
zu einer authentischen Erklärung der Bedeutung der Formel
Dimittantur im J. 1880 Anlass gegeben hat. — Von den Scbrif-
1186 Rosmini und Gioberti.
t6D der Anhäiif^r Gioberti's und Bo8mim*s sind nur einige in
den Index gekommen.
1. Yincenzo Gioberti, geb. 1801, wurde 1833 als politisch
comproinittirt einige Monate in Turin gefangen gehalten und dann
verbannt, lebte 1834 — 1848 meist in Brüssel, wurde 1848 auf einer
Heise durch einen grossen Theil von Italien in v^schiedenen Städten
sehr gefeiert, im Mai dreimal in einer Woche von Pius IX. in Au-
dienz empfangen, — Card. Pecci (jetzt Leo XIII.) schrieb ihm von
Perugia aus im Juni 1848 einen freundlichen Brief (Op. ined. 10,
137), — war 1848 — 49 einige Monate in Turin Minister und starb
26. Oct. 1852 zu Paris. Die bemerkenswerthesten unter seinen
Schriften sind: Teorica del sovranaturale o sia discorso suUe con*
venienze della religione riveiata colla mente umana e col progresso ci-
vile delle nazioni, 1838; Introduzione allo studio della filosofia, 1840;
Degli errori filosoiici di Ant. Rosmini, 1841, 2. Ed. 1843—44, 3 vol.;
Del primato morale e civile degli Italiani, 1843, 2 vol.; Prolegomeni
al Primato . . ., 1845 (in dieser Schrift beginnt er die Polemik
gegen die Jesuiten als Hinderniss einer kirchlichen Reform); H
Gesuita moderne, Lausanne 1846, 7 vol. 8., u. o.; Apologia del
libro intit. II Ges. mod., con alcune considerazioni intomo al
risorgimento italiano, P. I., 1848 (es ist kein 2. Theil erschienen);
Del rinnovamento d^talia, Torino 1851, 2. vol. Nach seinem Tode
sind noch 10 Bände Opere inedite erschienen ^).
Es ist schon merkwürdig genug, dass die noch unter Gregor
XVI. erschienenen Prolegomeni nicht gleich verboten wurden. G.
selbst schreibt darüber in einem Briefe vom 14. Apr. 1845: Sei
es, dass Rom das Buoh verbietet, was sehr wahrscheinlich ist, sei
es, dass es eine Bulle gegen mich schleudert, was nicht sehr wahr-
scheinlich ist, ich werde den katholischen Gehorsam mit meiner
philosophischen Unabhängigkeit zu vereinigen wissen. Ich sehe den
Index nicht als ein in irgend einem Lande verbindliches Gesetz an,
sondern als eiuen Ausdruck des ürtheils Roms, der ganz gut ist,
sofern er als Warnung und Rath bezüglich der Gefährlichkeit des
Lesens gewisser Bücher und der dabei zu beobachtenden Vorsicht dienen
kann. Du weisst, dass das die Ansicht vieler Gauonisten und Theo-
logen ist. Was ich im Primato über die Römische Censur sage, bezieht
sich nicht, wie Msgr. Artico meint, auf den Index, sondern auf die
Präventivcensur des Kirchenstaates. In der Introduzione lobe ich
viele Urtheile der Index-Congr., dente aber an, dass sie auch mit*
unter der menschlichen Unvollkommenheit ihren Tribut bezahlt, und
wiederholt vertheidige ich Galilei und weise auf den enormen Miss-
griff derjenigen hin, die seine Dialoge verdammt haben (Op. ined.
l) Operette politiche di V. Gioberti, con proemio di Gins. Maasari,
Tor. 1851. Dom. Berti, Di V. Gioberti riformatore politico e ministro,
con sue lettere inedite, Tor. 1881. Opere inedite di V, Gioberti, Vol. 8— 10:
Ricordi biografici e carteggio . . . raccolti per cura di Gios. Massin,
1860-62. Civ. 3, 4, 481. 649; 3, 6, 280.
V. Gioberti. 1187
9,494). In einem Briefe von 1850 (10,482) sagt er, die Jesuiten
hätten 1845 das Verbot der Prolegomeni verlangt^), aber nicht
darchgesetzt. Gregor XVI. selbst und Card. Micara und der Mag.
8. Pal. Bnttaoni waren gegen ein Verbot (Massari 1,25). — Von
dem Gesnita berichtet G. in Briefen ans dem Juli nnd August
1847: er dürfe in Rom verkauft werden, — ein Buchhändler habe
500 Exemplare kommen lassen, — es sei nur aus diplomatischen
Gründen die Anküpdigung des Buches durch Anschlagzettel nicht
gestattet worden (Berti p. 227. Einige Wpohen war der Verkauf
verboten gewesen ; Maynard, Cr6t.- Joly p. 293). Besonders merk-
würdig ist aber ein Brief des Cardinal-Staat ssecretärs Gizzi an den
Card. Giraud, Erzbischof von Cambray, vom 16. März 1848 (Berti
p. 251): Wenn in einem bedeutenden und im wesentlichen guten
Buche Stellen vorkämen, an welchen der Verfasser sich von Leiden-
schaft zur Verletzung der Wahrheit fortreissen lasse oder seinen
Gedanken nicht deutlich ausspreche, und ein solches Buch nicht nur
eifrig gelesen werde, sondern auch in mancher Beziehung wünsohens*
werth sei, dass es gelesen und beherzigt werde, so müsse die Kirche
zu bewirken suchen, dass es von den es entstellenden Flecken ge-
säubert werde. Er spreche von dem Gesuita. Wenige Bücher seien
in der letzten Zeit in Italien so allgemein gelesen und mit solchem
Beifall begrttsst worden. Die Absicht des Verfassers sei gut, aber
viele Stellen seien zu tadeln. An einigen scheine er die religiöse
Indifferenz zu begünstigen (es werden die milden ürtheile über
StrauRS und Leopardi angeführt) ; an zwei Stellen leugne er das Recht
der geistlichen Gewalt zeitliche Strafen zu verhängen; einmal lobe
er den westfälischen Frieden, gegen den der h. Stuhl protestirt
habe; .... er zeige sich zwar als Gegner des Jansenismus, spreche
aber an einigen Stellen bedenklich über Molinismus, Eigorismus, die
fünf Sätze und das Silentium obsequiosum; einige Stellen klängen
pantheistisch nnd in der Polemik gegen die Jesuiten sei vieles zu
missbilligen. Der Cardinal möge G. mittheilen, der h. Vater wünsche,
dass er sein Buch von diesen Fehlem säubere und selbst freiwillig
das thue, was sonst die Pflicht der Kirche sein würde. — Der Brief
ist G-. ohne Zweifel mitgetheilt worden, da sich unter seinen Pa-
pieren eine Abschrift gefunden hat. Was er geantwortet und ob
Pins IX. bei den Audienzen, die er im Mai bei ihm hatte, nachdem
im April die Apologia del G-es. mod. erschienen war, über diese
Sache mit ihm gesprochen, erhellt nicht.
üeber das Verbot des Ges. schreibt G. im Dec. 1849: Einem
Monsignore, der mich brieflich ermahnte, das Laudabiliter se sub-
jecit Rosmini's und Ventura' s nachzuahmen, habe ich geantwortet,
ich zöge das Laudabiliter obmutuit vor. Im Mai 1850 erwähnt er,
der Canonicus Anglesio habe ihn in einem langen Briefe zur Unter-
1) 1846 erschienen zwei Schriften gegen die Prolegomeni von Jesuiten,
von Franc. Pellico A V. Gioberti, von Carlo Curci Fatti ed argomenti
in risposta alle molte parole di V. G. intorno ai Gesuiti.
1188 Rosmini und Gioberti.
werfong zu bestimmen gesucht. Das Gerücht, er wolle eine €re-
schichte des Index schreiben, erklärt er für eine von zwei jesuiti-
schen Blättern aufgebrachte Erdichtung (Op. ined. 10, 454). Vor
der Publication ist das Decret vom 30. Mai 1849 G. nicht, wie
Rosmini und Ventura, mitgetheilt worden; sonst könnte er nicht (Op.
ined. 10, 482) die irrige Meinung äussern, das Verbot seines
Buches sei erst im August beschlossen, das Decret aber zurückdatirt
worden.
1843 erwähnt G. in einem Briefe das Gerücht, der Primate
sei in Rom strenge verboten worden (er wurde in dem österreichi-
schen Italien verb.; Massari 1, 19), ja alle seine Schriften seien in
den Index gesetzt worden ; er fügt bei, einige seiner Schriften hätten
zwei Brüsseler Nuncien, Fomari und Pecci, gelesen und gelobt (Berti
p. 157). Fornari bemühte sich, ihm die Rückkehr nach Italien zu
ermöglichen. Mehrere CardinÜe sprachen sich lobend über seine
älteren Schriften aus (Op. ined. 9, 661). Sie fanden auch sonst
vielen BeifalL Es war die Rede davon, ihn zum Professor in Lo*
wen zu machen; 1843 wurde ihm eine Professur in Pisa, 1845 von
Wiseman eine in Osoott angeboten (Op. ined. 9, 183. Massari 1, 269).
Im J. 1848 erschien II sistema filosofico di V. G. per T. Zarelli,
1849 von demselben II sistema teologieo di V. G. 1849 erschien
in den Zeitungen eine Lettera degli Em. Gardinali Arcivescovo di
Ravenna, Aroiv. di Ferrara ecc, worin der Papst gebeten wurde,
seine sämmtlichen Werke zu verdammen, da er nicht nur die wohl-
verdiente Gesellschaft Jesu, sondern alle christlichen Wahrheiten
bekämpfe. G. vertheidigte sich 1850 in einem der 2. Auflage der
Teorica beigefügten Discorso preHminare intomo alle calomnie di un
nuovo critioo (Zarelli). Nachdem 1851 das Rinnovament-o mit scharfen
Angriffen auf die weltliche Herrschaft des Papstes erschienen war,
verbot die Inq. Fer. IV. 14. Jan* 1852 omnia opera quocunque idio*
mate exarata; in dem Index-Deoret vom 22. Jan. wurde dieses Ver-
bot mit anderen publicirt. — Liverani erzählt in der Broschüre La
Curia Romana: die Prüfung der Schriften G.'s sei auf Betreiben der
Jesuiten der Index-Gongr. und der Inquisition zusammen übertragen
worden; für die Verdammung derselben sei das Votum des P. Ton-
nini entscheidend gewesen, welches mit den Worten geschloraen
habe: in philosophia parvus, in theologia nullus, in religione im-
pius; Card. Marini habe, als er von G.^s Verdammung gehört, aus-
gerufen: Siehe da, eine Wiederholung der Galilei^schen Affaire. —
Dass G. sich unterworfen, davon ist nichts bekannt geworden; aber
der Ami de la rel. 155, 393 meldet rühmend: Jacques Leooffire zu
Paris, der Verleger der französischen Uebersetzung der Einleitung
in die Philosophie, habe sofort alle noch vorräthigen Exemplare ver-
nichten lassen.
Von philosophischen Schriften der Gioberti*schen Richtung
(Ontologismus) stehen im Index: Fisiologia e patologia dell' anima
umana per Filippo Bonn c ci, Fir. 1852. 54., 2 vol. 12. (Civ. 2, 5, 65^
von der Inq. verb. 11. März 1855; das Verbot wurde 6. Dec. mit
Auetor laud. etc. publicirt (Bonucci wird im Eath. 1874, 1, 519 als
A. Bosmiai. 1139
einer der Hauptvertreter eines christlichen SpiritnaJismos gegenüher
den italienischen Materialisten bezeichnet); — Per una protologia
secondo i progressi e i bisogni delle scienze naturali a compimento
del sistema filosofico di Y. Gioberti, note di Gr. B. Garrioue, Tor.
1876, verb. 1876; Auctorlaud. etc. — Auch Abate Carlo Cucca,
dessen Programma sul diritto ecclesiastico, Nap. 1861, 1861 verb.
wurde, — erst 1875 wurde gemeldet : Auetor laud. etc., — war ein
Giobertianer (Op. ined. 10, 616)^).
2. Antonio Kos mini Serbati, einer der würdigsten italieni-
schen Priester des 19. Jahrb., geb. zu Boveredo 1797, gründete
1828 eine Congregation von Weltgeistlichen, Istituto della carita,
welche Gregor XVI. 1839 unter grossen Lobsprüchen auf ihn be-
stätigte und war deren Superior, bis er l. Juli 1855 zu Stresa
starb ^). Von seinen Schriften erschien von 1837 an zu Mailand
eine Gesammtansgabe m 30 Bänden, die aber nicht alle Werke
enthält. Eins der bedent^ndsten, Kuovo saggio suU' origine delle
idee, erschien zuerst 1830 zu Born.
1840 wurden B.'s philosophische Ansichten in den zu Born
erschienenen Institntiones philos. des Jesuiten Dmowski angegriffen;
1841 erschienen gegen die in seinem Trattato della coscienza (3.
Theil der Eilosofia morale) vorgetragene Lehre von der Erbsünde
Alcune affermazioni del S. A. B. S. . . . con un saggio di riflessioni
scntte da Eusebio Cristiano, s. 1. (Livorno), worin B. beschuldigt
wurde, die Irrthümer des Bajus, Jansenius und Q,uesnel, ja Luthers
und Calvins vorgetragen zu haben. B. schrieb 1841 Bisposta ad
alcune osservazioni del B. P. Gius. Dmowski S. J., und Bisp. al
finto Eusebio Cristiano (304 S.). Von B.^s Gegnern erschienen dann
noch Sulla difesa del eh. Abate A. B. . . . osservazioni di C. B.
P[a88aglia S. J.], Firenze 1841, und Esame critico teologico di al-
cune dottrine del eh. A. B., s. 1. et a. (Modena 1842, in 3 Abthei-
lungen, gleichfalls von Passaglia), von B. Le nozioni di peccato e
di colpa illustrate, Mil. 1842, von seinem Freunde J. B. Pagani
Doctrina peccati orig. destrnctiva in iicto Eusebio Christ, contenta.
Med. 1842 ^). — Gregor XVL liess die Sache durch eine besondere
1) Im Polybiblion 1881, 406 wird von dem Jesuiten Gius. Bomano
in Palermo (1810 — 78) berichtet, er habe sich an das ontologische System
Gioberti's, alors tr^ en faveur dans son ordre (Th. Lit.-Bl. 1868, 754),
angeschlossen, aber quand rontologisme fat discredite dans la Compagnie,
auf theologische und archäologische, speciell numismatische Studien ge-
worfen. Vgl. K. Werner, Die ital. Philos. 2, 229.
2) Cenni biografici di Ant. Bosmini, Milano 1855. Della vita di
Ant. Bosmini Serbati. Meraorie di Franc. Paoli, Torino 1880. Gius. Buroni,
A. Bosmini e la Civilta catt. dinanzi alla S. Congr. delP Indice, ossia
spiegazione del Dimittantur . ., 1876; 2. Ed. 1880. A. J. P. 15, 696.893.
K. Werner, A. Bosmini und seine Schule, 1884. Deutscher Merkur 1877,
49; 1880, 131. 411.
3) üeber den Streit mit Dmowski s. Werner S. 179, über den andern
Streit Arohiv f. theol. Lit., München 1843, S. 291. Auch das Istituto della
caritä wurde damals angefeindet. Gioberti, Ges. nK)d. c. 5 (2, 369) hält
1140 Rosmini und Gioberii.
Congregation von Cardinälen antersnchen und auf deren Ratb durch
den Secretär der Congregation Mgr. 6. Bmnelli 7. März 1843 R.
schreiben : er habe für gnt befanden, ohne über die Frage selbst zu
entscheiden, beiden Theilen Schweigen anfznerlegen, nnd dieses auch
dem Jesuiten- General eröffnen lassen. R. theilte dieses durch ein
Rundschreiben den Mitgliedern seiner Congregation mit und Hess
den fertig gedruckten 2. Theil der Nozioni nicht erscheinen nnd den
Druck einer andern Schrift, II razionalismo che tenta insinuarsi neue
scuole teologiche, sistiren^).
Nach der Thronbesteigung Pius' IX. yeröffentlichte R. die schon
1832 verfasste Schrift: Delle cinque piaghe della santa Chiesa, Trat-
tato dedicato al clero cattolico, Lugano 1848, — oft gedruckt, später
con appendice di alcune (zwei) lettere sulla elezione de* Yescoyi da
clero e popolo, gegen Theiners Schrift (s. u.) 1849 zu Neapel ge-
schrieben, — worin die Verdrängung der Volksprache aus der Li-
turgie, die falsche Erziehung der Geistlichen, die Vereinzelung der
Bischöfe, die Ausschliessung der niedem Geistlichkeit und des
Volkes von der Wahl der Bischöfe und die mangelhafte Verwaltung
des Kirchengutes als die fünf Wunden der Earche dargestellt wer-
den^). — Im J. 1848 luden die Cardinäle Castracane und SogliaR.
ein, nach Rom zu kommen. Er antwortete, er werde nur kommen,
wenn der Papst selbst es verlange. Castracane bat ihn auch um
ein Gutachten über ein Statute civile, da die Pnblication eines sol-
chen ja wohl nicht zu vermeiden sei. R. übersandte ihm einen
Entwurf mit einem Briefe an den Papst vom 10. März, liess in
Mailand den Entwurf mit einigen Modificationen und mit Erläute-
rungen als La costituzione secondo la giustizia sociale, con una ap-
pendice sulla xmitk d'Italia, drucken und sandte die Aushängebogen
an Castracane, mit dem er überhaupt in dieser Zeit in reger Corre-
spondenz stand (seine Briefe wurden von dem Cardinal dem Papste
vorgelegt). Im Sommer ging er im Auftrage der sardinischen Re-
gierung, — sein philosophischer Gegner Gioberti hatte ihn auf Cesare
Balbo*s Rath vorgeschlagen, — nach Rom, um über die italienische
ConfÖderation zu verhandeln ^). Er wurde im August von Pius IX.
den Jesuiten vor : So lange Rosmini sich damit begnügte zu philosophiren,
liesset ihr ihn gewähren und citirtet oft lobend seine Schriften: aber als
er, nicht zufriäen damit, für die Kirche durch Bücher zu wirken, es
auch durch die Gründung seiner Congregation thuen wollte, da änderte
sich auf einmal die Scene, und aus einem frommen und guten Katholiken
wurde er auf einmal ein Mensch von verdächtigem Glauben, nicht viel
besser als ein Ketzer und Ungläubiger^
1) Paoli p. 495. II Razionalismo ist 1882 veröffentlicht worden. Ein
Artikel gegen R. von einem Assistenten des Jesuiten-Generals, P. Rozaven,
der 1843 im ünivers erschien und in dem gesagt wird, von einem Verbote
des Papstes, für oder gegen R. zu schreiben, sei in Rom nichts bekannt
(Gioberti, Ges. 7, 86), wird vor dem 7. März geschrieben sein.
2) Th. Stumpf, Die freie Kirche im freien Staate, 1872. Geizer,
Prot. Monatsbl. 1865, 26, 77.
3) Massari p. 131. Farini, Stato Romano 2, 388. Della missione a
A. Roemini. 1141
freundlioh empfangen und am 28. sagte ihm diefier, er denke ihn
tarn Cardinal zn machen. Da nun mehrfach üher die Cinque piaghe
gesprochen wurde, — A. Theiner schrieh damals Lettere storico-
oriticlie intomo alle oinqne piaghe . . ., Kap. 1849, — beauftragte
der Papst, der das Bach selbst früher gelesen und gelobt hatte, Card.
Mai, ein Grntachten darüber abzugeben, und da dieser sich entschul-
digte, R. selbst, mit seinem Freunde CorboH Bussi eine Erklärung
zu vereinbaren: R. schAeb eine solche, Corboli fand sie mehr als
genügend (sie wurde dem Papste erst in Neapel überreicht;
Werner 8. 229). Am 2. Oct. ernannte der Papst R. zum Consuitor
der Inquisition und der Index-Congr. und am 18. theilte er ihm mit,
er werde ihn in dem Consistorinm im December zum Cardinal er-
nennen; R. wurde zugleich angewiesen, sich die Cardinalskleidung
machen zu lassen.
Am 25. Not. 1848 floh Pius IX. nach G^eta. R. folgte ihm
dorthin, wurde noch wiederholt zu Rathe gezogen, musste aber bald
erkennen, dass sein Gegner Card. Antonelli immer einflussreioher
wurde, und reiste 19. Juni ab. Am 9. sagte ihm der Papst, che
si stavano esaminando le due Operette, — er hatte am 6. das Decret
▼om 30. Mai bestätigt. — sonst erfuhr er, der Consuitor der Index-
Congr., über die Sache nichts (Paoli p. 424). Erst am 18. Aug. er-
hielt er zn Albano, wo er sich bei dem Card. Tosti aufhielt, ein
Schreiben des Mag. S. Pal. Bnttaoni vom 12., worin ihm mitgetheilt
wurde : die Index-Congr. habe in einer auf ausdrücklichen Befehl
des Papstes zu Neapel gehaltenen Sitzung einstimmig beschlossen,
seine beiden Schriften zu verbieten, und der Papst habe diesen Be*
scbluss bestätigt; er möge sich über seine Unterwerfung erklären,
damit diese in dem Deorete erwähnt werden könne. R. antwortete
am 15.: „Ich erkläre Ihnen, dass ich mich dem Verbote einfach
und vollständig (puramente, semplicemente e in ogni miglior modo
possibile) unterwerfe, und bitte Sie, dieses dem h. Yater und der
h. Congregation mitzutheilen. '* Ich habe keine Retractation gegeben,
schreibt er in einem Briefe vom 16. Mai 1851; denn man hat nur
die Unterwerfung von mir verlangt Ich habe mich zn jeder Re-
tractation bereit erklärt;' man hat aber eine solche nicht für ange-
mefwen gehalten. Die zu Albano geschriebene Risposta ad Ag.
Theiner contro il suo scritto: Lettere istorico-critiche intomo alle
cinque piaghe, wurde 1850 zu Casale gedruckt, aber nicht ver-
öffentlicht.
Schon bald nach dem Tode Gregors XVI. wurde an Bischöfe und
andere angesehene Personen eine Schrift ohne Titelblatt (48 S. Fol.)
vertheilt, welche Postille zu R.'8 theologischen und philosophischen
Schriften enthielt; dann erschienen Principj della scuola Rosminiana
Roma di A. R. S. negli anni 1848—49 commentario, Torino 1881, 418 S.
8. (von R. selbst geschrieben). Werner S. 210. Die Angabe, R. sei 1848
Minister Pins' IX. gewesen, ist unrichtig (Hi8t.-pol. BI. 26, 1 14). Er lehnte
das Ministerium ab; La Farina 4, 26.
1142 Rosmini und Gioberti.
espoBti in lettere famigliari da un prete Bolognefte (von dem Jesuiten
A. Ballerini, f 1881). Gegen die Poetille erschien Le PostUle di
un anonimo. Saggio di osservazioni, 1851, gegen die Principj l^e
dottrine di A. Kosmini difese delle impntasioni del noto Freie Bo-
lognese, 1851 — ö3, 2. vol., beide von Aless. Pestalozsa, Prete
Milanese. Die Postille wurden auch der Index-Congr. übersandt
Auf Grrund eines Grutachtens des Barnabiten Carlo Yercellone ond
des Serviten Gayino Secohi - Mnrro erklärten elf Consaltoren
einstimmig die Angriffe der Postille für unbegründet; die Index-
Gongr. bestätige dieses Votnm 19. Dec. 1850 und Pins IX. legte
18. März 1851 nochmals beiden Teilen Schweigen auf, behielt sich
aber vor, E.'s Lehre untersuchen zu lassen. £. schickte darauf
Pierluigi Bertetti als seinen Procurator nach Rom. Pins IX. beauf-
tragte zunächst sechs Römische Gelehrte, deren Namen geheim ge-
halten wurden, — es waren Asinari di San Marzano, Bischof von
Ephesns, Tizzani, Erzb. von Nisibis, der Servit Secchi-Murro, der
Franciscaner Ant. da Rignano, der Dominicaner Gigli und der Cano-
nioas Fazzini, — R.'8 Werke, jeder für sich, zu prüfen und einzeln
ihre Vota abzugeben. Die Gutachten wurden nach drei Jahren ab-
gegeben und lauteten alle mit Ausnahme des von Fazzini günstig
für R. Der Papst Hess sich nun noch ganz geheim von dem Au-
gustiner Caiazza und dem Conventualen Angelo Trullet Gutachten
abgeben, die gleichfalls günstig ausfielen ^). Am 26. April 1S54
wurde unter dem Vorsitze des Präfecten der Index *Congr. eine
Sitzung der Consultoren gehalten, an der ausser den genannten noch
der Mag. S. Pal. Buttaoni^ der Secretär Modena, der Bischof Cardoni,
die Professoren Rezzi und Barola, der Camaldulenser Zuppani, der
Benedictiner Smith und der Gonventuale Marocca theilnahmen. Alle
mit Ausnahme von Fazzini sprachen sich für R. aus. In der Sit-
zung der Cardinäle der Index-Congr. am 3. Juli 1854, in welcher
der Papst selbst präsidirte, trug Secchi-Murro das Votum der Con-
sultoren vor, welches mit Nihil censura dignum et publicandnm
esse decretam schloss; die Cardinäle gaben ihre Stimmen ab, der
Papst hielt eine Anrede und es wurde beschlossen: ^yAlle* Werke
von A. Rosmini, welche geprüft worden, sind freizugeben (dimittantor).
Die angestellte Untersuchung berührt in keiner Weise den Kamen
des Verfassers oder das Lob, welches der von ihm gegründeten
Gesellschaft gebührt, oder ihre ausgezeichneten Verdienste um die
Kirche, und damit fortan nicht wieder neue Anklagen erhoben und
neue Streitigkeiten begonnen werden, wird nun zum dritten Male
auf Befehl des h. Vaters beiden Theilen Schweigen auferlegt.'^
Von diesem Beschlüsse wurde 10. Aug. 1854 durch den Secretär
dem Procurator R.^s Mittheilung gemacht. Publioirt wurde er nicht,
— sonderbarer Weise kam die erste Kunde davon durch idas Jour-
1) Paoli p. 609. A. Trullet, Parere intorno alle dottrine cd alle
opere di A. R. e sugli soritti del P. Dom. Gravina, Abate Oass., ctrci
Torigine dell' anima umaaa, Modena 1882, 437 S. 8.
A. RosmiiiL 1143
nal des Debats vom 5. Oct 1854 in die Oeffentlichkeit, — und der
Wortlaut ist, soviel ich weiss, erst 1^76 (s. n.) bekannt geworden.
Das Verbot weitem Streites wurde nicht durchgeführt: dem
P. Ballerini wurde allerdings 1854 die Veröffentlichung des 3. Bandes
seiner Principii nicht gestattet; — er liess ihn lithographiren ; —
aber nach wenigen Jahren erschienen wieder Artikel gegen B. in
der Giv., und diese wurden von dem Verfasser, P. Liberatore, 1858
XU Bom gesammelt herausgegeben. Seitdem wurde die Controverse
von beiden Seiten mit grosser Lebhaftigkeit weiter geführt, — in
einer Eeihe von Artikeln der Giv. und in besonderen Schriften von
dem Jesuiten Comoldi, Ant. Valdameri u. a., und auf der andern
Seite von Gius. Buroni, P. A. Corte, Franc. Angeleri, dem Bischof
Ferre von Casale u. a. Dabei kam natürlich auch die Tragweite
des Dimittantur zur Sprache. Die Giv. 9, d, 200 meinte: dasselbe
bedeute nur, dass die Index-Gongr. die Prüfung der betreffenden
Werke eingestellt habe, ohne ein freisprechendes oder verdammendes
Urtheil zu sprechen. Buroni aber veröffentlichte 1875 ausser an-
deren Actenstücken über die Verhandlungen über R. auch einen
Bericht über ein Gespräch mit dem Mag. S. Pal. Buttaoni im J.
1854, worin dieser erklärte: das Dim. enthalte eine indireote Ap-
probation, die Erklärung, dass man in B.'s Werken nichts Unkatho-
lisches gefunden; hätte man solches darin gefunden, so würde nicht
jener Beschlnss gefasst worden sein. Da Buroni in dem Osserva-
tore Bomano und in dem Mailänder Osservatore catt. heftig ange-
griffen wurde, beauftragte der Präfect der Index-Gongr., Gard. de
Lnca, 20. Juni 1876 den Erzbisohof von Mailand, die Redacteure
des dortigen Osservatore zur Veröffentlichung folgender Erklärung
aufzufordern, die denn auch in dem Blatte erschien : „Es ist uns be-
fohlen, fortan über die Frage betreffs der Werke R.*s das strengste
Stillschweigen zu beobachten; denn es ist nicht erlaubt, über R. und
seine Werke eine theologische Gensur auszusprechen. Es ist uns
ferner befohlen, zu erklären, dass wir die Formel Dimittantur un-
richtig erklärt haben.'' Der Römische Osservatore aber musste im
Juni '1876 ein Schreiben des Mag. S. Pal. Gatti abdrucken, worin
der Wortlaut des Decretes von 1854 mitgetheilt und dann gesagt
wird : „Ist es nun nicht eine Schmach, diese Werke als gefährlich
zu denunciren und in Ausdrücken davon zu reden, welche dem Ur-
theiie, welches der oberste Hirt der £irche nach so reiflicher Prü-
fung und mit so vieler Feierlichkeit abgegeben, allen Werth und
alle Autorität rauben ? Es ist natürlich nicht verboten , von dem
philosophischen System &^s oder von den Erläuterungen, die er zu
gewissen Wahrheiten gibt, abzuweichen, und es ist gestattet, in den
Schulen seine Ansichten zu widerlegen; aber es ist nieht gestattet,
den Lehren, welche R. in den von der Index-Gongr. geprüften und
freigegebenen Werken vorträgt, eine theologische Gensur anzuhängen;
denn der h. Vater hat die formelle Absicht gehabt, für die Zukunft
neue Anklagen gegen jene Werke zu verbieten" (Paoli p. 859. Ka-
tholik 1876, 2, 214).
Diese Erklärung wurde auch der Redaction der Giv. zugestellt;
1144 RoBmini und Gioberti.
diese appellirte aber an die Index*Coiigr. und warde von dieser er-
mäobtigt, sie nieht abzudrucken. Gleichzeitig wandte sich der Bi-
schof Parocchi von Pavia (jetzt Cardinal) im Namen der Bedaction
des Mailänder Osservatore an einen Cardinal in Born und erhielt
von diesem „im Auftrage des h. Vaters^' folgenden Bescheid: „Aller-
dings hat die Index-Congr. dem Osservatore Stillschweigen auferlegt;
aber dasselbe gilt aueh für die Gegenpartei, und die Congr. hat von
niemand einen öffentlichen Widerruf verlangt. Was die Erklärung
des Dimittantur betrifft, so ist das Schreiben des Palastmeisters kein
Schreiben der Index-Congr.; nur diese hat das Recht, eine authentische
Erklärung jener Formel zu geben, sie hat aber bisher keine gegeben/'
Nachdem so der Mag. S. PaL und der Präfect der Index-Congr. des-
avouirt worden, dauerte es noch vier Jahre, bis die Index-Congr.
eine authentisohe Erklärung veröffentlichte. Sie beschloss, nachdem
Card, de Luca als Präfect 1878 durch Card. Martinelli ersetzt wor-
den, 21. Juni 1880: „Die Formel Dimittatur bedeutet nur dieses,
dass das Werk, welches dimittirt wird, nicht verboten werde (non
prohiberi)'', und dieser fiesohluss wurde von Leo XIII. bestätigt und
28. Juni von dem Secretär der Index-Congr. Hieron. Sacoheri publi-
cirt (Acta S. S. 13, 92). 1881 erschien dann, zunächst als Manu-
script gedruckt: II Dimittatur e la spiegazione datane dalla S. Congr.
deir Indice pel Card. T. Zigliara dell' Ord. dei Pred., 54 S. (Inns-
brucker Zeitschr. f. Theol. 1881, 375), und 30. Dec. 1881 wurde
ein vom Papste bestätigtes Decret der Index-Congr. vom 5. Dec.
veröffentlicht, worin es heisst: der Congr. seien die Dubia vorge-
legt: 1. Utrum libri ad S. Ind. Congr. delati et ab eadem dimissi
seu non prohibiti oenseri debeant immunes ab omni errore eontra
fidem et mores. 2. Et quatenus negative, utrum libri dimissi seu
non prohibiti a S. Ind. Congr. possint tum philosophice tum theo-
logice citra temeritatis notam impugnari, und die Congr. habe ent-
schieden: ad 1. negative, ad 2. affirmative (Acta 8. S. 14, 287).
Thatsächlich sind von der Index-Congr. (oder Inquisition) Bü-
cher bald aus blossen Zweckmässigkeitsgründen dimittirt worden,
wie das von Bossuet, bald auf (}rund einer Prüfung, bei der sich
in dem Inhalte nichts gefunden, was zu einem Verbote Anlass geben
könnte, wie die Werke des Card. Noris (S. 832). Wäre der Congr.
die Frage in der richtigen Form vorgelegt worden: ob die Werke
E.'8 darum, weil man sie geprüft und frei von jedem Irrthum gegen
den (rlauben und die Sitten gefunden, freigegeben worden seien, so
würde sie die Frage haben bejahen müssen. Es ist also ein grosser
Gewinn für die Gegner R.'s, dass für diese Frage die allgemeine
Rubstituirt worden ist. Die Jesuiten machen von der Antwort auf
dieselbe in der ausgedehntesten Weise die Anwendung, dass es ge-
stattet sei, B. philosophisch und theologisch zu bekämpfen, und es
ist nicht unwahrscheinlich, dass sie auch eine nochmiüige Prüfung
seiner Werke durchsetzen werden, die dann schwerlich wieder mit
einem Dimittantur schliessen würde. Die Civ. 11, 1, 200 deutet
schon an: wenn man Bedenken trage, die Index-Congr. früher von
ihr freigegebene Bücher verbieten zu 'lassen, so zeige der h. Alphons
Traditionalisniai' und Ontologismas.
1145
ein anderes Mittel mit der Bemerkung: die InquisitioD stehe fiber
der Indez-Cosgr. und es seien schon mehrere Bücher, die von der
Index-Congr. freigegeben oder verdammt worden, später von der
Inq. verboten oder freigegeben worden (ich kenne kein Beispiel der
Art; 8. n. 8. 1149). — Es ist schlan von den Jesuiten, dass sie sich jetzt
namentlich angelegen sein lassen, nachzuweisen, dass R.'s Philosophie
eine Antipodin der Lehre des h. Thomas sei (6. M. Cornoldi, An-
titesi della dottrina dl San Tommaso con qnella di A. R., 1882).
Die Civ. 12, 1, 648 deutet sogar an, die auihentische Interpretation
des Dimittantur durch Leo XIII. hange mit dessen Thomas-Encj-
clica zusammen ^). Leo hat vorläufig in einem Breve an die Bischöfe
der Kirchen Provinzen Mailand, Turin und Yercelli vom 25. Jan. 1882
(Acta S. 8. 14, 289) die Masslosigkeiten, namentlich nordifalieni-
soher Zeitschriften, in der Controverse über R. missbilligt, an seine
Encyclica erinnert, die den Weg zeige, wie alle Philosophen einig
werden könnten, und eine Entscheidung der wieder auftauchenden
Controversen durch den h. Stuhl in Aussicht gestellt. Die warme
Belobung des Istituto della caritä, mit welcher das Breve schliesst,
sichert natürlich nicht die Werke seines Stifters vor einer Ver-
dammung.
Von dem bekannten Latinisten Vino. de Vit, der seit 1849
Mitglied der Congregation Eosmini's ist, wurde eine Schrift, Come
81 possa difendere la Chiesa catt. nelle sue preghiere pei defunti,
incriminata dagli eterodossi, Prato 1863, von der Inq. Fer. IV. 7.
Sept. 1864 verb. und das Verbot 20. Sept. mit Auetor laud. etc. publi*
cirt. Es erschien dagegen II Purgatorio dei reprobi sostenuto dal
Rev. Sac. de Vit, impugnato dal P. Mar. Spada, Procur. gen. dei
Predicatori, Rom 1864 (Civ. 5, 12, 325). Die Vita di S. Giuseppe
von de Vit, 1868, wird in der Civ. 7, 1, 718 getadelt, ist aber
nicht verb.
116. Traditionalismvs und Ontologismns.
Die halb philosophischen, halb theologischen Controversen
über den sog. Traditionalismus nnd Ontologismus, welche zu-
erst durch den Abb6 Bautain in Strassbnrg 1833 veranlasst,
dann bis zum J. 1870 in Frankreich und in Löwen fortgeftthrt
worden, haben ein wiederholtes Eingreifen der Index-Congre-
1) Civ. 11, 12, 321 berichtet: der Prevosto Mezzera habe, wie ihm
aufgelegt worden, die in der Riaposta al libro dei P. Cornoldi (das wird
das oben genannte Buch sein) enthaltenen Beleidigungen einiger Biachöfe,
und der Index-Congr. in einem Briefe an den Papst vom 12. Aug. 1882
widerrufen.
1146 TraditionaHsmufl und Oniologismus.
gation und der Inquisition znr Folge gehabt: Bantain masste
1840, Bonnetty 1855 von der Index-Congregation formuHrte
Thesen unterschreiben ; sieben Sätze der französischen Ontologiker
wurden 1861 von der Inquisition fttr unrichtig erklärt; Ubaghs
musste seine Bücher nach den Weisungen der Index-Congregation
corrigiren, und er und seine Freunde in Löwen mussten nach
langen Verhandlungen 1866 in den bündigsten Ausdrücken ihre
Unterwerfung unter die von der Index-Congregation und Inqui-
sition gegebenen Entscheidungen erklären. Im Index steht
merkwürdiger Weise keine auf diese Streitigkeiten bezügliche
Schrift.
1. Gegen die Ansichten des Abb6 Louis Bautain (1796 — 1867)
erliesR der Bischof Le Pappe de Trevern 1834 ein Avertissement,
und wurde dafür durch ein Breve Gregors XVI. vom 20. Dec. 1834
belobt. 1835 unterzeichneten Bautain und seine Schüler (Goschler,
Th. Ratisbonne, H. de Bonnechose, A. Gratry und 6 andere) sechs
von dem Bischof formulirte Sätze. Es wurde aber bald bekannt,
dass sie dieses nicht als einen Widerruf ansähen. Der Bischof be-
auftragte nun eine Comroission unter dem Yorsitze Liebermanns mit
der Prüfung der Lehre Bautains. Ihr Rapport k Mgr. l'6v^que de
Strasbourg wurde 1838 gedruckt. Der Bischof brachte darauf die
Sache nach Rom. Bautain reiste selbst dorthin und unterschrieb
8. Sept. 1840 sechs Thesen, die im wesentlichen mit den von 1835
gleichlautend sind (Denzinger, Enchiridion No. 97), und gab seine
Lehrthätigkeit auf^). Seine Schriften, De l'enseignement de la Phi-
losophie au 19. siecle, 1833, und Philosophie du christianisme. Cot-
respondance religieuse de L. Bautain, . . publice par l'Abbi H. de
Bonnechose, 1835, 2 vol. 8., sind nicht verb.; die späteren wurden
gar nicht beanstandet.
Der namentlich von Aug. Bonnetty, dem Herausgeber der
Annales de philosophie chr^tienne, einem Diien, vertretene Traditio-
nalismus (K.-L. 2, 1015) beschäftigte die Index-Congr. in Folge der
Denunciationen mehrerer französischer Bischöfe längere Zeit. Am
11. Juni 1855 beschloss sie, Bonnetty sei aufzufordern, vier von
ihr formulirte Sätze zu unterschreiben, das weitere ürtheil über
die Annales bleibe dem h. Stuhle vorbehalten, und dieser Beschloss
wurde am 15. von Pius IX. bestätigt (Acta S. S. 3, 224). Der
1. Satz war aus der Encyclica vom 9. Nov. 1846 entnommen, der
2. und 3. waren schon Bautain zur Unterzeichnung vorgelegt; von
dem 4. heisst es, er sei der contradictorische Gegensatz zu Sätzen,
die Bonnetty wiederholt ausgesprochen: „Die von dem h. Thomas,
Bonaventura und späteren Scholastil^ern angewendete Methode führt
l) Zts. f. hist. Th. 7, 127. Möhler, Ges. Sehr. 2, 141. Gnerber, L.
Liebermanu S. 366.
L. Baatain. A. fionnetty. H. Hagonin. G. C. Ubaghs. 1147
nicht znin Rationalismus und ist nicht Schuld daran, dass die Phi-
losophie in den heutigen Schulen dem Naturalismus und Pantheis-
mus verfallen ist. Darum ist es nicht zulässig, jene Theologen da-
für zu tadeln, dass sie diese Methode angewendet haben, zumal die
Kirche dieses gebilligt oder wenigstens dazu geschwiegen hat/' Die
Satze wurden von dem Secretär P. Hodena dem Pariser Kuncius
übersandt, mit dem Bemerken, die Congregation habe gegen Bon-
netty mit Rücksicht auf seine unzweifelhafte gute Gesinnung rück-
sichtsvoll .verfahren wollen. Bonnetty unterschrieb 12. Juli die Er-
klärung, er stimme den Sätzen libenter, corde et animo zu, brachte
aber gleich darauf in seiner Zeitschrift Artikel, namentlich von dem
Bischof Doney von Montauban, in denen die Sache so dargestellt
wurde, als ob Bonnetty und seine Anhänger den Sätzen nie wider-
sprochen hätten^).
In Folge der Streitigkeiten über den Ontologismus erliess die
Inquisition Fer. IV. 18. Sept. 1861 ein Decret, worin sie die Frage,
ob sieben (von verschiedenen französischen Schriftstellern vorge-
tragene) Sätze unbedenklich (tuto) gelehrt werden könnten, ver-
neint^). Als H. Hugonin, Professor an der Sorbonne, zum Bischof
von Bayeux ernannt war, musste er, um die päpstliche Bestätigung
zu erhalten, auf Verlangen des Pariser Nuncius die in seiner Onto-
logie ou 6tDde des lois de pens6e, 1856 — 57, 2 vol., vorgetragene
Lehre als mit jenen Sätzen übereinstimmend in einer in den Pariser
Zeitungen veröffentlichten Erklärung vom 13. Oct. 1866 verwerfen.
2. Gerard Casimir übaghs, Prof. an der kath. Universität zu
Löwen, hat eine Reihe von philosophischen Lehrbüchern herausge-
geben, die mehrere Auflagen erlebt haben; von der Logik ist 1860
die 6., von der Theodicee 1863 die 4. Auflage erschienen. Die
Bücher wurden in Rom denuncirt®); die Inde^-Congr. beschränkte
sieh aber zunächst 1843 und 44 darauf, Ubaghs einige Punkte zu
bezeichnen, die er in der Logik und Theodicee zu ändern habe
(Acta S. S. 3, 206). Er schickte 1845 neue Ausgaben beider
Bücher nach Rom und der Seoretär der Index-Congr. A. Degola,
schrieb ihm 1. Sept. 1846, die Congregation sei dadurch zufrieden-
gestellt. Die Contruverse wurde wieder angeregt durch das Buch
des Canonicus Lupns von Lüttich, Le traditionalisme et le rationa-
lisme examinis au point de vne de la philosophie et de la doctrine
1) Ami de la rel. 169, 621; 170, 21. 361. 451. 709.
2) Das Decret steht Acta S. S. 3, 204 und mit Notizen über den
Ontologismus und die Stellung der Jesuiten zu demselben im Tb. Lit.-Bl.
1868, 7Ö3; vgl. 1866, 417; 1870, 91. Ueber Hugonin s. Kath. 1867,1,399.
3) Kleutgen, Kleinere Werke, 1869, 2, 80 berichtet nach Curci :
der Brüsseler Nuncius Fomari (später Gardina)) habe sich ans eigenem
Ajatriebe bewogen gefunden, eine Untersuchung der Lehre Ubaghs' in Rom
zu beantragen; er habe die Jesuiten gebeten, ihm den nöthigen Auszug
und Bericht zu machen; diese hätten sich entschuldigt ; Gioberti, der im
Hause des Nuncius verkehrte, habe die Arbeit übernommen und die von
ihm verfasste Schrift habe in Rom als Anklage der Untersuchung zu Grunde
gelegen.
1148 TraditionalismuB und Ontologismus.
cath., 1858. Unter dem 1. Febr. 1860 richteten Üb. und drei andere
Löwener Professoren, J. Tb. Beelen, J. B. Lefebre nnd N. J. La-
foret ein langes Schreiben an den Präfecten der Index-Congr. Card.
Andrea, worin sie ihre Ansicht über einzelne Pnnkte darlegen, ver-
fiiohern, dass dieselbe von vielen Gelehrten in Belgien, Frankreich,
Deutschland und Italien gebilligt würden, und Klage darüber führen,
dasfl sie in der Schrift von Lupus als theologisch irrig, mit der
Lehre des Bajus und Calvin zusammenhangend, der h. Schrift und
der gewöhnlichen Ansicht der Kirchenväter und Theologen wider-
sprechend bezeichnet und dass in einem Briefe des P. Perroney der
geschäftig verbreitet werde, diese Angriffe gebilligt würden. Sie
erhielten eine vom 2. März datirte, von dem Card. Andrea als Prä-
fecten und dem P. Modena als Seoretär der Index-Congr. unter-
zeichnete Antwort, worin es heisst: im Auftrage des Präfecten hätten
einige Consultoren der Congregation mit dem Secretär die in dem
Briefe entwickelte Lehre geprüft und erklärt, dieselbe widerspreche
nicht den vier Sätzen von 1855, die betreffenden Fragen seien solche,
über die katholische Philosophen frei in utramque partem disputiren
könnten und auf welche § 23 der Bulle SoUioita et provida Bene-
dicts XIV. (s. 0. S. 6) Anwendung finde (beide Aotenstücke Kath.
1860, I, 623).
lieber den weitem Verlauf der Sache berichtet zunächst ein
Brief des Card. Andrea an Card. Antonelli vom 23. Juli 1861:
„Nachdem in Folge eines unklugen Briefes des P. Perrone an den
Canonicus Lupus ein ernster Streit zwischen dem Bischof Haloa
und den Löwener Professoren entstanden, haben diese sich an die
Index-Cotigr. gewendet. Nachdem ich vier gelehrte Consultoren be-
fragt und die im Archiv vorhandenen Actenstücke über die früheren,
bis in die Zeit Gregors XVI. hinauf gehenden Verhandlungen studirt,
habe ich gemäss der Ansicht geantwortet, die dieser gelehrte Papst
durch den damaligen Präfecten der Index-Congr., Card. Mai, kund-
gegeben. Meine wohlerwogene Antwort gefiel den Professoren, missfiel
aber dem Bischof Malou und vor allem dem P. Perrone. Von diesem auf-
gestachelt, übersandte der Bischof, der, wie allgemein bekannt, ein lei-
denschaftlicher Mann ist, dem h. Vater ein langes Expose, worin er die
Löwener Professoren der Heterodoxie anklagte. Der h. Vater über-
sandte mir dieses Exposi mit dem Auftrage, die Streitfrage zuerst
durch die Consultoren, dann durch die Cardinäle der Congregation
erörtern zu lassen. Wegen der Wichtigkeit der Sache beauftragte
ich fünf Consultoren, ein schriftliches Gutachten abzugeben, und um
meine Unparteilichkeit zu beweisen, wählte ich zwei Jesuiten, ob-
schon diese als interessirte Partei strenge genommen hätten ausge-
schlossen werden müssen. Da P. Perrone die Professoren heftig
und mit augenscheinlichem Parteigeiste angegriffen, machte ich von
dem mir als Präfecten und gemäss der Bulle Sollioita et provida
§ 10 (S. 4) zustehenden Rechte Gebrauch und beauftragte einen
der Consultoren, den [Barnabiten] P. Vercellone, die Punkte der An-
klage des P. Perrone zu beantworten. Diesem liess ich volle Frei-
heit, zu repliciren ; aber im höchsten Grade ärgerlich, vielleicht über
6. C. Ubaghs. 1149
die gewichtigen Gründe und die zwingende Logik des zweiten Yo-
tams des F. Vercellone, weigerte er sieb etwas zn schreiben, richtete
vielmehr an den Secretör der Congregation jenen impertinenten Brief,
den ich gestern £w. Eminenz nbersandt habe. P. Perrone hat seit
dem Beginne der Controverse Himmel und Erde in Bewegung ge-
setzt, nm seinen Zweck zu erreichen, und direot und indirect bei
dem h. Yater und verschiedenen Cardinälen und Prälaten darauf ge-
drungen, dass die Sache der Index-Gongr. entzogen und dem h.
Officium übergeben werden möge, weil er hier ein für seine Wünsche
günstigeres Terrain und lenksamere Personen zu finden hofi^e. Es
gelang ihm nicht, weil der h. Vater, da er erfuhr, dass die Sache
seit 1844 bei der Index-Gongr. verhandelt worden, dieser die Ent-
scheidung überlassen wollte. Nachdem die Sache vorbereitet war,
wurden am 16. Mai 18 Gonsultoren eingeladen, darüber in meiner
Gegenwart zu discutiren. Sie erschienen alle mit Ausnahme der
Jesuiten Perrone und Eleutgen, welche sich in wenig respectvoUer
Weise weigerten zu erscheinen. ^ Die 16 Gonsultoren waren nach
einer langen und eingehenden Prüfung einstimmig der Ansicht, die
Lehre der Löwener sei unverfänglich und könne ohne Schädigung
des kath. Glaubens vorgetragen werden. Am 25. Juni fand dann
die Sitzung der Gardinale der Index-Gongr. statt, und auch in dieser
entschied sich eine bedeutende Majorität in demselben Sinne. Der
Magister S. Pal., der mit berathender Stimme an den Sitzungen der
Gardinale theilnimmt, verlas ein gelehrtes Gutachten zu Gunsten
der Löwener; dieses wird eben auf Befehl Seiner Heiligkeit ge-
druckt und in den nächsten Tagen den Gardinalen zugestellt werden.
Auch Don Garlo Passaglia, Prof. der Philosophie .an der Sapienza,
der die Actenstücke gelesen hat und von einem Gardinal um ein
Gutachten angegangen worden, hat sich zu Gunsten der Löwener
ausgesprochen. [Er erwähnt in diesem, dass sich ausser Malou noch
zwei belgische Bischöfe gegen, der Erzbischof von Mecheln und
zwei andere Bischöfe für die Löwener ausgesprochen.] So ist also
die Lehre der Löwener als unverfänglich anerkannt worden von
mehr als 18 Gonsultoren, — abgesehen von dem gleichfalls günstigen
Gutachten, welches der jetzige Erzbischof Güllen von Dublin früher
im Auftrage des Gard. Mai abgefasst hat, — und von zwei Gar-
dinals-Gongregationen, von einer unter Gregor XYL, bestehend aus
den Gardinalen Mai, Mezzofanti, Ostini, Orioli, Polidori, Bianchi,
Brignole und Acten, und von einer unter Pius IX. Nach so langen
Discussionen und einer so reiflichen und gründlichen Prüfung fehlte
also nur noch die Entscheidung, die unserm Herrn als dem höchsten
Richter über alle Fragen vorbehalten ist. Während ich dieses defi-
nitive TJrtheil Seiner Heiligkeit erwartete, hat der Assessor des
h. Officiums dem P. Modena, Seoretär der Index-Gongr., angezeigt,
die Sache solle nochmals von der Inquisition und der Index-Gongr.
gemeinschaftlich untersucht werden. In der Geschichte der Index-
Gongr. seit Benedict XIY. findet sich kein Fall, dass die von ihr
verhandelten Fragen später der Inq^uisition überwiesen worden wären.
Die einzige Ausnahme bildet die Prüfung der Werke Gioberti's,
Beusch, Index II 73
ll6Ö Traditionalismas ond OntologismüS.
welche anf Betreiben der Jesuiten beiden Congregationen znaamnieti
übertragen -wurde; aber auch dieser Fall ist dem jetzigen nicht Ana-
log, da jene Sache noch jungfräulich (noch von keiner Oongregation
verhandelt) war. Es sind zu meiner Zeit zwei Sachen, die Res-
mini'sche und die Günther' sehe, die beide sehr wichtig waren und
bei denen es sich um schwierige philosophische und theologische
Fragen handelte, erledigt worden : beide wurden, nachdem sie durch
die Index-Congr. untersucht worden, in einer dem h. Stuhle zur
Ehre gereichenden und die Wahrheit zum Siege fuhrenden Weise
entschieden. Ich übergehe der Kürze halber andere zu meiner Zeit
verhandelte Fragen und erinnere nur an die Gousin'sche Angelegen-
heit. Auch bei dieser war P. Perrone stark betheiligt; er sprach
sich aber damals schriftlich sehr befriedigt darüber ans, dass die
Prüfung der Werke Cousins nicht durch die Inquisition, sondern
durch die Index-Congr. vorgenommen werde, da diese im Auslände
viel angesehener sei als jene, während er jetzt die Index-Congr.
herabsetzt und zu verdächtigen sucht, als seien ihre Mitglieder
bestechlich oder nicht hinlänglich gelehrt oder von Parteigeist be-
herrscht. — Nach dem, was ich hier kurz dargelegt und ausführlich
Ihnen mündlich am Samstag vorgetragen, nahm ich als sicher an,
der h. Vater werde, nachdem er den wahren Sachverhalt erfahren,
die dem Assessor des h. OMcium gegebene Weisung zurücknehmen.
Nach dem, was mir Ew. Eminenz am Montag gesagt, ist das nicht
geschehen. Da nun der Besohluss, welcher gefasst worden, — um
die Wünsche des P. Perrone zu fördern, dessen Wille, ich muss
es offen aussprechen, mächtiger gewesen zu sein scheint als der
früher ausgesprochene Wunsch des h. Vaters, — für mich sehr ver-
letzend ist, so wiederhole ich Ihnen hiermit schriftlich, was ich
Ihnen gesagt^ dass ich mich entschlossen, das Amt eines Präfeeten
der Index*Congregation niederzulegen.*'
Andrea war 1853 zum Präfeeten ernannt worden. In einem
Briefe vom 31. Juli 1861 zeigte ihm Card. Antonelli in sehr höf-
lichen Wendungen an, der Papst habe sein Entlassungsgesuch ge-
nehmigt. Sein Nachfolger wurde Card, de Luca. Ans einem Briefe
Andrea's an Antonelli aus dem August 1861 verdient noch folgende
Stelle mitgetheilt zu werden: ,)Ew. Eminenz haben geäussert, die
von dem h. Vater angeordnete neue Prüfung der Löwener Sache
durch die beiden Congregationen könne kein anderes Ergebniss
liefern als die von der Index-Congr. vorgenommene Prüfung . . .
Möglich wäre aber doch das Gegentheil. Und an welches der beiden
Urtheile soll sich dann der h. Vater halten? ürtheilen nicht alle
Congregationen in seinem Namen und muss er nicht der einen der
beiden Congregationen Unrecht geben? Und wenn auch das Urtheil
der beiden Congregationen dem der Index*Congr. gleich sein wird,
wird nicht das Publicum den Entschluss des h. Vaters als einen
deutlichen Beweis des Misstrauens gegen die Index-Congr. und ihren
Präfeeten ansehen? . . . Der Bischof Malou wusste schon seit zwei
Monaten, die Sache werde, wenn sie von der Index-Congr. nicht in
seinem Sinne entschieden werde, der Inquisition überwiesen werden,
G. C. ÜbÄgtis. llßl
und er rmA die JeBniten, die in soleben Dirigen, um micli gelinde
ftiixudTttoken, niobt sehr diseret sind, erzählten in Belgien, der Car-
dtnal-Präfeot werde abgesetzt werden, weil er den b. Stuhl com-
promittirt habe"^).
Unter dem 19. Dec. 1861 richtete Pins IX. ein Schreiben an
die belgischen Bischöfe, worin er sagt: der Brief Andrea's vom
2. Mars 1860 sei, wie aus der Fassung hervorgehe, keine von ihm
approbirte Entscheidung der Congregation ; bis ein ürtbeil des apo8t.
Stuhles erfolge, hätten sich beide Parteien weitem Streites zu ent-
halten (Acta S. S. 3, 210). Die neue Prüfuitg durch beide Con-
^egationen zog sich einige Jahre hin, lieferte dann aber wirklich
ein anderes Ergebniss. Am 11, Oot. 1864 schrieb Card. Patrizi
als Secretär der Inq. an die belgischen Bischof et die beiden Con-
ffregationen hätten 21. Sept. beschlossen, zu erklären, dass auch die
neueren Ausgaben der beiden Bücher von übaghs noch die An-
sichten enthielten, die er nach den Weisungen von 1843 und 44
hätte corrigiren sollen. Üb. legte den Bischöfen 1865 das Manu-
Boript einer neuen Ausgabe vor. Da einige Bischöfe nicht damit
zufrieden waren, wurde es nach Rom geschickt, und 2. März 1866
schrieb Card. Patrizi an den Erzbischof von Mecheln: die beiden
Congregationen hätten auch in der neuen Ausgabe noch Sätze ge-
funden, die theils den von der Inq. 18. Sept. 1861 verworfenen
7 Sätzen durchaus ähnlich, theils unvorsichtig gefasst seien; der
Beschluss der Cardinäle: in den Schriften von üb., namentlich in
der Logik und Theodicee fänden sich Lehren oder Meinungen, die
nicht ohne G-efahr vorgetragen werden könnten, sei von dem Papste
bestätigt worden; demgemäss dürften diese und ähnliche Bücher
an der Löwener Universität und in anderen Schulen nicht mehr
gebraucht werden; von Üb. und seinen Qesinnungsgenossen unter
den Professoren werde erwartet, dass sie diesem Urtheil gehorchen
würden. Die Professoren erklärten ihre Unterwerfung, — Ubaghs
verzichtete auf Verlangen der Bischöfe auf seine Professur (t 1875),
— aber zwei derselben, Beelen und Lefebre, sprachen die Ansicht
aus, die Darlegung vom. 1. Febr. 1860 werde durch das Urtheü
von 1866 nicht berührt. Die Bischöfe wandten sich darauf noch-
mals an den Papst, und in dessen Namen erklärte Patrizi 30. Aug.
1866: die Entsoheidung vom 2. März beziehe sich allerdings auch
auf jene Darlegung; die Löwener Frage sei erledigt und die Pro-
fessoren hätten sich den Decreten des h. Stuhles plene, perfecte
absoluteque zu unterwerfen. Sie unterzeichneten denn auch im Dec.
1866 eine ihnen von dem Erzbischof vorgelegte Formel, worin sie
diese Unterwerfung aussprechen und jede den Entscheidungen vom
2. März und 30. Aug. 1866 widersprechende Lehre, namentlich die
Darlegung vom 1. Febr. 1860 von Herzen verwerfen.
1) Diese Briefe sind von Msgr. Liverani, in der Schrift La Curi^
Romana e i Qesuiti, 1861, veröffentlicht worden. Deutscher Merkur 1B80,
299. Die folgenden Actenstöcke stehen Acta S. S. 8, 209; vgl. Du^)Un
Rev. Apr. 1868, 569. Katholik 1867, II, 506.
1162 Mariologie.
Die Sache kam nach dem Vaticanischen ConciP) noch einmal
zur Sprache. Die InqniBition sah Bich veranlasst, den belgischen
Bischöfen 7. Aug. 1870 zu schreiben: durch die in der 3. Sitzong
vom 24. Apr. 1870 promnlgirte Constitntio dogmatica de fide cath.
würden die von der Indez*Congr. und Inq. erlassenen Decrete,
namentlich das vom 2. März 1866, keineswegs modiiioirt, vielmehr
novo adjecto robore bestätigt, wie denn ja der Constitution das
Monitum beigefügt sei : Quoniam non satis est, haereticam pravi-
tatem devitare, nisi ii quoque errores diligenter fugiantnr, qui ad
illam plus minusve accedunt, omnes officii monemus servandi etiam
constitutiones et decreta, quibus pravae ejusmodi opiniones, qnae
isthio diserte non enumerantur, ab hac S. Sede proscriptae et pro-
hibitae sunt (Acta 8. S. 6, 202).
I)er oben erwähnte Yercellone gab 1867 zu Rom nach einem
Collegienhefte Institutiones philos. H. S. Gerdilii Card, in usum
seminariorum, 2 vol. 8., heraus. Das Buch wurde in der Neapo-
litauischen Zeitschrift La scienza e la fede scharf angegriffen und
in den Ann. de philos. ehret. 1867, 16, 302 versichert, es enthalte
Grundsätze, wodurch das Christenthum untergraben werde, rufe von
der Kirche verdammte Systeme wieder ins Leben und erhebe Au-
toren, die im Index ständen, bis zum Himmel (namentlich Male-
branche). Es ist doch nicht verb. worden.
117. Mariologie.
Die Ansicht von der unbefleckten Empföngniss Mariae
wurde 1854 von Pius IX. zum Dogma erhoben (S. 232). \'on
den Schriften gegen das neue Dogma wurden einige in den
Index gesetzt und die Priester, die sie veröffentlicht, Thomas
Braun in Deutschland, Laborde in Frankreich, Morgaez in Spanien,
Grignani und andere in Italien, excommunicirt. Auch ein Hirten-
brief der drei Bischöfe der ütreohter Kirche wurde von der
Inquisition verboten. Neben diesen Schriften kamen aber auch
im 19. Jahrhundert einige, namentlich eine deutsche von Oswald,
wegen Extravaganzen auf dem Gebiete der Mariologie in den
Index.
1) Das Postulatum contra Ontologismam , welches die Cardinäle
Hiario Sforza und Pecci (jetzt Leo XIII.) einreichten, bei Martin, Omniam
Conc. Vat. doc. coli. p. 55, die von dem Bischof Maret eingereichten, aber
nicht angenommenen Amendements bezüglich des Traditioualismas in Ann.
de phil. ehr. 1871, 6, 2, 93.
J. J. Laborde. 1153
1. Im J. 1808 wurde verb. La originale innooenza di Maria
Santissnna vendicata, opera del Sac. Eraflmo Bartolini di SanV
Elpidio a Mare, Cnrato . . , Fermo per Bart. Bartolini stamp. arciv.
a. YI. repnbblicano, mit der Motivimng: qnia obsistit anctoritati
Gonstitntiontim apost., praesertim constitutioni S. Pii Y. hao de re
editae. In dem Index von 1881 wird dabei in einer Note anf die
S. 232 erwähnte Dec]aratio verwiesen. — Doctrinede l'6oriture
sainte snr Tadoration de Marie, verb. 1822, wird eine protestan-
tische Sohrift sein.
Jean- Joseph Laborde, geb. 1804 zn Lectoure, Pfarrer in der
Diöcese Anch ^), schrieb von 1836 einige Broschüren gegen An-
sichten von Casnisten, die er als za lax ansah, namentlich gegen
das Aufgeben der strengen Ansohannngen über das Zinsennehmen,
a. a. : Quatre mots snr Tusare on oompte-rendn d'nn inoident arriv^
dans nne conf6renee ecol^eiastiqne da mois de Jnillet 1835, Auch
1885, 36 S. 16.; Le ori d'alarme d^nn catholiqae, on defense de
ladoctrine de TEglise cath. snr le pr^t k jonr veng^e du scandale de
la nonveante, Par. 1836, 270 S. 16.; La voie d'aatorit6 en matiire
de religion. on le moyen de se maintenir dans la voie s^re en temps
' de controverse, pr^o^d^ d'un disconrs snr le pr^t k TinterSt, Bor-
deaux 1839, 84 S. 8.; Censure de 22 propositions de morale cor-
rompne, tiries des livres d'nn antenr de nos jours, Par. 1843,
108 S. 16. Der in der letzten Schrift angegriffene Autor ist Card.
Grousset, Erzbischof von Heims. Lab. wurde von seinem Erzbischof,
Lacroix von Auch, genöthigt, an Gousset ein Entschuldigungsschreiben
zu schicken. Anonym veröff'entlichte er Les v^ritables Station s
du chemin de la oroix d'apr^s la s. Venture, avec Texamen oritique
des stations usit^es commun^ment, 1850, worin er zeigt, dass die
gewöhnliche Kreuz weg- An dacht nicht mit dem biblischen Berichte
harmonirt, und sie durch eine andere ersetzen will. — 1850 ver-
öffentlichte Lab. Discussion de Torigine, des progres et des fonde-
ments de la croyance k Tlmmacul^e Gonoeption en räponee k la
demonstration de M. Parisis, Ev^ue de Langres. Diese Schrift
(und die über den Kreuzweg) wurde von dem Erzbischof und 10. Juli
1850 von der Inq. verdammt. Lab. bat beide um Angabe der Irr-
thümer, erhielt aber keine Antwort. Er zog die Sohrift aus dem
Buchhandel zurück und veröffentlichte 1851 eine zweite Ausgabe
unter dem Titel: De la croyance k Timm. Conc. de la S. Yierge,
en r^ponse aux divers Berits qui ont paru de nos jours sur cette
1) Ygl. Notice sur la vie et les oeuvres de M. l'abbe Laborde, in
Lettres Parisiennes ou discussion sur les deux liturgies Parisienne et Ro-
maine . . ., 2. Ed., Par. 1855,* 190 S. 16. In dieser anonymen Schrift,
die nicht im Index steht, vertheidigt Lab. das Pariser Messbuch und Bre-
vier gegen die Kritik in Guerangers Institutions liturgiques und polemisirt
scharf gegen das Römische Brevier, namentlich die 2. Nootum. — Lab.
hat noch einige andere Broschüren geschrieben, die nicht im Index stehen,
u. a. anonym L'eglise gallicane et ses maximes veng^es contre les attaques
de M. Montalembert dans son 6crit : Des inter^ts du catholicisme au 19.
siede, et de tout son parti, Par. 1858, 120 S. (Ami de la rel. 162, 482).
1164 Mariologie.
ooBtroverse; eorit Boigneusement reva et retouohe par Taateiir. Nony.
id., fluivie du discours sur quelques fansses legendes tondiaat la
derniire partie de la pasBion de N. S. J.-C, worin er einige Stellen,
die besoiiders Anstose erregt, wegUess^). Diese Ausgabe wurde
6. Sept. 1852 von der Index-Congr. verb., gleiebzeitig aucb auf
Betreiben des Ersbischofs die genannten älteren Schriften. Lab.
veröffentlicbte darauf eine kleine Schrift De l'autorite de Tlndex
en France, BL^moire pour un prdtre perseontä a propos de oetto
question (Ami de la rel. 160, 204. 345). £r richtete auch ein
Schreiben an Pius IX., — Lettre k N. S. P. Pie IX. sur rimpossi-
bilitä d'un nouveau dogme de foi relativement k la Conception de
la S. Vierge, -franf^ais et latin, Paris 1854,* 27. S. (nicht im Index),
— und reiste 1854 im Einverständnisse mit Gesinnungsgenosaeji
nach £om, um gegen die Dogmatisation zu wirken. Er wurde tob
der Bömisohen Polizei verhaftet, einige Tage gefangen gehalten und
nach Frankreich zurtokgeschickt. Da er sich nach der Verkündi-
gung des Dogma's nicht unterwarf, wurde ihm zu Paris, wohin er
sich iuräekgezogen, auf Veranlassung des Erzbischofs die Erlaub-
nis« zum Messelesen entzogen. Er liess nun ^ne Belation (über
seine Beise) et memoire des opposants au nouveau dogme de rimm.
Conc. et.i la Bulle Ineffabilis, Paris 1865,* 108 S., drucken, —
verb. 22. März 1855, -^ erkrankte bald darauf, — während seiner
letzten Krankheit corrigirte er Entretiens sur La Salette, — lies«
sich, um unter . den Armen zu sterben, in ein Hospital bringen und
starb, mit den Sacramenten versehen, 16. Apr. 1855. Man setzte
ihm auf dem Mont Parnasse einen Grabstein mit der Inschrift: Avo-
rum fidei tenax devitansque profanas vocum novitates.
Die umfangreicheren und bedeutenderen Schriften: Observa-
tions d^un thäologien sur la Bulle de Pie IX. relative k ]a Conc.
de la S. Vierge, Par. 1855,* 75 S., und Le nouveau dogme eo
präsence de TEcriture sainte et de la tradition cath., ou lettres ä
Mgr. Malou, Eveque de Bruges, sur son livre intituli L'imma«.
Conc. de la B. Vierge consid^räe comme dogme de foi. Par. M.
l'Abbö***, Par. [1857*], 47 und 240 S., beide von Guettie, letztere
aus dem Observateur cath. abgedruckt, stehen nicht im Index, auch
nicht die interessanten Etudes sur le nouveau dogme de rimmac.
Conception par A. Stap, 1857. Von diesen ersohien 1865 eine
neue Ausgabe unter dem Titel L'Immac. Conc. Etudes sur Toriguie
d'un dogme, 314 S. In der Vorrede heisst es : „Diese Blätter waren
ursprünglich das Werk eines Katholiken, geschrieben im Scboosse
der Kirche und in gläubiger Gesinnung. Seit ihrem ersten £^
scheinen haben ausgedehntere und gründlichere geschichliche For
schungen, die im Lichte der religiösen Ereignisse der letzten Zeit
1) Sie fiind abgedruckt in dem Anhang (p. 178) der 3. Ed., Paria 1854,*
227 8. Hier findet sich auch p. 201 eine Courte diBsertation aar rantorite deli
Congr. de Plndex, ein Brief an den Präfecten der Indez-Congr. aber die
2. Auagabe und anderes. P. 1.5 tadelt er die Canoniaation eines laxen Ca-
auiateu (Liguori).
J
A. Stap. Br. Morgaez. G. Grigoani. 1155
unternommeo wurden, den Verfasser dahin geführt, das Christen*
thum, seine Lehren and seine Institutionen mit einem ganz andern
Auge anzusehen/' Nur das Buch, worin diese neuen Ansichten ent-
wickelt werden, Etudes historiques et crit. sur les origines du chri*
stianisme, 1865, wurde 1866 verh. (im Index heisst der Verfasser
a Stap).
Juicio doctrinal sohre el deoreto pontificio, en quo se deolara
artioulo de fe catolica que la gran madre de Dios Maria santisima
fa6 preservada de la mancha del pecado original, escrito por un
theologo de los de quatro al ouarto, verb. 10. Deo. 1857, ist eine
Schrift des Dominicaners Braulio Morgaes Carrillo, früher Prof. der
Theologie zu Alcala, der dafür von den geistlichen und weltlichen
Gerichten *verurtheilt and in Haft gehalten wurde ^). — 1859 wurde
auch eine in America gedruckte Schrift verb.: Defensa de la igle-
sia catolica contra la . bula de Fio IX. en 8. Die. 1857, por un
americano al congreso de la Alianza evangelica. — In Pavia wurden
vier Geistliche wegen ihres Widerspruchs gegen das neue Dogma
escommutticirt ; die von ihnen veröffentlichten Schriften^) stehen
aber nicht im Index. Erst 1875 verbot die Inq. Fer. IV. 21. Juli
als Opus praedamn. etc. ßisposta di Gius. Grignani, uno dei
preti Bcomunioati, all' orazione di Mgr. L. Parocold, Veso. di Pavia
1) Examen Bullae Ineffabilis institutum et concinnatum juxta rcgulas
sanioris theologiae a Fr. Braulio Morgaez, Par. 1856,* 15 und 104 S. 8.,
wird eine UeberBetzung der span. Schrift sein. Pelayo 3, 690 erwähnt
Ton Morgaez nicht das Juiaio, aber Dialogos . . . sobre la potestad de los
ordinarioB diooesanos respecto a sas clerigos . . ., 1853, und Exposicion
que lleva a las Cortes de Espafia Fr. Braulio . . . Briefe von ihm stehen
im Observateur cath. und in der Correspondance des oonfesseurs de la
foi relativement au nouveau dogme .... Par. 1856.* — üeber Nulidad
de la definicion dogmatica de S. S. Pio IX. acerca del mistero de la Im.
Conc, Madrid 1855, 82 S., s. Darmst. K.-Z. 1856, 39.
2) leb kenne davon: Proposta di alcaue diffioolta che si oppongouo
alla definizione dogmatica della Immacolata Concezione deUa B. Vergine
Maria, Tor. 1854, 280 S.; La questioue delP Imm. Conc. della B. V. M.
trattata e decisa da S. Bernardo, S. Tommaso e S. Bonaventura, con note
ed aggiunte di un sacerdote catt., Tor. 1856, 80 S.; La prova di fatto,
che il dogma delP Immaoolata non puö essere difesa, o l'innooenza dei
preti Bcomunicati di Paria provata dai loro avversarii, Tor. 1858, 235 S.,
alle drei anonym, aber von Gins. Parona verfasst. Aus demselben Kreise
stammt Lettera di un sacerdote catt. ai vescovi della chieea di Dio per
ra^presentare loro, che la sentenza delP Imro, Conc. della B. V. M. non
puo essere definita dottrina di fede catt., Tor. 1854. In der Corr. des
confesseurs p. 15 wird noch eine 1855 erschienene Schrift eines fünften,
Ath. Donetti, früher Prof. im Seminar zu Pavia, erw&hnt. In La prova
p. 141 wird eine Schrift des Dominicaners Boeri zu Rom erwähnt, die er
an Pius IX. nach Gaeta sandte, auf dessen Wunsch aber unterdrückte, so
dafs nur wenige Exemplare existiren: DeU' Imm. Conc. di Maria Vergine
pareri teologici inediti del Card. Pallavicino della Comp, di Gesü e del
Card. Gotti delP Ord. de' Fred., proemiati e dati in luce per un Domeni-
eano, 80 S. Pallavioini hat unter Alexander VII., Gotti unter Clemens XII.
sich gegen die Dogmatisation ausgesprochen. Deutscher Merkur 1884,154.
1
1166 Mariologie.
. . . pubblicata nel 1873 sali* Immac. Conc. di Maria, OBsia ripe-
tizione della proteeta coUa sna giustificazione contro il nnoYO e falso
dogma deir Immao. Cono. di Maria, e protesta contro Taltro nnoFO
e falso dog^a doli* infallibililÄ del Papa quando parla dalla catte-
dra, che egii pnbblica anche a nome di altri fedeli cattolici doli'
uno e deir altro seaeo, Pavia 1874. — Dass von den dentscben
Scbriften gerade die von Thomas Braun, Katholische Antwort auf
die päpstliche Balle über die Empfangniss Mariae, Ortenbnrg 1856,
240 S. 8., 1857, und Katholisches Andenken 1859 verb. wurden,
wird er dem Umstände zn danken haben, dass er ein Baier war
(§ 113). Er wnrde 1855 von dem Bischof von Passan ezcommu-
nicirt; die baierische Kegierung entzog ihm den Tischtitel und inter-
nirte ihn in einem engen Gerichtbezirk; seine wiederholten Becia-
mationen bei dem Ministerium und dem Landtag^ blieben erfolg-
los ^). Von seinen vielen späteren Schriftchen wurde noch Katholische
Kirche ohne Papst, München 1871, 48 S., in demselben Jahre von
der Inq. verb. — Herderlijk Onderrigt van den Aartsbisschop
van Utrecht en de Bisschoppen van Haarlem en Deventer over de
Onbevlekte Ontvangenis der Maagd Maria, Utr. 1856, wurde too
der Inq. Per. Y', loco lY. (also an einem Donnerstag, aber nicht
in einer unter dem Vorsitze des Papstes gehaltenen Sitzung) 4. Dee.
1856 im Auftrage Pius* IX. durch ein besonderes Beeret (Civ. 3,
5, 490) verb. Die Bischöfe hatten ihren Hirtenbrief Pius IX. mit
einem Schreiben vom 15. Aug. 1856 übersandt^).
2. Die Dogmatische Mariologie, d. i. systematische Darstel-
lung sämmtlicher die allerseligste Jungfrau betreffenden Lehrstücke.
Ein Versuch von H, Oswald, Lic. der Theol. und Prof. [derDog-
matik] zu Paderborn, ist 1850 erschienen. Der Verf. lehrt u. s.
eine active Theilnahme Mariens an der Vollbringung des Erlösungs-
werkes, und zwar eine solche, welche zur Integrität desselben ge-
hört, und eine wesenhafte Mitanwesenheit Mariens in ihrer ganzen
Person mit Leib und Seele unter den Gestalten der Eucharistie (das
Blut des Herrn und die Milch seiner jungfräulichen Mutter, beide
in der Eucharistie anwesend) u. s. w. Er erklärt in der Vorrede,
dass alles unbedingt dem Urtheile der h. Kirche unterstellt werde
und als nicht geschrieben angesehen werden solle, wenn es auch nar
im entferntesten das kath. Dogma verletzen könnte, fügt aber bei:
„Doch auf dieser Seite liegt die geringste Gefahr; habe ich geirrt,
so könnte es nur per excessum geschehen sein.^^ Das Buch wurde
gleich von Oswalds Collegen C. Frings in der Münster'schen Kath.
Zeitschr. 1851, 46 scharf kritisirt. Es scheint von Baltzer Endo
1853 bei seinem Aufenthalte in Born denuncirt worden zu sein;
wenigstens sagt er in einem Briefe, er habe auf den Wonsch des
1) lieber die Leidensgeschichte Brauns, f 1684, s. Deutscher Merkur
1884, 250.
2) Beide Actenstücke französich in Actes relatifs ä la pr^tendue de-
finition de 11mm. Conc. Instruction pastorale et Lettre au Pape de KN.
SS. les Eveques de Hollande, Par. 1857, 35 S. 8.
J
Th. Braun. Herderlijk Onderrigt. H. Oswald. La Salette. 1167
Card. Andrea (des Pr&fecten der Index*Congr., dem er von dem
Bacbe gesprochen haben wird) etwa 3—4 Hauptpunkte daraus zu*
Mmraengestellt und unter Anlage der Druckschrift übergeben, und
nach der Verdammung constatirte er, dass über eine so simple Sache
zwei Jahre yerflossen seien ^). Das 6. Dec. 1855 beschlossene Ver*
bot wurde Oswald mitgethellt und 7. Apr. 1856 mit Auetor laud.
etc. veröffentlicht.
üeber die angebliche Erscheinung Mariae zu La Salette wurde
1854 dem Papste und den französischen Bischöfen ein anonymes
Memoire au Fape par plusieurs membres du clerg6 de Grenoble
übersandt. Der Bischof Ginoulhiac von Grenoble verbot die Bro-
schüre, nachdem er mit dem Papste darüber oorrespondirt, und ein
zweibändiges Buch, La Salette devant le Pape, durch zwei ausführ-
liche Mandements; im J. 1857 erliess-er ein Circular gegen weitere
ähnliche Schriften, namentlich von einem Abb^ D^16on^). Im Index
steht keine dieser Schriften und erinnert an La Salette nur La se-
maine ou le 3. commandement de Dieu, par M. Migorel, cur6 de
Maletable, verb. 1875 una cum praefatione ms. et numismate panni
ooloris rubriy in quo haec verba leguntur: Dieu le veut et N. D.
de La Salette. Erst 1881 wird gemeldet: Auetor laud. ete. — Im
J. 1880 berichtete die Üiv. (4, 466), die Inquisition habe 14. Aug.
dem Bischof von Nismes befohlen, alle Exemplare einer Schrift:
„Die Erscheinung der h. Jungfrau auf dem Berge von La Salette/'
worin „das Geheimniss der Melanie^^ mitgetheilt werde, zurückzu-
ziehen.
1856 zankte sich die Civ. (3, 2. 662; 3, 553) mit einem Ca-^
nonicus T. Mora, Prof. zu Vercelli, herum, der mit seinem Schüler
Fr. Lavarino eine Enciclopedia seien tifica herausgab, die zwar Gio-
1) Melzer S. 189. Knoodi 2, 298.
2) Ami de la rel. 166, 714. 761; 166, 49. 448; 178, 54. 262. Die
Abbes Deleon und Cartellier, welche eine Mdlle. Lamerlidre als diejenige
bezeichnet hatten, welche die Erscheinung in Scene gesetzt, wurden von
dieser verklagt, aber, obschon sie ein Alibi nachwies, freigesprochen, weil
keine preuve de diffamation vorliege. J. Walion, Le clerge de 89, Paris
1876, p. IV sagt: Nous avons vu Mademoiselle de La Merlidre proc^der
ä la confection du miracle, aujourd'hui d61aisse, de La Salette, et dix ans
plus tard un jeune fou, ayant echoue dans l'invention d'un bateau auto-
motear, recourir k celle bien antrement productive de Notre Dame de
Lourdes. — Acta S. S. 11, 509 wird ein Decret der Riten-Congr. vom
11. Dec. 1878 mitgetheilt, worin auf eine Anfrage des Bischofs von Port
Louis auf der Insel Mauritius u. a. erklärt wird: die Ersoheinungen und
Offenbarungen von La Salette und ähnliche seien von dem apost. Stuhle
weder approbirt noch reprobirt, sed tantum permissas tan quam pie cre-
dendaa fide solum humana juxta traditionem, quam ferunt, idoneis etiam
testimonüs ac monumentis confirmatam. — Das Schriftchen und die Me-
daille des Abbe Migorel wird mit der in La Salette gegründeten Asso-
ciation pour la reparation des blasphdmes et la sanctification du dimanohe
zusammenhangen. Ami de la fei. 178, 262 ist von einem weit verbreiteten
Schriftchen die Rede, welches weiren üebertreibungen und einer teinte
d'illuminisme von den Oberen des y^rf^^^ers desavouirt sei.
1158 Römische Frage.
berti and RoBmini goMridmet ist, aber viel tolles Zeug zu enthalten
Bcbeint, u. a. den Satz, che Maria fa asennta all' anione ipostatiea
col Yerbo divino (Gantii 3, 672). Eine Schrift von Lavarino,
La mia opinione intorno alla teandria di Maria Vergine e della
chiesa catt., wurde 1859 mit Anctor laud. etc. yerb. 1862 er^
wähnte die Civ. 5, 3, 459 noch einmal ein Bach von ihm als in-
sano und eins als empio und äusserte die, wahrsoheinlich richtige,
Vermuthung, er sei nicht recht gesoheidt. Diese Sachen hat die
Index-Congr. laufen lassen.
Am 28. Jan. 1875 publicirte der General-Commissar der In-
quisition, der Dominicaner Fr. Yinc. Leo Sallua folgendes Decret:
die Inq. habe Fer. lY. 13. Jan. zwei Schriften verdammt und in
den Index zu setzen befohlen: Del sangue purissimo e verginale
della grau madre di Dio Maria santissima. Operetta dogmatico-
ascetica, Nap. 1868, und Del sangue sacratissimo di Maria. Stadii
per attenere la festivitlt del medesimo, Perugia 1874 (bei beiden
steht Auotoi* laud. etc.) ; der Papst habe das Decret bestätigt und
verordnet, monendos esse alios etiam soriptores, qui ingenia sna
aouant super hie aliisque id genus argnmentis, quae novitatem ss-
piunt, ac sub pietatis speoie insuetos cultus titulos etiam per ephe*
merides promovere studeant, ut ab eorum proposito desistant (Acta
S. S. 8, 2B9). Diese Warnung gilt nach A. J. P. 14, 499 der
Mailänder Scuola cattolica, welche mehrere Artikel über den Gegen-
stand von einem frommen Bischof [dem spätem Card. Parooehi?]
gebracht und noch im Dec. 1874 diese Artikel als einen der Reli-
gion geleisteten Dienst bezeichnet hatte.
118. Die Roniseke Frage.
Von den 1859—61 erschienenen französischen BroschürcD
über die Römische Frage steht keine im Index, obschon gegen La
Guerronnidre's La France, Rome et Tltalie, 1861, Card. Antonelii
26. Febr. 1861 ein eigenes Rundschreiben erliess. Auch von
den italienischen Schriften, die seitdem gegen die weltliche
Herrschaft des Papstes nnd zu Gunsten der Einigung Italiens
und seit 1870 zu Gunsten einer Anssöhnang des Papstes mit
dem geeinigten Italien erschienen, stehen nicht so viele im Index,
als man bei der Schärfe, mit welcher diese Ideen wiederholt
von Pius IX. und Leo XIII. verdammt worden sind, erwarten
sollte. Jedenfalls sind auch nicht gerade die bedeutendsten
oder die schärfsten Schriften dieser Art von der Index-Congre-
gation ausgeeucht. Am bemerkenswerthesten unter den geist-
La Gaerronuiere. Tefttory. 1159
licheu Sehriflsteliern dieser Kategoire, die im Index stehen, sind
Passaglia, Reali, Mongini, und aus der Zeit nach 1870 Cnrci
und Audisio.
1. Im J. 1859 erBchienen La queation romaine von Edmond
About und Le Pape et le congrös von La Guerronnifere. Gegen
letztere Broschüre, die von Napoleon III. inspirirt war, brachte das
Giomale di Roma einen scharfen Artikel and am Neujahrstage 1^60
auBserte Pins IX. za den Offizieren des Oecnpationsheeres : sie sei
ein bezeichnendes Denkmal der Heuchelei und er hoffe, dass der
Kaiser die Grundsätze derselben verdamme. Diese beiden und die
oben erwähnte zweite Broschüre La Guerronniire's wurden von
mehreren französischen Bischöfen, u. a. von Dupanloup, bekämpft
und dieser von Pias IX. dafür belobt^-). In der Civ. 4, 9, 456
wurde auch Eome et les evftques fran^ais, 1881, und 6, 4, 129 La
Guerronniire's L'abandon de Rome, 1862, ausführlich kritisirt. Im
Index steht nur Lettre k TArchiv^ue de Paris sur la Situation
de l'£g]ise avant et apr^s la Convention du 15. Sept. 1864 (zwischen
Napoleon und Victor Emmanuel), verb. 1865. Gleichzeitig wurde
eine auf die Mexicanische Angelegenheit bezügliche Schrift verb. :
L'Empire et le Clerg6 Tüexicain, par TAbbi Testory, Aumonier
en chef de Tarm^e fran^aise au Mexique, Chev. de la Legion d'hon*
ueur, Officier de l'Ordre imperiale de Guadeloupe, Mexico 1 865, wie
Civ. 6, 2, 102 sagt, eine Vertheidigung der sacrilegischen Occupa-
tion der Kirehengüter und der Attentate, welche auf Befehl des
Marschalls Bazaine und von der kaiserlichen Regierung begangen
wurden, eine Schrift, deren Verbot von den gemässigten Katholiken
der France und des Memorial diplomatique als eine der Gewalt-
thaten bezeichnet werde, welche der h. Stuhl gegen alle Versuche
verübe, den Katholicismus mit der modernen Civilisation, das Papst-
thum mit dem Kaiserthum zu versöhnen. Der Bischof von LuQon,
La Congr. del' Index p. 97 meint, die Broschüre sei in Frankreich
gemacht und Testory habe nur seinen Namen hergegeben ; ein
Priester werde solche gottlose und unsittliche Sachen nicht schreiben.
Er führt die Schrift aber auch als Beweis dafür an, dass die Index-
Congr. nicht immer vor der Verdammung einer Schrift den (entfernt
wohnenden) Verfasser hören könne. Faudra-t-il diffirer au temps
oÜL la spoliation sacrilege des biens de T^glise du Mexique aura 6t6
consomm^e, pour lancer contre la brochure . . . la juste prohibition?
1869 wurde übrigens gemeldet: Auct. laud. etc.
Natürlich wurden manche der Curie unbequeme Schriften, die
nicht im Index stehen, im Kirchenstaate verb. Im März 1859 fragte
die Censnrbehörde zu Bologna bei dem Card. Milesi an, ob von den
auf dem Zollamt angekommenen Schriften über die Eömieche Frage,
wie von anderen, deren Verkauf man verbiete, ausnahmsweise Eixem-
plare an Beamte und andere znverlässig« Personen abgegeben 'ww-
1) Reuchlin, Gegch. Itah*Q^ ^S4. Koskovany 6, 10^1. V\*i^
L
1160 Römische Frag«.
den dürften. Der Cardinal befahl, alle Exemplare an ihn abzulie-
fern (Gennarelli, Govemo Pontif. 1, 538).
2. Der bedeutendste unter den liberalen Geistlichen vor 1870
war Carlo FasBaglia, der 1859 aus dem Jesuitenorden austrat und
Professor an der Sapienza wurde und bei Cavours Yerhandlungen
mit der Curie eine KoUe spielte^). Seine anonyme Schrift Pro
canssa italica ad episcopos catholicos actore (in den Index- Auegaben
steht auctore) presbytero catholioo; Fir. 1861, worin er dem Papste
räth, die weltliche Herrschaft aufzugeben, wurde in der Civ. 4, 12,
78. 325 scharf kritisirt und der Verfasser, — er wird nicht genannt,
— ^ daran erinnert, dass er der £xcommunication verfallen seL Am
9. Oct. 1861 wurde die Schrift mit anderen verboten (die Civ. theilte
das Decret mit, musste aber 4, 12, 485 erklären, dass dabei die
Schrift Pro caussa etc. durch ein Druck versehen ausgelassen sei).
Pass. verliees noch in demselben Monate Rom, um der Verhaftung
zu entgehen. Er veröffentlichte noch 1861 zu Florenz die Schrift*
eben Obbligo del Vescovo di Eoma e Pontefice Massimo di risiedere
in Eoma, quantunque metropoli del Regno d*Italia, per Emesto Fi*
lalete, und Della scomunioa, avvertenze d'un prete cattolico, 47 S.
16., die in der Civ. 4,12, 340. 450 scharf kritisirt, aber nicht verb.
wurden. — Im Observateur cath. T. 13, 56 wird berichtet: die
Schrift Pro caussa sei auf Befehl des Papstes von der Index-Congr.
in Untersuchung genommen worden und Card. Altieri habe 18 Con-
sultoren dariLber befragt ; Pass. habe ihm geschrieben, er sei der
Verfasser und verlange gemäss der Verordnung Benedicts XIV. ge-
hört zu werden; dieses sei aber abgelehnt worden, und der Secretär
der Congr., P. Modena, dem Pass. persönlich sein Verlangen vorge-
tragen, habe ihm geantwortet, da die Schrift anonym sei, habe er
keinen Anspruch darauf, gehört zu werden ; später habe ihn Card.
Altieri zu sich beschieden und ihn gefragt, ob er der Verfasser sei.
In der Nazione vom 16. Oct veröffentlichte Pass. eine Erklärung,
worin er das Verlangen gehört zu werden, wiederholte. Nach dem
Observ. p. 106 konnte er nicht verhafket werden, weil ihn General
Guyon in Schutz nahm; bei seinen Freunden wurden Haussuchungen
vorgenommen, u. a. bei Simonetti, Prof. an der Propaganda, der
auch verhaftet wurde. — 1863 wurde verb. II Mediatore, giomale
settimanale politico, religiöse, scientifico, letterario, diretto dal Prof.
Carlo Passaglia (erschien 1862 — 66). Passaglia s Buch La causa di
S. E. il Card. Girolamo d* Andrea esposta e difesa, 1867, 529 S. 8.,
ist nicht verb. 2). — Wenn ich nicht irre, hat Passaglia spater
seinen Frieden mit der Curie gemacht
1) Im neuen Reich 1872, II, 961. Nielsen, Die Römische Kirche 1,
447. Die Literatur bei Rosk. 5, 1033.
2) Card. Andrea wurde, weil er 1864 ohne Urlaub nach Neapel ge-
gangen und auf die AuflTordernng des Papstes nicht zurückgekehrt (und
sonst missliebig geworden) war, 1866 als Bischof von Sabina, 1867 als
Cardinal suspendirt, nachdem er zurückgekehrt war und deprecirt hatte,
14. Jan. 1868 rehabilitirt, f 18. Mai 1868. Die Actenstücke AcU S. S. 3,
C. Passaglia. L. Reali. 1161
Einige Monate früher als Passaglia^s Schrift wurde von einem
seiner Freunde, und zwar durch die Inquisition Eer. lY. 24. Juli
1861 verb. : Della libertä di coscienza nelle sue attinenze col potere
temporale dei papi per Euaebio Keali, Canonico regolare Latera-
nense, Fir. 1861^ eine Schrift, die hauptsächlich gegen die Behaup-
tung französischer Katholiken gerichtet ist, die weltliche Herrschaft
des Papstes sei nothwendig als Garantie für die Gewissensfreiheit.
Reali hatte bereits Rom verlasen und eine Professur in Kavenna
übernommen. Die Ciy. 4, 11, 311. 461 bezeichnete ihn in der Be-
sprechung seiner Schrift als einen solchen, der für die 30 Silber*
linge der Professur zum Judas geworden, und hielt ihm vor, dass
er sich 1848 an der revolutionären Bewegung betheiligt» dann aber
1850, nm seine Existenz zu sichern, sich zu einer Betractatlon in
der Armonia verstanden habe. Unter dem 25. Juli 1861 schrieb
Card. Patrizi an den Generalvicar von Bavenna, er solle Beali mit-
theilen, seine Schrift werde in den Index gesetzt werden, und ihn
auffordern, zu revociren, und ihm, wenn er dieses nicht in einer be-
stimmten Frist thne, die Excommunication insinuiren, der er ver-
fallen sei. Beali antwortete 19. Aug. : er habe in der Vorrede er-
klärt, wenn seine Schrift einen den Definitionen der Kirche wider-
sprechenden Satz enthalte, sei er bereit, denselben zurückzunehmen;
er wiederhole, dass er sich einer von der unfehlbarem Autorität der
Kirche ausgehenden Sentenz unbedingt unterwerfen werde; wenn
man sein Buch in den Index setze, so acceptire er diese Sentenz in
der Bedeutung und Ausdehnung, welche solche Deorete beanspruohen
könnten. Er fügt bei: „Man sagt mir nicht, ob es sich um eine
Sentenz der Index-Congr. oder der Inquisition handelt; eine Sentenz
der erstem ist eine Yerwaltungsmassregel der Kirche, die nicht
nothwendig eine Verdammung der Lehre des Buches zur Voraus-
setzung und mitunter nur eine temporäre Geltung hat, während eine
Sentenz der Inquisition ein Urtheil über die Lehre enthält. Ich
weiss nicht, warum das Decret von dem Cardinal- Vicar mitgetheilt
wird, dessen Jurisdiction sich auf die Stadt Born beschränkt [wahr-
scheinlich weil man Beali noch als Bömisdien Geistlichen ansah]^
und nicht von dem Präfecten der Index-Congr. oder dem Secretär
der Inquisition. Oder handelt es sich um ein Motu proprio des
Papstes? Das wäre das erste Beispiel, dass durch ein solc)ieB ein
Buch auf den Index gesetzt würde.^^ Da sich also Beali nicht
unterwarf, wurde das Verbot seiner Schrift in dem Decrete der In-
dex-Ck>ngr. vom 9. Oct. 1861 publicirt. Schon am 18. Juli 1861
tbeilte die Gongregatio Episcoporum et Begularium dem Generalabt
der Lateranensischen Chorherren den Befehl des Papstes mit, Beali
omissis praescriptis formis aus der Congregation auszustossen ^). Fer.
IV. 25. Febr. 1863 verbot die Inq. noch von Beali die Schrift La
822. 880. Das Buch von Passaglia wird in einem dem Vatican. Concil
vorgelegten Schema kritisirt; Friedrich, Doc. 2, 147.
1) Liverani, La Curia p. 69 peutscber Merkur 1880, 820.
1168 Römiflche Frage.
Cbiesa e Tltalia, Mil. 1862, 206 S., die gegen die Adresse der Bi-
schöfe und die Erkl&rang des Papstes über die weltliche Herrschaft
vom 9. Juni 1862 gerichtet ist (Civ. 5, 5, 186). Nicht verb. ist
Risposta di dne teologi italiani all' Enciclica dell" 8. Dee. 1864,
ürbino 1865, 52 S., eine ErklSrnng von Reali, ans dem Esamina-
tore, nnd eine von Prota, ans dem £mancipatore catt. abgedrackt
(Civ. 6, 1, 121 ; 6, 2, 720).
Ein anderer Gesinnungsgenosse Passaglia's, Francesco Liverani,
Prelato domestico, Protonotario della Santa Sede und Mitglied des
Capitels von 8. Maria Maggiore, früher von der Civ. (2, 10, 211;
3, 6, 717) als Zierde seines Capitels, ja der^ katholischen Kirche
gefeiert, vertheidigte 1861 von Florenz aus, wo er sich, angeblich
seiner (resnndheit wegen, aufhielt, Passaglia gegen die Armonia und
andere Blätter und veröffentlichte in der Opinione einige Briefe über
das Papstthum, das Kaiserthnm und* das Königreich Italien. Im
Mai forderte ihn der Brzbischof von Florenz in höherm Anftrage
auf, nach Rom zurückzukehren und keine weiteren Briefe mehr drucken
zu lassen ; dann werde ma/l ihm für die bereits gedruckten Amnestie
ertheilen. Liv. antwortete: er werde nach Rom zurückkehren, so-
bald es ihm seine "Gesundheit erlaube, und keine weiteren Briefe
mehr veröifentlichen. Er hielt Wort, liess aber die bereits ver-
öffentlichten, die viele Mittheilungen über Scandale in der geistliehen
und weltlichen Römischen Verwaltung enthalten, als Broschüre mit
seinem Namen nnd all seinen Titeln erscheinen: II Papato, l*Imperio
e il Regno d'Italia. Memoria del Mgr. Fr. Liverani, Prel. dorn, e
Proton, della 8. Sede . . ., Fir. 1861 *, 808 S. (3 Auflagen in einem
Jahre). Bald darauf brachte das Giern, di Roma die Mittheilnng:
das Colleginm der Protonotare und das Capitel von S. Maria Mag-
gfore hätten den Papst gebeten, in ausserordentlicher Weise gegen
Liv. einzuschreiten, und der Papst habe darauf verordnet, wenn
Liv. nicht binnen zwei Monaten die in seiner Broschüre ausgespro-
chenen Ansichten zurücknehme und nach Rom zurückkehre, solle eir
ohne weiteres seines Canonicates verlustig sein. Liv. schrieb darauf
31. Juli 1861 an den Papst: wenn er seine Broschüre verdamme,
werde auch er sie verdammen ; im übrigen möge er nach dem ca-
nonischen Rechte gegen ihn verfahren. Im Aug. 1861 begann dann
die Oiv. 4, 11, 885; 4, 12, 20 eine Reihe von Artikeln gegen die
Broschüre von Liv. Dieser veröffentlichte darauf La Curia Romana
e i Gesuiti, Fir. 1861 *, eine actenmässige Darstellung des Ver-
fahrens gegen ihn selbst und gegen Reali u. a. *). Liv. wurde seit
1861 in Rom als abgesetzt angesehen; aber die beiden Broschüren
stehen nicht im Index. Er hat sich 1873 unterworfen.
Am 12. Juni 1861 verdammte die Inquisition II Ponteficc
e le armi temporali a difesa dello spirituale, come pretende la Ci-
vilti cattolica di Roma. Lettera politico-morale di un parroco pie-
montese ad un Monsignore Romano, Mil. 1861. Der Verfasser,
l) Deutscher Merkur 1880, 299. 325. K. Ilillebmnd, lUlia 4, 280,
Fr. Liverani. P. Mongini. A. tsaia. L. Prota. 1163
Pietro Mongini, Pfarrer zu Ogebbio in der Diöoese Norara, wurde
aufgefordert, sich zn unterwerfen und pflichtmüssig zu retractiren.
Statt dessen veröffentlichte er unter seinem Namen Apologia dell'
opusculo intitulato : II Ponteiice . . ^ Intra 1861. Diese wurde von
der luq. 24. Juli verdammt und beide Verbote wurden zusammen
mit dem der Schrift von Passaglia 9. Oct. von der Index-Gongr.
pnblicirt. Zugleich erklärte die Inq. Mongini für suspendirt. £r be-
achtete die Suspension nioht und schrieb La oristiana procedura dell'
attnale Inquisizione Korn., giustifioazione del Parroco P. Mongini
oontro le menzogne deir Armonia e consorti, Intra 1862. Die Inq»
verbot diese Schrift 10. Sept. 1862 und erliess 8. Juni 1863 das
Decret: wenn Mongini sich nicht binnen zwei Monaten unterwerfe,
sei er als öffentlich und namentlich excommunioirt und seines Pfarr*
amtes entsetzt anzusehen ; dieses Decret gelte als die vorgeschriebene
trina mooitio. Pius IX. Hess Mong. auch durch ein Schreiben seines
Seoretärs zur Unterwerfung auffordern. Mong. fuhr fort zu fängiren,
und die Inq. Hess darauf die Sentenz, dass er als Haereticns vitan*
dus anzusehen sei, in Rom anheften und im GHom. di Eoma vom
15. Dec. 1863 abdrucken (die Sentenz kam 21. Deo. in Turin an;
am 22. meldete die Gazetta, Mong. habe den Mauritius- und Laza-
rns-Ordeu erhalten). In einer in der 6az. di Torino abgedruekten
Erklärung vom I.Jan. 1864 sagt Mongini: er sei überzeugt, dass er
in seinen Schriften gegen Dogma und Moral nicht Verstössen; er
habe wiederholt erklärt, dass er, wenn er das gethan, retraetiren
wolle; da die £xcommunication lediglich wegen politischer Meinun*
gen über ihn verhängt worden, sehe er sie als nicht vorhanden an
und werde er seine Functionen als Pfarrer fortsetzen^). 1865 hat
die Inq. von ihm noch verb.: La politica in confessione, ossia FEn-
ciolica ed il Sillabo in rapporto al giubileo del 1865. Osservazioni
del Parroco Cavaliere D. Pietro Mongini dirette a Mgr. Yescovo di
Novara e S. E. il Card. Patrizi ed altri loro colleghi neir episco-
pato cattolico, Tor. 1865. — In demselben Jahre verbot die Index-
Congr. eine Schrift des Abate Antonino Isaia, der 1861 bei den
Verhandlungen zwischen Cavour und der Curie betheiligt gewesen
(Üiv. 5, 3, 362), Storia ed esame dell' Enciclioa e del Sillabo dell'
8. Dec. 1864, Tor. 1865. Im Dec. 1874 meldete sie: Auetor laud.
etc. 2). — Die Inq. verbot 20. Dec. 1865: Pubblica confessione
d'un prigionere deir Inquisizione Rom. ed origine dei mali della
Chiesa catt, Tor. 1865.
Von dem Dominicaner Luigi Prota-Oiurleo wurde 1862 verb.
Roma capitale della nazione italiana e gV interessi cattolici; idee
1) Civ. catt. 5, 7, 104 ; 6, 9, 104. 225. 495. Mongini tibergab nach
zwei Jahren die Verwaltung der Pfarrei einem Cooperator und nahti eine
Anstellung von der Regierung an. Rhein. Merkur 1871, 866.
2) Seine ältere Schrift über 4ie von ihm geführten Unterhandlungen,
Negoziato tra il Gonte di Cavoar e \\ Card. AnttOnelU conchiuao per la ces-
aione del potere temporale del Pav^« Tor. 1862, wurde nur in der Ovw.T»,
3, 862 kritisirt. ^*'
1164 Römische Frage.
comparatiYe e giadizio, Napoli 1861, und 1864: II matrimonio civile
6 il oelibato del clero catt., con le appendioi storiche del Prof. Tom-
maso Semmola, Nap. 1864. Prota trat an die Spitze der in Neapel
gebildeten Societa emancipatrice del Clero Italiano nnd wurde 1863
aus geioem Orden entlassen^). Der genannte Verein, die in Mittel-
italien gebildete Sooietä di mutuo soccorso (gegen die päpetlicfaen
und bischöflicben Maasre gelungen der national gesinnten Geistlichen)
und die Societa clerico-liberali wurden in der £ncyclica Pias* IX.
an die italienischen Bischöfe vom 10. Aug. 1863 (Rosk. 5, 796)
verdammt. Dem Neapolitanischen Vereine hatte der Bischof Capnto
von Ariane, Greneralcaplaii beider Sicilien, einige unter seiner Juris-
diction stehende Kirchen geöffnet. Als er 6. Sept. 1862 gestorben
war, verfugte Pius IX. durch ein Breve vom 19. Dec. 1862, alle
bis jetzt dem Capellanus major in Regno utriusque Siciliae unter-
stellt gewesenen Kirchen und Personen sollten bis auf weiteres den
Ordinarien unterstellt sein. In einem Decrete der Inq. von Fer. IV.
4. Hai 1864 (Civ. 5, 10, 611) heisst es dann: der Priester Ctie-
tano G-uerrasio habe sich als Protocapellanus und Decanus regaÜB
capellae palatinae die Jurisdiction des Capellanus major angeraasst
und in den zwei letzten Jahren, angeblich auf königlichen Befehl,
einen Ordo divini offieii (Direotorium) für die betreffenden Kirchen
veröffentlicht ; dafür und für andere ähnliche Vergehen sei er Cen*
suren verfallen; er werde jetzt zum dritten Male formlich monirt,
sich aller Jurisdiction zu enthalten und binnen zwei Monaten alle
Exemplare des Ordo wieder einzusammeln. Der Ordo steht doeh
nicht im Index, aber als 13. März 1865 verb. Poche riflessioni
sulla questione del giorno circa il Capellano maggiore e clero Pa-
latino di Napoli, et id genus similia. — 1866 verb. die Inq. auch
Saggio di preghiere per la Chiesa catt. italiana a cura della So-
ciety nazionale emancipatrice e di mutuo soccorso del sacerdozio
italiano, Neapel 1866 (steht zweimal im Index, einmal mit dem
falschen Datum 1867). Das von Prota seit 1862 redigirte Organ
des Vereins, L'Emancipatore oattolico, giornale della Societa
nazionale . . ., wurde erst 1869 verb. (im Index wird dabei be-
merkt, der Verein sei schon durch die erwähnte Encyclica verdammt
worden). — 1869 nahm Prota Partei für das von Riooiardi nach
Neapel berufene Freidenker-Concil. Später spielte er eine Bolle bei
der Organisation der Chiesa cattolica nazionale italiana, die 2. Mai
1875 den im Orient consecrirten Dom. Panelli zum Bischof, den
Canonicus Stanislao Trabucco zum Coadjutor und Prota zum Gene-
ralvicar wählte ^). Die von diesem darauf herausgegebenen Confe-
renze critiche storiche sulla Chiesa catt. naz. ital. sind nicht verb.
1) Civ. catt. 5. 8, 758; 5. 5, 746; 5, 6, 266. Rhein. Merkur 1871,
365. K. Hillebrand» Ttalia 4, 236. lieber die zweite Schrift erschien Ton
Siotto Pintor Lettera a L. Prota intorno alla forma del matrimonio, 1865.
2) Deutscher Merkur. 1874, 89; 1875, 210. 355. Hillebrand S. 288.
Pius IX. verdammte die Chiesa durch ein Breve vom 8. Juli 1875 (Acta
S. S. B, 561).
Societä derioo-liberali. A. Moretti u. a. 1166
Trabacco, von dem mehrere Schriften, n. a. II presente e Tayvenire
della Chiesa, dottrine di V. Gioberti sviluppate e schiarite, Neapel
1865, in der Civ. 9, 2, 587 kriÜBlrt wnrden, steht gar nicht im
Index. — Das viel massvollere Organ der nord- und mittelitalieni-
schen liberalen Geistlichen, der 1864—1870 zu Florenz erschienene
Esaminatore, und die zahlreichen aus diesem Kreise hervorgegange-
nen kleinen Schriften von Pietro Emilio Tiboni, Filippo Perfetti,
Stan. Bianciardi u. a.^) wurden von einzelnen Bischöfen verboten
und in der Civ. bekämpft, stehen aber nicht im Index, was bezüg-
lich des Esaminatore um so auffallender ist, als Card, d 'Andrea vor
seiner Behabilitation (S. 1160) u. a. erklären musste, er bereue seine
Yerbindnng mit diesem Blatte und verwerfe die Lehren desselben,
die der h. Vater als ketzerisch und schismatisch ansehe.
Femer wurden 1860 — 70 noch folgende Schriften von Geist-
lichen verb. (vgl. S. 966) : Appelle al clero italiano del Pr. Anto-
nio Salvoni, Arciprete, Vicario foraneo di Gavardo, Brescia 1860;
Mali della chiesa e rimedii. Analisi e proposte del Pr. A. Salvoni,
Ex- Arciprete . . verb. 1864; Le piaghe della Chiesa Milanese, Mil.
1863; II Clero Yeneto nell^ a. 1862, per un testimonio di vista e
di fatto, Bol. 1862, verb. 1863; 1864 Auotor laud. etc. — 1861
verbot die Index-Congr. Catechismo politico ad uso delle classe
inferior!, redatto da M. C. M., Nap. 1860. Nach vier Jahren, 1865
wurde gemeldet: Auetor, Mariano Mar esc a, Diputato al Parlamente
nazionale, laud. etc. Im nächsten Jahre, 1866 verbot die Inq. von
ihm Problemi di teologia cristiana. Parte I. Dio, Tor. 1863, und
wieder nach vier Jahren Auetor opus pleno reprobavit et humiliter
se subjecit. — Andere Laien haben sich nicht unterworfen : Manuale
di civica da Girol. Masca^ni, verb. 1860. Von dem Senator
Giov. Sciotto [recte SiottoJ- Pintor wurden gleich nach dem Er-
scheinen verb.: Lettera ai vescovi adnnati in Boma, 1862; Risposta
alla lettera deir Arcivescovo di Cagliari intorno al dominio tempo-
rale dei pontefici, 1864; L'Italia e i ministri della Corona, 1864;
dagegen nicht Lettera supplicatoria a Pio IX. sul dom. temp. dei
papi, 1863, und andere bei Gubernatis und Civ. 8, 5, 586 verzeich-
nete Schriften, — von Aurelio Turcotti Troppo tardi ossia la
queatione Bomana sotto un nuovo aspetto, 1866 (und Trattato di
morale umana emancipata da ogni dogma e pregiudizio. Semplici
letture ad uso del popolo che legge, intende e ragiona, 1875, 2 vol.),
— von dem Deputirten Andrea Moretti La parola di Dio e i mo-
derni farisei, appello al sentimento cristiano, Bergamo 1863*, 124
S. 8., verb. 1864. Er sagt, er sei aus innerster Ueberzeugung Ka-
tholik, könne aber nicht unterlassen, gegen den modernen Pharisäis-
mns zu protestiren, der in der Kirche dominire; man könne ein
Christ und ein Italiener sein, die weltliche Herrschaft des Papstes
müsse aufhören u. s. w. Gegen drei anonyme Entgegnungen schrieb
er n grande errore dei moderni farisei, Bergamo 1866 *, 158 S. 8.
1) Rhein. Merkur 1871, 305; über Bianciardi s. Civ. 7, 8, 334, über
Tiboni Civ. 11, 7, 288.
Reiuicb, Index II. 74
Il6d ftömiBche Fragrö.
(gegen die Infallibilität des Papstes oder der Majorität der Bischöfe;
das päpstliche Rom sei das Thier der Apokalypse u. s. w.), und
gegen die Angriffe der Civ. Ai redattori della Civ. catt. Lettera del
Dott. A. M., datirt 28. Nov. 1866, 28 S. 8.i). Diese beiden Schrif-
ten stehen nicht im Index, obschon die zweite nmfangreicher und
schärfer ist als die erste. — In der Civilta catt. werden sehr viele
Schriften über die Römische Frage von Laien (4, 4, 465; 4, 5,97;
7, 7, 705 n. s. w.) und Geistlichen (6, 11, 694; 8, 4, 196 u.b.w.)
scharf kritisirt, die nicht im Index stehen ; es scheint fast, dass die
Index-Congr. jene Recensionen als genügend angesehen. Auch Ma*
miani's La Rinascenza cattolica 1862, (K. Hillebrand, Italia 4, 227),
ist nicht verb.
Von geschichtlichen Werken, die mit der Römischen Frage
zusammenhangen, kamen in dieser Zeit in den Index nur: La Rom e
des papes, son origine, ses moeurs intimes, son Systeme administratif,
par un ancien membre de la Constituante Romaine [L. Pinciani] :
tradnction de Touvrage Italien, BÄle et Londres 1859 *, 3 vol. 8.,
quoc. idiom. verb. 1860, und Notizie istoriche sull' origine del
dominio temporale dei papi, per oura di F. A. M., Prof. di Fiios.
e di Matem., Napoli 1865, verb. 1866 (Civ. 6, 5, 76). Besonder«
auffallend ist, dass nicht verb. sind : Histoire diplomatique des Con-
claves, par T. Petruccelli della Gattina, Membre du Parlemeot
italien, Par. 1864 — 66, 4 vol. 8., oder doch »Storia segreta dei Con-
clavi di Oscar Pio, suUe traccie di Petruccelli . ., Milano 1876, 4
vol. 12., wovon die Civ. 10, 1, 574 sagt: mostruoso libello, tatto
bile, tutto fiele.
3. Unter denjenigen, die nach 1870 den Gedanken der Vei^
zichtleistung des Papstes auf die weltliche Herrschaft und der Ver-
söhnung mit dem neuen Italien vertheidigt haben, ist Carlo Maria
Curci der bekannteste. Er ist geboren 1810, gehörte 51 Jahre
dem Jesuitenorden an, war der Hauptgründer und lange der Haapt-
redacteur der Civilta cattolica, hatte gegen Gioberti und Döllinger
geschrieben, wurde aber missliebig, als er jene Gedanken in der
Einleitung zu seinen 1874 zu Rom gedruckten Lezioni esegetiehe
e morali sopra i quattro evangeli andeutete, und als in der Rivifta
Europea 1877 unter dem Titel: L'Italia e la sua Chiesa. Programma
politioo presentato a Pio IX. dal P. Curci nel 1875, eine Denk-
schrift veröffentlicht wurde, die er, angeblich in einem einzigen
Exemplare gedruckt, im Oct. 1875 Pius IX. überreicht hatte, befakl
dieser dem Jesuiten- General, ihn zum Widerrufe aufzufordern nnd,
wenn er diesen verweigere, aus dem Orden auszustossen, woraaf
Curci 18. Oct. um seine Entlassung aus dem Orden bat, die ihm am
22. mit Genehmigung des Papstes gewährt wurde. Er veröffent-
lichte dann 1878 II moderne dissidio tra la Chiesa e Tltalia. Das
Buch sollte gleich verb. werden; Leo XIII. verweigerte aber die
Bestätigung des Verbotes und Hess Curci sogar nach Rom kommeD,
wo er einige Tage bei dem Cardinal-Staatssecretär Franchi im Va-
1) Civ. 5, 9, 710; 6, 8, 197. Rinnov. catt. 1871, I, 293.
C. M Curoi. 1167
■
tican wohnte, und milderte die über ihn verh&ngte SnepenBion, in*
dem er ihm mündlich erlaubte, in der Stille Messe zu lesen. — Das
1881 erschienene Bnch La nuoya Italia ed i vecchi zelanti wurde
aber schon einige Tage nach dem Erscheinen, 15. Juni, von der
Inq. verb. Die Index-Congr. veröffentlichte das Verbot 20. Juni
mit Auetor laud. eto. In dem nächsten Buche, II Yaticano regio
tarlo superstite della Chiesa cattolica, 1883, p. 365, sagt aber Curci :
das Verbot sei ihm vorgelesen worden und er habe seine Unterwer-
fung erklärt, von einem Verwerfen des Buches sei aber gar nicht
die Rede gewesen, und auf dem Umschlage des neuen Buches wird
das ältere angekündigt mit der Bemerkung: „Das Bnch ist in den
Index gesetzt worden, und der Verfasser hat nicht unterlassen, seine
Pflicht zu ihnen ; der Verleger glaubt aber trotzdem das Buch ver-
kaufen zu dürfen, da sich jeder Katholik die Erlaubniss verschaffen
kann, es zu lesen.'' Die Formel Auetor laud. etc. steht gleichwohl
auch in der Appendix von 1884. — II Vaticano wurde auffallender
Weise erst nach mehreren Monaten, 30. April 1884, von der Inq.
verdammt. Das Decret wurde 12. Mai Curci vorgelesen, und er er-
klärte: er unterwerfe sich dem Verbote und verwerfe sein Buch,
weil es Aergemiss gegeben, und da die h. Congregation in dem 4.
Capitel theoretische und thatsächliche Irrthümer gefunden, so erkläre
er, dasfi er diese, obschon er sie nicht kenne, aus Gehorsam gegen
die kirchliche Autorität verwerfe. Gleichzeitig veröffentlichte er
aber in den Zeitungen eine Erklärung: einer Verdammung seines
Baches wegen irriger Glaubens- und Sittenlehren könne er sich nicht
unterwerfen, so lange ihm nicht solche bestimmt bezeichnet würden.
Am 15. Juni wurde ihm darauf ein vom Papste bestätigtes Decret
der Inq. übersandt: wenn er nicht binnen 8 Tagen die Verdammung
seines Buches einfach und bedingungslos annehme, die in den Zei-
tungen veröffentlichte Erklärung zurücknehme und verspreche, das
Schluss* und Abschiedswerkehen, dessen Veröffentlichung er ange-
droht, nicht herauszugeben und überhaupt nichts mehr ohne die
vorsohriftsmässige Gutheissung des Ortsbischofs drucken zu lassen,
so verfalle er ipso facto der Suspension. Curci veröffentlichte nun
das angedrohte Werkchen, Lo scandalo del Vaticano regio, duce la
provvidenza buono a qnalohe cosa. Brevi note onde Tautore di quello
valedice a siffatte polemiche, 1884. Es wurde sofort von der Inq.
16. Juli verb. und das Verbot 18. Juli veröffentlicht. Unter dem
28. Aug. richtete dann Leo XIII. ein Breve an den Erzbischof von
Florenz, worin er sagt, alle bisher gegen Curci ergriffenen Mass-
regeln seien mit seiner Genehmigung beschlossen worden, und dar-
auf erklärte Curci 14. Sept. in den Zeitungen: nachdem er durch
das ihm am 5. mitgetheilte Breve die volle Gewissheit erlangt, dass
die gesetzmässige kirchliche Autorität in seinen drei verbotenen
Schriften verschiedene tadelnswerthe Sachen gefunden, missbillige
und verdamme er alles, was in diesen Schriften gegen den Glauben,
die Sitten und die Disciplin der Kirche Verstösse ^). Die Index-
1) Civ. 12, 7. 482; 8, 105. Vgl. Deutseber Merkur 1877,. 876. 390.
1168 HomiBche Frage.
Congr. hat von dieser Unterwerfung bis jetzt noch nicht Act ge-
nommen;
Yon Interesse sind in Curci's Büchern die indiscreten that-
sächlichen Mittheilungen über Personen und Zustände in Rom und
Italien. Von dem Index sagt er II Vaticano p. 166 u. a.: «Der Yatican
bedarf einer Schmiede, die stets zur Hand ist, um die Blitze zu be-
reiten, die gegen Leute, welche ihm yerhasst oder unbequem werden,
zu schleudern sind. Zu dem Ende sucht er den Glauben zu ver-
breiten, es bestehe in Rom ein auserlesener Areopag von Gelehrten,
welcher die Literatur der ganzen Welt überwachen, das Gold von
den Schlacken scheiden und die Katholiken vor letzteren warnen
könne. Das ist aber nur eine Fabel oder poetische Fiction. In
Wirklichkeit verhält sich die Sache so: die Index-Congr. besteht
aus einem Cardinal Fraefecten, der sich wenig oder gar nicht um
die Sache bekümmert [und aus mehreren Cardinälen als Mitgliedern,
die sich nicht mehr darum bekümmern], aus einem Secretär, der für
ein bescheidenes Einkommen die Arbeit thut, und aus etwa 40 Con-
Bultoren [meist] ad honorem, denen die Ehre nicht mehr Arbeit
verursacht als unseren Comthnren und Rittern ihr Titel. Das Wenige,
was zu thun ist, besorgen ohne alle Remuneration einige Priester
und Mönche. Diese Gongregation also weiss von der Masse von
grossentheils sohlechten Büchern, die täglich erscheinen, nichts, will
auch nichts davon wissen; sie ignorirt ihre Existenz. Sie befasst
sich nur mit solchen- Büchern, welche ihr unter Beilegung eines
Exemplars denuncirt werden. In ganz seltenen Fällen wird nun
wohl ein Buch aus aufrichtigem Eifer für die Wahrheit denuncirt;
in den meisten Fällen geht die Denunciation von offenen oder ver-
steckten Gegnern der Schriftsteller aus, die auf diese Weise einen
Nebenbuhler demüthigen, sich für eine Kränkung Genugthuung ver-
schaffen wollen u. dgl. . . Nicht zufrieden mit der Denunciation
geben sich die Denuncianten vielfach Mühe, ihren Zweck zu erreichen,
als ob es sich um die Gewinnung eines Processes handelte: sie be-
suchen die Consultoren, reichen Schriftstücke ein, suchen die Be-
theiligten indirect zu beeinflussen u. s. w. Yon alledem erfahrt
der Denuncirte nichts, trotz der Bestimmung Benedicts XI 7., dass
ihm Gelegenheit geboten werden solle, sich zu vertheidigen . . .
So erklärt sich die merkwürdige Erscheinung, worüber uns die
Akatholiken verspotten könnten, dass ein gewissenhafter Katholik
unbedenklich, wenigstens ohne gegen ein Gebot der Kirche zu Ver-
stössen, die gottlosesten und unsittlichsten Bücher lesen kann, aber
418; 1881, 267; 1884, 887. Foreign Church Review 1881, 144. Rolfus,
KirchengeBch. 8, 569. — Gegen Curci erschienen von Jesuiten : Breve esame
dell opusc. ... II modemo dissidio . ., 1878 (nach Sommervogel von M.
Liberatore und E. Ballerini) ; C. M. Curci e il suo libro sul mod. diss. Let-
tere critiche di un cattolico italiano, 1878 (von G. Zocchi); Risposta al
libro La nuova Italia . . ., 1881 (von Fr. Salis-Seewis und Ballerini); II
Vaticano regio . . . smascherato, 1884. — Das neue Italien und die alten
Zeloten. .Autorisirte deutsche Ausgabe von J. Booch-Arkossy, 1882.
C. M. Cnrci. O. Andisio u. a. 1169
wenn er eine Seite in Rosmini's «Fünf Wunden der Kirche*' oder in
Audisio^B „Religiöse nnd bürgerliche Gesellschaft des 19. Jahrh/',
zwei der besten Bücher, die ich kenne, liest, eine Todsünde begeht.
Man wird sagen : jene schlechten Bücher zu lesen, dürfe kein Christ
für erlaubt halten. Aber er weiss es ja doch nicht immer im vor-
aus, dass sie schlecht sind. — Man habe also die Ehrlichkeit, an-
zuerkennen, und den Muth, es auszusprechen, dass ein System wie
das der Index-Congr. unter den gegenwärtigen Verhältnissen absolut
unhaltbar ist und dass man es in diesem Punkte wie in vielen anderen
dem Gewissen des einzelnen urtheilsfähigen Katholiken überlassen
sollte, über Erlaubt und Unerlaubt zu entscheiden. Aber dann würde
die Bjitzschraiede im Vatican erlöschen und Millionen irrende Ge-
wissen und Millionen schwere Sünden wurden wegfallen, und das
kann der Vatican nicht gestatten, dessen Herrschaft eben auf den
irrenden Gewissen und ihren Sünden beruht. — Ich habe vergessen
zu erwähnen, dass es für ängstliche Gewissen ein Mittel gibt, sich
vor Versündigungen gegen die Index-Congr. zu schützen. Wer einige
Lire zahlt und ein Zeugniss irgend eines Beichtvaters beibringt, —
ein genügender Grund, ein solches auszustellen, ist für manchen
Beichtvater schon die Thatsache, dass darum gebeten wird, — kann
die Erlaubniss erhalten, alle verbotenen oder noch zu verbietenden
Bücher zu lesen, mit Ausnahme von zwei oder drei besonders
schlimmen, die dem Schreiber gerade in die Feder kommen [? vgl.
8. 906. 919]. Diese Ausnahme dient zur Aufrechthaltung der er-
wähnten poetischen Fiction, die vorausgesetzt werden muss, wenn
nicht die ganze Geschichte in Kauch aufgehen soll.**
Eine Vertheidigung Curci's von Monsignore Giambattista Sava-
rese, — er wurde 1858 Referendario della Segnatura und Prelato
doraestico, ging dann aber bald in seine Heimath und kam erst 1881
nach Rom zurück, — La civilta moderna difesa contro la Risposta
al libro La nuova Italia ed i vecchi zelanti, und dessen L'ultima
fase della questione Romana, beide Neapel 1882^), stehen nicht im
Index, auch nicht L'educazione del giovane clero nei seminarii e i
nuovi tempi. Brevi considerazioni del Sac. Enrico Fani, Pir. 1882,
nach Civ. 11, 12, 72 eine Entwicklung von Gedanken aus Curci^s
Schrift; dagegen wurde gleich verb. La religione e i partiti estremi.
Stndii di Candido Arasieve, Lecce 1881, 324 S. Im Index steht
hinter dem Namen pseudonimo und die Civ. 11, 8, 199. 565 sagt,
derselbe sei das Anagramm eines armen Priesters, der die Plage
seines Bischofs und die Schmach seiner Diöcese sei.
Am 18. Apr. 1877 verbot die Inq. Guglielmo Andisio, Prof.
di filosoßa del diritto nell* Univ. Romana, Canonico di S. Pietro in
Vaticano, Della societä politica e religiosa rispetto al secolo deci-
monono, Fir. 1876. Die Index-Congr. veröffentlichte das Verbot
20. Apr. mit Auetor laud. etc. Von einem frühern Buche von Audisio,
1) Deutscher Merkur 1882, 276. Er hat 1856 gegen A. Günther ge-
schrieben; vgl. S. 1121 und 1178.
1170 Römische Frage.
— geb. 1802, bis 1850 ProfeBSor in Turin, Beitdem in Rom, —
Diritto pubblico della chiesa e delle genti cristiane, 1863, 3 toI.
(Droit public de Töglise, trad. par le Cban. Labis, 1864), hatte die
Civ. 5, 8; 314 gesagt: der Name des YerfasserB genüge zur Em-
pfehlung. Das neue Buch, — in einzelnen Artikeln vorher in der
Rivista universale erschienen, — wurde im Correspondant 107, 360
sehr gelobt; Civ. 9, 12, 453 meinte: Sunt bona mixta malis; der
Verfasser gehöre zu den liberalen Katholiken, spreche von den poli*
tischen und religiösen Verhältnissen des 19. Jahrb., ohne aus den
Decreten des Vatioanums, dem Syllabus und anderen Kundgebungen
Pius^ IX. ein Heilmittel zu entnehmen u. s. w. Schärfer wurde
das Buch in anderen Blättern von dem spätem Cardinal Parocchi,
Msgr. Nardi u. a. angegriffen. Audisio bat den Dominicaner Zigliara
(jetzt Cardinal) um ein Gutachten und Hess dieses mit einer £ot-
gegnung, worin er die Ausstellungen in einer neuen Auflage oder
einer neuen Schrift zu berücksichtigen verspricht, im Februar im
Osservatore Romano abdrucken ^). Das hat ihn vor der Verdam-
mung durch die Inq. nicht gerettet. Uebrigens steht er noch in
der Gerarchia catt. von 1882 unter den Consultoren der Index-Congr.
1878 wurde, gleichfalls mit Auetor laud. etc. verb.: Gins.
Cerruti, Canonico Penitenziere della cattedrale di Novara, La
Chiesa catt. e Tltalia; storia eccles. e civile dalla venuta di San
Pietro a Roma sino alFanno 30 del fortunoso pontiflcato di Pio IX.,
Torino 1878, 2 vol. Civ. 10, 4, 545 sagt, der Verf. wolle zeigen,
dass die Kirche sich immer den socialen Verhältnissen anbequemt
habe, er spreche zu Gunsten einer Versöhnung der Kirche mit dem
Liberalismus, sein Buch sei ein neuer Beweis, dass la lue conciliativa
sich ausbreite. — Am 22. Dec. 1876 wurde Storia della Chiesa per an
vecchio cattolioo (Luigi Anelli), Milano 1875, 2 vol., mit Opus prae-
damnatum ex reg. IL Ind. verb., später aber gemeldet: Auetor laud.
etc. Der Verf., ein Abate, geb. 1803, war 1848 Mitglied der pro-
visorischen Regierung in Mailand, und hat nach Gabernatis auch
eine Storia d'Italia, 1815 — 67, 6 vol. mit republicanischer Tendenz
geschrieben, die nicht verb. ist. Von seiner Morale ai giovani, OBsia
Puomo educato alla virtü, 1877, sagt Civ. 10, 2, 79, sie sei gat
gemeint, aber nicht zu empfehlen. — Ausserdem stehen noch im
Index: II Papato ai tempi deir impero da Costantino a Giustiniano
e il papato ai tempi nostri, con alcune note illustrative sulle leggi
del 18. Maggie 1871 e 19. Giugno 1873, Rom 1874; Mario Ayala-
Roseo, Le temporalita della Chiesa e la questione Romana, 1874,
beide 1875 verb., letzteres von der Inq., und ein Buch (nur dieses)
von Marco Minghetti, geb. 1818, der unter Pins IX. und wieder-
holt unter Victor Emmanuel und Amadeo Minister war, State e
Chiesa, 1878, verb. 1878 (Deutscher Merkur 1878, 7).
1) Cassani, Riforma 1877, 113. 148. D. Merk. 1876, 418. 1877. 74.
631. Cassani bot das Buch seinen Abonnenten zu einem herabgesetzten
Preise an, mit der Bemerkung, nachdem es verboten worden, würden sich
manche um so mehr dafür interessiren.
Das Vatioanische Conoil. 1171
119. Das Vaticanische Concil.
Von den vor dem Concil erschienenen Schriften worden
nnr wenige verboten, im J. 1868 nach denen von Mayer und
Sporleiu zuerst 50 Thesen Über die Gestaltung der kirchlichen
Verhältnisse der Gegenwart, von Dr. Fr. Michelis, 1867, 15
S. 8., dann The condemnation of Pope Honorius, by P. Le
Page Renouf, 1868, 46 S. 8.i), — im J. 1869 Janus. Der Papst und
das Concil, 1869 ^j, quocunque idiomate verboten, und eine kleine
italienische Schrift. In der General-Congregation vom 16. Juli
1870 legten die fUnf präsidirenden Cardinäle eine Protestation
vor, welche von vielen Mitgliedern des Concils unterschrieben
wurde : alles, was in Zeitungen und Broschüren, — namentlich
in zwei, welche ob suam calumniandi artem obtrectandiqne licen-
tiam ceteris palmam praeripuisse videntur, Ce qui se passe au
Concile und La derniere heuredu Concile'), — gegen den Papst
und den apostolischen Stuhl oder die h. Synode und über die
angebliche Unfreiheit dieser gesagt werde, sei falsch und ver-
leumderisch. Der Secretär der Index- Congregation hat nicht
für gut gehalten, die beiden Schriften in den Index aufzunehmen.
Die Index-Congregation veröffentlichte vom November 1869 bis
September 1872 nur ein Decret, 6. Sept. 1870; unter den 12
darin verbotenen Büchern ist nur eins, ein portugiesisches von
Nnnes, welches sich auf das Concil bezieht. In dem Decrete
vom 23. Sept. 1872 stehen 11 auf das Concil bezügliche Schriften,
sämmtlich 1871—72 von der Inquisition verboten, der also da-
n)als dieser Zweig der Literatur zugewiesen gewesen sein muss,
darunter neben Schriften von Lord Äcton, Berchtold, Friedrich,
Ruckgaber, Schulte, Zirngiebl u. a. auch das Broschürchen von
1) Friedrich, Vat. Konzil, 1, 742. The case of P. Honorius reconsidered
with referenoe to recent apologies, 1869, 100 S., ist nicht verb.
2) von Döllinger unter Mitwirkung von J. Huber verfaset.
3) Beide Paris 1870, letztere auch München 1870, französisch (7 S.
8.) und deutsch (von W. Eleischl, f 1873). Die erstere Schrift (215 S. 8.)
wurde anfangs Dr. Fahre, Prof. an der Sorbonne, zugeschrieben, der sie
aber desavouirte, dann einem Abbe Guillard Rhein. Merkur 1870, 165.
Uebersetzung: Wie es auf dem Concil zugeht (Stimmen aus der kath. Kirche,
2. Bd.), München 1870.
1172 Das Vatioanische Goncil.
Th. Braun (S. 1156) und der zu Köln erschienene Kleine ka-
tholische Katechismus von der Unfehlbarkeit, nur 14 S. 8. und,
als er verboten wurde, schon in 9 Auflagen verbreitet. In den
nächsten Jahren wurde dann noch eine Reihe von Schriften, die
mit der Opposition gegen das Goncil zusammenhangen, verboten,
freilich nnr ein kleiner Theil der erschienenen und in einer
Auswahl, die nicht planvoller ist, als man das von der Index-
Congregation gewohnt ist. Von Schulte und Friedrich stehen
je vier Schriften im Index^ von Langen zwei, von Buchroann
eine ; von Reinkens wurden, nachdem Pius IX. in der Encyclica
vom 21. Nov. 1878 seine Wahl zum Bischof für null und nichtig,
seine Consecration illr sacrilegisch, ihn selbst und seine An-
hänger für excommunicirt und Ketzer erklärt hatte ^), 1877 von
der Inquisition zwei kleine Schriften verboten. 1876 verbot die
Inquisition auch die im Auftrage der altkatholischen Synode
herausgegebenen Schriften: Rituale, Katechismus und Leitfaden
für Religionsunterricht, 1877 die Index-Gongregation den 1876
zu Bern erschienenen Catöchisme catholique. Das ist so ziem-
lich alles: die Römischen Briefe vom Goncil von Quirinus, 1870,
z. B. sind nicht verboten. Seit dem J. 1875 wird, der Encyclica
von 1873 entsprechend, den altkatholisehen Schriften gewöhn-
lich, nicht immer, beigefügt: Opus praedamnatnm ex regnla IL
Indicis. — Die französische Goncilsliteratur ist nur durch Jean
Wallen, La verit^ sur le concile, 1872, von der Inquisition ver-
boten 1873, und das Buch des protestantischen Theologen £. de
Fressens^, Le concile du Vatican, son histoire et ses consequen-
ces politiques et religieuses, 1872, verboten 1876, vertreten, —
von E. Michaud steht nichts im Index, — die italienische durch
die unter dem Namen Pomponio Leto erschienenen Otto mesi
a Roma durante il Goncilio Vaticano, 1873, von der Inquisition
1) Acta S. S. 7, 465: . . . auctoritate Omnipotentis Dei excomma-
nicamus et anathematizamus atque ab Eoclesiae oommunione segregatoB
et in eorum numero habendos esse, a qaorum oonsuetudine congressuqne
sie Omnibus Ghristifldelibus interdixit Apostolus, ut nee Ave Ulis dicere
diserte praeceperit, deolaramus, edicimns et mandamus. In dem Breve an
die Schweizer vom 6. December 1876 (Acta S. S. 9, 598) heisst es von
dem Bischof Herzog und seinen Anhängern doch nur : auctoritate 0. Dei
exe. et an. atque ab £. oomm. segregatos et ut prorsus schismaticos ha-
bendes esse edicimus et denunciamus.
Fr. Micfaelis. 1178
Terboten 1876, und ein paar andere Bttcber. Neuestens, 1884,
ist eins von Savarese hinzugekommen.
Von den auf die Ma^gesetze bezüglichen Schriften wurden
Paul Hin8chiu8, Die Orden und Congregationen der kath. Kirche
. . . 1874, und H. Dürrschmidt, Die klösterlichen Genossen-
schaften in Bayern . . ., 1875, beide gleich nach dem Erscheinen
mit Opus praed. etc. verboten, ersteres mit dem Zusätze: sicuti
omnia similia opera haereticorum, femer 1874 ein zu München
erschienenes Schriftchen von Vincentius Sincerus und die ano-
nyme Schrift: Drei Gewissensfragen tiber die Maigesetze, letzere
10. Juli 1874 mit d. c, worauf der Verfasser, Bischof Martin
von Paderborn, sogleich eine verbesserte Ausgabe veranstaltete,
so dass schon 11. Dec. 1874 gemeldet werden konnte: Auetor
laud. se subjecit et opus emendavit.
1. Merkwürdiger noch, als dass die Thesen von Mi che Hb
(Th. Lit.-Bl. 1868, 59), — der im Index Franc, in Wirklichkeit
Friedrich heisst, — (gleichzeitig mit Frohschammers Christenthum
und moderne Naturwissenschaft) verb. wurden, ist, dass keine seiner
späteren Schriften im Index steht. Im Lit. Handweiser 1867, 541
wurde bei der Anzeige der Thesen bemerkt: Das Schriftchen muss
wegen eines Theiles seines Inhalts in Rom zweifelsohne verb. werden.
Der Nuncius Meglia berichtete darüber nach Eom. M. erfuhr das
Verbot aus den Zeitungen, veröffentlichte 1868 eine 2. Auflage mit
einer geharnischten Erklärung in Form eines Briefes an den Bischof
von Frmland, dann aber eine Revocation mit dem ausdrücklichen
Vorbehalt, dass diese nur die Bedeutung eines disciplinären Actes,
des Gehorsams gegen die kirchliche Behörde habe^). Anctor laud.
etc. steht im Index nicht.
1) In dem Briefe an den Bischof von Ermland sagt M. u. a. : i,Der
Bestand und das Verfahren der Rom. Index-Congr., wie es jetzt ist und
wie ich es in diesem Augenblicke thatsäcblich erfahre, ist ein schlechthin
ungerechtes, auf keinem Recbtsprincipe beruhendes, jeder Gerechtigkeit
Hohn sprechendes, . . . gibt die Kirche Gottes auf Erden nicht bloss dem
Hohne der Böswilligen, sondern auch der Verachtung der Vernünftigen
preis . . . Die Hexenprocesse sind abgethan und die Inquisition ist abge-
than; ich vertraue, dass die Zeit für die Kirche kommen werde, wo der
geistige Mord eines redlich strebenden Gelehrten durch canonische Formen,
die jedes Reohtsprincipes entbehren, abgethan sein wird. Sie sind mein
nächster Richter; in Ihre Hände lege ich von neuem meine unveränderten
Thesen nieder; wenn in ihnen etwas dem kath. Dogma, etwas auch nur
der kath. Ehrerbietigkeit gegen die Oberen Zuwiderlaufendes nachgewiesen
wird, bin ich jeden Augenblick zum Widerrufe bereit." In der 1869 er-
schienenen „Versuchung Christi" S. 39 sagt M. : „Die 2. Ausgabe mit der
Vorrede war ein der Form nach falscher, aber ein absichtlich gethaner
falscher Schritt, ein alleräusserstes Mittel, um eine Eeaction des Episoo*
1174 Das Vaticanische Concil.
Dass von den deutschen Schriften nicht mehr in den Index
kamen, ist um so anffallender, als der Münchener Nuncius Meglia
über mehrere ausführlich nach Rom gerichtete und einzelne der
Aufmerksamkeit der Index-Congr. ausdrücklich empfahl^). Auch
die von dem Domcapitular J. A. Ginzel zu Leitmeritz (1804 — 76)
anonym veröffentlichte Schrift: Reform der Römischen Kirche in
Haupt und Gliedern Aufgabe des bevorstehenden Rom. Concila,
1869, steht nicht im Index. Dagegen wurde die gleichfalls anonyme
Schrift Die theologischen Studien in Oesterreich und ihre Reform.
Eine theologisch-historisch-politische Monographie, 1873, von der
Inq, Fer. IV. 30. Apr. 1873 verdammt. Da Ginzel schon 12. Jan.
1873 sich als Verfasser bekannt hatte, wurde ihm das Decret durch
seinen Bischof mitgetheilt, und er erklärte diesem : wenn die Curie
seine Schrift wegen dieser oder jener Sätze, die ihr nicht gefielen,
in den Index zu setzen beschlossen habe, so müsse er sich das ge-
fallen lassen; er wolle, wenn das verlangt werde, zu diesem Ur-
theile schweigen, keine neue Auflage erscheinen lassen und die in
der Schrift entwickelten Anschauungen und Vorschläge nicht weiter
verfolgen. Darauf wurde das Verbot 26. Aug. 1873 mit Auetor
laud. se subjecit (ohne et opus reprobavit) publicirt^). — Du con-
cile general et de la paix religieuse . . . par Mgr. H. L. C. Maret,
iv§que de Sura, 1869, 2 vol., — in demselben Jahre erschien noch
Le Pape et les eveques, defense du livre sur le concile . . . , wird
in den schärfsten Ausdrücken in dem Breve vom 12. März 1870
getadelt, in welchem Pius IX. den Abt Gueranger für seine Gegen-
schrift belobt'). Gegen die Lettres du P. Gratry a Mgr. Dechamps
veröffentlichte der Bischof Räss von Strassburg ein Mandement vom
pates gegen das Verfahren der Congregation zu Wege zu bringen. Nach-
dem dieser Schritt sich als erfolglos erwies, habe ich revocirt . . . Zugleich
habe ich mich zweimal an den Card, de Luca als Vorsitzer der Congr.,
ferner an die Bischöfe von Münster und Ermland mit der schriftlicheo
Bitte gewandt, mir wenigstens hinterher zu meiner Beruhigung privatim
die Puncte anzuzeigen, die in meinen Thesen der kath. Glaubens- and
Sittenlehre zuwiderliefen, ohne bis jetzt auch nur die leiseste Andeutung
zur Beantwortung zu bekommen.**
1) Cecconi, Conc. Vat. 1, 2, 478. 500. 547. Friedrich, Vat. Konz.
2, 291.
2) Deutscher Merkur 1878, 87. 323. 882 (nach einem Briefe von
Ginzel an mich). Tb. Lit.-Bl. 1878, 29. 293.
3) Acta S. S. 6, 611. Der Papst spricht von der Insania derjenige^
welche perniciosas quasdam doctrinas saepius improbatas audacter in me-
dium proferunt uti indnbias aut saltcm plane liberas, corradunt e veteri-
bus earum propugnatoribus captiunculas historicas, mutiia scriptorum
testimonia, calumnias Rom. Pontificibus affictas u. s. w., und lobt Gueraoger,
dass er praecipua ex ejusmodi scriptis refellenda unternommen. Maret
wird nicht genannt; aber Guerangers Buch heisst: De la monarcfaie pon-
tificale k propos du livre de Mgr. P6veque de Sura. Maret hatte selbst
sein Buch dem Papste im Sept. 1869 übersandt (Cecconi 2, 2, S63). N»c!«
Pomp. Leto p. 33 erklärte die Index-Congr., das Buch enthalte nidits
gegen den Glauben, und beschrankte man sich darauf, in Rom d«n Verksrf
zu verbieten. Deutscher Merkur 1882, 242.
Ginzel. Maret. Gratry. Schulte u. a. 1175
19. Febr. 1870, dem viele französische und italienische Bischöfe (und
die von Würzburg und Eichstädt) in Mandements oder Briefen
zustimmten ^). Im Index stehen Maret und Gratry nicht, aber nach-
dem sie sich unterworfen ^), wurden ihre Schriften ans dem Buch-
handel zurückgezogen.
Die 1869 verbotene italienische Schrift, La questione religiosa,
con qnattro punti di riforma cattolica, per G. B. Fioroli della
Lena, Fadova 1869, polemisirt gegen die Questione religiosa des
Mazzinisten Alberto Mario, die nicht verb. ist, verlangt Beseitigping
der Autokratie und der weltlichen Herrschaft des Papstes, Wahl
der Bischöfe durch das Volk, Weihe derselben ohne päpstliche Be*
stätignng, Aufhebung des Cölibatsgesetzes und Yolksprache bei dem
Gottesdienste^). 1877 wurde gemeldet: Auetor (ein Laie) laud. etc.
— Von dem Berichte über das 9. Dec. 1869 in Neapel zusammen-
getretene, aber schon am 10. von der Polizei aufgelöste Freidenker-
Concil: L'anticoncilio di Xapoli di 1869 promosso e descritto da
Gius. Kicciardi, Nap. 1870, 320 S., hat die Index-Congr. keine Notiz
genommen^).
2. Dem Titel der 1870 verbotenen Schrift 0 Papa-Rei e o
concilio por Emmanuel Nunes-Giraldes, Lisboa 1840, ist in dem
Decrete nicht, wie sonst, eine lateinische, sondern eine französische
Uebersetzung : c'est k dire: Le Pape etc. beigefügt. Das Buch
scheint also von einem Franzosen denuncirt worden zn sein. Nach
dem Verbote erschien: II Papa Be ed il Concilio per Manuel Nunes
Giraldes, Prof. di diritto politioo ed eccles. nell* Univ. di Coimbra.
Versione dal portoghese del Prof. Giacomo Bicheri, Torino 1871,*
128 S. 8. Die Schrift ist hauptsächlich gegen die weltliche Herr-
schaft des Papstes gerichtet.
Durch ein Decret Fer. V. 22. Juni 1871 wurde ausser La
chiesa (S. 1029) noch verb. das unbedeutende Schriftchen: Ist die
Lehre von der Unfehlbarkeit des Papstes katholisch? Eine Frage,
gestellt und beantwortet im Namen des hierüber noch nicht ge-
hörten kath. Volkes von W. J. Beiohel, Stiftspropst von Zwettl,
Wien 1871. Die anderen Bücher wurden 1871—72 durch Mitt-
wochs-Decrete verb., zuerst 15. März 1871: J. Fr. v. Schulte,
1) Ano. de phil. ehr. 6, 1, 129. Rolfus, KiroheDgesch. 1, 226.
2) Holfus 1, 629; 2, 33. Katholik 1872, I, 117. In der Rev. des sc.
eccl. 1871, 2, 426 wird Maret, Dupanloup u. a. vorgehalten, dass es für
sie nicht genüge, de dire froidement au public: J'ai fait ma soumission,
und dasB sie strenge verpflichtet seien k reparer le scandale non pas seule-
ment par un desaveu formel et explicite de leur conduite passee, mais
par une r^futation detaillee, partout oü besoin sera, de leur faux enseigne-
ment. — Gratry starb 6. Febr. 1872, Dupanloup 1878, Maret 1684, ohne
jener Verpflichtung nachgekommen zu sein.
3) Civ. 7, 6, 60. Friedrich, Vat. Kodz. 2, 327,
4) Unter denjenigen, die zu Ricciardi's Einladung ihre Zustimmung
erklärt hatten, sind folgende, die im Index stehen: Filopanti, Ausonio
Franchi, Marchesa Fiorenzi-Waddington, Quinet, Michelet, Y.Hugo, Littre.
Friedberg, Actenst. zum Yat. Gonc. S. 88. Rolfus, Kirchengesch. 1, 195.
1176 Das YRticaniBohe Concil.
Die Macht der Rom. Päpste . . ., 1870 (2. Aufl. 1871; 1879 wurde
auch die französ. Uebersetznng von Et. Patru, 1879, mit quocim-
que idiomate von der Inq. verb.), dann 26. Apr.: Die Irrlehre dw
Honorins und das vatican. Deoret über die päpstl. Unf. Ein Ver-
such zur Verständigung von Prof. Aemil Ruckgaber (Pfarrer in
der Diöcese Rottenburg), 1871, 104 S.^), — dieses Verbot wurde
23. Juni mit Auetor laud. etc. publicirt, — ferner von 1871 er-
schienenen deutschen Schriften: Lord Acton, Sendschreiben an einen
deutschen Bischof des Vat. Concils. Sept. 1870, und Zur Geschichte
des Vat. Concils; J. Berchtold, Die Unvereinbarkeit der neuen
päpstl. Glaubensdecrete mit der bayerischen Staatsverfassung; J.
Friedrich, Tagebuch, währenddes Vat. Concils geführt; Schulte,
Die Stellung der Concilien . . . , Denkschrift über das Verhältniss
des Staates . . . , und Das Unfehlbarkeitsdecret vom 18. Juli 1870
auf seine kirchl. Verbindlichkeit geprüft [von Ren seh], hrsg. von
Schulte; E. Zirngiebl, Das Vat. Concil ... — Von Schulte wurde
1876 noch von der Index-Congr. verb. Der Cölibatszwang . . . ,
1876, von Friedrich 1875 Der Kampf gegen die deutschen Theo-
logen, 1875, 1876 Der Mechanismus der Vat. Religion, 2. Aufl.
1876 j von der Inq. 1877 Geschichte des Vat. Konzils [1. Band],
1877. — Von Rein kons stehen im Index nur: Ist an Christi Stelle
für uns der Papst getreten? Würzb. 1878, 24 S., und lieber Ein-
heit der kath. Kirche, Würzb. 1877, 160 S., beide 1877 verb.;
von J. Langen, Das Vat. Dogma . . . 1871—73 (der 1876 er-
schienene 4. Theil ist also nicht verb.), und Die Trinitarische Lehr-
differenz, 1876; vou J.Buch mann Die unfreie und die freie Kirche
. . ., 1873. Die Verfassung der Kirche im Jahrhundert der Apo-
stel, von einem kath. Historiker, 1873, verb. 1874, ist von J. M.
Watterich 2). — Das beabsichtigte Verbot der Studien und Glossen
zur Tagesgeschichte von A. Ph. von Segesser (Am Vorabende des
Conoiliums, 1869; Das Ende des Kaiserreichs, 1870) soll Bischof
Greith hintertrieben haben*).
3. Der vollständige Titel der Schrift von Jean Wallon ist:
La v6rit6 sur le concile. Reolamations et protestations des evfe-
ques. Discours de Darboy. M. l'abbe Döllinger. Mgr. Dechamps.
Mgr. Dupanloup. Testament spirituel de Montalembert, 240 S. 8.
La cour de Rome et la France, 1871; Un colUge de J^sui-
tes, 1880, und andere schlimmere Sachen von ihm sind nicht
verb. — Erst 1873 wurde ein Schriftchen von A. d'Orient verb.,
1) Im Deerete und im Index steht der Titel nur lateinisch. l>as
Verbot ist dem Verfasser nicht vor der Publication vorgelegt worden;
wenigstens sagt er in der Unter^'erfungserklärung, die er den Bi8chof
Hefele nach Rom zu befördern bat, er habe das Verbot vom 26. Apr.
durch die Zeitung erfahren. D. Merk. 1871, 188. 217. — Ueber Reichel
8. 1871, 218. — Prof. Berchtold in München wird im Index mit dem Dom-
herrn J. A. Berchtold in Sitten (S. 1117) identificirt.
2) D. Merk. 1873, 819. 371. 878.
3) Katholik (Bern) 1882, 22. Th. Lit.-Bl. 1870, 152.
Huckgaber. Friedrich. Reinkens. Langen u. a. 1177
Des deatin^B de T&me aveo des considiratioos prophitiques . . ,
nouv. edition . . . preoed^e d^un appel aux catholiques de bonne
foi et au fntnr concile. Die neae Ausgabe war schon 1868, die
erste schon 184G erschienen. Bei Lorenz ist eine ganze Reihe von
wunderlichen Schriften desselben Autors, — sein wahrer Name ist
Yial, — verzeichnet, u. a. eine Bearbeitung der Apokalypse in
französischen Hexametern.
Das Gerücht, das unter dem Namen Pomponio Leto erschie»
nene Buch sei von dem eben verstorbenen Card. Vitelleeohi, wurde
von den Brüdern desselben dementirt. £s ist von einem Bruder
de« Cardinais, Marchese Francesco Nobili-Vitelleschi ^). — 1872
wurde von der von dem Priester Giac. Cassani, Prof. der Rechte
zu Bologna, seit 1871 herausgegebenen, nicht eigentlich anti-infalli-
bilistischen, aber sehr anticurialistischen Zeitschrift II Rinnovamento
cattolico der Jahrgang 1872 und ein Abdruck von Aufsätzen aus
dem Jahrgang 1871: Delle principali questioni politiche-religiose.
Yol. L Dei rapporti fra la chiesa e lo stato, 1872, verb. Cassani
verlangte darauf von dem Präfecten der Index-Congr. unter Beru-
fung auf die Bulle Benedicts XIY. von 1753 (S. 4) Angabe der
Grründe des Verbotes. Li der ersten Nummer von 1878 sagt er:
er habe keine Antwort erhalten; er wolle jeden Irrthum, den man
ihm nachweise, berichtigen, aber nicht den blinden Gehorsam üben,
wie manche die Vernichtung aller Wissenschaft, namentlich der
Theologie und des Kirch enrechts, nannten. Gleichzeitig kündigte
er an, er werde in seiner Zeitschrift eine kritisch-juristische Ge-
schichte der Index-Congr. bringen. Diese ist aber nicht erschienen,
obschon die Zeitschrift bis 1878, seit 1876 als La Riforma disci-
plinare cattolica fortgeführt wurde. — 1873 verbot die Inq. eine
Reihe von Aufsätzen des Priesters Ant. Cicuto, die unter der
Ueberschrift: II Conoilio Vaticano sta in mezzo agli estremi in der
Florentiner Rivista universale, vol. 14. 15, 1870 — 71, erschienen
und von der Civ. scharf kritisirt waren; dem Verbote ist beigefügt
Auetor laud. etc. — La infallibilitä pontificia e la libertä, Pen-
sieri critici d'un filosofo prattioo, Nap. 1873, verb. 1874, ist nach
Civ. 9, 1, 73 eine Broschüre von 89 S. 16., mit einer Vorrede von
Nie. Lopriore, rettore dl S. Maria la Nuova. — 1877 wurden zwei
Schriften von dem Historiker Rocoo Bombelli (1837 — 81) verb.:
L'infallibilit^ del Rom. Pont, ed il Concilio Vat., dialogo fra un
teologo ed un razionalista, Mil. 1872 ; Storia oritica dell* origine e
svoigimento del dominio temporale dei Papi, scritta su documenti
original! ed autentici, Rom 1877. In dem Decrete vom 5. Dec. 1881
wurde dann gemeldet: Auetor ante mortem laud. etc. — 1877 wurden
1) W. Arthur, The Pope, the King and the People, London 1877,
I S. XXVn. Th.Lit-Bl. 1874, 193; 1877, 591. D. Merk. 1876, 248. üeber
Cassani ebend. 1872, 92.
2) Civ. 8, 9, 719; 8, 5, 450 u. 8. w. Die Civ. polemisirte auch sonst
viel gegen die Riv. univ. 9, 4, 583 u. s. w., gegen ßon'ghi 8, 5, 165, gegen
Gius. Buroni 8, 7, 705.
1178 Das VAticanische Concil.
verb. GauBes interieureB de lafaiblesse extirieure de r^glise 1870,
Rome, imprimerie de J. Aureli, tomi 9 in 4 partes divisi, — 1879
von demBelben Werke Cinquieme partie, 3 voL, Korne 1878, — von
der in Born lebenden PrinzeBsin Caroline Elisabeth Sayn-Wittgen-
stein geb. Iwanowska, nach der Oiv. 10, 5, 228; 10, 7, 567 pieni
dl feminei ululati e di gemiti giansenistici sopra i mali della chiesa
presente troppo ubbidiente al Papa, vieles über das Yaticanam,
die Jesuiten u. s. w. ^). (Der 4. Theil besteht aus 4 Bänden mit
fortlaufender Paginirung, 1829 S. , der 5. aus 3 Bänden von
1254 S. 8.).
Bezuglich einer Societa cattolica italiana per la rivendieazione
dei diritti spettanii al popolo eristiano ed in ispezie al popolo ro-
mano (namentlich der Theilnahme an der Papstwahl) erklärte mit
Bücksicht auf ein gedrucktes Programm derselben die Poeniten-
tiarie 4. Aug. 1876, ihre Mitglieder seien der reseryirten Excommu-
nication verfallen^). 1834 wurden die Mitglieder der von dem
frühem Canonicus von St. Peter, Conte di Campello, und dem Mtgr.
Savarese (S. 1169) organisirten Chiesa cattolica italiana von dem
Cardinal- Vicar Parocchi excommunicirt und nun kam auch Savarefie
in den Index. Durch ein besonderes Decret vom 28. Nov. 1884
(Civ. 12, 9, 101) wurde verb.: La scomunioa di un' idea. Risposta
al Cardinale Vicario di Borna per Monsignor (titulo usurpato) Gr. R.
Savarey, Roma 1884, opus praedamnatum ex reg. II. Indicis Trid.,
quae est tenoris sequentis; folgt der Wortlaut der Regel (IS. 330),
der sonst jenem Zusätze nicht beigefügt zu werden pflegt, dies Mal
aber beigefügt zu sein scheint, um dem Leser die Wahl zu lassen,
Savarese zu den Haeresiarchen oder zu den einfachen Haeretikem
zu zählen ^).
4. Dass die Drei Gewissensfragen über die Maigesetze, be-
leuchtet von einem deutschen Theologen, Mainz, Fr. Kirehheim
1) Ultramontane BUltter machten 1877 ihre Leser mit der Nachriebt
(p'aueln: im Hause einer fast 60jährigen Fürstin russischen UrsprungB
komme ein an tivaticani scher Club von 6 oder 7 Mitgliedern zusammen,
der über dogmatische und kircbenrechtliche Fragen discutire, das Vatica-
nischc Concil kritisire und für einen Gegenpapst zu arbeiten scheine; man
sage, dasB sogar ein Cardinal den Sitzungen, wenn auch nur als Zuhörer
beiwohne; die Debatten würden in 100 Exemplaren gedruckt and nach
Deutschland, Oesterreich und der Schweiz versandt. D. Merk. 1877, 97.
Die erste Notiz der Civ. über das Werk der Prinzessin steht in einem
Artikel über Cagliostro!
2) A. J. P. 15, 1007. Count Campello. An autobiography . . . with
an introduction by W. Arthur, 1881, p. 113.
3) Die von Savarese herausgegebene Liturgia della Chiesa cattolica
italiana, Roma 1884, 197 S. 8., ist nicht verb. Der Capuciner Andrea
d'Altagena, der sich Savarese und Campello anschloss, f 7. Nov. 1884,
Hess 1860 eine Schrift, die er durch einen Cardinal Pius IX. hatte über-
reichen lassen, heimlich drucken und wurde von der Inquisition zq Ana*
atossung aus dem Orden, Suspension und zwölfjähriger Haft veimrtheilt,
— die Schrift wurde verbrannt, — aber nach 2^/2 Jahren frei gelasteo,
weil ihn Napoleon als Corsicaner reclamirt«.
CoTnmnnisten nnd Sodalisten. 1179
1873, von dem Bischof Martin sind, wird man in Rom nicLt ge-
wuBBt haben, sonst würde man nicht das am 10. Jnli 1874 be-
schlossene Verbot publicirt haben, ohne ihm vorher Mittheilung zu
machen. In dem Vorwort zu der 1874 erschienenen zweiten ver-
änderten Auflage wird gesagt: ,,Die anstössige Stelle, welche von
Seiten der Index-Congr. der 1. Auflage die üensur d. c. zugezogen,
ist mit vorbehaltloser kindlicher Unterwürfigkeit gegen die höchste
Lebrautorität des h. apost. Stuhles verbessert worden. Die Be*
sitzer von Exemplaren der l. Aufl. werden dringend gebeten, diese
Verbesserung (S. 90, achter Satz) in ihre Exemplare aufzunehmen,
womit eo ipso die unter der Form d. c. ausgesprochene Censur be-
seitigt ist/' Wir wissen also ganz genau, welcher Passus in Rom
beanstandet wurde. Es ist die Behauptung: katholische Beamte
müHsten die Mitwirkung zur Ausführung der Maigesetze ablehnen,
wenn es ihnen ohne Gefährdung ihrer amtlichen Stellang möglich
sei; sie könnten z. B. ihren Chef ersuchen, die Durchführung der
Gesetze statt ihrer durch nicht kath. Collegen besorgen zu lassen;
sie dürften jedenfalls keinen Schritt über die in den Gesetzen selbst
gesteckten Grenzen, z. B. kath. Richter bei der Verurtheilnng von
Bisoböfen und Priestern wegen Uebertretung der Maigesetze nicht
über das geringste gesetzliche Strafmass hinausgehen; mit diesen
Einschränkungen aber sei katholischen Beamten die Mitwirkung zur
Ausführung der Gesetze nicht als Sünde anzurechnen, bis eine
höbere autoritative kirchliche Entscheidung erfolge. Diese Ansicht
mnsste also Martin zurücknehmen und statt dessen in Ueberein*
Stimmung mit dem „h. apost. Stuhle*^ lehren: ein kath. Beamter
dürfe unter keinen Umständen und in keiner Weise zur Ans-
fübrung der Maigesetze mitwirken. Es wäre interessant zu wissen,
von wem Martin denuncirt worden^). — Die gleichzeitig mit
der Broschüre von Martin unbedingt verbotene Ehrerbietige Vor-
stellung und Bitte an den hochw. Episcopat in Preussen. Ein
Wort zur Verständigung von Vincentius Sincerus, München 1874,
44 S. 8., tadelt die Opposition der preussischen Bischöfe gegen die
Maigesetze. Der Verfasser soll der Domcapitular Scharpff zu Rot-
tenburg sein.
120. Gommiinisteii und Socialisten.
Von Saint-Sinion steht nichts ira Index, von Fourier und
Cabet je eiu Buch, von Proudhon sämmtliche Werke, ausserdem
1) Nach dem Verbote wurde in dem Freiburger Kath. Kirchenblatte
gesagt: die fragliche Behauptung, ein kath. Beamte dürfe zur Ausführung
der üesetze mitwirken, wenn er durch die Unterlassung der Mitwirkung
seine öffentliche Stellung gef&hrde, sei von vielen angesehenen Moraltheo-
logen für irrig erklärt worden. D. Merkur 1874, 326. 889.
I
1180 Communieten und Sooialitien.
eine Reibe von Schriften von Anhängern der ersteren^). Eb
wäre doch besser gewesen, Schriften dieser Art als selbstver-
ständlich verwerflich zu behandeln, als eine planlos ausgewählte
kleine Zahl ausdrücklich zu verbieten.
Auch Saint-Simons (f 1825) Le nouveau christiamsme, 1825,
ist nicht verb. Die mit Saint-Simon znsaminenhangenden Schriften
werden im Index sehr ungenau verzeichnet: Doctrine de Saint-
Siraon. Exposition [d. i. Exposition de la doctr. de S.-S., 1830].
Et opus cui titnlus: Religion Saint-Simonienne ; aux artistes dn
pass6 et de Tavenir des beaux-arts; aux ^Uves de T^cple poljtecli-
nique^) .... nna cum opusculo : L'^ducation du genre hnmain par
Lessing (übersetzt von Eugene RodrigneR, gedruckt 1831 mit Olinde
Rodrigues' Lettres sur la religion et la poHtique, 1829), verb. 1835;
— ferner 1837 verb.: Religion Saint-Simonienne. Legons snr
^Industrie et les finances . . . par J. Pereire, 1830; Occident et
Orient. Etudes politiques, morales, religieuses pendant 1833 — 34
de Vhre chr^t., 1249—50 de Th^gire, par E. Barrault, 1835 (er
war mit dem Componisten Filicien David im Orient); — Paroles
du P^re k la cour d'assise [du dep. de la Seine le 8. avr. 1833,
Pire Enfantins Vertheidigungsrede] ; — Lettre du P6re [Enfantin]
k Gh. Duveyrier sur la vie ^ternelle, 1834; — ferner: P. En fan-
tin 1858. H. Saint-Simon 1813. Science de Thomme. Physiologie
religieuse^ 1859, verb. 1859; — J. Eeynaud, Philosophie reli-
gieuse, terre et oiei. 4. Ed., 1865, verb. 1865 (zuerst 1854 er-
schienen ; Reynaud 1 1863).
Von Charles Pourier (1768 — 1837) steht im Index nur Le
nouveau monde industriel et soci^taire, ou invention da procjde
dMndustrie attrayante et naturelle distribuee en s^ries passion^eB,
1829, verb. 1885, — von seinen Anhängern: Les nouvellea trans-
actions sociales, relig. et scientifiques, par Virtomnius (Just Moi-
ron), 1832, Parole de providence par Mad. Ciarisse Yigoureux,
1834 (fehlt in den Indices von 1879 und 81), und üestinee sociale
par Victor Consid^rant, 1834[— 44, 3 vol.], verb. 1836, von
diesem auch Consid^rations sociales sur Tarchitectonique, verb. 1837.
Von den zahlreichen Schriften von Etienne Cabet (1788—
1856) steht im Index nur Le vrai christianisme, 1846, verb. 1848
(in dem Index des Bischofs von Luyon Voyage en Icarie), von
seinem Anhänger Fr. Villegardeile Hist. des id^ea socialistes
avant la revolution fran^., ou les socialistes modernes devances et
depasses par les anciens penseurs et philosophes, 1845, 32., verb.
1852. — Mit P. J. Proudhon omnia opera quoc. idiomate exa-
rata in dem Decrete'von 1852 werden wohl, da er nur franzosisch
1) K. Hillebrand, Gesch. Frankreichs, 1869, 2, 147.
2) Bei Barbier-Qaerard werden 8 Broschüren von verschiedenen
Verfassern verzeichnet, deren Titel mit Religion Saint-Simonienne an-
fangt, darunter aux eleves . . ., 1830, 72 S., von Abel Tronson.
Magoetitmas und SpiritasmaA. llÜ
gesebrieben, die Uebersetsnngen mit eingeiBchlosseD werden sc^leti;
man wird auch wobl La bibl« annotee, 1865, and andere oacli 1852
erschienene Bücher (Drnjon 18. 215) als verboten anzusehen haben.
— Nächst Prondhon ist Henri -Alph. Esqniros (f 1876) am
stärksten im Index vertreten. Von ihm ist L^vangile dn penple)
1840, 16., verb. 1841, in demselben Jahre mit seinem Namen er-
schienen (er wurde dafür zu Gefängniss verurtheilt, Drnjon 155),
und 1844 wurden von ibm drei socialistische Bändchen in 32., Les
viergee martyres, — foUes, — eages, 1841—42, verb., von seinen
späteren, umfangreicheren Sobriften keine. — Sonst gehören noch
hierher: De Tamour selon les lois primordiales et selon les conve-
nances des soci^tes modernes, par £t.-P. de Senancour (1770
—1846), 4. ^d., 1834, 2 vol., verb. 1838, zuerst 1805 erschienen.
— eJjBL Bible de la libert6 par Lonis-Alph. Constant, pr^tre,
^dit^e par F. Legallois, 1841, verb. 1841 ; der Verf. wurde zu Ge*
fängniss vernrtheilt (Drujon 49). — Le dernier mot du sooialisme
par nn catboHque, 1848, verb. 1852, von Ch.-Fr. Chev^, der £a*-
tholicismus und weitgehende socialistische Ideen zn vereinigen euoiit
und auch anderes der Art geschrieben (Ami de la rel. 145, 208).
121. Magnetismus nnd Spiritismus.
lieber den animalischen Magnetismos hat die Inquisition
seit 1840 eine Reibe von Decreten erlassen, eine principielle
Entscheidung aber vermieden. Einer förmlichen Erklärung über
den Unfug des Spiritismus bedurfte es ja freilich nicht; aber
es ist doch wieder ein Beleg für die Planlosigkeit des Index,
dass von der unübersehbaren Menge der spiritistischen Schriften*)
nur etwa ein Dutzend ausdrücklich verboten sind, Schriften von
Cahagnet und Allan Kardec, einige französische Zeitschriften,
eine deutsche Ausgabe eines Buches von Güldcnstubbe, — dieses
1874 mit dem Znsatze: Opus praedamnatum ex reg. IX. Indicis,
— und einige andere. In einem Decrete der Inquisition von
1864 ist allerdings der Aufzählung einer Anzahl von BIcbern
beigefügt: et Hbri similia tractantes. Aber der Secretär der
Index-Congregation hat die einzelnen Bücher in das Alphabet
eingereiht und jenen Zusatz, statt ein Decretum generale dar-
aus zu machen, mit Beifügung der aus dem Verbote von Gülden-
1) W. Schneider, Der neuere Geisterglaube, 1882. Ueber die vielen
spanischen spiritistischen Schriften s. Pelayo 8, 816.
Rensch, Index II. 75
llSt Magnetismus und äptritiBmud.
stnbbe efttnommenen Motivirnng: ex regobt IX. Indieis, hinter
da8 Buch gesetzt, hinter welchem ef in dem Decrete von 1864
darum stand, weil es das letzte war, und das ist zufällig des
Strassbnrger protestantischen Theologen J. Matter (1791—1864)
Emannel de Swedenborg, sa vie, ses Berits et sa doctrine, 1863.
So könnte man durch den Index zu der Meinung verleitet werden,
Matters Buch gehöre zu den in der 9. Regel (I S. 338) ver-
botenen Bttchem über Magie oder dgl, während man ans dem
Index nicht ersieht, dass die Inquisition alle spiritistiseben
Schriften verboten hat.
Am 28. Juli 1840 eAlärte die Inquisition: Remote omni er-
rore, sortilegio, explicita aut implicita daemonis invocatiooe nsns
magnelismi, nempe merna actus adhibendi media physica alinnde
licita, nou est moraliter yetitna, dummodo non tendat ad finem illi*
citum aat qvomodocnnqae pravum. Auf eine Anfrage des Bisobofs
von Lanaaane und Genf (Frei barg) vom 19. Mai 1841, in welolier
das Verfahren bei der Herbeiführung des magnetischen Schlafes nnd
die Erscheinungen des magnetischen Somnambnlismus ausführlich
beschrieben werden, antwortete die Poenitentiarie 1. Juli 1841, ent-
sprechend einem Beaohluase der Inq. vom 21. April: usum magoe-
tismi, prout in casu exponitur, non licere. Card. Gousset erhielt
auf eine Anfrage unter dem 2. Sept. 1842 von dem Gross-Poeni-
tentrar Card. Castracane folgenden Bescheid: wo es sich nur um
die Anwendung des Magnetismus in besonderen Fällen gehandelt,
habe der h. Stuhl kein Bedenken getragen, Anfragen za beant-
worten; die allgemeine Frage aber, ob die Anwendung des Magne-
tismus mit dem Glauben und den guten Bitten vereinbar sei, bedürfe
einer langem Prüfung; durch eine voreilige Entscheidung könne der
h. Stuhl oompromittirt werden^). Am 28. Juli 1847 wiederholte
die Inq. die Erklärung von 1840. In einem Circular an die ita-
lienischen Bischöfe von Fer. IV. 21. Mai, an alle Bischöfe von
Fer. IV. 30. Juli 1866 (Civ. 6, 8, 193. Acta S. S. 1, 177) sprach
sie sich sehr scharf gegen aomnambulismi et clarae intaitionis prae-
stigia aus, wobei deceptio ' omnino illicita et haereticalis et acan-
dalum contra honestatem morum nicht zu verkennen sei. Weitere
Entscheidungen scheinen nicht erfolgt zu sein.
Ueber das 1853 aufgekommene Tischrücken, die Tables par
lautes, haben sich meines Wissens nur einige französische Bischöfe
officiell ausgesprochen (Ami de la rel. 162, 707.' 740). Auch die
Civ. 1, 2, 586. 707 spricht weitläufig über die Tavole giranti.
Die einzigen über den animalischen Magnetismus handelnden
Bücher, die im Index stehen, sind: II magnetismo animale, saggio
scientifico di M. Tommasi, Torino 1851 [Civ. 5, 12, 193], von
1) Oousset, Moraltheologie, Aachen 1851, I, 557.
Französische Sclirifien. 1189
der Inq. verb. 1851, and Trattato teorico-pratieo di magn. an.,
considerato sotto il panto dl vista fisiologico e psicologico, con note
illustrative e appendice, mit d. c. verb. 1856.
L.-Alph. Cahagnet, von Hause ans Schuster, nach anderen
Uhrmacher, wollte im magnetischen Schlafe dnrch den Geist Swe-
denborgs aufgefordert sein, die von diesem angekündigte neue Kirche
zn organisiren. Von ihm wurden 1851 verb. Guide du magndtiseur
ou proc^dis magnetiques d'aprJs Mesmer, Puys^gur et Deleuzej
1849, und Magnetisme. Arcanes de la vie future devoiUs, on Texi*
stence, la forme et les occupations de Täme separ^e du corpa (auch
ins Deutsche übers., 1851 — f»3, 3 Theile), Gleichzeitig wurde verb.
Le Magn^tiseur spiritualiste, Journal redig^ par les membres de
la sooi^^ spiritualiste de Paris (steht im Index unrichtig auch unter
Cahagnet). — Die Inq. verbot Fer. IV. 20. Apr. 1864 mehrere
Schriften von Allan Kardec, d. i. Hippolyte-Leon Denizart Rivaü
(1803 — 69), von dem Qu^rard 1, 266 13 Schriften verzeichnet:
Revue spirite, Journal d'etudes psychologiques, 1858( — 64); Le spi-
ritisme a sa plus simple expression, 1862 (36 S. 18., 6. ^d. 1864);
Le livre des esprits, 1863 (zuerst 1855, erlebte 22 Auflagen); Le
livre des mediums ou guido des mediums et des evocateurs, 1863
(das ist die 5. Aufl.; es sind 11 erschienen); — ferner Revue spi-
ritualiste, redigee par une soci^tä de spiritualistes, herausgegeben
(seit 1857) von Z.-J. Pierart, und das Buch von Matter. — In
demselben Jahre begann die Giv. 5, 11, 58 eine Reihe von langen
Artikeln, worin eine Anzahl von Spiritisten und spiritistischen
Schriften besprochen (S. 567 sieben französische und vier italienische
Zeitschriften erwähnt) werden; in den Index kam aber nur noch
L. V. Gnldenstubbe^s Positive Pneumatologie, 1870, verb. 1874
(französisch schon 1857 erschienen; Schneider S. 94. 127).
Ein Analogen zu den Münchener spiritistischen Producten
(S. 1131) wird sein ein Buch des Abb6 M.-J. Thorey, pretre du
diocese de Sens, Rapport merveilleux de M. Cahanille B. avec le
monde surnaturel, 1866, 2 vol. Es wurde von der Inq. Fer. IV.
22. Aug. 1867 verb. und das Verbot 13. Dec. mit Auetor laud. etc.
publicirt
122. Französische Schriften, 1835—84.
Unter den noch nicht besprochenen französischen Schriften,
welche im Index stehen, verdient eins der vielen frommen Sächel-
chen des Mgr. Lonis-Gaston de Sigur (t 1881) erwähnt zu werden,
weil es eine der wenigen Schriften ist, bei denen man aus be-
sonderm Wohlwollen gegen den Verfasser dessen Namen im
Index weggelassen hat (S. 40. 883). — Von 1885 an wurde
1184 Französisohe Sohriften.
eine Reihe von Sehriften von E. Qainet und J. Hiciielet ver-
boten, 1848 A. Mickiewicz^ Schriften über den Messianisrons,
1858 anch einige Schriften seiner Anhänger, von 1859 an die
meisten Schriften von £. Renan und mehrere derselben Richtung,
später die meisten Schriften von P. Larroque nnd L. Jaeolliot
und 1877 fünf von dem jüdischen Schriftsteller Hippolyte Rodri-
gues. Ausserdem steht noch eine planlos getroffene Auswahl
von irreligi^en oder antikatholischen Schriften von geriDgerer
Bedeutung im Index. Unter den Verboten von SchulbQcbero
erregte 1883 das Verbot von Büchern, welche Paul Bert und
andere nach der Publication des Unterrichtsgesetzes von 1882
herausgegeben, in Frankreich einiges Aufsehen.
1. Das 1864 erschienene Schrifteben von SÄgur gehört zq
einem Gyclus von Duodezheften „über die Frömmigkeit und das
innere Leben." In dem Decrete der Index-Congr. vom 26. Nov. 1869
wird es in folgender Weise als von der Inq. Fer. IV. 30. Juni verb.
aufgeführt: La pi^t£ et la vie Interieure: Jesus vivant en dous.
Opuscolo tradotto in italiano da un sacerdote lombardo. Hilano coi
tipi della stamperia arcivesc. 1867. Auetor laud. etc. Das Verbot
war S6gur also vor der Publication mitgetheilt worden. Er ver-
öffentlichte eine Erklärung (Ann. de pbil. ehret. 1869, 5. 20, 310),
worin er sagt: er habe die Schrift vor dem Druck mehreren ge-
lehrten Geistlichen vorgelegt, und es seien 17,000 Exemplare da-
von abgesetzt, ohne dass sie jemand getadelt; aber la lumiere son-
veraine de Rome habe Fehler darin entdeckt; die competente Auto-
rität habe, wie er aus sicherer Quelle erfahren, dogmatische Irr-
thümer in der Schrift gefunden ; er erkläre darum, dass er sie ver
werfe und unterdrücke; er habe sie aus dem Buchhandel zurückge-
zogen und bitte die Gläubigen, sie als non avenue und vom h.
Stuhle verworfen anzusehen; der h. Vater habe ihn übrigens wissen
lassen, dass er ihm sein Wohlwollen bewahre, et sa main paternelle
qui ne frappe que pour guerir, m'envoie une speciale benediction.
— In dem Leben des Mgr. de Segur von seinem Bruder Marquis
Anatole de Segur, Mainz 1884, S. 434, wird erzählt: ein befreun-
deter Bischof habe ihm geschrieben: er habe, als er am ^. Dec. 1869
sich zur ersten Sitzung des Concils begeben, an der Thüre von St
Peter das Index-Decret angeschlagen gefunden, in welchem sein Schrift-
chen zwischen dem Janus und dem Briefe des P. Hyacinthe stehe, und
er habe dabei an unsem Herrn zwischen den zwei Schachern denken
müssen. Der Brief des P. Hyacinthe (Loyson) steht aber weder in diesem
noch in einem andern Decrete; in diesem stehen ein Buch von Stefanoni,
Janus, ein Buch von Frohschammer und zuletzt La pi^tä. lieber eine
Uebersetzung „Das Leben Jesu Christi in dem Christen ... von
P. Bonifacius 0. Capuc., Mainz 1867", 308 S. 12., wurde schon vor
Mgr. de Segnr. Abbe Cloqnet u. a. 1185
dem Verbote im Katholik 1867, II, 125 bemerkt: „Verfasser will,
dass Cbristus mit der Substanz seiner h. Menschheit auch vor und
nach der encharistischen Communion in allen Gerechtfertigten we-
sentlich wohne, ja dass überhaupt der Himmel, wohin Christus auf-
gefahren, ebenfalls nur in den Seelen der Gerechten und der Engel
bestehe. Beides ist in hohem Grade extravagant und unerhört. . .
£s wäre zu wünschen, dass bei einer neuen Auflage solchen und
ähnlichen Ausführungen, wenn sie nicht umgegossen werden können,
wenigstens einige Wegweiser an die Seite gestellt würden. . . Eine
Umarbeitung wäre unbedingt vorzuziehen, da die schiefe Fassung
der Grundidee sich mehr oder minder durch alles hindurchzieht/'
In der 1884 erschienenen Uebersetzung der Biographie aber wird
S. 434 versichert: die deutsche Ausgabe sei von zwei bedeutenden
Doctoren der Theologie revidirt worden und enthalte keinen Verstoss
gegen das Dogma. Die Mainzer Herren scheinen sich also für be-
rechtigt zu halten, eine 1867 von ihnen beanstandete Uebersetzung
einer Schrift, nachdem diese 1869 in Kom nicht etwa mit d. c,
sondern unbedingt verboten worSen, — und das Verbot gilt nach
S. 883 auch für alle Uebersetzungen, — 1884, ohne sich um die
Index-Congr. zu kümmern, freizugeben^).
Im J. 1864 brachte die AblassCongregation einen Abbe Clo-
quet, apostolischen Missionar zu Sancerre (Cber), in den Index, der
eine Keihe von kleinen Schriften über Ablässe hatte drucken lassen.
Sie verbot Les Archives de la S. Congr. des Indulgences [ouvertes
annuelleraent aux eccl^siastiqnes] pour 1862, Le mois liberateur des
4meB du purgatoire, aliaque id genus auctoris ejusdem, aber mit
Auetor laud. se subjecit. Dass seine Schriften dieses Loos traf,
während viele ähnliche frei ausgingen, wird seinen Grund darin
haben, dass er eine Schrift der Ablass-Congr. zur Approbation vor-
gelegt und dann eine Approbation veröffentlicht hatte, von der die
Congregation erklärte, sie sei nur ein von ihr nicht genehmigter
Entwurf 2). — 1859 wurde von dem schon 1758 und 1764 und dann
wieder 1822 erschienenen Dictionnaire portatif des conciles des £x-
Oratorianers und Advocaten Ponce - Aug. Alletz (f 1785) eine
Nouv. ed. augmentee d'une analyse bist. . . par TAbb^ Filsjean mit
d. c. verb. Ausserdem stehen noch folgende Schriften von Abbis
im Index: L.-H. Caron, La vraie doctrine de la sainte Eglise
cath. sur le salut des hommes, snivie d'une appendice sur le sort
des enfants morts dans le p^che original, verb. 1856 mit Auetor
1) Es handelt sich nicht um eine expurgirte Ausgabe der Ueber-
setzung. Die Berufung auf „zwei bedeutende Doctoren der Theologie"
klingt um so sonderbarer, als Segur selbst S. 4 sagt: „Um jede Unge-
nauigkeit zu vermeiden, habe ich diese Schrift der Durchsicht mehrerer
tüchtiger Priester und Theologen unterworfen und ihre Bemerkungen und
Yerbeasernngen sorgfältigst benützt'', und gleichwohl in den Index ge-
kommen ist.
2) A. J. P. 6, 1687. Rev. des sc. eocl. 1868, 7,388. Deutscher Merkur
1877, 112.
1186 Französische Schriften.
land. etc.; der Verf., Car6 de Conti, Chan. hon. d*Amiens, war ein
Freund von La Mennais bis zu dessen Bruch mit der Kirche ; —
AbbS Bri^re (sub falso nomine Georgii Perdrix), Le vrai mot de
la Situation präsente, Par. 1877; Lettre adress^e ä M. Tabbe Pou-
clee, Official dioc^sain de Chartres, verb. 1877; — L'nniilit4
gallicana difesa coli' uno e coli' altro diritto da molti porporati
componenti la S. Congregazione dei Yescovi e Regolari etc. a carico
e vitupero dei Rev. Sacerdoti JuUien, Maurice, D6fourny, Devy ed
altri, Tip. Londra; Omelia, che i cattolici di tutto il mondo dedi'>
cano in segno di stiraa a S. £cc. Rev. Mgr. Langenieux, Areiy. di
Reims, Gallicano, 1879, mit Damnantur ut libelli famosi verb. 1880.
Abb6 Rohrbacher (1789—1856), früher ein Anhängerde La
Mennais', später ein orthodoxer Ultramontaner, berichtet in der Voi^
rede zur 3. Auflage seiner Kirchengeschichte (die 1. Auflage erschien
1842 — 49, 29 vol.), sein Buch sei in Folge der Angrifl^e einer Lüt-
ticher Zeitschrift in Rom denuncirt worden, der Präfeet der Index-
Congr., Card. Mai, habe ihm aber 1846 und 47 sagen lassen, er habe
das Buch selbst gelesen und nichts zu tadeln gefunden^).
Von Schriften katholischer Laien über theologische Dinge sind
in den Index gekommen: Aug. Signier, Christ et le peuple 1835,
verb. 1836; desselben Les grandeurs du catholicisme, 1841, 2 vol.,
ist ins Deutsche übersetzt und viel gelobt worden; — La religion
d^fendue contre les pr6jug6s et la superstition, und La religion
constat^e universellement a l'aide des sciences et de l'erudition mo-
dernes, par M. . . . de la Marne, 1823, 2vol., beide verb. 1843,
sind von Louis-Philibert Machet, einem Mitarbeiter an legitimistischen
Blättern, der noch andere theologische Sachen geschrieben hat; —
Emile Hannotin (nicht Hannolin wie im Index steht), Doctrine
religieuse et philos. fond^e sur le temoignage de la conscience,
1842, verb. 1845 ; Nouvelle theologie philosophique, avec nn exa-
men crit. des dogmes etc., verb. 1848; — Louis-Auguste Martin,
L'esprit morale du 19. si^cle, 1844, 2. Ed. 1855, verb. 1855. Von
ihm ist auch Vrais et faux catholiques par L. A. M., 1858, verb.
1858. Nach dem Erscheinen dieser Schrift wurde er wegen Angriffe
gegen die Freiheit der Culte und gegen die den Gesetzen gebührende
Achtung zu 6 Monat Gefängniss verurtheilt (Drujon 401); — Du
pape par Philothie, 1863, verb. 1864; der Verf. heisst Francisqne
Bouvet und hat auch einiges unt-er seinem Namen drucken lassen;
— La pluralit^ des existences de Täme conforme k la doctrine de
la pluralite des mondes, par Andr6 Pezzani, 1864, verb. 1865.
Der Yerf., Advocat zu Lyon, hat mehr Theologisches gesbhrieben,
u. a. Vie du ven. cur6 d'Ars, 1859; — Aug. Call et, L'enfer, Par.
1861, verb. 1862. Nach 20 Jahren, 1881, wurde gemeldet: Auetor
1) Deutsche Ausgabe, Münster 1860, I S. XXXIII. S. XV wird an-
gegeben, Rohrbacher habe sein Buch in Kern vorgelegt, und man habe
nur monirt, dass er die Bullen Benedicts XIV. über die chinesischen und
malabarischen Gebräuche übersehen.
£ Quinet. J. Michelet. A. Mickiewicz .a. a. 1187
laad. etc. £r war Redactenr der legitimistiBohen Gazette de France,
1848 und 1871 auch Depntirter.
2. Im J. 1843 erregten Micbelet, Qninet und Libri grosses
Aufsehen durch ihre Polemik gegen die Jesuiten (Crit.-Joly 6, 378).
Die Schrift der beiden ersteren Des J^suites, 1843, stehfc aber nicht
im Index. - Von £dgar Quinet (1803—1875) war schon 1835 verb.
AhasveruB, 1833, wie er selbst sagt, Thistoire du monde, de Dien
dans le monde et enfin du doute dans le monde. Dazu kamen dann
noch von seinen vielen Schriften: Du genie des religione, 1842,
verb. 1844; Allemagne et Italic; philosophie et po^sie, 1839, 2 vol.,
erst 1848 verb., und La r^volution, 1865, verb. 1866. Von Jules
Michelet (1798—1874) wurden 1840 verb. M^moires de Luther,
Berits par lui-meme, trad. et mis en ordre par M. Michelet, 1885,
2 vol., dann, jedesmal bald nach dem Erscheinen, Du pr^tre, de la
femme, de la famille, 1845 (7. £d. 1861), L'amour, 1859 (6. £d.
1865), La soroiere, 1862 (in Paris confiscirt, in Belgien nachge-
druckt), La bible de Thumaniti, 1864. —Von Guill. Libri (f 1869)
wurde 1 844 verb. : Eist, des sciences mathematiques en Italic depuis
la renaissance des lettres jusqu^a la fin du 17. si^cle, 1838 — 41,
4 vol.
Von Adam Mickiewicz (1798—1855) wurden 1848 verb.
L'eglise officielle et le messianisme, 1843, und L'^glise et le Messie
(die beiden letzten Bände von Les Slaves. Cours professä au Col-
lege de France 1840—44, 5 vol. 1845—49), die Schriften, welche
er unter dem Eiuflusse seines Landsmannes Andreas Towianeki ge-
schrieben, welcher, angeblich blind geboren und wunderbar geheilt,
sich für einen Propheten ausgab, — Mickiewicz begeisterte sich um
1840 für ihn, brach aber schon 1847 die Beziehungen zu ihm ab^).
Towianski gewann auch in Italien einige Anh&nger durch den Priester
Dunski ; er kam nach Rom, um sich bei dem Papste zu legitimiren,
wurde aber ausgewiesen. 1858 verdammte die Inq. eine von ihm
verfasste polnische Schrift: Biesiada 17. Stycznia 1841 (die latei-
nische UebersetzuDg des Titels lautet: Agape 17. Jan. 1841) quo-
ounque idiomate, und Dunski, sacerdote zelante e zelante servitore
deir opera di Dio, Turin 1857, mit dem Zusätze: Auetor dum vi-
veret doctrinam reprobaverat. Ein Pole wird auch wohl do (de?)
Bodako w sein, von dem Ad concives exsul ezsilii finem auspicatus,
Paris 1863 (in dem Decrete als Libellus in 32. bezeichnet), gleich
verb. wurde.
Ausserdem kamen 1836 — 1846 in den Index: Pierre Dubois,
Le croyant ditrompi, ou preuves Evidentes de la fausseti et de
Tabsurditö du christianisme et de sa funeste influence dans la so«
ci^ti 1835, 2 vol., und Le cat^chisme v6ritable des croyants, publik
par permission de N. S. P6re le Pape et de tous les 6vdques et
archev. du monde chr6tien, 1835, 18., verb. 1836; wegen outrages
1) Th. y. Kalkstein, Adam Mickiewicz, 1874, S. 5. Cantü 3, 640.
Vapereau s. v. Towianski.
1188 FraDzösische Schriften.
a la morale publique et därinon envers la religion catholique
diircli den Cat^chisme veritable wurde er 1835 zu Gefangniss
verurtheilt (Drujon 74); — Charles de CoasoD, Kevelations
6ur les erreurs de rancien testament, 1. Partie, 1840, 12., und
&ruau (im Index Gruan) de la Barre, Salomon le sai^e fils de Da*
yid, sa renaisBance sur cette terre et rev^lation Celeste, 2. et 3. Partie,
faisant suite ä la 1. intitulee: R^velations . . ., 1841, verb. 1842^);
— Essai Bur la formation du dogme cath., Paris 1842, 4 voL,
verb. 1843, von Christine Trivulzio, Princesse de Belgiojoso, f 1871;
— Ch. -Ph. [Comte] de Lasteyrie [du Saillant, 1759—1849],
Hifit. de la confession sous ses rapports religieux, moraux et polit.
chez les peuples anciens et modernes, 1846, verb. 1846. — 1850
gab ein in Paris lebender deutscher Arzt, H. Ewerbeck, ein Werk
in zwei Theilen heraus : Qu' est ce que la religion ? und Uu'est ce
que la bible? d'apres la nouvelle philosophie allemande. Der erste
Theil ist ein Auszug aus Feuerbach, der zweite aus Daumer, Lützel-
berger und Ghillany. Die Inq. verbot 1857, als das Buch wohl
vergessen war, den 2. Theil quoc. idiomate. — 1858 wurde aus dem
Nachlasse des Malers Jean-Nio. Paillot de Montabert {f 1849)
herausgegeben: L^unitimismaire, livre des chr^tiens unitistes, on ex-
pos6 de la grande science chr^t., de nos devoirs envers Dien, envers
nons memes et envers la societä, 3 vol. Das Werk wurde 1859
als Opus praed. verb. and steht im Index zweimal unter Paillot und
Montabert.
Die Broschüre des Strassburger Professors Er. Genin (im In-
dex Geniu), Ou T^glise ou Tätat, 1847, verb. 1848, vertritt die An-
sicht, dass dem Staate ausschliesslich die Leitung des Unterrichts-
wesens zustehe. 1850 wurde verb.: L'^tat et les cultes ou qael-
ques mots sur les libertis religieuses, 1853 von Eugene Pelletan
(t 1884) Profession de foi du 19. siöcle, ein Abdruck von
Artikeln der Presse, 1857 von Jules Simon La religion naturelle,
3. Ed. (die 1. erschien 1856, 1859 die 5.). Von beiden stehen keine
anderen Schriften im Index, von Simon auch nicht die in der Civ. 3,
7, 543 ausführlich kritisirte La libertä de conscience, 1857. Von
einem mir unbekannten Jovis Mich, de Figarieres wurden 1860
verb.: Cl^ de la vie, Thomme, la nature, les mondes. Dien, anato-
mie de la vie de Thomme und noch zwei andere Bücher mit ähn-
liohen phantastischen Titeln. — 1868 wurde auch eins, wahrschein-
lich nicht das gefährlichste von den vielen Büchern über Machia-
velli verb.: Paul Delsuf, Elssai sur les oeuvres et la doctrine de
Machiavel, avec la traduotion lit^rale du Prince et de quelques
fragments bist, et literaires, 1867.
3. Von E. Eenan wurde zuerst im April 1859 Le livre de
Job traduit de rh^bren, 1858, verb., daitn im Juli Etudes d'histoire
1) Der Advocat Modeste Gruau, von Nauheim, dem angeblichen
Duo de Normandie geadelt, hat unter dessen Namen 1836 Abrege de l'hist.
des infortunes du Dauphin, iils de Louis XVI., herausgegeben.
J
£. Renan. P. Larroque. L. Jacolliot n. a. 1189
religienBe, 1857, Origine du langage, 1858, Hist. giniralt et systöme
eompare des langues eemitiques, 1855^), and Averroös et l'Aver-
roisme, 1852, dann von 1860 an so ziemlich alle seine Bücher gleich
oder doch bald nach dem Erscheinen, — Vie de Jisas 24. Aug.
1863, — nur L'Antechristt 1873, erst 1881, zuletzt Nonvelles etudes
d'histoire religiense, 1884. Seit 1863 wurde auch gleich nach dem
Erseheinen eine Reihe von Schriften verb., die Renans Vie de Jesus
an die Seite gestellt werden können: Les evangiles (1. P. Examen
critique et comparatif des trois premiers evangiles, 2 vol.) par Gu-
stave d'Eichthal, 1863; La mort de Jesus. R^velations hist.
sur le veritable genre de mort de Jesus, trad. du latin en allemand
et de Tallemand en frangais d'apris le manuscrit d'un fr^re de Tordre
sacre des Essiniens, contemporain de J^sur, 1863 anonym, 1864 mit
dem Kamen des Verfassers Daniel Ramee erschienen, der auch an*
dere irreligiöse Schriften veröffentlicht hat; Histoire ^l^mentaire et
critique de Jesus par Alphonse Peyrat, 1864; Jesus et les Evan-
giles par Jules Soury, 1878; Le proc^ de JEsns par Aur^lien
Scholl, 1878; Le christianisme et ses origines par Ernest Ha vet,
1873. 1878, 8 vol. — 1883 wurden" auf einmal drei Schriften von
B. Aube verb.: Histoire des persEoutions de TEglise jusqu'4 la fin
des Antonins, 1876; Hist. . . . eglise. La polemique paienne ä la
fin du 2. siecie, 1878; Les chr^tiens dans l'Empire Romain . . ., 1880.
Wie von Renan, so wurden auch von Patrice Larroque und
von Louis Jacolliot fast sammtliche Werke einzeln verb. Ersterer
(1801—78, ein Schwager des Marschall Vaillant, Prof. der Philo-
sophie und Rector in verschiedenen Collegien) gab 1859 zu Brüssel
heraus Examen crit. des doctrines de la religion chr6t., 2 vol., De
Tesclavage ohez les nations chr^t., und Renovation religiebse. Das
erste und das dritte Bach wurden in Frankreich gerichtlich verfolgt
und vorläufig verboten. 1864 erschienen sie alle drei in 2. Auflage
in Paris. In Rom wurden die beiden ersten mit Opus praed. 1860
verb., von dem dritten 1864 die Pariser Ausgabe, ferner 1865: De
la guerre et des arm6es permanentes, Par. 1864 (schon 1856 von
dem Congress der Friedensfreunde gekrönt; Opinion des d^istes ra-
tionalistes sur la vie de JEsus selon M. Renaii, 1863, steht nicht im
Index). Später wurden, jedesmal bald nach dem Erscheinen, verb. :
De Torganisation du gouvernement r^publicain, 1870; De la criation
d*un Code de droit international et de l'institution d*an haut tribunal
jnge Bouverain des diffirents internationaux, 1875; Religion et poli-
tique; etudes supplämentaires et lettres, precMees d'une notice bio-
graphique, 1878. Von Jacolliot wurde 1869 verb. La Bible dans
rinde: Vie de Jezeus Christna, 1869, eine Identification Christi mit
dem Krischna der Buddhisten (Jacolliot war einige Jahre Beamter
in Pondichöry). Es ist aber nur der 1. der 6 Bände verb., die Jac.
1869—75 unter dem Gesammttitel La Bible dans Tlnde herausge-
1) Diese drei Titel sind in den Indices so gedruckt, als ob es sich
um Ein Buch handelte.
1190 Französische Schriften.
geben ^). 1876 wurden verb. La genese de ThnTnanite, 1875, and
1881: Les fiU de Dien, 1875; Le pariah dans Thumanite, 1876;
Gänise dans Thumanit^. Fetichisme, polyth^isme, monotfa^isme, 1876;
Hist. des vierges, 1879.
In einem Decrete vom 24. M%rz 1877 werden fünf Schriften
Ton Hippolyte Eodrignes mit dem Zusätze verboten: Opera prae-
damnata ex Constit. Clem. VIII. 28. Febr. 1592, also als jüdische
Schriften , welche Ketzereien oder Irrthümer gegen das A. T.,
Schmähungen gegen die cbristl. Lehre n. s. w. enthalten (I, S. 49).
Diese Formel findet eich hier zuerst (noch nicht bei Salvador and
Cohen). Die Schriften waren theil weise schon lange erschienen:
Les trois filles de la Bible, 1865; Les origines da sermon de la
montagne, 1868; La justice deDieu; introduction k Thiat. des Judeo-
Chretiens, 1869 ; Hist. des premiers chr^tiens de Tan 6 jnsqu^lk Tan
38; 1. Partie: Le Roi des Juifs, 6—29; 2. P.: S. Pierre, 29—88,
1873; Les seconds chritiens. S. Paul, 37—66, 1876.
Von den Schriften, die der Advocat A.-S. Morin, meist unter
dem Namen Miron herausgegeben, ist nur De la Separation du spi-
rituel et du temporel, 1866, 1868 verb., nicht die walirscheiulieb
schlimmeren : Examen du christianisme, 1 862, 3 vol., J^sus reduit k
sa juste valeur, 1864, u. a. Andere Schriften dieser Kategorie, die
meist gleich nach dem Erscheinen verb. wurden, sind: J.-A. Bois-
sonade, La bible devoil^e. Ecr. Tlnf., 1871; Jules Baissac, Les
origines de la religion, 1877; Emile Burnouf, Le catholioisme
contemporain, 1873^ und La science des religions, 1876, beide erst
1881 verb.; L'^glise et la republique, avec une pr^face par Co-
rentin Gruyho, Depute/ verb. 1877; La orise de TEglise, Bmx.,
verb. 1878; La question religieuse et la Solution protestante par
Eug. Reveillaud, avocat, r^dacteur en chef de l'Avenir repnbli-
cain de Troyes, Par. 1878; Fin de la crise religieuse moderne, ou
l'Eglise cath.-romaine adaptie parallMement aux besoins des &me6
viriles et k ceux des ftmes-enfants ou mineures, par Le Boulenger-
Vauquelin, Vichy 1879, 2 tomcs, verb. 1881.
4: Von Madlle Nathalie de Lajolais wurde 1845 mit d. c.
verb. Le livre des meres de famille et des institutrices sor T^dn-
cation pratique des femmes. Das am 1. März beschlossene Verbot
wurde erst 5. April publicirt; vielleicht hat man bei der YerfasseriQ
angefragt, ob sie sich unterwerfen wolle*). — Von- einer andern
Dame, Marie Pape-Carpentier, die 1848 Directrice der von Sal-
vandy und Carnot gegründeten Ecole normale matemelle wurde,
wurde Enseigoement pratique dans les salles d^asile, 1854, 22. Juni
1) Ausführliche Recensionen in Ann. de phil. ehret 1669, 19. 139;
1875, 9, 246; 1876, 11, 232. Rev. cath. 1880, 50. — JacoUiots Schriften
sind unter dem Gesammttitel Etudes Indianistes 1875—81 in 15 vol. er-
schienen
2) Es scheinen zwei Bücher confundirt zu sein : Education prat. etc,
1842, und Le livre . . ., 1848, 12. Uebrigens steht die Dame zweimal im
Index, als Lajolais und Lojolais.
H. Rodrigaee. Schulbücher. P. Bert u. a. 1101
1863 yerb.; in dem Decrete vom 24. Ang. heisst es: Damnatur et
editio altera, in dem vom 15. Dec. : Auetor [sie] laud. etc. 1856 wurde
ein Schulbuch von Le Bas verb. (s. o. 1047), 1857 Cours complet
d'histoire racont^e aux enfants von Jules-Raymond Lami^-Fleury,
in 18 Bändchen zuerst 1829 — 44, dann oft, auch nach dem Yerbote,
erschienen, z. B. Histoire ancienne 1858 in 12. Auflage, auch von
Gius. Caleffi, A. L. Morpurgo u. a. ins Italienische übersetzt, Yen.
1840 ff. Diese üebersetznng wird im Index nicht erwähnt. Ber-
tocci 2, 36 sagt mit einiger Uebertreibung: Die Kirche hat alle
Werke Rieses Autors verb. — Erst 15. Dec. 1882 befasste sich die
Index-Congr. wieder mit französischen Schulbüchern : sie verbot
eine Anzahl von den allerdings meist sehr anstössigen, durch das
Gesetz vom J. ] 882 veranlassten Büchern : Instruction morale et
civique. L'homme. Le citoyen. A Tusage de Tenseignement pri-
maire. Ouvrage rädig^ conform^ment au programme officiel . . .
par Jules Steeg, D^putä de la Gironde, — Elements d'instruction
morale et civile par Gabr. Compayr6, Dip., Prof. aux ^coles
normales sup. d'instructenrs et d^institutrioes, — Instruction mor.
et civ. des jeunesfilles, par Mme. Henry Gr6ville, — und, last, but
not least, Paul Bert, DÄp., Membre de Tlnstitut, L'instruction ci-
vile k r^cole. Ouvr. adopte pour les äcoles de la ville de Paris.
— Gegen den Erzbisohof von Albi und die Bischöfe von Anneoy,
Yiviers, Langres und Yalence, welche da^s Index-Decret publioirt
hatten, wurde von dem Staatsrathe 26. Apr. 1883 ein Tadel wegen
Missbrauches der Amtsgewalt ausgesprochen und die Regierung für
befugt erklärt, ihnen die Temporalien zu sperren. Und 81. Mai
erklärte der Minister Ferry im Senat u. a.: „Wir werden niemals
die Beschlüsse der Index-Gongr. anerkennen; denn wir halten wie
der St^atsrath die gallicanische und französische Tradition aufrecht.
Wohin würden wir gerathen, wenn die Beschlüsse dieser Congre-
gation, welche die grössten Geister der Menschheit, Descartes» Ma»
lebranche, Kant, Renan, sogar das Dictionnaire von Bouillet mit
dem Interdict belegt hat, in unserm Lande Gesetzeskraft hätten? . .
Das Handbuch von Compayri wurde verdammt, weil es sagt, es
sei für ein Kind wichtiger, die Namen der Könige von Frankreich
als die der Könige der Juden zu kennen . . . Das Index-Decret
ging über den Kopf unseres Botschafters in Rom und des Nuncius
in Paris hinweg, um hier eine Feuersbrunst zu entzünden"^).
1) Von dem Buche vonP. Bert wird in der ausführlichen Besprechung
Allg. Ztg. 1883, 145 B. gesagt: der religiösen Frage gegenüber sei er vor-
sichtig. Aus einem Manuel seines Schülers Andre Berthet, welches nicht
im Index steht, theilten die Zeitungen folgende Proben aus dem Abschnitte
„Von dem, was man nicht weiss", mit: „Was ist Gott? Ich weiss es nicht.
Wer hat die Welt geschafTen? Ich weiss es nicht . . . Was geschieht mit
uns nach dem Tode? Ich weiss es nicht. Schämst du dich nicht deiner
Unwissenheit? Man braucht sich nicht zu schämen, wenn man nicht weiss,
was noch niemand hat wissen können.^*
1192 ItalienUcho Sobriften.
123. Italienisclie Scbriften, 1840-84.
Die noch nicht besprochenen italienischen theologischen
Schriften, welche im Index stehen, sind fast alle von geringer
Bedeutung. Den meisten Raum nehmen die 1878 verboteoen
Schriftchen des Schwärmers David Lazzaretti ein, welche, ob*
schon alle Opuscula desselben verboten sind, Itberflüssiger Weise
einzeln verzeichnet werden. — Zwei kirchenrechtliche Bücher
des Turiner Professors Nuytz wurden 1851 durch ein Breve
Pias' IX. verdammt, 1842—52 einige mit der Monarchia Sicuia,
von 1861 an einige mit der neuen Ordnung der kirchlichen Ver-
hältnisse zusammenhangende Schriften. Von 1854 an wurde
eine Anzahl von grösseren geschichtlichen Werken, meist über
italienische Geschichte, verboten, von La Farina, Zobi, Amari
Ranalli, Boggio, de Leva u. a. Im J. 1857 wurde das Archivio
storico mit d. c. verboten, ohne nähere Bestimmung, also alle bis
dahin erschienenen Bände. Man hat doch wohl nicht erwartet,
dass eine expurgirte Ausgabe werde veranstaltet werden oder
dass die Geschichtsforscher sich in Rom die Erlaubniss erbitten
würden, die Zeitschrift zu benutzen. Das Verbot in der mildern
Form hat wohl nur den Zweck einer Verwarnung ftir die Re-
daction und eines Caute lege für die Leser gehabt i). 'Cesare
Cantü*s Weltgeschichte wurde in Rom von Jesuiten dennncirt;
man begnügte sich aber damit, die Erwartung auszusprechen,
er werde sie in neuen Auflagen selbst verbessern. — Endlich
steht noch eine Auswahl oder vielmehr Anzahl von den zahl-
reichen in den letzten Jahrzehnten erschienenen Schriften gegen
die Curie, den Katholicismus oder das Christenthum im Index.
1. 1845 verbot die Inq. von einem Abate Michelangelo Lanci
Paralipomeni alla illustrazione della S. Scrittura per monumenti fe-
nico-assirii ed egiziani (Cantü 3, 671). 1846 wurde gemeldet: Aue-
tor laud. etc. 185 Q verbot die Inq. von demselben Lettres sur
rinterpretation des hi^roglyphes egyptiens und die Index-Congr.
l) Giuo Gapponi, Lettere 3, 19 sagt darüber: Y^e il donec corrigatur
che tempera un pooo la gravitä del fatto . . . Credo noi siamo an pooo
meno devoti di prima a certe naoye e eccessive dottrine ; il che päd essere
cagion vera di questa mossa.
D. Lazzareiti a. a. 1198
von D.-M.-J. Henry, 'Archivar in Toalon, L'Egypte pharaonique,
2 vol. 8. mit Illustrationen. 1851 wurde von beiden gemeldet:
Anctor laud. etc. — Mir nicht bekannte, allem Anschein nicht be-
deutende theologische Schriften, die unter Pius IX. von der Inq.
verb. wurden und deren Yerfaeser sieh unterwarfen, stehen unter
P. Cavalleri, Salvatore Collu, M« Maresca und Vouthier, populäre
und Erbauungs-Schriften, die meist von der Index-Congr. verb. wur-
den, unter P. Bignami (verb. 1867, erst 1875 Auetor laud. etc.),
F. Cuniberii, Gr. Morena (S. Ginseppe patrono della chiesa univer-
sale, Verona 1870, von der Inq. verb. ; Auetor laud. etc.), A.
Pelliccia, G. B. Pritoni, Min. Oss. e chiamato P. Pio da Bologna
(von der Inq. verb.; Auetor laud. etc.), ferner unter Almanacoo,
£co degli Appenini, £ picciol dono. — 1854 verbot die Inquisition
Yisioni e locuzioni e finezze conosciute e verificate da piüi sa-
cerdoti, ricevute dalla sposa del Eedentore Maria Geltmde del
secolo presente coadjutrice di S. Chiesa e di quelle anime che dello
stesso Redentore dimentiche non ne hanno corrisposto alle voci.
Prima edizione, Fir. 1853 con approvazione (Civ. 11,5, 104). Einige
Monate später wurde gemeldet: Auetor (nicht genannt) laud. se
subjecit.
2. Durch ein Beeret der Inq. vom 24. Juli 1878 wurden
Opusoula omnia quocunque idiomate edita von David Lazearetti
verb. Dieser Schwärmer war schon 1868 aufgetreten und eine Zeit
lang von Geistlichen protegirt worden, — Pius IX. hatte ihm zwei-
mal Audienz gegeben und ein Crucifix geschenkt, — und hatte in
der Gegend von Arcidosso viele Anhänger gefunden. Am 18. Juli
1878, also einige Tage vor der Verdammung seiner Schriftchen
wurde er von einem italienischen Carabiniere erschossen^). Wenn
1) Ein ausführlicher Bericht über ihn steht in der Köln. Ztg. 1880,
No. 9 II; 23 III; 24 III. Lazzaretti. geb. zu Arcidosso, ein Karrenführer,
trat 1868 mit der Erklärung auf, er habe Offenbarungen erhalten, und
wurde anfangs von der Geistlichkeit der Umgegend protegirt; ein Priestor
Impcriuzzi schloss sich ganz an ihn an und half ihm bei seiner Schrift-
stellerei. Als Landstreicher verhaftet, wurde er von dem Gerichte zwei-
mal freigesprochen. Eine Zeit lang lebte er in Frankreich in der Grande
Chartreuse und bei dem legitiraistischen Baron du Vachat. Um 1875 trat
er in Opposition zu der Geistlichkeit und wurde von der Inquisition nach
Kom citirt. Er kam dort in vollem Ornate mit Bing und Scepter an;
die Inq. verdammte seine Schriften, interdicirte seine Kapelle, verbot bei
Strafe der Excommnnication ihm anzuhangen, behielt Ring und Scepter
zurück, liess ihn selbst aber, da er sich reuig zeigte, laufen. Er entwarf
nun ein (nicht gedrucktes) Symbol der neuen Reform des h. Geistes, worin
es u. a. heisst : „Wir glauben, dass David Lazzaretti, der Gesalbte des Herrn,
den die Römische Curie verdammt hat, der Führer und Richter in der
wahren und lebendigen Gestalt der zweiten Erscheinung Jesu Christi auf
Erden ist, gekommen, um die völlige Erlösung des Menschengeschlechts
kraft des dritten göttlichen Gesetzes zu vollbringen." Am 18. Aug. 1878
veranstaltete er eine feierliche Frocession, die von den Carabinieri, wie
es scheint, ohne Noth angegriffen wurde. Wenigstens endete der gegen
seine Anhänger eingeleitete Process mit ihrer Freisprechung. — Civ. 10, 7,
1194 Italien itche Schriften.
man seine Schriftohen duroh den Index verewigen wollte, h&tte man
das schon einige Jahre früher thnn können. Unter den 10 Schrift-
chen, die in dem Decrete verzeichnet werden, sind 8 itaÜenische,
von denen das erste schon 1870 gedruckt war, n. a. Regole del
pio istitttto degli eremiti penitenzieri, Montefiascone, tip. del Semi-
nario 1871, Lettere profetiche di S. Francesco di Paola relttivi
al gran Monarca ed M Ordine dei Santi Crociferi di Gesa Cr.,
Lettere ai Romani e popoli d^Italia, avvisi alle nazioni e monarebi
d* Europa, 1873. Zwei französische Schriftchen sind zu Lyon ge-
druckt, darunter Manifeste aux peuples et nnx princes chretiens,
suivi d'opuscules in^dits du m^me aiiteur et de quelques documents
justifioatifs relatifs » son proc^.
Im J. 1875 wurde eine Schrift des Benedictiners Domenico
B. Gravina zu Palermo zu Gunsten des Generatianismus, — Sn la ori-
gine deir anima umana e talune veritä teologiche che ne dipeadono.
Dissertazione fisico-teologica, 1870; seconda dissert., 1872, — die
hei der Index- Congr. denuncirt worden, freigegehen ^). Die Inq.
verbot 1878 zwei schon 20 Jahre alte Schriften eines sicilianischen
Capnciners Jesualdus a Bronte, I diritti divini ed umani nei loro
principii e rapporti, 1854, 2 vol.; Consecrator christiani matrimonii
in verum et proprium sacramentum, 1856, und zwei Schriften des
Passionisten Giacomo del S. Cnor di Maria, Nnovo saggio intorao
all'azione di Dio snlla libertä deli' uomo secondo la vera dottrioa
di San Tommaso, Napoli 1878, und IL Nuovo saggio . . . difeso,
1878, nach Civ. 10, 4, 321 ein Versuch, Thomisten und Molinistea
zu versöhnen, — die Index -Congr. das S. 1043 erwähnte Bnck
von Gaverni, nach Civ. 10, 4, 570; Ö, 65 eine gut gemeinte Be-
kämpfung des Darwinismus, — alle diese Verbote wurden mit Anc'
tor laud. etc. publicirt, — und Esposizione critica della Genesi del
Prof. G. B. Gioia, Eom 1877. Dazu ist 1881 noch hinzagekom-
men: La genesi della Chiesa per Geremia Fiore, Nap. 1879.
Am 17. Juli 1882 verdammte die Inq. ein Pasquill, welches
einige sicilianiBche Geistliche gegen ihren Bischof und den mit ihm
befreundeten Erzbischof veröffentlicht hatten: Riprodnzione di
un discorso reeitato da Mgr. Gesuardi, Vesc. di Arci-Reale, con notc
dedicate a Mgr. Guarino, Arciv. di Messina, Catania 1882 (Civ. 11»
11, 604). Schon 15. Dec. wurde gemeldet: Auetor, qui fuit sacer-
dos Salvator Mauro, laud. etc. Der Wisch ist denn auch durch
die Aufnahme in den Index verewigt worden (er steht in der neue«
sten Appendix). Einer scharfen Anklageschrift, welche 1880 eine
Anzahl Domherren gegen ihren Erzbischof drucken liessen, wird
744 (8, 242) eahlt Lazz. zu den Vorläufern des Antichrist, sagt, er habe
eine Seote ähnlich der des Fra Dolcino gegrründet, gibt aber zu, es «ei
schwer zu entscheiden, ob er mehr verrückt oder Betrüger gewesen. Vgl
Riv. crist. 1885, 73.
1) Das Votum von A. Trullet ist dem über Rosmini (S. 1142) bei-
gedruckt. Der Dominicaner Zigliara (jetzt Cardinal) hatte für das Ver-
bot votirt.
G. N. Nuytz a. a. 1195
diese Ehre nicht widerfahren, da die Saehe nicht hei det Inq., son-
dern hei der Congr. Concilii verhandelt wurde, welche die Unter-
zeichner zum Widerruf der verha ecntumeliosa verpflichtete (Acta
S. S. 14, 122).
3. Giov« Nep. Nuytz hatte seine nicht hedeutenden Juris
ecclesiastici institutiones schon 1844 herausgegehen. 1846 — 53 folg-
ten In juA eccl. Universum tractationes : de prolegomenis, de eccle-
siae potest^e et de legihus, 1846, de matrimonio, 1848, de personis
1850 u. s. w. (Schulte S. 547). In dem Breve vom 22. Aug. 1851
(Roskov. 4, 318) werden u. a. folgende Sätze speciell gertigt: die
Kirche hahe keine Potestas vis inferendae und heine Potestas directa
vel indirecta temporalis; die Trennung der morgenländisohen und
abendländischen Kirche sei zum Theil durch die Päpste verschuldet;
der Staatsgewalt stehe das Exequatur und die Appellatio ah ahusu
zu; durch ein allgemeines Gonoil oder den Willen aller Völker könne
die päpstliche Würde einem andern als dem Römischen Bischof
übertragen werden ; das Sacrament der Ehe sei von dem Ehevertrage
zu unterscheiden; nach dem Naturrechte sei die Ehe nicht unauf-
löslich; die Kirche könne nicht unabhängig vom Staate Impedimenta
dirimentia statuiren; die Ehesachen gehörten vor das bürgerliche
Forum u. s. w. (das Breve Ad apostolicae beginnend, wird im Syl-
labus für nicht weniger als 18 Sätze citirt), ferner im allgemeinen
Sätze über die bischöfliche Gewalt, die Bestrafung der Ketzer, die
Unfehlbarkeit des Papstes u. s. w. Verdammt werden die Bücher
auf Grund der Vota der Cardinäle der Inq. als Sätze enthaltend,
die resp. falsch . . ., schismatisoh, ketzerisch, den Protestantismus
und seine Verbreitung begünstigend, zu dem schon längst bei Luther,
Bajns, Marsilius von Padua, de Dominis, Rieh er, La Borde und der
Synode von Pistoja verdammten Systeme führend . . . seien, Ver-
boten werden ausser den Büchern von Nuytz auch die daraus ent*
nommenen, in Turin bei Promotionen vertheidigten Thesen, sowie
alle schon geschriebenen oder gedruckten oder zu schreibenden oder
zu druckenden Bücher, in welchen dieselbe nefaria doctrina ganz
oder theilweise vorgetragen werde. Unter dieses Verbot wird denn
auch die Vertheidigungsschrift : D Prof. Nuytz ai suoi concittadini,
1851, 179 S., fallen (8.902). Nicht er, aber die beiden Theologen
Ghiringhello und Vogliotti, welche im Auftrage des Erzbischofs
Fransoni seine Bücher censirt und approbirt hatten, erklärten ihre
Unterwerfung (Civ. 1, 7, 615). Die piemontesisohen Bischöfe pro-
testirten bei dem Könige gegen die Belassung von Nuytz in der
Professur des Kirohenrechts (Giv. 9, 1, 304). Ein piemontesischer
Diplomat, der 1851 nach Rom ging, wurde instruirt: wenn auf Nuytz
die Rede komme, zu sagen, die Regierung habe mit Bedauern ge-
sehen, das« man Tractate, die grösstentheils mit Approbation kirch-
licher Revisoren, die dem h. Stuhle nicht verdächtig sein könnten,
erschienen seien, verdammt habe, ohne den Verfasser vorher zur
Verbesserung aufzufordern und der Regierung Mittheilung zu machen ^).
1) Nie. Bianohi, Storia doc. 7, 482.
n
lld6 Italienisohe Schrifteti.
Naytz wurde aber yon der Regientng angewiesen, statt Kirchen-
recht römisches Recht zn lesen. — 1862 wnrde ein anonymes Santo
di lezioni di diritto ecoles. ad nso degli stndenti dell* Univ. di To-
rino, 1861, verb.
1842 wurde verb.: Sui legati e i luoghi pii laioali ifvalsi dalla
snggezione de' vescovi e solle opere di beneficenza in Sioilia. Me-
morie di Ant. Bonafede, Palermo 1840*. Das Schriflchen han-
delt von looalen Angelegenheiten; aber in den angehängten Noten
spricht der Yerf. gegen die Bulla Coenae, lobt Joseph II. und Leo-
pold II. und meint, eigentlich sollten alle Fürsten die Rechte haben,
die den Königen von Sicilien und Ungarn als apostolischen Legaten
zuständen. 1844 Auetor opusculnm laudabiliter reprobavit. — In
unmittelbarem Zusammenhange mit der Monarchia Sicula steht eine
Sammlung von Aotenstüchen, die der Advocat Andrea Gallo zn
Palermo von 1846 an in mehreren Quartbänden herausgab: Codice
eoclesiastico siculo con note ed illustrazioni, verb. 1865 (Sentis S. 229).
Gallo gab auch 1855 die Opuscoli eines der eifrigsten Yertheidiger
der Mon., des Canonicus Stef. di Chiara heraus, von dem nnr die
S. 1016 erwähnte Schrift im Index steht. Von einem andern Geist-
lichen, Yinc. Crisafnlli, Prof. des Kirchenreohts in Palermo (seit
1860 in Turin), worden 1852 Studii suU' apostolica sicula legazia,
Pal. 1850, vol. I., verb. (1856 Aoctor laud. etc.), und gleichzeitig
II Gerofilo siciliano. Giornale di religione e sacra letteratura,
worin die Studii zuerst erschienen waren. — Durch eine vom 28. Jan.
1864 datirte, aber erst 1867 publicirte Bulle wurde die Monarobia
Sicula abrogirt, 1868 der Priester Gyrinus Rinaldi, der als Judex
Monarehiae zu füngiren fortfuhr, excommunioirt ^). — Von einem
sicilianischen* Juristen Dom. di Bernardo steht im Index II divo^
zio considerato nella teoria e nella pratioa, Palermo 1875, verb.
1878. Ferner wurden gleich nach dem Erscheinen verb.: Gins.
Buniva, Studio sovra il libro primo del progetto di codice civile
presentato al Senato del regno d'Italia, Tor. 1863; Franc. Dini,
Della costituzione civile del clero e dell' incameramento de' beni
ecciesiastict, Fir. 1860, nach Gabematis im Anftrage der Eegiemng
geschrieben; 1865 wurde gemeldet: Anctor laud. etc.; Lette re ad
un amico intorno ai beni eccl. di A. B. P., Lugano 1865; Apologia
del diritto territoriale dei parrochi. Voto legale di Leop. Ghiaro*
manni, Fir. 1853; A D. Giacorao Perucchi eletto preposto di Sta-
bio per vot'O di popolo secondo la vigente legge comunale, Lugano
1855.
Ein (wissenschaftlich unbedeutendes) Bach eines Römischen
Prälaten, Septimii M. Yecchiotti Institutiones oanonicae, ex operibns
Joannis Card. Soglia excerptae et ad usnm seminariornm accommo-
datae, Tnrin 1867, 2 vol., wurde 1869 von dem in Rom sehr an-
gesehenen D. Bouix in den schärfsten Ausdrücken angegriffen : schon
Card. Soglia habe zu Anschauungen hingeneigt, die den Römischen
1) Acta S. S. 8, 177. 481; 4, 116. Sentis, Monarchia Sicula S. 239.
Geflchichtliche Werke. 1197
nicht conform seien, Yecchiotti gehe noch viel weiter und citire
Marca, van Espen, Böhmer n. a. nnd trage sehr liherale Ansichten
vor. Bouix sagt dabei ausdrücklich, das Bach müsse mindestens
mit d. c. verb. werden'}. Das ist aber nicht geschehen.
4. Die Civiltä klagte 1854 (2, 5, 15), in den letzten drei
Jahren sei die Geschichte der Päpste gefälscht worden von Bianchi-
Giovini und de Boni (S. 1027), die allgemeine Geschichte von Ita-
lien von Scarabelli, Atto Vannuoci, La Farina und Emiliani-Giudici,
die Geschichte einzelner Staaten von L. C. Farini^), Zobi, A. Brof-
ferio, Amari und Alf. Andreozzi, die Geschichte der Ereignisse der
letzten Zeit von Gnalterio, Montanelli, Yecchi und Pepe. Von diesen
Schriftstellern kamen in den nächsten Jahren, 1854—56, nur drei
in den Index: Gius. La Farina (f 1866), Storia deir Italia 1815
—50, 1856; Ant. Zobi, Storia civile della Toscana 1737—1848,
1850 — 53, 5 vol.; Mich. Amari, Storia de' Musulmani in Sicilia,
vol. 1., 1854; die folgenden Bände und La guerra del Vespro Si-
cüiano, 1843, sind nicht verb., — ausserdem Pier Carlo Boggio,
La chiesa e lo stato in Piemonte (1000 — 1854), 1854, und Ferd.
Banalli, Le storie italiane dal 1846 al 1853, 1855, 4 vol. Die
Fortsetzung, L'Italia dopo 1853, 1875, und andere spätere Schriften
von ihm sind nicht verb. ; dagegen waren schon 1836 verb. Epistole
di Franc. Petrarca recate in italiano (wegen der an Muzzarelli ge-
richteten Widmung wurde er aus dem Kirchenstaate verbannt) und
1844 mit d. c. sein Dialog Della pittura religiosa, da servire di
Gonfutazione al misticismo e idealismo odierno. — Von Carlo Rus-
coni, der 1848 in Kom Minister war, war schon 1842 verb. LMn-
coronazione di Carlo Y. a Bologna. La repnhblica romana del 1849,
Tor. 1850, 2 vol., und Le emigrazioni italiane da Dante sino ai
nostri giorni, Tor. 1854, sind nicht verb., obschon Bertocci 3, 422*
583 beide Bücher als sehr antipäpstlich bezeichnet und von letzterm
sagt, es sei wegen seines antikatholischen Geistes von der Kirche
mit Recht verdammt worden. Von Gius. de Leva's Storia docu-
mentata di Carlo V. in correlazione all' Italia steht nur der 1. Band,
Ven. 1864, seit 1866 im Index. — 1873 wurde verb. I Gesuiti e
la Repubblica di Yenezia. Documenti diplomatici relativi alla So-
ciety gesuitica raccolti per decreto del Senate 14. Giugno 1606 e
pnbblicati per la prima volta dal Cav. Prete Gius. Cappelletti
Yeneziano, con annotazioni storiche, nella ricorrenza centenaria della
soppressione di essi per la Bolla papale del 21. Luglio 1773, Yen.
1873, 447 S. 8., ausser Actenstücken aus der Zeit Pauls Y. auch
solche aus der Zeit der Aufhebung, mit unbedeutenden Koten und
einer Einleitung von 27 S. (Civ. 8, 12, 431). Die grosse Storia di
Yenezia von Capp., 13 vol., 1848 — 56, ist nicht verb., aber 1874
1) Rev. des sc. eccl 1869; I, 255; II, 89. Auch in den A. J. P. 14,
10, 474 steht eine lange und scharfe Recension. Ygl. Schulte S, 1, 550. 669.
2) Lo stato Romano dall' a. 1815 all' a. 1850, Turin 1850—53,
4 vol., von Gladstone übersetzt ; Civ. 2, 2, 15. Döllinger, Kirche und Kirchen
S. 584.
B«iiMb, Index II. 76
1196 ttalienische Schriften.
Breve corso di storia di Yen. coodotto eino ai nostri giorni, a h-
eile istruzione popolare . . . Ven. 1872. Am 5, Juni 1875 wurde
gemeldet: Anctor land. . . et opera reprobavit. — 1876 wurde verb.
Giov. de Castro, Amaldo da Brescia e la rivoluzione romana del
12. seoolo, 1875. Andere geflchichtlicbe Sachen stehen unter Fr.
Chiecco und Gabr. Rosa. — Zu den italienischen Sachen kommen
noch Stef. Frans cini, La Svizzera italiana, verb. 1840; G. Curti,
Storia svizzera per le scuole del popolo, und G. Pasqualigo,
Compendio storico della repubblica o cantone Ticino, beide rerb.
1860 (von letzterm auch De' pregiudizii popolari in fatto di medi-
oina, soienze affini, politica e religione, 1856). — Die Inq. verb.
1851 I benefattori dell' umanitA, ossia vite e ritratti degli ao-
mini d'ogni paese e d'ogni condizione i quali hanno acquistato di-
ritto alla pubblica riconoscenza, Fir. 1843, 6 vol. 8.
Cantü erzählt selbst (2, 303) : seine Storia universale sei von
den Jesuiten angegriffen worden; er habe einen derselben gebeten,
ihm die anstössigen Stellen mitzutheilen, damit er sie in neuen Auf-
lagen verbessern könne ; er habe auch anfangs solche Bemerkungen
erhalten, später aber habe man es für besser gehalten, dieselben der
Index-Congregation zu übersenden. Dieses sei ihm privatim mitge-
theilt worden uud er habe darauf erklärt, er werde sich jeder Ent-
scheidung des h. Stuhles unterwerfen, zugleich aber unter Bezug-
nahme auf die Verordnung Benedicts XIV. verlangt, vorher gebort
EU werden. Nachdem er längere Zeit auf Antwort gewartet, sei
ihm unter dem 7. Sept. 1860 geschrieben worden: die Index-Con-
gregation habe in dem Werke bei einer gründlichen Prüfung aller
dings hie und da IJngenauigkeiten und auch irrige Sätze gefunden,
aber mit Kücksicht auf den grossen Umfang und die vielen Aus-
gaben des Werkes, auf die schönen Seiten, die es enthalte, und anf
die gute Gesinnung des Verfassers habe sie gemäss der Bulle Be-
nedicts XIV. beschlossen, das Werk nicht zu verdammen und dem
Verfasser zu überlassen, die darin vorkommenden Irrthümer selbst
zu verbessern ^). — Der Bischof von Lu^on, Instr. past. p. 215 sagt
von den Bänden, welche die Zeit vom 18. Jahrh. an behandeln, sie
seien deparäs par bien des erreurs jansenistes, des pr6jug^ philo-
sophiques et des id6es liberales. Die Hev. cath. 1867, 243 stellt
ihm aber das Zeugniss aus : Si la premiere edition contient quelques
passages, auxquels une Orthodoxie scrupuleuse trouverait ä redire,
ces imperfections ont disparu ^ la suite d'une refonte comptöte, faite
Bur les indications de la Civ. catt. — Die Civ. 2, 4, 218 sagt von
Cantü: er sei zwar katholisch, habe aber nicht den Muth, überall
das Urtheil der Freigeister und Gottlosen zu verachten; das zeige
sich namentlich in seiner Darstellung der Entstehung der Reformation
und der Kämpfe der Kirche gegen Protestanten und falsche Katholiken.
1) Cantü erwähnt bei dieser Gelegenheit, dass er für seine achrift-
stellerischen Arbeiten vom Papste eine sehr ausgedehnte Erlaubniss zum
Lesen verbotener Bücher habe.
t
Cantö. Polemische Werke. 110^
Anch Cesare Balbo^s 1856 bereits in 10. Auflage erschienene Storia
d'Italia (3, 2, 429) and seine Pensieri sulla storia dltalia, 1858
(3, 11, 579), müssten corrigirt werden. Aelinlich wird über andere
Geschieh ts werke gesprochen, die nicht im Index stehen, von Luigi
Cibrario (3, 3, 81), Dom. Carutti (3, 4, 561), Fed. Odorici (3, 5, 579),
Andrencci (3, 12, 79).
5. 1852 wurde verb. Un* abiora in Roma nel secondo anno
del pontificato di Pio IX. Epistole tre di Giov. Torti, 1865 (von
der Inq.) Pabblica confessione d'nn prigioniere delF Inqnisizione ro-
mana, ed origine dei mali della chiesa catt., Tor. 18B5. Ferner
wurden gleich nach dem Erscheinen verb.: Della tirannide sacerdo-
tale antica e moderna e del modo di frenarla, all* effetto di pro-
muovere e stabilire la indipendenza e libertll delle nazioni e segna-
tamente d'Italia. Qnadro storico filosofico di Lisimaco Yerati, Fir.
1861*, 525 S., mit dem Ü^otto: Qai debnerant esse yicarii aposto-
lomm et filii Petri, facti sunt socii Judae et praeambuli Antichristi ^);
— Di palo in frasca. Yeglie filosofiche semiserie di un ex-religioso
che ha gabbato S. Pietro, Genf 1868, von der Inq. verb. 1869, ein
Sammelsurium von unfläthigen und irreligiösen Raisonnements, na-
mentlich gegen die Bibel, zum Theil nach dem Citateur von Pigault-
La Brun ^). £in anderes irreligiöses Buch, La rivelazione e la
ragione. Trattato filosofico popolare di Pietro Preda [im Index steht
di Padre Pietro di Milano o Pedra Pietro], Milano e Ginevra 1866,
wurde erst i 870 von der Inq. verb. Andere Schriften, gegen deren
Verbot nichts zu erinnern ist, als dass man mit demselben Rechte
zehnmal so viel ähnliche hätte verbieten können, stehen unter Al-
leanza, E. de la Bryere (aus dem Französischen übersetzt), L. Gual-
tieri, Franco Mistrali, G. Pietriocioli, R. Yella, J. Zimmertzik (aus
dem Deutschen übers.). — Y euere [ed Imene] al tribunale della
penitenza. Manuale dei confessori [di Msgr. Bouvier] con prefazione
e traduzione di Oswaldo Gnocchi- Viani, Rom 1877, 208 S. 16., von
der Inq. verb. 1877, scheint eine Uebersetzung der betreffenden
Partieen des Buches von Bouvier mit boshaftem Commentar zu sein.
— II Co staute, s. 1. et a., verb. 1851, ist nach Civ. 1, 5, 265
ein rationalistisches Schriftchen, welches in Turin massenhaft ver-
breitet wurde (S. 902). — Als die Inq. durch ein specielles Decret
Fer. IV. 16. Febr. 1876 Dei doveri della donna; pensieri di Adal-
gisa Costa di Milano, Rom s. a. [1874], verbot, meinten die A. J.
P. 15, 623, es müsse ein besonders schlechtes Buch sein. Es ist
eine ganz unbedeutende Broschüre von 109 S.
1) P. 393 wird ein Buch des Verf. Salla storia, teoria e pratica del
magnetismo animale, 1846, 4 vol. erwähnt.
2) 1869 sind noch zwei Bände erschienen. Saltare di palo in frasca
entspricht unserm „vom Hundertsten ins Tausendste schwätzen." Das Buch
wurde in Triest gerichtlich verboten.
1200 Americaniscbe Schriften.
124. Americantsehe Scbriften.
Die Vereinigten Staaten von Nord-America treten zum
ersten Male im Index auf mit acht im J. 1822 verbotenen Bro-
schüren, welche sich anf einen Streit des Bischofs Conwell von
Philadelphia mit einem Pfarrer W. Hogan beziehen, Schriften,
von denen vielleicht ausser den in Rom vorgelegten Exemplaren
keine nach Europa gekommen und welche jetzt sicher auch in
Philadelphia längst vergessen sind. — Canada ist im Index
repräsentirt durch zwei Jahrbücher einer literarischen Gesell-
schaft in Montreal, welche auch nur j^ine locale Bedeutung ge-
habt haben, deren Verbot aber allerdings mit einem Streite zn-
sammenhängt, welcher interessanter ist als der Streit in Phila-
delphia. — Aus Peru stehen anticurialistische Schriften von
Vidaurre und Vigil im Index, von letzterm sechs, darunter eine
1851 durch ein eigenes Breve Pius* IX. verdammte, aus Brasilien
zwei Bücher des Bischofs do Monte von Rio de Janeiro. Daza
kommen noch einige andere weniger bedeutende Schriften.
1. Die auf den Streit in Philadelphia bezüglichen Schriften
Rtehen in dem Decrete vom 27. Ang. 1822 zusammen, im Index
zerstreut unter Hogan, Address, Opinion, Propositiones. Es han-
delte sich bei diesem Streite um die Kirche St. Mary, welche der
Bischof Henry Conwell zur Kathedrale machen, an der sich aber
Hogan in Verbindung mit den Trustees, einer Art von Kirchenvor-
stand, als Pfarrer behaupten wollte. Der Erzbischof Mar^chal von
Baltimore brachte von Eom ein vom 24. Aug. 1822 datirtes Breve
über die Angelegenheit mit. Hogan opponirte auch gegen dieses.
Servandus A. Mier und John Rico, von denen Gutachten zu Gunsten
Hogans im Index stehen, waren mexicanische Geistliche, ersterer
verheirathet, letzterer Deputirter in den mexicanischen Cortes. Schliess-
lich räumte Hogan das Feld und heirathete; der Streit dauerte aber,
da die Trustees einen neuen Pfarrer wählten, noch einige Zeit fort
— Die Schriften, welche 1816 ff. über einen Streit des irischen
Priesters F. S. Gallagher mit dem Erzbischof von Baltimore e^
schienen, stehen nicht im Index ^). — 1864 wurde eine zu Neu- York
erschienene spanische (Uebersetzung einer englischen) Schrift von
Fr. Hollick, Guia de los casados, 6 historia natural de la gene-
racion, verb. (vgl. S. 1036. 1155).
2. Seit 1844 besteht unter dem Namen Institut Canadien zn
Montreal ein Verein, der öffentliche Vorträge und Discnssionen ver-
1) Ami de la rel. 25, 17; 34, 55; 36, 17; 43, 121.
W. Hogan. ADnuaire de l'Inst. Canadien* 1201
anstaltet und eine Bibliothek und ein Lesezimmer besitzt. Im J. 1858,
als der Verein etwa 700 Mitglieder zählte, wurde anf Betreiben
von Geistlichen der Antrag gestellt, alle Akatholiken anszDschliegsen
nnd zwei protestantische Localblätter nicht mehr im Lesezimmer
aufzulegen. Der Antrag wurde abgelehnt und darauf wurden unter
dem weitem Vorgeben, die Bibliothek enthalte schlechte Bücher,
die Katholiken zum Massenaustritt aufgefordert. Etwa 150 traten
ans nnd gründeten ein katholisches „französisoh-canadisches Insti-
tut'*. Die Majorität des alten Instituts aber gab die Erklärung ab,
die Bibliothek enthalte keine unpassenden Bücher, übrigens habe
das Institut selbst darüber zu entscheiden, welche Bücher darin auf-
zunehmen seien. Darauf liess der Bischof Bourget 13. Apr. 1858
in allen Kirchen einen Hirtenbrief verlesen, worin er das Verhalten
der Minoritilt billigte, die Majorität daran erinnerte, dass bei Strafe
der Exco'mmunication niemand Bücher besitzen und lesen dürfe, die
im Index ständen, und das Intstitut aufforderte, danach seinen Be-
schluss zu ändern, widrigenfalls kein Katholik Mitglied bleiben
dürfe. Der Beschluss wurde nicht geändert und etwa 200 Katho-
liken blieben Mitglieder, indem sie sagten, sie beanspruchten nicht
das Recht, verbotene Bücher zu lesen, wohl aber das Recht, Mit-
glieder einer literarischen Gesellschaft zu sein, die solche Bücher
in ihrer Bibliothek habe. Im J. 1864 wurde sogar dem Bischof
der Catalog der Bibliothek vorgelegt mit der Erklärung, man wolle
alle unsittlichen Bücher fern halten und die von dem Bischof als
verderblich bezeichneten in eine besondere Abtheilung stellen; die
im Index stehenden geschichtlichen und volkswirthschaftlichen Bücher
sämmtlich zu entfernen, gehe nicht an. Da der Bischof auf diesen
Vergleich nicht einging, wandten sich 17 katholische Mitglieder mit
einer Petition an Pius IX. Sie erhielten von diesem keine Anwort,
aber der Bischof, der selbst nach Rom gereist war, schickte von
dort im Juli 1869 einen Hirtenbrief mit der Mittheilung, die In-
quisition habe die Tendenzen des Instituts för verwerflich erklärt,
den Bischof und die Geistlichkeit dafür belobt, dass sie die katho-
lische Jugend davor gewarnt, und das Annuaire de l'Institut Ca-
nadien pour 1868 (worin auch einige bei dem 24. Stiftungsfeste ge-
haltene Reden über Toleranz und Gewissensfreiheit abgedruckt
waren) verdammt (Fer. IV. 7. Juli 1869); wer dieses Jahrbuch be-
halte oder lese oder Mitglied des Instituts bleibe, dem würden,
selbst in der Todesstunde, die Sacraraente verweigert werden. In
einer 23. Sept. gehaltenen Versammlung wurde darauf beschlossen:
1. Das Institut ist ausschliesslich zu literarischen und wissenschaft-
lichen Zwecken gegründet, hat keinen confessionellen Charakter und
hält sorgfaltig alle theologischen Discussionen fem. 2. Die katho-
lischen Mitglieder erklären, dass sie sich dem Verbote des Annu-
aire purement et simplement unterwerfen. Darauf wurde eine zweite
Denkschrift an den Präfecten der Propaganda, Card. Barnabo, ge-
schickt. Diese wurde nicht beantwortet, der Bischof aber erklärte
in einem Schreiben an seinen Generalvicar vom 30. Oct. die Unter-
werfungs-Erkl&rung für ungenügend, weil sie einen Theil einer ein-
1203 AroericaniBche Schriften.
stimmig von dem ganzen Institute angenommenen Erklärung bilde,
in welcher die religiöse Tolerauz zum Princip erhoben werde,
welche die Hauptursache der Verdammung des Instituts gewesen.
Zugleich wiederholte er die Weisung bezüglich der Verweigerung
der Sacramente. Am 18. Nov., am Tage nach der Ankunft dieses
Briefes in Montreal starb ein hervorragendes katholisches Mitglied
des Instituts, ein ganz unbescholtener und in der Erfüllung seiner
religiösen Pflichten gewissenhafter Mann Namens G-uibord. Da der
Pfarrer und der Kirchen vorstand die Beerdigung der Leiche, selbst
ohne religiöse Ceremonien, auf dem geweihten Theile des Kirch-
hofes verweigerten, Hess die Wittwe dieselbe provisorisch in einem
Grabgewölbe auf dem protestantischen Kirchhofe beisetzen und
machte dann eine gerichtliche Klage gegen den Kirchen vorstand an-
hängig. Der Process dauerte, da er durch alle Instanzen getrieben
wurde, 5 Jahre (die Wittwe starb im März 1873, vermachte ihr
Vermögen dem Institut und dieses führte den Process zu Ende).
Am 21. Nov. 1874 entschied die Judicial Committee of the Privy
Council zu London, die Leiche sei auf dem geweihten Theile des
katholischen Kirchhofs zu begraben und der Kirchen vorstand habe
die (natürlich sehr bedeutenden) Processkosten zu bezahlen. Das
Urtheil kam erst im August 1875 in Montreal an. Der am 2. Sept.
gemachte Versuch, die Beerdigung vorzunehmen, wurde durch den
Pöbel vereitelt, dessen Verhalten der Bischof in einem Hirtenbriefe
vom 8. Sept. als eine öifentliche, aber friedliche Demonstration be*
zeichnete. Die Beerdigung fand am 16. Nov. statt, nachdem die
Geistlichen erklärt hatten, die Katholiken würden sich den Wei-
sungen des Bischofs gemäss fern halten (Deutscher Merkur 1876,
129). -— 1870 verdammte die Inq. auch das Annuaire . . . poor
1869, in welchem wahrscheinlich über die Guibord'sche Angelegen-
heit berichtet wird.
3. Aus Peru kam zuerst, 1833, in den Index : Proyecto del
codigo eclesiastico, escrito per Manuel Lorenzo de Vidaurre . . .
Paris 1830,* VI und 195 S. 8. Der Verf. bezeichnet sich auf dem
Titelblatt als Doctor der Rechte an der Universität zu Lima, Prä-
sident des höchsten Gerichtshofes von Peru, Bevollmächtigten anf
dem Congresse zu Panama, Staatsminister u. s. w. £r erwähnt
einen Tratado sobre donaciones, den er 1820 zu Madrid, und eine
Dissertation, die er zu Panama geschrieben und die 1827 in Peru
gedruckt worden sei und worin er die Kirchengesetze verzeichnet
habe, die in America allgemeine Geltung haben müssten. Dem
S. 165 — 194 abgedruckten (sehr radicalen) Gesetzentwurfe sind drei
Abhandlungen über den „Bischof von Kom*^ und die kirchlichen
Verhältnisse im allgemeinen, über (gegen) das Cölibatsgesetz und
über die Ohrenbeichte und diesen ein Schreiben vorgedruokt, mit
welchem der Verfasser sein Buch Pius VIII. überreicht, mit der
Erklärung, er rühre nicht an das Dogma, entferne sich aber viel-
fach von der „kirchlichen Politik/^ Als 1841 verb. steht im Index
noch unter seinem Namen: Vidaurre contra Vidaurre. Vol. I. Ourso
de derecho eclesiastico etc., und unter Marca-Martillos: Defensa
M. L. de Vidaurre. F. G. Vigil. 1208
catolica del primer toiuo de] Carso de der. ecl. del Seflor Vidaurre
contra las ceBBuras del Presbitero D. J. M. Aguilar y del P. Fr.
Vicente Seminario.
Francisco de Paula Gonzalez Vigil, geb. 1792, seit 1814
Priester, war nach der Losreissung Peru's von Spanien Mitglied des
CoDgresses zu Lima, unter Bolivars liegierung verbannt, dann Ober*
bibliothekar am Nationalmuseum zu Lima bis zu seinem Tode 1875.
Das Buch, welches Pius IX. durch das Breve vom 10. Juni 1851 (Eos-
kov. 4, 315) verdammte, Defensa de la autoridadrde los gobiernos y de
los obispos contra las pretenciones de la Curia Romana, Lima 1848 —
49,''^ behandelt in 6 Octavbänden das Verhältniss von Kirche und Staat
im allgemeinen, die Dotation der GreiBtlichkeit, Errichtung von Bisthü-
mern, Wahl der Bischöfe, Concordate, Immunität, Asylrecht, Ehehin-
dernisse, Gölibat, Mönchthum und Gewissensfreiheit. In dem Breve
sagt Pius IX., er habe schon aus dem Titel des Buches ernannt,
dass der Verfasser gegen den h. Stuhl feindselig gesinnt sei> und
er habe dasselbe selbst durchgesehen (haud omisimus illud pervol-
vere). Das Buch wird dann zu denjenigen gezählt, die aus den
Schlupfwinkeln der Jansenisten und ähnlicher Menschen hervorge-
gangen, der Verfasser als von dem Indifferentismus und Kationalis-
mus angesteckt bezeichnet und ihm vorgeworfen: er erneuere Sätze
der Synode von Pistoja und andere bereits verdammte Lehren ; er
behaupte, die Kirche habe nicht das Recht, dogmatisch zu definiren,
dass die katholische Religion die einzige wahre sei, jeder müsse
die Religion bekennen, die er für die wahre halte; er bekämpfe das
Cölibatsgesetz, das Recht der Kirche, Ehehindernisse festzusetzen,
das göttliche Recht der Immunität u. s. w. ; er beanspruche für die
Regierungen das Recht, Bischöfe abzusetzen; er behaupte, Päpste
und allgemeine Concilien hätten ihre Befugniese überschritten, Rechte
der Fürsten usurpirt und auch in Glaubensentsoheidungen geirrt;
die Inq. habe in dem Buche resp. ärgernissgebende . . . sohisma-
tische, für die Päpste und allgemeinen Concilien beleidigende, die
Gewalt, Freiheit und Jurisdiction der Kirche zerstörende, irrige, gott-
lose und ketzerische Sätze gefunden; es werde also in jeder
Ausgabe und Sprache bei Strafe der reservirten Excomm. 1. sent.
verboten. — 1852 und 53 verdammte die Inq. Carta al Papa y
analysis del Breve de 10. Junio, Compendio de la Defensa . . . , 1852,
und Adiciones ä la Defensa . . . ^ 1852. Dagegen steht nicht im
Index die IL Parte der Defensa, welche 1856* in 4 Bänden er-
schien und über die Verfassung der Kirche, die päpstlichen Reser-
vationen, die falschen Decretalen, Roms VITiderstand gegen Reformen,
den Kirchenstaat u. s. w. handelt. Erst 1864 verdammte die Inq.
wieder zwei 1863 erschienene Bücher: Manual de derecho publice
eclesiastico para el uso de la juventud americana und Dialogos sobre
la existencia de Dies y la vida futnra, a la juventud americana. —
Vigil starb im Juni 1875. Weil er keinen Widerruf leisten wollte,
wurden ihm die Sacramente verweigert. Der Congress decretirte
einen ■ öffentlichen Trauertag und sein Leiclienzug gestaltete sich zu
1204 Americanische SohrifteD.
einer groBsen Demonstration ^). — Ans Fem steht sonst noch im
Index: Jnan Franc, la Eiya, £1 espiritu del evangelio oomparado
con las practicas de la Iglesia catolica, Lima 1867, yerb. 1867, aas
Bolivia: F. J. Mariategni, Resefia historica de los principales
conoordatos oelebrados con Roma y breves reflexiones sobre el ul-
timo habido entre Pio IX. y el gobiemo de Bolivia [vom J. 1851],
verb. 1857.
4. Yon 1859 an wurden mehrere brasilianische Schriften verb.
Der Canonions Joaqnitn Pinto de Campo in Bio de Janeiro yeröffent-
lichte als Mitglied der Depntirtenkammer 1858 ein Gntaebten aber
die Civilehe (in seinen Miscellaneas religiosas), worin er die ans-
schliessliche Competenz der Kirche in Ehesachen vertheidigt; da-
gegen schrieb ein nach Brasilien ausgewanderter früherer Pestber
Docent, Carlos Hornis de Fotv&rad, 0 casamento civil, ou o direito
do poder temporal em negooios de casamentos. Discussao jaridica-
hist.-theol. em dnas partes, Rio 1858, verb. 1859 (Silva 4, 146).
G-egen denselben Canonicns ist gerichtet: As biblias falsificadas
ou duas respostas ao Senhor Conego Joaqnim Pinto de Campo, pelo
christiao velho, Recife 1861, von der Inq. verb. 1869. — In dem-
selben Jahre wurden von dem Bischof von Rio, Manoel do Monte
Rodrignes d'Araujo, verb. Elementes do direito ecclesiastico publico
e particular em rela^ao k disciplina geral da Igreja e oom appli-
ca^ao aos usos da Igreja do Brasil, Rio Janeiro 1857, 3 vol., und
von seinem Compendio de theologia moral die segunda edi^ao per-
tugueza, feita sobre a 2. do Rio Janeiro, oorrecta e annotada com
approva<^ao do Bispo desto diocese, Porto 1858, beide Werke mit
d. c. (im Index fehlt d. c). 1876 wurden dann noch drei 1875 zu
Rio gedruckte Schriften verb., eine Predigt, A luz e as trevas, von
Joaqnim de Monte Carmelo, 0 Brazil mystificado na questao re-
ligiosa, und Joaqnim Said an ha Marinbo, A Egreja, e o Estado.
Granganelli, Rio 1874 — 75. Ich kenne nur: A Egreja . . . Primeira
Serie, Rio de J. 1873, 570 S. 8. Es ist ein Abdruck von Ar-
tikeln über allerlei kirchlich-politische Fragen, die unter der üebe^
Schrift A Egreja e o Estado und mit der Unterschrift Granganelli
im Jomal do Commercio erschienen waren, von denen Saldanba in
der mit seinem Namen. unterschriebenen Vorrede sagt, er übernehme
die Verantwortlichkeit dafür, und denen er mehrere ähnliche Stücke
beigefügt hat, u. a. einen Aufsatz von Herculano über den ültra-
montanismus und einen von dem Marquez de San Vicente über die
Rechte der Krone mit scharfen Ausfällen gegen „rebellische** Bi-
schöfe, den Nuncius, den Syllabus u. s. w.
5. Mexico ist im Index vertreten durch Cond.uota del Bev.
1) D. Merk. 1875, 290. Das Compendio erschien nochmals, dedicado
ä la juventud americana, Lima 1867*, 870 S., mit einem Anhang von
35 S., enthaltend Discurao final und Proyectos que pudieran servir a los
legisladores americanos. Gegen Vigil ist gerichtet Pedro Gal, Equiübrio
entre las dos potestates, Barcelona 1852. Das Breve gegen Vigil (Multi-
plices inter) wird im Syllabus citirt bei No. 15. 21. 29. 30. 51. 54. 68.
Zeitungen. 1205
Obispo de Michoacan, D. J. Cayetano Portugal, con motivo del de-
fitierro qne impuso el gobierno de aquel estado a varios eclesia-
sticos desafectos al sistema federal . . . . , verb. 1840, und zwei
Scbriftcben von Nie. Pizarro, Catecismo politico constitucional,
3. Ed., 1867, verb. 1868, Catecismo de moral, 1868, verb. 1869
(vgl. S. 1037. 1159).
125. Zeitnngen.
Noch 1832 hat die Index-Congregation erklärt, die Trienter
Bestimiiiungen über die kirchliche Präventivcensar gälten auch
für politische Tagesblätter*); aber 1848 hat man diese Anschau-
ung doch selbst in Rom aufgegeben (S. 885). Schon erschienene
Nummern oder Jahrgänge von Zeitungen in den Index zu setzen,
würde natürlich keinen Sinn haben. Im 18. Jahrhundert ist
das freilich z. B. mit den Nouvelles eccl^siastiques (S. 759)
geschehen, und auch im 19. Jahrhundert mit einigen periodischen
Blättern, Obser?ateur catholique, Bnona novella u. a. (S. 1027. 1 160.
64. 77. 83). Das einzige, wenigstens für einen Theil der Katholiken
wirksame Mittel, gegen Zeitungen, deren Tendenz den kirchlichen
Behörden bedenklich scheint, eine Censur zu äben, ist das Ver*
bot, dieselben zu halten und zu lesen, und das hat die Index-
Congregation den localen Behörden überlassen (S. 905).
Auswärtige Zeitungen, die 1850 — 55 für den Kirchenstaat von
dem Ministerium des Innern verb. wurden, verzeichnet Gennarelli,
Gov. Pontif. 1, 545. — Im Jahre 1871 beauftragte Pius IX. den
Cardinal- Vicar Patrizi, durch ein Circular die Pfarrer anzuweisen,
ihre Pfarrkinder darüber zu unterrichten, dass ihnen das Lesen gor
wisser Römischer Zeitungen verboten und dass die Uebertretung
dieses Verbotes nicht eine lässliche, sondern eine schwere Sünde seL
In dem Circular des Cardinais werden die ,, hauptsächlichsten^^ dieser
Zeitungen genannt: La Liberta, La Capitale, 11 Tempo, II Tribuno,
Don Pirlono üglio, II Diavolo color rosa, La nvova Roma, La Raspa^
La Vita nuova, La Concordia, II Mefistofele. — Die Civ. catt.
1) Nach Heymans p. 311. 840 hat die Index-Congr. 1832 die Fragen
des Bischofs von Lausanne: Utrum ephcmerides s. diaria subjici debeant
censurae ordinarii, et an etiam quoad opiniones politicas, und An eidem
censorae sabjaceant non solum articuli doctrinales, sed etiam articuli, in
quibns facta narrantur, mit Affirmative beantwortet, die weitere Frage:
An fideles salva conscientia legere possint ephemerides vel libros, qui
ceusuram ordinarii non subierunt, mit: Recurrant ad confessarium.
1206 Schloss.
brachte 1872 — 73 einige Artikel, worin sie dedacirt ; ein Theil der
liberalen Blätter falle unter die 2. und 7. Regel des Index; veno
diese nur von BUcbern sprächen, bo seien ja Zeitungen bogenweise
veröffentlichte Bücher (8, 6, 652) ; wer schlechte Zeitungen ihrer
politischen und finanziellen Artikel wegen lesen zu müssen glaube, habe
dazu die kirchliche Erlaubniss einzuholen; die belgischen Bischöfe
hätten erklärt, sie würden diese Erlaubniss nur für diesen Tbeil
der Blätter ertheilen.
Von bischöflichen Zeitungsverboten mögen ausser den S. 901.
1105 erwähnten beispielsweise folgende verzeichnet werden: Der
Patriarch von Venedig und die zehn anderen Venetianischen Bischöfe
verboten durch einen gemeinsamen lateinischen und italienischen
Hirtenbrief vom 23. Sept. 1863 II Messagiere di Rovereto, II Gio^
nale di Verona und La Kivista Friulana (Vering, Archiv 11, 178).
Diesen Hirtenbrief meint ohne Zweifel Phillips (Kirchenrecht 6, 622),
wenn er es als einen Act treuer Pflichterfüllung dankbar anerkennt,
dass elf österreichische Kirchenfürsten das Drucken, Lesen und
Halten bestimmter Blätter mit der Excommnnication bedroht hätten.
— Am 3- Sept. 1882 verbot der Patriarch von Venedig die Blätter
II Veneto Cristiano und Fra Paolo Sarpi als gottlos, blasphemisch
und absichtlich die Ketzerei verbreitend und erklärte die Heraus-
geber nnd diejenigen, welche ihnen glaubten und sie begünstigten, für
excommunicirt. Im Febr. 1885 theilte die Civ. 12, 9, 358 einen
Erlass des Erzbischofs Magnasco von Genua gegen die Epoca mit:
Herausgeber, Drucker, Verkäufer und Verbreiter sollen der reser
virten Excommunicatio 1. sent. verfallen; wer auch nur eine Nummer
kauft, liest oder anderen zu lesen gibt, begeht eine Todsünde. — Im
Dec. 1862 Hess der apost. Vicar von Luxemburg, Adames, einen
Hirtenbrief von den Kanzeln verlesen, worin erklärt wurde, der
Herausgeber des dortigen Courrier und seine Mitschuldigen seien
excommunicirt, die Abonnenten, weil sie das Werk Satans unter-
stützten, von den Saoramenten auszuschliessen u. s. w. Adames
wurde von dem Herausgeber verklagt, aber von den Gerichten frei-
gesprochen (Vering, Archiv 10, 422; 12, 172). — Der Erzbischof
Melchers von Köln veröfl'entlichte 16. Aug. 1870 einen Erlass gegen
den Rheinischen Merkur (Katholik 1870, II, 254). Der Bischof
von Mainz und der Capitular vicar von Münster schlössen sich diesem
Erlasse an. Der Bischof Martin von Paderborn verbot in einem
eigenen Ediote das Halten des Blattes „unter einer Sünde" (Rolfus
Kirohengesch. 1, 224).
126. Schlüss.
Während früher die curialistische Ansicht, dass die in Rom
publicirten Bttcherverbote ohne weiteres für die ganze Kirche
bindend seien, wenigstens in Frankreich, Deutschland, Belgien
'
SohlusB. 1207
and Spanien, ja sogar in einem Theile von Italien eutschiedenen
Widerspruch fand, hat sie in den letzten Decennien in immer
weiteren Kreisen Geltung gewonnen: eine Reibe von Provinoial-
concilien und viele Theologen und Canonisten haben sich mehr
oder weniger entschieden zu Gunsten deirselben ausgesprochen
und die Bestreitung derselben gilt in streng kirchlichen Kreisen
nicht mehr als zulässig. Auch freimUthige Aeusserungen über
einzelne Römische Böcherverbote oder über das Verfahren der
Römischen Behörden und den Index im allgemeinen, wie wir
sie in früherer Zeit, nicht nur bei den Jesuiten Poza, Raynaud,
Fanre, bei Arnauld und Quesnel und ihren Anhängern, sondern
auch z. B. bei dem Jesuiten Daniel, dem Dominicaner Serry,
ja selbst bei Fönölon gefunden, kommen heutzutage bei katho-
lischen Schriftstellern nur noch sehr vereinzelt vor und werden
nicht ungerttgt gelassen. £s gehört jetzt in katholischen Kreisen
zum guten Tone, von dem Index mit grossem Respect zu sprechen,
und es finden sich bei Schriftstellern der letzten Jahrzehnte
Lobreden auf denselben, zu denen man in der altern theolo-
gischen Literatur vergebens Seitenstücke suchen würde. Die
Kenntniss des Index ist aber nicht in gleichem Masse fortge-
schritten wie die in Worten sich äussernde Werthschätznng
desselben. Nach den von Antiquaren veröffentlichten Catalogen
zu urtheilen, ist ein Exemplar des Index in geistlichen Biblio-
theken eine Seltenheit, und wie unvollkommen manche katho-
lische Gelehrte mit dem Inhalt des Index bekannt sind oder
praktisch die Vorschriften desselben beobachten, zeigen u. a.
die Thatsachen, dass der Bischof Räss die in Rom in einem
Buche von Justus Lipsius gestrichenen Stellen reproducirte
(I S. 579), der Bischof Malou eine verbotene Schrift neu ab-
dracken liess (S. 311), der Generalvicar de Lorenzi Schriften
von Geiler von Keisersberg herauszugeben anfing, ohne zu ahnen,
dass derselbe in der ersten Classe steht (I S. 371)^), und manche
früher angeführte augenscheinlich und auffallend unrichtige An-
gaben über den Inhalt des Index. — Bei Gelegenheit des Vatica-
1) Das Tittelblatt einea loöfl erschienenen Buches lautet: „Die
ältesten Schriften Geilers von |f^^ rgberg, mit Erlaubniss der h. Congre-
gation des Index herausgeg-ebob v^^ x. Dacheux.^
\0^ ^
1208 SchluBs.
ni8chen Goncils ist mehrfach die AufheboDg oder doch eine
Abänderung der auf den Index hezttglicben Gesetzgebung als
wttnschenswerth bezeichnet worden. Die Sache ist auf dem
Goncil gar nicht zur Verhandlung gekommen und seitdem meines
Wissens nicht mehr die Rede däyon gewesen.
1. Ueber die den Bischöfen ertheilte Yollmacht, das Lesen
verbotener Bücher zu gestatten, s. I S. 183. 187, über die dabei
gemachten Ausnahmen s. o. S. 919 (181. 909). Im Katholik 1862,
448 wird bemerkt: nach den Quinquennal-Facultäten könnten die
Bischöfe nur Prieptern, die in der Seelsorge beschäftigt (zur Aus-
übung der Seelsorge autorisirt) seien, die Erlaubniss ertheilen;
Laien müssteu sich an den apostolischen Stuhl wenden. Aus einem
1853 auf Befehl der Index-Congr. gedruckten Exemplar facultatis
impertiendae epiacopis ultra montes, ut suis quisque subditis yeti-
torum a S. Sede librorum lectionem permittere valeat (I, S. 183.
187), gibt der Ami de la rel. 161, 149 folgenden Auszug: Die
ultramontanen Bischöfe, welche diese Facultät erhalten, dürfen
Geistlichen für Lebenszeit das Lesen verbotener Bücher erlauben,
aber nur den durch Kenntnisse und Frömmigkeit besonders aus-
gezeichneten Priestern das Lesen von Büchern, qui ex professo
contra religionem tractant, keinem das Lesen obscöner Bücher. Die
verbotenen Bücher sind unter Verschluss aufzubewahren. Studieren-
den der Bechte, Medicin u. s. w. können die auf ihr Fach bezüglichen
Bücher gestattet werden, Studierenden der orientalischen oder mo-
dernen Sprachen Lexica u. dgl. In allen von einem Bischof er-
theilten Licenzen ist ausdrücklich zu sagen, dass sie auf Grund einer
päpstlichen Vollmacht ertheilt worden. Bei Strafe der Nullität der
Licenz ist verboten, irgendwelche Gebühren oder auch freiwillige
Geschenke dafür zu nehmen.
2. Ueber frühere Ansichten von der Geltung des Lidex
s. S. 17. 893, 895. 958. 960. 1063. 67. 1100 ff. — Die Rev. des
sc. eccl. begann 1866 (3, 357) einen Aufsatz über die Frage: Ist
der Index in Frankreich recipirt? mit der Bemerkung: Noch vor
20 Jahren würde man denjenigen, der diese Frage aufgeworfen,
ausgelacht haben; aber jetzt sei der damals allgemein aner-
kannte Satz: Index non viget in Gallia, aus allen Büchern ver-
schwunden. Von den französischen Concilien, die dann citirt werden,
sprechen allerdings die von Paris und Rennes 1849 und die von
Lyon und Ciermont 1850 nur von der Geltung päpstlicher Con-
stitutionen und Decrete, aber die von Avignon 1849, Albi, Tou-
louse, Bordeaux und Sens 1850, Auch 1851, La Rochelle 1853,
Reims 1857 in mehr oder minder bestimmten Ausdrücken auch
von der Geltung des Index, wobei allerdings zugegeben wird,
dass nicht gerade alle, aber einige dieser Decrete „die Frucht der
Römischen Revision*' seien, was ja aber nichts verschlage, da die
Bischöfe gegen die in Rom zu ihren Beschlüssen gemachten Zu-
sätze oder Aenderungen nicht protestirt hätten. — Auch in den
Geltung des Index. 1209
Decreteh anderer ProviDcialconcilicn mögen die auf die Bliolierver-
bote bezügliolien Bestimmungen mitunter in Born yerschärft worden
sein (vgl. S. 22). Manche dieser Concilien beschränken sich darauf^
in mehr oder weniger unbestimmten Ausdrücken zur Beobachtung
der von dem apostolischen Stuhle oder den Bischöfen ausgesprochenen
Bücherverbote zu ermahnen, z. B. Wien 1858; andere dagegen er-
klären ausdrücklieh den Index für verbindlich» Prag 1860, Colocsa
1863, Utrecht 1865 u. a. ^) Das Venetianiache von 1859 verordnet,
die Römischen Verbote alljährlich im Calendarium dioecesanum zu
verzeichnen.
Der Bischof Baill&s von LuQon sagt in seiner Instruction von
1852: das Verbot eines Buches durch den h. Stuhl verpflichte alle
Grlänbigen der ganzen Kirche ; das Römische Verzeich niss der ver-
botenen Bücher gewinne von Tag zu Tage eine grössere Autorität
und werde allgemeiner als bisher als obligatorisch angesehen ; eine
Geschichte des Index (wie er sie gibt) sei das kürzeste und wirk-
samste Mittel, zu zeigen, wie sehr dieses Verzeichniss unseres Re-
spectea würdig sei. In der Schrift La Congr. de Tlndex p. 574
sagt er : nur die Ketzer, Schismatiker und Gallicaner bestritten die
allgemeine Geltung des Index. — Der Nuncius Meglia in München
klagt in einem Berichte aus dem Jahre 1869 (bei Cecconi, Storia
2, 492): es werde viel über den Index gespottet, und selbst die
gewissenhaftesten und der Kirche ergebensten Katholiken begnügten
sich mit der herrschenden, auch im Beichtstuhl befolgten und in
den Vorlesungen über Pastoraltheologie vorgetragenen Ansicht, dass
die Decrete des Index und die mit denselben verbundenen Censuren
in Deutschland nicht verpflichteten (s. o. S* 861 die Aeusserung
von Thalhofer). Die strenge und allgemeine Yerbindlichkeit des
Index vertheidigen u. a. Heymans p. 222, Phillips, Kirchenrecht
6, 618, Münst. Pastoralblatt 1879, S. 20. 31. Im Katholik 1859,
1, 93 wird die Ansicht vorgetragen: der Index sei als Moralgesetz
allgemein verbindlich; ob auch als Poenalgesetz, darüber könne ge-
stritten werden (I S. 77). Aber im Katholik 1864, I, 688 heisst
es: „Diesem Tribunale (der Inquisition und der Index-Congr.) sind
die Gläubigen willige Unterwerfung schuldig, nicht nur hinsichtlich
der Enthaltung vom Lesen der verbotenen Bücher, sondern auch
hinsichtlich ihres Urtheils über die Beschafi^enheit des als verwerf-
lich bezeichneten Inhalts. , . . Die Entscheidungen dieser Congre-
gationen haben durch die Geschichte die glänzendste Bestätigung
erhalten. Das einzige Beispiel, in welchem die Index-Congr. einen
entschiedenen Missgriff gethan, bietet die Motivirung des Decretes
von 1616 gegen die Schriften des Copernicus . . . Während diese
Geschichte uns höchstens beweist, was niemand leugnet, dass die
Römischen Congregationen in ihren ürtheilen nicht unfehlbar sind,
1) Coli. Lac. 5, 146. 444. 622. 802. Aehniich Quebec 1868 (3, 718);
und Keu-Granada 1866 (hier wird auch verordnet, die in Rom oder von
den Bischöfen erlassenen Verbote in Kirchenblättern zu veröffentlichen,
also ähnlich wie in Venedig; 6, 296. 498).
n
1210 Schluss.
benrknndet sie anderseits durch ihr Alleinstehen, mit welcher Um-
sicht diese Behörden bei ihren Entsoheidongen verfahren und wie
gross die Präsumtion fOr die Richtigkeit ihres Urtheils ist, wenn
man seit ihrem Bestehen ihnen in dieser Beziehung nur Einen
ernstern Missgriff nachweisen kann/' — 1825 erklärte Erzbischof Mar-
ray vor einem Comite des englischen Unterhauses: „Der Index hat
gar keine Autorität in Irland; er ist dort nie recipirt worden, und
ich zweifle sehr daran, ob es zehn Personen in Irland gibt^ die ihn
gesehen'^ (Mendham p. IX), und in dem Blue Book über Majnooth
vom J. 1855 (S. 340) wird p. 5 folgende Erklärung des Dr. O'Han-
lon mitgetheilt: Der Index ist in Irland nicht recipirt. Die vier
irischen Erzbischöfe haben im Hause der Lords 1825 eidlich er-
klärt, weder die Bulla Coenae noch der Index seien in Irland reci-
pirt, und ich weiss sicher, dass sie nicht etwa seitdem recipirt worden
sind. Der Index ist also für uns nicht verbindlich. Prof. Crolly erklärte
(p. 18): Wenn ein Buch in den Index gesetzt wird, so kann daraas
geschlossen werden, 1. dass es eine anstössige Lehre enthalte, 2. dass
derjenige, der es lese, Censuren verfalle. Was das erste betrifft,
so ist es kein G-laubensartikel, dass ein solches Buch eine nage-
sunde Lehre enthalte, sondern eine Sache der Meinung. Ein Bnch
in den Index zu setzen, gehört nicht zu dem unfehlbaren Lehren
der Kirche; aber man muss annehmen, dass die Römischen Behör-
den mit der Lehre Christi gut bekannt sind. Bezüglich der Cen-
suren ist der Index in Irland nicht recipirt. Ein Dritter, Bev. H.
Neville (p. 351) erklärte: Liguori und überhaupt die Ultramontanen
lehren, päpstliche Verordnungen verpflichteten allgemein, nachdem
sie in Rom publicirt worden ; die Oallicaner dagegen halten eine
Promulgation in den einzelnen Ländern für nöthig. Letzteres wird
in Maynooth gelehrt und ist im allgemeinen. die Ansicht der irischen
Bischöfe. — Das Provincialconoil von Cashel von 1853 hat aber
den Index für verbindlich erklärt (Coli. Lac. 3, 828).
In der Besprechung einer Schrift des Bischofs Zinelli von
Trevisoi) sagt die Civ. 6, 1, 446 (1865): Die Unfehlbarkeit der
Buch er verböte, welche durch Bullen oder Breven oder im Namen
oder speciellen Auftrage des Papstes erlassene Decrete der Gongre-
gationen ausgesprochen würden, sei unzweifelhaft; für die gewöhn-
lichen Decrete der Index-Congregation könne allerdings nicht der
selbe Gehorsam beansprucht werden wie für jene, da sie nicht an-
mittelbar, sondern nur mittelbar vom Papste ausgingen; ein von
der Index-Congr. verbotenes Buch dürfe aber als von der Kirche
verboten bezeichnet werden, da die Index-Congr. von dem Papste,
der die Kirche repräsentire, os Ecclesiae sei, autorisirt sei; den
Widerspruch gegen ein Decret der Index-Congr. müsse man als
mindestens temerär ansehen mit Rücksicht auf die strenge Unter-
1) In doctrinam oatholicam de libroram prohibitione ut errores non-
nulli reeens vulgati refellantur, Friderici Mariae Nob. Zinelli Episcopi
Tarvisini ad säum clerum explanatio.
ürtheile über den Index. 1211
SQcbnng, die demselben yorbergebe, anf die QnalitSt der Personen,
die dabei mitwirkten, und den besondern Beistand des b. Geistes,
der bei einer die Eircbe so sebr interepsirenden Sacbe voranszn*
setzen sei. Das Tadelnswertbe eines Widerspmcbes zeigten aucb
die den üngeborsamen angedrobten Strafen, das den sieb unter-
werfenden Scbriftstellem gespendete Lob nnd die übele Meinung
(tristo concetto), welcbe die Gläubigen von den die Unterwerfung
verweigernden bätten.
3. Scbarfe Aeusserungen über den Index vonFaure s. S. 232.
501 (I, S. 178), von Poza S. 436, von Raynaud S. 239. 440. 444,
ähnlicbe von Cordara S. 813. 820, von Lazeri S. 829. 830. G. Daniel
(vgl. S. 489) scbreibt ap Serry (Oeuvres divers, 1724, p. 865): Die
Dominicaner sind in der Index-Congr. allmäcbtig. Darum werden
die ibr denuncirten Bücber der Jesuiten mit der grössten Strenge
geprüft und um eines einzigen Wortes willen, welcbes den Regle-
ments Hiebt entspricbt, censurirt. Die Bücber der Dominicaner
werden etwas milder bebandelt, und icb will das nicbt tadeln;
Gnade kann man ja üben, gegen wen man will, und es ist nur zu
natürlicb, dass Ibre Patres gegen ibre Ordensgenossen nicbt mit
voller Strenge verfahren. Aber icb bin überzeugt, wenn alle die
Ihrigen denuncirt und aucb viel weniger strenge geprüft worden
als die Jesuiten, so würden sie der Censur nicht entgehen. Eine
Aeusserung von Papenbroek s. S. 278. Amauld (17, 702) hält den
Jesuiten vor, dass sie das Inquisitionsdecret gegen den Gat^chisme
de la gräce als Censure faite par N. S. P. Innocent X. citirten,
dass dagegen z. B. Annat von verbotenen Schriften von Jesuiten
sage: „Man darf nicbt die Censur des Papstes mit der der Rö-
mischen Inquisition verwechseln und nicht sagen, Cellot, Rabardeau
und Bauny seien vom Papste verdammt worden, weil sie von der
Inq. censurirt worden sind, ausser etwa in dem Sinne, in welchem
man Fürsten das zuschreiben kann, was subalterne Richter thuen.
Darum gehorcht der Verdammung des Papstes die ganze Kirche,
glaubt aber die spanische Inq. nicbt immer sich nach der Römischen
richten zu müssen, wie sie bei der Poza'scben Angelegenheit ge-
zeigt bat." Fiele solche Aeusserungen von Jesuiten stellt er 9, 280
zusammen. — Amauld schreibt schon 1656 (1, 148): „In Frank-
reich macht man sich nicht viel aus den Censnren des Index, wie
es denn in der That für diejenigen, die wissen, wie es gemacht
wird, nichts Erbärmlicheres gibt", und 1683 (2, 235): „Das alles
bestärkt mich in meinem längst gefassten Entschlüsse, mich um
die Bücherverbote der Inquisition und der Index-Congr. wenig zu
kümmern, da so viele Beispiele zeigen, dass das Verbot eiues Buches
nicbt immer ein Zeichen ist, dass es schlecht sei . . . Wenn ein
Papst, der so beilige Absiebten hat (wie Innocenz XI.), der in
Rom eingerissenen Übeln Gewohnheit, leichtfertig sehr gute Bücber
zu verdammen, nicbt steuern kann, wie wird es unter Päpsten geben,
welcbe weniger gut und geneigter sind, sich von den Jesuiten, den
Feinden alles Guten, leiten zu lassen !" ;,Von den Römischen Bücher-
verboten, sagt er in demselben Jahre, ist nur Schlimmes zu er-
1212 Sohluss.
wartea, so lange man dort die Regel festhälty -nur die DennncianteB
zu Kören und nicht die Verfasser, welche üher die ;egen ihre Biicfa«r
erhobenen Bedenken Erklärungen geben könnten. So kommt es,
dass oft gelehrte und fromme Bücher um zwei oder drei Sätze
willen verdammt werden, bei denen es sich um geringfügige Dinge,
oft um pure Lappalien (v^tilleries) handelt" (2, 313). Im J. 1693
(unter Innocenz XII.) schreibt er (3, 622): „Unser guter Papst
bemüht sich in loben swerth er Weise um die Absteilung vieler
Missbräuche. Aber eine der nothwendigsten Eeformen wäre, nicht
Cardinäle zu Mitgliedern der Inquisition zu ernennen, welche von
den dort verhandelten Sachen nicht mehr verstehen als ein Schab-
flicker von Astronomie. Die Qualificatoren haben nur eine bera-
thende, nur die Cardinäle eine entscheidende Stimme, und ihre Vota
werden nicht gewogen, sondern gezählt. Wie viele erbärmliche
Missgriife in doctrin eilen Fragen können da vorkommen, wran die
meisten Cardinäle nicht mehr davon wissen als der CardinaUNepote
des letzten Pontificates (Alexanders YIII.] und aus Mangel an Ein-
sicht und oft an Gerechtigkeitssinn sich durch die erbettelten Sol-
licitationen der weltlichen Mächte beeinflussen lassen!^' — Andere
Aeusserungen von Arnauld s. S. 103. 104. 194. 455. 602. 659, IS.444,
von Quesnel S. 662. 729, von belgischen ,,Jansenisten^' S. 649. 652,
von dem Bischof Choyseul von Tournaj S. 572, von dem Bischof
Persin von St. Pons S. 711, von Holden S. 337. D'Aguesseaa
(13, 409) sagt in einem Memoire von 1710: „Bekanntlich hat der
Index in Frankreich keine Geltung. Man weiss übrigens, wie sehr
seine Autorität auch bei denjenigen Nationen» die weniger an der
alten kirchlichen Freiheit festhalten als die unsrige, gesunken ist,
seit man sie so vielfach missbraucht, um Bücher zu verbieten, die
eine solche Aechtung nicht verdienen." — Aeusserungen von Serry
s. S. 432, von Fenilon S. 622, von Sc. Maffei S. 796. Eine frei-
müthige Aeusserung der Hist-pol. Blätter wurde S. 1 12S mitge-
theilt, schärfere von Michelis S. 1173, von Curci S. 1168, von
Huet S. 1109 von Rouland und Ferry S. 903. 1191.
In dem Mainzer Katholik war schon 1861, II, 710 zu lesen:
„Vor allem möchten wir die Frage aufwerfen: ob denn etwa die
Congr. Indicis im Grossen und Ganzen je einen Fehlgrifi* begangea
habe . . . Die Art und Weise kirchlicher Censur, wie sie vennittelat
des Index geübt wird, ist die mildeste, weiseste, die wir wenigstens
uns denken können . . . Indem die Congr. des Index des Gut-
achtens eines zahlreichen, wohl zusammengesetzten, durch Wissen-
schaft und Bechtglänbigkeit ausgezeichneten CoUegiums sich bedient,
sind ihre Aussprüche die Aussprüche eines wissenschaftlichen Areo-
pages, dem nur derjenige die höchste Achtung versagen kann,
der ihn nicht kennt oder dem der Geist der Kirche fremd und daram
widerwärtig ist. Möchte man doch nie verkennen, wie verkehrt
und verderblich es ist, in irgend einer Weise zur Untergrabung
dieser Institution, durch welche der apost. Stuhl eine der wich-
tigsten Functionen seines höchsten kirchlichen Lehramtes ausübt,
selbst in kirchlichen Kreisen beizutragen.^' 1868 I, 758 wurde dann
Urtheile über den Index. 1918
mit Rüoksioht auf die vor dem Yaticaiiisohen Concil iantgewordeaen
Deriderien bezfiglioh des Index bemerkt: ,,Der Stachel des Index
liegt darin, dass er ein Geriobt der G-lanbens-Antorität über die
Privat- WissenBohaft ist. Und diesen Staebel wird das Concil nicbt
stampf macben. Es ist der Staobel der nnfeblbaren Wahrheit. Wir
th^ilen die Furcht nioht, dass der Index der Forschung katholischer
Gelehrten als Bleigewicht sich anhänge. Wenn man die Geschiobte
des Index verfolgen wollte^ so würde er vielleicht gerade, trots der
Zufälligkeit, die ihn in Bewegung setzt, als wahrhaft univeirsaler
Regulator der Wissenschaft und trots seiner lakonischen Kürze als
der beredteste Lehrer der Theologie erscheinen.'* — Das Chiiianeum
1864, 4, 252 versichert: „dass keine Gensur der Index-Congr. völlig
unmotivirt und eine genauere wissenschaftliche Prüfung völlig dazu
angetban sein wird, zu erhärten, dass dazu Ghründe genug vorhan-
den waren, so wie dass auf dem Index noch kein Buch war, das
nicht die spätere Wissenschaft aus dem einen oder andern Grunde
für die betreifende Zeit als wahrhaft der Prosoription würdig nach'-
gewiesen hätte'', — wosu man z. B. S. 296. 999 vergleichen mag.
Der Bischof Baill^ von Lu^on, La Congr. S. 448 sagt: „Der
Index enthält nicbt ein einziges Buch, dessen Yerdammung nicht
durch eine der allgemeinen Regeln motivirt wäre", und preist S. 449
den Index als „ein Buch, worin mehr oder minder ausdrücklich alle
Irrthümer angegeben sind, welche der Geist der Ketzerei und des
Schisma's in verderblichen Büchern zur Geltung zu bringen gesucht,
von den apostolischen Zeiten bis zu dem glorreichen Pontificate
Pins* IX., — ein Buch, welches für alle Gebildeten wie eine See«
karte ist, auf welcher von einer sichern und geschickten Hand ohne
Ausnahme alle Klippen verzeichnet sind, die sich in den ungeheueren
Meeren finden'' [vgl. z.B. § 82 u. 87]. S. 451 fügt er bei: „Der In-
dex ist ein unvergleichliches Meisterstück der Weisheit, üebersehet
keine Zeile dieser 4 — 500 Seiten, beginnet kein Buch zu lesen, ohne
darin naohzasehen, ob es aueh gestattet ist." — Etwas Wahres ist
daran, wenn Baill^ sagt: alle bibliographischen Werke seien ge-
Wissermassen unvollständig ohne den Index (S. 453); der erste In-
dex von 1559 sei von Wichtigkeit für die bibliographischen und
typographischen Studien (S. 455; S. 462 führt er an, Fabricius,
Bibliotb. lat., Yen. 1728, II, 619, cähle die Drucker des 16. Jahrb.
auf; von den in JMiem Index verzeichneten 72 [61, I S. 267] nenne
er nur 24); das Datum des Verbotes eines Buches^ verglichen mit
dem Datum seines Erscheinens, lasse fast immer ^) die Zeit erkennen,
in der dasselbe verderblicher geworden (S. 462). Der Index hat
1) Von vielen anderen sehr verspäteten Verboten abgesehen, — vgl.
S. 162. 168. 176. 177. 284. 481. 534. 580. 646. 1058 u. s. w. n. s. w., -*•
darf man wohl fragen, ob die vielen irreligiösen firatizÖBiscben Schriften
aas dem 18. Jahrhundert, die nach 1816 verboten wurden (S. 1071. 1109),
erst damals „verderblicher** wurden» ^^^ E- Sue's Mysteres de Paris von
1848 erst 1862 u. s. w. (S. IO49). ^^®^ wurde das 1835 von der Inqui-
sition beschlossene Verbot dep ö^jlriftchen von Brenner darum erst 1851
publicirt (S. 1088), weil diese))^ ^^t jetzt verderblicher geworden?
IlonBch. Index II. ^ ' 77
191i Schkitt.
in der Tbat eine grosBo fiedentang für die Literatnvgesehickte und
Bibliographie (I 8. 4); aber das ist niebt der Index "Gongr^gation
snni Verdienste anrarechnen. S. 464 fügt Bailles bei: y,Za alien
kritisob-bibliograpbiseben Bttcfaem mnss man das nütilichsie, Z1l1re^
lässigste, respeotabelsto nnd antorisirteste binsonebmen, den Index.
Er beriebtigt alle anderen; . . er kann viele andere ereetsen, selbst
aber dnrob keines ersetet werden. Er darf in keiner Bibliothek
feblen. Die Biographen, die Kritiker und die Bibliophilen solltea
immer Torkommenden Falls seine Entscbeidongen nnd Verbote nit
Respeet anflihren.^^ — Der Bischof Plantier yon Nismes beseiokset
in dem Fasten -Hirtenbrief von 1867 die Index*Oongr. als le trtee
dn bon sens, la magistratnre de la v^riti et an tribnnal dont ohsr
qne sentence eonstitne antant de Services rendns k la vraie Philo-
sophie (Bev. des so. eecl. 1866, 8, 374).
4. Eine solche Ignoranz findet man allerdings aekcn, wie
sie die Aschaffenbnrger Eirchenseitang 1881, 465 an den Tag legte,
wenn sie sagte: „Es verdient wohl bemerkt sn werden, daes die
bestehende kirohliohe Censnranstalt, die Congregation des Index, nur
eine repressive ist. Die Kirche hat bei aller ihrer Unfehlbarkeit
von ihren Kindern, Bis^dfen, Priestern nnd Laien nie verlangt,
dads sie ihr ihre Sohriften vor der Bekanntmaohang vorlegen; rie
richtet dieselben erst nachher und lässt den Verfassern alle Mittel,
ihre Gedanken an vertheidigen. Der Index ist nichts anderes ab
eine Sammlung dieser Repressiv -Urtheile/' — als ob er nicht auch
die I 8. B89. 541 angeführten Vorschriften über PräventiToeiissr
endiielte. Etwas vorsiehtiger, aber nicht minder nnriehtig sagt
Moy im Archiv f. Kirchear. 4, 682: „Die Kirche kann (hentsutsge)
nicht den ihr feindlich gegenüberstehenden G^nbensparteien des
Gebrauch der öffentlichen Presse verwehren, nnd sie will nicht des
zu ihrer Vertheidigung auftretenden Sohriftstellem diesen Gkbraneh
verkümmern, um flinen nicht ihre ohnehin so schwierige Aufgabe
gänslioh unausführbar zu machen. Also ist von einer priiventivel
kirchlichen Gensur heutzutage keine Bede [vgl. 8. 83]. um ao
wichtiger ist für uns Katholiken die repressive Gensur der Kirohe^
u. s. w. Der Artikel „Index*' im Freiburger Kirchenlexikon (1. Ali.
5, 611), den Moy geliefert^ ist so ungenügend wie möglich.
Aensserungen über den Index, welche eine nicht zu eotschol'
digende Unwissenheit oder kaum zu entschuldigende Gberfl&chliohkeit
bekunden, sind angeführt worden von den Jesuiten Schneider 8. 24S
und Prot S. 286, von Cantü S. 461, Tb. Nelk (P. Waibel) 8. 999,
K. Werner S. 1000, Heinrich S. 1125, auch von Hirseher
S. 1116 und Leu S. 927, ans den Hist-pol. Blättern S. 962 wai
anderen katholischen Zeitschriften S. 844. 927. 1085. 1125. 1^'icbt
um ein Nicht-Kennen, sondern um ein Ignoriren des Index bandelt
es sich, — wie bei dem Apopompaeus, S. 435, — bei Scheebea
S. 769 und dem Katholiken S. 1185 und vielleicht bei StöcklS.598
(und den deutschen Ausgaben von Petrucci und BemiSres S. 619.
622). Ein Analogen zu der Lorenzi^schen Ausgabe des Geiler von
Keisersberg sind die Ausgaben von Predigten des Job. FeraB, I
S. 562.
Fehler im Index. 1S15
&. Za den lobpreisenden Worten über den Index Btebt auob
in einem grellen Gegensatse die tbateäohliobe MisBachtong dessel-
beOf die sieb darin kondgibt, daee man das Anwacbsen der Drnok*
«nd Kedaotioasfebler in den neveren Ausgaben mhig ansieht. Von
den Dominicanern, welche seit einem Jahrhundert Seoretäre der In-
dex-Congregation gewesen sind, war keiner ein Ricchini (S. 680),
und der jetzige Secretär, Fr. fiieronymus Pius Saooberi, ist gans
gewiss k^n solcher; aber wenn die Gardinäle und Consultoren der
Gongregation^ unter denen ja doch Männer versokiedensr Nationen
sind, die wenigstens die Literatur ihres Volkes einigermassen ken-
nen, das unter ihren- Auspicien veröffentliehte Buch auch ansehen
und sieh dafür interessiren, so ist es unbegreiflich, dass sie nickt
den Secret&r anhalten, die Fehler der einen Ausgabe in der nach«
sten SU verbessern, statt sie mit neuen zu yermehren. Und wenn
die Lobredner des Index in Deutsehland und Frankreich denselben
auch durchsehen, warum denunciren sie nicht der Index - Congrega-
tion wenigstens diejenigen Fehler in demselben, welche nicht nur
den Bpott herausfordern, sondern einzelne Verbote geradezu iliuso-*
Tisch machen? Dass ein Sohriftohen von Joseph Bnrcard Leu ver-
boten ist, ist aus dem Index nicht zu ersehen, denn es steht hier
unter Burcardo seuJoi^; und wenn jemand wissen will, ob Schriften
von Maurice oder Tolstoy im Index stehen, wird er unter diesen
Namen naohaehen und nichts finden und nicht ahnen, dass sie unter
Denison und Dmitry stehen ; strenge genommen, darf ein Ita-
liener unbedenklich die Gedichte von Giovanni Prati lesen, da im
Index nur ein freilich meines Wissens nicht existirender Dichter
Gius. Prati steht, und ein Deutscher, wenn er anders Lust dazu
haben sollte, Heribert Bau's Neue Stunden der Andacht, da er doch
nicht zu wissen braucht, dass sie mit den sogar zweimal im Index
stehenden Novae horae devotionis gemeint sind^).
5. üeber die Wirkungen der staatliohea Bücherverbote führt
Scheihotn, Am. lit. 8, 873 folgende Aeusserungen an: aus deuMe-
nagiana 4, 95: Difendez-moi, Von me lira. Je dis cela de laplüpart
des livres dont on d6fend le dibit; car assur^ment on ne les lit
quo paroequ'ils sont däfendus, quoiqu'ils ne vai^lent pas quel-
quefois la peine d'Mre lAs; t- aus den Garpentariana p. 337: La
Mothe Le Vayer ayant fait un livre de dur debit, son libraire vint
l^i en faire ses plaintes et le prior d^y remedier per quelque autre
1) lieber Fehler in den neuesten Indices 8. S. 885, über nicht auf-
genommene oder angeschickt gestellte allgemeine Verbote S. 883. ferner
noch folgende Beispiele: der Titel lateinisch angegeben S. 1088. 1176,
italienisch 1007. 46. 78. 99, französisch 1175, Btioher nicht unter dem Namen
des Verfassers oder unter dem Vornamen oder unter dem Namen des
Druckers S. 1006 (Rautenstrauch), 1023 (Trivier), 1068 (Fernandez), 1070
(Botelho und Silva), 1093 (Müller), Zeitschriften unter Folia S. 972, Bücher
an zwei Stellen: Echialle und Religion, Principes und Les princ, vgl.
1025. 1124. 64. 88. 90, die Namen falsch gedruckt S. 110. 1024. 26. 28.
S2. 85. 37. 89. 49. 52. 61. 70. 88. 92. 1128. 55. 65. 78. 86. 88. andere
Fehler 129. 1047. 77. 84. »8. 1121. 24. 88. 89, dasu gewöhnliche Druck-
fehler ohne Zahl.
1216 ScUun.
onvrage. II Ini dit de ne se point mettre en peine, qu'il avait
assez de potivoir k la oour ponr faire difendre son livre^ et qu'i-
tant defendut U en vendrait autant qn'il youdrait. Lorsqu'il Peiit
fait difendre, ee qu'il pridit, arriva, et le libraire fnt obiÜge de le
r^imprinier promptemeiLt ponr ponvoir en fonmir k tont le monde.
Andr. Sohnrinsi £pp. 3^ 19 sagt, man erzähle sieh, der Amster-
damer Verleger der Bibliotheca Fratmm Polonoram habe sieb be-
müht, dass dieselbe verboten werde^ nm sie raseher nnd theuerer
verkaufen an können; ihm selbst sei» als er bei einem Bachh&ndler
in Botterd^m nach neuen Bilchem gefragt, ein fransöslsches Bttcb
geseigt und sur Empfehlung desselben bemerkt worden, es sei von
der Polizei verboten. Aeusserungen über ähnliche Wirkungen der
kirchlichen Bacherverbote s. S. 800. 829. 1002. 1170, und ein neueres
Beiepiel der Benutzung eines angeblichen Index - Verbotes zur fie-
clame B. 1052. Thatsäohliche Beweise für die geringe Wirksamkeit
von Index- Verboten s. S. 990. 1100 u. o.
6. Pomponio Leto berichtet (p. 26), auzser den sechs vorbe-
reitenden Commissionen für das Vatioanische CSonoil, von denen die
of&cielien Darstellungen sprechen, habe Pius IX. noch eine weitere
unter dem Vorsitz des Card, de Luca für biblische Materien und die
Revision des Index eingesetzt (das wäre eine merkwürdige Combi-
nation; es wird wohl Bücherwesen und Index gewesen sein). Die
Richtung, welche die Arbeiten dieser Commission eingeschlagen, habe
aber bald Missfallen erregt, namentlich die Reformen, die sie be-
züglich des Index angeregt. Sie sei darum nach wenigen Sitzungen
nicht mehr zusammenberufen worden und in allen officiellen und
officiösen Berichten sei von ihr nicht weiter mehr die Rede gewesen,
obschon sie bereits wichtige und interessante Anträge vorbereitet
gehabt habe. — Einige Strafbestimmungen wurden durch die Bulle
vom 12. Oct. 1869 modiflcirt (S. 7. 888, I S. 341).
In mehreren Postulaten von Bischöfen ist die Rede von einer
Reform des Indexwesens ^). Elf französische Bischöfe erklärten es
sogar für omnino necesse et urgens, ut regulae et universa res In-
dicis novo prorsus modo nostrae aetati melius attemperato et obser-
vatu faciliori instaurarentur; es solle von der Index-Congr. keine
Schrift von einem kath. Verfasser verdammt werden, ohne dass
diesem vorher Gelegenheit geboten werde, Bemerkungen und Er^
klärungen vorzutragen oder Mittel anzugeben, wie seine etwaiges
Versehen ohne formliche Verdammung der Schrift wieder gut ge-
macht werden könnten; auch solle die Index-Congr. duldsam gegen
Meinungen sein, die, wenn auch anstössig, doch nicht förmlich ver-
dammt seien, und nicht Schriften von katb. Verfassern, in welche
sich vielleicht einige Irrthümer eingeschlichen, in derselben Weise
und in denselben Ausdrücken verdammen wie die schlechtesten
Bücher von gottlosen und unfläthigen Menschen. Auch dentsche
Bischöfe verlangten eine Umarbeitung der Regeln des Index, welche
1) Martin, Omnium Conc. Vat. . . documentomni coUeotio p. 159. 171.
Reform -Vorschläge. 11317
zum Tfaeil in gemischten Gegenden niemals hätten heobachtet wer-
den können; zum Theil wegen der veränderten Verhältnisse jetzt
fast nirgendwo mehr beobachtet werden könnten. Auch wünschten
sie, es möge in Znktinft kein Buch von einem Katholiken mehr ver-
dammt werden, ohne dass zuvor der Bischof des Verfiissers geh?)rt
werde, der diesen nicht selten zu einem Widerrufe werde bestimmen
können, wodurch eine öffentliche Censur unnöthig werde.
In mehreren 1869 erschienenen Broschüren wurde die Aufhe-
bung der Congregationen der Inquisition und des Index oder eine
gründliche Umgestaltung des kirchlichen Censurwesens gefordert^).
Segesser sagt in den Studien . . . Am Vorabende des Conoiliums,
S. 76: „Wir können nicht einsehen, dass der Böm. Index noch den
Zweck erfülle, zu welchem dieses Institut vormals ist eingeführt
worden ; vielmehr scheint uns diese centrale Büohercensur sammt
den Retractationen und TJnterwerfungserklärungen bussfertiger Au-
toren so sehr an Missachtung zu leiden, dass der aufrichtige Katholik
wünschen muss, es möchte den Bischöfen überlassen werden, in
ihrem Kreise auf schädliche Schriften aufmerksam zu machen und
denselben gute entgegenzusetzen.'^ Sogar ein Mitarbeiter des Mainzer
Katholik (1869, I, 293) erklärte: „Wir huldigen persönlich der An-
sicht, die übrigens auch von Männern getheilt wird, die man zu
den Koryphäen des Eomanismns rechnet-, dass das Verfahren der
Index-Congr. wohl einer Modification fähig und mit Rücksicht auf
die seit der letzten Reorganisation desselben durch Benedict XIV.
sehr veränderten Zeitverhältnisse vielleicht auch bedürftig ist", und
ein anderer (1869, I, 757): „Der Index mag einer Verbesserung
fähig und bedürftig sein. Es mag erörtert werden, ob das specieile
Verbot, die Bücher zu lesen, in der heutigen Gesellschaft ausführbar
ist oder ob es ohne praktischen Nutzen die Gewissen beängstigt.
Man möge sich fragen, ob es nicht besser wäre, die Bischöfe zu
regelmässigen Berichten über die in ihrer Diöcese erscheinenden
Bücher zu verpflichten, als Privat-Mittheilungen entgegenzunehmen,
oder ob es nicht wenigstens geboten sei, das Gutachten der Bischöfe
über die Autoren einzuholen. Auch die Frage mag gestellt werden,
ob nicht statt des Generalverzeichnisses, in welches der Index Bücher
von sehr verschiedenem Rang, Stand [sie] und Charakter wirft, eine
Classification im Interesse der Verurtheilten zu empfehlen sei. . . .
Auch wir haben den Wunsch, es möge das Concil den Index nicht
aufheben, wohl aber im Geiste der Zeit erneuern. In dieser Hin-
sicht fügen wir (in aller Bescheidenheit natürlich) einen Vorschlag
bei. Wenn Bonn sein theologisches Literaturblatt hat, wenn Mün-
chen, wenn Tübingen Gericht über die Literatur üben, so würde ein
solches Gericht vor allem dem Mittelpunkte der katholischen Welt
anstehen. Ein römisches Literaturblatt, welches, unterstützt von der
Mitwirkung aller kirchlichen wissenschaftlichen Corporationen und
1) Friedrich, Vat. Konzil 2, 288. 289. 294. AnsführUch handelt dar-
über die Goblenzer Laienadresse (bei Friedberg, Vat. Conc. S. 274).
1216 SohluB0.
zugleich geleitet von den Entecheidungen der höohsten
Autorität [im Katholik nicht unterstrichen], die Bewegang der
gesammten theologischen Literatur des Erdkreises uns vorführte,
das wäre ein Werk, für das wir uns begeistern könnten, weil es
dem schweigsamen Index überzeugende Worte geben und aus dem
vagen national- provinciellen Leben uns in die Weite des wahrhaft
katholischen Lebens fuhren würde/'
Eine Bevision des Index erklärt auch der sachkundige Ver-
fasser der Beoension des ersten Bandes meines Buches in der Lit.
Bundschau (1884, No. 8), — der einzigen in einem katholisohen
Blatte, die mir zu Gesicht gekommen, — für wünschenswerth, wenn
er bemerkt: „Bei einer etwaigen Bevision des Index dürften schon
auf G-rund der hier gewonnenen Besultate einige hundert Namen aos
demselben verschwinden."
BeriehtigiiDgeii uod Nachträge.
Zaii ersten Bande.
S. IX, Z. 9 V. u. Mendham. 1836 ist ein Supplement to the
Literary Policy ete., 34 S., 1843 An additional Supplement, 40 S.,
erschienen (ich besitze jetzt beide). Die 3. Ausgabe von 1844 ist
ohne Zweifel nur die 2., der diese Supplemente beigebunden sind.
— J. F. L. Th. Merzdorf, Bibliothekarische Unterhaltungen. Neue
Sammlung. Oldenburg 1850. S. 154 — 186: Indices librorum prohi-
bitorum.
S. XI. Gl. = Index Clemens' VIII. s. S. 532. S. «= Index
Sixtus' V. 8. 8. 501.
S. 9 Z. 7 y. u. 1. deportantor und puniuntor.
S. 16, Zu 10 Y. u. 1. Innocenz II.
S. 36, N. 3. Keginald Feoock steht bei Sot. in der 1. Cl. als
Beginaldus Perok seu Pecok, latine Pavo, Anglus ex Gambria, Asa-
phensis primum, deinde Gicestriensis Pseudo-Episcopus, Prof. Oxo-
niensis, Lutheranus.
8. 38, N. 1 St. Eydius 1. Lydius.
S. 47, Z. 14 y. u. 1. 29. Mai 1554. Interessante Briefe über
die Edicte gegen die taimudisehen Bücher yon A. Masius u. a. s.
Acta Acad. Theodoro-Palat., Mannh. 1794, VII, 344. Masius be-
zeichnet das Edict der Inquisition als Sententia in aetemum Sedi
apost. ignominiosa et rei christianae damnosa, stulta et exeorabilis,
und sagt, die Inq. sei dazu durch die Klagen der Venetianischen
Patricier Giustiniani und Bragadino und durch das ürtheil yon ihnen
bestochener getaufter Juden yerleitet worden.
S. 50, Z. 17. Arias Montanus bat 1574 Sirleto, ihm die £r-
laubniss zum Lesen des Talmud zu erwirken ; er wolle dann auch
die zu expurgirenden Stellen angeben. Gh. Dejob, De Tinfluence du
Conc. de Trente sur la litt. 1884, p. 67. — N. 2, Z. 3 st. 1547
1. 1546.
S. 57, 1. Archiy des D. Buchh. 8, 238.
S. 68, N. 3. P. Balan, Monumenta Reform, p. tl. 16.
S. 80, N. 1 und 2. Th. Brieger, Aleander und Luther S. 192.
202. 218. 240.
S. 94, N. 1 und 2. A. D B. 19, 621.
1220 Berichtigungen und Nachträge.
S. 121, N. 4. 1. Biblioth. 1. 5, a. 73; 1. 6, a. 276.
S. 126, Z. 9. Geographia univerBalis vetus et nova ed. Seb.
Munsteras, Bas. Henr. Fetri 1542 (Bosenthal 39, 66).
S. 155, Z. 16 y. u. Sirleto war Mitglied der CommiMioa,
welche den Polydoras YergilinB expurgirte. Dejob, M. A. Mnret,
p. 476.
S. 159, N. 1. R.-K 13, 32—34.
S. 165. Die Litaniae Germanorum wurden 1521 von Aleaoder
nach Rom geschickt. Brieger S. 183. 198.
S. 181, Z. 10 1. Gregor XV, 80. Dec. 1622 (Bull. 3, 493).
S. 183, Z. 12. Benedict XIV. sagt in der Vorrede su der
Editio Patavina seines Werkes De festis (Opera, Prato 1843,8, 297):
Episcopis semper data venia fuit, libros ut legerent haeretioorum
juxta can. 16. Cono. Carthag. IV.: Episoopi haereticorum libros pro
necessitate et tempore legant . . . Bellarminus testatnr, episoopiB
semper concessnm fuisse.
S. 184, N. 3. C. Sigonius bat 1579 Sirleto, ihm die Erkab-
nisB zum Lesen der Magdeburger Centnrien zn erwirken, nndCBa-
ronius bat ihn 1577, zu erwirken, dass der General-Inquisitor Or-
dinal von Pisa ihm nicht nur erlaube, das Werk zu lesen, sondern
auch es ihm leihe. Dejob, De Tinfl. p. 68.
S. 185, Z. 8 st. auch später 1. auch sonst. — Z. 16 vgL8tie?e,
Briefe und Acten 5, 588.
S. 197, Z. 5 V. u. st. Bischof von Acqui in Piemont 1. £n-
bisohof von Aiz.
S. 234. Die Schrift von ülricus Velenus wurde 1521 von
Aleander nach Born geschickt. Brieger S. 269.
S. 239, N. 2. Pragmat Gesch. der Mönchsorden 7, 145.
247. 273.
S. 247, Z. 18. Der Fasciculus (1535) ist von O. Gratiu« her-
ausgegeben; B. D. Eeichling, Ortwin Gratius^ 1884, S. .76.
S. 260, N. 2. La Congr. de l'Index . . par Tancien 6v^ue de
LuQon (II S. 903) p. 457 wird ein Exemplar beschrieben, welches
den Titel hat: Index . . . contentis. Eomae apud Valerium DorieuiB
ad instantiam omniam bibliopolarum anno 1559, 4 Bogen von 8
Blättern, auf der Rückseite des Titelblattes und fol. 2r dasDecret,
auf derselben Seite der Vermerk vom 30. Dec. 1559.
S. 280, Z. 4. Bei Sot. p. 340 werden Gedichte von Ortolphos
Monoldns [sie] Francus (in den Deliciae poetarum germ« 4, 253) ex*
purgirt.
S. 295, Z. 5 V. u. 1. 9. Jan.
S. 296, Z. 10 1. viele auoh von euch.
S. 298, Z. 4 1. Lelio TorelH.
S. 309, N. 3. Schulte, Gesch. 2, 430.
S. 328, Z. 17 ist Petrus Scalichius zu streiehen; Paulus Sea-
lichius kam im Tr. in die 1. GL; S. 532.
S. 832, Z. 14 1. S. 299.
S. 342 beizufügen: Lugduni, Hovillus 1564. Ven., Zilettus U79
(Eosenthai 41, 2317. 2320).
J
BenohÜgnngen and Naehirägfe. 1331
S. 347, Z. 18. B. Tesiitenoy EspoBitione di Mattheo eyangeliBta,
Yen., Grifo 1547, 4. Ghlicciardhi!, Bnppl. 1875; vgl. Cantüi 3,145.
S. 348, Z. 8. FrancificvB Ltioag Bragensis imrde getadelt, dass
er in seinen Noten zirm lateinischen N. T. Seb. MOnstei* und Eras-
nnis, homines baereticos ant certe baereseos apud bonos omnes su-
speotos, citirt hatte. Er sagt in einem Briefe von 1576, er habe
später qnidam statt Manstems gesetzt, nnd von Erasmns: Omitti
Bemen iilins potuit; tribnit enim id auctoritatis nonnihil ei, cujas
scripta absque anctoritatis opinione esse expedit, quanquam de sola
Tooe sit quaestio, quod „prooessit^' legendnm esse conjioiat ex
ngoinoj/js potins quam „praecessit". Er fragt dann: an et nominari,
ut reprehendatnr, band possit, nnd ob er Yatablns nnd Jac. Faber
oitiren dürfe; den Robertns Stephanos habe er imnifer elnftkch Ste-
phanns genannt, nt non faeiie a qnovis agnosci possit. Dejob, M. A.
Mnret p. 224.
8. 849, Z. 3. Clemens YII. richtete 3. Apr. 1524 ein freand-
liebes Schreiben an Erasmns (Balan p. 824), nnd in seinem Auftrage
liess der Datarias Oiberti im Oct. 1525 dnrch Theodonis Hezins
den Hanptgegnem des Erasmns nnter den Löwener Theologen, dem
CarmeHter Nicolaus Egmondanus und dem Dominicaner Yincentius
(Burigny 2, 121. 137), silentium et abstinentiam ab Erasmi obtrec-
tationibus morsibusque imponere (Balan p. 552).
8. 862, Z. 7 St. gewisser Ordensleute 1. der Jesuiten . (so steht
in Originale).
8. 868, N. 3. P. Emm. Ceslas Bayonne, Ü^tude sur Jer6me
Savonarola d'äpres de nouv. documents, Par. 1879, hofft die Cano*
nisation und möchte sie anbahnen : Sav. sei ein Prophet, Apostel und
Märtyrer für jene kirchliche Erneuerung gewesen, die im folgenden
Jahrhundert von ' dem Trienter Concil durchgeführt worden sei.
Innsbr. Zts. f. Theol. 1880, 391.
8. 374. Ueber Mainardi, Negri und Massari s. Cantä 3, 216.
158. 159.
8. 885, N. 3. Yon den Lettere di divers! huomini illustri, die
nur bei 8. mit d. c. stehen, erschien 1603 zu Treviso eine Ausgabe
mit dem Yermerk: Ego Fr. Barth. Niger Yiglevano Ord. Min. Conv.
. . . hune librum de mandato R. 'P. Inquieitoris totum diligenter
vidi et legi, . .* . plurima ab eo substuli et multis in locis purgavi.
8. 391. Ueber das Yerhalten der Curie bezüglich der obscö*
nen italienischen Schriften spricht ausführlich Dejob, De l'iniluence
etc. p. 152. Er sagt p. 156: Ge fut par exces d'indulgenoe qu'on
pecha, und führt u. a. folgendes an : Yon Ariosto's Orlando fbrioso
wurden fast aUe Exemplare der 1543 zu Rom erschienenen Ausgabe
vernichtet, aber keine Ausgabe verboten; in der expurgirten Aus«
gäbe von G. Ruscelli von 1556 und Yen. 1584 ist jedenfalls nur
sehr wenig gestrichen. Yoi^ einer Ausgabe des Bandelli (S. 393)
von Ascanio Centorio degli Ortensi Yon 1560 ist der 1. Band dem
Card. 8erbelloni gewidmet* . ^ dcti Obscönitäten ist fast nichts be-
sBitigt, aber tous les cont^^. ^^ i toulaient sur Us scandales donu^s
par des membres du o]^^ 4^ ^ disparu (f. 163. 185). ^tie lu
1SS3 Berichtignngen und N«ohirägo.
Venedig 1561 eraebienene Ausgabe des Folengo (8. 394) wird ds
di grau Innga piü oneeta della prinia angekttndigt : ke satires oontre
les moiaes eoat sapprioi^es, mais la liceaoe est plus grande dus
rexpurgation qae dans le texte primitif (p. 164). Eine e&psrgurle
Ausgabe der Zneca Ton Doni (S. 892; dieses Buok sieht in Jkeinem
Iudex) supprime les traits oontre le olergi et garde la plus grande
partie des passages lioeneieux; fthnlieh die Ausgabe des Strapsrok
(S. 394), Yen. 1599 (p. 178). Die Ausgabe der Gento uoyelle tos
1572 ist der einzige Fall, wt> die Moral durch die Expurgation ge-
wonnen hat (p. 190X üeber die allegorisch-nioralische Deutung des
Bändeln (S. 393) u. a. s. p. 180. 184.
S. 400, N. 1. Battista de Crema, Speoohio interior, Yen.
1552, 76 Bl. 8. (Bosenthal 41, 2430).
S. 405, N. 1 : Der Index von 1569 wurde auch in Foiio*plsno
gedruckt und in den Buchläden angeheftet. In derselben Weise
wurde ein Yerzeichniss der in dem Index tou 1571 (8. 423) ex-
purgirten Bücher gedruckt und angeheftet. M. Reeses, Chr. Plan-
tin, p. 207. 269. — Eine Coneultatio Academiae Duacensis ad III.
Duoem Albanum de Indice Ubrorum prob, (den Xriester mit der
Antwerpener Appendix) mit Alba's Antwort vom 27. Juni 1570 ist
abgedruckt bei Mendham» Suppl. p. 12.
S. 410, Z. 6 beizufttgen: Jo. Manlius qui soommata et sales
habet in eoolesiam eatb. Gemeint ist die Anekdoten-Sammlaog:
Locorum communium coUeotanea a Jo. Manlio . . . excerpta . . . oan
praef. Simonis Sulceri, Bas. 1563; s. Forts« der Nachr. v. der Stol-
lisohen BibL 2, 106. Bei S. Cl. steht Jo. Manlius yel Hilius (lete-
teres von Ben. gestrichen); von Jo. Mylius stehen Foemata in dtfi
Nund«
S. 424, N. 2, Z. 4 1. Franoisous Jonius.
S. 485, Z. 3. Bart, de Yalverde, Kaplan Philipps II., bat 1584
Siiieto um Erneuerung der £rlaubniss aum Lesen verbotener Bücher,
die er in Deutschland gehabt, und sagt in dem Briefe (Dejob, De
rinfl. p. 76); er habe gebort, dass von den Leuten, die an dem
neuen Index arbeiteteui plerique oviiv cioi, graecarum et hebraica-
rum literarum imperiti nee uUo judioio aut artibus instructi, and
dass sie, nullo salario aut praetnie ad pedegendos innumerabiles
libros adducti, es sich bequem machten und ohne genauere Prüfung
dicnnt abolendos.
S. 439, Z. 10. Ygl. Sohmid, Studien übet die Befonn des
Böm. Breviers unter Pius Y., Tüb. .Q.-S. 1884, 484.
S. 474, Z. 23 und sonst 1. Anton Welser.
S. 485, Z. 6. Bei Ben. steht Betulejus, in den neuesten In-
dioes Butelejus.
S. 489, N. 1. Cantu 3, 275.
S. 520, Z. 13. Das Buch von Stanislaus Sooolovius steht bei
Sot. mit doneo prodeat expurgatio. In dem Lies. 1624 wird dam
bemerkt: Continet schismatis errores, qui tametsi passim in sehelüs
profligentur, cavemus ne nisi a doctis id opus l^aturi» cum Stams-
laus nonnuUorum errorum praetereat expugnationem. Idem cavemus
Beriohtigmigeii und Naohiräge. 122S
qnoad responsiones quasdam in editione illa reeentiore (Opasoola)
Krakau 1591) p. 141 — 185 ad errores Germanoritm a Tubingiois
haereticis admodam explicite propositos, presiittB verot quam par
eaaet, a ätanislao oonfiftatos«
S. 541, Z. 4 ▼. u. beizufügen: Bei solohen Blichern, welche
aas Anaaprüchen oder Beispielen verschiedener Bchriftsteller com-
pilirt sind, soll der Sammler and Compilator als Verfiisser angese-
hen werden (vgl. II S. öOO, Z. 13).
S. 547, N. 2 beiznfägen: 1644*.
S. 570, Z. 1. üeber Bartfaolomaens Ferrarienais s. Y. Baro*
nius, Libri V apologetici, Par. 1666, p. 403.
S. 571, Z. 8. Andreas Masius wurde von dem Jesuiten Franc.
Torres denuncirt (Dejob, De l'influenoe p. 53). In einem Briefe an
Sirleto aus seinen letzten Lebensjahren (t 1673) vertheidigt er sich
gegen den Vorwurf, dass er in seiner syrischen Grammatik und in
dem syr. Lexicon Ketzer citirt habe: im Anfange der Grammatik
kabe er die Talmndisten citirt, was der Papst wohl nicht missbil*
ligen werde ; ob er irgendwo einen ketzerischen Schriftsteller citirt
habe, wisse er nicht; er pflege sich solcher Zeugnisse nicht zu be-
dienen u. s. w. (Dejob, M. A. Muret p. 223).
S. 573. Hieronymus Osorius wurde von Lindanus (S. 576)
denundrt, von dem Dejob De Tinfl. p. 53 berichtet: U signalait
des passages h6retiques ou malsonantes qui avaient ^happ^ k la
censure dans des ouvrages contemporainR, et demandait qa'on us&t
d'nne plus grande vigilanoe ä Tavenir; il rappelait qu'ilavait indi-
qu6 des erreurs de foi dans Osorius, Albertus Pighius (8. 565),
Paolo Giovio.
S. 576, Z. 13. Arias Aontanus sagt in der Abhandlung De
varia hebr. librorum scriptione et leotione im 8. Bande der Poly-
glotte: Hujus (Paguini) diligentiam nos imitati, quam a nemine
hactenus doctorum et oandidorum virorum improbari audivimus praa*
ter unum Erostratum [Leo de Castro], qui theologorum suae aetatk
et superioris fere omnium laboribus obtreetare atqiae Pagnino im-
primis aperte bellum indioere summae sibi, ut existiuo, laudi fore
speravit. Is quoniam Pagninum vivum habere aon potuH, nostmm
pro Omnibus aliis nomen prosoindendum susoepit, naet«s fortassis
opportunitatem in quorundam animis et oonsiliis, qui eum soliea«
pere, soll bene vivere Jesumque propias insequi et comitari sibi
videantur atque id palam professi jactitent [also die Jesuiten], me,
qui minimum atque adeo inutilem Jesu Chr. discipulum ago, odio
habuerunt gratis.
S. 580, Z. 3. Carolas Sigonius (1523—85) steht nicht im
^ Index; aber als seine Historiae Bononienses 1570 mit Approbation
fertig gedruckt waren, erwirkten einige. Bolognesen vom Papste un
sursis k la publioation; sie erschienen erst 1579 (Dejob, De Tinfl.
p. 56; Krebs, Carl Sigonius, 1840, S* 52). Auch Historia eccle-
siastica, De republiea Hebraeorum, die Ausgabe des Salpicitts Se-
verus, Hist. de occidentali imperio und Eist, de regno Italiae sties-
sen auf Censur- Schwierigkeiten oder sollten expurgirt werden (De-
1224 BerioMignngeii und Nattbtr&g«.
Job p< 53. Opera ed. Pb. Argelatns, 1783, 6, 1068). Klagen liimr
Veraehleppung^ der Approbationen bei Dejob p. 69 ff. — N. 8. üeber
Mian» Celsna ■. Oant^ 3, 224.
S. 594, Z. 5. B. Hauröau, Hist. litt, da Maine, 1852, 4, 194
sagt Yon der Celeatiiia, sie sei in Spanien so oft gedruckt, däss sie
in diesem sehr katholisoben Lande mindestens ebenso viele Leser
gefuden haben mttsse als die biblischen Bücher (jedenfalls mehr,
da diese in der Yolksprache verboten waren). Er sagt dann ron
La Cil^stine fldilement r^pnrgee par Jaeqnes de Lavardin, Paris
1578: Ses conreotions le« plns importantes sont des snbstitations
de personnages: k des moines, k des chanoines dont; les paroles on
les moerars Ini semblent trop libres, ils snbstitue des ofÜciers et
des commandevrs, et la moralit^ de Touvrage n*est pas compromise
par cette ddlKrence anx scnipnles de Tegiise. Vgl. I S. 390 und oben
S. 1221.
Zam zweiten Bande (vgl. S. 876).
S. 123, S. 22 beizufügen: Jo. Cosinus, Dunelmis Spisc,
Hist. transsubstantiationis papalis (1675), Bremae 1677, verb. 1687.
S. 124, Z. 1. Die Apologie steht seit Ben. nicht mehr im
Index; vgl. 8. 40, Z. 1 v. u. '
8. 209, Z. 12. Ueber diese Münohener Bruderschaft s. Ch.
Nisard, Hiat. de la Htt. populaire, 1854, II, 40.
S. 217, Z. 6. Als Titel des 1Q88 von der Inq. verbotenen
Enchiridion wird angegeben: Hoc in enchiridio manualive, pie lec-
tor, prozime sequenti habentur septem Psalmi poenit., Oratio devota
Leottis Papae, Oratio B. Augustini, aliquot item orationes adv. om*
nia mnndi perioula, Lugd. 1619 (also nach 69 Jahren verb.). Es
ist ohne Zweifel ein Abdruck des schon bei S. Cl. verbotenen En-
chiridion manuale, Romae exousum apnd Th. Membrunium, nt qni-
dem apparet in titulo, ut vero in calce libri legitur, Trecis (I S. 421).
Nisard, 1, 149 beschreibt eine Ausgabe in 32., die ganz denselben
Titel hat wie die Lyoner und angeblich zu Rom 1525 gedruckt ist,
daneben eine Ausgabe: Enchiridion Leonis Papae serenissimo Im*
peratori Carole M* in munus pretiosum datum, nuperrime mendis
Omnibus purgatum, Romae 1660. )7ipard theilt daraus Formeln mit,
die den S. 221 aus den Exorcismen-Bdcbem mitgetheilten analog sind.
S. 250, Z. 5. G. Naud^ (Naudaeana, 1703, p. 102) erzShlt,
Inchofer habe ihm gesagt, er habe das Buch auf Befehl seiner
Oberen geschrieben, er selbst glaube nicht an die Echtheit des •
Briefes. Naudi bezeichnet übrigens p. 108 Inchofer als Verfasser
der Honarohia Solipsorum (8. 283).
S. 390, Z. 18 V. u. Die Assembl^ du clerg* von 1684 wollte
Les heureuz succ^s de la piit6 ou les triomphes que la vie reli-
gieuse a empörtes sur le monde et sur lliiresie ... par le P*
Ives [Yves] de Paris, Capucin, 3. Ed., 1683, namentlich wegen der
J
Berichtigim^n und NaoMriige« 1286
GlorificiroBg der Bettelorden oensuriren. Ludwig XIIL yerliot
dieses und erklärte, über dieses Buch und die Büsher des Bisohofs
Camus von Belley solle das Urtheil dem Papste überlassen werden
(A. J. P. 23, 190). Camus hatte 1632 Le directeur spirituel dis-
intejesse, und 1633 Saint Augnstin de Touvrage des meines ver-
öffentlicht und Biohelieu letzteres Buch oonfisMren und den Verkauf
bei Todesstrafe yerbieten lassen (E.-L. 2» 1765). Weder Camus
noch Yves stehen im Index.
S. 415» Z. 5 V. n. Die awei Gatechismen und die Instructions
wurden von Schottland aus als Jansenistisch denunoirt. In einem
Berichte des Mgr. Leroari von der Pariser Nnnciatur an den Prü*-
fecten der Propaganda von 1737 werden Andr. Hasset und Eob.
Gprdon als autori di un catechismo giä cendannato in Borna be*
zeichnet (A. Bellesheim, Gesch. der kath. E. in Schottland, 1883,
2, 363. 540). Yielleicht sind die drei Schriften Bearbeitungen des
Cat^chisme de Montpellier (S. 762).
S. 479, Z. 15 V. u. 1. Exposition de la foi chr6tienne.
S. 495, Z. 5 V. u. Die Bnlle war eine der vielen Fälschungen
des Subdatarius Innocenz' X., Mascambruni, der 15. Apr. 1652 ent-
hauptet wurde. Ciampi, Innocenzo X. p. 156.
S. 502, Z. 6 v. u. St. 1685 1. 1665.
S. 512, Z. 13. Die Schrift von Yisconti wurde 1714 mit
d. c. verb.
S. 514, Z. 4 V. u. Die Yindiciae Gobatianaa sind zu Ingol-
stadt 1706 erschienen und nach Sommervogel von Chrph. Rassler.
S. 525, N. 2. S. de Fierlant, Kanzler des Conseil de Brabant
(tl686), gab zwei Schriften gegen Gabrielis heraus, Col. 1682 und
1683, eine gegen Gabrielis, Huygens und Havermans, Col. 1686
Biogr. nat. 7, 58.
S. 531t Z. 5 V. u. 1683 wurde, ich weiss nieht warum^ ein
von den Generalvicaren von Brügge (Vioarissen generael etc.)
während der Sedisvacanz, welche der Ernennung Preciptano's vor-
herging, publicirter Erlass vom 7. Sept. 1682 verb.
S. 590, Z. 8. Gegen Fleury und seinen Fortsetzer gab G.
Marchetti (S. 970) zu Rom 1780—94 drei Schriften heraus (Tipaldo
8, 349). Die Observations thäol., bist. . . sur THist. ecel. de Fleury,
Avignon 1736 — 37, 2 vol., sind nach Sommervogel von dem Je-
suiten Fr. Lanteaume.
S. 691, Z. 7. Nach Sommervogel p. 571 sind die Memoires
von d'Avrignj nicht von Lallemant revidirt und nicht von Jesuiten,
sondern von dem Dr. Sorb. Richard veröffentlicht, ist aber die
S. 590, N. 2 erwähnte Ausgabe von 1781 von dem Ex« Jesuiten
Aim^ Pauliaa besorgt worden.
S. 593, Z. 13. Räponse de Th^phile Fran^^ois k la lettre du
pr^tendtt Eus^be Romain, Col. (Par.) 1692 [1698?]; ist nach Sommer-
vogel von Hardouin.
S. 621, Z. 12 St. Vo^^ssers 1. Herausgebers.
S. 714, Z. 15. Nack a^mfl^ervogel p. 571 ist die Denkschrift,
ans welcher Doncin eiueK - « göflis^^^^ Auszug veröffentViohtÄ (der-
1SS6 Beriohiigungen und NachMge.
gellte erBchien anoh holländisch: Kort Memoriael . . . , s. 1. 1697),
von den Jeiniten Fr. Yerhiest und Norbert Aerts nnd Adrian van
Wijck verfaest.
S. 764, N. 1. Ueber Pasaionei b. C. Jnati, Winckelmann
2, 1, 98.
S. 871, Z. 18 8t. Villemain 1. Sainte-Benve (Le dnc de Ni-
vemaiB, CanserieB dn lundi t. 13). Vgl. L. Yian, Hiet. de Montes-
quieu, 2. Ed. 1879, p. 295 und p. XII. Vian fttgt p. 295 bei:
Depuis oetie sentence jnsqn'ä la mort de Mont. qui ent lien trois
ans aprte, il ne parut plne d'Esprit des Lois. L'anteur pr^p&rait
nne Edition revne et corrig^e seien Tlndex [das Bach war nicht mit
d. 0. verb.], — nnd p. 331 : II venait de remettre (vor seinem Todf)
anx libraires nne Edition oorrigie qui parut en 1757 [also nicht
erst 1789, wie S. 871 angegeben ist]. On y tronve des chongs*
ments dont la plus grande partie donnait satisfaotion k ravtorit«
religiense. Die erste Ausgabe erschien im Nov. 1748 (p. 378).
S. 875, N. 2. Revne crit. d'hist. et de lit 1885, 146.
8. 888, Z. 12 St. 8. 74 1. 8. 7.
S. 918, Z. 2 st 1704 1. 1804.
8. 994, Z. 17 V. u. Mich« Torcia, £logio di Metastaeio, Terb.
1772.
8. 1043, Z. 10. Zu den medicinischen Büchern im Index ge-
hört auch Compendio de* discorsi che si tengono nella R. üni-
versita di Bologna dalla cattedra di fisiologia e di notomia compa-
rata, Bol. 1808, verb. 1817.
8. 1054, Z. 14 V. u. Der Mag. 8. Pal. Anfossi veröffentlichte
bald nach Leo's XII. Thronbesteigung La rendita dei beni eccle*
siastici, 1824, worin er behauptete, die Besitzer säoolarisirter Eirchen-
güter seien zur Kestitution verpflichtet. Unter Pins YII. soll die
Veröffentliohnng der Sehrift nicht gestattet worden sein; in Folge
der Reclamationen der französischen Regierung wurde sie von den
Gardinal-8taate8ecretir della Somaglia desavonirt. Artand de Mos-
tor, Uon XII., 1848, 1, 244. 275. Nippold, Bnnsen 1, 244.
8. 1057, Z. 16 V. u. Ant. Gaudioso, Piano d'economia po-
litica, verb. 1824.
8. 1107, Z. 1 V. u. Vielleicht ist von Gnettie L'Encyclique
du* 8. Dec. 1864 et la liberti, adresse aux ivSques, Paris 1865,
verb. 1865.
8. 1178, N. 3. Von dem Capuciner Andrea d'Altagena, in
saecnlo Paolo Panzani, ist die 8. 1199, Z. 10 erwähnte Pubblics
oonfessione, 660 S. 8. Seine anderen 8chriften verseiohnet B. Mob*
tarolo, Bibliografia del riaorgimento italiano, Rom 1884, 8. 8.
S. 1188, Z. 12. Le tombeau de tontes les pbilosophies tsit
anciennes que modernes ou exposition raisonni d'un nouveau sjst^e
de runivers, par R[enault] B[^cour], 1834. verb. 1837; Lascience
populaire de Cladius, simples discours sur toutes choses, verb. 1848.
S. 1198, Z. 3. 1875 wurde verb. Bartol. Cecchetti, LaBe-
pnbblica di Veneaia e la Corte di Roma ne* rapporti colla reügione«
Ven. 1874, 2 vol. (8. 322).
Register.
Abanzit, F. 1024.
Abbadie, J. 127.
Abbe commendataire 394.
A ß C-Bücher 531. 1066.
ABC (La raison) 911.
Abergläubische Schriften 73. 149.
181. 208. 216. 221. 421. 898.
Ablässe 14. 70. 205. 237. 267. 416.
650. 713. 888. 897. 962. 971. 1070.
1185.
Abominationes pap. 122.
About, E. 1159.
Abra de Raconis 448.
Abr6g6 chrono]. 768.
— de la mor. 727.
— de lliist ecci. 768. 590.
AbudacDus 147.
Abus et nullites 718.
Abusi 930.
Abusos 1068.
Aoeeptanten 724.
Acoommodeinent 739.
AccompHssement 100.
Acheul, J. de S. 143.
Achmeies 184.
Achterfeldt, J. H. 1119.
Acta emditorum 165.
— legationis 71.
— quaedam 719.
— Sanctorum 268.
Acte d'appel 738. 779.
Actio in H. Garnet 327.
Acton, liord 1176.
Adam, J. 542.
Adami, Germ. 1030.
Adamus, Com. 118.
— Melch. 80. 81.
Addison, J. 141. 164.
Address 1200.
Adeodatus 717.
Adiaforo, Filalete 16.
Admonitio ad Lud. XIII. 203.
Aerodius, P. 72.
Aesina 429.
Agier, P. J. 988. 325.
Agnelli, Abate 972.
Agnellas 155.
Agreda, Maria v. 252. 34. 432.
Agrippa, H. Com. I, l2l. 508.
Aguesseau, H. Fr. d' 695. 20. 1212.
I, 283.
Aguila, J. del 499.
Aguirre, Card. 57 1 . 266. 271 . 609. 652.
Ahrens, H. 1086.
Alabaster, G. 426.
Alacoque, M. M. 964.
Albani, J. Fr. 783.
Albanns, Aeg. 706. 707.
Albarella, V. 1028.
Alberius, Cl. 72.
Alberti, G. A. 625.
Albertinns, AI. 220.
Alberto Magno 66.
Albertus, Yal. 96.
Albertus Brandenburg 272. 532.
Albinius, P. C. 185.
Albius 8« White.
Albitius, Ant. 32.
Albizzi, Card. 248. 364. 367. 397.
463. 468. 556. 672. I, 509 u. s. w.
Alboize 1049.
Albrecht V. v. Baiem 1, 327 u. s. w.
— V. Mainz I, 69. 280 n. s. w.
Alchy misten 178.
Aiciatus, A. 278.
Alciphron 866.
Aleander 1220; 1, 70. 989. 352. u. s. w.
Alegre, A. 267. 276.
Alemanni, Nie. 121.
Alembert, J. d' 906. 909.
Aleth s. Pavillon, Hituol.
Alethaeus, Th. 863.
Alethophilus, Chr. 665.
Aletino, Ben. 607.
1228
Register.
Alexander VI. 102. 139. 167; I, 66.
386.
Alexander YII. 1. 7. 29. 231. 383.
468. 474. 497. 632. 639. 662.
Alexander YIII. 616. 682. 666. 676.
646. 797.
Alexander, Natalis 681. 102. 183.
Alfaro, J. 607. 608. 682.
Alfieri, V. 1018. 994.
Algarotti, Fr. 874.
Allegazioni 783.
AUetz, P. A. 1186.
Allgem. Glaabensbekenntnise 940.
Allignol 1099.
Allix, P. 127. 146. 163.
Allocutionen 7. 942.
Alpruni, F. A. 963.
Alstedius, J. H. 96.
Altagena, Andrea d' 1178, 1226.
Althusius, J. 171.
Alting, H. und J. 98.
Altmeyer, J. 1036.
Alva et Astorga, P. 284. 268.
Alvifiet, V. 266.
Amabed 910.
Amama, 3. 117.
Amari, M. 1197.
Amat, F. 1062. 869.
Amatus, M. 433.
Amaya, Fr. 374.
Ambasciata 146.
Arne, De Y 916.
Amelot de la Honssaye 196.
Amelotte, D. 670. 864.
America 376. 988. 1037. 75. 1165.
1200. I, 140.
Amesius, G. 98.
Amicus, Fr. 309.
Ammann, Fr. 8. 1091.
Amore, L. de S. 93.
Amort, E. 266. 825. 940. "
Amstelius, G. 717.
Amydenius, Th. 140.
Amyraldus, M. 128.
An 2440. 917.
Analisi del Conc. 973.
— di Tert. 968.
— e confutazione 1012.
Analyse de Bayle 867.
Anastasius Sinaita 153.
Anatomia exe Marp. I, 125.
Anatomia Soc. J. 288.
Andachtsübung 998.
Andre, P. Yves 604. 398. 476. 734.
Andrea, Card. 1122. 24. 48. 60 65.
Andreae, J. S. 405.
— J. V. 109.
Andreas, Val. 482. 169.
Andrewes, L. 330.
Anelli, L. 1170.
Anfossi, F. 400. 962. 1094. 1226.
Angers s. Arnauld, H.
Anglicaner 687. 697. 1079.
Anguisciola 183.
Anima brutorum 610.
Anna, die h. 228. 294; I, IGO.
Annali eccles. 972.
Annat, Fr. 469. 486. 490. 491.641.
669.
Annatus, P. 420.
Ann6e ehret. 545.
Anno 2240. 917.
Annuaire 1036. 1201.
Anshelm, Val. I, 136.
Antichrist 91. 100. 104. 129. 303.
325. 426. 989.
Anticoton 342. 29.
Antidoto 134.
Anti-Pamela 165.
Antonelli, Card. 1141. 48. 58.
Antonio, Nie 249. 664.
Antonius v. Padua 64.
Aphorismi doctr. J^s. 290.
Apokryph 474. 218. 307.
Apologia cath. 1063.
— del catech. 980.
— delle chiese 135.
— delle leggi 971.
— panegyreos 706.
— pro Congr. Ind. 445.
Apologie de Jansenius 462.
— de tous les jug. 766.
— des devots 560.
— des lettres prov. 489.
— pour le Synode 116.
— pour les Bened. 266.
— pour les casuistes 486.
Aponte, L. de 611.
Appellanten 724. 944. 987.
Aquaviva 342.
Aquilinns, C. 826.
Arabisches Buch 1030.
Arasieve, C. 1169.
Archinard, A. 1023.
Archivio storico. 1192.
Ardigö, R. 1043.
Arduini, C. 1134.
Aretino, P. I, 378. 392.
Argens, Marquis d' 873.
Argentano, L. Fr 622.
Argento, G. 781.
Argolus, A. 185.
Arias Montanus 1223; I, 408. 423.
654 u. 8. w.
Register.
1839
Arigkr, A. 1064.
Ariosto 1221.
Aristoteles 175. 406. 600; I, 17. 536.
Arlenris. P. 186.
Armenier 1029.
Amaldi, Dom. 236.
Amanld, Agnes 540.
— Ant. (Advocat) 284.
— Ant. (Dr.) 446. $98. 422. 458.
462. 475. 483. 484. 527. 580. 537.
575. 601. 645. 646. 648. 651. 658.
669. 686. 855. 957. 1211.
-> Henri, B. v. Angers 388. 478. 479.
Arnisaeus, H. 90. 577.
Arnold, Gottfr. 107. 612. 626.
AmoldoB, Nie 97. ^^
Arodonio 149.
Arretin moderne 914.
Arrets du parlement 284. 565. 694.
755. 756. 920.
Arsdekin, R. 511.
Art de connaitre 1078.
Arte di conservare 1017.
Artemidorus Oneiroor. 461.
Arthusius, G. 190.
Articuli fidei 416.
Aromaeus, D. 171.
A. S. C. Dissert. 811.
Ascesis spirit. 77.
Ascianns, D. 143. 210.
Assedio di Firenze 1058.
Assemblee du clerge 566. 369. 385-
888. 390. 498. 543. 561. 640. 648.
684. 699. 786. 757. 916.
Assertio juris 717.
Assessor S. Off. 2. 468. 919. 1149;
I, 174.
Assumtione, C. ab 520.
Astroloffie 181. 49.
Asylrecht 657. 932.
Atbanasius, M. A. 215.
Attestatio notar. 461.
Atti e decreti 967.
Attritio 531. 525. 529. 692.
Aube, B. 1188.
Auetor laudabiliter se subjecit 883.
945. 1059. 1167. 74.
Auctorem fidei 966. 867.
Audisio, G. 1169.
Audoul, G. 568.
Augustiner 260. 837.
Augustini Hippon. 461.
Augustini Opera ed. Manr. 685.
Augustinis« Th. de 26.
Angustinus, Ant. 188; I, 317. 3]8.
400.
AureliuSy Paulus 706.
Aurelius, Petrus 882. 386.
Auruccio, V. 70,
Ausgaben verbotener Bücher 4. 40.
82. 173.
Autoritä 984.
Autorite de S. Pierre 451.
— du clerge 988.
— du roy 370.
Auxiliis, Congr. de 298. 45; I, 537.
Avendafio, M. 690.
Avenir 1098.
Avenstein, Schmid d' 1058.
Aventriot, J. 202 ; I, 547.
Avertissemens salut. 547.
Avertissement: Celui 528.
— 8ur la d6cl. 740.
Avis fratemels 1021.
— sinc^res 716.
Avitus academicus 707.
— Aurelius 464.
Avocat des protestants 128.
— du diable 790.
Avrigny, H. R. d' 591. 855. 1225.
Avvenimenti 188.
Avviso 787.
Ayala-Rosso, M. 1170.
Ayguals, W. 1052.
Aymon. J. 146. 326.
Baader, Fr. 1125.
Babylone s. Varlet.
Bacchini, B. 132 155.
Baccinata 409.
Bachimius, A. 609.
Backhusins, T. W. 718.
Baoon v. Yerulam 177.
Baden 1081. 88. 1106.
Badener Conferenz 1091.
Bagatelle 868.
Bagatta, G. B. 224.
Bagot, J. 391.
Bahrdt, K. Fr., 1004. 24.
Baiern 297. 881. 824. 897. 901. 904.
946. 999. 1085 1125.
Baill^s, B. V. LuQon 902. 1047.1101.
1209. 13.
Baillet. A. 552. 166.
Baillius, R. 1^3.
Bailly, L. 1101.
Baines, P. A. 985.
Baissac, J. 1190.
Bajus, M. 231. 457. 464. 482. 682.
769. 887; I, 449 u. s. w.
Balbani, Nie. 69.
Balbo, C. 1199.
Baibus, H. 68.
Ballerini, A. 827. 1142. 43.
8«iisoh, Index II.
78
1980
BBgiaUft.
k »
Balthasar, F. v. M7.
Baltzer, J. B. 1122. 28. 66.
BaluziuB. St. 187. 152. 867.
Balzac, U. de 1050.
Banok, L. 142.
Bandini, A. M. 4.
Bafiez, D. 45. 298. 805.
Bangius, Th. 112.
Baraterios» J. Pli. 189.
Baratotti, G. 168.
Barbeyrac, J. 178. 1024.
Barbier d'Auconrt, J. 481.
Barboaa, A. 74.
Barclay, W. nnd J. 327.
— Rob. 124.
Barcofl, M. 446. 38a 479. 669. 727.
957.
Barisoni, P. 428.
BarlaaniuB 148. .
Bamesius, J. 396.
Baro, Bon. 415. "
Baronius, Card. 119. 205. 803. 348.
877. 420. 4S2. 582. 1220; I, 537.
664. 578 o. 8. w. *
— Franc. 250.
— Rob. 101.
— Vinc. 502. 217. 445.
Barrault, £. 1180.
Barr6, L. 1047.
Barrety J. 334.
Barruel, A. 1011. 20.
Barry, P. de 240.
Barth, G. 161. I, 694.
Barthel, J. C. 944.
Bartholinus, Th. 181.
Bartholomäasnacbt 64. 192. 939.
Bartholotti, J. N. 951.
Bartolini, E. 1153.
BartoluB, S. 180.
Barzi, C. M. 983.
Basilii imago 278.
Basire, J. 124.
Basnage, J. and 8. 61. 98.
Batacchi, D. 1018.
Batavia sacra 719.
Bauclair, P. L. 912.
Baudias, D. 161.
Bauer, Edgar 1024.
Baame de Oalaad 180.
Bauny, St 809.
Bautain, L. 1146.
Banwens, A. 724.
Bayardas, O. 288.
Bayle, P. 866. 166. 586.
Bayli, L. 135.
Bayonne, Ev. de 735.
Beantwortung 1005.
Beaumont^ Erzb. 757. 809. 869.'907.
911.
Beausobre, J.'128/
Beauvais s. BuzenvaL -. '
Bebelius, Balth. 96
Becanus. M. 290. 845.
Beccadelliy J. 625& •
Beocaria, C. 990. 909.
Beedatiiii, F. 1017.
Beek, l. 1082.
Beg^rdi 5254
Beichte 809. 646; 761; 916. dfö.
1015. 16 ; I, A^,
Bekanntmachung 1091.
Belando, N. 781.
Belgien 21. 69. 179. 202. 467; Ml
648. 708. 721. 748. 1076 ; i. Goii-
seil, Löwen. ' ♦ • •
Bellannin, Card. 69. IfiS; 19§. 21i
301. 827. 846. 380. 896. 96«', 1,
26. 852 u. 8. w.
Bellettriatische' Sdirifien 89a 89?.
902. 1018. 49- •
Bellelli, F. 837.
Bell* Huomo, 6. 611^. .
Belli, L. 163.
Belling, R. 336.
Belydinghe 629. •
Benamati, G. B. 22a
Benedetti, G. B. 160.
Benedict XIIL 74S. 256. 490. 597.
608. 788, 869.
Benedict XIV. 2. 37. 38. 82. 88.
160. 222. 256. 430. 719. ?öa 768.
771. 784. 801. 804. 814. 828. 8W.
847. 852. 871. 880. 922. 986. 944.
979. 984. 992. 1028.
Benedictiner 210. 260. ^92. 294 404:
8. Maariner.
Benedictionen 222.
Benedictis, Ben. de 426k
~ G. B. 612. 599.
Benedictus-Medaille 210.- •
Benefidarta, De re 781.
Ben Ezra, J. J. 988.
Benincasa, Ursula 2121 224v
Benins, P. 15. 804.
Bentham, J. 1085.
Bentley, R. 866.
Benzelius, E. 118.
Benzi, B. 816.
Beranger 1061.
Berchtold, J. 1176.
— J. A. 1117.
Berenicus, Th. 202.
Berghes, Erzb. A. de 524. 628. 644.
Berichtigung 1092«
Register.
Idfil
Beringordfl; ^E. 201.
Berington, J. 996. <
Berkeley, G. 866.
Berlando, M. 855.
Berlichius, M. 172. *
Bernaben 1067.
Bemard, J. Fr. 868. 915. 916.
Bemardino t. Botelho.
Bemardo, D. di 1196.
Bemegger, M. 202»
Bemier, H. llll./'
Bemiere3 de Louvigny 622. 624.
628. 901.
Bernis, Card. 915.
Berruyer, J. I. 804.
Berthier, J.Fr. 811. 818.
Bert, P. 1191.
Berti, G. L. 837. 890;
Bertius, P. 118.
Bertöla, A. 1018.
Bertran, F., Gen.-Inq. SfjS. 887.
Beeoldus, Chr. 170.
Beiraditungen 1015.
Beugnot, A. 1045.
Benmler, M. 67.
Beveregias, G. 12$.
ßeverland, H. 862.
Beza, Th. 67. 70. 121 ; I, 597 n. s. w.
Bianchi-Giovini, A. 902. 102a. 27.
Bianchini, A. 982l
Bibel 851. 51. 64. 422. 425. 644.
668. 693. 711. 997. 1054; s. Testa-
ment, N.
Biblias 1204.
Bibliorum nov. pölygl. 428.
Biblioteca eocles. 962 965. 97$,
Bibliotheca frairum Pol. 97« 1216.
— Brem., Lnbee., Magna eccl. 166.
Biblioth^que brit., germ.i, raisonnee
166.
— Janfl^niste 827. 628.
— nniyerselle 98.
Biefliada 1187.
Bignoni, M. 428.
Bilder 79. 228. 262. 275. 277.
Billet de confession 756.
Bilstenius, J. 176.
Bingham, J. 123.
Binterim, A. J. 1121. 975. 1018.
Bisacoioni, M. 197.
Bischöfliche Verbote 882. 900. 984.
946. 1069. 72. 92. 95; lUiO. Q g.
26. 57. 74. 1206.
Biscia, B. 618. 619.
Bissy, Card. 741. 597. 678. 7^ ^^
Bisterfeld, J. M. 97. ^» //*'•
BisthuTOssynode 1082.
Bivar, Fr. 249.
Biverus, P. 460.
Blackloe s. White.
Bfockwell, G. 329. SSS: >
Blampin, Th. 685.
Blanchard, P. 1019.
Blancus, J. 17jß. '
Blannbekin, A. 259.'
Bkflche, B. H. 1024.
Blasi, Cara. 955. *
-- G. E. de 97T. •!
Bleynianus, A. F. 360.
Blondd, D. 99. 121. 362. 365;
• M
• » . i
• • »I
'. *>
•».
Blamauer, AI. 950.
Btont, J. J. 1015.
Blontschli, G. 18.
BoccaUni, Tr. 197. •
Bochellns, L.' 360; I. 246.
Bodin, F. 1046.
Boethius 226.
Boggio, P. C. 1197.
Bogliasoo. M. A. 212.
Böhme, Ji&o. 176. 898. <
Böhmen 63. 133. 2(n. 290 ; I, 644.
Böhmer, J. H. 168.
Boileau, J. 422: 127. 286. 36a 557.
727. , :
- Nie. 600.
Boissardat, J. J. 79^
Boissonade, J. A. 1190.
Bolgeni, G. V. 1012. 659. 960. 966.
Bollandisten 226. 268. 832. 889.
Bolleville 428.
Bolzano, B. 1085.
Bombelli, R. 1 177;
Bona, Card. 154. 235. 276. 42K 480.
498. 518. ö20. 525. 549. 558. 620.
672. 677.
Bonafede, A. 1166.
Bonald, Card. 1100. 6. 11.
Bonartes, Th. 415.
Boni, F. de 1027.
Bonini, F. M. 298. 433.
Bonis, E. de 449.
— Fr. de 512.
Bonlieu 472.
Bonn 953. 1112.
Bonnetty, A. 1146.
Bonnus, Herrn. 1, 250. 311.
Bon Bens, Le 912.
Bonuoci, F. 1138.
Boonen, Erzb. 464. 471. 516.
Borach Levi 788.
Bordas-Demoulin, J*. B. liOd.
Bordon, A. 512.
Borgla 8. Stookler.
Borgo, C. 925.
1282
Register.
Borjon, Ch. E. 678.
Born, I. V. 961.
Borri, G. F. 187,
Borromeo, G. I, 76. 186. 812. 461
Q. 8. W.
Borsini, L. 1066.
BoMi, L. 1066. 979. .
BoBsius, J. 429.
Bossuet, B. V. Meaux 62. 131. 196.
416. 422. 616. 668. 671. 676. 686.
628. 688. 694. 711. 727. 729. 767.
882.
— B. V. Troyes 675. 630. 749. 767.
789.
Botelho, J. de S. Bernardino 1069.
Botsaocus, J. 96.
Botta, C. 1068. 961.
Bottari, 0. 826. 764. 812. 816. 870.
978.
Bottazzi, F. M. 1015.
Boitero, G. 71.
Bondon, H. M. 628.
Bouhours, D. 670. 483. 688.
Bouillet, N. 1047.
Bouillon, Card. 681.
BonUiiger, N. A. 914.
Bonrdaille, J. M. 689.
Bourdillon, J. 910.
Bourg^eoiB, J. 449. 283.
Bonr^ontaine 659. 661.
Bonngnon, A. 101*
Boorsier, L. Fr. 767. 587. 741.
Bouvier, J. B. 1102. 99.
Boverios, Z. 261.
Bower, Aroh. 189.
Boxhoni, M. Z. 189r
Boyer s. Argons.
Boyle, R. 119. 886.
Boyvin, G. 86.
Bozio, AI. 364.
Bozzelli 1039.
Brandi, ü. 773.
Brandimarte, F. 226.
Brasichellonsis 86. 310. 312.
Brasilien 1204.
Brauczek, G. 77.
Braun, J. 844. 1118.
— Th. 1166.
Braunius, J. 117.
Breitinger, J. J. 184.
Brendel, S. 1086.
Brenner, Fr. 1088.
Breulaeus, II. 171.
Breven l. 6. 247. 265.271.328.869.
500. 566. 629. 791. 918. 998. 1010.
41. 80. 1118. 27. 792. 1208.
Brevi di Clem. XIII. 924.
Brevier 214. 286. 645. 710. 766. 788.
1000. 1110. 63. 1222.
Briefe eines Baiern 946.
Briffault, E. 1049.
Brigante, Y. 238.
Brion, de 627.
Brisaoier, 478.
Britannicae EoeL 120. 406.
Broedersen, Nie 847.
Brognolus, G. 220.
Bronohorst, £. 171.
Brontins, A. 889.
Bronzini, C. 162.
Broue, de la, B. v. Mirepoix 735. 737.
Broughton, H. 89.
Broussais, J. F. Y. 103a
Brown, £. I, 247.
Browne, Sir Th. 178.
Brucioli, A. und Fr. I, 873. 379.
Brucker, J. 609.
Brückner, H. 861.
Bruitte, E. 1026.
Brunfels, 0. 1, 37. 118. 126. 241.280.
Bruno, Giordano 66. 69.
Bruodinus, A. 415. .
Brus, A. I, 49. 460 u. s. w.
BruBoni, G. 163. 409.
Brutus, Steph. Junius 380.
Bruys, Fr. 189.
Buchmann, J. 1176.
Bucholtz, A. H. 213.
Buddeus, J. F. 92. .
Budowez, W. 898.
Buffon 873.
Bugnoin, F. R. 1026.
Buhle, J. G. 1035.
Bülffinger, G. B. 609.
Bulla Coenae 64. 312. 314. 371. 876.
BuUarii Rom. destr. 99.
Bullarium Rom. 486. 557.
Bullen 1. 7. 8. 467. 462. 553. 610.
724. 966 ; s. Auctorem, Unig.
Bullialdus, J. 375.
BuUus, G. 95.
Bunsen, Chr. J. 18. 1024.
Buon senso 912.
Bttona Novella 1027.
Burcardo s. Leu.
Burchardi Diarium 157.
Burdach, C. F. 1035.
Burgess, R. 1025.
Burgi,.Fr. 842.
Burke, E. 890. 1012.
Burlamaochi, K. 769.
Bumet, G. 122. 626. 866.
— Th. 123.
Bnmouf, E. 1190.
r
Register.
1288
Boroni, G, 1139. 48. 77.
Busoam, P. v. 618. 706.
Busembaum, H. 920. 826. 896. 898.
Butler, Ch. 885. 997.
Buttaoni 1119. 87. 41. 48.
Buul, H. J. V. 720.
Bnztorf, J. 84; I, 53.
Buzenval, B. v. Beauvais 478.
Bzovios, A. 381. 407; I, 29. m
Cabanis, P. J. G. 1087.
Cabellotti, F. M. 16.
Gäbet 1180.
Cabrera, P. de 46.
Cabrespine 742.
Caccini, D. 276.
Cadonici, G. 962.
Cadry (Darcy) 746. 764.
Caeyallos, H. 872.
Gaffaro 614.
Gagliostro 802.
Gabagnet, L. A. 1188.
Cailly, P. 606.
Gajetanns, G. 294. 381.
— Gard. I, 71. 244. 483. 498 u. s. w.
Gala, G. 251. 376.
— Jo. 246.
Galado, M. 208.
Galandrini, Sc. 69.
Galendrier des henres 541.
GalenuB, H. 459.
Galino, G. 814.
Galixtus, 6. 92; I, 364.
Gallet, A. 1186.
Galmet, A. 854.
GaWaire profan^ 279.
Galvi, G. 963.
GaWin, Jo. I, 328. 401. 514 u. s. w.
Galvinus, J. (Kabl) 169.
Gamden, W. 328.
Gamerarius, Ph. 473.
Gaminata, Gr. 136.
Gampanella, Th. 396.
Gampeggio I, 82. 278. 365.
GampigHa, A. 197.
Gampomanes, P. R. 987. 941.
Gamns, J. P. 279. 627. 1225; 8. Le
GamuB.
Ganale, Fl. 221.
Ganada 1112. 1200.
Gandido 909.
Gandidus, Liberias 665.
— Paot. 67.
— Vinc. 319. 468. 607.
Ganfeit, B. de 621.
Ganisins, P. I., 829. 466 n. s. w.
Ganonicae expostul. 1019.
Ganonici reguläres 264.
Gantü, G. 991. 1198.
Ganus, M. I, 803. 818 n. s. w.
Ganzius, J. Tb. 118.
Gapassi, G. 480.
Gapecelatro, G. 931. 1007.
Gapellis, F. M. de 220.
Gapisuoco 286. 289. 445. 526. 535.
668.
Gapoa, Lionardo da 180.
Gapocoda, G. F. 144.
Gappelletti, 6. 1061. 1197.
Gappellus, L. 129.
Gapuciner 261. 289. 529.
Gapuro, Fr. 187,
Garacciolo, Mareh. 925.
Garaffa, V. 239.
Garamuel, J. 601. 183. 816. 421. 427.
Gararino, A. 184.
Garavita, Nie. 782.
Garbonari 801.
Garboni, F. 160.
Gardinäle, Biscböfe 1091.
Gardinalismo 145.
Garerias, A. 842.
Garl II. von Spanien 254. 647. 652.
— m. 496. 765. 889. -^ IV. 969.
Gari V. I, 78. 140. 169. 684 n. s. w.
Garl VI., Kaiser 748. 781. 786. 790.
Garlymmeshin, £. 265*
Garmeliter 267. 520. 6^».
Garon, L. H. 1186.
Garonas, R. 887.
Carove, F. W. 1092.
Garpovias, J. 118.
GarpzoY, B. nnd J. B. 108. 168. 202.
Garranza. Barth. 1,254.396. 588u.b.w.
Garr6 de Montgeron 748.
Carridre, Fr. 137.
— M. 1035. 1128.
Garta und Gartas 1065. 67. 68. 69.
Garterius, L. 504.
Garteromaco, N. 164.
Gartesins, R. 698. 898.
Gas de oonscienoe 692. 587.
Gasalas, J. 446. 299.
Gasalicchius, G. 524.
Gasanate, Gard. 496. 669. 592. 637.
652. 671.
Gasangian, PI. 1031.
Gasanova 1074.
Gasaabonus, Is. 119. 882.
Gasimirus Tolos. 606.
Gasmann, 0. 109.
Gasoni 525. 780. 856.
Cassani, G. 1170. 77.
Gastaldas, J. B. 295.
1384
Rogiater.
Castellanus, P« 138.
Gasti, G. B. 1016.
Gastiilo Sotomayor 874.
Castoriensis EpiBO. )5d2 1 s. NeercaMel.
Gastro, Alph. de I, 196. 223. US.
449. 5661
— Giov. de 1196.
— Leo de UiSS; I, 67^
Gatalano, Nia 261.
Gaianeus, IL 296. m
Catani, F. S. 988.
Gatechisme de la gi^ce 8. 479. .
— du genre humain 1013.
— hi«t. Ö89.
— .bist, et dogm, 764.
— raisonne 1111.
— de Lyon 977; de Montpellier
761.. 894; de Naplos 976. .
Gatechismen 416. 483. 956. 966. 977.
996. 1026. 56.86. 1102; 73.1225;
I, 319 u. 8. w.
Gatechismo de' Gesuiti 1012*
— nel quäle 184.
— sulle indulg. 97 li
— universale 976-
GatechiamUfl Jes. 287*
Cttiena preziosa 242.
Gatharinii v. Siena 215. 264. 799.
890. 1135.
Gatharinus, Ambr. I, 196. 386*456.
570 u. 8« w. .
Gatholik christiaa 9^6.
Gato Utioensis 717^ ,
Gattaneo, G. A. '514. •
Gattolioismo 979.
CatumByritua, J. B. 146.
Gantot, B. v. Pami^rs 478. 560.
Gausa Amaldina 476.
— Quesneliana 656..
Gausae quare syn. i, 290.
Causea intSrieures 1178. ■<
Gavallari, D. 1054. .
GaTe, W. 95.
Gayemi, B. 1194.
Gayet, V. Palaia 191.
Gaylas, B. v. Auaerre 741. 748. 752.
789. 812. 888.
Ge qai«Be passe 1171.
Geba, A. 168.
Gecchetti, B. 1226.
Gelestina 1224.
Gelladei, A. 506.
Gellarius, Gbr. 106. 89 L
Gellotius, L. 868.
Gelsns, Minus 1224; i, 580.
Genedo, P. 375.
Gensorinus, V. 986.
Gensura Faq. Duac. 681.
— Fac. Paris. 556.
~- Lov. et Duao. (1587) 522. 494.
647.
Gentomaui/ A. 787.
Genturiae Magdebi 1120; I, 469
u. s. w.
Genturiona, P. M..625.
Ceppi, N. G. 595.
Gerati, A. 1008.
Geremonies 868.
Gerfool 917.
Gern, ü. 140.
Gerruti, G. 1170.
Cervantes 165.
Gbaho, J. A. 1099.
Gbaillot, J. L. 928.
Gbais, Gb. 218. 853.
Gbaloedon, Biscbof von 382.
Gballoner, R. 864. 876.
Cbambers, £. 167.
Gbampfleury, M«a050.
Gbandelle d'Arras 914.
Gbanterac, N. Laororpte de 631.
Gbapelet seorBt 540^
Gbapeüe, A. de la 118. 866.
Gbaranoy, B. v. Montpellier 761. 763.
Gbaripolitanus, A. 48i«
Gbarlas, A. 576. dl. 560.
Gharonne, Abtei 1^.
Gbarp 912.
Gbarron, P. 177.
Gbassaing, Bn 39&
Gbauvelin, H. Pb. de 791.
Gbemnitas, M. I, 409. 418. 414
Cbevignard, A. F. 1073.
Gbiara, St. di 1016, 1196.
Gbiavettft, J. B. 607.
Gbiesa cattoU 1029.
— e repubblioa 934.
Gbiesa, St. 285.
Gbiniao, P. 158. 578. 574.
Gbionio, Fr. A. 787.
Gboquet, H. 805.
Gboveronius, B. 854.
Gboyseult B. r. Toumay 472. 477.
521. 548. 572.
Gbrismann, Pb. N. 1006.
Gbristelycke leeringe 529. 882.
Gbristianisme d^voile 91 4i
Gbristiano int«riore 622.
Cbristina v. Sobwedea 605. 616. 620.
Gbristl. Glaubensbek. 1024.
Gbronographia eocL I, 811,
Gbronok)gie sept. 191.
GbrysippuB de lib. arb. 468. -
GbrysostomuB 98. 151. 687.
Register.
1396
Ghomillas, J. 363.
Giaffoni, B. 511.
Ciammsrioonei F. 2:17.
Cicoeide 168.
Cioogna, M. 626.
Cicogna Strozii 184.
Ciouto, A. 1177. '
Cienfoegos, A. 417.
Cinquidme empiro 180.
Gircular 1068.
Cisner, N. 67: I, 827 n. s. w.
Civilta catt 157; 1182. 43w 62. 66.
97. 1205. 10.
Clapmar, A. 90.
Clara, Fr. a. S. 406.
Clarius, E. 717.
Classen des Index 80. 48. 66. 87. 194.
Classiker, Heidn. 158. 890. 1112.
Claude, J. 100. 488.
Clausel de Montals 1101.
Clavestain, F. 427.
Cleander et Eadoxus 488.
Cleitron, R. 196.
Clemencet, Ch. 596. 590. 768.
Clemens YII. 1221 ; 1, 141. 886 u. a. w.
Clemens VUI. 66. 71. 75. 246. 299.
809. S42. 879; I. 502.
Clemens IX. 14. 447. 459. 478. 540.
Clemens X. 15. 497.
Clemens XI. 6. 86 382. 498. 560.
587. 667. 688. 693. 712. 724. 771.
777. 795* I 170.
Clemens xil.V. 597. 760. 752. 755,
oOl. ' 868»
Clemens Xllf. 7. «8. 719. 764. 804.
818. 906. 919. 929. 940.
Cleniens XIY. 257. 590. 868. 874.
906. 915. 920. 946. 992. 1059.
Clement, B. v. TerBaille« 745. 816.
Clementis VlII. Ferrar. 186.
ClenaerU, P, 721.
Cler^re constitut. 974.
Clenous, J. (D. und St) 92. 428.
685. 806.
Clodino, 6. 288.
Cloquet 1185.
Clouet, Fr. 129.
Clngny, F. de 627.
einten, J. 170.
Cluverius, Ph. 190.
Cluverus, J. 89.
Cocoaplio, V. da 942. 978.
Cocoejus, J. 117.
Cocchi, A. 998.
CocWaea», J. I, 269. 689 n
Cook, P. de 712.
Codde, P. 712.
^. ^'
Code de la natura 914.
Codognat, M. 814.
Coffin, Ch- 757.
Cognatns, Gilb. I, 807. 381 u. t. w.
Cohen, F. 1046.
Coislin, B. v. Metz 785. 789.
Colbert, B. v. Montpellier 741. 787.
748. 750. 760. 761. 789.
Coleccion de cuentos 1052..
— diplomatioa 1068.
Colorus, M. 172.
Cbelestin V. 140.
Coleti, St. 221.
Cölibat 69. 1007. 992. 1015. 16. 64.
1176. 76.
CoUatio Antwerp. 468.
Collazione del simbolo 8 18k
CoUectio Bttllarum 1020.
CoUetta, P. 1058.
Collin de Plan«^ 1074.
ColUns, A. 864. 866.
Collyrium (de Cook) 716.
Colnems, J. 137.
Colonia, D. de 827.
Colonna, B. S. 1015«
Columbus, H. 429.
Comazd, 6. B. 784.
Combasson, B. 261.
Combat de Peneur 756.
Combefis, Fr. 419.
Comitibus, P. de 427.
Commedia plaoevole 70c
Commendone I, 414. 444. 566*
Commentarinni in bullam 88L.
Commentatio de Antichr. 104.
— in Mth. 16, 18 955.
Commissar der Inqmiaiticm 11.1158.
Communicateurs 1020..
Commnnion 979 ; s. Eucharistie^ Messe.
Communion in divinis 1021t
Comparaison 180.
Compayre, G. 1191.
Compoidio (Ablasse) 206. 209. 267.
1224.
— critioo 994.
— de la historia 1064.
— del trattato 961.
— della storia 1058.
Compendium bist. eool. 109.
Compdre Matthieu 914.
Comte, A. 1089.
Comte de Gabalis 187.
Comunione del popolo 979.
Conoeptio immaonlatft 229. 85. 217.
287. 245. 249. 421. 488. 698. 842.
986. 1121. 52; 1, 82.
Conoeptione, £. %. 277.
X
1386
R^gittor.
Goncepiioiie P. M. a. 455.,
Concilii e siuodi 969.
Concina, D. 816. 770. 829. 842. 846.
976.
Conclavia 278. 926.
Concordat, baier. 904; fraiusös. 1010.
74; österr. 904.
Condillac 1084.
Condoroet 1084.
Condncta 1204.
Conference de Diodore 469.
Conferencia 208.
Confermazione 982.
Confessio 7 punctornm 529.
ConfeMione di fede 70.
Confiance ehret. 661.
Gonformites 129.
Gonforti all' Italia 1184.
Gongregatio Conc. Trid. 6. 14. 78.
271; Ecoles. Neg. 1088; Indulg.
6. 14. 1185; Rituum. 6. 14. 75. 214.
219. 544. 968. IUI. 57; I, 82.
Connor, B. 865.
Conring, H. 96; I, 868.
Conrius, Fl. 468.
Gonsaivi, Gard. 1065. 81.
Conseil de Brabant 816. 464. 476.
652. 657.
Gonsiderant, V. 1180.
Gonsiderationes 705.
Gonsidörations 472.
Gonsiderazioni 781. 782. 1008.
GonsiliiiTn (Polen) 296.
Gonstabilifl, P. f, 890 u. 8. w.
Gonstant, B. 1076. 998.
Gonstantinisohe Schenkang 880.
Gonstitntion dvile 1010.
GonstitQtioniiaires 724.
Gonsultation 747. 798.
Gonsnltoren 8. 5. 11.
Gontadinella 1027.
Gontagion sacrde 918.
Gontarini I, 214. 401 ci. s. w.
Genie di Gabalis 187.
Gontenson, Y. 682.
Gonti, P. 427.
Contini, T. A. 924. 978.
Gontinaation (de Bowaet) 196.
Gontroverse pacifiqae 1020.
Convention de 1817 1021.
Gonversazioni 135.
Gonversione 983.
Goopers Briefe 997. 1081.
GopemicuB 182. 866. 554. 601.
Gopia d'una lettera 428; I, 877.
Gopie d*une lettre 657.
Goppola, 6. C. 284.
Coquelin, Gb. 1047.
Goquerel, A. 1026.
Gordara, G. G. 797. 814. 9?6.
Gordt, Ghr. v. 101.
Goreglia, G. 518.
Gorio, B. 70.
Gomelia 1064.
Corona 241.
Goronelle 217.
Corps de doctrine 739.
Corradinus, H. 676.
Gortaguerra, R. 204.
Corte, B. 181.
Gosa e un appellante 956. '
Cosoia, N. 1053.
Cosinus, J. 1224.
Gossen^ Gh. de 1188.
CosU, Ad. 1199.
— Jer. a. 425.
Gostante, II 1199.
Costo, T. 163.
Goton, P. 965. 842. 851.
Gondrette, Ghr. 767. 922.
Conet, B. 694. 815.
Gonrtot, J. 481.
Cousin V. 1088. 902. 115a
Coustant, P. 154.
Crakanthorp, R. 404.
Graneberch, Gern. 645.
Grasset, J. 551.
Crellius, J. 96.
Grema, Bapt. de 1932 ; I, 890. 689.
Cremonini, G. 397.
Grescentia v. Kaufbeuren 847.
Gr^tineau-Joly 937.
Creyghton, R. 146.
Grisafnlli, V. 1196.
Crisouoli, A. 1055.
Grisis de probab. 510.
— paradoxa 418.
Crispinus, J. I, 418. 416. 421. 484.
Gritici sacri 125.
Grogeras, N. 186.
Groiset, J. 984.
Grousaz, J. P. de 609.
Crousers, G. 261.
Growaeus, G. 80.
Groy, F. de 129.
Grucius, J. 118.
Grudeli, T. 802.
Crusius, Ghr. 172.
— J. A. 170.
Grux de crnoo 989.
Gucca, G. 1139.
Guccagni, L. 958. 960. 964. 976.
Gudworth, R. 865.
Guestion 1066.
Regiiter.
lSft7
Cunha, J. A. de 1070.
Gura salutis 1191.
Coralt, R. 951.
Curci, C. M. 1166. 868. 882. llft?.
Gare prinitif 894.
Gur^ Lomins 996.
Gurte, Garn, de 877.
Gntelliufl, M. 876.
Gybo, Gard. 562. 588. 615. 618.
Gyprianus 151. 687.
Gyrillo, J. a. 8. 288.
Gzeohisdie .Schriften 68.
Daillon, B. de 128.
Dale, A. v. 117.
Dallaeus, J. 94.
Dalmazoni 160. 1009.
Damascenas, P. 682. 680. 688. 788.
Damhouderius, J. 68.
Damiron, P. 1089.
-Danditras, A. 95. 897.
Daniel o sea la prox. 989.
Daniel, G. 488. 687. 68a 728. 1211.
Dannemayer, M. 1084.
Dante 1058.
Daquin, L. 150.
Darcy s. Cadry.
Darstellung 1085.
Darwin, Er. 1084.
Daubenton 10. 479. 679. 782. 884.
Daumer, G. F. 1127.
Daunou, G. P. F. 1074. 1087.
Davenport, Ghr. 406.
Davia, Gard. 760.
David, J. 868. 580.
Debay, A. 1074.
Deohamps, Et. 464.
Deoisionum dot. 74.
Decker, L. G. 707.
Declarationes Gona Trid. 74.
Döeret du 8. Off. 207.
Decreta generalia 89. 78. 188. 206.
214. 219. 228. 229. 242. 244. 260.
277. 299. 888. 447. 458. 726. 771.
7oo. ooS.
Deorete der Gongregationen 8. 17.
82. 206. 287. 1182.
Decrets des Papes 528.
Defensa de la Iglesia 1155.
Defense de l'autorito 749.
— de Feglise 661.
— de la disoipline 454.
— de la dissert. 597.
— de la liturgie 1111.
— de la religion 866.
— des abb^B 894.
— des nouTeaux ehret. 498.
Defense des theologiens 698.
Defensio Belgarum 466.
— Petri Godde 718.
Degola, Eust. 1012. 825. 813. «74.
Deuten 864.
Dekreet s. Wyck.
Delaoouture 1104.
Delfau, Fr. 894. 685.
Delfico, M. 994.
Delitti e pene 990.
Dellon, G. 141.
Delrio, M. 186.
Dempster, Th. 840. >
Denison s. Maurice« <
D^nonciation 742.
Dens, P. 22.
Denunciationen 8. 12. 515. 687. 542.
672. 708. 825. 946. 1002. 85. 11^.
25. 28. 81. 68. 1228.
Denuntiatio solemois 707.
Denys, H. 704.
Dereser, A. 954. 955. 1081.
Demier mot. 1181.
Demidre heure du concile 1171.
Derodon, D. 58.
Deronte des Jansen. 478.
Desanotis, L. 1028.
Deschamps, F. 578.
Descriptio ioonica 79.
Desessarts, Alexis 798.
Desirant, 6. 647. 660. 664. 721.
Desquenx 624.
Desservants 1098. 1110.
Destutt de Traoy 1087. 69.
Dettori, G. M. 1055.
Deus et rex 884.
Deut«)he Schriften 65. 107. 160. 2ia
238. 259. 298. 417. 824. 860. 1018»
15. 24.
Deutschland 23. 200. 209. 410; s.
Baden, Baiem u. s. w.
Deux livres de S. Aug. 798.
Devotion k la 8. Viergo 551.
— au S. Goeur 984.
— des peoheurs 627.
Dexter, Ghronik 244.
Dez, J. 416. 562. 681. 682. 774.
Dialogo curioeo 409.
— fra due marinari 1027.
Dialogos argeKnos 1008.
Diario del Goncilio 745.
— sacro 211.
Dias, J. A. 1070.
Diatriba theol. 1070.
Diaz, P. 649. 678. 688.
Dichiaratione delli salmi 149.
— pubblica 201.
1988
Regwi^.
DiotainenJ067.
Dictionnaire liiat. 769.
— Jansen ist« 838.
— philo«. 910.
— politique 1047.
Diderot, D. 906. 668. 87S. 876. 909.
Didier, Ch. 1048.
Dieteriob, G. 109.
— G. Th. 169.
— J. C. 137.
Dieu, L. de 89.
Difesa del purgatorio 1014«
Dimcultez k M. Steyaert 668.
Digby, Sir K. 41L 884.
Digiuno perpetoo 944.
Digner, C. 284.
DimitUtur 2. 460. 1186.
Dimostrazione 984.
Dini, Fr. 1196.
Diodati, G. 862. 184. 1098.
Dioniffi, B. 70.
Di palo in frasoa 1199.
Director spiritual 766.
Diritto libero 938.
Disciplina antica 848.
Discorso al Papa 984.
— e parere 848.
— istorioo-polit. 901.
— ^ piacevole 169.
— sopra Pasilo 988.
Discoars sur la- lä>. 864.
Disoourse, Seasonable 986.
Discussion hist.* 667.
Disputati« ae^niteoa 406.
— perjucanda 162«
Disputationnm sei. 170.
Disquititio theol. 717.
DisserteÜo anagogioa 976.
— de ooena 104.
— de oondL, de sang. Ckr., de TerL
127.
— de gmtia 770.
Dissertation oü Pon prouve 798.
— sar l'honoraire 696.
— sur la validitö 697.
— theolog. 10^4.
Dissertationen, Inaugural- 111. 170«
951. 964. 964; I, 416. 516; .8.S»tse,
Theses.
Dissertation 8 mildes 868»
Dissertazione iiag. 930. •
Dissolvitur 221.
Disteli 1092.
Distinctio brevisstoa 472. 708.
Dittes, Fr. 1086.
Divortio Celeste 409.
Divozione al cuor dt G. C. 984.
Divozione di Maria 244.
Dizionario delle date- 1047.
Dmitry s. Tolstoy.
Doctrine de l'toitare 1168.
— de St. Simon 1180.
Documenii 971.
Dodd, Chr. 996.
Dolce, L. 70.
DöUinger 1079. 1180. 71.
Dominicaner 11. 917. 980. 20». in)8.
819. 486. 46a 493. 502. 506.632.
691. 744. 816. 880. 886. 1211;
I, 27. 369. 447 u. s. w.
Dominicis, F. S. de 1048.
Dominis, M. A. de 824. 867. 886.
Donec corrigatur 4. 40. 848. 409. 686.
Douoso Gort^ 1108.
Dordraoenae synodi 116. '
D'Orsannes, A\M 746.
Dorschaeus, J. G. 87.
Douay 179. 412. 617. 633. 656. 6S1.
697. 1298; I, 16. 498. 428 a.s.w.
Doaoin, L. 714. 79a 1295.
Dounamus, G. 885.
Dousa, G. 147.
Draper, J. W. 1086.
Drappier, G. 391. 394.
Draudius, G. 161.
Drei Gewissensfragen > 1 1 78.
Drolinoourt, Ch. 66. 94. 184.
Dresser M. 67.
Drey, J. 8. v. 1116, 1090.
Dript, L. a 550.
Droits des hommecp 910.
Dubbio sul oentro 964.'
Dubois, Card. 737. 769.
— P. 1187.
Da Chesne J. B. 668.
■ j£^ 769.
Dadith, A. 68; I, 8ia
Dadone s. Boadon.
Daell 794. 828.
Dufeu, £. 472.
Daffy, P. 49a 696. 698.
Dufoar, P. 1074.
Duguet, J. J. 766. 74a 742. 76».
957. 987.
Dalaure» J. A. 107&
Dulaurens, H. J. 914.
Du Marsais, G. Gh. 792.
Dumas, Alex. 1060.
Du Moulin, P. 100. 129. 134. 844
— Gynis 101.
Danoyer, Mad: 165.
Dunski 1187.
Dupao de Bellegarde 62. 660. 713.
720. 748.
Regwier.
1989
Dupanloop 1039. 40« U59. 75.
Dupaty, M. 1048.
Du Perron, Card. 192. 801. 332. 856.
380.
Dnpin, A. 1099. 1046.
— L. E. 586. 199. 671. 577. 783.
808; I, 288.
Du PlessiB-Mornay 67. 380.
Dupuk, Ch. Fr. 1072.
I>iipuy8, P. 860. 364.
DurelUiw, J. 122.
DUrrwhmddt, U. 1173.
Dttval, A, 279. 293. 355. 858.
Da Yaocel S60. 586. 706.
Du Yergier de Haoranoe, Abbe de
St Gyran 382. 447. 462. 533. 54a
Earle, Ch. J. 1079.
EccarduB, J. Q, 167.
Ecclesiae gallic. 360.
Echialle Mufti 867.
Eck, Jo. I, 86. 273. 286. 471. 534
U. 8. W.
— Simon I. 467. 471.
Eolaircissements 576.
Ecloga Oxon. 119.
Eco di Savonarola 1027.
Edictum (Iprense) 4jB5v
EffeotQs (Benediotosnlf ed.) 210.
Effen, J. van 866. 668.
Eglise protestante 128. •
Eherecht 167. 369. 798. 938. 963.
1054. 71. 1101. 96. 1204.
Eichthal, 6. d^ 1189.
Elementi del diritto 093.
ElementoB de dreito 1070.
EleutheriuB, Theod. 308.
Elia, Cassianus a 8. 510l
Elisabeth v. England l, 97, 527. 573.
Ellendorf, J. 0. 1093.
EUero. P. 1043.
Elmenhorst, 6. 161.
Eloge de l'enfer 915.
Elogia haeretioorttm 78. 46. 193.
269. 483; I, 463. 541. '
Elogio, De, S. Thonae 617.
Eisken, Th. J. y. d. 964.
Elvenioh, J. 1118.
Emancipatore 1164.
Embrun, Concil 746. 697.
Emende sincere 97-0.
Emonerius» St. 405.
Emser Punctation 940. 953. 954,
Eninnctorium 464.
Enchiridion 217. 1224.
Encycliken 7. 767. 840. IWB, 1 1 fv ^q
Encyclique de 1864 1226. *%,'^*
Enoyclopäd. Handbuch 1^3.
Enoyclopedie oti dict. 906.
— moderne, progress. 1047.
Enfantin 1180.
Engel, S. 919.
Engelbert, J. 112»
Engelgrave, H. 293.
England 164. 196, 248. 382. 896.
410. 426. 848. 862. 965. 996. 1025.
33. 44. 77.
Englische Fräulein 297. . ..
English Loyalty 83a
Enluminures 473..
Ennodio Papia 98a i . .
Entretien d'Eudoxe 585,
Entretiens curieux 130. :
— des voyageors 180^
— sur la pluralite 867.
— sur le deoret 729.
Ephemeriden 182.
Epimetron thes. polit. 174.
Episoopius, S. 03.
Episcoporum causae 368. -
Epistola ampl. Card. 758.
— de nuperis 866.
— ^ dedicatoria 84.
— doctoris Sorb. 829.
— eximio Fromondo 460.
— 111. Eccl. Prinoipim 741.
— iuTitatoria 110.
— N. N. rel. ref. 117.
— pro paoando reg. 662. , .
— sub nom. J. Bona 520.
Epistolae obsour. vir. I, >63.
— seleot. 118. /
Epitaphium P. 8arpi 824.
Epitome bist. 191.
Era8musl221; 1, 70. 187. 209. 437.
Erath, A. 265.
Erkel, J. C. v. 717. 718.
Erlaubniss zum Lesen verb. Bücher
16. 888. 1169. 1206.8.20; I, 314
U. 8. W.
Ernesti, J. A. 847.
Errico, Sc. 326.
Errotica biblion 918.
Erster Sieg 1092.
Erynachus, P. 464.
Erythraeus, J. N. 224.
Esame critioo 998.
— della confesfliono 1016,
Esaminatore 1166.
Escalante, F. 84.
Esclapes, Gr. de 241. 409v
Esclavage de Marie 207. 548. 628.
Espagne, J. d' 94.
Espafia veutuFosa 1064.
■
1240
BegiBter.
fisparza, M. de 239. 604. 606. 616.
Espen, Z. B. v. 720. 660. 717. 867.
946; I, 427.
Espino, J. dal 281. 439.
Espion 206.
Esposizione del simbolo 764.
— della dottrina 967.
Esprit, De V 907.
Esprit de CKiDent XIV. 924.
— de Gerson 674.
— de Jesus Christ 989.
— de M. Aroanid 483.
— de Voltaire 911.
— des lois 869.
— ou principes 938.
Esquiros, A. 1181.
Ess, L. van 860. 1082.
Essai bist. 1074.
— sur oette question 919.
— sur la formation 1188^
— sur la toleranoe 939.
Estiennot, GL 638. 692.
Estrix, Aeg. 618.
Etat de Phomme 180.
— et les delices 876.
— politique 1020.
— pr^nt de 1' Anglet. 205.
— pres. de la fac. de Louvaiu 668.
Eucharistie 240. 368. 407. 417. 426.
430. 434. 446. 624. 677; s. Trans-
sttbst.
Eugen IV. I, 38. 89. '
Eugenius Brug. 628.
— Th. 280.
Eupistinus, Qerm. Philol. 620.
Europe vivante, esciave 904. 206.
Ensebius Romanus 691.
E^angel. Katholicismus 1088.
Kvangelium Romannm 213.
Evangile du jour 910.
— du peuple 1181.
Evenyredige Samenspraek 717.
Eveque de cour 689.
Evidenze del oristian. 1026.
Ewerbeck, H. 1188.
Examen critioo 803.
— de deux questions 792.
— de la nota 1067.
— de la religion 910.
— des critiques 907.
— des principes 988.
— du Premier trait« 686.
— impartial 791.
— indiciornm 117.
— libelli 468.
Exea, L. de 876.
Exbortatio ad christ. r. 72.
Exoroismen 218. 1224; I, 667.
Explicatio dooalogi 104.
ExpHoation des qualites 766.
Exposition de la doctr. cbret 763.
^ de la doctr. de l'^gl. 792.
-- de la foi cath. 479. 669.
Expurgation 44. 48. 66. 64. 81. 83.
229. 396. 1221; I, 60. 199. 200.
Expargirte Ausgaben 60. 84. 86.
162. 168. 164. 226. 344. 348. 366.
420. 427. 601. 602. 689. 627. 677.
691. 714. 784. 813. 104a 69.' 84.
1102. 47. 73. 1221; I, 310.
Expurffirte Exemplare 142. 677.
Extrait de l'examen 100.
-- d'un livre 868.
Extraits des assortions 921.
— des msc. 996.
Eybel, J. V. 940. 972.
Eyckenboom, J. 661.
Faba, App. 164.
Faber, Jo. (Wien) I, 273.
Fable des abeilles 866.
Fahre, Ferd. 1061.
Fahre d'Olivet, A. 1076.
Fabri, Ant. Ang. 982.
— Carlo de 184.
— Hon. 608. 288. 488. 601. 676.
Fabricatore, A. 1067.
Fabricius, Franc und Jo. Alb. 109.
— Georg 67.
— Jo. 108.
Fabroni, Card. 482. 681. 641. 665.
714. 731. 788.
Fabula equestris ordinis 796.
Facetiae 161.
Faochinei, Ford. 991. 1014.
Facius, G. 189.
Faes, Jo. 111.
Fagius, P. I, 62. 420^
Fagnanus, Fr. 602.
Fagundez, St. 417.
Faillibibt^ despapes 748.
Faldoni, Z. 808.
Faloone, N. C. 226»
Falconi, G. 620.
Familie ehret. 228.
Fano, V. 30. 83.
Farina, Mod. 1066.
Farinacoi, Pr. 74:
Fasten 417. 433. 988. 1006.
Fast! academioi 482.
Faure, J. B. 816. 769. 831. 1211;
I, 348.
Favoriti 480. 626. 866.
Favre, Fr. 776.
Register.
1241
Faydit, P. 426.
Febroniua, J. 940. 981.
Fecht, J. HO.
Fehler im Index 19. 40. 66. 96. 881 .
886. 1215.
Feiertage, Bedaction der 420. 844.
FeUc, St 282.
Feiice, J. a 8. 267.
Felicitö, J. de 989.
Fell, J. 152.
Felle, 6. 626.
Feller, Fr. X. 400. 976.
F6nelon 628. 568. 663. 679. 684.
687. 696. 701. 704. 707. 734. 901.
916.
Ferchius, M. 428.
Fereal V. de 1068.
Feria IV. und V. 8.
Femandez, A. 1068.
Ferrara, G. 244.
Ferrari, Card. 637. 783.
— Oias. 1042.
Ferrariensis, Barth. 1228.
Ferri, Louis 1042.
— Maroello 930.
Ferro, Marcus 473.
Fetes et courtisanes 1073.
Feustelius, Chr. 111.
Fevret, Ch. 574.
Feydeaa, E. 1060.
— Mth. 471.
FfoQlkee, £. S. 1032.
Fiooroni, F. 596. 686.
Fierlant, S. de 526. 1225
Figlia del lattajo 1027.
Filangj«ri, G. 992.
Filomaatige 798.
Filopanti, Q. 1043. 1175.
Fioroli della Lena, G. B. 1175.
Firenze, N. da 315.
Fjschlin, L. M. 112.
FiscQs papalis 141.
Fisher, J. I, 69. 492.
Fitz-James, B. v. Soissons 921.793.
812
Flaub^H, G. 1050.
Flavigny, Val. de 287. 389. 398.
Fleury, Card. 152. 697. 641. 744.
768. 789. 869.
— Claude 578. 589. 1226.
— Lame 1191.
FH«««, M. 185.
Florentinus, H. 427.
Florenz! Waddington, M. 1042. 1176.
Floyd, J. 886.
Fludd, R. 177; I, 600.
Fol des appelants 752.
Folia 872.. 1027.
Fontaine, Jacques de la 484.-645.
661.
— Nie 687.
Fontanini, G. 132. 430. 588. 795.
841. 646.
Fontejas, Cl. 369.
Fontenelle, B. de 867.
Formular Alexanders VfL 468. 477.
517. 528. 643. 699. 703. 704. 741.
Forti, Fr. 1041.
Fortiguerra, Nie. 164.-
Foscarari, Aeg. I, 316. 317.
Foscarini, P. A. 895.
Foscolo, Ugo 1062.
Fouillou, J. du 698. 665. 736.
Fourberie de Louvain 721.
Fourier, Ch. 1183. 80.
Fourquevaux, R. Pavie de 754. 755.
Fox de Bruggs 867.
Foy, Flore de S. 660.
France au parlement 939.
— en 1814. 1021.
Franchi, Ausonio 1042. 1175.
— Fr. de 198.
Franchises 667.
Franciscaner 260. la 211. 218. 241.
254. 279; I, 27. 178.
Fran^oises illustres 165.
Francolinus, B. 498. 512. 533.
Francus, D. 142. 218; I, 566.
Frank. P. P. 1120.
Frankreich 19. 71. 165. 191. 382.
598. 900. 1025.
Franz I. v. Frankreich I, 156. 157.
169 u. s. Vf.
Frassus, P. 376.
Freher, M. 190.
Freiburg 1014. 89. 1112; l 84. 344.
364.
Freimaurer 801. 844.897. 973. 1082.
Freret, J. 912.
Fresohot, Cas. 139.
Frickius, J. 111. 587.
Fridericus Achilles 190.
Friderus, P. 89.
Fridl, M. 298.
Friedrich der Grosse 918. 690. 874.
875.
Friedrich V. 201.
Friedrich, J. 1176.
Frint, J. 1085.
Frischlin, Nie. 89.
Fntochius. Ah. 169.
Fritzius, A. G. 110.
Frobenius, A. I, 50. 603.
Frohscham mer, J. 1126.
1
J
19IB
It^gftttor.
Fromondns, L. 469. '46t. 468.
Fuökt, Aioyi 1069.
Fachsius, L. 67.
Fueslinas, J. €K 189.
Füller, Nie. H26.
Fünfzehn heiml. Leiden ^&9. 896.
G. D. M. YiU di Lutero 1028.
Gabriel, St. ISS.
Gabrielis, Aeg. 685. 1926.
Gabrielli, Card. 632. 684. 605. 967.
Galanti, G. N. 992.
Galilei 694.
Gallaens, Ser?. 162.
Galland, P. 188.
Gallemart, J. 74. '
Gallicaner 515. 526. 639. 956. 996.
1011. 62. 94. 1190.
Gallo, A. 1196.
Gallois, L. 10G4.
Gambacnrta, P. S76.
Gandolphy, P. 1077.
Ganganelli 925; 8. Olemeiks XIY.
Ganzetti, A. 1016.
Gara delF intelletto 286.
Garasse, Fr. 204. 288.
Gamett, H. 827.
Garnier, J. 154.
— Ph. 160.
Garofalo, B. 164.
GarridO) J. B. 787.
Garrione, G. B. 11S9.
Gascbet, A. lOiO.
Gaspar, Fr. 1085.
Gassendi, P. 602.
Gattico, G. B. 979.
Gattus, M. A. 481.
Gaultier, J. B. 752. 763. 777. 869.
Gaume, J. 1112.
Gautier 1012. 16. 17.
Garin, A. 126.
Gebbardus, J. 97.
Gedanken 958.
Geddes, Alex. 997.
— Mich. 126.
Gediocus, S. 162.
Gehringer, J. 1116.
Geier, M. 97.
Geilh, A. de 1021.
Geisse], Card. 1118. 19. 21. 22; 1, 187.
Geldorp, H. s. Yerüs I, 164 u. s. w.
Generatianismus 429. 1120. 26. 94;
I, 187.
Genet, Fr. 680. 698.
Genin, F. 1188.
Gennarelti, A. 167. 886.
Genovesi, A. 991.
Gentili, G. 225.
Gentilis, Alb. tind Se. 90.
Geographie 190. 196. 919.
Oerbais, J. 869. 894 ; I, 226. 988.
Gerberon, G. 660. 894. 469. 479. 482.
489. 526. 547. 6S0. 655. 666. 669.
676. 682. 717. 856.
Gerdil, Card. 943. 947. 949. 959.
968. 974. 976. 996. 1011. U1Ü3.
Gerhard, J. 97.
Germain, M. 668.
Gerofilo Sidliano 1196.
Gerson, J. 821. 356; I, 283.
Gery 528.
Geener, Conr. I, 208. 806. 465. 048
n 8 w
Gesü Cristo dayanii 1183.
— sotto l'anatema 754. 978.
Gherus, Ranntias 161.
Ghezzi, N. 817.
Giacomo del S. Cnor 1194.
Gianni, Fr. 1018.
Giannone, P. 784.
Gibbon» E. 918.
Gibert, J. P. 793.
Giesü, P. M. de 626.
Gigli, 6. 799.
Gilles, P. 136.
Ginguen6, P. L. 1046.
Ginzel, J. A. 1174.
Gioberti. V. 1185. 1041. 1182. 47.4s>.
Gioja, M. 1066. '
Giordani, P. 1057.
Giorgi, F. A.'140.
Giornale dell' indulg. 211.
— eoclesiastioo 972. 960. 966. 970.
1018.
— letterario 972.
Giovanni, Fiorentino I, 894.
Girard du Haillan, B. 72.
Gisbert, J. 420.
Gisolfo, P. 627.
Giubileo 183.
Giudice, Gen.Jnq. 274. 98a
Giulii, E. M. 814.
Glassius, S. 109.
Glatesecha, R. 200.
GlanbeiiflibekenntineB 960.
Glissonius. Fr. 181.
Gmeiner, Fr. X. 1086.
Gobat, G. 514. 1226.
G'oclenina, R. 175. 179.
Godard, L. 1108.
Godefroy, J. 290.
Godet Desmarets, B. v. Ghartrei 63a
678. 697.
Goldast, M. 99; I. 96. 298. 679.
j
IMft
Goldsmith, O. 1044.
Gondi, Ereb. ▼. Paris 885. 462.
Gondrin, Erzb. v. Sens 454» 472.
6oni*|^a» Hero.« Card. v. Mantna I»
ai8. 373. 444. 571.
Gowales, Thyrtui 49a 496. 658.
Gonzalez de Rosende, A. 677.
Gonzalez de Saloedo, P. 37^.
Gorani* G. 991.
Gordon, A. 139.
Qordoniasi J. 191'.
Gorini, O. Corlo 797.
Görres, J. 1126.
Gother, J. 839.
GoiU, Y. L. 132. 1155.
Qoude mijne 61. 706.
Goojet, Cl. P. 768. 660. 668. 921.
Gourlin, P. K 976. 767. 819. 813.
957.
Gonsset. Card. 1105. 6. 11. 58. 82.
GrabioB, J. £. 152.
Grambergr, C. P. W. 1024.
Grandeur de l'egl. 451.
Ghrandier, Urbain 625.
Granvella. Card. I, 866. 442.
Gras, J. 751.
Grasen J. B. 1085.
Grassi, Paris de I, 64.
Gratianus. St. 85.
Gratius, Ortuinm 1220.
Grairy, A. 1089. 1146. 74.
Granbfinden 133. 190; I, 177. 271.
Graverol, J. 123.
Gravina, Dom. B. 1194.
— J. M. 975.
Grebelins, G. I, 806. 826.
Gregge del buon pastore 242.
Gregoire, H. 1075. 969. 1064. 91.
Gregor VII. 788.
Gregor XIIL I, 79. 461. 506. 572.
576 n. 8. w.
Gregor XIV. I, 504. 586.
Gregor XV. 15. 114. 281. 408. 1220.
Gr^ror XYI. 852. 888. 959. 985. 1026.
80. 80. 93. 1100. 85. 89.
GregoriuB Capneinus I, 882. 565.
567 u. 8. w.
Chregorius Hieromonaehus 146.
Gregorovius, F. 1046.
Grenoble, Th^l. de s. Genet.
Greiser, J. 84. 195; I,-238. 832 n. s. w.
Griechisdie Theol. s. Morgenl.
Grig^ani, G. 1155.
Grimaldi. C. 180. 599. 781.
Grimandet, Fr. 8T0.
Griselini, Fr. 324.
Gropper, J. I, 818. 468 n. s. w.
Gross, Fr. J. 1018.
— Fr. V., B. V. Wftrzbürg 1086.
Grotius, H. 102; I, 863.
Gmau de la Barre 1188.
Gmterus, Janus 161.
GuadasniDi. G. B. 965. 958. 1016.
Guadafaxara, March. 137.
Gualdi, A. 144.
Gualdo, G. 513.
Gualdos, H. P; 1052.
Guarino, A. 427.
Gudver 754.
Gueranger, Pr. 1104. 11. 58. 74.
Gnerrazzi, F, D: 1053.
Guerre libre 204.
— s^raphique 279. '
Guerry, E. 898.
Guettee, Abb6 1106. 54.
Gniociardini, Fr. 89.
Gnidone, Pra 838.
Guimenius, A. 497. 558. *
Güldenstubbe, L. 1181.
Gundling, W. 152; I. 214.
Ganther, A. 1112.
Guntheri LigUriniiB 158. '
Gürtel 211.
Gürtler. N. 109.
Gury, J. P. 1076. 1102.
Guttierez, G. 1184.
Guyard, Cl. 596. 611.
Guyon, Mad. de 624. 628. 901.
Habert, Isaac 451. 462. 467.
— Louis 679. 887.
Hackspan, Th. 109.
Haiz, F. 1116.
Hakewill, G. 334.
Hall, Bischof 119.
Hallam, H. 1045.
Hallier, Fr. 386. 491.
Halloix, P. 419.
Hannotin, £. 1186.
Hansiz, M. 292.
Hardt, H. v. d. 156.
Harduinus, J. 804. 153. 675. 1S25.
Haeresiarchen 43. 51.
Haring, Harro 1099.
Harlay, Erzb. v. Paris 57. 488. 545.
552^. 561. 586. 680. 689.
Harney, M. 644. 685. 687.
Harpprecht, J. 172.
Harveus; G. 181.
Hassan, Card. 1029. 31.
Hautefage 660.
Havermans, M. 517. 519. 521.
Havet, E. 1188.
Hebius, Tarraeus 161.
1944
Ragittor.
Heck, J. van 629. $86. 661. 681.
Hedderiob» Ph. 958.
Hedio, C. I, 109. 126. 129.218.469.
Hegenwald, £. I, 282.
Heidanufl, A. 117.
Heidegger, J. H. 92. 825. 948.
Heide], W. £. 188.
Heidfeld, J. 88.
Heigins, P. 171.
HeiUge 214. 228. 245. 4861 552. 578.
591. 788. 798. 843. 845. 1058; 1,
82. 588.
Hei«e, H. 1951.
Heinrich IV. v. Frankreich 72. 284.
881 ; I, 450. 525. 589.
Heinsius, D. 114.
Hekelios, J. F. 190.
HelenocoeuB, B. 284.
HelmolduB 156.
Helmont, J. B. nnd M. 179.
Helvetiorum jora 947.
Helv6tiu8 907. 909.
Henhöfer, A. 1024.
Hennebel, J. L. 663. 517. 521. 527.
646. 647. 652. G54. 655. 684.
Henninges, H. 67.
Henricus, Scipio 825.
HenriqaeE, H. 809.
Henry, M. J. 1198.
Heraudo, A. 420.
Herber«tein, B. y. Laibach 952.
Herbert de Cherbury 177.
HerbiniuB, J. 148.
Herculano, AI. 1071. 1204.
Herderlyk Obderrigt 1156.
Heresie imaginaire 481.
Hermann, J. 958.
Hermannos, J. 0. 153.
Hermes nnd Hermesianer 1112. 844.
860. 1025.
Hersent, Cl. 862.
Heriios, J. N. 169.
Hervaot, Erzb. v. Tours 785.
Hervetus, Gent. 168.
Herwart, 6. 881.
Herz Jesu und Mariae 983. 975.
Herzan, Card. 808. 952. 956. 964.
Heael, H. 238.
Heures de Port-Royal 541. -
— et instructions 217.
Henruius, J. 118.
Heussen, H. v. 713. 547. 719. 855.
Hevenesi, G. 291.
Hexameron rustique 867.
Hexaples 786. 748.
Hexenprooesse 172. 796.
Heyliu, P. 189.
Heylsame vermaBiogen 547.
Hibemiae . . yindioiae 841.
HibemicuB, Th. 156.
Hiebet V. 417.
Hieronymiten 276.
Higuera, H. R. de 249.
Hilarius, H. 146
Himmelfahrt Mariae 285. 876.
HinschiuB, P. 1178.
Himhaim, H. 416.
Hirscher, J. B. llia
Hirtenbriefe 952. 1061. 1101.
Histoire abr4gee 482.
— apologetiqae 130.
— critique 912.
— de Teglise 587.
— de rinquiaition 141.
— de l'origine 141.
— de la papaut^ 1015.
— de la reoeption 798.
— de Louis XI. 195.
— des derniers troubles 72.
— des entreprises 988.
— des papes 136. 189.
— des Fays-Bas 190.
— des religieux 815.
— d'nn peuple 915.
— du cas de oonscienoe 698.
— du diable 865.
— du formulaire 482. 646.
— du livre des Mü. 754.
— du regne de Louis XIH. XIV.
196.
— gen. du Jaasenisme 482.
— philosophique 915.
Historia de vita Henrioi IV. 156.
— flagellantium 422.
— symboli 124.
— oompleta das inqnis. 1064.
— da frane-maQOneria 803.
— politica 1068.
Historiae eool. oompendinra 417.
Hobbes, Th. 177. 418.
Body, H. 125.
Hoffmann, Franz 1126.
Hoffreumont, S. 743.
Hofmann, J. J. 166; I, 337.
Hogao^ W. 1200.
Holbach 912. 914.
Holden, H. 337. 884. 413. 470.
Holland 103. 114. 190. 202.27a 529.
546. 706. 712. 853. 1076.
HoUick. F. 1200.
Holsteniufi, L. 11. 108. 114. 154.864.
Holubenreso, M. 427.
Homelies de Cbrysost. 687.
Hommetz-Patina, M. 429.
Rej^flier.
1246
Hondorff, A. 67.
Honni söit qni 915.
HonoriuSy Ph. 197.
Hontheim, J. N. 940. 770. 811.
Hoombeck, J. 99.
Hoppe, L. A. 1088.
Horae apocal. 989.
Horchitts, H. 92.
Horiz, J. B. 945.
HoFD, G. 116. 128. 161. 190. 891.
Hornis, C. 1204.
Homung, J. 84.
HoBios, Card. I, 122. 483. 567 o-. b. w.
Hospinianns, B. 67«
Hotoman, Fr. I, 477. 563 n. s. w.
Hottinger, J. H. 97.
Hoynck v. Papendreoht 62.
Huber, Fridolin 1014. 81.
— Job. 1129.
— Marie 868.
Huet, F. 1109.
Huetins, D. 602.
Hugo, J. 199.
— Victor 1051.
Hugonin, H. 1147.
Hugot, 766.
HakemannuB, J. 109.
Hume, D. 918.
HunniuB, H. U. 91. 172.
H. V. P. ad B. 866.
Hure, Ch. 671.
Hurtado, Tb. 442.
Huygens, G. 519. 528. 646.
Hnylenbroucq, A. 665. 466. 82a
Jacob I. 195. 827. 345.
Jacob F. Chaviv 148.
JacolHot, L. 1188.
Jaeger, J. W. 108.
Jabn, J. 1083.
Jahrschrift 1082.
Jalkut Reuben 149.
James, Tb. 29. 119. 141. 876.
Jansenii Aug. utrum 464.
JansenismuB in mnltis 650.
Janseniste convaincn 484.
Jansenisten 59. 868. 897. 414. 449.
628. 643. 781. 944. 956. 977. 982.
983. 1030. 67.
JauBenins, Gorn. 457. 179. 388. 464.
482.
— J. 461.
— Pb. 626.
Janson, Card. 651. 683: 698. 702.
Jansse, L. 131.
Janus 1171.
Jarrige, P. 288.
BeoBoh, Index II.
Jaumann, J. 1116.
Idea della S. Sede 968.
— tbeologiae 420.
Jesu, Lib. a. 691.
Jesualdus a Bronte 1194.
Jesuardus, M. 261.
Jesuita exenteratus 288.
Jesuitarum aliorumque 717.
Jesuite s^cularise 279.
Jesuiten 72. 217. 232. 237. 299. 298.
309. 362. 882. 434. 447. 459. 497.
515. 537. 662. 584. 591. 601. 612.
666. 690. 717. 759. 771. 798. 816.
846. 983. 1012. 1136. 39. 66. 87;
I, 187. 446. 460. 589 u. b. w.
Jesuitessen 297.
Jesus, Maria de 225.
Jesus- Cbrist sous Fanath^me 754.
Ignatio, H. a S. 665.
lgnatiuBLoyola292; J, 199.506. 589.
Illescas, G. 137; I, 598.
Imago primi saeouli 492.
Imberti, 0. 434.
Incarnazione, M. B. deila 611.
Incbofer, M. 244. 283. 1224.
Incontri, F. G. 978. 763; I, 387.
Indez-Congregation 2. 10. 905. 1132.
49. — Geltung des I. 17. 1206.
— Scbriften über den I. 29. 142.
903. 973. 1032. 1129. 64. 1210.—
Urtbeile über den I. 1207. 1180.
36. — Indices particulares 79; b.
Fehler.
Indicatore 1027.
Indulgentiae 206. 267.
Infallibilita 1177.
Infantas, F. de las 304.
Informatio pro verit. 774.
Innocenz X. 11. 144. 296. 319. 374.
451. 457. 469. 495. 1225.
Innocenz XI. 88. 36. 247. 266. 465.
479. 498. 515. 663. 660. 666. 677.
610.
Innocenz XII. 271. 498. 608. 628.
648. 688.
Innocenz XHf. 481. 740.
Inquisition, Komische 2. 7. 69. 255.
394. 610. 632. 676. 802. 886. 1079.
1149. 63. 82. 1201 ; I, 667 n. s. w.
— spanische 42. 52. 203. 265.
269. 313. 378. 434. 466.496. 677.
766. 780.811. 827. 889.1061. 64;
— portugiesische 46. 200. 269.
417. 893. 1070. 71; I, 460. 481.
— Schriften über die Inq. 136. 936.
1049. 63. 64.
Inquisition k Rome 1049.
79
1^6
Begfiflier.
Inquisizione proceuata 146.
Institution d'nn prince 766.
Institutiones (Caivi) 977.
— (liUgdun.) 996.
Instituzioni del diritto 982.
Instructions and prayers 415. 1226.
— sur les veiites 766.
Instrumentom appell. 719. 787.
Instruttione a' prencipi 269.
Inierets et maximes 204.
Invito alla paoe 1014.
JoalLain 745. -
Johanna, PEpstin 99. 100. 1027; I,
487.
Johannes XXII. 206. 802; I, 22. 24.
2G. 46.
Joncoux, Mdlle de 487. 698. 727.
Jonghe, J. de 460.
Jonston, J. 176.
Joseph, der h. 22& 986. 1198.
Joseph I. 788.
Joseph IL 766. 790. 926. 956.
Joubert, Fr. 766. 987.
Journal d'Henri III. 196.
Jouy, de 1048.
Jovellanosp G. M. 1061.
Irenaeus» Paulus 487.
— Philopatar 886.
Irenische Schriften 111. 406. 416.
585. 587. 710. 1079.
Irving, E. 988. 1126.
Isaia, A. 1163.
Isenbiehl, J. L. 998.
Isla, J. F. de 937. 936.
Istoria dei concilii 969.
— sucduta 860.
Istruzioni intorao 574.
— secrete 281.
Italia nelle tenebre 1017.
Italien 69. 86. 141. 159. 197. 409.
607. 901. 1026. 26. 48.
Itinerario 145.
Ittig, Th. 152. 881.
Juana de la Cruz 209.
Judae, Leo 84; L 161. 208. 240.
Judaica 13. 148. 183. 793. 876. 1046.
1190. 1219; I, 465. 476 n. s. w.
Judicium Faa Lov. 697.
— syn. Dordrao. 116.
Juenin, G. 678. 887.
Jugendfreund 1087.
Juffendschriften 1056.
Juicio doctrinal 1166.
— historioo 1067..
Julianut, J. 518.
Jung, J. 953. 10O5.
Junius, Fr. 67.
Juretus, Fr. 72.
Jurieu, P. 61. lOa 126. 131. 2»1.
483. 661.
Juristen 67. 91. 167.
Jus Belgarum 466.
— nulluni 782.
Jus et Factum 468. 527. 645.
Justellus, Chr. 152.
Justificatio praxeos 580.
Juitification de Fra Paolo 825.
— de Mgr. Codde 718^ .
— du silence 704.
Justinian 121; I, 4)9. 553.
Justitia et veritas 722.
Jnvencius, J. 772. 468.
Kahl, J. 169.
Kaiserling 910.
Kalb. J. A. 609.
Kammerer, J. 1013.
Kampf zw. Papstthum 1089.
Kant 1033.
Kardec, Allan 1188.
Karg, J. F. 883.
Katechismus (Würzb.) 1086; s. Gap
techismen.
Katholische Kirohe v. Schlesien 1092.
Kath. Katechismus u. Uituale 1172.
Kautz, Jac. I, 278. 289.
Keckermann, B. 176.
Keller, Jac. 203. 35a 88L
Kellison, M. 885.
Kepler, J. 395.
Khamm, C. 266. 298.
Kiesling, J. R. 113; I, 396. 566.
King. P. 124.
Kiörning, 0. 597.
Kipping, H. 67. 109.
Kirchenbusse 454.
Kircbenrecht 167. 425. 720. 929.940.
1064. 69. 70. 85. 1192; 8. Ehe-
recht, Gallicaner.
Kirchenstaat, Censur im 83. 776.
876. 885. 926. 927. 942. 972. 1L86.
59. 1205 ; 1, 52. 841. 484. 462.
604; s. Römiache Frage.
Kirchenvfiter s. Patriat Sehr.
Kirchovius, L. 84.
Klee, Fr. 1040.
— H. 112a
Kleine Getyden 547. •
Kleiner Kath. Katech. 1172.
Kleutgen, J. 1006. 1115. 24. 26. 49.
Klopstock 1051.
Knippenberg, S. 690.
Knoffer 996.
Knoodt, P. 1122. 24.
!
Register.
1247
Knott, E. 885.
Koeber, J. F. 111.
Koch, Chr. W. v. 1039.
KoUar, A. F. 996.
Köln 26. 287. 402. 547. 549. 784.
955. 956.
Koniascb, A. 65.
König, J. F. 109;
— R. 19.
Kopp, G. L. C. 1089.
Kommann, H. 170.
Kortholt, Chr. 97. 289.
Krapf, N. A. 908.
Krauseaner 1034.
Kreuzweg 973. 1168.
Kriegsmann, W. 136.
Kuhn, J. 1120.
Kurfürsten 68. 114.
Kypseler, 6. 128.
I«abadie, J. de 94. 471.
La Bastide, M. A. 131.
Labbe, Petrus 86.
— Phil. 541. 828.
La Borde, Y. de 791. 468. 736.
Laborde de Lectoure 1158.
La Chaise, Fr. de 480. 468. 561.681.
642. 656.
La Ghatre, M. de 1049.
La Gombe, Fr. 628. 624. 629.
Lacordaire 1096. 98.
Lacour, P. 1076.
Lacroix, Cl. 920. 896. .
La Croze, Cornand de 626.
— M. Veyssi^re 148. 598. 806.
Lacunza, £. 988.
Laderchi, J. 480. 588.
Laetus, J. 117.
La Farina, G. 1197.
La Fontaine, J. de 165.
La Gnerronni^re 1158.
Lagus, Josua I, 477.
La Harpe 916.
Lahontan 867.
Lajolais, N. de 1190.
Lalande, J. J. 1048. 400.
Lalane, N. de 472. 477. 586.
Lallemant, J. Ph. 656. 679. 687.
701. 729.
Tjamartine, A. de 1051.
Lambardi, G. 610.
Lambert, B. 939. 987.
La Mennais, F. de 1093. 627.
Lamenta et qnerelae 717. .
Lanoentos 1065.
La Mettrie, de 912.
Lami, Gio?. 798. 822.
Laminae Granatenses 244.
La Mothe Le Vayer 867.
Lamourette, A. 1018.
Land, M. 1192.
Lanfrey, P. 1049»
Langen, J. 1176.
Langius, J. 161.
Langle, P. de, B. v. Boulogne785. 787.
Langlois, J. B. 685.
Languet, Erzb. ▼. Sens 741. 458.
748. 838. 869. 962. 984.
Lanjuinais, J. de 924.
— J. D. de 1076.
Lao, A. 86.
Lapide, J. a 461.
— Pacificus a 174.
La Placette, J. 101.
Larousse, P. 1048.
Larraga 1068.
Larrea, J. B. 374.
Larrey, J. de 196.
Larroque, P. 1188.
La Salette 1167. 989. 1154.
Lftsaulx, £. V. 1125.
Lasitzki, J. 28. 78.
Lasteyrie, C. P. de 1188.
Lataste, M. 258.
Lateran-Concil v. 1726 749. 979.
Latinius, Latinus 162.
Laugeois de Chatelliers 857.
Launoy, J. 578. 233. 286. 268. 869.
893. 476. 533. 688.
Laurent, Fr. 1037.
Laurent de la Resurrection 684«
Laurentius, J. 93. 104.
Laurenzana, B. 263.
Lauria, Card. 414. 581. 672.
Lauterianus Antipapius 117.
Lavarino, Fr. 1157.
La Yicomterie, L. 1078.
Lazaristen 773. 777.
Lazeri, P. 814. 829. 881.
Lazzaretti, D. 1192.
Le Bas, Ph. 1047.
Le Blanc, L. 128.
— Th. 808.
Le Bret, J. F. 1029.
Le Brun, P. 426.
Le Camus, Card. 680.
— H. 423.
Le C^ne, Ch. 130.
Le Clerc, Pierre 705. 989.
Le Cointe, Ch. 588.
Le Courayer, P. L. 696.
Lectius, J. 129.
Le Drou, Lamb. 521. 588. 685. 608.
632. 674. 733.
Id46
Regisief.
Lega spiritnale 210.
Legdaeus, Y. 110.
Leger, J. 185.
Le Grand, A. 603.
Le Gros, N. 749. 761. 760. 881. 664.
957.
Lehrbuch der Bei. 1065.
Leibniz 167. 400. 504. 661. 609. 618.
Leigh, E. 126.
Leipsick, PhileleuthSre de 866.
Leitfaden 1172.
Le Maire, J. I, 166.
Le Maitre, A. 477. 54L 669.
Le Maitre de Saci, L. 1. 478. 541. 669.
LemniuB, Laev. I, 497.
LemoB, Th. de 305. 807; I, 30.
Le Moyne, St. 117. 153. 865.
Lenau, N. 1050.
Lenfant, J. 100.
Lenis, Yincentius 464.
Le Noble, £. 574.
Le Noir, J. 669.
Le Normant, J. 185.
Leo I. ed. Qnesnel 661.
Leo X. 1044; I, 61. 886 u. s. w.
Leo XI. 879.
Leo XII. 801. 882. 1021. 98.
Leo XIII. 78. 802. 1186. 44. 52.68. 66.
Leofilo, Anastasio 980.
Leonardi, Th. 85.
Leonardus, Gain. 70.
Leone, Evasio 1063.
— Jac 1027.
Leopardi, G. 1041.
Leopold n. 967. 971.
Le Fiat, J. 978. 794.
Lequeux, J. F. M. 1103.
Lequile, D. de 288.
Le ßidant, P. 792. 798.
Lerminier, E. 1039.
Le Roy, Abb6 de Hautefontaine 472.
551. 855.
Leasing 1051. 897. 1180.
Lessias, L. 306. 845. 405.
L'Estoile 195.
Le Tellier, M. 493. 482. 488. 528.
670. 679. 687. 731. 806.
Leti, Gr. 143. 197. 409.
Leto. Pomponio 1172. 77.
Le Tonmeux, N. 544.
Lettera ad un cavaliere 480*
— al Maresc. Keit 918.
— apolog. al March. N. 150.
— apolog. deir Eserc. 800.
— del nobile Big. 985.
— dell' Em. S. Spinola 183.
— di A. Possevino 69.
Letiera di riposta 618.
— prima (Bolla Apost.) 924.
— prima (Mossi) 978.'
Lettere apolos^etiche 512.
— di un Teol. Piac. 96a
— di uomini ill. 1221; I, 878. 885.
— scritte da un TeoL 815.
— teol. polit. 960.
Lettre k TArehev. de Par» 1169.
— ä M. Berquet 755.
— & un ami 481.
— ä un docteur 812.
— k Utk magistrat 740.
— au sujet de la Bulle 776.
— de Ch. Gouju 909.
— de rabb6 de ♦ 685.
— de Tauteur 891.
— de M.*** (Gas de consa) 696.
— de M. L. 757.
— de M. N. 717.
— de MMgr. 740.
— des eures 786.
— d'un abb^ 527. 685.
— d'un advocat 477. 488.
— d'un B^n^ctin 685.
— d'un docteur 678. 711. 829.
— d'un eccl^siastique 763.
— d'un eveque 698.
— d'un homme de qnalitS 716.
— d'un philosophe 914.
— d'un Protestant 1025.
— d'un serviteur 624.
— du pdre- 1180.
— §crite k un prov. 486.
— ^crite de Rome 649. 866.
Lettres ä M. l'6v. d'Angera 768.
— ä un ami 766.
— cabbal., chin., juives 878.
— des fiddles 184.
— d'un theologien 752. 97a
— d'une Peruvienne 800.
— historiques 649.
— Ne repugnate 790.
— nouvelles 585.
— Pastorales 100.
— persanes 869.
— sur la religion 868.
— sur les vrais princ. 868.
— trois touchant TStat 626.
Leu, J. B. 1117. 927.
Leusden, J. 116.
Leva, G. de 1197.
Le Yassor, M. 196. 826.
Le Yayer de Boutigny 870. 668.
Levesque, Ch. 917.
Levesque de Buvigny, J. 574L
Register.
1249
Lexica 163; J^ 837. 421. 478. 527;
8. Dictionnaire.
Leydecker, M. 61. 99. 661. 663.
Leyser Pol. 133.
Lhenninier, N. 678. 837.
L'Hermite, M. 471. 464.
LibaviuBy A. 178.
LibeUi, Hyac. 82. 445. 558.
Libelli famoei 819. 880. 926. 1031.
1186. 94.
Libellus 259. 916. 947. 950. 970.
Libellus apost. Qall. I, 523«
Liber 377. 903.
Liberte de oonadence 939.
Libertez de l'egl. gall. 360.
Libretto . . di liste 187.
Libri. G. 1187.
Licenteo, Cl. 606.
Liebermaim, L. 1120. 46.
Lienhardt, G. 824.
Lightfoot, J. 96.
Liguori, A. M. di 817. 825. 929. 1028.
Limborch, Fh. 116. 141. 868.
limiers, H. Ph. de 117. 166. 196.
Lindanus, W. Dam. 1228 ; I, 250.
866. 381 u. 8. w.
Lindenborn, J. 278.
Lipstorpius, D. 136.
Lisero, F. 133.
Liste des chanoines 740.
-- deUe arti 187.
Listonai 915.
Litanieen 73. 282.
Litsich, M. 110.
Litta, L. 965.
Litterae Homae datae 649.
Littre, £. 1089.
Litargia anglic. 122.
Livello politico 145.
Liverani, Fr. 1162.
Lives of the Saints 415. 876.
Livre des manifestes 1015.
Llorente, J. A. 1063.
Lloyd, N. 166.
Lochstein, V. v. 946. 898.
Locis theol., De 664.
Locke, J. 862.
Lode (Maria) 241.
Loemelius, H. 385.
Loen, J. M. v. 919.
Löger, K. 218.
Lobetus, D. 402.
Lohner. T. 78.
Lorobert, P. 687.
Lomonaco, Fr. 1016.
Longinns, G. 186.
Longobardi, Fr. 227.
Lonicer, A. u.Ph. 1,119.127. 327. 519.
Lopez, J. L. 376.
Lopez de Baylo, J. 374.
Lorea, A. de 258.
Lorentz, J. 144.
Lorenzo, Fr. de S. 266.
Loreto 288.
Lorraine, F. A. de, B. v. Bayenx 742.
Lothringen 779; I, 145.
Lotteriebücher 187. 898.
Lotto spirituale 210.
Louail, J. B. 487. 727. 754.
Loudun, Diables de 625.
Lovaniensis ant. Fac. 664. 743.
Löwen 179. 399. 457. 482. 515. 600.
648. 663. 697. 703. 721. 794. 1146.
Lubbertus, S. 99.
Lubienieoius, St. 97.
Luca, Gard. de 1120. 48. 44. 50.
74. 1216.
— G. de 839. 848.
— J. B. de 484.
Lucar, Cyrille 146. 424.
Lucas, J. 528.
— M. 128.
Lucatellus, P. 220.
Lucchesini, G. 933.
Lucema Augustin. 464.
Lucifer Galarit. 225.
Luoini, A. M. 753.
Lucius, Lud. 290.
LuQon s. Baill^s.
Lucretius 156.
Ludewig, J. P. v. 783.
Ludwig XIV. 57. 458. 522. 560. 584.
587. 614. 628. 698. 724. 854.
Lumbier, R. 524.
Lumi^res, Les nouv. 826.
Lundorp, M. G. 190.
Lupus, Gau. 1147.
— Christ. 275. 521. 527. 533. 662.
Luther 49. 1023. 35. 52. 1187; I,
240. 812 u. s. w.
Lüttich 704.
Lutz. J. E. 1126.
Luzem 228. 947. 1014.
Lyoner Liturgie 1100.
Lyser, Jo. 863. 899.
HIabillon, J. 591. 153. 271. 448. 686.
Macanaz, M. R. 780.
MacCrie, Th. 1026.
Macedo, F. 675. 411. 673. 677.
Machiavelli 971. 1188.
Machiavellizatio 201.
Maciejowski, B. v. Krakau 25.
— W. A. 1030.
1350
Register.
Ma^onnerio 80S.
Maet8, C. d6 118.
Maffei, P. A. 596. 797.
— Scipio 152. 154. 770. 794. 847.
MagendeoS) A. 121.
Maggio, F. M. 224. 325.
Maghen Darid 183.
Magica 185.
Magie 149. 181. 796; I, 22. 34.
Magister S. Palatii 8. 6. 15. 287.
444. 799. 1078. 1143; I, 544 u. 8. w.
Magliabechi, A. 671. 676.
Magnetica volueram curatio 179.
Magnetiseur 1188.
Magnus, Yal. 289.
Ma^ Card. 1133. 41. 48. 86.
Maier, Mich. 178.
Maigesetze 1173. 78.
Maignan, £. 606. 84a
Maillo, L. 680.
Maimbourg, L. und Th. 583. 682.
Maimonides, M. 150.
Maineri, F. 934.
Maintenon, Mad. de 639. 631. 656.
694. 697.
Maioli de AveUbile, Bl. 512.
MaioluB, S. 161.
Malagrida, G. 923.
Malaval, Fr. 620.
MaldonatuB, J. 232. 314.
Malebranche, N. 599. 767. 1 162.
Malet, L. 1110.
Mallet, C. 1039.
Malou, B.v.Brägge304. 311. 1148.54.
Malvica, F. 1057.
Mamaohi, T. M. 496. 764. 982. 949.
962. 992. 994. 1002.
Mamiani, T. 1041. 1132. 34. 66.
Mamillartheologie 616.
Manchettus, A. 70.
Mancipia B. M. V. s. £8clavage.
Mandeville, B. de 865.
Manfredi, F. 263.
Maniere d'ongaent 482.
Manifeste 961. 1054.
Manlius, Jo. 1222.
Manning, Card. 1032. 79.
Manoir, Abbe da 648.
Mansi, J. D. und Jos. 819. 854.
Manuale cathoHcorum 112.
Manuductio ad jus 168.
Manuel des inquisiieurs 986.
Manusoripte im Index 377. 780. 808.
1157; t 488.
Manutius, P. I, 153. 347. 854. 385.
Manzoni, AI. 1045. 53.
Maran, Prud. 152. 812.
[ Marant P. J. 236.
Marbais, Nie. 335.
Marca, P. de 355. 891. 477. 680.
Marca-Martillos 1202.
Marchant, P. 228.
Marcheselli, 6. A. 627.
Marchetti, AI. 158.
— Giov. 970. 1013.
Mardojai 150i
Mare liberum 102.
Mare, P. M. dol 977. 970.
Marechal, P. 8. 1048,
Maresca, M. 1165.
Maresius, S. 94. 104. 471.
Maret, Mgr. 1089. 1174.
Mana, die h. 229. 207. 250. 253.
434. 531. 540. 711. 986. 1152.
Maria al euere 1028.
Maria, Cherub, de S. 711.
— Gabr. de S. 228.
— Sig. a 8. 238.
Maria Theresia 790. 893. 894. 918.
950. 963.
Mariales, X. 504.
Mariana, J. 281. 341.
MarianOy Raff. 1045.
Mariategni, F. J. 1204.
Marin, J. 514.
— Vidal 53. 274.
Marini, G. B. 162.
Markiewicz, J. 291.
Marmontel 913.
Marne, M. de la 1186.
Maroldus, Ortolphua 1220.
Maroncelli, P. 1060.
Marraccius, H. 234.
Marselli, N. 1043.
Marsollier, J. 141. 770.
Marta, Hör. 376.
Marti y Yiladamor 375.
Martin, Fr. 666. 665.
— Konrad 1173. 79. 144. 986. 1206.
— L. A. 1186.
Martinez-Marina, Fr. 1061.
Martini, A. 857. 860.
Martinius, Euch. 201.
— Matth. 109.
Marzilla, P. V. de 74.
Mascarenhas, F. M. 46.
Masdeu, J. F. 1061.
Masius, Andr. 1219. 23 ; I^ 576 u. s. w.
Massoulie, A. 632. 682.
Mastricht, G. v. 166.
Mastripieri, G. M. 969.
Mastrofini, M. 850. 1012.
Mathieu, F. 481.
Matrimonio di Fr. G. 933.
Register.
1851
Mairimonio delli preti I, 877.
Matter, J. 1182.
Matthaeas, A. 169.
— P. 72.
Matthäi/K 1093.
Maudit, Le 1051.
Maultrot, 6. N. 767. 939.
Maurette,' J. J. 1026.
Maurice, Fr. Denison 1025.
Mauriner 695. 162. 154. 686. 737.
Maurocenus, A. 322.
Maury, Card. 916. 1011.
Max I., Kurf. 381.
Maximes ehret. 745.
Mayer, G. K. 1114.
— J. Fr. 137.
Mayr, Beda 1000.
— Ulrich 946.
Mayst, Z. B. 1088.
Mazariu 204. 448. 543.
Mazzini 1134.
Mazzins, G. 433.
Mead, R. 865.
Mechelu 465. 743; 8. Preoipiauo.
Mecbitarista 1031.
Medaillen 183. 210. 262. 1167.
Mediatore 1160.
Medicinische Bücher 68. 78. 174.
1088. 43. 1226; I, 125 u. 8. w.
Meditazione filos. 968.
Meier, Justus 202.
Meisner, B. 33. 102.
Melander, Otho 160.
— Philoxeous 288.
Melange8 de litt. 909.
Melchiten 1030.
Meliton, Apocalypse 279.
Mellio-Freirio, P. 1070.
Melvil, J. 196.
Memoire k presenter 938.
— dans lequel 742.
-— d^un doeteur 686.
— nouveau 742.
— pour justifier 740.
— pour le S. Daage 793.
— pour Nosseigneurs 739.
— sur la cau8e 481.
— sur la publication 748.
-> 8ur le dessein 472.
— sur le droit 740.
— 8ur les droits 760.
— sur les libertes 792.
— sur les professions 938.
«— sur les refuB 757.
— touchant le dessein 704»
Memoires chrono!. 590.
— de Luther 1187.
Memoires historiques 687.
— sur M. Maintenon, N. Lenclos 916.
— secrets 878.
Memoria oattolica 925.
Memorial abrege Z14. 1225.
— al Card. Infante 460.
Memoriale a Gregorio XV. 184.
— a Pio VI. 1006.
— ad Card, de la Cueva 460.
Memorialia Lovan. 468.
Memorie del G. di Grammont 1060.
— del magietraio 1066.
— istorioo eccl. 932.
Menasseh Ben- Israel 149.
Mendizabal, A. 1069.
Mendo, A. 611.
Menghini, T. 621.
Mengus, H. 219.
Menzini, B. 800«
Meroedarier 266.
Mercuro jesuite 290.
Mercurio postiglione 198.
Merenda, A. 502.
Merle d'Aubigne 1026.
Mersy, F. L. 1089.
Mesenguy, Fr. Ph. 763. 756. 980.
Messoataloge 13.44. 171; I, 535. 600.
Messe 131. 419. 681. 596. 979. 1088.
1 114; 1, 568; s.Gommanion^Miasale.
Messina 250. 325.
Messingham, Tb. 227.
Mestrezat, J. 100. 181. 184.
Metastasio 1226. 927.
Metay, P. A. 1022.
Methode pour etudier 916.
Metz 8. Coislin.
Meulen, G. v. d. 117.
Meursius, J. 79. 161.
Mexico 1159. 1204.
Mey, Gl. 756.
Meyer, Livinus de 308.
— Ludw. 609. 855.
Micanzio, F. 321. 324. 404.
Michaelis, J. D. 1022. 899.
Michelet, J. 1187.
Michelini, H. 429.
Michelis, Fr. 1171. 78.
Michon, J. H. 1051.
Mickiewicz, A. 1187. 1096.
Micraelius, J. 109.
Middleton, G. 864.
Migazzi, Erzb. 846. 914. 950. 1088.
MigUavaoca, G. 808. 770. 839.
Mignet, F. A. 1046.
Mignot, Et. 792.
Migorel 1157.
MiUtaire phüosophe 9\\.
1858
R«ipiier.
Milizia, Fr. 1069.
Mill, J. Stuart 1086.
Miller, M. 1087.
Milletot, B. 860.
Mülot, C. F. 916.
Milner, J. 997. 1081.
Milton, J. 123. 164.
MiAghetti, M. 1170.
Mini, B. 428.
Miraband und Mirabeau 912. 916.
918.
Miranda, J. A. de 1070.
Mirepoix s. Brone.
Miron 1190.
Missa audienda 581.
Missale 214. 640. 546. 644. 982. 1110.
Misaon, M. 141.
Mittelalter!. Schriften 146. 151; 1,71.
Mitterbacbt, J. S. 110.
Mittheilungen sei. Geister 1181.
Mizaldus, A. 78.
Modena, A. Y. 1125. 83. 48.
Moeurs, Les 878.
Moigno, Abbe 1040.
Moine secularise 279. 454.
Moliere 165. 1072.
Molina, L. 45. 298.
Molinaeus, G. I, 499. 551 u. s. w.
— P. s. Du Moulin.
Molinisme, Le 688.
MoHnos, Michael 610.
Momma, W. 117.
Monaca ammaestrata 034.
Monarchia non speranda 202.
— Sicula 370. 782. 1196.
— Solipsorum 288. 876. 1224.
— universale 931.
Mombron, J. de 484.
Moncaeius, Fr. 418.
Monde dans la lune 124.
— son origine 916.
Mongini, P. 1168.
Monhemius, J. I, 260. 414.
Moni, de 423.
Monita politica 91.
— privata (secreta) 28. 280.
— salutaria 547.
Monod, A. 1026.
Mons, N. Test, de 668. 854.
Montabert, Paillot 1188.
Montacutius, R. 120.
Montag, J. V. 991.
Montaigne, M. de 176. 876.
Montalembert 1095. 97. 1108.
Montalto, L. de 485. 487.
Montanus, Am. 117. 158.
Montazet, Erzb. v. Lyon 995. 1111.
Monte, R. do 1204.
Montesperato, L. de 202.
Montesquieu 868. 1226.
Montfaucon 596. 686. 795. 854.
Montfort, Grignon de 242.
Monti, V. 1016.
Montlosier, Gomte de 1075.
Morale des Jesuites 491.
— pratique 492.
— universelle 918.
Morano, F. M. 618.
Morardo, a 1017.
Mordechai 149.
Morean, Gh. 265.
Morery, Dictionnaire 768.
Moretti, A. 1165.
Morgaez, Br. 1155.
Morgan, Lady 1025.
Morgenland. Kirche 146. 816. 428.
985. 1028.
Morhof, D. 167.
Morin, P. I, 484,
Mornay s. du Plessis.
Morone, Gard. I, 318. 384. 399. 460.
u. s. w.
Mort de Jeans 1188.
Mortonval 1070.
Morus, Alex. 122. 128.
— Henr. 96.
Moscherosch 160.
Mosheim, J. L. 112. 116. 697. 865.
Motivi deir opposizioue 974.
Moya, M. 497.
Moyen oourt 624«
Moyens surs 868.
Mozzagrugnus, J. 264.
Mozzi, L. 978.
Muhammedaner 73. 248. 424; I, 49.
52. 137. 387.
Müller, Alex. 1098.
Munk, S. 1047.
Munster. Seb. 1220; I, 68. 127. 200.
266. 416. 426. 576 u. s. w.
Muratori, L. A. 839. 123. 548. 788
979; I, 601.
MuretuB, A. 84.
Murger, H. 1050.
Musaeus, J. 177.
Musnier, P. 537.
Mussard, P. 129.
Mysteria patrum jes. 288.
— politica 203.
Namen der Ketzer 1221; I, 267
U. 8. W.
Nannaroni, M. 980. 970.
Napoleon I. 1011. 19. 78. 74.
B«gi0ter.
ISM
{
Napoleon 111. 1169.
l^ardi, Jaoopo 71.
I^arratione, Vera 184.
Katali, M. 968. 966.
KatU, G. 795.
Kature, De la 916.
Katnrwissensohaft 174. 1088.
^aye, 6. 925.
Neapel 21. 251. 872. 376. 608. 765.
777. 929. 976. 990. 1054. 1164.
2^ebiilo nebaloiraiD 161.
Neoessita del matr. 1007.
N'ectarius Patriarcha 146.
N'eercassel, J. 585. 624. 549. 7ia
830. 865. 856.
Ne^oni, B. 990.
Neller. 6. Chr. 944.
Nwius, V. 611.
Kesae, W. Tan de 667. 652. 664.
Neuhusius, £do 186.
Kenmayr, Fr. 824.
Newman, J. H. 1079.
Newtonianismo 874.
NiocoHni, G. B. 1058.
Nichts mehreres 950.
Nioocleonte, C. 198.
Niood, C. F. 1108.
Nicolai, H. 110.
— J. 146.
— Melch. 111.
Nicole, P. 481. 483. 486. 628. 669.
837.
Niederlande i. Belgien, Holland.
Nieremberg, J. £. 293.
Niesieleki, A. 291.
Nipotismo 145.
Nivelle, G. N. 737.
Noailles, B. v. Ohalona 785.
— Card. 425. 629. 670. 678. 679.
684. 694 724. 735. 815.
Noodighen leydtsman 529.
Noodt, G. 94.
Noord en Zuid 1037.
Norbert, P. 775. 936.
Norifl, H. 671. 272. 608. 687. 828.
Notae breves ac modestae 527.
— breves in epist. 716.
— in Chrys. 151.
— in epist. ad cath. 716.
Nothhelfer 214.
Notisia (Abläse) 211. 212^
Notizie istoriche 1166.
Notulae ad deeretam ^Qa
Noae, F. de la 72. **
Nonveaux melanges 91
Nonvelle H61oi«e W2, ^,
NonTolIes de Ja repni
Nonvelles eoeles. 769. 888. 932.
Novae horae s. Ran.
Novarinns, A. 84. 239.
Novelle piacevoli 938.
Novitä del papato 1026.
Novns Prosper 468.
Nunciatur-Streit 940. 968.
Nuncien 18. 17. 301. 830; i, 186.
540; 8. Rinuodni; in Belgien 22.
460. 1147 ; I, 663. 567; in Deutsch-
land 768. 941. 945. 1002. 86. 86.
1125. 73. 74; I, 79. 188. 644; in
Frankreich 192. 452. 1072. 1 147 ;
I, 186; s. Ubaldini; in Spanien
871. 1065.
Nnnes Giraldes, £. 1176.
Nnytz, J. N. 1192. 902.
Obedientiae credulae 706.
Oberhanser, B. 946.
Oberrauoh, H. 999.
Oberthür, Fr. 1088.
Obligation des fidles 391.
Obscöne Schriften 49. 64. 960. 994.
1016. 18. 71. 1221. 24.
Observateur cath. 1107.
Observationes in oontrov. 808. 770.
— in 5 epist. 748.
Ochino, B. I, 98. 119. 422 587 n. s. w.
Oesterreich 277. 790. 812. 848. 846.
893. 894. 904. 999. 1088.
Oenvres du phil. de Sanssouci 918.
Offenbarungen 262. 1198.
Office de la S. Y. 641.
Offiden 214. 288. 589.
OfEcio deir Imm. Conc. 286.
Oischinger, P. 1129. 21.
Olavide, P. 399. 892.
Oliva, F. de 376.
— Jes.-Gen. 606. 445. 600. 504.
584. 612.
Onderwys 417.
Onguent k la brulure 481.
Ontologismus 1145. 83. 89.
Onymus, J. 1015.
Opera omnia 87. 907. 1192.
Oporinns, Jo. 1, 188. 227. 268. 329.
Oppenbusch, M. t. 147.
Opstraet, J. 664. 61. 612. 846. 660.
654. 655.
Opus inscriptum 793.
Opuscula sex 910.
Opusculum 1020.
Oracle des anc. fideles 10^.
Oraeus, H. 80.
Oraison des pecheorB ^27.
Oratio ingenna QST*
^
1364
Register.
Oratio parrhesiastica SOI.
— Bolemnis IIQ.
Oratorianer 428. 426. 481. 569. 600.
787
Orazioni 216. 238. 28a
Orbacb, Baron d^ 9ia
Orbara, J. 278.
Orbini, M. 79.
Orden 260. 682. 516. 580. 579. 711.
721. 984. 938. 951. 1228; 1, 22. 178.
Orden des Friedens 210.
Ordonnance de Leopold I. 775.
— (Soissons) 8. Fits^amet.
Ordres monastiques 278.
Orient, A. d' 1176.
Origanusi D. 182.
Orleans, Hers, v., Regent 736. 789.
778.
Ormanian, M. 1061.
Orsi, J. A. 3. 514. 590. 764. 769.
821. 880.
Orsidres, F. 1110.
Ortega, Chr. 690.
Ortiz-Cortes, J. 977.
Ortizins, M. 682.
Osbom, Fr. 196.
Osiander, J. A. 98.
Osmont du Sellier 790. 881.
Osorio, J. Cortes 492.
Osorint, H. 1228; I, 492 u. 8. w.
Oswald, B. 1156. 240.
Ottardns 215.
Ottieri, F. M. 787.
Ottius, J. H. 98. 452.
Otto, Dan. 178.
— Jao. 202.
Oudin, Casimir 128.
— Ign. 428.
Ontramus, 6. 128.
Onvrages philos. 910.
Owen, J. 161.
Oxomensis, P. I, 42.
Pablo, H. de S. 276.
Pabst, J. H. 1121.
Paoca, Card. 958. 954. 955. 1090. 98.
Pacheco, Card. I, 197. 198. 400.
428. 436. 458. 463. 573.
Padna Melato, M. 1062.
Paets, H. V. 866.
Paganetti, P. 982.
Pagano, F. M. 998.
Pagninus, S. 1223; I, 576.
Paix de Clement IX. 459. 478. 482.
643. 701. 968.
Palaeophilus, Desiderias 716.
— VinoentiuB 714.
Palaeopistus, Jo. 716.
Palafox, J. de 485. 825. 1064.
Palatins, J. 187. 626.
Palazol, J. de 656.
Pallavicini, Card. Sf.32l. 283. 1155;
I, 389.
Pallavioino, Ferraate 397.
Palmicri, Y. 963. 967. 1016.
Pamela 165.
Pamiers s. Canlet.
Pannilini, B. v. Chiüsi 967. 970. 982.
Papa, II 988.
Papatus Romanus 402.
Pape, Fr. Q. 954.
Papebrochius, D. 268. 1111.
Pape-Carpentier, M. 1190.
Pappus, J. 67.
Papstbüchlein 1091.
Päpete 91. 186. 154w 273. 808. 327.
402. 1015. 17. 27. 44. 64. 68. 74.
1166; s. Unfehlbarkeit.
Parallele abregt 755.
— de la doctrine 754.
Paramo, L. de 142. 936.
Parasceve, die h. 227.
Paravicino, V. 184.
Paris, Diakon 747.
Parival, J. N. 204.
Parlament, Pariser 841. 556. 560.
567. 571. 725. 789. 808.
Parma 783. 795. 937.
Parny, E. 1073.
Parocchi, Card. 1144. 55. 68. 70. 78.
Paroles du p^e 1180.
Parona, 6. 1155.
Parravicini, L. A. 1056.
Parrhasius, J. 716.
Pascal 484. 398. 488. 909.
Pasooli. AI. 164
Pascual, P. M. 1069.
Pasquali, J. B. 930.
Pasqualigus, Z. 309.
Pasquelin, G. 280.
Pasquier, £t. 287.
Passaglia, C. 1160. 89. 49.
Passi, 6. 163.
Passionei, Card. 764. 108. 588. 609.
660. 719. 770. 777. 870. 1226; I,
352. 505. 538.
Pastoral (Astorga) 1062.
Pastore, R. 159.
Pastorini 988.
Patonillet, L. 828. 760. 776.
Patrizi, Card. 1079. 1151. 61. UU.
1205.
Patristische Schriften 151. 662. 685.
Patru, 0. 565.
Register.
PatQzzi, G. y. 817. 607. 760. 766. 798.
Paul 111.281; I, 390. 886. 896. 899.
669 u. 8. w.
Paul IV. 826; I, 27. 886. 468. 668
o. s.w.
Paal V. 48. 186. 218. 281. 286. 299.
319. 827. 841. 880; I, 648 u. s. w.
Paulo, Seb. a S. 268.
Paulos, H. £. 6. 998.
Panw, Com. de 917.
Paria 966. 1016. 1166.
Pavillon, B. v. Aleth 447. 466. 478.
660.
Pazzi, Maria M. de 226.
PearsoD, J. 128.
Peccatum philosophiconi 681.
Pecock, Reg. 1219.
Pegttletus, N. 618.
Pellegrini, A. 184.
Pellerus, Chr. 174.
Pelletan, E. 118a
Pellizarius, Fr. 817.
Penet, J. Fr. 766.
Pefia, Fr. 806; I, 26. 29. 608.
Penotus, B. G. 92.
Pensees d'un magistrat 789.
— libres 866.
Pensieri sopra la cap. 968.
Pentalogus diapboricus 620.
Pepe, Fr. 217. 845.
Peralta, N. 875.
Perefix, Hardouin de» Erzb. 669.
Pereira de Castro, G. 874.
— de Figueiredo, A. 984. 859« 898.
928.
Pereire, J. 1180.
Perez, A. 71.
— Juan I, 128. 586.
— de Guevara, M. 263.
Perkins, W. 102.
Perojo, J. del 1036.
Perontinus, J. 786.
Perosino, G. S. 1018.
Perrault, Ch. 488.
Perrone, J. 1026. 88. 1117. 21. 48.
Persin de Montgaillard, B. v. St.
Pens, 709. 240. 454. 694.
Persisches N. T. 869. 89.
Peru 891. 985. 1202.
Petit-Didier, M. 489.
Petite ^fflise 1019.
Petitpied, N. 694. 696. 705. 718.
722. 766. 778.
Petraens, H. 161.
Petrettini, Sp. 159.
Petrucci, P. M. 610.
Petrus und Paulus 447«
Pexenfelder, M. 86.
Peyrerius, Is. 181. •
Pez, B. 259. 292.
Pezzani, A. 1186.
Pezzi, C. A. 1088.
Pfaff, Chr. M. 98. 162.
Pfeiffer, A. 109.
Phelippaux, J. 629. 681.
Philalethes, Remarks 996.
— Hispanus 831.
Philanax Pfailander 290.
Phileleutherus Helvetius 1088.
— Lipsiensis 866.
Philetymus 461.
Philipp II. I, 29. 140. 576 u. s. w.
Philipp III. 208. 872. 876.
Philipp lY. 47. 288. 378.
Philipp V. 780.
Philipponi, P. 1056.
Philippus Cyprius 146.
Philirenus, Chr. 717.
Philopenes 848.
Philosophen 69. 174. .408. 698. 1068.
67. 1124. 86. 45; I, 686.
Philosophie de Thistoire 910.
— morale 868.
Philothee. Du pape 1186.
Phisiophilus, J. 961.
Piano ecclesiastico 982.
Picoaluga, G. B. 1184.
Picoolo BoUandista 1068.
Pioenino, G. 182.
Picherellus, P. 419.
Piohler, A. 1181.
Pichon, J. 468. 767.
Picot, Memoires 690: 968.
— S. 711.
Pikees fugitives 606.
Piedad, Fr. de la 492. 499.
Pietö, La 1184.
Pigault-Le Brun 1078.
Pignoni, P. 226.
Pignotti, L. 1069.
Pilati, C. A. 982. 1064. 92. I
Pinciani, L. 1166.
Pineda, J. 49; I, 664. 676.
Piola, G. 1068.
Pipping« H. 60.
Pirani, G. 1017.
' Pires de Carvalho, L. 764.
Pirot, G. 486.
Pirrus, Rochus 260*
Piscator, J. 98.
Pi^sini, A. 607.
Pistoja 966. 569. 986. 1080.
Pithou, P. 860.
Pittonus, J. B. 76.
liM
Pias n. I, 86. 40.
Pins IV. 68. 78.
PiuB V. 140. 231. 689; I, 78. 78.
177. 892. 428. 46a 622. 676. o. i. w.
Piu8 VI. 806. 669. 868. 907. 917.
926. 929. 940. 964. 966. 970. 986.
998. 1001. 1009.
Pins VII. 400. sei. 96a 1009. 17.
19. 66.
Piu8 VIII. 802. 860. 1084.
Pias IX. 7. 218. 226. 86a 886. 927.
986. 1029. 99. 1197. 82. 68. 66.
Plagula 11 thesium 826.
Plaidoyer 793.
Planotas veritfttis 464.
PUntin, Chrpb. 1, 380. 406. 424. 676
u. s. w.
Piazza, Ben. 846. 976.
Poche riflessioiii 1164.
Pociej, J. 1028.
Poggi, G. 970.
Poiret, P. 101.
Polanus, Am. 109.
Polen 28. 281. 290. 291. 791. 369.
984. 1029. 85. 96; I, 381. 488.
PoUtica ecclesiastica 1068.
Politiqne des jes. 291.
Polos, Matth. 126.
— Reg. I, 93. 886. 886 n. s. w.
Polydorus, Val. 220.
Pombal 923. 936.
Pona, Fr. 163.
Ponitentiarie 826. 117a 82.
Pontcbäteau, S. J. du Camboai de
49.\ 466. 482. 48a 669.
Pontefice, II 1162.
Portalis, J. E. M. 1100.
Porter, Fr. 416. 526.
Portiancnla 211.
Port-Royal 389. 447. 480. 640. 669.
687. 694. 700.
Portugal 23. 300. 376. 859. 022. 985.
1062. 1176; s. Inquisition.
Portus, Fr. und Aem. I, 176. 882.
386. 474. 680.
PoBiüones 946. 1014.
Possevinus, A. 69. 188. 189; I, 247.
386.
Possinas, P. 807.
Postellus, G. I, 261. 676.
Pothouin 703.
Potter, A. de 1076. 969.
Pouget, F. A. 761.
Poujoulat, B. 1001.
Poynder, J. 1026.
Poza, J. B. 484.
Prades, J. M. de 863. 690. 1226.
Prado, J. HartineE de 23a
Pradt, D. de 1076.
Praedamnatus 907. 1028. 29l 1107.
60. 72. 78. 81. 90.
Praeputium Christi 269. 269L
Praetorius, M. 416.
PraevenÜTcensur 88. 1205. 14; s.
Kirchenstaat.
Pragmat. Gesch. der Mönchsorden
279.
Prati, Fr. 19a
— G. 106a
Praxis Qaesneliana 823.
Preces Gertrud. 77.
Precipiano 22. 69. 460. 643. 855.
Precipitii 145.
Premontval, P. de 914.
Preservativo 768. 816.
Pressense, £. de 1172.
Preston, Tb. 327. 876.
Preussen 783. 876.
Preuves des Hbertßs 360.
Prideaux, H. und J. 96. 126.
Priere pour demander 472.
Primatu, De 939.
Primus passus s. B. Mayr.
Princesses Malabares 874.
Principes de 89. 1108.
Principia juris eccl. 944.
Prisca 1066.
Pritius, J. G. 109.
Pro caussa italiea 1060.
Probabilismus 316. 602. 816. 975.
Probleme ecolesiastique 727.
— bistoriqoe 816.
Proc^s oontre les jes. 816.
Procopius 121.
Procopowicz, Th. 1029.
Prodromus oorp. thooL 117.
Professio 7 punctorum 529.
Progetto (Amauld) 660.
— di riforma 983.
Projet de Conference 686.
Prompsault, J. H. R. 1105.
Pronunzia del canone 982.
Propaganda 6. 14. 140. 772. 851.
986. 986. 997. 1077. 1201.
Propositiones damnatae 9. 809. 891.
447. 497. 616. 516. 582.617.629.
690. 824. 1147.
Propositiones BelgioHinitae 117.
-^ per Belgium dissem. 649.
— historioo-canon. 1200.
Propositions (Molinos) 619.
Propugnaculo de la r. jur. 78a
Prota, L. 1163.
Proudhon, P. J. 1179.
Begtkter^
1S67
Przichowsky, Enh. 68* ■
Psalmen 149. 858.
Pufendorf, S. 173. 899.
Puigblanch, A. 1065.
Puissance royale 870.
Pujati, G. 978.
Purgatorinm 418. 1014 1145.
Puttanismo 145.
<|uadro8, D. de 682.
Quaestio bipartita 384«
Qaaestione facti, De 705.
Quäker 124.
Qualificatoren 2.
Qtieiistedt, J. A. 8a 109.
Querini, Card. 14. 95.118.671.784.
795. 880. 844. 871. 872; I, 896.
505. 566.
Qnesnel, P. 656. 661. 60. 808. 476.
482. 528. 527. 645. 648. 658. 684.
687. 698. 704. 707. 716.717. 718.
724. 815.
Queatione, se i veeoovi 1012.
QueBtions mr la tolkimoe 989.
Qnmet, £. 1187.
Qnmtano Bonifaz 496^ 766. 884.
QuintinuB, L. 442.
Qairino, A. 821.
Rabardaeus, M. 868. 9.
Racoolta di opascoli 972. 1017.
Bacine, Bon. 768. 590. 970.
— J. 545.
Radicati, A. 874.
Bagionamenti in mat. di rel. 185*
— int. a' beni 982.
Bagioni a pro di Nap. 781. 782.
Bagncius, A. 85.
Ballins, Lnc. 112.
Balph, £. 910.
Bamus, P. 176.601; I, 416.426.476.
Banalli, F. 1197; I, 879.
Bangolius, Ol. 418.
Bänke, L. 1044.
Banza, 6. A. 1016.
Bapin, B. 562.
Basiel de Silva 815.
Bassiood, Et. 327.
Rassinesi, P. 502.
Bastignac, Erzb. v. Tours 767. 789.
Batione et aact., De 961.
Bau, H. 1088.
Bauscher, Card. 112J. 24
Bautenstrauch, F. St. ^' % t 966.
1007. ^^^
Bavensperger, H. 117.
Baynal, G. Th. 9m
Baynaud, Th. 484. 806. 811. 406.
452; I, 879.
Beali, E. 1161.
Beappellanten 725* 740.
Bechberger, G. 1064.
Recherches philoe. 917»
— sur Porigine 914-
Becit de ce . . 556.
BecoUeoten 890. 515. 710.
Becr^ations hist. 917.
Recneil de oonsult. 756.
— de di7. piöoes 626. 868.
— de plus, pi^oes 161.
Becurso de fuerza 871.
Beddite qnae rant 947.
Beflexionen eines Schweizers 948.
Beflexions succinctes 717.
— sur l'instr. past. 754.
— sur la pers^cution 100;
— sur les grands hommes 914.
Beformatio eool. angl. 119.
Befus de signer 742.
— des sacrements 752.
Befuta^ao 1069.
Befutation • d'un monit. 658.
— peremptoire 526.
Begalisten 814. 870.
Begel des 3. Ordens 288.
Begels of maximen 529.
Beggius, Hon. 122*
Beghellini de Schio 808.
Begii sanguinis 122.
Begins, Alex. 618.
Bdgle des associ^s 624..
Bdgles trd»-imp<»rtaRtes 891.
Begnon, Marq. de 1106.
Begole da osservarsi 242.
Begulae Indicii 852. 882. 88S. 907.
1112. 82. 1206.
Reichel, W. 1175.
Beichelt, J. 185.
Beihing, J. 110.
Beinecoius, B. 156.
Beinkens, J. 1172. 76.
Beinkingk, Th. 202.
Beisach, Card. 1087. 88. 1117. 20. 21.
Reiser, A. 110. 581.
Beiss, J. 228.
Belacion de lo suoedido 780.
Belandus, H. 79.
Belatio nup. itineri» 290.
Relation abr^^ 658.
— apologetique 802.
— de ce qui . . . 740. 745.
— de Vaccroissement 124.
— de l'inquifiition 141.
Relatores 3. 5.
xwe
RcciMer.
Rfdigio medid 178. .
Religion döfdndne 1186.
— des dames 868.
Keliquien 244. 501..
Remarques sur \t bref 668.
Remond 129.
Remonde, J. dA 681.
Remoniiranoe des relig. 890.
Remonstranoet de kfao. 740l
Remonstranz, Irische 886.
Renan, £. 1188.
Renatus eqnes Gall. 266.
Rendete a CoBare 847.
Renneville, C. de 142.
Renonf, B. P. Le Page 1171.
Renonlt 867.
Renversement de la rel« 706«
Repartie de . . St. GiUea 266.
Repetitione 188.
RepliGB . . . Paolo V. 136.
Reponse k la bibl. Jans. 881.
— i la lettre 478.
— & un ecrit 464.
— a un sermon 478.
— k une broohore 1021.
— au livre 130.
~ au P. Annat 472.
~ au Systeme 912*
— aux fausset^s 196.
Requete pr^s. au parL 748.
Responsio ad episi. 704.
— cnjusd. theoi 628^
— Pii VI. 940. 968.
— pro erudita 705.
Responsione Bas., Ek 859.
Responsorum juris 276. 878.
Resposta do btspo 1069.
Respuesta a nnoe enrore8.616.
— del Ser. Sefior 611.
— monopantica 492.
Reteution der Bullen 871.
Rettorica delle puttane 410.
Retz, Card, de 867. 867. 600. 648.
656.
Reucblinus. Ant. I, 264 ; — Jo. 1, 47.
Reusner, £1. und Nie. 189. 171.
Reuss, £d. 868.
Reyeillaud, £. 1190.
Revelatio oolMil. 826.
Revision du concile 828.
Revisoren 2. 6.
Revius, J. 186.
Revolutione, Oe 180.
Reyberger, A. C. 1085.
Reynaud, J. 1180.
Rhegius, U. I, 95» 241. u. s. w.
Rho, J. 294.
Rbosellus, L, 71.'
Ribas, J. de 492.
Rica y Aguilar, £. de 1063.
Ricardns, A. 464%
Ricaut, P. 148.
Riooardi, AI. 781.
— Nie. 306.
Ricchini, T. A. 89. 763.620. 829. 880.
Ricci, Jac. 33.
— Scipio 966. 977.
Ricciardi, 6. N. 1184. 1060. 117&
Ricciolius, J. B. 140«
Riccobaldi, R. 696.
Richardson 166.
Richelieu, Card. 208. 868. 867. 8«».
888. 898. 436. 44a 688. 625. 122D.
Richeome, P. 192. 287.
Richer, £dm. 344. 856.
— Fr. 938.
Rioherand) A. 1088.
Richter» Greg. 8GI
Ricordo 244.
Riflessioni del teoL Piac. 96&
— dHin eanoniata 969.
— d'un iUliano 983.
— in difesa,974.
— preliminari 974.
— sul discorso 931.
— suir omilie 974.
Rifarma d' Italia 982.
Rigorismus 447. 612.
Rime e prose 1018.
Rinuccini, G. B. 336.
Ripalda, J. M. de 464. 618.
Riproduzione 1194.
Risbroohius, F. 676.
Risebergius, L. 72.
Risposta alla lettera 608.
— deir amioo 616.
— di Fra Tiburzio 960.
Risti^tto prattico 82a
Ritrattazione (Goncina) 294.
Rittershusius, C. und G. 170.
Rituale 218. 222. 693; I, «4. 567.
Rituel d'Aleth 446.
Rivelazione e rag^one 1199.
Rivet, A. 99. 288. 419; I, 363.
Riviere, A. 305.
Rivista univ. 1170. 77.
Riyius, Jo. 110.
— Tb. 121.
Rizner. H. 110.
Reales, Fr. 438.
Roberteon, W. 1044.
Robinson Crusoe 166.
Rocaberti, Hipp. 258.
— Thomas 268. 270. 274. 571. 60 L
Re^iHef.
1260
Roccabella, T. 99.
Rocchi 6. P. 616. 616.
Roccas, A. 429.
Roche-Guühem, De la 165.
Roohes, F. de 868.
Rodez, £v. de 742. 764.
Rodrigties, H. 1189.
Rodrigiiez, M. 200.
Roger i Geltio 144.
Rohrbacher 1186.
Rojas, A. 624. 628.
Rolegravias, J. 128.
Rolichias, Q. 84.
Rom und teine Papste 1091.
Romae mhia 122.
Romagnoei, Q. D. 1057.
Romain, F. de S. 541.
Roman cath. principles 839.
Romano D. 325.
Romano e Colonna, G. B. 199.
Rome des papes 1166.
Rome in the 19. eent 1025.
Romea, P. 1063.
Römische Frage 115a 966. 1182.
Römische Indez-Googr. 1127.
Ronge, J. 897. 1093.
Rorengo, M. A. 186.
Rosa, Salv. 797.
Rosaire 318. 267.
Rosales, J. 186.
Rosana, die h. 227.
Rosario 217. 228.
Rosooe, W. 1056.
Rosenkranz 214. 207. 209. 212. 241.
277.
Rosmini, A. 1135. 1041. 56. 57. 1182.
Rose, AI. 123.
Rössel, J. 511.
Rosseiti, G. 1060. 1027.
Rossi, de, Memorie 158«
Roiigni, C. 839. 846.
Rottenstaedter, G. 964.
Rouland 903.
Ronsse, J. 891.
Rousseau, J. J. 911.
Roussel, M. 311.
— Nap. de 1026.
Rousset, J. 196.
Roustan, A. J. 912.
Royaume en interdit 915.
Roye, Fr. de 574.
Royko, G. 952.
Rubicon 199.
Rubin de Gevallos, Att, eß 889.
Rubino, A. 778. ^
Rucellai, G. 164.
Ruchat) A. 128.
Ruckgaber, E. 1176.
Rudolf II. I, 60. 79. 846.
Ruelius, J. L. 110.
Ruine du papat 148.
Rulandt, Roiger 821.
Rusconi, G. 1197.
Russland 148. 1029.
Ruth d'Ans, E. 64& 668. 668.
Ryssenius, L. 862.
8a, Emm. 309.
Sabungi, AI. 1080.
Saci s. Le Maiire.
Sacre de TEleoteur 201.
Sadoleto I, 68. 70. 176 n. s. w.
Saggio di preghiere 1164.
— filosofico 994.
— intomo alle stadio 973.
Sagiitarius, Th. 160.
Sagnens, J. 606.
Salier, J. M. 1001. 86.
Sailly, Th. 77.
Sainjore 425.
Saint Amant 145.
Saint Amour 467. 641.
Saint Gyran s. Du Yergier.
Saint Jure, J. B. de 628.
Saint Napoleon 1076.
Saint-Simon 1179.
Saint Yietor 528.
Sainte-Beuve 489. 1044. 97.
Salazar, Fr. Loben de 937.
Saldanha, Gard. 815. 922.
Saldanha Marinho, J. 1204.
Saldenus, G. 81.
Salelles, 8. 108.
Saleon, B. v. Rhodez 887.
Salgado de Somoea, Fr. 373.
Saliceti, G. 16.
Salimbene 158,
Salmasius, Gl. 91. 122.
Salmeron, A. I, 818. 674.
Salmi sessanta 863«
Salmista 149.
Salmuth, H. 161.
Salomo et Mardolphns 111.
Salute Christ., De 112.
Salvador, J. 1046.
Salvatore, A. di 8. 848.
Salvoni, A. 1165.
Sanchez, Jo. 318.
— Th. 324.
Sanchez Arroyo, P. 264.
SanctarelluB, A. 861.
Sand, G. 1060.
Sandaeus, W. 598.
Sandelli, D. 828.
1260
Baipstef.
Sander8on, B. 128.
Sandini, A. 432.
Sandis, E. 134.
Sandius, Chr. 97.
Sandoval, B. 42. 81; I, 664.
Sandrini, 6. 1056.
Sangae di Maria 1158.
Sangain, A. 660.
Sannig. B. 219. .
Santacrooe, A. 198.
Santis s. Desanciis.
Sanz del Rio, J. 1086.
Saraval, G. 150.
Saravia, H. 121.
Sardinien 225. 875.
Sarmiento de Voliadorea 53.
Sarpi, P. 319. 399. 597. 884.
Sarro, Fr. A. 442.
Sartori, A. 1091.
S&tze 1009.
Savarese, 6. B. UOiv 78. 24.
Savonarola 1135. 1221; I, 868.569.
Savoyen 184. 778.
Scalae Jacob 278.
Scapnlier 211. 267. 268. 276.
Scaramelli, G. B. 225.
Scarfö, J. C. 686.
Scelte rime 1018.
Schard, S. 67; I, 327 u. s. w.
Schelhom, J. G. 113; J» 206. 218.
238. 385. 397.
Schelstrate, £. 575. 584. 662.
Schenach, G. 1124.
Scherzer, J. A. 111.
8chiara, P. T. 820. 975.
Schiavo della Madonna 242.
Schilter, J. 168; I, 419.
Schimmer, K. A. 1044.
SchlÜBselburg, C. 89.
Schmid, Chrph. 1087.
— G. L. 1058.
Schmidt, M. I. 965.
Schmitt, H. J. 1032.
Schneider, £al. 955.
Schobinger, GL 107.
Scholastik 175. 608. 1122. 24. 29. 46 ;
I, 564.
Scholl, Aur. 1188.
Schollius, J. 175.
Schonborner, G. 33.
Schönleben, J. L. 235.
Schoockins, M. 94. 601.
Schrader, L. 86.
Schrant, J. M. 1077.
Schreiben eines öst. Pf. 950.
Schulbücher 160. 1029. 86. 56. 87.
1190.
Schulkenins, A. 349.
Schulte, J. F. V. 1175.
Schnltetns, S. 79.
Schurius, A. 708. 547« 666. 853.
Schurman, A. M. a 95.
Schweden 113. 899.
Schwegler, A. 1033.
Schweiz 128. 876. 1081. 89. 91. 1198;
B. Luzern.
Schwsling, J. L. 602.
Schwind, 0. F. 1013.
Sciarelli, B. v. Celle 967. 971.
Scienza della salute 770.
Scio de S. Miguel, F. 858.
Scioppius, G. 288. 120. 195. 202. 291.
349. 438; I, 387. 452.
Scogli del criflt. 402.
Scoofs L. 306.
Sootisten 86. 254. 415. 428.
Scottellius, A. 171.
Scotus, J. CL 282; I, 601.
Scrupuli Ih. Sorb. 675.
Scultetus, A. 98.
Seabra, J. 923. 47.
Sebaste, Erzb. v. s. Codde.
Sebenico, G. de 691.
Sebivilla, P. I, 277.
Seckendorf, Y. L. y. 109. 585.
Secretar der Index-Oongp*. 3. 11.
SectanuB, Q. und L. 797.
Seder Olam 18a
Segesser, A. Ph. v. 1176. 1217.
Segneri, P. 507. 132. 613. 674.
Segni, B. 158.
Segretario galante 1053.
Segreti di stato 145.
Seguenot, Cl. 532.
Segur, Abbe de 1183.
— J. Ch. de, B. V. St. Papoul 762.
— L. Ph. de 1046.
Seipius, J. H. 289.
Seiden, J. 125.
Seivolini, A. 1014.
Semenenko, P. 1028. 35.
Semeomo, Mac. 463.
Sempere, J. 1061. 843.
Senancour, E. P. de 1181.
Sennert, D. 176.
Sens 8. Gondrin.
Sententia s. decretum 658.
Separes 1020.
Serces, J. 748.
Sergardi, L. 797.
Sergeant, J. 414.
Seripando I, 182. 196.
Serrao, A. 930. 932.
1261
Serry, J. H. 431. SOB. 684. 688. 752.
880. 836.
Servin, L. 359. 285. 345. 349.
Settembrini, L. 1042.
Seymour, H. 1025.
Sfondrato, Card. 623. 145. 249. 804.
632.
Sgaropnlos, 8. 146»
Shaftesbary 866. 868.
Sherlock, W. 128.
Sibour, Erzb. 1038. 1103.
Siciliani, P. 104$.
Sicilien 42. 250. 977. 1054. 56; s.
Monarchia Sic.
Sidereo, L. 239.
Sigaea, AI. 161.
Sigonius, G. 1220. 23.
Signier, A. 1186.
Sileniinm perpetuain 265. 271. 387.
643. 845. 1140.
Silhon 204.
Silva Carneiro, B. J. 1071.
Simeon Haddarsan 149.
Simon, Denys 870.
— J. G. 169.
— Jules 1188.
— Riobard 422. 125. 670.
Simonia cariae 91.
Simonis, Fr. 519. •
Simonsin, L. 514.
Sincerus, Vinoentias 1179.
Sindicato 145.
Sinistrari, L. M. 784.
Sinnich, J. 461. 463. 464.
Sinodo Fioreut. 969.
Siotto-Pintor, G. 1165.
Sin, V. 198.
Siricins, M. 111.
Sirleto, W. 1219. 20. 22; I, 29. 183.
184. 387. 391. 480. 482. 483. 455.
506.
Sirmond, J. 356.
Sismondi, S. 1045.
Sittwald, Philander 160.
Situation de l'6gl. 1105.
Sixtos IV. 280. 969.
Sixtus y. 144 ; I, 49. 170. 260. 333.
463 u. 8. w.
Slüterus, S. W. 110.
Smith, Nie. und Rieh. 384. 385.
— Th. 423. 96.
Smorfia 188.
Soanen, J., B. v. Senez 746. 737. 749.
Soave, Pietro 324.
Socialdemokraten 899.
Sooiedad de los fr. q^^ ^3.
Sodetä olcrico-liberaJi^' ^
Socinianer 97. lOfi. 162; I, 521.580.
59a
SocoloviuB, St 1222.
Sofilo Molossio 163.
Solari, B. v. Noli 974. 794. 1012.
Soldaio svezzese 99.
Solier, Fr. 292.
Solorzano, J. de 374.
Someire, Z. de 240.
Somma, A. de 140.
Sommaire des eoriti 326.
Sommario (Ablässe) 206. 242. 267.
Sommario della relig. 69.
Sonetti c. le opin. &9.
Sonnius, Fr. I, 423 u: s. w.
Sophronius IUI.
Sopransiy V. 974.
Sorbiere, S. 195.
Sorbonici Doctoris 880.
Sorbonne 255. 298. 315. 841. 365.
385. 888. 401. 402. 419. 462. 475.
499. 543. 552. 600. 633. 692. 785.
747. 812. 869. 873. 874; I, 489.
442. 447 u. 8. w.
Soto, Dom. I, 204. 803. 40a 467.
561. 569. 570. 574.
— Petrus I, 138. 3T8.
Sotomayor 50. 81.
Soulie, Fr. 1060.
Soury, J. 1188.
Spadon, Nie. 186.
Spanhemius, Fr. 99.
Spanien 21. 184. 200. 202. 283. 244.
298. 366. 370. 417. 485. 497. 677.
787. 858. 863. 906. 923; 987. 969.
1028.34. 52. 1155.
Spanzotti 1017.
Spatharius, 0. 277.
Spaventa, B. 1042.
Speochio della storia 1059.
Speoimina dootrinae 527.
Speotateor 141.
Speoulum aulioum 174.
Spedalieri, N. 1012. 960.
Spiegel, J. 156; 1,500.
Spina, B. I, 569.
— J. Fr. 186.
Spinola, Card. 188.
Spinoza 599.
Spione italiano 994.
Spirito delle leggi 869.
Spizel, Th. 80.
Spon, J. 195.
Spondanus, H. 348.
Spoor, J. H. 716.
Spörlein, J. 1114.
Sprecher, Fort. 190.
80
1960
B^gMter.
Spreng, J. J. 1024.
Stadler, D. 823.
Stap, A. 1164.
SUpfer, J. Fr. lld.
Stophylus, Fr. X, 319. 4^.
Statera appensa 414.
Stations, Lee verit. 1153.
Stattler, B. 1000.
Steele, R. 141.
Stefani, St. 998. .
Stefanoni, L« 1043.
Stella, M. 1065.
Stellarium Imm. Cono« .241.
Stellartins, Pr. 264.
Stellung des R. Stahles 1082. 89.
Stendhal, H. B. 1050.
Stephanus, G. 166 ; I, 337. .
— Rob. I, 152. 416 a. 9. w*
Sterne, L. 165.
Stevenisten 1022.
Steyaert, M. 517. 572.644.658.854.
Stigliani, T. 162.
Stigmata 263.
Stillingfleet, £. 116. 124.
StockJer, F. de Borja 6. 1052.
StockmanB, P. 466. 62. 461.
Stoiber, U. 220.
Stolte, B. 266.
Storia della chiesa, della legaf pro-
fana, univ. 199.
— delle rivolnzioai 961.
— di A. Dünn, di £ariob. 1027.
Strafbettimmnngen 7. 1216; I, 74.
ätranafl, IX Fr. 1024.
Strenge verboten 54. 56.
Stromeyer, G. L. lll.
Stroud, W. 1025.
Strozzi, T. 235.
Stravius, 0. A. 169. .
Stabrockiui, B. 488.
Standen der Andacht 1082.
Stunica, D. a 395.
— J. Lopes f, 157. 350.
Stapanas, J. P. 182;
Saarez, Fr. 308. 309. 320. 349.
— Jaan I, 591.
Sne, £. 1049.
Saiceras, J. G. 110.
Salpioe, Fr. 611.
Saltanini, B. 144.
Samario (Ablawe) 206.
Sammonte, 6. A. 199.
Sapplica a Paolo Y. 136.
— a S. M. delle Sic. 787.
Sarini, G. 625.
Sutor, P. I, 852.
Swaen, M. de 717.
Swed«iborg 113. 1182.
Swift, J. 165.
Swinden 865i.
Sykes, A. 866.
Syllabas 1128. 28. 63w 96. 1204. 26.
Sylva- •ermeauKk 68.
Sylvias, Aen. I, 40. 247. 365.
Syntagma thesiuni' 128.
Systeme de la nature 912*
— des anciens 868.
— social 912.
Szyskowski, B. v. Krpkau 2&
Tabarand, M. 934. 1075.
Tableaa da siecle 914.
— historique 914. 1074.
Tables espag^nol^fran^. 130. .
Tailhe, J. 938. 989.
Taine, H. A. 1040.
Talon, Denis 556. 663. 567.
— Omer 20. 452. 480. 563.
Tambarini, P. 957. 953, 967. 1012.
— Th. 506.
Tambaro 164.
Tanacci, B. 787. 929.
Tanzetti, R. 971.
Tapper, R. I, 250. 318. 493 u. b. w.
Tartarotti, G. 796.;
Taarellas, Nie. 176.
Taxae poenitentiariae 91. 142» I,
421. 564.
Teatro comioo 164.
Tedeschi, B. y. Lipari 782. 733. 789.
Temoignage de la verite 736. •
Templam paois 202.
Tencin, Erzb. ▼. Embrun 746. 491.
750.
Tennemann, W. 108&
Teoria civile 1056.
Terillus, Ant 506.
Tesoro politioo 197.
— riech issimo 207.
Testament, N. 425. 66a 727. 65a. 860.
Testimonia eniditorom 461.
Testory 1159.
Theatiner 224. 296. 30»; I, 169.
Theatram ohemicam 178.
Theiner, A. a. J. A. 927. 1092. 63.
1124. 41.
Themndo, Em. 376.
Theologia Lagdan. 995.
— sapplex 752.
Theologie de Toaloose^l 102.
— morale des jes« 491»
Theologische Stadisii U74.
Theologoram tredeoim 474.
Theophilos 289.
Ritgittef.
1266
Theotimus EupistintiB 948.
Theafto du Puyol 710.
Thesaurus exorcism. 221.
— precum 77.
— theol.-philol. 109. 876.
Thesen 147. 267. 268. 481. 514. 628.
587. 649. 667. 964. 935. 939. 945.
946. 1009; 1, 516.
Thiers, J. B. 420. 207. 279; I, 275.
415. 421.
Thions, G. 1106.
Thomasius, Card. J. M. 155. 484.
830.
— J. 1108.
Thomassin, L. 559.
Thomisten 680-682. 744.
Thorey, J. C. 1188.
ThorndiciuB, H. 128.
Thuanus J. A. 192. 881 ; I, 25.
Thuillier, V. 595. 686.
Thummermuth, W. 718.
Thürmer, 1085.
Thymoleon, M. 798.
Tiberghien, G. 1036.
Tileianos, Jod. I, 406. 418. 445. 449.
TiUemont 588.
TillotsoD, J. 123.
Timothee de la Fl^he 730. 587.
Tiraboschi, 6. 994.
Titius, 6. 111.
Tobar, J. 244.
Toii, St. 212.
Toland, J. 864.
Toleranz 939. 951. 952. 964 1057.
ToletuB, Fr. I, 29. 76. 46Sw 503 u. s. w.
Tomasi, T. 145.
Tomaso, A. da S. 691.
Tombeau de toutes les phil. 1226.
— du Socin. 128.
Tomitano, B. 1221.
Tommaseo, N. 1184.
Toniola, J. 80.
Torreblanca Vilalpando 186.
Torredlla, M. de 515.
Torres, T. H. de las 1052,
Tosoana 898. 967.
Tosini 719. 1007.
Tour de Babel 740.
Toumay s. Ghoyseul.
Toumemine 809. 818.
Tournon, Card. 772.
Toufs B. Hervaut, RaatiirDao.
TouBsaint, F. V. 873. *
Towianski, A. 1187.
Trabuooo, St 1164.
Tractätohen 1027.
Tractatinncnla s. Hq. ,
Tractatut brevis 718.
— de jure magisir. 380.
— de Salom. nuptiis 201.
— theoL-polit 599.
Tradition des faiU 761.
Tragica 185.
Traite de Fantoritö 574.
— de la puissanoe 572.
— des anc oeremonies 129.
— des bornas 568.
— des deux puiesances 791.
— des droiU 791. 792.
— des bis 739.
— des trois imposteurs 917.
— bist, des exoomm. 572.
— iheol. des indulg. 213.
TraiU» sur la priere 765.
TransBubstantiation 113. 127. 153.
424. 599.
Tratado breve 70.
Trattato dell interdetio 321.
— delle appellazioni 361.
Trautmannsdorf, Tb. de 964.
Travera, H. 761. 793.
Traversari, C. M. 980.
Tre quesiti 994.
Trebisch, L. 1128.
Treglies, B. de 377.
Treutier, N. 173.
Treuve, S. M. 766.
TribbechoviuB, A. 111.
Tricassinus, C. J. 689.
Trienter Conoil 73. 92. 196. 231.
321. 89L 582. 597. 978. 980; I,
28. 448 u. B. w.
Triest, B. v. Gent 464. 517.
Trinitarier 266.
Trithemius, J. 182.
Troya d'Assigiii, L. 754.
Trucbsess, Eus. 296. 509.
— Otto I, 300.
Tuba mirum clangene 665.
Tuba, L. 849.
Tuberus, L. 156.
Turohi, A. 974.
Turootti, A. 1165.
Tunn 1055. 1196.
Turreoremata, Jo. 231.
TurretinuB, B., Fr. und J. A. 101.
42. 133.
TwissuB, G. 102.
Tyrannenmord 171. 818. 341,
Cbagbs, G. C. 1147.
Ubaldini 285. 298. 380. 844. 356.
UbalduB, der b. 215. 222.
Heber den Katbsobüxiaa l\26.
1264
lUgister.
üeber die Wiederherst. 1082.
Uebeneizungen verbotener Schriften
883. 71.
Ulmo, J. ab 511.
Ultima persecuEione 989.
Ulula 8. bubo eccl. 550.
Umana legislazione 968.
Umilitä gall. 1186.
Uncle Tom's Gabin 1052.
Unelia, Gl. Attardns ab S15.
Unfehlbarkeit des Papstes 140. 337.
339. 358. 413. 487. 458. 697. 726.
743. 753. 818. 842. 998. 1006. 79.
1120. 71.
Ungetaufte Kinder 966. 1081. 1185; I,
448. 569.
Unigenitus 724. 481. 664. 856. 987.
Union Review 1079.
Unitas dogmatica 523.
Univers 1105.
Unterberff, J. 298.
Unzufriedene in Wien 960.
Urban VIII. 26. 181. 192. 214. 828.
244. 297. 372. 386. 394. 457.
Urries, P. de 876.
Usserius, J. 119.
Usura 847. 167. 315. 1153.
Utrecht 712. 789. 815. 849. 939.
956. 979. 1152.
Vacchcrius, H. 180.
Vacherot, E. 1089.
Vademecura 217.
Valdes, Alnh. I, 353. 870. 376.
Valentiis, Yentara de 174.
Valesius, P. 827.
Valle, P. della 198.
Valle clausa, P. a 444.
Vallemont, Le Lorrain de 186.
VallesiuB Fr. 87.
Valverde, B. de 1222.
Vanini, J. G. 175.
Varchi, B. 158.
Varet, Alex. 454. 492.
Varpas, Alph. 289. 886. 488.
Vangnana, 6. 68.
Varlet, B. v. Babylon 719. 749.
Vaticanisches Goncil 1022. 82. 71.
1152. 61. 71. 1216.
Vaticano languente 145.
Vecchiettus, H. 896.
Vecchiotti, S. M. 1196.
VechneruSi A. 193.
Vedeiius, M. 136.
Vega, Ghrph. de 240. 429.
Veielius, E. 147.
Veil, G. M. de 128.
Veith, J. E. 1121.
Velden, Gom. van de 866.
— St. V. 899.
Velli, Fr. 825.
Velo rimosso 1060.
Velthuysius, L. 94.
VeltHn 1.S4. 182.
Venedig 120. 194. 819. 884. 399.
404. 408. 481. 929. 1206; I, 846.
439 u. 8. w.
Veneranda, die h. 227.
Venere al tribunale 1199.
Ventura, 6. 1095. 1182.
Vera, A. 1042.
Verati, L. 1199.
Verbrennen der Bücher 1. 841. 455.
487. 488. 543. 701. 748. 76^. 760.
799. 911 ff. 924. 1056. 1102; I,
99. 296. 298 u. s. w.
Vercellone, G. 1142. 48. 52.
Verdaeus, R. 288.
Verde, Fr. 501.
Verfassung der Kirche 1176.
Vergerio, P. P. I, 260. 289. 292.
376. 436. 522. 587 n. s. w.
Vergilius, Polydorus 1220; I, 427.
552 u. 8. w.
Verheylewegen, F. ö. 1076.
Vericour, S. R. de 1044.
Veritable esprit 656.
— religion 919.
Verite rendue sensible 754. 1024.
Vermigli, P. M. 419; 1, 240 u. s. w.
Vemant, J. 553. 888.
Vemet, J. 607. 786. 869.
Verneuil, Abbe 616.
Vemey, L. A. 986.
Vemice, G. 158.
Vero dispotismo 991.
Veronius, Fr. 131. 862.
Verri, P. 991.
Verricelli, A. M. 809.
Vers sur la paix 482.
Verse, N. A. 128.
Vertot, R. A. de 196.
Verus, Gratianns I, 250.414 u. s.w.
Vettori, P. I, 214. 385. 887. 891.
Via pacis 655.
Viaggio sentimentale 165*
Viaixnes, Th. de 808. 358. 656. 728.
Vianna, P. A. 1070.
Viardot, L. 1048.
Vicarissen gen. (Brügge) 1225.
Vicecomes, Z. 220.
Vico, Fr. de 375.
Vida, Hier. I, 592.
Vidaillan, A. de 1044.
Register.
1865
Vidal, M. 809.
Vidaurre, M. L. 1202.
Yie de la Dach, de LoDgueville 768.
— de M. de la Noe 74B.
— de M. Paris 747.
— voluptueuse 947.
Vieira, A. 417.
Vies interessantes 768.
Vigil, F. G. 1202.
Yiglius I, 404. 408.
Vigor, S. 359
Vigourenx, Cl. 1180.
Vilela, G. B. 440.
Villa, Santi 212.
Villanius, J. 199.
Villanueva, J. L. 1066. 859.
Villavioencio, Laur. I, 254 u. s. w.
Villefore, J. Fr. B. de 745.
Villegardelle, Fr. 1180.
Villegas 876.
Villers, Ch. de 1084.
Vincenti, G. M. 150.
Vincentius civis Caesen. 199.
Vincentius Liberius 201.
Vincenzi, AI. 121. 419. 805.
Vindicatio 848.
Vindiciae J. Jahn 1084.
— jurisdictionis 778.
Vinnius, A. 178.
Vintimille, Erzb. v. Paris 747. 464.
768.
Virey, J. J. 1038.
Virtomnius 1180.
Virtü deUi salmi 876.
Viscardus, M. 185.
Visconti, BL 612. 1226.
Visioni e locuzioni 1198.
— politiohe 145.
Vit, Vinc. de 1145.
Vita Ant. Gharlas 577.
— lo. Clerici 93.
— S. Rnsinae 227.
— Th. Hobbes 177. *
— del P. D. Concina 823.
— del P. Paolo 824.
— di D. Maldachini 144.
— di M. Lntero 1028.
Vita, J. de 691.
Vitrinffa, C. 117.
Viva, Dom. 524.
Vivaldo, M. A. 309.
Vock, A. 1089.
Voetius, G. 94. 599.
Voeux, de 749.
Voisin, J. de 542.
Voix du sage 791.
Volgari, L. 200.
Volney, J. F. 1072.
Volpi, A. 606.
Voltaire 868. 791, 87L 909. 916. 1072.
Vos, Ph. de 528.
Vossius, G. J. 114.
— Isaac 116. 162.
Votum sanguinarium 842.
Vrais et faux cath. 1186.
Vrede, Tim. van 716.
Vreedzamige waarsch. 716,
Vulgata I, 161. 227 u. s. w.
Vulpes a Montepüoso, A. 428.
Vulpes lo. M. de Ripalda 464.
Wagenseil, J. Chr. 160«
Wagner, T. 109.
Walch, J. G. 279. 746.
Waldenser 134. 1028; I, 88. 44.289.
Wallon, J. 1176. 72.
\Val3h, P. 827.
Walther, M. 113.
Walton, Br. 124.
Wandalinu8,.J. 1028.
Wanffenmüller, M. 1098.
Ward, Mary, 297.
Watterich, M. 1176.
Watteroth, H. J. 960.
Wecker, J. J. 68.
Wegscheider 1024.
Weihe, E. de 178.
Weinrichius, M. 181.
Weislinger, J. N. 417.
Weiss, M. 1087.
WendelinuB, M. F. 109.
Wendrock, W. 487.
Werdenhagen, J. C. 176.
Wernsdorff, G. 118.
Wessenberg 1081. 998.
Westfäl. Friede 99. 100. 202. 1187.
Westhemer, B. I, 187, 152. 267. 812
u. s. w.
Wette, W. M. L. de 1024.
Wharton, H. 95.
Whately, R. 1026. 88.
Whitby, D. 102.
White, Th. 884. 411.
Widdrington, R. 827; I, 601.
Widenfeld, A. 547.
Wied, Herm. v. I, 77 u, s. w.
Wiehrl, M. 1006.
Wieling, A. 170.
Wierts, J. 520.
Wierus, J. I, 417. 476.
Wiese, Sig. 1050.
Wildtius, J. U. 147.
Wilkins, J. 124.
Wilkius, A. 110.
1266
Register.
Willmann, J. H. 1116.
Windet, J. 126.
Winther, G. V. 174.
Wiseman, Card. 400. 1026.
WiBsenbach, J. 173.
Witasse, Ch. 681. 808.
Witsius. H. 117.
Witte, Gilles de 705. 950. 651. 655.
709. 714. 716. 766. 868. 856. 970.
Wittola 950.
Wolfredus, M. 849.
Wollebins, J. 109.
Wollus, Chr. 118.
Wolphius, J. G. 111.
Woolston, Th. 864.
Wujec, J. 869; I, 836.
Wünschelruthe 186.
Wyck, A. van 708.
Wydeff I, 36. 44. 91. 544.
Wyttenbach, D. 118.
Xavier, Hieron. 89.
Xenicum chronogr* '^^7.
Xenium ad cath. 884.
Yves de Paris 1284.
Yvon, Cl. 875. 939.
ZabarelU, Fr. I, 246. 428.
Zaooaria, Fr. A. 274. 888. 846. 920.
931. 942. 943. 966. 973.
ZaioBo, B. 77.
Zamorus, J. M. 234.
Zapata, A. 42. 49.
Zaupser, A. 946.
Ze^ers, J. 459.
Zeitschriften und Zeitungen 14. 165.
649. 759. 901. 1011. 1105. 1205.
Zeller, Ed. 1035.
Zentgraf, J. J. 124.
Ziegler, G. 168.
Zigliara, Card. 1144. 70. 94.
Zimmermann, J. G. 1016.
— J. J. 1023.
-•*Matth. 143.
Zinsennehmen s. Usura.
Zintel, J. 1015.
Zirngiebl. E. 1176.
Zobi, A. 1197.
Zola, J. 957.
Zoppi, G. 988.
Zornius, P. 110.
Zwing! i I, 595 u. s. w.
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